Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW

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Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
effizient mobil.
Das Aktionsprogramm für
Mobilitätsmanagement.
Programmdokumentation 2008 – 2010.
Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister                              Stephan Kohler, Vorsitzender der
    für Umwelt, Naturschutz und                                      ­Geschäftsführung, Deutsche
    Reaktor­sicherheit (BMU)                                          Energie-Agentur GmbH (dena)

    Grußwort                                                         Vorwort
    BMU.                                                             dena.
    Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche wie auch welt-      Bei der Steigerung der Energieeffizienz kommt es nicht
    weite Aufgabe. Mit der Klimaschutzinitiative des Bundesum-       auf Verzicht oder Einschränkung an. Ziel ist vielmehr, Be-
    weltministeriums sollen vorhandene Potenziale zur Emissi-        dürfnisse mit geringerem Energieaufwand zu befriedigen.
    onsminderung kostengünstig erschlossen und innovative            Mobilitätsmanagement ist hierfür ein Paradebeispiel: Den
    Modellprojekte für den Klimaschutz vorangebracht werden.         wenigsten Autofahrern geht es darum, im Auto zu sitzen. Sie
    Damit wird der Weg zum ehrgeizigen nationalen Klimaschutz-       wollen zuverlässig, komfortabel und bezahlbar von A nach
    ziel bereitet: 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis     B gelangen. Mobilitätsmanagement ist effektiv, wenn und
    zum Jahr 2020 und mindestens 80 Prozent weniger bis 2050 –       weil es diese Bedürfnisse ernst nimmt und dafür sorgt, dass
    jeweils gegenüber dem Jahr 1990.                                 das auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad,
                                                                     in Fahrgemeinschaften und zu Fuß möglich ist – also mit
    Dabei stellt der Verkehrssektor eine besondere Herausfor-        geringerem Energieaufwand.
    derung dar, denn die Verkehrszunahme ist einer der großen
    Treiber der Klimaerwärmung und somit eines der zentralen         Betriebe und Kommunen, die Mobilitätsmanagement durch-
    Umweltprobleme. Schon heute stammen knapp 20 ­Prozent            führen, leisten damit nicht nur einen Beitrag zur Energie-
    der Treibhausgasemissionen in Deutschland aus dem Ver-           einsparung und zum Klimaschutz. Sie können auch eigene
    kehrssektor. Für den größten Teil dieser Emissionen ist der      Belastungen durch den Pkw-Verkehr senken. Betriebe können
    Straßenverkehr verantwortlich.                                   etwa kosten- und flächenintensiven Parkraum reduzieren
                                                                     und werthaltiger nutzen oder die Mitarbeitergesundheit
    Damit der Verkehr auf lange Sicht zu Umwelt- und Klimaschutz     fördern. Kommunen können ihre Verkehrsinfrastruktur
    beiträgt, ist es erforderlich, verkehrsträgerübergreifend eine   entlasten, die Verkehrssicherheit oder die Umsätze in den
    Mobilität mit weniger verkehrsbedingten CO2-Emissionen           öffentlichen Verkehrsmitteln steigern.
    zu ermöglichen. Hier setzt das Aktionsprogramm Mobilitäts-
    management an und bietet ein gutes Beispiel dafür, wie sich      In diesem Sinne bedanken wir uns bei unseren Partnern, den
    Klimaschutz auch wirtschaftlich nachhaltig realisieren lässt.    regionalen Koordinatoren sowie den engagierten Beratern,
    Sofern Kosten transparent sind – beim Pkw-Verkehr beispiels-     die das Aktionsprogramm vor Ort getragen und umgesetzt
    weise für Parkraum oder für den Erhalt von Infrastruktur –,      haben. Gemeinsam ist es uns mit effizient mobil gelungen,
    kann die Orientierung an ökonomischem Nutzen sogar ein           die konkreten Möglichkeiten von Mobilitätsmanagement
    wirksamer Hebel zur Durchsetzung von Klimaschutzmaß-             aufzuzeigen und in zahlreichen Betrieben und Kommunen
    nahmen sein. Mobilitätsmanagement nutzt diesen Hebel auf         beeindruckende Projekte anzustoßen. So ist die vorliegende
    sehr innovative Art und Weise und setzt ihn zielgenau auf der    Dokumentation der Ergebnisse zugleich eine Sammlung
    lokalen Ebene ein.                                               möglicher Mobilitätsmanagement-Maßnahmen, die zur
                                                                     Umsetzung eigener Projekte anregen soll.
    Mit dem Aktionsprogramm ist es gelungen, den Kreis derjeni-
    gen, die Mobilitätsmanagement in ihrem Betrieb oder ihrer        Für die dena wird Mobilitätsmanagement auch in Zukunft
    Kommune nutzen, deutlich zu erweitern. Gerade in finan-          ein zentraler Baustein zur Steigerung der Energieeffizienz im
    ziell angespannten Zeiten sind die effektiven, aber wenig        Verkehrssektor sein.
    kostenintensiven Maßnahmen des Mobilitätsmanagements
    notwendig und Erfolg versprechend. Ich wünsche mir daher,
    dass es gelingt, diesen innovativen Ansatz in Deutschland fest   Eine anregende Lektüre wünscht
    zu etablieren.

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Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
Inhalt.

Grußwort BMU.                                                               2
Vorwort dena.                                                               2

Das Aktionsprogramm effizient mobil.                                        5
Ziele und Bausteine von effizient mobil.                                    6
Harte Fakten über weiche Maßnahmen: Die Evaluation des Aktionsprogramms.    8
Ausgewählte Ergebnisse aus der Wirkungsabschätzung.                        11
Ausgewählte Ergebnisse der Prozessevaluation.                              12

Mobilitätsmanagement gewinnt.                                              15
Wettbewerb: Best Practice im Mobilitätsmanagement 2009.                    16
Wettbewerb: Innovative Konzepte im Mobilitätsmanagement 2010.              20

Gut beraten mit Mobilitätsmanagement.                                      27
Erstberatungen für Betriebe und Kommunen.                                  29

effizient mobil bietet Unterstützung.                                      83
Materialien und Hilfestellungen.                                           85
Tools zur Wirkungsabschätzung.                                             85
Ansprechpartner im bundesweiten Netzwerk.                                  86
Abkürzungsverzeichnis.                                                     86

Impressum.                                                                 87

                                                                                3
Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
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Das Aktionsprogramm
effizient mobil.

Warum Mobilitätsmanagement?
                                                               Was ist Mobilitätsmanagement?
Wenn es um die Steigerung von Energieeffizienz und die
Senkung von CO2-Emissionen im Verkehrssektor geht, steht       Mobilitätsmanagement ist ein Instrument zur Reduzierung
bislang zumeist die technische Optimierung von Kraftstoffen    von Pkw-Verkehr. Im Vordergrund steht die Verlagerung auf
und Antrieben im Vordergrund politischer Strategien. Bis-      öffentliche und auf nicht motorisierte Verkehrsmittel (den
herige Versuche, Verkehr vom Pkw auf effizientere Verkehrs-    „Umweltverbund“). Aber auch eine Verkehrsvermeidung (zum
träger (öffentliche Verkehrsmittel und nicht motorisierte      Beispiel durch Telearbeit) oder eine Auslastungssteigerung
Verkehrsmittel) zu verlagern oder sogar ganz zu vermeiden,     von Pkw (etwa durch Fahrgemeinschaften) sind möglich.
waren hingegen bislang wenig vielversprechend. Mit Mobi-
litätsmanagement steht nun allerdings ein Instrument zur       Durchgeführt wird Mobilitätsmanagement von lokalen Ak-
Verfügung, mit dem entsprechende Verhaltensänderungen          teuren, die Verkehrsteilnehmer vor Ort zur Änderung ihres
der Verkehrsteilnehmer so effektiv wie kostengünstig zu        Verkehrsverhaltens motivieren: beispielsweise Betriebe ihre
erreichen sind. Erfolgsfaktoren sind dabei der lokale Fokus    Beschäftigten oder Schulen ihre Schüler und deren Eltern.
von Mobilitätsmanagement – die Durchführung liegt stets        Zum Einsatz kommen dabei „weiche“ Maßnahmen aus den
bei Akteuren wie Betrieben oder Kommunen vor Ort – und         Bereichen Kommunikation, Koordination und Service. Alter-
die strikte Orientierung an den Mobilitätsbedürfnissen der     nativen zum Pkw werden gezielt attraktiver gemacht; um-
Zielgruppe: Effiziente Mobilität wird attraktiver.             gekehrt können auch Anreize zur Nutzung des Pkw abge-
                                                               baut werden.
Dabei kann Mobilitätsmanagement nicht nur einen wich-
tigen Beitrag zu Klimaschutz und Energieeffizienz leisten.     Kommunen können mit Mobilitätsmanagement ebenfalls
Für viele Betriebe und Kommunen führt ein hohes Pkw-           konkrete Zielgruppen adressieren – zum Beispiel Neubürger,
Verkehrsaufkommen von Beschäftigten und Bürgern längst         die bei der Neuorganisation ihrer Wege besonders offen für
zu erheblichen Belastungen. Für sie bietet Mobilitätsmanage-   Beratungen sind. Sie können aber auch andere ortsansässige
ment daher konkrete ökonomische Vorteile bei verhältnis-       Akteure wie Betriebe oder Schulen dazu motivieren, ihrerseits
mäßig geringem Aufwand. Betriebe können unter anderem          Mobilitätsmanagement durchzuführen. Auf kommunaler
Park­raum reduzieren und die Flächen werthaltiger nutzen,      Ebene besonders nachhaltig ist eine Verankerung von Mobili-
die Gesundheit der Beschäftigten steigern und die Erreich-     tätsmanagement in Planungs- und Entscheidungsstrukturen.
barkeit für Kunden und Besucher verbessern. Kommunen
können von einer Entlastung der Verkehrsinfrastruktur,
verbesserter Luftreinhaltung sowie Lärmminderung profitie-
ren. Dennoch wurde Mobilitätsmanagement in Deutschland
bisher erst sehr vereinzelt genutzt.

