1917-1992 75JAHRE SKICLUB TAMBO SPLÜGEN - SKICLUB TAMBO SPLÜGEN
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Inhaltsverzeichnis | 3 Der Vorstand des Skiclub Tambo dankt allen Gönnern, welche mit ihrem grosszügigen Druckkostenbeitrag Inhaltsverzeichnis die Herausgabe dieser Jubiläumsschrift ermöglicht haben. Besten Dank auch all jenen, die Fotos und anderes Dokumentationsmaterial zur Verfügung gestellt haben. Vorwort des Verfassers 1 1 Wer war wohl der erste Rheinwalder Skifahrer? 2 2 Im November 1917 war in Splügen - und Europa - einiges los! 4 3 Einst wurde das Clubrennen beim Surettasee gestartet 7 4 Als Pietro 1936 nach dem Rennen die Bassgeige zertrümmerte 12 5 1937 - das erste Jubiläumsjahr des SC Tambo 16 6 Zollamt Splügen - eine Geburtsstätte des Bündner Skilanglaufs 19 7 „1939/40: Mobilisations-Winter - keine Rennen!“ 21 8 Erst eine Krise, dann erstmals eine Bündner Meisterschaft 23 9 Die fünfziger Jahre begannen mit einem Schreckenswinter 25 10 Splügen im Zeichen nordischer Meisterschaften 29 11 © Copyright 1992 by SC Tambo Splügen Als die jungen Splügner Alpinen in Graubünden Aufsehen erregten 36 12 Text: Kurt Wanner Die Schweizer Langlaufsaison wurde meist in Splügen eröffnet 39 Realisation und Fotodokumentation : Johann Menn, Sufers 13 Der Rheinwaldlauf - Splügens 16jähriger Beitrag z. Breitensport 42 Karikaturen: Manfred Nussbaum, Nufenen 14 Umschlaggestaltung: Rolf Vieli, Mels/Borgonovo Ein Skiclub geht fremd - und entdeckt den Sommersport 47 (unter Verwendung einer Fotografie von Herbert Maeder) 15 Herstellung: Druck+Verlag Bieler AG, Bonaduz Die Zukunft lag stets und liegt heute noch bei der Jugend 51 16
4 | Vorwort | 1 1 Vorwort des Verfassers „Die Vergangenheit wieder zu entdecken heisst, vor- wärts zu gehen. Es gibt keinen Fortschritt, wenn wir Vorwärts gehen. Diese Chronik erzählt die Geschichte eines kleinen Bündner Sportvereins, keineswegs lücken- unablässig zerstören, was wir aufgebaut haben“. Dies los, keineswegs ohne Fehler. Vieles findet keine Erwäh- schrieb vor einigen Jahren der amerikanische Maler Mark nung, mancher Name wurde übersehen. So kann diese Tobey. Gleich drei Kriterien, die mir gegen Ende des 20. Schrift im besten Falle dazu beitragen, die reiche Vergan- Jahrhunderts wesentlich erscheinen, sind in diesem Satz genheit des Skiclubs Tambo Splügen sowohl in ihren er- enthalten. folgreichen Zeiten wie auch in den Momenten der Krise, Die Vergangenheit entdecken. Wenn man die Protokol- mit ihren guten und ihren weniger guten Rennfahrern, lbücher, die Jahresberichte und die Rennchroniken des mit den vielen Funktionären und den unzähligen Helfern Skiclub Tambo zu durchstöbern beginnt, so befindet man im Hintergrund etwas besser kennen und verstehen zu sich bald einmal auf einer faszinierenden Entdeckungs- lernen, um dann - mit dieser guten Vergangenheit im reise in die Vergangenheit. Und wenn jemand meint, es Rücken - zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. handle sich dabei ja nur um die Vergangenheit des Sports Einem, der mir beim Verfassen dieser Arbeit behilflich und des Skisports im besonderen, so vergisst er dabei, war, möchte ich herzlich danken: Johann Menn aus dass der Sport in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Sufers. Er hat sich um die Auswahl des historischen wichtigen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und sogar Bildmaterials und um einige Textergänzungen bemüht, politischen Phänomen geworden ist, das aus unserem er hat mir aber auch sonst manch wertvollen Hinweis Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Nicht zerstören, was vermittelt und die Entstehung der Chronik stets mit wir aufgebaut haben. Es vergeht auf dieser Erde keine Interesse verfolgt. Woche ohne Krieg. Unablässig werden Menschen getötet, Städte bombardiert, Ölfelder in Brand geschossen, und Mir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als der Leserin das Trinkwasser wird verseucht. Tobeys Aussage hat aber und dem Leser eine unterhaltende, vielleicht hie und da nicht nur im globalen oder nationalen Sinn ihre Berech- sogar etwas besinnliche Lektüre und dem Skiclub Tambo tigung. Sie beschränkt sich keineswegs auf alle Arten von Splügen eine glückliche Zukunft zu wünschen. Denkmalpflege und Heimatschutz. Sie trifft durchaus auch auf die Vergangenheit - und die Gegenwart - des SC Tambo zu. Ist hier nicht oft auch von einem Tag zum andern ziemlich gedankenlos ein Stück Tradition über Splügen, im Juni 1992 Kurt Wanner Bord geworfen worden, nur weil es im Augenblick nicht mehr im Trend der Zeit lag und aus der Mode geraten schien, weil man plötzlich den Aufwand und die Arbeit scheute oder weil einer, der es angeblich besser wusste, lautstark zu reklamieren begann, obwohl er letztlich über- haupt keine Lösung der Probleme anzubieten hatte?
2 | Wer war wohl der erste Rheinwalder Skifahrer? Wer war wohl der erste Rheinwalder Skifahrer? | 3 dieser Gestalt eroberte der Ski die Welt - und natürlich tätswerk im Tal installierte - unternahm schon in den 2 auch den Kanton Graubünden. Bedeutend älter ist jedoch neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Skitouren der Schneeschuhoder Schneereifen, dessen sich die zu den Surettaseen und auf den Piz Calandari. Christian Wer war wohl der erste Bergbevölkerung - in ganz einfachen Formen - seit jeher bediente; er verhinderte zwar das Versinken im Schnee, Hössli verunglückte am 30. November 1902 auf der Niederjagd in der Nähe der Tamboalp. Auf seinen heute erlaubte aber kein Gleiten über denselben. Und mit noch erhaltenen Skis - einem interessanten Zeugnis Rheinwalder Skifahrer? solchen Schneereifen waren auch die Bauern im Rhein- wald unterwegs, wenn sie ihre teils weit abgelegenen aus der Frühzeit des Bündner Wintersports - sind die Namen einiger Touren mit den entsprechenden Daten Ställe aufsuchten, um beispielsweise das Bergheu talwärts eingraviert; die daraufmontierte Bindung dürfte jedoch zu schleifen. Wie die ersten Skis in die Schweiz und nicht mehr dem Original Zustand entsprechen. Über den Es gibt wohl kaum eine andere Sportart, die innert knapp vergehen, bis der hochentwickelte Mitteleuropäer das besonders in unsere Region kamen, ist eine Frage, die ver- Rheinwalder Wintersport zu Beginn des 20. Jahrhunderts 100 Jahren eine so stürmische Entwicklung durchge- praktische und einfache Verkehrsmittel des Nordens als mutlich nie restlos geklärt werden kann. Einige Dutzend wissen wir leider nichts, es ist jedoch bekannt, dass die macht hat, wie dies beim Skisport der Fall ist. Noch um Wintersportgerät in Gebrauch nehmen konnte. Die Basis Namen sind bekannt geworden - Samuel Hnatek aus die Jahrhundertwende war das Skifahren weitgehend zum modernen Skisport wurde zweifellos im weiten, Sils-Maria, die Gebrüder Branger und Alexander Speng- die Angelegenheit einer kleinen, couragierten und oft waldigen Bergland ler aus Davos, Otto Herwig aus Arosa, Martin Schocher auch verspotteten Elite; heute tummeln sich Millionen und Claudio Bernhard Saratz aus Pontresina -, andere, von Menschen in jenem weissen