15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte

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15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte
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     JAHRE
     Sanierung sächsischer
      Wismut-Altstandorte
15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte
15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte
Einleitung                       4

Historie                         8

Grundlagen                      12

Verfahren                       14

Haldensanierung                 16

Flächensanierung                24

Sanierung von Gewässern         32

Industrielle Absetzanlagen      38

Verwahrung von Tagesöffnungen   48

Tagesnahe Grubenbaue            58

Wasserlösung                    68

Zukünftige Aufgaben             74

Ausblick                        82
15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte
Grußworte

Gemeinsames Grußwort von Brigitte Zypries,
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie,
und Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für
Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, anlässlich 15 Jahre
Sanierung sächsischer Wismut-Altstandorte

Vor 15 Jahren haben der Bund und der              Einzelprojekte. Seit 2003 steht eine strategisch
Freistaat Sachsen die Sanierung der Altlasten     ausgerichtete Sanierungstätigkeit im Vorder-
des Uranerzbergbaus der sächsischen               grund. Mit der Einbeziehung der Kommunen
Wismut-Altstandorte vereinbart. Diese Zusam-      in die Erarbeitung der Sanierungskonzepte
menarbeit dient dem Interesse der Menschen        für die Bergstädte Johanngeorgenstadt,
in der Region. Sie sorgt dort für eine saubere    Annaberg-Buchholz und Schneeberg wurden
Umwelt und eine gute wirtschaftliche              die Sanierungsarbeiten zielgerichteter und
Entwicklung.                                      effizienter. Zugleich wuchs die Unterstützung
                                                  für die großenteils umfangreichen Arbeiten
Bis heute konnten zahlreiche Projekte erfolg-     bei den Kommunen und den Bürgerinnen und
reich abgeschlossen werden. Besonderen            Bürgern.
Anteil daran hat die Wismut GmbH, die seit
mehr als 25 Jahren im Auftrag des Bundes          Die Umsetzung der ersten Projekte machte
die Hinterlassenschaften des Uranerz-             deutlich, dass neben den bekannten Schwer-
bergbaus fachkundig und in hoher Qualität         punkten zahlreiche kleinere Grubenreviere,
saniert. Seit 2003 koordiniert sie im Auftrag     Halden und Aufbereitungsanlagen mit
des Freistaates auch die Sanierung der            ebenfalls erheblichem Gefährdungspotenzial
Wismut-Altstandorte aus der Bergbauperiode        existieren, die ursprünglich nicht in die Sanie-
der unmittelbaren Nachkriegszeit bis 1962 mit     rungsplanung einbezogen waren. Um nicht
großem Erfolg und führt diese teilweise selbst    auf halbem Weg stehen zu bleiben, haben sich
durch.                                            der Bund und der Freistaat Sachsen auf den
                                                  Abschluss eines ergänzenden Abkommens
Unser gemeinsamer Dank für diese außer-           zu den Wismut-Altstandorten verständigt.
gewöhnlichen Leistungen richtet sich daher        Das Ergänzende Verwaltungsabkommen mit
an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der       einer Laufzeit bis 2022 wurde im Jahr 2013 in
Wismut GmbH und an alle Beteiligten in den        Schneeberg unterzeichnet.
Planungsbüros, den ausführenden Unter-
nehmen und Behörden.                              Nach nunmehr 15 Jahren Sanierungstä-
                                                  tigkeit zeugen auch abseits der Standorte der
Standen anfänglich Einzellösungen mit Hilfe       Wismut GmbH zahlreiche Landschaftsbau-
des Know-hows der Wismut GmbH im Vorder-          werke, wasserbauliche Anlagen und wiederge-
grund, folgten später stufenweise vordringliche   nutzte Betriebs- wie Gewerbeflächen deutlich
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sichtbar von der geleisteten Arbeit. Sanierte
Tagesbrüche, Grubenbauten, Stollen und
Schächte bleiben dagegen oft im Verborgenen.
Ohne die Beseitigung der mit diesen Hinter-
lassenschaften verbundenen offensichtlichen
oder versteckten Risiken wäre eine nachhaltige
Entwicklung der Region nicht denkbar. Mit den
im Rahmen der beiden Verwaltungsabkommen
über zwei Jahrzehnte zur Verfügung gestellten
insgesamt 216 Millionen Euro kommen der
Bund und Sachsen auf dem Weg zu einer
abschließenden Sanierung entscheidend voran.
Ein Abschluss der Arbeiten bis zum Ende des
Verwaltungsabkommens 2022 ist jedoch nicht
zu erwarten. Verantwortlich dafür ist die
Entdeckung immer neuer, bisher noch nicht
bekannter Altstandorte im Verlauf der Sanie-
rungstätigkeit. Überdies erhöhen die sich
ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen
die Anforderungen an die Sanierungsarbeiten
in erheblichem Umfang.

Beide Ministerien setzen sich dafür ein, dass
alle begonnenen Arbeiten an den sächsischen
Wismut-Altstandorten im Interesse einer konti-
nuierlichen Weiterentwicklung in den betrof-
fenen Regionen bald abgeschlossen werden
können. Für erforderliche weiterführende
Aufgaben werden der Bund und der Freistaat
Sachsen wie bisher gemeinsam zeitgerechte
Lösungen suchen.

Mit einem herzlichen „Glück auf“ wünschen
wir viel Erfolg für die Zukunft

Brigitte Zypries             Martin Dulig
Bundesministerin             Sächsischer Staatsminister
für Wirtschaft und Energie   für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
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Grußworte

Wismut-Altstandortsanierung im Freistaat Sachsen –
eine 15jährige Erfolgsgeschichte

Mit dem Aufbau eines ganzen Industriezweiges     Wismut-Altstandorte aus den Jahren 2003
in einem beispiellosen Umfang begann 1946 der    und 2013 übertrug der Freistaat Sachsen die
Bergbau auf Uran in Sachsen und und später       Verantwortung für diese Sanierungsaufgabe
auch in Thüringen. Insbesondere im Erzge-        an die Wismut GmbH als Projektträger. Für
birge und im Vogtland entstanden unzählige       dieses Engagement vom Bund und Freistaat
Bergwerke sowie Aufbereitungsanlagen und         und das in die Wismut GmbH gesetzte
mit ihnen Halden, kontaminierte Flächen          Vertrauen bedanken wir uns ausdrücklich.
und Bergschäden in bisher ungekanntem
Umfang. Doch so schnell der Bergbau              Nachdem wir 2016 auf 25 Jahre Wismut-
begann, war er Mitte der 1960er Jahre bereits    Sanierung zurückblicken konnten, liegen
vielerorts schon wieder beendet. Diese           nunmehr 15 Jahre der zweiten wichtigen
sogenannten „Wismut-Altstandorte“ blieben        Säule der Uranbergbausanierung, die der
bei der Sanierung nach dem Wismut-Gesetz         sächsischen Wismut-Altstandorte, hinter uns.
vom 12. Dezember 1991 unberücksichtigt.
                                                 Ein langer Zeitraum, in dem viel erreicht
Historisch bedingt verteilen sich die            wurde. Bergwerke und Erkundungsreviere
Wismut-Altstandorte über den gesamten            wurden verwahrt, Wasserlösegrubenbaue
Freistaat Sachsen, vom südlich gelegenen Bad     instandgesetzt und Bergschäden beseitigt.
Brambach bis ins Ostsachsen. An bekannten        Noch deutlicher zeigen jedoch die sanierten
Standorten des frühen Uranbergbaus, wie          Halden, Betriebsflächen und Absetz-
z. B. in Johanngeorgenstadt, Breitenbrunn,       anlagen wie aus bergbaulichen Hinterlas-
Annaberg-Buchholz, Schneeberg, Marienberg        senschaften wieder eine lebenswerte Umwelt
und vielen anderen Kommunen, zeugten             entstanden ist. Doch unsere Zielsetzung
im Jahr 2000 und noch bis heute immense          besteht nicht allein in der Gefahrenabwehr.
Bergbaurelikte vom frühen Uranbergbau in         Wo immer es möglich war, wurden Grundlagen
Sachsen. Von diesen Hinterlassenschaften des     geschaffen, um kommunale und wirtschaft-
Uranbergbaus gingen erhebliche Umweltaus-        liche Entwicklungen zu ermöglichen und zu
wirkungen und Gefährdungen für die öffent-       unterstützen.
liche Sicherheit aus. So bedurfte es noch
großer Anstrengungen bis im Jahr 2002 mit der    Insgesamt wurden bis Ende 2016 in 46 Städten
Sanierung der „Prioritären Objekte“ in der vom   und Gemeinden des Freistaates 318 durch den
Bergbau schwer beeinträchtigten Stadt Johann-    Sanierungsbeirat genehmigte Projekte, darunter
georgenstadt begonnen wurde.                     viele Großprojekte, bearbeitet und davon 243 mit
                                                 Verwendungsnachweis beendet. Die vorliegende
Auf der Grundlage der Verwaltungsab-             Broschüre zeigt beispielhaft den Umfang und
kommen zur Sanierung der sächsischen             die Komplexität dieser Aufgaben.
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Viele waren an dieser bislang 15jährigen
Erfolgsgeschichte beteiligt. Zu ihnen gehören
neben dem kleinen Projektträgerteam und dem
Sanierungsbeirat, zahlreiche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Fachabteilungen der
Wismut GmbH sowie eine Vielzahl von
Partnern auf Bundes-, Landes- und kommu-
naler Ebene. Behörden und Verwaltungen,
Unternehmen und Privatpersonen haben sich
engagiert eingebracht, sei es als Eigentümer,
Planer, Auftragnehmer, Projektpartner oder
Genehmigungsbehörde. Ihnen allen gilt unser
herzlicher Dank!

