15 Schritte zur Entwicklungbarrierefreie r und inklusiver Kartenverkaufsprozesse - BBAG
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15 Schritte zur Entwicklungbarrierefreie r und inklusiver Kartenverkaufsprozesse CAFE-Leitfaden Enlische Version veröffentlicht im August 2020 Deutsche Version im Juli 2021 Alternative formats of this document are available upon request. Please contact CAFE: +44 (0)208 065 5108 info@cafefootball.eu Supported by
Contents Einleitung.....................................................................................................................................................3 Warum ist barrierefreier Kartenverkauf wichtig?.........................................................................3 Wichtige Schritte zur Schaffung barrierefreier und inklusiver Ticketing-Prozesse.......6 Schritt 1 - Konsultieren Sie Ihre Fans mit Behinderungen .....................................................................................................6 Schritt 2 - Definieren Sie Ticket-Kategorien ...................................................................................................................................6 Schritt 3 – Erarbeitung einer gerechten Ticketing-Richtlinie .......................................................................................... 10 Schritt 4 – Festlegung einer Preispolitik .......................................................................................................................................... 11 Schritt 5 – Mehr Flexibilität ..................................................................................................................................................................... 13 Schritt 6 – Bereitstellung von Freikarten für Begleitpersonen......................................................................................... 16 Schritt 7 – Prüfung von Behinderungsnachweisen/Zugangsbedürfnissen............................................................ 20 Schritt 8 - Vertriebskanäle etablieren ............................................................................................................................................. 25 Schritt 9 - Hinzufügen von barrierefreien Tickets und barrierefreien Parkausweisen zu Ihrem Online- Ticketing-Portal ............................................................................................................................................................................................. 27 Schritt 10 - Stellen Sie sicher, dass Ihre Website barrierefrei ist .................................................................................... 33 Schritt 11 – Barrierefreiheit bei Tickets und Ticketverkauf ................................................................................................. 39 Schritt 12 – Schulung Ihres Personals im Ticketverkauf ..................................................................................................... 42 Schritt 13 – Frühzeitige und klare Kommunikation .................................................................................................................. 43 Schritt 14 – Offene und aktive Kommunikation zu barrierefreien Tickets und Verbesserungen im Stadion................................................................................................................................................................................................................. 46 Schritt 15 – Feedback einholen............................................................................................................................................................ 46 Weitere Informationen ........................................................................................................................ 47 Literaturverzeichnis.............................................................................................................................. 48 cafefootball.eu 2
Einleitung Zuschauer mit Behinderung sollten die Möglichkeit haben, Spieltag-Tickets auf die gleiche Weise zu kaufen wie nicht-behinderte Zuschauer, auch online. Es ist wichtig, dass die Nationalverbände (NA), Vereine und Stadien transparente Richtlinien für das Ticketing bereitstellen, die denen für nichtbehinderte Zuschauer entsprechen. Dieses Dokument soll den Nationalverbänden (NAs), Vereinen und Stadien hilfreiche Informationen und wichtige praktische Schritte zur Verfügung stellen, um sicherzustellen, dass alle Zuschauer mit Behinderung Spieltag-Tickets beschaffen und gemeinsam mit anderen Fans ein barrierefreies und inklusives Erlebnis genießen können. Bitte beachten Sie, dass dies keine vollständige Liste der durchzuführenden Maßnahmen ist und die Prozesse von Organisation zu Organisation unterschiedlich sein können. Warum ist barrierefreier Kartenverkauf wichtig? Weltweit mehr als eine Milliarde Menschen mit Behinderung Es gibt heute mehr als eine Milliarde Menschen mit Behinderung auf der Welt, was mindestens 15 % der Weltbevölkerung entspricht (World Health Organisation (WHO) 2018). Aufgrund mangelnder Barrierefreiheit werden Menschen mit Behinderung jedoch daran gehindert, sich uneingeschränkt an der Gesellschaft um sie herum zu beteiligen. Jüngste Studien haben ergeben, dass 50 % der Menschen mit Behinderung noch nie an einer öffentlichen oder sportlichen Veranstaltung teilgenommen haben. Gesellschaftliche Barrieren, ob physisch, sensorisch, Einstellungs-/Verhaltens-bezogen oder mit Kommunikation oder Politik verbunden, schließen Menschen mit Behinderung vom Fußball aus, obwohl Menschen mit Behinderung eindeutig ein Interesse an Live-Spielen zeigen. In der CAFE-Umfrage 2016 (2019) gaben 80 % der Fans mit Behinderung an, dass es für sie wichtig ist, ein Fußballspiel zu besuchen. Ein barrierefreier Zugang kommt auch einer viel breiteren Bevölkerung zugute, wobei mindestens 40 % der Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt einen barrierefreien Zugang benötigen. Kaufkraft von Menschen mit Behinderungen Die Kaufkraft von Menschen mit Behinderung ist beträchtlich. Nach Angaben des „Department for Work and Pensions“ (DWP; dt.: Ministerium für Arbeit und Renten), verfügen Haushalte im Vereinigten Königreich (VK) mit einer Person mit Behinderung über ein kombiniertes Einkommen von 249 Milliarden £ (ca. 279 Milliarden €), abzüglich cafefootball.eu 3