Element, das man im Unbekannte und Vergessene, könnten jedoch ebenfalls ih- Bedarfsfall da und dort sogar „künstlich“ erzeugen kann. ren Teil zum Durchbruch des Skilaufs in unserem Kanton Was weniger bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass beigetragen haben. Am Anfang des modernen Skisports der Ski als einfache Holzkufe das älteste Fortbewegungs- stand - mindestens in Graubünden - die Skitour. Dies mittel der Menschheit überhaupt darstellt. Den Erfinder war bestimmt auch im Rheinwald der Fall. Eine Per- des Skis kennen wir nicht. Dieses Gerät gehörte nämlich, sönlichkeit aus diesen Pioniertagen ist uns bekannt: Der wie Pfeil und Bogen, wie Lanze, Keule oder Rad, zu jenen 1867 geborene Geometer Christian Hössli aus Splügen aussergewöhnlichen Gegenständen, die kein Einzelner ersinnen, sondern nur eine Gesamtheit von Menschen nach und nach erfahrungsmässig zustandebringen konnte. Widerstände verschiedenster Art waren es, welche die Bewohner bestimmter Regionen unserer Erde zwangen, dieselben durch irgendeine Tätigkeit oder ein Hilfs- mittel zu überwinden. So schuf der die Fortbewegung hemmende, tiefe Schnee letztlich den Ski. Wann dies Skisport im hohen Norden um 1550: Wildlappen auf der Jagd genau der Fall war, weiss niemand, aber skandinavische Archäologen fanden Fragmente von Skis, deren Alter auf ungefähr 4000 Jahre errechnet wurde. An der nordnor- von Telemarken im südlichen Norwegen geschaffen. wegischen Küste entdeckte man auch die entsprechenden Dort entdeckten die Bauern nämlich schon bald einmal, Die Skis von Geometer Christian Hössli geben Auskunft über Felszeichnungen aus der jüngeren Steinzeit; und aus dem dass der Skilauf auch ein Vergnügen sein kann, und sie die vermutlich ersten Skitouren im Rheinwald gegen Ende des frühen Mittelalter stammen mit dem finnischen Nati- waren es, die dem Ski, der in ihrer Umgebung schon in 19. Jahrhunderts infolge der ersten Grenzbesetzung von 1914 an im Tal onalepos, der „Kalewala“, und der „Historia de gentibus mancherlei Formen vorhanden war, das heute gebräuch- anwesenden Infanteriesoldaten mit ihren Skis vor allem septentrionalibus“ des schwedischen Bischofs Olaus Ma- liche Aussehen mit der Verschmälerung in der Mitte, bei der hiesigen Jugend einen nachhaltigen Eindruck - er war es auch, der vor über 100 Jahren die ersten gnus bereits die ersten literarischen Zeugnisse, die auf das den geschweiften Kanten und dem wohlabgewogenen hinterlassen haben. Fotografien des Dorfes Splügen anfertigte und um die Skilaufen hinweisen. Es sollten jedoch noch Jahrhunderte Verhältnis von Länge und Breite gaben. Und erst in Jahrhundertwende am Sustenbach das erste Elektrizi-
4 | Im November 1917 war in Splügen - und in Europa - einiges los! Im November 1917 war in Splügen - und in Europa - einiges los! | 5 wurden auch die Damen offiziell zugelassen. sollte in späteren Jahrzehnten hie und da ihre Bedeutung 3 erlangen! Schon am 18. November des Gründungsjahres fand erneut eine Versammlung statt, wobei diesmal der Im November 1917 war in Splügen Clubvorstand gewählt und das Tourenprogrannn für den Winter 1917/18 beraten und genehmigt wurde. Letzteres darf sich durchaus auch heute noch sehen lassen, selbst - und Europa - einiges los! wenn die „klassischen“ Rheinwalder Skiberge wie der Pizzo Tambo, das Suretta- oder Chilchalphorn fehlen: Es war im Spätherbst 1917. In Europa tobte bereits seit bedeutend günstiger liegen“ würden. Peter Jäger sprach u. 1. Alp Tambo - Berghaus Splügenpass dem August 1914 der 1.Weltkrieg, und die Mittelmächte a. „über die Bedeutung des Skifahrens im gewöhnlichen 2. Surettaseen waren soeben am Isonzo durchgebrochen, worauf sich die Leben, für Pöstler, Schüler und für das Rettungswesen, 3. Bärenhorn Italiener bis hinter den Piave zurückzogen; in Russland sowie über die Bedeutung desselben für Körper, Gesund- 4. Valserhöhe war kurz zuvor die Petrograder Oktober-Revolution über heit und gesellschaftliches Leben...„ 5. Lai da Vons - Andeer die Bühne gegangen, und in mehreren Schweizer Städten Obwohl mit dieser spätherbstlichen Zusammenkunft der 6. Zapport - Rheinwaldhorn Splügner Skipioniere um 1920: Junge und alte, mit und ohne fanden Kundgebungen gegen den Hunger, die Armut und SC Tambo „moralisch“ sozusagen gegründet war, wurde 7. Areua - Passo Vignone - S.Bernardino Uniform die Arbeitslosigkeit statt... an diesem Sonntagabend „von Wahlen und Statuten mit 8. Safierpass - Safien - Glaspass - Thusis Am 4. November, an einem Sonntagabend, trafen sich Rücksicht auf die Ski Freunde anderer Ortschaften des Zusätzlich wurde auf Sonntag, den 25. November zehn jüngere Leute aus Splügen sowie ein Bursche aus Rheinwalds, die allfällig zur nächsten Sitzung erscheinen- Aus heutiger Sicht nehmen sich die zu leistenden Club- 1917, eine Skiübung in Medels einberufen. Das damals Medels im Splügner Schulhaus, das sich damals noch würden“ vorerst einmal abgesehen. Und wirklich: Eine beiträge recht bescheiden aus: 3 Franken betrug die Ein- beliebteste Übungsgelände lag übrigens beim Splügner am alten Platz im Oberdorf befand. Als eigentlichen Woche später kam es - erneut im Schulhaus Splügen und trittsgebühr und 2 Franken der Jahresbeitrag! Zusätzlich Gadastettli, jener sanft geneigten Wiese zwischen den Initianten dieser aussergewöhnlichen Versammlung darf unter der Leitung von Peter Jäger - zur konstituierenden musste für den unbegründeten Austritt eine Taxe von 5 zwei kleinen Wasserläufen unterhalb des alten Reservoirs. Versammlung, an der sich dann auch zwei Skisport- Franken entrichtet werden - wobei nur der Wegzug oder Dorthin begab sich die Dorf-Jugend jeweilen nach Schul- freunde aus Nufenen einfanden. Die Statuten wurden das Erreichen der Altersgrenze von 35 Jahren als wirklich schluss und an den freien Nachmittagen. Da vom ersten durchberaten , einstimmig genehmigt und „sofort in Kraft „begründeter Austritt“ galten. Wenn man sich diese Zah- Stall an stets Heu ins Dorf hinuntergeführt wurde, be- gesetzt.“ Somit war allen Formalitäten Genüge getan, und len vor Augen hält, sollte man aber auch ein paar andere stand meist ein gut unterhaltener Schlittweg dort hinauf, der Skiclub „Tambo“ hatte seine Geburtsstunde hinter Zahlen nicht übersehen: 1917 kostete ein Kilo Brot rund was von den Jungen für den Aufstieg mangels Steigfellen sich. Ein Blick in diese ersten Statuten ist aus heutiger 60 Rp., ein Liter Milch 24 Rp. und ein Kilo Rindfleisch sehr geschätzt wurde. Sicht nicht ganz uninteressant, denn es zeigen sich einer- 2 Fr.; für ein gutes Rind erhielt ein Bauer rund 800 seits deutliche Veränderungen, andererseits aber auch ge- Franken, während ein Lehrer in Splügen damals total wisse Grundzüge, an denen im Skiclub „Tambo“ während etwa 1500 Franken im Verlaufe eines siebenmonatigen der letzten 75 Jahren festgehalten wurde. Da heisst es, der Schuljahres verdiente. Auch die Organisation des Clubs man den 25jährigen Reallehrer Peter Jäger, einen gebür- Skiclub mache es sich in erster Linie zur Aufgabe, „das wurde am 1l. November 1917 bereits festgelegt, wobei er- tigen Tschiertscher, bezeichnen, der seit 1915 in Splügen Skifahren in unserer Landschaft, besonders auch unter staunt, dass der Vorstand verpflichtet war, alljährlich zwei unterrichtete und bereits 1916 bei der Gründung eines der Schuljugend, nach Kräften zu fördern“. Er veranstalte (!) Generalversammlungen sowie jeden Monat eine freie Skiclubs an seinem Schanfigger Heimatort mit von der zu diesem Zweck „Übungen, Ausflüge, grössere Touren, Versammlung einzuberufen. Obwohl man damals mit Partie war. Er und sein gleichaltriger Kollege von der Pri- Wettfahrten und Vorträge.