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hat daher Mitte
2008 unter dem Titel effizient mobil ein Aktionsprogramm
zur bundesweiten Etablierung dieses Ansatzes gestartet. Das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit (BMU) hat das Projekt im Rahmen der Nationalen
Klimaschutzinitiative gefördert. Unterstützt und begleitet
wurde effizient mobil vom Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und vom ACE Auto Club
Europa e. V.

                                                                                                                               5
Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
Ziele und Bausteine von
    effizient mobil.

    Das Aktionsprogramm zielt darauf ab, Mobilitätsmanage-        Auf Basis dieser Istanalyse haben die Berater Lösungen
    ment bekannter zu machen, konkrete Pilotprojekte zu           für die konkrete Problemlage erarbeitet und schließlich in
    initiieren und im Rahmen dieser Projekte auch Daten zur       einem Mobilitätsmanagement-Grobkonzept dokumentiert.
    Wirksamkeit von Mobilitätsmanagement zu gewinnen.             Hierbei wurden soweit möglich auch Wirkungspotenziale
    Hierzu wurden sieben Bausteine aufeinander abgestimmt         ermittelt. Viele der 100 Beratungs­empfänger haben bereits
    und umgesetzt (s. Abb. 1).                                    mit der Umsetzung dieser Konzepte begonnen.

    Da Mobilitätsmanagement immer von Akteuren vor Ort            Ein entscheidender Fortschritt des Aktionsprogramms liegt
    umgesetzt wird und da es auch auf eine Koordination           in der erstmaligen Erhebung belastbarer und vergleich-
    dieser Akteure ankommt, wurden zunächst entsprechende         barer Daten zur Wirkung von Mobilitätsmanagement in
    Netzwerke auf lokaler bzw. regionaler Ebene aufgebaut. In     verschiedenen Situationen, an verschiedenen Standorten
    15 Regionen haben die Projektverantwortlichen erfahrene       und für verschiedene Zielgruppen. Für eine weitere Ver-
    Mobilitätsmanagement-Experten als regionale Koordina-         breitung des Mobilitätsmanagements sind diese Daten von
    toren eingesetzt (s. Abb. 2). Diese haben Veranstaltungen     zentraler Bedeutung.
    zum Thema durchgeführt und lokale Akteure gezielt über
    Möglichkeiten bzw. Potenziale des Mobilitätsmanagements       Im Ergebnis hat das Aktionsprogramm die Etablierung
    informiert und bei der Umsetzung eigener Projekte unter-      von Mobilitätsmanagement in Deutschland entscheidend
    stützt. Der ACE hat diesen Netzwerkaufbau flankiert und       vorangebracht.
    als gewerkschaftsnaher Verkehrsclub Beratungsangebote
    speziell für Mitarbeitervertretungen erarbeitet.

    100 besonders geeignete und interessierte Betriebe und Kom-
    munen haben im Rahmen des Programms eine kostenlose
    Mobilitätsmanagement-Erstberatung erhalten. Im Rahmen                              VI               I
    dieser etwa einjährigen Beratungen haben qualifizierte                           Master­       Regionali­
                                                                                      plan          sierung
    Berater fundierte und individuelle Konzepte für Mobili-
    tätsmanagement erarbeitet und abgestimmt. Der Ablauf
    wurde dabei weitgehend standardisiert: Zunächst wurde
                                                                              V               VII                   II
    die Ausgangslage am Standort analysiert. Hierfür haben zwei
                                                                          Kommuni­        Programm­             Erstbera-
    unabhängige Forschungsinstitute – das ILS – Institut für                kation       management              tungen
    Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund
    und das Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr an der
                                                                                      IV
    RWTH Aachen (ISB) – im Auftrag der dena neue Erhebungs-                                            III
                                                                                  überregio-
    und Analyseverfahren und -tools entwickelt.                                   nales Netz-        Wett­
                                                                                     werk           bewerbe

                                                                     Abbildung 1: Die Bausteine des Aktionsprogramms.

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Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
Das Aktionsprogramm effizient mobil.

Abbildung 2: Die 15 Regionen.

                                               Region
                                               Bremen

                                                                                       Berlin/
                                                           Hannover/                   Brandenburg
                                                           Braunschweig

                          Ruhrgebiet

                                               Nordhessen
                                                                           Halle/
                                                                           Leipzig
               Region                                                                       Region
               Aachen           Köln/                                                       Dresden
                                Bonn

                                                Rhein/
                     Region                     Main
                     Trier

                                      Rhein/
                                      Neckar

                                               Region
                                               Stuttgart
                           Region
                           Freiburg                                  Region
                                                                     München

                                                                                                                            7
Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
Harte Fakten über weiche Maßnahmen:
    Die Evaluation des Aktionsprogramms.

    Mobilitätsmanagement ist effektiv. Um dem Instrument
    zum Durchbruch zu verhelfen, bedarf es allerdings belast-
    barer und vergleichbarer Zahlen. Ein wichtiges Ziel des
    Aktionspro­gramms war es daher, die Wirkungen sorgfältig
    zu ­evaluieren. Zum einen galt es, die Ergebnisse möglichst
    vieler der 100 Mobilitätsmanagement-Beratungen quantita-
    tiv zu analysieren: Welche Potenziale zur Verkehrsverlage-
    rung und zur CO2-Reduktion bergen die konzipierten Maß-
    nahmen? ­Realistische Angaben hierzu sind schließlich auch
    entscheidend für die Bereitschaft der beratenen Betriebe
    und Kommunen zur Umsetzung der Konzepte. Da Mobilitäts-
    management wie das gesamte Aktionsprogramm wesentlich
    auf Kommunikation, Koordination und Vernetzung rele-
    vanter Akteure basiert, galt es zum anderen, die Qualität der
    entsprechenden Prozesse zu untersuchen: Welche Schritte
    wurden zur An­sprache von Multiplikatoren und möglichen
    Anwendern von Mobilitätsmanagement unternommen und
    wie hat ihre Aktivierung funktioniert?

    Um diese Fragen zu beantworten, haben die Institute ILS
    und ISB eine Wirkungsabschätzung sowie eine Prozess­
    evaluation durchgeführt. Die Prozessevaluation wurde
    ­unterstützt vom Büro für Evaluation, Forschung und
     ­Planung, Dr. Iris Mühlenbruch.                                 Abbildung 3: Die Tools zur Wirkungsabschätzung (Standort-
                                                                     steckbrief, Mitarbeiterfragebogen, Wohnstandortanalyse).
    Für die quantitative Wirkungsabschätzung wurde ein
    zweistufiges Verfahren entwickelt:

    Im ersten Schritt wird ermittelt, für wie viele Pkw-Fahrer die
    Alternativen ÖV, Fahrrad und Fahrgemeinschaften theore-
    tisch in Frage kommen. Hier kommt es auf zahlreiche Fak-
    toren wie die Entfernung von der Wohnung zum Betrieb, die
    Verfügbarkeit eines Fahrrads oder die Qualität der ÖV-An-
    bindung, aber auch auf die grundsätzliche Bereitschaft zum
    Umstieg an. Zur Erhebung dieser Daten haben die Institute
    standardisierte Tools zur Standortanalyse, zur Mitarbeiterbe-
    fragung und zur Wohnstandortanalyse erarbeitet (s. Abb. 3).
    Diese Tools stehen Interessenten zur kostenfreien Nutzung
    zur Verfügung (s. S. 85).