der Wohnkosten. (Secure Tickets from Authorises Retailers (STAR) 2019) Im „State of Access Report 2018“ (dt.: Bericht über den Stand des barrierefreien Zugangs 2018) (Attitude is Everything 2018) wurden die Ausgaben von Fans mit Behinderungen für Tickets und Essen/Getränke/Waren bei Konzerten auf 702 £ (ca. 800 €) pro Jahr und Person beziffert. Daher ist dies auch ein finanzieller Anreiz für Ticketanbieter, sicherzustellen, dass jeder Tickets für ihre Veranstaltungen kaufen kann. Große Nachfrage nach Tickets 2013 führte die Deutsche Sporthochschule Köln zusammen mit CAFE eine wissenschaftliche Studie durch, (Centre for Access to Football in Europe; German Sport University Cologne 2013), um detaillierte Informationen zu den wichtigsten Themen bei der Verteilung von Eintrittskarten für Fans mit Behinderungen zu erhalten. Sie führten ein eingehendes Interview mit einer Arbeitsgruppe großer Sportveranstalter und wandten sich an 696 Fußballfans mit Behinderungen in ganz Europa (England, Frankreich, Deutschland, Polen, Russland, Ukraine, Spanien). Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie waren die folgenden: • Auf dem gesamten Markt besteht eine große Nachfrage nach barrierefreien Tickets. Oft werden mehr Tickets vorbestellt als vorhanden sind. • Weniger als die Hälfte der Befragten (14,9 % stimmen voll und ganz zu, 31,7 % stimmen zu) gab an, dass bei Heimspielen im eigenen Land genügend barrierefreie Tickets verfügbar sind. Nur 20,8 % glauben, dass es genügend barrierefreie Tickets für Auswärtsspiele gibt. • Bei Spielen im Ausland stimmten nur 9,7 % der Teilnehmenden voll und ganz oder teilweise zu, dass genügend Tickets für behinderte Zuschauer*innen verfügbar sind. Schützt Ihren Ruf Der Kauf eines Tickets ist oft der erste Kontaktpunkt mit einem Verein oder einem Nationalverband und auch der erste Schritt zur Teilnahme an einem Live-Spiel. Leider gibt es immer noch viele Hindernisse im Zusammenhang mit dem Kartenverkauf, die Fans mit Behinderung daran hindern, an Spielen teilzunehmen. Laut dem „State of Access Report 2018“ (Bericht über den Stand des barrierefreien Zugangs 2018), der über 300 Menschen mit Behinderung zu den Hindernissen befragte, denen sie bei der Buchung von Tickets für Live-Musikveranstaltungen gegenüberstehen (Attitude is Everything 2018) bestehen z.B. die folgenden Probleme: • 82 % hatten Probleme bei der Buchung barrierefreier Tickets • 73 % fühlten sich diskriminiert, als sie versuchten, barrierefreien Zugang zu buchen. • 79 % hatten den Kauf von Tickets für einen Auftritt aufgrund von Schwierigkeiten mit dem barrierefreien Zugang im Buchungsprozess abgebrochen cafefootball.eu 4
• 11 % hatten rechtliche Schritte in Betracht gezogen. In demselben Bericht wird auch auf wachsende Probleme in der Musikbranche hingewiesen – Fans mit Behinderungen, die sich mit einem unzugänglichen Kartenverkaufssystem und einer schlechten Kundenerfahrung / eines schlechten Kundenservices unzufrieden fühlen und sich darüber in den sozialen Medien beschweren. Dieses Feedback hat oft zu schlechter PR und zu Reputationsschäden geführt und die Meinung und zukünftige Kaufentscheidung von behinderten und nicht- behinderten Fans beeinflusst. Zum Beispiel gaben 92 % der befragten Fans an, dass sie eine negative Meinung über den Veranstaltungsort oder die Veranstaltung hätten, und 81 % gaben an, dass es unwahrscheinlicher wäre, dass sie wieder zum Veranstaltungsort oder zur Veranstaltung gehen würden. • Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zusätzlich zu den zu Beginn dieses Dokuments erläuterten klaren moralischen Gründen die folgenden Aspekte unterstreichen, warum Nationalverbände, Vereine und Stadien auf vollständig barrierefreie Kartenverkaufsprozesse (und Veranstaltungsorte) hinarbeiten sollten: • Es gibt eine riesige potenzielle Zielgruppe an Fans mit Behinderungen (und ihren Freunden und Familien) • Es gibt eine große (und wachsende) Nachfrage nach barrierefreien Tickets und derzeit sind nicht genügend verfügbar. • Fans mit Behinderungen haben eine erhebliche Kaufkraft und möchten zum Spiel beitragen. • Derzeit wird der Kartenverkauf nicht als barrierefrei zugänglich wahrgenommen. Diese Erfahrung kann zu unzufriedenen Kund*innen, negativer Presse und niedrigeren Einnahmen für Nationalverbände und Vereine führen. Dieses Dokument soll die wichtigsten Schritte für die Entwicklung barrierefreier Ticketverkaufsprozesse und -richtlinien aufzeigen, um häufige Hindernisse für behinderte Menschen zu beseitigen und somit mehr Fans mit Behinderung als Zuschauer*innen zu gewinnen. Bitte denken Sie daran, dass Ticketing nur ein Teil der Customer Journeys / Kundenerlebnisses darstellt. Weitere Informationen dazu, wie Sie Ihr Stadion und Ihre Organisation zugänglich machen können, finden Sie in ZUGANG FÜR ALLE - Handbuch von UEFA und CAFE mit bewährten Vorgehensweisen bezüglich barrierefreier Stadien(PDF, nicht barrierefrei). cafefootball.eu 5
Wichtige Schritte zur Schaffung barrierefreier und inklusiver Ticketing-Prozesse Schritt 1 - Konsultieren Sie Ihre Fans mit Behinderungen Vereine, Nationalverbände und Ligen sollten detaillierte Verfahren und Richtlinien für barrierefreie Tickets in Übereinstimmung mit regionalen oder vorzugsweise nationalen Richtlinien/Behindertengesetzen und der UN-Behindertenrechtskonvention erstellen. Gleichzeitig sollten auch Fans mit Behinderungen zu Rate gezogen werden, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Die Erfahrungen anderer Vereine und Nationalverbände haben gezeigt, dass Fans mit Behinderungen oft eine große Hilfe sein können, nicht nur bei der Entwicklung inklusiver Prozesse, sondern auch hinsichtlich der Auswahl der geeignetsten Sitzplätze und beim Verkauf von barrierefreien Tickets. Aus diesem Grund empfiehlt CAFE, dass Vereine oder Nationalverbände, bevor sie mit der Definition ihrer Ticketing-Prozesse und -Richtlinien beginnen, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Fans mit unterschiedlichen Behinderungen zur Konsultation einrichten. Es ist entscheidend, dass die Meinung von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eingeholt wird, um eine Politik und Vorgehensweise echter Inklusion und Barrierefreiheit für sie zu schaffen. Diese Arbeitsgruppe könnte in Zusammenarbeit mit dem Fanclub von Menschen mit Behinderungen eines Nationalverbands oder im Verein (falls vorhanden) gegründet werden oder indem man sich an Fans mit Behinderungen und ihre lokalen, regionalen und nationalen Interessensverbände wendet. Schritt 2 - Definieren Sie Ticket-Kategorien Fans mit Behinderungen sollten im gesamten Stadion oder Veranstaltungsort die gleiche Auswahl an Sitzplätzen und Kartenkategorien haben wie andere Zuschauer*innen auch, einschließlich in den Heim- und Auswärtsbereichen, im Gastwirtschaftsbereich und im VIP-Bereich. Sie sollten nicht nur systematisch in einem Teil des Stadions gruppiert werden. Doch sie sollten die Möglichkeit haben, die Sitzplätze zu wählen, die ihren eigenen Zugangsbedürfnissen am besten entsprechen. Daher sollten barrierefreie Sitzplätze und Dienstleistungen im gesamten Stadion verfügbar sein. Die Vereine sollten in einem regelmäßigen Dialog mit allen ihren Fans mit Behinderung deren Anforderungen und Wünsche rund um das Spieltagerlebnis in Erfahrung bringen. cafefootball.eu 6