“ Diese Zielsetzungen sind bis grosser Zuversicht den aufstrebenden Mitgliederbestand marschule, Peter Camastral, begrüssten die Anwesenden auf den heutigen Tag in etwa erhalten geblieben - wenn zur Kenntnis nahm, blieb man beim Formulieren der Sta- Allein unterwegs - dem Pizzo Tambo entgegen und hielten zwei kurze Referate über die Bedeutung des man einmal von den Vorträgen absieht, die anscheinend tuten trotzdem recht vorsichtig und erklärte: „Solange der Skifahrens. Sie erwähnten auch die früheren, leider er- höchst selten auf dem Programm standen. Clubmitglieder Skiclub Tarnbo drei Mitglieder zählt, kann er nicht auf- Nun wollen wir es aber nicht unterlassen, die 26 Grün- folglosen Bestrebungen zur Gründung eines Skiclubs im konnten anfangs nur „Herren und der Schule entlassene- gelöst werden.“ Was man damals natürlich nicht ahnen dungsmitglieder von 1917 namentlich festzuhalten, wobei Rheinwald und erklärten, dass „die Verhältnisse jetzt Jünglinge und Fräuleins“ werden - erst fünf Jahre später konnte: Diese Formulierung „an der untersten Grenze“ wir hier - in chronologischer Reihenfolge alle erwähnen,
6 | Im November 1917 war in Splügen - und in Europa - einiges los! Einst wurde das Clubrennen beim Surettasee gestartet | 7 die im Verlaufe des ersten Vereinsmonats dem Club Am 4. November 1917: 4 beitraten. Erstaunlich ist wohl die Tatsache, dass am 30. Peter Jäger, Peter Camastral, Florian Camastral, Martin November gleich sechs einheimische „Fräuleins“ - als Simmen, Hans Hössli, Ernst Trepp, Jeremias Engi, Christian solche wurden sie ja in den Statuten bezeichnet - in den SC Tambo aufgenonnnenwurden, denn damals rümpfte Hosig, Renzo Meuli und Andreas Trepp aus Splügen sowie Christian Gredig aus Medels. Einst wurde das Clubrennen beim man über eine Frau, die mit Skis unterwegs war, Am 11. November 1917: Jeremias Camastral, Kaspar Trepp, Jeremias Meuli, Georg Surettasee gestartet Nicca und Jakob Gredig aus Splügen sowie Julius Lechner und Christian Capon aus Nufenen. Die Skitouren dominierten die ersten Jahre des Club- 1923 - Peter Jäger, der erste Vereinspräsident, sowie der Am 30. November 1917: geschehens : 1919 standen wiederum sechs Touren auf gesamte Clubvorstand hatten ihre Ämter kurz zuvor Ursula Trepp, Emilia Hössli, Babett Allemann, Agatha Höss- dem Programm, darunter der Pizzo Tambo und das „definitiv“ niedergelegt - schien der SC Tambo, der in li, Ursula Camastral und Klara Camastral, alle aus Splügen. Chilchalphorn; 1920 waren es gar deren neun, wo neben den frühen Pressenotizen meist als Talschafts-Skiclub dem 3402 m hohen Rheinwaldhorn erstmals ein Abste- bezeichnet wurde, erstmals in ein rund vier Jahre andau- Am 7. Dezember 1917: cher nach Italien, ins benachbarte Val San Giacomo, zum erndes „Tief“ geraten zu sein, was aus den letzten Sätzen Ingenieur Johann Pajarola und seine Gattin Sophie. Passdörfchen Monte Spluga, auf dem Programm stand, des Protokolls der damaligen Generalversammlung der ein Jahr später sogar bis nach Madesimo verlängert ziemlich deutlich hervorgeht: „Das Tourenprogramm wurde. Eine Clubtour, die sehr oft zum Surettajoch wird fallen gelassen. Es soll für eine Tanzmusik gesorgt- hinaufführte, fand während vieler Jahre traditionsgemäss werden“, dann gibt noch einer „unter Rückgabe des Mutige Splügnerinnen beim Skitraining in den Walden arn Stephanstag statt. Eine beliebte Tourenregion war Clubabzeichens“ seinen Austritt bekannt, und schliesslich (um 1920) anfänglich auch jene der Tamboalp und des Areuapasses. werden jene vier Mitglieder aufgezählt, welche nach Ver- Apropos Skitouren: Leider fehlen die entsprechenden sammlungsschluss der Polizeibusse verfallen sind.. noch immer verhement die Nase, und ganze Gemeinden Dokumente aus den Anfangsjahren des SC Tambo, die An der Generalversammlungen vom 20. Dezember 1924 mit den dazu gehörigen Kirchen - konnten in Aufregung einst vorhanden gewesen sein müssen, denn im Protokoll wird - „in Gemeinschaft mit dem Jägerverein“ - nur die versetzt werden, weil eine Frau in Hosen und mit Skis der Generalversammlung vorn 7. Dezember 1935 lesen Anschaffung eines Lichtbilderapparates beschlossen, denn über den Dorfplatz spazierte. Die ersten Splügnerinnen wir u.a.: „Allgemein ist die Ansicht vertreten, wieder wie „weitere Beschlüsse konnten der schwachen Beteiligung waren - wie sich auf zeitgenössischen Fotografien nach- früher, ein Tourenbuch zu führen.“ wegen nicht gefasst werden.“ Die Vereinsprotokolle von weisen lässt - vorerst noch in völlig ungeeignete, fusslange 1925/26 fehlen gar, wobei sich unzweifelhaft feststellen Röcke gekleidet, um dem Skisport zu huldigen. lässt, dass dieselben nachträglich aus dem Protokollbuch entfernt wurden. Und nicht umsonst erklärte Lehrer Peter Camastral, zusammen mit seiner Gattin Babett eine der herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte des SC Tambo, anno 1927, der Skiclub führe seit einigen Jahren „ein sehr geruhsames Leben“. Neben den Skitou- ren wurden schon bald die ersten eigentlichen Skirennen durchgeführt. Die „Premiere“ muss bereits Ende Januar 1918 stattgefunden haben, wobei es sich allerdings nur um „ein kleines Skifestchen“ handelte, das aber immerhin ein Abfahrtsrennen vom Chlaus Wald (?) nach Splügen, Während Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel: die Tamboalp einen „kleinen Dauerlauf Splügen - Panell - Rütenen - Sie waren es, die den SC Tambo 1917 aus der Taufe gehoben Splügen“ sowie ein Skispringen umfasste. In der Chronik haben. des „Bündner Monatsblattes „ finden wir übrigens 1919
