Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia
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Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Hansjörg Kutterer (Redaktion) 1 Vorwort Karl-Friedrich Thöne Der XXV. FIG-Kongress fand im traditionell vierjährigen Turnus, beginnend im Jahr 1878, als Jubiläumsveran- staltung vom 16. bis 21. Juni 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia, statt und damit erstmals in einer asiatischen Metropole. Unter dem Motto »Engaging the Challenges, Enhancing the Relevance« (sinngemäß: »Die Herausforde- rungen annehmen, die gesellschaftliche Funktion der Ver- Petronas Towers, Kuala Lumpur, Malaysia messung unterstreichen«) nahmen 2.600 Teilnehmer aus über 100 Ländern im Kuala Lumpur Convention Center KLCC, vis-à-vis von den berühmten Petronas T owers, an einem anspruchsvollen Kongressprogramm mit 559 Prä- sentationen in über 170 technischen Programmblöcken und Plenary Sessions, einer Fachausstellung und gesell- schaftlichen Rahmenveranstaltungen teil. Der malaysi- sche Verband PEJUTA und das FIG-Team haben einen hervorragend organisierten Weltkongress auf die Beine gestellt, der auch von der überwältigenden Gastfreund- schaft her dem Werbeslogan »Malaysia – Truly Asia« in jeder Hinsicht gerecht wurde. Deutschland war über den DVW offiziell mit 14 Teil- Neuer und alter FIG-Vizepräsident Rudolf Staiger (Deutsch- nehmern fachlich gut vertreten. Dabei wurde im Sinne land), amtierender FIG-Präsident CheeHai Teo (Malaysia), wohlverstandener berufspolitischer Interessenpolitik des neu gewählte FIG-Präsidentin 2015–2018 Chryssy Potsiou DVW wieder einmal deutlich, wie wichtig internationa- (Griechenland), neu gewählte Vizepräsidentin Diane Du- le Beziehungen für die fortschreitende Internationalisie- mashie (RICS), Vizepräsident Pengfei Cheng (VR China). rung beispielsweise auch der INTERGEO® sind. Der fach- Es fehlt Vizepräsident Bruno Razza (Italien). liche Austausch innerhalb des Kongressprogramms und der FIG-Kommissionen, die von deutscher Seite aus den und Landmanagement auf dem internationalen Parkett DVW-Arbeitskreisen qualifiziert besetzt sind, erzeugt un- zu präsentieren. Vor diesem Hintergrund hat der fachli- schätzbare Mehrwerte für Wissenschaft und Praxis. Ein che Input der deutschen Teilnehmer sowohl in der Arbeit stärkeres Agieren in internationalen Netzwerken ist auch der FIG-Kommissionen als auch auf der Kongressagenda im Blick auf den Nachwuchsmangel hierzulande bei ei- wieder Maßstäbe gesetzt. nem zugleich bestehenden Überschuss an qualifizierten Deckungsgleich mit den vereinspolitischen Anliegen Geodäten im europäischen und internationalen Umfeld des DVW ist der von deutscher Seite immer wieder the- erforderlich. Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen des matisierte Ansatz, über die FIG weltweit auf die zentra DVW, in den FIG-Gremien entsprechend repräsentiert len Herausforderungen an unseren Berufsstand zu fokus- zu sein. In diesem Kontext sind die Wahlen von Rudolf sieren und die Profession darauf einzuschwören. In dem Staiger mit überwältigender Mehrheit zum FIG-Vizeprä- traditionellen Treffen der Präsidenten der nationalen Ver- sidenten und von Volker Schwieger zum Chair der FIG- bände mit der FIG-Spitze wurde folgender Handlungsbe- Kommission 5 »Positioning and Measurement« sowie eine darf auf internationalem Level identifiziert: Änderung des Wahlsystems auf Initiative des DVW, wo- p Imageverbesserung, Branding, Policy Making, nach die mitgliedsstärksten Verbände, dazu gehört auch p Verbesserung der Wahrnehmung der Profession in der der DVW, bei entscheidenden Wahlvorgängen nunmehr Gesellschaft, drei Stimmen haben statt vorher eine Stimme, als großer p verstärkte Werbeinitiativen des Young Surveyor’s Net- vereinspolitischer Erfolg zu bewerten. work (YSN) als Nachwuchsorganisation innerhalb der Der DVW sieht sich zudem in der Verpflichtung, neues- FIG für den Vermessungsberuf (why to become a sur- te Erkenntnisse im Bereich von Geodäsie, Geoinformation veyor?), DOI 10.12902/zfv-0048-2014 139. Jg. 6/2014 zfv 353
Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia p Qualitätsmanagement und Vertrauensmarketing, lungen wie die Einrichtung von globalen geodätischen p öffentlich-private Partnerschaften bei Land Adminis Referenzsystemen unter Einsatz von GNSS oder von glo tration und Land Management. balem Geoinformationsmanagement unterstützt. Darüber hinaus fühlt sich die FIG aber neuen Denkansätzen ver- pflichtet, wie es in der »Fit-for-Purpose«-Initiative für 2 XXV. FIG-Kongress Landadministration und dem Social Tenure Domain Mo- del beschrieben ist. Die FIG macht damit deutlich, dass 2.1 Eröffnungsveranstaltung sich die Vermessungsingenieure gemeinsam mit den Mit- gliedern der Partnerorganisationen den globalen Heraus Eberhard Ziem Am Dienstag, den 17. Juni 2014, wurde im Kuala Lumpur Convention Centre KLCC bei hochsommerlichen Tempera- turen der XXV. FIG-Kongresses 2014 »Engaging the Chal‑ lenges, Enhancing the Relevance« im Rahmen der ersten Plenary Session feierlich eröffnet. Überreichung eines historischen Theodoliten an den Pre- mierminister von Malaysia forderungen wie Unterernährung, Wohnraummangel, Klimawandel und wirtschaftlicher Entwicklung durch den Einsatz von Wissenschaft und Technik stellen. Schließlich erklärte FIG-Präsident CheeHai Teo nach Begrüßungszeremonie während der Eröffnungsveranstal- dem Erklingen der FIG-Fanfare den XXV. FIG-Kongress tung des XXV. FIG-Kongresses in Kuala Lumpur für eröffnet. Ein weiterer Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung Es begann mit einer landestypischen Begrüßungszere- war zweifellos die sich anschließende Grußadresse des monie, der die Ansprache des Präsidenten der Association Premierministers von Malaysia, Mr. Dato’ Sri Mohd Najib of Authorized Land Surveyors Malaysia PEJUTA, Mr. Haji bin Tun Haji Abdul Razak. Er stellte sehr eindrucksvoll Mohammad Azmi Bin Mohd Zin, folgte. Der Präsident dar, dass Politiker und Regierungsverantwortliche noch zeigte sich sehr glücklich, dass PEJUTA im Auftrag der mehr tun könnten, um die Datengewinnung und Da- FIG und mit Unterstützung vieler weiterer staatlicher und tenanalyse weiter zu fördern. Er appellierte an die Kon- kommunaler Dienststellen den XXV. FIG-Kongress vor- gressteilnehmer, darauf hinzuwirken, die vorhandenen bereiten und organisieren durfte. Informationsinfrastrukturen, einschließlich der raum- In seiner Eröffnungsansprache unterstrich FIG-Präsi- bezogenen Daten weiter zu verbessern und Methoden dent CheeHai Teo, dass der FIG-Kongress den Höhepunkt zu entwickeln, mit denen die Verlässlichkeit und Mehr- der gemeinsamen Arbeit der letzten vier Jahre in der FIG fachnutzung der raumbezogenen Daten zum Nutzen der darstellt. Er nahm das Motto des XXV. FIG-Kongresses Umwelt gewährleistet und erleichtert wird. »Engaging the Challenges, Enhancing the Relevance« auf Nach Abschluss seiner Ansprache überreichten ihm der und charakterisierte den Vermessungsberuf als einen, der FIG-Präsident und der Präsident von PEJUTA als kleine einerseits dem Menschen verpflichtet sei und andererseits Aufmerksamkeit einen historischen Theodoliten. stets zielorientierte Arbeit verlange. Es handele sich also Im weiteren Verlauf dieser ersten Plenary-Session um einen äußerst kreativ und konstruktiv ausgerichteten stellten Keith Bell von der Weltbank und Dr. Clarissa Beruf, der bei einer permanenten Ideensuche immer ei- Augustinus von UN‑HABITAT die hohe Bedeutung der ner konzeptionellen und konstruktiven Entwicklung ver- »Fit-for-Purpose«-Initiative heraus. Diese Initiative be- pflichtet sei. Durch diese Denkansätze ergeben sich heute schreibt Schlüsselfunktionen, die für eine geordnete und Entwicklungsmöglichkeiten, die in der Vergangenheit für sichere Landregistrierung und -verwaltung unerlässlich unmöglich gehalten wurden. sind. Zu diesen Grundsätzen gehören u. a. die Schaffung Präsident CheeHai Teo stellte heraus, dass die FIG ge- gesicherter Grenzen und die Auswertung von Luftbildern meinsam mit ihren Partnern so beeindruckende Entwick und Karten zur Feststellung der Landnutzung. Es wird 354 zfv 6/2014 139. Jg.
Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Fachbeitrag großer Wert darauf gelegt, dass die einzusetzenden Ver- fahren und Methoden eine dem jeweiligen Zweck ange- passte Genauigkeit liefern und dass stets die Möglichkeit der Weiterentwicklung gegeben ist. Dr. Augustinus un- terstrich die wichtigen Eigenschaften, die die Vermes- sungsingenieure hier einbringen können, nämlich u. a. Führungs- und Managementqualitäten – hier ist die Or- ganisation der Daten schwieriger als deren Erzeugung. Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Verständnis für General Assembly im Kuala Lumpur Convention Centre Grundstücksrechte und die Fähigkeit zu interdisziplinärer Zusammenarbeit. Mit dem Beitrag von Chris Rizos von Präsidenten/der Präsidentin und zweier Vizepräsidenten der International Association of Geodesy (IAG) schloss für die Periode 2015 – 2018 an. Zur neuen Präsidentin sich der Kreis, indem er hervorhob, dass GNSS die für wurde Chryssy Potsiou aus Griechenland gewählt, die »Fit for Purpose« erforderlichen geodätischen Referenz- seit 2011 bereits als Vizepräsidentin agierte. Mit beein- systeme realisiert. druckender Mehrheit wurde Rudolf Staiger auf Vorschlag Nach weiteren Beiträgen über die Nutzung von Geo- des DVW als Vizepräsident wiedergewählt, nachdem er in daten in Malaysia und zwar zu Land und zu Wasser, der Periode 2010 – 2014 erfolgreich und mit hoher Repu- skizzierte der Malaysische Minister für Internationalen tation der Mitgliedsverbände im Council und von 2006 Handel und Industrie, Mr. Dato’ Sri Mustapa Mohamed, bis 2010 als Chair der Kommission 5 »Positioning and mit welchem großen Enthusiasmus die Regierung die Measurement« wirkte. Mit Diane Dumashie, RICS, wur- Entwicklung Malaysias zu einem der führenden Indus- de eine weitere profilierte Vertreterin, die die FIG Africa triestaaten in Südostasien in den nächsten Jahren vor- Task Force und die Kommission 8 »Spatial Planning and anbringen will. Mit diesem eindrucksvollen Vortrag en- Economic Development« leitete, als neue Vizepräsidentin dete die Eröffnungsveranstaltung im Rahmen der ersten in das Council gewählt. Plenary-Session. John Hohol (USA), Direktor der FIG Foundation, und Ian Greenway (UK) wurden wegen ihrer besonderen Ver- dienste zu FIG-Ehrenmitgliedern ernannt. 2.2 Generalversammlung Alle bereits gewählten neuen Chairs der Kommissio- nen, die bisher als Chair Elect mit den fachlichen Vor- Karl-Friedrich Thöne bereitungen für die Periode 2014 – 2018 befasst waren, wurden offiziell in das Amt eingeführt, darunter Volker Die Generalversammlung der FIG (General Assembly) als Schwieger als Chair der Kommission 5. höchstes Entscheidungsgremium des Weltverbandes, mit Von der Mitgliederversammlung wurden nach den be- 55 von 120 Mitgliedsverbänden in Kuala Lumpur besetzt, reits ausgewählten Standorten von jährlichen Working tagt stets zu Beginn des Kongresses und am Schlusstag Weeks in Sofia 2015 (Bulgarien) und Christchurch 2016 mit anstehenden Wahlen der Gremien und der Tagungs- (Neuseeland) die Kongressorte für die Working Week orte für Folgeveranstaltungen. Der DVW wurde dort 2017 in Helsinki (Finland) und für den Folgekongress, durch Karl-Friedrich Thöne und Eberhard Ziem seitens den XXVI. FIG-Kongress 2018 in Istanbul (Türkei), ver- des Präsidiums und BDVI-Präsident Michael Zurhorst als geben. nationale Delegierte vertreten. Wichtige Entscheidungen betrafen eine Änderung der Bestimmende Punkte auf der Agenda waren die Wah- FIG-Statuten zum Wahlsystem auf Initiative des DVW. len des neuen FIG-Councils; hier standen die Wahl des Bisher galt das Prinzip, dass jeder Verband unabhängig von der Mitgliederstärke eine Stimme hatte. Manche Län- der sind allerdings mit mehreren kleinen Verbänden in der FIG vertreten. Dies hat zu Friktionen geführt und in der Beurteilung der Auswirkungen polarisiert. Nach einer langjährigen, verständlicherweise auch höchst sensiblen Diskussion hat sich die Mitgliederversammlung nunmehr auf ein neues Wahlsystem verständigt, welches den mit- gliederstarken Verbänden mit mehr als 5.500 Individual- mitgliedern (RICS, Italien und DVW) drei Stimmen, den insgesamt 15 Assoziationen mit 1.000 bis 5.499 Mitglie- dern zwei Stimmen und den 83 Verbänden mit weniger als 999 Mitgliedern eine Stimme einräumt. Die nationalen Delegierten für Deutschland, von links: Bezüglich der periodischen Berichte aus den Kommis- Michael Zurhorst (BDVI), Karl-Friedrich Thöne und Eber- sionen, den Task Forces und der FIG-Stiftung sowie des hard Ziem (beide DVW) Berichts des FIG-Präsidenten wird auf die FIG-Webseite 139. Jg. 6/2014 zfv 355
Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia www.fig.net verwiesen. Dies gilt auch für neue FIG-Pub- Überblick der Kommissionsarbeit likationen, die sich auf hohem Niveau mit den relevanten Entwicklungen für die Geodäsie auseinandersetzen. In ihrem Arbeitsplan für die Periode 2011 – 2014 befasst Die finanzielle Situation der FIG ist vom Grundsatz sich die Kommission mit den Themen her konsolidiert, ihr gilt allerdings ein besonderes Augen- p Management land- und eigentumsbezogener Raum merk; für 2015 wurde Beitragsstabilität erzielt. information (Daten, Werkzeuge, Strategien, Standards, Ein besonderer Dank des DVW gilt dem scheidenden Verfahren), FIG-Präsidenten CheeHai Teo, der in einer wichtigen Pha- p Geodateninfrastruktur (SDI), Datenerfassung, Integra se der FIG Leadership gegeben hat und dem DVW ein tionsprozesse, Pflege, Visualisierung, Standardisie- verlässlicher Freund und Partner war. Auch dank seines rung, Verbreitung), Wirkens ist die FIG in die globalen Netzwerke als Stimme, p Verbreitung von Wissen und Know-How des Geoda- die gehört wird, eingeordnet. In seiner beeindruckenden tenmanagements, Schlussrede appellierte er nachdrücklich an die Solidari- p Einflüsse auf Organisationsstrukturen, Geschäftsmo- tät innerhalb der weltweiten Surveying Community und delle, Public Private Partnerships, berufliche Praxis nahm das Motto des Kongresses auf, nämlich sich den und Verwaltung, Herausforderungen an unsere Profession aktiv zu stellen p Geoinformation zur Unterstützung verantwortungsbe- und den gesellschaftlichen Mehrwert offensiv zu kom- wusster Staatsführung. munizieren. Beiträge hierzu liefert die Kommission insbesondere durch ihre Mitwirkung bei den jährlich stattfindenden FIG Working Weeks, den alle vier Jahre stattfindenden 3 