WINTER | 2021 Die Daseinsgewerkschaft. Mitgliedermagazin - younion
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Die Daseinsgewerkschaft.
WINTER | 2021
Mitgliedermagazin
foto: FLEMAL
SERVICE
R EC H T S B E R AT U N G I N F O C E N T E R
Für die Mitglieder der Landesgruppe Wien bietet Infocenter Zentrale
younion _ Die Daseinsgewerkschaft Rechtsberatung 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11
in allen dienst- und besoldungsrechtlichen Fragen
wie folgt an. Öffnungszeiten
Jeden Montag, Dienstag und Mittwoch Montag, Mittwoch und Donnerstag von 8.00–16.00 Uhr
von 16.30 bis 18.00 Uhr Dienstag von 8.00–17.00 Uhr
!! !!
Freitag von 8.00–14.00 Uhr
Aufgrund der Corona-Krise bis auf Weiteres nur
gegen Voranmeldung Schulferien
unter +43 1 313 16-83650 Montag bis Donnerstag von 8.00–16.00 Uhr
Freitag von 8.00–14.00 Uhr
(in den Sommerferien jeden Montag und Mittwoch,
nicht in den sonstigen Schulferien)
in der Zentrale, 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock. Kontakt
Tel.: +43 1 313 16-83720 bis 83723
Für die Mitglieder der Hauptgruppe VIII (ehem. KMSfB) bietet Fax: +43 1 313 16-99-83720
E-Mail: infocenter@younion.at
younion _ Die Daseinsgewerkschaft in allen arbeitsrechtlichen
Web: www.younion.at
Fragen Rechtsberatung zu bestimmten Terminen an.
Bitte um Terminvereinbarung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83861.
Service/Leistungen
Lohnsteuerberatung Hier ein kleiner Überblick über die Tätigkeiten im Infocenter der
in der Zentrale der younion younion für unsere Mitglieder:
(1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock): • Wir nehmen gerne Ihre Mitgliedsanmeldung entgegen
Jeden Montag (in den Sommerferien jeder zweite Montag) von 16.30 bis 18.00 Uhr,
!! gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650.
!! • Erhalten Sie Informationen zu Urlaubsangeboten von
Hotel Grimmingblick, Vitalhotel Styria,
Appartements Bad Kleinkirchheim, „Grand Tours“ und „Sowegeno“
Pensionsberatung
in der Zentrale der younion • Im Infocenter erhalten Sie Ihre neue Mitgliedskarte
(1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11, 3. Stock),
• Bei uns können Sie für die Solidaritäts-Unterstützungen einreichen
Jeden Donnerstag (in den Sommerferien jeden 2. Mittwoch nur in der Zentrale)
von 16.00 bis 18.00 Uhr, •
Holen Sie sich im Infocenter die Karten für diverse Kultur-Vorstellungen
!! gegen Voranmeldung unter der Tel.-Nr. +43 1 31316-83650.
!! • Sie können bei uns Ihren Mitgliedsbeitrag einzahlen
Die Mitglieder der übrigen Bundesländer ersuchen wir um • Sie erhalten bei uns vergünstigte Parkkarten für den Parkplatz C
Kontaktaufnahme mit der zuständigen Landesgruppe. und die Parkhäuser 3 + 4 am Flughafen Wien-Schwechat
IMPRESSUM
Herausgeber: younion _ Die Daseinsgewerkschaft; 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11
Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Tel. 01/662 32 96, Fax 01/662 32 96 - 39793,
E-Mail: zeitschriften@oegbverlag.at, Web: www.oegbverlag.at, UID: ATU 55591005, FN 226769i
Hersteller: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl; Verlagsort: 1020 Wien, Herstellungsort: 7201 Neudörfl
Redaktion: 1090 Wien, Maria-Theresien-Straße 11; Chefredakteur: Ronald Pötzl; Redaktion: Christian Meidlinger, Michael Novak, Marcus Eibensteiner;
Layout/Grafik: Rainer Müllauer
Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise,
nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
DVR-Nr. 0046655 | ZVR 576 439 352 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz unter: www.younion.at/offenlegung
Ein Jahr wie nie zuvor
foto: Michael Liebert
geht zu Ende
Christian Meidlinger
D as Jahr 2021 neigt sich dem Ende
zu und es wird uns allen in Erin-
nerung bleiben. Lockdowns, geschlos-
Wirtschaftswachstum die Prognose
des laufenden Jahres (4,4 % lt. Wifo
ohne neuerlichen Lockdown).
Vorsitzender
der younion
sene Gastro, kein Wintertourismus, Mit einer Staffelung von 3,22 % für
Homeoffice, Impfungen, Demonstra- kleinere bis hin zu 2,91 % für ganz
tionen. Politisch ein Jahr mit drei Bun- hohe Einkommen
deskanzlern – mit ruhiger Hand durch haben wir eine so- Gehaltsabschluss 2022
die Krise führen sieht anders aus. ziale Komponente
Bruttogehalt Steigerung % Steigerung im Monat Steigerung im Jahr
Ein Jahr, in dem wir als Gewerkschaft erwirkt. Zulagen
vor der schwierigen Finanzsituation und Nebengebüh- 2.000 € 3,17 % 63,40 € 887,60 €
der Kommunen gewarnt haben. Gute ren steigen um 3 %. 2.500 € 3,11 % 77,65 € 1.087,10 €
Arbeitsbedingungen für unsere Kol- Dieser Abschluss gilt
leg*innen sind damit in Gefahr, eben- vorbehaltlich der Be-
3.000 € 3,06 % 91,90 € 1.286,60 €
so Förderungen und Subventionen schlüsse in den Gre- 3.500 € 3,03 % 106,15 € 1.486,10 €
der Kulturbetriebe. Wie das Vereinsle- mien und den jewei- Durchschnittliche Steigerung: +3 % Zulagen und Nebengebühren: +3 %
ben, die soziale Arbeit oder die freiwil- ligen gesetzlichen Vorbehaltlich der Beschlüsse der jeweiligen Gremien
lige Feuerwehr in den Gemeinden auf- Körperschaften.
recht erhalten werden sollen stellt uns Ich möchte mich für die Unterstüt-
vor riesige Herausforderungen und zung in diesem besonderen Jahr recht
wird uns die nächsten Jahre begleiten. herzlich bedanken und wünsche
Wir, die younion, haben unseren Bun- Ihnen allen eine besinnliche Weih-
deskongress virtuell abgehalten und nachtszeit und ein paar schöne Stun-
unser Haus neu bestellt. den im Kreise Ihrer Liebsten, bitte
Gleichzeitig konnten wir in diesen bleiben Sie gesund.
schwierigen und instabilen Zeiten Ihr
einen fairen und guten Gehaltsab-
schluss erreichen. Für die Berech-
nung der Inflation werden das letzte
Quartal des Vorjahres und die drei
ersten Quartale des laufenden Jahres
herangezogen (2,1 % lt. Wifo). Für das Christian Meidlinger
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
unseren verdienten Funktionärinnen und Funktionären
Christian Pandion Erwin Mahr
60. Geburtstag, *27.12.1961 75. Geburtstag, *27.11.1946
Wolfgang Katzian Josef Pulling
65. Geburtstag, *28.10.1956 75. Geburtstag, *6.10.1946
Arnold Karner
85. Geburtstag, *16.12.1936
3
I N H A L T Über Geld spricht
Geschichte des Geldes Seiten 5—9
Vom Tauschhandel mit Muscheln bis zu Papiergeld, Bitcoin
man nicht? Doch!
& Co. war es ein weiter und spannender Weg. Wir haben ihn
nachgezeichnet.
