Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband

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Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband
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Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband
Der RWGV
auf einen Blick

Mitglieder der Fachvereinigung             Mitglieder der Fachvereinigung                                 Mitglieder der Fachvereinigung
der Kreditgenossenschaften           1)
                                           der landwirtschaftlichen                                       der gewerblichen Genossenschaften
                                           Genossenschaften 2) 3)

Anzahl 173 | Bilanzsumme                  Anzahl 131 | Umsatz 16,8 Mrd. Euro |                           Anzahl 361 | Umsatz 13,7 Mrd. Euro |
207,6 Mrd. Euro | Mitglieder 3,2 Mio. |   Mit­glieder 76.411 | Beschäftigte 22.964                       Mitglieder 121.778 | Beschäftigte 12.537
Beschäftigte 31.765

Sonstige Mitglieder

Anzahl 11

                                          1)
                                             
                                             inklusive Doppelmitglieder sowie genossenschaftliche Unternehmen anderer Rechtsform
                                             ohne DZ BANK und WL BANK
                                          2)
                                             inklusive Doppelmitglieder sowie genossenschaftliche Unternehmen anderer Rechtsform
                                          3)
                                             mit Zentralen
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Inhalt

Vorwort des Vorstandes                                           4

Höhepunkte des Verbandsjahres                                    6

Genossenschaftliches Wirtschaften                               10
in Rheinland und Westfalen
Nachhaltigkeit ist eine gute Wahl    
Verbandsarbeit                                                  14
Selbstbestimmung ist eine gute Wahl              
Gewerbliche Genossenschaften                                    22
Selbsthilfe ist eine gute Wahl   
Genossenschaftsbanken                                           30
Subsidiarität ist eine gute Wahl

Landwirtschaftliche Genossenschaften                            38
Solidarität ist eine gute Wahl   
Tochter- sowie nahestehende Unternehmen                         46
und Gemeinschaftseinrichtungen

Organe und Gremien des RWGV                                     49

Impressum                                                       54
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4 | RWGV Jahresbericht 2016                                                           Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

                              Zukunft gestalten –
                              Wir haben die Wahl!

                              Sehr geehrte Damen und Herren,

                              welch ein Adelsschlag für die genossenschaftliche Idee: Am 30. November 2016 wurde sie als
                              erster deutscher Vorschlag in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der
                              UNESCO aufgenommen. Damit können Genossenschaften mit Fug und Recht behaupten,
                              dass ihre Unternehmenskultur Welterbe ist.
                                 Die Begründung des unabhängigen Expertenkomitees für die Nominierung der
                              Genossenschaftsidee macht das Besondere an Genossenschaften deutlich: „Genossen-
                              schaften orientieren sich an sozialen Werten und bauen auf ideellen Grundsätzen wie Soli-
                              darität, Ehrlichkeit, Verantwortung und Demokratie – das heißt auf Prinzipien des kulturel-
                              len Selbstverständnisses menschlicher Gemeinschaften – auf.“
                                 Nun wird der Begriff „Erbe“ nur selten mit Vitalität und Aktualität in Verbindung ge-
                              bracht. Aber die Genossenschaften im Rheinland und in Westfalen haben auch in 2016 wie-
                              der einmal bewiesen, wie lebendig sie sind. Beweise liefern nicht nur die guten Geschäftser-
                              gebnisse der Mitglieder des RWGV und Neugründungen in zukunftsgerichteten Branchen.
                              2016 lieferten mit der GenoGenial einmal mehr auch die Schülergenossenschaften ein sehr
                              lebendiges Bild.
                                 Mehr als 500 Schülerinnen, Schüler und interessierte Erwachsene kamen am 6. Dezem-
                              ber in die DZ BANK nach Düsseldorf, um Ideen und Gedanken auszutauschen und die besten
                              Schülergenossenschaften zu prämieren. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle
                              Partnergenossenschaften und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihrem Einsatz

                                                                                          Ralf W. Barkey (rechts),
                                                                                          Siegfried Mehring
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Vorwort des Vorstandes                                                                           5

Schülergenossenschaften zu etwas ganz Besonderem machen. Schülerfirmen, die auf ideel-
len Grundsätzen wie Solidarität, Ehrlichkeit, Verantwortung und Demokratie aufbauen.
    Insgesamt war das Geschäftsjahr 2016 für den RWGV ein Jahr, in dem er sich neben dem
Tagesgeschäft intensiv mit der künftigen strukturellen und strategischen Ausrichtung beschäf-
tigt hat. Der Start der Mitgliederforen für die gewerblichen und landwirtschaftlichen Mitglie-
der sowie der Start des Projekts „RWGV Social“ für die Kreditgenossenschaften zahlen ein auf
eine deutliche Verbesserung in der digitalen Kommunikation. Die Auslagerung der Pensions-
rückstellungen, die Modernisierung der IT-Ausstattung sowie die Optimierung der Prozess-
landschaft verbesserten die Grundlagen der Verbandsarbeit. Noch einmal intensiviert wurde
auch die Einbindung der Mitglieder bei der Fortentwicklung des Dienstleistungsangebotes.
Ein Leuchtturmprojekt waren hierbei die TABOR®-Workshops der Kreditgenossenschaften.
    Die Bündelung der Kräfte war ebenfalls ein Thema im Verbandsjahr. Nicht nur startete eine
Fusionswelle unter den Kreditgenossenschaften. Auch die Vorbereitung des Migrationspro-
jektes der Rechenzentrale und die Fusion der Zentralbanken beschäftigte die kreditgenossen-
schaftliche Fachvereinigung. Bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften unterstreicht
die große Bedeutung politischer Rahmenbedingungen die Notwendigkeit zur Zusammen­
arbeit. Und bei den gewerblichen Genossenschaften steht jede Neugründung für das Ziel, ge-
meinsam mehr zu schaffen. So ist es keine Frage: Der subsidiäre Ansatz ist Teil des genossen-
schaftlichen Erfolgsmodells. Genossenschaften sind institutionalisierte Subsidiarität, die
als Selbsthilfeeinrichtungen gewachsen sind. Bündelung der Kräfte bei Erhalt effizienter
Mit­bestimmungsstrukturen und persönlicher sowie regionaler Nähe – das ist das genos­
senschaftliche Erfolgsrezept. Es ist auch Basis der seit Anfang Oktober aufgenommenen
Fusionsge­spräche des RWGV mit dem Genossenschaftsverband. Unter dem Namen „Genos-
senschaftsverband – Verband der Regionen“ soll dieser fusionierte Verband ab Mitte 2017
seinen Mitgliedern zur Seite stehen – kompetent, nah und persönlich.
    Der Gedanke der Subsidiarität findet sich in der Überzeugung, dass ein Verband der Re-
gionen die richtige Antwort ist auf die Notwendigkeit, Kräfte zu bündeln und gleichzeitig
Gestaltungsmöglichkeiten und Einfluss derer zu erhalten, die ihren Regionalverband als
Selbsthilfeeinrichtung schätzen und nutzen.
    Oder wie Bernhard Wittkowski, Chefredakteur der Börsenzeitung, in seinem Kommen-
tar am 7. Oktober 2016 hierzu schreibt: „Das Konzept eines ‚Verbandes der Regionen‘ mit
Erhalt aller Standorte, dezentral ausgerichteter Gremienstruktur und ortsnaher Präsenz von
Fach- und Führungskräften, das der Genossenschaftsverband und der RWGV verfolgen, er-
scheint dafür Erfolg versprechend. So könnte es gelingen, widerstreitende Interessen zum
Nutzen aller Beteiligten und Betroffenen unter einen Hut zu bringen.“
    Die Mitglieder des RWGV werden 2017 entscheiden, wie es mit ihrem RWGV weitergeht.
Sie haben die Wahl, sie gestalten Zukunft. „Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!“ ist des-
wegen das Motto des diesjährigen Jahresberichts des RWGV. Wir sind überzeugt: Selbstbe-
stimmung, Subsidiarität, aber auch Nachhaltigkeit und Solidarität sind eine gute Wahl.
    Eine gute Wahl ist es aber auch, Danke zu sagen: den Mitgliedern für ihre Bereitschaft,
sich immer wieder einzubringen in die Verbandsarbeit. Den Gremien für intensive und offe-
ne Diskussionen. Den Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre Kreativität. Dem Betriebs-
rat für eine konstruktive Zusammenarbeit. Der genossenschaftlichen Familie für ein enges
Miteinander. Partnern in Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft für das gemein-
same Engagement für Wirtschaft und Gesellschaft.