8 | Einst wurde das Clubrennen beim Surettasee gestartet Einst wurde das Clubrennen beim Surettasee gestartet | 9 die Notiz: „In Splügen wurde die Wintersaison mit einem rennen nun Junioren von 16-20 Jahren, Senioren von 21 - Skiwettkämpfe. Im Protokoll vom 8. Januar 1918 lesen Skispringen eröffnet“; über den Standort der einstigen 32 Jahren und die Altersklasse mit 33 und mehr Jahren.“ wir beispielsweise: „Der Skiclub ‚Beverin‘ lud uns ein, Splügner Schanze konnte leider nichts Präzises in 1931 finden wir übrigens noch eine andere Bemerkung, an seinem Abfahrtsrennen von Rascheins nach Masein Erfahrung gebracht werden. Befand er sich vielleicht an die rund 50 Jahre später in Splügen erneut zu „tiefschür- teilzunehmen. Leider meldeten sich nur drei Mitglieder der Halta? 1920 wurde das Skirennen dann um einiges fenden“ Diskussionen Anlass geben sollte: „Zur Vermei- zur Teilnahme, die damit die Tour Safien - Glas - verlängert, starteten doch die Senioren beim unteren dung des Düngerführens an kleine Häufchen, besonders Tschappina verbinden.“ Eine respektable Leistung, wenn Surettasee, die Knaben bei der Rhäzünser-Hütte auf dem auf den Häuserngütern und auf dem Gadastettli, soll der man bedenkt, dass Rennen, das strapaziöse 1000 Meter Riedboden und die „Fräuleins“ bei den WaIden. Vorstand zusammen mit dem Vorstand des Verkehrs- der Höhenunterschied bei diesem im Anschluss an eine vereins bei den Eigentümern der betreffenden Güter ziemlich Skitour absolviert wurde, gute 1000 Meter betrug. Im Januar 1919 fand im Rheinwald übrigens das erste Jugendrennen - aus dem sich später der Kinderski- tag und schliesslich das Schülerskirennen entwickelte - statt, an dem sich insgesamt 32 Knaben aus Splügen und Medels beteiligten. Christian Hössli-Mutti (1908-1992) erinnerte sich: „Schülerrennen gab‘s zu meiner Schul- So ganz zufrieden schien man mit dieser Strecken- zeit regelmässig; es beteiligten sich aber nur die Knaben wahl allerdings nicht gewesen zu sein, denn bereits ein daran, wobei zwischen den verschiedenen Rheinwalder Jahr später (1921) erfolgte der Start der Senioren auf Gemeinden eine grosse Rivalität bestand. Wir starteten der Passhöhe des Splügens, während die Junioren und aber auch an den Rennen der ‚Grossen‘, z.B. einmal beim Damen beim Neustafel starteten. Später wurde der Start Abfahrtsrennen vom Surettasee herunter. Ein paar junge der Senioren zum Splügenberg hinunter verlegt, und Schamser waren mit dabei. Es war neblig, und die Sicht dort blieb er grundsätzlich - abgesehen von vereinzelten war miserabel. Der Start erfolgte am hinteren See- Versuchen am Safierberg, erneut beim Surettasee, am Fuss Ende in Sechsergruppen. Dann ging‘ s links am unteren des Alpetli und des Lattenhorns - bis weit in die vierziger See vorbei und über den Hang der Alp Rhäzüns zum Jahre hinein. Die Abfahrtspiste bildete jeweils die gepfa- Stellungsweg. Von da an fuhr man den Vogstwaldweg dete Passstrasse, das Ziel befand sich meist bei Hüschärä hinunter zum Suurwässerli, wo Peter Camastral einen unweit der heutigen Skilift-Talstation. Erwähnenswert Ski verlor, wonach er auf dem andern übers Gadastettli ist noch das Rennen von 1931, dessen Start ebenfalls ins Ziel balancierte und dennoch zum Sieger ausgerufen bei den Surettaseen erfolgte: Es wurde nämlich bei den wurde. Beliebt waren auch die Hindernisrennen, die meist Damen von der Engländerin Alme Williams gewonnen, auf der Passstrasse ausgetragen wurden. Ich erinnere mich während ihre Landsfrau Dorotea Robertson hinter der noch an ein Brett, das auf einen Scheitstock gelegt war Einheimischen Marie Hosig den dritten Platz belegte. vorstellig werden.„ und das überstiegen werden musste. Oder an ein Fass Bei diesen beiden Engländerinnen handelte es sich ohne Boden, das zu durchkriechen war. Am Mittwoch- vermutlich um Gäste des Hotels Bodenhaus. Es gibt noch Später wurde das Danatz-Derby, das von 1959 an als Rie- nachmittag unternahmen wir mit dem Real- und dem einen weiteren Grund, diesen Wettkampf in Erinnerung senslalom durchgeführt wurde, immer bedeutungsvoller. Oberlehrer sehr oft Skiwanderungen, die Mädchen zu rufen: Damals wurde - laut Protokoll vom 10. Januar Neben den spektakulären Abfahrtsrennen gelangten hatten dann Nähschule. Während sich der Oberlehrer - bei den Herren erstmals in zwei Kategorien gestartet: natürlich immer wieder auch Slaloms, Hindernisrennen als Akrobat im Telemark auszeichnete, beherrschte der I. Berufsfahrer, umfassend Grenzwächter und Skilehrer sowie - in späteren Zeiten - Riesenslaloms zur Austra- Reallehrer den Kristiania ausgezeichnet.“ 1918 gab‘s nicht und diejenigen, die in der Amateurkategorie dreimal gung. Auf diese für den Rheinwalder Club bedeutenden weniger als sieben SkiclubVersammlungen, an denen u.a. nacheinander gewonnen haben. Ir. Amateurfahrer, alle alpinen Sportereignisse werden wir jedoch später noch ein Antrag auf Namensänderung abgelehnt, die Durch- andern umfassend. Zwei Jahre später lesen wir jedoch: zu sprechen kommen. Die Rennläufer des SC Tam- führung eines Familienabends und die Abschrift der „Die Berufsfahrer werden nicht mehr ausgeschieden; es bo begaben sich aber auch schon früh an auswärtige Vereinsstatuten auf einer Schreibmaschine beschlossen,
10 | Einst wurde das Clubrennen beim Surettasee gestartet Einst wurde das Clubrennen beim Surettasee gestartet | 11 ein Clubabzeichen angeschafft, die allzu frühe Polizei- Einer erhielt 3 Franken für eine von ihm geleitete Tour unterhaltung Fr. 128. 70.-, der Erlös aus der Tombola Fr. stunde bedauert, über den Ausschluss von Mitgliedern nach den Surettaseen, ein anderer erhielt 10 Franken für 122.61.- und die Versteigerung von Bildern Fr. 57.11.-. diskutiert, die Entschädigung für das in der Hütte bei den Besuch eines auswärtigen Rennens, für das Abste- Während heute für die Unterhatungsmusik meist recht den Surettaseen verbrauchte Holz festgelegt und letztlich cken der Fahrstrecke beim Splügner Skirennen wurde viel bezahlt werden muss, hatte man damals unter der Beim Jubiläumsrennen vom 7. März 1937: sechs Burschen je 2 Franken ausbezahlt. Aber auch an die Rubrik „Für Musik“ Einnahmen von Fr. 15.- zu verzeich- Anschaffung von Schülerskis entrichtete man alljährlich nen, was vielleicht mit einem Hinweis im Protokoll in einen für damalige Verhältnisse respektablen Beitrag von Zusammenhang steht: „Auf den Unterhaltungsabend hin rund 80 Franken. Dazu eine ergänzende Bemerkung von sollen einige Lieder gelernt und an zwei Wochenabenden Aktuar Peter Camastral vom 28. April 1919: „Im Laufe geübt werden.“ Es dauerte dann ganze 65 Jahre bis der der letzten zwei Jahre hat der Unterzeichnete ca. 60 Paar Skiclub wiederum als Gesangsformation auftrat: Im billige Schülerskis zum ermässigten Preise von Fr. 14.- bis Sommer 1976 sang ein Tambo-Chörli unter der Leitung Fr. 16.50.- abgegeben. Diese Skis verkaufte der schwei- von Lehrer Hans Beeli anlässlich einer Radio-Direktsen- zerische Skiverband zum Selbstkostenpreis. Alle kamen dung aus der Splügner Turnhalle mit viel Elan und etwas von der Firma Harald Smith in Diessenhofen und haben weniger Können den Kanon „Wenn einä tannigi Hoosä sich bewährt. Der Klub bestellte auch beim Skiklub hät...„ und erzielte damit einen zwar beachtlichen, aber gesanglich leider nicht ganz durchschlagenden Erfolg, so dass weitere musikalische Abstecher des Skiclubs von da an wohlweislich unterblieben, vor allem nachdem 1970 der Gemischte Chor Rheinwald gegründet worden war. Dass Unterhaltungsabende schon früher nicht nur ihre positiven Seiten hatten, zeigt bereits eine protokollarische Bemerkung vom 28. April 1919: „Die Mitglieder haben sich Mühe gegeben und denselben flott durchgeführt. Es zeigten sich am zweiten Tag einige Folgen des Festes, die bei Wiederholung dem Ansehen des Klubs scha- den könnten und in Zukunft unter allen Umständen eine recht positive Vereinsentwicklung konstatiert wurde. vermieden werden müssen. Es ist nicht angezeigt, nach Man spürt deutlich, dass sich das Vereinsleben bereits einer Freinacht wieder Vorstellungen zu veranstalten.