N icht über Geld zu reden, muss
Foto: Harri Mannsberger
man sich erst einmal leisten kön-
Ist Krypto die Antwort? Seiten 11—13 nen. In Wahrheit ist das Thema gera-
Die Welt wankt: Corona, Klima, Politik. Auch Währungen wer- de in diesen Zeiten allgegenwärtig.
den infrage gestellt. Im Interview fragen wir die Top-Expertin Wer zahlt die Kosten der Pandemie,
Helene Schuberth von der Österreichischen Nationalbank nach wenn die Rechnungen fällig werden?
ihrer Analyse. Wie gelingt eine faire Entlohnung
für Arbeit? Wie belohnt man die be- Ronald Pötzl
Lauter Protest Seiten 15—19 wundernswerten Leistungen der Ar-
Den Bediensteten reicht's. In den Pflegeberufen und in den Chefredakteur
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
österreichischen Kindergärten fehlen Reformen und bessere
die das Land während der Krise am Was in dieser
Bezahlung. Tausende Kolleg*innen kamen zu den Großdemos.
Laufen halten? Wie schultern die Ge- Ausgabe leider nicht
meinden die Kosten? Aber vor allem möglich ist, ist die
Bundeskongress in Bits und Bites Seiten 20—21 gewohnte Vorstellung
einmal: Wie funktioniert das alles unserer Urlaubs- und
Der heurige Bundeskongress der younion ging komplett digital eigentlich? Und warum hat sich das Kulturangebote. Die
über die Bühne, Wahlen inklusive. aktuelle Finanzsystem durchgesetzt? aktuelle Lage erlaubt
Oder besser: Hat es sich durchgesetzt, keinen seriösen
Bildungsprogramm Seiten 22—23 Ausblick auf die kom-
Die Bildungsangebote für die kommenden Monate stehen oder zahlen wir demnächst bargeldlos
menden Wochen.
bereit. oder gleich in Kryptowährung?
Geld und die Großstadt Seiten 24—25 „Nicht über Geld zu reden, muss man sich
Wie funktioniert die Finanzierung großer Städte? Ein Erklä-
rungsversuch am Beispiel Wien. erst einmal leisten können. Das Thema ist
Steuergerechtigkeit Seiten 26—28 gerade jetzt allgegenwärtig.“
Arbeitnehmer*innen vs. Großkonzerne: Wer zahlt in Österreich,
und was ändert die globale Mindeststeuer? Dem Thema „Geld“ in allen seinen Fa-
cetten haben wir das aktuelle Heft ge-
Mogelpackung Seiten 29—31 widmet.
Die Städte und Gemeinden in Österreich leisten einen enormen
Beitrag in der Covid-19-Krise. Aber jetzt drohen heftige perso- Selbstverständlich
Nicht auf der Strecke bleiben dabei finden Sie einen
nelle und finanzielle Schwierigkeiten. Das zweite Hilfspaket der natürlich weitere wichtige Themen Überblick auf dem
Regierung war nicht gerade hilfreich. unserer Gewerkschaft. Die vergange- neuesten Stand im
nen Wochen waren nicht zuletzt von Internet unter
Fit mit Fußball Seiten 33—35 der schwierigen Situation der Pflege www.younion.at
Unsere Vereinigung der Fußballer (VdF) ist nicht nur für
und fehlenden Reformen in den ös- Auf unserer
Profi-Sportler*innen erfolgreich im Einsatz. Wir haben nach Fit-
terreichischen Kindergärten geprägt Homepage finden
nessübungen mit Ball gefragt, die die ganze Familie zu Hause
(Bericht ab S. 15) Sie außerdem die
locker durchhält. Aufzeichnung unserer
Welche Vorteile gelebte Diversität Diskussionsveranstal-
Wettbewerbsvorteil Seite 37—39 tung „Digitalisierung
Diversität ist schon lange kein „Trend“ mehr. Gerade für Unter- auch großen Unternehmen bringen und die Zukunft der
nehmen wird der Bereich immer wichtiger. Nicht zuletzt hat kann: ab Seite 37. Und fit im Lock- Arbeit“ mit dem deut-
sich herausgestellt: Diverse Teams sind kreativer. Ein Interview. down bleibt man mit den Übungen schen Philosophen
unserer Sportler*innen. Diese Trai- Richard David Precht:
Das ist doch Stermann!! Seite 42 ningseinheiten schafft jede und jeder, tinyurl.com/22zrhyy6
Prädikat: sehr sehens-
Unser Kolumnist überlegt die Umstellung seiner künftigen womit alle Ausreden entfallen. wert.
Entlohnung auf 60-Euro-Scheine. Das ist der heitere Teil. Sehr
ernst zu nehmen ist dagegen seine völlig satirefreie Forderung: Frohe Weihnachten und auf ein
Her mit mehr Geld für die Pflegeberufe (vor denen er sofort den Wiedersehen im kommenden Jahr!
Hut ziehen würde – wenn er denn einen hätte)!
4
Die Geschichte des
bild: luisa fumi
Der Ursprung des Geldes reicht Tausende Jahre zurück. Einst
dienten Muscheln zum Tausch, später erleichterten Münzen den
Handel. 1762 wurde das erste österreichische Papiergeld gedruckt,
weil Kaiserin Maria Theresia dringend Bares brauchte. Gleich
mehrfach wurde das Geld entwertet und die Sparer*innen verloren
ihr Vermögen. Heute bezahlt Österreich mit Euro und schon bald
könnte digitales Geld die Hauptrolle spielen.
Ursula Kren-Kwauka
„Die Phönizier haben das Geld er- Silber und Gold
funden. Aber warum so wenig?“, soll verwenden die
sich der Dichter Johann Nestroy einst Menschen seit
beklagt haben. Das ist allerdings nur Jahrtausenden
die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass für Geschäfte.
sich viele Menschen bis heute fragen, Lange muss-
warum am Ende des Geldes noch so te der Wert der
viel Monat übrig ist. Zahlungsmittel Edelmetall-
gab es allerdings schon vor den Phö- stückchen um-
niziern. Eine frühe Form war Natural- ständlich durch
geld, zum Beispiel Vieh, Getreide oder Wiegen ermit- Infos zu unserem Autor
Muscheln. Besonders beliebt war das telt werden. Im siebenten Jahrhun-
Martin Kwauka ist als Vermögensberater
Gehäuse der Kaurischnecke, es wur- dert vor Christus prägten die Lyder in
mit Standort in Wien aktiv.
de sogar für Exportgeschäfte genutzt. Kleinasien, der heutigen Westtürkei,
In der schreibenden Zunft ist er seit 1995
Seit gut viertausend Jahren konnten die ersten beidseitigen Münzen aus
als Finanzjournalist tätig, unter anderem
Menschen von Afrika bis nach China einer Mischung von Gold und Silber.
war er viele Jahre Chefredakteur des Wo-
damit zahlen, erst vor hundert Jah- Der Vorteil der Münzen: Jede hatte
chenmagazins „Format“.
ren kam es außer Gebrauch. Auch den gleichen Wert, was den Handel
5
Lyder prägen frühe Münzen – Erstes Papiergeld
foto: thingamajiggs / bukhta79
Das Königreich Lydien war ein in Österreich – Die ersten ös-
Nachbar der Griechen, die an terreichischen Münzen stam-
der Westküste der heutigen men bereits aus der Zeit 150
Türkei siedelten. Münzen sind v. Chr. Die ersten Banknoten
vor allem durch ihren letzten wurden erst 1762 unter Maria
König Kroisos bekannt. Theresia ausgegeben.
