/ 18. Juli 2021 - Ottobeuren macht Geschichte
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Titelbild: Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus der Kuppel des Chores von J. J. Zeiller „Der Engelsturz“. Gottvater thront inmitten seiner unsichtbaren Schöpfung – der Welt der Engel. Luzifer und sein Anhang, die abtrünnigen Engel, werden durch Michael aus dem Himmel in die Hölle gestürzt und im Himmel jubeln die neun Chöre der seligen Geister ihrem Schöpfer zu. Aufnahme: Reinhard Braun Partner der Ottobeurer Konzerte: 2
Informationen für Ihren Konzertbesuch 1. Sollten Sie vor bzw. in der Basilika am Einlass kurz warten müssen, möchten wir Sie bitten, zu anderen Konzertbesuchern einen Abstand von 1,5 Metern einzu- halten. 2. Besucherinnen und Besucher haben in der Basilika bzw. der Abtei eine Mund- Nasen-Bedeckung zu tragen, solange sie sich nicht an ihrem Platz befinden. 3. Vom Besuch der Veranstaltung sind Personen (Mitwirkende und Besucherinnen bzw. Besucher) ausgeschlossen, die a. in den letzten 14 Tagen wissentlich Kontakt zu einem bestätigten an COVID- 19-Erkrankten hatten oder b. Symptome aufweisen, die auf eine COVID-19-Erkrankung hindeuten können, wie Atemwegssymptome jeglicher Schwere, unspezifische Allgemeinsymp- tome und Geruchs- oder Geschmacksstörungen. c. Sollten Personen während der Veranstaltung Symptome entwickeln, haben sie umgehend die Veranstaltung zu verlassen. 4. Bitte bleiben Sie am Ende des Konzerts zunächst auf Ihrem Platz. Als erste ver- lassen die hinteren Bänke/Reihen die Basilika/Kaisersaal, bitte warten Sie ab, bis Ihre Bank an die Reihe kommt. Achten Sie bitte stets auf den Abstand von 1,5 m und tragen Sie, wenn Sie Ihren Platz verlassen, einen Mund-/Nasen-Schutz. 3
Samstag, 17. Juli 2021, Museum für zeitgenössische Kunst TrioVanBeethoven Sonntag, 18. Juli 2021, Basilika ANTON BRUCKNER Symphonie Nr. 5 B-Dur WAB 105 Deutsche Radio Philharmonie Leitung Manfred Honeck 4
OTTOBEURER KONZERTE 2021 Museum für zeitgenössische Kunst Ottobeuren Samstag, 17. Juli 2021, 17:30 Uhr und 19:30 Uhr TrioVanBeethoven Clemens Zeilinger – Klavier Verena Stourzh – Violine Franz Ortner – Violoncello Klaviertrios von Haydn und Beethoven JOSEPH HAYDN Klaviertrio in C-Dur Hob. XV:21 (1732 – 1809) Adagio pastorale – Vivace assai Andante molto Finale. Presto LUDWIG VAN BEETHOVEN Triosatz in B-Dur, WoO39 (1770 – 1827) Allegretto Klaviertrio in B-Dur, op. 97 „Erzherzog-Trio“ Allegro moderato Scerzo. Allegro Andante cantabile Allegro moderato Die Sängerin Lorna Anderson (Schottland) kann aufgrund der Corona-Einreisebestimmungen das Konzert leider nicht bestreiten. 5
TrioVanBeethoven Warum „van Beethoven“? Beethoven steht für Unabhängigkeit im Denken, für das Revolutionäre, für das über seine Zeit Hinausweisende. So ist er einerseits Einzel- gänger, andererseits zentrale Basis für viele Kompositionstraditionen der Zukunft, die sich auf ihn beriefen – wie zum Beispiel für die Achse von Brahms bis Schönberg. Beethoven als Symbol der Verbundenheit mit den Meistern der Wiener Klassik, aber auch als Visionär und Ventil für Neues – dies passt zum „Haupt-Thema“ des TrioVanBeethoven: Die Pflege der klassischen Trio-Literatur, aber auch Komposi- tionsaufträge für Uraufführungen oder Crossover-Projekte prägen seine Tätigkeit. Gemeinsam mit den schottischen Sängern Lorna