"Chancen" mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft 06 Begleiten in schwierigen Zeiten 22 Unser Herz weiß mehr als wir denken 28 Wie uns das ...
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Das Magazin der Elisabethinen in Österreich C M Y CM MY CY CMY K 09 frühjahr 2021 „Chancen“ mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft 06 Begleiten in schwierigen Zeiten 22 Unser Herz weiß mehr als wir denken 28 Wie uns das Wesentliche beflügelt
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:43 Seite 2 die elisabethinen in österreich coverfoto … die elisabethinen in österreich Chancen – mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft. Das Symbol des Baumsetzens drückt zweierlei aus: Einerseits zeigt es unser Vertrauen in das, was die Zukunft an guten Früchten hervor- bringen wird, andererseits steht es als Symbol für den Schutz der Natur. Mit beidem befassen wir uns in dieser Ausgabe unseres Magazins. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 4. 04 leitartikel 04 Chancen erkennen und ergreifen 06 Begleiten in schwierigen Zeiten 09 glauben & leben 09 Viele Generationen unter einem Dach 10 Geistliche Jubiläen bei den Grazer Elisabethinen 11 Osterspeisensegnung bei den Elisabethinen 12 Am Ende. Leben. 14 Treffen zur Charta der Elisabethinen in Österreich Solidaraktion der Ordensgemeinschaften 15 gesundheit & leben 15 Wenn das Wiener Herz aus dem Takt kommt 16 Post-Covid- und Long-Covid-Rehabilitation im Franziskus Spital 18 Patient*innen fühlen sich im Franziskus Spital besonders gut aufgehoben 19 Interdisziplinäres Zentrum für Infektionsmedizin und Mikrobiologie 20 Nicht Krankheiten, sondern Menschen 21 Radiologisches Institut unter neuer Leitung 22 Unser Herz weiß mehr als wir denken 24 Immunstark leben 26 25 Wohlfühl-Ambiente für die Mittagspause und eine neue Großküche wohnen & leben 26 Gemeinsam schaffen wir das! 27 Entspannung & Meditation für ein neues Bauchgefühl IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: die elisabethinen – Graz-Linz-Wien Management und Service GmbH 1 Anschrift von Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: Fadingerstraße 1, 4020 Linz 28 Redaktionsleitung: Michael Etlinger Redaktionsteam: Elisabeth Blohberger, Andrea Fürtauer-Mann, 2021 lernen & leben Verena Halvax, Andrea Haneder, Tabea Hänsel, Katja Kogler, Elke Müller, Agnes Retschitzegger, Claudia Roithner-Klaus, 28 Kaleidoskop Leben Peter Rosegger, Michaela Vogl inhalt Fotos: die elisabethinen, Karl Artmann, Elias Rauchenberger, 30 Die „grünen“ Manager EKH Klagenfurt, Göttlicher Heiland Krankenhaus, Kneipp Verlag, 32 Kooperation als Chance Franziskus Spital/feelimage/Matern, Shutterstock, Elisabethinen/Neuhold, Marienkron/Steve Haider, 33 Neuer elisabethinischer Stefan Zauner, Martin Wiesler, Ordensklinikum Linz, Studio Horst Standort in Graz-Eggenberg Layout/grafische Gesamtgestaltung: Brot & Butter Werbeagentur | Fotografie · www.andraschko.co.at Druck: Friedrich Druck & Medien GmbH, Linz 34 lichtblicke 34 Vom Bergbauernkind Zur besseren Lesbarkeit verzichten wir in diesem Magazin fallweise auf geschlechterspezifische Formulierungen. Die weibliche Form schließt meist auch Personen anderen Geschlechts ein. zur Managerin Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens. Friedrich Druck & Medien GmbH UW 894 2
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:43 Seite 3 die elisabethinen in österreich editorial … generaloberin Trotzdem Sr. M. Barbara Lehner Generaloberin der Elisabethinen Linz-Wien LIEBE LESERINNEN! LIEBE LESER! lienz aus. Aber gerade jetzt hören wir oft schaut haben, das Mögliche zu tun, und aus vielen berufenen und nicht berufe- mit großem Gottvertrauen ist ihnen so IN UNSEREM SPRACHGEBRAUCH haben nen Quellen viele Formulierungen, die manches unmöglich Erscheinende ge- wir drei kleine Wörter, die wir gerne mit „eigentlich“ oder „aber“ beginnen. lungen. Auch die Elisabethinen haben und häufig verwenden: „aber“ – „ei- Was hätten wir eigentlich nicht alles an- in ihrer langen Geschichte gelernt, mit gentlich“ – „trotzdem“. ders oder besser machen können?! Krisen umzugehen. Trotz vieler widriger Doch gerade jetzt braucht es ein über- Umstände der jeweiligen Zeit haben sie Es sind oft nur Füllwörter, im Ge- zeugtes „Trotzdem“! sich immer wieder gefragt: „Wofür ist brauch können sie aber eine Satz- gerade jetzt die Chance?“ aussage gewichtig verändern. Es pas- Abgesehen von der Corona Pandemie, siert uns nicht selten, dass wir eine die uns in vielen Bereichen unseres Le- Das ihnen vorliegende Magazin Anerkennung oder ein Lob aussprechen bens einiges durcheinander gebracht berichtet unter anderem von solchen und gleich darauf den nächsten Satz hat, sind es auch die täglich gelesenen innovativen Neuigkeiten. Vielleicht mit einem „aber“ beginnen und somit und gehörten Nachrichten, die uns die entdecken Sie die eine oder andere das vorher ausgesprochene Lob gleich Brüchigkeit und Grenzen des mensch- „Trotzdem-Botschaft“. wieder abschwächen oder gar aufhe- lichen Lebens immer wieder zeigen. ben. Das Wörtchen „eigentlich“ verwen- Allen Widrigkeiten zum Trotz dürfen wir Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen den wir zum Beispiel immer dann, wenn die Hoffnung nicht aufgeben, vielmehr und danke Ihnen für Ihre Verbundenheit wir eine Möglichkeit nicht wahrgenom- sollen wir die Augen öffnen für die Mög- zu uns Elisabethinen. men haben. „Eigentlich hätte ich, ei- lichkeiten, die uns das Leben trotzdem gentlich müsste ich, eigentlich sollte ich bietet. Karl Rahner sagt uns: „Die Tu- … usw.“ gend des Alltags ist die Hoffnung, in der man das Mögliche tut und das Unmög- Ganz anders verhält es sich mit dem liche Gott zutraut.“ Wort „trotzdem“. Das „Trotzdem“ ist SR. M. BARBARA LEHNER mehr als ein bloßes Füllwort. Mit dem Ich glaube sagen zu dürfen, dass die GENERALOBERIN DER ELISABETHINEN LINZ-WIEN „Trotzdem“ drücken wir Widerstands- Orden in der Treue zu ihrem jeweiligen IM NAMEN DER ELISABETHINEN kraft, oder modern ausgedrückt, Resi- Sendungsauftrag immer darauf ge- IN ÖSTERREICH 3
