125 JAHRE MARIENHOSPITAL BRÜHL - GESCHICHTE UND GESCHICHTEN AUS DEM MARIENHOSPITAL BRÜHL - Marienhospital Brühl
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GESCHICHTE UND GESCHICHTEN AUS DEM MARIENHOSPITAL BRÜHL GESCHICHTE UND GESCHICHTEN AUS DEM MARIENHOSPITAL BRÜHL 125 JAHRE MARIENHOSPITAL BRÜHL
IMPRESSUM INHALT Vorworte ..............................................................................3 Vom alten Hospitälchen zum ersten Brühler Krankenhaus ................6 Meilensteine der Medizin: „Bostoner Kugel“ und „Eiserne Lunge“..........8 Krieg und Hoffnung .............................................................. 10 Happy Birthday, Neuanfänge: Wiederaufbau und Schwesternwechsel ..................... 12 Marienhospital Brühl! Pflege: zwischen Berufung und Beruf ........................................ 14 Fit ins neue Jahrtausend ....................................................... 16 Seelsorge: Nähe und Hoffnung schenken ................................... 18 125 Jahre sind eine lange Zeit. Eine Zeit voller Wandel und Trägerwechsel 2008: im Gespräch mit Sr. Mediatrix ......................... 20 Wachstum, eine Zeit der herausragenden Persönlichkeiten und eine Zeit voller Geschichte und Geschichten über Menschen, die das Spezialisierungen: Weichen für die Zukunft ................................ 22 Marienhospital Brühl bis heute ausmachen. Ausgezeichnet! Engagement lohnt sich...................................... 24 Ein Tag im Marienhospital Brühl .............................................. 26 Dies ist kein medizinisches oder historisches Sachbuch mit „sieben Siegeln“ – es ist ein Lesebuch, das aus der Vergangenheit in die Auf ein Wort! Gelebte Werte ................................................... 28 Gegenwart und Zukunft schaut. Ein Lesebuch, das mitten ins Brüh- Sauber! Hygiene im Fokus ...................................................... 30 ler Herz trifft – genau dorthin, wo das Marienhospital Brühl seit So alt wie die Menschheit: OPs früher und heute ......................... 32 125 Jahren zuhause ist. Viel Spaß beim Lesen! Ehrenamt: die guten Geister der „Krankenhausfamilie“ ................. 34 Heilen durch Kunst: Kultur und Förderverein ............................... 36 FAKTENCHECK MARIENHOSPITAL BRÜHL Verpflegung früher und heute ................................................. 38 • 208 Planbetten „Für Sie da!“ – im Gespräch mit Patientenfürsprecherin V. i. S. d. P. Redaktion/Konzeption Bildnachweise Layout • über 500 Mitarbeitende Andreas Heuser Der goldene Faden Marienhospital Brühl, Marketingabteilung GFO Monika Schulz und Psychotherapeut Markus Jonitz .......................40 • 10.000 stationäre Patienten im Jahr Geschäftsführer AGENTUR FÜR Gemeinnützige • 15.000 ambulante Patienten im Jahr Starkes Team – wir vom Marienhospital Brühl ............................. 42 Marienhospital Brühl KOMMUNIKATION Gesellschaft der Druck Tel. 02232 74-0 Patricia Nuß Franziskanerinnen Zimmer Digital & Print • Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln Unsere Fachabteilungen .........................................................44 Känerbergstraße 11 zu Olpe mbH, Kalkofenstr. 19 • 7 Fachabteilungen, 1 Belegabteilung 57076 Siegen Stadtarchiv Brühl, 57413 Finnentrop und 4 medizinische Zentren Netzwerke: Hand in Hand für mehr Patientenwohl .......................48 www.dergoldenefaden.de Stephen Petrat/Büro • 36 Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflege Geschichten, die das Leben schreibt .........................................50 Schwingkopf, Drägerwerk Auflagenhöhe • weitere Ausbildungsplätze in der Operationstechnischen AG & Co. KGaA 3.000 Exemplare Happy Birthday, Marienhospital Brühl! ...................................... 52 Fotolia/Adobestock Ausgabe 2019 Assistenz (OTA), als Medizinische Fachangestellte (MFA) und Kaufleute im Gesundheitswesen
VORWORT | ANDREAS HEUSER ›Wir‹ danken für 125 Jahre Vertrauen Andreas Heuser Geschäftsführer Marienhospital Brühl Liebes Marienhospital Brühl, in diesem Jahr blicken wir gemeinsam auf 125 keine „schönen Worte“ bleiben. Ich denke, diese Marienhospital Brühl zu gewinnen, deren Kom- Jahre Marienhospital Brühl zurück. Vier Jahre Haltung haben wir miteinander in den letzten petenz, Haltung und Engagement zu uns passen, durfte ich bereits als Geschäftsführer begleiten Jahren in der Dienstgemeinschaft erfolgreich wo Geist, Herz und Hand gut zusammenspielen. und mitgestalten. Ich bin froh und stolz, ein verankern können. Teil der Brühler Dienstgemeinschaft zu sein und Mit alldem werden wir auch zukünftig gewapp- danke allen herzlich, die die Erfolgsgeschichte Im MHB herrscht ein ganz besonderer Spirit – eine net sein für sich wandelnde demografische und mitgeschrieben haben – angefangen beim Grün- familiäre Haltung, die wir über Hierarchien und insbesondere politische Rahmenbedingungen im dungsvater Pfarrer Bertram über die Dernbacher Berufsgruppen hinweg voneinander erwarten und Gesundheits- und Krankenhaussektor. Ordensschwestern und die Gemeinde St. Marga- leben. Nach Kompetenz in Medizin, Pflege, The- reta bis zur GFO und zu unserem heutigen Team, rapie, Administration, Reinigung und Service ist Im Namen unserer Krankenhausbetriebsleitung – das sich in hohem Maße mit dem Marienhospital das die Basis für eine gute Versorgungsqualität unseres Ärztlichen Direktors Dr. Pascal Scherwitz Brühl und den christlichen Werten, die es seit und so auch die Voraussetzung für wirtschaftli- und unseres Pflegedirektors Kai Mückenhaupt – Beginn ausmachen, identifiziert. chen Erfolg. bedanke ich mich herzlich für Ihr Vertrauen. Nächstenliebe, Geduld, Herzlichkeit, Fröhlichkeit, Dazu gehört es auch, das Marienhospital Brühl Ich freue mich auf viele weitere Jahre voller Er- Mut, Respekt, Entscheidungsfreude – und viel- mit unternehmerischem Gestaltungswillen und folgsgeschichten rund um unser MHB! leicht am wichtigsten – Vertrauen, das verbinde definierten, transparenten Zielen, Strategien und ich mit unseren franziskanischen Grundsätzen, Maßnahmen in die Zukunft zu führen. Hierbei Ihr die gerade in unserer heutigen Zeit gesellschaft- bestimmen die Versorgungsbedürfnisse der Men- lich so bedeutsam sind. schen in und um Brühl unseren Weg. Es ist und bleibt unser Anspruch, die Entwicklung der me- Wir alle wissen: Der Krankenhausalltag ist for- dizinischen Verfahren in Diagnostik und Therapie Andreas Heuser dernd – körperlich, geistig und seelisch. Umso in der klinischen Praxis und medizintechnischen Geschäftsführer des Marienhospital Brühl mehr müssen wir uns dafür einsetzen, dass Ausstattung aufzugreifen. Und – ganz wichtig – unser Anspruch spürbar und lebendig wird und diejenigen Menschen als Mitarbeitende für das 3
