2.20 Netzwerk Zukunftsraum Land
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2.20 ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDLICHE ENTWICKLUNG Interview mit Bundesministerin Elisabeth Köstinger „Versorgungssicherheit ist das zentrale Thema“ Ländliche Entwicklung nach 2021 Acht Interventionskategorien im neuen GAP-Strategieplan Drohnen als moderne Landmaschinen Über den Einsatz von Drohnen www.zukunftsraumland.at in der Land- und Forstwirtschaft Zukunftsorientierte Regionalentwicklung Die Bedeutung von Lernen, Bildung und Qualifizierung Österreichische Post AG / MZ 16Z040734 M ARGE Vernetzungsstelle LE 14–20, Schauflergasse 6, 1025 Wien Retouren an Postfach 100, 1350 Wien
02 Inhalt // Intro // Abbildungsnachweis Onlineplattform „Frisch zu mir“ bündelt INHALT das Angebot von fast 900 Bauernhöfen und Gastronomiebetrieben 02 _ „Frisch zu mir“ erfolgreich // Aus der Praxis der Netzwerkarbeit // Abbildungsverzeichnis Ob regionale Lebensmittel oder frisch zubereitete Mahlzeiten – 03 _ LE konkret // Geleitwort // NETZWERK auf www.frischzumir.at kann rund um die Uhr und österreichweit DIGITAL: Unsere Webinare zum bei heimischen Bäuerinnen und Bauern und gastronomischen Nachschauen Betrieben bestellt werden. Die Lieferung erfolgt auf Wunsch bis 04/05 _ Interview mit Bundesministerin direkt vor die Haustüre. Fast 900 B etriebe in ganz Österreich bieten Elisabeth Köstinger ihren Service auf der über das Programm für ländliche Entwicklung 06/07 _ Einbettung der ländlichen Entwicklung LE 14–20 geförderten Lieferplattform an. Knapp 200.000 Menschen in die GAP-Strategiepläne // Perioden- haben die Website bereits genutzt. Die Wirtshäuser kochen frisch übergang // Mehrjähriger Finanzrahmen mit regionalen Lebensmitteln auf und bieten meist eine Auswahl 08 _ Einsatz von Drohnen in der Land- an warmen Speisen an. Bestellt werden kann dann direkt über die und Forstwirtschaft // Webinare auf Websites und Onlineshops der B etriebe. Weitere Betriebe können NETZWERK DIGITAL unter kulinarik@amainfo.at eingemeldet werden. 09 _ Einsatzbereiche von Drohnen: Wald, Grünland, Ackerbau, Weinbau, Aus der Praxis der Netzwerkarbeit Photovoltaik 10 _ Blütendiversität und Ertrag: Wie die Landwirtschaft von hoher Vielfalt profitiert Jede Krise birgt auch eine Chance. Die einen breiten Kreis von Interessierten er 11 _ Blühstreifenpflanzen: Mehr als Nahrung COVID-19-Pandemie hat das Netzwerk reichen. Bemerkenswert ist, dass die digita- für Insekten Zukunftsraum Land dazu gezwungen, vor len Angebote andere Teilnehmerschichten 12/ 13 _ Standpunkte: Was braucht es in Zukunft allem die Frühjahrsveranstaltungen neu ansprechen als Konferenzen; das Smart- für lebendige ländliche Räume? zu organisieren und digital anzubieten. Das Village-Webinar etwa wurde von mehr 14 _ Die Agrarwissens- und -innovations- Jahresschwerpunktthema „Digitalisierung Frauen als Männern besucht. Die Distanz systeme AKIS in der GAP 2021+ im ländlichen Raum“ wurde damit auch unabhängigkeit und der geringe Zeitauf- 15 _ Die verstärkte Bedeutung der AKIS in zu einer persönlichen Herausforderung. wand haben aber auch Gäste aus dem der neuen GAP // Innovationsökosystem In der Zwischenzeit wurden bereits Ausland, besonders aus Deutschland und der ländlichen Räume // Die Rolle der die ersten Maßnahmen mit großem Erfolg Südtirol, angezogen. Beratung in den AKIS angeboten. An der Online-Veranstaltung Neben der Umsetzung des Jahresarbeits- 16 _ Lernen, Bildung und Qualifizierung „Drohnen in der Land- und Forstwirtschaft“ programms ist die Vernetzungsstelle immer für eine zukunftsorientierte Regional- und den sechs thematisch darauf aufbauen- wieder auch an anderer Stelle gefordert. entwicklung den Spezialwebinaren haben rund 800 Per- War es 2018 die EU-Datenschutzgrundver- 17 _ Weinviertel – Manhartsberg: sonen teilgenommen. Über die neu geschaf- ordnung, welche die Überarbeitung großer Eine wissbegierige Region // fene Rubrik NETZWERK DIGITAL auf unserer Teile der Website erforderte, ist es heuer Aus den LEADER-Regionen Website stehen diese Angebote dauerhaft die Barrierefreiheit, die bis September her- 18/ 19 _ Expertinnen- und Expertenforum: online zur Verfügung. zustellen ist. Lebensmittelversorgung und mehr: Auch das Webinar „Smart Villages – Ihr Netzwerkteam: Karl Bauer // Was lernen wir aus der Coronakrise? Innovation und Digitalisierung als Chance Luis Fidlschuster // Michael Fischer // 20 _ Europa // Demnächst // Impressum für die ländlichen Räume“ konnte mit mehr Georg Keuschnigg // Gertraud Leimüller // als 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Gerald Pfiffinger // Johanna Rohrhofer ABBILDUNGSNACHWEIS Cover: Peter Meindl | Seite 2: Google Maps | Seite 3: Porträt: BMLRT/Paul Gruber, links: OEKL | Seite 4: Porträt: BMLRT/Paul Gruber | Seite 5: iStock/AlexRaths | Seite 6: Hintergrund: iStock/Sergey Fedoskin, Porträt: BMLRT/William Tadros | Seite 7: Hintergrund: iStock/Sergey Fedoskin | Seite 8: oben: Michael Treiblmeier, Porträt: LK NÖ/Franz Gleiß | Seite 9: Blickwinkel Pro | Seite 10: Hintergrund: Peter Meindl, Porträt links: privat, Porträt rechts: privat | Seite 11: Fotos: Peter Meindl, Illustrationen: 4D2A & Satoshi Sakagami | Seite 12: intergrund: iStock/anyaberkut, iStock/pijama61, Porträt links oben: privat, Porträt links unten: LKÖ/APA/Ludwig Schedl | Seite 13: Hintergrund: iStock/anyaberkut, iStock/pijama61, H Porträt oben: Tiroler Wirtschaftskammer/Victor Malyshev: Rosinak & Partner ZT GmbH, Porträt Mitte: privat, Porträt unten: ISK Dornbirn_Graz | Seite 14: Illustrationen: iStock/bsd555, Porträt links: BMLRT/Paul Gruber, Porträt rechts: privat | Seite 15: Illustrationen: iStock/bsd555, Porträt oben: privat, Porträt Mitte: Victoria Posch, Porträt unten: G. Pfabigan | Seite 16: Porträt: privat, oben: Tiroler B ildungsforum, Mitte: LAG Weinviertel – Manhartsberg | Seite 17: rechts oben: LAG Weinviertel – Manhartsberg, links unten: Stadt Bruck/Monika Mehlmauer | Seite 18: Hintergrund: i Stock/and-one, Porträt links: LKÖ/APA-Fotoservice/Schedl, Porträt rechts: SPAR AG | Seite 19: Hintergrund: iStock/and-one, Porträt links: Berglandmilch, Porträt rechts: Land Oberösterreich | Seite 20: iStock/republica