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 4 leitartikel … chancen die elisabethinen in österreich leitartikel Mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft gehen Chancen erkennen und ergreifen Bekanntlich kann ein Glas, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, für eine*n halbvoll sein, für eine*n andere*n jedoch halbleer. Ebenso ist der Blick in die Zukunft für manche Men- Chancen schen voller beschwerlicher Erwartungen, für andere liegen unglaublich viele Chancen ergeben sich darin. Alles eine Frage des Blickwinkels, könnte man sagen. Oder der inneren Einstellung. sogar in oft Die Elisabethinen jedenfalls ergreifen seit jeher ihre Chancen, trotz aller Widrigkeiten hoffnungslos und Ungewissheiten. erscheinenden Situationen. DIE ORDENSGEMEINSCHAFTEN hatten der Situation die Frage stellen können, Kooperationen geschlossen und sind schon bessere Zeiten, zumindest was und vielleicht sollen, wozu wir diese mit ihrem Wirken schließlich über die die Anzahl der Männer und Frauen be- spezielle Situation nutzen könnten. Sich Mauern der Krankenhäuser hinaus in traf, die sich für diese Lebensform ent- diese Frage zu stellen ist ein erster neue Wirkfelder vorgedrungen. Dabei scheiden. Davon lassen die Elisabethi- Schritt, um Chancen zu erkennen. Diese war und ist ihr Antrieb immer, für die nen in Österreich sich aber nicht entmu- Chancen zu ergreifen, ist dann der Menschen wirksam zu sein. tigen. Sie haben sich bewusst dazu ent- nächste Schritt. schlossen, weiterhin aktiv ihren Auftrag Nachhaltigkeit & Schöpfungs- zu verfolgen und gemeinsam mit vielen Chancen erkennen und sie auch er- verantwortung Mitarbeiter*innen für Menschen in ver- greifen begleitet die Elisabethinen seit schiedenen Lebenssituationen da zu ihrer Gründung an jedem Standort. Es Heute sind die Herausforderungen sein. Dafür ergeben sich immer wieder waren immer mutige Frauen voller Ta- andere. Gelegenheiten gibt es dennoch neue Gelegenheiten und Chancen. tendrang und Gottvertrauen, die er- immer wieder. Eine dieser Gelegenhei- kannten, dass ihre Leistungen in einer ten liegt nicht zuletzt im Geist des hl. „Wofür Ist Das Eine Gelegenheit“ neuen Stadt gebraucht wurden. So bra- Franziskus begründet, nach dessen Or- chen sie ursprünglich von Aachen auf, densregeln die Elisabethinen leben. Es WIDEG – diese Abkürzung brachte der um auch in Graz, Wien, Klagenfurt und ist die Gelegenheit, einen noch stärke- EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji bei Wien ein Elisabethinen-Kloster und ein ren Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung unserem diesjährigen Symposium „Ka- Krankenhaus aufzubauen. Seit dieser zu leisten. Das Elisabethinen-Kranken- leidoskop Leben“ im vergangenen April Zeit haben ihre Nachfolgerinnen viele haus in Klagenfurt hat diesbezüglich als hilfreiche Formel ein. WIDEG steht weitere Gelegenheiten genutzt, neue schon viel erreicht (siehe Seite 30). Die für „Wofür Ist Das Eine Gelegenheit“ medizinische Methoden eingeführt, ihre Elisabethinen Linz-Wien und Graz wid- und soll ausdrücken, dass wir uns in je- Krankenhäuser ausgebaut. Sie haben men sich diesem Thema seit einiger Zeit 4
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 5 die elisabethinen in österreich leitartikel … chancen intensiver und werden Aspekte der ken, die sich die Teilnehmer*innen mit- den Krankenhäusern der Elisabethinen Nachhaltigkeit und Schöpfungsverant- nehmen konnten, die aber auch nach erzählen. Wir sprachen mit ihnen und wortung in Zukunft noch stärker in ihre wie vor zum Nachsehen zur Verfügung berichten auf den folgenden Seiten von Tätigkeiten einfließen lassen. stehen. Mehr dazu ab Seite 28 in die- ihrer wertvollen Arbeit mit Patient*in- sem Magazin. Und Sie dürfen sicher nen, Angehörigen und Mitarbeiter*in- Eine weitere Gelegenheit brachte die sein, dass wir an diesem Thema dran- nen. Lassen Sie sich auch davon berüh- Corona-Pandemie mit sich – eine Zeit, in bleiben. ren und inspirieren. der viele Menschen sich die Frage stell- ten, was das Wesentliche im Leben ist. Chancen für das eigene Leben M. ETLINGER • Die Elisabethinen haben diese Frage aufgegriffen und gemeinsam mit Ex- Chancen ergeben sich sogar in oft pert*innen in einem Online-Symposium hoffnungslos erscheinenden Situatio- besprochen. Dabei gab es interessante nen. Von solchen ganz persönlichen Mo- Einblicke und viele inspirierende Gedan- menten können die Seelsorger*innen in 5
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 6 leitartikel … seelsorge die elisabethinen in österreich Welche Chancen bietet Seelsorge für die eigene Gesundheit? Begleiten in schwierigen Zeiten Manchmal gleicht das Leben eher einem Sturm denn einem glatten Meer. In solchen Zeiten wünschen sich Menschen, Halt zu finden, durchzuatmen, eine wärmende Hand zu spüren. Die Seelsorge kann hier zu einer Kraftquelle werden, indem sie Raum gibt und Räume öffnet. „ES HAT MIR GUT GETAN.“ Diese Aussage mein Leben gerade jetzt?“, „Wo sind hört Sr. Rita Kitzmüller, Leiterin der Kran- meine Ressourcen?“, „Woher nehme ich kenhausseelsorge im Ordensklinikum Kraft?“. Die Aufgabe unserer Seelsorge Linz Elisabethinen, oft nach einem Ge- ist es, Menschen in genau diesen Pha- spräch. Gerade in anspruchsvollen Le- sen zu begleiten. bensphasen, etwa durch besondere psychische Belastungen oder durch Krankheit, ändern sich die Bedürfnisse vieler Menschen. Sie haben den Wunsch, ihr Leben zu reflektieren, einen tieferen Sinn zu suchen, Orientierung zu finden. Häufig fühlen sie sich bei ihrer Suche und mit ihren Fragen alleine. Fragen wie „Wohin verändert sich In der dunklen Zeit zwischen Oktober und Februar fanden vier Lichtfeiern in der Klosterkirche der Elisabethinen in Linz statt, die über das Haus-TV in die Patientenzimmer übertragen wurden. 6
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 7 die elisabethinen in österreich Leitartikel … seelsorge In einem Seelsorge-Gespräch hat alles Platz: Sorgen, Ängste, Wünsche, Gedanken zur Zukunft und über die Vergangenheit. „Seelsorge steht auf den drei Säulen: Kommunizieren, Begleiten und Segnen. So wie jeder Mensch einzigartig ist, jede Krise, jede Lebensphase, so unterschiedlich sind auch die Chancen, die ein Seelsorge- Gespräch eröffnet.“ SR. RITA KITZMÜLLER LEITERIN SEELSORGE LINZ „Herzerwärmend“ bietet zudem Zugang zur Spiritualität, die ebenfalls Seelsorge bedeutet für unsere Seel- Teil einer ganzheitlich be- sorger*innen ein uneingeschränktes trachteten Gesundheit ist. Da-Sein für den Menschen, ein aufmerk- „Viele unserer Patientin- sames Wahrnehmen und Zuhören, ein nen und Patienten haben eine große Franziskus und der Hl. Elisabeth. In der Annehmen dessen, was ist, auch ein An- Sehnsucht nach Spiritualität. Sie su- Begegnung mit einem Glaubenden kom- nehmen der Person, wie sie ist, jetzt in chen die Verbindung zu Gott, zu einem men viele in Kontakt mit ihrer eigenen diesem Moment, verletzlich und viel- höheren Wesen, zu Transzendenz, und Quelle und finden ihre ganz persönliche leicht verunsichert. Gemeinsam nach möchten sich auch mit dieser Quelle Antwort. Antworten zu suchen, ist ebenfalls Teil verbinden“, sagt die Leiterin der Seel- der Seelsorge, obwohl es nicht auf alles sorge am Franziskus Spital in Wien, Jede*r kann einmal aus der Balance Antworten gibt. In diesem Sinne er- Dipl.-Religionspäd. (FH) Anna Köck. kommen mächtigt Seelsorge auch zur Fähigkeit, manches offen zu lassen sowie die Ein Angebot für alle Noch ein Vorurteil soll hier kurz ange- Unplanbarkeit des Lebens zu akzeptie- sprochen werden. Eines, das sich eben- ren. „Seelsorge bietet die Möglichkeit, Spiritualität aber ist nicht an den falls hartnäckig hält. Am besten zeigt es Dinge anzusprechen, die im Moment christlichen Glauben gebunden, auch sich in der Frage, die immer wieder ein- wichtig sind, und allen Themen und Ge- das Seelsorge-Gespräch nicht. Das ist mal gestellt wird, wenn ein*e Seelsor- fühlen einen Raum zu geben“, sagt durchaus ein Vorurteil und stellt manch- ger*in das Krankenzimmer betritt: „Wird Mag.a Michaela Höfler-Bauer, Seelsorge- mal eine Hemmschwelle dar. „Wir den- es schon zum Sterben?