“ im Verlaufe des ersten Jahres zu stabilisieren begann; Die Unterhaltung schien in den Gefilden des SC Tambo zwei Sätze, die in diesen Protokollen öfters auftauchen, übrigens nie allzu hohe Wellen geworfen zu haben; meist sind jedoch bedenkenswert: Da heisst es einerseits und fand im Anschluss ans Clubrennen eine kleinere Tanzver- bei weitem nicht zum letzten Mal, dass es „gar nichts anstaltung statt, und erst gegen Ende der fünfziger Jahre schaden würde, wenn sich die Mitglieder etwas mehr um wurden eigentliche Skiclub-Ball ins Leben gerufen, die die Vereinsangelegenheiten bekümmern würden“, und da meist am Neujahr über die Bühne gingen - 1964 sogar findet man andererseits immer wieder den Hinweis, dass durch ein Preisjassen bereichert. In den siebziger Jahren man am Schluss der Versammlung „der sich im Militär wurde dann das Tanzbein immer weniger geschwungen, befindenden Mitglieder“ gedachte - Europa befand sich und die von da an stattfindenden Tombola- und Lotto- nach wie vor im Kriegszustand! Interessant ist auch ein Tschiertschen eine Partie Skistöcke (Naturstöcke, Hasel), Abende dienten (und dienen) ebenso der Geldbeschaf- Blick ins erste Kassabuch, das die Jahre 1917 bis 1979 um dieselben zum Selbstkostenpreis in Splügen abzu- fung wie der Unterhaltung. umfasst. In den ersten Monaten waren nur Einnahmen geben.“ Die bedeutenden Einnahmen erfolgten damals in Form von Jahresbeiträgen zu verzeichnen, aber schon wie heute aus den Unterhaltungsanlässen: Am 8. April bald einmal wurden auch Entschädigungen ausbezahlt: 1919 ergaben beispielsweise die Eintritte an der Abend-
12 | Als Pietro 1936 nach dem Rennen die Bassgeige zertrümmerte Als Pietro 1936 nach dem Rennen die Bassgeige zertrümmerte | 13 tierte sich dann die Strecke am Samstag den gestrengen den Clubbecher dabei, der eine Woche später stattfand. 5 Inspektoren in musterhaftem Zustand, das Wetter war Die Streckenführung dieses Wettbewerbs verdient es, hier untadelig, also alle Vorbedingungen erfüllt. Aber oha! Als erwähnt zu werden: Als Pietro 1936 nach dem Rennen die 30 Teilnehmer sonntags gruppenweise bergwärts stie- gen, guxte es ihnen die Eisnadeln ins Gesicht. Die Start 1. Zollhaus - Walden 2. Walden - Zollhaus freuden wurden abgekürzt und die frühen Nummern die Bassgeige zertrümmerte waren die Glücklichen. Bald bildete sich eine ganze Kette von Nebelgestalten am aalt Bärg, die hie und da gerissen 3. Zollhaus - Waldkehr - Schiessplatz 4. Schiessplatz - Alpli - Zollhaus wurde, wenn eines seine Beine vom ewigen Stemmen Und so schildert unser Chronist den spannenden Renn- Unter den vielen Zeugnissen, die an die vergangenen Chronik völlig unerwähnt bleiben - und sei es nur als durch einen stiebenden Purzelbaum erlöste. Nachher kam verlauf: „Bei der Übergabe in den Walden führt Georg Tage des SC Tarnbo erinnern, gibt es ein ziemlich volu- Fünftklässler, der beim Schülerskirennen 1964 dummer- die Strasse! Aber von dieser reden wir nicht mehr - nach Weber von Gruppe 2, in der Abfahrt muss Christian minöses Buch, das einerseits an skisportlicher Faszination, weise ein Tor ausgelassen hat. So stellt diese Chronik dem Motto: Mensch, ärgere dich nicht! Oder frage die Hössli die Führung durch zeitraubenden Sturz an Jakob anderseits aber auch an Umfang kaum mehr zu übertref- ein unverwechselbares Stück neuzeitlicher Rheinwalder Oberarme! Alle langten am Ziel an, nur ‚Miesli‘ und Meuli von Gruppe 1 abgeben. Dann folgt der Gänse- fen sein dürfte: Es handelt sich um die 240 Seiten um- Geschichte dar, und es ist absolut richtig, dass sie heute - ‚Spinas der Bärtige‘ fehlten - aber schon von Anfang an; marsch die Strasse bergauf, wo zuoberst wieder Gruppe fassende, mit braunmarmoriertem Umschlag und leicht gut gesichert - im Splügner Gemeindearchiv aufbewahrt das sollte nicht mehr vorkommen. Nachmittags pilgerten 2 mit Jakob Mengelt die Spitze innehat. Doch schon bei lädiertem Leinenrücken versehene Rennchronik, die wird. Was dieses Buch besonders wertvoll macht, sind vor das Volk, Fahrer und viele Zuschauer, auf das Kirchengut der Übergabe am Schiessplatz ist der flinke Anton Spinas aufgrund der verschiedenen Ranglisten, Fotografien und allem die handschriftlichen Eintragungen der jeweiligen zum Slalom. Die Piste war schön hart und die Tore für von Gruppe 3 voran. Der Älteste, Christian Hosig, begin- Zeitungsausschnitte eine Dicke von etwas mehr als sechs Rennchefs des SC Tambo, die in gekonnter Weise über den Anfang der Saison leicht ausgesteckt. Wir Splügner nt nun ruhig seinen Flachlauf , um sich so von den beiden Zentimetern aufweist und wirklich aus allen Nähten zu die vergangenen Sportereignisse berichten: Von 1936 - fuhren nach der alten Schule vorsichtig im Schlitt- Jungen (Willy Alabor und Georg Allemann) überholen platzen droht. Diese Rennchronik wurde am 31. Januar 1942 war es Georg Weber, von 1942 - 1944 Dominik schuhschritt durch die Flaggen. Aber die Gäste Mutti zu lassen, welche nur in Sekundenabstand das Ziel durch- 1936 von Christian Hössli-Mutti und Ingenieur Georg Russi, und dann war es bis 1952 Jakob Meuli, der für und Martis zeigten uns etwas anderes: den modernen, sausen.“ Höhepunkt im Vereinsjahr 1936 war zweifellos Weber „dem Skiclub Tambo gewidmet, auf dass er schöne die Einträge verantwortlich zeichnete. Von 1955 - 1958 eleganten, in den Knien wippenden Slalom mit paral- das III. Hinterrheintalische VerbandsSkirennen, das am Erfolge darin zu verzeichnen habe und um den Nach- amtierte Jean Rietmann als Rennchef, und dann gab‘s lelen Skiern, der zum Siege führt. Das lässt sich nicht 22. März in Splügen ausgetragen wurde. Zu diesem Ver- folgern der heutigen Skigilde einstens über vergangene Ende der sechziger Jahre noch ein paar Eintragungen von mehr vom Tourenfahren ableiten, da heisst es mit dem band, der während zehn Jahren existierte, gehörten neben Zeiten berichten zu können.“ Dies ist geschehen, denn Georg Alig aus Medels. Anschliessend wurde in erster Training einzusetzen. Was noch alles: Preisverteilung und dem SC Tambo folgende Clubs an: Scardanal Bonaduz, die letzten Eintragungen stanunen aus dem Jahre 1981, Linie „eingeklebt“: Fotos, Zeitungsausschnitte und vor Tanz...Nächstes Jahr werden wir das Clubrennen in ein Beverin Thusis, Vizan Andeer, Mutalla Ferrera, Avers; sodass hier also die Sportereignisse von rund 45 Jahren allem Ranglisten - vom Schülerskitag bis zur Schweizer Volksfest unter strahlender Sonne ausarten lassen!