Anderson, Sopran und Jamie MacDougall, Tenor setzt sich das TrioVanBeethoven auch mit den Schottischen Volksliedbearbeitungen Haydns und Beethovens auseinander, um diese einmalige Kombination von Kunstmusik und schottischer Volksliedtradition einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. In seinem Gründungsjahr 2011 gab das Trio sein Debut bei den renommierten Tagen der Alten Musik in Herne (Deutschland) und trat seither in vielen Ländern Europas, im Iran und in China auf. Das Ensemble war unter anderem zu Gast im Wiener Konzerthaus, beim Bruckner- fest Linz, bei den Festwochen Gmunden, den Musikwochen Millstatt, beim Steirischen Kammermusikfestival, beim Allegro Vivo Festival, beim Haydnfestival Brühl (DE), in London Kings Place, Glasgow und Edinburgh (GB), beim Pazaislis Festival in Kaunas (LT), bei der Haydn Biennale in Mechelen (BE), beim Festival Nuova Conso- nanza in Rom (IT), beim Festival Imago Sloveniae in Laibach (SL), beim International Chamber Music Festival in Esbjerg (DK) und beim Festival Rencontres Musicales en Artois (FR). 2014-2018 gestaltete das TrioVanBeethoven eine Konzertreihe im Schloss Kremsegg in Oberösterreich, seit 2017 bestreitet es einen Abo-Zyklus im MuTh in Wien. Für das österreichische Label Gramola hat das Ensemble sämtliche Klaviertrios von Ludwig van Beethoven auf vier CDs eingespielt. Die Gesamtauf- nahme wurde 2017 mit dem Ö1 Pasticciopreis ausgezeichnet. Im Juli 2018 erschien ebenfalls bei Gramola eine CD mit schottischen, irischen und walisischen Volks- liedbearbeitungen von Ludwig van Beethoven – mit Lorna Anderson, Sopran, und Jamie MacDougall, Tenor. Clemens Zeilinger, 2011/12 „artist in residence“ im Brucknerhaus Linz, zählt zu den führenden Pianisten Österreichs. Er gewann den 1. Preis des Europäischen Jugend-Musikwettbewerbs in Antwerpen, war Preisträger des Beethoven-Wettbe- werbs in Wien und des Europäischen Kammermusikwettbewerbs in Den Haag. Als Solist arbeitete er mit renommierten Orchestern wie den Niederösterreichischen Tonkünstlern, dem Brucknerorchester Linz, dem Mozarteum Orchester Salzburg 6
und dem Orchestra of the Royal Academy London zusammen. Er konzertierte in vielen Ländern Europas, in den USA, in Japan, Korea, Marokko, sowie im Iran und im Oman. 2008 spielte Clemens Zeilinger sämtliche Sonaten von Ludwig van Beet- hoven im Brucknerhaus Linz, 2010 widmete er sich dort einem Schubert-Schwer- punkt mit einem eigenen Zyklus. Er lehrt an der Universität für Musik in Wien und an der Anton-Bruckner-Universität Linz. Verena Stourzh war von 1998-2010 Geigerin des Haydn Trio Eisenstadt und hat eine umfangreiche Konzerttätigkeit im In- und Ausland absolviert: Sie war zu Gast im Wiener Musikverein, im Wiener Konzerthaus, bei den Haydnfestspielen Eisen- stadt, im Concertgebouw Amsterdam, im Stadtcasino Basel, im Louvre Auditorium Paris, in Kings Place London, beim Cheltenham Festival, beim Beethovenfest Bonn, im Musikverein Zagreb, beim Festival EuroArt Prag, im International Performing Arts Center Moskau, in der Philharmonie Kiew, im International Center of Perfor- ming Arts Beijing, im Metropolitan Museum New York, in der Library of Congress Washington, sowie in Kanada, Südamerika, Südafrika, Australien und Ostasien. 7
