RUMÄNIEN Energieinfrastruktur in Städten Zielmarktanalyse 2021 mit Profilen der Marktakteure - German Energy Solutions
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RUMÄNIEN Energieinfrastruktur in Städten Zielmarktanalyse 2021 mit Profilen der Marktakteure www.german-energy-solutions.de
Impressum Herausgeber Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer Kontaktperson Dr. Ilinca Pandele Str. Clucerului 35, et.2 011363 Bucureşti Tel.: +40 21 207 91 48 Fax: +40 21 223 15 38 www.ahkrumaenien.ro Stand Dezember 2020 Gestaltung und Produktion Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer Bildnachweis Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer Disclaimer Die Inhalte der Zielmarktanalyse wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Gewissen erstellt. Dennoch übernimmt die Deutsche Handelskammer keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Inhalte. Für die Inhalte und deren Richtigkeit auf verlinkten Internetseiten wird keine Haftung übernommen. 1
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Inhalt Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................... 3 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................... 3 Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. 4 Erklärung der Maßeinheiten ...........................................................................................................5 Währung .........................................................................................................................................5 Zusammenfassung ......................................................................................................................... 6 1. Kurze Einstimmung zum Land ..................................................................................................... 7 2. Marktchancen ........................................................................................................................... 10 3. Zielgruppe in der deutschen Energiebranche ............................................................................ 14 4. Potenzielle Partner und Wettbewerbsumfeld ............................................................................ 15 5. Technische Lösungsansätze ....................................................................................................... 17 6. Relevante rechtliche und wirtschaftliche Rahmen-bedingungen ...............................................23 7. Markteintrittsstrategien und Risiken........................................................................................ 34 8. Schlussbetrachtung inkl. SWOT-Analyse ................................................................................... 37 Profile der Marktakteure.............................................................................................................. 38 Quellenverzeichnis ........................................................................................................................ 75 Anhang 1: Die wichtigsten nationalen gesetzlichen Rahmenbedingungen ..................................... 78 2
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Makroökonomische Indikatoren ................................................................................................................................. 7 Tabelle 2: Geschätzte Entwicklung der Energie aus erneuerbaren Quellen – Bruttoendverbrauch von Strom .................... 12 Tabelle 3: Stromerzeugung und -verbrauch in Rumänien in TWh .......................................................................................... 15 Tabelle 4: SWOT-Analyse Rumäniens und die SWOT-Analyse der Energieinfrastruktur der Städte ...................................37 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Stromerzeugungsmix, 2019 .................................................................................................................................. 15 Abbildung 2: Stromübertragungsnetz von Transelectrica SA .................................................................................................. 19 Abbildung 3: Erhöhung des Strompreises der acht wichtigsten Stromverteilungs- und Stromversorgungsgesellschaften 20 Abbildung 4: EU-Förderungen 2021 - 2027 ............................................................................................................................. 29 Abbildung 5: Ausgewählte Steuersätze in Rumänien............................................................................................................... 33 Abbildung 6: Mögliche Vertriebskanäle ................................................................................................................................... 35 3
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Abkürzungsverzeichnis AHK Rumänien Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer ANRE Autoritatea Nationala de Reglementare in domeniul Energiei – Nationale Regulierungsbehörde im Bereich Energie ANRSC Autoritatea Nationala de Reglementare Pentru Serviciile Comunitare de Utilitati Publice – Nationale Aufsichtsbehörde für öffentliche Dienstleistungen BIP Bruttoinlandsprodukt CEE Europäische Wirtschaftsgemeinschaft CET Centrala Electrica Termica – Fernwärmekraftwerke CT Centrala Termica – Wärmekraftwerke EBRD European Bank for Reconstruction and Development Gcal Gigakalorie GWh Gigawattstunde HWR Schwerwasserreaktor IBRD International Bank for Reconstruction and Development ICEMENERG Institutul National de Cercetare – Dezvoltare Pentru Energie – Nationales Institut für Forschung und Entwicklung im Bereich Energie IT Informationstechnologie JIT Just in time kW Kilowatt kWh Kilowattstunde KWK Kraft-Wärme-Kopplung Mio. Million Mrd. Milliarde MW Megawatt MWh Megawattstunde ÖE Öleinheit PCI Heizwert PNAE Planul Naţional de Acţiune în Domeniul Eficienţei Energetice – Nationaler Aktionsplan für Energieeffizienz PNAER Planul Naţional de Acţiune în Domeniul Energiei din Surse Regenerabile – Nationaler Aktionsplan für erneuerbare Energien RENEL Regia Autonoma de Electricitate – staatliche Stromgesellschaft RoSEFF Romanian Sustainable Energy Financing Facility t Tonne TJ Terajoule TM Trockene Materie TÖE Tonne Öleinheit Tsd. Tausend TWh Terawattstunde 4
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Erklärung der Maßeinheiten 1 PW = 10³ TW = 106 GW = 109 MW = 1012 kW = 1015 W 1 kWh = 1 kW * 1 h 1 PWh = 10³ TWh = 106 GWh = 109 MWh = 1012 kWh = 1015 Wh 1 Wh = 1 W * 3.600 s = 3,6 * 10³ J = 3,6 kJ 1 GWh = 859,84 Gcal = 85,98 TÖE 1 PJ = 10³ TJ = 106 GJ = 109 MJ = 1012 kJ = 1015 J 1 Pcal = 10³ Tcal = 106 Gcal = 109 Mcal = 1012 kcal = 1015 cal 1 MTÖE = 10³ kTÖE = 106 TÖE 1 MWel = 1 Megawatt elektrisch 1 MWth = 1 Megawatt thermisch Währung 2020: 1 EUR = 4,8373 RON 2019: 1 EUR = 4,7452 RON 2018: 1 EUR = 4,6639 RON 2017: 1 EUR = 4,5404 RON 2016: 1 EUR = 4,4908 RON 2015: 1 EUR = 4,4450 RON 2014: 1 EUR = 4,4446 RON 2013: 1 EUR = 4,4190 RON 2012: 1 EUR = 4,4560 RON 2011: 1 EUR = 4,2379 RON 2010: 1 EUR = 4,2099 RON 5
