Wirtschaftstrends Jahresmitte 2015 - Kolumbien 22.07.2015 - Lateinamerika Verein eV
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22.07.2015 Wirtschaftstrends Jahresmitte 2015 - Kolumbien Verfasser: Edwin Schuh (Juni 2015) Bogotá (gtai) - Kolumbien bleibt eines der dynamischsten Länder Lateinamerikas. Die Gründe liegen in der stabilen Wirtschaftspolitik, steigenden Einkommen, einem großen Binnenmarkt und der seit 2002 verbesserten Sicherheitslage. Während die Bauwirtschaft und der Konsum das Wachstum ankurbeln, bleiben die Industrie und der Rohstoffsektor hinter den Erwartungen zurück. Wichtige Infrastrukturprojekte bieten interessante Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. Inhalt 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Investitionen Konsum Außenhandel 2 Branchen im Überblick Maschinen- und Anlagenbau Kfz-Industrie Chemie Bauwirtschaft Elektrotechnik/Elektronik Informations- und Kommunikationstechnik Umwelttechnik Medizintechnik Infrastruktur Erdölsektor Bergbau 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Kolumbiens Wirtschaftswachstum lag 2014 mit 4,6% zwar leicht unter den Erwartungen, war aber weiterhin eines der höchsten in Lateinamerika. Angetrieben wurde das Wachstum vor allem von der Bauwirtschaft, die um 9,9% expandierte. Der Rohstoffsektor hingegen litt unter dem gesunkenen Erdölpreis und verzeichnete als einziger Sektor einen Rückgang (-0,2%). Das verarbeitende Gewerbe wuchs wie schon in den beiden Jahren zuvor kaum (+0,2%). Für 2015 und 2016 sehen die Prognosen ein gemäßigteres Wirtschaftswachstum voraus, da sich der Rohstoffsektor abkühlt. Wichtige Infrastrukturprojekte sollen jedoch 2016 in die Bauphase gehen und könnten ab diesem Zeitpunkt das BIP-Wachstum antreiben.
MKT201507218008.14 Die kolumbianische Industrie kennzeichnet eine geringe Wettbewerbsfähigkeit, da die Transport- und Energiekosten hoch sind und die Innovationskraft gering. Eine Steuerreform, die Anfang 2015 in Kraft trat, hat zudem die Steuerlast der Unternehmen erhöht. Als Folge ist die Importkonkurrenz von Gütern aus Ländern wie Mexiko oder China stark. Die Ausfuhren der Industrie in das ehemals wichtigste Abnehmerland Venezuela leiden währenddessen unter den dortigen wirtschaftlichen Problemen. Die Raffinierie Cartagena musste 2014 wegen Modernisierungsarbeiten ihre Produktion vorübergehend einschränken, was die Industrie negativ beeinflusste. Ende 2015 soll die Raffinierie wieder den Betrieb aufnehmen. Hoffnungen schöpft das verarbeitende Gewerbe durch den seit Mitte 2014 gegenüber dem US- Dollar und dem Euro deutlich abgewerteten kolumbianischen Peso. Dadurch werden Produkte aus dem Ausland teurer und die Exporte der Industrie könnten mittelfristig steigen. Die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur soll zudem langfristig die Transportkosten in Kolumbien senken. Dazu geht die Regierung das umfassendste Programm zum Ausbau der Infrastruktur in der Geschichte des Landes an, welches den Bau von 8.000 km Autobahnen sowie Investitionen in Häfen, Flughäfen, Zugstrecken und die Binnenschifffahrt vorsieht. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2013 2014 Vergleichsdaten Deutschland 2014 BIP (nominal, Mrd. US$) 380,0 377,9 3.858 BIP pro Kopf (US$) 12.478 13.072 46.812 Bevölkerung (Mio.) 48,3 48,9 80,9 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = kol$) 1.868,9 2.068,0 - Quellen: DANE, Zentralbank Banco de la República, EIU, Statistisches Bundesamt Kolumbien kann ab 2017 wieder mit Wachstumsraten von über 4% rechnen. Dazu muss das Land die derzeitige Schwäche des Rohstoffsektors ausnutzen, um die Wirtschaft unabhängiger vom
