20 Jahre Ökostrom Schweiz - 20 Jahre Perspektiven schaffen
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20 Jahre Ökostrom Schweiz 20 Jahre Perspektiven schaffen Wie aus einer Gruppe «Am Anfang bekam ich einen Ordner»: Geschäftsführer Stefan Mutzner blickt «genialer Bastler» zurück – Seite 10 ein wichtiger Fach- Die wichtigsten Meilensteine von Ökostrom verband im Sektor der Schweiz auf einen Blick – Seite 12 erneuerbaren Energien Die kleinste und die grösste Biogasanlage wurde. im Porträt – Seite 16
Impressum Auflage 450 Exemplare Text, Redaktion Ökostrom Schweiz Bilder Titelbild: Nadine Baumgartner; Seite 4: Shutterstock; Seite 5: Victor Anspach; Seite 6: Hanspeter Neukomm; Seite 7: Andy Kollegger; Seite 8 Puure TV; Seite 9 oben: Nadine Baumgartner; Seite 9 unten: Familie Wartmann; Seite 10: Andy Kollegger; Seite 11: Biogas Altishofen GmbH; Seite 16: Nadine Baumgartner; Seite 17: BKW; Seite 20: Simon Bolli; Seite 21: la liberté; Seite 22: FahrBiogas; Seite 23: Shutterstock Grafik Bruno Kreis, Winterthur Druck Vögeli AG, Langnau im Emmental © 2020 TM Höchster Standard für Ökoeffektivität. Cradle to Cradle Certified™-Druckprodukte hergestellt durch die Vögeli AG. Bindung ausgenommen. Cradle to Cradle Certified™ is a certification mark licensed by the Cradle to Cradle Products Innovation Institute.
Seit 20 Jahren Inhalt Wegbereiter 4 Wie die Landwirtschaft zum Biogas kam: Die Geschichte der Gewinnung von Biogas «Und dann hat es mir den Ärmel rein gezogen» – wie viele unserer Mitglieder verwenden diese Redewendung, wenn 6 Von der IG Biostrom zu Ökostrom Schweiz: sie davon erzählen, wie sie zum Biogas Die Gründungsgeschichte gekommen sind. 8 «Die ökologischen Heraus Die Faszination von diesem Verfahren, das aus «Abfall» forderungen anpacken»: Energie erzeugt, ist nachhaltig. Wer sich länger mit dem Interview mit dem ehemaligen Biogasprozess befasst, steht einer Fülle an Aspekten Präsidenten Otto Wartmann gegenüber. Angefangen bei der Biologie, der Arbeit der Mikroorganismen: Sie sind es nämlich, die die Haupt- arbeit leisten bei der Herstellung von Methan. Weiter 10 «Am Anfang bekam ich einen zur Technik: Nur mit Interesse an der Mechanik und Ordner»: Geschäftsleitungs Technologie der Biogasanlage selber, ist der Betrieb zu vorsitzender Stefan Mutzner bewältigen. Und schliesslich die Rahmenbedingungen: blickt zurück Die Entwicklungen in der Klima- und Energiepolitik ha- ben einen grossen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit 12 Die Entwicklung von Ökostrom der Biogasanlagen. Schweiz: Infografik mit den wichtigsten Meilensteinen Ökostrom Schweiz ist in den letzten 20 Jahren von der Ein-Mann-Geschäftsführung und 10 Mitgliedern zu einem Betrieb in KMU-Grösse herangewachsen. Der 14 Ökostrom Schweiz heute: Fachverband landwirtschaftliches Biogas beschäftigt Das sind wir, das machen wir Spezialisten in fünf Geschäftsbereichen an drei Stand- orten in der Schweiz. Rund 160 Anlagen sind Mitglied, die 102 Aktiven produzierten gesamt 135 GWh Strom 16 Von klein bis gross: im Jahr 2019. Zudem reduzierten sie im 2018 mehr als Zwei Porträts der kleinsten und 82’000 Tonnen CO 2e. In den nächsten 1 bis 3 Jahren der grössten Mitglieds-Anlagen werden weitere 40 bis 50 landwirtschaftliche Biogas- anlagen in Betrieb gehen und die Strom- und Wärme- 18 produktion wie auch die Klimaschutzleistung werden Realitäts-Check: sich erhöhen. Und auch die Energievermarktung erlebt Vorurteile zu Biogas und grosse Veränderungen. Dafür wappnen wir uns mit un- die Realität serer Tochtergesellschaft Fleco Power. 20 Methan als Treibstoff: Ökostrom Schweiz gibt auch in den nächsten 20 Jahren Charles Millo baut eine Vollgas, um diese geniale Energiequelle voran zu brin- Biogas-Tankstelle gen und damit die Welt klimafreundlicher zu gestalten. 22 Es hat sich viel getan: Präsident Michael Müller zum Jubiläum Michael Müller 23 Landwirte werden zu Präsident Ökostrom Schweiz Klimawirten: Die Vision der Geschäftsleitung 3
Wie die Landwirtschaft zum Biogas kam In der Landwirtschaft wuchs das In der Zeit des 2. Weltkriegs waren der Treibstoff und Interesse an Biogasanlagen in erster die Lebensmittel zwischenzeitlich knapp. Daher wurde wieder auf Gasmotoren zurückgegriffen. Während der Linie aufgrund des hochwertigen Anbauschlacht wurden in selbstgebastelten Gruben Düngers als Endprodukt. Erst später sämtliche organischen Abfälle vergärt, um damit effek- war die Stromproduktion wichtigster tiven Dünger zu erhalten. Die Steigerung der Ernte war Antrieb für die Investition in diese damals der wichtigste Grund für den Bau einer Biogas- anlage. Technologie. D Schweiz war ein Biogas-Mekka ie Idee, Energie aus Biogas zu gewinnen stammt Ein erster genialer Biogas-Tüftler in der Landwirtschaft, von den Engländern. 1859 startete in Bombay der landwirtschaftliches Biogas als Energieträger nutz- ein Engländer eine erste Biogas-Versuchsanla- te, war der Schweinemäster Horisberger in Unter- ge in einem Krankenhaus. Das erzeugte Biogas wur- stammheim ZH. Er hat mit dem Biogas aus der Schwei- de zuerst ausschliesslich zur Beleuchtung und später negülle, das er in einem umgenutzten Gülleloch unter auch zum Betrieb eines Gasmotors mit angeschlosse- dem Stall vergären liess, einen Brenner betrieben um nem Generator zur Stromerzeugung genutzt. das Haus zu heizen. Dünger aus Vergärungsprodukten war Die Idee, Biogas aus Hofdünger zu gewinnen, griff um der Schlüssel sich. In so mancher Ecke des Landes wirkten Pioniere In den 1930-ern hatten einige grosse Städte in Europa, ohne grosse Beachtung der Öffentlichkeit und entwi- so auch Zürich, eigene Biogasanlagen und speisten die ckelten immer neue Systeme, die sicherer wurden und Strassenbeleuchtung mit dem Gas. Die Anlagen waren effizienter in der Produktion. 