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Zusammenfassung In den letzten Jahren gewann in Rumänien die Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen – von der Diagnose bis zur Festlegung der Ziele und der notwendigen Maßnahmen auf nationaler Ebene – immer mehr an Bedeutung. Es besteht ein großer Bedarf an Energieeffizienz in allen Wirtschaftszweigen. Besonders der Energiebereich, aber auch Transport und Industrie zeichnen sich durch einen starken Effizienzsteigerungsbedarf aus. Die Effizienzsteigerung des Energiekonsums ist sowohl bei den Haushalts- als auch bei den Industrieverbrauchern aufgrund der Liberalisierung des Strommarktes und der Investitionen in dem Bereich ein Ziel geworden. Außerdem spiegelt die Energieeffizienz eine der Säulen des European Green Deal wider. Das Prinzip „Energieeffizienz zuerst“ in der europäischen Politik wird auch durch die seit dem 31. Dezember 2020 verbindlichen Vorschriften umgesetzt, nach denen alle neuen oder größeren renovierten Gebäude den nZEB-Standards (Near Zero Energy Buildings) entsprechen müssen. Der rumänische Staat hat sich in diesem Bereich sehr viel vorgenommen: eine umfassende Analyse des rumänischen Energiemarktes und des bestehenden Energiepotenzials in Rumänien; eine Energiestrategie mit klaren Zielen, an deren Erarbeitung alle Energiespezialisten Rumäniens involviert waren; Programme zur Steigerung der Energieeffizienz in der Industrie, Gebäuden und Städten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Investitionen in die Erhöhung der Energieeffizienz zu unterstützen. Darunter sind Mittel aus dem Staatshaushalt und aus den lokalen Haushalten; Performance-Verträge mit Dritten oder mit ESCOs (Energy Service Company); Bankkredite von externen Geldgebern (WB, EBRD, EIB, JBIC) oder von Geschäftsbanken; Kofinanzierung aus Strukturfonds. Auch die Nutzung von erneuerbaren Energien zur Energieerzeugung in Rumänien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Erneuerbare Energien haben großes Potenzial und das Interesse an solchen Investitionen steigt tendenziell. Besonders Bioenergie als Energiequelle ist in Rumänien sehr gefragt, nicht nur wegen der existierenden Rohstoffe, sondern auch, weil die EU-Energiepolitik und die nationale Regierungsstrategie die verstärkte Nutzung dieser vorsehen, besonders in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung und in Privathaushalten. Um den Markt besser einschätzen zu können, ist es hilfreich, die Rahmenbedingungen gut zu kennen. Die vorliegende Studie präsentiert Rumänien, den rumänischen Energiemarkt und das Potenzial des Landes in Bezug auf mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Energieinfrastruktur mit Fokus auf die 320 Städte Rumäniens. Zur Infrastruktur einer Stadt gehören aus unserer Sicht nicht nur Strom und Wärme, sondern auch Beleuchtung, Transport, Wasser- und Abwassermanagement sowie Abfallmanagement. Alle diese Bereiche benötigen dringend eine Steigerung der Effizienz ihrer Prozesse durch Retrofitmaßnahmen und energieeffiziente Anlagen und Technologien. Sowohl wirtschaftliche als auch politische und rechtliche Rahmenbedingungen mit Fokus auf Energiepolitik werden in dieser Marktanalyse beschrieben. Der energetischen Infrastruktur wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel dieser Untersuchung ist es, den Informationszugang für deutsche Anbieter von Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz in ausgewählten Branchen der Energieerzeugung, des Energietransports und der Energieverteilung, die sich für den rumänischen Absatzmarkt interessieren, zu verbessern, um ihnen den Markteinstieg zu erleichtern bzw. die Marktposition zu stärken. Wichtige Faktoren, die über den Erfolg der deutschen Unternehmen beim Markteinstieg in Rumänien entscheiden, sind: Verbreitung von Informations- und Produktkenntnissen über deutsche Anlagen und Technologien durch geeignete Marketingmaßnahmen; das Angebot von Komplettpaketen inklusive Finanzierung und technische Unterstützung; Partnerschaften mit lokalen Unternehmen oder langfristige Kooperationen mit bekannten Generalunternehmen mit dem Ziel, einen besseren Zugang und höhere Erfolgschancen bei öffentlichen und privaten Ausschreibungen zu haben. Deutsche Unternehmen können von diesen Entwicklungen profitieren und sich erfolgreich an diesem Prozess beteiligen. Lieferanten aus Deutschland haben im Vergleich zu anderen lokalen, aber auch ausländischen Anbietern einen deutlichen Vorteil dank „Made in Germany“, einer Marke, die bekanntlich für Qualität steht. 6
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 1. Kurze Einstimmung zum Land Mit ca. 20 Mio. Einwohnern ist Rumänien das siebtgrößte Land in der EU und das zweitgrößte Land in Süd- und Osteuropa nach Polen. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass Rumänien ein Wachstumsmarkt ist und somit für die europäischen Mitgliedstaaten ein interessanter und attraktiver Partner bleibt. Allgemeine politische Situation Staatsoberhaupt ist seit November 2014 der ehemalige Bürgermeister (2000 – 2014) von Hermannstadt/Sibiu, der deutschstämmige Klaus Iohannis. Der Präsident wird in Rumänien für 5 Jahre direkt gewählt mit der Möglichkeit einer Wiederwahl. Bei der letzten Präsidentschaftswahl am 24. November 2019 galt Klaus Iohannis als Favorit und bekam die meisten Wählerstimmen. Somit ging der Präsident Klaus Iohannis in eine zweite Amtszeit. Premierministerin war von Januar 2018 bis November 2019 Viorica Dăncilă, ehemalige EU-Parlamentarierin. Im November 2019 wurde in Folge eines Misstrauensantrages gegen die Dăncilă-Regierung eine Minderheitsregierung, angeführt von dem Präsidenten der Liberalen Nationalpartei (PNL) Ludovic Orban, von dem Parlament bestätigt. Diese Aktion hat zu einer Restrukturierung der Regierung geführt. Die Anzahl der Ministerien wurde auf 16 reduziert, indem einige fusioniert wurden. Ende September 2020 haben die Kommunalwahlen stattgefunden und im Dezember die Parlamentswahlen. Trotz der Tatsache, dass PSD (die sozialdemokratische Partei) die Wahlen gewonnen hatte, konnte PNL in Koalition mit der öko- liberalen Mitte-rechts-Partei USR-Plus und der Partei der ungarischen Minderheit (UDMR) weiterregieren. Ministerpräsident ist jetzt der Liberale Florin Cîțu. In seinem Amt wird er von zwei stellvertretenden Ministerpräsidenten unterstützt: Hunor Kelemen von der ungarischen Minderheit und Dan Barna, Präsident der Partei USR-Plus. Wirtschaftliche Entwicklung Mit einem BIP von etwa 223 Mrd. EUR lag Rumänien 2019 auf Rang 13 in der Europäischen Union (EU-27 - ohne UK). Der Anteil am gesamten BIP der EU-Staaten betrug 2019 ungefähr 1,6%.1 Tabelle 1: Makroökonomische Indikatoren 2016 2017 2018 2019 BIP (Mrd. EUR) 169,8 187,5 203,8 222,9 BIP/Kopf (EUR) 8.400 9.600 10.400 11.440 Wirtschaftswachstum (%)* 4,8 6,9 4,5 4,2 Anteil der Industrie am BIP-Wachstum (%) 0,4 1,9 1,0 -0,2 Anteil der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei am BIP-Wachstum (%) 0 0,7 0,4 -0,1 Anteil Bauwesen am BIP-Wachstum (%) 0,1 1,5 -0,3 0,6 Anteil Dienstleistungen am BIP-Wachstum (%) 3,8 2,8 0,4 3,3 Inflationsrate am Jahresende (%) -1,5 3,3 4,1 3,9 Arbeitslosenquote (%) 5,9 4,9 4,1 3,9 Durchschnittlicher Wechselkurs (EUR/RON) 4,49 4,57 4,65 4,74 Durchschnittlicher Nettolohn (EUR) 461 522 579 653 Exporte (Mrd. EUR) 57,4 62,6 67,7 69,0 Importe (Mrd. EUR) 67,3 75,1 82,8 86,2 Quellen: Rumänischer Prognoseausschuss, Rumänisches Statistikamt, Eurostat, eigene Zusammenstellung, AHK Broschüre 2020 „Wachstumsmarkt Rumänien“ Rumänien hat sich in den letzten Jahren wirtschaftlich positiv entwickelt. Während das Land im ersten Jahrzehnt nach dem Kommunismus nur geringe Fortschritte auf dem Weg zur wirtschaftlichen Modernisierung aufweisen konnte, gelang ab 1999 der Durchbruch. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen verbesserten sich von Jahr zu Jahr und auch in den kommenden Jahren wecken die Prognosen positive Erwartungen. 1 GTAI Germany Trade and Invest 7
