INTEGRIERTES HANDLUNGS- UND ENTWICKLUNGSKONZEPT - 2019-2022 Quartiersmanagement Spandauer Neustadt Lynarstraße 13, 13585 Berlin
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Quartiersmanagement Spandauer Neustadt Lynarstraße 13, 13585 Berlin INTEGRIERTES HANDLUNGS- UND ENTWICKLUNGSKONZEPT 2019-2022 QUARTIERSVERFAHREN SPANDAUER NEUSTADT S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH
INTEGRIERTES HANDLUNGS- UND ENTWICKLUNGSKONZEPT 2019-2022 QUARTIERSVERFAHREN SPANDAUER NEUSTADT IMPRESSUM In Zusammenarbeit mit: Quartiersmanagement Spandauer Neustadt Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Vor-Ort-Büro: Lynarstraße 13; Gabriela Kwiatkowski 13585 Berlin Württembergische Str. 6; Telefon: (030) 28 83 22 28 10707 Berlin E-Mail: team@qm-spandauer-neustadt.de Telefon: (030) 90139-4849 www.qm.spandauer-neustadt.de E-Mail: gabriela.kwiatkowski@sensw.berlin.de S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH Bezirksamt Spandau (Fachbereich Stadtplanung) Straßburgerstrasse 55; Nicole Hahn 10405 Berlin Carl-Schurz-Straße 2/6; Telefon: (030) 44 36 36 90 13597 Berlin Geschäftsführer: Theodor Winters, Heinz Lochner Telefon: (030) 90279-2696 Prokuristinnen: Ulrike Dannel, Beatrice Siegert E-Mail: nicole.hahn@ba-spandau.berlin.de Bearbeitung: Mariana Kuchlevska, Aline Löw, Monika Schröder Layout: Yasemin Sahin Planzeichnungen: Sara Nazari, Yasemin Sahin Berlin, Mai 2019 gefördert durch: gefördert durch: unter Beteiligung von: unter Beteiligung von:
INHALTSVERZEICHNIS 0. EINLEITUNG.........................................................................................................04 1. GEBIETSBESCHREIBUNG......................................................................................05 2. LEITBILD ..............................................................................................................08 3. STAND DER GEBIETSENTWICKLUNG...................................................................09 3.1 Aktivierung.......................................................................................................... 09 3.2 Verantwortung für den Kiez................................................................................ 10 3.3 Vernetzung.......................................................................................................... 12 3.4 Bildungssituation................................................................................................ 14 3.5 Lebendiger Kiez................................................................................................... 16 3.6 Wohnen und Wohnumfeld................................................................................. 18 4. KÜNFTIGER HANDLUNGSBEDARF IM GEBIET.....................................................20 4.1 Bildung, Ausbildung und Jugend......................................................................... 20 4.2 Arbeit und Wirtschaft......................................................................................... 22 4.3 Nachbarschaft..................................................................................................... 24 4.4 Öffentlicher Raum............................................................................................... 26 4.5 Beteiligung, Vernetzung und Einbindung der Partner........................................ 28 5. STRATEGIE ZUR VERSTETIGUNG..........................................................................30 6. FAZIT....................................................................................................................32 Anmerkung - Die Fußnoten befinden sich am Ende des jeweiligen Kapitels. 7. ANLAGEN.............................................................................................................33 - Aus Gründen der Lesbarkeit wurden im Text nur die männliche und weibliche Form gewählt. Es sind aber alle Geschlechter, Altersgruppen und Kulturgemeint.