700 vor Christus 1762
stark erleichterte und die Wirtschaft wendet. Die ausgebeuteten Gold- und erklärt. Dass verlorene Kriege die Kas-
aufblühen ließ. Silberminen gaben zudem im späten sen leeren, zeigte sich auch nach dem
Gold- und Silbermünzen wurden Mittelalter immer weniger Rohstoff Krieg gegen Preußen im Jahr 1866.
bald weltweit zur beliebtesten Form frei, der Edelmetallgehalt der Mün- Kaiser Franz Joseph war finanziell so
des Geldes. Der Haken: Es wurde zen wurde reduziert, der Handel und verzweifelt, dass er sogar Betrügern
knapp. Der zunehmende Handel be- die Wirtschaft eingebremst. Erst mit auf den Leim ging. Drei selbsternann-
nötigte immer mehr Münzen. Und der Entdeckung Amerikas kam plötz- te Alchemisten versprachen, Silber zu
die Herrscher brauchten immer grö- lich mehr Gold nach Europa. Doch das Gold zu machen. Eigentlich waren die
ßere Summen zur Finanzierung ihrer kam zuallererst Spanien zugute. An- Glanzzeiten der Goldmacher durch
militärischen den Aufschwung
Au s e i n a n d e r-
setzungen. Die
»
Drei Alchemisten versprachen, Silber zu Gold zu der Naturwissen-
schaften längst
Königsidee: Pa- machen. Ein teurer Fehlschlag für Kaiser Franz Joseph. «
vorbei. Der Kai-
piergeld. Man Aus Geldnot versuchten schon die Habsburger, die Gesetze der Chemie zu beugen. ser ließ sich
musste nur trotzdem vom
Papier bedrucken und konnte so im dere Länder mussten sich erfinderisch Hokuspokus blenden und stellte den
Handumdrehen die leeren Kassen fül- zeigen: 1661 druckten die Schweden Scharlatanen die enorme Menge von
len. Rund um das Jahr 1024 wurden das erste Papiergeld, 1762 war es auch 170 Zentnern Silber zur Verfügung.
in China erstmals Geldscheine aus- in Österreich so weit: Während der Natürlich entstand kein einziges
gegeben, weil die Münzen nicht aus- Zeit des Siebenjährigen Krieges wurde Gramm Gold. Der einzige Effekt war
reichten, um Soldaten und Waffen zu in Österreich erstmals Papiergeld aus- naturgemäß, dass Franz Joseph noch
bezahlen. gegeben. Schließlich brauchte Kaise- klammer war als zuvor.
rin Maria Theresia dringend Geld für
Münzen nur für Luxusgüter ihr Militär. Da der Staat auch danach Gründerzeit brachte Aufschwung
Im rückständigen Europa brauchte chronisch knapp bei Kasse blieb, wur- Doch schon kurz darauf war alles ver-
die Entwicklung wesentlich länger. den immer mehr Scheine gedruckt. gessen: Die Gründerzeit sorgte für
Vor tausend Jahren dominierte noch Schließlich ging die Monarchie 1811 einen extremen wirtschaftlichen Auf-
der Tauschhandel den Alltag. Münzen während der Kriege mit Napoleon schwung in Österreich-Ungarn. Die-
aus Edelmetall wurden in erster Linie gänzlich pleite. Daraufhin wurden die ser wurde befeuert durch die enormen
für den Handel mit Luxusgütern ver- Banknoten kurzerhand für wertlos Reparationszahlungen, die Frankreich
Ende der Golddeckung Euro wird Buchgeld –
des US-Dollars – Elf Staaten der Europäischen
foto: ©AK-DigiArt
bild: bluedesign
US-Präsident Richard Nixon Union führten den Euro
blieb vor allem durch den Wa- ein, die Umrechnungskurse
tergate-Skandal in Erinnerung. wurden festgelegt und die
Er hob aber auch die Goldbin- EU-Staaten betrieben eine
dung des US-Dollars auf. gemeinsame Geldpolitik.
1971 1999
6
Einführung des Schillings – Währungsreform in
Die neue Währung kam nach Österreich – Gegen Vorweis
dem Ende der Inflation. Der der Lebensmittelbezugskar-
Schilling teilte sich in 100 Gro- te wurden pro Person 150
schen und wurde seiner Sta- Schilling in 150 neue Schilling
bilität wegen gelegentlich als umgetauscht. Weitere Beträge
„Alpendollar“ bezeichnet. nur im Verhältnis 3:1.
1925 1947
nach dem verlorenen Krieg 1871 an nanzkrise der Geschichte aus, selbst massive Verluste der Sparer*innen.
Preußen zahlen musste. Weil so viel in New York musste die Börse erstmals Nur 150 alte Schilling pro Kopf wurden
Geld in Deutschland nicht schnell ge- geschlossen werden. Die Weltwirt- eins zu eins in neue Schilling gewech-
nug ausgegeben werden konnte, wur- schaft brauchte Jahre, um wieder in selt, der Rest wurde um ein Drittel ab-
de es an die Wiener Börse zur Spekula- Schwung zu kommen. gewertet. Die Preise der Waren stiegen
tion weitergeleitet. Die Kurse stiegen, Im Jahr 1892 wurde in Österreich-Un- postwendend auf das Dreifache. Alte
auch angefeuert durch die Euphorie garn der Gulden durch eine Geldum- Banknoten verloren nach kurzer Frist
vor der Wiener Weltausstellung, ins stellung durch die Goldwährung Krone ihre Gültigkeit.
Astronomische. Wer nicht genug Geld ersetzt, die in 100 Heller unterteilt war.
zum Aktienkauf hatte, borgte es sich Es folgte eine Phase der Stabilität und Der Dollar als Schutzschirm
einfach aus. des wirtschaftlichen Aufschwungs, die Nach der zweifachen Geldentwertung
mit dem Ersten Weltkrieg endete. Der verlief der Rest der Geldgeschichte
Eine Flut von neuen Banken Staat entledigte sich der Last der Rück- des 20. Jahrhunderts weitgehend sta-
Neue Banken schossen wie Pilze aus zahlung der vielen Kriegsanleihen bil. Viele Währungskurse waren zum
dem Boden. Und weil sich die Kunde durch eine heftige Inflation. Im Jahr US-Dollar fixiert und obendrein in-
über den schnellen Reichtum durch 1925 wurden schließlich 10.000 öster- direkt über den Dollar goldgedeckt.
die neuen Telegrafen wie ein Lauffeu- reichische Kronen in einen Schilling Die USA hatten sich nämlich 1947
er verbreitete, verpflichtet, für
wurden Wiener
Aktien auch in
» Am 13. um 7 Uhr haben sie 6 gehabt, dabei 0 aufgepasst je 35 Dollar eine
Unze Gold he-
London und Pa- – und jetzt sind sie zu dritt. « rauszugeben.
ris zum heißen Eselsbrücke aus dem Jahr 2002 zum Umrechnungskurs: 13,7603 Schilling waren ein Euro. Länder wie Itali-
Eisen. Doch kurz en, die Probleme
nach der Eröffnung der Ausstellung zu 100 Groschen getauscht. Zahllose mit dem fixen Wechselkurs hatten,
am 1. Mai 1873 platzte die Blase. Die Sparer*innen verloren ihr gesamtes mussten immer wieder abwerten.
Börse stürzte kurz darauf am 9. Mai, Vermögen. In der Nazizeit von 1938 bis Bei jedem Urlaub an der Adria hatten
dem Schwarzen Freitag, komplett 1945 wurden Schilling in Reichsmark österreichische Familien mehr Lire
ab. Schon am Vormittag mussten 121 und anschließend wieder zurückge- in der Tasche. Auch die USA kamen
Banken Bankrott anmelden. Die Kri- tauscht. Allerdings sorgte die Wäh- unter Druck und konnten die Gold-
se weitete sich zur ersten globalen Fi- rungsreform im Jahr 1947 erneut für Fortsetzung auf Seite 9
Euro wird Bargeld – Start von Bitcoin –
Ein Ereignis von historischer Das Bitcoin-Netzwerk ent-
foto: amixstudio
Bedeutung auf dem Weg zu stand mit der Schöpfung von
foto: sebra
einem Europa, in dem sich gerade 50 Bitcoins. Der erste
Menschen, Dienstleistungen, Wechselkurs lag bei 0,07 Dol-
Kapital und Waren frei bewe- lar. Er unterlag von Anfang an
gen können sollten. starken Schwankungen.
