Alter Waldflächen Auf d v L ucl a nach Zeigerpflanzen C iii i cL
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Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (2001) 146/2-3: 53-63 Auf d v L ucl a nach Zeigerpflanzen C iii °i cL ^ alter Waldflächen Walter Keller, Birmensdorf Zusammenfassung In search of ancient woodland indicators Sind jahrhundertealte Waldflâchen a rtenreicher als re- Are ancient woodland areas richer in plant species zente und weisen sie eigene Arten auf? Wir klären die than recent ones and do exist ancient forest plants? Frage für die leinräumig gegliederte Schweiz anhand The question is evaluated for the small spatial formati- von Vegetationsaufnahmen aus dem Kanton Schaff- on of Switzerland by vegetation releves in the cantone hausen. Danach sind hier neu begründete Wälder bin- of Schaffhausen. Woodland plants do colonize recent nen weniger Jahrzehnte mit Waldpflanzenarten besie- forests within few decades. There is no significant diffe- delt, so dass sie sich im ArtenspektIum von historisch rence in species of ancient and recent woodland. alten Wäldern nicht signifikant unterscheiden. Key words: Artenschutz – Eichen-Hainbuchenwälder – alte Karten – Kulturspuren Nomenklatur nach Flora Europaea und BERTSCH (1966) 1 EINLEITUNG UND FRAGESTELLUNG Im letzten Vierteljahrhundert wurde in Grossbritannien (PE- (WULF, 1993) bis mindestens 900 (PETERKEN und GAME, TERKEN, 1977), Belgien (HERMY und STIEPERAERE, 1981), 1981) Jahren bestockt sind, also als Wald bestehen. Will man Polen (DzWONKO und LOSTER, 1988) und Norddeutschland die gestellte Frage untersuchen, ist für den Erfolg ausschlag- (WULF, 1993) die Frage diskutiert, welche Bedeutung «his- gebend, ob genaue und zuverlässige historische Grundlagen torisch alte Wälder» für den Artenschutz hätten. Die ein- vorhanden sind. schlägigen Untersuchungen haben ergeben, dass seit vielen Die Plangrundlagen der Forsteinrichtung, der Waldwirt- Jahrhunderten bestehende Wälder artenreicher sind als soge- schaftspläne, reichen nicht so weit in die VeIgangenheit zu- nannt rezente und dass sie auch eigene, auf sie beschrânkte, rück, dass sie beigezogen werden könnten; im Kanton Zürich zum Teil gefährdete Arten aufweisen. WULF (1993) vermu- beispielsweise initialisierte erst die «Verordnung des Klei- tet, dass dafür auch Fernverbreitungsmechanismen der nen Rates über die Einteilung des Kantons in vier Forstkreise Pflanzen verantwortlich sind, die in der geomorphologisch und die Wahl von vier Forstmeistern» von 1824 die Vermes- und wlrtschaftsgeschichtlich bedingten Grossräumigkeit der sung vorerst der öffentlichen Wälder (GROSSMANN et al., genannten Untersuchungsgebiete wichtig sind. Gibt es auch 1938). in der kleinräumig gegliederten Schweiz Arten «historisch Eine sehr gute Grundlage zur Feststellung historisch alter alter Wälder» und welche Folgerungen lassen sich für den Wälder bilden die hinsichtlich Genauigkeit (Verzerrung) Artenschutz ziehen? heIvorragenden Kartenwerke (WEISz, 1971) aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, welche auch die Landnutzung darstel- len. hn Kanton Zürich wurde die Karte Hans Conrad Gygers 2 HISTORISCHE GRUNDLAGEN (1599-1674) von 1664 bis 1667 mehrfach zur Darstellung Unter «historisch alten Wäldern» verstehen die genannten der WaldflächenverändeIungen benutzt, so von WALSER Autoren Waldflächen, die nachweislich seit wenigstens 200 (1896) und von KREBS (1947), der die Unterschiede zwi- 53
Walter Keller schen der Karte von Gyger, der «Topographischen Karte des gnmd der Arbeiten von WYDER (1952) und ZIMMERMANN Kantons Zürich im Massstab 1:25 000» aus den Jahren 1852 (1972) dem Waldstatus «alt» oder «neu» zugeordnet werden bis 1865 von Johannes Wild (1814-1894) und dem Zustand köInen. «Alte» Wälder haben bereits um 1680 als Wälder von 1935 für das Gebiet der Albis- und der Zimmerbergkette bestanden und weisen keinerlei Raine oder Lesesteinhaufen herausarbeitete. auf; «neue» Wälder waren um 1680 landwirtschaftlich ge- Noch wesentlich günstiger als im Kanton Zürich erwei- nutzt und weisen entsprechende Spuren auf. sen sich die GIundlagen einer Feststellung historisch alter Wälder im Kanton Schaffhausen. Zum einen ist die neuer- 3.2 Überprüfung allfälliger Zeigerpflanzen dings faksimiliert publizierte (WYDER, 2000) Karte des Kan- Ergibt die Auswertung der bereits erhobenen Vegetations- tons Schaffhausen von 1684 von Hauptmann Heinrich Peyer aufnahmen Zeigerpflanzen für «alte» oder «neue» Wälder, (1621-1690) nach WYDER (1952) sowohl in den Distanzen sind sie aufgrund von weiteren Erhebungen zu überprüfen. als auch im Verzerrungsgitter noch genauer als die Karte von Wir benützen als GIundlage dazu die Karten der Differential- Gyger (vgl. auch WEISZ, 1971), zum anderen liegt in der arten, wie sie für die vegetationskundliche KartieIung der akribischen Erhebung der Flurwüstungen im Wald des mitt- Wälder im Kanton Schaffhausen erstellt wurden (KELLER, leren Kantonsteils von ZIMMERMANN (1972) eine unabhän- 1992). gige Bestätigung und Ergänzung der Auswertung der Peyer- schen Karte durch WYDER vor. Diese Kartierung der Lese- steinhaufen und Raine im Wald bestätigt die Genauigkeit der 4 RESULTATE UND DISKUSSION Karte von Gyger. Das völlige Fehlen derartiger Kulturspuren in Waldgebieten lässt sich zudem als Hinweis darauf verste- 4.1 Galio-Carpinetum primuletosum veris hen, dass die betreffenden Waldflächen nicht nur zu Ende des (Waldlabkraut-Hagebuchenmischwald 17. Jahrhunderts, sondern auch schon beim ersten maximalen mit Frühlingsschlüsselblume) Entwaldungsstand um 1300 bestockt waren. In Tab. 1 sind die Artstetigkeiten der Arum (Aronstab)- und der Coronilla (Strauchwicken)-Variante des Galio-Carpine- tum primuletosum veris nach Status des Waldes aufgeführt. 3 VEGETATIONSAUFNAHMEN Sie beruht auf folgenden Vegetationsaufnahmen: Um den Einfluss der Vorgeschichte auf die Artenvielfalt zu Arum-Variante, alt: KELLER, 1975: Aufn. 1-4, 6, 7, 11; erfassen, untersuchen wir Waldbestände auf sonst vergleich- KELLER, 1985: Tab. 1: Aufn. 3; 2 Aufn. n.p.: Schaffhausen, baren Standorten, die wir durch die pflanzensoziologische Dachsenbühl, 470 mü. M., 30%, S und Schaffhausen, Gsang, Einheit charakterisieren. Dabei unterstellen wir, dass die Ve- 480 m ü. M., 40%, S. getationseinheit trotz der Vorgeschichte erkennbar sei. Coronilla-Variante, alt: KELLER, 1975: Aufn. 14-28; Nach LANDOLT (1991) sind Waldpflanzen im allgemei- KELLER, 1994: Tab. 1: Aufn. 8, 10, 11; KELLER, in Vorb.: nen relativ wenig gefährdet; stärker bedroht sind nur die Tab. 3: Aufn. 3; 2 Aufn. n.p.: Merishausen, Bettlerhalde, 610 lichtbedürftigen Wald- und Saumpflanzen. Wenn wir unsere m ü. M., 60%, SE und Schaffhausen, Vorder Freudental, 565 Untersuchung in natürlicherweise lichten Laubmischwäl- m ü. M., 40%, SE. dern durchführen, ist es möglich, ein auch für die Natur- Arum-Variante, neu: KELLER, 1975: Aufn. 5, 8-10, 12, schutzbelange relevantes Ergebnis zu erzielen. 