Zwei Familien, ein Geheimnis - Zum Roman "Kieloben" von Karin Nohr - Kulturexpresso

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Zwei Familien, ein Geheimnis - Zum Roman "Kieloben" von Karin Nohr - Kulturexpresso
Zwei Familien, ein Geheimnis
– Zum Roman „Kieloben“ von
Karin Nohr
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Eine Erzählung mit
leichter Hand ist der Roman „Kieloben“ von Karin Nohr nicht,
auch keine leichte Kost.

Warum? Darum: „Wen seht Ihr? (Inga), Kolb. (Markus). Pause.
Matthias. (Markus). Pause. Hat sie uns darum in die Kirche
geschleppt? Weil sie ihn immer sehen wollte? (Markus). Pause.
Spiel nicht den Beleidigten, Matthias. Melde dich. (Markus.
Pause. Nun komm. Mach wieder mit. (Markus). Pause.“ Das
Gezwitscherte wurde auch noch kursiv geschrieben. Das Buch ist
voll mit Gezwitscher. Wer`s mag.

Immer wieder Absätze mit solchen Sätzen: „Mit der flachen Hand
strich Inga über das Sternenmoos, erhob sich und schwang die
Arme, sodass der Vogel aufflatterte. Für den Stimmenvergleich
müsste sie ihn zum Krächzen bringen. Vielleicht sang er!
Tönende Schwäne, fliegende Talare. Sie und die Zwillinge auf
dem Weg zur Kirche. Zur Schule. Zum Rodeln. Zum Baden. Die
beiden voraus, sie hinterher. Wenn Matthias bei den Großeltern
war, hatte sie Markus als Hilfssheriff gedient. War Markus
Zwei Familien, ein Geheimnis - Zum Roman "Kieloben" von Karin Nohr - Kulturexpresso
einmal weg, folgte sie Matthias` präzisen Anweisungen bei
Untertunnelungen in der Sandkiste. Ein perfektes Zieh-mich-
stoß-dich-Tier mit Zöpfen.“ Alles klar?

Wer das aushält, der kann sich von Möwenchor über Mails, Engel
und Pastorenvögel und also von Abschnitt zu Abschnitt der drei
Teile und sechs Kapitel hangeln, in denen sich der Inhalt um
was eigentlich dreht? Irgendwie kullern die Kapitel um die
Niemanns aus Deutschland und die Larssons aus Norwegen, auch
um Inga und Mette, die entdecken, dass sie etwas gemeinsam
haben. Dabei lässt die Autorin den Leser in deren Köpfe und
Gezwitscher gucken wie in ein kunterbuntes Aquarium, in dem es
nur so blubbert.

Die eine ist nicht die leibliche Tochter ihrer Eltern, sondern
ein „Deutschenkind“ mit Halbschwester. Ein Thema, gebadet in
bemühter Schreiberei, gewickelt in Psycho-Schwallerei. Perlen
der Belanglosigkeit und Phrasendrescherei tauchen im Text auf
und verschwinden wie die Spirits der parapsychologischen
Versuchsanordnung. Wer`s mag.

Das schwer lesbare Buch voll Blubber bringt mich noch nicht
einmal ins Rätseln über die Geheimnisse meiner Familie. Im
Roman steckt offensichtlich zu viel Nohr, zu viel „ich bin
Literaturwissenschaftlerin und Psychologin und klassische
Sängerin und Autorin von Büchern mit Titeln wie ‚Eastern
Sittichs‘ und ‚Stummer Wechsel'“. Und zu wenig Weisheit.

Mit anderen Worten: Das Einfache schwer verständlich zu
schreiben ist die Genialität der Dummköpfe. Wer`s mag.

Wer`s nicht mag, der treibt schon nach den ersten Seiten
Zwei Familien, ein Geheimnis - Zum Roman "Kieloben" von Karin Nohr - Kulturexpresso
kieloben in der Seelensuppe des Nohrschen Wassergeheges. Blub!

Bibliographische Angaben

Karin Nohr, Kieloben, Roman, 206 Seiten, Format: 13,6 x 20,6
cm, fester Einband, Verlag: Größenwahn, 1. Auflage, Frankfurt
am Main, 15.7.2019, ISBN: 978-3-95771-256-1, Preise: 19,90 EUR
(D), 20,50 EUR (A)

Keine Träne bleibt ungeweint,
kein Bier bleibt ungetrunken,
keine Selbstzerstörung geht
lange      –    Zum     Roman
„Elbschlosskeller“ von Daniel
Schmidt, Olaf Köhne und Peter
Käfferlein
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der
„Elbschlosskeller“
befindet sich auf St. Pauli direkt gegenüber dem „Goldenen
Handschuh“. Beide Kneipen stritten früher darum, wo denn nun
die
meisten Gestörten und Kaputten unterwegs waren. Nach Strunks
Buch
über den „Goldenen Handschuh“, ging diese Kneipe weitestgehend
an die Touristen verloren. Kann sich natürlich wieder ändern.