8
Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
Im zweiten Schritt wird abgeschätzt, zu welchem Grad sich       Gegenstand der Prozessevaluation wiederum waren die Pro-
diese theoretischen Potenziale mit dem vorgeschlagenen          zesse auf Ebene der regionalen Koordination und auf Ebene
Mobilitätsmanagement auch ausschöpfen lassen. Nur mit           der einzelnen Beratungsfälle. Ziel war es, die entsprechenden
zielgenauen Maßnahmen lassen sich die potenziellen Um-          Aktivitäten im Aktionsprogramm sowie die Entwicklung der
steiger auch tatsächlich aktivieren. Aus diesen realistischen   regionalen Netzwerke und die Verankerung des Themas vor
Verlagerungspotenzialen lässt sich dann auch die Klima­         Ort zu analysieren und zu dokumentieren. Darauf aufbauend
wirkung ableiten.                                               galt es, Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für eine erfolgreiche
                                                                Etablierung, Förderung und Verbreitung von Mobilitäts-
Dieses zweistufige Verfahren kam auch im Rahmen der             management abzuleiten und Hinweise für die Überführung
Erstberatungen zum Einsatz. Die Berater haben die Daten         in dauerhafte Strukturen zu erarbeiten.
erhoben, die beiden Institute die unabhängige Auswertung
übernommen. Die quantitative Wirkungsabschätzung                Bei der Prozessevaluation wurde ein Mix aus qualitativen und
wurde dabei zunächst nur auf die betrieblichen Mobilitäts-      quantitativen Erhebungsmethoden eingesetzt. Auf Ebene der
management-Konzepte angewendet. Denn viele der eher             15 regionalen Netzwerke wurden mithilfe von Interviews und
strategischen Maßnahmen des kommunalen Mobilitätsma-            Befragungen die Erfahrungen der Regionalkoordinatoren
nagements beeinflussen das Verkehrsverhalten der Bürger         hinsichtlich der Verbreitung und Verankerung des Ansatzes
zwar sehr nachhaltig, aber indirekt und sind daher sehr         analysiert. Auf Ebene der 100 Beratungen lag ein Schwerpunkt
schwer messbar.                                                 der Analyse auf der Zusammenarbeit von Beratern und Be-
                                                                ratungsempfängern sowie auf deren Handlungsbedarf und
                                                                Umsetzungsbereitschaft.

                                                                                                                                9
Effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement - Programmdokumentation 2008-2010 - Zukunftsnetz Mobilität NRW
10
Das Aktionsprogramm effizient mobil.

Ausgewählte Ergebnisse der
Wirkungsabschätzung.

Im Rahmen der 100 Erstberatungen wurden für 85 Betriebe
Konzepte für ein betriebliches Mobilitätsmanagement ent-            Abbildung 4: Pkw-Verlagerungspotenziale im Rahmen
wickelt. Dabei sind diese sehr unterschiedlich. So variiert         des Aktionsprogramms.
ihre Beschäftigtenzahl zwischen 36 und 13.295 Mitarbeitern,
wobei lediglich an 6 Prozent der Standorte weniger als 100              53.287
                                                                       Personen
und an über 30 Prozent der Standorte über 1.000 Beschäftigte                               38.252
                                                                         100 %
tätig sind. Über 40 Prozent der Standorte sind öffentliche                                Personen
Einrichtungen, und ein Viertel ist dem Dienstleistungssektor                              33 %
                                                                                                               10.130
zuzuordnen. Der überwiegende Teil der Standorte befindet                                        13 %          Personen
sich in innerstädtischen Bereichen, die gut mit öffentlichen                              6%
                                                                                             19 %                  11 %
                                                                                                              3% 6%
Verkehrsmitteln erreichbar sind und in denen Parkraum                 Pkw-Nutzer       Theoretisches Verlagerungspotenzial durch
knapp und /oder bewirtschaftet ist.                                                      Potenzial     Mobilitätsmanagement

                                                                      Pkw-Nutzer        ÖV-Potenzial         ÖV-Zusatz-Potenzial
Insgesamt konnten in diesen 85 Betrieben über 53.000 Perso-           NMIV-Potenzial    Fahrgem.-Potenzial
nen identifiziert werden, die für ihren Arbeitsweg täglich den
Pkw nutzen (s. Abb. 4). Davon können 38.000 Personen (71 Pro-
zent) aufgrund ihrer persönlichen Rahmenbedingungen               management-Maßnahmen ab. Je besser die Qualität des
grundsätzlich den Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖV) oder Fahr-         Betriebsstandorts für den ÖV und je restriktiver die Park-
gemeinschaften nutzen, da sie beispielsweise nah genug beim       situation ist, desto mehr potenzielle ÖV-Nutzer können
Betrieb wohnen, um das Fahrrad zu nutzen, oder über eine          tatsächliche ÖV-Nutzer werden. Insgesamt könnten durch
ausreichende ÖV-Anbindung verfügen. Der Großteil von ihnen        die in den Konzepten vorgeschlagenen Maßnahmen an den
(33 Prozent der Pkw-Nutzer) könnte theoretisch den ÖV nutzen.     analysierten Standorten über 10.000 Pkw-Nutzer zum Um-
Für weitere 13 Prozent käme der ÖV in Frage, wenn es Ver-         stieg bewegt werden. Im Schnitt wäre dies eine Reduktion
besserungen im Angebot und kürzere Reisezeiten gibt.              von 120 Pkw-Fahrern je Standort.
6 Prozent der Pkw-Nutzer wohnen in einer Entfernung von
unter fünf Kilometern zum Betriebsstandort und haben keine        Der Anteil der Pkw-Fahrer könnte bei vollständiger Umset-
sonstigen Gründe, die dem Radfahren oder zu Z   ­ ufußgehen       zung des Mobilitätsmanagements von derzeit durchschnitt-
(NMIV-Potenzial) im Wege stehen. Im ländlichen Bereich            lich 53 Prozent um zehn Prozentpunkte gesenkt werden.
können aufgrund mangelnden Angebots und schlechter                Dabei kann umso mehr CO2 pro Beschäftigtem eingespart
Erreichbarkeit deutlich weniger Pkw-Fahrer mit den öffent-        werden, je höher der Anteil der Pkw-Fahrer vor der Maßnah-
lichen Verkehrsmitteln fahren, sie könnten jedoch Fahrge-         menumsetzung ist.
meinschaften bilden (19 Prozent).
                                                                  Die absoluten Reduktionspotenziale liegen pro untersuchtem
Wie viel dieses theoretischen Potenzials tatsächlich              Standort im Durchschnitt bei 1,4 Millionen Pkw-Kilometern
­verlagert wird, d. h. wie viele dieser potenziellen Nutzer auf   und 248 Tonnen CO2 jährlich. Für das gesamte Aktionspro-
 den Umweltverbund umsteigen oder Fahrgemeinschaften              gramm ergibt sich damit eine abgeschätzte Einsparung von
 bilden können, hängt von der Lage der Betriebe und dem           über 133 Millionen Pkw-Kilometern und 23.000 Tonnen CO2
 dort vorliegenden Verkehrsangebot sowie den Mobilitäts­          pro Jahr (s. Abb. 5).

                                              Reduktion Pkw-Verkehr p. a.              Reduktion CO2-Emmission p. a.

 ø pro Beschäftigtem                          1.073 km                                 0,19 t

 ø pro Standort                               1.401.546 km                             248 t

 insgesamt für das Aktionsprogramm            133.146.893 km                           23.567 t

   Abbildung 5: Wirkungspotenziale im Aktionsprogramm.