13; KELLER, 1985: Tab. 1: Aufn. 1, 2, 4, 5; KELLER, in Vorb.: Tab. 3: Aufn. 4. 3.1 Eichen-Hagebuchenwälder auf Kalk Coronilla-Variante, neu: KELLER, 1975: Aufn. 29, 30; Wir wählen zum Untersuchungsgegenstand Eichen-Hagebu- KELLER, 1994: Tab. 1: Aufn. 6, 7, 9; KELLER, in Vorb.: Tab. chenwälder auf Kalk im Kanton Schaffhausen. Diese gehö- 3: Aufn. 2; 1 Aufn. n.p.: Thayngen, Lohningerbuck, 510 m ü. ren zu den artenreichsten Waldgesellschaften der Schweiz. M., 40%, E. Als Galio-Carpinetum primuletosum veris liegen zahlreiche Aufgeführt sind sämtliche Phanerogamen und Gefäss- publizierte oder unpublizierte Vegetationsaufnahmen bereits kIyptogamen, gegliedert nach soziologischen Artengruppen. vor: von den Varianten mit Arum maculatum (Aronstab) und Neben den Trennarten der Subassoziation und der Varianten mit Coronilla emerus (Strauchwicke) sind aus dem Reiat sind auch die regionalen Trennarten für den Reiat und das (KELLER, 1975, 1985, in Vorb.) und aus dem Klettgau (KEL- Klettgau gesondert aufgeführt. Von den nur in alten bzw. nur LER, 1994) 48 Vegetationsaufnahmen vorhanden, die auf- in neuen Wäldern vorkommenden 40 Arten sind die meisten, 54
Auf der Suche nach Zeigerpflanzen historisch alter Waldflächen Tab. l. Stetigkeitstabelle der Arum- und der Coronilla-Varianten des Galio-Carpinetum primuletosum veris (Waldlabkraut-Hagebuchen- mischwald mit Fiühlingsschlüsselblume) in alten und in seit 1680 neu begründeten Wäldern (Phanerogamen und Gefässkryptogamen). Tab. 1. Constancy table of Galio-Carpinetum primuletosum veris (Hornbeam forest with cowslip), variants with Arum and Coronilla in an- cient woodlands and in forests created since 1680 (Phanerogams and vascular cryptogams). Waldgesellschaft Galio-Carpinetum primuletosum veris VarianIe Arum Coronilla An u m Coronilla Anzahl Aufnahmen 10 21 11 7 SIaIus des Waldes alt alt neu neu Trennarten alter Wälder Lonicera caprifolium (Garten-Geissblatt) 40* 71** Elymus caninus (Hunds-Quecke) 30 Majanthemum bifolium (Schattenblume) 30 Rubus idaeus (Himbeere) V 30 Veronica hederifolia (Efeublättriger Ehrenpreis) 20 Glechoma hederacea (Gundelrebe) 10 5 Rubus saxatilis (Steinbeere) 10 Abies alba (Weisstanne) V, kr 10 Rubus caesius (Bereifte Brombeere) 10 Potentilla sterilis (Erdbeer-Fingerkraut) 10 Stachys sylvatica (Wald-Ziest) 10 Sorbus aucuparia (Vogelbeere) V, kr 10 Cotoneaster integerrimus (Gewöhnliche Steinmispel) V, kr 10 Mahonia aquifolizmz (Mahonie) V, kr 10 Dryopteris carthusiana (Dorniger Wurmfarn) 10 Vicia dumetorum (Hecken-Wicke) 10 Cardamine pratensis (Wiesen-Schaumkraut) 10 Allium carinatum (Gekielter Lauch) 5 Cotoneaster divaricatus (Spreizende Steimnispel) V, kr 5 Lonicera alpigena (Alpen-Geissblatt) V, kr 5 Hypericum montanum (Berg-Johauniskraut) 5 Buglossoides purpurocaerulea (Steinsame) 5 Lathyrus pratensis (Wiesen-Platterbse) 5 Dactylis glomerata subsp. glomerata (Knaulgras) 5 Asplenium trichomanes (Braunstieliger Streifenfarn) 5 Trennarten neuer Wälder Aconitum vulparia (Gelber Eisenhut) 18 Brachypodium pinnatum (Gefiederte Zwenke) 9 Ranunculus auricomus (Gold-Hahnenfuss) 9 Orchis purpurea (Braunrote Orchis) 9 Gagea lutea (Wald-Gelbstern) 9 Polypodium vulgare (Tüpfelfarn) 9 Actaea spicata (Christophskraut) 9 Heracleum sphondylium (Bärenklau) 9 Impatiens parviflora (Kleinblutiges Springkraut) 9 Serratula tinctoria (Färber-Scharte) 29 Veronica montana (Berg-Ehrenpreis) 14 Carex ornithopoda (Vogelfuss-Segge) 14 Cephalanthera rubra (Rotes Waldvögelein) 14 Campanula rotundifolia (Rundblättrige Glockenblume) 14 Peucedanum oreoselinum (Berg-Haarstrang) 14 55
Walter Keller Waldgesellschaft Galio-Carpinet un primuletosum veris Variante Arum Coronilla Arum Coronilla Anzahl Aufnahmen 10 21 11 7 Status des Waldes alt alt neu neu Trennarten Reiat Melica unii lora (Einblütiges Perlgras) 90 76 91 57 Potentilla micrantha (Kleinblutiges Fingerkraut) 100 76 73 57 Treunart Klettgau Dictamnus albus (Diptam) 5 29 Trennarten der Subassoziation Viola hirta (Rauhes Veilchen) 90 90 100 14 Primula veris subsp. colzunnae (Frühlings-Schlüsselblume) 40 100 45 71 Lilium martagon (Türkenbundlilie) 60 57 55 57 Campanula rapunculoides (Acker- Glockenblume) 60 45 100 29 Calamintha sylvatica (Echte Bergminze) 10 29 36 Treunarten der Varianten Arum maculatum (Aronstab) 80 100 Gorydalis bulbosa (Hohlwurz-Lerchensporn) 70 91 Aegopodium podagraria (Geissfuss) 70 55 Acer pseudoplatanus (Bergahorn) Y 70 55 Ulmus glabra (Bergulme) Y 40 73 Geranium robertianum (Ruprechtskraut) 40 73 Paris quadrifolia (Einbeere) 50 55 Ranunculus ficaria (Scharbockskraut) 30 27 Dryopteris filix-mas (Gemeiner Wurmfarn) 20 27 Allium ursinum (Bärlauch) 40 9 Leucojum vernum (Märzenbecher) 10 27 Sorbus aria (Mehlbeere) Y 43 57 Coronilla emerus (Strauchwicke) 52 29 Kennarten Galio-Carpinet un Sorbus torminalis (Elsbeere) Y 43 45 83 Sorbus torminalis (Elsbeere) V, kr 30 29 18 33 Sorbus domestica (Speierling) Y 5 9 14 Sorbus domestica (Speierling) V, kr 9 Galium sylvaticum (Wald-Labkraut) 60 81 82 83 Trennarten Galio-Carpinetum Ligustrum vulgare (Liguster) V, kr 70 100 80 100 Cornus sanguinea (Roter Hornstrauch) V, kr 90 75 80 83 Crataegus monogyna (Eingriffeliger WeissdoIn) V, lu 70 75 70 50 Convallaria majalis (Maiglöckchen) 50 70 10 83 Euphorbia dulcis (Süsse Wolfsmilch) 70 35 60 50 Lathyrus niger (Schwarzer Geissklee) 30 20 33 Carex montana (Berg-Segge) 10 20 33 Kennarten Carpinion Carpinus betulus (Hagebuche) Y 100 100 100 100 Carpinus betulus (Hagebuche) V, kr 70 55 70 83 Prunus avium (Vogelkirsche) Y 40 5 30 Prunus avium (Vogelkirsche) V, kr 20 15 20 67 Dactylis glomerata subsp. aschersoniana (Aschersons Knaulgras) 70 75 10 17 Festuca heterophylla (Verschiedenblättriger Schwingel) 30 65 10 50 Carex pilosa (Wimper-Segge) 10 9 56