Terminologie Es ist wichtig, die verschiedenen Kategorien der verfügbaren barrierefreien Tickets zu definieren und diese auf dem Ticketportal zu kennzeichnen. In ganz Europa ist es immer noch üblich, dass Vereine und Nationalverbände die Kategorien für barrierefreie Tickets nach Art der Behinderung der Zielgruppe definieren, z. B. „Rollstuhlfahrertickets“ oder „ Tickets für Plätze mit audiodeskriptiver Reportage (ADR)“. CAFE empfiehlt jedoch, dass stattdessen Kategorien nach Art des Services oder der Zugangsvoraussetzung definiert werden sollten, z. B. „Tickets mit einfachem Zugang“. Darüber hinaus sollten sie erklären, welche barrierefreien Angebote zur Herstellung der Barrierefreiheit dies beinhalten würde (z. B. kostenlose Begleitperson, Nähe zu einer barrierefreien Toilette, stufenloser Zugang) und wer zu einem solchen Sitz berechtigt wäre (z. B. Menschen mit Behinderungen, einschließlich Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen und Menschen mit langfristigen gesundheitlichen Einschränkungen). Damit wird sichergestellt, dass alle Menschen mit Behinderungen wissen, dass sie Anspruch auf ein barrierefreies Ticket haben. Es wird ihnen auch ermöglichen, die richtige Art von Sitzplätzen für ihre Zugangsanforderungen auszuwählen und ein angenehmeres und inklusiveres Spieltagerlebnis fördern. Barrierefreie Sitzplätze sollten zu Beginn jeder Saison von Betriebs- und Ticketing-Team zusammen festgelegt werden. Es gibt verschiedene Kategorien barrierefreier Sitze: (Elektro-)Rollstuhlplätze Spezielle Plätze für (Elektro)Rollstühle. Jeder Platz für (Elektro)Rollstuhlnutzer*innen sollte mit einem angrenzenden Begleitsitz ausgestattet sein. Zu jedem Ticket für Rollstuhlnutzer*innen sollte ein kostenloses Ticket für eine Begleitperson angeboten werden (siehe auch Schritt 6). Vorzugs- und leicht zugängliche Sitze1 Sitze für Menschen mit Behinderungen (Nicht-Rollstuhlnutzer*innen), die möglicherweise einen Zugang mit möglichst wenigen Stufen oder zusätzliche Beinfreiheit benötigen. Jedes Ticket für einen Vorzugs- oder leicht 1Sitzplätze für Personen, die zusätzliche Beinfreiheit, Armlehnen, breitere Sitze, Platz für die Aufbewahrung von Gehhilfen oder Platz für Assistenz- bzw. Blindenhunde benötigen. Vorzugsplätze bzw. leicht zugängliche Plätze sollten sich in leicht zugänglichen Stadionbereichen (wie z. B. am Ende einer Sitzreihe) mit nur wenigen Stufen befinden, sodass Zuschauer mit eingeschränkter Mobilität sie leicht erreichen können. Diese Plätze sollten sich außerdem in der Nähe barrierefreier Toiletten und anderer barrierefreier Einrichtungen befinden und witterungsgeschützt sein sowie Schutz vor Bällen bieten. cafefootball.eu 7
zugänglichen Sitz sollte auch die Möglichkeit eines kostenlosen Tickets für eine Begleitperson beinhalten (siehe auch Schritt 6). Leicht zugängliche Sitze können auch Fans mit vorübergehenden Verletzungen oder älteren Fans zugute kommen. Bitte beachten Sie, dass sich die in Abschnitt I:2 des Handbuchs von UEFA und CAFE mit bewährten Vorgehensweisen bezüglich barrierefreier Stadien angegebene Mindestanzahl an Vorzugs- und leicht zugänglichen Sitzen nur auf barrierefreie Sitzplätze für Fans mit Behinderung bezieht. Daher verstehen sich leicht zugängliche Sitzplätze für Fans mit vorübergehenden Verletzungen oder ältere Fans als zusätzlich zur Mindestzahl in dieser Kategorie. Sitze mit audiodeskriptiver Reportage (ADR) Eine audiodeskriptive Reportage für blinde und sehbehinderte Fans ist evtl. nur in bestimmten Teilen eines Veranstaltungsortes möglich (abhängig von der verwendeten Technologie). Nationalverbände und Vereine können daher diese (oder einige dieser) Plätze für Fans reservieren, die den Service nutzen möchten. Dies sollte vor und während des Ticketing-Prozesses klar kommuniziert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass auch Fans mit anderen Behinderungen von diesem Service profitieren können und er nicht nur auf blinde und sehbehinderte Fans beschränkt sein sollte. Sitzplätze mit nahegelegenem Toilettenzugang / in der Nähe von barrierefreien Einrichtungen Für manche Fans kann der Zugang zu einer nahegelegenen Toilette entscheidend dafür sein, ob sie ein Spiel besuchen können. Andere benötigen möglicherweise die Nähe einer „Toilette für alle“ / Toilette mit integrierter Umkleidekabine.2 Daher sollten Sitzplätze in unmittelbarer Nähe von Toiletten im Ticketingsystem hervorgehoben werden. 3 Sitzplätze in (oder in der Nähe von) sog. „Sinnesräumen/ Snoezelräumen“ 2 Changing-Places-Toiletten (Toiletten für alle) weisen eine spezielle Einrichtung mit komplexer Ausstattung auf, um Behinderte mit verschiedenen Bedürfnissen, die häufig die Unterstützung von bis zu zwei Begleitpersonen benötigen, umfänglich zu unterstützen. Die Einrichtung umfasst meist eine Bank oder Liege für Erwachsene, eine freistehende Toilette sowie ein an der Decke montiertes Liftsystem. Weitere Informationen sind auf der englischen Website Changing Places oder der deutschen Webseite „Toiletten für alle“zu finden. 3 Sinnesräume / Snoezelräume ermöglichen es behinderten Fans mit besonderen sensorischen Bedürfnissen, Spielen in einer kontrollierten Umgebung zusammen mit Freunden und Familienangehörigen beizuwohnen. Diese Räume sollen die für manche cafefootball.eu 8
Der Zugang zu einem so genannten Snoezelraum (engl. „Sensory Viewing Room“) kann sich auf Fans mit Lernschwierigkeiten, neurodiverse Anhänger*innen (wie z.B., Autist*innen, Fans mit Schwierigkeiten bei der Sinnesverarbeitung) sowie Fans mit psychischen Beeinträchtigungen oder Demenz äußerst positiv auswirken. Auch für Fans mit anderen Behinderungen kann ein derartiger Snoezelraum förderlich sein. Auf Basis der individuellen Zugangsbedürfnisse (siehe auch Schritt 5) sollten Klubs bzw. nationale Verbände entscheiden, welche Fans Zugang zu einem Snoezelraum erhalten. Da die Anzahl der Sitzgelegenheiten in Snoezelräumen in der Regel eingeschränkt ist und die Verantwortlichen in diesen Räumlichkeiten meist eine spezielle Betreuung anbieten, können Klubs bzw. nationale Verbände Begleitpersonen und/oder Freund*innen zugangsberechtigter Fans Sitzplätze in der Nähe dieser Räume anbieten (wobei die Zugangsbedürfnisse der betroffenen Personen sowie die Frage, ob die zugangsberechtigten Fans das Spiel im Snoezelraum auch ohne ihre Begleitperson genießen