Bis zum Jahr 2022 sind noch zahlreiche
Projekte im gesamten Freistaat zu bearbeiten.
Die finanziellen Mittel und der Auftrag an die
Wismut GmbH sind dafür festgeschrieben.
Der gegenwärtige Kenntnisstand zeigt,
dass auch darüber hinaus noch zahlreiche
Wismut-Altstandorte mit erheblichen Umwelt-
auswirkungen und Gefährdungspotenzial für
die öffentliche Sicherheit bestehen bleiben.
Ihre Sanierung ist die Herausforderung für die
nächsten Jahre.

Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern und
Partnern möchten wir diesen erfolgreichen
Weg – auch über das Jahr 2022 hinaus – fort-
setzen, jedoch nicht um die Hinterlassen-
schaften der frühen Phase des intensiven
Uranerzbergbaues in Sachsen vollständig zu
beseitigen, sondern um ihre negativen Folgen
zu minimieren und Raum für eine weitere
zukünftige Entwicklung im Freistaat Sachsen
zu schaffen.

Rainer M. Türmer         Dr.-Ing. Stefan Mann   Manfred Speer
Geschäftsführer          Geschäftsführer        Leiter Projektträger
Belegschafts- und        Technisches Ressort    Wismut-Altstandorte
Kaufmännisches Ressort
15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte
Historie

Entstehung der Wismut-Altstandorte

Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges und    Im Laufe der 1950er Jahre gewann man immer
dem Einsatz von Atomwaffen durch die USA        mehr Erkenntnisse über die vorhandenen
begann die Sowjetunion die besetzten Gebiete    Uranvorkommen und deren Aufbereitung.
nach Uranerzlagerstätten zu untersuchen. Da     In der Folge wurde der Schwerpunkt auf die
die Vorkommen schon bekannt und bereits         sächsischen Lagerstätten Aue-Alberoda, Pöhla,
sporadisch abgebaut wurden, lag der Fokus       Freital und Königstein sowie die Thüringer
auf dem sächsischen und böhmischen Erzge-       Erzvorkommen verlagert. Der nahezu flächen-
birge. Unter Leitung militärischer Einheiten    deckend im Mittel- und Westerzgebirge bis
begannen 1946 erste bergmännische Erkun-        zum Vogtland betriebene Erzbergbau wurde
dungen. Am 2. Juli 1947 wurde schließlich       aufgrund vollständig abgebauter Vorräte oder
ins Handelsregister Aue die Zweignieder-        nicht abbauwürdiger Mengen in vergleichs-
lassung der in Moskau ansässigen Staatlichen    weise kurzer Zeit wieder eingestellt.
Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie
(SAG) Wismut eingetragen. Dieses Unter-         Dabei wurden verwertbare Mechanismen
nehmen hatte die Aufgabe, die Uranerzlager-     und Anlagen zurückgebaut und die Gruben
stätten der sowjetischen Besatzungszone bzw.    anschließend nahezu sich selbst überlassen.
der späteren DDR systematisch zu erkunden       Vorhandene Tagesöffnungen wurden mit
und abzubauen. Ziel war in den 1940er           Bühnen abgedeckt oder offen stehen gelassen.
und 1950er Jahren, dabei möglichst schnell      Eine planmäßige Verwahrung unter bergscha-
Material zum Bau sowjetischer Atomwaffen zu     denkundlichen Gesichtspunkten fand nicht
bekommen.                                       statt. Betriebsflächen und Gebäude wurden
                                                höchstens teilweise beräumt, Halden und
Lokale Planungen und Ziele oder familiäre       industrielle Absetzanlagen blieben oft ohne
Beziehungen wurden diesem Vorhaben              Sicherung oder Abdeckung stehen. Aufbe-
vollständig untergeordnet. Insbesondere im      reitungs- und Lagereinrichtungen sowie
heutigen Freistaat Sachsen entstanden umfang-   mit Erzresten kontaminierte Flächen an den
reiche Bergwerksanlagen zur Erkundung und       Erzverladeanlagen der Deutschen Reichsbahn
Gewinnung sowie alle dazu erforderlichen        wurden zurückgelassen.
Aufbereitungsanlagen, Neben- und Hilfsbe-
triebe. Neben einer bis dahin beispiellosen     Die betroffenen Flächen und Gebäude
Inanspruchnahme von Flächen für Anlagen         wurden in Form sogenannter Verwahr- und
und Halden war es notwendig, für tausende       Übergabeakte an Privateigentümer bzw. die
Bergleute Wohnraum zu schaffen. Ganze           betroffenen Kommunen zurückübertragen
Siedlungen entstanden so nahezu über
Nacht. Geeignete Industrieanlagen
und Verwaltungsgebäude wurden
kurzfristig und zum Teil zwangs-
weise in den Besitz der SAG / SDAG
Wismut überführt und so dem
Bergbau zur Verfügung gestellt.
Zwei besonders gravie-
rende Beispiele sind der
nahezu vollständige Abriss
der Altstadt von Johanngeor-
genstadt und des Ortskerns
des damaligen Radiumbades                        Halden und Fördereinrichtungen im Ortskern von Frohnau, 1950er Jahre
Oberschlema.
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2003      1 Mio. €
2004                       3 Mio. €
2005                                                             6 Mio. €                                                                                              Ñ
2006                                                                                     8 Mio. €                                                         Finanzierung der
2007 – 2012                                                                                                      10 Mio. € (p. a.)                            sächsischen
                                                                                                                                                                  Wismut-
2013                                                                                                                      12 Mio. €                           Altstandorte
2014                                                                                                                            14 Mio. €                     in Mio. Euro
2015 – 2020                                                                                                                           16 Mio. € (p. a.)
2021                                                                                                             10 Mio. €
2022                                                              6 Mio. €

   Verwaltungsabkommen        Ergänzendes Verwaltungsabkommen

(Unterlagen sind nur noch teilweise vorhanden).                         die Bundesrepublik Deutschland ist. Das verab-
Diese Objekte werden heute unter dem Begriff                            schiedete Wismut-Gesetz beinhaltete jedoch
Wismut-Altstandorte zusammengefasst. Eine                               nur die Wismut-Standorte, die 1990 noch der
Sanierung oder Verwahrung, welche auch                                  SDAG Wismut zugeordnet waren, so dass die
den heutigen Anforderungen genügt, erfolgte                             Sanierung der Hinterlassenschaften aus dem
meistens nicht. Die Eigentümer nutzten die                              Uranerzbergbau der 1940er bis 1960er Jahre
Flächen oftmals so, wie sie von der Wismut                              offen blieb.
übergeben worden waren, so dass eine Vielzahl
der Schadstellen unbearbeitet bis heute liegen                          Weder für den Freistaat Sachsen noch die
blieb.                                                                  betroffenen Kommunen und Grundstücksbe-
                                                                        sitzer besteht eine Verpflichtung zur Sanierung
1954 wurde aus der SAG Wismut die Sowje-                                der Wismut-Altstandorte. Letztere wären
tisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG)                                oftmals finanziell und fachlich weit überfordert.
Wismut gegründet, die den Uranerzbergbau bis                            Die Wismut-Altstandorte weisen vergleichbare
zur Wende in der ehemaligen DDR weiterführte.                           Gefährdungen und Umweltauswirkungen auf,
Ab 1990 übernahm die Bundesregierung die                                wie sie an Sanierungsobjekten der Wismut
Verantwortung für die Hinterlassenschaften                              GmbH vorhanden sind. Daher war der Frei-
des Uranerzbergbaus. Die SDAG Wismut wurde                              staat Sachsen bereits seit Anfang der 1990er
am 20. Dezember 1991 in die Wismut GmbH                                 Jahre bemüht, gemeinsam mit dem Bund eine
umgewandelt, deren alleiniger Gesellschafter                            Lösung für diese Objekte zu finden.