“ Nein! Seelsorge Leiterin im Krankenhaus der Elisabethi- ken Seelsorge sehr weit und sind für ist ein Angebot für alle Patient*innen, nen Graz. Es geht nicht um fertige Lö- Menschen aller religiösen Überzeugun- für alle Krankheiten und Lebenskrisen sungen, vielmehr um Reden, Fühlen, gen da. Es geht ausschließlich um die Angehörige und Mitarbeiter*innen nut- Sich-Orientieren, um ein Ankern. „Herz- Bedürfnisse des Einzelnen“, so Anna zen die Chance der Seelsorge ebenso. erwärmend“, so fasste eine Patientin ihr Köck. Vom Glauben wird dann gespro- „Bei Seelsorge geht es um ein Bezie- Seelsorge-Gespräch zusammen. chen, wenn jemand ihn von sich aus an- hungs-Angebot. Wir möchten die Men- spricht. Oft hören unsere Seelsorger*in- schen ein Stück auf ihrem Weg beglei- Seelsorge und Spiritualität als Teile nen: „Ich bin ja nicht so katholisch ...“, ten“, sagt Michaela Höfler-Bauer. Ein der Gesundheit dann entwickelt sich oft ein spannendes Gespräch tut immer gut. Dazu braucht Gespräch über persönliche Glaubenser- es keinen „großen“ Anlass. Wir Men- Gesundheit ist kein endgültiger Zu- fahrungen und Erlebnisse mit der Kir- schen sind unterschiedlich. Und auch stand, sondern ein lebenslanger Ent- che. Sehr wohl aber sind sie selbst in ih- ein einzelner Mensch ist in den verschie- wicklungsprozess. Einer, der sich täglich rem Glauben verwurzelt und mit ihm denen Lebensphasen nicht immer der ändert und ein ständiges Zusammen- verbunden, was als eine besondere gleiche. Manchmal stürzt uns schon spiel der Seele-Geist-Körper-Einheit ist. Stärke unserer Krankenhaus-Seelsorge eine dunkle Wolke in ein Ungleichge- Insofern ist Seelsorge ein Teil der Ge- zu sehen ist. Nicht zuletzt aufgrund der wicht, manchmal erst ein stürmisches sundheit. Sie verändert diesen Prozess. lebensbejahenden und positiven Hal- Gewitter. Die Balance wieder zu finden, Nach einem Gespräch ist man nicht tung der zu den Elisabethinen gehören- darum geht es, im Leben und auch in der mehr am selben Punkt wie zuvor. Sie den Ordensspiritualität im Geiste des Hl. Seelsorge. 7
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 8 leitartikel … seelsorge die elisabethinen in österreich Die Seele nähren viel bedeutet wie „sich um etwas küm- mern“. Sich um seine Seele zu sorgen, Was kann helfen, wenn Menschen bedeutet daher, sich um seine Seele zu spüren, dass ihnen ihr inneres Gleichge- kümmern, achtsam und wertschätzend. wicht fehlt? „Zum Beispiel Nahrung für Etwas, dem man sich zuwendet, kann die Seele zu suchen“, so Sr. Rita, „die sich verändern, alleine schon durch den Natur, ein schönes Buch, ein Gebet oder Moment des Zuwendens. Es verwandelt gute Musik.“ Oft bietet ein Seelsorge- sich in seiner Qualität und in der Art, wie Gespräch hier neue Impulse. Schon das es wahrgenommen und erlebt wird. Die Gespräch an sich nährt die Seele. Es Seelsorge ist ein solches Zuwenden. kann vieles bewirken: Entlastung, Seiner Seele, seinem Geist und seinem Zuversicht, Orientierung, Reflexion, ein Körper. Und damit auch eine Chance, Zu-sich-Kommen oder Seelentrost. Das ganzheitlich heil zu werden. Wort „Sorge“ entspringt auch dem indo- germanischen Stamm „suergh“, das so V. HALVAX • Die Seelsorge ist für viele eine Brücke zu den eigenen Kraftquellen. „Wir alle kennen seelische Not. Oft tut es dann einfach gut, einmal nichts machen zu müssen. Einfach nur reden zu können, gehört zu werden, Fragen zu stellen.“ ANNA KÖCK LEITERIN SEELSORGE WIEN „Gerade in einem Krankenhaus bedeutet Seelsorge auch eine Auszeit vom Krank-Sein. Da geht es wieder um mich als ganzen Men- schen, nicht nur um mich als kranke Person.“ MICHAELA HÖFLER-BAUER LEITERIN SEELSORGE GRAZ Eine andere Art von „Seelsorge“: Herzens- Botschaften über Licht-Installationen, die von allen Patientenfenstern aus zu betrachten waren. 8
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 9 die elisabethinen in österreich glauben & leben … runde geburtstage glauben & leben Konvent der Elisabethinen Linz Viele Generationen unter einem Dach Die Monate Mai und Juni markieren heuer bei den Elisabethinen Linz einige besondere Geburtstage. So feiern Sr. Theresia Oberhamberger ihren 90er, Sr. Adelheid Schöndor- fer und Sr. Imelda Lichtl ihre 85er, Sr. Goretti Tremel ihren 80er, Sr. Benedikta Stoiber den 70er und Sr. Helena Fürst den 30er. Einige trafen wir am gemütlichen „Josefiplatzl“ am Übergang zwischen Elisabethkapelle und Kloster zum Gespräch. SR. THERESIA HAT EINEN reichen Schatz Sr. Adelheid und Sr. Imelda konnten lebhafter Erinnerungen. Trotz körperli- nicht an der Runde am Josefiplatzl teil- cher Einschränkungen ist ihr Geist sehr nehmen, doch Sr. Justina hat uns ein wach geblieben, und sie erzählt paar Worte zu beiden übermittelt: Kontakt halten, denn eigentlich „sind wir Schwänke aus ihrer Kindheit und Ju- ja fast alle Einzelkinder in unseren Or- gend. Seit fast 70 Jahren lebt sie im Klos- Sr. Adelheid stammt aus Gallneukir- densgemeinschaften, und die Ordens- ter, aber so gut wie jetzt sei es ihr noch chen und trat 1959 ins Kloster ein. Sie landschaften verändern sich gewaltig“, nie gegangen. Sie schreibt das den Um- war in der Küche beschäftigt und pflegte sagt sie. Deshalb geht sie für zwei Mo- ständen der Zeit zu, denn im Kloster mit viel Freude ihre zahlreichen Kon- nate nach Luxemburg und nimmt am habe sich viel verändert. Man könne in takte. franziskanischen Noviziatsprojekt teil. der Geborgenheit der Gemeinschaft gut Großes Thema für Sr. Helena ist die alt werden, meint sie. An einem sonni- Sr. Imelda aus Ried/Riedmark trat Frage, wie sich ein Ordensleben mit so gen Plätzchen in einer Gangnische ha- 1962 ein. Ihr besonderes Hobby war das vielen älteren Schwestern, wenigen jun- ben ihre Mitschwestern ein Tischchen Kerzenverzieren zu den verschiedensten gen und wenigen mittleren Alters gestal- aufgestellt. Hier liest sie und begegnet Anlässen. Jetzt unterstützt sie nach ihren ten lässt. Sie wird dazu sicher gute vielen Mitschwestern. „Betrachtungs- Möglichkeiten die Gemeinschaft, indem Ideen und frischen Wind in die Gemein- stoff“ findet sie genug. Im Zimmer hört sie z.B. mithilft, die Wäsche für die schaft einbringen. Dass sie auf guten Zu- sie gerne Radio Maria, und der Kloster- Schwestern zusammenzulegen. sammenhalt zählen kann, bekräftigen garten ist ihr „Paradies“. die älteren Schwestern. Schön finden Sr. Benedikta lebt seit über 50 Jahren alle, dass Sr. Helena so musikalisch ist – Sr. Goretti lebt seit gut 60 Jahren in in der Gemeinschaft. Heuer feiert sie ihr sie lernt Harfe und Gesang und wirkt tat- der Gemeinschaft. „Sie war die beste 40jähriges Jubiläum auf Station 9B. „Ich kräftig in der Gestaltung der Liturgie mit. Blutabnehmerin!