können, zu berücksichtigen sind). Sitzplätze in der Reichweite induktiver Höranlagen & Gebärdensprachdolmetscher*innen im Block Induktive Höranlagen für schwerhörige Fans erreichen unter Umständen nur in bestimmten Bereichen des Stadions ihre angedachte Funktion. Daher sollten nationale Verbände und Klubs Sitzplätze in der Reichweite induktiver Höranlagen (oder zumindest einen angemessenen Teil dieser Plätze) schwerhörigen Personen vorbehalten. Entsprechende Informationen sollten vor und während des Ticketing-Prozesses klar und deutlich kommuniziert werden. Weiterhin können Klubs und nationale Verbände in einem bestimmten Stadionbereich Gebärdensprachdolmetscher*innen zur Verfügung stellen (zusätzlich zur Anzeigetafel bzw. Videoleinwand im Stadion) und diesen zusätzlichen Service gegenüber den Fans entsprechend kommunizieren. So können sich gehörlose und schwerhörige Fans gezielt Tickets für den entsprechenden Stadionbereich sichern. Menschen als unangenehm empfundenen Sinneswahrnehmungen im Stadioninneren reduzieren. Beispielsweise können manche Menschen die Geräuschkulisse, die Gerüche, Menschenmassen, lange Warteschlangen und Witterungseinflüsse im Stadion als belastend oder überwältigend empfinden. Für sie ist die Nutzung eines Sinnesraums gedacht. Sinnesräume / Snoezelräume schützen nicht nur vor diesen starken Sinneseindrücken, sondern bieten den Nutzern derartiger Räume auch ein besonderes Umfeld, um das Spiel in für sie angenehmer Atmosphäre mitzuerleben. cafefootball.eu 9
Tickets für Begleitpersonen Alle Inhaber*innen eines barrierefreien Platzes im Stadion sollten optional eine Freikarte für eine Begleitperson bestellen können. Zu beachten ist, dass manche Menschen mit Behinderung unter Umständen mehr als eine Begleitperson benötigen (weitere Informationen dazu unter Schritt 6). Weitere Überlegungen im Hinblick auf Ticket-Kategorien für barrierefreie Plätze Wird Fans mit Behinderungen die Möglichkeit gegeben, sich im Ticketing-System vorab zu registrieren und ihre Zugangsbedürfnisse anzugeben, kann sich dies positiv auf den Verkaufsprozess auswirken. Einerseits lässt sich auf diese Weise Zeit bei künftigen Ticket-Käufen sparen, andererseits kann das Verkaufspersonal einfacher einen geeigneten Platz zuweisen, wenn es mit den jeweiligen Fans mit Behinderungen per Telefon kommuniziert oder über einen anderen Vertriebskanal erhaltene Ticket-Anfragen bearbeitet. Weiterhin werden durch diese Vorgehensweise Fehler minimiert (z.B. falls Personen ein Rollstuhl-Ticket anstatt eines Tickets für leicht zugängliche Plätze kaufen). Gleichzeitig ist zu beachten, dass sich die Zugangsbedürfnisse der betroffenen Fans jederzeit ändern können. Daher sollte das Ticketing-System flexibel sein und Fans mit Behinderung die Möglichkeit bieten, auch Tickets in anderen Stadionbereichen bzw. in anderen Kategorien zu erwerben, sofern dies unter den jeweiligen Umständen die beste Option darstellt. Schritt 3 – Erarbeitung einer gerechten Ticketing- Richtlinie In Übereinstimmung mit dem sozialen Modell der Behinderung erkennt CAFE an, dass Menschen vor allem durch ihr nicht barrierefreies Umfeld „behindert“ werden und nicht in erster Linie durch medizinische Faktoren wie beispielsweise eine Erkrankung. Die Erarbeitung gerechterer Ticketing-Richtlinien ist daher ein entscheidender Schritt, um Barrieren für Fans mit Behinderungen gleich zu Beginn ihres Spieltagerlebnisses zu beseitigen. Ziel muss sein, eine Gleichberechtigung zwischen den Ticketing-Richtlinien und zugehörigen Verfahren (einschließlich Ticketverkauf, Zuweisung für Heim- und Gästefans, Treue-Systeme und Hospitality-Tickets) für Zuschauer mit und ohne Behinderung zu erreichen. Wenn beispielsweise Spieltags- und Saisontickets von nichtbehinderten Fans online über die Website von Klub oder Stadion, am Ticketschalter oder per Telefon erworben cafefootball.eu 10
werden können, sollte der gleiche Service auch für Zuschauer*innen mit Behinderung zur Verfügung stehen. Wenn Tickets für nichtbehinderte Fans bis Spielbeginn erworben werden können, sollten auch Fans mit Behinderungen Tickets für barrierefreie Plätze bis zum Anstoß kaufen können, sofern diese noch in ausreichender Anzahl verfügbar sind. Schritt 4 – Festlegung einer Preispolitik Die unterschiedlichen Preisabstufungen und Vergaberichtlinien für Tickets variieren je nach Klub und Stadion bzw. Turnierphase. Auch kulturelle und soziale Faktoren können einen Einfluss auf die Ticketpreise haben. CAFE rät nationalen Verbänden und Klubs dringend, sich bezüglich der Ticketpreise mit Fans mit Behinderungen und Interessensgruppen/-organisationen von Menschen mit Behinderung abzusprechen. Die Preise für Tickets für barrierefreie Plätze sollten in keinem Fall teurer sein als für nicht barrierefreie Tickets in vergleichbaren Kategorien. Weiterhin sollten Freikarten für Begleitpersonen zur Verfügung gestellt werden, wie unter Schritt 6 näher erläutert. Darüber hinaus sind Klubs und nationale Verbände dazu angehalten, regionale bzw. nationale Gesetze zu berücksichtigen. Beispielsweise schreibt der UK Equality Act in Großbritannien vor, dass Veranstalter*innen die gleichen Preise für Besucher*innen mit Behinderung und solche ohne Behinderung verlangen müssen. (Commission 2014). Ermäßigte Preise aufgrund begrenzter Auswahlmöglichkeiten oder minderwertiger Plätze Ungeachtet der finanziellen und sozialen Situation von Menschen mit Behinderung in einem Land oder einer Region können Klubs, Veranstalter oder nationale Verbände Fans mit Behinderungen in den folgenden Fällen ermäßigte Preise anbieten: • Es steht nur eine begrenzte Anzahl barrierefreier Plätze zur Verfügung (z. B. wenn die Anzahl der barrierefreien Plätze unter dem Mindeststandard liegt). • Fans mit Behinderungen stehen nur begrenzte oder gar keine Auswahlmöglichkeiten im Hinblick auf die Sitzbereiche zur Verfügung (z. B. wenn Plätze nur in einem Bereich des Stadions verfügbar sind oder Auswärtsfans nicht die Möglichkeit haben, das Spiel bei ihrer eigenen Anhängerschaft zu verfolgen). Wenn Rollstuhlplätze beispielsweise nur im Stadionbereich mit den höchsten Ticketpreisen zur Verfügung stehen, sollten Fans, die Rollstuhlnutzer*innen sind, ihre Tickets zum günstigsten Sitzplatzpreis erwerben können. • Die barrierefreien Dienstleistungen oder Einrichtungen sind unzureichend (z. B. kein Angebot von audiodeskriptiver Reportage für sehbehinderte oder blinde Fans oder nur eine begrenzte Zahl barrierefreier Toiletten). cafefootball.eu 11