                        Die riesige Uranus-Halde innerhalb der Stadt Annaberg-Buchholz        Füllort eines Schachtes der Lagerstätte Zobes im Vogtland
15 Sanierung sächsischer - Wismut-Altstandorte
Historie

            Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte

            2002 wurde eine erste Finanzvereinbarung                 sächsischen Wismut-Altstandorte zwischen
            zwischen dem Bund und dem Freistaat                      dem Bund und dem Freistaat geschlossen.
            Sachsen geschlossen. Zur Gefahrenabwehr                  Die Finanzierung zu gleichen Teilen sah
            waren im Raum Johanngeorgenstadt und                     ein Gesamtbudget von 78 Millionen Euro
            Breitenbrunn Maßnahmen vorgesehen, die                   vor, welches in Jahresscheiben bis 2012 zur
            aufgrund der vorliegenden Gefährdungen                   Verfügung gestellt wurde. Der Wismut GmbH
            als vorrangig und besonders dringend einge-              wurde vom Freistaat Sachsen die Projekt-
            stuft wurden. Die erforderlichen Mittel in               trägerschaft übertragen. Somit konnte das
            Höhe von 4,78 Millionen Euro wurden jeweils              seit 1991 erworbene Know-how auch auf
            zur Hälfte vom Freistaat Sachsen und dem                 die Sanierung der Wismut-Altstandorte
            Bund zur Verfügung gestellt. Damit wurde                 angewendet werden.
            mit der Planung und Sanierung von sieben
            sogenannten „Prioritären Objekten“ des                   2007 wurde mit den vorliegenden Erfahrungen
            Wismut-Altbergbaus im Raum Johanngeorgen-                eine umfassende Analyse des Sanierungs-
            stadt / Breitenbrunn begonnen.                           bedarfs für alle bekannten Objekte des
                                                                     Wismut-Altbergbaus erstellt. Diese zeigte einen
            Im Folgenden wurde am 5. September 2003 das              zusätzlichen Finanzbedarf von 138 Millionen
            Verwaltungsabkommen zur Sanierung der                    Euro. Auf dieser Basis verhandelten Bund und

                                  SACHSEN                                  11
                                                                13

                                                                     Dresden
                                                                      35
                                  10                                            15

Ronneburg              45
                                                      22
                                        Chemnitz
                                                     43 25
                              17 2          46             30
                              5                14
                                     24           1 26
                23     19 36      8       12
                                     21        34
           27                44   37      32
       29     42       3               31      38 6
                                    9
          40 7                              33
                   16           18                28
            41          39
                      20

              4
11

Freistaat Sachsen erneut und unterzeichneten
schließlich am 24. April 2013 in Schneeberg das
Ergänzende Verwaltungsabkommen mit einer
Laufzeit bis zum Jahr 2022.

Damit konnten die Arbeiten aus dem ersten
Verwaltungsabkommen fortgesetzt werden.
Die bisher zur Verfügung stehenden Mittel
wurden vollständig für die Planung und Durch-
führung von Sanierungsmaßnahmen genutzt.
Bis Ende 2016 wurden insgesamt 243 Projekte
beendet. Mittlerweile verteilen sich die
Arbeiten auf 46 Städte und Gemeinden, welche
sich vom Raum Dresden / Freital über das
Erzgebirge bis ins Vogtland erstrecken.
                                                                             Unterzeichnung des Ergänzenden Verwaltungsabkommens am 24.04.2013 in Schneeberg
Der Schwerpunkt der Wismut-Altstandorte liegt
eindeutig im Freistaat Sachsen, es existieren
aber auch eine Reihe von Objekten aus dem
Wismut-Altbergbau in Thüringen und gering-
fügig in Sachsen-Anhalt. Vergleichbare Aktivi-
täten gibt es in diesen Bundesländern jedoch
derzeit nicht.

Städte und Gemeinden, in denen Sanierungsvorhaben durchgeführt wurden

                                                                                                                                              * zwischenzeitlich
1   Annaberg-      9    Breitenbrunn   17   Hartenstein    25   Marienberg           33   Rittersgrün*         41   Tirpersdorf                   eingemeindet
    Buchholz
                   10   Callenberg     18   Johann-        26   Mildenau             34   Scheibenberg         42   Treuen
2   Aue                                     georgenstadt
                   11   Dresden                            27   Neuensalz            35   Schmiedeberg*        43   Wolkenstein
3   Auerbach                           19   Kirchberg
                   12   Elterlein                          28   Oberwiesenthal       36   Schneeberg           44   Zschorlau
4   Bad Brambach                       20   Klingenthal
                   13   Freital                            29   Plauen               37   Schwarzenberg        45   Zwickau
5   Bad Schlema                        21   Lauter
                   14   Geyer                              30   Pobershau*           38   Sehmatal             46   Zwönitz
6   Bärenstein                         22   Lengefeld*
                   15   Glashütte                          31   Pöhla*               39   Tannenbergs-
7   Bergen                             23   Lengenfeld                                    thal*
                   16   Hammer-                            32   Raschau-
8   Bernsbach*          brücke*        24   Lößnitz             Markersbach          40   Theuma
Grundlagen

Grundlagen

Um die Zuordnung von Sanierungsobjekten           die SAG / SDAG Wismut lediglich Erkun-
zum Verwaltungsabkommen eindeutig zu              dungen durchgeführt wurden und dabei
regeln, wurde ein Geltungsbereich definiert.      keine bergmännischen Arbeiten stattfanden.
Demnach sind Altstandorte im Sinne des            In diesen Fällen erfolgten nur Messungen
Verwaltungsabkommens die Objekte, welche          der Radioaktivität oder die Entnahme von
durch die SAG / SDAG Wismut für die Uranerz-      Wasser- und Gesteinsproben, um Hinweise auf
gewinnung und -aufbereitung genutzt und           Uranvererzungen zu finden.
vor dem 30. Juni 1990 an andere Rechtsträger
übergeben worden sind.                            Die untertägigen Arbeiten lassen sich zu
                                                  folgenden drei Komplexen zusammenfassen:
Zu den übertägigen Objekten zählen Halden,
Absetzanlagen für Rückstände der Uranerzauf-
bereitung und Betriebsflächen. Die Betriebs-      1 Verwahrung von Tagesöffnungen
flächen sind eine Vielzahl sehr unterschiedlich
genutzter Flächen. Auch die darauf stehenden      2 Sicherung tagesnaher Grubenbaue
Gebäude und Anlagen, die im Zusammenhang
mit dem Uranerzbergbau und der Uranerzauf-        3 Sicherung der Wasserableitung aus
bereitung standen, werden dazu gezählt.             Grubenbauen (Wasserlösung)

Ein Sonderfall sind Gewässer, die in unmit-
telbarer Nähe solcher Objekte liegen und im       Bei den Untersuchungen zum Altlasten-
Rahmen des Wismut-Altbergbaus verändert           kataster in Sachsen wurden in den 1990er
oder durch diese beeinflusst wurden.              Jahren weit über 1.000 Objekte des Wismut-
                                                  Altbergbaus ermittelt. Eine umfassende
Die durchzuführenden Arbeiten werden in vier      und vor allem vollständige Dokumentation
Gruppen zusammengefasst:                          der Wismut-Altstandorte gibt es jedoch
                                                  nicht. Durch den Projektträger wurde 2007
                                                  eine Bestandsaufnahme der sächsischen
1 Sanierung von Halden                            Wismut-Altstandorte vorgelegt, die 2016
                                                  überprüft wurde. Dabei wurde aktuell eine
2 Maßnahmen der Flächensanierung                  neue Gesamtanzahl ermittelt. Demnach
                                                  handelt es sich um:
3 Sanierung von Gewässern

4 Verwahrung von industriellen Absetzanlagen      •• Übertägige Objekte:
  (IAA)                                              ca. 230 Einzelobjekte

                                                  •• Untertägige Objekte:
Zu den untertägigen Objekten zählen alle             ca. 1.550 Einzelobjekte und
Grubenbaue und Tagesöffnungen, die von               70 Komplexstandorte
der SAG / SDAG Wismut geschaffen bzw.
vom historischen Altbergbau übernommen
und für bergmännische Erkundungs- und             Mit dem Begriff Komplexstandorte sind
Gewinnungsarbeiten genutzt worden sind.           Bereiche an der Tagesoberfläche gemeint, in
                                                  denen auf engstem Gebiet zu verwahrende
Nicht dazu zählen Grubenbaue und Tages-           Tagesöffnungen, Schadstellen und tagesnahe
öffnungen des Altbergbaus, in denen durch         Grubenbaue ineinander übergehen und eine
13

Unterteilung in Einzelobjekte nicht sinnvoll                oder Grundstückseigentümern, das Auftreten
möglich ist.                                                neuer Tagesbrüche oder durch Erkenntnisse
                                                            aus (Bohr-) Erkundungen die Anzahl bekannter
Die Arbeit der letzten Jahre zeigt, dass sich               bzw. zu bearbeitender Wismut-Altstandorte
mit der Zeit durch Anfragen von Kommunen                    laufend geringfügig erhöht.