Erdöl zu machen und die Exporte zu diversifizieren. Der weiterhin schwache Peso wird dabei helfen. Allerdings muss das Land einige Herausforderungen in Angriff nehmen, um das Potenzial völlig auszuschöpfen. Dazu gehören die Förderung der Industrie und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Ein erfolgreicher Abschluss der Friedensverhandlungen mit der Guerilla könnte das BIP-Wachstum, Schätzungen der Regierung zufolge, um rund 1% jährlich erhöhen. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen erhöhten sich 2014 dem Statistikamt DANE zufolge mit 10,9% deutlich. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen Mitte 2014 stiegen vor allem die Investitionen im Tiefbau stark an, sie verlangsamten sich allerdings im 2. Halbjahr und kamen im Gesamtjahr auf ein Wachstum von 12,1%. Ebenfalls überdurchschnittlich entwickelten sich die Investitionen in Maschinen und Anlagen (+12,2% auf rund 25,0 Mrd. US$). Durch eine Steuerreform Anfang 2015 hat sich die Steuerlast der Unternehmen erhöht. Auch sind durch die Abwertung des Peso die Importe teurer geworden. Zudem investiert der Erdölsektor aufgrund des gesunkenen Ölpreises weniger. Experten gehen daher für 2015 und 2016 von einer geringen Zunahme der Investitionen aus. Ab 2017 soll das Wachstum wieder bei über 5% liegen, auch da die Regierung bis 2021 rund 100 Mrd. US$ in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investieren will. Die ausländischen Direktinvestitionen lagen 2014 mit 16,1 Mrd. US$ nur 0,9% unter ihrem historischen Höchstwert von 2013. Rund ein Drittel davon flossen in den Erdölsektor (4,8 Mrd. US $). Die ausländischen Investitionen in den Bergbau halbierten sich 2014 auf rund 1,6 Mrd. US$. Deutliche Zunahmen verzeichneten hingegen die Investitionen in die Industrie (2,9 Mrd. US$), den Finanzsektor (2,5 Mrd. US$) und den Transport- und Kommunikationssektor (1,9 Mrd. US$). Ausgewählte Großprojekte Investitionssumme Projektbezeichnung Projektstand Anmerkung (in Mio. US$) Erste Projekte Mitte 2014 PPP-Konzessionen für 40 von der Agencia Nacional de Vierte Generation von Autobahnstrecken mit einer 21.100 Infraestructura (ANI) Autobahnkonzessionen Gesamtlänge von rund vergeben; zweite Welle Mitte 8.000 km 2015; Baubeginn 2016 Erhöhung der Kapazität zur Erweiterung der Projekt zu 98% fertiggestellt, Verarbeitung von Erdöl auf Raffinerie Cartagena 6.500 durchgeführt von CB&I; 165.000 bpd; Betreiber: (Reficar) Inbetriebnahme Ende 2015 Ecopetrol Finanzierung noch unklar; Im Strukturierungsprozess; Regierung will 70% der Erste Metrolinie Bogotá 6.000 Ausschreibung für 2016 Kosten übernehmen, 30% vorgesehen die Stadt Bogotá Im Bau; Fertigstellung bis Unternehmen: EPM; Wasserkraftwerk Ituango 5.500 2018 Kapazität: 2.400 MW Projekt aufgeschoben; Länge: 780 km, vom Baubeginn 2016 und Department Meta nach Pipeline Oleoducto al Inbetriebnahme 2018 5.000 Buenaventura; Kapazität: Pacífico geplant; 250.000 bis 400.000 Barrel/ Umweltgenehmigung wurde Tag; Unternehmen: erteilt