2002 2009
7
Gesund werden. Gesund bleiben. Ambulanzen aller Fachrichtungen Moderne, hochspezialisierte Diagnostik Individuelle, innovative Therapie Persönliche Betreuung SANATORIUM HERA Löblichgasse 14, 1090 Wien www.sanatoriumhera.at
foto: Mishainik
Über die Jahre hat
sich das Schürfen von
Bitcoins (so genanntes
Mining) zu einer Art
Volkssport entwickelt.
Allerdings ist Bitcoin
ausgesprochen klima-
schädlich: Die Computer
zur Bitcoin-Verwaltung
benötigen heuer unge-
fähr so viel Strom wie
Pakistan, ein Land mit
220 Millionen Einwoh-
ner*innen. Und rund um
Krypto-Geld wie Bitcoin
haben Anlagebetrüger
Hochkonjunktur: 55 Pro-
zent aller bei der heimi-
schen Finanzmarktauf-
sicht FMA gemeldeten
Schadensfälle beziehen
sich auf dubiose digitale
Währungen.
bindung ab 1971 nicht mehr halten. am 10. November 2021 waren es bereits jemand Zweifel an der Stabilität seiner
Das weltweite System gegenüber dem über 68.000 Dollar. Allerdings wackelt Hausbank hätte, wäre das Geld im
US-Dollar fixierter Umtauschkurse der Kurs wie ein Lämmerschwanz, Handumdrehen bei der EZB in Sicher-
brach zwei Jahre später zusammen. wiederholt fiel der Bitcoin auf einen heit. Die EZB könnte sogar Kredite an
Österreich entschied sich bewusst zu Bruchteil seines Wertes, um dann wie- Privatpersonen vergeben. Für Ewald
einer Hartwährungspolitik und sorg- der einen neuen Anlauf zu nehmen. Nowotny, den ehemaligen Gouver-
te ab 1976 für einen Parallellauf von
Schilling und Deutscher Mark.
foto: Nattakorn
Das gute alte Spar-
schweinderl könnte
Ist Plastikgeld die Zukunft? demnächst ausgedient
Im Jahr 1999 waren dann die Tage von haben. In anderen Län-
Schilling, Mark & Co. gezählt. Ab 1. dern wie Schweden, dem
Jänner 1999 wurde der Euro als Buch- Pionier der Geldscheine,
geld eingeführt, ab 1. Jänner 2002 wird praktisch nur noch
mit Plastikgeld gezahlt.
schließlich auch als Bargeld. Noch Selbst obdachlose
jahrelang kämpfte die Bevölkerung Magazinverkäufer ak-
mit dem komplizierten Umtausch- zeptieren Kreditkarten.
kurs von 13,76 Schilling für einen Björn Ulväus, Mitglied
Euro. Zum Ausgleich entfiel das Geld- der Popgruppe ABBA,
will Schweden sogar
wechseln in vielen Ferienländern. Das zum ersten bargeldlosen
ist aber noch lange nicht das Ende der Staat der Welt machen.
Geschichte. Auch wenn das Bargeld
in Österreich einen besonders hohen
Stellenwert hat, nimmt die bargeldlo- Die EZB als neue Hausbank neur der Oesterreichischen National-
se Zahlung immer mehr zu. Schon bald soll auch der Euro zusätz- bank, wirft das nicht zuletzt folgende
lich als stabile Digitalwährung ein- Frage auf: „Wer braucht dann eigent-
Krypto: Wertvoll, aber schwankend geführt werden. Theoretisch könn- lich noch herkömmliche Geldinstitu-
Die nächste Umwälzung ist schon te dann jeder Österreicher und jede te?“ Man muss kein Prophet sein, dass
längst im Gange, es geht in Richtung Österreicherin ein Konto direkt bei sich die heimischen Banken nicht so
Digitalgeld. Die 2009 gestartete Kryp- der Europäischen Zentralbank EZB einfach wehrlos aus der Geschichte
towährung Bitcoin gewinnt immer haben. Selbst Überweisungen ins Eu- des Geldes verabschieden werden. Ob
mehr an Wert. Noch Anfang Februar ro-Ausland könnten dann in Sekun- es allerdings in ein paar Jahrzehnten
war ein Bitcoin einen US-Dollar wert, denschnelle abgewickelt werden. Falls noch Bargeld gibt?
9
foto: Nick Langer
Ist Krypto
Wirdie Antwort?
foto: Helen Schuberth
haben die Expertin gefragt.
Die ganze Welt wankt: Corona, Klima, Politik. Auch Währungen Zur Person
werden infrage gestellt. Kryptowährungen scheinen für viele die
Zukunft. Wirklich? „Kryptogeld ist aus einem tiefen Misstrauen Helene Schuberth ist promovierte Öko-
nomin und Forscherin an der Oesterrei-
entstanden“, sagt OeNB-Expertin Helene Schuberth im Interview. chischen Nationalbank (OeNB), dort seit
1993 beschäftigt und leitet seit 2013 den
younited: Wie würden Sie da ihnen, mangels verantwortlicher
Bereich „Foreign Research“ – die Ana-
Kryptowährungen definieren, Instanz dahinter, die Wertstabilität
lyse wirtschaftlicher Entwicklungen im
und wie viele gibt es davon schon? und allgemeine Akzeptanz fehlt, die
Ausland.
Helene Schuberth: Die Bezeichnung wir von Währungen erwarten: Also,
„Währung“ ist für Bitcoin und Tau- dass ich in jeden Supermarkt gehen
sende ähnliche Projekte irreführend, kann und dort mit fünf Euro in der
11foto: APA
Tasche tagein tagaus zwei Wurstsem-
meln oder eine Tiefkühlpizza kaufen
kann – egal ob ich gestern, heute oder
morgen vorbeischaue. Mit einem be- „Wenn ich mich vor
unkontrollierbaren
stimmten Bitcoin-Betrag in der Tasche Mächten fürchte und vor
hingegen finde ich kaum Akzeptanz- ihnen flüchten möchte,
stellen und erlebe mit seiner Kaufkraft dann bin ich in der Kryp-
permanent Überraschungen, weil die towelt falsch. Bitcoin
Preise in Euro gleichbleiben, aber um- und andere Projekte sind
konstruiert wie Samm-
gerechnet in Bitcoin stark schwanken. lerobjekte: begrenzte
Dass einzelne Geschäfte oder gar Län- Auflage, gewürzt mit
der trotzdem verkünden, dass man einer guten Geschichte.
bei ihnen neben der Landeswährung Das kann zu zeitweise
auch in Bitcoin bezahlen kann, ist eine hoher, aber schwanken-
der Nachfrage führen“:
Werbemaßnahme, um Kryptofans an- Finanzexpertin Helene
zulocken, aber für die breite Masse im Schuberth im Interview.
Alltag ist das irrelevant und uninter-
essant. Selbst wenn ich Bitcoin habe,
werde ich meine Wurstsemmeln nicht
damit bezahlen, weil vielleicht verpas-
se ich ja dann einen Kursanstieg am Verantwortung übernimmt, und Wenn ich mich vor unkontrollierba-
nächsten Tag. Marktwettbewerb die einzige richtige ren Mächten fürchte und vor ihnen
Organisationsform für alles ist. In der flüchten möchte, dann bin ich in der
Was war der Grund für die Einfüh- Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 Kryptowelt falsch, weil dort haben ei-
rung von Kryptowährungen? erhielt dann noch das populäre Miss- nige wenige großen Einfluss, die als
Die Erfindung von Bitcoin entstand verständnis Auftrieb, dass Krisen in Eigentümer großer Anteile, als Pro-
aus einem tiefen Misstrauen gegen unserem Wirtschaftssystem mit einer grammierer, als Börsenbetreiber oder
Staat und Unternehmen, und aus der irgendwie gearteten Reform des Gel- als Erzeuger völlig unvorhersehbar
Vorstellung, dass es diese gar nicht des vermeidbar wären. und unkontrolliert unter Pseudonym
zum Wirtschaften braucht, dass es agieren und mit ihrem Handeln enor-
also Märkte, Wirtschaftsleistungen Alles wird derzeit stark hinterfragt. me Wertveränderungen bei den Kryp-
und Geld geben kann, ohne dass ir- Beflügelt so eine Dynamik auch die tovermögen aller Kleinen im Krypto-
gendwer für ihr Funktionieren die nichtstaatlichen Kryptosysteme? sektor auslösen können.