Randbedingungen der Sanierung der Wismut-Altstandorte

Die Bearbeitung eines Wismut-Altstandortes                  Sanierungsobjekten der Wismut GmbH. Nicht
erfolgt entsprechend der Einordnung seiner                  alle Wismut-Altstandorte können saniert
Dringlichkeit. Als wesentliches Kriterium gilt              werden. Wesentliche Gründe dafür sind
dabei die Einschätzung der davon ausgehenden                fehlende Zustimmungen oder unverhältnis-
Gefährdungen für Mensch und Umwelt. Bei                     mäßige Forderungen von Grundstücks-
der Ableitung der erforderlichen Maßnahmen                  eigentümern sowie die Überschreitung des zur
werden neben fachlichen Aspekten auch die                   Verfügung stehenden Zeit- und Kostenrahmens
Belange der Regional- und Kommunalent-                      der Verwaltungsabkommen. Entsprechend
wicklung berücksichtigt.                                    der Festlegungen im Verwaltungsabkommen
                                                            gibt es für die Sanierung von Wismut-Altstand-
Durch den Einsatz der Wismut GmbH als                       orten keine rechtliche Verpflichtung. Die
Projektträger, kann auf die Erfahrungen                     Wismut GmbH als Projektträger hat jedoch den
zurückgegriffen werden, die seit 1991 bei                   Anspruch, möglichst viele Maßnahmen mit
der Sanierung ähnlicher Objekte gewonnen                    den bis 2022 zur Verfügung stehenden Mitteln
wurden. Es gibt jedoch auch Unterschiede zu                 erfolgreich abzuschließen.

                         Wismut-Sanierung                              Wismut-Altstandorte

Gesetzliche Grundlage    Wismut Gesetz                                 Verwaltungsabkommen                                      Ñ
                         Sanierungsverpflichtung                       Keine Sanierungsverpflichtung              Gegenüberstellung
                                                                                                                  Wismut-Sanierung
Finanzierung            Institutionelle Förderung                      Einzelprojektförderung                           und Wismut-
                        100 % Bund                                     50 % Freistaat Sachsen                          Altstandorte
                                                                       50 % Bund

Liegenschaften           Eigentum Wismut GmbH                          Eigentum Dritter

Genehmigungsverfahren   Bundesberggesetz                               Außerhalb Bundesberggesetz
                        (Bergamt ist bündelnde Behörde)                (Einzelgenehmigungen)

Finanzieller Rahmen      8 Mrd. €                                      216 Mio. €

Sanierungsbeginn         zeitnah nach Betriebseinstellung              40 bis 60 Jahre nach Betriebseinstellung

Sanierungszeitraum      1991 – 2028 Kernsanierung                      2003 – 2022
                        (2045 Langzeitaufgaben)
Verfahren

Verfahrensablauf

Als Entscheidungs- und Kontrollgremium für         Der Sanierungsbeirat und die Abteilung
die Verwendung der Mittel aus den Verwal-          Wismut-Altstandorte beraten sich quartals-
tungsabkommen wurde der Sanierungsbeirat           weise. Dabei werden neue Vorhaben beantragt,
Wismut-Altstandorte eingesetzt. Je ein Vertreter   über laufende und abgeschlossene Projekte
des Sächsischen Wirtschaftsministeriums, des       berichtet sowie grundlegende Probleme bei der
Sächsischen Innenministeriums und des              Ausführung erörtert und notwendige Entschei-
Sächsischen Oberbergamtes wirken als stimm-        dungen herbeigeführt.
berechtigtes Mitglied in diesem mit. Der
Bund wird durch das Bundesministerium              Für jedes Vorhaben ist ein Projektantrag
für Wirtschaft und Energie vertreten und hat       erforderlich. Dieser enthält eine allgemeine
beratende Funktion.                                Beschreibung der geplanten Maßnahme, eine
                                                   Begründung zur Zuordnung als Wismut-Alt-
Die Wismut GmbH wurde vom Freistaat                standort und einen Gesamtfinanzierungsplan.
Sachsen als Projektträger eingesetzt. Für die      In dieser Projektübersicht wird weiterhin
Vorbereitung und Durchführung der Sanie-           eine Bewertung zur Prioritätensetzung vorge-
rungsmaßnahmen wurde dazu 2003 die                 nommen, die neben einer Gefährdungsein-
Abteilung Wismut-Altstandorte gebildet.            schätzung (i. W. Standsicherheit und Strahlen-
                                                   schutz) insbesondere auch die Bedeutung für
Zu Beginn des Verwaltungsabkommens                 die Regionalentwicklung enthält.
wurden besonders dringliche Einzelmaß-
nahmen durchgeführt. Zugleich bestand              Im Rahmen der Planung werden häufig auf-
ein wesentliches Ziel darin, einen möglichst       wendige Genehmigungsverfahren durch-
vollständigen Überblick über die vorhan-           laufen. Deren Umfang ist abhängig von der Art
denen Wismut-Altstandorte zu erlangen. Es          des Sanierungsobjektes und der vorgesehenen
wurden Standortsanierungs- und Verwahr-            Maßnahmen. Oft sind für eine Maßnahme
konzepte erstellt, die mit den betroffenen         mehrere Genehmigungen verschiedener Be-
Kommunen abgestimmt wurden. Diese bilden           hörden erforderlich.
die Grundlage für eine planmäßige Sanierung
der Wismut-Altstandorte.                           Die Sanierungsarbeiten können sowohl durch
                                                   Fremdfirmen als auch durch die Wismut GmbH
Besonders dringliche Maßnahmen, wie neu            erbracht werden. Von den bereitgestellten
aufgetretene Tagesbrüche, werden als Einzel-       Mitteln müssen jedoch mindestens 50 % als
objekt zeitnah und zügig bearbeitet.               öffentliche Aufträge an Fremdfirmen vergeben
                                                   werden. Jährlich erfolgt eine Berichterstattung
Die Sanierung der sächsischen Wismut-Alt-          über die Mittelverwendung im Rahmen jedes
standorte unterliegt einer Projektförderung,       einzelnen Projektes. Die Durchführung der
so dass die Umsetzung der Maßnahmen, nach          Projekte wird über den gesamten Zeitraum
einzelnen Projekten strukturiert, immer nach       detailliert dokumentiert. Nach Abschluss
einem bestimmten Ablauf erfolgt.                   und Abnahme der Baumaßnahme wird eine
                                                   technische Dokumentation erarbeitet.
Der Umfang einzelner Vorhaben wird so
gewählt, wie es für die jeweilige Bearbeitung      Der Projektträger hat gegenüber der Öffent-
sinnvoll ist. Ein Projekt kann somit ein           lichkeit eine umfassende Informationspflicht.
einzelnes, meist großes Objekt oder auch eine      Es entsteht ein jährlicher Tätigkeitsbericht in
Vielzahl kleinerer Objekte enthalten.              dem die durchgeführten Maßnahmen und der
                                                   Einsatz der genehmigten Mittel umfassend
                                                   dargestellt werden.
15

                                                                                                    Ñ
1 Projektstart          •• Auf Grundlage Sanierungs- und Verwahrkonzepte,             Ablaufschema der
                           Bergschadenkundliche Analyse und aktueller                Projektbearbeitung
                           Kenntnisstand

                        •• Durch Anfragen / Maßnahmen Dritter

                        •• Durch unvorhergesehene Ereignisse
                           (Tagebrüche, Schäden, etc.)

