WIRECARD gegen den Rest der Welt - Bernecker Research

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WIRECARD gegen den Rest der Welt - Bernecker Research
WIRECARD gegen den Rest der Welt
Das Börsenduell

Die Manipulations- und Betrugsvorwürfe um WIRECARD (DE0007472060) reißen einfach nicht ab.
Angefangen hat diese Wirecard bis heute verfolgende Misere im Februar 2016, als ein sich als
Researchdienst bezeichnendes US-Unternehmen namens Zatarra die damals bei 46 Euro notierende
Wirecard-Aktie um bis zu 35 % abstürzen ließ, nachdem eine Studie publiziert wurde, dass die
Wirecard-Aktien aufgrund angeblicher Verstrickungen in Manipulations-, Korruptions- und illegale
Glücksspiel-Aktivitäten in „Wahrheit“ eigentlich wertlos sei. Auch wenn sich diese Studie sehr schnell
als völlig haltlos erwies und ein starker Nachweis erbracht werden konnte, dass Zatarra zum
damaligen Zeitpunkt in engster Abstimmung mit short gegen Wirecard positionierten Hedgefonds
handelte, so verfolgt der Fluch unterstellter Kundendaten-, Bilanz- und Ertrags-Manipulationen
Wirecard seither jedoch mit einer besorgniserregenden Beständigkeit. Bereits im Tagesbericht BÖRSE
TO GO zu den jüngsten erneuten Vorwürfen gegen Wirecard vom 16.10. warnten wir aus Gründen
der erneut angeschlagenen Anlegerstimmung stark davor, nach dem erneuten bis zu 25 %-
igen Tagesverlust der Aktie nun sofort wieder zur gewohnten Tagesordnung eines „verbilligten“
 Aktienneukaufs überzugehen, so unbegründet sich die jüngsten Anschuldigungen gegen Wirecard zu
einem (vermutlich noch Wochen-Monate entfernten) späteren Zeitpunkt nach Abschluss
entsprechender Untersuchungen möglicherweise auch erweisen mögen. Anknüpfend an diesen
Bericht geben wir daher nun im Rahmen der neuen Ausgabe dieses BÖRSENDUELLS konkrete
Empfehlungen, wie man auf den aktuellen Berichts- und Aktienkurskampf von Wirecard gegen den
„Rest der Welt“ (von der britischen Berichtsquelle FINANCIAL TIMES / FT über anhängige
Klageverfahren gerade in der besonders prozesswütigen USA bis hin zu den zurückliegenden
Manipulationsvorwürfen vor allem innerhalb des asiatischen Kontinents) anlagestrategisch nun am
besten reagieren sollte. Denn darauf, dass das Anlagesegment „Zahlungsabwicklungen“ ohne
jede Frage grundsätzlich weiterhin sehr attraktiv und wachstumsstark bleiben wird, hat BERNECKER
RESEARCH mit Recht zu jeder Zeit hingewiesen, und wird daher künftig hierzu sogar nun auch ein
entsprechendes thematisches Musterdepot auflegen.

WIRECARD: Fundamentale Geschäftslage völlig intakt

Als seriöses, analytisch sorgfältiges und fundiert arbeitendes Researchhaus sehen wir uns hinsichtlich
der Bewertung der aktuellen Geschäfts- und Aktienkurslage von Wirecard zunächst zu folgender
Vorbemerkung veranlasst:

Jeglichen, in entsprechenden Börsen-Plattformen zunehmend übersteigert populistischen,
medienwirksamen „Analyseempfehlungen“, die die Wirecard-Aktie aktuell mit reiner unreflektierter
Wortakrobatik (z. B. im Stile „Dubioses aus Dubai und Dublin“ oder „Wo Rauch ist, ist auch Feuer“

      17.06.2020 14:54:56 - © Finance & Research AG - https://www.ntg24.de/WIRECARD-gegen-den-Rest-der-Welt-201019
WIRECARD gegen den Rest der Welt - Bernecker Research
oder „Jetzt erst recht“) reißerisch und inhaltlich weitgehend undifferenziert entweder in Grund und
Boden schreiben oder als beste nur denkbare Kaufidee hochjubeln, werden wir in unserer
analytischen und einer angemessenen Kundeninformation verpflichteten Verantwortung auch
weiterhin eine rigorose Absage erteilen !