0. EINLEITUNG • Projektsteuerungsrunden mit Trägern von Projekten, die aus dem Projektfonds gefördert werden • Beteiligung an Gremien und Netzwerken mit Quartiersbezug, Austausch mit Bewohner*in- nen (Gespräche im Quartiersbüro/auf Festen/bei Aktionen im öffentlichen Raum oder an- deren Veranstaltungen) • Die Steuerungsrunde wurde fortlaufend über den Arbeits- und Entwicklungsstand infor- miert und in den inhaltlichen Diskussionsprozess einbezogen. In diesem Abschnitt werden stichpunktartig neue Handlungsschwerpunkte dargestellt, die in den letzten zwei Jahren in der Spandauer Neustadt herausgearbeitet worden sind. Wesentli- che Änderungen im Rahmen der Aktualisierung wurden in folgenden Teilen vorgenommen: Stand der Gebietsentwicklung • Begleitung der Planung des Neubaus Jugendfreizeiteinrichtung Triftstraße, Anpassung des Konzepts für die Jugendarbeit im Quartier unter Beteiligung von Jugendlichen • Öffnung der Lynar-Grundschule in das Quartier • Umgang mit Nutzungskonflikten im öffentlichen Raum und Verantwortungsübernahme (Beispiel: Lutherplatz) • Gesundheit und Bewegung • Neubau, Aufwertungsdruck und Mietenentwicklung Abbildung 1 Lutherplatz • Einbindung der religiösen Gemeinden Quelle: S.T.E.R.N. GmbH Künftiger Handlungsbedarf In dem vorliegenden integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepts (IHEK) wird auf Än- • Sicherung von zentralen und dezentralen sozialen Ankerpunkten und multifunktionalen derungen seit dem Jahr 2017 eingegangen und ein Ausblick auf die Handlungserfordernisse Freiflächen der kommenden drei Jahre und den Prozess der Verstetigung gegeben. • Ausbau der Netzwerk- und Kooperationsstrukturen sowie Sicherung der sozialen Träger • Ausbau und Erhalt von Gesundheits- und Bewegungsangeboten, (Themen: Motorik, Zahn- Die Bedarfsermittlung für das IHEK findet im Rahmen des Quartiersverfahrens in einem ste- gesundheit bei Kindern) tigen Prozess der Gebiets- und Projektentwicklung sowie in Vorbereitung auf das IHEK mit • Medienbildung, Kulturelle Bildung für alle Altersgruppen, Lebenslanges Lernen, Herstellung allen relevanten Verfahrensbeteiligten statt: von Bildungsketten • Vertreter*innen von Fachämtern im Rahmen der Fachämterrunde am 29.11.2018 sowie • Umweltbildung für alle Zielgruppen: Klimawandel auf Quartiersebene Beauftragte und Fachämter im Rahmen von Einzelgesprächen • Vertreter*innen der gewählten Quartiersgremien (Quartiersrat, Aktionsfondsjury) • Vertreter*innen von Projektträgern, Vereinen, Schulen, Kitas und Akteuren im Rahmen von Gesprächen sowie im Rahmen des IHEK-Workshops am 18.10.2018 in Arbeitsgrup- pen; Leitbild und Handlungsfelder wurden final auf den QR-Sitzungen im Januar und April 2019 abgestimmt. 4
1. GEBIETSBESCHREIBUNG Übersicht Sozial- und Bevölkerungsstruktur Fläche 44,6 ha Bevölkerung Spandauer Neustadt: 10.229 EW (+2,8%) (Veränderung 2015 - 2017) Personen mit Migrationshintergrund Personen mit Migrationshintergrund (Veränderung 2015-2017) 51,7% (+3,4%-Punkte) Berlin 32,5% darunter Personen mit ausl. Staatsangehörigkeit 34% (+4%-Punkte) Berlin (19%) Altersstruktur Anteil der unter 18-Jährigen Anteil der Altersgruppen an der Spandauer NEustadt: 19,8% Gesamtbevölkerung Spandau: 17,3% Berlin: 15,8% Anteil der über 65-Jährigen Spandauer Neustadt: 12,2% Spandau: 22% Berlin: 19% Bezug von Transfereinkommen Spandauer Neustadt: 35,8% (-2,1%-Punkte) Berlin: 16,6% Abbildung 2 Bebauungsstruktur und Flächennutzung im QM-Gebiet Spandauer Neustadt nach SGB II an EW unter 65 Jahren Quelle: S.T.E.R.N. GmbH (Veränderung 2015-2017) Arbeitslose Spandauer Neustadt: 8,6% (-1,4%-Punkte) Berlin 4,3% (Stand: 31.12.2017) Kinderarmut Spandauer Neustadt: 59% (-1%-Punkte) (Stand: 31.12.2017) Berlin: 29,7% Quellen: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2017, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2019 5