Ecopetrol, Pacific Rubiales, Enbridge, Cenit Projekt aufgeschoben; Erhöhung der Kapazität zur Erweiterung der Unternehmen in der Verarbeitung von schwerem Raffinerie 3.300 Vorauswahl: SK, Toyo Erdöl auf 175.000 bdp; Barrancabermeja Engineering, Tecnip-Tipiel- Betreiber: Ecopetrol GS Projekt umfasst Ausbau der Erweiterung des Flussbettes Kläranlage PTAR Salitre Reinigung des Bogotá- wird durchgeführt; vier und Bau einer neuen 3.000 Flusses Konsortien für Ausbau der Wasseraufbereitungs- PTAR Salitre in Vorauswahl anlage (Kapazität: 14 cbm/ s) in Canoas Austausch der SITP- Dekret 477 von 2013 Busflotte durch Hybrid- 2.225 (auf 30 BYD, Siemens, Volvo und erlassen; bereits 300 und Elektrobusse Jahre verteilt) Higer involviert. Hybridbusse geliefert (Bogotá) Konsortium aus den Firmen Schiffbarmachung auf einer Odebrecht (Brasilien) und Länge von 256 km sowie Schiffbarmachung des 910 Valorcon (Kolumbien) hat Betrieb und Wartung der Magdalena-Flusses Mitte 2014 den Zuschlag gesamten Strecke von 908 erhalten km; Bau von acht Häfen Auftrag für Planung an Soll mit El Dorado I durch Flughafen El Dorado II internationales Konsortium 809 Regionalbahn verbunden (Bogotá) vergeben; Inbetriebnahme werden für 2021 geplant Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Kolumbien exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
MKT201507218008.15 Konsum Der Konsum entwickelt sich in Kolumbien weiterhin stark. So nahm der Konsum der Haushalte 2014 um 4,4% zu, vor allem dank einer hohen Nachfrage nach langlebigen Gütern. Dabei spielt auch eine leichtere Kreditvergabe und der niedrige Leitzins der Zentralbank eine Rolle. Dieser wurde allerdings im Laufe des Jahres 2014 von 3,25% schrittweise auf 4,50% angehoben, um der zunehmenden Inflation entgegenzuwirken. Diese hat sich nach einem Tiefstand im Jahr 2013 auf 3,7% im Jahr 2014 erhöht, angetrieben von steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie. Für 2015 wird eine Inflation von 4,3% prognostiziert. Auch die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt trägt dazu bei, dass der Konsum der Haushalte steigt. So war die Arbeitslosigkeit mit 9,1% im Jahresdurchschnitt 2014 so niedrig wie nie zuvor. Neue Arbeitsplätze werden zudem vornehmlich im formellen Sektor geschaffen und tragen zur höheren Kaufkraft bei. Der Konsum der Haushalte soll sich 2015 um 3,4% erhöhen. Der öffentliche Konsum legte 2014 um 6,2% zu. In der zweiten Jahreshälfte entwickelte er sich durch den Start einer neuen Amtsperiode der Regierung schwächer als im 1. Halbjahr. Trotz der geringeren Staatseinnahmen durch den gesunkenen Erdölpreis soll der Konsum der Regierung wegen ihres antizyklischen Ausgabenplans aufrecht erhalten werden. Für 2015 wird ein Wachstum des öffentlichen Konsums von 4,7% erwartet. Außenhandel Im Jahr 2014 erreichten die Einfuhren Kolumbiens mit 64,0 Mrd. US$ ein neues Allzeithoch. Besonders stark entwickelten sich die Importe von Erdölderivaten und Kfz. Die Exporte reduzierten sich indes vor allem aufgrund niedrigerer Erdölausfuhren infolge des gesunkenen Ölpreises. Auch das verarbeitende Gewerbe verzeichnete einen Rückgang seiner Ausfuhren. Daher erwirtschaftete Kolumbien 2014 ein deutlich gestiegenes Handelsbilanzdefizit von 9,2 Mrd. US$, das mit Abstand höchste seit Beginn der Aufzeichnungen 1980.