Was ist problematisch an
Kryptowährungen?
Die Probleme, die Krypto„währungen“
derzeit schaffen, sind eher Schwarz-
marktgeschäfte, Betrug, Geldwäsche
und Steuerhinterziehung, und die da-
Auch wenn Krypto
in den Augen seiner für zuständigen Behörden und gesetz-
Anhänger derzeit glänzt gebenden Instanzen sind diesbezüg-
wie Gold, der Handel lich zunehmend aktiv.
damit ist nicht unpro-
blematisch. Helene Wann wird Bargeld ausgedient
Schuberth:
„Die Probleme, die Kryp- haben?
to„währungen“ derzeit Umfragen in Österreich zeigen einen
eher schaffen, sind großen anhaltenden Wunsch nach
Schwarzmarktgeschäfte, Bargeld, und auch die Nachfrage nach
Betrug, Geldwäsche und Bargeld bleibt hoch. Die OeNB wird
Steuerhinterziehung.“
diesem Wunsch sehr gerne gerecht,
und ein Ende des Bargeldes ist nicht
abzusehen.
foto: APA
Ex-US-Außenministerin Hillary
Clinton geht davon aus, dass
12Kryptogeld den
Dollar ablöst.
Glauben Sie, dass
Bitcoin & Co. unser
Bezahlsystem
ablöst?
Bitcoin und andere
Projekte sind konst-
ruiert wie Sammler-
objekte: begrenzte
Auflage, gewürzt
mit einer guten Ge-
schichte, kann zu
zeitweise hoher,
aber schwankender
Nachfrage führen,
mit dem Resultat
schwankender Kur-
se. Offizielle Wäh-
rungen bleiben der
Maßstab und das
Zahlungsmittel für
sämtliche Preise in
der Wirtschaft, auch
der Wert von Bit-
coin und Co. wird in
offizieller Währung
gemessen. Wäh-
rungskonkurrenz ist das also keine, Menschen besser zu verstehen und tanzen, die irgendwelchen Pflichten
egal wie viele Leute das noch kaufen genauer hinzuschauen, wie scheinba- unterliegen, und keine Deckungs-
oder wie stark der Kurs steigt. re Selbstverständlichkeiten wie Geld werte dahinter.
Es gibt allerdings Ideen von Groß- tatsächlich funktionieren und war- Wer sich an dem System beteiligt,
konzernen, eigene Krypto„währun- um. Und im Krypto-Sektor passiert unterliegt technischen Regeln, aber
gen“ herauszugeben, die im Wert an viel technische Innovation, die viel- was eine Krypto-Einheit in der ech-
offizielle Währungen gekoppelt sind leicht auch gesellschaftliche sinnvolle ten Welt wert ist, wird jeden Tag neu
und damit eventuell Bankguthaben Anwendungsmöglichkeiten eröffnen auf Märkten je nach deren Tageslau-
aus dem Alltag verdrängen, womög- könnte. ne ermittelt. Dass diese Märkte aus
lich aber, ohne der Kundschaft und Märkten entstanden sind, auf denen
der Wirtschaft die gleiche Sicher- Die Kurse für derartige Kryptowäh- zuvor hauptsächlich Sammlerstücke
heit zu bieten. Das wäre eine neue rungssysteme zeigen starke Pendel- der Populärkultur gehandelt worden
Qualität, und zur Einhegung solcher schläge. Worin liegen die Gründe, sind, ist kein Zufall, denn Kryptos ha-
Ansätze werden in der EU derzeit die dass sie derart großen Schwankun- ben ähnliche wirtschaftliche Merk-
Zulassungsgesetze aufgerüstet und gen ausgeliefert sind? male.
an digitalem Zentralbankgeld als Hinter einem Euro-Geldschein steht
mögliche Ergänzung für Bargeld und eine Zentralbank, hinter einem Haben Sie persönlich in
Bankguthaben gearbeitet, auch um Bankkonto-Guthaben steht eine Ge- Kryptowährungen investiert?
die Währungssouveränität im digita- schäftsbank, die jeweils neue Schei- Ich investiere grundsätzlich nicht in
len Zeitalter zu sichern. ne oder Guthaben nur im Tausch Anlageinstrumente, die einen leis-
gegen in der gesamten Wirtschaft tungslosen Ertrag versprechen und
Können Sie dem Krypto-System anerkannte Vermögenswerte aus- schon gar nicht in Kryptowerte.
oder dem darüber entstandenen stellen darf, die sie von den Empfän-
Hype etwas Gutes abgewinnen? gern dieser Scheine und Guthaben Sie sind mit dem Schilling
Die große Aufmerksamkeit, die Kryp- bekommen, und die die rechtliche aufgewachsen. Rechnen Sie noch
towährungen derzeit genießen, und Pflicht hat, für den Wert geradezu- um – von Euro auf Schilling –
die Erfahrungen, die Menschen damit stehen. Bei Kryptowerten wie Bitcoin beim Einkauf ?
machen, helfen vielleicht so manchen gibt es keine verantwortlichen Ins- Schon lange nicht mehr.
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Auf der Straße! fotos:Cardes Production / Robert Rubak
Genug ist genug! Weil sich die Bundesregierung taub stellt, die. Wasser? Fließt einfach. Strom?
Das ist wohl keine Frage. Versorgung
organisierte younion _ Die Daseinsgewerkschaft zwei große
in der Klinik? Für mich die beste! So-
Demonstrationen in Wien. Tausende kamen – fort! Eine gute elementare Kinderbil-
und es wurde richtig laut! dung? Natürlich!
Doch jetzt ist genug! Kolleg*innen aus
W ir zeigen es seit vielen Mona-
ten immer wieder auf: viele
Gemeindebedienstete können nicht
und Sportbereich oder in den freien
Berufen ist die psychische Belastungs-
grenze erreicht. Da geht es oft um die
zwei verschiedenen Bereichen gingen
nun auf die Straße. Zu Tausenden!
Und es können noch mehr werden ...
mehr. Sie sind ausgebrannt, am Ende nackte Existenz. Wer zu all dem noch
ihrer Kräfte. Kinder zu versorgen hat, ist doppelt Demonstrationen mit strengen
Schon vor der Pandemie standen sie belastet.
oft an der Belastungsgrenze, weil es Und was macht die Bundesregierung?
Schutzmaßnahmen
viel zu wenig Personal für die immer Sie schaut gekonnt weg. Nur in den
Beide Demonstrationen fanden mit
mehr werdenden Aufgaben gibt. Co- Sonntagsreden wird an jene gedacht,
einem umfassenden Schutzkonzept
rona hat alles noch einmal zugespitzt. die das System unter der Gefährdung
statt. Z. B. trugen praktisch alle Teilneh-
Das betrifft praktisch alle 145.000 des eigenen Lebens am Laufen halten.
mer*innen FFP2-Masken.
Beschäftigte in den mehr als 200 Be- Im Alltag und vor allem beim Bud-
Es gab auch ausreichend Abstand zu
rufen, die die younion _ Die Daseins- get schaut das anders aus. Bim? Bus?
den Redner*innen.
gewerkschaft vertritt. Auch im Kunst- U-Bahn? Selbstverständlich fahren
15Unter dem Motto „Jetzt gibt‘s Wirbel“ wurde es vor dem Bildungsministerium am Wiener Minoritenplatz so richtig laut! Judith Hintermeier, selbst Pädagogin und Bundes-
Rund 2.500 Beschäftigte aus dem Kindergarten- und Hortbereich machten lautstark darauf aufmerksam, dass es mehr frauenreferentin in der younion _ Die Daseinsge-
Budget und mehr Personal in der elementaren Bildung braucht. werkschaft, prangerte unter anderem an, dass einige
Möchtegern-Politiker eine Aufstockung des Bildungs-
budgets verhindert haben, nur um ihre Machtspiel-
chen zu spielen.