1981 konnte Strom aus jedoch sehr störanfällig und unsicher. Der Erdöl-Boom landwirtschaftlichen Biogasanlagen erstmals ins Netz führte dazu, dass Biogas für viele Jahrzehnte als Ener- eingespiesen werden. Wohlbemerkt nur dank einer klei- gieträger aufs Nebengleis verfrachtet wurde. nen List: Die Netzbetreiber drängten auf die Vertrags- erneuerung über die Strommastsetzung auf Landwirt- schaftsland. Der St. Galler Bauernverband handelte damals unter der Leitung vom Wissenschaftler Arthur Wellinger dafür die Möglichkeit aus, Biogas ins Netz ein- zuspeisen. Die Netzbetreiber willigten ein. Zwar nur zu Kartoffelernte auf dem Sechseläutenplätz in Zürich. einem Sackgeld von 2 Rappen pro kWh, aber damit war der Weg ins Schweizer Stromnetz geebnet. In den Peak-Zeiten Ende der 80er Jahren gab es in der Schweiz mehr Biogasanlagen als zur gleichen Zeit im ganzen Rest von Europa, ungefähr 150 Anlagen. Wohl gemerkt ganz ohne Subventionen vom Bund, wäh- rend die Anlagen in den EU-Ländern stark staatlich unterstützt waren. «Gerade weil in der Schweiz aber die Entwicklung aus der Praxis kam – eine klassische Bottom-Up-Bewegung – war mehr Konsequenz in der Durchführung und Erhaltung spürbar», so kommen- tiert der Biogas-Experte und heutige Vizepräsident von Biomasse Suisse, Arthur Wellinger, diese Entwicklung. Viele der Kleinst-Anlagen waren aber immer noch ex- perimenteller Natur, und wurden spätestens bei der Übergabe des Betriebs an die nächste Generation wie- 4
« Dank den Anstrengungen von Ökostrom Schweiz » konnten die Betriebskosten landwirtschaftlicher Anlagen enorm gesenkt werden. Arthur Wellinger, Vizepräsident Biomasse Suisse der stillgelegt. Ohne diese Erfahrungen jedoch, wäre die Technologie nie so weit, wie sie heute ist. Schritt für Schritt in neue Technologien 1980 war der Rundbau noch extrem teuer, deshalb kamen die Pioniere auf Lösungen wie zum Beispiel ein Hexagon. Oft wurden aber auch einfach alte Güllegru- ben zu Biogasanlagen umfunktioniert. In den Folgejahren haben sich zwei Standard-Verfahren herauskristallisiert: Vergärung im doppelwandigen Silo, einem Futtersilo nachempfunden. Räss und Huber (Futtersilo- Produzenten) haben diesen Bau standardmässig angeboten. Vergärung unter Boden in der Güllegrube mit Trennwand, beheizt mit im Boden einbetonierten Bodenheizungen, Biolley vom LBA war der Anbieter. Eine Pionieranlage der Agrar- und Energiegemeinschaft Dann wurde der Rundbau erschwinglich, und gerade Waldhof in Thayngen (SH). in der Landwirtschaft hat sich der Standard mit den runden Behältern etabliert. Die endgültige Revolution brachte der gemeinsam mit den deutschen Kollegen entwickelte (in einem Ping-Pong des Erfahrungsaus- Spezialisierungen ermöglichten eine immer bessere tausches) Kunststoffballon als Abdeckung. Wirtschaftlichkeit. Co-Substrate gewannen in den Folge- jahren an Bedeutung, um die Kapazität zu steigern. Bald Politik erkennt das Potenzial experimentierten die landwirtschaftlichen Biogasanla- Anfang der 90er wurde die erste vom «Biogas Projekt» genbetreiber mit Grüngut von Strassenrändern, ebenso in Tänikon entwickelte Gasaufbereitungs-Anlage auf mit anderen organischen Reststoffen und Abfällen. Die der Kompogas-Anlage in Rümlang gebaut. Das erste Erfahrungen zeigten, dass die «Fütterung» der Anlage Energie-Gesetz, das am 1. Januar 1999 in Kraft getre- nach ganz spezifischen Regeln erfolgen sollte. ten ist, brachte weiteren Schwung in die Praxis. Investi- tionen in Biogasanlagen erhielten Anreize und so stieg Als Plattform für das Sammeln dieses Fachwissens, und die Anzahl Biogasanlagen in der Schweiz kontinuierlich zur Vertretung der Interessen der landwirtschaftlichen wieder an. Biogasanlagen-Betreiber, war die Gründung der Ge- nossenschaft Ökostrom Schweiz der Weg, der die Mit- Landwirtschaftliche Anlagen fokussierten sich, gerade glieder in die Zukunft führte. seit der Einführung der Mehrkostenvergütung (1996) – dem Vorläufer der Kostendeckenden Einspeisevergü- tung (KEV) – auf die Stromproduktion. Die Infrastruktur für die Stromeinspeisung war und ist weit mehr ausge- baut als für die Gaseinspeisung. 5
Von der IG Biostrom zu Ökostrom Schweiz In den Anfangsjahren konzentrierten zeitlich auf 15 Rappen pro Kilowattstunde gesenkt wer- sich die Hauptaktivitäten auf die Ver den, um den Absatz zu steigern. Und damit gelang das Vorhaben: Die gesamte Produktionsmenge aller 10 Mit- marktung von Grünstromzertifikaten. glieder konnte vermarktet werden. D ie ersten Aktivitäten der Ökostrom-Vermark- Die Genossenschaft Ökostrom Schweiz tung wickelte Thomas Böhni unter dem Na- wird geboren men seines eigenen Büros «Böhni Energie und Aus der IG Biostrom wurde gegen Ende der 1990er Umwelt GmbH» ab. 1994 entstand daraus, zusammen Jahre Ökostrom Schweiz. Der Beschluss, eine Genos- mit 10 Anlagenbetreibern, die «Biostrom Interessenge- senschaft zu gründen, erfolgte im Dezember 2000. meinschaft». Mit der «Aktion Biostrom für alle» starte- Dann musste es schnell gehen. Auf den letzten Drücker ten erste Vermarktungsaktivitäten zu einem Preis von konnte Thomas Böhni ein Protokoll der Gründungsver- 30 Rp/kWh. Per Ende 2000 konnte eine Bezugsmenge sammlung beim Handelsregisteramt einreichen. Grün- von 425’000 kWh verbucht werden. Das Angebot war dungsdatum gemäss Register ist der 12.12.2000. Der aber dreimal so hoch. Die 10 Anlagen, die damals über Zweck der Genossenschaft lautete: «Vertriebsorganisa- Böhni vermarkteten, produzierten 1,5 Mio. kWh. Der tion für Strom aus erneuerbaren Energiequellen». Als Preis für den ökologischen Mehrwert musste zwischen- Gründungsmitglieder aufgeführt waren Thomas Böhni, Noch bevor Ökostrom Schweiz geboren war, starteten die späteren Genossenschafter eine erfolgreiche Marketingaktion. 6