2 Prüfung Altstandort   •• Prüfung der Zuständigkeit /Geltungsbereich des
                           Verwaltungsabkommens Wismut-Altstandorte

3 Projektantrag         •• Beschreibung des Vorhabens

                        •• Zeitliche und kostenmäßige Untersetzung / Einordnung

4 Sanierungsbeirat      •• Genehmigung des Projektes

                        •• Controlling und Prüfanfragen durch das Sächsische Ober-
                           bergamt, Referat 13 (Auflagen und Nebenbestimmungen)

5 Planung /             •• Ingenieurtechnische Bearbeitung in Eigenleistung Wismut
  Genehmigung /            oder Fremdleistung
  Vergabe
                        •• Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung

                        •• Genehmigungsverfahren, Ausschreibung und Vergabe

6 Sanierungs-           •• Umsetzung des Sanierungsvorhabens in Eigen- oder
  ausführung               Fremdleistung

                        •• Bei Großprojekten teilweise in mehreren
                           Bauabschnitten / Losen

                        •• Anschließend Übergabe der sanierten Objekte an den
                           Eigentümer

7 Dokumentation         •• Dokumentation der Sanierungsarbeiten

                        •• Verwahrungsdokumentation

8 Projektende           •• Verwendungsnachweis
Haldensanierung
                      Zu den Relikten des frühen Uranbergbaus gehören viele
                      Halden, die im Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg
                      bis Ende 1962 entstanden sind. In dieser Zeit erfolgten
                      vor allem im Erzgebirge und Vogtland intensive
                      bergbauliche Erkundungen, Probeabbaue sowie
                      regulärer Bergbau. Resultat waren eine Vielzahl
                      größerer und kleiner Halden, die sowohl
                      außerhalb von Ortschaften aber auch innerorts
                      liegen.

Abdeckung der Halde 296 in Aue, 2009
17

 Halde Haldenaufbereitung in Johanngeorgenstadt
 während der Sanierungsarbeiten                                                           Sanierte Halde 241 in Tannenbergsthal

 Halde 296 in Aue während der Profilierung                                                   Sanierte Halde 280 in Bad Schlema

Einleitung

Die Abraumflächen wurden in den zurück-
liegenden Jahrzehnten auf unterschiedlichste      • Verbreitung von radiologisch kontaminiertem
Art nachgenutzt. Dies führt heute zu unter-         Material durch Wind und Niederschläge
schiedlichen Interessen bei den Eigentümern.        verhindern
Insbesondere die Frage von Nutzung, Nachsorge,
Pflege und ggf. Instandhaltung nach erfolgter     • Reduzieren der Niederschlagsinfiltration in
Sanierung ist dabei ein wichtiges Thema.            die Halden

Die zu sanierenden Halden befinden sich           • Verringern der Radonexhalation und damit
häufig mitten in Städten und Gemeinden oder         Radonkonzentration in der Umgebung
beeinflussen diese direkt durch ihre Lage.
Teilweise sind die Sanierungsmöglichkeiten        • Gewährleistung der Standsicherheit der
z. B. durch Straßen, Industrie- oder Wohnbe-        Böschungen
bauung eingeschränkt. Zum Teil müssen die
übertägigen Arbeiten mit untertägigen Siche-      • Sichern der Kulturfähigkeit und Einfügen in
rungs- und Verwahrungsarbeiten kombiniert           die vorhandene Landschaft
werden. Außerdem ist die inzwischen etablierte
und z. T. unter Schutz stehende Flora und         • Sicherung der Folgenutzung
Fauna auf diesen Flächen zu berücksichtigen.
Alle einzelnen Faktoren führen zu einem hohen
Aufwand bei Abstimmung, Genehmigung und           Die Halden des Wismut-Altbergbaus sind
Planung der einzelnen Sanierungsobjekte.          aufgrund der langen Liegezeit überwiegend
                                                  bewaldet und müssen gerodet werden, um
Bei der Sanierung von Halden des Wismut-          Baufreiheit zu schaffen. In den meisten Fällen
Altbergbaus stehen folgende Sanierungsziele       sind die Böschungen so steil, dass sie nicht
im Vordergrund:                                   ausreichend standsicher sind. Sie erhalten ein
Haldensanierung

    Massenabtrag (ca. 34 – 36°)                                                  Massenauftrag (ca. 22°)   Abdeckungsfortschritt

Ó                          neues Profil, indem sie abgeflacht werden und so   Wohnbebauung genutzt, wird zusätzlich ein
Herstellen einer           die Standsicherheit dauerhaft gewährleistet ist.   sogenannter „Dichtungssporn“ vorgesehen.
dauerhaften Stand-                                                            Dabei wird der Mineralboden der Abdeckung
sicherheit der             Diese Maßnahmen sind mit der Umlagerung            bis auf die feste Gesteinskontur oder eine für
Böschungen                 großer Massen und mit einem zusätzlichen           das Radon ähnlich undurchlässige Schicht
                           Platzbedarf verbunden. Vor allem innerorts         eingebaut.
                           befinden sich jedoch oftmals Wege oder
                           Gebäude in unmittelbarer Nähe der Sanie-           Um das Gelände zur Pflege und Wartung
                           rungsobjekte. Durch Stützbauwerke wie              weiterhin zugänglich zu machen, müssen Wege
                           z. B. Gabionenwände, Winkelelemente oder           gebaut werden. Außerdem werden Wasserbau-
                           bewehrte Erde im Fußbereich der Halden             werke errichtet, die ein schadloses Abfließen
                           müssen diese gesichert werden. Je nach             der Niederschläge ermöglichen.
                           morphologischen und geotechnischen Ge-
                           gebenheiten kann der Einbau von Drainagen          Im letzten Schritt werden die Halden in zwei
                           erforderlich werden.                               Etappen begrünt. Als Erosionsschutz wird eine
                                                                              erste Begrünung durch Grasansaat aufgebracht.
                           Nach der Profilierung erfolgt die Abdeckung        In Abhängigkeit der Nachnutzung erfolgt eine
                           zur Sicherung und Rekultivierung der Halde.        Aufforstung mit standorttypischen Baumarten.
                           Die dabei angewandte Technologie richtet sich
                           nach dem Sanierungsziel und der geplanten          Im Rahmen der Pflege- und Instandhaltungs-
                           späteren Nutzung und kann von Standort zu          leistungen ist die regelmäßige Kontrolle und
                           Standort variieren. Oftmals wird eine Regelab-     Wartung von Wegen und Wasserableitungen
                           deckung wie auch bei der Wismut-Sanierung          besonders wichtig. Fließt das Wasser nicht über
                           angewandt.                                         die Bauwerke ab, kann die Abdeckung durch
                                                                              Erosion beschädigt werden. Mit Übergabe der
                           Die zur Abdeckung verwendeten mineralischen        fertig sanierten Flächen obliegt diese Aufgabe
                           Böden müssen spezielle bodenmechanische            den Grundstückseigentümern.
                           Kennwerte aufweisen. Materialeigenschaften
                           wie z. B. Korngrößenverteilung und Wasser-         Von den derzeit bekannten 115 Halden und
                           durchlässigkeit werden dabei genauso berück-       Aufschüttungen des Wismut-Altbergbaus
                           sichtigt wie verschiedene Parameter beim           konnten bisher 14 sehr große Halden saniert
                           Einbau. Der feinkörnige und gut zu verdich-        werden. Für 16 weitere Objekte zeigte es sich
                           tende Mineralboden unterdrückt das                 im Ergebnis von Untersuchungen und Abstim-
                           Entweichen von Radon aus der Halde und             mungen, dass keine Sanierung erforderlich ist.
                           verhindert das Eindringen von Niederschlags-       Bis 2022 soll es vor allem gelingen, noch einige
                           wasser. Wird der Bereich in unmittelbarer          innerstädtische Objekte mit hoher Dring-
                           Nähe des Haldenfußes insbesondere durch            lichkeit zu bearbeiten.
19

Dammhalde Trockenbecken

Die Dammhalde Trockenbecken ist nach der
Zentralschachthalde die zweitgrößte Halde
der Wismut-Altstandorte in Johanngeorgen-
stadt. Sie liegt am nordöstlichen Stadtrand und
stellt sich als großer Haldenzug dar, der die
industrielle Absetzanlage J1, das sogenannte
Trockenbecken, halbkreisförmig umgibt.                                     Dammhalde Trockenbecken während der Profilierung und Abdeckung
Die Halde wurde 1948 /49 angelegt und bis
etwa 1956 betrieben. Sie besteht u. a. aus Berge-
material der radiometrischen Aufbereitung des
Objektes 98.