14. Oktober 2021 | BILDUNGSMINISTERIUM
DEMO: JETZT GIBT'S WIRBEL
L autstark versammelten sich mehr als 2.500 Beschäf-
tigte vor dem Bildungsministerium. Die von der
younion _ Die Daseinsgewerkschaft organisierte Demo
vorsitzende Korinna Schumann auch GPA-Vorsitzende
Barbara Teiber, Christa Hörmann und Christian Jedinger
von der younion _ Die Daseinsgewerkschaft.
wurde auch von der Gewerkschaft GPA, der Gewerk-
schaft vida und vom ÖGB unterstützt. Zu den Redner*in-
nen zählten neben ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauen- Eine Forderung wurde
besonders lautstark
unterstützt: 1 % des
BIP für die elemen-
tare Bildung! Denn
so viel geben viele
andere europäische
Länder für die ele-
mentare Bildung aus.
Österreich liegt bei
gerade einmal 0,67 %.
Mit der Anpassung
des Budgets an den
internationalen
Durchschnitt kann
mehr Personal
angestellt werden.
Das wäre auch ein
wirksames Mittel
Großer Beifall für Manfred Obermüller, Vorsitzender der Hauptgruppe I in der younion gegen Arbeitslosig-
_ Die Daseinsgewerkschaft. Er verwies auf die gute Gesprächsbasis in Wien – und auf keit in den ländlichen
die völlige Ignoranz der Bundesregierung. Selbst in dem von Bildungsminister Faßmann Regionen.
geschaffenen „Beirat für Elementarpädagogik“ wurde die Gewerkschaft nicht eingeladen.
16Die rund 2.500
Demonstrant*innen
wollten auch aufzei-
gen, dass viele von
ihnen selbst Kinder
haben – und eine star-
ke Doppelbelastung
spüren. Denn immer
wieder müssen sie
für Kolleg*innen ein-
springen, Dienstpläne
halten nicht.Auch das
ist eine Auswirkung
des Personalmangels.
Viele denken ans
Aufhören.
Auch Richard Tiefenbacher, Vorsitzender der YOUNG younion, griff zum Mikrofon. Er
forderte mehr Ausbildungsplätze ein – und eine Attraktivierung des Berufs. Nur so kann der
Personalmangel wirksam bekämpft werden. Wie akut das Problem ist, zeigt sich z. B.m in
Oberösterreich. Dort müssen Gruppen bereits wegen Personalmangel geschlossen bleiben.
Bei der Demonstration gab es viele Transparente und Schilder. „Spart das Geld bei Insera-
ten, schickt es in den Kindergarten“ war nur eines davon. Es machte darauf aufmerksam,
dass Ex-Kanzler Kurz zwar Millionen für Medien zur Verfügung stellte, aber nur wenig für
die elementare Bildung.
Die Percussion-Band „BATALA“ sorgte auf der younion-Bühne für zusätzliche Stimmung.
Die Lärm-Ampeln im Vordergrund zeigten dunkelrot.
„Weniger Kinder pro Gruppe! Mehr Personal!“ Zwei klare Forderungen, die die younion
_ Die Daseinsgewerkschaft schon seit Jahren stellt. Denn das würde nicht nur das Per-
sonal entlasten, sondern auch den Kindern viel bringen. Schließlich sind Kindergärten
und Horte die ersten Bildungseinrichtungen in diesem Land.
17Sarah Kroboth,
Referentin für alle
in Ausbildung in der
Hauptgruppe II in
der younion _ Die
Daseinsgewerkschaft:
„Wir wollen nicht
länger zusehen, wie
die Bundesregierung
durch ihr Nichtstun
das Gesundheitssys-
tem in den Kollaps
führt. Die längst über-
fällige Pflegereform
ist in den Schubladen
verschwunden. Die
einzigen Ideen, die
am Tisch liegen, sind
absurd. Das ist zum Buh-Rufe gab es auch für Finanzminister Gernot Blümel. Er hat im Budget keinen
einen die Pflegelehre Cent mehr für die Pflege vorgesehen – und das mitten in einer Pandemie. Edgar Martin:
und zum anderen das „Das ist in etwa so, als würde dein Haus brennen, aber du nicht bereit bist, mehr für die
‚Fachkräfterauben‘.“ Wasserrechnung auszugeben – nur für ein schönes Haushaltsbudget.“
9. November 2021 | GESUNDHEITSMINISTERIUM | FINANZMINISTERIUM | HELDENPLATZ
DEMO: PFLEGEPERSONAL
M ehr als 4.000 Kolleg*innen aus den Gesundheits-
und Pflegeberufen kamen zur Demo „Gesundheits-
kollaps – und die Bundesregierung schaut zu!“. Auch
onen der GÖD, der Gewerkschaft GPA und der Gewerk-
schaft vida unterstützt. Der Marsch führte von Wien
Mitte zum Gesundheitsministerium, zum Finanzminis-
dieser Protest wurde von der younion _ Die Daseinsge- terium und anschließend zum Heldenplatz, wo eine Ab-
werkschaft organisiert und von den Jugendorganisati- schlusskundgebung stattfand.
Was es jetzt braucht ist eine Pflegereform, die diesen
Edgar Martin, Vorsitzender der Hauptgruppe II: „Meine Kolleg*innen in Ausbildung sind die, die später alles ausbaden Namen auch verdient. Dabei muss eines klar sein:
müssen, was die Bundesregierung jetzt fahrlässig unterlässt. Die Bundesregierung muss endlich auf die Betroffenen Ohne zusätzliches Budget geht nix! Die Gesundheits-
hören und unsere Forderungen schleunigst umsetzen!“ und Pflegeberufe müssen attraktiver werden!
18Die mehr als 4.000
Teilnehmer*innen
zogen auch über den
Ring, was zu Ver-
kehrsbehinderungen
führte. Beschwerden
gab es keine. Ein Au-
tofahrer: „Wenn wer
demonstrieren darf,
dann das Gesund-
heitspersonal!“
Bei der Abschluss-
kundgebung am
Heldenplatz stand
auch eine Bühne – in
unmittelbarer Nähe
zum provisorischen
Parlamentsgebäude.
Die Demonstrieren-
den waren nicht zu
überhören.
Klare Forderung: ALLE Beschäftigten im Gesundheitswesen sollen eine Bonuszahlung
erhalten! Bisher bekommt sie nur ein Teil – und das viel zu spät.
Der Demonstrationszug sorgte auch bei der Wiener Staatsoper für Aufsehen. Viele Auch am Heldenplatz waren die vielen Schilder zu lesen: „Liebe Regierung: Euer Son-
Passant*innen applaudierten und unterstützten damit die Forderungen nach mehr derklassezimmer hilft euch ohne Personal auch nicht!“, „Herzblut bezahlt nicht meine
Ausbildungsplätzen, mehr Anreizen für Quereinsteiger*innen, einer Pflegeausbildung Ausbildung!“, „Still feels like a nightmare!“, „Geld für Spitäler statt für Umfragen!“
mit Matura und einem Stipendiumsystem. oder „Biomedizinische Analytiker*innen am LIMIT!“
1924. NOVEMBER 2021
foto: Rainer Müllauer
INTERVIEW
CHRISTIAN MEIDLINGER, Bundesvorsitzender
» Wir haben Kolleg*innen in Existenznot
und mit völliger Überlastung. «
younited: Wo liegen die Ar- andereseits Kolleg*innen, die
beitsschwerpunkte in den völlig überlastet sind. Es muss
kommenden Monaten? aber auch rund ums Homeof-
Christan Meidlinger: Mein fice nachgeschärft werden.