Diese mobile Anlage von Hanspeter Neukomm hat schon manchem Interessierten Biogas näher gebracht. Gaby Heyder, Jakob Schmid, Andreas Boschung, Hans Städte auf Tournee. Auch die direkte Kundenakquise per Flach, Filipp Grass und Hanspeter Neukomm. Letzterer Telefon ist im BFE-Bericht dokumentiert. Konzentriert wurde interimistisch zum ersten Genossenschaftsprä- haben sich die Akquisetätigkeiten auf Gewerbe- und sident gewählt. Grosskunden. Energieversorger stellten sich damals noch auf den Standpunkt, dass der ökologische Mehr- TÜV-Zertifizierung ermöglicht wert mit der Abnahme des physischen Stroms abgegol- An der ersten Generalversammlung vom 16. Januar ten sei. Der Stand der Ökostrombezüger präsentierte 2001 in Frauenfeld wurde das Gründungsprotokoll ge- sich per 15.11.2001 wie folgt: nehmigt und der Interimspräsident Hanspeter Neu- komm wurde ordentlicher Präsident, Thomas Böhni 33 Haushaltungen (Anteil 4 %) Geschäftsführer. Es wurden an dieser ersten GV fol- 4 Gemeinden, Kirchen und Genossenschaften gende neue Mitglieder aufgenommen: Armin Burg- (Anteil 5 %) dorfer, Otto Wartmann, Reto Grossenbacher, Klaus 4 Gewerbe- und Industriekunden (Anteil 17 %) Wittwer, Urs Wittwer und Josef Häfliger. Der Verkauf 2 Energieversorgungsunternehmen (Anteil 74 %) der Ökostromzertifikate stieg an. Bereits früh war aber auch ein intensiver Austausch der Anlagenbetreiber ein wichtiges Anliegen. Zusammen entwickelte man Opti- mierungsmöglichkeiten. Beispielsweise steuerte Öko- strom Schweiz die TÜV-Zertifizierung aller Mitglieder. Tournee in Schweizer Städten Über die umfangreichen Aktivitäten in der Aufbauphase legt ein Bericht an das Bundesamt für Energie detailliert Zeugnis ab. An der OLMA 2000 wurde eine mobile Bio- gasanlage aufgebaut und betrieben, mit dieser Klein- Biogasanlage ging es dann in verschiedene Schweizer 7
«Wir helfen mit, die ökologischen Herausforderungen anzupacken» Otto Wartmann war von der ersten GV wollte mich dafür einsetzen, dass die Genossenschaft an engagiertes Mitglied bei Ökostrom politisches Gewicht erhält und den Weg ebnen kann, damit die Biogasanlagen den Platz in der politischen Schweiz und prägte von 2004 bis und gesellschaftlichen Wahrnehmung erhalten, die für 2014 10 Jahre lang als Präsident die den Aufbau einer ökonomisch interessanten Branche Entwicklung des Fachverbands. notwendig war. Wodurch charakterisiert sich ein typischer Was waren in den Anfängen die grössten Biogasanlagenbetreiber? Herausforderungen? Wir sind Tüftler und voller Ideen und haben ein Flair für Wir wollten die Grundlagen schaffen, damit unsere Mit- Technik. Wir schauen über den Tellerrand und denken glieder ihre Anlagen wirtschaftlich betreiben und den deshalb immer schon etwas weiter. Wir scheuen das ökologischen Mehrwert am Markt verkaufen können. Risiko nicht. Wir haben eine dicke Haut und Geduld, Als Stefan Mutzner die Geschäftsführung übernahm, weshalb wir mit immer neuen Anforderungen aus den waren wir uns einig, dass diese junge Branche ein ge- Schweizer Amtsstuben und der eingesetzten Vollzieher ordnetes und gesundes Wachstum braucht. Wir woll- umgehen können. ten eine ausufernde, unseres Erachtens ungesunde, Goldgräberstimmung wie in Deutschland verhindern. Was war der Grund für das frühe Engagement im Vorstand und als Präsident von Ökostrom Eine weitere wichtige Aufgabe war, genügend Co-Subs- Schweiz? trate für alle Anlagen zu finden, die Nachfrage war we- In den Anfängen der Genossenschaft Ökostrom sentlich höher als das verfügbare Angebot. Schweiz war bei den damaligen Pionieren sehr viel Auf- bruchstimmung, Enthusiasmus und Herzblut vorhan- Auf dem politischen Parket wollten wir aus der Basisbe- den, aber nicht alle sahen die Entwicklung voraus, die wegung eine starke Stimme für die Biogasproduktion der nachhaltigen Energieproduktion bevorstand. Ich machen. Wir wollten, dass die Biogasanlagen im Besitz Die Anlage der Familie Wartmann auf dem Holzhof wurde 2019 erweitert. 8
Otto und Claudia Wartmann haben schon in jungen Jahren das Potenzial von Biogas erkannt. und unter der Hoheit der Landwirte bleiben und diese gen voraussehen kann. Sie muss im politischen Alltag nicht als «Vertragsproduzenten» zu billigen Arbeitskräf- die Ohren offen haben und dafür sorgen, dass unsere ten der Stromkonzerne werden. Rahmenbedingungen gut bleiben. Was macht Sie rückblickend besonders stolz? Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft? Die Zusammenarbeit im Vorstand war grossartig. Alle Es gibt noch Luft nach oben! Vielleicht werden wir in behielten immer das Ganze im Auge und stellten die zwanzig Jahren sagen, dass aus dem Mittelgewicht Bio- Eigeninteressen zurück. Ich bin immer wieder beein- gas als Energieträger ein Schwergewicht geworden ist. druckt, was in den zwanzig Jahren alles erreicht wur- Die Welt steht vor enormen ökologischen Herausforde- de. Ganz besonders möchte ich aber die Vorreiterrolle rungen und die Jugend fängt an, für ihre «Welt der Zu- im Bereich des CO 2 Zertifikat-Handels erwähnen. Viele kunft» zu kämpfen. Wir werden aber mit unserem En- grosse Energieversorger arbeiteten daran, aber als ers- gagement und Knowhow mithelfen, die Probleme, die te hat unsere Genossenschaft 2009 das BAFU-Zertifi- wir und unsere drei Vorgängergenerationen angeteigt kat für das erste Bündel erhalten. haben, zu lösen. Dass wir heute eine funktionierende Biomassekoordinati- on haben, und mit dem Aufbau des virtuellen Kraftwerks Vorreiter sind, macht mich ebenfalls stolz und zeigt mir auch, dass wir die besten Leute in unseren Büros haben. Was hätte man rückblickend vielleicht besser machen können? Ich glaube, dass Stefan Mutzner mit seinem Team im- mer das Optimum herausgeholt hat. Dem Vorstand und dem ganzen Team gehört ein riesiges Dankeschön. Die Krone in der Geschichte der Genossenschaft ist, dass das Ganze ohne Fremdkapital aufgebaut wurde. Warum braucht es Ökostrom Schweiz? Weil die Entwicklung immer weiter geht. Wir Anlagen- betreiber sind mit unseren Anlagen und den Land- wirtschafts- oder Gewerbebetrieben dahinter stark engagiert. Wir brauchen eine Genossenschaft, die den Die Söhne Florian, Richi und Otti sind auch stolz Radar noch viel weiter eingestellt hat und Entwicklun- auf den Erfolg der Biogasanlage. 9