• Die barrierefreien Plätze haben eine unzureichende Qualität (z. B. handelt es sich um Plätze mit eingeschränkter Sicht aufgrund stehender Fans vor den betreffenden Plätzen, oder Begleitpersonen können nicht neben den Inhaber*innen barrierefreier Tickets sitzen). 4 Während die vorstehend genannten Gründe allesamt triftige Gründe für das Anbieten von ermäßigten Preisen darstellen, sind Klubs, Veranstalter*innen und nationale Verbände aufgerufen, kontinuierlich nach Möglichkeiten zu suchen, die Quantität und Qualität der den Fans mit Behinderungen zur Verfügung stehenden barrierefreien Dienstleistungen und Einrichtungen zu verbessern und sich nicht nur auf Preisnachlässe zu konzentrieren. In jedem Fall sollten Klub, Veranstalter oder nationaler Verband die Zuschauer*innen im Vorfeld über die Qualität der verfügbaren Plätze informieren, sodass die betreffenden Fans auf fundierter Basis entscheiden können, ob sie die entsprechenden Tickets zu einem ermäßigten Preis erwerben möchten oder nicht. In der Praxis werden Tickets für barrierefreie Plätze häufig zu ermäßigten Preisen oder sogar kostenlos angeboten. Einer Untersuchung von CAFE aus dem Jahr 2013 zufolge würden es jedoch mehr als zwei Drittel der befragten Fans mit Behinderung] vorziehen, wenn sie anstatt günstigerer Ticketpreise Einrichtungen vorfinden würden, die für ihre Bedürfnisse angemessen und somit barrierefrei sind. (Centre for Access to Football in Europe; German Sport University Cologne 2013) Ermäßigte Preise aufgrund finanzieller Barrieren Bei der Evaluierung von Ticketpreisen darf nicht nur die Verfügbarkeit von barrierefreien Dienstleistungen und Einrichtungen berücksichtigt werden, sondern es müssen auch potenzielle finanzielle Barrieren, auf die Menschen mit Behinderung im jeweiligen Land bzw. in der jeweiligen Region stoßen können, mit in die Überlegungen einfließen. Jüngere Studien zeigen, dass Menschen mit Behinderung in der EU ein höheres Armutsrisiko und ein höheres Risiko für soziale Ausgrenzung haben als nichtbehinderte 4 Gelegentlich gestatten Ligen den Klubs, Partien in Trikots zu bestreiten, die sich nicht allzu sehr voneinander unterscheiden. In einem solchen Fall können farbenblinde Fans unter Umständen dem Spielgeschehen nicht richtig folgen (z. B. wenn ein Team in roten und das andere in grünen Trikots aufläuft) (UEFA / English FA 2019). In einem solchen Fall können Fans eine Erstattung des Ticketpreises verlangen. Daher empfiehlt CAFE den Klubs, sich bei der Erarbeitung ihrer Ticketing-Richtlinien Gedanken darüber zu machen, wie sie farbenblinde Fans in einem solchen Fall unterstützen können. Weitere Auskünfte erteilt die Organisation Colour Blind Awareness. cafefootball.eu 12
Menschen. (European Union 2019), (European Disability Forum 2019), (Social Metrics Commission 2018). Die Gründe hierfür sind vielschichtig und umfassen unter anderem Folgendes: • Begrenzter Zugang zu Bildung (European Union 2014) • Begrenzter Zugang zum Gesundheitswesen • Begrenzter Zugang zum Arbeitsmarkt (Cooper 2019) (Bulman 2017 ) • Niedrigere Beschäftigungszahlen bei Menschen mit Behinderungen (48,1 %) im Vergleich zu nichtbehinderten Menschen (73,9 %) in der EU (European Commission 2019) • Geringere Löhne und Gehälter für Menschen mit Behinderung (Trades Union Congress (TUC) 2018, 5) (Joseph Rowntree Foundation 2018) • Hohe (unvermeidliche) Kosten bei Behinderung (Groce, et al. 2011) (WHO & World Bank 2011) CAFE empfiehlt daher Folgendes: • Während Menschen mit Behinderung noch immer mit hohen finanziellen Hürden in verschiedenen Ländern oder Regionen zu kämpfen haben, können Klubs, Veranstalter oder nationale Verbände Preisnachlässe für Tickets für barrierefreie Plätze in Betracht ziehen. In diesem Fall sollten behinderte Fans und Fachleute im Bereich Inklusion von Menschen mit Behinderung (z. B. nationale/regionale NGOs) konsultiert werden. • Sofern Preisnachlässe infolge der beschriebenen finanziellen Barrieren gewährt werden, sollten diese für alle Menschen mit Behinderung gelten und nicht nur für ausgewählte Gruppen. • Klubs, Veranstalter*innen und nationale Verbände sind angehalten, auch nicht sichtbar behinderten Menschen ermäßigte Preise zu gewähren. • Nationale Verbände, Klubs und Veranstalter haben verschiedene Möglichkeiten, um Ermäßigungen zu gewähren. Dazu gehören beispielsweise auch sogenannte „Sozialtickets“, die auf Basis der finanziellen Situation von Interessierten vergeben werden und nicht auf Basis dessen, ob eine Person behindert ist oder nicht. Beispielsweise könnten Klubs ermäßigte Preise für Ruheständler, Studierende, Kinder, Menschen mit Behinderung oder Menschen mit geringem Einkommen anbieten, sodass sich diese den Stadionbesuch leisten können. Schritt 5 – Mehr Flexibilität Zusätzlich zur Festlegung „herkömmlicher“ Kategorien für barrierefreie Tickets (siehe Schritt 2) und dem Bereitstellen von Freikarten für Begleitpersonen (siehe Schritt 6), cafefootball.eu 13
sollten Klubs, Veranstalter und nationale Verbände auch Richtlinien und Lösungen für komplexere Anfragen erarbeiten. Nachstehend sind verschiedene Überlegungen und Handlungsempfehlungen dargelegt, die für reibungslose Ticketing-Prozesse und Spieltagsabläufe berücksichtigt werden sollten. Flexible Sitzplatzvergabe Wie lässt sich die Sitzplatzvergabe für Fans mit vorübergehenden körperlichen Einschränkungen regeln? • CAFE empfiehlt, dass Veranstalter*innen einige zusätzliche leicht zugängliche Sitzplätze für kurzfristige Anfragen zurückhalten, z. B. für Personen, die sich ein Bein gebrochen haben. • Diese Sitzplätze sollten zusätzlich zur Mindestanzahl an Tickets für barrierefreie Plätze zur Verfügung stehen. • Die „normalen“ Sitzplätze jener Fans, die derartige zusätzliche leicht zugängliche Plätze kurzfristig in Anspruch nehmen, könnten beispielsweise über das Ticketing- Portal wieder zum Verkauf angeboten werden. • Klubs, nationale Verbände oder Veranstalter sollten ihre Fans über die Verfügbarkeit von Plätzen für Personen mit vorübergehenden Zugangsbedarfen informieren, sodass diese Fans den Klub kontaktieren und die am besten zu ihren jeweiligen Bedürfnissen passenden Plätze auswählen können. Wie werden Anfragen von Rollstuhlnutzer*innen behandelt, die neben ihren Freund*innen sitzen möchten oder die mehr als eine Begleitperson benötigen? • Flexible Sitzmöglichkeiten unterstützen Rollstuhlfahrer*innen, die in einer Gruppe zusammen mit Nicht-Rollstuhlfahrer*innen das Spiel besuchen möchten. Zu den potenziellen Lösungsansätzen gehört beispielsweise die Möglichkeit, normale Sitze auf einer Plattform zu montieren bzw. zu demontieren, um der Anzahl an Rollstuhlfahrer*innen bzw. Begleitpersonen und Freund*innen, die das Spiel zusammen ansehen möchten, Rechnung zu tragen (siehe auch Schritt 6). Weitere Informationen zu diesem Thema sind auch in Abschnitt I8 des Handbuchs von UEFA und CAFE mit bewährten Vorgehensweisen bezüglich barrierefreier Stadien – „Zugang für alle“ zu finden. • Flexible Sitzmöglichkeiten erleichtern zudem die Integration von barrierefreien Sitzplätzen in den Hospitality- und VIP-Bereichen. Beispielsweise sollte es in den Stadien auf Anfrage einer Gruppe mit Rollstuhlnutzer*innen möglich sein, feste Sitzgelegenheiten aus Logen zu entfernen und diese vor dem nächsten Spiel wieder zu installieren, sofern nicht erneut Tickets für Rollstuhlnutzer*innen angefragt werden. cafefootball.eu 14