LE konkret // Aus dem Netzwerk // Geleitwort 03 LE konkret Tirol: Bereits 1000 Kundinnen technik seit dem Jahr 2018 rund 35 Alm und Kunden bei Vermittlungs- betriebe mit mehr als 75 Versuchsflächen plattform „ Bauernkiste“ in ganz Österreich an. Sie entwickeln Der bäuerliche Zustelldienst „Bauernkiste“ standortangepasste Regulierungsmaß ist eine Tiroler Vermittlungsplattform mit nahmen zur Zurückdrängung häufiger mittlerweile bis zu 50 Erzeugerinnen und Problemarten wie Ampfer oder Borstgras. Geleitwort Erzeugern und mehr als 1000 Konsumentin- Weitere Versuchsflächen sind willkommen. nen und Konsumenten. Der Internetshop Einen Projektbericht finden Sie auf ist seit 2018 auch mobilfreundlich, sodass www.almwirtschaft.com oder unter https:// bequem über Smartphone b estellt werden oekl.at/projekte/futtervielfalt-auf-almen. kann. Nach Bestellschluss holen sich die Herausfordernde Zeiten Bäuerinnen und Bauern über einen Zugangs- Steiermark: „Nahgenuss“ code die Aufträge aus dem Netz und belie- mit 150 Betrieben Die Eindämmung der Coronaviruspandemie fern die Packstellen. Dort werden die Kisten Vorwiegend Biomischpakete mit allen verlangt uns in diesen Wochen und Monaten individuell zusammengestellt und aus gängigen heimischen Fleischsorten ver viel ab. Im Zentrum standen umfangreiche geliefert, bezahlt wird über Bankeinzug. mittelt die digitale Plattform „Nahgenuss“, Maßnahmen zur Sicherung der Gesundheit www.bauernkiste.at die von den Brüdern Beiglböck vor vier der Bevölkerung sowie zur Unterstützung der Jahren in Graz gestartet wurde. „Nahgenuss“ Land- und Forstwirtschaft. Auch in der länd Futtervielfalt auf Almen: versteht sich als Drehscheibe, die derzeit lichen Entwicklung haben wir entsprechend Projektbetriebe gesucht rund 150 bäuerliche Betriebe und rund reagiert und haben vielen Sicherheit in der Die Zunahme von Problempflanzen und 4000 Konsumentinnen und Konsumenten Umsetzung ihrer Projekte gegeben. das Zuwachsen wertvoller Almflächen verbindet. Neu sind Weine im S ortiment. stellen die Almwirtschaft vor große Heraus- Micha Beiglböck rechnet heuer mit einer Die aktuelle Krise hat uns zudem einmal forderungen. Dieses Problems nehmen Verdoppelung des Umsatzes der B äuerinnen mehr vor Augen geführt, wie wichtig die heimi- sich im Rahmen eines LE-Projekts des und Bauern auf rund eine M illion Euro. sche Land- und Forstwirtschaft sowie die Österreichischen Kuratoriums für Land www.nahgenuss.at ländlichen Räume für uns sind. An dieser Stelle möchte ich auch einmal ein großes Danke an unsere Bäuerinnen und Bauern aussprechen. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag, damit Versuchsfläche ohne Farn wir jeden Tag frische Lebensmittel zur Ver und Vergleichsfläche fügung haben. Gerade jetzt zeigt die globale (Vordergrund) mit Farn. Situation, wie wichtig eine nachhaltige und funktionierende Lebensmittelwirtschaft ist. Österreich ist hier sehr gut aufgestellt, und ich bin mir sicher, dass in den nächsten Monaten Regionalität und Herkunftssicherheit mehr denn je Gewicht haben werden. Die Landwirtschaft gehört zur systemrelevanten Infrastruktur und muss dementsprechend unterstützt werden. Gerade jetzt haben wir die besten Argumente für die Unterstützung einer dezentralen, regional ausgerichteten und nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft. Netzwerk digital: Unsere Webinare zum Nachschauen Diese Argumente werden wir in die Verhandlun- Die Coronapandemie hat auch die Arbeit des Netzwerks Zukunftsraum gen rund um den Mehrjährigen Finanzrahmen Land verändert: Einige unserer Veranstaltungen wurden organisato- einbringen und uns für eine dementsprechende risch neu aufgesetzt und in digitaler Form angeboten. Die Erfahrungen Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik waren durchwegs positiv. Die ersten Angebote, „Einsatz von Drohnen einsetzen. in der Land- und Forstwirtschaft“, die darauf aufgebaute Webinarreihe und die Onlineveranstaltung „Smart Villages“, stießen auf reges Elisabeth Köstinger Interesse. Die Vorträge dieser Veranstaltungen wurden aufgezeichnet Bundesministerin für Landwirtschaft, und können unter www.zukunftsraumland.at/video abgerufen werden. Regionen und Tourismus
04 Schwerpunktthema: GAP-Strategiepläne Bundesministerin Elisabeth Köstinger: „Versorgungssicherheit ist oberstes Ziel“ Die COVID-Krise hat die Zeitpläne bei den Verhandlungen über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) durcheinandergebracht. Im Interview mit Netzwerk Zukunftsraum Land rückt Bundesministerin Elisabeth Köstinger die Versorgungssicherheit auf nationaler und europäischer Ebene in den Mittelpunkt ihrer Politik. ebensmitteln hat für uns höchste Priorität. L Dafür bedarf es passender Rahmenbedingun- gen auf europäischer Ebene. Unsere klein strukturierte und mit höchsten Standards Die regionale und produzierende Landwirtschaft ist hier ein kleinstrukturierte Vorbild für viele andere europäische Staaten. Landwirtschaft hat sich Eine hohe Eigenversorgung ist nur dann als besonders krisen resistent erwiesen. möglich, wenn wir in Österreich eine flächen- deckende und qualitätsvolle Landwirtschaft haben. Die regionale und kleinstrukturierte Versorgung durch unsere Bäuerinnen und Bauern hat sich als besonders krisenresistent erwiesen. Dank Innovationsgeist und rascher Initiativen konnten auch sehr schnell Direkt- zustellungen und Onlineplattformen, wie frischzumir.at, einen wichtigen Teil der Ver- sorgung übernehmen. Corona hat viele Wertigkeiten verändert. Worin sehen Sie neue Chancen für Land- und Forstwirtschaft und ländliche Räume? Derzeit steht alles im Zeichen der Regionali- tät. Das sehe ich für die Landwirtschaft als große Chance. Regionaler Konsum von Lebensmitteln, die in Österreich produziert werden, bedeutet mehr Wertschöpfung in den Regionen. Damit unterstützen wir die heimische Wirtschaft (Fleischer, Bäcker etc.) und stärken gleichzeitig unsere bäuerlichen Familienbetriebe. Mit dem Netzwerk Kulina- rik wollen wir diese regionalen Kreisläufe ankurbeln und gezielt fördern. Das wird Frau Bundesministerin, wie haben sorgung gesichert ist. Gerade jetzt erkennen auch in Zukunft notwendig sein und einen Sie die COVID-Krise erlebt? Kann man immer mehr Menschen, wie wichtig heimi- wichtigen Teil der Eigenversorgung mit schon Lehren aus der Krise ziehen? sche und regionale Produktion ist. Die Lebensmitteln ausmachen. Diese Qualitäts- Die Coronaviruskrise ist wohl die schwie- Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln produkte zu exportieren und damit einen rigste Krise, die wir in den vergangenen war im Kopf vieler Menschen bisher immer Teil unseres Kulturgutes in andere Länder Jahrzehnten erlebt haben. Sie hat gezeigt, selbstverständlich. Wir wissen, wem wir zu bringen sehe ich auch als große Chance wie wichtig eine eigenständige und flächen- sie zu verdanken haben: unseren Bäuerinnen für den Tourismus. deckende Lebensmittelproduktion für unser und Bauern, die diese Lebensmittel herstel- Land ist. Unsere Landwirtschaft ist system- len und dafür jeden Tag in den Stall oder Mitgliedsländer wie Europäische Union relevant, sie zählt zur wichtigsten Infra- aufs Feld gehen. müssen für die Krisenbewältigung struktur, die wir haben. In diesem Zusam- enorme Beträge aufbringen. Sehen Sie menhang ein großes Danke an unsere Sie sprechen die Versorgungssicherheit an. Auswirkungen auf die Finanzierung Bäuerinnen und Bauern. Sie sorgen nicht Welchen Stellenwert wird sie in Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik? nur in Krisenzeiten, sondern 365 Tage im in Europa haben? Die Coronakrise wird nicht spurlos an uns Jahr dafür, dass unsere Lebensmittelver Die Versorgung mit hochqualitativen vorübergehen, aber sie verstärkt unsere