Mit genossenschaftlichen Grüßen
Der Vorstand

             Ralf W. Barkey                                 Siegfried Mehring
Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband
6 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                                                  Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

 Höhepunkte 2016

                                                                                                                                                                      2

                                                                                                             1                                                        3

         Netzwerke für Mitglieder                               Hof-zu-Hof-Geschäfte 3                                   Marketing- und Vertriebsforum 6
         Seit Anfang 2016 sind die Mitgliederforen              Die Finanzverwaltung hat einigen im Vieh­-               Das Marketing- und Vertriebsforum stand
         für gewerbliche und landwirtschaftliche                handel tätigen Gesellschaften einen vor­                 unter dem Motto „Volksbanken Raiffeisen-
                                                      Februar

                                                                                                                 April
Januar

         Genossenschaften online. Ob RWGV-                      getäuschten Handel mit un­recht­mäßiger                  banken – Mit Pioniergeist Zukunft gestalten“.
         Rundschreiben, Arbeitsmaterialien oder                 Bereicherung an Umsatzsteuererstattungen                 Über 200 Teilnehmer konnten durch Vorträge
         Branchennews – in den beiden Online-                   unterstellt. Dem Bereich Steuern des                     bzw. Diskussionen zu Themen wie „Banken
         Portalen können die Genossenschaften auf               RWGV ist es gelungen, die betroffenen                    im Zeitalter der FinTecs“, „Marke und Bera-
         einen Blick wichtige Informationen finden.             Mitglieder ohne größere Beanstandungen                   tung“ und „Relevanz digitaler Kontaktpunkte
         Und sie können sich über Arbeitsgruppen                durch laufende Betriebsprüfungen zu                      für den Omnikanal-Erfolg“ wichtige Infor­
         selbstständig vernetzen. Erreichbar sind               begleiten und noch besser auf die gestie­                mationen, Impulse und Entscheidungshilfen
         die Mitgliederforen über die RWGV-                     genen Dokumentationsanforderungen der                    für die praktische Arbeit mit nach Hause
         Homepage.                                              Finanzverwaltung vorzubereiten.                          nehmen.

         RWGV-Leistungskatalog                                  Änderung EU-Richtlinie                                   Vorstandsforen 2
         Dank des neuen Tools auf der RWGV-                     Im März traten die Gesetzesänderungen                    Die Vorstände unserer Kreditgenossen­
         Website kann man sich nun einen                        der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie in                 schaften erhielten auf zwei „Vorstandsforen“
                                                      März

                                                                                                                 Mai

         themenbezogenen Überblick über die                     Kraft. Bei der RWGA konnten sich über                    einen exklusiven Einblick in aktuelle Ent-
         Leistungsangebote des Verbands                         1.200 Führungskräfte und Mitarbeiter aus                 wicklungen des Bankensektors.
         und die zuständigen Ansprechpartner                    dem privaten und gewerblichen Kreditge-                  Raimund Röseler, BaFin-Exekutivdirektor,
         verschaffen. Über die implementierte                   schäft auf Präsenzveranstaltungen, in                    sprach zum Thema „Bankenaufsicht“.
         Suchfunktion ist zudem eine gezielte                   Webinaren oder auf Fachtagungen auf die                  Dr. Jukka Vesala, Directorate General ECB,
         Navigation zu einzelnen Themen möglich.                Folgen der Umsetzung in das deutsche                     nahm zu der aktuellen Bankenaufsichts­
                                                                Recht vorbereiten. Parallel hierzu bot der               politik der EZB Stellung.
                                                                Prüfungsbereich den Kreditgenossen­
                                                                schaften neben einer eigens eingerichteten               Berliner Abend 1
                                                                Hotline zusätzlich einen Erfahrungsaus-                  Mehr als 270 Gäste waren der Einladung
                                                                tausch mit Experten an. Eine Überarbeitung               des RWGV in die Königliche Porzellan-
                                                                                                                 Juni

                                                                der Regelungen konnte durch eine intensive               Manufaktur Berlin gefolgt. Das von Friedrich
                                                                Interessenvertretung in den Bundesländern                dem Großen 1763 gegründete Unterneh-
                                                                angestoßen werden.                                       men produziert noch heute hochwertiges
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Höhepunkte 2016                                                                                                                                              7

                                                                                                                                                             5

                                                                                                 4                                                           6

   Porzellan für den heimischen und                 NRW-Sommerfest 4                                          Fusion der Zentralbanken
   internationalen Markt. Bei Kaiserwetter          Das Land Nordrhein-Westfalen feierte                      Durch die Fusion der DZ BANK und WGZ
   nutzten die Teilnehmer die entspannte            seinen 70. Geburtstag – und der RWGV                      BANK zum Spitzeninstitut der Volksbanken
                                                                                                     August

   Atmosphäre zum fachlichen und persön­            feierte mit. An einem gemeinsamen                         und Raiffeisenbanken ergaben sich
   lichen Austausch.                                Stand von R+V, WGZ BANK und WL BANK                       umfangreiche Auswirkungen auf die ver-
                                                    wurden die rund 1.800 geladenen                           schiedensten Bereiche der Primärgenossen­
   Verbandstag in Düsseldorf                        Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesell-                 schaftsbanken. Der RWGV hat unter der
   Zahlreiche Teilnehmer aus der genossen-          schaft empfangen. Elf Mitglieder zweier                   Federführung der Abteilung Grundsatzfra-
   schaftlichen Organisation, Gäste aus             Schülergenossenschaften waren starke                      gen Prüfung die WGZ BANK mit der Erstel-
   befreundeten Verbänden sowie Vertreter           Botschafter der genossenschaftlichen Idee:                lung eines Leitfadens zur Beantwortung
   aus Politik und Medien nahmen am                 In T-Shirts mit dem Aufdruck „Hier steckt                 gesellschafts­rechtlicher, handelsrechtlicher,
   Verbandstag in der Classic Remise in             genossenschaftliches Know-how drin“                       auf­sichts­rechtlicher und steuerrechtlicher
   Düsseldorf teil. Unter dem Motto                 diskutierten sie bis spät in die Nacht mit                Fragen im Rahmen der Verschmelzung
   „Gemeinsam vernetzt in die Zukunft“              den Gästen.                                               intensiv beraten.
   diskutierte man über die Perspektiven
   genossenschaftlicher Lösungen für                Genossenschaftsblatt 5                                    TaxCompliance
   das politische Ziel „Breitbandausbau“.           Modern und interaktiv, farbenfroh, mit                    Gemeinsam mit Primärbänkern und ande-
                                                    neuem Fotokonzept und einem Mix aus                       ren Regionalverbänden hat der Bereich
                                             Juli

   TABOR®-Workshops                                 Interviews, Berichten und Ankündigungen,                  Steuern des RWGV ein Konzept für die
   Mehr als 60 Vorstandsmitglieder von              die die Vielfalt des genossenschaftlichen                 Einführung von Steuer-Kontroll-Systemen
   Banken haben sich in drei innovativen,           Lebens widerspiegeln: So präsentiert                      entwickelt. Steuer-Kontroll-Systeme dienen
   durch den RWGV initiierten TABOR®-               sich das neue „GB – Genossenschaftsblatt                  den Genossenschaften als Instrument für
   Workshops mit den strategischen                  Rheinland und Westfalen“ des RWGV.                        den richtigen Umgang mit geltenden Steu-
   Herausforderungen für Kreditinstitute            Das GB wurde modernen Lesebedürfnis-                      ergesetzen und der aktuell zu beobachten-
   auseinandergesetzt. Aus den weit                 sen angepasst. Dazu gehört neben                          den verschärften Auslegung der Steuer-
   über 100 Maßnahmenvorschlägen                    neuem Design und neuen Inhalten natürlich                 strafgesetze seitens der Finanzverwaltung.
   erarbeitete der RWGV konkrete Projekte.          auch die digitale Vernetzung.
Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband
8 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                                           Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

  Höhepunkte 2016

                                                        7                                                                                                         8