Im unmittelbaren Umfeld der Dammhalde
befinden sich Garten- und Wohngrundstücke,
die maßgeblich beeinflusst werden. So treten
am Haldenfuß kontaminierte Sickerwässer aus.                                             Erstbegrünung der sanierten Halde durch Grasansaat
An der Ostböschung wird in erheblichem Maße
Radon freigesetzt, welches in den unterhalb
liegenden Wohnhäusern, im sogenannten
Steigerdorf, zu einer deutlich erhöhten radio-      Haldenkomplexes. Anschließend wurde mit
aktiven Belastung führt. An der Kleingarten-        der Profilierung und Abdeckung des gesamten
sparte am Heimberg, im Südteil der                  Beckenbereiches und der Außenböschungen
Dammhalde, ist die Haldenböschung nicht             begonnen. Gegen unkontrollierte Radonaus-
ausreichend standsicher. Auch hier wird             tritte wurde ein Dichtungssystem eingebaut,
Radon in erheblicher Menge freigesetzt.             welches aus einer einen Meter mächtigen
Auf Teilbereichen der Halde lagen Aufbe-            Mineralbodenschicht und einem Dichtungs-
reitungsrückstände mit deutlich erhöhter            sporn besteht. Nach Abdeckung sowie Wasser-
Umweltradioaktivität frei. Aufgrund der              und Wegebau wurde am nordöstlichen
mangelnden Standsicherheit sowie der radio-         Haldenfuß eine Gabionenmauer zur Gewähr-
logischen Belastungen wurde die Sanierung           leistung der Standsicherheit errichtet. Parallel
der Dammhalde Trockenbecken als dringend            zu den laufenden Arbeiten erfolgt abschnitts-
erforderlich eingeschätzt.                          weise die Renaturierung der bearbeiteten
                                                    Böschungsabschnitte mit Begrünung und
Die Planungsarbeiten zur Sanierung                  Bepflanzung. Der Abschluss der Arbeiten ist bis
begannen 2005 durch die Wismut GmbH                 Ende 2017 vorgesehen.
in Zusammenarbeit mit einem externen
Planungsbüro. Im Laufe des Jahres 2008 lagen        Das noch vorhandene Einlagerungsvolumen auf
schließlich die erforderlichen Genehmigungen        der Dammhalde Trockenbecken wird derzeit
vor. Da jedoch von einer Bauzeit von mindes-        für die bei der Sanierung des Objektes 98 anfal-
tens fünf Jahren ausgegangen wurde und das          lenden Massen genutzt und soll auch für
erste Verwaltungsabkommen 2012 endete,              kommende Sanierungsobjekte im Raum Johann-
musste das Projekt vorerst durch den Sanie-         georgenstadt, wie die Halde Haldenaufbereitung,
rungsbeirat zurückgestellt werden.                  zur Verfügung stehen. Die Fertigstellung der
                                                    Sanierung des Einlagerungsbereiches inkl. der
Mit dem Ergänzenden Verwaltungsabkommen             dafür benötigten Transporttrasse erfolgt nach
begannen 2013 die Arbeiten am Kanalsystem           Abschluss der anderen Maßnahmen, spätestens
zur späteren Entwässerung des gesamten              jedoch bis Ende des Jahres 2022.
Haldensanierung

Ó                      Halde 116 (Drei Könige)
Historische
Aufnahmen von          Die ehemalige Betriebsfläche und die Halden      die 1977 eingebrachte Betonplombe als auch
Annaberg-Buchholz      des Schachtes 116 in Annaberg-Buchholz           das umgebende Gebirge standsicher sind.
mit der Halde 116 im   liegen am südwestlichen Rand des Ortsteiles
Hintergrund            Buchholz. Der Schacht 116 der SAG Wismut         Die Tafelhalde reichte bis in die Gärten der
                       wurde 1948 geteuft. Bis 1958 wurden hier         angrenzenden Wohnbebauung und die Halden-
                       die Bergemassen aus den Erkundungs- und          böschungen waren aufgrund der steilen
                       Gewinnungsarbeiten aufgehaldet. Dazu wurde       Neigungen nicht ausreichend standsicher. Die
                       die ehemalige Halde des historischen Drei        ungenutzten und offen zugänglichen, ehema-
                       Könige Stollns genutzt und deutlich erweitert.   ligen Schachtgebäude wurden zum illegalen
                                                                        Entsorgen von Müll und Bauschutt benutzt. Die
                       Vor Beginn der Sanierungsarbeiten befanden       Gebäuderuinen waren eine Gefährdung der
                       sich auf dem Betriebsgelände 15 Gebäude bzw.     öffentlichen Sicherheit und als innerstädtischer
                       Gebäudereste, die der Bergbautätigkeit der       Missstand nicht mehr tragbar.
                       SAG / SDAG Wismut zuzuordnen waren, sowie
                       eine Tafelhalde und zwei Spitzkegelhalden.       Mit Beginn der Rodungsarbeiten wurde
                       Während die Tafelhalde mit den baulichen         ab 2007 die Sanierung in Angriff genommen.
                       Überresten saniert werden musste, sollten die    Zunächst erfolgte der Abbruch der Gebäude
                       beiden Spitzkegelhalden als weithin sichtbare    und baulichen Anlagen. Die dabei anfallenden
                       technische Denkmale des Bergbaus erhalten        Massen von 2.300 Kubikmeter wurden in die
                       bleiben. Die Planung der Sanierungsarbeiten      Haldenfläche eingelagert. Anfallender Schrott,
                       begann 2005 durch die Wismut GmbH und war        Altholz, Müll und andere spezielle Abfälle
                       durch umfangreiche Abstimmungen mit der          wurden durch Spezialunternehmen entsorgt.
                       Stadt und Anwohnern geprägt.                     Im Anschluss wurden die Haldenböschungen
                                                                        abgeflacht, profiliert und zum Teil abgedeckt.
                       Der Ansatzpunkt des Wismut-Schachtes 116
                       befindet sich im Plateaubereich der Tafel-       Die Spitzkegelhalden blieben als Bergbau-
                       halde. Dieser wurde bereits 1977 verwahrt.       denkmal in ihrer bestehenden Form erhalten.
                       Im Rahmen der Planung war zu prüfen, ob          Da die Böschungen im Hinblick auf die Stand-
                       der Schacht nach dem heutigen Stand der          sicherheit jedoch ebenfalls zu steil sind, waren
                       Technik verwahrt worden war. Zu Beginn           Sicherungsmaßnahmen erforderlich, um den
                       des Jahres 2006 wurde dazu eine Bohrer-          unterhalb vorhandenen Weg und die angren-
                       kundung durchgeführt. Sie ergab, dass sowohl     zenden Flächen zu schützen. Dazu wurde
21

eine 180 Meter lange Gabionenwand aus            Im Bereich des Schachtansatzes erinnert                                           Ó
ortstypischem Gneisgestein aus dem nahen         heute ein Gedenkstein an die Bergbau-                                Halde 116 in
Steinbruch in Dörfel gebaut.                     geschichte. Aufgrund seiner guten Anbindung                        Annaberg-Buch-
                                                 an das Straßen- und Wegenetz sowie                             holz zu Beginn der
Im Sommer 2008 begannen die Wasser- und          seiner exponierten Lage oberhalb von                           Sanierungsarbeiten
Wegebauarbeiten auf der Tafelhalde bzw. der      Annaberg-Buchholz ist das Gelände zu einem
ehemaligen Betriebsfläche. Anschließend          beliebten Ausflugsziel geworden. Sowohl ein
wurde das Gelände noch im gleichen Jahr          Wanderweg als auch der Bergbaulehrpfad
aufgeforstet. Um von hier aus einen möglichst    führen direkt an den Halden vorbei.
freien Blick auf die Stadt Annaberg-Buchholz
zu haben, wurde nur die Böschung der Tafel-
halde bepflanzt. Ende Oktober 2008 konnte die
sanierte Fläche an die Stadt übergeben werden.

 Gedenkstein über dem ehemaligen Schacht 116                                  Als Technisches Denkmal erhaltene Spitzkegelhalden
Haldensanierung

                 Collmberghalde

                 Im Stadtteil Dresden-Coschütz befindet sich die      Nach Inkrafttreten des Verwaltungsab-
                 Collmberghalde, eine Mischaltlast, die sich auf      kommens für die Wismut-Altstandorte wurde
                 eine Fläche von etwas mehr als 17 Hektar verteilt.   zwischen der Stadt Dresden und dem Projekt-
                 Zu Beginn wurde hier Steinkohlenbergbau              träger Altstandorte vereinbart, die Sanierung
                 betrieben, der von 1948 bis 1955 durch den           gemeinsam durchzuführen, wobei beide Seiten
                 Uranbergbau der SAG/SDAG Wismut abgelöst             die Kosten für Untersuchungen, Planung und
                 wurde. Es waren 53 Halden entstanden. Dieser         Sanierung zu je 50 % tragen. Dabei übernimmt
                 Bereich wurde danach weiter zur Einlagerung          die Stadt Dresden die Projektsteuerung. Die
                 verschiedener Rückstände, wie Hausmüll,              bei der Sanierung ähnlicher Objekte, insbe-
                 Bauschutt und Braunkohlenaschen genutzt.             sondere beim Strahlenschutz, gesammelten
                 Insgesamt lagern derzeit ca. 2,2 Millionen Kubik-    Erfahrungen werden durch den Projektträger
                 meter an Rückständen hier.                           eingebracht.