VORWORT | DIETER FREYTAG Ein langer Atem führt zum Erfolg Dieter Freytag Bürgermeister der Stadt Brühl Liebes Marienhospital Brühl, du bist nun 125 Jahre im Dienst für die Brühler Mit dem Wechsel zur GmbH sowie durch zahlreiche Auch bei Konzertreihen, Ausstellungen und dem all- Bevölkerung. Dafür bedanke ich mich – bei dir und Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen wuchsen jährlichen Neujahrsempfang präsentiert sich das MHB den Menschen, die dich ausmachen: Ärzten, Kranken- sowohl wirtschaftlicher Erfolg als auch das Ansehen nicht nur als Krankenhaus, sondern als Begegnungs- pflegern, Therapeuten, Seelsorgern, Köchen, Service- in der Bevölkerung. Zu verdanken ist dies nicht zu- stätte. Eine Begegnungsstätte mit Wohlfühlcharakter kräften, Ehrenamtlichen, der Verwaltung und all den letzt der guten Öffentlichkeitsarbeit des MHB, die und Seele. Mit tollen Mitarbeitern, einem starken anderen, die dir ein Gesicht geben. z. B. bei Baumaßnahmen, Grundsteinlegungen oder Träger wie der GFO, einer soliden wirtschaftlichen Ba- geplanten Neuerungen immer den Kontakt zur Presse sis und dem Mut, auch einmal abseits ausgetretener „Ein langer Atem führt zum Erfolg.“ Ich finde, mein und den Menschen suchte und so für Transparenz und Wege Lösungen zu finden. persönliches und berufliches Motto bringt auch dei- Verständnis sorgte. ne 125-jährige Geschichte auf den Punkt. In meiner Im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Brühl Kindheit erlebte ich dich als mächtiges Gemäuer Brühl ist zurecht stolz auf sein Krankenhaus und wünsche ich dem Marienhospital Brühl für die nächs- mitten in der Stadt. Seitdem hat sich viel getan. Ich das strahlt ins Umland aus. Einen exzellenten Ruf ten Jahrzehnte alles erdenklich Gute! erinnere mich gut an die Installation des ersten Not- genießt z. B. die Geburtshilfeabteilung, in der weit arztsystems 1972. Erstes Fahrzeug war – wie sollte es mehr Kinder geboren werden als in Brühl aufwachsen. in Brühl anders sein – ein Renault Kombi, der Notarzt Nicht nur hier wird klar: Das MHB kümmert sich nicht Macht weiter so und bleibt, kam aus dem Marienhospital Brühl (MHB). Für die nur um kranke, sondern auch um gesunde Menschen! wie ihr seid! Brühler Bevölkerung war diese Dienstleistung bahn- Ein Beispiel sind die weit über die Stadtgrenzen be- brechend, ging es doch zuvor häufig um die Frage kannten Brühler Gefäßtage. Hier geben traditionell „Bekomme ich Hilfe, wenn ich Hilfe brauche?“. die Gefäßexperten des MHB sowie Ärztin und Medi- Dieter Freytag zinjournalistin Dr. Marianne Koch Tipps und Infos zu Bürgermeister der Stadt Brühl Herz-Kreislauferkrankungen – praktisch, verständlich und vor allem: ohne erhobenen Zeigefinger. 4
Eine Frage VORWORT | HELGA KÜHN-MENGEL der Nähe Helga Kühn-Mengel Gesundheitspolitikerin und ehemalige Patientenbeauftragte der Bundesregierung a. D. Liebes Marienhospital Brühl, 125 Jahre sind eine lange Zeit. Eine Zeit mit Höhen Daran erinnere ich mich gerne: Es war eine sehr lehr- Ich verbinde das Marienhospital Brühl mit stetigen und Tiefen, vom „alten Hospitälchen“ zum modernen reiche und angenehme Zeit, in der es zum Beispiel im Veränderungen, Um- und Neuorientierungen. Auch in Krankenhaus. Ich gratuliere zu 125 Jahren Entwick- Hinblick auf Pflege- und Personalkapazitäten wenig Zukunft wünsche ich allen Mitarbeitenden den Mut, lung, die sich von Beginn an und bis heute in außer- Sorgen und Nöte gab. Dafür waren die hierarchischen sich beständig weiterzuentwickeln und dabei den gewöhnlichem Maße am Patientenwohl orientiert. Strukturen ausgeprägter. Es gab eine vertikale Ord- Menschen – ob Patienten, Angehörigen oder Beschäf- nung innerhalb der Mitarbeitenden, die sich glück- tigten – in den Mittelpunkt aller Entscheidungen zu Nah am Menschen und wohnortnah im Herzen Brühls – licherweise bis heute buchstäblich in Wohlgefallen stellen. der Erfolg des Marienhospital Brühl ist für mich eine aufgelöst hat. Es ist dem MHB gelungen, wieder den Frage der Nähe. Das sage ich sowohl als Brühlerin als Blick für die Basis zu schärfen. auch als Politikerin und aus Sicht meiner früheren Weiterhin viel Position als Patientenbeauftragte der Bundesregie- In meiner Funktion als Patientenbeauftragte der rung. In meiner politischen Arbeit spielte die Pati- Bundesregierung habe ich hier im MHB viele Zertifi- Erfolg und entenorientierung immer eine zentrale Rolle. Kranke zierungen miterlebt, mich für die Realisierung eines Menschen brauchen besondere Zuwendung, Ansprache Brustzentrums eingesetzt und auf Bundesebene die herzliche Grüße! und vor allem Transparenz, wenn es darum geht, was Gesetzgebung für die Hospizbewegung und die Pa- mit ihnen passiert. Diese wichtige Aufgabe meistert tientenbeteiligung begleitet. Daher freue ich mich Helga Kühn-Mengel das Marienhospital Brühl aus meiner Sicht vorbildlich. besonders, dass das Krankenhaus mit dem Brühler Gesundheitspolitikerin Hospizverein zusammenarbeitet und die Palliativ und ehemalige Patientenbeauftragte Ich kenne das Haus persönlich – aus Patienten- und versorgung in der Region sehr ernst nimmt. der Bundesregierung a. D. aus Mitarbeitersicht. In meiner Jugend und Studien- zeit war ich hier ehrenamtlich und als Praktikantin im Zuge meines Studiums tätig. 5
VORG ESCHICHTE Gottesmutter Maria – Schutz- und Namenspatronin Handschrift um 1860 1852/53 | BRÜHLER ELISABETHENVEREIN 1860 | UNTERSTÜTZUNG NAHT Mit Gründung des Elisabethenvereins durch Pfar- Um die ehrenamtlich tätigen Frauen zu unterstüt- Hospitälchen – Fassadenmalerei von Hans Günter Obermeier rer Laurentius Berrisch beginnt die neuzeitliche zen, holt der Vereinsvorstand die Schwestern Alexia, Krankenpflege in Brühl. Wie in vielen anderen Cäcilia und Claudia der „Armen Dienstmägde Jesu deutschen Städten kümmern sich die Vereinsfrauen Christi“ (Dernbacher Schwestern) nach Brühl. Die um Bedürftige – Kinder, Arme, Kranke, Hungrige drei Ordensschwestern beziehen ein Haus in der und Familien. Burgstraße 18. Im ersten Tätigkeitsjahr versorgen die Frauen 61 Kranke. Darüber hinaus unterrichten sie Brühler 1207 – 1231 | HEILIGE ELISABETH Kinder in häuslichen Arbeiten wie Häkeln, Nähen ZEIT FÜR EIN KRANKENHAUS und Sticken. Um die Landgräfin und Namensgeberin der Elisabethenvereine Verschiedene Faktoren sorgen dafür, dass die Zahl ranken sich