Auf der Suche nach Zeigerpflanzen historisch alter Waldflächen Waldgesellschaft Galio-Carpinetum primuletosum veris VarianIe Arum Coronilla Aran Coronilla Anzahl Aufnahmen 10 21 11 7 SIatus des Waldes alt alt neu neu Kennarten Fagetalia Tilia platyphyllos (Sommerlinde) Y 70 55 100 17 Tilia platyphyllos (Sommerlinde) V, kr 20 15 10 17 Ulmus glabra (Bergulme) V, kr 60 30 100 17 Acer pseudoplatanus (Bergahorn) V, kr 20 25 30 Rosa arvensis (Feldrose) V, kr 60 85 80 83 Daphne mezereum (Seidelbast) V, kr 20 30 10 67 Lathyrus vernus (FIühlings-Platterbse) 100 100 100 100 Galium odoratum (Echter Waldmeister) 100 90 90 100 Viola reichenbachiana (Wald-Veilchen) 80 95 100 100 Polygonatum multiflorum (Vielblütige Weisswurz) 100 90 100 67 Mercurialis perennis (Bingelkraut) 100 75 100 67 Lamiastrum galeobdolon subsp. montanum (Goldnessel) 100 90 100 17 Bromus benekenii (Benekens Trespe) 60 85 70 100 Puhnonaria obscura (Gemeines Lungenkraut) 70 65 80 100 Phyteuma spicatum (Ährige Rapunzel) 80 50 60 50 Euphorbia amygdaloides (Mandelblättrige Wolfsmilch) 20 40 50 Milium effusum (Waldhirse) 30 25 10 Epipactis helleborine (Breitblättrige Sumpfwurz) 20 10 67 Sanicula europaea (Sanikel) 5 50 Neottia nidus-avis (Vogel-Nestwurz) 5 17 Kennarten Querco-Fagetea Acer campestre (Feldahorn) Y 80 85 100 67 Acer campestre (Feldahorn) V, la 40 35 40 67 Fraxinus excelsior (Esche) Y 100 70 100 33 Fraxinus excelsior (Esche) V, kr 10 45 50 67 Acer platanoides (Spitzahorn) Y 40 30 40 17 Acer platanoides (Spitzahorn) V, kr 30 75 40 17 Malus sylvestris (Apfelbaum) Y 10 10 Malus sylvestris (Apfelbaum) V, kr 25 10 Lonicera xylosteum (Beinholz-Geissblatt) V, kr 100 100 100 100 Crataegus laevigata (Zweigriffeliger WeissdoIn) V, kr 90 95 90 100 Corylus avellana (Hasel) V, kr 90 50 80 50 Vinca minor (Kleines Immergrün) kr 10 30 Anemone nemorosa (Buschwindröschen) 90 100 100 83 Hepatica nobilis (Leberblümchen) 80 100 90 100 Viola mirabilis (Wunder-Veilchen) 90 95 100 83 Campanula trachelium (Nesselblättrige Glockenblume) 100 95 100 33 Geum urbanum (Gemeine Nelkenwurz) 90 70 90 17 Carex digitata (Finger-Segge) 50 85 20 83 Brachypodium sylvaticum (Wald-Zwenke) 70 70 40 67 Poa nemoralis (Hain-Rispengras) 40 30 70 17 Melica nutans (Nickendes Perlgras) 20 35 30 50 Anemone ranunculoides (Gelbes Windröschen) 20 10 Mycelis muralis (Mauer-Lattich) 10 10 Arten der Quercetalia pubescenti-petraeae Quercus pubescens (Flaumeiche) Y 10 Quercus pubescens (Flaumeiche) V, kr 5 57
Walter Keller Waldgesellscha ft Galio-Carpinetum primuletosum veris VarianIe Arum Coronilla Arun Coronilla Anzahl Aufnahmen 10 21 11 7 Status des Waldes alt alt neu neu Tanacetum corynbosum (Busch-Wucherblume) 60 95 80 50 Melittis melissophyllum (Immenblatt) 30 70 30 100 Campanula persicifolia (Pfirsichblättrige Glockenblume) 50 40 17 übrige Bäume Quercus petraea (Traubeneiche) Y 30 85 40 100 Quercus petraea (Traubeneiche) V, kr 15 10 50 Sorbus aria (Mehlbeere) V, kr 10 25 10 33 Fagus sylvatica (Buche) Y 10 Fagus sylvatica (Buche) V, kr 30 35 10 67 Quercus robur (Stieleiche) Y 30 5 17 Juglans regia (Walnuss) V, kr 10 5 10 33 Pinus sylvestris (Waldföhre) Y 5 17 Hedera helix (Efeu) Y 60 25 70 33 Hedera helix (Efeu) kr 100 95 100 100 übrige Sträucher Euonymus europaeus (Pfaffenhütchen) V, kr 90 85 90 83 Viburnum lantana (Wolliger Schneeball) V, kr 70 85 50 67 Ribes uva-crispa (Stachelbeere) V, hr 50 25 90 Berberis vulgaris (Berberitze) V, kr 10 45 40 67 Rhamnus catharticus (Gemeiner Kreuzdorn) V, kr 10 35 10 33 Clematis vitalba (Waldrebe) V, kr 20 15 30 Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) V, kr 30 40 Rubus spec. (Brombeere) V, kr 10 5 17 Prunus spinosa (Schwarzdorn) V, kr 5 20 33 Viburnum opulus (Gemeiner Schneeball) V, kr 20 17 übrige Kräuter Vicia sepium (Zaun-Wicke) 80 90 50 67 Fragaria vesca (Wald-Erdbeere) 40 75 40 67 Melampyrum pratense (Wiesen-Wachtelweizen) 20 50 10 67 Solidago virgaurea (Gemeine Goldrute) 60 40 20 33 Alliaria petiolata (Knoblauchhederich) 60 5 70 Orchis pallens (Blasse Orchis) 20 35 40 33 Hieracium murorum (Wald-Habichtskraut) 30 35 33 Veronica chamaedrys (Gamander-Ehrenpreis) 20 45 10 Galium aparine (Kletten -Labkraut) 30 10 60 Taraxacum officinale (Pfaffenröhrlein) 30 10 20 17 Ajuga reptans (Kriechender Günsel) 20 15 33 Vincetoxicum hirundinaria (Schwalbenwurz) 20 10 17 Galeopsis tetrahit (Gemeiner Hohlzahn) 10 15 10 Chaerophyllum temulentum (Hecken-Kälberkropf) 20 5 20 Carex flacca (Schlaffe Segge) 10 17 Torilis japonica (Gemeine Borstendolde) 10 9 Carex muricata subsp. lamprocarpa (Stachlige Segge) 5 10 Platanthera bifolia (Zweiblättriges Breitkölbchen) 5 17 Clinopodium vulgare (Wirbeldost) 5 10 * Irrtumswahrscheinlichkeit 5%, ** Irrtumswahrscheinlichkeit l%. kr = Krautschicht, V = Strauchschicht, Y = Baumschicht. 58
Auf der Suche nach Zeigerpflanzen historisch alter Waldflächen nämlich 31, nur einmal notiert worden; sie können gar nicht deiht auf südexponierten Mahnkalkfelsen und Schuttfächern anders als nur entweder in «alten» oder aber «neuen» Wäl- des Lägerngrates und des Steinbucks. Das Waldlabkraut dern auftreten. Von den übrigen 9 Arten ist allein Lonicera fehlt, doch die Buche ist an vielen Stellen bereits gut vertre- caprifolium (Garten-Geissblatt) mit einer Irrtumswahr- ten, wenn auch meist in verkrüppelter Buschform», so gilt scheinlichkeit von weniger als 5% (Arum-Variante) bzw. 1% dies für die Bestânde im Kanton Schaffhausen nicht. Die Bu- (Coronilla Variante) als Trennart brauchbar. Die anderen Ar- che verdorrt dort in warm-trockenen Sommern und wird ten haben dafür eine zu geringe Stetigkeit. Das gilt auch für nicht über mannshoch; Galium sylvaticum (Wald-Labkraut) weitere Arten mit stark unterschiedlichen Stetigkeiten, was ist mit grosser Stetigkeit vorhanden. Allerdings sind auch die sich an hier nicht berücksichtigten Aufnahmen des Galio sil- Schaffhauser Bestände früher als Mittel- oder Niederwald vatici-Carpinetum luzuletosum (Eichen-Hainbuchenwald bewirtschaftet worden; nur gilt das ebenso für die Buchen- mit Hainsimse) aus dem Reiat bestätigt: Elsbeere als Baum mischwälder des Untersuchungsgebietes, etwa die Pulmona- und Aschersons Knaulgras sind dort in alten und neuen Wäl- rio-Fageten. Der frühere Mittelwaldbetrieb hat aber keinen dern hochstetig; Sanikel und Breitblättrige Sumpfwurz sind Einfluss darauf, dass die Buchenheister heute verdorren. Die überall sehr selten. Die Unterschiede zwischen alten und Vorgeschichte kann also für die UnteIscheidung von Carpini- neuen Wäldern sind also sehr gering. Auch in den Artenzah- on- und Fagion-Wäldern nicht ausschlaggebend sein, son- len unterscheiden sich alte und neu begründete Wälder des dern der Standort, also klimatische und edaphische Gründe, Galio-Carpinetum