Bereich mit demontierten Sitzschalen, um auf individuellen Wunsch Plätze für Rollstuhlfahrer*innen zu schaffen. Diese Lösung wird häufig in VIP- und Hospitality- Bereichen angewendet. Festlegung einer Richtlinie für die Handhabung zusätzlicher Zugangsanfragen und Schulung von Mitarbeitenden Eine wesentliche Barriere für Fans mit Behinderungen stellen unflexible Buchungssysteme beim Ticketkauf dar, die es den Fans nicht ermöglichen, zusätzliche Zugangsanforderungen anzugeben oder Änderungen an ihrer Buchung vorzunehmen. • Klubs, nationale Verbände und Veranstalter sollten ermitteln und aktiv darauf hinweisen, wie Fans den Veranstalter bei zusätzlichen Zugangsbedürfnissen kontaktieren können. • Der Kundenservice und andere Ansprechpartner*innen müssen die allgemeinen Zugangsbedingungen zum Stadion sowie die verfügbaren barrierefreien Dienstleistungen und Einrichtungen (siehe Schritt 9 zur Angabe detaillierter Informationen zu den barrierefreien Sitzen) genau kennen, um Fans mit Behinderung bei der Auswahl des am besten für ihre Bedürfnisse geeigneten Tickets und Platzes zu unterstützen. • Klubs, Veranstalter und nationale Verbände sollten ein Formular erstellen, auf dem Fans ihre Zugangsbedürfnisse angeben können (wie beispielsweise bei Tottenham Hotspur). Das Formular sollte barrierefrei und auf allen Verkaufskanälen zugänglich sein. Das Servicepersonal sollte in der Verwendung des Formular geschult werden. cafefootball.eu 15
Erarbeitung einer Richtlinie für den Wiederverkauf von Tickets für barrierefreie Plätze Genauso wie andere Fans können auch Käufer*innen eines barrierefreien Tickets unvorhersehbar erkranken, sich verletzen oder ihr Ticket nach dem Kauf aus anderen Gründen weiterverkaufen wollen. Doch in der Praxis steht Menschen mit Behinderung diese Option häufig nicht zur Verfügung (Attitude is Everything 2018, 34). Unflexible Ticket-Richtlinien (ohne Möglichkeiten eines Weiterverkaufs) können für Menschen mit Behinderungen, deren Zugangsbedürfnisse zudem von Tag zu Tag schwanken oder variieren können, zu einer großen finanziellen Belastung werden. Vor diesem Hintergrund empfiehlt CAFE, dass Ticketing-Richtlinien und -Prozesse Optionen für den Weiterverkauf von barrierefreien Tickets über die offiziellen Verkaufskanäle vorsehen. Dies schließt Informationen darüber ein, wie behinderte Fans über verfügbar gewordene Tickets informiert werden. Die Weiterverkaufsbedingungen für barrierefreie Tickets sollten im Einklang mit den Bedingungen für nicht barrierefreie Tickets stehen. Beispielsweise könnte eine Erstattung in Höhe von 80 % des Kaufpreises gewährt werden, wenn das Ticket noch weiterverkauft werden kann. Gleichwohl können Veranstalter, Klubs und nationale Verbände Zuschauer*innen mit Behinderungen auch günstigere Konditionen anbieten. Schritt 6 – Bereitstellung von Freikarten für Begleitpersonen Viele Fans mit Behinderungen können Spiele besuchen, ohne auf die Unterstützung einer Begleitperson oder anderer Unterstützer*innen angewiesen zu sein. Von den Klubs, nationalen Verbänden oder Veranstaltern wird dennoch erwartet, dass sie angemessene Vorkehrungen treffen und die nötige Unterstützung bereitstellen, damit Fans mit Behinderungen ein uneingeschränkt barrierefreies und inklusives Spieltagerlebnis haben. Zu diesen angemessenen Vorkehrungen gehören beispielsweise barrierefreie Beschilderungen und Leitsysteme, barrierefreie Wege, spezielles Einlasspersonal, audiodeskripive Reportage, induktive Höranlagen u. v. m. Darüber hinaus könnten einige Besucher*innen mit Behinderung, darunter auch Personen, die keine Rollstuhlfahrer*innen sind, beim Stadionbesuch zusätzliche Unterstützung von einer Begleitperson benötigen (z. B. beim Aufsuchen der Toilette oder bei der Verpflegung), da die Klubs nicht verpflichtet sind, eine persönliche Betreuung anzubieten. Vor diesem Hintergrund empfiehlt CAFE, Fans mit Behinderungen im Voraus zu fragen, ob sie Unterstützung durch eine Begleitperson benötigen, und diese Angabe dann im Ticketing-System zu vermerken. Mitunter kann es vorkommen, dass Fans mit cafefootball.eu 16
Behinderungen bei einem Spiel auf die Unterstützung einer Begleitperson zurückgreifen wollen, bei einem anderen Spiel jedoch nicht. Wie vorstehend erwähnt, kann dies auf schwankende bzw. variierende Zugangsbedürfnisse der Betroffenen zurückzuführen sein. Demnach sollten die Ticketing-Systeme entsprechend flexibel auf derartige Anforderungen reagieren können. Falls kein Platz für eine Begleitperson erforderlich ist, könnte dieser Platz anderen Fans angeboten werden. Um die Kommunikation und die Unterstützung der Person mit Behinderung zu erleichtern, sollten Begleitpersonen immer direkt neben dem betreuten Fan sitzen können. Sollte dies (z. B. für eine zweite Begleitperson) nicht möglich sein, sollte die Begleitperson zumindest so nah wie möglich platziert werden. Der Klub bzw. nationale Verband ist angehalten, zusammen mit der jeweiligen Person unter Berücksichtigung aller infrastrukturellen Gegebenheiten und Platzbeschränkungen die bestmögliche Lösung zu finden. Freikarten für Begleitpersonen CAFE empfiehlt als „angemessene Vorkehrung“ , dass Menschen mit Behinderung bei Bedarf ein kostenloses Ticket für ihre Begleitperson erhalten. Dem liegt zugrunde, dass die Begleitperson dem Spiel beiwohnt, um der Person mit Behinderung zu helfen und unter Umständen kein Fußballfan ist. Gleichwohl ist es vertretbar, dass die Person mit Behinderung für ein Ticket bezahlt (siehe Schritt 4 zur Preisgestaltung). Die Kosten für das Ticket gehen daher zulasten der Person mit Behinderung und nicht zulasten ihrer Begleitperson. Die aktuelle Gesetzeslage (Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung)sieht vor, dass Menschen mit Behinderung genauso behandelt werden wie nichtbehinderte Personen. Daher liegt eine Diskriminierung vor, wenn die Person mit Behinderung und ihre Begleitung mehr als den vollen Ticketpreis für die Person mit Behinderung (einschließlich etwaiger anwendbarer Preisnachlässe) zu zahlen hätte. Zahlreiche Klubs haben von Betrugsfällen berichtet, in denen nicht genutzte Tickets für Begleitpersonen an andere Zuschauer verkauft wurden. Um dies zu verhindern, verlangen einige Klubs, dass Fans mit Behinderungen nur zusammen mit der vorgesehenen Begleitperson Einlass ins Stadion erhalten. Auf diese Weise können die beiden Tickets nacheinander gescannt werden und das Risiko eines Weiterverkaufs von Tickets für Begleitpersonen wird minimiert. Nichtsdestotrotz kommt es auf Flexibilität und Rücksicht an, da es triftige Gründe geben kann, warum ein Fan mit Behinderung bereits vor der Begleitperson ins Stadion kommt. Nachstehend wird die Rolle einer Begleitperson sowie das etwaige Erfordernis einer zweiten Begleitperson näher erläutert (siehe (Secure Tickets from Authorises Retailers (STAR) 2019) und (Level Playing Field (LPF) 2019)). cafefootball.eu 17