“ Ein Meisterschaft... Doch werfen wir am besten gleich einen Blick auf die Rangliste zeigt, dass Hans Martis aus San Blick in dieses Buch, auf die erste Seite, wo Georg Weber Bernardino das Abfahrtsrennen in 13:20 vor den beiden über das Clubrennen vom 19. Januar 1936, das vom Splügner Grenzwächtern Flury Zurbriggen und Luzi Splügenberg ins Dorf hinunterführte, zu berichten weiss: Schmellentin gewann, die einen Rückstand von 5 bzw. 17 „Man hat die verschiedensten Erinnerungen an diesen Sekundenaufwiesen. Irma Sprecher schwang mit 4:41 vor Anlass - als Auftakt ein gewaltiges Stimmenmehr in der Ursula Meuli und Agatha Hössli in der Damenkategorie Versammlung zugunsten des Splügenbergs, dann das obenaus, die von der „Kleinen Galerie“ aus gestartet war. Rennen selbst mit kurzen, scharfen Abfahrten, endlosem Im Slalom kam es gar zu einem Misoxer Doppelsieg Flachlauf und flüssigem Slalom am Nachmittag. Am durch Antonio Mutti und Hans Martis. Rennchef Georg aalt Bärg reihte sich ein Lawinenzug an den andern, und Weber - er wurde schliesslich Clubmeister in der Kom- schon glaubte man, diese Route sei nicht befahrbar. Doch bination - belegte den 3. Rang vor den beiden Thusnern Marcello Toscano mit den stets hilfsbereiten Gren- Werner Hänni und Oskar Prevost. In der Altersklasse zern machte das Unmögliche möglich. Mit Pickel und dominierte Johann Martin Engi sowohl in der Abfahrt verzeichnet sind, wobei nur wenige Menschen, die wäh- Schaufel wurden die Lawinenbollen geglättet, Wächten Am Ziel des Hinterrheintalischen Verbandsskirennens anno wie auch im Slalom; bei den Junioren tat es ihm Jakob rend dieser Zeit im Rheinwald gelebt haben, in dieser durchschnitten und eisige Kanten abgerundet. So präsen- 1936 Meuli gleich. Letzterer war auch beim Stafettenlauf um
14 | Als Pietro 1936 nach dem Rennen die Bassgeige zertrümmerte Als Pietro 1936 nach dem Rennen die Bassgeige zertrümmerte | 15 zeitweise waren auch der SC San Bernardino und der SC stand darin), Toscano hat einen x-beliebigen Strich in die Meuli; somit wurde der SC Tambo auch überlegener Domat/Ems Mitglieder dieses Regionalverbands. Die Landkarte gesetzt und siehe da: Dieser Strich führte zu- Sieger in der Mannschafts-Wertung. Anfügen wollen wir Damen-Abfahrt führte 1936 wiederum von der Kleinen fälligerweise vom Alpetlistock nach Hinter-Splügen mit noch Georg Webers treffendenSchlusskonunentar: „Die Galerie nach Splügen hinunter, wobei der SC Tambo einer ganz annehmbaren Höhendifferenz von 900 m. Wir Kombinationsnoten sind bei Tanz und Tombola schnell dank Frida Trepp und Ursula Meuli einen Doppelsieg konnten dann schliesslich nur mehr 800 m davon benüt- vergessen und halten weder Pietro Daldoss aus Thusis (er zen, weil unseren Thusner Freunden beim Hinaufsteigen belegte traditionsgemäss sowohl in der Abfahrt wie im die Puste ausgegangen war... Oben stand der hochalpine Slalom den letzten Platz, kwr.) davon ab, eine Bassgeige Lehrer Dettli mit dem Befehlsstab und schickte einen nach dem andern zu Tal. Dann kam eine Fahrt, wie sie abwechslungsreicher selten anzutreffen ist: ein Steilhang, ein ebenes, mit klebrigem Weissmehl bestreutes Stück, dann eine lange Hangtraverse - rasend schnell und holprig auf eisigem Schnee - und dann der Schuss in den Wald mit weichen Knien und ein Kopfsprung in die Büsche. Hierauf aber als Belohnung ein genussvoller Sla- lom, wieder eine Nervenprobe bis auf die Splügenstrasse, dann etwas Ausschnaufen auf der Landstrasse und zum Schluss ein einziger Schuss in gerader Linie durch die Kehren unter dem Applaus der Tribüne. Ja, wirklich, das Publikum war begeistert, trotz der 50 Rappen Eintritt, welche ihm abgeknöpft worden waren.“ Das Abfahrts- rennen ergab bei den Herren einen dreifachen Tambo- Sieg durch Willy Alabor (6:12,8) vor Flury Zurbriggen (6:14,4) und Georg Weber (6: 25,4). Im 8. Rang finden wir übrigens Leonhard Beeli aus Thusis, der in späteren Jahren als Chef nordisch beim Schweizer Skiverband für das „Langlaufwunder“ anlässlich der Olympischen Spiele Impressionen von den Skimeisterschaften der Hinterrheintäler von Grenoble (1968) und Sapporo (1972) besorgt war. Bei den Junioren siegte Jakob Meuli (Splügen) vor Toni zu zertrümnern, noch Marcello Toscano, den Damen Spinas (Splügen), während in der Altersklasse der „un- zum 100. Mal zu gratulieren! Aber Schwamm darüber, erzielte, und auch auf den Rängen 4 - 6 waren mit Trudi verwüstliche Engi Johann Martin“ ebenfalls aus Splügen die Hauptsache ist: Splügen hat eine Standardstrecke und Allemann, Nina Stoffel und Irma Sprecher Einheimische obenausschwang. Beim nachmittäglichen Slalom auf der guten Nachwuchs, und der Ruf des SC Tambo ist wieder anzutreffen. Rütiwiese, der übrigens nur für Herren ausgeschrieben gefestigt.“ „Sie mussten zwar mit einem Landstrassen - Rennen vor- war, revanchierten sich die Fahrer vom SC Beverin und An dieser Stelle soll noch des damaligen Chronisten lieb nehmen, aber sie kamen alle wohlbehalten den roten erzielten bei den Senioren mit Werner Hänny, Oscar gedacht werden: Georg Weber, ein ausgezeichneter Ski- Bally-Fähnchen entlang ins Ziel.“ Über die anfänglich Prevost und Leonhard Beeli gleich einen dreifachen fahrer, arbeitete bis 1943 als Bezirksingenieur in Splügen eher umstrittene Abfahrtsstrecke der Herren berichtet Triumph. Juniorensieger wurde erneut Jakob Meuli, und und kam dann zum Amt für Wasserwirtschaft in Bern. einmal mehr Rennchef Georg Weber: „Ein paar Klein- in der Altersklasse lag wiederum Johann Martin Engi Später kehrte er nach Graubünden zurück und war für gläubige trauten uns Splügnern und unserem Gelände die vorne. Den Titel eines Hinterrheintalischen Verbands- den Kanton in Samedan tätig. Im Spätwinter 1951 kam Durchführung eines wirklich grossen Abfahrtsrennens Skimeisters 1936 sicherte sich der Grenzwächter Florian er - zusammen mit seiner Frau und einem Bürogehilfen - nicht zu! Wir jedoch haben dazu gelächelt, die FIS- Zurbriggen mit einer SSV-Kombinationsnote von 2,27 im Berninagebiet ums Leben. Bedingungen studiert (600 m Minimal-Höhendifferenz vor Willy Alabor, Werner Hänny (Thusis) und Jakob
16 | 1937 - das erste Jubiläumsjahr des SC Tambo 1937 - das erste Jubiläumsjahr des SC Tambo | 17 Skiclubs durch ein Rennen zu demonstrieren, meinte bei den Junioren siegte Toni Spinas und bei der Alters- 6 Chronist Georg Weber: „Ebenso gut hätten wir ja das klasse einmal mehr Feldweibel Johann Martin Engi. Die Fest bei stiller Andacht und heimlichem Suff in einer Damen bestritten nur die Abfahrt, wobei Irma Sprecher 1937 - das erste Jubiläumsjahr des Hütte feiern können und mit Rührung der Pioniere auf den Fassdauben und mit dem langen Bergstock geden- rund eine halbe Minute vor Rosa Trepp und Agatha Hössli im Ziel eintraf. Wer nun geglaubt hätte, das ken können.