            Konkret erfolgt die Einführung eines Steu-      Warenmarketing                                          Treffen der Personalleiter
            er-Kontroll-Systems auf Basis einer             Wenn einer eine Reise tut, dann kann er                 Das diesjährige Netzwerktreffen der
            Bestandsanalyse und der anschließenden          was erleben. So erging es den Mitgliedern               Personalleiter stand unter dem Motto
            Entwicklung und Implementierung von             vom Ausschuss für Warenmarketing.                       „Change it and love it“. Und das taten
            geeigneten Maßnahmen, die neben der             Ihre diesjährige Auslandssitzung führte                 sie, die Personalleiter der Kreditgenossen-
            Einhaltung geltender Steuergesetze auch         nach Frankreich zur genossenschaftlichen                schaften aus Rheinland und Westfalen.
            der Steigerung der Wirtschaftlichkeit der       Triskalia-Gruppe. Der Ausschuss besuchte                Highlight der Veranstaltung: Der dreifache
            Primärgenossenschaft dienen.                    zwei Einzelhandelsstandorte sowie das                   Olympiasieger Michael Groß zeigte in
                                                            Getreidelager der Nutrea. Highlight war                 seinem Vortrag, welche Faktoren bei
            Führung neu gedacht                             die Besichtigung der Produktionsstätte des              komplexen Veränderungsprozessen zum
            Gar nicht museal ging es auf der Muse­          Tiefkühlgemüsewerkes Gèlagri, in dem                    Erfolg führen und stellte dabei auch die
            umsinsel Hombroich zu – vielmehr blickten       pro Tag 300 Tonnen Tiefkühlgemüse herge-                besondere Rolle der Führungskräfte in
September

            die Führungskräfte aus der genossenschaft-      stellt werden.                                          solchen Prozessen heraus.
            lichen Organisation auf die Zukunft der
            Führungskultur. Was ist überhaupt               Politik trifft Praxis 8                                 RWGV Social 7
            gute Führung, und welche Fähigkeiten und        Vorstände von Mitgliedsgenossenschaften                 Auf die Theorie folgt die Praxis: Nach
            Konzepte sind hierfür notwendig? Welche         sowie der RWGV-Vorstand nutzten die                     Strategieentwicklung und Pilotphase star-­
                                                                                                          Oktober

            Werte machen gute Führung zukünftig             Möglichkeit zu einem Gespräch mit Peter                 tete im zweiten Halbjahr die Umsetzung
            aus? Höhepunkt war die Grundsatzrede            Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär im             des Bankenmarketingfondsprojekts
            von Globalisierungskoryphäe Prof. Dr.           Bundesministerium für Ernährung und                     „Social Media für Genossenschaftsbanken“.
            Franz Josef Radermacher, dessen Impulse         Landwirtschaft, um aktuelle Herausforde-                Über die Online-Plattform „RWGV Social“
            die Teilnehmer begeisterten.                    rungen für landwirtschaftliche Genossen-                unterstützt der RWGV seine Mitgliedsban-
                                                            schaften, zum Beispiel kartellrechtliche                ken intensiv bei der Kommunikation
                                                            Themen, zu diskutieren. Weitere Treffen in              über Kanäle wie Facebook, Instagram,
                                                            dieser Reihe gab es mit Burkhard Balz,                  Twitter & Co.
                                                            Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und
                                                            Währung des Europaparlaments, und
                                                            Doris Ahnen, Finanzministerin des Landes
                                                            Rheinland-Pfalz.
Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband
Höhepunkte 2016                                                                                                                                              9

                                                                                                                                                               10

                                                                                                                9                                              11

           Wirtschaftstag 9                                        GenoGenial 11                                    Energiegenossenschaften 10
           Im Oktober fand der Wirtschaftstag der                  Über 500 Schüler, Lehrer und Vertreter von       Über 100 Vertreter der Energiegenossen-
           Volksbanken, Raiffeisenbanken, Spar- und                Partnergenossenschaften trafen sich zur          schaften haben sich in Köln zu ihrem
                                                        Dezember

           Darlehnskassen in Rheinland und                         traditionellen Schülergenossenschaftsmes-        traditionellen Gedanken- und Meinungsaus-
           Westfalen im World Conference Center                    se GenoGenial in Düsseldorf. Hier wurden         tausch getroffen, um neue Geschäftsmodel-
           Bonn statt. Rund 2.600 Gäste erlebten                   unter anderem unterschiedli­che Geschäfts-       le zu diskutieren. Im Hinblick auf die
           auf der Bühne unter anderem den ehemali-                modelle der Schülergenossenschaften              weitergehenden gesetzlichen Rahmenbe-
           gen griechischen Finanzminister Dr. Yanis               vorgestellt und durch eine Jury bewertet.        dingungen gab der Umweltminister des
           Varoufakis, den ehemaligen Chefvolkswirt                Die symbolisch unterzeichnete Kooperati-         Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes
           der EZB Dr. Jürgen Stark sowie die Journa-              onsverlängerung zwischen NRW-                    Remmel, weiteren Input.
           listin und Schwester des 44. US-Präsiden-               Schulministerium, Westdeutschem Hand-
           ten, Dr. Auma Obama.                                    werkskammertag und RWGV war einer                IT-Prozesse und -Strukturen
                                                                   der Höhepunkte der Veranstaltung.                Alle Mitarbeiter des RWGV wurden mit
           Einführungsveranstaltung                                                                                 neuen mobilen Rechnern ausgestattet.
           Der Vorstand begrüßte die neuen Mitarbei-               Schülergenossenschaften                          Zudem liegt der Betrieb der zentralen
           ter des RWGV bei einer halbtägigen                      Nach den positiven Erfahrungen in Nord-          Datenserver seitdem bei einem Fachunter-
November

           Veranstaltung in der Akademie in Forsbach.              rhein-Westfalen wurden gemeinsam mit             nehmen. Auf dem Weg zu einer modernen
           Die Einführungsveranstaltung wurde                      den Kollegen vom Genossenschaftsverband          Unternehmenssoftware wurde die ERP-
           konzipiert, um den neuen Kollegen einen                 in Frankfurt und dem Wirtschaftsministeri-       Kooperation mit dem Genossenschafts­
           ausführlichen Einblick in das Genossen-                 um in Mainz Gespräche geführt, wie das           verband in Frankfurt ausgebaut. Zugleich
           schaftswesen zu geben. Darüber hinaus                   Thema Schülergenossenschaften auch in            hat das verbandsinterne Projektteam
           konnten sie sich umfassend über den                     Rheinland-Pfalz weiter vorangetrieben            „RWGV-Process“ Grundlagen für die
           Verband, seine Aufgaben und die einzelnen               werden kann. Ergebnis war die Gründung           Softwareeinführung gelegt und die
           Bereiche und Abteilungen informieren.                   weiterer Schülergenossenschaften, etwa           verbandstypischen Organisations- und
           Networking und gegenseitiges Kennen­                    in Koblenz und in Mainz.                         Abrechnungsmodalitäten spezifiziert.
           lernen rundeten den Tag ab.
Wir haben die t gestalten-Genossenschaftsverband
10 | RWGV Jahresbericht 2016   Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!
Genossenschaftliches Wirtschaften in Rheinland und Westfalen                                                 11

                        Nachhaltigkeit
                        ist eine gute Wahl
                                                                        Genossensch
                                                                                         aften dienen
                                                                      der Mitglied
                                                                                     erförderung,
                                                                    der Gewinnm                        nicht
                                                                                    aximierung.
                                                                 kratische Mit                        Demo­
                                                                                bestimmung
                                                                  – „ein Mitgli                 s s
                                                                                                  ­  trukturen
                                                                                ed eine Stim
                                                               hindern die D                    me“ – ver­
                                                                               ominanz Ein
                                                               tensive Unte                   zelner. Die in
                                                                             rstützung so                     -
                                                                 wertige Prüfu               w ie die hoch-
                                                                                 ng durch den
                                                               sind weitere                         Verband
                                                                             Baustein für
                                                                   Stabilität. Am            Solidität und
                                                                                    Ende stehen
                                                                 schäftsmode                           Ge-
                                                                                lle, die wirts
                                                                     nachhaltig E              chaftlich
                                                                                     rfolg sichern
                                                                                                      .
12 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                          Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

Genossenschaftliches Wirtschaften
in Rheinland und Westfalen
Sie bilden die mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Rheinland und
Westfalen: 676 Unternehmen und ihre 3,3 Millionen Mitglieder haben sich im
Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband (RWGV) zusammenge­
schlossen. So unterschiedlich sie auch sind, eines ist ihnen gemein: Sie wirtschaf-
ten mit langfristiger Perspektive, fördern ihre Mitglieder und sind in und mit der
Region fest verankert.