primuletosum veris nicht signifikant die den Wasserfaktor bestimmen. Das Galio-Carpinetum ist (Tab. 2). also durchaus das Schlussglied der Vegetationsentwicklung, Dieser Befund beantwortet auch die Frage, ob das Galio- kein Sukzessionsstadium. Dem entsprechen auch die so ge- Carpinet un primuletosum veris im Untersuchungsgebiet mit ringen floristischen Unterschiede zwischen alten und neu be- Jahresniederschlägen unter 900 mm natürlich oder anthropo- gründeten Galio-Carpineten. gen bedingt sei. CUNY (1983) führte zu den Eichen-Hagebu- chenwäldem an der Lägern (Kantone AaIgau und Zürich) 4.2 Lonicera caprifolium (Garten-Geissblatt) als aus: «Auf extrem wechseltrockenen, verlehmten Schotterbö- Trennart alter Wälder den oder auf Kalkschutt und Felsen gedeihen die Eichen-Ha- Die Auswertung der Vegetationsaufnahmen des Galio-Car- gebuchenwälder als Sukzessionsstadien der Waldentwick- pinetum primuletosum veris hat als verlâssliche Zeigerpflan- lung zu verschiedenen Buchenwaldgesellschaften, mit wel- ze für alte Wâlder einzig Lonicera caprifolium (Garten- chen sie viele Zeigerpflanzen gemeinsam haben. Sie entwi- Geissblatt) ergeben. Diese Holzliane mit ostsubmediterra- ckeln sich nur an Stellen, wo die Regeneration der Buche aus nem Verbreitungsgebiet ist nach KUMMER (1945) im Gebiet edaphischen Gründen und durch Niederwaldbetrieb ge- urwüchsig, nach OBERDORFER (1994) zum Teil verwildert schwächt ist.» Wenn er zum Waldlabkraut-Hagebuchen- und eingebürgert, aber u. a. am Hochrhein vermutlich findi- mischwald mit Frühlingsschlüsselblume anmerkt: «Diese gen. Sie kommt im Galio-Carpinetum primuletosum veris von der Niederwaldwirtschaft abhângige Gesellschaft ge- des Reiat mit ganz eindeutig einheimischen submediterranen Arten wie Potentilla micrantha (Kleinblütiges Fingerkraut) Tab. 2. Artenzahlen im Galio-Carpinetum primuletosum veris und Calamintha sylvatica (Echte Bergminze) zusammen (Waldlabkraut-Hagebuchenmischwald mit Frühlingsschlüsselblu- vor; auch dass sie als einzige A rt als Trennart alter Wälder in me) (inkl. Moose) nach Varianten und Status der Wälder. Frage kommt, spricht nicht gerade gegen ihr Indigenat. Tab. 2. Number of species in the variants of Galio-Carpinetum Im geschlossenen Wald kommt Lonicera caprifolium primuletosum veris in ancient woodlands and in forests created sin- ce 1680 (inclusive mosses). (Garten-Geissblatt) nicht zum Blühen und verbreitet sich durch Ableger; dies behindert die Fernverbreitung. Hierzu Status des Waldes alt neu Waldgesellschaft passen die Fundorte, die KUMMER (1945) für das Juragebiet Variante des Kantons Schaffhausen angibt: Stetten: Rohrbühl – Schlossholz – Schloss Herblingen; Herblingen: Mooshalde – Galio-Carpinetiun primuletosum veris (Wald labkraut-Hagebuchenmischwald Gampenhäuli – Gsang – Nordseite Hohberg – Dachsenbühl; mit FIühlingsschlüsselblume) 55,5 + 6,6 53,8 + 6,7 Schaffhausen: Mühlental, Klus, Felsental, Wirbelberg–Plat- 55,3 + 8,9 55,3 f 5,8 te, SteinbIuch im Bocksriet, Westseite Klushau – Wolfsbuck; Arum (Aronstab) -Variante Merishausen: Heerenberg – Ebnet, zwischen oberer Mühle Coronilla (Strauchwicken)-Variante 55,5 + 5,4 51,6 + 6,7 und Bannen; Neuhausen: Rabenfluh, Rheinfallbecken, Neu- 59
Walter Keller hauserwald; Beringen: am Westhang des Beringer Randens tungsmuster von Lonicera caprifolium erklären können; dies ob dem Dorfe und beim Randenturm. Es handelt sich um ein lässt Zweifel daran aufkommen, ob diese wärmeliebende Art eng begrenztes Verbreitungsgebiet um Schaffhausen heIum, trotz der statistischen Sicherung in der beschriebenen Aus- das nur wenig «neue» Wälder aufweist. Deshalb fällt das Ga- wertung als Zeigerpflanze für «alte» Waldflâchen in Frage lio-Carpinetum primuletosum veris in diesem Gebiet kommt. (Schlossholz, Dachsenbühl, Gsang) mit «alten» Wäldern zu- Weitere bei der Vegetationskartierung notie rte Vorkom- sammen. Galio-Carpineten in «neuen» Wäldern finden sich men von Lonicera caprifolium (Garten-Geissblatt) wurden hauptsächlich in der Gemeinde Lohn (Brändlishau, Buck, 1999 mit Vegetationsaufnahmen erfasst (Tab. 3). Sie stam- Talhalde), also östlich des Verbreitungsgebietes von Lonice- men von folgenden Orten: ra caprifolium (Garten-Geissblatt) sowie im Klettgau. Diese Aufnahme 1: Schaffhausen, Fuchstobel, Koord. 687 710 / 18 Flächen sind überdies etwas höher gelegen (im Mittel 544 284 790 ± 33 m ii. M.), wogegen die 19 «alten» Bestände mit der wär- Aufnahme 2: Schaffhausen, Fuchstobel, Koord. 687 770 / meliebenden Lonicera caprifolium (Garten-Geissblatt) im 284 740 Mittel auf 499 ± 26 m ü. M. (von 470 bis 540 m ü. M.) liegen. Aufnahme 3: Schaffhausen, Fuchstobel, Koord. 687 650 / Es liegen also genügend Umstânde vor, welche das Verbrei- 284 850 Tab. 3. Vegetationsaufnahmen mit Lonicera caprifolium (Garten-Geissblatt) in alten und in seit 1680 begründeten Wäldern. Tab. 3. Vegetation releves with Lonicera caprifolium in ancient woodlands and in forests created since 1680. Nummer der Aufnahme 1 2 3 4 5 6 Status des Waldes alt alt neu neu neu neu Exposition ESE NE SSE ESE N Höhe über Meer m 560 552 562 568 562 535 Neigung in % 0 15 10 5 10 20 Hauptbestand Höhe in m 25 28 30 32 28 22 Deckungsgrad in % 80 70 70 70 50 75 Nebenbestand Höhe in m 12 15 20 22 15 5 Deckungsgrad in % 30 60 40 5 60 10 Strauchschicht Höhe in cm 200 200 200 200 80 220 Deckungsgrad in % 30 20 30 40 25 20 Krautschicht Höhe in cm 60 50 20 20 50 50 Deckungsgrad in % 55 70 35 40 25 70 Moosschicht Deckungsgrad in % 1 1 1 2 5 Verbandskennarten Fagion Fagus sylvatica (Buche) Y 1 2 2 3 3 4 Fagus sylvatica (Buche) V, kr + 1 1 1 1 Abies alba (WeisstaIne) V, kr r Rubus spec. (Brombeere) + + Cephalanthera damasonium (Weisses Waldvögelein) Trennarten Pulmonario-Fagetum Berberis vulgaris (Berberitze) V, kr Hepatica nobilis (Leberblümchen) Lathyrus vernus (Frühlings-Platterbse) Melittis melissophyllum (Irnmenblatt) Allrum ursinum (Bärlauch) TreInarten Galio odorati-Fagetum Betula pendula (Hängebirke) V, kr Milium effüsum (Waldhirse) Moehringia trinervia (Dreinervige Nabelmiere) Oxalis acetosella (Sauerklee) Veronica officinalis (Gebräuchlicher Ehrenpreis) 60