Schwerpunktthema: GAP-Strategiepläne 05 rgumente und unsere Position. Gerade A die Krise hat noch einmal die Bedeutung und den Auftrag der GAP hinsichtlich Versorgungssicherheit mit hochqualitativen Lebensmitteln unterstrichen. Wir zeigen in Österreich vor, wie das gehen kann. Regio- nalität und g esunde, sichere L ebensmittel stehen für uns an oberster Stelle. Österreich ist in vielerlei Hinsicht Vorbild für Europa. Das muss sich auch in e iner adäquaten Finanzierung der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik widerspiegeln. Erhöhte Anfor- derungen an die europäische Lebensmittel produktion unter Einhaltung der weltweit höchsten Standards kann mit einem geringeren Agrarbudget s icherlich nicht funktionieren. Bis wann ist mit dem Abschluss der Verhandlungen über die neue GAP zu rechnen? Durch die Auswirkungen der Coronakrise verzögern sich auch die Verhandlungen und der Zeitplan für die neue GAP. Priorität hat jetzt der Abschluss der Verhandlungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen. Erst wenn das Agrarbudget feststeht, können wir die Gemeinsame Agrarpolitik finalisieren. Auf nationaler Ebene arbeiten wir intensiv am nationalen GAP-Strategieplan weiter. Abschließend: Wo sehen Sie die wichtigsten Ziele der österreichischen Agrarpolitik in den nächsten Jahren? Mein oberstes Ziel ist Versorgungssicherheit. Es kann nicht sein, dass wir in E uropa durch hohe Auflagen weniger L ebensmittel selbst produzieren und dadurch von Drittstaaten importabhängiger werden. Beim letzten EU-Agrarministerrat habe ich eindringlich davor gewarnt, dass wir durch die Umset zung der Farm-to-Fork- und der Biodiversi- tätsstrategie Gefahr laufen, niedrigere Produktionsstandards zu importieren und das Problem so nicht lösen. Priorität hat für mich auch die Sicherung der Einkommen unserer bäuerlichen Familienbetriebe. Nur wer langfristig eine ökonomische Per spektive für seinen Hof sieht, wird die Bewirtschaftung fortführen und den Betrieb an s eine Kinder übergeben. q Die Coronakrise unterstreicht die Bedeutung sicherer und qualitativ hochwertiger Lebens mittel. Das muss sich auch in der Finanzierung der Agrarpolitik widerspiegeln.
06 Schwerpunktthema: GAP-Strategiepläne Die Einbettung der ländlichen Entwicklung in die GAP-Strategiepläne Seit Juni 2018 werden die Verordnungsvorschläge der Europäischen Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in den Gremien des Rates und im Europäischen Parlament intensiv diskutiert. Sie sehen vor, dass es für die kommende Periode pro Mitgliedstaat einen gemeinsamen GAP-Strategieplan für die erste und zweite Säule geben soll. Doch was bedeutet dies konkret für die ländliche Entwicklung? Veronika Madner Die zukünftigen GAP-Strategiepläne sind keiten im Rahmen der GAP. Bei den — Umwelt-, Klima- und andere Bewirt- vom Aufbau her den Programmen für die Instrumenten selbst ist eine weitgehende schaftungsverpflichtungen: Über diese ländliche Entwicklung sehr ähnlich. Auf Kontinuität erkennbar: Im Rahmen der Kategorie können Agrarumwelt- und Basis einer Analyse der aktuellen Situation ersten Säule werden Direktzahlungen und Klimamaßnahmen auf der Fläche entlang von neun unionsweit einheitlich Sektormaßnahmen unterstützt, die zweite (ÖPUL-Maßnahmen), Biolandbau, Wald- geltenden GAP-Zielen sind Bedürfnisse zu Säule umfasst die Fördermaßnahmen der umwelt- sowie Tierwohlmaßnahmen identifizieren, auf die anschließend über ländlichen Entwicklung. gefördert werden. eine schlüssige Interventionsstrategie mit- Für die ländliche Entwicklung sind im — Naturbedingte oder andere gebiets tels spezifischer Maßnahmen (Interventio- Verordnungsvorschlag acht Interventions spezifische Benachteiligungen: Diese nen) eingegangen werden soll. Auf Grund kategorien vorgesehen, in deren Rahmen Kategorie ermöglicht die Förderung von lage eines gemeinsamen Leistungsrahmens die Mitgliedstaaten Förderungsmaßnahmen Betrieben in benachteiligten Gebieten sind quantitative Ziele zu setzen, deren definieren können. Die einzelnen Kategorien (Ausgleichszulage). Verfolgung und Erreichen über ein beglei- sind sehr allgemein gehalten und ermögli- — Gebietsspezifische Benachteiligungen, tendes Monitoring überprüft werden. chen den Mitgliedstaaten ein sehr breites die sich aus bestimmten verpflichten- Dadurch soll das Augenmerk stärker auf Spektrum unterschiedlicher Maßnahmen. den Anforderungen ergeben: Ergebnisse gelegt und die Wirkung der Für Interventionen im Projektbereich wird Im Rahmen dieser Kategorie können GAP besser dargestellt werden können. es weiterhin verpflichtend Auswahlverfah- Verpflichtungen im Zusammenhang Neu ist, dass dieser strategische Ansatz ren geben. mit Natura 2000 und der Wasserrahmen- für beide Säulen der GAP gilt. Dies ermög- Hier die acht Interventionskategorien richtlinie unterstützt werden. licht eine bessere Abstimmung und gezielte- (Bezeichnungen der Kategorien im Original- — Investitionen: Diese Interventions re Ausrichtung der Unterstützungsmöglich- wortlaut): kategorie umfasst alle Arten von Investi-
Schwerpunktthema: GAP-Strategiepläne 07 Periodenübergang Aufgrund von Verzögerungen im Rechtssetzungsprozess auf EU-Ebene ist es nicht möglich, die neue Periode wie geplant im Jahr 2021 zu starten. Die Europäische Kommission hat deshalb einen Verordnungsvorschlag für eine Übergangsperiode vorgelegt. Dieser Vorschlag sieht derzeit ein Übergangsjahr vor, in dem die Maßnah- men der ersten und zweiten Säule mit neuen Mitteln (aber nach den derzeit geltenden Regeln) fortgeführt werden können. Abhängig von den Fortschritten bei den Verhandlungen zur GAP-Reform und zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) könnte im Rahmen der Tri loge von Rat, Parlament und Kommission ein zweites Übergangsjahr festgelegt werden – was sich in der Tat immer mehr abzeichnet. Mehrjähriger Finanzrahmen (MFR) Es ist bislang noch nicht gelungen, unter den tionen beginnend von Investitionen — Wissensaustausch und Information: Staats- und Regierungschefs eine Einigung in die Land- und Forstwirtschaft über Diese Kategorie umfasst Bildungs-, über den EU-Haushalt