Legenden. Beeinflusst vom franziskanischen Ideal 1886 | DAS HOSPITÄLCHEN – der Kranken in den Folgejahren stetig steigt: befreiender Besitzlosigkeit kümmerte sie sich aufopfernd um BRÜHLS ERSTES „KRANKENHAUS“ • Beginn der Industrialisierung Arme, Kranke und Bedürftige. Den Vorwürfen am Hof, sie sei • Aufschwung der Braunkohleindustrie verschwenderisch, hielt sie unbeirrbar Stand. In der Burgstraße wird es zu eng – die ambulante • zunehmende Einwohnerzahlen Brühls Jesus am Kreuz: Elisabeth von Thüringen ließ einen Aussätzigen Hilfe reicht nicht, um die Kranken optimal zu ver- • Influenza-Epidemie 1866 – 1890 zur Pflege in ihr königliches Bett legen. Als sie drohte, ertappt sorgen. Die Schwestern ziehen in ein größeres Haus zu werden, erschien unter der Bettdecke statt des Kran- an der Ecke Uhlstraße/Wallstraße (Wallstraße 2), 1888 – 1893 | GRÜNDUNGSVATER PFARRER ken ein Bild des gekreuzigten Christus. in dem die Ordensfrauen ihre größtenteils älteren RICHARD BERTRAM Das Rosenwunder: Mit einem Korb voller Lebensmit- Patienten zum ersten Mal stationär pflegen. tel aus der Burg ging Elisabeth hinunter ins Dorf zu In dieser Zeit sind in der Dernbacher Chronik Der neue Seelsorger Pfarrer Richard Bertram kommt den Bedürftigen. Sie begegnete ihrem Mann Ludwig, 78 in der Stadt gepflegte und 40 im „Hospitälchen“ nach Brühl und bemerkt den Notstand. Schnell wird der kritisch fragte: „Was trägst du da?“ Sie antwor- versorgte Kranke verzeichnet. er zur treibenden Kraft, kauft die ersten Grund- tete: „Rosen, mein Herr!“ und als Ludwig hinein- stücke in der Mühlengasse (der heutigen Mühlen- ____1852/53_1860_1886_1888- 1893__.. sah, sah er tatsächlich nichts als Rosen. straße), lässt Pläne entwerfen und holt 1893 die Genehmigung der königlichen Regierung und die baupolizeiliche Erlaubnis für den Krankenhausbe- trieb ein. Elisabeth von Thüringen 6
GEBURTSSTUNDE Grundstein mit Inschrift Pfarrer Bertram erster Architektenentwurf 1893 | GRUNDSTEINLEGUNG ZUKUNFTSWEISEND! 1904 | EINBLICKE Die Bauarbeiten beginnen mit der feierlichen Pfarrer Bertram sprach bei der Grundsteinlegung: Männer nehmen laut einer Statistik aus dem Jahre Grundsteinlegung. Die Chronik der Brühler Pfarrei „So sei im neuen Krankenhaus die Pflege den 1904 den größten Patientenanteil ein. Interessant St. Margareta berichtet: Dienstmägden Christi anvertraut, die nicht um des ist auch die relativ große Zahl der unterschiedli- „Ein großer Festzug bewegte sich von der Pfarrkir- irdischen Lohnes willen arbeiten. So wird in dem neu- chen Krankheiten. che aus über die Kirchgasse, den Markt, die Uhlstraße en Haus in besonderem Maße der christliche Glaube Auszug aus der Statistik von 1904 hin zur Baustelle. An der Spitze des Zuges gingen herrschen. Man wird sich bemühen, die Kranken nicht • 533 stationär aufgenommene Kranke insgesamt Kinder mit Fahnen. Weiß gekleidete Mädchen folgten bloß am Leibe, sondern auch an der Seele gesunden • davon 404 Männer, 82 Frauen, 47 Kinder mit dem Grundstein. Die Schwestern, dann die Bau- zu lassen.“ • 65 verschiedene behandelte Krankheiten führer, Meister und Handwerker schlossen sich an …“ • Insgesamt 467 Kranke werden geheilt entlassen. 1894 | DIE EINWEIHUNG 1905/1908 | ZWEITE UND DRITTE … Am 18. September 1894 erhält das Marienhospital ERWEITERUNG – DIE LEGENDE SS WUSSTEN SIE, DA Brühl seinen Namen und wird feierlich eingeweiht. DER FINANZIERUNG Brühl Anfangs werden Stimmen laut: Woher sollen wir die des Marienhospital … der Grundstein Kranken nehmen, um das Haus zu füllen? Pfarrer Hat Pfarrer Bertram die Baumaßnahmen aus der en Roms stammt? aus den Katakomb ucht Bertram entgegnete ihnen mit Weitsicht und be- eigenen Tasche finanziert? Eine berechtigte Fra- viele Christen Zufl Dort fanden einst im Ma- hielt Recht: Innerhalb weniger Jahre musste das ge, die sich viele Brühler im Hinblick auf fehlende he. Nun soll er und ihre letz te Ru rs t ich Marienhospital Brühl insgesamt dreimal vergrößert Einträge in den Kirchenvorstandsprotokollen und l Trost und Zuve rienhospital Brüh werden. sein schier unermüdliches Engagement stellt. Fest spenden. steht heute: Es gab private und christliche Spen- l der, darunter den Rentier Peter Josef Spickermann er t Völkeraposte Die Inschr if t ziti (ehemaliger Spezereihändler) und auch zahlreiche Paulus : od evangelische Christen, die sich an der Finanzie- amentum nisi id, qu „Non est aliud fund positum erat, quod est Christu s“ Ma rie nho sp ita l Br uhl rung des Krankenhauses beteiligten – praktizierte . ._1893_1894__1860__1904__1905/1908__ d Ökumene, lange bevor sie im Alltag der Menschen Grund kann nieman Einen anderen Einzug hielt. gelegt ist: legen al s den, der Jesus Christus (1 Kor 3,11) 7
ENTDECKUNGEN Meilensteine der Krankenhausgeschichte Die Geschichte des modernen Krankenhauses ist eng verbunden mit der Geschichte „Meine Herren, dies ist kein Humbug!“ Die Worte der Chirurgie. Zwei Erfindungen, die den Wendepunkt hin zur modernen Medizin des Operateurs gelten der Glaskugel, die den Äther- dampf über ein Mundstück zum Patienten leitet: markieren, sind die Bostoner Kugel und die Eiserne Lunge. Nicht zu vergessen die die sogenannte „Bostoner Kugel“. Sie ermöglicht Entdeckung der Kontaktinfektion durch Ignaz Semmelweis. erstmals völlig schmerzfreie Operationen. Die gute Nachricht verbreitet sich von Boston aus in Windes- eile über Amerika bis nach Europa. Bereits 1847 werden die ersten Äthernarkosen in Leipzig und BOSTONER KUGEL Dem Operateur, der um seine schreckliche Tätig- Erlangen durchgeführt. Im gleichen Jahr entdeckt keit weiß, treten Tränen in die Augen. Fassungslos der schottische Arzt James Simpson in Selbstver- „Gentlemen, this is no humbug!“ sieht er den Mann an, der hinter dem Patienten steht, suchen eine ähnliche Wirkung bei Chloroform. Als einen Glasballon in der Hand, in dem sich Äther be- Gynäkologe brachte er unter Chloroform-Einfluss Mit diesen Worten des Operateurs John Collins War- findet. Dieser Mann ist Richard Morton, ein Zahnarzt das achte Kind von Königin Victoria zur Welt – ein ren startet am 16. Oktober 1846 in Boston der aus Boston, der die Entdeckung seines Kollegen Ho- wichtiger Meilenstein in der religiösen und gesell- Siegeszug der Anästhesie. Nur sieben Jahre zuvor race Wells übernommen und verbessert hat und sie schaftlichen Anerkennung der geburtshilflichen mutmaßte der Berliner Chirurg Johann Friedrich an diesem Morgen zum ersten Mal der Öffentlichkeit Schmerzlinderung. Dieffenbach noch: „Dem Schmerz bei Operationen vorstellt.“ (nach J. Thorwald, „Das Jahrhundert der entrinnen zu wollen, ist ein trügerischer Traum, mit Chirurgie“) dem wir nicht liebäugeln sollten.“ Von Amerika aus belehrt ihn Zahnarzt William Thomas Morton eines Besseren. „Im Oktober 1846 operiert Prof. Dr. Warren, Chi- Roth-Dräger-Narkoseapparat für Chloroform/Äther, 1902 rurg am Massachusetts General Hospital (Boston, USA) einen 20-jährigen, schwindsüchtigen Mann an einer Kinnbackengeschwulst. Das Unfassbare: Der Pa- © Drägerwerk AG & Co. KGaA, Lübeck. Alle Rechte vorbehalten. tient liegt ruhig im Operationssaal. Niemand braucht ihn mit brutaler Gewalt festzuhalten, keine Lederrie- men fesseln ihn, er liegt da und schläft. . .___1846_____ _1847___ 8