Mit dem Haydn Trio Eisenstadt hat Verena Stourzh international anerkannte Gesamteinspielungen der Klaviertrios von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert sowie die weltweit erste Gesamteinspielung aller 429 Schottischen Lieder von Joseph Haydn vorgelegt (mit den schottischen Sängern Lorna Anderson, Sopran und Jamie MacDougall, Tenor). Verena Stourzh spielt auf einer Violine von Carlo Ferdinando Landolfi, 1770. Franz Ortner hat sich als Solist und Kammermusiker schon früh international einen Namen gemacht. Er war Preisträger des Internationalen Brahms Wettbewerbs 2004 und des Cellowettbewerbs „Gradus ad Parnassum“ 2005, außerdem war er zwei Jahre Stipendiat der Lucerne Festival Academy unter Pierre Boulez. 2006- 2009 war Franz Ortner Solocellist des Metropolitan Chamber Orchestra in Lissa- bon, 2009-2014 war er Cellist des Esbjerg Ensembles in Dänemark. Derzeit ist er Mitglied des Musikkollegium Winterthur, Schweiz und des „Concert Olympique„, Belgien. Als Solist trat er mit der Philharmonie Bad Reichenhall, dem Kammer- orchester Rheinland-Pfalz, dem Estonian National Symphony Orchestra und mit dem Musikkollegium Winterthur auf. 2010 veröffentlichte Franz Ortner mit der Pianistin Caroline Boirot eine CD mit Werken von Brahms, Fuchs, Kirchner und Schumann, 2011 erschien eine Live CD mit dem Cellokonzert von Antonín Dvořák. Franz Ortner spielt auf einem Violoncello von Jean Baptiste Vuillaume, 1856. 8
Basilika Ottobeuren Sonntag, 18. Juli 2021, 15:00 Uhr ANTON BRUCKNER (1824 – 1896) Symphonie Nr. 5 B-Dur WAB 105 Adagio – Allegro Adagio. Sehr langsam Scherzo. Molto vivace Finale. Adagio – Allegro moderato Deutsche Radio Philharmonie Leitung Manfred Honeck 9
Liebe Gäste der Ottobeurer Konzerte, in den vergangenen Konzerten trat bei manchen Zuhörern eine gewisse Unsicherheit auf, wie traditionellerweise der Abschluss eines Basilika-Konzertes bei uns in Ottobeuren verläuft. Seit über 70 Jahren ist jeder Konzert-Sonntag in Ottobeuren ein geistliches Ereignis. Er beginnt mit einem feierlichen Gottes- dienst am Vormittag, am Nachmittag spielt ein Sinfonieorchester das Konzert. Der Gottesdienst wird eingeläutet, das Konzert mit großem Geläut beendet. Die Corona- Pandemie seit März 2020 hat zwar die äußere Form der Basilika-Konzerte verän- dert, nicht aber ihren geistlichen Charakter. Das mag damit zusammenhängen, dass wir uns im Konzert als Staunende vor der Wirklichkeit und Macht der Töne erfahren, dass wir uns als Hörende an einem sakralen Ort befinden. Der Philosoph und Musikwissenschaftler Dr. Otto Zsok ist überzeugt, dass der Mensch erst nach der gemachten lebendigen Hörererfahrung ins Staunen gerät. Für das Hörempfinden ist die Stille nach einer Musik von größtem Wert, ja, diese sich anschließende Stille gehört zur Musik zuvor unbedingt dazu. Otto Zsok schreibt: „In der Stille danach – nach der gehörten Melodie – beginnt erst die geistige Aufarbeitung dessen, was uns jenseits der physisch hörbaren Klänge und durch sie hindurch berührt, erschüttert und wachgerüttelt hat.