«Am Anfang bekam ich einen Ordner» Stefan Mutzner war von 2005 bis 2018 für Aufgaben wahrnimmt. Die Thematik der landwirt- Geschäftsführer von Ökostrom Schweiz schaftlichen Energieproduktion hat mich sofort ange- sprochen und die offene Person und die Visionen von und amtet seit 2019 als Vorsitzender Otto überzeugten mich. der Geschäftsleitung. Zum Jubiläum blickt er zurück: Dank Strategie zum Geschäftsführer « Ich musste nicht lange überlegen und habe tags dar- Als Anfangs 2005 mein Telefon klingelte und ein auf das Angebot des Mandats von 40 % angenommen. mir bis dahin unbekannter Otto Wartmann mir Gleich anschliessend haben Otto und ich ein Strategie- das Angebot der Geschäftsführung von Öko- papier erstellt und aufgezeigt wohin sich die Genossen- strom Schweiz machte, vereinbarten wir spontan am schaft entwickeln soll und welche Aufgaben schrittwei- nächsten Abend ein Treffen bei ihm zuhause. Am Stu- se anzugehen sind. Die strategische Neuausrichtung bentisch erläuterte mir Otto, was die Genossenschaft beinhaltete vor allem, dass die Genossenschaft von der ursprünglichen Vertriebsorganisation für Grünstrom- zertifikate zu einem Fachverband für landwirtschaftli- che Biogasanlagen wird. Dazu gehörten auch politische Arbeit und das Finden von neuen Marktaktivitäten. Ich durfte dem damaligen Vorstand das Konzept präsen- tieren und wurde letztlich als Geschäftsführer gewählt. Ein Ordner als Grundlage Ich bekam einen Bundesordner, welcher Verkaufsver- träge über die Menge von zirka 2 GWh ökologischen Mehrwert beinhaltete, und startete ins Abenteuer. Als erste Massnahme ging es darum, die Verkaufsmengen der Grünstromzertifikate weiter zu erhöhen. Die ewz waren gerade daran für die Privatkunden ein «Default- produkt» mit erneuerbaren Energien aufzubauen. Das heisst, ein Stromkunde bezieht automatisch Grün- strom. Wenn er dies nicht will, muss der Kunde aktiv werden und das Grundangebot künden. Nach langen Verhandlungen mit ewz resultierte ein Liefervertrag über ca. 10 GWh. Damit steigerten wir den Absatz um das Fünffache. Die Schnellsten beim Klimaschutz Mit diesen Verkaufsverträgen verbesserte sich nicht nur die wirtschaftliche Situation der Mitglieder son- dern auch der Geschäftsstelle schlagartig. Der Grund- stein für eine Weiterentwicklung war gelegt – wir konnten Mitarbeiter einstellen. Fortan haben wir ge- meinsam laufend Projekte in Angriff genommen: 2006 bauten wir eine schweizweite Biomassekoordination auf, in Zusammenarbeit mit Klaus und Regina Wittwer, die grosse Erfahrungen darin hatten weil sie bereits eine Koordinationsfunktion der Anlagen in der Region 10 2006 10
Bern wahrgenommen hatten. 2008 befassten wir uns zeichnen konnten, ist sicherlich, dass unser Vorschlag das erste Mal mit der Umsetzung eines virtuellen Kraft- des Landwirtschaftsbonus 2008 in die Energieverord- werks (heute Fleco Power). Im gleichen Jahr stiegen wir nung aufgenommen wurde. Damit wurden landwirt- auch in den Klimaschutz ein. Wir waren schnell: Am schaftliche Biogasanlagen, die mehrheitlich Hofdünger gleichen Tag, als die Vollzugsweisung für Schweizer verarbeiten, wirtschaftlich. Die Wirtschaftlichkeit und Klimaschutzprojekte publiziert wurde, haben wir beim Planungssicherheit ist jetzt wieder aktuell: In einigen Bundesamt für Umwelt eine Projektskizze für Biogas- Jahren wird bei den ersten Mitgliedern der Liefervertrag anlagen eingereicht. im Rahmen des Einspeisevergütungssystem auslaufen. Gerade deshalb haben wir die politischen Aktivitäten Zusammen Herausforderungen bewältigt für eine Einspeisenachfolgelösung intensiviert.» Unsere Arbeit wurde belohnt mit laufendem Zuwachs 2019 von Mitgliedern. Die ersten Höcks – welche wir 2006 lan- Stefan Mutzner, 135 cierten – liess sich kaum ein Mitglied entgehen. Es war Vorsitzender der Geschäftsleitung damals eine kleine eingeschworene Gruppe von rund 2018 30 Personen. Die Vorschriften rund um Biogas änder- 120 ten in den letzten Jahren laufend, die Biogasproduktion 2017 ist direkt oder indirekt mit mehr als 20 Gesetzes- oder 109 Verordnungsgrundlagen oder mit deren Vollzugshilfen konfrontiert. Auch die technischen und administrativen 2016 99 Anforderungen stiegen. Alle diese Themen wurden in Höcks, und in Grund- und Weiterbildungen den Mitglie- 2015 dern weitergegeben. Den grössten Erfolg, den wir ver- 87 2014 69 2013 61 2012 43 2011 2010 32 30 2009 24 2008 Stromproduktion in GWh 2007 16 13 2007 bis 2020
Meilensteine in 20 Jahren Ökostrom 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 20 Gründung Ökostrom Schweiz Start politische Gründung Büro mit 10 Mitgliedern Interessenvertretung Romandie Dezember 2000 Start Aus- und Weiterb ildung Start Projekt Vermarktung ökologischer und Höcks virtuelles Kraftwerk Mehrwert für Strom Start Bereich Biomasse-Koordination TÜV-Zertifizierung für Biogasstrom Fördermittel-Vertrag Registrierung Bündel I mit BiomasseEnergie Erstes Projekt der Schweiz (Vorgängerprogramm von (CO 2 -Reduktionen) EnergieSchweiz) Einführung KEV Vertrag Grossabnahme Landwirtschaftsbonus von Ökostrom bei 80 % Hofdüngereinsatz 40’113 37’377 31’940 Koordinierte Biomasse 88 89 86 in Tonnen 16’281 66 48 Anzahl Mitglieder 26 12 13 15 10 11 12
2020 20-Jahr-Jubiläum und neuer Auftritt 10 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Mitgründung Gründung Pilotprojekte AgroCleanTech Fleco Power AG Gaseinspeisung (VSG) Erster Verkauf Start Benchmarking- Registrierung Gold Standard CO 2 -Reduktionen Projekt Neues Label für die CO 2 -Zertifizierung Vertrag Klik für CO 2 - Start Marktentwicklung/ Reduktionsbescheinigungen 80’000 * Forschung 74’871 64’646 62’706 61’556 55’202 55’644 55’299 42’502 36’400 162 * 156 144 139 124 107 97 87 89 93 * Schätzungen 13
Marktentwicklung Politik und Beteiligungen und Forschung Mit Stellungnahmen und Aufklärung im direkten Kontakt bringt sich Ökostrom Schweiz laufend in Ökostrom Schweiz führt eigene Forschungs- und die politischen Debatten ein. Die Weichenstellungen Entwicklungsprojekte durch und begleitet Projekte sollten so gelegt werden, dass Landwirte zu Klima- von externen Partnern. Auch die Beobachtung von und Energiewirten werden können. Hierfür ist ein Entwicklungen am Markt sowie der Chancen und griffiges CO 2 -Gesetz, ein Einspeisevergütungs-System Risiken der Biogasproduktion gehören zu den für strom- und gaseinspeisende Biomasseanlagen Aufgaben. Wir arbeiten entlang der gesamten Wert und auch eine Agrarpolitik notwendig, welche land- schöpfungskette. Dazu gehören wichtige Arbeits- wirtschaftliche Biogasanlagen unterstützt und den und Entscheidungsgrundlagen wie im Projekt Einsatz von Vergärungsprodukten fördert. Benchmarking Biogas als