ÜBRIGENS ! WUSSTEN SIE ,… … dass vie le Kranke ben in der fast ihr ga „Eisernen L nzes Le- einige sog unge“ verb rachten – NICHT GANZ SAUBER! ar in ihr h Patientin, eirateten? June Midd Die letzte lebte fast le ton aus Au Als Chirurg und Geburtshelfer Ignaz Semmelweis Unbeirrt führt er die ersten Hygienevorschrif- 60 Jahre in stralien, und starb 2 dem Metall 1847 im Allgemeinen Krankenhaus in Wien die Des- ten ein: Ärzte und Schwestern sollen ihre Hände 007. zylinder infektion der Hände zur Pflicht macht, erntet er mindestens fünf Minuten in eine Chlorkalk-Lösung von seinen Ärztekollegen nur Hohn und Spott. Er halten. Die Sterberate reduziert sich tatsächlich, hatte auf der Geburtsstation beobachtet, dass die dennoch bleibt ihm bis zum Lebensende die An- Sterblichkeit bei den Müttern, die von Schwestern erkennung für seine Entdeckung versagt. In der EISERNE LUNGE | EINE WELT ATMET AUF ... und geistlichen Hebammen betreut wurden, gerin- Chirurgie sorgt Dr. Joseph Lister knapp 20 Jahre ger war als bei denen, die mit Ärzten Kontakt hat- später für einen Durchbruch hin zur antiseptischen Vor der Erfindung der Schutzimpfung in den ten, die oftmals zuvor andere Kranke untersucht Behandlung von Wunden, Instrumenten und Hän- 1950er-Jahren folgt eine Polioepidemie der nächs- oder gar Leichen seziert hatten. Doch von seinen den mit Karbolsäure. ten. Ärzte können kaum helfen – Kinder, bei denen Theorien und der vermuteten Gefahr, die von Kei- die Krankheit ausgebrochen ist, leiden unter Läh- men ausgeht, will niemand etwas wissen. mungen und Atemnot. Als 1928 die „Eiserne Lunge“ ihre Premiere als externe Atemhilfe erfolgreich besteht, fällt Ärzten und Pflegern ein Stein vom ÜBRIGENS! Herzen. vom Premiere am 12. Oktober 1928 im Children’s Die Redewendung „Semmelweis -R efl ex“ hat sich Hospital in Boston: im engli- bis heute, vor allem „Am nächsten Morgen, als das Mädchen schon im , gehalten. Er schen Sprachraum Koma lag, wurde es in die Maschine geschoben. Nach tion, neue beschreibt die Reak ein oder zwei Minuten kam es wieder zu sich. Wenig gorisch und Entdeckungen kate später fragte es nach Eiscreme. Fast alle, die dabei Hinter fra- ohne Prüfung oder waren, brachen in Tränen aus“, erinnert sich der zulehnen. gen „reflexar tig“ ab US-amerikanische Kinderarzt Charles McKhann. Eigentlich ist der stählerne Koloss zur Behand- lung von Stromschlägen und Gasvergiftungen entwickelt worden. Ingenieur und Erfinder Philip alte k . n. Drinker stellt sie nur ein Jahr später der Öffentlich- vor , L üb e beh c keit vor und meldet sie zum Patent an. Hergestellt A R e c KG a ______1928_1950er____1970___ _2004__2007________ hte A l l e & C o. werden die Geräte bis 1970, die Wartungsverträge G laufen 2004 aus. kA wer ger rä ©D 9
KRIEGSZEITEN 1914/15 | ERSTER WELTKRIEG Trotz Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzt Pfar- rer Bertram den Bau des geplanten Seuchen- und Isolierhauses bis zum Ende durch. Zum ersten Mal in der Geschichte des Marienhospital Brühl nimmt er hierfür staatlich-städtische Mittel in Form eines tram (1834 – 1920) Pfarrer Richard Ber zinslosen Darlehens in Anspruch. Verwundete Soldaten vor dem Marienhospital Brühl Mit Kriegseintritt wird das Haus Reserve-Laza- rett. Alles geht sehr schnell: Am 30. Juli 1914 – nur zwei Tage nach der Kriegserklärung durch Öster- reich-Ungarn an Serbien – wird Chefarzt Dr. Kers- IN ALLEM STECKT ETWAS GUTES … 1918 – 1920 | DER KRIEG GEHT, DIE NOT BLEIBT senboom zum Militärdienst verpflichtet. Weitere Ärzte, Schwestern und Geistliche folgen ihm zum Pfarrer Bertram spricht bei der Weihnachts- Nach dem Waffenstillstand im November 1918 be- Dienst in Feldlazaretten. Der erste Schwerverletz- feier-Rede für die Verwundeten 1915: setzen die Engländer Brühl und beschlagnahmen ten-Transport trifft am 29. August 1914 in Brühl „Was wäre geworden, wenn die Pläne unserer Fein- das Krankenhaus bis Anfang 1919. ein. Der Wille zu helfen ist groß: Allein 300 Frauen de geglückt wären? … Danken wir deshalb Gott, der Elend und Armut bestimmen das Leben in Brühl. möchten Krankenschwester werden – weit mehr als uns vor diesem bewahrt hat, danken wir unserem Kai- Es gibt so wenig Lebensmittel, dass die Schwestern es Ausbildungskapazitäten gibt. ser, der bestrebt war, diese Zeit der Prüfungen von den Suppendienst für Kinder und Bedürftige nur uns abzuwenden und danken wir unseren Kriegern, noch schwer aufrechterhalten können. Die Diskre- die in ihrer Tapferkeit die Pläne der Feinde zuschan- panz zwischen Einnahmen und Ausgaben nimmt zu. den gemacht haben.“ Im November 1920 wendet sich Pfarrer Bertram an Im speziellen Kontext der Zeit, die Öffentlichkeit und bittet in der Brühler Zeitung KAISERLICHER BE als katholischer Seelsorger und um Hilfe. „Unser Marienhospital ist in Not!“ lautet ISTAND unbeirrbarer Optimist sagt er die Überschrift. Wussten Sie, dass weiter: Nur ein paar Tage nach dem Zeitungsaufruf Viktor ia von Preußen, die Schw „Leider müssen wir gestehen, stirbt Dechant Bertram. Das Marienhospital Brühl ester Kaiser Wilhelm und Pr inzessin zu s II. dass der Aufblick zum Himmel in ist ein großer Teil seines Lebenswerks. Sein uner- Schaumburg-Lippe Verwundeten im Ma , de n unserem Volke vor dem Kriege auch müdlicher Einsatz für das körperliche und seelische rienhospital Brühl rend des Ersten We wäh- viel zu wünschen übrigließ. Doch Wohl der Brühler Bevölkerung ist einzigartig und ltkriegs einige Besu abstattete? Viktor che dieser Krieg hat es gebracht, dass strahlt bis heute aus. ia wohnte mit ihre m . .__1914 - 1920___________ Adolf in Bonn und Ma nn Millionen wieder umkehrten und © rbkelle · Fotolia war öf ters im Brüh Schloss zu Gast. Au ler gottesfürchtig wurden …“ f ihre Fürsprache wu auch der Krankenh rde ausleiter 1915 al s geistlicher an die Fro Feld- nt geschick t. 10