“ Zum Abfahrts-Rennen selbst, das von der Jubiläumsprogramm wäre damit abgeschlossen gewesen, SC Tambo Danatzhöhe (Herren), bzw. vom Blachtenboden (Damen) herunter gestartet wird und bei dem die besten Fahrer sah sich getäuscht: Am 18. April fand auf dem Splügen- berg ein Riesenslalom statt, der vom Pizzo Tamborello erstmals in einer besonderen Rennkategorie starten, weiss zum Berghaus hinunterführte: „Der Tag war strahlend Obwohl das Clubgeschehen im Jahr 1936 schon reich Der Wettkampf sei schon auf der 1. Teilstrecke endgül- Georg Weber zu berichten: „Nebel und Schneegux am schön, als wir mit den Thusnern zum Berghaus pilgerten. befrachtet war, so unternahmen die Verantwortlichen tig entschieden worden, da die beiden Grenzwächter Start. Milchsuppe während der Fahrt. Augen zugedrückt Und dann noch weiter, den weitgesteckten Toren des trotzdem ein Jahr später nochmals grosse Anstrengungen, Zurbriggen und Russi „von Stalldrang getrieben“ - die und auf das weiche Neuschneekissen vertraut. Dann geht Slaloms nach. 450 Meter Höhendifferenz sind es. Einige um das 20jährige Bestehen des ältesten Rheinwalder Grenzwächter wohnten damals auch im Winter auf dem es immer schneller dem Wald zu... In vier Minuten fährt Rebellen murren, da die übernächtigten Knochen (Zirkus Sportvereins in würdigem Rahmen zu begehen. Bereits Splügenberg - ihre Konkurrenten bereits weit abgehängt der Schnellzug Alabor im Ziel ein, während der Güterzug Knie!) nicht mehr mitmachen wollen. Alle zwei Minu- am Stephanstag 1936 fand ein Eröffnungsskitag, beste- hätten. Am 9. Februar wurde eine ausserordentliche „Leo von Beck“ nach ruckweisem Manövrieren in einer ten startet einer, stiebende, langgezogene Schwünge im hend aus einem Abfahrtsrennen (Walden - Zipfa) und Generalversammlung einberufen, anlässlich welcher man viertelstunde einläuft. Und dazwischen alle die anderen. Pulverschnee, sausende Zwischengeraden mit zischendem einem Slalom auf dem Kirchengut statt: „Letzterer wurde den Beitritt zum Bündnerischen Ski-Verband (BSV) Fast keiner und keine stürzt, der Schluss-Schwung gelingt Sulz im unteren Teil, wo jeder Schwung zwei Stockwerke international ausgetragen, und zwar mit holländischer beschloss - dem Schweizerischen Ski-Verband (SSV) war anstandslos.“ Am Nachmittag gelangte auf dem Kirchen- tiefer trägt. Beteiligung. Die jungen Seeleute waren jedoch auf dem der SC Tambo bereits 1929 beigetreten. An der gleichen gut der Slalom zur Austragung: „Ganz gleichmässig harte gefrorenen Wasser weniger zuhause und figurierten am Versammlung wurde die Gründung einer Rennkasse Unterlage mit etwas Führungsschnee, die ersten Bögen Schwanz der Rangliste.“ Am 31. Januar 1937 fand der beschlossen, die „durch den Reinerlös theatralischer sehr steil, so dass die Metallkanten schon zu Anfang im traditionelle Stafettenlauf statt. Diesmal wurden folgende Aufführungen“ finanziert werden sollte. Man wählte Vorteil waren... Wieder sah man den Grenzern Zurb- Abschnitte gewählt: gleichzeitig eine Theaterkommission, bestehend aus riggen, Russi und Alabor die ausgezeichnete Technik an, Christian Hössli, Urban Raveane, Georg Allemann und wie sie geschmeidig und fast ohne Anstrengung durch 1. Zollamt - Schlucht - Marmorbrücke Johanna Sprecher, und wirklich: Ein Jahr später gingen die Tore huschten.“ Sieger des Jubiläumsrennens wurde 2. Marmorbrücke - Passstrasse - Zollamt im Saal des Posthotels Bodenhaus drei Aufführungen übrigens Dominik Russi, der im Slalom mit 47,6 Sekun- 3. Zollamt - 1. Kehre - Erlen - Zollamt von Heinrich von Kleists anspruchsvollem Lustspiel „Der den die beste Laufzeit herausfuhr, vor Willy Alabor und zerbrochene Krug“ über die Bühne... Dabei darf nicht Georg Weber; vergessen werden, dass damals der Maler und Schriftstel- ler Max Hansen, der das Theaterleben des Rheinwalder Passdorfes sowohl als Schauspieler wie auch als Drama- tiker in einzigartiger Weise während Jahrzehnten belebt hatte, aktives Mitglied des SC Tarnbo war. Der finanzielle Erfolg dieses Abstechers auf „die Bretter, die die Welt bedeuten“ schien sich mit einem Reinerlös von Fr. 171.60 jedoch dermassen in Grenzen gehalten zu haben, dass man im Rahmen des Skiclubs auf weitere Theaterauffüh- rungen verzichtete und dieselben vorsorglicherweise der Musikgesellschaft bzw. dem Männerchor überliess. Nun Jakob Meuli, einer der herausragenden Skifahrer des SC Tam- stand aber noch das eigentliche Jubiläums-Rennen auf bo, am Ziel des Hinterrheintalischen Verbands-Skirennens dem Programm, das am 7. März 1937 ausgetragen wurde. Nach dem Slalom auf dem Kirchengut herrscht Hochspannung Höhepunkt des 1. Jubiläumsfestes: die Ski-Chilbi auf dem Es sei eine gute Idee gewesen, die Entwicklung eines am Ziel Splügenberg am 18. April 1937
18 | 1937 - das erste Jubiläumsjahr des SC Tambo Zollamt Splügen - eine Geburtsstätte des Bündner Skilanglaufs | 19 Rasch ist man bei den Zuschauern unten, die in der Rennen erzielt wurden: Der SC Tambo gewann einmal 7 Sonne braten, und schaut noch einmal zu den glitzernden mehr das Mannschaftsklassement bei den Hinterrhein- Schleifen hinauf, auf denen schwarze Punkte zu Tal talischen Verbands-Skirennen, Willy Alabor wurde in rasen.“ Nun folgte noch die eigentliche Skichilbi - die laut Vorstands-Protokoll vom 14. April jedem Teilneh- Klosters Bündner Langlaufmeister, und der Junior Toni Spinas sicherte sich beim gleichen Anlass den Meisterti- Zollamt Splügen - eine Geburts- mer Gelegenheit bieten sollte, „sein Komiker-Talent aufs tel im Skispringen. bestmöglichste zu entfalten“ - „mit Musik von Kapell- meister Bonomelli, Solotänzen und Verfolgungsrennen stätte des Bündner Skilanglaufs der Damen - bis die Sonne verschwindet.“ Nach Trunk und Preisverteilung im Berghaus begab man sich talwärts: Zollamt Splügenberg, auf 2022 m Höhe gelegen, unweit Sport war bei den Grenzwächtern schon vor 60 Jahren „Noch nie konnte die Presse solch eine sturzfreie Fahrt der Landesgrenze zu Italien. Dies ist im Sommer noch nicht nur eine willkommene Freizeitbeschäftigung, melden - dank des Veltliners, der allerhand zustande heute der Arbeitsplatz von rund zehn Grenzwächtern, sondern ebenso ein Bestandteil der täglichen Arbeit, denn bringt. Gemeinsam marschierte man in Splügen ein und die bis 1951 das ganze Jahr hindurch in dieser Berg- dieser Beruf erfordert nun einmal eine sehr gute körper- löste sich in voller Ruhe auf...„ wildnis oben lebten. Es ist eine faszinierende graubraune liche Verfassung. Schon um 1930 begannen die Splügner Landschaft, geprägt durch Geröllhalden, umherliegende Grenzwächter, an sportlichen Wettkämpfen teilzuneh- Felsbrocken, da und dort spärlicher Pflanzenwuchs und men, wobei es sich anfangs vor allem um militärische ein paar Bergbäche, die sich im Dorf Splügen unten Prüfungen handelte: 1934 wurden der bereits mehrmals mit dem Hinterrhein vereinen. Ein Klima herrscht auf erwähnte Wachtmeister Johann Martin Engi, Korporal dem Splügenberg, das nur rauheren Naturen zu behagen Mazzolini, der Gefreite Ardia sowie die Grenzwächter vermag; oft pfeifen bissige Winde über die Passhöhe, Toscano, Zehnder , Thöni und Codoni 2. am Schweize- Schneefälle mitten im Sommer sind keine Seltenheit, und rischen Militärstafettenlauf in Andermatt, der über 29 Der legendäre Wanderpreis des ebenso legendären Hinterr- wenn Italien auch nahe liegt, so bilden südliche Tem- km führte und 1400 m Steigung sowie 1600 m Abfahrt heintalischen - Verbandskirennens, der anlässlich der letzten peraturen dennoch eine Rarität und „das Land, wo die aufwies. Ein Jahr später gab‘s beim gleichen Anlass eine Austragung auf ewige Zeiten an den SC Tambo überging. Zitronen blüh‘n“ kann höchstens erahnt werden. Bronzemedaille, wobei die Patrouille diesmal von Wacht- meister Mazzolini und den Grenzwächtern Toscano, Schmellentin, Alabor, Zurbriggen und Moillen gebildet wurde. 1937 kam ein neuer Mann zum Zollamt Splü- genberg, der in der Folge eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Langlaufsports in Graubünden spielen sollte: der Andermatter Dominik Russi. Während sieben Jahren blieb er im Rheinwald , und seinen schönsten sportlichen Erfolg konnte er im Februar 1943 feiern, als die Patrouille vom Splügenberg unter seiner Führung - dabei waren noch Max Frei, Johann Sutter und Josef Pfiffner die Winter Armeemeisterschaften gewann. Wäh- rend des 2. Weltkriegs, als Auslandstarts unmöglich wa- ren, galt dieser Titel sozusagen als Krone des Schweizer Skisports. Noch während der Zeit der Grenzbesetzung kamen zwei weitere Grenzwächter nach Splügen, die sich Splügens Grenzwächter beim Patrouillenlauf an den Ar- als Läufer stets prächtig schlugen und später zu Posten- Daneben waren aber im Jubiläumsjahr auch ein paar meemeisterschaften 1943 in Adelboden: 1. Rang! chef hier oben ernannt wurden: Robert Rietmann und glanzvolle Resultate zu verzeichnen, die an auswärtigen Franz Aeberli. Wenn man die alten Ranglisten durchgeht,