“ sagt Sr. Theresia. Seit möchte gerne dortbleiben, solange sie 57 Jahren arbeitet Sr. Goretti im Labor, mich erdulden“, sagt sie bescheiden. Sr. Die Zeit am Josefiplatzl ist wie im Flug auch heute noch. „Meine Arbeit ist mein Theresia wirft ein: „Sr. Benedikta ist un- vergangen. Heitere und ernste Gedan- Hobby“, sagt sie. Sie schätzt den Kon- sere Knotenlöserin.“ Auf die Frage, was ken haben uns bewegt, das Damals, das takt mit Patient*innen und Personal und man sich darunter vorstellen müsse, er- Heute und das Morgen. Wie könnte es kümmert sich um die sachgerechte klärt Sr. Benedikta, dass sie Rosen- anders sein, wenn verschiedene Gene- Mülltrennung. Ungebrauchtes Sterilgut kränze repariert oder entwirrt und auch rationen unter einem Dach leben? Eines schickt sie nach Rumänien, ebenso neue anfertigt. Gerne ist Sr. Benedikta in wurde auch in diesem Gespräch wieder Schreibblöcke, die sie liebevoll für Kin- der Natur, alleine oder mit anderen deutlich: die gemeinsamen Quellen, der der anfertigt. Zum Leben während Co- Schwestern. Und sie marschiere recht Zusammenhalt und der wertschätzende, rona, erzählt sie, dass das Abstandhal- flott, sagt Sr. Goretti. Sich durch Zei- liebevolle Umgang miteinander sind die ten deutliche Spuren hinterließ. Beson- tungslektüre am Laufenden zu halten, besten Voraussetzungen, auch für die ders für ältere Schwestern war es ist Sr. Benedikta sehr wichtig, aber dicke neuen Herausforderungen einen guten schwierig, sich darauf einzustellen. Sr. Schmöker mag sie nicht. elisabethinischen Weg zu finden und zu Goretti erinnert sich, dass die eine oder gehen. andere mitunter die Vorschriften vergaß Sr. Helena stammt aus Bern in der und aus dem erlaubten Bereich aus- Schweiz und trat 2019 in den Orden ein. Die Redaktion schließt sich allen gu- büxte. Gerne geht Sr. Goretti in den Sie fühlt sich bei den Elisabethinen ten Wünschen, die den sechs Schwes- Klostergarten, wo auch ein Weinstock wohl, wünscht sich aber mehr Gleichalt- tern in diesen Tagen ausgesprochen steht, der für sie immer wieder ein spi- rige in der Gemeinschaft. Deshalb hält werden, ganz herzlich an! ritueller Impulsgeber ist, ebenso wie die sie es für wichtig, dass junge Ordens- Schriften von Anselm Grün. leute über die Gemeinschaften hinaus A. RETSCHITZEGGER • 9
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 10 glauben & leben … geistliche jubiläen die elisabethinen in österreich Die zwölf Ordensfrauen der Elisabethinen in Graz, von denen drei im heurigen Jahr ein besonderes Jubiläum feiern. „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen.“ Dieses Psalmwort können wir in Graz heuer dankbar entfalten Geistliche Jubiläen bei den Grazer Elisabethinen 2021 ist für die Grazer Elisabethinen ein besonderes Jahr des geistlichen Erntedankes. In großer geistlicher Freude können wir die Professjubiläen von Sr. Margaretha Silgener, Sr. Cäcilia Weinberger und Sr. Bonaventura Holzmann begehen. „BEWAHRET ÜBER ALLES die Liebe, sah in großer Treue die Armut und die Klausur.“ Dieses Wort zumal Nachtdienste unserer Ordensgründerin Mutter Apol- im Krankenhaus und lonia Radermecher verwirklichen die betreute das Refek- Bischof Egon Kapellari (vierter von rechts) gemeinsam mit Erzbischof Schwestern der Elisabethinen persön- torium des Kon- Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Franz Lackner zu Besuch lich und einzigartig in ihrem Lebens- und vents. Sr. Bonaven- bei den Elisabethinen im Jahr 2015. Glaubensweg. Heute gehören dem Gra- tura aus dem west- zer Konvent zwölf Schwestern an. In der steirischen Preding ist seit 2003 Ge- sorger, Diözesanbischof von Gurk-Kla- Profess verbinden sie ihr Leben mit der schäftsführerin des Krankenhauses und genfurt und Graz-Seckau feiert am 7. Gemeinschaft und versprechen, in Ein- seit 2013 Generaloberin der Elisabethi- November 2021 den 40. Jahrestag seiner heit mit ihr in Armut, Ehelosigkeit und nen. 2019 wurde sie als Generaloberin Ernennung zum Bischof, am 9. Juli sein Gehorsam zu leben. Sr. Margaretha hat wiedergewählt. 60. Priesterjubiläum und beging am ihre ersten Gelübde am 21. Juli 1951 12. Jänner seinen 85. Geburtstag. abgelegt, Sr. Cäcilia am 28. September Besondere Jubiläen kann heuer auch 1961 und Sr. Bonaventura am 14. Sep- Bischof Egon Kapellari begehen, der Herzlich gratulieren wir zu diesen viel- tember 1986. seit seiner Emeritierung als steirischer fältigen Jubiläen und wünschen für die Diözesanbischof 2015 bei den Elisa- Zukunft viel Gesundheit und geistliche Sr. Margaretha, deren leibliche bethinen beheimatet ist. „Für euch bin Freude mit Worten des Apostels Paulus: Schwester Sr. Veronika seit 1959 dem ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“ Die- „Ich danke Gott dafür, dass ihr euch ge- Grazer Konvent angehört, stammt aus ses Wort des heiligen Bischofs und meinsam für das Evangelium eingesetzt St. Lorenzen/Eibiswald und war lange Kirchenlehrers Augustinus steht als pro- habt vom ersten Tag an bis jetzt.“ im OP und in der Endoskopie tätig. Sr. phetische Klammer über seinem Wirken. Cäcilia kommt aus Maria Lankowitz, ver- Der emeritierte Grazer Hochschulseel- P. ROSEGGER • 10
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 11 die elisabethinen in österreich glauben & leben … österliche speisensegnung Als Hoffnungszeichen beherbergten die Grazer Elisabethinen die österliche Speisensegnung am 3. April 2021 Osterspeisensegnung bei den Elisabethinen „Ostern ist ein Fest der Gnade gegen die Schwerkraft“, wie es Bischof Egon Kapellari einmal formulierte. Besonders in Zeiten der Pandemie brauchen wir Hoffnung, die durch das Vertrauen auf das Ostergeheimnis immer neu vertieft wird. Mit großer Freude konnten die Grazer Elisabethinen daher die Speisensegnung mit Bischof Wilhelm Krautwaschl beher- bergen, die der ORF am Karsamstag österreichweit live übertrug. DIE FEIER IM GARTEN unseres Hauses haus, in dem zwischen Geburt und Tod Dies umgreifend sprach Generalobe- mit Blick auf die Palliativstation und das ganz viel passiert. Denn das Leben rin Mutter Bonaventura Holzmann über stationäre Hospiz St. Elisabeth stand selbst ist ein einziges Wunder.“ den Glauben als bleibende Kompass- unter dem Leitwort „Wunder gesche- nadel für die Elisabethinen seit Beginn hen“. Bischof Krautwaschl wies dabei In seiner Dialogpredigt lud der steiri- an, als sich die Gründungsschwestern auch auf den Dienst der Elisabethinen sche Bischof die Mitwirkenden ein, ihren des Klosters zu Fuß von Aachen aus und die Bedeutung einer österlichen Blick auf die Wunder des Alltags ein- nach Graz auf den Weg begaben: „Da- Perspektive für unser Ordenskranken- zubringen. DGKP Kathrin Kindermann, raus ist eine Ordensgemeinschaft von haus und darüber hinaus hin: „Auch im Bereichsverantwortliche im Hospiz St. heute zwölf Schwestern gewachsen. Krankenhaus der Elisabethinen gibt es Elisabeth, wies dabei besonders auf Und uns ist es wichtig, gerade auch in eine Covid-Station. Denken wir daher einen achtsamen Blick hin: „Im Hospiz den Stürmen des Lebens achtsam zu heute besonders an jene, die am Co- St. Elisabeth betreuen und begleiten wir sein für die Sorgen und für die Ängste rona-Virus erkrankt oder gar verstorben im interdisziplinären Team schwerst er- der uns anvertrauten Menschen, um sie sind, und an jene, die sich um die Kran- krankte Menschen, deren Lebenszeit be- dann auch vor Gott hinzutragen.“ ken kümmern und sich um ihre Gene- grenzt ist. Und ich denke, dass wir trotz- sung bemühen. Genesung kommt ja dem sehr oft Wunder erleben dürfen, P. ROSEGGER • einem Wunder gleich. ,Wunder gesche- wenn diese auch als solche nicht immer hen‘ hier und an vielen Orten unserer gleich für uns erkennbar und wahr- Welt. Davon zeugt auch dieses Kranken- nehmbar sind.“ Bischof Wilhelm Krautwaschl bei der österlichen Speisen- segnung im Garten der Elisabethinen Graz, die auch österreichweit live im ORF übertragen wurde. 11
