115 Jahre PZN Mit Verantwortung in die Zukunft
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Report 2019 / 2020 Psychiatrisches Zentrum Nordbaden 115 Jahre PZN − Mit Verantwortung in die Zukunft
Impressum Herausgegeben durch: Psychiatrisches Zentrum Nordbaden (AdöR) Unternehmenskommunikation: Susann Roßberg, susann.rossberg@pzn-wiesloch.de Umsetzung: Psychiatrisches Zentrum Nordbaden, Unternehmenskommunikation Redaktion: PRofile Kommunikationsberatung GmbH Bildnachweis: Brainyard GmbH S. 10/17; Werner Kissel S. 6/8/18/28/33/48/52; Ernst Merkhofer S. 24/36/38; Luftbild Karlsruhe S. 30/62; stock.adobe.com S. 22; Kirsten Turba S. 51; alle anderen Susann Roßberg, PZN Internet Psychiatrisches Zentrum Nordbaden: www.pzn-wiesloch.de Akademie im Park: www.akademie-im-park.de Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar GmbH: www.bildungszentrum-gesundheit.de Servicegesellschaft Nordbaden mbH: www.sgn-wiesloch.de Heilpädagogischer Wohn- und Beschäftigungsverbund gGmbH: www.hwbv.de Gedruckt auf 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Umweltengel und dem EU Ecolabel. © 2020 Psychiatrisches Zentrum Nordbaden
Inhalt Vorwort der Geschäftsführerin 6 Krankenhausmanagement 8 Geschäftsleitung 8 Investition in die Zukunft 10 Personalmanagement 14 Rückblick auf 2019 16 Kliniken 18 Ambulanzzentrum 20 Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik I 22 Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik II 24 Gerontopsychiatrisches Zentrum 26 Suchttherapie und Entwöhnung 28 Forensische Psychiatrie und Psychotherapie 30 Psychiatrisches Wohnheim 32 Zentren für Psychische Gesundheit (zfpG) 34 zfpG Bruchsal 36 zfpG Neckar-Odenwald 37 zfpG Schwetzingen 38 zfpG Weinheim 39 Nachhaltigkeit im Blick 40 Park- und Landschaftspflege 42 AT-Gärtnerei THEA/Therapeutischer Bauernhof 44 PZN for Future 46 Tochterunternehmen und Beteiligungen 48 Akademie im Park 50 Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar GmbH 52 Servicegesellschaft Nordbaden mbH 54 Hospiz Agape gGmbH 56 Das PZN in Zahlen, Daten und Fakten 58 Organigramm 59 Leistungs- und Finanzdaten 60 Personaldaten 61 Einwohner und Aufnahmen im Einzugsgebiet 62 Wir sind für Sie da − Kontaktinformationen 63
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Corona-Pandemie hat das Psychiatrische Zentrum Nordbaden, wie andere Krankenhäuser auch, in den vergangenen Monaten vor enorme Herausforderun- gen gestellt. Der Spagat zwischen der konsequenten Umsetzung umfassender Infektionsschutz-Vorkehrungen und unserem Bestreben, psychisch erkrankten Menschen so gut wie möglich zur Seite zu stehen, gestaltete sich nicht immer einfach. Und auch wenn wir diese Gratwanderung bisher gut gemeistert haben, so wissen wir doch mittlerweile auch: Die Folgen der Verunsicherung und Ängste auslösenden Krise werden uns noch geraume Zeit beschäftigen. Beispielsweise ist schon jetzt absehbar, dass die häusliche Isolation oder Qua- rantäne viele Menschen schwer belastet. Über die bloße Beeinträchtigung des seelischen Wohlbefindens hinaus können auch psychische Störungen auftreten. Als Psychiatrisches Fachkrankenhaus tragen wir eine besondere Verantwortung, den Menschen in unserem Land beim Auftreten entsprechender Symptome qualifizierte Unterstützung anzubieten. Diesem Auftrag werden wir gemeinsam mit den weiteren Zentren für Psychiatrie in Baden-Württemberg gerecht werden. Bei aller berechtigten Sorge zeigt sich in der aktuellen Ausnahmesituation jedoch auch, dass jede Krise zugleich Chancen birgt. So haben anstehende Veränderungsprozesse, wie beispielsweise die Digitalisierung unseres Tätig- keitsgebietes, infolge der notwendigen Einhaltung räumlicher Distanz plötz- lich Fahrt aufgenommen. Videosprechstunden haben sich in den vergangenen Wochen als zusätzliches Instrument der Patientenkommunikation bewährt und werden die Präsenzsprechstunden in den Psychiatrischen Fachambulanzen und Tageskliniken − wohl über die Krisenzeit hinaus − sinnvoll ergänzen. Förderlich erweist sich hierbei auch die Neuregelung der Vergütung für telemedizinisch VORWORT DER GESCHÄFTSFÜHRERIN gestützte Formen der Patientenbetreuung. Auch im Management und in der Gremienarbeit unserer Einrichtungen haben wir Wege gefunden, unseren Aufgaben unter Einsatz moderner Kommunika tionstechnologien gerecht zu werden. Die positiven Umwelteffekte von zeit effizienten und ressourcensparenden Videokonferenzen passen ausgezeichnet in die strategische Ausrichtung, die wir mit dem Beitritt zur WIN-Charta des Landes Baden-Württemberg noch im Jahr 2019 eingeschlagen haben. Unser Be- kenntnis zu einem transparenten Nachhaltigkeitsmanagement und unser ver- stärktes Engagement für den Schutz und Erhalt der natürlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensgrundlagen, unterstreicht das Selbstverständnis des PZN als verantwortungsvolles und zukunftsorientiertes Gesundheitsunternehmen. Ökonomie, Ökologie und Soziales sind die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Dass wir im laufenden Jahr bedingt durch die Erfordernisse des Infektions- schutzes gerade im sozialen Miteinander Abstriche machen müssen, ist sehr bedauerlich. So hatte ich mich mit den PZN-Beschäftigten schon lange auf das Sommerfest gefreut, das wir im Juni des Jahres gemeinsam mit vielen Gästen anlässlich des 115-jährigen Bestehens unseres Hauses feiern wollten und nun absagen mussten. Auch Schutzmaßnahmen wie der im März notwendig gewor- dene Besucherstopp sind uns schwergefallen, streben wir doch üblicherweise an, das soziale Umfeld unserer Patient*innen in die Behandlung einzubeziehen. Besonders leid tut mir auch, dass verdiente Führungskräfte, wie etwa Ulrike Bienhaus, langjähriges Mitglied der PZN-Geschäftsleitung, nicht gebührend mit einer wertschätzenden Feier in den Ruhestand verabschiedet werden konnten. Und auch Tobias Link, der als neuer Chefarzt der Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung zum Jahresbeginn Führungsverantwortung übernommen hat, musste auf die übliche Einführung verzichten. 6