KRIEGSZEITEN – L BRÜHL N T R ICHA R D BERTR AM R D E S M A R IENHOSPITA DECHA FÖRDERE SVATER UND el sorger in B rühl GRÜNDUNG tholischer Se 8–1920 ka in St olb erg und 188 gen • geboren 1 8 34 n und Tübin zahlreichen Brandbomben getroffen und stand sofort m an d en Unis Bon nung zum Pfa rrer s verwehrt. • Th eo log ie st u diu ze ku rz vo r se iner Er nen er Ze it des Kulturkampfe in Flammen. … Zwei von unseren Kranken starben der Maigeset d leibt ihm in • Beschluss er ke nn u ng al s Pfarrer b infolge ihrer Verletzungen. … Bei all dem Leid, das iche A n • Die staatl Pius X. über uns gekommen war, war es wie ein Wunder, dass en nu n g zu m Dechant kä mm erer durch Papst • 1896 Ern eim keiner von den Ärzten, den Schwestern und Angestell- stlichen Geh 1919, dem Ta ge seines 1 3 Er nen n ung zum päp 29. A u gu st ten getroffen wurde, denn alle waren im Haus, als die • 19 Brühl seit er der Stadt • Ehrenbürg äums Bomben fielen, dem lieben Gott sei Dank.“ Priesterjubil Diamantenen A lter von 87 Ja hren Am 4. März 1945 folgt der zweite schwere An- 19 2 0 im • gestorben griff mit zahlreichen Toten und Verletzten. Von da an ist der Bunker der einzige Zufluchtsort für Kran- ke, Pflegerinnen und Ärzte. Auch die Heilige Messe wird dort gefeiert. Drei Tage nach der Offensive schreibt eine Chro- 1939 – 1945 | ZWEITER WELTKRIEG nistin der Schwestern: „Am 7. März morgens um 7 Uhr standen plötzlich Nach dem Krieg ermöglichen der Caritasverband, Bei Kriegsausbruch bleibt das Marienhospital Brühl nach der Hl. Wandlung drei Amerikaner im Bunker … die Stadt, die Landgemeinde und der Landkreis zunächst Zivilkrankenhaus. Dem Sog der Zerstörung nun waren die amerikanischen Besatzungstruppen in den Weiterbetrieb des Marienhospital Brühl, wei- kann es sich bis Ende 1944 entziehen – dann tritt Brühl eingezogen und froh und frei atmete man auf tere Baumaßnahmen und technische Neuerungen der Krieg in seine letzte, vernichtende Phase. in dem Gedanken, von dem Joche der Nationalsozia- erfolgen: In der Chronik der „Armen Dienstmägde“ heißt listen befreit zu sein.“ es am 28. Dezember 1944: Laut Schätzung belaufen sich die Kriegsschä- „… Um 13.30 Uhr wurden wir mitten in der Arbeit den am Marienhospital Brühl auf 275.000 Mark. 1924: Neubau Entbindungsanstalt, Hu Wäscherei und Wirtschaftsgebäuberdetushaus, mit vielen Bomben überrascht. Die obere Hälfte der Stadt wurde sehr mitgenommen, darunter auch unse- 1922: neue Heizung re Häuser. Drei Sprengbomben trafen den linken Flü- 1926: Entkalkungsanlage gel des Krankenhauses und rissen die ganze Ecke, bis Auf dem Weg ins Lazarett 1927: moderner Gashe © Grigory Bruev · Fotolia 1928: Kühlraum im Kerdllergeschoss zum Keller zusammen. Eine vierte Bombe ging über dem dritten Männerstock durch das Dach, durchschlug 1932: Sterilisierraum sämtliche Stockwerke und explodierte auf Parterre im 1933: neuer Röntgenapparat, neues gegen rheumatische BeschwerdGeenrät großen Saal, der Kapelle gegenüber. St. Rochus, un- ser Isolierhaus, wurde von einer Sprengbombe und ______1924 - 1933_________1939 - 1945_______.. 11
ZEITEN DES WANDELS „… Unser Personalstand ist derart, daß wir mit großen Sorgen in die Zukunft sehen. … Sicher ist aber, daß 19 67 wir die heute noch 1945 – 1960 | DER NEUANFANG bestehenden Häuser nicht alle halten Brief der Generaloberin an Dechant Kreutzberg Der Krieg ist zu Ende. Er hinterlässt vor allem im werden. …“ Süden Brühls eine Schneise der Zerstörung. Auch das Marienhospital Brühl startet in die Phase des Wiederaufbaus und schafft es, innerhalb von nur zwei Jahren die Schäden am Hauptgebäude, innen 1957 | LOHNENTWICKLUNG IN DEN wie außen, zu beseitigen. Das noch relativ junge 1950ER-JAHREN 1960–62 | ERWEITERUNGSBAU ST. JOSEF Seuchen- und Isolierhaus St. Anna liegt in Schutt und Asche, wird jedoch vollständig wiederaufge- Ein Assistenzarzt verdient zu dieser Zeit weniger Anfang der 1960er-Jahre ist klar: Das Marienhos- baut. Da die Gefahr durch Seuchen vorbei scheint, als 200 DM netto, Schwesternhelferinnen erhalten pital Brühl muss weiter wachsen. Mehr Bewohner, entsteht hier die neue gynäkologische Station. nicht viel mehr als das, was sie essen und trinken. mehr Autos und mehr Unfälle führen zu Engpässen, die der Neubau St. Josef auffangen soll. Es entste- Auch organisatorisch ist es eine Zeit der Neu- � Als 1957 ein Assistenzarzt zusätzlich zur freien hen nicht nur mehr Betten, sondern gleichzeitig orientierung. Der bisherige Kurator Hubert Geuer Verpflegung einen Lohn von monatlich 200 DM neue Operations- und Ambulanzräume für die Chir- legt wegen seines hohen Alters das Amt nieder – netto fordert, lehnen die Verantwortlichen seine urgie sowie eine neue Bade- und Massageabteilung. ein neues Geschäftsführer-Modell soll das Marien- Anstellung ab. Im Zuge der Bauarbeiten erhält das Marienhospital hospital Brühl in eine erfolgreiche Zukunft führen. Brühl auch einen Atomschutzbunker – eine absolu- Der Plan geht auf, obgleich die in den Folgejahren � Auf der Suche nach Schwesternhelferinnen te Neuheit im Landkreis Köln. erwirtschafteten kleinen bietet das Marienhospital Brühl an, sonntags Gewinne wohl zum großen jeweils einen halben Tag zu arbeiten und als Teil der kostengünstigen Entgelt nur freie Verpflegung zu erhalten. bzw. kostenlosen Arbeit der Ordensschwestern zu ver- danken sind. . .1945 - 1960__1957__1960 - 1962________.. Kurator Hubert Geuer St. Josef 12
Dernbacher Schwestern Neuer Haupteingangsbereich mit Kugelbrunnen 1967 | DIE DERNBACHER SCHWESTERN 1967/68 | BAU UND EINWEIHUNG DES 1987 | NEUBAU ST. ELISABETH VERLASSEN BRÜHL PERSONAL- UND SCHWESTERN- WOHNHEIMS Im Mai erfolgt der erste Spatenstich zum Neubau Nach 106 Jahren hingebungsvoller Arbeit verlassen St. Elisabeth. Hier entstehen u. a. neue Pflege- die Armen Dienstmägde Jesu Christi Brühl. Grund 1969 | EINWEIHUNG DER KRANKENPFLEGE- bereiche, eine Intensivabteilung, die Liegend- ist der fehlende Nachwuchs im Orden, wie die Ge- SCHULE krankenanfahrt mit Anbindung an die chirurgische neraloberin in einem Brief an Dechant Kreutzberg Ambulanz und Röntgenabteilung, die septische bereits zwei Jahre zuvor ankündigt: 1985/86 | ÜBERGANG IN DIE MARIEN- OP-Abteilung, ein Krankengymnastikraum und die Der Abschied fällt vielen schwer. Die Chronistin HOSPITAL BRÜHL GMBH Bettenzentrale. berichtet über den letzten Tag. Die neue Trägerschaft tritt am 1.1.1986 in Kraft. 1989 | TEILUNG DER CHIRURGIE IN UNFALL- „Am letzten Morgen des 31.3.1967 Am Stammkapital von 1.000.000 DM sind die UND ALLGEMEINCHIRURGIE, hielt unser guter Herr Pater Menzel eine kath. Kirchengemeinde St. Margareta in Brühl mit AUFGABE DER UROLOGIE feierliche Dankmesse … So gestärkt vom 750.000 DM und das Erzbistum Köln mit 250.000 DM Gebete vieler begleitet nahmen wir Ab- beteiligt. 1991 | VORSTELLUNG DES NEUEN schied von unserer geliebten Arbeitsstät- PATIENTENGARTENS te. Die gute Mutter Waldeburga beglei- tete uns ins liebe Mutterhaus. Der liebe 1992 | NEUER HAUPTEINGANG MIT Gott segne alle Bewohner und die Kran- KUGELBRUNNEN ken des Marienhospitals und geleite alle Schwestern mit Mut und Vertrauen in ih- ren neuen Wirkungskreis. Des walte Gott.“ Für jede Ordensschwester kommen zwei Schwesternwohnheim kurz nach der Einweihung Hl. Elisabeth von Thüringen . ._1987 - 1992________ weltliche Schwestern ins Marienhospital Brühl. ___1967 - 1986_.. 13