Ich
hatte das Glück, in den letzten Jahren einige einschneidende
Sauferlebnisse mit meinem Hamburger Freund Christian im
„Elbschlosskeller“
erleben zu dürfen. Die wunderbar schummrige und herrlich
schmierige
Kneipe war beständig der letzte Akt in unserem Besäufnis. Oft
sahen
wir die gleichen Gestalten, die nun auch via Foto im Buch
verewigt
wurden (ich hoffe sie leben noch lange, glaube es aber nicht).
Die
drei Autoren (Schmidt hat das Leben gelebt und die Stories
erzählt,
Köhne und Käfferlein haben ein Buch daraus gemacht) besticht
durch
Redlichkeit.

Schmutz
ist im Buch Schmutz. Frau Verzweiflung hat einen Vornamen.

Obwohl
mitunter die Prolligkeit wehtut, schafft es der Kneipier
Daniel
Schmidt mit Herzenswärme zu überzeugen. Für ihn als Wirt sind
tatsächlich alle Menschen gleich, egal wie sie stinken, wie
weit
unten sie waren… Weil er selbst ganz unten war und weiß, wie
Dreck
schmeckt und wie Elend geht.

Dieses
Wissen und sein Überleben (Gratulation natürlich) macht den
Ton des
Buchs mitunter etwas Ratgeberhaft. Aber irgendeine Botschaft
bringt
wohl jeder mit, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist.
Ein neues
Leben anfangen, das klingt so leicht. Insofern bekommt das
Buch 7
Sternchen    von   zehn,   weil   das   Buch   etwas   zu   sehr
Schmidtbiografie ist,
und die Geschichten aus dem „Elbschlosskeller“
vielleicht zu kurz kommen. Das Lesen lohnt trotzdem, obwohl es
an den
„Handschuh“ nicht rankommt.

Bester Satz auf Seite 185: „Du bist es, den ich will, du hast
tolle Gene, hast was in der Birne und ein gutes Herz. Mach mir
doch ein Baby.“

Bibliographische Angaben

Daniel Schmidt, Olaf Köhne und Peter Käfferlein,
Elbschlosskeller, kein Roman, Fotos CP Krenkler, 256 Seiten,
Format: 13,5 x 21,0 cm, Klappenbroschur, Verlag: Edel von el
Books, Hamburg, 4.4.2019, ISBN: 3-8419-0612-0, Preise: 17,95
EUR (D), 18,50 EUR(A)
Über die Untergrabung der US-
Demokratie durch eine fremde
Macht und das ganze Ausmaß
der Bedrohung – Zum Buch „Die
harte Wahrheit – Was ich als
höchster US-Geheimdienstchef
erfahren habe“ von James R.
Clapper mit Trey Brown
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). James
Clapper führte bis 2017 als Nationaler Geheimdienstdirektor
die
US-Nachrichtendienste. Er hatte bis dahin Zugriff auf alle
geheimdienstlichen Informationen. Ob „alternative Fakten“, die
Trump und seine Anhänger gern ins Spiel bringen, oder die
vermeintliche Einflussnahme Russlands auf den Wahlausgang,
Clapper
schildert alle schmutzigen Hintergründe, die aus seiner Sicht
eine
Gefahr für die freie Welt bedeuten.
Wer
verstehen will, wieso und warum Trump Präsident des
mächtigsten
Landes der Welt werden konnte, findet bei Clapper die
Zusammenfassung
der wichtigsten Ereignisse aus Sicht der US-Geheimdienste.

Nach der Lektüre fragt man sich, wie Trump es bis an die
Schalthebel der Macht schaffen konnte. Leider wird auf die
Hintermänner in Trumps Präsidentenkosmos nur wenig
eingegangen, aber das ist auch nicht die Aufgabe dieses Buchs,
das erschreckend aufzeigt, mit welchen dirty Tricks das
Trumpeltier ganz nach oben gelangte. Clapper begründet sein
Buch mit der Angst, die USA würden von einer ausländischen
Macht untergraben.

Bibliographische Angaben

James R. Clapper mit Trey Brown, Die harte Wahrheit: Was ich
als höchster US-Geheimdienstchef erfahren habe, 496 Seiten,
fester Einband, Gewicht: 760 g, Riva-Verlag, München, März
2019, ISBN: 3-7423-0834-4, Preis: 24,99 EUR
Schlabberwasser           mit
Schuppenwurz – Annotation zum
Buch „Lanny“ von Max Porter
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nein,
Schuppenwurz ist kein neuartiges Getränk aus der
Homöopathieabteilung von ALDI-Nord, es             ist   echtes
Schwurbelmännchen,
erfunden vom Schwurbelliteraten Max Porter, den der Guardian
(laut
Pressespiegel des Verlags) für einen Autor hält, der „anders
als
alle anderen ist“.