auch sehr praxisorientierte Projekte wie die Umsetzung von ersten Biogastank- stellen. Den dritten Schwerpunkt bildet die Aus- und Weiterbildung unserer Mitglieder. Klimaschutz Die Reduktion von Methan- und CO 2 -Emissionen durch die energetische Nutzung von Hofdüngern und organischen Reststoffen in Biogasanlagen ist die derzeit wichtigste Klimaschutzmassnahme in der Schweizer Landwirtschaft. Ökostrom Schweiz entwickelt und führt Klimaschutzprojekte und Programme nach verschiedenen nationalen und internationalen Standards für seine Mitglieder durch und vermarktet die resultierenden CO 2e- Reduktionen. Dienstleistungen Ökostrom Schweiz bietet Gemeinden, Gewerbe- und Industriebetrieben nachhaltige regionale Entsorgungs lösungen für organische Reststoffe an und garantiert die Rückverfolgbarkeit der Stoffflüsse. Ökostrom Schweiz koordiniert und verteilt die organischen Rest- stoffe auf die landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Eine umfangreiche Analytik in akkreditierten Labors Bureau Suisse Romande gewährleistet die Produktesicherheit. Als national tätiger Fachverband ist Ökostrom Schweiz Von der Planung über den optimalen Betrieb bis zur auch in der französischsprachigen Schweiz mit einer Störungsbehebung leisten wir Beratung für unsere Geschäftsstelle vertreten und bietet sämtliche Dienst- Mitglieder. Ob auf strategischer, technischer, betriebs- leistungen und Geschäfte mit Spezialisten auch in der wirtschaftlicher oder juristischer Ebene. Laboranaly- Romandie an. Um die Dienstleistungen zugunsten der sen ermöglichen eine fundierte Biologieberatung. Mitglieder zu erweitern wurden, neben der Biologiebe- Zudem vermarktet Ökostrom Schweiz gebündelt die ratung, weitere praxisorientierte Aktivitäten wie zum Grünstromzertifikate. Beispiel die Machbarkeitsstudie aufgebaut. 14
Ökostrom Schweiz – Das sind wir, das machen wir Ökostrom Schweiz ist der Fachverband landwirtschaftliches Biogas. Die genossen- schaftlich organisierte Branchenorganisation der landwirtschaftlichen Biogas- produzenten bietet ihren Mitgliedern diverse Leistungen rund um Biogas an. Die Tätigkeiten von Ökostrom Schweiz Das Team von Ökostrom Schweiz unterstützt somit auf einen Blick: die landwirtschaftlichen Biogasanlagenbetreiber und Klimaschutz: Projektentwicklung, Monitoring und Interessierte vom Bau der Anlage, über den Betrieb Vermarktung von CO2e-Reduktionen derselben bis zur Vermarktung des Stromes und ande- Koordination organischer Reststoffe, Gesamtlösungen rer Produkte. Ein Grundanliegen von Ökostrom Schweiz für Industrie und Gemeinden, Verteilung auf besteht darin, dass die Landwirte ihre Rolle wahrneh- Biogasanlagen men und einen wichtigen Beitrag zu den Energie- und Aus- und Weiterbildung für landwirtschaftliche den Klimazielen der Schweiz leisten können. Anlagenbetreiber Marktentwicklung und Forschung Politische Interessenvertretung Vermarktung von Ökostrom vom Bauernhof Die Tochtergesellschaft von Ökostrom Schweiz, Fleco Power, hat 2015 den Auftrag erhalten, Chancen und Her- ausforderungen der Energiestrategie 2050 frühzeitig zu erkennen und Lösungen zugunsten der unabhängigen erneuerbaren Energieproduzenten aufzubauen. Fleco Power tritt als «Grossskraft» auf und bietet als Sys- temdienstleister Tertiär- und Sekundärregelenergie an. Das Virtuelle Kraftwerk ist seit anfangs 2016 rund um die Uhr zur Lieferung von ökologischer Regelenergie im Einsatz. Dazu organisiert Fleco Power die gebündelte Direktver- tung via Fleco Power entschieden. Fleco Power ist somit marktung von erneuerbarem Strom. Bestehende grös- der grösste unabhängige Direktvermarkter. sere Anlagen und auch kleinere, neu in Betrieb gehende Anlagen, müssen seit 2020 ihren Strom selbst am Markt Fleco Power bietet für Stromkunden, die heute schon verkaufen. Fleco Power beschränkt sich in ihren Aufga- freie Lieferantenwahl haben, den gebündelten Strom- ben nicht nur auf die zirka hundert Biogasanlagen von einkauf. Künftig bereitet sich Fleco Power auf die voll- Ökostorm Schweiz, sondern vermarktet den Strom für ständige Marktliberalisierung vor und sucht dabei die alle dezentralen unabhängigen Energieproduzenten. So Chancen für erneuerbare Energieproduzenten. haben sich bereits mehr als 220 PV-Anlagen-, Windkraft- und Kleinwasserkraftwerksbetreiber für die Vermark- Stefan Mutzner, Verwaltungsratspräsident Fleco Power 15
Von Klein bis Gross – zwei Mitgliedanlagen im Porträt Die Kleinste: Biogasanlage Hari, Reichenbach BE D ie kleinste landwirtschaftliche Biogasanlage der unbändiger Euphorie über die Energiegewinnung aus Schweiz ist zugleich eine der ältesten. Sie ist Mist und Gülle. «Mir ist nicht wichtig, wieviel Milch oder komplett unter Boden. Nur das schwarze Kis- Fleisch eine Kuh abwirft – Hauptsache sie macht Mist», sen neben dem Miststock, das sich mit Gas füllt, wenn sagt er gerade heraus. Es tue ihm fast weh, wenn er all die Produktion höher ist als der Verbrauch im Block- die ungenutzten Ressourcen auf den üblichen Misthau- heizkraftwerk, deutet auf die Anlage im Untergrund hin. fen und Güllegruben sehe. Betriebsleiter Niklaus Hari war in den 80er-Jahren mit- Die ersten 10 Jahre lief die Biogasanlage von Niklaus Hari ten im Umbau des Bauernhauses, und im Zuge dessen ausschliesslich mit Gülle und Mist. Im Sommer, wenn auf der Suche nach einer sparsamen Heiztechnologie, das Vieh auf die Alp ging, liess er die Anlage auslaufen die er möglichst aus eigenen Ressourcen speisen konn- und legte sie still bis im Herbst. Mitte der 90er-Jahre kam te. Ein Bekannter hatte sich im Zusammenhang mit De- dann die Verwendung von Co-Substraten dazu. Diese ponien mit Biogas auseinandergesetzt und entwickelte Neuerung steigerte die Gasproduktion dermassen, dass mit Niklaus Hari zusammen den Prototyp einer Biogas- er nicht mehr wusste, wohin damit. Nach dem ersten anlage für seinen Betrieb. 