Ein Jahrhundert für Hamburg - Bücherhallen Hamburg
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Inhalt Grußwort von Senator 6 Dr. Carsten Brosda Bücherhallen Hamburg — mehr als 100 Jahre 14 alt und immer am Puls der Zeit Hella Schwemer-Martienßen Die Gründer — Zusammenarbeit mit 20 der Patriotischen Gesellschaft Dr. Willfried Maier Großstadtbibliothek 26 der ZukunftFrauke Untiedt Forever young — 30 Bücherhallen Hamburg Ansgar Wimmer Bücherhallen als Orte 34 Susanne Wilkin kultureller Teilhabe Warum wir 38 Bücherhallen brauchen Kirsten Boie Bürgerschaftliches Engagement — 44 Vielfalt und Partizipation Uta Keite Die Bücherhallen Hamburg 48 als Orte des interkulturellen Dialogs Petra Lotzkat Für MENTOR e. V. ein sicherer Hafen — 50 die Bücherhallen Hamburg Sandra Weis Digitalisierung im Spiegel der Bibliothek — 54 neue Veranstaltungsformate Thilo Lübker, Gabriele Rösch Mit Bibliotheken zu 60 digitaler Mündigkeit Vera Marie Rodewald Wunderbares Miteinander — Wechselwirkung 64 Buchhandlung und Bücherhalle Stefanie Krawehl Warum Bibliotheken für 66 Autor*innen so wichtig sind Petra Oelker
netarbeitsplätze, After-Work-Konzerte Die Digitalisierung hat auch unser und vieles mehr hinzugekommen. Verhältnis zur Bibliothek signifikant Dr. Carsten Brosda Und obwohl die Ausleihe von Büchern verändert: Die Tatsache, dass wir rein rückläufig ist, kommen täglich mehr theoretisch alles im Internet erledigen Besucherinnen und Besucher, als wir können, schien die Bibliotheken zu- Grußwort von Senator es uns zur Jahrtausendwende hätten nächst überflüssig zu machen, weckt träumen lassen. Sie kommen aus al- in uns aber die Sehnsucht nach der len Altersgruppen und aus allen Mili- realen Begegnung mit anderen Men- Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg eus, sie sprechen die verschiedensten schen an ganz konkreten Orten. Bib- Sprachen, interessieren sich für die liotheken werden also immer mehr zu verschiedensten Dinge und manche Orten, an denen sich die Gesellschaft 100 Jahre 100 Jahre Dr. Carsten Brosda, kommen einfach nur deshalb, weil sie als Gesellschaft begegnet – in all ihrer Senator für Kultur und Medien die Atmosphäre mögen oder ihr Handy Vielfalt. Im Zentrum der neuen Biblio- aufladen wollen. theken steht daher ganz und gar fol- Buchstabenlabyrinth, Kathedrale des gerichtig nicht das Buch, sondern: der Geistes oder Geheimkammer des Wis- Ist also alles anders in den Bibliothe- Mensch. sens? Lange umwehte Bibliotheken ken der Gegenwart? Ja und nein. Ja, die Aura der Exklusivität. Sie schienen denn das Angebot ist deutlich breiter Diesen Weg ist die Stiftung Hambur- 6 7 Orte für Eingeweihte zu sein. In Um- aufgestellt. Nein, denn Bibliotheken ger Öffentliche Bücherhallen mit Bra- berto Ecos meisterlichem Buch ‚Der waren früher und sind bis heute Lern- vour gegangen. Gegründet wurden Republik waren geprägt von finanzi- Name der Rose‘ ist diese Vorstellung orte – aber die Inhalte und die Wege die Öffentlichen Bücherhallen bereits ellen Nöten und Diskursen über den zu einem dichten Kriminalroman ge- zu diesem Wissen sind in jeder Zeit im Oktober 1899 im Geiste der aufge- Bildungsauftrag der Bibliotheken. Es ronnen, in dem es von versteckten andere. klärten Bürgergesellschaft mit einem folgten die verbrecherischen Jahre des Büchern, Geheimtüren und verwir- Grundstock von 6.000 Büchern von Nationalsozialismus, in denen die Stif- renden Registern nur so wimmelt. Die Digitalisierung hat unser Verhält- der Patriotischen Gesellschaft. Rund tung gleichgeschaltet und der Buch- Heute sind Bibliotheken das genaue nis zum Buch signifikant verändert: 20 Jahre später, am 14. August 1919, bestand radikal „gesäubert“ wurde. In Gegenteil davon: Sie sind einladende Früher war das Lesen eine einsame wurde das erfolgreiche, aber finanziell den 1950er Jahren schaffte man einen und heitere Begegnungsorte – offen Angelegenheit, wenn ich mit einem prekäre Bibliothekssystem selbststän- grundlegenden Wiederaufbau, doch für alle! Buch zum Beispiel im Sessel oder in dig und die Stiftung privaten Rechts auch danach musste die Stiftung noch einer Ecke der Bibliothek saß. Heute errichtet, um diese wichtige Instituti- so manche Klippe umsegeln, finanziel- Umberto Ecos moderner Klassiker ist das Lesen von Texten vernetzt und on der Volksbildung dauerhaft zu si- le Engpässe verwalten, Schließungen steht vermutlich immer noch in jeder kooperativ, wenn beispielsweise mein chern. Doch auf die mit der Verselbst- von Stadtteilbibliotheken und Gebüh- gut sortierten Bibliothek, so auch in E-Book mir zeigt, welche Stellen an- ständigung erhoffte Erhöhung der renerhöhungen verantworten sowie in Hamburg. Zur klassischen Buchaus- dere Leserinnen und Leser interessant staatlichen Zuwendung mussten die der jüngeren Zeit den technologischen leihe sind allerdings Bastelräume, fanden, oder sich per Hyperlink ver- Bücherhallen noch eine ganze Weile Wandel gestalten und ins Unbekannte Gaming-Kurse, Lounge-Ecken, Inter- schiedenste Diskurse öffnen. warten. Auch die Jahre der Weimarer aufbrechen.