1. GEBIETSBESCHREIBUNG nicht vermietet. Das positive Bevölkerungswachstum Berlins der letzten Jahre ist auch in der Neustadt abzule- Hakenfelde sen. Zum 31.12.2017 lebten in der Neustadt 10.229 Menschen, das entspricht einem Bevölke- rungswachstum von 2,8%. Knapp über die Hälfte hat einen Migrationshintergrund. Der Anteil Falkenhagener Feld an Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit beträgt 34%. Die meisten stammen aus Haselhorst der Türkei, dem Balkan, Polen, weiteren EU-15-Ländern und arabischen Staaten. Die Spandau- Staaken Spandau Siemensstadt er Neustadt ist relativ jung, der Anteil der unter 18-Jährigen liegt über dem Spandauer und Neustadt Berliner Durchschnitt. 59% der Kinder und Jugendlichen sind von Kinderarmut betroffen. Der Wilhelmstadt Anteil der über 65-Jährigen ist dagegen gering. Das Wohngebiet ist mit seinen komplexen Problemstrukturen weiterhin ein benachteiligtes Quartier. Laut Monitoring Soziale Stadtentwicklung sind die Werte des Gesamtindexes der Gatow sozialen Ungleichheit im Quartiersmanagement-Gebiet Spandauer Neustadt seit 2017 unver- Kladow ändert geblieben, „4 + / -“, was einem sehr niedrigen Status, aber einer stabilen Dynamik Altstadt entspricht. So tragen die Bemühungen des Quartiersmanagements (QM) dazu bei, einer Ver- schlechterung der Situation entgegenzuwirken. Der Anteil an Arbeitslosen und Bezieher*innen Abbildung 3 Spandauer Neustadt, Lage im Bezirk von Transfereinkommen ist seit 2017 leicht zurückgegangen, ca. 35,8% sind auf Existenzsiche- Quelle: S.T.E.R.N. Gmbh | openstreetmap.de rungsleistungen des Staates angewiesen. Im Vergleich zu 2017 wurde eine negative Entwick- lung im Planungsraum (PLR) „Eiswerder“ beobachtet. Die Entwicklungen in dem ansonsten weniger dicht besiedelten PLR sind auf die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in der Schä- Die Spandauer Neustadt liegt nördlich der Altstadt Spandau zwischen Falkenhagener Straße fersiedlung (2017 bis 2018) zurückzuführen, die Bewohner aus dem nördlichen Teil wurden in und Neuendorfer Straße, im Westen begrenzt durch die Ackerstraße, im Norden durch den diesem Zeitraum z.T. zwischenumgesetzt. Diese Prozesse haben sich in der Statistik gezeigt. Gebäudekomplex des Vivantes Klinikums Spandau, Lynarstraße. Nordöstlich begrenzt von der Neuendorfer und Schützenstraße erstreckt sich die Neustadt mit ca. 44,6 ha über eine Die Geschäftsstraßen des Quartiers, Schönwalder Straße und Neuendorfer Straße weisen mitt- Fläche von 20 Baublöcken und ist durch eine gründerzeitliche Baustruktur mit einer vier- bis lerweile fast keinen Leerstand mehr auf, Fluktuation ist allerdings vorhanden. Die Nutzung und fünf geschossigen Blockrandbebauung geprägt - mit einer Großwohnsiedlung im Nordosten. Sortiment von vielen Ladengeschäften ist verbesserungsbedürftig: es fehlt an Angeboten zur Das Zentrum bilden die Geschäfts- und Einkaufsstraße Schönwalder Straße, der Koeltzepark Nahversorgung des kurz- und mittelfristigen Bedarfs. Aktuell leerstehende Läden sind meist als große Grün- und Spielanlage sowie die Lutherkirche mit dem Lutherplatz. Dieser innere aufgrund ihres schlechten baulichen Zustandes schwer zu vermieten. Die Neuansiedlung von Bereich zwischen Neuendorfer und Schönwalder Straße gehört zu den ältesten Vorstadtbe- Gewerbe stellt sich infolge fehlender Kaufkraft nach wie vor als schwierig dar. reichen Spandaus. Er wurde als Arbeiterviertel insbesondere für die Rüstungsindustrie er- baut. In hoher Bebauungsdichte entstanden viele Klein- und Kleinstwohnungen. Es besteht Der Zuwachs an Einwohner*innen liegt u.a. auch an der Mietpreisentwicklung in anderen Ber- eine gute Anbindung an das öffentliche Nahverkehrssystem: vier Buslinien schließen das Ge- liner Bezirken. Mittlerweile sind nicht nur Haushalte mit geringen Einkommen, sondern auch biet innerhalb weniger Stationen an die U-Bahnlinie 7 sowie den Bahnhof Spandau mit Fern- Familien mit Kindern auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum in die Neustadt gezogen. So und S-Bahn an (M45, 136, 236 sowie die tangentiale Buslinie 134). Der bauliche Zustand verschärfen die berlinweiten Spannungen auf dem Wohnungsmarkt auch die Situation vor Ort. und der Ausstattungsstandard der Wohngebäude