Die aufmerksame Lektüre der frohen Werbebotschaften, die sein
neues Buch „Lanny“ umranken, verrät außerdem, es würde
gleichzeitig in achtzehn Ländern erscheinen. Wow, welche
Wucht, das haut mich glatt zum zweiten Mal in meinen
Lesesessel, in dem ich seit der Lektüre von Danny wie
festgenagelt vegetiere.

Ist „Lanny“ das Buch zu einer gleichnamigen Krankheit? Jein.
In „Lanny“ weiß Porter von einem Jungen=Lanny zu berichten,
der „anders als alle anderen ist“. Na, sie wissen schon,
eigenartig, merkwürdig, ein kleiner Psycho, salopp gedichtet.
Und wegen dieses Lanny sind seine Eltern X und Y nach Bumms
gezogen, einem Dorf bei London. Vati verdient sein Geld bei
stinködem (und bestimmt menschenverachtendem) Finanzquatsch.
Mutti schreibt grausige Krimis, mit denen sie gelangweilten
Menschen das Leben zur Hölle macht (stundenweise ganz
bestimmt). Natürlich streng über achtzehn und nix für Kinder,
aber Kollege Lanny kommt allemal an den ganzen Lesemulm
irgendwie ran.

Dann gibt es noch den ollen Peter, genannt Pete, einen
gescheiterten Künstler (kommt immer gut), der auf dem Land ein
wenig den Dorftrottel mimt, friedlich sein Eisen verbiegt und
Kunst herstellt, die keiner braucht. Vielleicht ist er aber
auch seiner Zeit voraus und sehr „anders als alle anderen“. Er
wird der große Vertraute Lannys, weil die Eltern… na ja,
Banker und Krimitusse.

Dann gibt es noch den schrecklichen Schuppenwurz, ein
Fabelwesen (oder so ähnlich), der es mag, wenn Lannys Mutter
einen Igel im Abfluss püriert und schon alles gesehen hat
(Hexenverbrennungen etc.). Er existiert „anders als alle
anderen“, meint Lannys schlaue Thrillermutti, weil wir ihn
haben wollen. O Grusel.

Ja,
diese Mixtur klingt wie eine Suppe aus allen mögliche
Mainstreamfilmen von Shining über Teenage Werwolf bis zu
Abenteuer
im Zauberwald – und ist es leider auch. Sprachlich belanglos
und zum
umgangssprachlichen Gelaber neigend, dengelt uns das Druckwerk
durch
die 220 Seiten, wenn wir es nicht gehetzt ganz schnell in die
Tonne
(gelb) werfen.

Oder
verstehe ich das Buch nicht, weil es „anders als alle anderen
ist“?
So verwunschen und märchenhaft, vom feinfühligstem und
mutigstem
Autor ganz Engelands erzählt?

Nein, es ist besinnlich, duselig und eine bewegende Warnung
davor, zu welchem Quark Schreibkundige fähig sind.

Bibliographische Angaben

Max Porter, Lanny, aus dem Englischen von Uda Strätling und
Matthias Göritz, 224 Seiten, Pappband, Format: 11,6 x 18,5 cm,
Verlag: Kein & Aber, Zürich, 11.3.2019, ISBN: 3-0369-5793-7,
Preis: 22 EUR

Korrupte Cops und ein Cop-
Killer oder Liebe und Leichen
in „Morpheus“ von Jilliane
Hoffman
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der 400 Seiten starke
Thriller mit dem wie aus der Pistole geschossenen Kurztitel
„Morpheus“ von Jilliane Hoffman ist der zweite Band der
mittlerweile vierbändigen Townsend-Reihe, die mit „Cupido“
begann, weswegen die Fälle, in denen Staatsanwältin C. J.
Townsend verstrickt und zugenäht ist und die mit ihrer
brutalen Vergewaltigung in New York begann, als sie noch Jura-
Studentin war, und denen die Cupido-Morden in Miami folgten,
auch Cupido-Reihe genannt wird.

Der böse Bantling ist auch in „Morpheus“ immer noch da, aber
er treibt sein garstiges Spiel hinter Gittern, bringt seine
„Chloe“ beinahe um den Verstand und ihren Verlobten, Special
Agent Dominick Falconetti vom Florida Department of Law
Enforcement um den Arbeitsvertrag.

Doch der fälschlicherweise wegen mehrerer Morde an Frauen im
Knast schmorende Vielfachvergewaltiger William Rupert
Bantling, der einem Komplott zum Opfer fiel, will nur raus aus
seiner Todeszelle im Florida State Prison. Und Rache!

Weder Bantling noch der verrückte Psychiater Dr. Gregory
Chambers, der in Wahrheit Cupido war, stecken hinter den neuen
Morden, brutalen Morden, Morden an Polizisten. Weil er die
Uniformierten nicht nur des Miami Beach Police Departments
schlecht Schlafen lässt, sondern C. J. Alpträume bringt, wird
der Cop-Killer Morpheus genannt.