                                                                                                                                   11
Ausgewählte Ergebnisse der
     Prozessevaluation.

     Die Ansprache und Aktivierung von potenziellen Mobilitäts-
                                                                        Anzahl Teilnehmer je Gruppe
     management-Akteuren erfolgte im Aktionsprogramm vor
                                                                        (n=15, Anzahl Veranstaltungen=57)
     allem in den 15 Regionen. Die regionalen Koordinatoren
                                                                                                               144
     haben zu diesem Zweck bis Ende Juli 2010 insgesamt 57 Infor-                                             (10 %)                      Betriebe
                                                                           327
     mationsveranstaltungen durchgeführt. In diesem Rahmen                (22 %)
                                                                                                                                          Kommunen
     wurden knapp 1.500 Teilnehmer gezählt. Wie Abbildung 6                                                              322              Mobilitäts-
                                                                                                                        (22 %)            dienstleister
     zeigt, wurden alle relevanten Zielgruppen des Programms –
                                                                                                                                          Sonstige
     Betriebe, Kommunen und Mobilitätsdienstleister – erreicht.
                                                                                                                                          nicht
                                                                                                                                          differenziert
     Nach Angaben der regionalen Koordinatoren konnten                     300                                         385
                                                                          (20 %)                                      (26 %)
     bisher mehr als 360 Multiplikatoren für die Mitwirkung
     am Aktionsprogramm gewonnen werden (s. Abb. 7). Unter              Abbildung 6: Teilnehmer der regionalen
     Multiplikatoren wurden alle Institutionen gefasst, die bei der     Informationsveranstaltungen.
     Ansprache von potenziellen Beratungsempfängern und bei
     der Verbreitung des Programms unterstützend tätig waren.
     Aus Sicht der regionalen Koordinatoren erwiesen sich insbe-        Anzahl Multiplikatoren im Programmverlauf
                                                                        (n=15, Anzahl Multplikatoren=364)
     sondere Stadtverwaltungen, Verkehrsunternehmen sowie
     Industrie- und Handelskammern als wichtige Unterstützer.                        Stadtverwaltung
     Im zeitlichen Verlauf des Projekts hat vor allem die Beteili-                            Vereine
                                                                                         Lokale Presse
     gung der Stadtverwaltung stark zugenommen.
                                                                                Verkehrsunternehmen
                                                                                                   IHK
     Eine weitere standardisierte Befragung hat sich an die                                Carsharing
     Empfänger der Erstberatungen gerichtet. Hier haben 87 von                        Gewerkschaften
     100 geantwortet. 82 Prozent von ihnen haben die Qualität           Weitere Mobilitätsdienstleister                        bis Juli 2009

     der Erstberatungen als insgesamt sehr gut und gut bewertet.                 Verbraucherzentrale                           bis Dezember 2009
                                                                                             Sonstige                          bis Juli 2010
     Dabei lag der Mittelwert mit 1,97 bei „gut“ (s. Abb. 8).
                                                                                                          0       20       40        60        80    100

     Gefragt nach der Umsetzungbereitschaft für die im Konzept          Abbildung 7: Gewonnene Multiplikatoren.
     vorgeschlagenen Maßnahmen konstatierten über 60 Prozent
     der antwortenden Beratungsempfänger eine sehr oder eher
     hohe Umsetzungsbereitschaft. In diesem Zusammenhang                Qualität der Beratung insgesamt
                                                                        (n=87)
     äußerten 71 Prozent – darunter alle Kommunen –, dass auch
                                                                                        3% 2%       1%                    Mittelwert: 1,97
     bei der Umsetzung Bedarf an weiterer Beratung bestehe.                  12 %                       31 %              ( 1=sehr gut, 2 =gut etc.)

                                                                                                                               sehr gut
                                                                        82 %
     Die Berater wiederum wurden unter anderem gebeten, vor
                                                                                                                               gut
     dem Hintergrund ihrer konkreten Beratungserfahrungen                                                                      befriedigend
     wichtige Themen für eine weitere Forcierung von Mobilitäts-                                                               ausreichend
     management ab 2011 zu benennen. Im Rahmen des betrieb-
                                                                                                                               ungenügend
     lichen Mobilitätsmanagements erachten sie die Mobilität von                                                               keine Angabe
                                                                                                               51 %
     Mitarbeitern nach wie vor als wichtigstes Arbeitsfeld, gefolgt
     vom Thema Dienstreisen. Beim kommunalen Mobilitätsma-              Abbildung 8: Beurteilung der Beratungen
     nagement hat die verwaltungsinterne Verankerung von                durch die Empfänger.
     Mobilitätsmanagement Priorität.

     Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass über das              in Deutschland gegeben werden konnten. Bei der Ver-
     Aktionsprogramm zahlreiche Akteure in guter Qualität             stetigung und der Umsetzung besteht laut einem großen
     mobilisiert, regionale Strukturen erfolgreich initiiert bzw.     Teil der Programmbeteiligten allerdings auch weiterhin
     gestärkt und neue Impulse für Mobilitäts­management              ­Unterstützungsbedarf.

12
13
14
Mobilitätsmanagement
gewinnt.

                       15
Wettbewerb:
     Best Practice im Mobilitätsmanagement 2009.
     Mobilitätsmanagement wurde bisher erst sehr vereinzelt in Deutschland umgesetzt. Im Rahmen des Wettbe-
     werbs „Best Practice im Mobilitätsmanagement 2009“ haben die dena, das Bundesumweltministerium und
     ­ihre Unterstützer Bundesverkehrsministerium und ACE Auto Club Europa sechs Vorreiter für betriebliches und
      für kommunales Mobilitätsmanagement ausgezeichnet. Die Prämierung fand am 23. Juni 2009 im Rahmen
      des dena-Kongresses „energie.effizient.mobil.“ in Berlin statt.

     Die Gewinner in der Kategorie
     betriebliches Mobilitätsmanagement:

     Universitätsklinikum                                                                                    1
     Freiburg.
     Weil die Parkräume knapp wurden und die Verkehrs-        fahrbörse erleichtert die Bildung von Fahrgemein-
     mittelwahl ökologisch sinnvoller werden sollte,          schaften. Eine Arbeitsgemeinschaft steuert die Vor-
     ent­schloss sich das Freiburger Klinikum zum Mobi-       haben und treibt ihre Weiterentwicklung voran. Die
     litätsmanagement. Im Mittelpunkt steht die Park­         Breite des Maßnahmenmixes inklusive umweltfreund-
     raumbewirtschaftung. 30 Prozent der Einnahmen flie-      licher Verkehrsmittel und Fußwege ist vorbildlich, das
     ßen in ein Anreizsystem zum Verzicht auf die Nutzung     Parkraumbewirtschaftungssystem innovativ – und das
     des Privatautos. Um den ÖV attraktiver zu machen,        gesamte Mobilitätsmanagement preiswürdig.
     wurde die Bahnstation „Klinikum“ ­errichtet. Eine Mit-

16
Best Practice im Mobilitätsmanagement 2009.

Lincoln                                                                                                    2
GmbH.
Über die Hälfte der 300 Mitarbeiter der Lincoln GmbH      Stadt Walldorf wurde eine überdachte Bushaltestelle
in Walldorf würde den öffentlichen Nahverkehr             vor dem Verwaltungsgebäude errichtet. Neue Mitar-
nutzen, wenn sie eine Ermäßigung erhielten. Durch         beiter erhalten eine Mobilitätsberatung. Mitfahrge-
­eine Betriebsvereinbarung in Zusammenarbeit von          legenheiten werden gefördert. Das schöne Ergebnis:
 Umweltmanagement, Personalverwaltung und Be-             Bereits 40 Prozent der Mitarbeiter nutzen heute das
 triebsrat wurde die Idee umgesetzt: Jeder Mitarbeiter    Jobticket. Ein absolut vorbildliches Projekt für ein mit-
 erhält das Recht auf ein Jobticket – das Unternehmen     telständisches Unternehmen.
 übernimmt die Kosten. In Zusammenarbeit mit der

Region                                                                                                     3
Hannover.
Alle drei Verwaltungsstandorte der Region H ­ annover     Info­stände informiert. Beim Projekt „Nachhaltige
mit rund 2.160 Mitarbeitern befinden sich in der In-      Mobilität 2007“ wurden Fahrradtouren, Aktionstage,
nen­stadt. Die Stadtbahn hält direkt vor der Tür. Seit    Fahrradversteigerungen, Schnupperangebote für
2001 gibt es ein Jobticket. Trotzdem nutzten viele Mit-   Jobtickets sowie Mitarbeiterbefragungen durchge-
arbeiter den Pkw, obwohl der Parkraum vor Ort be-         führt. Tatsächlich stiegen viele Mitarbeiter aufs Fahr-
grenzt war. Ein neues Mobilitätsmanagement-Kon-           rad um. Das Konzept kann als Blaupause für andere
zept sorgte für Verbesserung. Die Mitarbeiter w
                                              ­ urden     Verwaltungen dienen.
über Faltblätter, Intranet, Mitarbeiterzeitung und