Wirecard ist und bleibt für unser Haus auch in der jetzigen angeschlagenen Investorenstimmung eine
Aktie, die fundamental wie stimmungspsychologisch genauso vorbehaltlos zu analysieren ist, wie jede
andere Aktie auch.

Da auch alle zurückliegenden Manipulationsvorwürfe von Wirecard noch immer so gut wie keine
Bestätigung fanden, beginnen wir unsere Analyse des Unternehmens daher korrekterweise auch
weiterhin mit einer kurzen fundamentanalytischen Bestandsaufnahme.

Als Anhaltspunkt hierfür kann sehr gut o. g. Chartdarstellung herangezogen werden. Denn im Umfeld
jeglicher (zwischenzeitlicher) Unangefochtenheit durch Vorwürfe der Bilanzmanipulation verzeichnete
Wirecard von Anfang 2017 bis Herbst 2018 exponentiell immer stärkere ausgewiesene
Geschäftsausweitungen, die zunächst in unserer Auffassung auch noch korrekt mit den jeweiligen
Aktienkursen einhergingen. Ab Herbst 2018 trat jedoch Wirecard ohne Frage in die Zone einer
fundmentalen, rein liquiditätsgetriebenen Überbewertung ein (wie auch viele andere Vertreter
allgemeiner Wachstumssegmente), als das KGV auf laufender Gewinnbasis (2018) im Hoch sogar 70
erreichte! Die anschließende, rein fundamentale Korrektur bis auf 125 Euro (= KGV 2018 von 44) war
somit nur zu gerechtfertigt.

Extrapoliert man diesen rein fundamental geprägten Kursanstiegstrend 2017 – 2018, so würde dies
darauf hinauslaufen, dass die Aktie fundamentanalytisch derzeit aktuell eigentlich fair wenigstens
bei einem Kurs von ca. 160 Euro stehen müsste (= KGV 2019e ca. 38). Diese Bewertung geben
auch die zurückliegenden Ergebniszahlen von Wirecard problemlos her. Denn so wurde zum
Habjahresende 2019 vollkommen im Rahmen auch der vorherigen Zahlen im Umsatz und Gewinn vor
Steuern ein erheblicher Zuwachs von 36 %, im Reingewinn gar von 49 % gegenüber Vorjahr
publiziert. Wirecard, deren hoch innovative Zahlungsabwicklungsservices gerade für den mit ca. 8%
p. a. wachsenden Handel auf digitaler Online-Basis sowie zwischen Gewerbekunden weltweit führend
sind, führten dies sowie entsprechende Cross Selling-Effekte und Neukundengewinne daher auch
dafür an, dass die Jahresprognose 2019 geringfügig um ca. 2 % angehoben wurde, und in 2020 ein
Umsatzwachstum von rd. 20 % auf ca. 3,2 Mrd. Euro gesehen wird. Zudem wurden im Rahmen des
„Capital Markets Day“ am 08.10. in New York auch die Langfristziele des Konzerns bis 2025
durchgängig angehoben. Von 2019 bis 2025 wären hiernach ungefähr folgende weitere
Steigerungsraten zu erwarten: Umsatz + 350 %, Operativer Gewinn vor Abschreibungen + 380 %.
Dies würde also jährliche künftige Wachstumsraten bis 2025 von mindestens 25 % p.a. implizieren,
was mit einem jetzigen hypothetischen KGV von mindestens 38 und einem entsprechenden Kurs
von mindestens 160 Euro auch bestens vereinbar wäre.