20 | Zollamt Splügen - eine Geburtsstätte des Bündner Skilanglaufs „1939/40: Mobilisations-Winter - keine Rennen!“ | 21 so stösst man immer wieder auf ihre Namen, vor allem im Materialbeschaffung, unzählige Stunden als Trainer und 8 Zusammenhang mit den Wettkämpfen der Gebirgsbriga- Betreuer sowie viele sportliche Grosstaten gingen in de 12. Nicht unerwähnt bleiben darf auch das sportliche diesen Jahren von den hiesigen Grenzwächtern aus, und Multitalent Josef Pfiffner, der 1944 auf der Lenzerheide Bündner Langlaufmeister wurde. Diesen Titel errang wenn auch der SC Tambo nach 1946 auf einige seiner stärksten Fahrer und Läufer verzichten musste, so blieben „1939/40: Mobilisations-Winter - er aber auch im Skispringen - solche „Kombinationen“ die enge Zusammenarbeit und die gute Kameradschaft waren damals noch möglich! Im übrigen gewann er 1942 die Lattenhorn-Abfahrt, ein Jahr später den Slalom beim zwischen dem SC GWK 111 und dem Splügner Skiclub bis auf den heutigen Tag erhalten. Einige Splügner Gren- keine Rennen!“ 10. (und letzten) Hinterrheintalischen Verbands-Skiren- zwächter und ihre hervorragenden Leistungen sind - wie nen, das einmal mehr in Splügen über die Bühne ging, wir noch sehen werden - auch in späteren Jahren in die Den obigen Eintrag findet man in der Rennchronik des härteren Bodenpartien zu landen, die nach erfolgter war ein hervorragender Patrouillen-Läufer und schwang Annalen des SC Tambo sowie des Skisports im Rhein- SC Tambo, und auch im Protokoll der Generalversamm- Kollision Regenbogenfarben erzeugen...“ am 9. März 1947 mit über zehn Sekunden Vorsprung in wald und in Graubünden eingegangen. lung vom 9. Februar 1940 schreibt die damalige Aktuarin 1941/42: „Im Gegensatz zum letztjährigen Winter waren der Danatzabfahrt oben- Irma Sprecher: „Wie jeder andere Verein, gross oder klein, die diesjährigen Schneeverhältnisse recht ungünstig. aus. Auch in den fünfziger steht auch unser Club und das damit verbundene Vereins- Wenig Schnee in den mittleren Regionen, wodurch das Jahren standen die Läufer leben im Zeichen des unglückseligen Krieges, wofür Fahren in diesem Gelände recht schwer und zum Teil des GWK III immer wieder die verhältnismässig späte und eher schwach besuchte gefährlich, war. Steine und Alpenrosenstauden bildeten auf dem Siegerpodest: 1953 Hauptversammlung eine deutliche Sprache spricht. gut ausgesteckte Slalompisten, so dass es vom Fahrer ein beim Bündner Staffellauf Obwohl mit dem Beginn und der Aufrollung des Club- besonderes Mass an Wendigkeit verlangte, heil am Ziel in Ilanz mit Simon Thöni, programms bis zur Entlassung unserer Clubkameraden anzulangen, was somit auch ausschlaggebend war, dass Fritz Denoth, Rudolf Egger aus dem Militärdienst zugewartet wurde, scheint das die Skifreudigen auf den Übungshügeln ums Dorf herum und Emil Roos, später bei allgemeine Interesse am ganzen auf jeden Fall ein wenig ihre Künste ausprobierten...“ den Meisterschaften der in den Hintergrund gestellt zu sein. Im kleinen Kreise 1942/43: „Leider war auch im letzten Winter der Schnee Gebirgsbrigade 12 mit Max von nicht ganz 20 Mitgliedern nimmt die Versammlung sehr spärlich gefallen, bloss im Gegensatz zum vorletz- Frei, Peter Härtli, Emil mit Verlesung und Genehmigung des Protokolls ihren ten Winter waren die höheren Regionen teilweise recht Seiler und Hermann Kessler. Anfang. Zufolge militärdienstliche Inanspruchnahme günstig, dafür aber die Übungshänge im Tal sehr stark Hervorragende Resultate lie- war es aber dem Kassier nicht möglich, der Versammlung befleckt und kolossal hart. Daher sah man auch sehr ferten die aus dem Oberwal- den üblichen Kassabericht vorzulegen.“ Ansonsten ist wenige Winterfreunde mit ihren langen Brettern sich lis stammenden Langläufer eigentlich von der schweren Zeit der Grenzbesetzung in herumtummeln, denn blaue Flecken sind nicht gerade wie Walter Lambrigger oder Robert Zenklusen, der 1960 den Unterlagen des SC Tambo interessanterweise nicht begehrt...“ Im übrigen wurden Skitouren unternommen: und 1961 Bündner Meister wurde; dies war drei Jahre viel zu verspüren. In den jeweiligen Jahresberichten geht „Klubtouren wurden drei ausgeführt, wovon eine auf den zuvor bereits dem hier stationierten Grenzwächter Georg es eingangs vielmehr um die Schneeverhältnisse... Safierberg an Weihnachten... An Ostern 1941 fand sich Hummel gelungen. Zu den besten Läufern des Zoll- 1940/41: „In Bezug auf Schnee- und Witterungsver- eine zählige Schar zusammen, um dem Kirchalphorn zu amtes auf dem Splügenberg gehörten Ende der fünfziger, hältnisse durften wir mit dem vergangenen Winter recht huldigen; prächtiges Wetter und günstige Schneeverhält- anfangs dedr sechziger Jahre Leute wie Heinrich Bäbler, zufrieden sein. Da schon frühzeitig eine ansehnliche nisse belohnten die Nimmermüden... Wir landeten im Hans Brunner, Walter Schlegel, Georg Jeuch, Jacques Schneedecke unsere Berge und Täler einhüllte, so wurden Frühling, auf blühenden Krokuswiesen, auf Wiedersehen Rietmann, Josef Vincenz... die verstaubten, nach Tatendurst lechzenden Latten das nächste Jahr!“ Oder 1943 schrieb Tambo Präsident Doch was haben denn all diese Grenzwächter in einer bereits schon Ende November aus ihrer Sommerresi- Toni Spinas: „Touren konnten ziemlich viele und schöne Chronik des Skiclub Tambo zu suchen? Sehr viel, denn denz hervorgeholt. Während des ganzen Winters sorgte durchgeführt werden; doch die Besucherzahl lässt zu bis 1946, als Leonhard Beeli den SC GWK 111 ins Le- sodann ein angenehm frischer Wind für stetige Kon- wünschen übrig, am meisten bei den Älteren. Zwei Tou- ben rief, bestritten die Splügner Grenzwächter sämtliche servierung des herrlichen Weiss. Selbst der Skisäugling ren waren sehr gut besucht, Hinterrhein - Kirchalp - Lo- zivilen Wettkämpfe als Mitglieder des SC Tambo. brauchte keine Angst zu haben, bei missglückten Geh- renzhorn mit 14 und das Lattenhorn mit 11 Teilnehmern, Manch wertvoller Impuls, manche Hilfeleistung bei der und Gleitversuchen auf jenen dafür waren bei der Tour auf den Piz Por, eine der
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