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Für das Jahr 2020 belief sich die Prognose der Weltbank auf +3,6% Wirtschaftswachstum und 2021 sollte die rumänische Wirtschaft um 3,3% wachsen, aber vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie, die eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise verursacht hat, werden die Daten sicher anders aussehen. Laut des nationalen Instituts für Statistik stiegen die Verbraucherpreise im April 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,7%. Im internationalen Warenhandel gingen die Exporte im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,6% zurück. Das reale BIP ist in der ersten Hälfte des Jahres 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 4,5% gesunken, im November 2020 um 5,2%. Strenge Ausgehsperren wirkten sich negativ auf die Verbraucherausgaben aus (-8,8%). Darüber hinaus verlangsamten die Unterbrechung der internationalen Lieferketten und die schwache Auslandsnachfrage die Produktion und den Export. Die rumänische Wirtschaft ist weiterhin von COVID-19 betroffen und im Herbst 2020 wurden wieder strengere Beschränkungen eingeführt. Die Arbeitslosenquote stieg mit der COVID-19-Pandemie erheblich an. Diese stieg in der ersten Hälfte des Jahres 2020 an, stabilisierte sich jedoch im Laufe des Sommers aufgrund politischer Maßnahmen zur Begrenzung der Arbeitsplatzverluste. Es wird prognostiziert, dass diese 2020 fast 6% erreichen und 2021 aufgrund einer verzögerten Abschwungreaktion des Arbeitsmarktes weiter leicht ansteigen wird. Im Jahr 2022 wird die Arbeitslosigkeit voraussichtlich wieder zurückgehen, aber über 5% bleiben. Wie die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen, ist das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Rumänien aufgrund der Corona-Krise stark zurückgegangen. Die Tiefstwerte wurden im April erreicht, mit einem Minus der Ausfuhren nach Rumänien von 36,5% gegenüber dem Vorjahresmonat; noch stärker sind die Einfuhren zurückgegangen (-53%). Insgesamt beliefen sich die Exporte nach Rumänien in den ersten neun Monaten auf 11,5 Mrd. EUR (-8,8%), die Importe erreichten den Wert von nur noch 9,8 Mrd. EUR, um 18% weniger als im Vorjahreszeitraum. Nach Einbruch der Handelszahlen im April und Mai begann jedoch im September eine deutliche Erholung. Die Exportzahlen verzeichneten sogar ein Plus von 6,52% im Vergleich zum Vorjahresmonat, die Importe gingen „nur noch” um 7,7% zurück. Insgesamt deutet Q3 auf eine Erholung des Außenhandels hin, doch ist das 4. Quartal mit sehr viel Unsicherheit verbunden aufgrund der steigenden Corona-Fälle und den damit verbundenen neuen Restriktionen sowohl in Rumänien als auch in Deutschland. Insgesamt ist das bilaterale Handelsvolumen im Zeitraum Januar – September 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13,4% auf 21,3 Mrd. EUR zurückgegangen. Man rechnet mit einem Rückgang des bilateralen Handels in mindestens gleichbleibender Höhe für das Gesamtjahr 2020, d.h. statt 33 Mrd. EUR im Vorjahr wird das bilaterale Handelsvolumen dieses Jahr bei 28 Mrd. EUR liegen.2 In 2019 galt aber folgende Situation: Außenhandel In 2019 erreichten die Exporte (FOB) Rumäniens einen Wert von 69,0 Mrd. EUR, ein Wachstum von 1,9% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Importe (CIF) stiegen auf 86,2 Mrd. EUR an (+4,1%). Somit ergab sich ein Handelsdefizit von 17,6 Mrd. EUR, dass um 2,4 Mrd. EUR höher als 2018 war. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Deutschland ist seit 2007 der wichtigste Handelspartner Rumäniens, export- wie auch importseitig – vor Italien, Ungarn, Polen und Frankreich. Das bilaterale Handelsvolumen stieg 2019 um 1,5% und lag bei 32,9 Mrd. EUR. Die Einfuhren aus Deutschland lagen 2019 bei 17,4 Mrd. EUR, 2,8% mehr als 2018 – dies entspricht 20,2% der Gesamtimporte. Damit ist Deutschland wichtigster Importpartner vor Italien (9,1%), Ungarn (7,0%) und Polen (6,0%). 2 AHK Rumänien, https://www.ahkrumaenien.ro/infothek/pressemitteilungen 8
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Rumänien lieferte 2019 Waren im Wert von 15,48 Mrd. EUR nach Deutschland, was 22,4% der Gesamtexporte entspricht. Damit ist Deutschland wichtigster Exportpartner vor Italien (11,3%), Frankreich (6,9%) und Ungarn (4,8%). Investitionsklima Rumänien bietet ausländischen Unternehmen die Möglichkeit, in vielversprechende Geschäftsfelder zu investieren und von günstigen Produktionsbedingungen und qualifiziertem Personal zu profitieren. 72% der Rumänen sprechen mindestens eine Fremdsprache. Im Durchschnitt erlernt laut Eurostat jeder Schüler der Sekundärstufe zwei Fremdsprachen, was Rumänien in dieser Hinsicht unter den EU-Ländern auf Rang drei stellt, nach Finnland und Luxemburg. Ein interessantes Geschäftsfeld stellt dabei die Informationstechnologie (IT)- und Kommunikationsbranche in Rumänien dar. Sie machte in den letzten Jahren einen großen Sprung: Über 50.185 IT-Dienstleistungs- und -Serviceunternehmen (Softwareunternehmer, aber auch Hardwareanbieter) von den insgesamt 1.293.955 aktiven Unternehmen waren Ende 2018 laut Handelsregister in Rumänien registriert und bilden einen klassischen Zielmarkt für das Outsourcing von IT- Dienstleistungen. Rumänien steht an erster Stelle in Europa und an sechster Stelle weltweit, was die Anzahl der zugelassenen IT-Spezialisten betrifft. Ende 2019 gab es 378,7 Tausend aktive PFAs (Persoană Fizică Autorizată) – wirtschaftlich berechtigte Personen bzw. Einzelunternehmen (28% der Gesamtzahl) gegenüber 985 Tausend Unternehmen (72% der Gesamtzahl). Als Dynamik zeigt sich, dass Unternehmen in den letzten 5 Jahren zunehmend (Vorschuss von 27%) zum Nachteil von Einzelunternehmen (Rückgang von 4%) präferiert werden.3 Im Bericht Doing Business 2020 der International Finance Corporation (IFC, Weltbank-Gruppe) nimmt Rumänien Platz 55 unter den insgesamt 190 bewerteten Ländern ein. Im Vergleich zum Evaluierungsergebnis des Geschäftsklimas von 2019 rutschte das Land von Platz 52 drei Positionen nach unten. Die seit 2016 unsichere politische Lage dürfte sich negativ ausgewirkt haben. Hinzu kamen auch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.4 