Townsend fürchtet um ihre Liebe und das Ende ihres Lebens.
Doch am Ende deutet alles auf das dritte Buch hin. Dem
„Arschloch“ Bantling wird Berufung gewährt, er soll einen
neuen Prozess bekommen.
Bibliographische Angaben

Jilliane Hoffman, Morpheus, Thriller, 400 Seiten,
Übersetzerin: Sophie Zeitz, Verlag: rororo, 24. Auflage,
Hamburg, Februar 2018, Erstveröffentlichung:
1.11.2006, ISBN: 978-3-499-23691-4, Preis Taschenbuch: 9,99
EUR (D), Preis E-Buch: 9,99 EUR (D)

Frauenmörder in Florida in
einem bis zum bittersüßen
Ende spannenden Kriminalroman
– Zum Thriller „Cupido“ von
Jilliane Hoffman
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Wer möglicherweise mit
„Nemisis“ von Jilliane Hoffman erstmals ein Buch der Krimi-
Autorin in Händen hielt und reinschaute in die
Schauergeschichten um einen Snuff-Club made in Miami, im
Grunde einer Metropolenregion, die sich über Dutzende Meilen
zwischen von Nord nach Süd zwischen Everglades und Atlantik in
die Länge zieht wie ein Kaugummi.
Doch wer tiefer eintauchen möchte, mit Verlaub: wie in das
Bermuda-Dreieck, um die Brandzeichen oder das Spiel ohne
Grenzen in „Nemesis“ und somit aller Laster Anfang zu
verstehen, der lese den ersten der mittlerweile vierteiligen
Reihe um Staatsanwältin C.J. Townsend. Ausgehend vom ersten
Band der Cupido- oder besser C.J.-Townsend-Reihe, in dem der
verrückte Psycho-Doktor und seine rechte Hand, der nicht
minder böse Bantling, mit ihrem miesen Spiel in Hannibal-
Lecter-Manier beginnen, entwickelt sich die super Serie.

„Cupido“ ist ein cooler Kriminalroman, überwiegend aus der
Sicht einer starken Frau, die es von einer Jurastudentin in
New York zu einer Staatsanwältin in Miami bringt, wo sie
dienstlich und scheinbar zufällig auf ihren brutalen
Vergewaltiger trifft, aber auch einen Bären und Dominick
Falconett, Special Agent des Florida Department of Law
Enforcement.

Richtig, es kommen gute Bullen und schrullige Juristen, aber
vor allem böse, bisweilen sehr hinterlistige und hinterhältige
Männer in Hoffmans Cupido-Reihe vor, Männer, die auf den
Moment gewartet haben, in denen Frauen hilflos sind, aber auch
schöne Frauen und in Person der Staatsanwältin Townsend sogar
schöne, schlaue und   starke Frauen, wobei die Verteidigerin des
Angeklagten nicht     weniger attraktiv und mit allen Wasser
gewaschen scheint,    um sich in der Männerwelt von Polizei und
Justiz behaupten zu   können.

Dass das Thriller-Debüt „Cupido“ fraglos fesselnd ist, das
liegt daran, dass Jilliane Hoffman lange Zeit ihres Lebens als
Staatsanwältin arbeitete. Hinzu kommt nicht nur eine
libidonöse Prise, sondern Liebe, wie Adorno sie verstand, als
er formulierte: „Geliebt wirst du einzig da, wo schwach du
dich zeigen kannst, ohne Stärke zu provozieren.“ Was das im
Sowohl-als-auch im reziproken Verhältnis von Begriff und
Gegenstand bedeutet, das führt Hoffmann auf 480 Seiten aus
ohne ausschweifend zu werden. Nicht viele Autoren bekommen das
hin und schon überhaupt nicht bei ihrem Debütroman.

Bilbiographische Angaben

Jilliane Hoffman, Cupido, Thriller, 480 Seiten, Deutsch von
Sophie Zeitz, Taschenbuch, Verlag: rororo, 48. Auflage,
Hamburg, März 2018, Erstveröffentlichung: 2.5.2005, ISBN:
978-3-499-23966-3, Preise: 10,99 EUR (D), 11,30 EUR (A), als
E-Buch bei Rowohlt E-Book, Veröffentlichung: 28.11.2014, ISBN:
978-3-644-22041-6, Preis: 9,99 EUR

Sarden,     Sardinen    und
Sardinien oder Land, Leute
und Leckeres – Zum Kultur-,
Koch-   und  Reisebuch  „La
Cucina Sarda“ von Herbert
Taschler und Udo Bernhart
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Vieles ist an Sardinien
fantastisch: das Land, die Leute und das Lukullische. Ja, oft
sind die Tische und Teller voll Leckerem und das, was es an
Speis und Trank gibt, ist gut, sehr gut.