Außenhandel Kolumbiens (in Mio. US$; reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) Indikator 2013 2014 Veränderung 2014/2013 Importe 59.381 64.029 7,8 Exporte 58.824 54.795 -6,8 Handelsbilanzsaldo -557 -9.234 1.557,8 Quelle: DANE Die Einfuhren aus Deutschland stiegen 2014 mit 14,7% überdurchschnittlich und erreichten 2,5 Mrd. US$. Deutschland überholte damit Brasilien und lag auf Platz vier der Hauptlieferländer, hinter den USA, der VR China und Mexiko. Aus Deutschland wurden vor allem Maschinen (406 Mio. US$), pharmazeutische Erzeugnisse (398 Mio. US$) und Kfz (248 Mio. US$) importiert. Den größten Posten bildeten 2014 jedoch Luftfahrzeuge (462 Mio. US$) aufgrund einer Lieferung an die Fluggesellschaft Avianca. Ende 2014 wertete der kolumbianische Peso gegenüber dem Euro und dem US-Dollar deutlich ab. Für 2015 wird daher ein weniger starkes Wachstum der Importe erwartet. Da die Abwertung gegenüber dem Euro geringer ausfiel als gegenüber dem US-Dollar, verteuern sich die Importe aus der EU jedoch weniger stark. Die Exporte der Industrie und der Landwirtschaft profitieren wegen ihrer geringen Wettbewerbsfähigkeit nur bedingt von dem schwachen Peso, während sich der Wert der Erdölausfuhren 2015 deutlich verringern wird. Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2013 2014 Veränderung 2014/2013 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 4.847,6 4.889,7 0,9 5 Chemische Erzeugnisse 10.320,2 10.787,6 4,5 .51 Organische Chemikalien 2.378,4 2.336,6 -1,9 .54 Arzneimittel 2.466,0 2.536,0 2,8 .57 Kunststoffe in Primärformen 1.477,1 1.677,5 13,6 6 Vorerzeugnisse 8.321,2 9.041,4 8,7 .67 Eisen/Stahl 2.379,5 2.654,0 11,5 7 Maschinen und Fahrzeuge 22.764,8 24.402,6 7,2 .71 Kraftmaschinen 1.103,8 1.148,4 4,0 .72 Arbeitsmaschinen 2.111,0 1.924,3 -8,8 .74 Maschinen für verschiedene Zwecke 2.842,9 3.065,4 7,8 .77 Elektrische Maschinen 1.999,6 2.232,7 11,7 .78 Kraftfahrzeuge 5.958,1 6.654,8 11,7 8 Fertigerzeugnisse 5.044,4 5.560,0 10,2 .87 Mess-, Prüf- und Kontroll-instrumente, -apparate und - 1.169,9 1.292,1 10,4 geräte Quelle: DANE
2 Branchen im Überblick Kolumbiens Wirtschaftswachstum wird Mitte 2015 angetrieben von der Bauwirtschaft, dem Finanz- und Immobiliensektor und hohen Konsumausgaben. Der Rohstoffsektor erreicht hingegen nicht mehr die Wachstumraten vergangener Jahre. Besonders der Erdölsektor könnte sich zukünftig aufgrund gesunkener Investitionen rückläufig entwickeln. Die Industrie soll sich 2015 Prognosen des Wirtschaftsinstituts Fedesarrollo zufolge erholen und um 3,0% expandieren, nachdem sie in der Vergangenheit stagnierte. Dank des abgewerteten Pesos hofft die Industrie auf höhere Exporte, allerdings ist die Abhängigkeit von Vorprodukten groß, deren Preise wechselkursbedingt steigen. Zukünftig wird die Bauwirtschaft der zentrale Wachstumstreiber sein, vor allem dank großer Infrastrukturvorhaben. Maschinen- und Anlagenbau Kolumbiens Nachfrage nach Maschinen und Anlagen bleibt hoch und wird größtenteils durch ausländische Produkte gedeckt. Die Investitionen haben sich jedoch wegen der trüben Lage in der Industrie nur geringfügig