“ (aus: Musik und Transzendenz. Ein philosophischer Beitrag zur Eruierung der geistig-spirituellen In- halte der großen abendländischen Musik, St. Ottilien 1998, S. 15) Klatschen oder jubelnde Zurufe stören deshalb nach einem Konzert, weil sie den geistlichen Charakter rauben und somit das spezielle Musikerleben in Ottobeu- ren unmöglich machen. Das Klatschen ist gut gemeint und will den Musikern und Sängern die Dankbarkeit und Bewunderung der Zuhörer bekunden. Die Orchester jedoch, die nach Ottobeuren kommen und in der Basilika spielen, wissen, dass unsere Konzerte traditionell mit einer Stille und dem fernen Geläut der Glocken beendet werden. Aus diesem Grunde möchte ich, im Namen der für die Konzerte Verantwort- lichen, alle Konzertbesucher höflich darum bitten, – unserer Ottobeurer Tra- dition entsprechend – nach Ende des Konzertes nicht zu applaudieren und noch so lange auf Ihren Plätzen zu verweilen bis alle Glocken verstummt sind. Corona-Schutzmaßnahme: Bitte bleiben Sie zunächst auf Ihrem Platz. Als ers- te verlassen die hinteren Bänke die Basilika, bitte warten Sie ab, bis Ihre Bank an die Reihe kommt. Achten sie bitte auf den Abstand von 1,5 m und tragen Sie, wenn Sie Ihren Platz verlassen, einen Mund-/Nasen-Schutz. Herzlichen Dank! Abt Johannes Schaber OSB 10
Manfred Honeck, Dirigent Manfred Honeck gilt als einer der weltweit führenden Dirigenten, dessen unverwechselbare und richtungs- weisenden Interpretationen international große Aner- kennung erfahren. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist er Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra. In der Saison 2020/21 wird mit Sonderkonzerten, beson- deren Programmen und Partnerschaften das 125jäh- rige Jubiläum des Orchesters begangen. Manfred Honeck und das Orchester werden sowohl in Pittsbur- gh als auch im Ausland gefeiert. Gastspiele führen re- gelmäßig in die Carnegie Hall und zum Lincoln Center in New York sowie in die bedeutendsten europäischen Musikmetropolen und zu Festivals wie den BBC Proms, den Salzburger Festspie- len, dem Musikfest Berlin, dem Lucerne Festival, dem Rheingau Musik Festival, dem Beethovenfest Bonn und dem Grafenegg Festival. Die enge Zusammenarbeit mit dem Musikverein in Wien wurde im Herbst 2019 mit einer Residenz im Rahmen der jüngsten Europa-Tournee fortgesetzt, die in zehn Städte in fünf Ländern führte. Manfred Honecks erfolgreiche Tätigkeit in Pittsburgh wird durch bereits mehr als zehn Aufnahmen für das Label Reference Recordings umfassend dokumentiert. Alle SACDs mit Werken von Strauss, Beethoven, Bruckner, Tschaikowsky und an- deren erhielten eine Vielzahl an hervorragenden Rezensionen und Auszeichnungen, darunter eine Reihe von Grammy-Nominierungen. Die Einspielung von Schostako- witschs 5. Symphonie und Barbers Adagio gewann 2018 den Grammy für „Best Orchestral Performance„. Im folgenden Jahr erschien Bruckners Symphonie Nr. 9, die erneut in mehreren Kategorien für den Grammy nominiert wurde. Die jüngste Aufnahme, Beethovens Symphonie Nr. 9, wurde im Februar 2021 veröffentlicht. Der gebürtige Österreicher absolvierte seine musikalische Ausbildung an der Hoch- schule für Musik in Wien. Die langjährige Erfahrung als Mitglied der Wiener Philhar- moniker und des Wiener Staatsopernorchesters war nachhaltig prägend für seine Arbeit als Dirigent. Seine Interpretationskunst basiert auf der Entschlossenheit, sich tief unter die Oberfläche der Musik zu begeben. Seine Laufbahn als Dirigent be- gann Manfred Honeck als Assistent von Claudio Abbado in Wien sowie als Leiter des Jeunesse Orchesters Wien. Anschließend wurde er als Erster Kapellmeister an das Opernhaus Zürich verpflichtet, wo er 1993 den Europäischen Dirigentenpreis erhielt. Er wirkte seither als einer der drei Hauptdirigenten des MDR Sinfonieorches- ters Leipzig, als Musikalischer Leiter der Norwegischen Nationaloper, als Erster Gastdirigent des Oslo Philharmonic Orchestra und der Tschechischen Philharmo- nie sowie als Chefdirigent des Swedish Radio Symphony Orchestra in Stockholm. 11