Beim Blättern im Buch „La Cucina Sarda“ von Herbert Taschler
wird der Leser genau daran erinnert. Taschler schreibt wie
folgt über die bunten Farben und betörenden Gerüche der
sardisch Sardigna genannten Insel: „Blau und Grün in allen
Schattierungen stehen für das sardische Meer und seinen
Himmel, Weiß und Grau für endlose Strände, Grün-Gelb-Bruan für
die faszinierende Landschaft, Grau-Rose-Schwarz-Silber für ein
Meer aus Steinen, ein schmutiges Weiß für riesige Schafherden,
ein kräftiges Rot für Korkeichenstämme. Hinzu kommt ein Meer
von Gerüchen und Düften: Myrte, Rosmarin und Thymian,
mediterrane Macchia und Lorbeer…“
Italien Sardinien Sardegna Provinz Cagliari Stadt Cagliari
Altstadt Villanova quartiere di Cagliari. © Christian, Foto:
Udo Bernhart

Bunt sind auch die zahlreichen Bilder, fotografier von Udo
Bernhart, der sich und seine Kamera nicht nur vor
kulinarischen Köstlichkeiten in Position brachte, sondern auch
Land und Leute gelungen in Szene setzte, was jeder sieht:
nichts ist gestellt und gestylt, verlogen wie Food-Fotografie
nun einmal ist, alles ist authentisch, das ist ordentlicher,
ehrlicher Bildjournalismus. Und das ist gut so!
Italien Sardinien Sardegna sardische Kueche Ristorante su
Talleri Giorgio Carta Sarago alla Vernaccia. © Christian,
Foto: Udo Bernhart

Bernhart, der laut Christian-Verlag seit mehr als 35 Jahren
als freier Fotograf und Fotojournalist“ arbeitet, im Vinschgau
aufwuchs und in der Welt jede Menge Erfahrungen gesammelt
haben muss, den „Aufträge“ sollen ihn „in die ganze Welt:
Feuerland, China, Alaska, Kamtschatka…“ geführt haben. Kein
Wunder, dass „seine Aufnahmen … in deutschen sowie
internationalen Magazinen erschienen“ und „er … zahlreiche
Fotoreportagen und mehr als 100 Bildbände veröffentlicht“ hat.
Mit ihm hatte der „freie Fachpublizist, Gastrosoph und
Sommelier“ Tischler einen Profi an seiner Seite. Tischler ist
übrigens auch einer. Er verkoste, teste und schreibe laut
Verlag „für verschiedene Medien, unter anderen für den
‚Gambero Rosso‘, Italiens tonangebenden Wein- und
Restaurantführer“.
Italien Mittelmeerinsel Sardinien Sardegna Oliena Su Gologone
Experience Hotel cucina pastorale e contadina Culurgiones de
patata. © Christian, Foto: Udo Bernhart

Mit „La Cucina Sarde“ ist beiden, Bernhardt steuerte die
Bilder und Tischler die Texte und Rezepte bei, ein lesens- und
lobenswertes Werk gelungen, das in mir nicht nur Erinnerungen
an Sarden, Sardinen und Sardinien weckt, sondern den Wunsch
nach einer Wiederkehr. Viel mehr kann man mit einem Kochbuch
voller toller Originalrezepten, 85 an der Zahl, nicht
erreichen. Und obendrein ist „La Cucina Sard“ auch noch ein
gelungenes Kultur- und Reisebuch ist. Gratulation!

Bibliographische Angaben

Herbert Taschler, La Cucina Sarda, 85 Originalrezepte aus
Sardinien, 320 Seiten, ca. 140 Abbildungen, Fotografien von
Udo Bernhart, Format: 22,5 x 27,1 cm, Verlag: Christian, 1.
Auflage, München, 25.3.2019, ISBN: 978-3-95961-290-6, Preis:
39,99 EUR (D)
Eine    an     den    Haaren
herbeigezogene   Geschichte,
gekleistert mit Klischees –
Zum Film „Siberia – Tödliche
Nähe“
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Oft empfiehlt es sich,
die Distanz einzunehmen, bei der die größte Durchschlagskraft
im Ziel besteht. Nähe kann tödlich enden.

Irgendwie nehmen diese Nähe alle am Film „Siberia – Tödliche
Nähe“ beteiligten ein. Vom Regisseur bis zu Keanu Reeves, der
als Lukas Hill gewohnt kühl und körperbetont verletzlich bis
knallhart durch die Geschichte zieht wie das Motiv Rache durch
die John-Wick-Reihe mit Reeves.

Als Hund mimt Katya (Ana Ularu), die am Ende im Nirgendwo von
Sibieren überlebt, während Hill nach einer Schießerei rund um
eine Holzhütte mitten in einem Wald voller Birken mit einer
Übermacht am letzten Gangster als Gegner endet. Hill ist also
totzukrieg und stirbt schneller als
John McClane in Die Hard.

Zuvor handelt er mit Diamanten, die er nicht hat, und wandert
mit einem hellbraunen Herbstmantel statt mit einem schwarzen
„Matrix“-Mantel durch den Schnee, die Kälte und Weite
Sibiriens. Dort wird der Film so fade, dass selbst eine
Bärenjagd mit Katyas Brüdern nur zu einem netter
Nebenkriegsschauplatz reicht in einer langatmigen,
langweiligen und launischen Erzählung, bei der selbst die
Erotik oder das, was Amis darunter verstehen, nur graue
Schatten in einen schalen Streifen wirft.