NATURFORSCHENDE GESELLSCHAFT IN ZÜRICH EINLADUNG ZUR VORTRAGSREIHE IM WINTERSEMESTER 2001 / 2002 ETH-ZENTRUM, HAUPTGEBÄUDE, HÖRSAAL HG F3 Rämistrasse 101, 8092 Zürich MONTAG, 29. OKTOBER 2001 / 19.30 UHR OZON, FLUGZEUGE, KLIMAVERÄNDERUNGEN Dr. Johannes Staehelin, Institut für Atmosphäre und Klima, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH-Hönggerberg Zu Beginn der 70er Jahre wurde die mögliche Schädigung der Ozonschicht diskutiert, die durch eine geplante Flotte an Verkehrsflugzeugen, die mit Überschallgeschwindigkeit in der unteren Stratosphäre fliegen sollte, entstehen könnte. Als diese (amerikanischen) Flugzeuge nicht gebaut wurden, büsste das Problem sein grosses Interesse ein. Die Reiseflughöhe der heutigen Verkehrs- flugzeuge beträgt etwa 10-1 1 km über Meer, weshalb der grösste Teil der Emissionen in mittleren Breiten in der Nähe der Tropopause erfolgt. Es stehen in der Diskussion der globalen atmosphäri- schen Folgen des Flugverkehrs die Einflüsse auf das Klima (d.h. die Veränderung der Strahlungs- bilanz der Erde, englisch das ' Radiative Forcing") im Vordergrund. Am Vortrag soll das heutige Wissen zusammengefasst werden, so wie es im Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel an Climate Change, 1999) "Aviation and the global Atmosphere" beschrieben ist. Die globalen Aus- wirkungen des Flugverkehrs setzen sich aus drei etwa gleichen Beiträgen zusammen: 1. die Emis- sionen von Kohlendioxid; 2. auf Reiseflughöhe bewirken die Stickoxide eine Erhöhung der Ozon- konzentration, das in Tropopausennähe ein sehr starkes Treibhausgas ist; 3. Kondensstreifen. Es sollen auch Rückkoppelungseffekte aufgezeigt und die grossen Unsicherheiten der Abschätzun- gen diskutiert werden. Nach dem heutigen Wissen sind die globalen klimatischen Auswirkungen des Flugverkehrs im Vergleich zu den anderen klimawirksamen menschlichen Emissionen ver- gleichsweise klein. Es muss aber berücksichtigt werden, dass der weltweite Flugverkehr in den letzten Jahrzehnten sehr rasch zugenommen hat und auch ein weiteres grosses Wachstum erwar- tet wird. MONTAG, 12. NOVEMBER 2001 / 19.30 UHR "GEOWARN" - ENTWICKLUNG EINES VULKANOLOGISCHEN FRÜHWARNSYSTEMS Prof. Dr. Volker Dietrich, Institut für Mineralogie und Petrographie der ETH Zürich Die rasante Entwicklung moderner Technologien (satellitengestützte Fernerkundung, geodäti- sche, geophysikalische und geochemische Messmethoden) haben gezeigt, dass frühzeitige Er- kennung vulkanischer Aktivität verbunden mit Erdbebentätigkeit durchaus möglich ist. Grosse Teile Süd- und Südosteuropas liegen in tektonisch, seismisch und vulkanisch aktiven Zonen. Mit stetigem Bevölkerungswachstum, Konzentration auf städtische Agglomerationen und Industrie- zentren und wachsendem Tourismus steigen Verwundbarkeit und Risiken gegenüber Naturkata- strophen überproportional. Sozio-ökonomische Aspekte, Planung neuer Siedlungs- und Industrie- gebiete, Tourismus, Landschafts- und Gewässerschutz sowie Umweltverträglichkeit im Sinne nachhaltiger Entwicklung verlangen vermehrt nach einer umfassenden Beurteilung und Vorher- sage von Naturgefahren und möglicher Katastrophen. Das Projekt "GEOWARN", finanziert durch die Europäische Kommission und das schweizerische Bundesamt für Bildung und Wissenschaft, hat das Ziel, eine Vielzahl von Messreihen gekoppelt mit Satellitenbeobachtungen in kohärenter Form innerhalb eines räumlichen geographischen Informationssystems (GIS) zu integrieren. Über ein interaktives und benutzerfreundliches Multimediawerkzeug (Atlassystem) werden auf einer Inter- net Plattform oder auf CD-ROM 2- und 3-dimensionale graphische Daten (Meeresboden- und 1
Geländemodelle, Geologie, Tiefenstrukturen, Tomographie) mit numerischen Messdaten ver- knüpft. Aus neu generierten Korrelationen verschiedenartiger Datensätze und Verknüpfung von Oberflächen können sinnvolle Parameter evaluiert werden, welche neu auflebende vulkanische Aktivität eines "schlafenden Vulkanfeldes" frühzeitig erkennen lassen. Parallel können aus den Datensätzen Gefährdungskarten modelliert und Katastrophenszenarien simuliert werden. Diese stellen die Grundlage eines Frühwarnsystems dar, aufgrund dessen die Planung von Krisen- und Katastrophenhilfe ablaufen kann. Als ideale "Laboratorien"des Projektes "GEOWARN" wurden zwei geodynamisch aktive "schlafende Vulkanfelder" gewählt: Die Inselgruppe Kos-Yali-Nisyros in der Südostägäis (Griechenland) und die Phlegräischen Felder (Solfatara-Vulkan), auf denen ein Teil der Stadt Neapel liegt. Die interaktive Gestaltung des multimedialen "GEOWARN" Atlassystems erlaubt durch seine benutzerfreundliche Visualisierungstechnologie die breite Streuung von Infor- mationen via Internet. Sie soll einer sinnvollen Einschätzung von Vulkanausbrüchen und Bewälti- gung von möglichen katastrophalen Ereignissen dienen. MONTAG, 26. NOVEMBER 2001 /19.30 UHR MADAGASKAR - VON DER ILE VERTE ZUR LIE ROUGE Prof. Conradin A. Burga, Geographisches Institut der Universität Zürich Madagaskar weist als viertgrösste Insel der Erde eine ausserordentlich hohe Biodiversität mit teil- weise über 90% endemischen Pflanzen- und Tierarten auf. So gedeihen hier etwa 1000 heute bekannte Orchideen-Arten, mehr als auf dem ganzen Kontinent Afrika. Obschon das ehemals "grüne Paradies" der Seefahrer erst seit etwa Christi Geburt dauernd von Menschen besiedelt ist (hauptsächlich durch Einwanderer aus dem heutigen Indonesien), wird man heute mit einer er- schreckend rasch fortschreitenden Umweltzerstörung konfrontiert. Die Hauptursachen dafür sind kulturelle und geschichtliche Aspekte der Besiedlung. Im Zentrum steht die durch die Rinderhal- tung bedingte Waldzerstörung. Armut und Überbevölkerung üben auf die Umwelt Madagaskars einen hohen Druck aus, so dass heute bereits rund 90% des Waldes zerstört sind und dem Le- bensraum Wald angepasste Pflanzen- und Tierarten, insbesondere noch nicht beschriebene Ar- ten, z.T. bereits ausgestorben bzw. sehr gefährdet sind. Die alarmierende Zerstörung des reichen Naturpotenzials ist von den Madagassen zu spät erkannt worden und bedroht nun deren Le- bensgrundlagen. Verschiedene Experten für Entwicklungsländer haben Lösungsansätze evaluiert, um der Naturzerstörung Madagaskars Einhalt zu gebieten. Im Vortrag werden die verschiedenen angesprochenen Aspekte diskutiert und durch zahlreiche Dias illustriert. MONTAG 10. DEZEMBER 2001 / 19.30 UHR GENTHERAPIE BEI ARTERIOSKLEROSE, RESTENOSE UND VENÖSER BYPASSGRAFTERKRANKUNG Prof. Thomas F. Lüscher, F.C. Tanner, Z. Yang, B. Herren, M. Turina, HerzKreislaufZentrum, Kardiolo- gie und Herzgefässchirurgie, Universitätsspital und Kardiovaskuläre Forschung, Institut für Physiolo- gie, Universität Zürich, Schweiz Heutige therapeutische Strategien bei Herz- und Kreislauferkrankungen haben noch viele Nach- teile. So erlauben sie