sohn feiert Ende der 1990er Jahre hielten der mit Offenheit und Neugier andere Le- bo re n: Wilhelm Simon 19 19 ge Geburtstag. erste Online-Katalog und öffentliche bensstile und andere Gedanken ken- B üc he rh al le n seinen 100. mit den Computerplätze Einzug. Es folgte ein nenlernen können. Unseren Bibliothe- konsequenter Innovationsprozess, der ken, Museen und Theatern, aber auch e N a h r u n g is t ebenso die Hamburger Bibliotheken zu einem den Stadtteileinrichtungen und Ver- „Geistig modernen Mediendienstleister mach- einen kommt daher zunehmend eine ie E s s e n . Ic h bin den te. Damit war das zeitgemäße Funda- wichtige Funktion zu. Diese Orte gilt wichtig w ment für ihre eigentliche Aufgabe ge- es, jenseits ökonomischer Betrachtun- h a ll e n s e hr dankbar!“ Bücherhallen Hamburg schaffen, Orte des Lernens und Orte gen, weiter zu stärken und zu fördern. Büc h e r unde langjähriger K der Begegnung zu sein. Nicht als eine verbissen ernste Ange- o n so h n is t legenheit, sondern mit einem heiteren Wilhelm Sim m seine mers bringt ih 100 Jahre Die Stiftung Hamburger Öffentliche Lächeln – offen für alle! en , ‘ G er d R ei der ‚Medienbot namtlichen Bücherhallen kooperiert dafür über se . E r h ol t m ithilfe des ehre Hörbücher nac h Hau e Zeit hatte: nge Jahre kein Ressortgrenzen hinweg mit anderen Mein Dank geht an die Mitarbeite- gewünschten eute nach , w of ü r er la Einrichtungen in den Bereichen Bil- rinnen und Mitarbeiter der Stiftung ücherhallen h Zwischen dung, Kultur und Soziales. Das einsti- Hamburger Öffentliche Bücherhallen Projekts der B e u n d ru ss is che Literatur. hische Werk in Leben. ge Kerngeschäft – die Freude am Lesen und ihrer Einrichtungen sowie insbe- is to ri sc h e B ü cher, philosop ze ugte Pazifist se h et d er ü b er eichn und Lernen zu wecken und zu fördern sondere auch an die langjährige Bib- eden – so bez Krieg und Fri ona, 8 – ist der Stiftung Hamburger Öffentli- liotheksdirektorin Hella Schwemer- se n al s A d op tivkind in Alt che Bücherhallen dabei bis heute ein Martienßen, die die Hamburger Bü- Aufgewach Flugzeug- 10 0 -J äh ri ge hat viel erlebt: d w urde als Soldat zentrales Anliegen geblieben. Sie be- cherhallen während ihrer mehr als Der fast u ge n d u n zur Hitlerj Vater verlor er durch treibt außerschulische Leseförderung 20-jährigen Vorstandstätigkeit zu ei- am er al s ju n ger Elbesegler en jü d is ch en k Willen. Se in erfreund- und Sprachförderung für Geflüchtete, ner der innovativsten Bibliotheken re r b ei d er L uftwaffe wider en ei n en Fe stakt der Völk sie fördert ehrenamtliches Engage- Deutschlands gemacht hat. füh chte er in Pol trat vor zwei Jah- az is . N ac h d em Krieg besu ie N A T O u n d ment mit vielen eigenen Projekten, die N hmidt über d Simonsohn sie positioniert sich als inklusiver Ort Für die nächsten 100 Jahre wünsche d is k u ti er te mit Helmut Sc u lt . W enn Wilhelm schaft, burg ans R ed n er p er fast blind unserer Stadtgesellschaft, an dem ge- ich der Stiftung Hamburger Öffentli- ren beim G20 -Gipfel in Ham te n se in e A ugen, obwohl lingt, was sonst immer seltener zu fin- che Bücherhallen weiterhin gutes Ge- spricht, leuch ucht er Schule n und er P ol it ik u n d Geschichte Z ei tz eu ge b es den ist: die Begegnung verschiedens- lingen immer am Puls der Zeit! üb Heute. Als r ihn ter Menschen an einem Ort. er äl te re H er r lebt ganz im ts ch ät ze n k önnen, was fü ist. D damit sie wer ju n ge n Menschen, r Bildung. Solche ‚Dritten Orte‘ jenseits der eige- sprich t m it L eb en in F ri eden mit gute ut ist: ein nen Wohnung und des Arbeitsplatzes das höchste G bzw. der Schule sind eine wichtige Vor- aussetzung für das voraussetzungslose Dr. Carsten Brosda, gesellschaftliche Gespräch, in dem wir Senator der Behörde für Kultur und Medien
w Die Bücherhallen Hamburg beschäftigen insgesamt 420 Mitarbeiter*innen. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt 22 Jahre – ein Qualitätsmerkmal für einen Arbeitgeber.
1__Die Zweigstelle Mitte in der Möncke- bergstraße wurde 1915 fertiggestellt. eine Jahrhundertgeschichte Der Entwurf des Gebäudes stammt von dem Architekten Fritz Schumacher. 2__In der Landesbank- Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg Galerie in der Spitalerstraße war die Zentralbibliothek 100 Jahre 100 Jahre von 1971 bis 1986 zu Hause. Zentralbibliothek — 3__Hitlerbüste in der Mönckebergstraße, 1930er Jahre: Für die Nationalsozialisten 13 12 waren Bibliotheken ein wichtiges Instru- ment zur Indoktrina- 1__ 3__ tion der Bürger*innen. 4__Domplatz, Entwurf von 2006: Nach dreijähriger intensiver Planungs- zeit scheiterte das Projekt einer neuen Zentralbibliothek am Geschmack bedeuten- der Hamburger. 2__ 4__
es natürlich auch im Hamburg des Gesellschaft angehörten, und vor al- den sichtbar anzeigte, welche Medien 100 Jahre alt und immer am Puls der Zeit 19. Jahrhunderts. Fakt ist, dass es die lem regelmäßigeren Zuwendungen ausgeliehen oder verfügbar waren, auf Patriotische Gesellschaft von 1765 um ausgestattet. Ein Katalog von Lesege- der Mailänder Weltausstellung prä- den Juristen Eduard Hallier war, die bühren wurde sofort eingeführt, um sentiert und mit höchster Auszeich- im Spätherbst 1899 nach dem Vorbild die Kundschaft an den Kosten zumin- nung prämiert – ein frühes Zeugnis der englischen und amerikanischen dest symbolisch zu beteiligen; diese effektiver Arbeitsorganisation. Bereits Public Libraries die Gründung der Bü- Praxis wurde seither nie mehr infrage 1910 wurde die Freihandausleihe ein- cherhallen als hochmoderne Dienst- gestellt. Die eine Frage, wie viel die geführt, ein kühnes Unterfangen in der leistungseinrichtungen durchsetzte, Bücherhallen als Organisation der deutschen Bibliothekswelt, das noch Bücherhallen Hamburg — mehr als nachdem alle Versuche gescheitert Daseinsvorsorge für die Hamburger viele Jahre brauchte, bis es Usus wur- Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg Hella Schwemer-Martienßen, waren, den Hamburger Senat dazu zu Bevölkerung denn nun kosten dürf- de. Während des Ersten Weltkriegs Bibliotheksdirektorin 1994 –2019 bewegen, der Allgemeinheit, das heißt ten, wurde allerdings unzählige Male präsentierten die Bücherhallen flugs vor allem der arbeitenden Bevölke- neu gestellt. Auch über die Gesell- bedeutende Bestände über Flotte, 100 Jahre 100 Jahre Die Bücherhallen Hamburg waren von rung, einen Zugang zu Literatur und schaftsform wurde weiter diskutiert. Heer und Heimat. 1915 wurde der vom Anfang an ein Spiegelbild der sozialen, Alltagsbildung zu verschaffen. Kernpunkt der Debatte, der sich die berühmten Baumeister Fritz Schuma- ideologischen und politischen Identi- meisten Parlamentarier anschlossen: cher entworfene Bücherhallentempel tät Hamburgs. Am 14. August 1919 gründete die Pat- Man wolle den Bücherhallen nicht mit Brunnen an der Mönckebergstraße riotische Gesellschaft dann die ‚Stif- die Freiheit nehmen. Der Gedanke eröffnet, ein Gebäude, in dem nach Es ist müßig, sich die Frage zu stellen, tung Öffentliche Bücherhalle‘, knapp der Stiftung trägt also bis heute: Das Auszug der Bücher Jahrzehnte später ob es die Bücherhallen ohne die Patri- 20 Jahre nach der Eröffnung der ers- passt wiederum bestens zu Hamburg Fast Food zum Verzehr verkauft wurde 14 15 otische Gesellschaft von 1765 und ihr ten Bücherhalle im Lombardsgebäude und zu den Herausforderungen, denen und heute neben Kaffee auch die ra- Engagement zur Thematisierung und in den Kohlhöfen und der Errichtung sich die Bücherhallen in der Folge zu ren Karten für die Konzerte in der Elb- Lösung stadt- und zivilgesellschaftli- weiterer fünf Bücherhallen. Organisa- stellen hatten. philharmonie, ebenfalls eine typische cher Probleme überhaupt gäbe. Trotz torisch war dies kein großes Problem, Hamburgensie. Diskursfähig, kritisch der Skepsis des damaligen Bürger- aber die alles entscheidende Frage, Der Geist der Patriotischen Gesell- und bisweilen tollkühn ist das System meisters Johann Georg Mönckeberg wie diese Stiftung denn nun dauerhaft schaft, entstanden aus dem bürger- bis heute, dazu später etwas mehr. und diverser anderer Politiker: Irgend- finanziert werden sollte, war noch un- lichen Impuls, Gutes für das je defi- wann hätte auch der Hamburger Senat beantwortet. Zwar hatte die Stadt die nierte Gemeinwohl zu tun, wirkte für Über die Zwischenkriegsjahre ist we- ein Öffentliches Bibliothekssystem Bücherhallen von Beginn an finanziell die Bücherhallen mit allen Implikatio- nig bekannt: Außer der Stiftungsur- geschaffen, allein schon, weil man in gefördert, allerdings sporadisch und nen, die das 20. Jahrhundert und den kunde von 1919 und den Protokollen Hamburg um keinen Preis jemals als mit hanseatischer Zurückhaltung. Beginn des 21. Jahrhunderts prägen: der Bürgerschaft über die Debatten rückständig gelten wollte. Bürgerliche Nach langen Debatten in der Bürger- Selbstverantwortung, zeitgemäße bis zur Zukunft der Bücherhallen in den Lesegesellschaften, Leihbüchereien schaft wurde die rechtsfähige Stiftung mitunter allzu vorausschauende An- 1920er Jahren sind infolge von Kriegs- mit vorwiegend suspekten Trivialro- privaten Rechts 1920 von der Politik passungsmentalität, Modernität und verlusten lediglich Dokumente über manen und die bescheidenen Samm- schließlich anerkannt und fortan mit ökonomische Effizienz bestimmten beeindruckende Nutzungszahlen und lungen der Arbeiterbildungsvereine einem Verwaltungsrat und einem Ar- ihre wechselvolle und bewegte Ent- Neugründungen von Bücherhallen – allesamt potenzielle Provenienzen beitsausschuss, dem weiterhin füh- wicklung. 1906 wurde zum Beispiel trotz permanenten Geldmangels er- für Öffentliche Bibliotheken – gab rende Mitglieder der Patriotischen der Schülke’sche Indikator, der für je- halten.