Wer das albern findet, der liegt richtig, wie Hill nach nur
einer Nacht im Bett seines Katya gerufenen Hundes (siehe
oben), der ihm treu folgt, sogar nach Sankt Petersburg, wo der
Rubel rollte und beim bösen Boris Fellatio fällig wird.

Schnell wird dem Hündchen Katya klar, dass Hill ein Haufen
Scheiße, ein Händler, ein Schmuggler, ein Ganove, ein
Tunichtgut und so weiter und so fort ist und bald am Boden, am
Ende in der Erde Sibiriens.

Die Geschichte ist an den Haaren herbeigezogen und ihr Gerüst
mit Klischees gekleistert.

Filmografische Angaben

     Deutscher Titel: Siberia – Tödliche Nähe
     Land: VSA
     Jahr: 2018
     Regie: Matthew Ross
     Drehbuch: Scott B. Smith
     Buch: Scott B. Smith nach einer Idee von Stephen Hamel
     Kamera: Eric Koretz
     Schnitt: Louise Ford
     Darsteller: Keanu Reeves, Ana Ularu, Veronica Ferres,
     Molly Ringwald, Pasha D. Lychnikoff, Dimitri
Chepowetski, James Gracie
     Laufzeit: 105 Minuten
     Altersfreigabe: FSK 16

Thomas    Bernhard   schneit
abermals vom Bücherhimmel zu
uns herab
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die
Buchwelt kann nicht genug Thomas Bernhard bekommen, das ist
schon
eindeutig so. Insofern: Chapeau liebe Residenzler, das tut ihr
recht,
uns lesehungrige mit weiteren Büchern des Meisters zu füttern,
auch
wenn es naturgemäß nichts wirklich Neues mehr sein kann, denn
er
ist ja schon eine Weile tot.

Trotzdem,
oder gerade deshalb, und weil es im Augenblick in Berlin
bitterkalt
ist, und wir die Nähe der wohligen Lesecouch suchen, sind die
jüngst
erschienenen Autobiographische
Schriften ein sehr zu begrüßendes Ereignis.

Um
dem Buch eine besondere Note zu verleihen, hat der Verlag dem
Pinselschwinger, also dem renommierten Künstler Herr Wurm
gebeten,
ein paar schicke Aquarelle beizusteuern. Der ließ sich wohl
nicht
zweimal bitten und machte sich flugs an die Arbeit. Kein Joke
mit
Namen, trotzdem bin ich mir sicher, es hätte TB gefallen, von
einem
Herrn Wurm illustriert zu werden.

Obgleich die Aquarelle nicht soo der Burner sind, na ja, es
sind Portraits vom großen Thomas, sie illustrieren weniger den
Text, als das feinnervige, metaphysische…Ganze, glaube ich.
Jedenfalls freue ich mich über die kompakte Ausgabe einiger
Lieblingsstücke des TM. Es beginnt mit „Die Ursache“, dem „Der
Keller“, „Der Atem“, „Die Kälte“ und „Ein Kind“ folgen,
gewissermaßen Schlüsselwerke. All diese großen Werke kann man,
wie bereits gesagt, nicht oft genug gedruckt sehen, und ich
möchte mich dem Verlag anschließen, der da kündet: „Wer die
Welt des Thomas Bernhard verstehen will, findet hier den
Schlüssel.“

Bibliographische Angaben

Thomas Bernhard, Autobiographische Schriften in einem Band,
mit Aquarellen von Erwin Wurm, 496 Seiten, Format: 165 x 240,
Residenz Verlag, Salzburg-Wien, 8.1.2019, ISBN: 3-701-7171-49,
Preis: 60 EUR

Bester Gesang seit lang‘ –
Musical    Rock   of    Ages
erstmalig in Deutschland!
Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Soll man schmollen, weil
das Musical so lange nicht in hiesigen Gefilden zu sehen war?
Oder sich freuen, dass es jetzt endlich – Ende 2018 – in
Berlin auf der Bühne zu sehen ist? Es steht auf der Liste der
30 Musicals, die die längste Laufzeit am Broadway hatten. Das
Musical Rock of Ages. Es wurde 2012 verfilmt. Das Musical Rock
of Ages – ist jetzt da! Da man das Vergangene ändern nicht
kann, aber den Genuss der Gegenwart erleben – oder eben leer
ausgehen – lautet unser Rat: Hingehen, ausgehen, rausgehen.
Schon allein der Gesang ist der beste, den man seit langem
hören konnte. Die Songs – nun: Jesus Christ Superstar ist die
Messlatte; das Musical Rock of Ages reicht da nicht heran,
doch gibt es viele Gründe, es jetzt zu besuchen. Jesus Christ
Superstar kann man nicht jeden Monat hören.