meist nur eine Behandlung aber nicht Heilung. Zudem müssen die meisten Medikamente lebenslang eingenommen werden. Die Gentherapie ist eine neue Therapie, inso- fern als sie versucht die Biologie des Zielorgans Erkrankung, in diesem Fall Koronararterien und Bypassgefässe zu verändern. Die Gentherapie erfordert ein gutes Verständnis der molekularen und zellulären Mechanismen einer Erkrankung; dabei versucht sie ein defektes Gen zu ersetzen oder ein Gen zu überexprimieren, welches die Fähigkeit besitzt mit Mechanismen einer Erkran- kung zu interferieren. Bei der Bypassgrafterkrankung und der Restenose nach Ballondilatation ist die Proliferation von Gefässmuskelzellen und Adhäsion von Thrombozyten wichtig. Entsprechend hat man daran gedacht ein Gen zu finden, welches wenn überexprimiert diese beide Ereignisse unterdrückt. Die endotheliale Nitric Oxide Synthase (eNOS) reguliert Gefässtonus, Proliferation und Thrombozyten-adhäsion. Eine Ueberexpression der eNOS in menschlichen Gefässmuskelzellen hemmt den Zellzyklus und damit die Gefässzellproliferation. In Explantaten der menschlichen Vena saphena (welche als Bypassgraftgefäss Verwendung findet) konnte damit das Wachstum von Gefässmuskelzellen aus diesen Biopsien gehemmt werden, wahrscheinlich durch Hemmung von Proliferation und Migration. Zudem reduzierte eine vaskuläre eNOS Transfektion die Adhäsion von Thrombozyten. Ein anderes Konzept ist die Suche nach zentralen Regulationsmechanismen der Genexpression als Ziele therapeutischer Interventionen. Transkriptionsfaktoren bieten sich dabei an. Nf Kappa B ein Transkriptionsfaktor, welcher viele Gene reguliert, welche bei der Arte- 2
riosklerose wichtig sind, so Adhäsionsmoleküle u.a.m.. Ein anderer Transkriptionsfaktor ist E2F, wel- cher zellzyklusregulierende Gene, welche für die Proliferation verantwortlich sind, reguliert. So kann z.B. E2F mittels Doppelhelix Decoy Oligonukleotiden blockiert werden. Die Arteriosklerose ist eine multifaktorielle Erkrankung und daher gentherapeutisch schwieriger anzugehen. Mit zuneh- mendem Verständnis der molekularen und zellulären Mechanismen der Arteriosklerose ist es denkbar, dass Gene gefunden werden, welche zentral in der Regulation dieser chronischen Ent- zündungserkrankung der Gefässwand involviert sind. Zusammenfassend ist der vaskuläre Gen- transfer in vitro und ex vivo machbar. Zunächst bietet sich in der Kardiologie die Bypassgrafter- krankung, Restenose sowie die Myozytentransplantation an. Dazu müssen allerdings noch techni- sche und andere Probleme gelöst werden, bis Patienten in den Genuss dieser revolutionären und möglicherweise auch anhaltenden Behandlungsmöglichkeiten kommen können. MONTAG, 14. JANUAR 2002 / 19.30 UHR MODERNE BEOBACHTENDE SONNENPHYSIK Dr. Achim Gandorfer, Institut für Astronomie, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Die Sonne kann als der "Rosetta-Stein" der Astrophysik bezeichnet werden, da das Studium ihrer physikalischen Natur im Detail möglich ist, gleichzeitig aber die hier gewonnenen Einsichten auf andere Sterne im Universum ausgedehnt werden können. Die Rolle des Experimentators tritt in der Astrophysik scheinbar in den Hintergrund - als passiver Beobachter ist man darauf angewiesen, maximale Information aus dem Sonnenlicht (bzw. Sternlicht) zu ziehen. Am Beispiel der Sonne soll aufgezeigt werden, wie in den letzten Jahren das Zusammenspiel zwischen Technik und physikali- scher Interpretation zu neuen Erkenntnissen über "unseren Stern" geführt hat. MONTAG, 28. JANUAR 2002 / 19.30 UHR PARTNERSCHAFT DES ZOO ZÜRICH ZUM SCHUTZ DES MASOALA REGENWALDES IN MADAGASKAR Dr. Alex Rübel, Direktor, Zoo Zürich Im Jahre 1997 hat die Regierung Madagaskars entschieden, auf der Masoala Halbinsel, wo sich der grösste restliche tropische Regenwald des Landes befindet, einen Nationalpark zu gründen. Zur Evaluation sinnvoller Nationalparksgrenzen brauchte es intensive Forschungsarbeiten im Be- reich der Oekologie, der Biologie und der Strukturen der Bevölkerung. Aus diesem Grund arbeite- te CARE zusammen mit Partnern, wie der 'Wildlife Conservation Society', 'The Peregrine Fund', dem Zoo Zürich, Universitäten und Untersuchungsanstalten. Diese führten zur Wiederentdeckung des Schlangenadlers und der Roteule, sowie zur Entdeckung von neuen Geckos, Palmen- und Ameisenarten. In der Bucht d'Antongil, zwischen der Halbinsel und der Küste Madagaskars, brin- gen die Buckelwale ihre Jungen zur Welt. CARE selbst besitzt langjährige Erfahrungen auf den Gebieten der nachhaltigen Nutzung natürlicher Resourcen, der partizipativen Entwicklungshilfe und der Institutionalisierung der Aktivitäten. Im Rahmen des Zieles der Institutionalisierung arbeite- te CARE zusammen mit nationalen Instituten wie dem Ministerium des Eaux et Föret und der AN- GAP, der halbprivaten Association National pour la Gestion Durable des Aires Protegees. Das Projekt war auf 5-8 Jahre ausgelegt. Gemäss der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie der Zoologischen Gärten, die von der IUCN und dem WWF mitgetragen werden, entwickelt sich auch der Zoo Zü- rich zu einem Naturschutzzentrum: Es ist das Ziel des Zoo Zürich, durch ein attraktives Naturerlebnis, mit den Tieren im Mittelpunkt, die Herzen der Besucher zu erobern. Gross und Klein sollen für die Schätze und Wunder der Tierwelt begeistert und angeregt werden, selbst einen Beitrag zum Na- turschutz zu leisten. Auf der Seite des Zoos geht es darum, eindrückliche Naturerlebnisse zu er- möglichen und in einen überzeugenden, lehrreichen Zusammenhang zu stellen. Eine naturnahe, tiergerechte Umgebung zeigt oekologische Zusammenhänge und integriert den Menschen in einen Lebensraum, in dem von der Pflanze zum Insekt und bis zum Säugetier ein Zusammenleben in einem Gleichgewicht möglich ist. Der Zoo Zürich ist insbesondere beteiligt an der Entwicklung von Aktivitäten, die direkt mit dem Park verbunden sind und die durch Einkünfte eine langfristige Verwaltung des Parks garantieren sollen. Dazu gehören der Aufbau von Pflanzschulen und die Unterstützung des Oekotourismus mit Werbung. Der Park soll von der lokalen Bevölkerung nicht als eine Exklusivzone gesehen werden, die den Zugang zu den Ressourcen verringert, sondern als ein zusätzlicher Vorteil für eine nachhaltige Entwicklung. 3