1986 startete der Landwirt Frühling, in dem er im Haus die Fenster dauernd offen vom «Quh-Hof» im schönen Ort Reichenbach (BE) in die haben musste, um die Wärme zu vernichten, legte sich Biogasproduktion. Hari ein Blockheizkraftwerk zu und stieg in die Strom- produktion ein. Er konnte den Strom der BKW verkau- Selber gezeichnet mit Bleistift und Massstab und dann fen, zum gleichen Preis wie er davor bezogen hatte. mit einfachsten Materialien umgesetzt, war Niklaus Hari am Ende selber erstaunt, dass die Anlage auf An- Betriebsspiegel Quh-Hof, hieb funktionierte. Der Händler, der ihm die Gasbren- Reichenbach BE ner für die Heizung verkaufte, sicherte sich noch ab, Betriebszweige: Mutterkühe für Fleischproduktion dass er mit Biogas keine Erfahrung habe und nach dem Tierbestand: 20 Mutterkühe mit Kälbern, 3 Schafe, 2 Esel Verkauf lieber nichts mehr damit zu tun haben wolle. LN: 18.5 ha Von der Güllegrube führte eine Leitung direkt in eine Inbetriebnahme ( Jahr): 1986 Art Gasballon, damals noch im Boden. Verarbeitete Menge Biomasse: 900 t Installierte Leistung BGA: 16 kW Jährliche Stromproduktion Netto: 75’000 kWh Niklaus Hari musste mit vielen Rückschlägen umgehen Nutzung Abwärme: Heizen von zwei Häusern, Warmwasser bei seiner Pionierarbeit. Alle steckte er aber weg dank Klimaschutzleistung: Reduktion von 30 t CO 2 e/Jahr* Das hat sich notabene stark verändert. Stark verän- dert hat sich auch die Anlage selber. Dank einem selbst entwickelten Labyrinth-Vergärer, wird die Gärmasse in Niklaus Haris Anlage möglichst wenig durchmischt, wenn sie durchläuft. Nach wie vor ist seine Biogasanla- ge eine lohnende Investition. Und Niklaus Haris Feuer für die Biogasproduktion ist ungebremst. * S chätzung auf Datenbasis 2018 (exkl. allfällige Substitution fossiler Brennstoffe durch BHKW-Abwärme) 16
Die Grösste: Biogasanlage Wyss, Ittigen BE N icht die Energieproduktion stand zu Beginn im Fokus von Peter Wyss, sondern ein Geruchs- problem. Und zwar fielen aus der eigenen Muni- mast grosse Mengen von Mist und Gülle an. Der Betrieb der Familie Wyss ist umgeben von grossen Wohnüber- bauungen. Auf der Suche nach Lösungen stiess Peter Wyss auch auf die Variante der Fermentation in einer Biogasanlage. Je mehr er sich mit dieser Variante aus- einandersetzte, umso mehr wurde ihm klar, dass eine Biogasanlage nicht nur die Nasen der Nachbarn schont, sondern auch ein zukunftsträchtiger Betriebszweig ist. Er nahm das Projekt in der Folge in Angriff. Zu dieser Zeit, wie sprechen vom Jahr 2002, war die verarbeiten. Und Substrat gab es zu dieser Zeit reichlich. Raumplanung noch nicht auf Biogasanlagen vorberei- «Wir verarbeiteten zeitweise bis zu 50 % Co-Substrate tet. Dies führte dazu, dass das Bewilligungsverfahren in der Biogasanlage», lässt der Betriebsleiter wissen. satte 3 Jahre in Anspruch nahm und vor allem aus der Und gerechnet habe es sich auch ohne KEV, denn mit Klärung von raumplanerischen Fragen bestand. «Als den 15 Rappen aus der Mehrkostenfinanzierung, den wir an einem Punkt nicht mehr weiterkamen, haben wir Entsorgungserlösen und den Erlösen aus dem Verkauf Bundesrat Moritz Leuenberger eingeschaltet», erinnert der Grünstromzertifikate via Ökostrom Schweiz waren sich Peter Wyss. Dann kam wieder Bewegung in die Sa- die Erträge gut und das quasi im freien Markt. «Und wir che. Leuenberger war später dann sogar einmal auf der hatten einen äusserst geringen Eigenverbrauch», merkt Anlage zu Besuch. Peter Wyss an. Kein Wunder, es war praktisch alles me- chanisch und musste von Hand verstellt werden. Im Selbstbau erstellt Die eigentlichen Anlagen gab es nicht einfach «ab Stan- Bis 80 Führungen pro Jahr ge» zu kaufen. Wyss liess sich von einem unabhängigen Die späteren Anpassungen führten sukzessive zu mehr Planungsbüro beraten. Genesis war damals erst im Auf- Leistung und zu einem höheren Automatisierungsgrad. bau. «Genesis gab uns einen Ordner ab, darauf stand: Heute sind 750 kW installiert, woraus eine Strompro- Selbstbauanleitung für eine Biogasanlage», erinnert sich duktion von bis zu 6 GWh resultiert. Die Abwärme des Peter Wyss. Mit dieser Anleitung ging Wyss an die Um- BHKW wird unter anderem zur Beheizung des nahe ge- setzung. Ausser die Fundationen und die elektrischen legenen Wohnquartiers verwendet. Als ein Erfolgsge- Installationen hat Wyss alles selber gemacht. «Das hat- heimnis sieht Peter Wyss die Verarbeitung von reichlich te den grossen Vorteil, dass wir unsere Anlage bestens verfügbarem Pferdemist und den Einsatz eines Quers- kannten und genau wussten, wie etwas funktioniert und tromzerspanners zur Zerkleinerung, übrigens dem weshalb etwas allenfalls nicht funktioniert.» Entstanden ersten in der Schweiz. Da viele Feststoffe verarbeitet ist eine denkbar einfache Anlage mit einem Fermenter werden, wurden im Laufe der Zeit auch gedeckte Lager- mit 400 m3 Fassungsvermögen und einem Nachgärer. möglichkeiten geschaffen, was die Dimensionen der An- Die Anlage lief zu Beginn nicht sehr effizient, aber das lage zusätzlich vergrössert hat. Die Anlage von Wyss ist musste sie auch nicht. Ziel war vorab, das Substrat zu auch für einen Besuch äusserst attraktiv. Davon wollten sich zeitweise bis 80 Gruppen pro Jahr vergewissern. Betriebsspiegel Landwirtschaftsbetrieb Der Zukunft blickt Peter Wyss grundsätzlich positiv und Lohnunternehmung Wyss, entgegen. Es erträgt durchaus noch einige Anlagen in Ittigen BE der Schweiz, sofern es gelingt, eine gemeinschaftliche Betriebszweige: Munimast, Lohnunternehmung Biomassestrategie zu verfolgen. Es braucht zwingend Tierbestand: 200 Mastmuni ein Miteinander. Kurzfristige Erfolge eines Einzelnen, LN: 30 ha Inbetriebnahme ( Jahr): 2005 haben in letzter Konsequenz aber negative Effekte für Verarbeitete Menge Biomasse: 40’000 t alle, ist Peter Wyss überzeugt. Installierte Leistung BGA: 750 kW Jährliche Stromproduktion Netto: 5.1 GWh Nutzung Abwärme: 350 Wohnungen Warmwasser und Heizung, Holztrocknung * S chätzung auf Datenbasis 2016 (exkl. allfällige Substitution fossiler Klimaschutzleistung: Reduktion von 600 t CO 2 e/Jahr* Brennstoffe durch BHKW-Abwärme) 17