Team und ich haben einen
großen Vertrauensvorschuss Um was geht es langfristig?
erhalten, dafür möchte ich Unter anderem um die Trans-
mich bedanken. Gestärkt formation der Jobs in Rich-
werden wir uns für bessere tung Klimaschutz und Klima-
Arbeitsbedingungen in der wandel. Wobei das auch stark
Coronakrise einsetzen. Wir mit der Digitalisierung zusam-
haben einerseits Kulturschaf- menhängt. Da müssen wir der
fende in Existensnot, und Politik einiges klar machen.
Vielen
Das komplette Vorsitzende
Interview mit
Christian Meidlinger R ein digital gingen der 1. Bundes-
kongress und der 1. Bundesfrauen-
kongress über die Bühne. Mit Unter-
finden Sie hier stützung des Instituts für empirische
Sozialforschung (IFES) fanden auch
Wahlen statt. Christian Meidlinger
wurde mit 98,5 % als Vorsitzender
https://www.younion.at/themen/ bestätigt. Seine Stellvertreter*innen
christian-meidlinger-im-interview.html sind Petra Berger-Ratley (99 %), Franz
Bundespräsident Alexander Van der Bellen schickte eine Grußbotschaft per Video: „Vielen Dank für das
Nicht-Lockerlassen.“ Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig meldete sich per Video: „Wer hält
Städte und Gemeinden am Laufen? Es sind jene Menschen, die in der Daseinsvorsorge tätig sind.“23. NOVEMBER 2021
foto: Richard Schuster
foto: Marcus Eibensteiner
INTERVIEW
CHRISTA HÖRMANN, Bundesfrauenvorsitzende
» Frauen tragen eine unglaubliche
Mehrfachbelastung in dieser Krise. «
younited: Was sind die Corona-Krise sogar rückent-
Schwerpunkte in den kom- wickelt.
menden fünf Jahren?
ChristaHörmann: Vor uns Fast tatenlos schaut die Bun-
liegt sehr viel Arbeit. Das be- desregierung auch beim The-
ginnt bei A wie Arbeitsmarkt- ma Gewalt gegen Frauen zu.
politik und endet bei Z wie Was muss getan werden?
Zukunftsperspektive. Aktuell Das Budget für die Gewaltprä-
geht es aber um die Pan- vention muss erhöht werden.
demie. Frauen tragen eine Das bereits beschlossene ist
unglaubliche Mehrfachbelas- zu wenig. Es braucht endlich
tung. Stellenweise hat sich die mehr Personal — wie praktisch
Dank! Situation der Frauen durch die überall. Das Sparen bringt um.
wiedergewählt Das komplette
Fischer (99,5 %), Christa Hörmann
Interview mit
(95,5 %), Christian Jedinger (98,5 %), Christa Hörmann
Angela Lueger (97 %) und Manfred
Obermüller (94,6 %). Als Frauenvorsit- finden Sie hier
zende wurde Christa Hörmann wieder-
gewählt (97,8 %). Stellvertreterinnen:
Cornelia Berger (99,5 %), Karin Decker
(100 %), Regina Müller (98,4 %) und https://www.younion.at/themen/
Elisabeth Planinger (97,3 %). christa-hoermann-im-interview
AK-Präsidentin Renate Anderl betonte die herausragende Arbeit der Frauen in der Daseinsvorsorge: „Sie
halten dieses Land am Laufen – in Krisenzeiten ganz besonders.“ ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: Wir
kämpfen Seite an Seite für bessere Einkommen bei den öffentlich Bediensteten.“Anmeldung und Auskünfte:
Tel.: +43 1 313 16-83643
E-Mail: bildung@younion.at
Web: www.younion.at/bildung
Social Media: www.facebook.com/younionbildung
www.instagram.com/younionbildung
BETRIEBSRATSARBEIT
Grundkurs für Betriebsratsmitglieder (Teil 1) 24.—28. Jänner KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien
19.—23. September 2022
Grundkurs für Betriebsratsmitglieder (Teil 2) 21.—25. Februar KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien
17.—21. Oktober 2022
Grundkurs für Betriebsratsmitglieder (Teil 3) 21.—25. März KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien
14.—18. November 2022
Teamarbeit 23.—25. November 2022 Hotel Alpenblick, 4202 Kirchschlag bei Linz
GEWERKSCHAFT, POLITIK, GESELLSCHAFT
Zivilcourage Online 27.—29. April 2022 Erholungs- u. Bildungszentrum Krumpendorf a. Wörthersee
Wehret den Anfängen 12.—15. Mai 2022 Hotel Alpenblick, 4202 Kirchschlag bei Linz
GEGEN — MACHT — BILDEN 23.—25. März 2022 Hotel Grimmingblick, 8983 Bad Mitterndorf
WES: Alle Räder stehen still, 11.—13. März 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
wenn die Gewerkschaft das will! 30. September bis 2. Oktober 2022 Hotel Grimmingblick, 8983 Bad Mitterndorf
Kampf um den Sozialstaat 13.—15. Juni 2022 Hotel Alpenblick, 4202 Kirchschlag bei Linz
Geschichte der Arbeitnehmer*innen 23.—25. Mai 2022 KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien
RECHT UND WIRTSCHAFT
Mein Nettobezug — kein Geheimnis (Teil 1) 7.—10. März 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
Mein Nettobezug — kein Geheimnis (Teil 2) 7.—9. November 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
WES: Steuersparen leicht gemacht 7.—9. Oktober 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
Aktuelles aus dem Pensionsrecht 29. März bis 1. April 2022 Erholungs- u. Bildungszentrum Krumpendorf a. WörtherseeSOZIALE KOMPETENZEN
Konfliktmanagement (Teil 1) 14.—16. März 2022 Hotel Grimmingblick, 8983 Bad Mitterndorf
Konfliktmanagement (Teil 2) 14.—16. September 2022 Hotel Grimmingblick, 8983 Bad Mitterndorf
WES: Selbstcoaching (Teil 1) 21.—23. Jänner 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
14.—16. Oktober 2022 Hotel Alpenblick, 4202 Kirchschlag bei Linz
WES: Selbstcoaching (Teil 2) 18.—20. Februar 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
11.—13. November 2022 Hotel Alpenblick, 4202 Kirchschlag bei Linz
WES: Selbstcoaching (Teil 3) 25.—27. März 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
2.—4. Dezember 2022 Hotel Alpenblick, 4202 Kirchschlag bei Linz
KOMMUNIKATION UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Fake News 7.—9. Februar 2022 Parkhotel Hirschwang, 2651 Reichenau an der Rax
How to Social Media — Training für die Praxis 2.—4. März 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
Starke Texte und geballte Botschaften 20.—22. Juni 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
Denken mit Stift 28. Februar bis 1. März 2022 KSV-Sportzentrum Prater, 1020 Wien
Argumentationstraining 10.—12. Oktober 2022 Erholungs- u. Bildungszentrum Krumpendorf a. Wörthersee
gegen Stammtischparolen
Umgang mit schwierigen Gesprächen 28.—30. September 2022 Erholungs- u. Bildungszentrum Krumpendorf a. Wörtherseef
„Können Sie mich sehen? Ja, ich höre Sie“ 16.—18. März 2022 Hotel Grimmingblick, 8983 Bad Mitterndorf
POLITIKBEREICHE - INTERNATIONALE POLITIK
Wem gehört die Welt? 22.—24. April 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
18.—20. November 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
WES: Europäische Union — 20.—22. Mai 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
Möglichkeiten, Perspektiven, Analysen
Da|seins|vor|sor|ge — für alle und jede*n ein Genuss 4.—6. April 2022 Vital-Hotel-Styria, 8163 Fladnitz an der Teichalm
EU und internationale Gewerkschaftsarbeit 19.—21. Oktober 2022 Hotel Grimmingblick, 8983 Bad MitterndorfAm Puls der Stadt Text: Manon Soukup
Wie funktioniert eigentlich eine Stadt? Vor allem eine Großstadt?