                                                                                                                      17
Die Gewinner in der Kategorie
     kommunales Mobilitätsmanagement:

     Landeshauptstadt                                                                                     1
     München.
     Bereits bisher verfügte München über ein attraktives   marketingverfahren Erfolge erzielt werden. Es spricht
     Angebot nachhaltiger Mobilitätsdienstleistungen.       Leute systematisch persönlich und individuell im Rah-
     Sie waren nur noch nicht bekannt genug. Dieses De-     men eines Dialogs an. Am Ende gibt eine telefonische
     fizit beseitigt das Gesamkonzept Mobilitätsmanage-     Mobilitätsberatung den Ausschlag zum Erfolg. Das An-
     ment „München – Gscheid Mobil“. Neubürger, Kinder,     gebot einer Mobilitätsberatung für Unternehmen, ein
     Jugendliche, Senioren und Unternehmen wurden ge-       Mobilitätsportal im Internet und die neue Kampagne
     zielt angesprochen. Besonders bei Neubürgern konn-     „Radlhauptstadt München“ komplettieren das vielsei-
     ten mit einem professionellen Direkt- und Dialog-      tige, in seinem Umfang bislang einmalige Konzept.

18
Best Practice im Mobilitätsmanagement 2009.

Stadt                                                                                                 2
Dortmund.
Dortmund ist der bedeutendste Verkehrsknoten-            neue Gewerbegebiet Phoenix­West zeigt zudem, wie
punkt Westfalens. Schon 2004 wurde der „Masterplan       in Dortmund Investoren für alternative Verkehrsträ-
Mobilität“ verabschiedet, der das Mobilitätsmanage-      ger gewonnen werden. Durch das breite Maßnah­
ment fest in künftige Planungen integriert. Darin        menbündel wurde ein Anstieg des Fahrradverkehrs
enthalten sind Maßnahmen für die Beschäftigten der       und der Mitfahrgemeinschaften erreicht. Die Mobi­
Stadtverwaltungen, Berufskollegs und ­Grundschulen:      litätsberatung von Investoren und Firmen schon im
Ausbau der alternativen Verkehrsträger, Einführung       Planungsstadium ist vorbildhaft.
von Firmentickets, gezielte Verkehrserziehung. Das

Stadt                                                                                                 3
Brühl.
80 Prozent der 50.000 Einwohner Brühls wohnen we­        Wegenetzes, den Aufbau einer Radstation und durch
ni­­ger als zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt –   Bike & Ride-Anlagen gefördert. Senioren und Neubür-
gute Voraussetzungen, die Nahmobilität vernünftig        ger wurden gezielt beraten, wie sie den ÖV optimal
zu fördern. Im Mittelpunkt des Mobilitätsmanage-         nutzen. Die Stadtverwaltung mit ihren 650 Mitarbei-
ments standen daher der Auf- und Ausbau der Infra-       tern ging mit einem betrieblichen Mobilitätsmanage-
struktur für den öffentlichen Nahverkehr und der Um-     ment voran. Der breite Maßnahmenmix steigert die
stieg auf klimaschonende Verkehrsmittel. Vor allem       Lebensqualität in Brühl enorm.
der Fahrradverkehr wurde durch die Entwicklung des

                                                                                                                19
Wettbewerb:
     Innovative Konzepte im
     Mobilitätsmanagement 2010.
     Der Erfolg von Mobilitätsmanagement steht und fällt mit einem durchdachten Konzept, das gut auf den
     Standort und die Zielgruppe zugeschnitten ist. 2010 haben die dena, das Bundesumweltministerium und ihre
     Unterstützer Bundesverkehrsministerium und ACE Auto Club Europa daher insgesamt zehn besonders innova-
     tive Konzepte für betriebliches und für kommunales Mobilitätsmanagement prämiert. Die Auszeichnung fand
     am 10. Juni 2010 im Rahmen einer Abendveranstaltung in Berlin statt. Die Gewinner haben Investitionskosten-
     zuschüsse für die Umsetzung ihrer Mobilitätsmanagement-Konzepte zwischen 10.000 und 50.000 Euro erhalten.

     Die Gewinner in der Kategorie
     betriebliches Mobilitätsmanagement:

     SMA Solar                                                                                                  1
     Technology AG.
     Um das Mobilitätsverhalten ihrer mehr als 5.500 Mitar-       kehrs auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter abzustimmen.
     beiter positiv zu beeinflussen, will die SMA Solar Techno-   Eine zwölfköpfige Arbeitsgruppe soll den Betriebsrat
     logy AG in Niesetal bei Kassel ein umfangreiches Paket       einbeziehen und neue Mitarbeiter gezielt ansprechen,
     von Maßnahmen schnüren – von der Bereitstellung              um den Arbeitsweg optimal zu organisieren. Auch die
     mobiler Fahrradboxen mit überdachten Stellplätzen            Gemeinde Niestetal soll kontaktiert werden, um das
     über den Bau von Parkplätzen und Ladestationen für           Radwege­netz zu verbessern. Alles in allem ein rundum
     Elektrofahrzeuge bis zu Gesprächen mit den Verkehrs-         überzeugendes Gesamtkonzept mit vielen innovativen
     betrieben, um das Angebot des öffentlichen Nahver-           Ansätzen. Weitere Informationen dazu auf Seite 62.

20
Innovative Konzepte im Mobilitätsmangement 2010.

Universität                                                                                              2
Bremen.
Die Universität Bremen besitzt zwar bereits ein nach       Carsharing-Kooperationen, ein Express-Pendelbus,
EMAS validiertes Umweltmanagement, allerdings              ein Fahrradverleih, die Modernisierung der Fahrrad-
noch kein systematisches Mobilitätsmanagement.             abstellplätze, ein Mobilitätsportal im Intranet sowie
Auf dem Weg zur klimaneutralen Universität will sie        Infomaterial und Aktionstage zu den geplanten Maß-
nun auch bei der Mobilität für mehr Effizienz sorgen.      nahmen. Ausgezeichnet wurde ein verkehrsträger-
Direkt bei der Universitätsleitung angesiedelt, z­ ählen   übergreifendes Konzept mit bundesweiter Ausstrah-
ein Vermittlungssystem für Fahrgemeinschaften,             lung. Weitere Informationen dazu auf Seite 76.

Aachener                                                                                                 3
Krankenhäuser.
Vier Krankenhäuser haben sich zum gemeinsamen              ­ obilität, mehr Elektromobilität. Neben Mobilitäts-
                                                           M
Mobilitätsmanagement entschlossen, um die Fein­            tagen ­sollen Infosäulen Interesse für das Thema we-
staub- und Stickoxid-Werte in Aachen zu verbessern         cken. ­Elektrofahrräder (Pedelecs) und Elektrofahr-
und den Parkraumdruck zu senken: Alexianer Kran-           zeuge sowie die Bildung von Fahrgemeinschaften
kenhaus Aachen GmbH, Franziskus Kliniken gGmbH,            ergänzen das wegweisende Konzept. Mobilitätsma-
Luisenhospital Aachen, Katholische Stiftung Marien­        nagement im Verbund durchzuführen hat Vorbild-
hospital Aachen und die Rehaklinik „An der Rosen­          charakter und verdient es, ausgezeichnet zu werden.
quelle“. Ziel: mehr Information, mehr intelligente         Weitere Informationen dazu auf Seite 30.