Vorurteile vs. Realität Biogasanlagen haben ein unterschiedliches, aber laufend besseres Image. Hier sind die gängigsten Vorurteile und die Realität: «Biogasanlagen verursachen Verkehr» VO R U R T E I L R E A L I TÄT Es wird behauptet, dass der Betrieb Realität ist, dass dort, wo Biogasanlagen gebaut einer Biogasanlage zu mehr werden, auch schon vorher Landwirtschaft betrieben Verkehrsaufkommen führt. wurde und landwirtschaftlicher Verkehr stattfand. Dennoch nimmt die Intensität an manchen Stand- orten durch den Betrieb der Biogasanlage zu. Eine stattliche Anzahl Biogasanlagenb etreiber haben um den Transport zu reduzieren Lösungen gefunden und die Nachbarbetriebe liefern die Gülle per unterirdische Leitungen. «Biogasanlagen verschwenden Nahrungsmittel» VO R U R T E I L R E A L I TÄT Energiepflanzen wie Mais werden In der Schweiz werden keine Feldfrüchte für die extra für die Biogasproduktion energetische Verwertung in Biogasanlagen angebaut. angebaut und verursachen damit Es gilt das Prinzip: Erst Teller, dann Trog, dann Tank. Nahrungsmittelkonkurrenz. Nur biogene Abfälle, die nicht mehr in der menschlichen oder tierischen Nahrung verwendet werden können, dürfen in Biogasanlagen verwertet werden. 18
«Biogasanlagen stinken» VO R U R T E I L R E A L I TÄT Biogasanlagen stinken und Hofdünger gelangen in ein geschlossenes System, Vergärungsprodukte bereiten dadurch reduzieren sich die Geruchsemissionen Probleme. im Vergleich zur herkömmlichen Güllelagerung. Dank dem Vergärungsprozess wird die Gärgülle geruchsneutraler. Gleichzeitig erhöht sich die Pflan- zenverfügbarkeit des in Vergärungsprodukten enthaltenen Stickstoffes und die Stickstoffe ffizienz kann bei sachgerechter Ausbringung erhöht werden. Dank dem höheren Nährstoffgehalt der Vergärungs- produkte können Handelsdünger ersetzt werden. Langfristig haben Vergärungsprodukte im Vergleich zu Handelsdünger einen positiven Effekt auf den Humusaufbau. «Biogasanlagen sind teuer» VO R U R T E I L R E A L I TÄT Biogasanlagen sind keine sinnvolle Ursprünglich war Biogas die günstigste Technologie. erneuerbare Energiequelle, weil Unter anderem durch viele neue technische und die Produktion im Gegensatz zur administrative Auflagen in den letzten Jahren ist sie Photovoltaik viel zu teuer ist. tatsächlich eine der teureren Technologien. Aber sie sind ihren Preis wert: Biogasanlagen produzieren im Gegensatz zu Photovoltaik, Wind und usw. witterungsunabhängig, liefern Bandenergie und können flexibel produzieren und sind so eine ideale Ergänzung zu den anderen Erneuerbaren. Sie leisten einen grossen Beitrag an den Klimaschutz und produzieren wertvolle Naturdünger. Für die Energiewende braucht es alle Technologien, alle haben ihre Vor- und Nachteile. 19
«Der Anteil von Methan als Treibstoff wird steigen» Charles Millo ist Biogasproduzent, hat Herr Millo, Sie sind 2013 zusammen mit Ihrem eine Gärtnerei in Vernier bei Genf und Nachbarn, dem Landwirt Marc Zeller, in die Biogasproduktion eingestiegen. Was war damals eine Blumenladenkette. Bald wird er der Grund für diese Investition? eine der ersten Biogas-Tankstellen in Meine Urmotivation für die Biogasanlage war, dass ich der Schweiz bauen. meine Gewächshäuser nachhaltiger beheizen wollte. Ich habe damals verschiedenste Technologien geprüft. Die Biogasanlage bot sich an, weil sie nicht nur Wärme sondern auch Strom liefert. Die Gewächshäuser meiner Gärtnerei sind zur Hauptsache mit der Abwärme der An- lage beheizt. Wir hätten aber damals nie daran gedacht, dass wir einmal eine Biogas-Tankstelle bauen würden. Wie und wann kam es, dass Sie nun das Biogas aus Ihrer Anlage aufbereiten und über eine eigene Tankstelle als Treibstoff nutzen? Im März 2018 habe ich Sibylle Berger vom Verein Fahr- Biogas am Genfer Autosalon kennengelernt. In der Folge bin ich mit ihr, sowie Victor Anspach und Ronan Bourse von Ökostrom Schweiz, direkt eine konkrete Planung angegangen. Ökostrom Schweiz unterstützt mich bei der Wahl des richtigen Tankstellen-Moduls und -Systems, sowie bei der Abklärung aller raumpla- nerischen und gesetzlichen Auflagen. Wie passt eine solche Tankstelle in Ihren Betrieb? Wofür wird sie genutzt werden? Mein Ziel ist es, komplett geschlossene Kreisläufe in meinem Betrieb zu haben. Strom und Heizung sind fast schon 100 % erneuerbar. Die Bewässerung wird zum Teil aus Regewassertanks gespiesen. Ausserdem haben wir gerade bei den Tulpen ein System, das die Wieder- verwendung des Wassers ermöglicht. Das drainierte Wasser wird mit einer Ozondesinfektion gereinigt und kann so erneut genutzt werden, was den Wasserver- brauch um 90 % senkt. Dass wir unsere Transporter für die Blumenlieferungen künftig mit eigenem Methan an- treiben, ist ein logischer Schritt auf diesem Weg, total erneuerbar zu werden. Wie ist die Umsetzung geplant? Im Sommer schaffe ich den ersten gasbetriebenen Lieferwagen an. Innert vier Jahren möchten wir alle 13 Fahrzeuge der Gärtnerei – auch das Privatauto – mit CNG-Fahrzeugen ersetzen. Miteigentümer der Bio- gasanlage, Marc Zeller, überlegt sich die Anschaffung Charles Millo und Marc Zeller tanken bald Methan eines CNG-Traktors. Der Bau der Tankstelle ist auf den von der eigenen Tankstelle. Herbst 2021 geplant. 20
Was bedeutet die Nutzung von Methan aus eigener Quelle für Ihre Fahrzeuge für das Betriebsergebnis? Sinken dann die Einnahmen vom Strom, dafür aber auch die Kosten für den Transport? Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Jahren die Produktion um 25 % erhöhen können. Die Gastank- stelle wird voraussichtlich zirka 10 % des Biogases aus unserer Anlage abziehen. Die Stromproduktion sinkt also nicht. Wir schätzen dass die Transportkosten um 10 % pro Jahr sinken, wenn der Benzinpreis gleich bleibt. Der Preis pro Kilometer ist sicher besser – die Initial-Investitionen sind aber mitgerechnet, wenn wir 10 % Kostenreduktion für den Transport rechnen. Was glauben Sie, welche Rolle wird die Biogas produktion in 20 Jahren in der Schweiz spielen? Die Energie wird immer diverser in Zukunft. Dabei wird der Anteil Biogas insgesamt ansteigen. Und zwar in allen Formen: Gaseinspeisung, Stromproduktion und Treib- stoff. Auch für Wasserstoff sehe ich grosses Potenzial. Für unseren Betrieb ist die Biogas-Tankstelle ein erster Schritt, der nächste Schritt wird eine Power-to-Gas- Einrichtung sein. Damit können wir dann auch Energie Im Herbst 2019 ist die erste reine Biogas-Tankstelle der speichern. Es ist ein absolutes Muss, dass künftig ein- Schweiz direkt bei einer Biogasanlage in Frutigen (BE) zelbetrieblich und gesamtwirtschaftlich nachhaltiger eröffnet worden. mit Ressourcen umgegangen wird. Biogasanlagen sind auf vielen Ebenen gut dafür geeignet. Betriebsspiegel Biogaz Mandement, Vernier Betriebszweige Hof Marc Zeller: Milchwirtschaft, Ackerbau, Biogas Tierbestand Hof Marc Zeller: 100 Milchkühe, 140 Rinder und Kälber LN Hof Marc Zeller: 117 ha Inbetriebnahme Biogasanlage: 2013 Verarbeitete Menge Biomasse/ Jahr: 18’000 t Installierte Leistung: 440 kW Jährliche Stromproduktion Netto: ~3’000’000 kWh Nutzung Abwärme: Gewächshäuser Klimaschutzleistung: Reduktion von 500 t CO 2 e * * S chätzung auf Datenbasis 2015 (exkl. allfällige Substitution fossiler Brennstoffe durch BHKW-Abwärme) 21