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 12 glauben & leben … palliativ und hospiz Assistierter Suizid – aktive Sterbehilfe – passive Sterbehilfe – Exit Am Ende. Leben Zu den Autor*innen: DR. GEROLD MUHRI ist Geschäftsführender Oberarzt für Palliativmedizin und Hospiz DGKP DÉSIRÉE AMSCHL- STRABLEGG ist Bereichsleiterin für Palliativ und Hospiz LAURA SOPHIE DRESCHER arbeitet als Assistentin des Fördererservice der Hospize und in der Öffentlichkeitsarbeit am Krankenhaus der Elisabethinen Die „Sterbehilfe“ ist ein stark diskutiertes Thema. Zurecht, denn es betrifft uns Graz. alle, denn eines ist sicher – sterben muss jeder irgendwann – das WIE ist jedoch zumeist unklar. „SCHAU HIN UND HANDLE“. Ganz nach Menschen in Not und zwar besonders Hinter dem Sterbewunsch und der diesem Motto betreibt das Krankenhaus Kranke, Verängstigte und auch Obdach- Angst, die Patient*innen dazu führt der Elisabethinen Graz nun schon seit lose werden oft an den Rand der Gesell- solch ein Anliegen zu äußern, stecken einigen Jahren die Palliativstation und schaft gedrängt. „Wir wollen nieman- oft andere Gründe: die Furcht vor die beiden Hospize, das Hospiz St. Eli- dem zur Last fallen. Ein schnelles Ende Schmerzen, Kontrollverlust, Abhängig- sabeth und das VinziDorf-Hospiz für wäre schön.“ Solche Gedanken haben keit ... Aus diesem Grund ist es essen- Obdachlose. In all diesen Institutionen die Betroffenen sehr oft. Patient*innen ziell, Gespräche mit den Patient*innen wird das Ziel verfolgt, Schmerzen zu lin- haben schlichtweg Angst und wollen ih- und Angehörigen zu führen, da Sorgen dern und den Menschen ein würdevolles ren Angehörigen nicht zur Last fallen, besprochen und somit oft gemildert Lebensende zu bereiten, damit „Am daher denken und sprechen sie oft von werden können. Wenn Menschen, die Ende. Leben“ sein kann. Dieser Grund- einem einfachen und schnellen Ausweg, Suizidgedanken haben, verstärkt durch gedanke widerspricht einem assistier- dem „assistierten Suizid“. das multiprofessionelle Team der Pallia- ten Tötungsakt. tivstation begleitet werden, wird oft das 12
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 13 die elisabethinen in österreich glauben & leben … palliativ und hostpiz Nicht das Leid und die Krankheit bleiben im Fokus, sondern die Freude an der verbleibenden Lebenszeit. Erkrankung haben im Lauf der letzten Schläuchen hängend nicht mehr kom- Lebensmonate den Wunsch zu sterben. munizieren zu können bzw. wie dieser Einige davon möchten selbst aktiv Zustand verhindert werden kann. werden oder auch Unterstützung dahin- gehend in Anspruch nehmen. Wir haben viel Zeit gemeinsam ver- bracht, sind gut in Berührung gekom- Vor einigen Wochen übernahmen wir men. Frau B. hat mit unserer Unterstüt- eine Patientin mit einer unheilbaren und zung vieles vom belastenden Nebel der progredienten Lähmung (Amyotrophe Ungewissheit ordnen können; in wahrer Lateralsklerose). Künstliche Lebensver- Vollendung ihrer Autonomie und Würde längerung hatte Frau B. schon im Vor- Anweisungen für die Zukunft gegeben. feld rechtsgültig ausgeschlossen. Nun wollte sie einen Schritt weitergehen und Frau B. nach einer Familiengeburts- ihr Leben aktiv beenden. Bei klarem Ver- tagsfeier: „Ich bin so glücklich und zu- stand, die Tragweite der Entscheidung frieden. Ich hoffe, diese wunderschöne überblickend. Befreit von Schmerzen Zeit noch möglichst lange genießen zu und anderen körperlichen Symptomen, können“. außer der therapierefraktären geringen Sprach- und Schluckstörung. Psychisch Vertrauen. Beziehung. Verantwor- gesund. Frei von jedem Druck anderer tung. Geborgenheit. Über alle Ängste Menschen. Ohne soziale Not. sprechen zu dürfen und gute, selbstbe- stimmte Vorgaben kommuniziert zu ha- „Helft mir, meinem Leben ein Ende zu ben. Es hat sich gleichsam ein „Weg B“ bereiten, sonst muss ich in die Schweiz für unsere Patientin ergeben, ohne fahren, und das möchte ich meinen An- jemals wieder über den Weg der gehörigen nicht antun“. Fast jeder Sui- (Selbst)Tötung sprechen zu wollen – zid hinterlässt Traumatisierung bei den diesen Pfeil hat Frau B. zurück in ihren Zurückbleibenden, auch wenn sie noch Köcher gesteckt. Wir haben einander so gut vorbereitet und begleitet werden. erspart, das enttäuschende „Nein“ ihrem Wunsch entgegenzuwerfen, son- Wir haben die an uns gerichtete Bitte dern sie konnte einen noch besseren von Frau B. als Vertrauensbeweis einer Weg für sich sehen und ihn bis zu ihrem guten Patientin-Betreuungsteam-Bezie- natürlichen Tod gehen. hung verstanden. Wir haben weder den Wunsch, schon gar nicht die Frau bewer- Unser Auftrag ist es, schwerstkranken tet oder gar (ver)urteilt. Das steht uns Menschen in ihrem Leid beizustehen. nicht zu! Wir haben zunächst um ein we- Alle Beschwerden, physisch, psychisch, nig Zeit gebeten, um mit diesem Wunsch sozial oder spirituell, so gut es geht zu würdevoll umgehen zu können. Diese nehmen. Der Palliativauftrag geht aber Verlangen nach einem vorzeitigen Tod Zeit haben wir multi- und interdisziplinär weiter: Nicht das Leid und die Krankheit schwächer und Freude in der letzten Le- genutzt, um mit Frau B. über die Gründe bleiben im Fokus, sondern die Freude an bensphase steigt auf. zu sprechen, warum sie nicht mehr le- der verbleibenden Lebenszeit. Und viel- ben möchte. Worunter sie im Augenblick leicht der Versuch, das Leben in sich ge- „Ich bin so glücklich und zufrieden. am meisten leide bzw. was dann im Tod heilt vollenden zu können. Jedes Men- Ich hoffe, diese wunderschöne Zeit besser sei. Vieles haben wir gemeinsam schenleben ist l(i)ebenswert, bis zu sei- noch möglichst lange genießen besprochen: Die Angst, qualvoll ersti- nem letzten Atemzug. Die Auslöschung zu können.“ cken zu müssen bzw. was Palliative Care seiner Existenz, das kann niemals die dann zu bieten hat. Die Angst, ein voll- geeignete Therapie sein! Sterbewunsch, Todes- und Tötungs- kommender Pflegefall zu sein bzw. wie wunsch, das ist uns in der Palliative Care Frau B. dennoch selbstbestimmt und G. MUHRI, nicht fremd. Viele Menschen mit einer würdevoll leben und vielleicht sogar D. AMSCHL-STRABLEGG, weit fortgeschrittenen und unheilbaren manches genießen kann. Die Angst, an L.S. DRESCHER • 13