Von 2007 bis 2011 war Manfred Honeck Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart. Dort dirigierte er unter anderem Premieren von Berlioz‘ Les Troyens, Mozarts Idomeneo, Verdis Aida, Poulencs Dialogues des Carmélites, den Rosen- kavalier von R. Strauss, die Fledermaus von Johann Strauß sowie Wagners Lohen- grin und Parsifal. Gastspiele im Bereich der Oper führten ihn an die Semperoper Dresden, an die Komische Oper Berlin, an die Königliche Oper in Kopenhagen, zum White Nights Festival nach St. Petersburg und zu den Salzburger Festspie- len Im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 übernahm er die musikalische Leitung der Neuinszenierung von Fidelio in der Fassung von 1806 am Theater an der Wien. Jenseits des Dirigentenpults hat Manfred Honeck eine Reihe von symphonischen Suiten konzipiert, die auf szenischen Werken basieren, darunter Janáčeks Jenůfa, Strauss‘ Elektra und Dvořáks Rusalka. Diese Arrangements, die er allesamt mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra aufgenommen hat, bringt er auch regelmäßig mit Orchestern auf der ganzen Welt zur Aufführung. Als Gastdirigent stand Manfred Honeck am Pult aller führenden internationa- len Klangkörper, darunter das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die Berliner Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Bamberger Symphoniker, das Tonhalle-Orchester Zü- rich, Royal Concertgebouw Orchestra, London Symphony Orchestra, Orchestre de Paris, Accademia Nazionale di Santa Cecilia Rom sowie die Wiener Philharmoniker; in den USA leitete er das Los Angeles Philharmonic, New York Philharmonic, The Cleveland Orchestra, Chicago Symphony Orchestra, Boston Symphony Orchestra, Philadelphia Orchestra und San Francisco Symphony. Er ist außerdem seit mehr als fünfundzwanzig Jahren Künstlerischer Leiter der Internationalen Wolfegger Konzerte. Manfred Honeck wurde von mehreren US-amerikanischen Universitä- ten zum Ehrendoktor ernannt. Im Auftrag des österreichischen Bundespräsidenten wurde er mit dem Berufstitel Professor gewürdigt. Die Fachjury der International Classical Music Awards zeichnete ihn 2018 als „Artist of the Year“ aus. 12
Die Deutsche Radio Philharmonie (DRP) ist eines der großen Rundfunk-Sinfonieorchester der ARD, gemeinsam getragen vom Saarlän- dischen Rundfunk (SR) und Südwestrundfunk (SWR). Verwurzelt ist das Orchester im Ein- zugsbereich der Sendegebiete des SR und www.drp-orchester.de des SWR, darüber hinaus gestaltet es das Musikleben im grenznahen Dreilände- reck Deutschland/Frankreich/Luxembourg engagiert mit. Tourneen führten in die Schweiz, nach Polen, China und mehrfach nach Südkorea. Chefdirigent der DRP ist seit 2017 der finnische Dirigent Pietari Inkinen. Ehrendirigent ist der 2017 ver- storbene Stanislaw Skrowaczewski, der mit dem Orchester eine vielbeachtete Re- ferenzaufnahme der Bruckner-Sinfonien vorlegte. Im Konzertsaal und im Aufnahmestudio erarbeitet das Orchester zur Zeit die Sin- fonik von Antonín Dvořák und Sergej Prokofjew. Weitere Repertoireschwerpunkte der DRP liegen auf der Neu- und