«Immer neue Lösungen» Biobauer Michael Müller betont die Vielschichtigkeit von Biogasanlagen. Er ist seit 2014 Präsident von Ökostrom Schweiz und betreibt seine Biogasanlage in Eschlikon TG. « Als ich begann, mich für Biogas zu interessieren, kam ich direkt mit Ökostrom Schweiz in Kontakt. Denn dort fand ich Know-how und Ansprechpart- ner auf allen Ebenen. Als ich 2006 beigetreten bin, war ÖS praktisch noch eine «one-man show», geführt von Stefan Mutzner, der Mann für Alles. Die Biogashöcks waren jeweils sehr familiär und die Anzahl der Mitglie- der überschaubar. Jeder kannte jeden. Was mich bis heute fasziniert, war und ist die Offenheit vieler An- lagenbetreiber die über Ihre Erfahrungen und Fehler sprechen. Davon durfte ich für die Planung und den Bau meiner Anlage stark profitieren. Auch heute noch ist dieser Erfahrungsaustausch gross, sofern er von Neumitgliedern auch aktiv gesucht wird. Seit 2012 bin ich Mitglied des Vorstandes und seit 2014 Präsident von Ökostrom Schweiz und widme mich die- ser spannenden Aufgabe. Die Zusammenarbeit mit den Vorstandkollegen und der Geschäftsführung ist eine grosse Bereicherung. In den ersten Jahren meiner Amtszeit als Präsident 2008 starteten. Wir waren der Zeit voraus und die ge- waren die Traktandenlisten der Vorstandssitzungen setzlichen Grundlagen wurden nicht so umgesetzt wie kürzer und die Themen weniger komplex. In der Zwi- ursprünglich politisch angedacht. Deshalb mussten wir schenzeit werden sie immer länger und die Themen mit dieses Projekt fürs Erste wieder sistieren. Dann aber, denen wir uns im Vorstand auseinander setzen – und als die Gesetzesgrundlagen geschaffen wurden, reak- darüber entscheiden müssen – zunehmend vielschich- tivierten wir das Projekt und setzten es um. So wurde tiger. Seit 2005 bin ich zudem Verwaltungsratsmitglied 2015 die Tochterfirma «Fleco Power AG» gegründet. von Fleco Power und vertrete die Anliegen der Biogas- produzenten und der landwirtschaftlichen Energiepro- Die Biogasproduktion ist ein Mehrfrontenkrieg. Scheint duzenten. an einer Front der Abschluss von Lösungen vor der Türe, geht es bereits an einer anderen Front wieder Wir führen sporadisch Vorstandsworkshops durch, an weiter. Langeweile kommt deshalb nie auf. Und so kann welchen wir uns zu Zukunftsthemen vertieft beschäf- es durchaus mal vorkommen, dass Zukunftsprojekte tigen und die strategischen Stossrichtungen unserer depriorisiert werden müssen auf Grund anderer Ak- Genossenschaft festlegen. Bei unseren strategischen tualitäten. Entscheiden steht immer an erster Stelle, dass wir den Mitgliedern zusätzlichen Nutzen bringen, die Wirt- Es kommen noch viele Herausforderungen auf uns zu, schaftlichkeit der Anlagenbetreiber verbessern und als im Energiebereich bspw. zeichnen sich mit der vollstän- Produzentenorganisation unabhängig agieren. digen Marktliberalisierung grosse Herausforderung ab. Wir packen sie an und nutzen die Chancen!» Ich erinnere mich noch gut, als wir den Aufbau eines virtuellen Kraftwerkes für die erneuerbaren Energien Michael Müller, Präsident 22
«Landwirte werden Energie- und Klimawirte» Ökostrom Schweiz ist gewachsen. ist wichtig, dass für die Biogas-, Stromproduktion und Vom Ein-Mann-Betrieb zum Fach die Klimaschutzleistungen der Landwirte eine Markt- bündelung durch eine eigene Organisation erfolgt. Nur verband mit vielen Spezialisten und so kann eine Direktlieferung ohne Zwischenhandel er- einer vierköpfigen Geschäftsleitung. folgen und nur so bleibt ein möglichst hoher Anteil der Gemeinsam schaffen wir Zukunft: Wertschöpfung bei den Landwirten. « Unsere Vision für 2040 sind energieautarke und Die Landwirte werden nicht nur zu Energiewirten fossilfreie Landwirtschaftsbetriebe. Die Landwirte (Strom, Wärme, Treibstoffe) sondern auch zu Klimawir- betreiben Traktoren, ihre Autos und auch Nutz- ten. Sie werden einen grossen Beitrag an die Strompro- fahrzeuge entweder mit Biogas oder Strom. Betriebs- duktion, an die Klimaschutzzielerreichung und einen fremde Fahrzeuge tanken an den landwirtschaftlichen Beitrag zur Treibstoffversorgung der Schweiz leisten. Biogas- oder Stromtankstellen. Ökostrom Schweiz oder Das Potenzial ist da: Hofdünger, Sonne, Wind, Geother- Fleco Power hat eine ‹landwirtschaftliche Tankkarte› um- mie und Wasser. gesetzt, welche es Kunden ermöglicht ihre Fahrzeuge an allen landwirtschaftlichen Biogas- oder Stromtankstel- Zudem wünschen wir uns, dass die Mitglieder unserem len der Schweiz zu tanken. Die Tankabrechnungen er- Fachverband treu bleiben und den Nutzen der Bünde- folgen zentral. Das betriebseigene Holz wird vermehrt lung sehen. Damit unsere Organisation die Interessen energetisch genutzt und die Landwirte sind Wärmeliefe- der Mitglieder weiterhin vertreten kann.» ranten für private Haushalte und Industriebetriebe. Die Geschäftsleitung Des Weiteren vermarktet Fleco Power die von Land- Stefan Mutzner (Vorsitzender der Geschäftsleitung), wirten produzierte Energie sowohl an Endkunden als Jürg Messerli, Fabienne Thomas und Victor Anspach. auch gebündelt an alle anderen relevanten Märkte. Es (v.l.n.r.) 23
Ökostrom Schweiz Technoparkstrasse 2 8406 Winterthur info@oekostromschweiz.ch www.oekostromschweiz.ch
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