                 Im Auftrag der Stadt Dresden wurden                  Bekannt war, dass sich unter der Halde eine
                 zwischen 1993 und 1997 Untersuchungen                große Anzahl bergmännischer Auffahrungen
                 des Areals durchgeführt und eine erste               unbekannten Zustandes sowohl des Stein-
                 Gefährdungsabschätzung erarbeitet. Mit               kohlen- als auch des Uranerzbergbaus befinden.
                 den daraufhin eingeleiteten Sofortmaß-               Bevor jedoch mit der Sanierung der Halde
                 nahmen konnte die Radioaktivität auf dem             begonnen werden kann, müssen eventuell
                 Zufahrtsweg zu den Kleingärten und ausge-            vorhandene Hohlräume sicher verwahrt
Lageplan der     wählten Böschungsbereichen verringert                sein. Von 2014 bis 2016 fand dazu ein umfang-
Collmberghalde   werden. Perspektivisch war eine Sanierung der        reiches Bohrprogramm auf der gesamten
Ô                gesamten Halde geplant.                              Halde statt. An 15 Verdachtsstellen wurde nach

                 Haldenkomplex

                                                                                        Probefeld

                                         Coschützer
                                       Clausschacht
23

 Die Halden des Uranerzbergbaus im Jahr 1955                                               Die Collmberghalde im Jahr 2016

offenen Grubenhohlräumen gesucht. Kleinere       haltsschicht zu verwenden. Dazu wurden
Resthohlräume wurden direkt über die             umfangreiche Laboruntersuchungen und
Bohrungen mit Beton verfüllt. Im Ergebnis des    Abstimmungen mit Genehmigungsbehörden
Bohrprogramms waren lediglich im Bereich         durchgeführt. Die Untersuchung ergab, dass
des Clausschachtes bergmännische Arbeiten        für die untere Schicht der Abdeckung die
erforderlich. Dieser ehemalige Steinkohlen-      Kraftwerksasche verwendet werden kann.
schacht wurde 2016 im Auftrag des Sächsischen    Als Grundlage für den späteren Bewuchs der
Oberbergamtes verwahrt.                          Halde wird die Asche dann mit einer 0,5 Meter
                                                 starken Oberbodenschicht überdeckt.
Da die Halde im Stadtgebiet von Dresden liegt,
werden die Bereiche um die Halde vollständig     Um die Eignung der Aschen als Radondämm­
genutzt. Direkt auf der Halde befinden sich      schicht zu prüfen, soll in einem Teilbe-
Gartenanlagen, mehrere Wohnhäuser sowie          reich des Haldenkomplexes eine Probesa-
gewerblich genutzte Bereiche. Außerdem           nierung durchgeführt werden. Das Probefeld
queren drei Hochspannungstrassen das             soll 2017/ 18 eingerichtet werden. Auf Grund-
Gelände, deren Gittermasten auf der Halde        lage der dabei gewonnenen Erkenntnisse
errichtet wurden.                                sollen Planung und Ausführung der Sanierung
                                                 für den Rest der Halde erfolgen. Aufgrund der
Bereits seit 2007 laufen die Planungsarbeiten    Größe und der vielfältigen Nutzungen ist eine
für dieses umfangreiche Projekt. Aufgrund        abschnittsweise Sanierung vorgesehen. Ziel ist
der Größe kommt eine Umlagerung nicht            es, alle Sanierungsarbeiten bis zum Ende des
infrage. Nach der Herstellung standsicherer      Jahres 2022 abzuschließen.
Böschungen ist der Einbau einer Abdeckung
notwendig. Diese Abdeckung muss dabei            Für die gesamte Haldensanierung, inkl.
unterschiedliche Funktionen erfüllen.            Planung, Untersuchungen und baubeglei-
Teilweise soll lediglich der direkte Zugriff     tenden Ingenieurleistungen sind derzeit
zum abgelagerten Material verhindert werden,     knapp 10 Millionen Euro vorgesehen, die von
in einigen Bereichen soll jedoch auch das        der Stadt Dresden und dem Projektträger
Austreten von Radon unterdrückt werden.          Wismut-Altstandorte je zur Hälfte getragen
                                                 werden.
   In der Planung wurde die Möglichkeit
     geprüft, die in großen Mengen
       abgelagerten Aschen als
         Radondämm- und Wasserhaus-
Flächensanierung
                       Auch heute noch gibt es über Tage eine Reihe von Flächen
                        und Objekten, deren Entstehung durch den Wismut-
                       Altbergbau auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist.
                        Dabei handelt es sich um ehemalige Betriebsflächen,
                       Anlagen und Gebäude.

Abbruch baulicher Reste auf der Betriebsfläche des Schachtes 54 in Johanngeorgenstadt
25

 Objekt 98 in Johanngeorgenstadt nach Abtrag des radioaktiven Materials                                          Verladebereich der Zeche 20 in Aue vor der Sanierung

 Fläche des ehemaligen Schachtgebäudes von Schacht 235b                                     Verfallene Betriebsgebäude der Schächte 52 und 227 in Johanngeorgenstadt

Einleitung

Zu den Wismut-Altstandorten, bei denen eine                               Nachdem diese Objekte nicht mehr durch die
Flächensanierung erforderlich ist, zählen                                 SAG / SDAG Wismut genutzt wurden, gab es
Objekte wie:                                                              in den zurückliegenden Jahrzehnten meist
                                                                          verschiedene Nachnutzer, Eigentümer oder
                                                                          Pächter.
•• Betriebsflächen an Schacht-
   und Aufbereitungsanlagen                                               Liegt eine Gefährdung der öffentlichen
                                                                          Sicherheit vor oder sollen Umbaumaßnahmen
•• Uranerzverladestationen                                                erfolgen, bei denen in die ehemaligen Betriebs-
                                                                          flächen eingegriffen wird, ist eine Sanierung
•• Betriebsflächen von ehem. Zentralgaragen                               solcher Flächen erforderlich. So können u. a.
   und Kipperwaschplätzen                                                 noch radioaktive Kontaminationen, Gebäude
                                                                          bzw. bauliche Reste und Anlagen vorhanden
•• Trafo- und Kompressorenstationen                                       sein. Viele der ehem. Gebäude der SAG / SDAG
                                                                          Wismut stehen leer und verfallen. Abgelegene
•• Sprengmittellager                                                      Objekte wurden im Laufe der Zeit von der
                                                                          Vegetation überwuchert.
•• Anlagen zur Klärung von Grubenwasser
                                                                          Wenn es mit vertretbarem Aufwand möglich
•• Tank- und Chemikalienlager                                             ist, werden diese Bereiche so saniert, dass eine
Flächensanierung

Sanierte Fläche der ehemaligen Halde Blaufarbenwerk und der Erzverladestation Oberschlema

                       uneingeschränkte Nachnutzung erfolgen kann.                                        arbeiten werden strahlenschutztechnisch
                       In diesem Fall werden radioaktive Kontamina-                                       begleitet. Normaler Bauschutt und Boden-
                       tionen oder nicht mehr genutzte Anlagen und                                        aushub wird von radioaktiv kontaminiertem
                       Gebäude komplett beseitigt. Mindestens erfolgt                                     Material getrennt. Somit können die anfal-
                       die Sanierung jedoch so, dass eine geplante                                        lenden Massen entweder in den Wirtschafts-
                       oder bereits realisierte Nachnutzung zukünftig                                     kreislauf zurückgeführt oder – im Fall radio-
                       gefahrlos möglich ist.                                                             aktiver Kontamination – langzeitsicher auf
                                                                                                          zugelassenen Anlagen eingelagert werden.
                       Bei der Sanierung wird nach entsprechender
                       Erkundung und Planung meist die vorhandene                                         Von den 71 bekannten Objekten und Flächen
                       Bausubstanz zurückgebaut, radioaktiv                                               wurden bisher 30 auf diese Art und Weise
                       kontaminierte Böden bzw. Erzreste werden                                           saniert. Die Spanne reicht dabei von kleinen
                       abgetragen, anschließend wird unbelastetes                                         Einzelobjekten wie z. B. einem ca. 10 Quadrat-
                       Material wieder eingebaut. Die Sanierungs-                                         meter großen Sprengmittelbunker in Mulden-

                          Abbruch Gebäude Schächte 52 / 227, 2007                       Sanierung Aufbereitungsobjekt 98, 2016       Freimessen des Abbruchmaterials
27

hammer bis hin zu mehrere Hektar großen
Flächen mit umfangreichen Abbruchmaß-
nahmen, wie der ehemaligen Betriebsfläche
des Schachtes 278 in Schwarzenberg. Die in den
letzten 15 Jahren sanierten Objekte verteilen
sich auf 15 Städte und Gemeinden, welche
sich von Freital über das Erzgebirge bis in das
Vogtland erstrecken.