Tradition der Jahrzehnte davor fort: Unzählige Neuanfänge und Schlie- ßungen kennzeichneten das System. Ab den 1950er Jahren bis in die Mit- lautstarke Dispute, und vielfältige Ak- te der 1980er Jahre wuchsen die Bü- tionen wurden in sympathisierender cherhallen auf bis zu 75 Standorte an, Öffentlichkeit erdacht und praktiziert, zahllose Neueröffnungen und Umzü- um das zu behalten, was man sicher ge, zuerst zusammen mit Badeanstal- hatte. Das war eine ungemütliche Zeit ten, dann in neuen Wohnungsbauten für alle Beteiligten. Auch die Versuche Eifrig war die Gleichschaltung an die und Bürgerhäusern und später in Ein- Jahre gab es die Zentralbibliothek mit von Kulturbehörde und Stiftungsrat, Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg nationalsozialistische Ideologie: sehr kaufszentren, aber es entstanden auch Musikbibliothek, 59 Stadtteilbücher- Mitte der 1990er Jahre mittels einer frühe Aussonderung ‚zurückzustellen- eindrucksvolle Solitäre. hallen, drei Bücherbusse und 82 ne- bekannten Unternehmensberatung der Bestände‘ schon im März 1933, der benamtlich geleitete Ausgabestellen einen Prozess der betrieblichen Befrie- 100 Jahre 100 Jahre am 15. Mai die erste Bücherverbren- Parallel dazu geriet das System in Un- durch die Fachstelle, davon 19 in Jus- dung über demokratische Leitungs- nung in Hamburg folgte, völkische ruhe. Seit den frühen 1970er Jahren tizvollzugsanstalten. prinzipien zu vermitteln, erwiesen Bestandserneuerung im Zeitraffer, war das Kollegium zeitangemessen sich als wenig hilfreich, im Gegenteil: die jüdischen Mitarbeiter*innen wur- politisiert. In der zweiten Hälfte der Von da an war das Kollegium sehr miss- Das System musste sich am Ende ein- den sehr schnell entlassen. Nach dem 1980er Jahre waren zum ersten Mal trauisch allen Sparplänen der Direktion mal mehr selbst helfen. Groß-Hamburg-Gesetz 1937 wurden Bücherhallen von der Schließung be- gegenüber und suchte gleichzeitig – die städtischen Büchereien Altona, droht, nachdem gerade etliche neue gelegentlich überaus erfolgreich – den Ab 1996 gab es dann tatsächlich bin- 16 17 Harburg und Wandsbek mit Zweig- in Stadtentwicklungsgebieten ent- Schulterschluss mit der politischen nen zweier Dezennien durch Schlie- stellen sowie die ältere Musikbiblio- standen waren. Aus Kostengründen Öffentlichkeit und den Fraktionen ßungen, Zusammenlegungen und thek in das System integriert. 1941 sollten vor allem kleine Bücherhal- der Bürgerschaft und der Bezirksver- Umzüge konsolidierungsbedingt 60 gab es 18 Stadtteilbücherhallen und len geschlossen werden. Im Zuge der sammlungen. Selbstverantwortung Änderungen im Adressbuch der Bü- 57 von der Fachstelle geleitete, meist EDV-Einführung sollte das System an und Kreativität der Direktion waren cherhallen – bei nahezu einer Halbie- ehrenamtlich betreute Büchereien im Verkehrsknotenpunkten modernisiert einmal mehr gefragt, wurden aber rung der Einträge. Das erforderte zu- Stadtgebiet, von denen nur zwölf und und konzentriert werden. Die Empö- gleichzeitig von allen Seiten infra- nächst auch aus dem eigenen Budget einige Bücherhallen dem Bombenha- rung darüber war in Kollegium und ge gestellt. Alles, was ‚von dort oben‘ aufzubringende Investitionen für den gel bei Kriegsende entgingen. Öffentlichkeit gleichermaßen heftig, kam, wurde erst mal rigoros abge- Abbau und die Rückgabe der aufgege- es gab Demonstrationen und Unter- lehnt. Zuerst war man im Kollegium benen Mietflächen in Millionenhöhe, Ab 1949 begann mit Verve der Wie- schriftensammlungen, die schnell auf grundsätzlich gegen die Automatisie- die sich erst später auszahlten. Ohne deraufbau. Die Geschichte der Bü- 10.000 und mehr ‚Protest-Postkarten‘ rung, die den Menschen beherrschte, eine einzige betriebsbedingte Kündi- cherhallen in Hamburg ist auch eine dokumentiert wurden. Das machte das sollte doch umgekehrt sein. Und gung wurden in diesem Zeitraum weit Geschichte vom Entstehen und Ver- nicht nur Eindruck, sondern zeigte dann ging es auch um den permanen- über 200 Vollzeitstellen abgebaut, gehen von Orten und Räumen in den auch Wirkung. Politiker*innen woll- ten Veränderungsdruck im Kontext noch mehr Kolleg*innen hatten sich Stadtregionen, jetzt Ausdruck des ten gewählt werden, die Schließungs- von mehr Service bei gleichzeitigem meist zunächst ungewollt an ein ande- Wirtschaftswunders allenthalben. Die- pläne wurden schließlich (vorläufig) Personalabbau und tatsächlichen res Kollegium zu gewöhnen. Dennoch se Entwicklung setzte lediglich die zurückgenommen. Anfang der 1990er Schließungsplänen. Darüber gab es konnte die Leistung über Jahre hinweg
setzenden digitalen Produkten, die erhoben das Wort aus ästhetischen | Stiftungsurkunde Öffnung der Bücherhallen für Vielfalt Erwägungen dagegen und die Elbphil- vom 14. August 1919. und Interkulturalität, schließlich die harmonie wurde auch immer teurer. Gründung einer Tochtergesellschaft Man kann schließlich nicht alles ha- für die Etablierung des Bürgerschaftli- ben. Nachdem nach der Filmabtei- chen Engagements, um nur das Wich- lung auch die Kinderbibliothek sowie stetig gesteigert werden, durch höhere tigste zu benennen, sind zweifellos die Jugendbibliothek Hoeb4U nach Nachfrage und den Einsatz von Tech- anerkannte Pionierleistungen, die das Zwischenstationen an anderen Orten nik. Diese sprunghafte Dynamik und Kollegium mit der Zeit gelassen, mu- Platz im Haus gefunden haben, ist Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg zwischenzeitlich auch heftige Proteste tig und sogar latent einvernehmlich der Hühnerposten erstmals in der Ge- in den betroffenen Stadtteilen halten getragen hat, obwohl dafür bisweilen schichte der Bücherhallen ein Ort für die Hamburger*innen bis heute nicht lieb gewonnene Gewohnheiten aufge- alle Generationen und Kulturen. Ein- 100 Jahre 100 Jahre davon ab, sich mit ihren Bücherhallen geben werden mussten. ziges Defizit: Für eine Großstadt wie zu identifizieren. Das mag vor allem Hamburg ist diese Zentralbibliothek daran liegen, dass die Bücherhallen Ein Beispiel für unbekümmert Neu- viel zu klein. Allen Zweifler*innen aufrücken. Es entspricht dem Geist sich immer zeitgemäß präsentieren: es ist auch die Geschichte der Zent- dieser Anschauung sei ein Besuch der Hansestadt, kaufmännische Spar- mit ihren Beständen und Programm ralbibliothek am Hühnerposten, die in Amsterdam, Aarhus, Birmingham samkeit und Modernisierung in einem angeboten, in ihrer Möblierung und im Januar 2004 ohne vorherigen Be- oder Oslo, um nur wenige aktuelle Bei- Zug zu denken und zu tun: Von nichts technischen Ausstattung und meist an schluss der politischen Gremien und spiele zu nennen, empfohlen! kommt nichts und das ist richtig so. 19 18 den richtigen Orten – und wenn ein- damit auch ohne zusätzliche Mittel Heute sind die Bücherhallen Hamburg mal nicht: Umzüge sind