Als Trost bleibt uns die Aussicht auf Nachholtermine von Veranstaltungen mit bleibender Relevanz. Zweifellos werden Themen wie etwa „Pflege 4.0 − Chancen der digi- talen Pflegewelt“ weiterhin aktuell bleiben, so dass unsere seit zehn Jahren in Partnerschaft mit den GRN- Kliniken betriebene Bildungszentrum Gesundheit Rhein- Neckar GmbH sicher sein kann, dass die verschobene Fachtagung auch im Juni 2021 auf gute Resonanz stößt. Mit der Motivation, das Beste aus der gegebenen Situa tion zu machen, haben wir die veranstaltungsfreie Phase auch dazu genutzt, uns mit strategisch wichtigen Grund- lagen für unsere weitere Versorgungsarbeit zu befassen. An vorderer Stelle steht hierbei die Entwicklung passge- nauer Lösungen für die Einführung des Konzepts Stations- äquivalenter Behandlung (StäB). Um die Vorzüge dieses Ansatzes auszuschöpfen gilt es, flexible und vernetzte Ansätze zu finden. Unverzichtbar ist es dabei aber auch, die vom Fachkräftemangel geprägte Personalsituation in den Kliniken zu berücksichtigen und den Klinikleitungen Planungssicherheit zu geben. Dringend geboten scheint aus diesen Gründen die Nachbesserung der vom Gemein- samen Bundesausschuss (G-BA) vorgelegten Richtlinie zur Personalausstattung in Psychiatrie und Psychosomatik (PPP-RL). Um eine gute, leitliniengerechte Behandlung unserer Patient*innen sicherzustellen, hofft das PZN auf Grundlage der PPP-RL weiteres Personal aufbauen zu können. Mit Blick auf eine hochwertige psychiatrische Versorgung von morgen stehen im PZN auch große bauliche Umge- staltungen an. Die abschnittweise Sanierung des in die Quartal 2022 starten kann. Mit der Erweiterung entstehen Jahre gekommenen Zentralgebäudes wird nicht nur des- auch neue Arbeitsplätze und Aufträge, die vorzugsweise sen Nutzungsdauer um weitere 15 Jahre verlängern, son- an Anbieter aus unser Standortregion um Wiesloch verge- dern auch angemessenen Raum für moderne Stationskon- ben werden. zepte schaffen. Im Fokus der Baumaßnahmen steht die Verringerung der Bettenkapazität auf den Aufnahme- und Anspruchsvolle Vorhaben stehen auf der Agenda des PZN, Akutbehandlungsstationen. Neben einem angenehmeren und das in einer außergewöhnlichen Zeit, die unseren Be- Behandlungsklima und mehr Flexibilität verbessert sich schäftigten ohnehin viel abverlangt! Ich bin jedoch zuver- dadurch auch die Sicherheit aller an der Behandlung Be- sichtlich, dass alle Mitarbeitenden weiterhin an einem teiligten. Hinzu kommt, dass das PZN nach der Sanierung Strang ziehen und für gute Lösungen einstehen. Wir haben auch besser auf Ereignisse, wie eventuell zukünftig auf- bereits gezeigt, dass wir Krisen meistern können. Ob tretende Epidemien, vorbereitet ist. Führungsverantwortliche oder Fachpersonal: Hohes Enga- gement und Verlässlichkeit zeichnet die gesamte PZN- Eine weitere große Baumaßnahme geht einher mit dem Belegschaft aus. Mein Dank gilt allen, die Tag für Tag ihr im Jahr 2019 getroffenen Beschluss, dass zukünftig neben Bestes geben, wo immer sie auch im PZN im Einsatz sind. psychisch erkrankten Straftäter*innen, die nach § 63 StGB untergebracht sind, auch suchtkranke Straftäter nach § 64 StGB in der Klinik für Forensische Psychiatrie und Ihre Psychotherapie behandelt werden sollen. Im Dezember 2019 stimmte der PZN-Aufsichtsrat dem Plan zu, dass in dem neuen Leistungsbereich drei moderne Stationen geschaffen werden. Der Neubau soll zügig voranschrei- ten, so dass die Patientenaufnahme bereits im zweiten Anett Rose-Losert, Geschäftsführerin 7
Anett Rose-Losert Vincent Karfus Peter Aenis Geschäftsführerin Kaufmännischer Direktor Finanzdirektor Stv. Geschäftsführer Strategische Entwicklung Dr. Olivier Elmer Frank Morawietz Dr. Barbara Richter Organisationsentwicklung Heimleiter Medizindirektion Ärztliche Direktorin Walter Reiß Dr. Christian Oberbauer Isolde Schuller Medizindirektion Medizindirektor Maßregelvollzug Personaldirektorin Pflegedirektor Strategische Entwicklung 9
Sanierung schafft Raum für moderne Behandlungs- konzepte Nach 36 Jahren Nutzungsdauer weist das im Jahr 1984 fertiggestellte Zentralgebäude des PZN mittlerweile bau liche und technische Mängel auf. Da derzeit aus Kosten- gründen kein Neubau realisiert werden kann, hat die PZN-Geschäftsleitung die Option einer Sanierung wahrge- nommen. Neben der angestrebten Verlängerung der Nutzungsdauer des Gebäudes um bis zu 15 Jahre, verbindet sich mit der Zwischensanierung das Ziel, die im Zentralgebäude gelegenen Aufnahmestationen so zu modernisieren, dass auch neue Be- handlungskonzepte Raum finden. Mit Blick auf die besondere Bedeutung dieser Aufnahmestationen für die Qualität der psychiatrischen Versorgung hat die PZN-Medizinkonferenz ein medizinisches Konzept entwickelt, das deutliche Verbesserun- gen für Patient*innen und Mitarbeiter*innen ermöglicht. 11
Geeignete Voraussetzungen für die Öffnung der Akutstationen Im Fokus der geplanten Sanierungsmaßnahmen steht die Verkleinerung der Auf- nahme- und Akutbehandlungsstationen von bislang 28 auf zukünftig 22 Betten. Diese reduzierte Stationsgröße erlaubt es einerseits, partizipative und die Patien- tenautonomie fördernde Behandlungsansätze wie das Safewards-Modell umzu- setzen, das bereits auf einigen allgemeinpsychiatrischen Stationen des PZN implementiert wurde. Andererseits tragen besser überschaubare Akutbehand- lungseinheiten dazu bei, die Tendenzen zu Konflikteskalation sowie Zwang und Gewalt auf den Stationen zu verringern. Neben einem angenehmeren Behand- lungsklima und mehr Flexibilität wurde bei der Konzeption der neuen Akutsta- tionen auch auf hohe Sicherheit für alle Beteiligten geachtet. Dabei wird auch die höchstrichterliche Rechtsprechung umgesetzt, ausreichend Möglichkeiten zu schaffen und als minderschwere Maßnahme Patient*innen zu isolieren statt zu fixieren. Daten und Fakten zur geplanten Zwischensanierung INVESTITION IN DIE ZUKUNFT Gesamtvolumen der geplanten Maßnahmen: 24,8 Mio. € Bauliche Planung: Abteilung Bau & Technik Medizinisches Konzept: Medizinkonferenz und Duale Leitungen Zeitplan: Abschnittsweise Sanierung von acht Stationen in vier „Türmen“ innerhalb von fünf Jahren; avisierte Fertigstellung Ende 2024 Vorbereitende Maßnahmen: Schaffung von Ausweichflächen, Sanierung von Haus 19 sowie des Sporthallendaches in 2018 12