Technisch-wissenschaftliche Kommissionen FIG-Kongressen, den Regionalkonferenzen sowie den in eigener Regie veranstalteten Workshops und Annual 3.1 Kommission 1 – Professional Standards and Meetings. Im Zeitraum 2011 – 2014 hat die Kommission Practice und eine Reihe von Technical Sessions organisiert, die bei den Kommission 2 – Professional Education FIG Working Weeks 2011 in Marrakesch, Marokko, 2012 in Rom, Italien, und 2013 in Abuja, Nigeria, sowie bei den An den Veranstaltungen der Kommission 1 »Professional Regional Conferences in Montevideo, Uruguay (2012), Standards and Practice« sowie Kommission 2 »Professio- und Suva, Fiji (2014), durchgeführt wurden. nal Education« nahm kein Vertreter der deutschen Dele- gation teil. Deshalb findet sich an dieser Stelle kein ent- Workshops und Annual Meeting sprechender Bericht. Bei näherem Interesse wird auf die Webseiten des Kongresses (www.fig.net/fig2014) bzw. auf Die Kommission veranstaltet regelmäßig ein eigenes jähr- die Internetauftritte dieser beiden Kommissionen (fig.net/ liches Treffen mit Workshop und stellt damit ein fokus- commission1/index.htm und http://fig.net/commission2/ siertes Forum für die Diskussion der aktuellen Entwick- index.htm) verwiesen. lungen auf dem Sektor Spatial Information Management bereit. Seit 2011 fanden folgende Workshops statt: Vom 3.2 Kommission 3 – Spatial Information Management 25. bis 28. Oktober 2011 in Paris (Frankreich) mit etwa 50 Teilnehmern aus etwa 20 Ländern, 8 Technical Ses- Hartmut Müller sions mit etwa 35 Vorträgen, vom 10. bis 14. Dezember 2012 in Athen (Griechenland) mit etwa 100 Teilnehmern Chair: Yerach Doytsher, Israel aus über 25 Ländern, 16 Technical Sessions und mehr als Chair Elect: Enrico Rispoli, Italien 70 Vorträgen, vom 13. bis 16. November 2013 in Skopje DVW-Delegierter: Hartmut Müller, Mainz (Mazedonien) mit etwa 60 Teilnehmern aus etwa 20 Län- dern, 9 Technical Sessions mit über 40 Vorträgen. Working Groups der Kommission Der nächste Workshop, organisiert vom Team um den Chair Elect Enrico Rispoli, Italien, findet vom 4. bis 7. No- p Working Group 3.1 – Spatial Information Management vember 2014 statt in Bologna, Italien, und zwar unter (Chair: Hartmut Müller, Deutschland), dem Thema »Geospatial Crowdsourcing and VGI: Estab- p Working Group 3.2 – Technical Aspects of SIM lishment of SDI and SIM«. (Chair: Charalabos Ioannides, Griechenland), Sämtliche Beiträge der Workshops 2011, 2012 und p Working Group 3.3 – 3D Cadastre 2013, die das inzwischen etablierte und anerkannte Peer- (Chair: Peter van Oosterom, Niederlande), gemeinsam Review-Verfahren der Kommission erfolgreich durchlau- mit Kommission 7. fen hatten, wurden in zwei internationalen wissenschaft- lichen Fachzeitschriften veröffentlicht, nämlich Survey Review, UK, und Land Information Science, USA. 356 zfv 6/2014 139. Jg.
Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Fachbeitrag Die gemeinsam mit der Kommission 7 »Cadastre and p TS10H – Geospatial Data & Geospatial Planning Land Management« ins Leben gerufene Arbeitsgruppe (Chair: Mr. Enrico Rispoli, Chair Elect, FIG Commis WG 3.3 3D Cadastre befasste sich in der Periode 2011 – 2014 sion 3, Italy), intensiv mit den verschiedenen Aspekten dreidimensio- p TS11H – Land Use and Land Information naler Kataster. Veranstaltet hat die Arbeitsgruppe dazu (Chair: Sr. Ahamad Zakaria, Malaysia). bisher zwei internationale Workshops, den 2nd Internatio- nal Workshop on 3D Cadastres vom 16. bis 18. November Der seit einigen Jahren bei FIG-Veranstaltungen zu be- 2011 in Delft (Niederlande) sowie den 3rd International obachtende Trend einer deutlich steigenden Wahrneh- Workshop on 3D Cadastres vom 25. bis 26. Oktober 2012 mung des von der Kommission vertretenen Themenfeldes in Shenzhen (China). hat sich auch beim Kongress in Kuala Lumpur bestätigt. Weiterer Schwerpunkt der Kommission ist die Zusam- Gut bis sehr gut gefüllte Veranstaltungsräume bei den menarbeit mit fachverwandten internationalen Organisa- Technical Sessions, überwiegend qualitativ hochwertige tionen. Im Berichtszeitraum hat die Kommission ihr be- Vorträge und Diskussionen sind Indikatoren für diese aus sonderes Augenmerk darauf gelegt, die Kooperation mit Kommissionssicht natürlich sehr erfreuliche Entwicklung. dem seit 2011 bestehenden United Nations Committee of Weitere positive Trends sind die verbesserte Zusammen- Experts on Global Geospatial Information Management arbeit mit den übrigen Fachkommissionen, hier insbeson- (UN‑GGIM) zu initiieren. dere mit den fachlich am nächsten stehenden Kommis sionen, Kommission 7 »Cadastre and Land Management« Aktivitäten beim FIG-Kongress 2014 und Kommission 8 »Spatial Planning and Development«. Eine ursprünglich zur Vorstellung beim Kongress vor- Beim FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur organisierte gesehene gemeinsame Publikation der beiden Arbeits- die Kommission die folgenden 11 Technical Sessions: gruppen WG 3.1 Spatial Information Management (Chair: p TS01E – Web & GIS Hartmut Müller, Deutschland) und WG 3.2 Technical As- (Chair: Mr. Enrico Rispoli, Chair Elect, FIG Commis pects of SIM (Chair Charalabos Ioannides, Griechenland) sion 3, Italy), zum Thema »New Trends in Spatial Information: Geospa- p TS01H – Geospatial Techniques/Algorithms 1 tial Crowdsourcing and VGI« befindet sich derzeit noch (Chair: Prof. Dr. Hartmut Müller, Vice Chair, FIG Com- in Arbeit. mission 3, Germany), Wegen Problemen bei der Erteilung der Einreisevisa p TS02E – 3D Modelling war der derzeitige Chair der Kommission, Yerach Doyth- (Chair: Datuk Sr. Dr. Abdul Kadir Taib, Malaysia), ser (Israel), verhindert am Kongress teilzunehmen. Da in- p TS02H – Geospatial Techniques/Algorithms 2 nerhalb der Kommission der personelle Übergang in die (Chair: Prof. Sr. Dr. Wan Muhammad Aminuddin Wan kommende Arbeitsperiode 2015 – 2018 bereits weit gedie- Hussin, Malaysia), hen war, konnte der Chair Elect, Enrico Rispoli (Italien), p TS03H – Geospatial Techniques/Algorithms 3 die Aufgaben des Chairs beim Kongress weitgehend über- (Chair: Ms. Winnie Shiu, Hong Kong, SAR China), nehmen. Mit der Organisation des nächsten Workshops in p TS04E – GIS & Cartography Bologna (Italien) im November 2014 und weiteren bereits (Chair: Sr. Hj Kamali Adimin, Malaysia), sehr konkreten Planungen, die beim Annual Meeting im p TS04H – NSDI/SDI Rahmen des Kongresses vereinbart