Allgemein beschweren sich die ausländischen Unternehmen in Rumänien über die schlechte Infrastruktur und das langsame Ausbautempo. Unvorhersehbare Gesetzesänderungen und die knappe Verfügbarkeit von Arbeitskräften sind weitere Problemfelder. Soziokulturelle Besonderheiten im Umgang mit lokalen Partnern Rumänien ist mit seinen rund 20 Mio. Einwohnern ein vielversprechender Markt für deutsche Unternehmen, auch weil „Made in Germany“ einen hervorragenden Ruf in Rumänien hat. Produkte und Dienstleistungen aus Deutschland sind hoch angesehen. Deutsche gelten als kompetent, pünktlich, effizient und erfolgreich, aber auch als streng, unflexibel und manchmal humorlos. Im bürokratischen Rumänien müssen sich Deutsche oft an Einheimischen orientieren und die Schwierigkeiten im Geschäftsalltag mit Improvisationskunst meistern. Soziale Bindungen spielen eine wichtige Rolle. Persönliche Treffen oder Geschäftsessen im Restaurant werden schriftlicher Korrespondenz vorgezogen. Rumänen reden und telefonieren gerne. Teilweise einfache Situationen werden gerne aus allen Blickwinkeln besprochen. Dies gilt sowohl für geschäftliche als auch für familiäre Angelegenheiten. Einige Do’s und Dont’s ▪ Englisch als Geschäftssprache ist üblich, sogar in kleineren Unternehmen. Vergewissern Sie sich jedoch, ob alle Partner Englisch beherrschen oder ob doch ein Dolmetscher notwendig ist! ▪ Persönliche Beziehungen sind für Rumänen wichtig und werden daher auch gepflegt. ▪ Selbst wenn die Korrespondenz mit öffentlichen Stellen auch per E-Mail möglich ist, sollte Wichtiges an die Behörden in Papierform angefragt oder kommuniziert werden. Zwischen Privatunternehmen läuft die Kommunikation jedoch lockerer, E-Mails oder Telefongespräche sind die gängigere Arbeitsweise. ▪ Lassen Sie sich von der Aussage „Kein Problem!“ (rum. „Nicio problemă“) nicht beeindrucken. Dies ist genau der richtige Moment nach konkreten Lösungsansätzen zu fragen. ▪ Üben Sie keine offene Kritik aus, Ihr Gesprächspartner wird sofort blockieren und Sie werden dann weder Zuarbeit noch geschäftliche Zusammenarbeit erzielen. Eine Herangehensweise „Wie können wir dieses Problem gemeinsam lösen?“ ist viel angebrachter. Rumänen mögen es, für gut geleistete Arbeit gelobt zu werden. 3 Anzahl aktiver Unternehmen in Rumänien auf einem Allzeithoch, https://profitpoint.ro/numarul-firmelor-romania-maxim-istoric 4 World Bank Group, Doing Business 2020 - Comparing Business Regulation in 190 Economies 9
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 ▪ Wenn ein Meeting oder eine Verhandlung bevorstehen, planen Sie genug Zeit ein. Rumänen weichen gerne von Tagesordnungen ab, um ihre Improvisationsfähigkeit zum Ausdruck zu bringen. Übernehmen Sie ruhig die Gesprächsführung, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Bei Terminen mit Behörden nehmen Sie sich Zeit. Unpünktlichkeit kommt oft vor, argumentiert durch die starke Arbeitsbelastung. Geschäftspartner jedoch erscheinen mit der „Akademisches-Viertel“-Pünktlichkeit zum Termin. 2. Marktchancen Ziel der EU ist es, bis 2020 20% und bis 2030 mindestens 32% der Energie des Bruttoenergieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Von den 27 EU-Mitgliedstaaten haben schon 11 Länder das zur Erreichung ihrer nationalen Ziele für 2020 erforderliche Niveau erreicht. Diese sind: Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Estland, Kroatien, Italien, Litauen, Ungarn, Finnland und Schweden. 5 Die Energieminister der EU-Länder unterstützen nachdrücklich den europäischen Green Deal als wesentlichen Bestandteil der Wiederherstellungsstrategie der EU in Reaktion auf die COVID-19-Krise. Die Europäische Kommission wurde aufgefordert, ihre Ziele aufrechtzuerhalten und die auf ihrer Tagesordnung geplanten Initiativen, wie die Strategie zur intelligenten Energieintegration, die Renovierungs- und die Offshore-Energiestrategie umzusetzen.6 Rumänien strebt an, bis 2030 einen Anteil von 30,7% am heimischen Energieverbrauch aus erneuerbaren Ressourcen zu haben. Im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedstaaten ist dieses das ehrgeizigste Ziel in ganz Mittel- und Osteuropa (z.B. Bulgarien 27%, Tschechische Republik 22%, Polen 21-23%, Ungarn 21%) und es ist anzumerken, dass bereits 24% des internen Energieverbrauchs in Rumänien aus erneuerbaren Ressourcen kommen.7 Um das Ambitionsniveau bezüglich des Anteils der erneuerbaren Energien von 30,7% im Jahr 2030 zu erreichen, wird Rumänien zusätzliche EE-Kapazitäten von ca. 6,9 GW im Vergleich zu 2015 entwickeln. Um das erzielen zu können, ist es erforderlich, die notwendige EU-Finanzierung sicherzustellen, um die Angemessenheit der Stromnetze zu gewährleisten, aber auch die Flexibilität der EE-Stromerzeugung durch die Installation von Erdgas-Backup-Kapazitäten, Speicherkapazitäten und den Einsatz von intelligenten Strommanagementtechniken abzusichern. Rumänien hat sich für einen vorsichtigen Ansatz bezüglich des Anspruchsniveaus entschieden, der die nationalen Besonderheiten und den Bedarf an Investitionen in EE berücksichtigt, sowohl für den Ersatz der alten Kapazitäten, welche die maximale Betriebsdauer erreicht haben oder erreichen werden, als auch für die neuen Kapazitäten. 8 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rumänien zur Erreichung der vorgeschlagenen EE-Ziele eine Reihe von Politiken und Maßnahmen treffen muss, die sowohl auf die Reduzierung des Energieverbrauchs als auch auf die Förderung der Nutzung von EE-Quellen in den relevanten Sektoren – Heizung & Kühlung, Elektrizität und Verkehr – abzielen sollen. Die Europäische Kommission erwähnte auch, dass Rumänien bis 2030 eine stärkere Reduzierung des Primär- und Endenergieverbrauchs anstreben muss, damit das Energieeffizienzziel der Union erreicht werden kann. Daher strebt Rumänien einen Primärenergieverbrauch von 32,3 Mio. tRÖE bzw. einen Endenergieverbrauch von 25,7 Mio. tRÖE an. So würde man für 2030 Energieeinsparungen von 45,1% Primärenergieverbrauch und 40,4% für den Endenergieverbrauch im Vergleich zum 2007 PRIMES-Basisszenario erzielen. Laut dem Strategieplan von Transelectrica soll Rumänien bis 2030 ein Verbindungsniveau der Stromübertragungsnetze von mindestens 15,4% erzielen. In den folgenden Anwendungsbereichen bieten sich die größten Chancen für deutsche Unternehmen, da diese viel Potenzial aufweisen und in den nächsten Jahren wichtige Investitionen zu erwarten sind. 1. Dekarbonisierung – Minderung von THG-Emissionen 1.1. Dekarbonisierung des Energiesektors - Der Ersatz bestehender Stromerzeugungskapazitäten aus konventionellen Quellen. 5 Eurostat news release, https://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/9571695/8-12022019-AP-EN.pdf/b7d237c1-ccea-4adc-a0ba-45e13602b428 6 Energynomics, https://www.energynomics.ro/ro/3-prioritati-pentru-green-deal-regenerabile-transport-curat-cladiri-eficiente-energetic/ 7 G4-Media, https://www.g4media.ro/romania-cea-mai-ambitioasa-tinta-de-energie-verde-din-europa-centrala-si-de-est-peste-30-din-consum-pana-in- 2030.html 8 Integrierter Nationalplan im Bereich Energie und Klimawandel 2021-2030 | April 2020 10