                                                                                                                   21
Der Industriepark                                                                                        4
     Höchst.
     traffiQ und Infraserv Höchst entwickeln im Rahmen         ein Jobticket und eine Mobilitätskarte, mit der Nahver-
     des EU-Projekts ICMA ein Mobilitätskonzept für den        kehr, Fahrradausleihe, Carsharing und Taxifahrten ein-
     Industriepark Höchst, einen Industriestandort von         fach genutzt und abgerechnet werden. Begleitet wer-
     über vier Quadratkilometern mit mehr als 90 Unter­        den die Maßnahmen durch ­Informationskampagnen.
     nehmen und 22.000 Mitarbeitern. Ziel ist es, den Anteil   Das hohe Wirkungspotenzial und die sinnvolle Kom-
     des motorisierten Individualverkehrs substanziell zu      bination der ­Instrumente waren ausschlaggebend für
     senken. Bestandteile des Konzepts sind innovative         die Auszeichnung.
     Mobilitätsangebote wie z. B. ein Fahrradverleihsystem,

     FERROPOLIS,                                                                                              5
     Green Music Initiative und MELT!
     Für das Kulturzentrum FERROPOLIS zwischen                 Angebote für Bus- und Zugreisen geschaffen werden –
     Oranien­baum und Gräfenhainichen haben die drei           zum Beispiel Liegewagen, in denen die Besucher an-
     Unternehmen ein Konzept erarbeitet, das sich auf die      reisen und vor Ort übernachten können. Bei der Aus-
     Verlagerung des An- und Abreiseverkehrs des MELT!-        wahl von Fahrzeugen für den VIP-Shuttle sollen die
     Festivals mit ca. 20.000 Besuchern pro Jahr konzent­      CO2-Emissionen berücksichtigt werden. Das Konzept
     riert: Bis zu 20 Prozent der Besucher sollen zum Um-      ist innovativ bei der Wahl der Zielgruppe und kann
     stieg auf effiziente Verkehrsmittel motiviert werden.     als Vorbild für verkehrsintensive Großevents dienen.
     Dazu sollen Mitfahrbörsen eingerichtet sowie neue         Weitere Infor­mationen dazu auf Seite 40.

22
Innovative Konzepte im Mobilitätsmangement 2010.

Die Gewinner in der Kategorie
kommunales Mobilitätsmanagement:

Städtenetzwerk                                                                                         1
Ruhrgebiet.
Mit mehr als fünf Millionen Einwohnern auf über 4.000    damit Verwaltungen, Betriebe und Bürger motiviert
Quadratkilometern ist das Ruhrgebiet der größte          werden, sich an den verschiedenen Maßnahmen des
­Ballungsraum Deutschlands. In den Kommunalverwal-       Mobilitätsmanagements zu beteiligen. Bei Jobtickets
 tungen von Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg,         oder Carsharing-Angeboten können günstige Kondi-
 Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen arbeiten rund       tionen genutzt werden. Auch die Vergabe eines Preises
 30.000 Beschäftigte. 80 Prozent von ihnen könnten mit   für Mobilitätsmanagement steht auf der Agenda. Der
 dem Fahrrad fahren. Künftig soll ein Netzwerk Res-      innovative Ansatz, bei dem zahlreiche Synergien ge-
 sourcen, Investitionen und Kommunikation bündeln,       nutzt werden können, überzeugte – und gewann.

                                                                                                                 23
Landkreis                                                                                               2
     Vechta.
     Gerade im ländlichen Raum verstärken sich die Pro-        kehren und ÖV sowie die Stärkung von Fahrgemein-
     bleme des öffentlichen Nahverkehrs. Der Landkreis         schaften, Radverkehr und Bürgerbussen mit Hilfe ei-
     Vechta setzt daher auf ein integriertes „Neues Mobi-      ner Mobilitätszentrale. Optimierte Übergänge zum
     litätssystem“. Mit einem attraktiven öffentlichen Sys-    ÖV sollen geschaffen werden. Ein übergreifendes In-
     tem, das nicht nur den ÖV einbindet, soll die Mobilität   fosystem für Abfahrtszeiten und ein ÖV-Leitsystem er-
     aller Einwohner gewährleistet und eine neue Mobili-       gänzen das Konzept, das alle Akteure einbezieht. Der
     tätskultur etabliert werden. Wichtigstes Ziel ist die     Ansatz zeigt mustergültig, wie ländliche Regionen
     Integration von Individual-, Werks- und Sonderver-        Mobilitätsfragen angehen können.

     Gemeinden Fell                                                                                          3
     und Longuich.
     In Longuich und Fell, rund 13 Kilometer nördlich          mit besseren Busanbindungen, S­ chnupperangeboten
     von Tier, gibt es zwar viele Gaststätten, Hotels und      für Pedelecs und einer betriebsübergreifenden Koordi-
     Übernachtungsangebote, aber noch keine gute An-           nation von Fahrgemeinschaften erreicht werden – auch
     bindung an den öffentlichen Nahverkehr. Beide Ge-         zwischen Beschäftigten und Schülern. Mitfahrhalte­
     meinden haben nun ein gemeinsames Mobilitätsma-           stellen in beiden Orten ergänzen das wegweisende
     nagement-Konzept erstellt. Dabei soll der Verkehr         Konzept, bei dem auch ein überregionales Leihfahr-
     innerhalb der Gemeinden verlagert werden, aber            radsystem vorgesehen ist. Weitere Infor­mationen
     auch der Verkehr nach Schweich und Trier. Dies soll       ­dazu auf Seite 43.

24
Innovative Konzepte im Mobilitätsmangement 2010.

Stadt Weilheim in                                                                                      4
Oberbayern.
In Weilheim mit 21.500 Einwohnern haben weniger           tung, Schulen und Besucher optimiert – etwa durch
Autoverkehr, effiziente Nutzung der Infrastruktur,        ein Neubürgermarketing mit Telefondialog sowie
­Erreichbarkeit und Klimaschutz schon seit 2008 hohe      durch eine Kampagne zu alternativen Kraftstoffen
 Priorität. Unter der Marke „Mobil mit Gefühl“ soll das   und effizienten Antrieben. Die regionale Vernetzung
 Mobilitätsmanagement nun weiter entwickelt, besser       und der Erfahrungsaustausch mit der Metro­polregion
 vermarktet und der motorisierte Individualverkehr        München wird intensiviert. Preiswürdig war vor allem
 auf 40 Prozent reduziert werden. Dazu wird das Mobi-     der breite Maßnahmenmix. Weitere Infor­mationen
 litätsmanagement für Betriebe, k­ ommunale Verwal-       dazu auf Seite 69.

Auguste-Viktoria-Gymnasium und                                                                         5
Max-Planck-Gymnasium, Trier.
Auch in Trier bringen zu viele Eltern die Kinder mit      motiviert werden, koordinierte Fahrgemeinschaften
dem Auto zur Schule. Das gemeinsame Verkehrs-             zu bilden. Der Ausbau des Radverkehrsnetzes ist ge-
management der beiden innerstädtischen Trierer            plant. Der öffentliche Verkehr soll optimiert werden.
Gymnasien will den Fuß- und Fahrradverkehr für die        Weil neben Lehrern auch Schüler angesprochen wer-
Schüler aus dem Stadtgebiet intensivieren und Gefah-      den und die Idee der nachhaltigen Mobilität dadurch
renpunkte im Verkehr beseitigen. Eine Elternhalte-        auch neuen Generationen vermittelt wird, erhielt das
stelle soll helfen, die Zahl der „Elterntaxis“ zu redu-   Projekt eine Auszeichnung. Weitere Infor­mationen
zieren. Die 1.150 Schüler und 225 Beschäftigten sollen    dazu auf Seite 31.

                                                                                                                  25
26
Gut beraten mit
Mobilitätsmanagement.

                        27
28
Erstberatungen für Betriebe
und Kommunen.

Ein zentrales Ziel des Aktionsprogramms war es, konkrete        Den 100 beratenen Betrieben und Kommunen bieten die Kon­
Mobilitätsmanagement-Maßnahmen anzustoßen und auf               zepte eine erste Grundlage für die Umsetzung eigener Mobi-
diesem Weg Best-Practice-Projekte zu generieren. 100 interes-   litätsmanagement-Projekte. Einige haben noch während der
sierte und geeignete Unternehmen und Kommunen haben             Beratung mit der Realisierung erster Maßnahmen begonnen.
daher im Rahmen von effizient mobil eine für sie kostenfreie
Erstberatung zum Thema Mobilitätsmanagement erhalten.           Auf den folgenden Seiten werden die Konzepte mit ihren
Die Auswahl der Beratungsempfänger hat ein Steuerkreis ge-      zentralen Ansatzpunkten und Maßnahmen vorgestellt.
troffen, dem neben der dena das Bundesumweltministerium,        Die angegebenen Wirkungspotenziale sind bei einer
das Bundesverkehrsministerium und der ACE Auto Club Eu­         vollständigen Umsetzung der Konzepte zu erwarten. Bei
ropa angehörten. Durchgeführt wurden die Beratungen von         Betrieben mit mehreren Standorten wurde der Fokus der
erfahrenen Mobilitätsmanagement-Experten, die der Steu-         Untersuchung auf maximal drei exemplarische Standorte
erkreis auf Basis einheitlicher Kriterien ausgewählt hat und    gelegt. In diesen Fällen beziehen sich auch die dargestell-
die in einer Online-Datenbank unter www.effizient-­mobil.de     ten Wirkungspotenziale nur auf den entsprechenden Teil
gelistet sind. So war eine hohe Qualität, vor allem aber auch   der Belegschaft. Wahrscheinliche Multiplikatoreffekte, die
eine einheitliche Evaluation der Beratungen möglich.            durch eine Übertragung auf weitere Standorte oder auch auf
                                                                das private Verkehrsverhalten der Beschäftigten entstehen,
Die Beratungen sind einem einheitlichen Standard und            sind hierbei noch nicht berücksichtigt.
Aufbau gefolgt: Grundlage bildete zunächst eine Bestands-
aufnahme der Istsituation vor Ort. In den betrieblichen
Mobilitätsmanagement-Projekten wurden dabei die neu
entwickelten Erhebungsmethoden und -tools angewendet.