erhöht. Die Einfuhr von Maschinen (SITC 71-74) stieg 2014 lediglich um 1,2% auf 6,3 Mrd. US$. Die Importe von elektrischen Maschinen (SITC 77) nahmen allerdings deutlicher (+11,7% auf 2,2 Mrd. US$) zu. Die Nachfrage konzentriert sich vor allem auf Bau- und Bergbaumaschinen, Pumpen und Kompressoren sowie Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Wie schon 2013 war Deutschland auch 2014 viertwichtigster Lieferant von Maschinen und -teilen hinter der VR China, den USA und Mexiko. Die deutschen Lieferungen lagen mit 406,3 Mio. US$ allerdings 13,0% unter ihrem Vorjahresniveau. Kfz-Industrie Nach Angaben des Industrieverbandes ANDI war der Kfz-Absatz 2014 mit 326.023 Fahrzeugen so hoch wie nie zuvor. Verantwortlich dafür sind das starke Wirtschaftswachstum, steigende Haushaltseinkommen und niedrige Zinsen. Für 2015 werden aufgrund des abgewerteten Pesos deutliche Preissteigerungen und daher nur ein Absatz von 290.000 Fahrzeugen erwartet. Das Marktpotenzial gilt als groß, da nur rund 10% der Bevölkerung ein Fahrzeug besitzt und der Fuhrpark veraltet ist. Rund zwei Drittel der in Kolumbien verkauften Kfz werden importiert. Mexiko, die USA, Korea (Rep.) und die VR China sind die wichtigsten Lieferländer. Marktführer sind die beiden größten lokalen Hersteller Chevrolet und Renault. Die heimische Kfz-Industrie hat mit der Konkurrenz aus dem Ausland und geringer Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen. Chemie Die chemische Industrie ist mit einem Anteil von rund 13% der größte Sektor des verarbeitenden Gewerbes in Kolumbien. Die Bruttowertschöpfung erhöhte sich 2014 um 3,3% auf rund 3,7 Mrd. US$. Die petrochemische Industrie dürfte ab Ende 2015 einen starken Aufschwung erleben, wenn die modernisierte Raffinerie in Cartagena wieder vollständig ihren Betrieb aufnimmt. Ihre Kapazität soll sich auf 165.000 bpd erhöhen, der nachgelagerte Kunststoffsektor wird davon profitieren. Kolumbiens Einfuhr von chemischen Erzeugnissen (SITC 5) stieg 2014 um 4,5% auf 10,8 Mrd US $. Chemische Erzeugnisse machen rund ein Viertel der deutschen Lieferungen nach Kolumbien aus, wobei pharmazeutische Erzeugnisse der wichtigste Posten sind. Bauwirtschaft Kolumbiens Bauwirtschaft legte 2014 um 9,9% zu und war damit der am stärksten wachsende Wirtschaftssektor. Das Marktforschungsinstitut BMI prognostiziert bis 2020 ein jährliches Wachstum von 7,5%. Insgesamt betrug der Umsatz 2014 rund 18,5 Mrd. US$, wovon 56% auf den Tiefbau und 44% auf den Hochbau entfielen. Im Hochbau besteht wegen der wachsenden Mittelschicht, steigenden Einkommen und niedrigen Zinsen hohes Potenzial. Besonders der Bau von Bürogebäuden und Einkaufszentren boomt. Das Wachstum im Tiefbau soll in den nächsten