für die Periode 2021– Investitionen in den Umwelt- und Natur- Bewusstseins- und Beratungs 2027 zu erzielen. Sowohl bei den Beiträgen schutzbereich bis hin zu Basisdienstleis- maßnahmen. der einzelnen Mitgliedstaaten (und damit zu- tungen und Infrastrukturmaßnahmen sammenhängend der Größe des EU-Budgets) im ländlichen Raum. Die Erarbeitung der nationalen GAP-Strate- als auch bei den Schwerpunktsetzungen — Niederlassung von Junglandwirten und giepläne erfolgt im Rahmen einer Partner- liegen die Meinungen teils sehr weit auseinan- Existenzgründungen im ländlichen schaft, wie dies in der ländlichen Entwick- der. Aufgrund der COVID-Krise hat die Euro Raum: Diese Kategorie zielt auf die lung bereits bislang gehandhabt wurde. päische Kommission nun am 27. Mai einen Förderung von Junglandwirtinnen und Im Bundesministerium für Landwirtschaft, angepassten MFR-Vorschlag in Kombination Junglandwirten (Existenzgründungs Regionen und Tourismus (BMLRT) wurde mit einem Aufbauinstrument(„Next Genera beihilfe) sowie die Gründung von Unter- dieser Prozess mit einer großen Auftaktver- tion EU“) vorgelegt. Die finanzielle Schlagkraft nehmen im ländlichen Raum ab. anstaltung im Mai 2019 gestartet. Auf Basis des EU-Haushalts soll damit auf insgesamt — Risikomanagementinstrumente: fundierter Analysen wird seither intensiv über 2 Billionen Euro erhöht werden: einer- In dieser Kategorie können Finanzbei- an den Inhalten des GAP-Strategieplans ge- seits durch gezielte Verstärkungen des MFR träge für unterschiedliche Arten von arbeitet. In insgesamt 14 Expertinnen- und 2021–2027 auf ein Gesamtvolumen von mehr Risikomanagementinstrumenten, Expertengruppen mit rund 200 Mitgliedern als 1,2 Billionen Euro, a ndererseits durch wie zum Beispiel Versicherungsprämien, werden unter Federführung des BMLRT das neue Instrument „Next Generation EU“, unterstützt werden. die Entwürfe für Interventionen erarbeitet. welches mit über 800 Milliarden Euro (zu — Zusammenarbeit: Über diese Interven Zudem werden im Rahmen von öffentlichen laufenden Preisen) ausgestattet werden soll. tionskategorie werden alle Arten von Konsultationen Zwischenstände einzelner Die Verhandlungen werden im Juni bzw. Juli Zusammenschlüssen einschließlich jener Arbeitspakete des GAP-Strategieplans auf mit dem Ziel einer möglichst baldigen Eini- im Rahmen der Europäischen Innovati- der Website des BMLRT zur Diskussion ge- gung intensiv weitergeführt werden, um wei- onspartnerschaft (EIP) und die Teilnah- stellt und wichtige Meilensteine im Erarbei- tere Verzögerungen für die EU-(ko)finanzierten me an Qualitätsregelungen gefördert. tungsprozess beschrieben. Programme zu vermeiden. In dieser Kategorie wird auch der be- Weitere Informationen zum Rechtsset- währte LEADER-Ansatz umgesetzt wer- zungsprozess auf EU-Ebene sowie zur Erstel- den, wobei der Verordnungsvorschlag lung des nationalen GAP-Strategieplans wie in der Vergangenheit den Einsatz finden Sie auf der Website des BMLRT unter Veronika Madner ist stellvertretende Leiterin von mindestens 5 Prozent der EU-Mittel folgendem Link: www.bmlrt.gv.at/land/ der Abteilung II/2 – Koordination ländliche dafür vorsieht. eu-agrarpolitik-21-27.html. q Entwicklung und Fischereifonds im BMLRT.
08 Landwirtschaft Der Einsatz von Drohnen in der Land- und Forstwirtschaft Die Kombination von Drohneneinsatz und digitalen Anwendungen ermöglicht eine Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten in der Land- und Forstwirtschaft und unterstützt die Entscheidungen der Betriebsführerinnen und Betriebsführer. Stefan Polly Die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen in oder Sturm kann dies sehr nützlich sein, können. Neben Multicoptern werden auch der Land- und Forstwirtschaft werden täg- um das Schadensausmaß abzuschätzen. Starrflügler angeboten. Diese sehen wie lich mehr. Ein großer Vorteil von Drohnen ist Vielfach werden Drohnen schon zur Rehkitz- kleine Flächenflieger aus und verfügen über es, Aufnahmen von Agrar- und Forstflächen rettung im Grünland oder zur Früherken- eine große Flächenleistung. Nachteilig ist aus völlig neuen Perspektiven zu bieten. nung bei Borkenkäferbefall verwendet. bei Starrflüglern der relativ hohe Platzbedarf Der Einsatz reicht von der Bekämpfung In Forschungsprojekten und Start-ups beim Abheben und Landen. Eine dritte diverser Schädlinge, wie zum Beispiel des werden derzeit spezielle Software- und Variante ist eine Kombination der zwei Maiszünslers, bis hin zur Ermittlung des Kamerasysteme zur Krankheits- oder Modellarten und wird Hybridsystem Vegetationsindexes von Kulturpflanzen. Beikrauterkennung entwickelt und getestet. genannt. Es vereint die Vorteile von Multi Verschiedene Kamera- und komplexe Drohnen werden je nach Anwendungs coptern und Starrflüglern. Softwaresysteme machen dies möglich. gebiet in verschiedensten Formen gebaut Schätzungen zufolge sind in Österreich Mit den Bildern können Schadflächen oder und meist über Akkus mit Energie versorgt. derzeit rund 100.000 Drohnen im Einsatz. Anbaufehler ermittelt werden. Drohnen mit vier, fallweise auch mit sechs Als Reaktion auf die zunehmende Verwen- Weiters sind mit dem fliegenden Helfer oder acht Rotoren fallen in die Kategorie dung hat die Europäische Union europaweit Flüge zur Inspektion von Siloanlagen oder der Multicopter. Sie haben den Vorteil, dass einheitliche Regelungen zur Drohnennut- landwirtschaftlichen Gebäuden möglich. sie wenig Platz für das Abheben benötigen zung g eschaffen. Diese werden am 1. Jänner Gerade nach Wetterereignissen wie Hagel und die Position in der Luft optimal halten 2021 in Kraft treten. Bis dahin gelten für den Drohneneinsatz weiterhin die österreichi- schen Luftfahrtgesetze. In der EU-Verord- nung werden Drohnen künftig anhand des Webinare zum Thema „Drohnen in der Land- und Forstwirtschaft“ Risikos beim Flug in drei Betriebskategorien – „offen“, „speziell“, „zulassungspflichtig“ – unterteilt. Diese unterscheiden sich vor Das Netzwerk Zukunftsraum Land veranstaltete im Mai und Juni eine sehr e rfolgreiche allem nach Einsatzzweck und G ewicht. Die Webinar- und Farminarreihe zum Thema Anwendung von Drohnen in der Land- und meisten Drohnen aus dem Privatbereich Forstwirtschaft. Es fanden eine halbtägige O nlineveranstaltung sowie sechs Webinare/ werden in die K ategorie „ offen“ fallen. q Farminare zu spezifischen Anwendungen von Drohnen in diversen Bereichen statt. Alle Veranstaltungsaufzeichnungen können unter www.zukunftsraumland.at/video nachgehört Stefan Polly ist Mitarbeiter der bzw. nachgesehen werden. Wir freuen uns über Ihren Besuch von NETZWERK DIGITAL. Landwirtschaftskammer Niederösterreich