Routine. nach harten Verhandlungen mit dem Das ist keine Politikschelte, keines- Deutschlands größtes zusammenhän- Vermieter für geplant fünf Jahre mit falls. Nachdem erste Erfolge der gendes Öffentliches Bibliothekssys- Und auch das: Aller Irritationen, Wi- einem Flächenvolumen von 1.000 Konsolidierung und Erneuerung des tem – modern, innovativ, flexibel, of- derstände und Diskussionen zum Quadratmetern mehr gegenüber dem Systems auch von Hamburger Ent- fen für alle und äußerst leistungsstark. Trotz oder vielleicht gerade deswe- vorherigen Standort im Kontorhaus- scheidern nicht mehr übersehen wer- Und zukunftsfähig sowieso. gen beweist das System seine Erneu- viertel und ohne Budget für Umzug den konnten, weil die Bücherhallen erungsfähigkeit. Veränderung ist im und Möblierung bezogen wurde, ob- einen veritablen Ruf in der Branche er- Ein persönliches Wort zum Schluss Laufe der Zeit ein Zustand geworden, wohl gleichzeitig die Realisierung ei- reicht hatten und sowohl der Landes- sei mir als Berichterstatterin erlaubt: die ausgeprägte Bereitschaft, Neues nes Neubaus auf dem Domplatz nach rechnungshof und eine Expertenkom- Öffentlichkeit, Politik, Netzwerken, und auch mal finanzielle Risiken ohne einem Beschluss von Senat und Bür- mission dies ab Mitte der 2000er Jahre Nutzer*innen und insbesondere dem sofortige Deckung zu wagen, wird gerschaft 2003 bis ins Detail geplant nur bestätigen konnten, wurde der Kollegium der Bücherhallen Ham- Programm. Überdies wird das ‚Wie‘ worden war. Aus dem in Aussicht ge- Prozess von der Stadt gleichzeitig mit burg danke ich ganz ausdrücklich und und das ‚Was‘ der eigenen Arbeit per- stellten Neubau, der 2008 bezogen Mitteln für weitere außergewöhnliche persönlich dafür, dass ich über ein manent reflektiert. Flächendeckende werden sollte, wurde am Ende dann Offensiven begleitet und die Bücher- Vierteljahrhundert dabei sein konnte, Komplementärleistungen für Schulen leider nichts, wie schon mehrfach zu- hallen Hamburg konnten nachhaltig in dieses Kleinod Hamburger Kultur zu und Kitas, die frühe Einführung von vor bei solchen ehrgeizigen Planungen die Spitzengruppe der deutschsprachi- begleiten. für Öffentliche Bibliotheken maßstab- der Stadt. Wichtige Hamburger Bürger gen Öffentlichen Bibliothekssysteme
in Hamburg gegründet wurde, durch Auch für die Patriotische Gesellschaft Beschluss der ersten durch allgemei- sind unter diesem Gesichtspunkt ne und freie Wahlen zustande gekom- die Bücherhallen unverzichtbar. Mit menen Bürgerschaft im Jahre 1919 auf die „dauernde Mitwirkung und dem Diesterweg-Stipendium betrei- – gleichzeitig mit der Universität und Opferfreudigkeit größerer Kreise von ben wir das erste Familienbildungs- der Volkshochschule. Privaten“. Die Folge war eine ständige stipendium in Deutschland, das sich Finanznot, die dann allerdings auch in an begabte Kinder von 10 bis 14 Jah- Freilich gibt es eine Vorgeschichte, demokratischen Zeiten bis heute die ren und an ihre Familien richtet. Alle mit der Patriotischen Gesellschaft und da kommen wir, die Patriotische Bücherhallen Hamburg immer wieder Stipendiat*innen werden an einem Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg Gesellschaft, ins Spiel. Schon in vor- begleitet hat. Akademietag in die Benutzung der Die Gründer — Zusammenarbeit demokratischer Zeit gab es in der Bücherhallen eingeführt und alle Sti- Dr. Willfried Maier, Stadtrepublik Hamburg die erste Bü- Heute müssen die Bücherhallen unter pendiaten-Kinder sowie ein Elternteil 100 Jahre 100 Jahre 1. Vorsitzender cherhalle des Typs, der nachher zur neuen medialen Bedingungen und bei erhalten eine Bücherhallen-Kunden- der Patriotischen Gesellschaft unverzichtbaren und meistbesuch- veränderten Lese- und Sehgewohn- karte. Die Bücherhallen sind Koopera- ten kulturellen Einrichtung der Stadt heiten ihren Weg finden. Geschichten tionspartner des Diesterweg-Stipen- Bibliotheken gibt es schon lange, seit geworden ist. Am 7. Dezember 1898 werden seltener gelesen und häufi- diums, eines der wichtigsten Projekte der Erfindung der Schrift vor 5.000 bis entschloss sich die Patriotische Ge- ger im Film angeschaut. Das Internet unserer Gesellschaft. 6.000 Jahren. Die Stiftung Hambur- sellschaft zu dieser Gründung und im bietet einen unmittelbaren Zugriff auf ger Öffentliche Bücherhallen gibt es Oktober 1899 wurde auf Veranlassung Wissen und Geschichten schon von zu Aus der langen historischen Verbin- 20 21 seit 100 Jahren. Es muss sich also um der Gesellschaft die erste Bücherhalle Hause aus. Die sozialen Medien eröff- dung zwischen unseren beiden Insti- einen besonderen Typ von Bibliothek in einem staatlichen Gebäude an den nen weitverzweigte, aber häufig auch tutionen hat sich bis heute auch eine handeln, der aus Zeitbedürfnissen der Kohlhöfen 21 in der Neustadt eröffnet. sektenmäßig verengte Kommunikati- Zusammenarbeit ihrer Gremien erhal- Moderne hervorgegangen ist. Keine onsmöglichkeiten für Millionen Ein- ten: Die Patriotische Gesellschaft hat Bibliothek für besondere Menschen- Schon diese erste Bücherhalle bot dem zelne. Sitz und Stimme im Stiftungsrat der gruppen wie Kloster- und Gelehrtenbi- Publikum sowohl mehrere Leseräume Bücherhallen Hamburg, die wiederum bliotheken, keine fürstliche Gründung. als auch die Ausleihe der Bücher nach Da ist es von wachsender Bedeutung, eine*n Delegierte*n in den Beirat der Vielmehr eine öffentlich zugängliche Hause, lange Öffnungszeiten, fach- dass die Bücherhallen nicht kommer- Patriotischen Gesellschaft entsenden. Bibliothek und Leseräume für alle lich geschultes Personal und geringe zielle, öffentliche Räume in der Stadt In allen Veränderungen, welche die Einwohner*innen in verschiedenen bis keine Gebühren. Der starke Publi- bieten; Orte, wo man sich aufhal- Bücherhallen Hamburg gestaltet ha- Stadtteilen. Sie eröffnet den Zugang kumszuspruch schon im ersten Jahr ten und treffen kann, an denen man ben, haben sie ihren Gründungsim- zum Wissen und zu den Geschichten sprach für einen gelungenen Stapel- einzeln oder in Gruppen lernen und puls bewahrt: das Wissen und die der Welt für alle und jede/jeden. lauf. zugleich mit der ganzen Welt in Ver- Geschichten der ganzen Welt allen bindung sein kann. Sie sind in einer Einwohner*innen der Stadt zugäng- Eine solche Einrichtung gehört ins Dennoch konnte sich der Senat vor ethnisch heterogeneren Stadt auch lich zu machen und sie dabei zu be- demokratische Zeitalter, und so ist der Revolution nicht dazu durchrin- Orte, an denen sich die Verschiedenen gleiten, sich diese Schätze anzueignen. es kein Zufall, dass sie erst nach der gen, diese neuen Einrichtungen insge- treffen können und miteinander um- Das ist in Zeiten neuer Verengungen demokratischen Revolution von 1918 samt zu finanzieren, sondern verwies gehen lernen. und Blödigkeiten eine frohe Botschaft.