Wiederentdeckung von Komponisten wie dem israelischen Komponisten Tzvi Avni oder dem deutsch-französischen Romantiker Louis Théodore Gouvy. Im direkten Kontakt mit der Komponisten-Avantgarde realisiert die DRP regel- mäßig Auftragswerke und Uraufführungen. Rolf Riehm, Philippe Manoury oder Thierry Pécou haben für die DRP geschrieben. Seit 1999 bietet die zweijährliche „Saarbrücker Komponistenwerkstatt“ ein Experimentierfeld für junge Komponisten, seit 2013 erfolgt die Verleihung des „Theodore Gouvy-Kompositionspreis„. In der „Saarbrücker Dirigentenwerkstatt“ ermöglicht es die DRP in Kooperation mit dem Deutschen Musikrat jungen Dirigenten, Programme mit zeitgenössischer Musik zu erarbeiten. Der jährliche Wettbewerb „SWR Junge Opernstars“ mit Publikums- und DRP-Orchesterpreis fördert die Karriere internationaler Gesangstalente. Der Markt Ottobeuren bedankt sich ganz herzlich bei der Deutschen Radio Philharmonie und ihrem Dirigenten Manfred Honeck für das sehr große finanzielle Entgegenkommen zur Verwirklichung dieses Konzertes in der Ottobeurer Basilika. 13
Anton Bruckner (1824-1896) Sinfonie Nr. 5 B-Dur WAB 105 Adagio – Allegro Adagio Scherzo: Molto vivace Finale: Adagio – Allegro moderato Süsser Kern in harter Schale Anton Bruckner und das Mysterium der Fünften Sinfonie „Der letzte Sinfoniesatz bei Bruckner ist wohl durchgängig eine harte Nuss, an der man sich die Zähne ausbeissen kann […] Das sind alles Töne aus anderen Welten, abgrundtiefe Mysterien, die man wohl schaudernd ahnen, aber niemals enträtseln wird„, bemerkte Hugo Wolf, wenige Monate nach dem Tod seines Kollegen, in ei- nem Brief. Und der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick schrieb 1890 anlässlich einer Aufführung der dritten Sinfonie: „Wie helle Blitze leuchten hier vier, dort acht Takte in eigenartiger Schönheit auf; dazwischen liegt wieder verwirrendes Dunkel, müde Abspannung und fieberhafte Überreizung. […] Es bleibt ein psychologisches Rätsel, wie dieser sanfteste und friedfertigste aller Menschen […] im Moment des Komponierens Anarchist wird, der unbarmherzig alles opfert, was Logik und Klar- heit der Entwicklung, Einheit der Form und der Tonalität heisst. Wie eine unförmige glühende Rauchsäule steigt seine Musik auf, bald diese, bald jene groteske Gestalt annehmend.„ Bruckners Sinfonik erschien den meisten Zeitgenossen rätselhaft. Gegnern wie Hanslick oder Brahms ohnehin, ebenso aber auch den Anhängern. Gerade die Freunde und wohlmeinenden Kollegen drängten Bruckner immer wieder dazu, sei- ne Werke zu überarbeiten und zugänglicher zu gestalten. Oder sie griffen, wie bei- spielsweise Franz Schalk oder Gustav Mahler im Fall der fünften Sinfonie, selbst massiv in seine Partituren ein. In der Originalfassung hat Bruckner dieses zwischen 1875 und 1878 entstandene Werk nie zu hören bekommen. Lediglich eine Bearbei- tung für zwei Klaviere konnte er 1887 erleben. Als Schalk die Fünfte 1894 in Graz erstmals mit Orchester aufführte, war Bruckner bereits zu krank, um anzureisen. Was ihm immerhin einige Aufregung ersparte: Er hätte das von seinem Schüler neu instrumentierte und gekürzte Werk womöglich nicht wiedererkannt. So wie Bruck- ner seine Sinfonie tatsächlich komponiert hatte, erklang sie überhaupt erstmals 1935; allerdings wird sie heute fast immer in der authentischen Fassung aufgeführt, die seit 1951 in der Neuen Bruckner-Ausgabe vorliegt. 14