PROTOKOLL DER HAUPTVERSAMMLUNG VOM 12. MAI 2001 Anwesende Mitglieder: 19. EntsChuldigte Mitglieder: 4. Anwesende Vorstandsmitglieder: H. Brandt, C.A. Burga, F. Gassmann, M. Gloor, S. Haller-Brem, M. Maggiorini, M. SChnitter, M. Schwyzer, E. Städler. EntsChuldigte Vorstandsmitglieder: H. Bührer, F. Klötzli, D. Späni, R. Waldner, W. Winkler. Leitung: PD Dr. EriCh Städler, Präsident. Protokoll: Gabriela Frei. Beginn: 11.15 Uhr. Ende: 11.45 Uhr. TRAKTANDEN 1. Mitteilungen Begrüssung zur Hauptversammlung durch den Präsidenten in der EidgenössisChen ForsChungsanstalt für Wald, SChnee und LandsChaft in Birmensdorf. Die Traktandenliste wird genehmigt. 2. Genehmigung des Protokolls der Hauptversammlung vom 13. Mai 2000 Das Protokoll wird genehmigt und verdankt. 3. Genehmigung der Jahresberichte der NGZ über das Jahr 2000 Keine Einwände, die Jahresberichte werden genehmigt und verdankt. 4. Betriebsrechnung, Budget und Bilanz Der Quästor erläutert kurz seinen Bericht. DurCh die Umsetzung seiner im BeriCht aufgeführten, bereits er- sichtliChen Änderungen, wird in der BetriebsreChnung eine grössere Transparenz geschaffen. Keine Ein- wände seitens der Mitglieder. Der Bericht des Quästors, die Betriebsrechnung, das Budget 2001 und die Bilanz werden genehmigt und verdankt. Der Präsident bedankt siCh beim Quästor sehr herzlich für seine hervorragende, interdisziplinäre Arbeit. Sicher sei es kein Zufall, dass die Rechnung der NGZ nicht wie budgetiert mit -37'800 Fr., lediglich mit -15'858.27 Fr. absChliesst, und für das Budget 2001 wieder ein Über- schuss von +3'000 Fr. erwartet wird. 5. Bericht der Rechnungsrevisoren Der Bericht der Rechnungsrevisoren wird genehmigt und verdankt. 6. Varia Keine. ZüriCh, 13. Mai 2001: Gabriela Frei, Sekretariat NGZ FREIMITGLIEDER AB 01.01.2002 (40 JAHRE IN UNSERER GESELLSCHAFT) Dr. Peter Eckhardt, Volketswil. Dr. Rolf Etter, Zürich. Prof. Dr. Markus Fierz, KüsnaCht. Dr. Margrit Frei, ZüriCh. Dr. Felix Frey, Wettswil. Dr. Max Fumasoli, Bürglen, UR. Dr. Hans Jungen, ZüriCh. Dr. Theo Kempf, Geroldswil. Oskar Lorenz, Zürich. Dr. Hans K. Maurer, KüsnaCht. Prof. Dr. Fritz RuCh, Bassersdorf. Dr. Walter Ryf, Geroldswil. Prof. R.E. Siebenmann, Uitikon-Waldegg. Dr. Gerold Anton Styger, Winterthur. Dr. Samuel Wyder, ZüriCh. Prof. Heinrich Zollinger, Küsnacht. KOLLEKTIVMITGLIEDER 2001 Albers & Co., ZüriCh • SChweiz. Lebensversicherungs- u. Rentenanstalt, ZüriCh Amt für LandsChaft und Natur, •Sekretariat Gehilfinnenschule der Zahnärzte, ZüriCh Fachstelle Naturschutz, Zürich • Siemens Building, TeChnologies AG, Zürich • Credit Suisse Group, ZüriCh TA-Media AG, Zürich •Fischerei und Jagdverwaltung des Kantons ZüriCh Waldamt der Stadt ZüriCh • Givaudan Roure Forschung AG, Bibliothek, Dübendorf Willi Möller AG, Glasbläserei, Oerlikon •Institut BaChema AG, Zürich WISAG, Zürich Metrohm AG, Herisau Zeiss Carl AG, FeldbaCh NaturwissensChaftliche Vereinigung des Lehrer- ZürCher Kantonalbank, ZüriCh vereins Zürich, Steinmaur Zweifel Pomy Chips AG, ZüriCh SChering (Schweiz) AG, ZüriCh STUBENHITZE / NEUJAHRSBLÄTTER -VERKAUF 2002 Das Neujahrsblatt auf das Jahr 2002 wird von Dr. Elisabeth Simons und Prof. Dr. Oswald Oelz verfasst und be- handelt das Thema "Kopfwehberge (oder: Irrwege und Höhepunkte): Eine ku rz e GeschiChte der Höhenmedi- zin in der Schweiz". Das Neujahrsblatt für Kinder und JugendliChe auf das Jahr 2002 wird von Ruedi Meier ver- fasst und behandelt das Thema "Bergsteigen mit Kindern". Wir freuen uns, Sie, Ihre Kinder, Freunde und Bekannte zu diesem traditionellen Anlass am "Bächtelistag", 2. Januar 2002, von 10.00 - 12.00 Uhr, einzuladen. Adresse: Zentralbibliothek, Zähringerplatz 6, 8052 ZüriCh. Eine Übersicht über den Neujahrsblätter-Verkauf in der Stadt ZüriCh entnehmen Sie bitte der Tagespresse. SEKRETARIAT NGZ Gabriela Frei, Treichlerstrasse 4, 8032 Zürich / Telefon 01 262 79 27 / E-mail: gabriela.frei@bluewin.Ch HOMEPAGE: http://www.ngzh.ch 4
Auf der Suche nach Zeigerpflanzen historisch alter Waldflächen Verband Carpinion Prunus avium (Vogelkirsche) Y r Prunus avium (Vogelkirsche) V, kr + + Carpinus betulus (Hagebuche) Y 2 Carpinus betulus (Hagebuche) V, kr + + Tilia cordata (Winterlinde) V, kr Ordnung Fagetalia Acer pseudoplatanus (Bergahorn) Y 1 Acer pseudoplatanus (Bergahorn) V, kr + 1 + 1 1 Rosa arvensis (Feldrose) V, kr + + 1 Daphne mezereum (Seidelbast) V, kr Galium odoratum (Echter Waldmeister) + 1 + 2 1 2 Polygonatum multiflorum (Vielblütige Weisswurz) 2 1 1 2 Viola reichenbachiana (Wald-Veilchen) + + I 2 Phyteuma spicatum (Ährige Rapunzel) 1 1 1 Lamiastrum galeobdolon subsp. montanum (Goldnessel) 2 Epipactis helleborine (Breitblättrige Sumpfwurz) Paris guadrifolia (Einbeere) Circaea lutetiana (Gemeines Hexenkraut) r Neottia nidus-avis (Vogelnestwurz) r Klasse Querco-Fagetea Fraxinus excelsior (Esche) Y 2 2 2 Fraxinus excelsior (Esche) V, kr 1 1 + + 1 Acer platanoides (Spitzahorn) Y 1 2 3 Acer platanoides (Spitzahorn) V, kr 1 1 3 1 1 Acer campestre (Feldahorn) Y 3 2 + Acer campestre (Feldahorn) V, kr, Y 2 1 1 2 Pyrus pyraster (Birnbaum) Y 1 Taxus baccata (Eibe) V, kr Malus sylvestris (Apfelbaum) V, kr Lonicera xylosteum (Beinholz-Geissblatt) V, kr 2 1 1 1 2 Corylus avellana (Hasel) V kr 1 1 1 + Crataegus laevigata (Zweigriffeliger Weissdorn) V, kr 1 + + 1 Anemone nemorosa (Buschwindröschen) 2 1 2 2 2 Geum urbanum (Gemeine Nelkenwu z) r + + + + Carex digitata (Finger-Segge) 1 + + Poa nemoralis (Hain-Rispengras) 2 Melica nutans (Nickendes Perlgras) + + Viola mirabilis (Wunder-Veilchen) 1 Brachypodium sylvaticum (Wald-Zwenke) übrige Baumarten Pinus sylvestris (Waldföhre) Y 2 1 2 1 1 Quercus petraea (Traubeneiche) Y 3 2 2 Quercus petraea (Traubeneiche) V, kr r r r + Larix decidua (Lärche) Y 1 1 Sorbus torminalis (Elsbeere) Y + 1 Sorbus torminalis (Elsbeere) V, kr Sorbus aria (Mehlbeere) Y 1 Sorbus aria (Mehlbeere) V, kr Picea abies (Fichte) Y 1 Picea abies (Fichte) V, kr r Quercus pubescens (Flaumeiche) Y 61