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 - Förderung der erneuerbaren Ressourcen bei der Stromerzeugung (z.B. Wind oder Sonne), auch für die Wärmeerzeugung in Fernwärmesystemen. - Investitionen in die Modernisierung und Entwicklung hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. - Die Einnahmen aus den EU-ETS-Mechanismen (Europäischer Emissionshandel) und den Strukturfonds für den neuen Finanzrahmen 2021-2027 werden zur Finanzierung von EE-Projekten verwendet, die zur Erreichung des 2030-Ziels beitragen werden. 1.2. Dekarbonisierung des Industriesektors - Die besten Technologien werden im Industriesektor eingesetzt, um die Energieintensität gleichzeitig mit dem Emissionsniveau in den Industriesektoren unter der EU-ETS-Regulierung zu reduzieren. - Umrüstung und Implementierung moderner Technologien in industriellen Prozessen. - Man wird auch Demonstrationsprojekte für die Verwendung von Wasserstoff im industriellen Sektor durchführen. 1.3. Dekarbonisierung des Verkehrssektors - Die Förderung des Schienenverkehrs zu Lasten des Straßenverkehrs wird zur Erreichung des 2030-Ziels beitragen. 1.4. Abfallwirtschaft – Förderung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft - Die Förderung der Kreislaufwirtschaft (Recycling) trägt zur Erreichung des Energieeffizienzziels bei, indem der Energieverbrauch in der Industrie, bei den Prozessen der Rohstoffverarbeitung, reduziert wird. 2. Dekarbonisierung – Energie aus erneuerbaren Quellen 2.1. Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Energien im Verkehr - Förderung der Elektromobilität im Straßenverkehr (Leichtfahrzeuge und öffentlicher Personennahverkehr). - Elektromobilität könnte zur Reduktion von THG-Emissionen beitragen, wenn man bedenkt, dass ein erheblicher Teil der THG-Emissionen Rumäniens aus dem Verkehrssektor stammt (über 20% der CO2-Emissionen). - Förderung des Einsatzes von Biokraftstoffen im Verkehr (sowohl die Beibehaltung traditioneller als auch die Einführung moderner Biokraftstoffe). - Wie bei der Elektromobilität hat der Einsatz von Biokraftstoffen positive Auswirkungen auf die Reduzierung der THG-Emissionen des Verkehrssektors. 3. Energieeffizienz 3.1. Wohnbereich – Umsetzung der langfristigen Renovierungsstrategie - Das Projekt beinhaltet neben der Renovierung von Gebäuden zur Steigerung der Energieeffizienz auch die Einführung von Solarthermie- und Photovoltaikanlagen sowie Wärmepumpen, die zur Erreichung der Ziele beitragen werden. - Die Reduzierung des Energieverbrauchs in Wohn-, öffentlichen und Bürogebäuden wird dazu beitragen, die THG- Emissionen in denselben Sektoren zu reduzieren. Auf nationaler Ebene macht der Endenergieverbrauch im Bausektor 42% des gesamten Endenergieverbrauchs aus, davon 34% Wohngebäude und der Rest (ca. 8%) gewerbliche und öffentliche Gebäude. Der Wohnsektor hat den größten Anteil des Energieverbrauchs (ca. 81%), während alle anderen Gebäude zusammen (Büros, Schulen, Krankenhäuser, Gewerbeflächen und andere Nichtwohngebäude) die restlichen 19% des gesamten Endenergieverbrauchs ausmachen. 3.2. Industrieller Sektor - Erhöhung des Anteils von Energie aus erneuerbaren Quellen. - Die Senkung des Energieverbrauchs im Industriesektor wird dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen in diesem Sektor zu reduzieren. 3.3. Verkehrssektor - Reduzierung der THG-Emissionen durch Entwicklung und Förderung alternativer Mobilitätsmethoden. 11
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 - Erneuerung des Fuhrparks – Reduzierung der THG-Emissionen durch eine Fahrzeugflotte mit Euro 6-Norm und effiziente Fahrzeuge, die mit Strom oder Erdgas betrieben werden können und dem Verbot der Zulassung von Fahrzeugen mit Euro 3- und Euro 4-Verschmutzungsvorschriften. 4. Energiesicherheit – Flexibilität des Energiesystems - Förderung der Entwicklung von Energiespeicherkapazitäten. - Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung. 5. Der Energiemarkt 5.1. Verbindungskapazitäten der Energieübertragungsnetze – Ausbau des Stromübertragungsnetzes, so dass im Jahr 2030 ein Verbundgrad von mindestens 15,4% erreicht wird. 5.2. Digitalisierung des rumänischen Energiesystems - Die Digitalisierung durch die Entwicklung intelligenter Netze wird zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen, da sie eine Zwei-Wege-Kommunikation ermöglichen; so könnte beispielsweise Energie aus erneuerbaren Quellen durch die Implementierung von Grid-to-Vehicle- und Vehicle-to-Grid-Technologien gefördert werden (Entwicklung der Elektromobilität). - Auch intelligente Zähler, ein Bestandteil der Digitalisierung, führen zu einer Reduzierung des Endverbrauchs (durch Verringerung der Netzverluste). - Kooperationspartnerschaften zwischen spezialisierten Cybersecurity-Zentren (z.B. CERT-RO) mit privaten Energiebetreibern und die Unterstützung von Projekten zu neuen Testzentren für Cybersicherheit industrieller Steuerungsanlagen werden ebenfalls gefördert. 6. Erneuerbare Energien In der nächsten Periode werden voraussichtlich Projekte mit erneuerbaren Energiequellen (insbesondere Solarenergie) zunehmen, da die Kosten für Wind- und Solarenergie aufgrund des technologischen Fortschritts rückläufig sind. Tabelle 2: Geschätzte Entwicklung der Energie aus erneuerbaren Quellen – Bruttoendverbrauch von Strom ktoe 2020 2025 2030 Hydroenergie 1.415,9 1.457,9 1.460,3 Windenergie 564,6 828,8 1004,9 Solarenergie 170,4 424,6 632,6 Andere erneuerbare Quellen 77,4 77,4 77,4 Bruttoendverbrauch von Strom – 2.228,4 2.788,7 3.175,2 erneuerbarer Quellen Quelle: Integrierter Nationalplan im Bereich Energie und Klimawandel 2021-2030 Solarpotenzial in Rumänien Die Globalstrahlung in Rumänien schwankt zwischen Höchstwerten im Juni (1,49 kWh/m²/Tag) und dem Tiefstwert im Februar (0,34 kWh/m²/Tag). Die Solarkarte Rumäniens zeigt die Verteilung der jährlichen Mittelwerte der Sonneneinstrahlungen bezogen auf horizontale Flächen und wurde anhand der Werte vom Nationalinstitut für Wetterkunde, NASA, JRC und Meteotest erstellt. Somit wird Rumänien in 5 unterschiedliche Zonen eingeteilt, wobei mehr als die Hälfte des Landes über einen jährlichen Mittelwert von 1.275 kWh/m² verfügt. Windenergie Es wird geschätzt, dass das jährliche Energiepotenzial der Winde in Rumänien bei 23 TWh liegt. Am 1. Dezember 2020 lieferte die Windenergie 27% (37 GWh) des in Rumänien verbrauchten Stroms. Damit war Rumänien in Europa an erster Stelle, wo Windkraftanlagen durchschnittlich 10,4% des Stromverbrauchs erbrachten. Laut der Energiestrategie 2019-2030 wird man in diesem Bereich im Jahr 2030 eine installierte Gesamtleistung von rd. 4.300 MW haben, die eine Produktion von rd. 11 TWh ermöglichen. 12