Landwirtschaft 09 Drohnen im Wald Drohnen im Grünland Drohnen im Ackerbau Im Wald zählen die Aufnahme von Bildern an Unterschiedliche Nährstoffverfügbarkeit, Für Drohnen bieten sich im Ackerbau eine Reihe schwer erreichbaren Stellen und die Entdeckung Wasserhaushalt und lokales Klima wirken neuer Einsatzgebiete. Die in diesem Bereich von Borkenkäferbefall zu den häufigsten gemeinsam mit der Art der Bewirtschaftung verwendeten Spezialdrohnen sind kleine, Anwendungsbereichen von Drohnen. Ihre Steue- auf das Grünlandökosystem und haben zu einer selbstgesteuerte Satelliten, welche die gleichen rung im oder über dem Wald stellt eine echte großen Vielfalt von Grünlandtypen geführt. Technologien nutzen wie jene im All. Sie erfas- Herausforderung dar. Gute Start- und Lande- Anhand von Standardluftbildern mit einer sen Flächen, kartieren diese und können den plätze sind rar, der gesetzlich geforderte Bodenauflösung von 0,25 bis 0,5 cm sind Grün- aktuellen Versorgungszustand mit Nährstoffen Sichtkontakt des Piloten zur Drohne ist ein landbiotope nur sehr schwer zu klassifizieren. oder Wasser feststellen. Solche Drohnen zeich- geschränkt, und das erforderliche GPS-Signal Der Einsatz von Drohnen bringt hier wesentliche nen sich im Vergleich zu üblichen Satelliten ist unter dem Blätterdach beeinträchtigt. Vorteile: Durch die höhere Auflösung der Bilder durch eine fast 10.000-fach höhere Genauigkeit Der rasche Fortschritt der Drohnentechnologie von 1 bis 2 cm können Verunkrautungen ebenso aus und vermögen so völlig neue Informationen ist allerdings vielversprechend. Es sind bereits wie Verbrachungen gut erkannt werden. Da zu liefern, die für das menschliche Auge nicht Drohnen auf dem Markt, die Hindernissen der Befliegungszeitpunkt sehr variabel gewählt sichtbar sind. Mithilfe von Drohnen erstellte selbständig ausweichen können. Großes Poten- werden kann, ist es möglich, die Erfassung an Vegetationskarten, in denen Pflanzengesund zial steckt in Laserscanning-Anwendungen Blühzeitpunkte oder Nutzungsperioden anzu- heit, Nährstoffversorgung, Verunkrautung, zur genauen Vermessung von Bäumen. Diese passen. Damit können feuchtere und trockenere Schädlinge oder Bodenunterschiede sichtbar Technologie ist aktuell noch teuer; für eine Bereiche, die oft für den Naturschutz von beson- werden, helfen Flächen in exakte Zonen zu einsatzbereite Drohne mit Laserscanning- derer Bedeutung sind, optimal lagegenau unterteilen, um die Bewirtschaftung zu optimie- Sensor muss man mit Kosten jenseits von abgegrenzt werden, ohne das Grünland flächig ren und Problemunkräuter aufzuspüren. q 100.000 Euro rechnen. q abgehen zu müssen. Bereits am Echtfarbbild lassen sich Wild- Michael Treiblmeier, Ingenieurbüro Blickwinkel Günther Bronner, Umweltdata GmbH wechsel im Grünland sehr gut feststellen. Sind Drohnen zusätzlich mit Wärmebildkameras ausgestattet, kann man in den kühlen Morgen- stunden Rehkitze in Wiesen gut erkennen und effizient vor Mähtod schützen. q Inspektion einer P hotovoltaikanlage Drohnen im Weinbau Hanns Kirchmeir, E.C.O. Institut für Ökologie Einzelne, auch sehr kleine Fehler in einer Photo- Mit der Landwirtschaft 4.0 haben Flugdrohnen voltaikanlage können für die Leistungsfähigkeit auch im Weinbau Einzug gehalten, und das der Gesamtanlage sehr große Auswirkungen mit dem vorrangigen Ziel der Datenerfassung haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, auch (zum Beispiel um wachstumsschwache Berei- kleine Fehler zu finden und zu beheben. che zu erkennen). Lösungen für Arbeiten wie Mithilfe einer Drohne mit Infrarotkamera Düngung oder Pflanzenschutz, die gerade in werden Bilder der Photovoltaikanlage gemacht, Steilhängen oder auf Terrassen hilfreich wären, die im Anschluss mit einem Computerpro- werden noch kaum angeboten. Dafür gibt es gramm nachbearbeitet werden. Hierbei zeigen mehrere Gründe: die fehlende Verfügbarkeit sich mögliche Wärmeunterschiede in den ein- von zugelassenen Spritzmitteln zur Ausbrin- zelnen Zellen. Aufgrund dieser Wärmeunter- gung aus der Luft, die schlechte Benetzung schiede können nun Rückschlüsse auf mögliche durch die Düsenanordnung und den abwärts Schäden an einzelnen Zellen, einzelnen gerichteten Wind der Propeller sowie die Substrings, am ganzen Modul oder an ganzen Wirtschaftlichkeit der Geräte und die komplexe Strängen gezogen werden. Oft sind es nur Rechtslage. Greenhive hat es sich zum Ziel Kleinigkeiten, die sich rasch beheben lassen, gesetzt, diese Probleme mit Entwicklungen wie zum Beispiel eine kaputte Bypassdiode wie einem vertikalen Sprühbalken für bessere in der Anschlussdose des Moduls. Auch schad- Benetzung sowie durch den Einsatz künstlicher hafte Kabel oder kaputte Siliziumzellen können Intelligenz für autonome Arbeitsabläufe und Ursachen für unterschiedliche Erwärmungen das Arbeiten im Schwarm zu lösen. Was tech- sein. Damit können Drohnen einen wichtigen nisch bereits möglich ist, ist gesetzlich noch Beitrag zur Aufrechterhaltung der einwand nicht erlaubt. Daher sehen wir die unmittelbare freien Funktions- und Leistungsfähigkeit von Zukunft in kleinen, autonomen Bodendrohnen, Photovoltaikanlagen leisten. q die Natur und Mensch entlasten. q Christoph Wolfesberger, Landwirtschafts Robert Kögl-Rettenbacher, Greenhive GmbH kammer Niederösterreich
10 Umwelt Blütendiversität und Ertrag: Wie die Landwirtschaft von hoher Vielfalt profitiert Insekten haben als Bestäuber und Nützlinge wesentliche Blühstreifen sind wert volle Lebensräume Bedeutung in der Landwirtschaft, die Erträge wären in der Agrarlandschaft. ohne sie deutlich geringer. Blühstreifen und Hecken sind Möglichkeiten, Insekten zu fördern. Thomas Drapela und Peter Meindl Wer in letzter Zeit aufmerksam die verschie- teil des P roduktionsvolumens ausmachen, Blüten fördern Nützlinge densten Medien konsumiert, stößt immer aber Früchte und G emüse sind erstens Wildbienen und andere Insekten können wieder auf ein Thema: das Insektensterben. für die E rnährung wichtig und weisen zwei- in der Agrarlandschaft sehr gut durch die In Printmedien und Fernsehdokus wird tens einen vielfach höheren ökonomischen Anlage von Blühstreifen, Brachen oder vom Rückgang der Vielfalt, von Roten Listen Wert pro Tonne auf. Durch die Förderung Hecken gefördert werden. Wichtig ist dabei und aussterbenden Arten sowie von den von Bestäubern können also Erträge in eine hohe Vielfalt, da die verschiedenen Folgen für uns Menschen berichtet. Nur den verschiedensten Kulturen gesteigert Insekten auf unterschiedliche Blüten als langsam wird der Öffentlichkeit bewusst, werden. Bei manchen Früchten gibt es Nahrung und auf Rückzugs- und Nistmög- dass das nicht nur ein Thema für Natur- ohne Bestäubung praktisch keine Ernte. lichkeiten