PFLEGE | ZWISCHEN BERUFUNG UND BERUF Marienhospital Brühl mit Personal- und Schwesternwohnheim links Krankenpfl egeschule im Erdgeschoss REINE SCHWESTERNSACHE WOHNEN UND LERNEN UNTER EINEM DACH Bis in die 1960er-Jahre ist Krankenpflege vor- Mit dem Abschied der Dernbacher Ordensschwes- Entstehen soll ein neues Schwesterngebäude mit nehmlich christlich motiviert. Nahezu jede Ordens- tern beginnt im Marienhospital Brühl eine Phase 104 Zimmern für die Pflegenden und zwölf Zimmern schwester ist gleichzeitig Krankenschwester, einige des Umbruchs. Um die Versorgung der Patienten für die Pflegeschülerinnen. wenige arbeiten als Lehrerinnen. In den Ordensge- gleichbleibend zu gewährleisten, brauchte es mehr Dem Richtfest 1967 folgen 1968 die Einweihung meinschaften ist es selbstverständlich, die eigenen weltliche Krankenschwestern, mehr Wohnraum und des mehrstöckigen Personal- und Schwesternwohn- Bedürfnisse zurückzustellen und im Sinne gelebter eine Pflegeschule vor Ort. heims und 1969 die Einweihung der Krankenpflege- Nächstenliebe Kranken und Bedürftigen zur Seite schule im Erdgeschoss. Die Schule umfasst neben zu stehen und sie körperlich, geistig und seelisch Entwicklung Entwicklung den Unterrichtsräumen für drei Lehrklassen einige zu versorgen. Oft zehn bis zwölf Stunden oder län- Pflegedienst: Bettenzahl: Büros und Praxisräume, in denen die theoretischen ger pro Tag, an sieben Tagen die Woche. Kenntnisse selbst gefestigt werden konnten. Ab Ende der 1960er-Jahre werden die Ordensge- 1965 48 Pflegekräfte 275 Betten meinschaften kleiner und kleiner. Die überaltern- 1970 105 Pflegekräfte 302 Betten den Schwesternschaften plagen Nachwuchssorgen, denn immer weniger junge Frauen sind bereit, dem „Trotz vieler Wünsche un d Pläne ist aus dem ehema Pflegeberuf eine eigene Familie, zeitgemäßen Lohn Wohnheim mittlerweile ligen eine leerstehende Ruine und Individualität zu opfern. den. Viele Brühler fragen gewor- sich zu Recht: Was passi mit dem alten Gebäude? ert Der Abriss ist beschloss Sache. Die dann frei we en e g r Beruf un rdenden Flächen bieten a r d ie P flege meh ran k en- gute Grundlage, das MH ein B zukünftig baulich weite e er Zeit w h, K „Zu mein w ie unmöglic zuentwickeln.“ r- Es war so g u t be u- iz als Beruf. o h n e e inem Orden n, ig Zeit f ü r zu werde lltag wen schwester Andreas Heuser,, Geschä n n im A f t h a t ftsführer des Marienhospital Brühl uc h w e gemeinsc ha t reten. A O rd e n s blieb : Die uchten. P r ivates n , w as wir bra uns alles ge b ote eute …“ in e n B e r uf bis h me Ich liebe der Maria e - orsit zend GFO) . . _1965 - 1970________________ O S F, Vorstandsv sellschaf terin der e d ia tr ix auptg e Sr. M tung (H onzel-Stif Theresia-B 14
PFLEGE | ZWISCHEN BERUFUNG UND BERUF FUSION UND SCHULUMZUG NACH BONN KABO BONN: ZUKUNFT DER GESUNDHEITSBERUFE Um neue Synergien zu schaffen, fusionieren im Ok- Die Karl Borromäus Schule steht für ein Bildungskonzept, das fundiertes Fach- tober 2005 die Krankenpflegeschulen Brühls und wissen, technische Fertigkeiten und Methodenkompetenz mit ethischer und der näheren Umgebung. Ein Jahr später, im Mai ästhetischer Bildung verbindet. Hier startet die neue, generalistische Pflege- 2006, ziehen sie an ihren jetzigen Standort nach ausbildung bereits im April 2020. Bonn. Zudem können Azubis dank der Kooperation mit der Kath. Hochschule NRW ab dem zweiten Ausbildungsjahr parallel zur Ausbildung den Studiengang An- gewandte Pflegewissenschaft (B. Sc.) belegen. AUSBILDUNG | HEUTE Derzeit ist das Marienhospital Brühl eine der größ- Schulungssituation in der KaBo Bonn ten Ausbildungsstätten in Brühl. Die insgesamt 40 Pflege-Azubis absolvieren den praktischen Teil vor Ort im Haus sowie an weiteren Standorten der GFO. Der theoretische Unterricht erfolgt in der Karl-Borromäus Schule für Gesundheitsberufe, kurz KaBo genannt, im Herzen von Bonn, die das MHB gemeinsam mit weiteren Krankenhäusern der GFO und Malteser aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis betreibt. rufe im b ild ungsbe A u s rühl : ie n h o spital B enpfleg e Ma r u n d Krank (OTA) G e s u ndhe it s- c h e n A ssist z e n • chnis z (MFA) ationste assisten • O pe r n F a c h inische • Mediz erapie undheit swesen ____2005_2006_.. y s io t h im G e s • Ph auf frau mann/K • Kauf 15
1993 BIS 2008 Eigenes Labor im Anbau St. Marien Auf der Entbindungsstation In der Ambulanz AUF DER HÖHE DER ZEIT In den 15 Jahren zwischen 1993 und 2008 tut sich 1993 2000/01 viel im Marienhospital Brühl. Es gilt, die Zeichen Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten St. Marien: Einrichtung der neuen Cafeteria, des Patientengar- der Zeit zu erkennen und sich für die Zukunft gut Modernisierung der Patientenzimmer mit jeweils tens und Neugestaltung des Eingangs- und Aufnah- aufzustellen. Auf der Agenda stehen die Moderni- eigenen Sanitärzonen und Anbau des Labors mebereichs sierung der medizinischen Ausstattung, der Pati- entenzimmer, der Bausubstanz und ganzer Fachbe- 1995 2001 reiche. Der katholische Bücherdienst erhält eine Bücherei Einrichtung der Fachabteilung Unfallchirurgie im Gebäudeteil St. Marien. 2002 turbulente 1997 w aren eine Einweihung der „Alten Schlosserei“ im Patienten- n 27 Ja h re rienhospi- „Die letzte r u k t ur des Ma Errichtung einer neuen Entbindungsstation mit garten, in der bis heute Ausstellungen des Brühler baulich e S t Wir sind Zeit. Die ig v erändert. moderner Ausstattung Kunstvereins zu sehen sind hat sich v ö ll efangen tal Brühl e r g e w orden. Ang d modern n- größer un rten Inte 1997/98 s , d e r er weite euen O P ng rd e bei den n u c h d e r Ausstattu Sanierungsarbeiten und Anbau von Patientenzim- und a täbe.“ sivstation s e t z e n wir Maßs mern und Ambulanz bulanz Zentralam sie und sthe farz t Anä z D a h lm ann, (Che MHB ) Dr. Hein it 1992 im ediz in, se Intensiv m Cafeteria Patientengarten und „Alte Schlosserei“ rechts In der neuen Unfallchirurgie . . _1993 - 2002___________________ 16