Wenngleich die zukünftigen Aufnahmezahlen des PZN nen das Baukonzept einer „Musterstation“ verwirklicht. nicht präzise abschätzbar sind, so berücksichtigt der mit Als eine entscheidende Vorkehrung für eine weitere Öff- dem Zwischensanierungskonzept verbundene Bettenab- nung der Stationen wird der bisherige Zugangsbereich in bau auch externe Rahmenbedingungen wie beispielsweise einen Empfangsbereich umgewandelt. Dieser „Wieslocher die aktuellen Veränderungen in der Versorgungsregion Empfang“ wird sichtbar mit einer Ansprechperson besetzt Mannheim. Im Zuge der schrittweisen Übernahme der sein. Überwachungssysteme an den Ein- und Ausgängen Vollversorgung psychiatrischer Patient*innen aus dem gewährleisten die Sicherheit, wobei die Station bedarfs- Stadtgebiet Mannheim durch das Zentralinstitut für Seeli- weise offen oder geschlossen geführt werden kann. Für sche Gesundheit, hatte das PZN bereits 36 Betten an mehr Patientenkomfort wird die Einrichtung einer Nass- diese Einrichtung abgegeben und damit auch Vorausset- zelle pro Zimmer sorgen, womit gleichzeitig ein Konflikt- zungen für die nun avisierten Stationsverkleinerungen potenzial, das die bisherige Doppelnutzung mit sich geschaffen. Durch die Stabsstellen Qualitätsmanagement brachte, beseitigt wird. und Medizindirektion wurden qualitative Interviews durchgeführt, die Patient*innen, Mitarbeitenden und Bei der Neugestaltung des Intensiv-Überwachungsbereichs Angehörigen ermöglicht haben, ihre unterschiedlichen mit direkter Betreuung gemäß den Vorgaben des PsychKHG Perspektiven einzubringen. wird auf den größtmöglichen Schutz der Privatsphäre der Patient*innen geachtet. Der Bereich kann zur Separierung bei Infektionskrankheiten und entsprechend dem Klinik- Musterstation mit funktionalen und bzw. Stationskonzept auch flexibel genutzt werden. atmosphärischen Verbesserungen Zu den weiteren Verbesserungen zählen die Einrichtung eines zweiten Stationsstützpunktes sowie die Verlagerung Gemeinsam mit den Dualen Leitungen der allgemeinpsy- des gesicherten Raucherbereichs nach draußen und die chiatrischen Kliniken und der Klinik für Suchttherapie und Schaffung eines kleinen internen Raucherbereichs für Entwöhnung wurde im Vorfeld der Sanierung der Statio- nachts. 13
Die Perspektive der Mitar- beitenden als Richtschnur für die Weiterentwicklung Qualifizierte Fach- und Führungskräfte zu gewinnen und als motivierte Mitarbeitende im Unternehmen zu halten, ist für Arbeitgeber im Gesundheits- sektor heute der Erfolgsfaktor schlechthin. Dem wachsenden Wettbewerb um die wertvolle „Ressource Mensch“ begegnet das PZN schon seit Jahren aktiv durch systematische Erfassung, Auswertung und Nutzung von Entwicklungs- potenzial, das den Weg zu einer exzellenten Arbeitsplatzkultur ebnet. Ein wichtiges Instrument zur Standortbestimmung ist hierbei seit 2010 die Mitarbeiterbefragung nach dem Great-Place-to-Work®-Modell, die im Oktober 2019 zum vierten Mal durchgeführt wurde. Erfreulich erwies sich hierbei die stabil gute Beteiligung, die auch bei kontinuierlichem Wachstum der PZN- Belegschaft auf mittlerweile 1.760 Mitarbeitende (Stand: 01.01.2020) wieder erreicht wurde. In der Gesamtbewertung gaben nahezu zwei Drittel der Be- fragten an: „Alles in allem kann ich sagen, dies hier ist ein sehr guter Arbeits- platz.“ Im bundesweiten Vergleich zu anderen Kliniken mit mehr als 500 Mitar- beitenden befindet sich das PZN als Arbeitgeber erneut unter den 15 Prozent der Einrichtungen, die mit „sehr gut“ bewertet wurden. Besonders positive Rückmeldung gaben die Befragten zu mitarbeiterorientierten Angeboten in den Bereichen Gesundheitsförderung, Weiterbildung und Perso- nalentwicklung sowie dem Schutz vor leichtfertigen Kündigungen. In puncto Arbeitsatmosphäre zeigte sich, dass die Offenheit und Fürsorge im Team als wertvoll erachtet werden. Auch das Feedback in Bezug auf Themen wie Nähe und Erreichbarkeit von Führungskräften, Information und faires Führungs handeln ließ einen positiven Trend erkennen. Die Personalverantwortlichen sehen darin eine Bestätigung der strategischen Maßnahmen zur Personal- und Führungskräfte-Entwicklung, die auch in Folge der Great-Place-to-Work®- Ergebnisse von 2016 sowie einer Arbeitsplatzanalyse etabliert wurden. Zum Führungskräfte-Entwicklungskonzept des PZN gehört neben Coaching ein zukunftsorientiertes Schulungsprogramm, das u. a. ein „Starterpaket für Füh- PERSONALMANAGEMENT rungseinsteiger“ sowie verschiedene Seminare zur Stärkung von Führungskom- petenzen umfasst. Die teils fakultativen, teils obligatorischen Module werden im PZN-Bildungsinstitut Akademie im Park angeboten. Darüber hinaus startete im Dezember 2019 mit dem „Führungsdialog“ eine neue Veranstaltungsreihe, die abteilungs- und berufsgruppenübergreifend alle Führungskräfte im PZN anspricht und eine Plattform für die gemeinsame Weiterentwicklung der PZN- Führungskultur unter den Rahmenbedingungen aktueller Spannungsfelder bie- tet (s. S. 50/51). Für neue Führungskräfte ist zudem ein Hospitationseinsatz in einem angrenzenden Tätigkeitsfeld während ihrer Einarbeitung verpflichtend. Erfahrungswerte zeigen, dass dadurch die Schnittstellenkompetenz erheblich gestärkt und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit deutlich verbessert werden kann. Positive „Candidate Experience“ als Erfolgsfaktor bei der Personalakquise Pro Jahr müssen im PZN aufgrund der natürlichen Fluktuation rund 300 Stellen neu besetzt werden. Zum Personalbedarf kommt derzeit die Besetzung zusätz- 14
Therapeuten Psychologen Pflege Ärzte Verwaltung 3-jährige Ausbildung Fachweiterbildung/Studium 1-jährige Ausb licher Stellen hinzu, die durch neue Leistungsangebote guten Gefühl verlassen konnten. Insgesamt gaben 13 des PZN erforderlich werden. Dazu zählt beispielsweise von 15 Kandidat*innen an, dass sie sich aufgrund ihrer die Personalgewinnung für das Altersmedizinische Zent- Erfahrungen im Bewerbungsprozess nochmals beim PZN Pflege rum, das am 1. Juni 2020 in Weinheim seine Arbeit auf- bewerben würden. nahm (s. S. 26/27) sowie die Verstärkung des Teams der Psychologen Klinik für Ärzte Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Eine aussagekräftige „Candidate Experience“ soll im durch die anstehende Aufgabenerweiterung des Maßre- nächsten Schritt auch bei der für das PZN wichtigen Be- gelvollzugs (s. S. 30/31). Um seine Personalrekrutierung rufsgruppe der Pflegefachkräfte erhoben werden, um optimal zu gestalten, hat das PZN den etablierten Be Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Instrumenten werbungsprozess im Jahr 2019 kritisch überprüft. Dazu der Personalakquise und -bindung zu gewinnen. Diese wurde im Rahmen einer Kooperation mit der University werden bereits erfolgreich etablierte Maßnahmen wie of Warwick eine „Candidate Experience“-Studie durch das PZN-spezifische „Förderprogramm Pflege“ ergänzen, 3-jährige Ausbildung Fachweiterbildung/Studium 1-jährige Ausbildung geführt. Untersucht wurden die Erfahrungen von 15 Be- das die ersten Absovent*innen Anfang 2019 erfolgreich werber*innen aus der Zielgruppe Ärzt*innen an acht