     Gefragte Firmenkredite                                                                            Zuwachs beim

    Der Mittelstand in Rheinland und West­-
   falen hat auch 2016 stark mit genossen­
                                                                         301                           Drittlandexport
                                                                                                Für die vier im RWGV organisierten
     schaftlicher Unterstützung investiert.                                                     Vieh- und Fleischgenossenschaften
 Um 4 Prozent auf 77,5 Milliarden Euro stiegen        Nachwuchsförderung                       verlief das Geschäftsjahr in den einzelnen
      die Firmen­kreditbestände bei den                                                            Geschäftsfeldern unterschiedlich.
 Genossenschaftsbanken im Verbandsgebiet.            Mit ihren 6.511 Beschäftigten sind       Nach dem sehr niedrigen Preisniveau in den
   Besonders gefragt waren Finanzierungen         die 38 Handwerksgenossenschaften ein           ersten vier Monaten erholten sich die
      für Energie-, Wasser- und Bergbau­-          bedeutender Arbeitgeber. Einen hohen       Notierungen für Schlachtschweine. Gestützt
  projekte (+11 Prozent) sowie für die Wohn-        Stellenwert genießt in den Betrieben       wurde diese Erholung durch Drittlandaus­
          wirtschaft (+14,7 Prozent).             die Förderung des eigenen Nachwuchses.        fuhren. Im Vergleich zum Vorjahr gab es
    Im bundesweiten Vergleich gewannen               Am Jahresende befanden sich bei           einen deutlichen Zuwachs beim Drittland­
   die Genossenschaftsbanken weiter Markt­       den Handwerksgenossenschaften 301 junge      export, der insbesondere von der Volksrepu-
     anteile. Insgesamt wuchs der Markt            Männer und Frauen in der Ausbildung                blik China getragen wurde.
     für Firmen­kredite nach Angaben der           zu einem gewerblich-technischen oder
       Bundesbank nur um 2,5 Prozent.                      kaufmännischen Beruf.

            Energiewende                                Gute Nachrichten
             organisiert                                   vom Wein
     „Wir organisieren und finanzieren die          In allen Anbaugebieten in Rheinland        Bedeutende Steuerzahler
  Energiewende auf lokaler Ebene.“ So lautet        und Westfalen wurde eine mengen­-
    das Selbstverständnis der 105 Energie­       mäßig zufriedenstellende sowie qualitativ    Mehr als eine halbe Milliarde Euro Steuern
  genossenschaften in Rheinland und West­           gute Ernte mit sehr ansprechenden            haben die Genossenschaftsbanken in
     falen. 63.321 genossenschaftliche            Weinen aller Qualitätsstufen eingefahren.   Rheinland und Westfalen 2016 gezahlt. Das
  Mitglieder erfüllen das Motto mit Leben.          Den elf im RWGV organisierten              sind etwa 2,4 Millionen Euro je Milliarde
    Mit ihren 371 Mitarbeitern erzielten die       Winzer­genossen­schaften gelang es,          Euro Bilanzsumme. Bereits seit vielen
  Genossenschaften 2016 einen Umsatz von         den hohen Umsatz von 104 Millionen Euro       Jahren sind die Genossenschaftsbanken
     119,6 Millionen Euro (–12,6 Prozent).          aus dem Vorjahr zu bestätigen. Dabei      bedeutende Steuerzahler. Im längerfristigen
                                                     driften die Mengen- und Wertent­-        Durch­schnitt leisten sie – umgerechnet auf
                                                   wicklungen immer weiter aus­einander.      ihre Größe – einen etwa viermal so hohen
                                                       Umsatzwachstum ist nur noch                Beitrag für die öffentliche Hand wie
                                                  über Wertschöpfungs­strategien möglich.      die privaten Großbanken in Deutschland.
Genossenschaftliches Wirtschaften in Rheinland und Westfalen                                                                                       13

                                                                 Gesundheits­                                 Obst, Gemüse und
                                                               genossenschaften                               Gartenbau im Plus
                      –10 %                          Auch im Gesundheitswesen werden heute
                                                        viele Aufgaben genossenschaftlich ge-
                                                      löst. Die Gruppe der RWGV-Gesund­heits-
                                                        genossenschaften umfasst inzwischen
      Schwacher Milchpreis                             40 Unternehmen mit 203 Mitarbeitern
                                                      und 6.627 Mitgliedern. Ihren addierten
      Für die fünf im RWGV organisierten                       Jahres­umsatz steigerten diese
      Molkereigenossenschaften und                     Ge­nossenschaften im vergangenen Jahr
   Milchverarbeitungsunternehmen war
       2016 von schweren Rahmenbe­din­-
    gungen ge­prägt. Der Jahresdurchschnitt
                                                       um 10,0 Prozent auf 23,6 Millionen Euro.
                                                                                                             +4,5 %
      pro Liter Milch lag im vergangenen
   Jahr bei etwa 26,5 Cent, rund 10 Prozent
    unter dem Vorjahr. Das ist der niedrigste
                                                                                  40                     Trotz negativer Witterungseinflüsse
                                                                                                        konnten die 13 Obst-, Gemüse- und
                                                                                                           Gartenbaugenossenschaften
      Wert seit 2009. Das war für viele Er­-                                                          2016 ein Plus von 4,5 Prozent verzeichnen.
    zeuger­betriebe existenzgefährdend und                                                           Sie erwirtschafteten mit 1,93 Milliarden Euro
   hat den Strukturwandel in der Milchvieh­                                                             rund 80 Millionen mehr Umsatz als im
  haltung beschleunigt. Nachdem bereits im                Beliebte Hypotheken                          Geschäftsjahr 2015. Um die erfolgreiche
     Vorjahr weltweit die Milchproduktion                                                              Wachstumsstrategie fortzusetzen, strebt
     erhöht worden war, traf in der ersten              Angesichts anhaltend niedriger Zinsen        die Branche an, neue Märkte in Drittländern
  Jahres­hälfte 2016 eine zunächst weiter stei-        wird Wohneigentum für viele Menschen             zu erschließen. Gemeinsam mit dem
     gende Anlieferung auf eine schwache              immer attraktiver. Als Finanzierungs­partner    Bundeslandwirtschaftsministerium sollen
    Nachfrage. Ursache dafür war die Kauf­                 für den Bau und Erwerb von                    zahlungskräftige Drittlandmärkte be­-
      zurückhaltung Chinas und der Erdöl               Häusern und Wohnungen waren die                sonders für Know-how-intensive Produkte
            ­exportierenden Länder.                     Genossenschaftsbanken in Rheinland                       gewonnen werden.
                                                     und Westfalen auch 2016 stark gefragt. Der
                                                      Bestand an privaten Hypotheken er­höhte
                                                     sich um 9,6 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro.
            Wohnungs-                                 Die Finanzierungen für Privatkunden insge-              Lebhafter Handel
         genossenschaften                                 samt nahmen um 5,8 Prozent auf
                                                                  50,4 Milliarden Euro zu.

                                                                                                                               €
                                                         Weltweite Rekordernte

         +18,8 %
                                                        Während Wetterkapriolen für eine ent­
                                                      täuschende Getreideernte in Rheinland
                                                         und Westfalen sorgte, wurde welt­-
                                                                                                         11,2 Mrd.
                                                      weit eine Rekordernte eingefahren. Zum
                                                         vierten Mal in Folge erhöhte sich die         Die anhaltende Niedrigzinsphase fördert
  In vielen Großstädten und Ballungs­­ge­bieten        globale Ernte. Im vergangenen Erntejahr           die Konsumneigung der Verbraucher.
    herrscht Mangel an preiswertem Wohn­-             wurde die Grenze von 2 Milliarden Tonnen        Das haben im vergangenen Jahr auch die
    raum. Wohnungsgenossenschaften als                  überschritten. Weltweit übertrifft damit          52 Unternehmen aus der Gruppe
 dritter Weg nach Wohneigentum und Wohnen            das Angebot die Nachfrage, sodass Bestän-          der RWGV-Handelsgenossenschaften
    zur Miete können hier Abhilfe schaffen.            de auf­gefüllt werden konnten. Das wirkt          gespürt. Die Einkaufsverbände und
  Der Gruppe der RWGV-Wohnungsgenos-                 sich auch auf Deutschland aus: Notierungen         Konsumgenossenschaften steigerten
   sen­schaften gehören 26 Unternehmen                    stehen unter Druck und bescheren                  ihren addierten Jahresumsatz
 an. Im Jahr 2016 stei­gerten sie ihren Umsatz          re­gionalen Er­zeugern und Vermarktern           um 5,8 Prozent auf ein neues Hoch
    um 18,8 Prozent auf 2,1 Millionen Euro.                          geringere Erlöse.                         von 11,3 Milliarden Euro.
14 | RWGV Jahresbericht 2016                            Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

         Selbstbestimmung
         ist eine gute Wahl
                                   aften
             Genossensch                    mit
        h ern   U n  a bh  ängigkeit. Da
    sic                                    hen
                           en wesentlic
     leisten sie ein                           ngs­
              r  d ie  V ie lf alt und Leistu
 Beitrag fü                     chaft. Der RW
                                                GV
           n s e re r  W  irts
  kraft u                                  eistungs­
        tü  tz t s e in e  Mitglieder. L
 unters                                    en stets
      ge b o t  u n d  S  truktur müss             ge-
   an
                v e  ä
                    r­ n d e  rn d en Umfeld an
  dem sich                       amit Selbstb
                                                e­
             t  w  e rd e n  . D
      pass                                    ften
             m  u n g  in   G  enoss­ enscha
      stim
                                      hat.
                  eine Zukunft
Verbandsarbeit   15
16 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                  Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

                                     Heterogen, schnelllebig
                                     und komplex
                                     Vielfalt und Heterogenität sind Stärken von Genossenschaften. Zwischen
                                     drei und mehr als 100.000 zählen ihre Mitglieder. Kaum eine Branche,
                                     in der keine genossenschaftlichen Unternehmen aktiv sind. Alle handeln
                                     in einer höchst komplexen und schnelllebigen Welt. Und beanspruchen
                                     zu Recht einen Verband, der sie leistungsstark begleitet.