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Wasserkraft Die Wasserkraft ist eine traditionell wichtige Energiequelle für Rumänien. 1896 wurde bei Sadu das erste Wasserkraftwerk in Rumänien und das dritte weltweit eingeweiht. Es ist immer noch in Betrieb und verfügt über eine installierte Kapazität von 1.680 kW. Die installierte Leistung kleiner Wasserkraftwerke beträgt in Rumänien lediglich etwa 343 MW im Vergleich zur Kapazität von 6.014 MW in großen Wasserkraftwerken. Biomasse Laut der Energiestrategie 2019-2030 wird das Biogas im Zuge der Entwicklung des Agrarsektors und in geringerem Maße der Modernisierung von Kläranlagen rasch auf eine Produktion von 3.500 GWh im Jahr 2030 anwachsen. Bis 2030 werden kleine Kraftwerke entwickelt, die ausschließlich mit Biomasse, Bioliquiden, Biogas, Abfall und Abgas sowie Schlamm betrieben werden, bis diese Anlagen eine installierte Gesamtleistung von 139 MW erzielen werden. Die Kessel einiger der derzeitigen Wärmekraftwerke werden angepasst, um die Verbrennung einer Zugabe von Biomasse zu ermöglichen. Insgesamt wird die Verbrennung von Biomasse im Jahr 2030 eine Stromerzeugung von 0,9 TWh gewährleisten.9 9 Integrierter Nationalplan im Bereich Energie und Klimawandel 2021-2030 13
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 3. Zielgruppe in der deutschen Energiebranche Zielgruppe der AHK-Geschäftsreise Das AHK Geschäftsreiseprogramm richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen und unterstützt die teilnehmenden Unternehmen in allen Phasen der Auslandsmarkterschließung. Technologien und Know-how zur klimafreundlichen Energieversorgung „Made in Germany“ sind weltweit gefragt und immer mehr Regierungen, aber vor allem Unternehmen, erkennen die Tatsache, dass erneuerbare Energien und Energieeffizienz die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen senken, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und auch dabei helfen kann, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Anhand der untersuchten nationalen Entwicklungsstrategien, wie z.B. den Nationalplan im Bereich Energie und Klimawandel 2021-2030, die Energiestrategie Rumäniens 2019-2030 mit einer Perspektive bis zum Jahr 2050 und die nationale langfristige Renovierungsstrategie mit einer Perspektive bis 2050, kann man schlussfolgern, dass die nachgefragten Technologien, Erfahrungen und Know-how im Bereich Energieinfrastruktur der Städte die folgenden sind: ➢ Speicher- und Eigenverbrauchslösungen ➢ Lüftungs- und Klimaanlagen ➢ Nah- und Fernwärmelösungen, Smart Grid-Systeme ➢ Solarthermie ➢ Netzsteuerung ➢ Wärmepumpen ➢ Kraft-Wärme-Kopplung ➢ Biogas ➢ BHKWs ➢ Biomasse und oberflächennahe Geothermie zur Strom- und Wärmeerzeugung ➢ Abwärme-Rückgewinnung ➢ Vernetzungslösungen für Gebäude (Smart Home) ➢ Heiz- und Kühltechnik ➢ Mess- und Kontrollgeräte ➢ PV ➢ Smart Metering ➢ Windanlagen ➢ IKT-Systeme ➢ BMS-Systeme – Gebäudemanagementsysteme ➢ Beleuchtung ➢ Elektro- und Elektroingenieursleistungen ➢ Ladestationen ➢ Biokraftstoffe ➢ Ingenieurbüros, Energieexperten Besonders viel Potenzial gibt es in dem Bereich der Nah- und Fernwärmelösungen. Es stehen zahlreiche Fördergelder für die Sanierung und Modernisierung der Fernwärmeversorgungssysteme zur Verfügung. Diese Art von Projekten haben nationale Priorität, denn das Fernwärmesystem Rumäniens ist sehr veraltet und registriert hohe Verluste. Das Bukarester Fernwärmenetz ist diesen Winter total überfordert, viele Bürger haben kein warmes Wasser und keine Heizung aufgrund der vielen unerwarteten Schäden im Netz. Für Mess- und Kontrollgeräte gibt es ein sehr hohes Interesse und man verfolgt den Plan in den nächsten acht Jahren ~4.034.430 intelligente Messsysteme für einen effizienteren Betrieb im Bereich der Energielieferung zu installieren. Ein anderer interessanter Bereich stellt die HLK-Technik dar. Wärmepumpen, Gebäudemanagementsysteme und eigentlich sämtliche Systeme und Lösungen, die einen hohen Energieeffizienzgrad der Gebäude gewährleisten können, sind gesucht, da ab 2021 alle neuen Gebäude dem NZEB-Konzept und der dazugehörigen Bestimmungen und Merkmale entsprechen sollen. Alle Projekte, welche zur Energieeffizienzsteigerung in den Städten beitragen, sind in Rumänien sehr beliebt und erfreuen sich einer konstant hohen Nachfrage. Immer mehr Initiativen werden in diesem Bereich durchgeführt, immer mehr lokale Behörden interessieren sich für neue, innovative Lösungen mit dem Ziel die Energierechnung der Stadt zu senken. In diesem Sinne erwähnen wir die Modernisierung der Stadtbeleuchtung mit Hilfe des Austauschs der alten Leuchten durch moderne LED-Leuchten mit Intensitätssteuerung. Alle o.g. Technologien sind noch notwendig und nachgefragt auf dem rumänischen Markt. Den nächsten Kapiteln kann man eine nähere Beschreibung der Anwendungsgebiete dieser Technologien entnehmen. Der Ist-Zustand der Branche und der Bedarf werden dort näher beschrieben. 14
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 4. Potenzielle Partner und Wettbewerbsumfeld Für die Durchführung einer Initiative ist es notwendig, sich an die lokalen Gegebenheiten anzupassen, die lokale Unterstützung der Behörden zu erhalten und Zugang zum lokalen Netzwerk, welches in diesem Fachgebiet spezialisiert ist, zu haben. Das Netzwerk bildet sich aus Unternehmen, Vereinen, Agenturen und Institutionen, welche Projekte im Energiebereich durchführen. Der Einfluss der Letzteren ist besonders hoch, so dass man diese auch als institutionelle Partner betrachten sollte, mit denen man transparent über die Machbarkeit des Projektes und über die verlangten Kompetenzen kommunizieren sollte, um eine effiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen. In Rumänien sind zurzeit im Bereich der Erzeugung und Lieferung von Strom und Wärme, Gas, Warmwasser und Klimatisierung 2.156 Unternehmen tätig und in der Herstellung von elektrischen Geräten sind 791 Unternehmen aktiv.10 Die rumänischen Stromressourcen gingen 2019 gegenüber dem Vorjahr um 4,2% zurück, so dass die Energieimporte höher als die Exporte waren. Tabelle 3: Stromerzeugung und -verbrauch in Abbildung 1: Stromerzeugungsmix, 2019 Rumänien in TWh 2017 2018 2019* Stromvolumen 68,0 67,8 64,5 Stromproduktion 64,3 64,9 59,4 - aus 28,6 27,3 23,8 Wärmekraftwerken - aus 14,9 18,1 15,8 Wasserkraftwerken - aus 11,5 11,4 11,3 Kernkraftwerken - aus 9,3 8,1 8,5 Windkraftwerken Import 3,7 2,9 5,1 Verbrauch 54,5 55,2 55,3 - gewerblich 41,3 41,9 42,3 - öffentliche 0,6 0,5 0,6 Beleuchtung - Privatbereich 12,6 12,8 12,4 Export 6,5 5,5 3,6 Technologischer 7,0 7,1 5,6 Konsum Quelle: Rumänisches Statistikamt, Bericht Rumänien in Zahlen 2020 Quelle: Nationaler Aufbau- und Resilienzplan *Vorläufige Daten Anfang der 90er Jahre befanden sich Stromproduktion, -transport und -distribution im Staatseigentum und wurden von RENEL (Regia Autonoma de Electricitate, bis 1990 Ministerium für elektrische Energie) verwaltet. Im Jahr 2000 wurde die staatliche Stromgesellschaft RENEL in folgende fünf Gesellschaften aufgeteilt: NUCLEARELECTRICA SA – staatliche Betreibergesellschaft des Kernkraftwerks Cernavoda TRANSELECTRICA SA – Betreiber des Übertragungsnetzes TERMOELECTRICA SA – Betreiber der thermischen Kraftwerke HIDROELECTRICA SA – Betreiber der großen Wasserkraftwerke ELECTRICA SA – Stromversorger für Endverbraucher Die wichtigsten Stromerzeuger Rumäniens sind: Hidroelectrica, Nuclearelectrica und Complexul Energetic Oltenia. Letzterer wurde 2012 gegründet und stellt die Vereinigung der drei größten Stromproduzenten im Südwesten des Landes (CE Rovinari, CE Turceni und CE Craiova) dar. Die Marktakteure (Unternehmen) lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen: 10 Liste der Unternehmen aus Rumänien, https://www.listafirme.ro/35/d44.html 15