wurden, sollte die er- (Chair: Prof. Dr. Hartmut Müller, Vice Chair, FIG Com folgreiche Arbeit der Kommission auch für die kommende mission 3, Germany), Arbeitsperiode 2015 – 2018 gesichert sein. p TS06H – Geospatial Data Processing 1 (Chair: Sr. Dr. Zainal Abdul Majeed, Malaysia), p TS07H – Geospatial Data Processing 2 3.3 Kommission 4 – Hydrography (Chair: Sr. Mohamad Yunus Md Yusof, Malaysia), p TS08H – Geospatial Data Processing 3 Harry Wirth (Chair: Assoc. Prof. Sr. Mohamad Nor Said, Malaysia), p TS09H – Geospatial Data Processing 4 Chair: Dr. Michael Sutherland (Kanada so- (Chair: Prof. Dr. Ioannidis Charalabos, Greece). wie Trinidad und Tobago) Chair Elect: Angela Etuonovbe, Nigeria Gemeinsam mit der Kommission 8 »Spatial Planning und DVW-Delegierter: Harry Wirth, Bonn Development« veranstaltete die Kommission die drei wei- teren Technical Sessions: Mehr als 90 % aller Warenströme beruhen auf einem leis- p TS07G – Disaster and Environmental Management. tungsstarken maritimen Transportsystem und geeigneten Joint FIG Commission 3 and 8/ASEAN Flag Session Seehäfen. In weiten Teilen der Welt haben Binnenwas- (Chair: Mr. Wafula Nabutola, Chair, FIG Commis serstraßen einen wesentlichen Anteil am reibungslosen sion 8, Kenya), Weitertransport von Waren. Auch die Energiegewinnung mit Windkraftanlagen und die Energieversorgung durch 139. Jg. 6/2014 zfv 357
Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia p Working Group 4.3 – Multi-Sensor Systems for Hydro- graphic Applications Das Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, bei der Erstellung von technischen Leitfäden zur Sensorintegration mit- zuwirken und mit anderen Gremien wie IHO und IMO zusammenzuarbeiten. Im Jahr 2011 wurde die Veröf- fentlichung »Messunsicherheiten in der Gewässerver- Quelle: M. Sutherland messung« (Wirth 2011) an die Kommissionsmitglieder verteilt. Da Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. Volker Böder in 08/2012 plötzlich und tragisch bei einem Schiffs- unglück verstorben war, konnten die Arbeiten, insbe- Von links: Aktueller Chair der Comm. 4, Dr. Michael Suther sondere das geplante Symposium mit dem Arbeitstitel land, Admiral Mustapha Iptes, Direktor der International »Integrating Sensors in Hydrography«, nicht mehr fort- Hydrographic Organization (IHO) und Chair-Elect, Ms. An- geführt werden. Aspekte zur Verbesserung und Stan- gela Etuonovbe dardisierung von Multisensorsystemen in der Hydro- graphie wurden auf der Hydro12 in Rotterdam und bei Pipelines sind nur mit Beiträgen der Hydrographie mög- dem BfG-Kolloquium »Neuere Entwicklungen in der lich. Darüber hinaus basieren Untersuchungen von Zu- Gewässervermessungen« im Oktober 2012 in Koblenz kunftsszenarien wie Meeresspiegelanstieg und ökologi- präsentiert. sche Fragestellungen sowohl im maritimen als auch im p Working Group 4.4 – Maritime and Marine Spatial In- Binnenbereich auf Grundlagendaten der Hydrographie. formation Management Daher setzt sich die Kommission 4 der FIG ein für: Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Jonathan Li p die Förderung der Zusammenarbeit mit z. B. der IHO (Canada) hat das Ziel verfolgt, die Interessen der FIG (International Hydrographic Organization), IMO (Inter- bzgl. e‑Navigation in der IMO zu vertreten, bei der IHO national Maritime Organization) und anderen Institu- an der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Stan- tionen, dards S‑100 (Standard für das Datenmodell und die p die Entwicklung und die Bereitstellung von Standards Objektarten der Seekarten) und an der Entwicklung der und Leitfäden, MSDI (Marine Spatial Data Infrastructure) mitzuwirken. p die Verbreitung von berufsbezogenen Informationen Dies wurde eindrucksvoll belegt durch die Teilnahme und Teilnahme an internationalen Treffen, Konferen- an zahlreichen Konferenzen und der Mitarbeit in einer zen und Kommissionen. recht großen Zahl von wissenschaftlichen Komitees, deren Auflistung an dieser Stelle nicht erfolgen kann. Vor Beginn der technischen Sessions gab der amtierende p Working Group 4.5 – Hydrography in Africa Vorsitzende Dr. Sutherland im Treffen der Kommission 4 Die Arbeitsgruppenleiterin Angela Etuonovbe hat einen Überblick über die in der aktuellen Amtsperiode sich dafür eingesetzt, das Bewusstsein für die Bedeu- geleisteten Aktivitäten. tung von Hydrographie in Afrika zu erhöhen. Bei ei- nem Workshop in Nigeria (2011) wurde u. a. festge- Die fachliche Arbeit wurde in fünf Arbeitsgruppen wahr- stellt, dass trotz der außerordentlichen Bedeutung der genommen. In der laufenden Amtsperiode haben sich die Hydrographie für die Wirtschaft, dies den Entscheidern Arbeitsgruppen mit den folgenden Themen befasst: in Afrika nur in geringem Maße bewusst ist. Der Work- p Working Group 4.1 – Ellipsoidally Referenced Surveys shop stellte fest, dass es 2011 auf dem Kontinent kei- Der Arbeitsgruppenleiter Jerry Mills hat gemeinsam ne Institutionen gab, die eine von der IHO zertifizierte mit Dr. David Dodd die Grundlagen recherchiert, den Ausbildung für Kategorie A (Experte mit wissenschaft- Stand des Wissens in der FIG-Publikation Nr. 62 – FIG lichen Fähigkeiten) oder Kategorie B (praktische An- Guide to Ellipsoidally Referenced Surveying for Hydro‑ wender) anbieten. Die Entwicklung der Hydrographie graphy zusammengetragen und veröffentlicht. Dieser wird von existierenden staatlichen oder per Gesetz FIG-Leitfaden lag für alle Konferenzteilnehmer in ge- legitimierten hydrographischen Einrichtungen unzu- druckter Version zur Mitnahme aus und kann ab sofort reichend unterstützt. Der Workshop appellierte an alle über die Webseite der Kommission 4 bezogen werden. afrikanischen Staaten mit Küsten oder Meereszonen, p Working Group 4.2 – Standards and Guidelines for hydrographische Büros und Ausbildungseinrichtun- Hydrography gen zu gründen. Jeder Staat, der das Internationale Diese Arbeitsgruppe stand unter Leitung des vormali- Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens gen Chair Andrew Leyzack. Hier wurden u. a. hydro- auf See (IMO, SOLAS) unterzeichnet hat, ist nach Ab- graphische Belange im ISO TC211, welches den Stan- schnitt V, Regel 9 verpflichtet, einen hydrographischen dard für digital geographic information entwickelt, Dienst zur Erfassung, Zusammenstellung, Veröffentli- vertreten. chung, Verbreitung und Fortführung hydrographischer Daten einzurichten. 358 zfv 6/2014 139. Jg.