angewiesen sind. Nur ein dichtes und Artenschützer ist, sondern dass viel Fast 700 heimische Wildbienenarten, Netz von Landschaftselementen und Aus- mehr auf dem Spiel steht. aber auch andere Insekten wie Schwebflie- gleichsflächen ermöglicht Insekten und Die Vielfalt der Insektenwelt – von gen, Schmetterlinge oder Käfer sorgen in der anderen Tieren ein Überleben. Bestäubern über Bodenbewohner, die orga- Natur und in der Obst- und Gemüseproduk- Wer die Bedeutung von Insekten für nisches Material abbauen, bis zu Gegen tion für die unverzichtbare Bestäubung. unsere Lebensmittelproduktion einmal spielern von Schädlingen – steht in direktem Auch im Ackerbau gibt es hierzulande erkannt hat, wird sie gerne schützen und Zusammenhang mit unserer Nahrungsmit- einige Kulturen, die durch eine gute Bestäu- fördern. telproduktion und damit mit unser aller bung höhere Erträge liefern. Raps, Sonnen- Umfangreiches Informationsmaterial Ernährung. blumen oder Buchweizen zählen dazu. zum Thema Blühstreifen und Biodiversität Eine hohe Artenvielfalt der Insektenwelt finden Sie auf der Website von Bionet Öster- Bestäubung und wirkt sich auch positiv auf die Schädlings reich unter: www.bio-net.at/bn-biodiversitaet/ Schädlingsregulation regulation aus. Viele gefräßige Räuber und bn-b-infomaterial.html. q Weltweit betrachtet sind von den 109 ihre Larven, wie Marienkäfer, Schwebfliegen wichtigsten Kulturpflanzen nicht weniger oder Florfliegen, aber auch die zumeist als 87 auf die Bestäubung durch Insekten winzigen Schlupfwespen können mithelfen, angewiesen. Das sind immerhin fast das Schädlingsaufkommen zu bremsen Thomas Drapela und Peter Meindl 80 Prozent! Natürlich sind es die wind und damit den Pflanzenschutzmitteleinsatz sind Mitarbeiter des Forschungsinstituts bestäubten Getreidearten, die einen Groß- zu reduzieren. für biologischen Landbau FiBL.
Umwelt 11 Von oben nach unten: Färberkamille (Anthemis tinctoria) Kornrade (Agrostema githago) Ringelblume (Calendula officinalis) Blühstreifenpflanzen Mehr als Nahrung für Insekten In unserer vielfach intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft können Blühstreifen eine wichtige Rolle spielen. Für zahlreiche Tierarten sind sie Nahrungsquelle, Rückzugs- und Überwinterungsort oder Kinderstube zur Aufzucht der Nachkommen. Aber Blühstreifen- pflanzen können noch mehr. Pflanzen wie der Steinklee oder die Sonnenblume haben mehrere Meter tiefe Wurzeln und lockern den Boden sehr gut auf. Auch die Ringelblume hat ein gutes Durchwurzelungsvermögen und hinterlässt einen guten Boden. Pflanzen aus der Familie der Leguminosen – wozu die Kleearten zählen – können mithilfe von Bakterien in ihren Wurzelknöllchen Luftstick- stoff binden und so den Boden mit Stickstoff für die Pflanzenernährung anreichern. Pflanzen in Blühflächen Wiesensalbei (Salva pratensis) (o.), Einjährige Pflanzen: Sie bieten eine schnelle eine pollenbeladene Holzbiene Bodendeckung, das Blühangebot ist rasch bei der Bestäubung (u.) vorhanden. Sie vertragen keine Mahd. Beispiele: Kornrade, Ringelblume, Phacelia, Kornblume Zweijährige Pflanzen: Sie bilden im ersten Jahr oft eine Blattrosette und blühen erst im zweiten Jahr. Im ersten Jahr sind sie mähtolerant. Beispiele: Karde, Königskerze, Natternkopf Beispiele von Kulturen und ihres Ertragsrückgangs Ausdauernde Pflanzen: Sie vertragen regel bei fehlender Bestäubung mäßigen Schnitt und können sich danach wieder gut regenerieren und blühen wieder. Beispiele: Färberkamille, Wegwarte, Für unser Essen unersetzbar Wiesensalbei, Dost Drohender Rückgang der Ernte von 107 pflanzlichen Nahrungsmitteln* beim Wegfall tierischer Bestäubung. Zahl der Früchte und Beispiele Wilde Karde (Dipsacus fullonum) Rückgang um Wassermelone Pflaume über 90 Prozent Paranuss Kirsche 40–90 Prozent Kürbis Mandel 10–40 Prozent Kakao 13 30 Gurke 1–10 Prozent Apfel keiner 9 unbekannt 7 Pfeffer Feige Tomate 27 Kaffee Papaya 21 Erdbeere Zitrone Kokosnuss Kidneybohne Sonnenblume * für den menschlichen Verzehr und auf dem Weltmarkt gehandelt. Quelle: Insektenatlas 2020
12 Standpunkte Neue Förderperiode: Was braucht es in Z ukunft für lebendige ländliche Räume? Im Mai des Vorjahres wurde im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus mit den Arbeiten für die neue Förderperiode begonnen. Das Netzwerk Zukunftsraum Land hat fünf Personen des ländlichen Raums gebeten, ihre wichtigsten Anliegen für die nächsten Jahre niederzuschreiben. Arbeitsplätze und Infrastruktur Seit dem Beginn der Coronakrise mehren sich die Stimmen, die mehr Regionalität anstelle von Zentralisierung und Globalisierung fordern. Wenn sich hier mittel- und langfristig Fortschritte einstel- len, wäre das gerade für den ländlichen Raum eine große Chance, Irene Gölles, der Abwanderung entgegenzuwirken und vielleicht s ogar Zuzug Bürgermeisterin zu ermöglichen. Wenn die Arbeit mehr und näher zu den Menschen der Stadtgemeinde kommt, statt dass die Menschen der Arbeit folgen, dann eröffnen Gloggnitz, sich Perspektiven für mehr Jobs vor Ort. Niederösterreich Wenn ein solcher Trend mit Initiativen zur Verbesserung der Infrastruktur in ländlichen Gemeinden einherginge, könnte sich das drohende Bild der Aushöhlung regionaler Strukturen nachhaltig ändern. Zu diesen I nfrastrukturmaßnahmen zählen moderne Bildungs- und Betreuungseinrichtungen vor Ort genauso wie Fördermaßnahmen für lokale Wirtschaftsbetriebe und Investitionen im kommunalen Bereich. Somit wären mit lokalen Arbeitsplätzen und dem Abdecken der Bedürfnisse der Bevölkerung die Vorausset- zungen g egeben, um Anreize für Verbleib und Zuzug zu bieten. Ehrliche Kennzeichnung Verarbeitungsprodukten herrscht Hand- und Förderung der Qualität lungsbedarf. Wenn wir in Österreich weiter- Dringender denn je braucht der ländliche hin eine sichere Lebensmittelversorgung Raum die bäuerlichen Familienbetriebe. haben wollen, wird die Landwirtschaft dazu Sie produzieren regionale Lebensmittel in ihren Beitrag leisten. Die Landwirtschaft Astrid Brunner, höchster Qualität. Um diese für die Konsu- wird unterstützt, wenn es den Konsumentin- Bäuerin am Kollehof mentinnen und Konsumenten sichtbar zu nen und Konsumenten erleichtert wird, in Moosburg und machen, bedarf es einer ehrlichen Herkunfts- regionale Lebensmittel zu erkennen! Landesbäuerin von kennzeichnung. Umfragen zeigen, dass In der neuen Förderperiode sind dazu Kärnten 86 Prozent der Verbraucherinnen und Ver- Schwerpunkte zur Stärkung der bäuerlichen braucher daran interessiert sind zu erfahren, Klein- und Mittelbetriebe und eine Weiter- wo die Lebensmittel herkommen. Gerade entwicklung der Qualitätsproduktion not- in der Gemeinschaftsverpflegung und bei wendig.