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 14 glauben & leben … charta und solidaraktion die elisabethinen in österreich Treffen zur Solidaraktion Charta der der Ordensgemeinschaften Elisabethinen Not sehen und handeln gehört seit jeher zur DNA der Elisabethinen. Seit 1690 in Österreich engagieren wir uns in Graz für Menschen am Rand unserer Gesellschaft. Der Schutz und die Förderung der Würde jedes einzelnen Menschen ist dabei ein Dauerauftrag, dem wir besonders in herausfordernden Zeiten in unserem gemein- nützigen Akutkrankenhaus und in unseren Hospizen verpflichtet sind. Charta und Spiritualität der Elisabethi- nen in Österreich prägten den Diskurs am 18. und 19. März 2021 am Linzer Freinberg. PARTIZIPATIVES NACHDENKEN über eine zukunftsfitte Reflexion der Charta der elisabetinischen Sendung sowie über die Spiritualität führte Verantwortliche der Elisabethinen aus Graz und Linz- Wien im März 2021 am Freinberg in Linz zusammen. Das nachsynodale Treffen zur Charta der Elisabethinen in Österreich, das jährlich stattfindet, wurde traditionell wieder vom Linzer Moraltheologen Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger be- gleitet und moderiert. Nach einem spiri- tuellen Impuls von Prof. Rosenberger tauschten sich die Teilnehmenden über die verschiedenen Aktivitäten aus, die im vergangenen Jahr auf Basis der Charta an den jeweiligen Standorten ge- setzt wurden. Als zwei Schwerpunkte für die weitere Arbeit in den Ordensgemein- schaften und in ihren Werken wurden das Engagement für eine tragfähige HEUTE FOKUSSIERT SICH die Sendung dazu berufen, dessen Blick in die Welt Schöpfungsverantwortung sowie für ein unseres Ordens all dies umgreifend, be- zu bringen: den Blick des Mitgefühls; gelingendes Leben im Alter definiert. sonders auch auf „die Sorge um alte den Blick, der sich auf die Suche nach und sterbende Menschen; um Arme und den Fernen begibt; den Blick, der nicht Am folgenden Tag standen Austausch Obdachlose; die Sorge um ungeborene verdammt, sondern ermutigt, befreit, und Überlegungen zur Spiritualität im und geborene Kinder und ihre Eltern; die tröstet, den Blick des Mitgefühls.“ Fokus. Besonders auch angesichts he- Aufnahme und Integration von Flücht- rausfordernder Zeiten und damit ver- lingen aus Ländern mit Krieg und Ver- Gerne beteiligten wir uns dement- bundener Suchbewegungen für die Eli- folgung“, wie es die Charta der Elisa- sprechend an der Solidaraktion der Or- sabethinen wurde als Leitwort „Woher bethinen in Österreich formuliert. densgemeinschaften, die österreichweit kommt mein Mut, wo liegen meine nach einem Videobeitrag von Bundes- Kraftquellen?“ gewählt. Die Treffen zur Daher setzen wir uns für eine hu- präsident Alexander van der Bellen vom Weiterarbeit an der Charta sowie zur mane, bunte und vitale demokratische 28. Jänner 2021 entstand, indem er das Spiritualität bilden eine wichtige Rah- Gesellschaft ein, die von der Katholi- indessen weithin bekannt gewordene mung für das elisabethinische Jahr und schen Soziallehre inspiriert ist und in Zitat prägte: „Ich kann und will nicht werden auch 2022 wieder stattfinden. der die Empathie für Menschen in Not glauben, dass wir in einem Land leben, gefördert wird, entsprechend der Ermu- wo dies [die Abschiebung von Kindern] P. ROSEGGER • tigung von Papst Franziskus: „Die gott- in dieser Form wirklich notwendig ist." geweihten Männer und Frauen sind in ihrem Auftrag, Jesus nachzuahmen, P. ROSEGGER • 14
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 15 gesundheit & leben … herzrhythmusstörungen rubrik … thema gesundheit & leben Expertise aus dem Ordensklinikum Linz Elisabethinen für Menschen mit Herzrhythmusstörungen in Wien Im Herzkatheterteam ist das Zusammenspiel Wenn das Wiener Herz von ärztlicher und pflegerischer Kompetenz unverzichtbar. aus dem Takt kommt Das menschliche Herz schlägt normalerweise in einem recht gleichmäßigen Takt. Bei Menschen mit Herzrhythmusstörungen ist das anders. Ohne für die Betroffenen erkennbaren Grund erhöht sich der Herzschlag oder wird unregelmäßig. „ES KANN DURCHAUS SEIN, dass eine be- betreffenden Bezirke der Herzwand Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek, MBA (rechts) troffene Person davon gar nichts mitbe- heran. Er überwacht die Katheterposi- mit einem Kollegen im Herzkatheterlabor kommt. Meist bemerken die Patientin- tion anhand einer 3D-Computerdar- am Göttlicher Heiland Krankenhaus in Wien. nen aber den schnellen oder unregelmä- stellung und verödet die Erregungs- ßigen Herzschlag, sie empfinden Herz- herde mit Hochfrequenzstrom. „Das er- rasen, Herzstolpern oder spürbares folgt, je nach Rhythmusstörung, beim Auch wenn Doz. Martinek, der bereits Herzklopfen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. wachen Patienten oder in einem Schlaf- im Uniklinikum St. Pölten und LKH Feld- Martin Martinek, MBA, Kardiologe am zustand“, so der international aner- kirch ähnliche elektrophysiologische Ordensklinikum Linz Elisabethinen. kannte Spezialist. Einheiten etabliert hat, nicht vor Ort ist, „Manchmal kommen Symptome wie Un- kann er sein Know-how zur Verfügung ruhe, Übelkeit, Leistungsverlust, Kol- Seit Anfang März dieses Jahres wird stellen – telemedizinisch. Gemeinsam laps- oder Angstzustände hinzu.“ diese Therapie auch am Göttlicher Hei- mit seinen Kolleg*innen in Wien, insbe- land Krankenhaus in Wien an der Abtei- sondere OA Mag. Dr. Stefan Eibl und OA Ist die Rhythmusstörung erst einmal lung für Kardiologie unter der Leitung Dr. Josef Kaiblinger, kann er von Linz aus diagnostiziert, beispielsweise durch von Prim. Dr. Martin Frömmel ange- auf die Diagnosedaten der betroffenen ein EKG oder Langzeit-EKG, dann ist sie boten, mit ärztlicher und pflegerischer Patient*innen zugreifen und mit dem meist gut behandelbar. Einerseits kön- Starthilfe durch das Ordensklinikum Team vor Ort die Behandlung festlegen. nen die Symptome medikamentös Linz Elisabethinen. Doz. Martinek stellt Die Telemedizin ermöglicht auch den Pa- unterdrückt, andererseits kann mittels seine ärztliche Kompetenz zur Verfü- tient*innen selbst, das Gespräch mit einer elektrophysiologischen Behand- gung, DGKP Denise Baumann gibt ihre Doz. Martinek über die Entfernung von lung die Ursache behoben werden. Pflegeexpertise an die Kolleg*innen in 200 km zu führen. In seiner telemedi- „Bei der Katheter-Ablation veröden Wien weiter. „Die Erweiterung unseres zinischen Ordination bietet der Kardio- wir jene Stellen im Herzgewebe, die kardiologischen Angebots durch die loge sowohl Vorbesprechungen zu Ein- Fehlströme auslösen“, erklärt Martinek. Elektrophysiologie ist ein logischer griffen als auch ärztliche Beratung in der „Dazu wird ein Katheter von der Leiste Schritt, um uns noch stärker als Fachkli- Nachsorge an. aus bis zum Herzen vorgeschoben. nik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu An den Katheterspitzen befinden sich positionieren“, so der ärztliche Direktor Die beiden Ordensspitäler in Linz und Elektroden, mit denen wir die Herz- des Wiener Ordensspitals Prim. Priv.- Wien bieten durch diese Kooperation ströme detailliert messen können.“ Sind Doz. Dr. Christoph Ausch. Die mo- vielen Patient*innen in Wien die Chance, die elektrischen Störherde im Herzmus- dernste technische Ausstattung, die ihre Herzrhythmusstörungen effektiv kel identifiziert, führt der Arzt einen dafür nötig ist, wurde im Herzkatheter- behandeln zu lassen. Ablationskatheter punktgenau an die labor des Hauses implementiert. M. ETLINGER • 15