defi- abgeschlossen haben. Gerade im Hinblick auf Nachwuchs Psycholog*innen Psychologische Psychotherapeut*innen nierten Berührungspunkten Fachärzt*innen mit dem Arbeitgeber PZN. Ärzt*innen in Weiterbildung kräfte, die generationentypisch stark an einer ausgewo Im Interview wurde das individuelle Erleben des betrieb genen Work-Life-Balance interessiert sind, erweist sich lichen Rekrutierungs- und Einstellungsprozesses aus die systematische Vermittlung professioneller Führungs- Kandidatensicht erfasst und ausgewertet. Skills als sinnvolle Zukunftsinvestition. Damit verbindet Psychologen sich auch die Hoffnung, entwicklungsfreudige Pflege Aus den im September 2019 präsentierten Ergebnissen kräfte weiterhin nachhaltig an das Haus binden und auf konnten wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung desÄrzte prospektive Führungsaufgaben vorbereiten zu können. Recruiting- und Onboarding-Prozesses abgeleitet werden. Spezialtherapeutische Ausbildung So bestätigte sich, dass die Fort- und Weiterbildungsmög- Nicht zuletzt stellt eine angemessene Vergütung ein ent- lichkeiten zu den Top-5-Faktoren zählen, die ein Unter- scheidendes Attribut für einen attraktiven Arbeitsplatz nehmen als Arbeitgeber attraktiv machen. Vor dem Hin- dar. Vor diesem Hintergrund hilft der Ende 2019 abge- tergrund, dass der Interviewphase eine ausschlaggebende schlossene Tarifvertrag dem PZN als tarifgebundenes Rolle bei der Entscheidung für bzw. gegen einen Arbeit Unternehmen, seine Wertschätzung gegenüber den Arbeit geber zukommt, war es erfreulich, dass Psycholog*innen 12 der 15 Kandi-Psychologische nehmer*innen auch in finanzieller Hinsicht und durch Psychotherapeut*innen dat*innen das Bewerbungsgespräch beim PZN mit einem besseren Freizeitausgleich zum Ausdruck zu bringen. Therapeuten Psychologen Pflege Ärzte Verwaltung Fachärzt*innen Ärzt*innen in Weiterbildung Ergotherapie Bewegungstherapie Sozialdienst Qualifikationen der PZN-Beschäftigten nach Berufsgruppen ru fsgrupp Be en Spezialtherapeutische Pflege ie Ausbildung Verwaltunggund Technik ap / S un & Therapeut*innen Te 9% 9% er o lt Ve 5% rw n a alt Spezialth ne zi ch 16 % Verw *in un aldienst og g ol /Te n ik h yc 46 % 54 % Ps ch 25 % 52 % 56 % nik Pflege 28 % Ärzt*innen n = 148 Personen n = 136 Personen n = 1.760 Mitar- beiter*innen 3-jährige Ausbildung Ergotherapie Bewegungstherapie Fachweiterbildung/Studium Sozialdienst 1-jährige Ausbildung 3-jährige Ausbildung Studium Musiktherapie und Kunsttherapie sind in der Therapeuten Psychologen Pflege Ärzt „Ergotherapie“ enthalten. Sporttherapie ist in der „Bewegungstherapie“ enthalten. Therapeuten Fachweiterbildungsquote Psychologen Pflege Ärzte Verwaltung Verwaltung und Technik Ärzte Psychologen Pflege in rz t * n e n c holog*in P fl e g e Ä 6% y ne Ps 17 % n 25 % 75 % 94 % 56 % 44 % ge 15 n = 65 Personen n = 887 Personen n = 153 Personen 3-jährige Ausbildung Studium Fachärzt*innen Ärzt*innen in Weiterbildung Psycholog*innen Psychologische Psychotherapeut*innen 3-jährige Ausbildung Fachweiterbildung/Studium 1-jährige Ausbildung
1. Bufdi- + FSJler-Tag im PZN: Dank für das freiwillige Engagement Im Jahr 2019 haben wieder zahlreiche junge Menschen die Gelegenheit genutzt, sich in der Phase nach dem Schulabschluss auf freiwilliger Basis im PZN zu engagieren und dabei auch in ihrer persönlichen und beruf lichen Orientierung weiterzukommen. 25 Personen waren im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (Bufdi) und sieben Personen im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) in unterschiedlichen Aufgabenberei- chen im Einsatz. Sie haben nicht nur frischen Wind in den Krankenhausalltag gebracht, sondern die Klinik- teams auch tatkräftig unterstützt. Um dieses Engagement zu würdigen, haben die stellvertretenden Pflege- dienstleitungen Boris Prach und Andrea Pleitgen am 16. Juli einen „1. Bufdi- + FSJler-Tag“ organisiert. Auf dem Programm standen Spaß und Kreativität bei einer Anleitung in der Graffiti-Kunst, die informative Vor- stellung der Ausbildung für den Pflegeberuf und schließlich eine verdiente Stärkung am Barbecue. Beim Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden wurde auch deutlich, dass die freiwillig absolvierte Zeit als Berei- cherung in puncto Berufsfindung, Wissenserweiterung sowie besserem Verständnis psychisch kranker Menschen empfunden wurde. RÜCKBLICK AUF 2019 Unternehmenskommunikation (UK) Was nach spielerischer Jonglage aussieht, ist harte Arbeit: Aufgabenportfolio, sehr oft klickt die hausei- Über unterschiedlichste Medien schafft die UK Transpa- gene Kamera. Im PZN-Fundus finden sich über renz und ein besseres Verständnis von Psychiatrie, was 15 Tausend Fotos, die medienübergreifend im zur Entstigmatisierung psychisch erkrankter Menschen Intranet, in sieben verschiedenen Websites des beiträgt. Ein vielseitiges Aufgabenfeld mit zahlreichen PZN und angegliederten Einrichtungen sowie Schnittstellen stellt die Mitarbeiterinnen der UK immer in Social-Media-Kanälen verwendet werden. wieder vor neue Herausforderungen. Heike Laubmann (v.l.n.r.) und Susann Roßberg, Leiterin UK und PZN-Pres- sesprecherin, entwickeln, bearbeiten, produzieren und veröffentlichen über 100 Infoflyer zu allen klinischen PZN-Angeboten, Broschüren und den jährlichen Geschäfts- bericht. Veranstaltungen und Pressearbeit gehören zum 16
Viele helfende Hände beim Patientensommerfest 2019 Das Sommer-Grillfest der Klinikseelsorge und der Ökume- nischen Laienhilfe stieß am 10. Juli 2019 erneut auf guten Zuspruch. Begleitet von einladenden Klängen der Bands und des Chors der Musiktherapie der Forensik, nahmen zahlreiche Bewohner*innen, Patient*innen, Mitarbeitende und Gäste von außerhalb des PZN die Gelegenheit wahr, bei kostenfreien Grillwürsten und Getränken miteinander zu sprechen, zu singen und zu feiern. Möglich wurde das gelungene Fest durch viele ehrenamtliche Helfer*innen der Ökumenischen Laienhilfe, die Mitwirkenden der Bands und des Chors sowie durch auf unterschiedliche Weise eingebundene Mitarbeitende des PZN. Aktion „Licht für die Kranken“ Zusammen mit der Klinikseelsorge bat die Ökumenische Laienhilfe auch in der Adventszeit 2019 wieder um Unter- stützung für die Aktion „Licht für die Kranken“. Unter den Patient*innen und Bewohner*innen des PZN konnten dank dieser Initiative rund 950 gespendete Weihnachts- päckchen verteilt werden. Die Geldspenden außerhalb der Weihnachtsaktion bringen rund ums Jahr Freude ins Leben der Menschen, die