Mit der Sanierung der Flächen wird die Voraus-
setzung dafür geschaffen, dass zukünftig die
unterschiedlichsten Folgenutzungen wieder
gefahrlos möglich sind. Beispiele dafür sind:

•• Abbruch Schachtgebäude Schacht 235b,                          Ehemaliges Schachtgebäude Schacht 235b in Breitenbrunn, 2006
   Breitenbrunn: Wohnbebauung / Wiese

•• Erzverladung am
   Stolln 30, Johanngeorgenstadt:
   Wohnbebauung / Kleingärten

•• Caravanplatz Johanngeorgenstadt:
   Touristische Nutzung

•• Erzverladung Großfriesen, Plauen:
   Gewerbefläche

•• Betriebsfläche Schacht 311, Schneeberg: Wald

•• Abbruch Kompressorenstation Crandorf,
   Schwarzenberg: Landwirtschaftliche Nutzung                                  Abbruch der Erzverladestation Oberschlema, 2006

                        Abbruch im Bereich der Zeche 20 in Aue                              Gleisrückbau an der Zeche 20 in Aue
Flächensanierung

Ó                          Objekt 98
Blick auf Objekt 98
(rechts neben der          Das Objekt 98 ist eine ehemalige Erzwäsche         Die Fläche war frei zugänglich, Absperrungen
großen Halde des           bzw. Erzaufbereitung in Johanngeorgenstadt.        bzw. Warnschilder waren nicht vorhanden. Die
Schachtes 54), 1952        Von 1949 bis 1956 wurden hier 3,15 Millionen       vorgefundenen provisorischen Hütten waren
                           Tonnen Uranerz aufbereitet. Die Rückstände         ein Indiz dafür, dass der Bereich von Kindern
                           wurden in den nahe gelegenen industriellen         zum Spielen genutzt wurde.
                           Absetzanlagen J1 (auch als Trockenbecken
                           bezeichnet) und J2 eingelagert.                    Die Planungsarbeiten zur Sanierung des
                                                                              Objektes 98 begannen 2012. Im Sommer 2015
                           Das Gelände des ehemaligen Objektes 98 war         wurde mit den Arbeiten auf einer ca. 1,6 Hektar
                           großflächig radioaktiv kontaminiert. Zusätzlich    großen Fläche begonnen. Nach Rodung des
                           waren Bauwerksreste und eine nur teilweise         Arbeitsbereiches wurden zunächst die radio-
                           verfüllte Tiefbunkeranlage vorhanden. Insbe-       aktiv kontaminierten Massen abgetragen,
                           sondere Letztere stellte eine große Gefahr für     die baulichen Reste beseitigt sowie die alte
                           die öffentliche Sicherheit dar.                    Tiefbunkeranlage abgebrochen.

                           Im Umfeld des ehem. Objektes 98 befinden sich      Im Rahmen der Aushubarbeiten und des
                           Garten- und Wohngrundstücke während das            Rückbaus der Ruinen fielen ca. 12.500 Kubik-
                           Gelände selbst forstwirtschaftlich genutzt wird.   meter radioaktiv kontaminiertes Material an,

    Gerodete Betriebsfläche vor Sanierungsbeginn                               Objekt 98 mit Dammhalde Trockenbecken im Hintergrund
29
                                                                 Industrielle Absetzanlage J1
                                                                 (Trockenbecken)

                                                                                                  Schacht 121

                                                                                 Wohngebiet

                      Objekt 98

                                                                                                                        S c hw
                                                                                                                          arz w
                                                                                                                            as s e
                                                                                                                                 r
das auf der Dammhalde Trockenbecken einge-                       erfordert weitere Sanierungsarbeiten, mit deren                                  Ó
lagert wurde. Zur Sicherung der Restkonta-                       Planung 2016 begonnen wurde. Nach Vorliegen                          Historischer
minationen mussten rund 9.000 Kubikmeter                         aller Genehmigungen sollen die Sanierungsar-                        Lageplan des
Mineralboden und ca. 2.600 Kubikmeter                            beiten auf der sogenannten Erweiterungsfläche                       Objektes 98
Oberboden zur Rekultivierung aufgebracht                         West fortgesetzt werden.                                               in Johann-
werden. 2016 konnten die Arbeiten im Wesent-                                                                                         georgenstadt
lichen angeschlossen werden.                                     Da das Gelände des ehemaligen Objektes 98
                                                                 auch zukünftig forstwirtschaftlich genutzt
Bei Untersuchungen während der Sanie-                            werden soll, erfolgt nach Abschluss der
rungsarbeiten wurde festgestellt, dass sich die                  Arbeiten eine Bepflanzung mit einheimischen
radioaktive Kontamination deutlich weiter                        Laub- und Nadelbäumen.
nach Westen ausdehnt, als ursprünglich
angenommen. Dabei wird nochmals von einer
ca. 1,4 Hektar großen Fläche ausgegangen. Dies

                     Einbau der Abdeckschicht aus Mineralboden                                          Sanierte Betriebsfläche des Objektes 98
Flächensanierung

                      Zeche 20

                       Die Zeche 20 ist ein Bereich des Güter-                   Die Deutsche Bahn AG richtete Mitte 2004 eine
                       bahnhofes Aue. Zwischen 1950 und Anfang                   Anfrage zur Sanierung dieses Wismut-Altstand-
                       der 1980er Jahre wurde von hier aus durch die             ortes an den Projektträger. Dabei sollten auch
                       SAG / SDAG Wismut Uranerz und -konzentrat in              Leistungen, wie z. B. der komplette Rückbau
                       die UdSSR geliefert. Nachdem zuerst Pappkübel             der Gleise im Sanierungsbereich erbracht
                       für den Transport genutzt wurden, erfolgte                werden. Da dies über den für eine radiologische
                       später der Umschlag über eine Hochbunker-                 Sanierung notwendigen Umfang deutlich
                       anlage und mit speziellen Containern. Durch               hinausging, wurde vereinbart, dass sich die
                       sogenannte Rieselverluste und Havarien bei der            Deutsche Bahn an den Kosten beteiligt.
                       Verladung wurde das Gelände in bestimmten
                       Bereichen radioaktiv kontaminiert.                        Wegen der Nutzung des Bereiches begann
                                                                                 die Sanierung nach einer langen Pause
                       Seit Anfang der 1980er Jahre wurde die                    schließlich im Februar 2012 mit dem Abbruch
                       Zeche 20 nicht mehr genutzt und es erfolgte               der Güterhalle Nord. Bei der Untersuchung
                       eine erste Sanierung des Bereiches. Nachdem               des Materials im Gleisbereich sind neben der
                       die Verladeanlagen und wesentlichen                       radioaktiven auch organische Bodenverun-
                       Kontaminationen beseitigt waren, wurden die               reinigungen nachgewiesen worden. Dieses
                       Flächen zu Beginn des Jahres 1984 wieder an               Material wurde daraufhin etwa zwei Monate
                       die Deutsche Reichsbahn übergeben.                        biologisch behandelt, damit es anschließend –
                                                                                 zusammen mit dem anderen radioaktiv konta-
                       Bei Messungen im Auftrag des Bundesamtes                  minierten Material – auf der Halde 371 / 1 der
                       für Strahlenschutz und der Deutschen Bahn                 Wismut GmbH in Hartenstein eingelagert
                       in den 1990er Jahren wurden zwei größere                  werden konnte. Die Sanierungsbereiche
                       radioaktiv kontaminierte Abschnitte festge-               füllte man anschließend mit unbelastetem
                       stellt. Dies betraf einen ca. 3.500 Quadratmeter          Material wieder auf. Der erste Bauabschnitt der
                       großen Gleisbereich und die 120 Meter lange               Zeche 20 war im November 2012 fertig saniert.
                       Güterhalle Nord, die zur Zwischenlagerung des
                       Uranerzes genutzt wurde. Ein großer Bereich               Der Bereich der Zeche 20 dehnt sich in
                       der Zeche 20 wurde Ende der 1980er Jahre mit              nördlicher Richtung weiter aus. Hier befinden
                       Beton versiegelt, um ihn als Busplatz nutzen              sich vor allem bauliche Relikte, wie ehem.
                       zu können. Zu dieser Teilfläche lagen keine               Betriebsgebäude, Fundamente oder versie-
                       Erkenntnisse bzgl. der radioaktiven Kontami-              gelte Flächen. Diese nördliche Restfläche sowie
                       nation vor.                                               der mit Beton versiegelte Busplatz wurden in

Ehemalige Zeche 20 in Aue                                      Abbruch der Güterhalle Nord                 Separierung der Abbruchmassen
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