                                     Der Rheinisch-Westfälische Genossen­             nossenschaftsverband wurde in den ver­

            16
                                     schafts­verband ist subsidiärer Dienstleister    gangenen Jahren in zahlreichen Projekten
                                     seiner Mitglieder. Bei allem, was er anbietet,   konstruktiv und partnerschaftlich zusam-
                                     ob in der Prüfung, in der Beratung, in der Be-   mengearbeitet. Die Entwicklung neuer Prü-
                                     treuung, in der Bildung oder in der Interes-     fungssoftware, die Rechtsanwaltsgesellschaft
                                     senvertretung ist die Förderung seiner Mit-      und auch die Kooperation im IT-Bereich ste-
     Neugründungen sind 2016         glieder Richtschnur und Ziel. Sein Auftrag ist   hen für große Fortschritte in der Bündelung
     vom RWGV begleitet worden       es, zur Existenzsicherung und zur Steigerung     der Kräfte.
                                     der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit              Wie in vielen Primärgenossenschaften
                                     seiner Mitglieder beizutragen.                   auch, sind Vorstand und Verwaltungsrat des

       7
                                         Als Genossenschaftsverband leistet er        RWGV zu der Überzeugung gekommen, dass
                                     das unter der Prämisse der Hilfe zur Selbst-     weitere Schritte erforderlich sind: eine Fusi-
                                €    hilfe. Er sucht daher gemeinsam mit seinen       on auf Augenhöhe mit einem starken Part-
                                     Mitgliedern Antworten, zum Beispiel auf          ner. Mit einem Partner, mit dem bereits in
                                     den Umgang mit komplexen regulatorischen         Projekten konstruktiv zusammengearbeitet
        Fusionen gab es 2016         Herausforderungen oder mit Megatrends            wurde. Mit einem Partner, mit dem ein ho-
  unter den Kreditgenossenschaften   wie der „Digitalisierung“. Mit welchen Lö-       hes Maß an Übereinstimmung in der Ein-
             des RWGV                sungen kann er seine Mitglieder im Wettbe-       schätzung der strategischen Herausforde-
                                     werb stärken? Wie schützt er sie vor weiteren    rung besteht. Am 6. Oktober wurden daher
                                     Verschärfungen bei Meldepflichten, Bank-         Mitglieder, Mitarbeiter, Partnerverbände
                                     aufsicht und Regulatorik? Und das alles          und Verbundunternehmen über die Aufnah-
                                     bei immer kürzeren Reaktionszeiten, bei          me von Fusionsgesprächen mit dem Genos-
                                     wachsender Heterogenität der erforderli-         senschaftsverband informiert.
                                     chen Hilfestellungen sowie zunehmenden               Die letzten drei Monate des Geschäfts-
                                     Fu­sionen in der landwirtschaftlichen und        jahres 2016 waren gekennzeichnet von
                                     in der kreditgenossenschaftlichen Fachver­       konzentriert geführten Fusionsgesprächen
                                     einigung mit negativen Auswirkungen auf          und einer intensiven Kommunikation mit
                                     die Beitragszahlungen.                           allen Stakeholdern einer möglichen Fusi-
                                         Vieles ist in 2016 auf den Weg gebracht      on. Erklärtes Ziel ist es, das Dienstleis-
                                     worden. Elektronische Hilfsmittel werden         tungsangebot zu erweitern, es dort, wo er-
                                     zunehmend eingesetzt. So starteten 2016          forderlich, zu vertiefen, ohne die Beiträge
                                     zum Beispiel die Mitgliederforen für die ge-     erhöhen zu müssen. Zudem soll die für ei-
                                     werblichen und landwirtschaftlichen Mit-         nen genossenschaftlichen Regionalver-
                                     glieder, aber auch RWGV Social für die Kre-      band so wichtige Nähe zum Mitglied nicht
                                     ditgenossenschaften. Neue Formate wie            verloren gehen. In dem „Verband der Regi-
                                     TABOR®-Workshops werden genutzt, um ge-          onen“ sollen Nähe und Kompetenz mitein-
                                     meinsam mit Mitgliedern das Dienstleis-          ander verbunden werden. Gemeinsam sol-
                                     tungsangebot des Verbandes passgenau zu          len Spezialisierungsvorteile genutzt, mehr
                                     justieren. In Kooperationen mit anderen          Gewicht in die Interessenvertretung der
                                     Verbänden und Organisationen werden              Mitglieder eingebracht und Skaleneffekte
                                     Kräfte gebündelt. Insbesondere mit dem Ge-       realisiert werden.
Verbandsarbeit                                                                                                                           17

                                          Rendsburg

                                                                      Schwerin

                                            Hannover                                                Berlin

                           Münster

         Düsseldorf

                                                                                               Leipzig

           Forsbach
                                       Baunatal

                 Koblenz
                               Frankfurt/Main

                                 Neu-Isenburg
                                                                                                    Aktuelle Verbandsgebiete
                                                                                                         RWGV
                                                                                                         Genossenschaftsverband
                                                                                                         Juristischer Sitz
                                                                                                         Verwaltungssitz
                                                                                                         Niederlassung/Geschäftsstelle
                                                                                                         Seminarstätte/Berufskolleg

   Der Zeitplan der Fusionsgespräche wur-              rotz der großen wirtschaft-
                                                      T
de eingehalten, sodass am 25. Januar 2017             lichen Erfolge können wir
der Verschmelzungsvertrag unterzeichnet
                                                      vor den aktuellen Heraus-
werden konnte. Ende April 2017 werden
der Verbandstag des RWGV beziehungs-
                                                      forderungen die Augen nicht
weise die Mitgliederversammlung des Ge-               verschließen.
nossenschaftsverbandes über die Fusion
                                                  Volker Leisten, Vorstandsvorsitzender der
entscheiden.                                      Volksbank Erft eG zur Fusion der Volksbank Erft
                                                  und der Raiffeisenbank Grevenbroich eG
18 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                                 Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

                                Fusion – die Meinung der
                                Fachvereinigungen
                                Als subsidiärer Leistungserbringer handelt der RWGV im Interesse und
                                für den Bedarf seiner Mitglieder. Entscheidungen werden in den demokra-
                                tisch legitimierten Gremien erörtert. 2016 wurden die Fusionspläne inten-
                                siv in den Fachräten besprochen. Welche Aspekte sind den Mitgliedern
                                besonders wichtig? Position beziehen die Fachvereinigungs­vorsitzenden.