in den PZN-Einrichtungen be- handelt oder betreut werden. So werden nicht nur saisona- le Feste möglich, sondern auch der regelmäßige Clownbe- such im Fachpflegezentrum Wilhelmshöhe, wo ehemalige Heimbewohner*innen des PZN leben. Außerdem hilft das Geld, im Einzelfall Notsituationen von bedürftigen Perso- nen zu überbrücken. Auch die von der Klinikseelsorge organisierte Patientenbibliothek am PZN profitiert von den Zuwendungen. Zeitgemäße Präsentationen über neue Videos Die Akademie im Park, die Bildungszentrum Gesundheit modernes Image Rhein-Neckar GmbH (BZG) und das Casemanagement des unterstreichen PZN geben mit neu konzipierten Video-Produktionen und die ange- informative und attraktive Einblicke in ihre Arbeit. Die nehme Atmo- drei aktuellen Videos richten sich an unterschiedliche sphäre in seinen Zielgruppen: Während die Akademie im Park vorrangig Einrichtungen nutzergerecht transportieren. Die Videos Seminarteilnehmende aus dem Gesundheitswesen und werden einen wichtigen Beitrag leisten, um die Arbeitge- Referent*innen ansprechen möchte, hat die BZG ausbil- bermarke PZN zu stärken. dungsinteressierte Schüler*innen im Blick und das Case- Zu sehen sind die neuen Produktionen auf den Websites management möchte Patient*innen und Angehörige leicht www.pzn-wiesloch.de; www.akademie-im-park.de, nachvollziehbar über die Behandlungsprozesse im PZN www.bildungszentrum-gesundheit.de sowie auf den ent- informieren. Über das Medium Video kann das PZN ein sprechenden Social-Media-Kanälen. 17
Duale Leitungen Ambulanzzentrum Jean Keller Peter Salat Ärztliche Leiterin Pflegerischer Leiter Klinik für Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik I (AP I) KLINIKEN Prof. Dr. Markus Schwarz Ralf Lauterbach Chefarzt Pflegedienstleiter 18
Klinik für Allgemeinpsychiatrie, Psychotherapie Gerontopsychiatrisches Zentrum (GZ) und Psychosomatik II (AP II) Prof. Dr. Helmut Vedder Tobias Zeller Jochen Gebhardt Sabine Said Chefarzt Pflegedienstleiter Chefarzt Pflegedienstleiterin Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Tobias Link Walter Reiß Dr. Christian Oberbauer Annette Diemer Chefarzt Pflegedirektor Chefarzt Pflegedienstleiterin Pflegedienstleiter 19
Neue Brücken zu psychisch kranken Menschen tragfähig gestalten Der positive Trend bei der Nachfrage wie auch die umfassende Zufrieden- heit mit dem multiprofessionellen Team und den Angeboten des Ambulanz- zentrums (AZ) setzte sich im dritten Jahr seines Bestehens ungebrochen fort. Auch das innovative Konzept der angegliederten Zentralaufnahme ist mittlerweile gut etabliert, was sich in einer weitgehend reibungslosen Belegungssteuerung widerspiegelt. AMBULANZZENTRUM Die ambulante Behandlung im AZ gibt In organisatorischer Hinsicht wurde Patient*innen Stabilität, ermöglicht mit der Angliederung des seit 1996 die soziale Integration, verbessert unter dem Dach des PZN tätigen auf- die Lebensqualität, verkürzt oder suchenden Ambulanten Psychiatri- vermeidet Krankenhausaufenthalte schen Pflegedienstes (APP) eine stra- und koordiniert die weiterführende tegisch wichtige Erweiterung des AZ Behandlung. Zu den therapeutischen vollzogen. Die Übernahme der organi- Angeboten sind im Berichtsjahr wei- satorischen Verantwortung für den tere Bausteine hinzugekommen, so Dienst kommt dem AZ, aber auch dass es nun die Möglichkeit gibt, im allen weiteren Beteiligten zugute. Rahmen eines individuellen Therapie- Insbesondere bei der Entwicklung des plans auch Module wie Akupunktur, neuen Konzeptes einer Stationsäqui- Entspannungstherapie, Stressbewäl valenten Behandlung (StäB), die im tigung, Bogenschießen sowie neue Jahr 2020 auf der Agenda der AZ- Gruppenangebote in Anspruch zu Leitung steht, können die über Jahre nehmen. hinweg aufgebauten Kompetenzen 20
des APP in wertvoller Weise einfließen. Mit Blick auf den Personalmangel für mobile Behandlungsteams, der Stationsäquivalente Behandlung in den meisten Kliniken die größte Herausforderung Das am 1. Januar 2017 in Kraft getretene beim Aufbau eines StäB-Angebots darstellt, sieht sich PsychVVG definiert neben voll- und teilstatio- das AZ mit dem erfahrenen und gut geschulten APP- närer sowie ambulanter Behandlung die sog. Team in einer vorteilhaften Ausgangslage. stationsäquivalente Behandlung (StäB), wel- che eine psychiatrische Behandlung während akuter Krankheitsphasen im häuslichen Umfeld Umsichtiger Aufbruch hin zu durch mobile, ärztlich geleitete multiprofessio- Psychiatrie 4.0 nelle Behandlungsteams umfasst. Sie soll hin- sichtlich der Dauer, der Intensität und Dichte so- Mit dem Ziel, psychisch Kranke, die aus eigener Kraft wie der Komplexität der Behandlung einer nicht den Zugang zur nötigen Behandlung finden würden, vollstationären Behandlung entsprechen und so- noch besser zu erreichen, haben die AZ-Verantwortlichen mit über das Angebot im Rahmen des Home auch Optionen der telemedizinischen Psychiatrie ins Treatment hinausgehen. Mit der Einführung einer Auge gefasst. Konkret beschlossen wurde, Videotelefonie StäB wird eine neue, weitere Brücke zwischen als zusätzlichen Kontaktweg im Rahmen einer Feldstudie dem stationären und dem ambulanten Sektor im zu erproben. Für den Austausch mit den Patient*innen Sinne der Weiterentwicklung der sektorenüber- wie auch für die Therapie nutzte das AZ-Team bislang greifenden Versorgung angestrebt ausschließlich den persönlichen Kontakt vor Ort oder Auszug aus dem „Landesplan der Hilfen für psychisch das Telefon. kranke Menschen in Baden-Württemberg", 2018 Nun steht als zusätzlicher Kommunikationskanal eine Videosprechstunde unter Berücksichtigung der geltenden Sicherheits- und Datenschutzvorgaben auf dem Prüfstand. Die Videosprechstunde soll allerdings nicht als Ersatz für das persönliche Gespräch oder gar den Erstkontakt die- nen, sondern vielmehr genutzt werden, um Fragen zum sprechstunden über das AZ hinaus auch für den Patien- Therapieverlauf zu klären. Neben den Anforderungen, tenkontakt in weiteren PZN-Behandlungsbereichen in die sich aus rechtlicher Sicht ergeben, müssen die teil- Frage kommen. nehmenden Patient*innen auch in der Lage sein, die Unabhängig davon sind sich alle Beteiligten darin einig, technischen Voraussetzungen für die Durchführung einer dass der persönliche Kontakt auch weiterhin der stützende solchen Videosprechstunde eigenständig zu erfüllen. Pfeiler im Dialog mit den Patient*innen bleiben wird. Für einen dreimonatigen Testlauf stehen im AZ zunächst drei vom Leitungspersonal genutzte Arbeitsplätze mit der nötigen Kamera- und Software-Ausstattung zur Verfügung. Die Erprobungsphase soll zeigen, für welche Patienten gruppen und Krankheitsbilder sich diese neue Option eig- Ambulanzzentrum Ambulant net und wie das zusätzliche Angebot angenommen wird. Sofern sich diese unterstützende Kommunikationsform im Überweisungsscheine 7.248 Test bewährt, wird die zusätzliche Nutzung von Video- Jahresstatistik 2019 21