Wäre die originale Fünfte schon dem zeitgenössischen Publikum zugänglich gewe- sen, es hätte sie wohl kaum anders beurteilt als die „verwirrende“ Dritte. Bereits der Beginn des Kopfsatzes macht das deutlich: Über kontinuierlichem Pizzicato der tiefen Streicher setzen die Geigen und Bratschen sehr zart und ruhig mit ei- nem altertümlich-polyphonen vierstimmigen Satz ein. Zweifellos ist das eine dieser Stellen von „eigenartiger Schönheit„, doch nach wenigen Takten schon ist sie vo- rüber. Auf eine Generalpause folgt ein Fortissimo des ganzen Orchesters: ein ge- brochener Ges-Dur-Dreiklang, weit von der Grundtonart entfernt, gespielt in zackig punktiertem Rhythmus. Wieder eine Generalpause. Dann die kraftvolle, hymnische Antwort der Blechbläser. Von weiteren Pausen abgetrennt erneut Tutti-Dreiklang und Bläserhymne. Pause und Tempowechsel. Rascher und in dreifachem Piano nehmen die zweiten Geigen das Motiv der tiefen Blechbläser auf, eine Gegenme- lodie der ersten Geigen tritt hinzu, und ihr Wechselspiel, dem sich immer mehr In- strumente anschliessen, schaukelt sich hoch bis zu einem Fortissimo-Höhepunkt. All diese scheinbar isolierten Ereignisse, die zusammen die Adagio-Introduktion bilden, spielen sich innerhalb von kaum mehr als zwei Minuten ab. So ähnlich könn- te man sie sich wohl vorstellen – Hanslicks „unförmige glühende Rauchsäule […] bald diese, bald jene groteske Gestalt annehmend„. Dass solche Musik anfangs auf Unverständnis stossen musste, mag einleuchten. Wie soll man Bruckners Fünfte also hören? Sich auf „schöne Stellen“ und ein- drucksvolle Steigerungen zu konzentrieren wäre eine einfache Möglichkeit, die dem Werk indes nicht wirklich gerecht wird. Angemessener ist es fraglos, sich den überwältigenden Beziehungsreichtum zu vergegenwärtigen, der die Sinfonie über alle Brüche hinweg zu einem sinnvollen Ganzen macht. Auch wenn sich ihre volle Komplexität erst nach oftmaligem Hören und Partiturlesen erschliesst, lassen sich doch einige Anhaltspunkte geben. Im ersten Satz schliesst sich an die be- schriebene Einleitung sogleich das Hauptthema an; Bratschen und Celli spielen es zum Tremolo der Geigen. Es prägt den Satz weit stärker als die beiden folgenden Themen: eine synkopisch rhythmisierte Geigenkantilene über Pizzicato-Begleitung und eine Unisono-Melodie der Holzbläser. Neben diesen drei Gedanken bleiben weiterhin auch die Motive aus der Introduktion präsent: Sie eröffnen beispielsweise den Durchführungsteil. Der zweite Satz beginnt ganz wie der erste mit einem leisen Pizzicato-Puls – nicht umsonst erhielt das Werk von Musikern bald den Beinamen „Pizzicato-Sinfonie„. Über der triolischen Begleitung entfaltet sich eine Oboenmelodie in duolischem Rhythmus, was eine eigentümlich schwebende Wirkung ergibt. Sie steht in deut- lichem Kontrast zum folgenden „sehr kräftig, markig“ zu spielenden Streicherthe- ma. Aus dem Wechsel beider Charaktere entwickelt sich die fünfteilige Form des Satzes. An das Adagio schliesst sich wiederum der dritte Satz, das Scherzo, sehr eng an: Er beginnt mit der gleichen Begleitfigur, allerdings in einer beschleunigten 15