Quelle: M. Sutherland Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Fachbeitrag Quelle: M. Sutherland Sprecher der Session »Hydrography in Action 1«, mit Vice- Sprecher der Session »Hydrography Issues«; deutsche Vor- Chair Administration and Communication, Gordon Johnston tragende Annette Hadler (2. v. rechts) (links); deutsche Vortragende Annette Scheider (Mitte) Darüber hinaus haben mehrere nationale Delegierte im International Bord on Standards of Competence (IBSC) an der zehnten Revision des Standards S‑5 (Standards of Competence for Hydrographic Surveyors) mitgewirkt. Dieser Standard beschreibt detailliert die international abgestimmten Anforderungen an die Ausbildung (Le- Quelle: M. Sutherland vel A und B) und gibt Hinweise, welche Anforderungen ein Ausbildungsprogramm für die Zertifizierung erfüllen muss. Das IBSC führt eine Liste der Institutionen, die zer- tifizierte Kurse anbieten. Im letzten Quartal wird der Vorsitz offiziell an Angela Sprecher der Session »Integrated Hydrography«; deutscher Etuonovbe übergeben. Daran schließt sich die Neuaus- Vortragender Dr. Reinking (2. v. rechts) richtung von bewährten und neu zu bildenden Arbeits- gruppen an. sorsystem für Vermessungsschiffe zur Überbrückung von GNSS-Lücken berichtet. Für den FIG-Kongress in Kuala Lumpur konnte die Kom- In der Session TS08J – Hydrography Issues waren mission 4 aufgrund des hohen Interesses sechs technische die Themenschwerpunkte die Ausbildung und Schulung Sessions organisieren, in denen 29 Veröffentlichungen aus der Sicht der IHO, die Ausbildung in Malaysia, die (davon 8 peer reviewed) die folgenden Themen abdeckten: Aspekte der Hydrographie in Afrika sowie die Level‑A- p TS06J – Hydrography in Action 1 Ausbildung an der Hafen City Universität in Hamburg. (deutscher Beitrag von Scheider, Wirth et. al.), Die Session TS10J – Integrated Hydrography bildete p TS07J – Hydrography in Action 2, einen interessanten Querschnitt durch die Hydrographie p TS08J – Hydrography Issues mit Themen wie Marine Spatial Planning in Griechenland, (deutscher Beitrag von Pokorna und Hadler), dem Einsatz eines terrestrischen Laserscanners auf einem p TS09J – Blue Economy, Messschiff (China) sowie einem Vortrag über drei Fall- p TS10J – Integrated Hydrography studien zu GIS-basierten Meeresspiegelanstiegs-Überflu- (deutscher Beitrag von Reinking), tungsmodellen in der Karibik. Der deutsche Beitrag von p TS11J – Marine Spatial Information Management. Dr. Reinking beschreibt ein neues Verfahren zur Meeres- spiegelhöhenmessung mit Frachtschiffen. Dabei wird der Alle Veröffentlichungen sind unter dem Link www.fig. Hub GNSS-basiert bestimmt, der Squat der Schiffe durch net/pub/fig2014/techprog.htm zugänglich. ein zuvor bestimmtes Kennfeld korrigiert und weitere geophysikalische Korrekturen angebracht. Die Ergebnisse In der Session TS06J – Hydrography in Action 1 befassten wurden mit Altimeterdaten verglichen. sich Beiträge mit der Rolle von hydrographischen Ba- Im Themenkomplex »Blue Economy« wurde der Bogen sisdaten als Grundlage für die Vorhersage von Überflu- von der Hydrographie zur eNavigation gespannt. eNavi- tungsflächen in den Philippinen, der hydrographischen gation ist von der IMO definiert als »die harmonisierte Aufnahme des sehr naturnahen Flusses Draga in Kroa- Sammlung, die Integration, der Austausch, die Präsen‑ tien, der GIS-basierten Bestimmung der Küstenlinie in tation und die Analyse von maritimen Informationen an der Türkei und der Sammlung von Geodaten mit ver- Bord oder an Land mit elektronischen Mitteln, um die schiedenen Sensoren im Flachwasser für die ganzheitli- Navigation zwischen zwei Ankerplätzen oder gleicharti‑ che Betrachtung der Prozesse im Küstengebiet (UK). Im gen Diensten, die Betriebssicherheit und Gefahrlosigkeit deutschen Beitrag wurde über ein integriertes Multisen- auf See und den Schutz der Umwelt zu verbessern« (IMO 139. Jg. 6/2014 zfv 359
Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Maritime Safety Committee 85th session, 2009). Die Me- http://fig.net/admin/ga/2014/minutes/UNGGIMAP-FIG_ thoden der eNavigation sollen auf Basis des Datenmodells statement_on_ggrf.pdf. S100 für das nach IMO und IHO standardisierte Electronic Außerdem wurden auf dem Kongress zwei neue FIG- Chart Display and Information System (ECDIS) im Rah- Publikationen veröffentlicht. Die erste Publikation ist men von Public-Private-Partnerships entwickelt werden. eine Neuauflage der FIG-Publikation Nr. 49 bezüglich In der letzten Session wurden Themen wie Marines Ka- kosteneffektiver GNSS-Technologie. Die zweite ist ein taster und Marine Geospatial Data Infrastructure (MGDI) Handbuch bezüglich Referenzrahmen in der Praxis. Hier- vertieft. bei handelt es sich um eine Zusammenstellung von digi- Die technischen Sessions waren mit bis zu jeweils talen Informationsblättern, die in Kooperation zwischen 90 Personen gut besucht. Fast ohne Ausnahme fanden FIG und IAG entstanden sind. Beide Publikationen sind nach den Vorträgen angeregte Diskussionen statt, in de- über die FIG-Webseite verfügbar unter www.fig.net/pub/ nen die Teilnehmer durch ihre Fragen und Kommentare figpub/index.htm. weitere wertvolle Beiträge zum Thema einbringen konn- ten. Zusammenfassend ist zu sagen, dass der XXV. FIG- Kongress im Bereich der Hydrographie ein Forum bilde- te, in dem sich die Hydrographie angemessen darstellen konnte und berufsbezogene Informationen einem breiten Publikum zugänglich gemacht wurden. 3.4 Kommission 5 – Positioning and Measurement Volker Schwieger Prof. Chris Rizos, Präsident der Internationalen Assoziation für Geodäsie, und Dr. Vanessa Lawrence, Ordnance Survey Chair: Mikael Lilje, Schweden U.K., Co-Chair von UN GGIM Chair Elect: Volker Schwieger, Stuttgart DVW-Delegierter: Volker Schwieger, Stuttgart In den Plenary Sessions waren Themen der Kommis- sion 5 prominent vertreten. Professor Chris Rizos, Präsi- Die FIG-Kommission 5 »Positioning and Measurement« dent der International Association of Geodesy (IAG), gab ist als internationales Pendant zum DVW-Arbeitskreis 3 einen sehr guten Einblick zum Thema »Möglichkeiten und »Messmethoden und Systeme« anzusehen. Die Kommis- Herausforderungen für die Vermessungsindustrie in der sion 5 wird zurzeit von Mikael Lilje (Schweden) geleitet. Multi-GNSS-Welt«. Hier wurden auch die UN‑GGIM-Ini- Sein aktives Team besteht aus den Vice Chairs David Mar- tiative und ihre Ergebnisse, insbesondere hinsichtlich der tin (Frankreich, »Standards, Quality Assurance and Calib- oben genannten UN‑Resolution durch Gregory Scott, UN ration«), Graeme Blick (Neuseeland, »Reference Frames«), Statistical Division, und Dr. Vanessa Lawrence, Ordnance Neil Weston (USA, »Geodetic and Positioning Infrastruc- Survey U. K., Co-Chair von UN GGIM, vorgestellt ture«), Volker Schwieger (Deutschland, »Kinematic Mea- Im Rahmen des XXV. FIG-Kongresses in Kuala Lumpur surements«), Alison Kealy und Günther Retscher (Austra- organisierte die Kommission 5 mehr als 22 wissenschaft- lien und Österreich, »Ubiquitous Positioning« gemeinsam liche und praxisrelevante Technische Sessions, von de- mit FIG-Kommission 6 und der IAG-Kommission 4) und nen einige mit der Kommission 6 gemeinsam veranstaltet Rob Sarib (Australien, Vice Chair of Administration). wurden. Jede Session umfasste durchschnittlich fünf Bei- Aus Sicht der Kommission 5 war der Kongress ein- träge. Aufgrund der hohen Anzahl an Beiträgen können drucksvoll, insbesondere weil ein Premierminister erst- diese hier leider nicht im Detail gewürdigt werden. Die malig bei einer Kongresseröffnung auf die Bedeutung Zuhörerzahlen bewegten sich in der Regel bei 100 oder der Geodäsie und der geodätischen Infrastruktur für die mehr Teilnehmern. Die Zahl der deutschen Beiträge im Nation einging. Seine Rede kann auf YouTube gefunden technischen Programm der Kommission 5 war in Kuala werden. Ein weiteres Highlight war die Unterstützung der Lumpur rückläufig und ist zukünftig wieder zu steigern. Vorbereitung einer UN‑Resolution zum Global Geodetic In Verbindung mit den oben genannten Beiträgen in Reference Frame durch die FIG und insbesondere durch den Plenary Sessions wurden gemeinsam mit der IAG und die Kommission 5. Hierbei handelt es sich um eine Initia- der UN‑GGIM Regionalgruppe für Asien-Pazifik techni- tive des UN GGIM Committee of Experts (United Nations sche Sessions bezüglich Referenzrahmen in der Praxis Initiative on Global Geospatial Information Manage- und deren Zukunft vorgestellt. In drei gemeinsamen Ses- ment), bei dem die FIG Beobachterstatus besitzt. Auch der sions wurden neben der UN‑Resolution unterschiedliche Premierminister und der FIG-Präsident CheeHai Teo dis- Referenzrahmen und das dynamische Datum diskutiert. kutierten diese geplante Resolution. Kommission 5 und Die Thematik Referenzrahmen wurde mit zwei Sessions UN GGIM veranstalten zahlreiche gemeinsame Sessions. zum Thema Geoid, Gravimetrie und vertikales Datum Der vollständige Resolutionsentwurf ist verfügbar unter komplettiert. 360 zfv 6/2014 139. Jg.
Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Fachbeitrag Hinsichtlich neuer Messtechniken setzte eine Session p Working Group 5.4 – Multi-Sensor-Systems (joint with zum Thema der zukünftigen Positionierungsinfrastruktur IAG and Commission 6), Maßstäbe. Messtechniken wie Locata, Wifi, RFID wurden p Working Group 5.5 – Cost-effective Positioning, in der Kombination mit GNSS und »social media« präsen- p Working Group 5.6 – Vertical Reference Frames. tiert. Indoor-Positionsbestimmung, GNSS‑INS-Kopplung und LBS waren dagegen die Themen in einer Session zu Ubiquitous Positioning und kinematische Messungen (ge- 3.5 Kommission 6 – Engineering Surveys meinsam mit Kommission 6). Die Weiterentwicklung von GNSS war das Thema einer weiteren Session. Hier wur- Heiner Kuhlmann den zwei Forschungsschwerpunkte in den Vordergrund gestellt: Precise Point Positioning (PPP) und Multi-GNSS- Chair: Gethin Roberts, England Positionsbestimmung. Gerade für die Multi-GNSS-Posi Chair Elect: Ivo Milev, Bulgarien tionsbestimmung ist Süd-Ost-Asien ein ideales Testfeld, DVW-Delegierter: Heiner Kuhlmann, Bonn da mit GPS, GLONASS und BeiDou drei GNSS vollständig operabel sind. In der Session mit dem Titel »GNSS-Mes- Die FIG-Kommission 6 »Engineering Surveys« ist das in- sungen, Techniken, Entwicklungen und Analyse« stellte ternationale Pendant zum Arbeitskreis 4 »Ingenieurgeo- Dirk Kowalewski (Mitglied im DVW-Arbeitskreis 3) aus däsie« des DVW. Sie wurde vier Jahre von Gethin Roberts Berlin die Entwicklung eines GNSS-Empfängers mit einer geleitet. Ivo Milev, der Mitglied im AK 4 des DVW ist, offenen Schnittstelle vor. wurde als sein Nachfolger bestätigt. Er hat in Kuala Lum- Kosteneffiziente Positionsbestimmung ist insbesonde- pur sein geplantes Arbeitsprogramm vorgestellt, wobei es re für Länder mit geringen Investitionsmöglichkeiten von einige Änderungen bei der Struktur der Working Groups großer Bedeutung. Hier gab es bei großem Zuschauer- geben wird. Aus deutscher Sicht ist erfreulich, dass Wolf- zuspruch einige sehr interessante Entwicklungen unter gang Niemeier weiterhin die Working Group 6.1 »Defor- Nutzung von High-Sensitivity GPS oder RFID-Chips zu mation Measurements« leiten wird. beobachten. Weitere technische Sessions thematisierten Die Kommission 6 war im Vortragsprogramm an ins- Laser Scanning (gemeinsam mit der Kommission 6), Kar- gesamt 12 Sessions beteiligt oder hat sie alleine bestrit- ten und Karten-Produktion, Fernerkundung, Unmanned ten. Die Hälfte dieser Sessions wurde zusammen mit der Aerial Vehicles und geodynamische Fragestellungen (ge- Kommission 5 ausgerichtet, eine Entwicklung, die sich meinsam mit Kommission 6). Um weitere Informationen auch auf nationaler Ebene in der engen Partnerschaft von zu den technischen Sessions sowie den Beiträgen und den AK 3 und AK 4 des DVW zeigt, wo bspw. auch einige Präsentation zu erhalten, sei auf www.fig.net/fig2014 und DVW-Seminare gemeinsam bestritten werden. www.fig.net/pub/fig2014/index.htm verwiesen. Eine weitere wichtige Komponente der Kommission 5 Inhaltlich lassen sich die Sessions grob drei Blöcken zu- sind Standards und Normen in der Messtechnik. Hier- ordnen: zu wurde zum einen eine Session organisiert, die u. a. p Ingenieurgeodäsie, Überwachungsmessungen, Monito den »Guide of the Expression of Uncertainty in Measure- ring, ment« vorstellte. Zum anderen ist zu erwähnen, dass der p Kinematische Messungen, Chair der Arbeitsgruppe 5.1, David Martin, gleichzeitig p Laserscanning und dessen Anwendung. der Chair des FIG-Standard-Netzes ist. In diesem Netz tauschen sich alle Normen- und Standardexperten der Im Themenbereich Ingenieurgeodäsie gab es sechs Ses FIG-Kommissionen aus. Aus Sicht der Kommission 5 sind sions mit insgesamt etwa 25 Beiträgen. Davon haben sich insbesondere die Arbeiten in der ISO/TC 172 SC6 »Survey leider nur sehr wenige mit der Auswertemethodik befasst. Instrument Standards« und im ISO/TC 211 »Geographic Die Schwerpunkte lagen zum einen in der Messtechnik. Information/Geomatics« von Bedeutung. Beispielsweise gab es Vorträge zur Mikrowellen-Interfero In den Steering Committee Sitzungen der Kommis metrie, zum Einsatz einer hochpräzisen Schlauchwaage, sion 5 wurde unter anderem beschlossen, dass die Semi- zur Nutzung von Geo-Sensornetzwerken und natürlich narreihe zum Thema Referenzrahmen in der Praxis wei- zum Einsatz von verschiedenen GNSS-Technologien. tergeführt werden soll. In Zusammenarbeit mit der IAG Zum anderen gab es einige Anwendungsbeispiele, wo- und der UN‑GGIM‑AP könnte das nächste Seminar in bei als Messobjekte Dämme, Brücken, Bodensenkungen, Singapur im Juli 2015 stattfinden. Des Weiteren wurde Rutschhänge, Kraftwerke und das Aufdecken lokaler Tek- eine erste grobe Struktur der Kommission für die Periode tonik zu nennen sind. ab 2015 vom aktuellen Chair Elect Volker Schwieger vor- Kinematische Messungen nehmen in der Geodäsie ei- gestellt: nen immer breiteren Raum ein. Hierzu gab es drei Sessions p Working Group 5.1 – Standards, Quality Assurance unter der Beteiligung der Kommission 6 mit 12 Beiträgen. and Calibration, Diese hatten die bei der Objektaufnahme von einer sich p Working Group 5.2 – Reference Frames in Practise, bewegenden Plattform stets notwendige Fusion mehrerer p Working Group 5.3 – GNSS, Sensoren, das Datenmanagement in Echtzeit sowie die 139. Jg. 6/2014 zfv 361
Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia automatische Extraktion der Objektmerkmale aus den deutsche Beitrag zur Kommission 7 konzentrierte sich auf großen Datenmengen zum Inhalt. Außerdem gab es eine eine Session mit einem bemerkenswerten und vielbeach- separate Session mit Anwendungen von UAV – ein Trend, teten Vortrag der Kollegen Gruber, Riecken und Seifert, der in Deutschland schon seit ein paar Jahren deutlich zu und zwar in der Session »TS09D – 3D Cadastre 1«. erkennen ist. Der vorliegende Bericht muss sich angesichts der er- Der Themenbereich Laserscanning umfasste zwei Ses heblichen Anzahl der Vorträge auf einige ausgewählte sions mit zehn Vorträgen. Hier wurde eine große Band- Themen beschränken, die wegen ihrer aktuellen Relevanz breite von Beiträgen zur Sensortechnik, der automatischen und ihrer globalen Bedeutung von Interesse sind. Eine Auswertung der Punktwolken und Anwendungsbeispiele ausführliche Darstellung aller Themenfelder ist aus Platz- präsentiert. Besonders beeindruckt hat eines der größ- gründen nicht möglich, daher wird auf die Vorträge sowie ten Scan-Projekte aller Zeiten: die komplette Aufnahme die dazugehörigen Papers auf den FIG-Internetseiten ver- der Außenhaut, der Innenräume und Gartenanlagen des wiesen (www.fig.net/pub/fig2014/techprog.htm). Schlosses von Versailles. Gesondert soll der Beitrag von Heiner Kuhlmann, Vol- UN Habitat-GLTN – Participatory and Inclusive Land ker Schwieger, Andreas Weiser und Wolfgang Niemeier Readjustment (PiLAR) genannt werden, in dem eine neue Definition des Begriffs der Ingenieurgeodäsie vorgestellt wurde. Damit wurde Die UN‑Habitat hat sich des Themas Sicherung von Be- diese neue Definition, die schon in der zfv in Heft 6/2013 sitz-, Nutzungs- und Eigentumsrechten an Land sowie publiziert wurde, auf die internationale Ebene gebracht. der städtischen Bodenordnung zur Baulandentwicklung Das Kongressprogramm mit den zugehörigen Beiträ- und -bereitstellung sehr stark angenommen. Sie unter- gen sowie sehr viele der gezeigten Präsentationen fin- stützt dabei derzeit das Global Land Tool Network (GLTN), den sich auf der Homepage des Kongresses www.fig.net/ in das wiederum auch die FIG intensiv involviert ist. Mit fig2014. Beim technischen Programm ist jeweils auch die beiden Partnern führte die FIG eine gemeinsame Session Kommission genannt, sodass in diesem Bericht auf eine mit dem Fokus auf städtische Bodenordnung durch, die explizite Benennung der Session der Kommission 6 sowie von Paul van der Molen geleitet wird. Schwerpunkt bil- der Namen der Vortragenden verzichtet wird. den die Bereitstellung von Bauland und die Baulandum- legung in stark wachsenden Städten. Ein UN‑Vertreter stellte die Anwendung des deutschen 3.6 Kommission 7 – Cadastre and Land Management Umlegungsrechts anhand von Fallbeispielen in Südame- rika, Medellín in Kolumbien, vor. Derartige Bodenord- Theo Kötter nungsverfahren haben sich bereits in mehreren Pilotpro- jekten, durchgeführt unter Beratung und Unterstützung Chair: Daniel Roberge, Kanada deutscher Experten, bewährt und tragen dazu bei, den Chair Elect: Gerda Schennach, Österreich starken Urbanisierungsdruck und das anhaltende Sied- DVW-Delegierter: Markus Seifert, München lungsflächenwachstum unter Ausgleich der privaten und öffentlichen Interessen zu steuern sowie dabei die Arbeitsgruppen der Kommission 7 Flächennutzung sozialverträglich zu gestalten. Durch die Weiterentwicklung und Anpassung der Baulandum- p Working Group 7.1 – Pro Poor Land Tools legung an die spezifischen Verhältnisse unter intensiver (Chair: Christiaan Lemmen), Beteiligung der Eigentümer und anderer Akteure sol- p Working Group 7.2 – Land Administration, Natural len auch in Zukunft die vielseitigen Anforderungen der Disasters and Climate Change Stadtentwicklung und Wohnraumversorgung erfolgreich (Chairs: David Mitchell and Jaap Zevenbergen), umgesetzt werden. Die Initiative »Participatory and In- p Working Group 7.3 – Cadastral Perspectives clusive Land Readjustment« (PiLAR) unterstützt die Re- (Chair: Gerda Schennach), alisierung der urbanen Nachhaltigkeitsziele und stellt p Working Group 7.4 – Land Management Reforms dabei vor allem auf Aushandlungsprozesse ab, die eine (Chair: Richard Grover). faire, kooperative und vorausschauende Bodenordnung gewährleisten sollen. Sessions Cadastre and Land Administration Perspectives Im Rahmen des XXV. FIG-Kongresses in Kuala Lumpur war die FIG-Kommission 7 mit insgesamt 25 Sessions äu- In der Session, u. a. mit inspirierenden Vorträgen von Stig ßerst stark vertreten und sehr präsent. Interessierte Zuhö- Enemark und Gerda Schennach, ging es um die aktuelle rer mussten sich mitunter zwischen mehreren parallelen gesellschaftspolitische Bedeutung von Landmanagement Sessions der Kommission 7 entscheiden. Die behandelten und Kataster für die Gewährleistung der Menschenrechte Themenfelder zeichneten sich auch in diesem Jahr durch und um die zukünftige Entwicklung dieser Bereiche unter eine enorme Bandbreite und Interdisziplinarität aus. Der Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Dabei wurde klar, dass 362 zfv 6/2014 139. Jg.
Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Fachbeitrag weltweit trotz zahlreicher Deklarationen der UN zu den p Cadastre and Land Administration Models, Menschenrechten in der Praxis noch immer erhebliche p Land Administration and Country Case Study, Defizite beim institutionellen System und bei der Hand- p Global Cadastration, habung des Landmanagements bestehen, insbesondere bei p Cadastral Template 2.0, der Gewährleistung essentieller Landnutzungs- und Eigen- p Land Governance, tumsrechte, die als Grundlage für eine nachhaltige, insbe- p Informal and Customary Rights Management, sondere sozialgerechte Bodennutzung unverzichtbar sind. p Land Administration and Land Reforms. Moderne Landmanagementsysteme und Menschenrechte, so Enemark, sind daher stark miteinander verbunden. Annual Meeting 2014 Beim Kataster wird die Entwicklung neben den sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Die Kommission 7 veranstaltet das diesjährige Annual der Globalisierung vor allem durch den technologischen Meeting vom 7. bis 11. Oktober 2014 in Quebec. Es findet Fortschritt geprägt, die wesentliche Einflüsse auf dessen im Kontext der GeoConference 2014 zum Thema »Revoir künftigen Stellenwert haben werden. In Zeiten der Glo- notre monde« (Revisiting our world) statt. Auf der Agen- balisierung sind bei der Weiterentwicklung der Kataster- da stehen der Arbeitsplan für die nächste Periode sowie systeme internationale Standards und Anforderungen die Zukunft der Kooperationsmöglichkeiten von Land ebenso zu berücksichtigen wie neue Geschäftsmodelle Management und Geoinformatik. Folgende Themen soll- und ein verändertes Staatsverständnis. Die aktive, par- ten behandelt werden: tizipatorische Rolle der Bürger in einem partnerschaftli- p Smart Cities und Gesellschaft, chen Modell wird dazu beitragen können, so Schennach, p Landmanagement, dass Transparenz und Sicherheit des Katasters zunehmen. p Klimawandel und Naturgefahren, Visionen zu künftigen Anwendungsmöglichkeiten, Inno- p Verbesserung der Lebensqualität. vationen und Services wurden unter der Bezeichnung »Cadastre 2034« vorgestellt und lebhaft diskutiert. Die Einladung und Aufforderung, einen Beitrag zu einem der Themen einzureichen, wendeten sich an alle Inte 3D Cadastre ressierten (www.fig.net/commission7/news/2014_com7_ canada.htm). Diese Themenauswahl unterstreicht ein- Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung weisen zweifel drucksvoll die ausgeprägte gesellschaftspolitische Rele los einen rasant steigenden Bedarf an dreidimensiona- vanz des Katasters und des Landmanagements sowie len räumlichen Daten und Informationen für moderne zugleich auch das inhaltliche Selbstverständnis der Kom- Anwendungen auf. Deshalb hat sich das 3D‑Kataster zu mission 7. einem globalen Thema entwickelt, was die zahlreichen einschlägigen Vorträge verteilt auf zwei Sessions unter- streichen. Die aktuellen länderspezifischen Rahmenbe- 3.7 Kommission 8 – Spatial Planning and Development dingungen und Anforderungen, Modelle und Prozesse eines 3D‑Katasters wurden zur Diskussion gestellt. Der Frank Friesecke Beitrag von Gruber, Riecken und Seifert erläuterte, ba- sierend auf dem Beschluss der AdV von 2009, die drit- Chair: Wafula Nabutola, Kenya te Dimension bei der Erfassung, Modellierung und dem Chair Elect: Kwame Tenadu, Ghana Qualitätsmanagement von Gebäudedaten einzubeziehen, DVW-Delegierte: Frank Friesecke, Stuttgart ausführlich die Standards und Modelle, Vorteile und An- Theo Kötter, Bonn wendungsmöglichkeiten in den Bereichen Lärmschutz, erneuerbare Energien, Stadtplanung und Risikomanage- Working Groups der Kommission ment. Die Anforderungen an die inhaltliche Struktur und die technische Realisierung eines nachhaltigen Konzeptes p Working Group 8.1 – Planning Strategy for Urban De- für 3D‑Geodaten für schnelle und ökonomische Lösungen velopment and Regeneration, waren zentrale Aspekte der übrigen Vorträge und Diskus- p Working Group 8.2 – Informal Settlements Issues in sionsbeiträge. Spatial Development Planning and Governance, p Working Group 8.3 – Re‑engineering Mega Cities, Die weiteren Technical Sessions behandelten folgende p Working Group 8.4 – Land Policies; Land Use Planning Themen: Control and Implementation. p Land Reforms, p Boundary Management, Technical Sessions p Cadastre and Land Registration e‑Services, p Land Consolidation, Im Rahmen des diesjährigen FIG-Kongresses in Kuala p Climate Change, Lumpur war die FIG-Kommission 8 in insgesamt 14 Tech- p State Land Management, nical Sessions mit über 50 Vorträgen vertreten. Das breite 139. Jg. 6/2014 zfv 363
Fachbeitrag Bericht über den XXV. FIG-Kongress 2014 in Kuala Lumpur, Malaysia Themenspektrum und die Interdisziplinarität der Kom- schaft Geodäsie erarbeitet wurde und mittlerweile auch mission wurden durch fünf Joint Sessions deutlich, die in englischer Sprache vorliegt (www.arbeitsplatz-erde.de/ in Zusammenarbeit mit den FIG-Kommissionen 3 und 9 fileadmin/user_upload/images/ig_geodaesie/IGG_ durchgeführt wurden. Die Technical Sessions behandel- Paper_01-2014_en.pdf). ten somit Forschungsbereiche an den Schnittstellen zu In Zusammenhang mit den Aktivitäten der Task Force Nachbardisziplinen und aktuelle planerische Forschungs- ist kurz nach der Konferenz die FIG-Publikation Nr. 65 fragen. Die Sessions fokussierten auf die folgenden The- mit dem Titel »The Surveyor’s Role in Monitoring, Miti- men: Informal Settlement Issues in Spatial Development, gating, and Adapting to Climate Change« erschienen. Die Planning and Governance, Urban and Rural Land Use Veröffentlichung ist das Ergebnis intensiver Diskussionen Planning, Planning Policies and Environmental Improve- und zahlreicher Präsentationen der FIG Task Force in den ment, Disaster and Environmental Management, Public- vergangenen drei Jahren, an der auch die Kommission 8 Private Partnerships in Planning and Land Development, einen entscheidenden Anteil hatte. Planning and Managing Urbanisation (je zwei Sessions), Different Aspects for Planning and Governance, Land Use Kommission 8 Meeting and Land Information und Geospatial Data & Geospatial Planning. Das Meeting wurde von Wafula Nabutola geleitet, der zu Die deutschen Beiträge behandelten die Themen »Land Beginn seiner Kurzpräsentation die inhaltlichen Schwer- Management in the Context of Urban Regeneration« (Theo punkte der vergangenen drei Jahre für einige Mitglieder Kötter) und »Civic Engagement – a New Self-Understan- ding of Villages?« (Alexandra Weitkamp, Pia Steffenha- gen und Winrich Voß). Alle Vortragsfolien und Aufsätze können mittlerweile im Internet heruntergeladen werden (www.fig.net/pub/fig2014/techprog.htm). Die Sessions der Kommission 8 fanden insgesamt einen guten Zuspruch, ein großes Interesse zeigten insbesonde- re die Vertreter der afrikanischen Länder. Das hochpoliti- sche Thema Land Grabbing wurde in mehreren Vorträgen ausführlich behandelt. FIG Task Force on Surveyors and Climate Change Einige Mitglieder der Kommission 8: Frank Friesecke (2. v. Die 2011 gegründete Task Force on Surveyors and Cli- rechts) sowie der vormalige FIG-Präsident Stig Enemark mate Change hat sich zur Aufgabe gemacht, den Beitrag (links) des Surveyors zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung zu beleuchten (Chair: John Hannah, Neuseeland). Geodä- der Kommission erläuterte. Die bearbeiteten Themenfelder ten bieten mit ihren vielfältigen und fachübergreifenden umfassten eine große Bandbreite, u. a. Planung und Kli- Kompetenzen zahlreiche Lösungsansätze zur erfolgrei- maschutz in Küstenregionen, nachhaltiges Landmanage chen Umsetzung der weltweiten Energiewende. ment und Aspekte der Reduzierung der Flächeninan- Im Rahmen einer Task Force Session hielt Frank Frie- spruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke, Urban secke einen Vortrag mit dem Thema »Transforming the Sprawl, Umgang mit informellen Siedlungen, Disaster Energy System in Germany – About the Role of the Sur- Risk Management und Urban Resilience. Mit der FIG Af- veyor in Dealing with Climate Change«. Es wurden die rica Task Force ist es gelungen, im Zeitraum 2009 – 2014 Ergebnisse des Positionspapiers »Die Geodäten und die einen räumlichen Schwerpunkt auf die Entwicklungen Energiewende« vorgestellt, das von der Interessengemein- in Afrika zu legen. Die FIG-Publikation Nr. 63, die im Mai 2014 erschienen ist, fasst die Ergebnisse der Arbeits- gruppe eindrucksvoll zusammen (vgl. www.fig.net/pub/ figpub/pub63/figpub63.htm). Eine wesentliche Herausforderung für die Zukunft der heterogen zusammengesetzten Kommission wird sein, thematische Schwerpunkte zu definieren, die möglichst eine Vielzahl an Mitgliedsländern anspricht. Auch ist die regelmäßige Berichterstattung zwischen den Working Weeks zu intensivieren, die Herausgabe der regelmäßig erscheinenden Newsletter der Kommission konnte bisher nicht verwirklicht werden. Aus Sicht der Kommission 8 ist erfreulich, dass die John Hannah bei seinem Vortrag zum Thema Climate Change langjährige Leiterin der Kommission 8 und Chair der FIG 364 zfv 6/2014 139. Jg.
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