Das Musical Rock of Ages ist auch eine schöne 80er-Jahre-
Erinnerung mit vielen Hits und Hitzeilen, die einem sofort
einfallen.
Allein die Hauptdarstellerin ist Grund genug, sich jetzt auf
den Weg zu machen. Sie spielt das nicht dumme, aber vielleicht
naive Mädchen vom Lande mit Talent. Sie will Schauspielerin
werden. Shocker – sagt der Moderator. Etwas Langweiligeres
hätte man ihm nicht sagen können. Alle jungen, hübschen
Mädchen und Frauen kommen nach L.A. (el ej!) und in seinen
Stadtteil Hollywood und träumen davon, berühmt zu werden.
Reich, begehrt, noch schöner und – dann den Mann ihres Lebens
zu finden. Ein tolles Haus zu haben – oder zwei. Mit tollen
Möbeln, einem Garten, irgendwann Kindern. Was fehlt noch? Der
Hund.

COUNTRY GIRL trifft CITY BOY im Musical
Rock of Ages
Geht noch mehr Klischee? Es geht. Doch Los Angeles ist auch
der Ort, wo die Klischees Wirklichkeit sind. In ihrer Naivität
wird „Tracy aus Texas“, die aus einem anderen Bundesstaat
kommt und Sherrie heißt, nicht Cherry, wie die Kirsche,
sondern Sherrie wie der Wein und gleichzeitig der Liebling auf
französisch (Cherie). Und das ist sie. Verkörpert von Jodie
Steele. Groß, blond, lockiges Haar, unbedarft und gutmütig,
nicht böse, tanzen kann sie – und wer sich immer noch nicht in
die Schönheit verliebt hat, warte ab, bis ihre Stimme ertönt.
Dann erfolgt der innere Kniefall.

Jodie Steele kann‘s und ist Sherrie. Das erste, was Sherrie
passiert, ist ein Handtaschendiebstahl. Nachdem das
Portemonnaie weg ist, tröstet sie Drew (Luke Walsh). Er ist
der Mann ihres Lebens. Sie weiß es nur noch nicht, oder lässt
sich zwischendurch ablenken.

Drew bittet sie für den Diebstahl, für den er nichts kann, um
Entschuldigung und hilft ihr in die Bar, in der er auftritt.
Obwohl der Chef, Dennis, wunderbar stimmig rübergebracht von
Cameron Blakely, „niemanden einstellt“ – wir kaufen nichts –
ändert er die Meinung, als er ihr Äußeres zu Gesicht bekommt.
Die Barschaft ist weg, doch ein Job gefunden, es scheint
bergauf zu gehen. Doch auch bei Drew, und das führt zu
Irritationen. Nachdem ein kleines Missverständnis beim ersten
Date – ist er ihr Freund oder will er nur „Freunde“ sein? –
sie enttäuscht und irritiert, wendet sie sich kurz dem Blender
und echtem A…. Stacee Jaxx zu. Einem Bühnenstar mit Allüren
und einem One-Day-Stand. Ihren Vornamen kann er aber nie
erinnern.
Scham und Verzweiflung – niemand liebt mich! – treiben sie auf
die Straße. Selbstbewusst ist Justice, die souveräne Tori
Allen-Martin, die Sherrie als Stripperin einstellt; nichts,
was Sherries Selbstbewusstsein schüren könnte.

Am Sunset Strip gibt es ein Happy-End
Nach einigen Wirrungen und einem weiteren zufälligen
Zusammentreffen auf der Straße finden das Mädchen vom Land und
der Junge aus der Großstadt nicht gleich zusammen. Justice,
die nichts Böses wollte, bereut, bei einem entscheidenden
Gewissenskonflikt professionelle Arbeit verlangt zu haben
(„Suck it up!“), als der hochnäsige „Rockstar“ Stacee mit
seiner Kreidtkarte wedelte. Als sie den Stadtjungen erkennt,
bestätigt sie ihm, dass Sherrie (nur?) ihn liebt – (She loves
You, Yeah, Yeah, Yeah) und beseitigt damit bei ihm die
nagenden Zweifel in diesem wichtigen Punkt.

Warum heißt das Musical Rock of Ages so?
Man könnte bei dem Titel, den das Musical Rock of Ages hat,
schon denken, dass die gesamte Rockgeschichte betrachtet wird.
Außerdem sind die 80er Jahre nicht wegen der Rockmusik
bekannt, sondern wegen andere Phänomene – Disco, die bunte
Kleidung, ein hedonistischer Lebensstil …
Zudem fällt dem des Englischen Mächtigen auf, dass hier sogar
der Plural auftaucht. „Rock der Zeitalter“ ist nicht nur
übertrieben, sondern Quatsch. Das Rock-Zeitalter, „THE AGE OF
ROCK“, na gut, das gibt es, das kann man sagen. Aber ein
Musical Rock of Ages? Rockmusik gab es nur in einem einzigen
Zeitalter und auch dort nicht lange. Da muss also etwas
anderes dahinterstecken.