Walter Keller Juglans regia (Walnuss) V, kr Quercus robur (Stieleiche) V, kr Sorbus aucuparia (Vogelbeere) V, kr übrige Straucharten Hedera helix (Efeu) Y + + Hedera helix (Efeu) kr 2 3 3 2 1 1 Lonicera caprifolium (Garten-Geissblatt) kr 1 1 1 2 1 2 Crataegus monogyna (Eingriffeliger Weissdorn) V, kr 1 Ligustrum vulgare (Liguster) V, kr 1 1 + + Viburnum lantana (Wolliger Schneeball) V, kr r 1 r Cornus sanguinea (Roter IoInstrauch) V, kr Euonymus europaea (Pfaffenhütchen) V, kr 1 Prunus spinosa (Schwarzdorn) V, kr + + Prunus padus (Traubenkirsche) V, kr Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer) V, hr Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) V, kr Cotoneaster horizontalis (Korallenstrauch) kr r übrige Kräuter Geranium robertianum (Ruprechtskraut) Galium aparine (Kletten-Labkraut) r Galeopsis tetrahit (Gemeiner Hohlzahn) r r Vicia sepium (Zaun-Wicke) r r Alliaria petiolata (Knoblauchhederich) r r Solidago virgaurea (Gemeine GoldIute) r + Veronica hederifolia (Efeublättriger Ehrenpreis) Veronica chamaedrys (Gamander-Ehrenpreis) Rubus caesius (Berei ft e Brombeere) Dactylis glomerata (Knaulgras) r Moose Eurhynchium striatum (Gemeines Schnabelmoos) 1 Hypnum cupressiforme (Zypressenschlafmoos) 1 Atrichum undulatum (Welliges Katharinemnoos) 1 Mnium undulatum (Welliges Sternmoos) Neckera complanata (Ebenes Neckermoos) Neckera crispa (Krauses NeckeI-moos) kr = Krautschicht, V = Strauchschicht, Y = Baumschicht. Aufnahme 4: Schaffhausen, Fuchstobel, Koord. 687 630 / bis 4) bzw. als Galio odorati-Fagetum typicum (Typischer 284 900 Waldmeister-Buchenwald, Aufnahmen 5 und 6) zu klassie- Aufnahme 5: Schaffhausen, Fuchstobel, Koord. 687 675 / ren. Letztere gehören mit Rosa arvensis (Feldrose), Daphne 284 900 mezereum (Gemeiner Seidelbast), Crataegus monogyna Aufnahme 6: Buchberg, Hurbig, Koord. 684 530/270 080 (Eingriffeliger Weissdorn) und Cornus sanguinea (Roter Hornstrauch) zur Primula- (Schlüsselblumen-)Variante, Die Aufnahmesequenz 1 bis 5 zeigt deutlich, dass Lonice- dem Melico-Fagetum cornetosum sanguineae (Seegras-Bu- ra caprifolium (Garten-Geissblatt) im von KUMMER (1945) chenwald mit Hornstrauch) von FREHNER (1963). Aufnah- beschriebenen Verbreitungsgebiet um Schaffhausen auch in me 6 stammt aus einem isolierten Waldstück, das um 1680 Höhen über 540 m ü. M. sowohl in «alten» als auch in «neu- noch landwirtschaftlich genutzt wurde. Auch Lonicera ca- en» Wâldern gut gedeiht. Die Aufnahmen sind nach ELLEN- prifolium (Garten-Geissblatt) kommt als Zeigerpflanze his- BERG und I LöTZLI (1972) als Pulmonario-Fagetum typi- torisch alter Wälder also nicht in Frage. cum (Typischer Lungenkraut-Buchenwald, Aufnahmen 1 62
Auf der Suche nach Zeigerpflanzen historisch alter Waldflächen Die Suche nach ZeigeIpflanzen historisch alter Wälder KELLER, W. 1992. Aspektwandel und Differentialartenkartierung. hat im Untersuchungsgebiet ein negatives Ergebnis ge- - Schweiz. Z. Forstwes. 143, 58-66. bracht. Wir erklären es mit dem Umstand, dass die kleinräu- KELLER, W. 1994. Dictamnus albus L. im Carpinion der Nord- mige Gliederung in der Schweiz allen Waldpflanzenarten er- schweiz. - Botanica Helvetica 104, 69-78. laubt, neu begründete Wälder in wenigen Dezennien zu be- KELLER, W. (in Vorb.). Zur soziologischen Bindung des Speierlings siedeln, sofern die Standortsfaktoren dies überhaupt zulas- (Sorbus domestica L.). - Mitt. Naturforsch. Ges. Schaffhausen. sen. Für den Naturschutz haben historisch alte Wälder in der KREBS, E. 1947. Die Waldungen der Albis- und Zimmerbergkette. - Schweiz nicht dieselbe Bedeutung, die ihnen nach WULF Genossenschafts-Buchhandlung, Winterthur, 329 pp. (1997) in Norddeutschland zukommt. KUMMER, G. 1945. Die Flora des Kantons Schaffhausen mit Be- rücksichtigung der Grenzgebiete. 6. LiefeIung. - Mitt. Naturforsch. Ges. Schaffhausen 20, 69-208. 5 VERDANKUNGEN LANDOLT, E. 1991. Gefährdung der Farn- und Blütenp flanzen in der Für Anregungen, Hinweise, Diskussionen und Durchsicht Schweiz mit gesamtschweizerischen und regionalen roten Listen. - des Manuskriptes danke ich den Herren Dres. M. Schütz und Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und Eidg. T. Wohlgemuth, beide WSL, Birmensdorf. DIucksachen- und Materialzentrale (EDMZ), Bern, 185 pp. OBERDORFER, E. 1994. Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 7., überarb. und erg. Aufl. - Ulmer, Stuttgart, 1050 pp. 6 LITERATUR PETERKEN, G.F. 1977. Habitat conseIvation priorities in British and BERTSCH, K. 1966. Moosflora von Südwestdeutschland. 3. Aufl. - European woodlands. - Biol. ConseIv. 11, 223-236. Ulmer, Stuttgart, 234 pp. PETERKEN, G.F. & GAME, M. 1981. Historical factors affecting the CUNY, R. 1983. Die Pflanzengesellschaften der Lägern (Schweiz: distribution of Mercurialis perennis in central Lincolnshire. - J. Jura). - Mitt. Aarg. Naturforsch. Ges. 30, 5-64. Ecol. 69, 781-796. DzwONKO, Z. & LUSTER, S. 1988. Species richness of small wood- WALSER, H. 1896. Veränderungen der Erdoberfläche im Umkreis lands of the western Carpathian foothills. - Vegetatio 76, 15-27. des Kantons Zürich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Untersu- ELLENBERG, H. & KLÖTZLI, F. 1972. Waldgesellschaften und chungen auf Grund der topographischen Karte von J. C. Gyger aus Waldstandorte der Schweiz. - Mitt. Eidgenöss. Forsch.anst. Wald dem Jahr 1667. - Jahresber. d. Geogr. Ges. in Bern, 15, 3-124. Schnee Landsch. 48, 587-930. WEISZ, L. 1971. Die Schweiz auf alten Karten. 3. Aufl. -Neue Zür- FREHNER, H. 1963. Waldgesellschaften im westlichen Aargauer cher Zeitung, Zürich, 250 pp. Mittelland. - Beitr. geobot. Landesaufn. Schweiz 44, 96 pp. WULF, M. 1993. Znr Bedeutung historisch alter Waldflächen RAI- GROSSMANN, H., KREBS, E., KITZLER, K. & WEISZ, L. 1938: 600 den Pflanzenartenschutz. - Verh. der Ges. für Ökologie 22, 269- Jahre Holzversorgung und Forstverwaltung der Stadt Zürich, 272. 2. Heft: HolzversoIgung und Forstverwaltung im 19. und 20. Jahr WULF, M. 1997. Plant species as indicators of ancient woodland in Stadtforstamt, Zürich, 153 pp. -hundert. northwestern Germany. - Journal of Vegetation Science 8, 635- HERMY, M. & STIEPERAERE, H. 1981. An indirect gradient analysis 642. of the ecological relationship between ancient and recent riverine WYDER, S. 1952. Die Schafhauser Karten von HauptmaIn Hein- woodlands to the south of Breges (Flanders, Belgium). - Vegetatio rich Peyer (1621-1690) unter besonderer Berücksichtigung ihrer 44, 43-49. kulturlandschaftsgeschichtlichen Bedeutung. - Mitt. Naturforsch. KELLER, W. 1975. Querco-Carpinetum calcareum Stamm 1938 re- Ges. Schaffhausen 24, 9-106. divivum? Vegetationskundliche Notizen aus dem Schaffliauser Rei- WYDER, S. 2000. Die Schaffhauser Karten von Heinrich Peyer at. - Schweiz. Z. Forstwes. 126, 729-749. (1621-1690). - Cartographica Helvetica 22, 21-29. KELLER, W. 1985. Lerchenspornreiche Wälder im Kanton Schaff- ZIMMERMANN, W. 1972. Die Flurwüstungen im Kanton Schaffhau- hausen. - Mitt. Naturforsch. Ges. Schaffhausen 32, 247-268. sen. - Diss. Univ. Zürich, 142 pp. Dr. Walter Keller, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 BiImensdorf 63
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