©Africa Studio - stock.adobe.com Konzepte mit Schlüsselfunktion PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK I für die Psychiatrielandschaft von morgen KLINIK FÜR ALLGEMEINPSYCHIATRIE, Noch immer ist die Versorgungssituation psychisch erkrankter Mütter und ihrer Kinder auch in Baden-Württemberg unzureichend. Die Klinik AP I engagiert sich seit Langem für den weiteren Ausbau und die Vernetzung spezialisierter Angebote zur Früherkennung und Primärprävention von psychischen Erkrankungen rund um die Geburt. Die in dieser Vorreiterfunk- tion gesammelten Erfahrungen brachte die Klinikleitung in eine ZfP-weite Arbeitsgruppe „Mutter-Vater-Kind-Behandlung“ ein. Übereinstimmend mit den Forderungen des Landespsychiatrieplans empfiehlt dieses Gremium, in allen Zentren für Psychiatrie im Land spezialisierte Behandlungseinheiten einzurichten, die sich an den bereits erfolgreich etablierten Modellen in den ZfP-Kliniken orientieren. Das Modellprojekt „Mutter-Kind-Behandlung bei postpartalen psychischen Erkran- kungen“ wurde bereits im Jahr 2002 auf der Spezialstation 43 der Klinik initiiert. Ermöglicht wurde die Entwicklung dieses Angebots durch die finanzielle Förde- rung der Dürr-Stiftung, der Elke und Günter Reimann-Dubbers Stiftung sowie der Illenauer Stiftungen. Im Rahmen des Projekts entstand ein interaktionales, bin- dungs- und beziehungsförderndes Therapieprogramm in fünf Modulen. Dieses hat sich in der Behandlung erkrankter Mütter mit ihren Kindern bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahrs bewährt und bezieht auch die Väter mit ein. Evaluationsstudien konnten die positiven Effekte des Behandlungsprogramms auf die Mutter-Kind-Beziehung nachweisen. Nachhaltige Verbesserungen ließen 22
sich feststellen im Hinblick auf die klinische Symptomatik der Mütter, die Mutter-Kind-Interaktion, das mütterliche Selbstvertrauen sowie auf die Bindung zum Kind. Verbes- Unsere Kolleg*innen haben die Chancen der Safe- sert werden konnte auch die Früherkennung, u. a. durch wards-Einführung intensiv genutzt und sich sehr gezielte Qualifizierung und Einbindung von Hebammen engagiert und kreativ in eine tragfähige Gestal- sowie durch aktive Aufklärungsarbeit. Mit dem erweiter- tung des neuen Konzepts eingebracht. ten Wissensstand über peri- und postpartale psychische Franziska Lampert-Baumann und Anna Vetter, Erkrankungen und ihre Therapiebedürftigkeit hat die Fachkrankenpflegerinnen für Psychiatrie und Nachfrage nach stationären Mutter-Kind-Behandlungen Safewards-Beauftragte der Klinik AP I mittlerweile zugenommen. Die spezialisierte Einheit auf Station 43 mit ihren sechs Behandlungsplätzen und nahe- zu 90 Behandlungsfällen pro Jahr dient heute als Kompe- tenzzentrum mit Vorbildfunktion für die Schaffung ent- sprechender Spezialangebote innerhalb der ZfP-Gruppe und darüber hinaus. die besondere Herangehensweise der Klinik an die prakti- sche Einführung und nachhaltige Weiterentwicklung des Um langfristige psychosoziale Belastungen für die Kinder Transformationsprozesses außerordentlich bewährt. zu mindern und deren Resilienz zu fördern, wie dies im Eckpunktepapier des Nationalen Zentrums Früher Hilfen So konnte der für die Umsetzung vorgesehene Zeithorizont 2016 gefordert wurde, bedarf es fortführender Unterstüt- deutlich unterschritten werden. Da alle zehn Interven- zungs- und Therapieangebote. Gemeinsam mit freien und tionsformen bereits im April 2019 erfolgreich auf den öffentlichen Trägern der Jugendhilfe und weiteren Akteu- beiden Modellstationen umgesetzt waren, wurde die ren im regionalen Gesundheitssektor beteiligt sich die Safewards-Implementierung früher als geplant vom Pro- Klinik bereits seit mehr als zehn Jahren im peripartalen jektstatus in ein stetiges Angebot der Klinik überführt. Präventionsnetz „Hand in Hand“ im Rhein-Neckar-Kreis. Mittlerweile bestätigen differenzierte Mitarbeiterbefra- Flankierend wurde am PZN eine Peripartal-Ambulanz für gungen sowie Erhebungen zur Notwendigkeit von Zwangs- psychisch belastete Eltern mit Kinderwunsch oder in der maßnahmen, dass sich die mit der Einführung des Safe- Schwangerschaft und Postpartalzeit eingerichtet. Dank wards-Modells verbundenen Erwartungen in überzeugender der erfolgreichen Vernetzung über die Versorgungssekto- Weise erfüllen: Neben anderen positiven Aspekten konnte ren hinweg steht für psychisch kranke Eltern und deren beispielsweise die Anzahl und Dauer von Fixierungen Kinder im Rhein-Neckar-Kreis heute ein multiprofessio- deutlich verringert werden. Die Hälfte der Mitarbeiten- nelles Kompetenznetzwerk mit bedarfsgerechten Spezial- den begrüßt das größere Angebot an Handlungsalterna angeboten für die Primärprävention bereit. tiven und zwei Drittel empfindet Safewards im allgemei- Als weiteren Baustein im Unterstützungsangebot für nen Arbeitsalltag als hilfreich. Nahezu 85 Prozent würden Familien, bei denen psychische Belastungen auftreten, Safewards anderen Kolleg*innen weiterempfehlen. Nicht hat die Klinik im Ambulanzzentrum des PZN Anfang 2020 zuletzt zeigen auch die Rückmeldungen der Patient*in- ein Elterncafé eingerichtet. Bei diesem offenen Treff er- nen, dass die Veränderungen durchweg positiv wahrge- halten Eltern ohne vorherige Anmeldung Antworten auf nommen werden. Fragen rund um Familie und Kind und können Erfahrun- gen austauschen. Damit auch die weiteren Bereiche der Klinik von den po- sitiven Effekten des Modells profitieren können, werden nun die jeweils für den speziellen Kontext geeigneten Safewards: Zielführender Weg zu Elemente auf andere allgemeinpsychiatrische Stationen mehr Sicherheit und Wertschätzung übertragen. Bei dem damit verbundenen Perspektiven- wechsel geht es um weit mehr als um die Vermeidung Eine weitere Initiative mit Signalwirkung über die Akut- von Zwang und Gewalt. Ziel ist es, den Blick der Behan- psychiatrie hinaus betrifft die von der Klinik AP I ange- delnden generell zu weiten. stoßenen Maßnahmen und Veränderungsprozesse, um die Teilhabe und Autonomie der Patient*innen zu fördern so- wie Zwang und Gewalt zu vermeiden. Ein tragender Pfeiler AP I Vollstat. Teilstat. Ambulant ist dabei die im Jahr 2017 gestartete Implementierung des Safewards-Konzeptes auf zwei intensivpsychiatrischen Belegte Betten 175 56 Modellstationen. Mit der Freistellung von jeweils einer Fallzahlen 2.208 613 2.509 Fachpflegekraft für Psychiatrie pro Station als Safewards- Beauftragte im Umfang einer halben Vollkraftstelle für Verweildauer in Tagen 28,93 22,84 die intensive interne Begleitung des Prozesses, hat sich Jahresstatistik 2019 (inkl. Außenstellen) 23