1993 BIS 2008 Im OP 2006 Erste Wort-Bild-Marke Neu gestaltetes Verabschiedungszimmer 2005 2004 2006 2008 Inbetriebnahme des neuen Zentral-OPs mit drei Etablierung der Katholischen Krankenhaushilfe. Kostenloses Hörscreening bei Neugeborenen – Un- Operationssälen und Zentralsterilisation. In Abstimmung mit der Stadt Brühl und der terstützung des Projekts „fl ächendeckendes, qua- katholischen Kirchengemeinde St. Margareta ent- litätsgesichertes Neugeborenen-Hörscreening in 2005 steht auf dem Brühler Südfriedhof ein Grabfeld für Nordrhein” Das Marienhospital Brühl erhält eine erste Wort- die Bestattung fehl- und totgeborener Kinder. Das Marienhospital Brühl schenkt jedem Baby, Bild-Marke als Logo und formuliert sein Leitbild. Eröffnung des Hernienzentrums Rhein-Erft das im Haus geboren wird, einen Schlafsack – Be- Einweihung des neu gestalteten Verabschie- teiligung an der Babyschlafsack-Kampagne der Kran- dungszimmers durch Joachim Kardinal Meisner, Erz- kenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) bischof von Köln Fertigstellung des Anbaus St. Josef mit Platz für eine Kinderarztpraxis, eine onkologische Praxis und die Endoskopie Professor Dr. med. Klaus Jaeger, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Abdominalchirurgie und Urgestein des MHB, wird nach 19 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Die Krankenhausbetriebsleitung 2005 vor dem Haupteingang (v. l. n. r. Geschäftsführer Stephen Ziegler, Pfl egedienstleitung Karin Bobeth und Ärztlicher Direktor Dr. Heinz Dahlmann) er Prof. Dr. med. Klaus Jaeg ____________________________2004 - 2008_.. 17
SEELSORGE Hoffnung und Halt Moderne Krankenhausseelsorge geht weit über einfaches Zuhören und das Spen- den der Sakramente hinaus. Sie richtet sich an alle – Patienten, Angehörige und Mitarbeitende. Unabhängig von Konfessionen, Glaubensrichtungen und kulturel- lem Hintergrund. Sie möchte Kirche und Spiritualität sowie tröstende Seelen- zuwendung erfahrbar machen. Sie gibt Hoffnung, Halt und spendet Trost. Lucia Weinz (Kath. Krankenhausseelsorge) und Heike Marzusch (Ev. Krankenhausseelsorge) Seelsorge ist Kernthema des Evangeliums. So Was sind Ihre Aufgaben im Marienhospital Woher wissen Sie, wer Hilfe braucht? spricht Jesus im Evangelium nach Matthäus 11,28. Brühl? Lucia Weinz: „Meistens gehe ich aktiv auf die „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen Lucia Weinz: „Ich arbeite hier seit gut drei- Stationen und frage die Pflegekräfte. Die haben seid! Ich will euch erquicken.“ einhalb Jahren als katholische Krankenhausseel- das in der Regel sehr gut im Blick und können mir sorgerin, Hand in Hand mit meiner evangelischen Patienten nennen, die Unterstützung brauchen Kollegin Heike Marzusch (Pastorin). Meine Haupt- könnten. Diese besuche ich dann und finde erstmal S… aufgabe ist die Begleitung von Patienten und An- heraus, ob meine Hilfe gewünscht ist. Auch wenn SIE, DAS WUSSTEN gehörigen – vorwiegend in Krisen- und Sterbesi- behandelnde Ärzte merken, dass Bedarf ist, rufen de r a u sse e l so rge fest in tuationen. Oft erleben auch Schwestern, Pfleger sie mich an und bitten mich um Mithilfe.“ n h die Kranke nkert und Ärzte dieses als belastend und bitten mich um Pfarrer Thull: „Im Gegensatz zu Frau Weinz bin che n V e rf assung vera Deuts Unterstützung. Ebenso bin ich ansprechbar, wenn ich nicht jeden Tag hier vor Ort, stehe ihr aber im- 40) ist? (GG, Art. 1 Mitarbeitende ein Gespräch suchen.“ mer als Ansprechpartner zur Seite. Zur Krankensal- Pfarrer Thull: „Früher war das Marienhospital bung oder zum Sterbegebet werde ich von ihr oder Brühl in Trägerschaft der Gemeinde St. Margareta. dem Pflegepersonal aktiv gerufen.“ Doch wie läuft diese wichtige Arbeit im Kran- Trotz des Wechsels zur GFO pflegen wir immer noch kenhausalltag ab? engen Kontakt und die Krankenhauskapelle ist fes- Pfarrer Jochen Thull (Kath. Kirchengemeindever- ter Teil unserer Gemeinde. Jeden Montagabend fei- band Brühl) und Lucia Weinz (Kath. Krankenhaus- ern wir hier die Heilige Messe, die ich persönlich seelsorge) stehen Rede und Antwort. im Wechsel mit meinen Mitbrüdern halte. Darüber hinaus unterstütze ich Frau Weinz in der Seelsorge und spende nach Bedarf Sakramente wie die Kran- kensalbung.“ Pfar rer Jochen Thull 18
SEELSORGE Kapelle des Marienhospital Brühl früher ... ... und heute Können Sie sich an eine Situation erinnern, die Was wünschen Sie sich und dem Marienhospital Ihnen nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist? Brühl für die Zukunft? Pfarrer Thull: „Ich wurde einmal als Seelsorger Lucia Weinz: „Ich war schon in anderen Kran- Pfarrer Thull: „Das Marienhospital kann wirk- ins Krankenhaus gerufen. Im Phantasialand war ein kenhäusern tätig und erlebe das MHB als außeror- lich stolz sein. In den letzten neun Jahren habe ich Mann, etwa 50 Jahre alt, plötzlich umgefallen. Toch- dentlich familiär und persönlich. Man kennt sich. selbst miterlebt, wie und wo investiert wurde, um ter und Mutter waren dabei und standen unter Schock. Ich wünsche dem Haus, sich diese besondere At- sich für die Zukunft gut aufzustellen, z. B. mit der Ich habe die beiden und – so gut ich konnte – auch mosphäre, die auch für die Patienten spürbar und Etablierung der Geriatrie. Ob katholisch oder evan- den Mann drei Stunden lang begleitet. Das war eine heilsam ist, zu bewahren und sich gleichzeitig gut gelisch, hier steht das christliche Menschenbild im sehr intensive Zeit. Mit Ärzten und Polizei hat jeder für die Zukunft zu wappnen.“ Vordergrund und beeinflusst die Art und Weise, wie sein Möglichstes getan, um zu helfen. Jeder das, was Menschen mit Menschen umgehen. Ich bin zuver- er konnte! Der Patient ist verstorben und ich habe sichtlich, dass diese, dem Menschen zugewandte Mutter und Tochter beigestanden, bis deren Familie Haltung weitere 125 Jahre erhalten bleiben kann." aus Süddeutschand in Brühl angekommen war.“ Lucia Weinz: „Die Begegnung mit den Menschen in ganz speziellen Lebenssituationen ist für mich im- Zeit für Gespräche, die gut tun können mer etwas ganz Besonderes. Oft ist es eine Begleitung über mehrere Tage oder auch Wochen. Schwer wird es in Sterbefällen, in denen Patienten sich schwertun zu gehen und sich der Prozess über viele Tage zieht. Das geht vor allem an die Substanz der Angehörigen. Das mit auszuhalten ist gleichermaßen schwer und gut. Wenn junge Menschen sterben, und das kommt leider immer mal wieder vor, ist die Betroffenheit – auch meine eigene – größer als wenn ein alter Mensch stirbt, der auf ein langes Leben zurückschaut.“ 19