Jahren zweistellig ausfallen, da die Regierung rund 100 Mrd. US$ in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investieren will. Dazu gehört der Bau von 8.000 km Autobahnen, Großprojekte im öffentlichen Nahverkehr sowie der Ausbau von Häfen, Flughäfen und Schienenwegen. Elektrotechnik/Elektronik Das Ministerium für Bergbau und Energie (MinMinas) will bis 2019 rund 2,0 Mrd. US$ investieren, um die Stromübertragungsnetze des Landes auszubauen und neue Umspannwerke zu errichten. Ingesamt werden 13 Höchstspannungsnetze vergeben. Die Projekte sollen die Stromnetze an der Karibikküste erweitern und deren Zuverlässigkeit erhöhen. Außerdem müssen neue Großkraftwerke an das Stromnetz angebunden werden. Im Jahr 2015 nehmen zwei neue Wasser- und zwei Kohlekraftwerke mit insgesamt 1.524 MW ihren Betrieb auf. Die Einfuhr von elektrischen Maschinen, Apparaten etc. (HS 85) legte 2014 um 10,7% auf 6,6 Mrd. US$ zu. Deutschland war mit Verkäufen in Höhe von 119 Mio. US$ fünftwichtigster Lieferant hinter der VR China, Mexiko, den USA und Brasilien. Informations- und Kommunikationstechnik Dem Regierungsprogramm Vive Digital zufolge soll die Anzahl der mobilen und festen Internetanschlüsse von 9,9 Mio. Mitte 2015 bis 2018 auf 27 Mio. verdreifacht werden. Dadurch soll sich der Anteil der Kolumbianer, die das Internet nutzen, von 80% auf 90% erhöhen. Die Abdeckung bei Mobiltelefonen liegt derzeit bei 112%, wobei sich eine Marktsättigung abzeichnet. Experten zufolge investieren die Telekommunikationsunternehmen Claro, Movistar, Tigo-Une, ETB, Directv und Avantel 2015 rund 2,0 Mrd. US$, ein Großteil davon in den Ausbau der 4G- Netze. Kolumbiens Wertschöpfung im IKT-Sektor wuchs 2014 um 4,2% auf rund 8,1 Mrd. US$. Im Networked Readiness Index des World Economic Forum (WEF) stieg Kolumbien 2014 um drei Plätze auf Rang 63, einen Platz hinter China. Umwelttechnik Kolumbien hat in der Umwelttechnik großen Nachholbedarf. Bis 2019 plant die Regierung Investitionen von rund 7,3 Mrd. US$ in die Kanalisation, Wasseranschlüsse und Kläranlagen. Dann sollen die städtischen Gebiete sowohl beim fließenden Wasser als auch bei der Kanalisation vollständig abgedeckt sein und 36% des Abwassers behandelt werden. Das wohl größte Projekt im Bereich Umwelttechnik ist die Säuberung des Bogotá-Flusses auf einer Länge von 350 km. Der Fluss ist durch Schwermetalle und Bakterien stark verunreinigt. Die Investitionen für das Projekt belaufen sich auf rund 3 Mrd. US$. Dazu gehören der Ausbau der Kläranlage PTAR Salitre für 350 Mio. US$ und eine neue Wasseraufbereitungsanlage für 1,1 Mrd. US$ in Canoas. Von der Reinigung des Flusses profitieren rund 7,3 Mio. Menschen. Medizintechnik Kolumbiens Markt für Medizintechnik ist mit einem Volumen von rund 2,5 Mrd. US$ der viertgrößte Lateinamerikas hinter Brasilien, Mexiko und Argentinien. Nach Schätzungen des Branchenverbandes Cámara de Dispositivos Médicos e Insumos para la Salud soll sich das Marktvolumen bis 2017 auf 3,1 Mrd. US$ erhöhen. Aufgrund mangelnder lokaler Produktion werden rund 86% des Bedarfs, insbesondere von Hightechgeräten, importiert. Im Jahr 2014 importierte Kolumbien Medizintechnik (ISIC 331, Rev. 3) im Wert von rund 1,8 Mrd. US$ (+17,2%). Deutschland belegt mit einem Anteil von rund 12% den zweiten Platz der Hauptlieferländer hinter den USA (33%). Wegen Finanzierungsproblemen plant die Regierung eine Reform des Gesundheitssystems. Gelingt es, das System zu stabilisieren dürfte der Absatz von Medizintechnik profitieren.