Fassung und gestrichen statt gezupft. Zwei Themen bestimmen den Hauptteil des Scherzos. Das erste ist bereits nach wenigen Takten in den Holzbläsern zu hören, das zweite, „bedeutend langsamer“ vorgetragen, wenig später in den Violinen; es lässt an einen gemütlichen Ländler denken. Einzigartig in der gesamten Sinfonik ist womöglich der Beginn des Finales: Er wie- derholt einfach die Eröffnung der Sinfonie, das gleiche Bass-Pizzicato, den gleichen vierstimmigen Violin- und Bratschensatz. Hinzu kommt lediglich ein Oktav-Motiv der Klarinette, das den Einsatz des Final-Hauptthemas vorbereitet. Bevor dieses nun in einem ersten kleinen Fugato ausgearbeitet wird, hört man allerdings noch weitere Reminiszenzen an die vorangegangen Sätze: das Hauptthema des Kopfsatzes in Bratschen und Celli oder die Oboenmelodie aus dem Adagio. Auf das Fugato folgt ein zweites Thema, das an die Ländlermelodie des Scherzos erinnert, und als drit- ter Gedanke ein Blechbläserchoral. Den sonst üblichen Durchführungsteil ersetzt sodann eine weiträumige Doppelfuge: Die Bratschen beginnen sie leise mit dem Choralthema, und bald tritt das erste Thema (erkennbar an Oktavsprung und punk- tiertem Rhythmus) hinzu. Die beiden Themen und diverse Kontrasubjekte sind oft simultan zu hören, wobei Bruckner Engführung (rasche Folge der Themeneinsätze), Umkehrung (Aufwärtsbewegung wird zu entsprechender Abwärtsbewegung und umgekehrt) und andere polyphone Künste der Vergangenheit virtuos zum Einsatz bringt. Nach der Fuge spielt noch einmal das Hauptthema aus dem Kopfsatz eine wichtige Rolle, bevor der Choral zu einer triumphalen Schlusssteigerung geführt wird. Dieses Netzwerk aus Bezügen und Kombinationen, Vorwegnahmen und Rückbe- sinnungen, Ableitungen und Kontrasten hat Bruckner natürlich noch weit feiner ausgesponnen, als es hier angedeutet werden konnte. Themen und Motive, die zunächst unverbunden nebeneinander stehen, erweisen sich bei näherer Betrach- tung als Teile einer grossen, satzübergreifenden Einheit. Sie zu ergründen, verlangt Musikern und Publikum ein hohes Mass an Hör- und Erinnerungsarbeit ab, gerade angesichts der gewaltigen Dimensionen des Werks. Doch es lohnt die Anstren- gung, sich dem „Mysterium“ der Fünften anzunähern. Wie schwärmte doch Hugo Wolf im eingangs zitierten Brief: „Welch süsser Kern steckt in dieser harten Schale! Man darf sich nur nicht die Mühe verdriessen lassen dahinter zu kommen.„ Jürgen Ostmann 16
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Ottobeurer Konzerte 2021 Kammerkonzerte im Museum Samstag, 24. Juli, 17:30 und 19:30 Uhr Museum für zeitgenössische Kunst Camerata Bavarese – Klaus Hampl und Sigi Schwab Gitarrenlegende trifft Klangzauberer, angespornt durch zwei Großmeister der Rhythmik Donnerstag, 16. September, 17:30 und 19:30 Uhr Museum für zeitgenössische Kunst Schwäbisches Jugendsinfonieorchester Samstag, 25. September, 16:30 und 18:30 Uhr Museum für zeitgenössische Kunst Oliver Triendl und Freunde 18
Ottobeurer Konzerte 2021 Basilikakonzert Sonntag, 26. September, 15:00 Uhr, Basilika „Missa solemnis“ (Ludwig van Beethoven) Symphonieorchester & Chor des Bayerischen Rundfunks Leitung: Sir John Eliot Gardiner Restplätze ab Montag, 19. Juli 2021 Änderungen vorbehalten! Kartenvorverkauf und weitere Informationen: Touristikamt Kur & Kultur Ottobeuren Marktplatz 14 · 87724 Ottobeuren Tel.: 0 83 32 / 92 19 50 · Fax: 0 83 32 / 92 19 92 konzerte@ottobeuren.de Internet (auch Ticket-Webshop): www.ottobeuren.de 19
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