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Bildnachweis: © Wirecard AG

WIRECARD: Geschäftsstrukturen und Außenwahrnehmung

Überschattet wird diese von Wirecard als völlig intakt dargelegte Geschäftslage aktuell jedoch ohne
Frage durch den FT-Vorwurf fragwürdiger Geschäftsmodelle und Bilanzierungspraktiken, die derzeit
ihr Image bei Analysten wie Investoren in beträchtlichem Maße schädigen. Ohne jegliche
Mutmaßungen über die Legalität von Wirecards Geschäftspraktiken anzustellen, wie dies
zurückliegend die FT für Aktivitäten in Singapur und den Philippinen und nun für Irland und Dubai
getan hat, so sind wir doch der klaren Auffassung, dass allein die Etablierung derart angeprangerter
Geschäftsmodelle grundsätzlich die Gefahr negativer Wahrnehmungen von Analysten wie Investoren
in sich birgt, sofern derartige Strukturen nicht lückenlos und völlig transparent nach außen
kommuniziert werden. Insofern muss sich Wirecard zumindest den Vorwurf gefallen lassen, durch eine
bisher völlig unzureichende Aufklärung über derartige Geschäftsmodelle der jetzigen angeschlagenen
Außenwahrnehmung seinerseits zu einem guten Teil Vorschub geleistet zu haben.

Aktueller Stein des Anstoßes, insbesondere gemäß den Anschuldigungen der FT, ist insbesondere das
historisch gängige und zumindest in dieser Hinsicht von Wirecard offen dargelegte branchenübliche
Vorgehen, in Ländern, in denen Wirecard keine eigenen Zahlungsabwicklungslizenzen besitzt, mit
externen Partnern zusammenzuarbeiten. Die Anzahl derartiger ausländischer Wirecard-Partner
beläuft sich aktuell auf rd. 100.

Solange aber offenbar bislang, so der Kernvorwurf von FT, zurückliegend innerhalb der Wirecard-
Geschäftsberichte stark verborgen blieb, welche Umsatz- und Gewinnanteile in Abgrenzung vom
direkten Wirecard-Geschäft allein über deren ausländische Lizenzpartner (und natürlich auch zu
welchen Aufteilungsquoten mit Wirecard) erwirtschaftet wurden, und dies lediglich im Rahmen
zahlreicher separater Einzelabschlüsse publiziert wurde, kann natürlich relativ schnell ein Verdacht
der Unstimmigkeit zwischen Wirecards Hauptbilanzen und den Einzelabschlüssen entstehen. Vor
allem dann, wenn wie nun von FT im Zusammenhang mit den Wirecard-Standorten Dubai und
Dublin behauptet, die Umsatz- und Gewinnbeiträge dieser Partnerlizenz-Unternehmen zum Wirecard-
Konzernergebnis (zumindest für 2016 und 2017) angeblich in keiner nachvollziehbaren Relation zur

      17.06.2020 14:54:56 - © Finance & Research AG - https://www.ntg24.de/WIRECARD-gegen-den-Rest-der-Welt-201019
Größe und Ausstattung dieser Auslandspartner gestanden haben.

Ähnliche Anschuldigungen „systematischer“ Bilanzierungsvertöße erhob die FT auch im Februar 2019
für den Wirecard-Standort Singapur, jedoch konnten dort bisher aufgrund staatsanwaltlicher
Untersuchungen lediglich Fehlbuchungen über insgesamt rd. 5 Mio. Euro festgestellt werden (relativ
zum 2018er Konzernumsatz von 2 Mrd. Euro eine kaum relevante Größenordnung).

Es bleibt somit auch weiterhin bislang der Vorwurf der FT unkorrekter Bilanzierungspraktiken durch
Wirecard ungeklärt im Raum stehen. Auch über die Zulassung einer von Investoren nun zunehmend
geforderten, neutral geleiteten Sonderprüfung der zurückliegenden Wirecard-Bilanzen steht die
endgültige Zustimmung des Konzerns bislang noch aus.