Wer benötigt eine Begleitperson? Nicht nur für Rollstuhlfahrer*innen kann eine Begleitperson erforderlich sein. Viele Menschen haben „nicht-sichtbare Behinderungen“ oder Erkrankungen mit fortschreitendem Verlauf und können aus den verschiedensten Gründen eine persönliche Betreuung benötigen. Menschen mit Behinderungen, die auf einen Assistenz- oder Blindenhund angewiesen sind, können ebenfalls auf eine Begleitperson oder persönliche Betreuung angewiesen sein. Wer kommt als Begleitperson in Frage? Die jeweiligen Zugangsbedürfnisse und der Grad der benötigten Unterstützung können sich von Person zu Person unterscheiden. Daher ist je nach Einzelfall zu entscheiden, wer als Begleitperson für Menschen mit Behinderung in Frage kommt. In Großbritannien sind viele Hauptbetreuungspersonen (von Menschen mit Behinderung) Kinder (die z. B. ihre behinderten Eltern oder Geschwister unterstützen) und leisten wertvolle Assistenz. Daher wird Klubs und nationalen Verbänden davon abgeraten, ein Mindestalter für Begleitpersonen festzulegen. Vielmehr sollten auch Kinder als potenzielle Begleitpersonen für Menschen mit Behinderung in Frage kommen, sofern sie aus Sicht der Person selbst die erforderliche Unterstützung leisten können. Mehrere Begleitpersonen? Falls Zuschauer*innen mit Behinderung für den Zugang zum Stadion oder die Inanspruchnahme einer Dienstleistung zwei Begleitpersonen benötigen, sind Klub bzw. Veranstalter angehalten, auf Anfrage eine zweite Freikarte für die zusätzliche Begleitperson (als angemessene Vorkehrung) bereitzustellen. Dies kann beispielsweise erforderlich sein, wenn die Person mit Behinderung nicht allein gelassen werden darf, weil sie auf ein tragbares Beatmungsgerät oder die Zufuhr von Sauerstoff angewiesen ist. Genauso könnte sie für das Aufsuchen der Toilette zusätzliche Unterstützung benötigen (z. B. wenn eine Person mit Behinderung durch zwei andere Menschen gehoben werden muss). Das bedeutet nicht, dass alle Menschen mit Behinderung zwei Begleitpersonen benötigen. Wenn Menschen mit Behinderung die Dienstleistungen ohne zusätzliche Unterstützung (d. h. ohne eine zweite Begleitperson) in Anspruch nehmen können, ist der Anbietende berechtigt, die Ticketkosten für weitere Personen (z. B. Familie oder Freunde), die dem Spiel zusammen mit der behinderten Person beiwohnen wollen, in Rechnung zu stellen – genauso wie bei anderen Zuschauer*innen oder anderer Klientel auch. cafefootball.eu 18
Behinderte Kinder Einige Vereine oder Verbände verlangen, dass alle Kinder (ob behindert oder nicht) bis zu einem bestimmten Alter von einem Erwachsenen begleitet werden und dass sowohl Kinder als auch Erwachsene ein Ticket käuflich erwerben müssen. In diesem Fall wären behinderte Kinder und ihr zugehöriges Elternteil nicht benachteiligt, wenn sie jeweils ein eigenes Ticket kaufen müssten. Nichtsdestotrotz ist es möglich (und wird in der Praxis oftmals auch so gehandhabt), dass behinderte Kinder „positiv diskriminiert“ werden, indem ihre Begleitperson eine Freikarte erhält und zwar auch dann, wenn alle Kinder nur in Begleitung eines Erwachsenen ins Stadion dürfen. Falls ein behindertes Kind auf zwei Begleitpersonen angewiesen ist, sollte das Ticket für die zweite Begleitperson in jedem Fall kostenfrei sein. Für den Fall, dass ein Klub bzw. nationaler Verband nicht vorschreibt, dass alle Kinder nur in Begleitung eines Erwachsenen ins Stadion dürfen, sollten Begleitpersonen von behinderten Kindern kostenlos Zutritt erhalten. Nachweis über das Erfordernis einer Begleitperson In einigen Ländern wird im Behindertenausweis vermerkt, wenn ein Mensch mit Behinderung eine Begleitperson benötigt (und daher Anspruch auf eine Freikarte für die Begleitperson hat). Jedoch ist dies bei der überwiegenden Mehrheit der Behinderungsnachweise nicht der Fall (für weitere Informationen siehe Schritt 7). Daher sollten immer auch Vernunft und gesunder Menschenverstand zählen. Wenn eine behinderte Person (oder ihr Vertreter) mitteilt, dass sie eine (oder sogar zwei) Begleitperson(en) benötigt, um sie am Spieltag oder bei einer anderen Veranstaltung zu unterstützen, dann ist dies höchstwahrscheinlich auch der Fall und das Anliegen sollte nicht in Frage gestellt werden (es sei denn, es gibt berechtigte Zweifel an den Angaben). Welche Aufgaben haben Begleitpersonen? Eine Begleitperson soll den Fan dabei unterstützen, das Stadionerlebnis am Spieltag vollumfänglich zu genießen. Dies schließt beispielsweise die Anreise zum Stadion, die Begleitung beim Toilettengang, die Unterstützung mit medizinischer Ausrüstung oder bei der Verpflegung, das Begleiten zum Sitzplatz oder Unterstützung im Zusammenhang mit der Mobilität mit ein. Falls der Stadionbetreiber weitere Aufgaben oder Verantwortlichkeiten für die Begleitperson vorsieht (z. B. Unterstützung im Falle einer Evakuierung, sofern im jeweiligen Land zulässig), sind Begleitpersonen klar und deutlich darauf hinzuweisen (beispielsweise auf der Website, in den Ticketing-Richtlinien, während des Verkaufsprozesses usw.). cafefootball.eu 19