Genossenschaftsverband          Klaus Geurden, Vorstandsvor­           Hans-Gerd Pützstück, Vorstands-          Rudolf H. Saken, (Vorsitzender)
 – Verband der Regionen         sitzender der Volksbank Krefeld        vorsitzender der REG Bergisch            Sprecher des Vorstands der
                                eG und Vorsitzender der Fach­          Land und Mark eG und Vorsit-             GFT Gemeinschaft Fernmelde-
                                vereinigung der Kreditgenossen-        zender der Fachvereinigung der           Technik eG und Vorsitzender der
                                schaften                               landwirtschaftlichen Genossen-           Fachvereinigung der gewerbli-
                                                                       schaften                                 chen Genossenschaften
                                Für die Kreditgenossenschaften ist
  3.000 Mitgliedsgenossen­      die regionale und persönliche Nähe     Das Umfeld, in denen landwirt-           Die Fachvereinigung der gewerbli-
         schaften mit           ihres Regionalverbandes beson-         schaftliche Genossenschaften             chen Genossenschaften ist durch
  8 Millionen Mitgliedern in    ders wichtig. Das bedeutet: Regio-     ihrem Förderauftrag nachkommen,          eine hohe Branchen- und Größen-
      14 Bundesländern          nale Standorte müssen erhalten         ist extrem komplex und schwierig.        heterogenität gekennzeichnet. Der
                                bleiben, der Verband muss bei sei-     Wir brauchen von unserem Verband         durch eine Fusion entstehende
                                nen Mitgliedern vor Ort präsent        ein qualitativ hochwertiges und ste-     Mitgliederzuwachs wird dank des
                                sein und die Bedürfnisse der Mit-      tig weiterentwickeltes Dienstleis-       damit verbundenen Wachstums
                                glieder in den Regionen kennen.        tungsangebot. Dabei profitieren wir      des jeweils spezifischen Erfah-
                                Zudem erwarten wir leistungsfähi-      auch von der fachvereinigungsüber-       rungsschatzes tiefer gehende fach-
                                ge Betreuungsstrukturen. Wün-          greifenden Ausrichtung der Regio-        liche Diskussionen ermöglichen
                                schenswert ist auch eine Kontinui-     nalverbände, zum Beispiel auf dem        und neue Perspektiven eröffnen.
                                tät bei den Ansprechpartnern, denn     Gebiet der Warentermingeschäfte,         Zudem wird es einem größeren
                                in der genossenschaftlichen Fami-      die für landwirtschaftliche Genos-       Verband sehr viel leichter fallen,
                                lie leben wir auch von gewachse-       senschaften eine hohe Bedeutung          den Mitgliedern die Entwicklung
                                nen persönlichen Beziehungen.          haben. Wir sind überzeugt: Eine          von Netzwerken zu erleichtern,
                                Das i-Tüpfelchen sind dann Gremi-      Fusion wird es dem Verband               die ganz im Sinne der genossen-
                                enstrukturen, in denen der Aus-        erleichtern, Dienstleistungen künf-      schaftlichen Selbsthilfe für einen
                                tausch in den Regionen institutio-     tig noch stärker nach Branche, Grö-      intensiven Meinungs- und Gedan-
                                nalisiert wird. Das alles bietet ein   ße des Unternehmens und Fachge-          kenaustausch genutzt werden.
                                fusionierter Verband.                  biet zu differenzieren.
Verbandsarbeit                                                                                                                              19

Mit Mitgliedern für Mitglieder:
Interessenvertretung des RWGV
Genossenschaften sind Wirtschaftsunternehmen. Genossenschaften
sind aber auch gesellschaftliche Organisationen mit einer großen Bedeu-
tung für die soziale und ökonomische Entwicklung in den Regionen.
Rahmenbedingungen, die Genossenschaften schaden, schaden auch
der Region.

In der genossenschaftlichen Organisation ist      mit wirtschaftspolitischen Entscheidungs-                Ad-Hoc-Umfrage zur
ein Wandel spürbar. Wurde vor wenigen Jah-        trägern.                                             Wohnimmobilienkreditrichtlinie

ren das politische Umfeld noch vernachläs-            Wichtiges Instrument der Interessenver-
sigt, ist die Bedeutung des Themas heute be-
wusst. Viele RWGV-Mitglieder bringen sich
proaktiv ein und leisten ihren Beitrag, die
                                                  tretung ist der RWGV-Politik-Update, ein elek-
                                                  tronischer Newsletter, gerichtet an Politik und
                                                  Verwaltung im Verbandsgebiet. Von der Be-
                                                                                                            –15 %
Rahmenbedingungen für das genossen-               steuerung von Genussrechten, über die Wohn­           Um diesen Wert ist die Anzahl der
schaftliche Wirtschaften zu verbessern. Auf       immobilienkreditrichtlinie bis hin zu der EU-     von den RWGV-Mitgliedsbanken ver­gebenen
Vertreter- bzw. Generalversammlungen be-          Einlagensicherung reichte die thematische                 Immobilienkredite infolge
ziehen sie zu politischen Themen ebenso Po-       Spannweite der zwölf Ausgaben im Jahr 2016.          der Wohnimmobilienkreditrichtlinie
sition wie in Pressemitteilungen. Sie führen                                                                   zurückgegangen
Gespräche mit Abgeordneten vor Ort und            Elektronische Kommunikation
nehmen intensiv an Verbandsveranstaltun-          Neben den Aktivitäten der klassischen Lob-
gen mit politischen Entscheidungsträgern          byarbeit wie schriftliche und mündliche
und Vertretern bankaufsichtlicher Institutio-     Kommunikation, nutzt der RWGV die neu-
nen teil. Die Formate „Vorstandsforen“ sowie      en elektronischen Kommunikationsmög-
„Politik trifft Praxis“ sind hierbei die Flagg-   lichkeiten und -kanäle. Diese haben zu einer
schiffe einer integrierten Interessenvertre-      Beschleunigung der Diskussionen geführt
tung des RWGV.                                    und zwingen uns zur grundlegenden Anpas-
                                                  sung oder Veränderung etablierter Routinen.
Vorstandsforen gut besucht                             Gerade auf Twitter sind viele wichtige Po-               rwgv-Twitter
2016 gab es Vorstandsforen mit Raimund Rö-        litiker und politische Organisationen aktiv.
seler, Bundesamt für Finanzdienstleistungs-       Egal, ob als Live-Kommunikation von Ver­
aufsicht, und Dr. Jukka Vesala, EZB. An bei-      anstaltungen mit politischen Gästen oder
den Terminen haben jeweils rund 100               themenspezifische Interaktion über direkte
Vorstände von Mitgliedsbanken teilgenom-          Ansprache oder klug gewählte Hashtags –
men. Die Gesprächsrunde „Politik triff Pra-       schneller und für die Öffentlichkeit transpa-
xis“ wurde viermal durchgeführt. Gäste wa-        renter als über Twitter kann man Abgeord-              3.400         Follower
ren Doris Ahnen, Finanzministerin in
Rheinland-Pfalz, Burkhard Balz, Sprecher
                                                  nete nicht erreichen.
                                                       Seit etwa zwei Jahren twittert der RWGV
                                                                                                       100.000         Impressionen pro Monat

der EVP im Wirtschafts- und Währungsaus-          inzwischen zu Finanzmarktthemen. Insbe-                  300         Retweets pro Monat
schuss der EZB, Jens Spahn, Staatssekretär        sondere setzen wir den inhaltlichen Schwer-
im Bundesfinanzministerium, und Peter             punkt auf die Stärken kleiner Banken, das
Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirt-         „Too big to fail“-Problem, Finanzstabilität
schaftsministerium.                               und die Risiken im Schattenbankensektor.
    Um seine Mitglieder in der Interessenver-          Aktuell haben wir etwa 3.400 Follower. Zu
tretung zu unterstützen, stellt der RWGV          ihnen zählen Entscheidungsträger der euro-
Pressemitteilungen und Argumentarien für          päischen und nationalen Politik, Journalis-
wirtschaftspolitische Themen zur Verfügung.       ten, Blogger und Wissenschaftler. Im Durch-
Hinzu kommt die Unterstützung bei der Vor-        schnitt haben wir über 100.000 Impressionen
bereitung und Durchführung von Terminen           pro Monat.
20 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                                      Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

    Genossenschaftsidee wird
    Immaterielles Kulturerbe
    Die Genossenschaftsidee ist am 30. November 2016 in die internationale
    Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenom-
    men worden. Initiatoren waren die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft
    und die Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft.

    Die Aufnahme der Genossenschaftsidee war
    aber keine Selbstverständlichkeit. Denn die
    aus Vertretern aus 24 Ländern bestehende                    „Unser Weltkulturerbe“
    Kommission hatte einen Katalog von Ver-
    ständnis- und inhaltlichen Nachfragen auf-
                                                                Autor Kalle Ruch ist Geschäftsführer der taz, selbst eine Genossenschaft, seit
    gegeben. Mit Unterstützung des deutschen                    ihrer Gründung. Für ihn steht fest: „In Zeiten, in denen klassische Modelle
    UNESCO-Botschafters und des Vertreters                      zur Finanzierung von Journalismus immer weniger tragen, zeigt sich, dass die
    des Auswärtigen Amtes konnten alle Fragen                   Genossenschaftsidee für ein publizistisches Unternehmen der Aufklärung eine
                                                                auf die Zukunft angelegte Wirtschaftsweise ist. Ganz im Sinne eines
    beantwortet und Bedenken ausgeräumt wer-                    Weltkulturerbes.“ taz. die tageszeitung, 7. Januar 2017
    den. Zahlreiche Länder unterstützten aus-
    drücklich den deutschen Vorschlag. Hier die
    Pressereaktionen.
                                                                                               „Auf die Schnelle – Genossen
                                                                                               feiern immaterielles UNESCO-
        „Die Raiffeisenorte freuen sich                                                        Welterbe“
        über UNESCO-Auszeichnung “
                                                                                               Unter dieser Überschrift informierte der Branchen-
        dpa, 1. Dezember 2016
                                                                                               dienst Czerwensky intern über die UNESCO-
                                                                                               Entscheidung. Sein Fazit: „Die Geno-Familie hierzu-
                                                                                               lande ist jetzt zu Recht stolz wie Oskar.“Czerwensky