Infrastruktur Gemäß der kolumbianischen Regierung sollen bis 2021 rund 100 Mrd. US$ in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur fließen. Herzstück ist das Programm "4. Generation von Konzessionen (4G)", welches den Bau von 40 Autobahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 8.100 km vorsieht. Daneben soll in Bogotá endlich eine erste Metrolinie für 6 Mrd. US$ entstehen. Seit 2012 ein Gesetz für Public-private-Partnerships (PPP) in Kraft getreten ist, wurden Projekte im Wert von 13,5 Mrd. US$ genehmigt. Dazu gehören die Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses sowie erste 4G-Projekte. Die Modernisierung wichtiger Häfen und Flughäfen runden das Infrastrukturprogramm ab. Für deutsche Firmen bestehen gute Chancen als Zulieferer von speziellen Baumaterialien, Maschinen oder Verkehrstechnologie. Erdölsektor Die Erdölförderung lag 2014 gemäß dem Verband Asociación Colombiana del Petróleo (ACP) mit 990.000 bpd rund 1,6% unter ihrem Vorjahresniveau. Für 2015 wird wieder eine Förderung über der Marke von 1 Mio. bpd erwartet, da die Unternehmen trotz des niedrigeren Ölpreises ihre Produktion aufrecht erhalten. Sorgen bereitet das geringe Niveau der Reserven, welche nach derzeitigem Stand nur noch 6,4 Jahre ausreichen. Es soll daher verstärkt auch offshore und unkonventionelles Erdöl gefördert werden. Eine Zunahme von Guerillaanschlägen auf Pipelines und Öltransporter, der niedrige Ölpreis sowie die Öffnung des mexikanischen Erdölsektors wirken sich jedoch negativ auf die Investitionen in Exploration aus. Der Erdölverband ACP erwartet daher mittelfristig eine abnehmende Förderung, die 2018 bei 786.000 bpd liegen soll. Bergbau Kolumbiens Bergbau leidet unter einer unklaren Rechtslage, Protesten und einer geringeren Nachfrage aus den USA und Europa. Das Wachstum des Sektors lag 2014 daher nur bei 2,4%. Für 2015 erwartet der Verband Asociación Colombiana de Minería (ACM) eine stagnierende Kohleproduktion von 88 Mio. t. Ein Nachtfahrverbot der Zuglinie Fenoco, welche Kohle aus dem Department Cesar an die Küste transportiert, bereitet den Unternehmen Schwierigkeiten. Der Abbau von Gold hat in Kolumbien zwar großes Potenzial, ist jedoch nicht sehr weit entwickelt. So erfolgen rund 83% des Abbaus informell oder illegal. Aufgrund der Probleme fielen die Importe von Bergbaumaschinen 2014 um 30,5% auf 894,4 Mio. US$ und die ausländischen Investitionen in den Sektor halbierten sich auf 1,6 Mrd. US$. Dieser Artikel ist relevant für: Kolumbien Nahrungs- und Genussmittel, allgemein, Bauwirtschaft, allgemein, Chemische Industrie, allgemein, Bergbau / Rohstoffe, allgemein, Medizintechnik, allgemein, Maschinen- und Anlagenbau, allgemein, Export, Import, Wirtschaftslage, -entwicklung, allgemein, Sozialprodukt / Volkseinkommen / BIP / BSP, Außenhandel / Struktur, allgemein, Investitionen (Inland), Investitionsklima, allgemein, Straßenfahrzeuge, allgemein, Strom-, Energieerzeugung, allgemein, Konjunktur, allgemein, Elektronik, allgemein, Öl, Gas, Konsum / Konsumentenverhalten, Telekommunikations- u. Navigationstechnik (inkl. Mobilfunk), Verarbeitende Industrie
KONTAKT Jutta Kusche 0228/24993-419 Ihre Frage an uns VERWANDTE ARTIKEL Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2014/15 - Kolumbien http:// www.gtai.de/G T A I / Navigation/D E / T r a d e / Maerkte/Wirtschaftsklima/ wirtschaftstrends,t=wirtschaftstrends-jahresmitte-2015--kolumbien,did=1282394.html Datum: 22.07.2015 © 2015 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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