Auf dieser Basis haben die Berater – oft in enger Abstim-
mung mit den Unternehmen und Kommunen – besonders
geeignete Maßnahmen für den einzelnen Standort und die
jeweiligen Zielgruppen entwickelt und in einem Mobili-
tätsmanagement-Grobkonzept dokumentiert. Mithilfe der
Wirkungsabschätzung konnten für die betrieblichen Projekte
auch die Potenziale zur Verkehrsverlagerung und zur CO2-
Reduktion aufgezeigt werden.

                                                                                                                              29
Aachener Krankenhäuser
     Luisenhospital Aachen, Franziskus Kliniken gGmbH, Alexianer Krankenhaus Aachen GmbH,
     Katholische Stiftung Marienhospital Aachen und Rehaklinik „An der Rosenquelle“.

     Viele Patienten, Besucher und Beschäftigte, von denen viele        zeuge eingesetzt werden.
     im Schichtdienst oder in Teilzeit arbeiten: Krankenhäuser          Die Bildung von Fahrge-
     haben mit der Mobilität besondere Probleme. Nachts oder            meinschaften über Mobil-
     am Wochenende sind sie per ÖV oft nur schwer zu erreichen.         telefone wird vereinfacht –
     Die Folge: Die meisten fahren mit dem Auto. Zu Stoßzeiten ist      inklusive einer Moblitätsga-
     der Parkraumdruck groß. Das Alexianer Krankenhaus Aachen           rantie durch entsprechende
     GmbH, die Franziskus Kliniken gGmbH, das Luisenhospital            Sonderregelungen. Das
     ­Aachen, die Katholische Stiftung Marienhospital Aachen und        Mobilitätsmanagement-
      die Rehaklinik „An der Rosenquelle“ haben sich daher zu einem     Konzept der Aachener
      gemeinsamen Mobilitätsmanagement entschlossen. Dabei              Krankenhäuser belegte den
      erhielt jedes Haus eine eigene Beratung, aus der Maßnahmen        3. Platz für betriebliches Mobilitätsmanagement beim Wett-
      nach den spezifischen Anforderungen abgeleitet wurden.            bewerb „Innovative Konzepte im Mobilitätsmanagement“.

     Neben Mobilitätstagen in allen Häusern sollen Infosäulen in         Die wichtigsten Projektdaten.
     den Eingangsbereichen der Kliniken das Interesse wecken.
                                                                         Untersuchte Zielgruppe: 1.120 Beschäftigte
     Bei Krankenhäusern mit mehreren Standorten, wie dem
                                                                         Reduktionspotenzial Pkw-Verkehr: 310.734 km/a
     Alexianer Krankenhaus und der Stiftung Marienhospital,
                                                                         CO2-Reduktionspotenzial pro Beschäftigtem: 49 kg/a
     waren neben den allgemeinen Dienstwegen im Stadtgebiet
                                                                         CO2-Reduktionspotenzial am Standort: 55 t/a
     Lösungen für die Wege zwischen den Standorten gefragt.
                                                                         Untersuchte Standorte: Franziskus Kliniken gGmbH und
     Das Alexianer Krankenhaus baut entsprechend den Einsatz
                                                                         Katholische Stiftung Marienhospital Aachen
     von Fahrrädern aus. Darüber hinaus sollen für Dienstwege
                                                                         Konzeptentwicklung: Swantje-Angelika Küpper,
     Pedelecs geliehen werden können. Bei den Häusern, wo dies
                                                                         K+K Küpper
     sinnvoll ist, können im ambulanten Pflegedienst Elektrofahr-

     Agentur
     für Arbeit Trier.
     Mit dem Fahrrad zu fahren, ist für die meisten Trierer mach-       greifende Fahrgemeinschaften koordiniert und gefördert
     bar: Nur 30 Prozent der Bevölkerung wohnen in einem                werden. Die betriebsinterne Vermarktung von Jobtickets und
     Höhenstadtteil, der größte Teil im Tal. Zum Kern des Mobili-       die Anschaffung von Dienst-Pedelecs für innerstädtische
     tätsmanagements für den Standort Dasbachstraße der Agen-           Dienstfahrten gehören ebenfalls zum Maßnahmenpaket.
     tur für Arbeit in Trier gehört es daher, die 342 Mitarbeiter zu
     motivieren, das Rad für den Weg zur Arbeit zu nutzen. Neben        In Planung ist auch ein innerbetriebliches Mobilitätsportal zur
     einem Fahrradaktionstag mit Informations- und Service-             Organisation von Fahrgemeinschaften und falls notwendig
     angeboten sind eine Pedelec-Schnupperphase, eine gemein-           eine Heimfahrtgarantie.
     same Rabattregelung mit dem lokalen Fahrradhandel sowie
     Empfehlungen für Fahrradrouten geplant, bei denen die bes-
     ten Wege durch das Stadtgebiet und das Umland dargestellt
     werden. Ein digitales Anmeldesystem soll den bestehenden,
     aber kaum genutzten Dusch- und Umkleideraum attraktiver
                                         machen. Viele Mitarbeiter
                                         wussten nicht einmal, dass
                                         es eine solche Möglichkeit      Die wichtigsten Projektdaten.
                                         gibt. Um auch jene 50
                                                                         Untersuchte Zielgruppe: 685 Beschäftigte
                                         Prozent der Beschäftigten
                                                                         Reduktionspotenzial Pkw-Verkehr: 338.983 km/a
                                         in das Mobilitätsmanage-
                                                                         CO2-Reduktionspotenzial pro Beschäftigtem: 88 kg/a
                                         ment einzubeziehen, die
                                                                         CO2-Reduktionspotenzial am Standort: 60 t/a
                                         nicht in Trier, sondern im
                                                                         Konzeptentwicklung: Maik Scharnweber,
                                         ländlich geprägten Raum
                                                                         Büro für Mobilitätsberatung & Moderation
                                         leben, ­sollen betriebsüber-

30
Erstberatungen für Betriebe und Kommunen.

Alten- und Krankenpflegeverein
Köln Longerich e.V.
Bis zu sieben Hausbesuche absolvieren die pflegenden            Arbeitswege angeht, haben die Mitarbeiter Interesse an
Mitarbeiter des Alten- und Krankenpflegevereins Köln            Alternativen: 17 Prozent der Beschäftigten würden auf den
Longerich e. V. (AKV) während einer Schicht. 90 Prozent der     ÖV umsteigen.
Beschäftigten arbeiten in der Pflege. Für die betriebliche
Mobilität werden vor allem Dienstfahrzeuge genutzt. Weil        Werden die Maßnahmen des Konzepts konsequent umge-
die meisten Einsatzorte nicht mehr als einen Kilometer vom      setzt, führt das zu einer direkten Reduzierung der Auto-
Standort entfernt sind, werden schon jetzt einige Fahrten       fahrten – und das wiederum führt zu einer Reduzierung
mit dem Fahrrad erledigt. Ein Ausbau dieses Anteils ist         der Fahrzeugflotte. Wenn man zwei Reservefahrzeuge
eines der vorrangigen Ziele des Moblitätsmanagement-            berücksichtigt, kann der Bestand an Pkw von heute zwölf
Konzepts des AKV. Ein Workshop und eine Mitarbeiterbe-          auf sieben verringert werden. Um auch für schlechtes
fragung ergaben, dass hier Potenziale bestehen. Um die          Wetter gerüstet zu sein, können im Winter zwei Mietwagen
Hemmschwelle so gering wie möglich zu halten, ist auch          genutzt werden. ­Unter dem Strich ist es möglich, 10 bis 40
der Einsatz von Pedelecs vorgesehen. Vor allem für weniger      Prozent der Pflegetouren ohne Pkw zu erledigen – und dabei
                                 geübte Mitarbeiter sind        CO2 und Geld zu sparen.
                                 diese leichter zu nutzen,
                                 weil sie eine geringere kör-
                                 perliche Fitness erfordern      Die wichtigsten Projektdaten.
                                 als Fahrräder. Weiterer
                                                                 Untersuchte Zielgruppe: 36 Beschäftigte
                                 Vorteil: Für Pedelecs ist
                                                                 Reduktionspotenzial Pkw-Verkehr: 5.650 km/a
                                 kein Führerschein erfor-
                                                                 CO2-Reduktionspotenzial pro Beschäftigtem: 28 kg/a
                                 derlich, ebenso wenig wie
                                                                 CO2-Reduktionspotenzial am Standort: 1 t/a
                                 eine gesonderte Versi-
                                                                 Konzeptentwicklung: Michael Schramek, EcoLibro GmbH
                                 cherung. Auch was ihre