Freund*innen und Familie Wie viele andere Fans möchten auch Menschen mit Behinderung meist gern neben Freund*innen oder Familienmitgliedern im Stadion sitzen, ohne dass diese immer die wichtige Rolle einer Begleitperson übernehmen. Aus diesem Grund sollte das Ticketing- System so gestaltet sein, dass behinderte Fans während des Erwerbs ihres eigenen Tickets zusätzliche Standardtickets in unmittelbarer Nähe zu ihrem Platz erwerben können (und zwar ohne separaten Kaufvorgang). Schritt 7 – Prüfung von Behinderungsnachweisen/Zugangsbedürfnissen Wann ist eine Prüfung von Behinderungsnachweisen bzw. Zugangsbedürfnissen erforderlich? Viele Organisationen bzw. Ticketanbieter*innen tun sich schwer damit, Behinderungsnachweise zu verlangen. Viele sind besorgt darüber, gegen die Menschenwürde zu verstoßen oder damit eine Verfehlung zu begehen. Dem gegenüber spricht sich die Mehrheit der Fans mit Behinderung tatsächlich überwiegend für ein Nachweissystem aus, sofern es richtig organisiert und umgesetzt wird. In einer Studie von CAFE aus dem Jahr 2013 stimmten nur 23 % der befragten Behinderten zu (davon stimmten 8 % voll und ganz zu und 15 % stimmten zu), dass der Verkauf von Tickets für barrierefreie Plätze auf Vertrauen beruhen sollte (Centre for Access to Football in Europe; German Sport University Cologne 2013, 42). In der gleichen Studie gab etwa die Hälfte der Befragten an, dass es ihrer Auffassung nach Missbrauch bei barrierefreien Tickets gibt, obwohl sie einen solchen Missbrauch selbst nicht häufig wahrnehmen. Insbesondere bei Veranstaltungen mit hoher Nachfrage könnte nach Auffassung der Befragten ein Online-Verkauf von barrierefreien Tickets ohne Behinderungsnachweis oder andere Schutzmechanismen zu einem Missbrauch dieser Tickets führen. Wenngleich er nicht dem Gleichstellungsgedanken entspricht, könnte demnach ein Prozess mit Vorabregistrierung oder Nachweis der Behinderung erforderlich sein, um sicherzustellen, dass barrierefreie Tickets nur jenen Interessierten zur Verfügung gestellt werden, die auf diese Tickets angewiesen sind. (Secure Tickets from Authorises Retailers (STAR) 2019, 10). Vor diesem Hintergrund sollten Nachweise der Behinderung zur Verhinderung betrügerischer Aktivitäten und zur Gewährleistung, dass barrierefreie Tickets allein an Fans verkauft werden, die auf diese Tickets angewiesen sind, nur unter besonderen Umständen verlangt werden. Dazu zählen u. a. folgende: cafefootball.eu 20
• Es besteht eine hohe Nachfrage und das Stadion wird aller Voraussicht nach ausverkauft sein (z. B. bei wichtigen Spielen wie dem Pokalfinale, Spielen der Nationalmannschaft gegen namhafte Gegner, Spielen in den europäischen Klubwettbewerben der UEFA, Spielen von Klubs mit generell sehr hoher Stadionauslastung oder anderen Veranstaltungen mit hoher Nachfrage). • Barrierefreie Plätze stehen nur in sehr begrenzter Anzahl zur Verfügung. • Tickets für Barrierefreie Plätze werden gegenüber Standardtickets zu ermäßigten Preisen angeboten. Wenn ein*e Zuschauer*in mit Behinderung bereits bei der Ticketbeantragung oder beim Ticketerwerb einen Behinderungsnachweis vorgelegt hat, sollte der Nachweis nicht erneut gefordert werden. Es ist beleidigend und würdelos, eine*n Zuschauer*in beim Einlass zu einem Veranstaltungsort oder einer Veranstaltung um einen Nachweis zu bitten (es sei denn, es bestehen berechtigte Zweifel), und CAFE ist der Ansicht, dass eine solche Praxis diskriminierend wäre. CAFE hat beobachtet, dass verschiedene Vereine in ganz Europa den Namen des Ticketinhabers oder der Ticketinhaberin auf dem Ticket vermerken und an den Stadioneingängen stichprobenartige Ausweiskontrollen durchführen, um zu überprüfen, ob der Name auf dem Ticket mit dem Ausweis der Person übereinstimmt. CAFE empfiehlt, dass diese Praxis niemals nur für Zuschauer*innen mit Behinderung gelten sollte, um Betrug zu verhindern. Wenn sie ausgeübt wird, sollte die Richtlinie für alle Zuschauer*innen gelten und es sollten Vorankündigungen gegeben werden. Nichtsdestotrotz sollte beachtet werden, dass nicht in allen Ländern nationale Ausweise ausgestellt werden. Darüber hinaus ist ein Fan mit Behinderung möglicherweise nicht in der Lage, seine Begleitperson beim Ticketkauf zu bestätigen. Daher wird empfohlen, dass die Vereine sich mit behinderten und nicht behinderten Fans über eine solche Richtlinie beraten, um sicherzustellen, dass die Richtlinie praktikabel und nicht diskriminierend ist. Registrierung von Nachweisen der Behinderung CAFE empfiehlt Vereinen, nationalen Verbänden und Veranstaltungsorten, ein System zu schaffen, um zu registrieren, wenn der Nachweis einer Behinderung eines*einer behinderten Zuschauer*in abgefragt und akzeptiert wurde. Alle gespeicherten Informationen sollten der Zustimmung der behinderten Person unterliegen und den Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung und dem nationalen Datenschutzgesetz entsprechen. Mit diesem System wird vermieden, dass der Nachweis der Behinderung bei jedem Ticketkauf für ein Spiel vorgelegt werden muss. Es wird empfohlen, dass im System das Ablaufdatum des Behinderungsnachweises (falls vorhanden) notiert wird, damit das Ticketpersonal informiert wird, wenn ein neuer Nachweis verlangt werden muss. Das System könnte auch alle Zugangsanforderungen aufzeichnen, die der Fan mit Behinderung dem Veranstaltungsort mitteilen möchte, was cafefootball.eu 21
für die Mehrheit der Fans mit Behinderung eine akzeptable Praxis zu sein scheint. Nur 30 % der Umfrageteilnehmer (10 % stimmen voll und ganz zu, 20 % stimmen zu) hätten etwas dagegen, dass der Betreibende der Sportveranstaltung eine Datenbank führt, in der ihre Daten für zukünftige Veranstaltungen und Turniere gespeichert werden. (Centre for Access to Football in Europe; German Sport University Cologne 2013, 42) Die nationalen Verbände könnten eventuell ein nationales Register einrichten, auf das die Vereine zugreifen können, so dass behinderte Fans ihre Daten (und den Nachweis) nur einmal eingeben müssen, um Spiele in ihrem Land zu besuchen. Klubs, nationale Verbände und Ausrichter*innen der Veranstaltungsorte sollten auch überlegen, wann der Nachweis einer Behinderung erneut verlangt werden sollte, je nach Gültigkeit des Nachweises. Akzeptierte Nachweise der Behinderung Die Arten der Nachweise der Behinderungunterscheiden sich von Land zu Land und in manchen Fällen auch nach der Art der Behinderung. In manchen Ländern gibt es auch regional unterschiedliche Nachweise. Zu den Nachweisen gehören z. B. ein Behindertenausweis, ein Pass oder eine Karte, ein Schreiben über eine Invaliditätsrente oder -leistung, Versicherungsbriefe vom Staat oder medizinische Aufzeichnungen von Hausärzten, Krankenhausärzten oder Sozialarbeitern. Einige Länder veröffentlichen eine Liste der typischerweise akzeptierten Nachweise auf den Websites der Regierung oder von Behinderten-NGOs (siehe z. B. Finnland: https://finlex.fi/fi/laki/ajantasa/2007/20070570 oder https://www.kela.fi/web/en/disability-card ). In Deutschland existiert zum Beispiel der „Schwerbehindertenausweis“, in Österreich ein „Behindertenpass“, die allgemein anerkannt sind. In der Schweiz gibt es keinen Ausweis, der in allgemeiner Form eine Behinderung bestätigt. Jedoch gibt es verschiedene Nachweise (wie z.B. die Ausweiskarte für Blinde und Sehbehinderte oder die Parkkarte für Mobilitätsbehinderte oder den IV-Ausweis, der den Bezug einer Invalidenrente bestätigt), die grundsätzlich akzeptiert werden. cafefootball.eu 22
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