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 1. Wärme- und Kältetechnik Die wichtigsten Anbieter auf dem Markt sind u.a.: Viessmann (www.viessmann.ro), Vaillant (www.vaillant.com.ro), Bosch (www.bosch.com.ro), Buderus (www.buderus.ro), Danfoss (www.danfoss.ro), Ariston (www.ariston.com.ro), Ferroli (www.ferroli.ro) und Romstal (www.romstal.ro). 2. Mess- und Regeltechnik Wichtige Akteure auf dem rumänischen Markt für Mess- und Regeltechnik für Druck und Temperatur sind einerseits die traditionellen Produzenten wie AEM Timisoara (www.aem.ro, Teil der Luxten Lighting-Gruppe), AMC Sa Vaslui (www.badotherm.com), AMCO Otopeni (www.amco-otopeni.ro), Retrom SA Pascani (www.retrom.ro), FEPA Barlad (www.fepa.ro), AMPLO SA Ploiesti (www.amplo.ro) und Mecanica Fina (www.mecanicafina.ro). Internationale Anbieter sind auch auf dem rumänischen Markt vertreten. Beispiele dafür sind die deutschen Unternehmen Wika (www.wika.de) und Afriso (www.afriso.ro) und die Schweizer von Keller Druck (www.keller-druck.com). Die niederländische Gruppe Badotherm (www.badotherm.com) und die Dänen von Danfoss (www.danfoss.com) haben in Rumänien auch Produktionsanlagen. Unter den deutschen Unternehmen mit Niederlassungen in Rumänien, die auf diesem Markt präsent sind, erwähnen wir Siemens (http://www.siemens.com/answers/ro/ro/), E.ON (www.eon.ro) und Testo (www.testo.ro). 3. Wärmedämmungen für Rohre Wichtige Anbieter auf dem rumänischen Markt sind u.a.: Policolor (www.policolor.ro), Atlas Corporation (www.apla.ro), Swisspor (www.swisspor.ro), Austrotherm (www.austrotherm.ro), Amvic (www.amvic.ro), Knauf Insulation (www.knaufinsulation.ro), Henkel (www.henkel.ro) und Saint-Gobain (www.saint-gobain.ro). 4. Beleuchtung Deutsches Know-how ist allgemein sehr gefragt und kann auch in der Verwaltung der Beleuchtungssysteme Anwendung finden. Es ergeben sich also gute Chancen für deutsche Beratungs- und Planungsunternehmen, besonders in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Die wichtigsten Spieler auf dem rumänischen Beleuchtungsmarkt sind u.a. die lokalen Anbieter Luxten Lighting (www.luxten.com) und Elba (www.elba.ro), aber auch die Österreicher von Zumtobel (www.zumtobel.com). 5. E-Mobilität Wie die meisten europäischen Länder zeigt Rumänien ein zunehmendes Interesse an alternativen Mobilitätslösungen. Die kontinuierliche Suche nach Verbesserungen des Verkehrs führte in kurzer Zeit zu einer Verbreitung und Diversifizierung der Nische der städtischen Mobilität. Wichtige Marktakteure auf dem rumänischen Markt sind u.a.: E-ON Drive (www.eondrive.ro), Enel X (www.enelx.com/ro), Electrica e+ (www.electricafurnizare.ro), TMC Electric Mobility România (www.e-mobility.ro), Ford (www.ford.ro). 6. Abfall In diesem Bereich sind 282 Unternehmen aktiv. Wichtige Marktakteure können Entsorgungs- oder Unternehmen des dualen Systems, Recyclingunternehmen oder Anbieter von Technologien sein. Darunter erwähnen wir RER Ecologic Group (www.rergroup.ro/en), FCC Environment Romania (www.fcc-group.eu/en), S.R.L. Greentech (www.green-tech- global.com/en), GreenWEEE International (www.greenweee.ro/en), Fepra (www.fepra.ro) und SSI Schäfer (https://www.ssi-schaefer.com/ro-ro). 7. Erneuerbare Energien Wichtige Anbieter auf dem rumänischen Markt sind u.a.: E.ON (www.eon.ro), Siemens (www.siemens.ro), Vestas CEU Romania (www.vestas.com), Enel Green Power Romania (www.enel.ro), CEZ Romania (www.cez.ro), Engie (www.engie.ro), EDP Renewables (www.edpr.com), WPD Romania (www.wpd.ro), Genesis Biopartner (www.genesisbiopartner.ro). Neben den ersten beiden globalen Anbietern an Lösungen für die Verbesserung der Energieinfrastruktur der Städte – Siemens und CISCO – sind folgende Unternehmen in Rumänien aktiv: Aquatim, Avitech, BCR, Cluj IT (Arxia, Cloud Soft, Hyper Media, Life is Hard, Optima & Artsoft Consult, Parking Plus, Solar Eco Systems, Trencadis), e infra, Electrogrup, Dahua, Direct One, Eco Mobilitate, Enel, ETA2U, Euro Jobs, Fast Order, Flash Lighting Services, Industrial Software, Intrarom, IT Center for Community, KMW Services, Luxten, Microsoft, Mobilis, Nova Apaserv, Orange România, Parkomatic, Romstal, Telekom România, TPark, UTI, Urban Scope, Vegacomp Consulting, White City Code, ZTE etc. 16
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 5. Technische Lösungsansätze Moderne Technologien und effiziente Lösungen finden schnell neue Rollen, decken neue Nischen ab und tragen mehr zu unserer Gesundheit und Sicherheit bei. Erst jetzt lernt der Mensch wirklich, die Ressourcen intelligent zu nutzen. Eine nachhaltige Stadt erweist sich auch als eine wesentliche Hilfe für ihre Bewohner, besonders in schwierigen Kontexten. Man sieht einen Wettbewerb zwischen den Städten, in der Zukunft intelligenter zu werden, was extrem vorteilhaft ist. Nachdem man in Rumänien die Phase der Pilotprojekte schon hinter sich gelassen hat, pendelt man zwischen Entwicklungsstrategien und Projekten mit europäischen Mitteln, die Smart City-Komponenten beinhalten. In der nächsten Periode liegt der Fokus auf Infrastruktur und offene Daten, laut des Berichtes Digital Cities Challenge –Herausforderung digitaler Städte. Im März 2018 lag die Anzahl der identifizierten Smart City-Projekte in Rumänien bei 216 und im Herbst 2018 wurde dieser Markt auf 30 Mio. EUR bewertet. Nun spricht man bereits von über 594 Smart City-Projekten und einem Markt, der auf über 120 Mio. EUR geschätzt wird, was ein erhebliches Wachstum des Smart City-Marktes in Rumänien zeigt und bestätigt. Die Bereiche, die als sehr energieintensiv betrachtet werden und welche massive Investitionen erfordern, werden in diesem Kapitel beschrieben. 1. Sanierung des nationalen Gebäudebestandes Bei einem geschätzten Endverbrauch für 2019 von 22,86 Mio. t RÖE hatte der nationale Gebäudebestand einen Anteil von 41,64% (Verbrauch von 9,52 Mio. t RÖE.). Bei Neubauten sowie bei größeren Renovierungsarbeiten bestehender Gebäude müssen die Anforderungen an die Gesamtenergieeffizienz, die korrekte Installation, Dimensionierung, Anpassung und Steuerung technischer Systeme erfüllt werden. Man denkt hier an HLK-Systeme, Aufbereitung von Warmwasser, integrierte Beleuchtung, Automatisierungs- und Steuerungssysteme. 