      „Starker Zusammenhalt“
                                                                                               intern, 1. Dezember 2016

    Christiane Düthmann beschäftigt sich mit der Bedeutung
    der Genossenschaftsidee für den deutschen Lebensmittel-
    handel. Lebensmittelzeitung, 23. Dezember 2016                       „Ein Hoch auf die Genossenschaft“
                                                                          Autor Alex Rühle ist selbst Mitglied einer Genossenschaft. Sein Lob
                                                                          der Genossenschaft endet mit den Worten: „Klingt der Text parteiisch?
                                                                          Oh, ja! Von einem, der das wahnwitzige Glück hatte, dass sein Haus
                                                                          von einer Münchner Wohngenossenschaft gekauft wurde. Süddeut-

         „Weltkulturerbetitel                                             sche Zeitung, 3. Dezember 2016

         ist eine große Ehre für
         Raiffeisen“
                                                                      „Eine Idee soll leben“
       Unter diesem Titel beschreibt die Rhein-Zeitung die
       Freude in der Heimatregion Raiffeisens. Rhein-Zeitung,
       2. Dezember 2016                                               Jan Schrader behandelt den Wandel, den Genossenschaften in Deutschland
                                                                      vollzogen haben: „Und doch prägt die Tradition bis heute. Die Idee, als einfacher
                                                                      Kunde Teil einer Organisation zu sein, gleichberechtigt neben andern Menschen –
                                                                      sie ist angesichts von 18 Millionen Mitgliedern allein bei den deutschen Genos-
                                                                      senschaftsbanken identitätsstiftend.“Börsenzeitung, 3. Dezember 2016
Verbandsarbeit                                                                                                           21

                                                                   Globaler Vertrag

                 315                                               1972 hat die UNESCO das „Übereinkommen zum
                                                                   Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ verab-
                                                                   schiedet, das inzwischen 191 Staaten unterzeichnet
                                                                   haben. Neben Kultur- und Naturwerken umfasst der
                Die Genossenschaftsidee ist der 315.               Begriff des Kulturerbes auch Traditionen und leben­
      Eintrag auf der internationalen Repräsentativen Liste        dige kulturelle Ausdrucksformen. So hat die UNESCO
            des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.              2003 das Übereinkommen zur Erhaltung des Imma­
      Gleichzeitig ist sie der erste deutsche Vorschlag gewesen.   teriellen Kulturerbes getroffen, das 2006 in Kraft
                                                                   getreten ist. Dem Abkommen sind 17 Staaten beige-
                                                                   treten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

  800 Millionen
         Das ist die Anzahl an Menschen weltweit, die in
    mehr als 100 Ländern Mitglied einer Genossenschaft sind.
       In ihnen arbeiten mehr als 100 Millionen Menschen.

   RWGV-Ehrenmedaille verliehen

   Ausgezeichnet. Für ihre Initiative sowie ihr Engagement
   bei der Aufnahme der genossenschaftlichen Idee in die
   Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes
   der UNESCO wurden der Vorsitzende sowie der
   stellvertretende Vorsitzende der Deutschen
   Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesell-
   schaft, Werner Böhnke und Josef
   Zolk, mit der RWGV-Ehrenme-
   daille in Gold ausgezeichnet.
22 | RWGV Jahresbericht 2016   Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!
Gewerbliche Genossenschaften                                                     23

                                      Selbsthilfe li
                                                     egt immer d
                                    wenn juristis                   ann vor,
                                                   che und/ode
                                    Personen mit                  r n atür­liche
                                                     ähnlichen w
                                lichen, sozia                       irtschaft­
                                               len oder kult
                                sen ihre Kräft                 urellen Intere
                                                e bündeln, u                    s-
                               zelnen schw                     m für den Ein
                                              ierige Aufgab                      -
                               zu bewältige                   en gemeinsa
                                                n. Vor diesem                  m
                                   ist jede geno                 Hintergrund
                                                   ssens­ chaftlic
                                       dung ein Akt               he Grün-
                                                      der Selbsthil
                                                                       fe.

           Selbsthilfe
           ist eine gute Wahl
24 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                 Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

                                   Wie Genossenschaften die
                                   Infrastruktur stärken
                                   Marode Schwimmbäder, schlechte medizinische Versorgung,
                                   langsames Internet. Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie
                                   Allensbach hat ergeben: 75 Prozent der Bürger sind unzufrieden mit
                                   der Infra­struk­tur. Wie Genossenschaften hier Lösungen entwickeln,
                                   die Lebensqualität vor Ort verbessern und die Wirtschaftskraft
                                   stärken können, zeigen die Neugründungen der letzten zwei Jahre.

                                   Rheinische und westfälische Regionen ha-          schaftlich arbeiten und für eine große regio-
                                   ben viel zu bieten: von reizvollen Landschaf-     nale Wertschöpfung sorgen. Damit lassen
                                   ten für Freizeitsportler und Touristen über       sich viele Herausforderungen gerade in den
                                   gesunde mittelständische Unternehmen mit          ländlichen Regionen meistern – vom Breit-
                                   attraktiven Arbeitsplätzen bis hin zu regio-      bandausbau über die lokale Energieproduk-
                                   nalen Produkten und Dienstleistungen, die         tion bis hin zur örtlichen Nahversorgung.“
                                   sich bei Kunden und Verbrauchern hoher                Hierfür stehen auch die gewerblichen
      Genossenschaften             Wertschätzung erfreuen.                           Neugründungen seit 2015. Wie eine Genos-
       stärken die Region              Doch es gibt auch Schattenseiten: Immer       senschaft ein ganzes Dorf mit Energie ver-
                                   mehr junge Menschen wandern aus länd­             sorgt, zeigt das Beispiel der Energiegenos-
                                   lichen Räumen in die Ballungszentren ab,          senschaft Brüllingsen am Möhnesee, die als
                                   zurück bleibt eine alternde Bevölkerung.          Träger des Heizwerks und Nahwärmenetzes
                                   Wegen knapper kommunaler Kassen und               gegründet wurde. Immer mehr Kommunen
                                   begrenzter öffentlicher Mittel können im-         und Bürger interessieren sich für Windkraft.
                                   mer mehr Städte und Gemeinden die örtli-          Deshalb gründeten drei Gemeinden im
                                   che Infrastruktur nicht mehr aufrechthalten.      nördlichen Münsterland zusammen mit der
                                   Supermärkte, Fachgeschäfte oder Arztpra-          Volksbank Gronau-Ahaus, Landwirten und
                                   xen schließen mangels Nachfolge oder              Bürgern die Energiegenossenschaft Ahaus-
                                   Kaufkraft. Sport-, Freizeit- und Kultureinrich­   Heek-Legden.
      Von 36 Neugründungen
                                   tungen können nicht mehr wirtschaftlich               Im letzten Jahr hoben die Stadt Hagen,
   in den Jahren 2015 und 2016
       haben 28 das Ziel, die      betrieben werden.                                 die örtliche Volksbank und lokale Unterneh-
    Infrastruktur zu verbessern.       Das stellt Bürger, Kommunen und Unter-        mer die Breitband-Genossenschaft Hagen
                                   nehmen vor die Wahl, entweder „die Dinge          aus der Taufe, um das Gewerbegebiet Len-
                                   laufen zu lassen“ oder Konzepte zu entwi-         netal mit schnellem Internet auszustatten
                                   ckeln, wie die Region weiterentwickelt wer-       und die Betriebe wettbewerbsfähig zu ma-
                                   den kann. Nachhaltige Bleibekonzepte sind         chen. Auch im Kreis Paderborn stehen die
                                   gefragt, damit Menschen und Unternehmen           Kommunen kurz vor der Gründung einer
                                   gut vor Ort leben und wirtschaften können.        Breitbandgenossenschaft.
                                   Miteinander oder im Schulterschluss mit               Um Bauprojekte, wie zum Beispiel drin-
                                   Kommunen und Unternehmen sind die Bür-            gend benötigten Wohnraum, schneller rea-
                                   ger aufgefordert, ihrer Region eine neue Per-     lisieren zu können, arbeitet seit 2015 die
                                   spektive zu geben und die Lebensqualität          Genossenschaft BIL, das bundesweite In-
                                   vor Ort zu sichern.                               formationssystem zur Leitungstechnik. Sie
                                       „Geschieht das in der Organisations- und      gibt als Internetportal schnelle und umfas-
                                   Rechtsform der Genossenschaft, ist die Lö-        sende Auskunft darüber, wo Gas-, Chemie-
                                   sung nahezu ideal“, betont Bruno F. J. Simm-      oder Mineralölleitungen die Bauarbeiten
                                   ler, Leiter des Bereichs Betreuung und Be­        behindern können.
                                   ratung gewerbliche Genossenschaften. „Es              Der demografische Wandel ist eine
                                   entstehen innovative und nachhaltige Ko-          Chance, neue medizinische Versorgungs-
                                   operationen, die wirtschaftlich und partner-      konzepte vor allem auf dem Lande zu entwi-
Gewerbliche Genossenschaften                                                                                                             25

                                                                                                                               1

                                                                                                        1 Die Genossenschaft
                                                                                                        macht es möglich:
                                                                                                        Hamm bleibt Eislauf-
                                                                                                        stadt.