Bücher und Sprachen spielen im Le- ben von Lisa Golze eine große Rolle. „ Nach ihrem literaturwissenschaftli- chen Magisterstudium, einem län- geren Auslandsaufenthalt und einer Ausbildung zur Lehrerin für Deutsch Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg als Fremdsprache/Zweitsprache In der Nähe von Büchern hat sich Sandra Mac unterrichtete sie zunächst an einer immer wohlgefühlt. 2003 begann sie ihre Ausbil- In der „ Sprachschule. Anschließend war sie 100 Jahre 100 Jahre dung bei den Bücherhallen und arbeitet heute an als Lektorin für verschiedene Kinder- Bücherhalle und Jugendbuchverlage tätig. zwei Standorten: dem größten und dem kleinsten. Wenn sie nicht gerade in der Zentralbibliothek gibt’s Seit 2017 arbeitet sie bei den Bücher- eine Veranstaltung vorbereitet, fährt sie Bücher- Bücher für hallen Hamburg und ist dort für bus. Der 16-Tonner macht ihr keine Angst – 2017 23 22 erwarb sie mühelos den Führerschein für die Fahr- alle!“ das Lektorat deutscher und fremd- sprachiger Kindermedien zuständig. Öffentliche bibliothek und sitzt seitdem am Steuer. Bilderbücher haben es ihr besonders Bibliotheken sind Sandra Mac hat eine sichere Hand für moderne angetan, denn Bilder sprechen für die Lektorin eine universelle Sprache. besondere Orte – Technik, schätzt aber noch mehr den Umgang mit In ‚Bücherhalle‘ stecken für sie vor die Menschen den Kund*innen. So ist es im Bus sehr persönlich, viele Menschen kommen über Jahre, man sieht allem die Worte Bücher und alle. Dass sie einen Beitrag dazu leisten kommen mit Kinder groß werden und kennt sich. In der Zen- tralbibliothek dagegen ist es sehr vielfältig und kann, allen Kindern einen Zugang einer großen international. Menschen zu helfen, denen die Ver- zum Lesen zu ermöglichen, macht sie einfach glücklich. Offenheit und ständigung in deutscher Sprache schwerfällt, liegt ihr besonders am Herzen. Neugierde.“
1__Heute undenkbar: Handarbeit bestimmt den Alltag. Eine Mitar- beiterin widmet sich sorgfältig der Buch- pflege, 1980er Jahre. 2__An der Schreib maschine werden Rückentitel für Bücher Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg geschrieben, um 1980. 3__Geschäftiges 100 Jahre 100 Jahre aus der Arbeitswelt Treiben in den Großen Bleichen: Beratung und Ausleihe vieler Kund*innen an der Servicetheke, 1990. 4__Nadeln in Loch 24 25 karten, 1980: Das halbautomatische Mahnverfahren 3__ Schlaglichter wurde 1993 zuletzt in der Bücherhalle Mopsberg eingestellt. 1__ 4__ 2__
das Bild der Bibliothek als Ausleihsta- Automatisierungsprozesse ermögli- Zentralbibliothek am Hühnerposten tion mit den Bildern der tatsächlich chen es dem Personal, während der für die oben beschriebenen Entwick- der Zukunft dort stattfindenden vielfältigen Ak- eigenen Anwesenheit die Kommuni- lungen umgebaut werden. Weitere elf tivitäten zu überschreiben. Dies mag kation mit Kund*innen in den Mittel- Stadtteilbibliotheken werden eben- auch damit zusammenhängen, dass punkt der Arbeit zu stellen und nicht falls mit Mitteln aus dem Sanierungs- Großstadtbibliothek die Leistung dieser Orte jahrzehnte- nur über eine Vernetzung im Stadtteil, fonds umziehen oder an bestehen- lang unter dem Gesichtspunkt der sondern mit eigenen Angeboten diese den Standorten modernisiert werden Ausleihzahlen betrachtet wurde, die Interaktion zu gestalten. Zusätzliche können. Das System der Bücherhallen – auch dank immer besserer Unter- Öffnungsstunden ohne Personal stel- Hamburg ist gut aufgestellt. Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg stützung durch Automatisierung und len zumindest den Ort Bibliothek zur beschleunigter Geschäftsgänge – stetig Verfügung, der auf diese Weise eine Für den Blick in die Glaskugel, der die wuchsen. stärkere Sichtbarkeit in der Nachbar- Zukunft des großstädtischen Biblio- 100 Jahre 100 Jahre Frauke Untiedt, schaft erhält. thekssystems der Bücherhallen Ham- Bibliotheksdirektorin Und dann sanken die Ausleihzah- burg beschreiben soll, stelle ich gern ab September 2019 len. Mit Unbehagen wurden Ausleih- Ein neues Selbstbewusstsein ist sicht- die Sätze der scheidenden Direktorin rückgänge, die harte Währung in der bar geworden, Öffentliche Bibliothe- Hella Schwemer-Martienßen vorweg: Wo stehen wir eigentlich und wie geht Diskussion mit kommunalen Geld- ken sind stolze Protagonisten bei der „Das Bewährte bewahren und das es uns heute? Wie wird es uns in Zu- gebern, konstatiert. Die fachinterne Vernetzung von Stadtgesellschaft. Neue tun. Beides sollte am besten kon- kunft gehen? Bevor ich den Blick in die Diskussion beschäftigte sich 2010 mit Der Auftrag, für alle in der Stadt da struktiv und in einer transparenten 26 27 Glaskugel wage, der beschreiben soll, ‚armen Hunden‘ und ‚Milchkühen‘ 1, zu sein, zeigt sich vielfältiger als vor Atmosphäre gelebt werden und auch was noch wird, möchte ich ein paar man schärfte weiter den Bestand, um Jahren. Diese Entwicklung ist keine, mit einer großen Portion Unbeküm- Sätze zum Hier und Jetzt sagen. die mit Sorge betrachteten Ausleih- die sich auf Deutschland beschränkt. mertheit. Der Erfolg unserer Organi- rückgänge aufzuhalten. Der Erfolg war Bibliotheken in Aarhus, Helsinki und sation ist abhängig vom Zuspruch und Großstadtbibliotheken sind vernetzte überschaubar. Was allerdings dann bald auch Oslo erhalten neue Gebäude vom Anspruch der Kund*innen, von Gebilde, sie überziehen ihre Stadt wie passierte und bis heute passiert, ist für ihre Zentralbibliotheken, die den der Qualität unserer Arbeit und unse- ein Geflecht mit unterschiedlich gro- wunderbar. Die Menschen, die bereits Menschen in den Mittelpunkt stellen. rer Lernbereitschaft und last but not ßen und kleinen Knotenpunkten, die zu uns kamen, um möglichst viel an least von der Unterstützung der Poli- alle zueinander und zu den sie um- Information und Unterhaltung nach Die Bücherhallen sind diesen Ent- tik und der Zuwendungsgeber. Weil gebenden Partnern in der Stadtge- Hause zu tragen, kamen weiterhin. wicklungen nah. Im Jubiläumsjahr alle Beteiligten das wissen, geben sie sellschaft im Austausch stehen. Die Nicht nur das, sie kommen nun in 2019 sind sieben Stadtteilbibliothe- ihr Bestes.