bild: number1411
B ei der Erbringung von Leistungen
für die Bürgerinnen und Bürger
entstehen enorme Kosten. Hunderte
ben dem Wiener Rathaus, ist man mit
diesen Fragen richtig. Hier arbeitet die
Magistratsabteilung 5 – Finanzwesen
B. Kommunalsteuer und Dienstgeber-
abgabe der Gemeinde Wien, mit der
der U-Bahnausbau finanziert wird, in
Details sind zu berücksichtigen. Und und behält einen Überblick über die den Topf. Die Verteilung dieses Bud-
am Ende zählt nur, ob diese Stadt Einnahmen und Ausgaben der Stadt: gets unterliegt diversen Berechnun-
funktioniert, ordentlich finanziert, von der Berechnung und Verteilung gen und Anforderungen. Generell
lebenswert, sauber und dazu noch si- des Gesamtbudgets, dem Vollzug, obliegt es den Stadträt*innen einer
cher ist. Am Beispiel des größten Bal- der Nachjustierung sowie dem Rech- jeden Geschäftsgruppe (z. B. Gesund-
lungszentrums im Land ist unsere Au- nungsabschluss. Alles was mit dem heit, Soziales, Kultur, Sport, Bildung
torin dieser Frage nachgegangen: So Geld der Stadt Wien zu tun hat, geht ...), wie viel Geld ihres Ressortbud-
schlägt der Puls der Großstadt Wien. durch die Hände dieser Magistrats-
foto: Robert Rubak
mitarbeiter*innen. Klingt simpel, ist
Zum ersten Mal ein Doppelschlag aber – wir sind nicht überrascht – in
Erstmals hat Wien heuer ein Doppel- Wahrheit ordentlich komplex.
budget für 2022/2023 vorgelegt. Mit
dem Budgetvolumen von insgesamt Durch diese Adern fließt die Quelle
33,3 Milliarden Euro liegen die Ausga- Das Gesamtbudget der Stadt setzt sich
benschwerpunkte der nächsten zwei primär aus zwei großen Einnahme-
Jahre in den Bereichen der Gesund- quellen zusammen. Wien erhält aus
heit, Bildung, Kinderbetreuung und dem Finanzausgleich (das sind z. B. die
»Unterm Strich entscheidet die Politik,
der Gemeinderat, unsere Volksvertretung.«
Margit Steiner, Referat Haushalt & Steuerung, MA 5
Soziales. Aber wie kommt die Stadt anteiligen Erträge aus der Lohn- und gets für welche Zwecke wohin fließt
zu diesem Budget? Und wer sind die Umsatzsteuer) Mittel als Land und als und z. B. welche Förderungen auf die
Menschen hinter den Bilanzen? Gemeinde. Zusätzlich fließen Mittel Tagesordnung gesetzt werden. Sollte
In der Ebendorferstraße 2, gleich ne- aus gemeindeeigenen Abgaben, wie z. aufgrund der Eigenart der Förderung
24foto: Robert Rubak
Dass die Stadt so 2004 auf SAP den, darauf untersucht, ob und wie sie
funktioniert wie sie soll, umgestiegen, die Gleichstellung der Geschlechter
liegt maßgeblich an eine Software zur fördern oder nicht. Gerade im Förde-
den Mitarbeiter*innen Steuerung von rungsbereich hat man durch Richt-
hinter den Kulissen.
Die Anforderungen
Geschäftsprozes- linien gute Steuerungsmöglichkeiten.
sind gestiegen Und die sen und effekti-
Pandemie erleichtert die ver Datenverar- Zusammen schaffen sie das schon
Rahmenbedingungen beitung. Gerade Der MA 5 obliegt eine enorme Verant-
nicht unbedingt. Micha- im Finanzwesen wortung, da selbst ein kleiner Tipp-
ela Schatz: „Wichtig sind
Zusammengehörigkeits-
ist der IT-Be- fehler leicht eine Lawine an falschen
gefühl, die Motivation reich ein wichti- Daten auslösen könnte. Der Beruf
und das Vertrauen.“ ger Bestandteil. klingt für Außenstehende zu Unrecht
Das System rund etwas langweilig. Michaela Schatz aus
eine Zuordnung zu einer Stadträt*in um die Finanzgebarung wird laufend dem Referat Haushalt, Steuerung und
bzw. zu dessen/deren Fachdienststelle komplexer, größer und diverser. Die Gender-Budgeting, Margit Steiner
ausnahmsweise nicht möglich sein, Data-Excellence-Strategie und die und Erich Zach sind sich trotzdem ei-
kommt die MA 5 ins Spiel (sogenannte
foto: Robert Rubak
Generalkompetenz bei Förderungen).
Die Ressorts melden im Rahmen der
mittelfristigen Finanzplanung der
MA 5, wie viel Budget in den nächs-
ten Jahren wofür benötigt wird. So
entsteht eine erste Voraufteilung, die
durch aktuell beschlossene oder noch
laufende Projekte und Finanzierun-
gen erweitert wird. Daraufhin wird
der fertige Voranschlag im Wiener Fi-
nanzausschuss in gemeinsamer Sit-
zung mit dem Stadtsenat eingebracht,
bis er schließlich in der öffentlichen
Sitzung im Wiener Gemeinderat de-
battiert wird.
Vorausplanung sorgt für Sicherheit
„Wenn doch einmal ein Fehler passiert, ist es das Wichtigste, daraus zu lernen.“: Margit Steiner (Mitte), Michaela Schatz
Auch wenn nun zum ersten Mal ein aus dem Referat Haushalt, Steuerung und Gender-Budgeting, und Erich Zach
Doppelbudget vorgelegt wird: Der
fertige Voranschlag für die kommen- fortlaufende Erweiterung der Daten- nig: „Zusammengehörigkeitsgefühl,
den zwei Jahre bedeutet nicht, dass verarbeitungstools ermöglicht es, Motivation und Vertrauen sind auf je-
sich im Laufe der Zeit nicht noch et- schneller datenbasierte Entscheidun- den Fall da – das sind die Hauptgrün-
was ändern könnte. Abgesehen vom gen treffen zu foto: Robert Rubak
Doppelbudget plant die MA 5 außer- können, sei es im „Es gibt immer die
dem fünf Jahre im Voraus, um einen Förderungsbe- Möglichkeit, Bedürfnisse
Überblick über laufende und mehr- reich oder in der anzupassen. Es kommt
auch laufend zu Ver-
jährige Maßnahmen und Projekte so- Aufteilung des schiebungen: Projekte
wie Förderungen der verschiedenen Budgets. verzögern sich, werden
Geschäftsgruppen zu behalten. Diese Auch im Bereich vorgezogen, abgesagt.
langfristige Einschätzung gibt auch der Diversität Wien ist da wie eine klei-
der Politik und den Geschäftsgruppen tut sich einiges ne Gemeinde. Es fließt
so über das Jahr hin“,
eine gewisse Sicherheit und Steue- in der MA 5: Seit erklärt Erich Zach aus
rungsmöglichkeit, da sie die finanziel- inzwischen 16 dem Vermögens- und
le Planung für die kommenden Jahre Jahren führt die Beteiligungsmanage-
direkt beeinflusst. Stadt Wien kon- ment in der MA 5.
sequent Gen-
Das System wird laufend komplexer der-Budgeting durch. Hier werden alle de, warum es funktioniert. Wenn wir
Als eine der ersten Verwaltungsein- Maßnahmen und Leistungen, die mit nicht zusammenarbeiten, können wir
heiten in Österreich ist die Stadt Wien dem Gesamtbudget finanziert wer- nichts Gutes produzieren.“
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