Anlagestrategische Diversifikations-Empfehlung

Die neuerlichen FT-Anschuldigungen über Bilanzierungsverstöße von Wirecard haben die Aktie
unübersehbar in ein erneut sehr volatiles Fahrwasser gebracht und lassen damit die Aktie aktuell
wiederum zu einem gefundenen Spielball von Spekulanten werden. Wir raten daher einer Klientel, die
wie wir mit unseren Anlageempfehlungen vorrangig auf einen stabilen und berechenbaren
Vermögensaufbau abzielt, zu einer dringend erforderlichen Minderung des Wirecard-Risikos nun auch
gezielt weitere internationale Anlagen in anderen konkurrierenden Titeln des Segments
„Zahlungsabwicklungs-Dienstleister“ zum Einsatz zu bringen. Eine definitive
Verkaufsempfehlung für die Wirecard-Aktie würden wir erst dann aussprechen, wenn die
charttechnisch kritischste Marke von 85 Euro verletzt würde. Konservativere Investoren sollten
jedoch auch durchaus bereits einen Ausstieg bei Unterschreitung von 100 Euro in Erwägung ziehen.

Chart: WIRECARD gegen FISERV (in Euro)

      17.06.2020 14:54:56 - © Finance & Research AG - https://www.ntg24.de/WIRECARD-gegen-den-Rest-der-Welt-201019
Als prädestiniertesten Kandidaten zur Ergänzung einer Wirecard-Position empfehlen wir aktuell die
Aktie des mit gut 70 Mrd. USD Marktkapitalisierung aktuell 5-mal so großen Weltmarktführers für
Zahlungstransaktions- und Finanzmanagement-Lösungen, FISERV INC. (US3377381088). Schon
charttechnisch spricht hierbei vieles für diese Ergänzung, wie in obigem Vergleich mit Wirecard
illustriert. Es gibt jedoch 2 weitere generelle Gründe, ein WIRECARD-Engagement gerade durch US-
Positionen abzurunden: Zum einen beläuft sich der Umsatzanteil von Wirecard in den USA, ebenfalls
vornehmlich über Lizenzpartnerschaften, bisher erst lediglich auf 10%, steht also in völligem Kontrast
zu den je rd. 45 %-igen Umsatzanteilen aus Europa und Asien. Hier ist also bereits eine geographische
Diversifikation dringend angezeigt. Andererseits dürften die Bestände führender Anteilseigner in
Wirecard-Aktien zu schätzungsweise 30% auf US-Adressen entfallen, zu denen z.B. Blackrock,
Vanguard, Citigroup und Goldman Sachs zu den bekanntesten zählen. Gerade diese institutionellen
Adressen ersten Ranges dürften ihre Positionen nun schlagartig reduzieren, sollten sich die Bilanz-
Verdachtsfälle gegen Wirecard künftig weiter konkretisieren.

Zudem besticht die 1984 gegründete FISERV durch ein überaus ausgewogenes Finanzdienstleistungs-
Spektrum, welches weit über das von WIRECARD hinausgeht, und neben deren vergleichbaren
Zahlungsabwicklungs- und -Sicherheitsdienstleistungen auch noch Aktivitäten im Bereich der
Wertpapierhandelsabwicklung, dem Kreditmanagement sowie Softwareleistungen für Banken und
Versicherungen umfasst. Dies erklärt auch die exzellente operative Marge von FISERV von fast 30 %
sowie die traditionell hervorragende Aktienkursstabilität des Konzerns. Der Titel ist daher auch
ebenfalls Bestandteil unseres Musterdepots KONSERVATIV.

Weitere denkbare Ergänzungsempfehlungen zu einer Wirecard-Position sind aus unserer Sicht aktuell
vor allem die folgenden:

VISA (US92826C8394)

MASTERCARD (US57636Q1040)

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GLOBAL PAYMENTS (US37940X1028)

FIDELITY NATIONAL INFO SERVICES (US31620M1062)

20.10.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

      17.06.2020 14:54:56 - © Finance & Research AG - https://www.ntg24.de/WIRECARD-gegen-den-Rest-der-Welt-201019
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