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 16 gesundheit & leben … covid-rehabilitation die elisabethinen in österreich Die Epidemie als Chance für neue Behandlungsschwerpunkte Post-Covid- und Long-Covid- Rehabilitation im Franziskus Spital Seit über einem Jahr beschäftigt uns ein Virus im Übermaß, die Schlagzeilen sind nach wie vor von Neuinfektionen, Menschen auf Intensivstationen und Todesfällen dominiert. Daneben kristallisiert sich heraus, dass es mit dem Überstehen dieser manchmal lebensbedrohenden Krankheit oft noch lange nicht getan ist. Viele Patient*innen leiden unter den Nachwirkungen dieser Grenz- erfahrung, körperlich genauso wie seelisch. KURZATMIGKEIT, große Müdigkeit, Kon- Long-Covid-Patient*innen. Seit Oktober welches das Krankenhaus mit seiner zentrationsschwäche, neurologische 2020 bis Ende März 2021 wurden be- langen Tradition der fächerübergreifen- Beschwerden, Stoffwechselstörungen, reits 148 Patient*innen auf ihrem Weg den Kooperation anbietet, ist für beide körperlicher Abbau bis hin zu Depres- zur Genesung begleitet. Insgesamt Patient*innengruppen gleichermaßen sionen sind einige der Symptome, die stehen im Franziskus Spital bis zu 40 lohnend. Menschen nach einer Infektion mit Co- Betten für die Post- und Long-Covid- vid zeigen, berichtet OÄ Dr.in Elfriede Betreuung zur Verfügung. Ein Teil der Patient*innen wird direkt Katz-Papatheophilou, Leiterin der Sta- von den Intensivstationen anderer Spi- tion für Pulmologie des Franziskus Spi- Die Kooperation verschiedener täler übernommen, dies schafft dort tals. Zusätzlich zur Behandlung akuter Fachgebiete ist lohnend Kapazitäten für neue Notfälle und ent- Covid-Patient*innen auf der Intensivsta- lastet die Einrichtungen des Wiener tion widmet sich das Franziskus Spital Die besondere Expertise in Kardio- Gesundheitsverbundes. Viele der Pa- seit Oktober letzten Jahres deshalb logie, Pulmologie, Akutgeriatrie und tient*innen sind nach der Erkrankung verstärkt der Versorgung von Post- und Remobilisation sowie das Know-how, nach wie vor auf zusätzlichen Sauerstoff 16
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 17 die elisabethinen in österreich gesundheit & leben … covid-rehabitlitation Die Pulmologie spielt gemeinsam mit anderen 1 Fächern eine wesentliche Rolle bei der Diagnose und Behandlung. angewiesen, erzählt Cornelia Reischl, ren zu können, sondern oft mit neuen Stationsleiterin der Pulmologie auf Re- Beschwerden konfrontiert zu werden, stituta 3. Ziel ist, durch Verbesserung ist für viele frustrierend und belastend. des Allgemeinzustandes und ein spe- Die jüngeren Patient*innen – der zielles Atemtraining die Lungenfunktion Jüngste ist 34 – tun sich mit der Lang- zu normalisieren und so die Rückkehr wierigkeit der Krankheit schwer. Angst nach Hause zu ermöglichen. und Unsicherheit herrscht oft vor, so Cornelia Reischl. Die Angst, nochmals zu Nach langem Liegen und künstlicher erkranken, die Panik davor, wieder keine 2 Beatmung müssen oftmals Gehen und Luft zu bekommen. Stehen, Schlucken und Sprechen neu erlernt und trainiert werden. Physio- Für Susanne Schneck, Stationsleiterin und Ergotherapie arbeiten hier mit der der Kardiologie, ist die Motivation der Diätologie zusammen, um die Lebens- Patient*innen eine zentrale Aufgabe in qualität dieser Patient*innen rasch zu der Pflege: Die Menschen dazu anzure- verbessern und sie wieder fit zu ma- gen, trotz anhaltender Müdigkeit, Kraft- chen. Gehört Diabetes zu den Folgeer- losigkeit und Sorgen weiterzumachen, scheinungen einer Covid-Erkrankung, ist gerade bei den Post-Covid-Pati- unterstützt das Team der Diätologie ge- ent*innen ein wichtiger Part. nauso wie bei Hoch-Energie-Ernährung in der Wiederaufbauphase der Musku- Menschliche Zuwendung als Beitrag latur, berichtet Nina Schmidt, Diätologin zur Genesung im Franziskus Spital. Die Zeit auf der Intensivstation, ver- Maßgeschneidertes Therapie- und bunden mit Isolation, Todesnähe und 1 Kardiologische Diagnostik Rehabilitationsprogramm Einsamkeit, hinterlässt auch auf der im Franziskus Spital. Seele Spuren. Dazu kommt oft das Ge- Auf der anderen Seite kümmert man fühl, durch die Krankheit nicht mehr 2 Physiotherapie ist ein Teil des sich ganz besonders um jene Menschen, jene Person zu sein oder sein zu kön- Programms, um Post-Covid- Patient*innen wieder auf die die auch ohne Aufenthalt auf der Inten- nen, die man davor war. Viele stehen Beine zu helfen. sivstation nach der Infektion mehr Zeit auch vor der Herausforderung, ihr Leben benötigen, um wieder auf die Beine zu neu ordnen zu müssen, sich einen ande- kommen. Pulmologie, Kardiologie, Neu- ren Arbeitsplatz oder einen neuen Beruf rologie kooperieren eng, um den Zu- suchen zu müssen, Hobbies nicht mehr stand der Patient*innen festzustellen nachgehen zu können. Menschliche Zu- und mögliche Ursachen von Beschwer- wendung und Verständnis, wie sie im den wie z.B. Organschädigungen abzu- Franziskus Spital geboten und gelebt klären. Daraus wird ein maßgeschnei- werden, sind somit ein wichtiger Beitrag dertes Therapie- und Rehabilitations- am Weg zur Genesung. programm entwickelt, welches Physio-, Ergotherapie, Logopädie, Ernährungs- Hilfestellung, mit diesen Erfahrungen sein. Verletzlicher und hilfloser fühlen beratung und Psychologie mitein- und neuen Realitäten umgehen zu ler- sich viele Menschen nach der Erfahrung schließt. Damit möchten wir den Pa- nen, gibt das Psychologie-Team des mit der Covid-Infektion. Die Frage nach tient*innen die Rückkehr in einen Franziskus Spitals. „Wenn wir es schaf- dem „Warum“ ließe manche nicht los, selbstbestimmten Alltag oder den Beruf fen“, so Norbert Kempter, Leiter der Kli- berichten Anna Köck und Christina Po- ermöglichen und bei Älteren den Wech- nischen Psychologie und Psychothera- spisil vom Seelsorge-Team. Was aber sel in ein Pflegeheim abwenden. pie, „den Blick in Richtung tatsächlicher beide gleichermaßen aus den Gesprä- Möglichkeiten zu richten, kann es uns chen heraushören: Dankbarkeit. Dank- Die durchlaufene, schwere Erkran- gelingen, Neues hervorzubringen.“ Kri- barkeit dafür, die Krankheit überstan- kung stellt für viele Betroffene eine per- sen, so ist er sich sicher, ermöglichen den zu haben, und Dankbarkeit für die sönliche Zäsur dar: plötzlich aus dem dem Menschen neue Perspektiven. Chance, eine neue Sicht auf das Leben gewohnten Leben herausgerissen zu gewinnen zu können. werden und dann trotz Virusfreiheit Auch die Gespräche mit der Seelsorge nicht mehr einfach dorthin zurückkeh- können ein Schritt zum „Heilwerden“ C. ROITHNER-KLAUS • 17