TRÄG ERWECHSEL GFO Zukunftssicherung Bis 2008 steuert die katholische Pfarrgemeinde St. Margareta das Marienhospital Brühl. Vor dem Trägerwechsel wird immer deutlicher, dass die Gemeinde die Her- ausforderungen des sich verschärfenden Wettbewerbs und der Professionalisierung der Strukturen nicht stemmen kann. „Ich bin froh, dass das Marienhospital Brühl nach wie vor in ka Im Gespräch mit Schwester Mediatrix OSF, langjährige Generaloberin der Franziskanerinnen von der tholischer bzw. christlicher Trägerschaft ist. Würde das ewigen Anbetung zu Olpe, Hauptgesellschafterin der GFO, Vorstandsvorsitzende der Maria Theresia- Haus noch lokal von un BonzelStiftung serer Gemeinde aus allein gesteuert, wü rde uns das in der heutigen Zeit überford „ER FÜHRT, ICH GEHE.“ ern und wäre einfach nicht mehr zeitge Das Marienhospital Brühl haben die Dernbacher mäß.“ Die Wurzeln der GFO liegen in der Gemein- Schwestern mit aufgebaut. Gab bzw. gibt es Pfarrer Jochen Thull, Kat h. Kirchengemeindever- schaft der Franziskanerinnen. Kontakt zwischen den Ordensgemeinschaften? band Brühl – St. Margareta Wie sind Sie zum Orden gekommen? Sr. Mediatrix: „Früher blieben die Orden eher für Sr. Mediatrix: „Ich war lange der Meinung: Klos- sich. Ich bin im Oktober 1964 ins Olper Mutterhaus ter, das ist nichts für mich! Sogar noch während gezogen, also während des Zweiten Vatikanischen Um die Zukunft des Marienhospital Brühl lang- meiner Krankenpflegeausbildung, in der ich jeden Konzils. Danach fanden erste Kontakte unter den fristig zu sichern, beschließt die Pfarrgemeinde Tag Kontakt zu den Schwestern hatte. Damals war Orden statt, allerdings eher auf Leitungsebene. gemeinsam mit dem Erzbistum Köln, das Kranken- das in dem Beruf selbstverständlich. Eingetreten Trotz des wenigen Kontaktes – in der karitativen haus in die Hände der Gemeinnützigen Gesellschaft bin ich mit 23, also vergleichsweise spät. Ich habe Ausrichtung waren sich die Gemeinschaften sehr der Franziskanerinnen zu Olpe mbh (GFO) zu über- während meiner Ausbildung mehrere Orden ken- ähnlich. Die meisten Orden entstanden dadurch, geben. Die christliche Trägergesellschaft gründete nengelernt, aber bei den Franziskanerinnen habe dass religiös geprägte Frauen sich zusammen- sich 1995 und betreibt heute rund 45 karitative ich mich von Anfang an am wohlsten gefühlt.“ schlossen, um sich für Bedürftige einzusetzen. Ge- Einrichtungen aus den Bereichen Krankenhäuser, meinsam gingen sie Themen wie Armut, Krankheit Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe und Bildung. und die Verwahrlosung von Kindern an. Auch Mäd- Gesellschafter sind die Franziskanerinnen von chenbildung war ein damals vernachlässigtes Feld, der ewigen Anbetung e. V. Olpe (zu 20 %) und die dessen sie sich annahmen. Daraus entstand der Maria Theresia Bonzel-Stiftung (zu 80 %). Grundgedanke: „Da wo Hilfe gebraucht wird, wollen . . _1964__1980er_1990er____ wir auch helfen.“ Sr. Mediatrix OSF 20
TRÄGERWECHSEL GFO Sie waren dabei, als sich die GFO gründete. Wie Wie nehmen Sie innerhalb der neuen Strukturen Wie setzt die sich GFO noch dafür ein, dass der kam es dazu? Einfluss auf Ausrichtung und Entscheidungen in franziskanische Grundgedanke in den Einrich- Sr. Mediatrix: „In den 1980er- und 90er-Jahren den jeweiligen Einrichtungen? tungen weiterlebt? wurde die Verwaltungsarbeit in unseren Einrichtun- Sr. Mediatrix: „Auch wenn Orden und Stiftung Sr. Mediatrix: „Zugegeben, das ist nicht immer gen immer schwieriger. Ziemlich zeitgleich begann die Führung des operativen Geschäfts der GFO-Ge- einfach. Den Menschen in den Mittelpunkt zu stel- der Siegeszug der EDV, die heute vieles erleichtert, schäftsführung überlassen, setzen wir uns in allen len, fängt aber oft auch ganz im Kleinen an – mit die uns aber damals vor große Herausforderungen Besprechungen dafür ein, dass der Geist unserer Or- einem Blick, einem Lächeln oder einem Guten Tag! stellte. Die meisten kamen aus dem traditionel- densgründerin Maria Theresia Bonzel bewahrt wird. Es kann manchmal so einfach sein, den Unterschied len kaufmännischen Bereich und fühlten sich der In großen Entscheidungen wie in kleineren vor Ort, spürbar zu machen. Nicht weg oder aufs Handy zu neuen Aufgabe nicht gewachsen. Daraufhin stell- in denen es zum Beispiel um die Frage geht: Kön- schauen und offen auf Menschen zuzugehen, wenn ten wir Krankenhausdirektoren ein, immer mit der nen wir einen älteren, unversorgten Menschen am auch nur für einen kurzen Augenblick. Das ist et- Frage: „Wollen wir so weitermachen?“ Sogar ein Freitagnachmittag einfach entlassen, ohne zu wis- was, das im Marienhospital Brühl sehr gut gelingt – Verkauf wurde angedacht, doch die Angst vor dem sen, was aus ihm wird? Natürlich haben auch wir sowohl im Umgang mit Patienten als auch unter- Verlust der karitativen Einstellung war zu groß. nichts zu verschenken, aber wir sind bereit zurück- einander. Das ist ein sehr wichtiger Schritt, den Es hieß: weitermachen, aber einen anderen Weg zutreten, wenn es um einen Menschen in Not geht.“ christlichen Geist erfahrbar zu machen. Um mehr einschlagen. Daraufhin wurde die Maria Theresia über das christliche Fundament des Evangeliums Bonzel-Stiftung gegründet, die bis heute oberste zu vermitteln, bieten wir die Kursreihe „Franzis- Instanz der GFO ist. Darunter kommen Aufsichtsrat kanisch unterwegs“ an. Hier kann sich jeder, unab- und Geschäftsführung, die nun alle betriebswirt- hängig von Herkunft und kulturellem Hintergrund, schaftlichen Aufgaben übernehmen.“ mit diesen Wurzeln auseinandersetzen.“ Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Im Patientengarten des Marienhospital Brühl Marienhospital Brühl? Sr. Mediatrix: „Immer, wenn ich hier bin, spüre ich, dass der Spagat zwischen der christlichen Identi- tät, die wir in unserem Leitbild definieren, und der Umsetzung hier sehr gut gelingt. Es ist immer und überall ein stetiger Prozess, in dem die meisten sich spürbar um einen freundlichen, offenen Um- gang miteinander bemühen – von der Betriebslei- tung bis zum Pflegepersonal. Das merke ich u. a. am __ _2008_.. Umgang mit Ehrenamtlichen, Demenzkranken oder Palliativpatienten, also da, wo es drauf ankommt. Das MHB ist auf einem sehr guten Weg …“ 21
Sie können auch lesen