                                                                                                        2 Die Besucherzahlen
                                                                                                        konnten erhöht, die
                                                                                                        städtischen Zuschüs-
                                                                                                        se dagegen halbiert
                                                                                                        werden.

                                                                                                    2

ckeln. So sind in Bitburg mehrere Ärzte da-       geschrieben: Sie bauen seit dem letzten Jahr   Als europäische Genossenschaft
bei, sich in der Genossenschaft MEDICUS           gemeinsam Gemüse an und teilen sich die        im Bereich Digitalisierung und
Eifeler Ärzte eG i. G. zu einem medizini-         Ernte.
                                                                                                 Gesundheit ist TAVLA ein
schen Versorgungszentrum zusammenzu-                 In Hamm wollten Bürger die unwirt-
schließen. Die neu gegründete Genossen-           schaftliche städtische Eishalle erhalten und
                                                                                                 besonders ambitioniertes und
schaft TAVLA will den Gesundheitsmarkt            widmeten sie in eine Genossenschaft um.        innovatives Gründungsvor-
und die alternde Bevölkerung mit technolo-        Mit einem Eventkonzept aus Eishalle und        haben, für das die Gründungs-
gischen Lösungen unterstützen (siehe Inter-       Restaurant sowie einem straffen Kostenma-      beratung des RWGV eine außer-
view Seite 26).                                   nagement gelang es den über 200 Mitglie-
                                                                                                 ordentliche Unterstützung
    Den Laden im Dorf lassen und kommu-           dern, den bisherigen städtischen Zuschuss
nikative Treffpunkte schaffen, das ist das Ziel   von 490.000 Euro zu halbieren und die Besu-
                                                                                                 war. Der RWGV konnte uns zu
des Griether Hanselädchens. Es ist inzwi-         cherzahlen zu erhöhen.                         jeder Frage eine Antwort liefern
schen der neunte Dorfladen im RWGV-Ver-                                                          oder einen Kontakt vermitteln.
bandsgebiet. Hinzu kommen noch vier Dorf-
                                                                                                 Martin Petzold,
kneipen, die von Bürgern genossenschaftlich
                                                                                                 Gründer und Vorstandsvorsitzender der
und erfolgreich betrieben werden.                                                                TAVLA SCE mbH i. G.
    Was in vielen Großstädten schon erfolg-
reicher Trend ist, haben sich die Landwirte
und Bürger der Genossenschaft Solidarische
Landwirtschaft in Salzkotten auf die Fahnen
26 | RWGV Jahresbericht 2016                                                                                        Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!

                            interview

                            TAVLA SCE: Drei junge Genossenschaftsgründer
                            wollen den Gesundheitsmarkt revolutionieren

                                                                                                           Gesundheit und Entertainment
                                                                                                           miteinander verknüpft. Hierfür kön-
                                                                                                           nen zum Beispiel ein großer Touch-
                                                                                                           screen oder ein Tablet genutzt wer-
                                                                                                           den, auf das alle möglichen
                                                                                                           Anwendungen individuell aufge-
                                                                                                           spielt werden können: vom Haus-
                                                                                                           notruf über Medikamentenpläne
                                                                                                           und Blutdruckmessergebnisse bis
Das TAVLA-Gründungs­
team mit RWGV-Grün-
                                                                                                           hin zu Terminlisten mit Erinnerung,
dungscoach Dr. Stefan                                                                                      wann der Pflegedienst kommt.
Touchard (v.l.n.r.): Dr.                                                                                   Zurzeit testen wir dieses Produkt
Stefan Touchard, Martin
                                                                                                           auf Touchscreens und Tablets in
Petzold, Sascha Behn-
ke, Mike Karst und Flori-                                                                                  einem Wohnpark für Seniorinnen
an Ertel.                                                                                                  und Senioren in Darmstadt und mit
                                                                                                           der Sozialstation Dreisam aus Frei-
                            Als Start-up preisgekrönt und vom Bundeswirtschaftsministerium finan-          burg. Im Sommer wollen wir dann
                            ziell gefördert: die im März 2016 gegründete europäische Genossenschaft        marktfähig sein.
                            TAVLA SCE mbH bietet Lösungen für die Digitalisierung im Gesundheits-
                            und Pflegemarkt. Dahinter stecken die klugen Köpfe der drei jungen
                            Gründer: der Wirtschaftsinformatiker Martin Petzold (34 Jahre) und Sascha
                            Behnke (27 Jahre) sowie des Betriebswirtes Florian Ertel (29 Jahre).
                                                                                                           3.    Warum wollten Sie unbe-
                                                                                                                 dingt eine Genossenschaft
                                                                                                                 gründen?

                                                                                                           Ja, ich weiß, dass Genossenschaf-

                            1.     Herr Petzold, wie sind Sie
                                  auf die Idee gekommen,
                                  TAVLA zu gründen?
                                                                     damit sie so lange wie möglich
                                                                     selbstbestimmt leben können. Auf
                                                                     Tagungen und in der Universität
                                                                                                           ten im technologischen Bereich
                                                                                                           eher ungewöhnlich sind und es für
                                                                                                           diese Start-ups anfangs schwer ist,
                                                                     Köln habe ich gezielt nach Mitgrün-   sich zu finanzieren. Deshalb
                            Da kam einiges zusammen – beruf-         dern gesucht und sie glücklicher-     suchen wir derzeit auch gezielt
                            lich wie privat: Als Wirtschaftsinfor-   weise auch in Florian Ertel und       nach Investoren. Doch bleibt es
                            matiker habe ich vier Jahre die For-     Sascha Behnke gefunden.               unser oberstes Ziel, im Gesund-
                            schungsaktivitäten einer Firma im                                              heits- und Pflegemarkt eine Infra-
                            Bereich Smart Home und Gesund-
                            heit geleitet. Dabei habe ich mitbe-
                            kommen, dass die Europäische
                                                                     2.    Was bietet die Genossen-
                                                                           schaft TAVLA ihren Mitglie-
                                                                           dern?
                                                                                                           struktur zu schaffen, die Nutzen
                                                                                                           stiftet und nicht primär Gewinne
                                                                                                           erzielt. Grundsätzlich wollen wir die
                            Kommission in den letzten acht                                                 Gesellschaft am technologischen
                            Jahren allein 700 Millionen Euro         Als europäische Genossenschaft        Fortschritt und digitalen Wandel
                            Forschungsgelder bereitgestellt          bündeln wir die Kräfte unserer Mit-   des Gesundheitsmarktes teilhaben
                            hat, um Technologien zu entwi-           glieder aus der Sozial- und Woh-      lassen und dabei soziale und wirt-
                            ckeln, die Senioren das Leben            nungswirtschaft. Neben Beratungs-     schaftliche Ziele miteinander in Ein-
                            erleichtern. Darüber hinaus habe         leistungen bieten wir ihnen eine      klang bringen. Ein guter Freund,
                            ich eine alte Tante bis zu ihrem Tod     Lösung aus Hard- und Software für     der Genossenschaftswesen stu-
                            betreut und tiefe Einblicke in das       das betreute Wohnen sowie Senio-      diert hat, hat uns anfangs beraten,
                            beschwerliche Leben im Alter und         ren zu Hause an. So entwickeln wir    hinzu kam dann das gute Grün-
                            die Arbeit von Pflegediensten            zurzeit eine offene Plattform, die    dungscoaching des RWGV. So
                            erhalten. So kam mir die Idee, älte-     alten Menschen das Leben erleich-     konnten wir innerhalb weniger
                            re Menschen ebenfalls mit techno-        tern soll, kinderleicht zu bedienen   Monate im März 2016 die europäi-
                            logischen Lösungen in ihrer              ist und zudem Anwendungen aus         sche Genossenschaft TAVLA aus
                            Lebensqualität zu unterstützen,          den Bereichen Versorgung,             der Taufe heben.
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