Standpunkte 13 Innovative Mitfahrbörsen können mehr als reines Ridesharing Mobilität ist Beweglichkeit und verbindet. Im ländlichen Raum ist sie eingeschränkt, denn mit zunehmender Entfernung sind wir auf ein Transportmittel angewiesen. Rene Schader, Verkehr entsteht, und in so mancher Region zu viel Mitbegründer der davon. Mitfahrbörse mit Ein flächendeckendes, gut ausgebautes öffentliches Belohnsystem Verkehrsnetz wäre ein Segen, doch finanzieren lässt „ummadum“, Tirol es sich nur schwer. Die beste oder vielmehr einzige Alternative ist das eigene Auto. In den nächsten Jahren muss mehr in neue Alternativen investiert werden, die Digitalisierung bietet dazu die entsprechenden Möglichkeiten. Würden alle Privatfahrzeuge, die täglich unterwegs sind, digital sichtbar werden, hätten wir das beste Ver- kehrssystem, das es je gab – mit dynamischem Fahrplan und flexiblem Streckennetz. Klingt gut? Dann stellen Sie sich vor, Sie würden dafür, dass Sie jemanden mitnehmen, zusätzlich belohnt und ihre Region gestärkt! Wir bei „ummadum“ arbeiten daran, diese Vision umzu- setzen, und alle können dabei sein! Digitalisierung für e inen jungen ländlichen Raum „Wieder kein Netz!“ Viele von uns, die in ländlichen Gebieten Sandra Uschnig, 27, leben, kennen das Problem. BOKU-Absolventin Dringende Mails gehen nicht und Präsidiumsmitglied raus, Daten können nicht abge- der Österreichischen rufen werden. Die stockende Jungbauernschaft, Kärnten/Salzburg und langsame Verbindung er- schwert die Arbeit. Eine stabile Internetverbindung ist für den Alltag aber unverzichtbar, sei es privat oder beruflich. Auch in der Land- und Forst- Wirtschaftsstandort Land wirtschaft sorgt Digitalisierung Überall liest man, was sich nach der Coronakrise alles für mehr Effizienz und Nach- ändern werde. Wir wissen es nicht. Was wir jedoch haltigkeit. Stichwörter hierfür jetzt schon wissen, ist, dass die Krise wie ein Brennglas sind Landwirtschaft 4.0 und Veränderungsnotwendigkeiten gnadenlos sichtbar ge- Smart Farming. Die Entwick- Gerald Mathis, macht hat. So auch die Kluft zwischen Stadt und Land. lung der digitalen Infrastruk- Geschäftsführer des Fehlende Infrastrukturen und unzureichendes Internet tur spielt auch im Hinblick Instituts für Standort-, auf dem Land und umgekehrt Dichtestress in den auf Jobaussichten am Land Regional- und Kommunal Metropolen. Die Arbeitsplätze sind geradezu monopo- eine erhebliche Rolle. Gerade entwicklung (ISK), Dornbirn/Graz listisch in der Stadt konzentriert. In Deutschland die Jugend befindet sich oft werden 93 Prozent der Flächen von Gemeinden jenseits im Spagat: Soll ich bleiben oder der großen Metropolen eingenommen. Es wäre daher gehen? Digitalisierung ist hier dringend notwendig, die Arbeitsplätze besser auf ein wichtiger Entscheidungs- das Land zu verteilen. Das b edeutet weniger pendeln faktor und garantiert eine aus- und trägt wesentlich zur E ntlastung des Klimas bei. sichtsreiche Zukunft am Land. Das würde auch die Städte entlasten. Ins Land zu investieren und Arbeitsplätze und Infrastrukturen zu schaffen, damit die Menschen auch auf dem Land wohnen bleiben können, ist ein Gebot der Stunde.