Auguste-Viktoria-Gymnasium und
Max-Planck-Gymnasium, Trier.
Die beiden Trierer Schulen sind meist gut mit dem öffent-       Eine Elternhaltestelle soll die Zahl der Elterntaxis reduzieren
lichen Nahverkehr zu erreichen. Trotzdem steigt die Zahl        helfen. Die 2.200 Schüler und rund 230 Beschäftigten sollen
der „Elterntaxis“: Väter oder Mütter bringen ihre Kinder        motiviert werden, koordinierte Fahrgemeinschaften zu
mit dem Auto zur Schule – und holen sie wieder ab. Beim in      bilden. In Abstimmung mit der Stadtverwaltung ist der Aus-
der Innenstadt von Trier angesiedelten Auguste-Viktoria-        bau des Radverkehrsnetzes geplant, des Weiteren soll die
Gymnasium und dem daneben liegenden Max-Planck-                 Planung und Umsetzung weiterer verkehrsberuhigender
Gymnasium wird die ohnehin prekäre Verkehrssituation            Maßnahmen diskutiert werden. Im Dialog mit den Ver-
durch Elterntaxis noch verschärft. Ziel des gemeinsamen         kehrsverbünden und den Schulträgern soll darüber hinaus
Mobilitätsmanagement-Konzepts beider Schulen ist es daher       der öffentliche Verkehr optimiert werden. Das Konzept der
vor allem, Gefahrenpunkte zu beseitigen und die Attrakti-       beiden Gymnasien erreichte den 5. Platz beim Wettbewerb
vität des Fuß- und Fahrradverkehrs für die Schüler aus dem      „Innovative Konzepte im Mobilitätsmanagement 2010“ auch
Stadtgebiet zu steigern.                                        deshalb, weil nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler ange-
                                                                sprochen werden und die Idee nachhaltiger Mobilität neuen
                                                                Generationen vermittelt wird.

                                                                 Die wichtigsten Projektdaten.
                                                                 Zielgruppe: ca. 2.200 Schüler und 230 Beschäftigte
                                                                 Konzeptentwicklung: Maik Scharnweber,
                                                                 Büro für Mobilitätsberatung und Moderation

                                                                                                                                  31
B. Braun
     Melsungen AG.
     B. Braun gehört weltweit mit mehr als 41.000 Mitarbeitern             erwerben können. Über das
     zu den führenden Versorgern auf dem Gesundheitsmarkt.                 Mobili­tätsangebot werden
     Am Stammsitz in Melsungen gibt es rund zehn einzelne                  sie regelmäßig per Intranet,
     Werke mit rund 5.500 Mitarbeitern.                                    Flyer und Mobilitätstage
                                                                           informiert. Der Betriebsrat
     Um sich aktiv für die Beschäftigten einzusetzen, wurde am             der B. Braun Melsungen AG
     Standort Melsungen ein Mobilitätsmanagement-Konzept                   war von Beginn an an allen
     initiiert. Ziel ist die verbesserte Erreichbarkeit der Arbeitsplät-   Maßnahmen beteiligt.
     ze, die Förderung der Mitarbeitergesundheit und ein Beitrag
     zum Klimaschutz. Grundlage war eine Mitarbeiterbefragung,
     die wichtige Informationen für die Planung konkreter Maß-
     nahmen lieferte. Die Wege der Beschäftigten zur Arbeit sind
     mit durchschnittlich 22 Kilometern relativ lang. In Verhand-
     lungen mit dem Nordhessischen V       ­ erkehrsVerbund (NVV)
     konnten fehlende Anbindungen der Werke an den ÖV ergänzt
     werden. Dabei wird der Linienverkehr nun direkt über das               Die wichtigsten Projektdaten.
     Werksgelände des Hauptwerks gelenkt, was für das Gebiet
                                                                            Untersuchte Zielgruppe: 5.500 Beschäftigte
     des NVV einmalig ist. Dadurch ist auch der Anschluss an den
                                                                            Reduktionspotenzial Pkw-Verkehr: 7.140.000 km/a
     Bahnhof Melsungen gewährleistet. Die ÖV-Angebote sollen
                                                                            CO2-Reduktionspotenzial pro Beschäftigtem: 230 kg/a
     nun schrittweise weiter ausgebaut werden. Da die Bereitschaft
                                                                            CO2-Reduktionspotenzial am Standort: 1.265 t/a
     zur Bildung von Fahrgemeinschaften sehr groß war, wurde
                                                                            Konzeptentwicklung: Wolfgang Nickel,
     eine Plattform dafür eingerichtet. Heute sind dort bereits rund
                                                                            PGN Planungsgruppe Nord
     130 Orte erfasst. Ab 2011 werden die Mitarbeiter ein Jobticket

     Berliner
     Stadtreinigungsbetriebe.
     Die Berliner Stadtreinigung (BSR) ist mit über 5.000 Mitarbei-        ein Grobkonzept geeigneter Maßnahmen zur Entwicklung
     tern an mehr als 30 Standorten und Standortgrößen zwischen            des betrieblichen Mobilitätsmanagements erarbeitet, z. B. die
     zehn und 800 Personen das führende Entsorgungsunter-                  Förderung von Fahrgemeinschaften und die Ergänzung des
     nehmen in Berlin. Im Rahmen des Umweltmanagements                     Fuhrparks mittels Carsharing-Angeboten. Das Konzept wurde
     beschäftigte sich die BSR bereits in der Vergangenheit mit            mit den beteiligten Fachbereichen abgestimmt.
     dem betrieblichen Mobilitätsmanagement, um negative Um-
     weltauswirkungen des betrieblichen Handelns zu reduzieren             Da die BSR bereits in der Vergangenheit diverse Maßnahmen
     und den Mitarbeitern neue Ideen und Angebote unterbreiten             zum betrieblichen Mobilitätsmanagement erfolgreich umge-
     zu können. Als Ergänzung der bisherigen Unternehmensakti-             setzt hat, dient das Projekt in erster Linie zur Gestaltung eines
     vitäten zum Thema Umwelt und Mobilität zielt dieses Projekt           Gesamtkonzepts. Inhaltlicher Fokus waren dabei die Themen
     darauf, die schon eingeführten Maßnahmen wie Jobticket                Kommunikation und finanzielle Förderungen der Mitarbeiter
     und die Förderung des Fahrradverkehrs in ein Gesamtkonzept            im Bereich der Mobilität. Im Projektzeitraum konnte eine sehr
     einzubinden. Dafür wurden zunächst das Mobilitätsverhalten            positive und aktive Mitarbeit, besonders des Ressorts Umwelt-
                                       und die Mobilitätsansprü-           management, beobachtet werden.
                                       che aller Mitarbeiter unter-
                                       sucht. Hierzu wurde eine             Die wichtigsten Projektdaten.
                                       unternehmensweite Mobili-
                                                                            Untersuchte Zielgruppe: 600 Beschäftigte
                                       tätsbefragung und eine
                                                                            Reduktionspotenzial Pkw-Verkehr: 282.486 km/a
                                       Wohn- bzw. Standortanaly-
                                                                            CO2-Reduktionspotenzial pro Beschäftigtem: 83 kg/a
                                       se wichtiger betrieblicher
                                                                            CO2-Reduktionspotenzial am Standort: 50 t/a
                                       Standorte durchgeführt.
                                                                            Konzeptentwicklung: Axel Quanz,
                                       Auf der Basis der gewon-
                                                                            team red Deutschland GmbH
                                       nenen Ergebnisse wurde

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