Erfolgreicher Spagat zwischen PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK II Regelversorgung, Intensivbehand- lung und Spezialangeboten KLINIK FÜR ALLGEMEINPSYCHIATRIE, Im Jahr 2019 nahm die Klinik AP II im stationären und teilstationären Bereich rund 2.300 Patient*innen aus ihrem Versorgungsgebiet mit Schwer- punkt auf dem nördlichen Landkreis Karlsruhe, dem Neckar-Odenwald-Kreis, der Stadt Mannheim und teilweise der Stadt Karlsruhe auf. Durch diese hundertprozentige Kapazitätsauslastung waren alle Berufsgruppen im Klinikteam sehr gefordert, zumal über die vielfältigen Aufgaben der Regel behandlung hinaus komplexe Therapieanforderungen zu bewältigen waren. Neben der Versorgung am Hauptstandort Wiesloch konnten auch die Angebote an den Außenstellen, den Zentren für Psychische Gesundheit in Mosbach und Bruchsal, bedarfsgerecht weiterentwickelt werden (s. S. 36/37). Ein beträchtlicher Anteil der Patient* ten Maßnahmen zur Vermeidung innen erreicht die allgemeinpsychia von Gewalt und Zwang nochmals trische Klinik am Standort Wiesloch verstärkt. mit sehr schweren Krankheitsbildern, verbunden mit teils ausgeprägten Wie auch in den weiteren PZN-Klini- psychischen Krisenzuständen. Daher ken und im Psychiatrischen Wohn- nimmt die Intensivbehandlung akuter heim gaben die veränderten gesetzli- psychischer Störungen nach wie vor chen Rahmenbedingungen der einen hohen Stellenwert ein. Mit Blick Akutbehandlung sowie die Fürsorge auf das oftmals mit Gewalt verbun- für das Wohl der Mitarbeiter*innen dene Verhalten dieser Patientengrup- einen zusätzlichen Anstoß, das Klinik- pe haben die Klinikverantwortlichen team weiterhin umfassend in Deeska- im Jahr 2019 ihre bereits eingeleite- lations- und Gewaltpräventionstech- 24
von Kindern eines psychisch erkrankten Elternteils, selbst psychisch zu erkranken, kommt einer adäquaten Behand- Dieses einzigartige Behandlungsangebot für Müt- lung in einer spezialisierten Eltern-Kind-Einrichtung be- ter bzw. Väter mit Kindern im Vorschulalter ab sondere Bedeutung zu. Die anhaltende Nachfrage nach 2 Jahren ist aus klinischer und wissenschaftlicher dieser bedarfsgerechten Therapieform lässt sich zudem Sicht äußerst sinnvoll. Dass es sich über die Jahre auf das besondere Stationskonzept zurückführen. Es hinweg zu einem festen Baustein entwickelt hat, zeichnet sich dadurch aus, dass es den Bedürfnissen der ist insbesondere dem hohen Engagement der in- Erwachsenen und der Kinder gleichermaßen gerecht wird volvierten Mitarbeiter zu verdanken. Neben der und auch die gemeinsamen Zukunftsperspektiven ein- Ärzteschaft und den Pflegefachkräften hat hierbei schließt. nicht zuletzt die spezialisierte Ergotherapie einen wertvollen Beitrag geleistet. Im Zuge ihrer wissenschaftlichen Betrachtung der Inter- PD Dr. Stefan Gebhardt, aktion von Bindungs- und Symptomebenen, untersuchten Leitender Oberarzt der Klinik AP II die Verantwortlichen aus der Klinik AP II die Relevanz von Bindungsparametern für die psychische Entwicklung über drei Generationen hinweg. Hierbei konnte eine relevante, generationenübergreifende Bedeutung von Bindungsmus- tern, insbesondere von Fürsorge, festgestellt werden, die bereits im Kindesalter erheblichen Einfluss auf eine even- tuelle Symptomatik zeigen. Aus diesem Ergebnis lässt sich schließen, dass die Identifizierung dysfunktionaler niken zu schulen. Hierbei ergänzen sich verschiedene Bindungsmuster und die entsprechende therapeutische Bausteine, darunter Schulungen zum Professionellen De Unterstützung, wie sie im Rahmen der Mutter/Vater- eskalationsmanagement (ProDeMa®) und zu Gewaltfreier Kind-Therapie auf Station 39 der Klinik angeboten wird, Kommunikation, die Implementierung des Safewards- maßgeblich zur Prävention kinder- und jugendpsychiatri- Modells auf den Stationen sowie die Mitarbeiterqualifi scher Störungen beitragen kann. zierung und Einführung der Recovery-orientierte Pflege. Außerdem kommen zunehmend psychiatrieerfahrene Genesungsbegleiter, die eine sogenannte EX-IN-(Experien- Wechsel in den Führungs ced-Involvement)-Schulung absolviert haben, flankierend bei der stationären Behandlung zum Einsatz. positionen der Klinik Tobias Zeller ist neuer Pflegedienstleiter der Klinik. Die Verbesserung der räumlichen Behandlungssituation Bereits seit 2002 im PZN beschäftigt, hatte er soll positive Rahmenbedingungen für die Beziehungsge- zuletzt Führungsverantwortung als Stellvertreter staltung und die Sicherheit und Entlastung des Klinikper- seines Vorgängers Christian Schmidt-Neumann sonals schaffen. Ende 2019 startete die entsprechende übernommen. Renovierung und Umgestaltung von zwei Intensivbehand- Nach 13 Jahren in leitender Oberarzt-Position in lungsräumen auf der zweiten beschützenden intensivpsy- der Klinik AP II wurde der Facharzt für Psychiatrie chiatrischen Station. und Psychotherapie, Tobias Link, vom PZN-Auf- sichtsrat zum neuen Chefarzt der Klinik für Sucht- therapie und Entwöhnung berufen. Er trat seine 20 Jahre Eltern-Kind-Behandlung mit neue Position im März 2020 an. präventivem Nutzen Im Jahr 2019 konnte die Klinik auf 20 Jahre erfolgreiche Mutter/Vater-Kind-Behandlung für psychisch Erkrankte mit Kindern im Vorschulalter auf Station 39 zurückblicken. Bei der Feier, zu der die Verantwortlichen am 9. Mai ein- luden, wurde einmal mehr deutlich, dass das in dieser Form bundesweit einzigartige psychiatrisch-psychothera- AP II Vollstat. Teilstat. Ambulant peutische Angebot über die Region hinaus sehr gut ange- nommen wird. Gerade Patient*innen, die auch mangels Belegte Betten 179 41 Kinderbetreuungsoptionen nur schwer den Weg in eine Fallzahlen 1.724 433 3.155 stationäre Therapie finden, kann mit der Mutter/Vater- Kind-Behandlung eine gangbare Alternative geboten wer- Verweildauer in Tagen 38,01 23,91 den. Mit Blick auf das mehr als vierfach erhöhte Risiko Jahresstatistik 2019 (inkl. Außenstellen) 25