“ 2 Arbeit dieser Knotenpunkte hat sich größerer Zahl und tragen Informati- ken mit zusätzlichen servicefreien schon immer sehr auf den sie umge- on und Unterhaltung nicht mehr nur Öffnungszeiten zugänglich. Interne Die einzelnen Themen fügen sich ein benden Stadtteil eingestellt. Die Orte nach Hause, sondern suchen und fin- Fortbildungsreihen unterstützen die in den Dreiklang von Bestand, Ort und einer Großstadtbibliothek sind nie ein den sie vor Ort in unseren Häusern. Weiterqualifizierung des Personals Vermittlungs- und Programmarbeit. homogenes Gebilde, sondern spiegeln Digitale Entwicklungen verstärken im Bereich der Vermittlungs- und Pro- Ihr Verhältnis zueinander hat sich ge- sich in ihrer Umgebung. Trotzdem den Wunsch nach echter Begegnung grammarbeit. Mit zusätzlichen Mitteln wandelt – und wird sich sicherlich auch war es lange Zeit unendlich schwer, und die findet in Bibliotheken statt. aus dem Sanierungsfonds kann die in Zukunft immer wieder verändern.
| Attraktive Räume: die modernisierte Bücherhalle Volksdorf, 2018. Bestand vermittlung im Kontext schulischer plementarität von sozialer und digita- Bibliotheken haben wichtige traditi- Kooperationen wird sich noch stärker ler Teilhabe zu unterstützen. onelle Kompetenzen, die auch in Zu- in die schulischen Anforderungen ein- kunft nicht an Bedeutung verlieren passen müssen. Programmunterstütz- Ort werden. Auswahl und Angebot der te Angebote werden den Informati- Bibliotheken können nicht der Kitt Medien (Bücher, aber auch andere Me- onsaustausch und die Begegnung von sein, der alle Teile von Stadtgesell- Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg dien, die es im Moment noch gibt, und Menschen gleichermaßen unterstüt- schaft wieder miteinander verbin- andere, die es erst in Zukunft geben zen müssen, um erfolgreich zu sein. det. Aber sie können daran arbeiten, wird), die eine Bibliothek unter den Programmarbeit in Bibliotheken wird gesellschaftliche Unterschiede zu 100 Jahre 100 Jahre Vorgaben der Informationsfreiheit alle Gruppen der Gesellschaft anspre- verringern, indem sie alle Teile von und der gleichzeitigen Förderung de- chen müssen. Bibliotheken sollten Stadtgesellschaft an einem Ort will- mokratischer Grundprinzipien anbie- auch in Zukunft das Ehrenamt stark kommen heißen. tet, sind essenzieller Bestandteil von einbeziehen und vor allen Dingen bei Bibliotheken. niedrigschwelligen oder ressourcen- Die Sichtbarkeit in der Stadt wird intensiven Programmen als starken gefördert durch ein gut verteiltes Fi- Vermittlungs- und Partner fördern. lialsystem, das in einer immer digi- 29 28 Programmarbeit taler werdenden Welt Begegnungen Ältestes Element der Vermittlungsar- Wer ist eigentlich ein Experte? Parti- ermöglicht und durch seine attrak- beit ist die Leseförderung, mit der eine zipative Prozesse sollen bei der An- tiven Standorte im Alltag sichtbare intensive Zusammenarbeit mit Kitas, gebotsgestaltung eine stärkere Be- Angebote macht. Ein Ausbau der Ver- Schulen und Familien verbunden ist rücksichtigung finden. Dies gilt für fügbarkeit dieser Angebote und eine und die – mit dem Bestand an Kinder- die Zusammenarbeit mit Behörden Erweiterung der Öffnungszeiten mit 1 Schade, Frauke: Die Portfolio-Analyse. literatur im Hintergrund – immer in (Verstetigung bestehender Kooperati- und ohne Personal, im Rahmen der Ein Instrument zur Profilierung von Bibliotheksbeständen. In: BuB 2010/5. das Portfolio von Öffentlichen Biblio- onen) und anderen Institutionen ge- gesetzlichen Möglichkeiten auch am theken gehören wird, auch wenn die nauso wie für die Interaktion mit den Sonntag, sind für eine solche Sichtbar- 2 Aus der editorischen Notiz für das Bibliotheks Formate mittlerweile deutlich über Menschen, die die Angebote der Bü- keit von großer Bedeutung. konzept Bücherhallen Hamburg 2021, Stand Februar 2018. www.buecherhallen.de/ Vorlesen und Bilderbuchkino hinaus- cherhallen nutzen. bibliothekskonzept.html?file=files/down- gehen und sich weiterentwickeln wer- So und wahrscheinlich gleichzeitig loads/pdf/rubrik-ueber-uns/allgemein/ den. Unsere Aktivitäten und Angebote wer- ganz anders wird die Zukunft sein. bibliothekskonzept-buecherhallen-hamburg- 2021.pdf (abgefragt 10.06.2019). den wir öfter durch korrespondieren- Wir werden in unserem Arbeitsalltag Informationsvermittlung wird sich de digitale und virtuelle Komponen- stetig Neues lernen und uns weiter weiter vom passiven Angebot an der ten begleiten. Dies nicht nur, um auch verändern, um in jeder möglichen Zu- Informationstheke zu aktiven Ange- außerhalb der analogen Orte sichtbar kunft Bibliothek unverzichtbar sein zu boten wandeln. Klassische Wissens- zu sein, sondern auch, um die Kom- lassen.
Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg Forever young — 100 Jahre 100 Jahre Ansgar Wimmer, Alfred Toepfer Stiftung Nein. Der scheinbare Antagonismus Ehrenamt und Bürgerengagement, Sprachvertiefung und Tabletkursen und beharrlich erkämpft, und zugleich zwischen Buch und der Wucht der mit Angeboten für eine interkulturell für Senior*innen steht. Schulen, Ge- aller, die in den Teams der Stadtteilbib- neuen Medien, das Beweinen des Nie- und demografisch vielfältige Klientel, fängnisse, Zielgruppen mit besonde- liotheken und der Zentrale auch noch dergangs der Ausleihzahlen gebun- zentral wie dezentral, zielgruppenori- ren Bedürfnissen oder Neuhinzuge- die orientierungsloseste Frage des 30 31 dener Bücher aus stählernen Regalen entiert, niedrigschwellig und diversi- kommene werden ebenso regelhaft letzten Kunden nach einem langen Ar- wohllektorierter Stadtbibliotheken ist tätsoffen. Ein engagiertes, gelassenes und als Normalfall der Bibliotheksar- beitstag professionell und freundlich schon längst nicht mehr die Agenda und in seinen Qualifikationen breit beit in den Blick genommen wie Ver- beantworten, die nach neuen Forma- zukunftsorientierter Großstadtbiblio aufgestelltes Kollegium begegnet den anstaltungen mit unterschiedlichsten ten suchen, sich nicht zufriedengeben theken – und ist es in Wirklichkeit Lebenslagen einer urbanen Realität Themen und Partnern in Bibliotheken mit ‚same procedure as every year‘. auch vielleicht nie gewesen. Längst als Ort für Wissen, Begegnung, Befähi- längst zum lebendigen Alltag gehören. haben sie, und dabei die Stiftung gung und Teilhabe. Online-Ausleihe überprüft sich in sei- ‚Younger than ever!‘ mag man der Hamburger Öffentliche Bücherhallen ner Relevanz und Nachfrage ebenso alten Dame Stiftung Hamburger Öf- oftmals erfolgreich vorneweg, ganz Bibliotheken verstehen sich mehr permanent wie in Relation zu anders- fentliche Bücherhallen augenzwin- andere Chancen ergriffen: und mehr als selbstbewusste analoge wo verfügbarem Wissen. kernd zurufen, aber so ist es doch: Die Ankerplätze und Ausgangspunkte für Was wie eine Vision klingt, ist längst ‚HÖB‘, wie sie viele Hamburger*innen Experimentierfreudig suchen Öffent- die Reise in das Virtuelle, bei der das Alltag, hart erkämpft unter den Be- freundlich nennen, hat nicht nur die liche Bibliotheken nicht nur in Groß- Zurhandnehmen und Ausleihen eines dingungen rapiden gesellschaftlichen Zeichen der Zeit erkannt und nimmt städten ihre Positionierung als ‚Third Buches gleichberechtigt neben den Wandels und permanenter Haushalts- die damit einhergehenden Herausfor- Place‘, als bibliophile, bildungs- und Treffen von Lerngruppen, Internet- konsolidierung, nie fertig, immer auch derungen immer wieder neu an, son- kulturaffine Stadtparks einer offe- recherchen, dem Kaffee zum Schmö- neu zu rechtfertigen und zu verargu- dern ist darin ein wichtiges Vorbild für nen, lebendigen Stadtgesellschaft, mit kern im aktuellen Bestseller, Bilder- mentieren. Es ist das Werk ungedul- andere Kultur- und Bildungseinrich- einer Strategie zur Einbindung von buchkino, Konversationsrunden zur diger Einzelner, zuweilen unbequem tungen der Stadt.
1__Bücherhalle in Eppendorf, Lenhartz- straße, 1963. 2__Früher Bibliothek, heute Schwimmbad: die Bücherhalle in der Bartholomäusstraße in Barmbek-Süd, 1909. Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg 3__Die Bücherhalle in den Stadtteilen im Wasserturm in Winterhude. Die klare 100 Jahre 100 Jahre Einrichtung der neu- en Sachlichkeit prägte die Bücherhallen in den 1950er und 60er Jahren. Fotografiert von Ernst Scheel. 33 32 Bücherhallen 4__Die mobile Bücher 3__ halle war stets beliebt: Heute gibt es zwei 1__ Bücherbusse, die die ländlichen Gegen- den Hamburgs mit Medien versorgen. Fahrbücherei, 1961. 2__ 4__
verständlich. Deshalb ist die Erreich- entwickeln ist ein zentrales Berufsfeld barkeit einer öffentlichen Bibliothek geworden. Die Inhalte orientieren sich im direkten Lebensumfeld von hoher an Bildungsempfehlungen und Bil- kultureller Teilhabe Bedeutung. dungsplänen. Bücherhallen als Orte Die Kollegien vor Ort kennen die Le- Zu den Kernkompetenzen aller Mitar Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg bensbedingungen im Quartier und beiter*innen gehören demnach heute Raumgeber haben den direkten Zugang zu den die spielerische Vermittlung von Die Lebensumstände von Kindern und Menschen. Im Zusammenschluss mit Schreib-, Lese- und Sprachkompe- Jugendlichen, das familiäre Umfeld 100 Jahre 100 Jahre den lokalen Bildungspartnern wie Ki- tenzen, und die Wohnsituation sind je nach tas und Schulen, mit Initiativen und die Vermittlung von souveränem Stadtteil sehr verschieden und driften Akteuren der Kinder- und Jugendkul- Umgang mit digitalen Medien und weiter auseinander. Dies führt zu so- tur sowie anderer gemeinnütziger Trä- Grundlagen des Codings, zialer Ungleichheit und schlechteren ger lässt sich viel erreichen. In vielen Angebote zum Trainieren sozialer Möglichkeiten kultureller Teilhabe. Filialen unterstützen zusätzlich Eh- Kompetenzen, zum Beispiel mit Susanne Wilkin, renamtliche mit viel Engagement die Gesellschaftsspielen, Bibliotheken tragen als offene, einla- 34 35 Leitung Stadtteilbibliotheken Bemühungen um einen kulturellen das Bereitstellen einer breiten dende Orte dazu bei, Ungleichheiten Zugang für alle Kinder. Palette von Angeboten zum Mitma- überwindbar zu machen und mehr Vor Ort chen bei MINT-Themen, Chancengerechtigkeit herzustellen. Bibliotheken sind Orte kultureller Teil- Vermittlung Werkstattformate aller Art zum Findet bei stadtplanerischen Prozes- habe. Dies betrifft besonders die All- Wer Kompetenzen vermitteln will, Entwickeln der eigenen Kreativität. sen eine Beteiligung Jugendlicher tagswelt von Heranwachsenden. Es ist muss selbst kompetent sein. An- statt, fordern diese gewöhnlich eine eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, spruchsvolle Fortbildungsreihen für Bibliotheken sind erste außerschu- Stadtteilbibliothek in ihrem direkten jungen Menschen die ganze Bandbrei- Mitarbeitende sind für eine bedarfsge- lische Erfahrungsräume kultureller Wohnumfeld. te solcher Erfahrungsräume zu öffnen. rechte und zukunftsweisende Biblio- Teilhabe. Sie lenken und prägen im Dazu ist moderne und kindgerechte theksarbeit ein Muss. Wenn die Mit- besten Fall Bildungs- und Lebenswe- Oft herrschen eher beengte Wohnver- Bildungs- und Lernumgebung nötig. arbeitenden selbst kompetent sind, ge, weil sie prägende positive Erleb- hältnisse, die ruhigem Lernen für die Deshalb gehört zu einer zeitgemäßen dann vermitteln sie ihre Kenntnisse nisse ermöglichen. Schule nicht zuträglich sind. Immer Bibliotheksarbeit auch das Entwi- mit Freude, viel Kreativität und uner- mehr Kinder und Jugendliche nutzen ckeln qualitativ hochwertiger Kin- müdlichem Einsatz weiter. hierzu Arbeitsplätze in ihrer Bücher- derprogramme. Eine wertschätzende halle. Die Eltern wissen ihre Kinder Haltung und das ernsthafte Anliegen, Mit der Bereitstellung von Medien hier gut aufgehoben. Bibliotheken Kindern und ihren Familien unterstüt- ist es demnach längst nicht getan. genießen in allen Kulturen Vertrauen zend zur Seite zu stehen, sind selbst- Vermittlungsformen und -inhalte zu und hohes Ansehen.