2. Kraft-Wärme-Kopplung, BHKW, Wiedergewinnung von Abwärme Die Versorgung mit thermischer Energie in zentralisierten Verteilungssystemen findet durch Heizwerke (CT) und Heizkraftwerke (CET) statt, welche thermische Energie für eine Stadt, einen Stadtteil oder ein Stadtviertel liefern. Ende 2019 waren noch 46 Betreiber von Zentralheizungssystemen an 51 Orten aktiv. Der verlustreichste Energiesektor in Rumänien besteht hauptsächlich aus den städtischen Versorgungssystemen für thermische Energie und Kraft-Wärme-Kopplung. Die Anlagen und Ausstattungen weisen einen hohen physischen und moralischen11 Verschleiß auf. Aufgrund der großen Anzahl von Unterbrechungen haben viele Fernwärmeunternehmen den Betrieb einfach eingestellt oder sind bankrottgegangen, was die Ursache für den Rückgang der Anzahl der Betreiber ist. Erhebliche Verluste in Übertragungs- und Verteilungsnetzen führen zu hohen Angebotspreisen. Laut einem ANRE-Bericht wurden 2019 14,08 Mio. MWh produziert oder gekauft, aber nur 9,88 Mio. MWh wurden an Verbraucher geliefert, d.h. 70%. Die Differenz von 30% bedeutet einen Verlust in Netzwerken auf nationaler Ebene. 80% dieser Anlagen sind veraltet (Stand 1970er - 1980er Jahre), extrem energieintensiv (Wirkungsgrad liegt bei 30%) und dringend sanierungsbedürftig. Das geringere Investitions- und Reparaturvolumen in der Infrastruktur führt zu mangelnder Kontinuität bei der Versorgung mit Wärmeenergie und zur Nichteinhaltung der Qualitätsparameter des zugeführten Wärmemittels. Beispielsweise sind die Wärme-/Wasserverluste und die Anzahl technischer Ausfälle im Vergleich zu ähnlichen Systemen aus anderen europäischen Ländern hoch. Insgesamt belief sich in 2019 der Wert der notwendigen Investitions- und Reparaturarbeiten der thermischen Energieversorgungssysteme auf ~28.336.173 EUR, von denen wurden aber nur ~15.400.094 EUR tatsächlich genutzt. 2019 gab es eine installierte Gesamtwärmekapazität von 7.737,22 MW, von denen 4.058,02 MW die KWK- Produktionskapazität und 3.679,20 MW separate Wärmeproduktionskapazität darstellen.12 Insgesamt gibt es in Rumänien 1.156.202 Verbraucher des Zentralheizungs- und Warmwassersystems, von denen 13.520 Unternehmen, 2.361 öffentliche Einrichtungen und 1.140.321 Haushaltsverbraucher sind.13 11 Unter moralischem Verschleiß versteht man, dass Produktionsmittel wegen wesentlich besserer Modelle und nicht aufgrund von Abnutzung ausgewechselt werden (http://www.wirtschaftslexikon.co/d/verschleiss-moralischer/verschleiss-moralischer.htm). 12 https://www.economica.net/starea-jalnica-a-termoficarii-repara-ii-i-investi-ii-pu-ine-pierderi-masive-debran-ari-in-cre-tere-raport-anre_187721.html 13 https://energy-center.ro/actualitate-news/radet-a-realizat-jumatate-din-investitiile-planificate-in-2019/ 17
R UM ÄN I EN - EN ER GI EI NF R AST RU KTUR IN ST ÄD T EN 2021 Durch die staatliche Notstandsverordnung Nr. 53/2019 genehmigte die rumänische Regierung das mehrjährige Investitionsfinanzierungsprogramm für die Modernisierung, Sanierung oder Einrichtung von Zentralheizungssystemen. Die Begünstigten des Fernwärmeprogramms sind die administrativ-territorialen Einheiten. Dieses Programm unterstützt finanziell die dringende Notwendigkeit in Zentralheizungssysteme zu investieren, um effiziente und funktionsfähige Wärmeversorgungssysteme des Ortes zu implementieren und das Potenzial einer hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung zu verwerten und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu fördern mit dem Ziel der Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Bisher wurden 35 Genehmigungen für Projekte erteilt, welche von Tulcea, Vatra Dornei, Brasov, Sibiu, Giurgiu, Arad, Oradea, Brad und Motru eingereicht wurden. Diese entsprechen einem Gesamtinvestitionswert von 194.200.176 RON (~39.881.746 EUR), einer geschätzten Gesamtenergieeinsparung von 6.046,08 toe/Jahr und einer geschätzten Gesamtreduzierung der Treibhausgasemissionen von 15.269,83 t CO2/Jahr. Es gibt 7 weitere Projekte in verschiedenen Analysephasen.14 Für das Investitionsprogramm „Fernwärme 2006-2020 Wärme und Komfort“ wurden 67.500.000 RON (etwa 14 Mio. EUR) vom Staatshaushalt zur Verfügung gestellt. Zahlreiche Investitionen in 15 Kreisen sollten mit diesen Geldern kofinanziert werden. Diese betreffen die Modernisierung und Sanierung der Kraftwärmeanlagen wie z.B. in den Kreisen Galaţi, Gorj und Tulcea. Für Oradea stand die höchste Finanzierung zur Verfügung und zwar 16.966.758 RON (~3.483.862 EUR), womit das ganze Fernwärmesystem saniert werden sollte. In Arad, Arges, Suceava, Vâlcea und Vrancea sollten die Transportnetze erweitert bzw. modernisiert werden.15 Mehrere Großstädte entwickeln lokale Entwicklungsstrategien für eine „intelligente Stadt“, darunter Projekte zur Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik-Solarmodulen, Fernwärme und Warmwasser mit Hilfe von Sonnenenergie, Wärmepumpen, Geothermie oder Biomasse. Beispiele von Projekten, welche die Implementierung von KWK-Anlagen oder die Sanierung bestehender Anlagen vorsehen: - Implementierung eines Blockheizkraftwerks innerhalb des CTE Grozăvești – Bau eines neuen hocheffizienten KWK-Kraftwerks (Gas-Dampf-Kombikraftwerktechnologie) mit Gasbetrieb; - Implementierung eines KWK-Blockheizkraftwerks im CTE Bukarest Süd – Bau eines neuen hocheffizienten KWK-Kraftwerks (kombinierter Gas-Dampf-Kreislauf) – Leistung von ca. 200 MWel und ca. 200 MWth; - Implementierung einer neuen Energieerzeugungskapazität im hocheffizienten KWK-Betrieb mit Erdgas – CTE Progresu; - Sanierung von CTE Bukarest West, um die Lebensdauer zu verlängern/Implementierung einer neuen Einheit in einem kombinierten Kreislauf von ca. 186 MWe und ca. 170 Gcal/h; - Bau eines KWK-Gaskraftwerks - CET Govora; - Bau eines neuen KWK-Kraftwerks in Midia (ca. 70 MW). Andere geplante Projekte: - Ende 2019 hat Oradea ein europäisches Projekt in Höhe von rund 28 Mio. EUR für die Sanierung des Fernwärmesystems der Stadt erworben. Das Projekt wird im Rahmen des Programms für große Infrastruktur 2014-2020 (POIM) finanziert und stellt die Fortsetzung von zwei früheren Projekten dar. Die Begünstigten des Projekts sind 66.409 Haushalte und 1.981 Nichthaushaltskonsumenten, davon 1.799 Handelsunternehmen und 182 öffentliche Einrichtungen in Oradea. Durch dieses Projekt werden über 23 km primäre Fernwärmenetze, 1,3 km primäre Fernwärmenetze, die das sekundäre Netz ersetzen sollen, sowie 1,1 km sekundäre Fernwärmenetze saniert. Das Projekt umfasst auch die Sanierung von 42 Thermopunkten und die Installation von 39 Mini- Thermopunkten.16 - Stimulierung von Energiesymbiosen zwischen zentralen thermischen Energieversorgungssystemen und der nahegelegenen Industrie. In der Stadt Cluj-Napoca wird durch ein Pilotprojekt Horizont 2020 - SPIRE-Achse (Kreislaufwirtschaft) die Restwärme (die jetzt verloren geht) aus einer örtlichen Fabrik (welche Fliesen herstellt) 14 https://www.anre.ro/ro/presa/comunicate/comunicat-25-05-2020-privind-programul-de-termoficare 15 Gesetzesportal Lege5, https://lege5.ro/Gratuit/gezdinzvha2a/sume-alocate-pentru-cofinantarea-lucrarilor-de-investitii-in-vederea-reabilitarii- sistemelor-centralizate-de-alimentare-cu-energie-termica-a-localitatilor-conform-programului-termoficare-2006-2020-cal?dp=geydenzygmzdoni 16 https://www.zf.ro/zf-transilvania/proiect-european-de-28-mil-euro-pentru-reabilitarea-sistemului-de-termoficare-din-oradea-18623640 18
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