Alterspsychiatrie und Geriatrie: Gemeinsam zu bedarfsgerechten Angeboten Als Mitbetreiber des Altersmedizinischen Zentrums (AZW), das am 1. Juni 2020 in Weinheim eröffnet wird, beschreitet das Gerontopsychiatrische Zentrum (GZ) des PZN gemeinsam mit der geriatrischen GRN-Klinik Wein- GERONTOPSYCHIATRISCHES heim neue Wege der interdisziplinären Versorgung älterer Patient*innen. Gut vorangekommen ist das GZ bei seiner generellen Ausrichtung hin zu mehr Mitbestimmung und Autonomie der Patient*innen im Rahmen einer Recovery-orientierten Versorgung. Als bislang einzigartige interdisziplinäre Modellstation in Baden-Württemberg bündelt das AZW die Kompetenzen der somatischen Altersmedizin und der Ge- rontopsychiatrie. Damit entsteht ein integratives Angebot, das den komplexen Krankheitsumständen vieler betagter und hochbetagter Menschen gerecht wird. Gerade im fortgeschrittenen Alter gehen psychische Erkrankungen oft- ZENTRUM (GZ) mals einher mit alterstypischen internistischen Krankheiten wie Herz- oder Nierenschwäche, Harn- oder Atemwegsinfekten oder Durchblutungsstörungen. Erfordern Krankheiten aus beiden Fachbereichen gleichzeitig eine stationäre Akutbehandlung, sind für die betroffenen Patient*innen häufig belastende Ver- legungen zwischen Krankenhäusern die Folge. Im AZW arbeiten nun ein geron- topsychiatrisches und ein geriatrisches Team räumlich und fachlich auf einer Station eng zusammen. Damit müssen die Patient*innen räumlich nicht mehr das Krankenhaus wechseln, sondern können bei Verlegung zwischen den Fach- bereichen in der bereits gewohnten Stationsumgebung verbleiben. Von diesem Konzept profitieren die Patient*innen und Angehörigen, denn die kombinierte gerontopsychiatrische und geriatrische Expertise ermöglicht es, auf breites 26
Während den Bezugspflegegesprächen und beim Bearbeiten der Recovery-Arbeitsblätter fand ich immer mehr Ansatzpunkte, an die ich anknüpfen konnte. Ich habe mich immer mehr gespürt, viel über mich erfahren und Verlorenes zurückgewonnen. Ich hatte den Eindruck, mein eigenes Konzept für die Zukunft zu schreiben, um den negativen Einfluss meiner psychischen Erkrankung überwinden und ein aktives Leben führen zu können. Ich bin dankbar, dass Recovery ein Teil meines Genesungswegs war. Es war ein Weg zu mir selbst. Jutta P., ehemalige GZ-Patientin auf Station 36 K Fachwissen zurückzugreifen und die Therapieangebote Im Rahmen der Bezugspflege wurden bereits zuvor indivi- ganzheitlich zu gestalten. Das Behandlungsziel ist dabei duelle Informationen und Ziele der stationär behandelten nicht auf eine bestimmte Krankheit beschränkt. Vielmehr Patient*innen erfasst. Allerdings stand kein geeignetes, soll der hochbetagte Mensch umfassend dabei unterstützt motivationsförderndes Instrument zur Bearbeitung und werden, möglichst mobil und selbstständig zu bleiben. Auswertung der Ziele zur Verfügung. Für die Kooperation zwischen dem PZN Wiesloch und der Mit der Schulung aller pflegerischen Mitarbeiter und der GRN-Klinik Weinheim mussten auch im Personalbereich Einführung des Assessment-Instruments Recovery Star™, neue Lösungen gefunden werden. Die ärztlichen und einschließlich Handlungsplan, konnten nun Veränderun- pflegerischen Teams werden jeweils bei einem der bei- gen und Stagnationen im Therapieverlauf nachvollziehbar den Träger angestellt sein, jedoch auf Station eng zusam- abgebildet werden. Auf dieser Grundlage war auch eine menarbeiten und sich gegenseitig auf dem „kurzen qualitative Weiterentwicklung der Behandlungsangebote Dienstweg“ beraten. Die Bereiche der Fachtherapien, der unter stärkerer Berücksichtigung der Mitbestimmung Psychologie und das Stationssekretariat sind so vernetzt, und Selbstverantwortung der Patient*innen möglich. Bei dass die Mitarbeiter*innen beider Kliniken für allen Pati- den meisten Behandelten waren im Verlauf der Bearbei- ent*innen auf der ganzen Station tätig sein werden. tung des Recovery-Star™-Instruments deutliche Fort- Ergänzend zu den PZN-Beschäftigten, die von ihrem bis- schritte erkennbar. Das Projekt zeigte jedoch auch, dass herigen Einsatzort in Wiesloch nach Weinheim wechseln, die weiteren Berufsgruppen in psychiatrischen Einrich- werden für das modellhafte Projekt in dem neuen AZW tungen gefordert sind, eine Recovery-Orientierte Haltung noch interessierte Mitarbeiter*innen, insbesondere im Be- zu entwickeln. reich der Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie ge- sucht. Für engagierte Fachkräfte bietet die Modellstation Auf der Pilot-Station 36 K erhielten zudem zwei angehende ein spannendes Tätigkeitsfeld, in dem es explizit er- Genesungsbegleiter*innen die Möglichkeit, ein ausbildungs wünscht ist, auch eigene Ideen einzubringen. Zusätzliche begleitendes Praktikum zu absolvieren. Beide Personen Anreize bieten die gelungene räumliche Gestaltung der waren im Rahmen ihres Praktikums eng an eine Fach Station im Neubau der GRN-Gesundheitszentren und viel- pflegeperson angebunden und nahmen unter anderem an seitige Weiterbildungsoptionen, über eine hohe Expertise Reflexionsgesprächen des Stationsteams teil. Im Nachgang in einem zukunftsorientierten Versorgungsgebiet aufge- wurden sowohl die Erfahrungen der Praktikant*innen als baut werden kann. auch die der Patient*innen und der Mitarbeitenden syste- matisch erfasst. Die Rückmeldungen ergaben, dass nahezu alle Beteiligten die Genesungsbegleitung als bereichernde Individuelle Wege zur Genesung Ergänzung der Stationsangebote empfunden hatten. ebnen Die positiven Ergebnisse beider Initiativen ermutigen die Verantwortlichen, den Weg einer Recovery-orientierten Mit dem Ziel, die Patientenperspektive stärker in die Be- Versorgung weiterzugehen und auf das gesamte GZ aus- handlung einzubringen, wurde das Recovery-Konzept als zuweiten. Pilotprojekt in der GZ-Station 36 K erprobt. Anders als in den weiteren GZ-Bereichen, wo Patient*innen ab dem 65. Lebensjahr versorgt werden, richten sich die Angebo- GZ Vollstat. Teilstat. Ambulant te dieser Komfortstation an privat Versicherte sowie Selbstzahler aller klinisch-psychiatrischer Diagnosegrup- Belegte Betten 102 14 über pen aus der Erwachsenenpsychiatrie. Die Recovery-orien- Fallzahlen 1.168 155 Ambulanz- tierte Versorgung soll den Patient*innen ermöglichen, sich zentrum im Rahmen ihrer Therapie mit den individuellen Themen Verweildauer in Tagen 31,80 22,07 zu befassen, die für sie persönlich hohe Priorität haben. Jahresstatistik 2019 27
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