14 Innovation Die Agrarwissens- und -innovationssysteme AKIS und ihre Bedeutung in der GAP 2021+ Die Agrarwissens- und Informationssysteme der Mitgliedsländer werden in der nächsten Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine zentrale Rolle spielen. Die Zusammenarbeit von Beratungsdiensten, Forschung und Netzwerken für den ländlichen Raum wird bereits in den GAP-Strategieplänen verankert sein. Michaela Schwaiger und Lisa-Maria Kaufmann In Österreich bildet ein gut vernetztes Bil- maßnahmen und begleitender Berufsaus J eder Mitgliedstaat bzw. jede Region dungs- und Beratungssystem die Grundlage bildung über Demonstrationsvorhaben und kann künftig eine Reihe von Maßnahmen für ein flächendeckendes Wissensangebot Betriebsbesichtigungen bis zu Austausch- finanzieren, die Wissensaustausch und in der Land- und Forstwirtschaft (siehe programmen. Thematisch werden alle Berei- Innovation zum Ziel haben. Im BMLRT arbei- Abbildung). Im Rahmen der geförderten che der ländlichen Entwicklung (Programm ten aktuell 14 thematisch an den spezifi- Erwachsenenbildung gibt es aktuell 26 LE 2014–2020) angesprochen. schen Zielsetzungen der GAP orientierte vom Ministerium für Landwirtschaft, Regio- Im Rahmen der GAP nach 2020 (2021) Expertinnen- und Expertengruppen an nen und Tourismus (BMLRT) anerkannte sind die Mitgliedstaaten gefordert, Qualität Entwürfen für den zukünftigen nationalen Bildungsanbieter, für die seit August 2019 und Wirksamkeit der Beratung zu erhöhen. Strategieplan. In der Gruppe „Querschnitts- verpflichtend eine Zertifizierung vorgesehen Um aktuelle technologische und wissen- ziel Informations- und Wissenstransfer“ ist. Ö-Cert, ein überregionales Modell schaftliche Erkenntnisse aus Forschung stehen neben der Entwicklung von Ideen zur Anerkennung von qualitätssichernden und Innovation bereitstellen zu können, für die erfolgreiche Fortführung des in Maßnahmen von Erwachsenenbildungs kommt der Integration von Beraterinnen Österreich flächendeckend etablierten organisationen, hat europaweit Vorbildcha- und Beratern in die Agrarwissens- und Bildungs- und Beratungssystems auch rakter und trägt dazu bei, qualitätsfördernde -innovationssysteme (AKIS) zentrale Bedeu- die Themen Innovation (EIP) und AKIS zur Maßnahmen zu setzen und die Erwachse- tung zu. Bereits in den nationalen Strategie- Diskussion. nenbildung weiter zu professionalisieren plänen sollen Informationen darüber Die Zielsetzungen der Europäischen (Ö-Cert, 2019). Das Angebot in der geförder- enthalten sein, wie Beratungsdienste, Innovationspartnerschaft (EIP): ten Erwachsenenbildung spannt den Bogen Forschung und Netzwerke für den länd — Schaffung eines Mehrwerts durch von Fort- und Weiterbildung, Informations- lichen Raum zusammenarbeiten werden. bessere Verbindung der Forschung mit der landwirtschaftlichen Praxis, — Vernetzung von Innovationsakteurinnen und -akteuren sowie Innovations Organisation der landwirtschaftlichen Bildung, projekten, Beratung und Innovation in Österreich — Förderung einer schnelleren und breiteren Umsetzung innovativer Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Lösungen in die Praxis, — bessere Kommunikation mit wissen- schaftlichen Institutionen über den Offizialberatung EIP Erwachsenenbildung Forschungsbedarf in der landwirtschaft- lichen Praxis. Arge Beratung Forschung und Innovation Fort- und Weiterbildung 10 Landwirtschafts- Operationelle Gruppen 26 anerkannte Diese Ziele können und sollen auch als Leit- kammern + Bio Austria Bildungsanbieter linien für die zukünftige Entwicklung und weitere Verbesserung der „österreichischen AKIS“ bestehen bleiben. q Land- und forstwirtschaftliche Betriebe Michaela Schwaiger ist Abteilungsleiterin und Lisa-Maria Kaufmann Mitarbeiterin der Quelle: BMLRT, Abteilung II/1 Abteilung II/1 – Agrarpolitik, Datenmanagement und Weiterbildung im BMLRT.
Innovation 15 Was bedeutet AKIS? AKIS steht für Agricultural Knowledge and Innovation Systems. In die Systeme sind all jene O rganisationen und Institutionen integriert, die zum aktiven Wissensaustausch und zu Innovation und Forschung beitragen. Die AKIS umfassen somit zum Beispiel landwirtschaftliche Praxis, Behörden, Forschungs- sowie Bildungs- und Beratungseinrichtungen, aber auch innovative Gruppen, wie zum Beispiel jene, die sich mit EIP-AGRI-Projekten befassen. Veranstaltung Funktionierende AKIS leisten einen Beitrag dazu, dass die Kluft GAP-Strategiepläne: zwischen Wissenschaft und Praxis abgebaut wird; g emeinsam Die Schlüsselrolle von AKIS tragen die Akteurinnen und Akteure innerhalb der AKIS dazu in den Mitgliedsstaaten bei, dass zentrale Herausforderungen des landwirtschaftlichen Sektors innovativ gelöst werden. Die Europäische Kommission, Generaldirek tion für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und der Service Point der Euro päischen Innovationspartnerschaft (EIP-AGRI) laden die EU-Mitgliedstaaten dazu ein, sich Die verstärkte Bedeutung der AKIS in einer voraussichtlich am 17. und 18. Sep- in der neuen GAP tember in Polen stattfindenden Konferenz über die Rolle der AKIS im Rahmen der neuen GAP 2021+ auszutauschen. Gezielt werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Wissen und Innovation spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum der Frage auseinandersetzen, wie funktionie- geht, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in ländlichen rende AKIS etabliert werden können. Räumen zu lösen. Das Wissen zu diesen Lösungen ist jedoch oft auf unterschiedliche Akteurinnen und Akteure verstreut. Diese sind nicht ausreichend v ernetzt und miteinander verbunden, weshalb Innovationspotenzial auf der Strecke bleibt. Aus diesem Grund werden in der neuen GAP Agrarwissens- und -innovationssysteme in den Mitgliedstaaten gestärkt. Es sollen offene, unabhängige und heterogene Netzwerke entstehen, die einander zu Innovationen inspirieren, auf bestehendem Wissen aufbauen und gemeinsam neue Lösungen suchen und entwickeln. Besser vernetzte Innovationsökosystem nationale AKIS werden dazu beitragen, Innovation in der g esamten der ländlichen Räume EU zu beschleunigen, Doppelarbeit in und zwischen den Mitgliedstaaten zu vermeiden und so auch Kosten zu sparen. Dadurch werden die Wirkung der EU- sowie der nationalen und regionalen Forschungs- und Innovationsfinanzierung sowie die Innovationskraft in der Die Herausforderungen, die landwirtschaftliche gesamten EU gestärkt. q Betriebe und ländliche Regionen zu bewältigen haben, sind enorm. Es b edarf daher über Inge van Oost, Europäische Kommission, Generaldirektion Silos hinweg der Zusammenarbeit in einem für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung agilen und heterogenen Innovationsökosystem, das offen für neue und unübliche Partnerschaf- ten ist. Dabei geht es nicht nur darum, Wissen zu teilen. Vielmehr sollen Zukunftsfragen Die Rolle der Beratung in Angriff genommen und durch Innovationen in den AKIS gelöst werden. Wichtig ist, dass das theoretische Konzept der AKIS s ystematisch zum Leben erweckt und echte partnerschaftliche Zusammenarbeit Wissen ist unabdingbar, um land- und forstwirtschaftliche Betriebe und deren Sektor innerhalb von nationalen AKIS und in Verbindung bei der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit oder der Meisterung immer komplexer mit internationalen AKIS gelebt wird. Denn nur werdender Herausforderungen wie dem Klimawandel zu u nterstützen. Struktur und in einem funktionierenden Innovationsöko Funktionsfähigkeit der Agrarwissens- und -innovationssysteme (AKIS), in denen erfor system über Grenzen hinweg können die großen derliches Wissen durch Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure er Herausforderungen gemeinsam bewältigt arbeitet und kommuniziert wird, müssen in der neuen GAP-Periode bewusst betrachtet, werden. Dazu brauchen die Akteurinnen und gezielt unterstützt und weiterentwickelt werden. Der Beratung kommt als Brücke Akteure jedoch gezielte Unterstützung und zwischen Forschung und Praxis, die einerseits Bedarfe und Erkenntnisse aus der Praxis systematische Hilfestellung. Nur dann gelingt einbringt und andererseits neues Wissen in diese transferiert, eine b esondere Rolle eine tiefgreifende Transformation zu einer als Motor der Innovation in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft zu. q Innovationspartnerschaft auf Augenhöhe. q Florian Herzog, Landwirtschaftskammer Österreich, Agrar- und Regionalpolitik, Johanna Rohrhofer, Netzwerk Zukunftsraum Bildung und Beratung Land, Innovationsbrokerin
Sie können auch lesen