Tut es auch. Die Doppeldeutigkeit ist schon vor Jahrzehnten in
die Überschriften und Titel eingezogen. Das ist auch gut so.
Doch nicht alle verstehen immer den manchmal sogar doppelten
Hintersinn oder bemerken noch nicht einmal, dass es zwei
Bedeutungen gibt.

„Rock of Ages“, ein christliches Lied
„Rock of Ages“ ist unter anderem der Titel eines christlichen
Liedes. Ein Calvinist schrieb es im 18. Jahrhundert, ein
Pfarrer. Er hieß Augustus Toplady und veröffentlichte den Text
zu Zeiten Friedrichs des Großen im „Gospel Magazine“. Der
„Fels der Ewigkeit“, wer könnte das schon sein? Die Göttin
oder Gott. In der Bibel im Buch Jesaja Kapitel 26 Vers 4
formuliert der Schriften-Übersetzer Martin Luther: „Darum
verlasset euch auf den Herrn immerdar, denn Gott der Herr ist
ein Fels ewiglich.“ Ganz allein ist Toplady also nicht auf den
Titel gekommen, er wurde durch den Bestseller der Heiligkeit
inspiriert. Der Liedtext hat dann endgültig nichts mehr mit
dem Musical Rock of Ages zu tun. Toplady betont, dass über die
Erlösung nur Gott selbst entscheidet; also weder die Werke des
Menschen noch sein Glaube.

Methodisten wie John Wesley sehen das anders. Einig sind sich
alle, dass der Mensch soviel „Gutes“ tun kann, wie er will,
das Himmelreich wird ihm deshalb noch lange nicht garantiert.
Doch Wesley sieht es so, dass der Mensch durch seinen Glauben
die Erlösung finden kann. Topladys Liedtext drückt dagegen
noch einmal aus, dass Gott das ganz allein entscheide.

Das Lied gibt es auch auf deutsch, der Titel lautet nicht
„Fels der Ewigkeit“, sondern „Fels der Heils“.
Spannende Story
Nicht nur im Musical Rock of Ages gibt es eine gute Story (BOY
MEETS GIRL), sondern auch für die Entstehung des Liedes.
Toplady soll in Somerset eine Schlucht durchquert haben und
vom Sturm überrascht worden sein. In einer Felsspalte fand er
Schutz – und den Titel, der ihm dort in den Sinn kam. Dann
soll er, in Ermangelung eines Notizbuches und um die Bibel
nicht zu verschmieren – oder hatte er sie nicht dabei? – auf
der Rückseite eine Spielkarte (sic) – die hatte er dabei!
Soso, honi soit qui mal y pense – den Text des Liedes
niedergeschrieben haben. Er hatte also etwas zu schreiben
dabei, als es noch keine Kugelschreiber gab und viele
Federkiel und Tinte benutzten.

„Rock of Ages“ auf der Landkarte
Legende hin oder her – in der Nähe des englischen Dorfes
Blagdon findet man bis heute auf Landkarten die Fels –
(Rock!)-Spalte des Namens „Rock of Ages“.

Fazit
Gute Unterhaltung, wenn einen die Gesten mancher Schauspieler,
die zwei Finger emporrecken, nicht stören. Angehörigen
strengchristlicher Sekten mit Hunderten von Verhaltensregeln
kann man den Besuch dieses Musicals weniger empfehlen. Diese
können versuchen, sich das Lied aus dem 19. Jahrhundert
herunterzuladen. Der Text stammt aus dem 18. Jahrhundert, die
Melodie wurde 1830 veröffentlicht.

Für alle anderen gilt: Es gibt viele Gründe, in das Musical
Rock of Ages zu gehen.

Zuallererst die Gesangsqualität, die vor allem bei Jodie
Steele und Luke Walsh fast an die Power Ingrid Arthurs oder
Jocelyn B. Smiths heranreicht.
Die schauspielerischen Leistungen sind auch allemal
sehenswert. Cameron Blakely ist der erdverbundene Fels in der
Brandung, Tori Allen-Martin, Sam Ferriday und besonders Lucas
Rush als Erzähler Lonny verkörpern wunderbar ihre sehr
unterschiedlichen Figuren.

Statt ständig wehmütig im Fernsehen 80s-Shows zu glotzen,
schaue man sich besser einmal das Musical Rock of Ages im
Admiralspalast in der Berliner Friedrichstraße an. Jetzt ist
die Zeit! Die Wartezeit in der Bundesrepublik war ja auch lang
genug.

Dann gibt es auch noch die Figur der klugen, kleinen Frau
(natürlich mit Brille), die Strick-BHs trägt und
Demonstrationen gegen den Abriss von alten Bauwerken und
Institutionen anzettelt. Regina. Gespielt von Rhiannon
Chesterman. Göttlich.

Viele Gründe, jetzt aber los, Karten besorgen.

Musical Rock of Ages

Wo? Admiralpalast, Friedrichstraße 101, Berlin-Mitte
U-, S- und Fernbahnhof Friedrichstraße

Wann? 4.-9. Dezember 2018
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