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:44 Seite 18 gesundheit & leben … patientenbewertung Top-Bewertungen für das Franziskus Spital Patient*innen fühlen sich im Franziskus Spital besonders gut aufgehoben Als Ordenskrankenhaus mit einer langen Tradition wissen wir im Franziskus Spital um die Bedeutung mensch- licher Zuwendung für den Heilungserfolg. Neben Medizin und professioneller Pflege, die heute oft im Vorder- grund stehen, ist es diese besondere Aufmerksamkeit gegenüber dem Menschen, die einen wichtigen Beitrag zu Heilung und Genesung leistet. Zuwendung, Verständnis und Vertrauen bestimmen somit tagtäglich das Tun des gesamten Teams – das erleben die Patient*innen und spüren es. DASS DIESE UNGEWÖHNLICHE Zufrieden- gewöhnlichem Krankenhausalltag und Dr. Georg Roth, Ärztlicher Direktor des heit im Franziskus Spital erfahrbar wird, Pandemiebewältigung – ihrem Anspruch Franziskus Spital, zusammen. bestätigen die Patien*innen des Hauses folgen, Patient*innen ganzheitlich zu Menschlichkeit, Herzlichkeit, Empa- auch im Rahmen einer regelmäßig betreuen und sie so noch umfassender thie, Hilfsbereitschaft, Geduld, Respekt, durchgeführten Befragung. Die erho- bei ihrer Genesung zu unterstützen. Komfort und Atmosphäre: mit diesen benen Zahlen aus den Feedbackbögen „Die Feedbackbögen bestätigen uns, Begriffen haben die Patient*innen das des Jahres 2020 zeigen: fast 90 % der dass in einer Zeit, in der menschliche Franziskus Spital am häufigsten be- Patient*innen fühlten sich während Zuwendung im Krankenhaus immer schrieben. In Verbindung mit Medizin ihres Aufenthalts gut aufgehoben, mehr schwieriger wird, das Franziskus Spital auf höchstem Niveau ist das Franziskus als 90 % würden das Franziskus Spital gerade dafür besonders geschätzt wird. Spital somit ein besonderer Ort für Ge- auf jeden Fall weiterempfehlen. Es ist uns wichtig, unsere Patient*innen sundheit in Wien. Besonders die vergangenen Monate als individuelle Persönlichkeiten wahr- haben wieder gezeigt, dass die heimi- zunehmen und ihnen die bestmögliche C. ROITHNER-KLAUS • schen Ordenskrankenhäuser – trotz un- Versorgung zu bieten“, fasst Prim. Doz. 18
elisabethinen_1_2021_raffiert_1.6.qxp_ea Test neu 07.06.21 10:45 Seite 19 gesundheit & leben … interdisziplinäres zentrum Am Ordensklinikum Linz entsteht ein Interdisziplinäres Zentrum für Infektionsmedizin Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird im Sinne der besseren Behand- und Mikrobiologie – iZIM lung von Patient*innen mit Infektionen gefördert. Infektionen spielen in fast jedem medizinischen Fachgebiet eine Rolle. Sie sind ein Querschnittsthema. Deshalb stärkt und fördert das Ordensklinikum Linz den inter- und multidisziplinären Grundgedanken, den Austausch von Fachwissen und die Zusammenarbeit im Sinne der Patient*innen. Das neue Zentrum wird mikrobiologi- läufe zu Umgang, Diagnostik und Thera- Prim.a Univ.-Prof.in sche Diagnostik und Therapie interdis- pie von Infektionspatient*innen erarbei- Dr.in Petra Apfalter leitet das Institut für Hygiene, ziplinär von ambulant bis stationär un- tet und eingeführt. Ein einheitliches Mikrobiologie und Tropen- ter ein Dach bringen. Spezialist*innen standardisiertes Vorgehen und die Sen- medizin am Ordensklini- aus der Klinischen Mikrobiologie und sibilisierung für mikrobiologische Diag- kum Linz und ist die trei- Hygiene arbeiten strukturiert mit ande- nostik, wird die Patientenversorgung bende Kraft hinter iZIM. ren medizinischen Spezialist*innen und optimieren. Des Weiteren wird es Spezi- Sonderfächern zusammen und optimie- alambulanzen geben, wo Infektionser- ren die Patientensicherheit bei Infektio- krankungen interdisziplinär behandelt nen aller Art. Diese Herangehensweise werden. Diese fachübergreifende Zu- wird durch ein kompetentes mikrobiolo- sammenarbeit soll die Effizienz der Ab- Ein weiteres Anliegen ist es, den ver- gisches Labor unterstützt. Das hat den klärung von Spezialfragestellungen stei- antwortungsvollen und zielgerichteten Vorteil, dass der klinische Kontext im di- gern und ein „Arzthopping“ reduzieren. Einsatz von Antibiotika zu fördern. Die rekten Bezug zur Analytik und der Inter- Verbreitung von Resistenzen, die limitie- pretation der Befunde steht. Interdisziplinäre Zusammenarbeit – rende Neuentwicklung von Antibiotika ambulant und stationär sowie Lieferengpässe zeigen mehr denn iZIM – eine Vision wird umgesetzt je, wie wichtig eine angemessene Anti- Für die stationäre Behandlung von Pa- infektiva-Anwendung in allen Bereichen Ein iZIM-Konzept ist derzeit in ganz tient*innen mit Infektionen werden Bet- der Medizin ist. Deshalb soll ein Antibio- Österreich noch nicht implementiert. ten definiert, die auch „Isolierbetten“ an tic-Stewardship-Programm im gesamten Das Ordensklinikum Linz fungiert als beiden Standorten beinhalten. Infektio- Ordensklinikum Linz zur Anwendung Vorreiter. Für die Realisierung dieses nen mit mehr oder weniger Übertra- kommen. Vorhabens standen bereits im Vorfeld gungspotential sollen richtig eingeord- Ressourcen zur Verfügung. Das Institut net werden. Insbesondere ist es wichtig, IT-Unterstützung für die Kranken- für Hygiene, Mikrobiologie und Tropen- ein skalierbares Bettenkonzept zu ha- haushygiene medizin, auch als Nationales Referenz- ben, das jederzeit ausgeweitet werden zentrum für antimikrobielle Resistenzen kann. Die COVID-19-Pandemie hat ge- Die Krankenhaushygiene und Infekti- mit ihrem Laborpartner analyse BioLab zeigt, wie wichtig ein abgestimmtes Ma- onskontrolle soll hausübergreifend wei- GmbH, hat das Wissen und die Fach- nagement im Bettenbereich ist. Der be- ter in seiner Position gestärkt und gefes- kompetenz, um den Grundstock dieses währte interne Konsiliardienst soll aus- tigt werden. Zur umfassenden Hygiene- Zentrums zu bilden. Das Zentrum ist gebaut werden. Alle Fachrichtungen überwachung und Dokumentation von aber ein Konzept für das ganze Ordens- können in Zukunft ein mikrobiologi- Infektion wird ein IT-System eingeführt, klinikum Linz. Die Philosophie der fä- sches, infektiologisches Konsil anfor- das bei individuellen Auswertungen cherübergreifenden Behandlung soll dern. Auch hier wird der Gedanke des in- rund um Fragestellungen zu Erregern, von ambulant bis stationär zusammen terdisziplinären Austauschs etabliert. Infektionen und Resistenzen unter- umgesetzt werden. Der iZIM Gedanke Ergänzend zu diesen Konzepten wird stützt. Mit Hilfe dieser IT-Lösung hat die soll sich in sämtlichen Strukturen der ein infektiologisches Board etabliert. Krankenhaushygiene alle Infektionspa- Krankenhausorganisation wiederfinden. Komplexe Krankheitsverläufe mit „Infek- rameter tagesaktuell im Blick und kann Für die Notfallambulanzen der beiden tionen“ als Differentialdiagnose können gegebenenfalls aktiv werden. Standorte des Ordensklinikum Linz wer- in diesem Rahmen besprochen werden, den gemeinsame Standards und Ab- um das weitere Vorgehen zu planen. P. APFALTER • 19
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