orte: din der Elbvor nde Stoffe. Die treuste Kun se rin mag spanne ft li ch e Le Die leidenscha ü c h e r h a ll e n haben sich im Starke Partnerschaften „Die B Die Vormittage sind und bleiben in al- e r Z e it s e h r verändert: Ich len Filialen reserviert für angemelde- Laufe d te und unangemeldete Kita-Gruppen , a u ch w enn ich eher Bücherhallen Hamburg und Schulklassen (mehr als 6.500 Ver- finde das to ll anstaltungen pro Jahr). ‚k la s s is c h e ‘ Leserin bin.“ eine 100 Jahre Die Zahl der Themen, aus denen Lehr- allen seit a n n b es u ch t die Bücherh Christa Herrm kräfte und Erzieher*innen auswählen hn klein können, steigt ständig. Waren es bis Ja h re . D am als war ihr So er vor zehn Jahren hauptsächlich Klas- Ende der 1970 ch erhalle lag in Süll- s. Ih re B ü Vorlesen au ge- senführungen zur Einführung in den si ch K in d erbücher zum w u rd en sp äter zusammen ‚Gebrauch‘ einer Bibliothek und das und sie li eh en Standorte rook, die beid rzieherin Vorstellen und Vorlesen guter Kinder- u n d sp ät er in Is er b n ei n e R ei se wert: Als E 36 or f al le d r die Bücherh buchki- literatur, kommen jetzt MINT-Themen, . A u ch b er u flich waren ih it d en K in d ern zum Bilder legt regelmäßig m Themen wie F rühling erstes Programmieren, der Gebrauch Fazit K it a in Is er brook fuhr sie b es ti m m te digitaler Technik, kreativer Ausdruck Die Diversität, die das Stadtleben so einer a aus, wenn ngszeit der eh v ie le M ed ien für die Kit te damit die Anfa und vieles mehr hinzu. Der Ansatz ist attraktiv macht, zieht Wohlstand und no. Sie li u n d er le b t wurden – chabtei- ganzheitlich. Weltoffenheit, aber auch soziale Un- er W ei h n ac hten behandel Fa ch k rä ft e h eute von der Fa od agogische gleichheit nach sich. Die ökonomi- ie n b ox en ‘ m it, die sich päd ‚Med nen. Den Lesehunger und den Forscher- schen, politischen und kulturellen sa m m en stel len lassen kön drang junger Menschen zu bedienen, Teilhabemöglichkeiten driften stark lung Schule zu te zuverlässig themenbegleitende Veranstaltungen auseinander. Bibliotheken haben die d er B ü ch er halle Elbvoror ter*innen chen, sie für den Unterricht und den Kita-Alltag Aufgabe, für Ausgleich und Anglei- e die Mitarbei ern und zu su durchzuführen und so die Entwicklung chung zu stehen. Heute sehen si hs. Ihr gefä ll t es , zu st öb ieren sie m al in d er W oche mittwoc au ch B io gr afien interess aller Kinder zu fördern, ist ein Kernauf- ein Fantasy, ab er b gefes- trag, den alle Bücherhallen sehr gerne Sie arbeiten für die Bekämpfung der ir d im m er fü ndig: Krimis, h ro n ik en ‘ v on Robin Hob w eitseher-C ere aben sie die ‚W eine ganz and erfüllen. Dabei ist ihnen der Ausgleich Schattenseiten einer differenzierten sehr. Zuletzt h nend u n d fü h re n in von unterschiedlichen Startbedingun- Stadtgesellschaft und für Teilhabe. ände sind span nimmt sie gern mit, dort selt, alle drei B r d en A ll ta g gen ein großes Anliegen. Sie sind kom- Sie schaffen neue Zugänge zu Bildung tschriften fü e Rezepte. petente und verlässliche Begleiter von und Kultur und dienen im besten Sin- Welt. Auch Zei n fü r d en G arten oder toll liche Idee Bildungsbiografien. ne den Menschen im Quartier. findet sie nütz
Warum Kinder aber auch Bücher lesen Bücherhallen brauchen sollen, wo es doch viele andere schöne Wilhelm-Busch-Album gab. Darum Hobbys und coole digitale Möglich- war Lesen für mich schon sehr früh ein keiten gibt, leuchtet vielleicht nicht Sehnsuchtsziel und mit fünf Jahren Bücherhallen Hamburg Bücherhallen Hamburg jedem sofort ein. brachte ich es mir selbst bei. Danach fing ich an zu lesen und zu lesen, und Dass ich von der unübertroffenen Be- weil in unserer Familie das Geld knapp 100 Jahre 100 Jahre deutung von Büchern – und damit war, las ich eben dieselben wenigen von Bibliotheken! – so unerschütter- Bücher immer wieder und wäre viel- lich überzeugt bin, hat nicht nur mit leicht bald gelangweilt gewesen, hätte den vielen internationalen Studien zu ich nicht irgendwann die Bücherhalle Kirsten Boie, tun, die dem Bücherlesen eine Steige- am Barmbeker Bahnhof entdeckt. Warum wir Autorin rung der Intelligenz wie der Empathie bescheinigen, sondern vor allem mit Von da an gab es einmal wöchentlich 39 38 Gemeinsam mit 25 weiteren Ham- meinem eigenen Leben. das Paradies. Mit der blau-grün ka- burger Erstunterzeichner*innen, da- rierten Einkaufstasche meiner Mutter durch ganz nebenbei ihr Lebensweg runter auch Hella Schwemer-Marti- Ich komme aus einer Familie, in der ging ich bis zum Abitur jeden Don- ändert. Und wenn ein benachteiligter enßen, habe ich im vergangenen Jahr vor mir niemand das Abitur gemacht, nerstag zum Bücherausleihen, tauchte Jugendlicher, eigentlich nur, um sich die ‚Hamburger Erklärung – Jedes geschweige denn studiert hat: nicht ab in andere Welten, erlebte Abenteu- ein Spiel oder vielleicht eine DVD aus- Kind muss lesen lernen!‘ auf den Weg meine Eltern, keiner meiner 32 Onkel er, lernte nebenbei vieles und wurde zuleihen, eine Bücherhalle besucht, gebracht. Jedem leuchtet sofort ein, und Tanten oder etwa 50 Cousins und wacher für die Welt. dann wird er sich vermutlich nicht so- dass es in einem Land wie Deutsch- Cousinen. Bei uns wurde man Bäcke- fort vor ein Bücherregal stellen. Aber land nicht hingenommen werden reifachverkäuferin, Landwirt, Klemp- Was wäre aus mir geworden, hätte ich er hat einen Ort betreten, den er ohne kann, wenn 18,9 % der Zehnjährigen ner, Maurer, als Mädchen vor allem nicht so viel gelesen? Was wäre aus diese Medien nie kennengelernt hätte, nicht lesen können, weil ihnen damit Hausfrau. Dass ausgerechnet ich aus mir geworden, hätte es nicht die Bü- und dabei passiert auch etwas mit sei- der spätere Zugang zur gesellschaft- der Reihe tanzte, hat ganz ohne Frage cherhallen gegeben? nem Selbstkonzept: Bücherhallen sind lichen Teilhabe und zu einem qualifi- mit meiner frühen Leseleidenschaft plötzlich auch ein Ort für ihn. Und ir- zierten Beruf versperrt ist und der Ge- zu tun und damit, dass meine Eltern, Auch für Kinder von heute können Bü- gendwann, vielleicht, greift er dann sellschaft enorme Kosten entstehen. ohne es zu wissen, schon ganz früh cherhallen noch immer dieselbe Be- auch nach einem Buch. Diese Kinder erlebe ich seit Jahren bei etwas richtig gemacht haben: Sie la- deutung haben. Auch heute noch gibt Lesungen und das Thema treibt mich sen mir vor, auch wenn es für mich in es Kinder, die nur durch Bücherhallen Darum: Alles Gute für die nächsten schon lange um. unserem Haushalt zunächst nur ein so viel Lesestoff finden, dass sich da- 100 Jahre!
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