sind als eher schlecht einzustufen. Das Gebiet ist im Berliner Mietspiegel aktuell überwiegend als einfache Wohnlage eingestuft. Im Nordosten des Quartiers befindet sich die zwischen 1970 und 1985 erbaute Schäfersied- lung, die durch bis zu achtgeschossige Terrassenhäuser und große Wohnhöfe mit Grün- und Spielanlagen geprägt ist. Mit 574 Wohneinheiten befindet sich ein Großteil der Wohnungs- bestände im Eigentum der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG (1892 eG). Nach den Modernisierungsmaßnahmen 2017 bis 2018 ist der Vermietungsstand der Wohnungen sehr hoch, zum Dezember 2018 waren nur 2% des Wohnungsbestandes 6
1. GEBIETSBESCHREIBUNG Wichtigste Partner in der Quartiersarbeit nach Themen und Aufgabenbereichen: Beratung, Nachbarschaft, Kultur, Integration • Nachbarschaftszentrum Paul-Schneider-Haus mit Café Paule: zentraler Nachbarschaftsort; Bildung Eigentümerin: Evangelische Luther-Kirchengemeinde Berlin- Spandau; Kooperation mit Ge- • Lynar-Grundschule: Grundschule im Quartiersgebiet, zentraler Akteur in der Neustäd- meinwesenverein Haselhorst e.V., der als Träger Angebote und Projekte umsetzt (z.B. För- ter Bildungslandschaft, Partner im Quartiersrat (QR). Weitere Grundschulen im näheren derung nachbarschaftlicher Beziehungen und Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus/ Umfeld: „Inklusiver Campus Spandau Birken-Grundschule / Schule am Grüngürtel“, Pe- MGH), Partner im QR ter-Härtling-Grundschule (ehemals: Charlie-Rivel-Grundschule) • Frauentreffpunkt Eulalia Eigensinn e.V.: Frauenberatung und Familienangebote • Kitas im Quartier, Partner im QR • Projekt „SPAX“, Fixpunkt e.V.: aufsuchende Sozialarbeit für in der Öffentlichkeit alkoholkon- • Bildungzentrum Eiswerderstraße: Standort der Volkshochschule (VHS) sumierende Menschen, Kontaktstelle, PF-Projekt „Neustadtheldinnen“ • Weiterführende Schulen im Umkreis: Wolfgang-Borchert-Schule (6. ISS), Kant-Gymnasi- • Spandau Neustädter Nachbarschaftsverein e.V.: Bewohner*innenverein, Partner im QR um, Lily-Braun-Oberschule, Heinrich-Böll-Oberschule, hier: intensivere Kooperation in • Treffpunkt Regenbogen, Schuldner- und Arbeitslosenberatung; Träger: Verein zur Förde- der Zukunft rung von Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Kleinrentnern e. V. • Herberge zur Heimat e.V.: niedrigschwellige Begegnungsstätte mit Café “hazetha” Kinder, Jugend und Familie • Lebenshilfe gGmbH: Wohnstätte für Menschen mit Behinderung, aktive Partnerin im Nachbarschaftsgarten Mittelstraße, Partner im QR • Familienzentrum in der Kita Lasiuszeile: Angebote für Eltern und Familien • Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Spandau (Baptisten): Café „Die Botschaft“, Partner im • Treffpunkt Lynarstraße (kommunal), Freizeitstätte „BDP Koeltzepark“, „BDP Mädchen- QR laden e.V.“ (beide in Trägerschaft Bund deutscher Pfadfinder_innen/BDP): wichtige Ko- operationspartner im Jugendfreizeitbereich, Schülerclub Downtown (Wolfgang-Bor- • Islamische Gemeinde Spandau e.V.: die Moschee Yeni Camii, Partner im QR chert-Schule), z.T. Partner im QR • ASPE e.V., Ambulante sozialpädagogisch Erziehungshilfe, Thema Südost-Europa/Roma- • Spandauer Jugend e.V.: Freizeit- und Schulhilfeangebote, Netzwerkfondsprojekt (NWF) • Projekt „Hürdenspringer“; Träger: Stiftung Unionshilfswerk Berlin; zentrale Qualifizierung “EducationPoint”, Projektfondsprojekt (PF) „Berufskompass“, Partner im QR und Begleitung für freiwillig Engagierte in Spandau • Kinder- und Hortbetreuung der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in der Siedlung der Berliner • “Waschcafé” (Träger: 1892 eG): Nachbarschaftstreff in der Schäfersiedlung Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft 1892 eG: Freizeitangebote und Ferienprojekte Wirtschaft und Beschäftigung • Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG (1892 eG): größter Eigentü- mer im Gebiet, Träger des ehrenamtlichen WaschCafés, Partner im QR • Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V.: PF-Projekt „Marktplatz Neustadt“, Partner im QR • Caiju e.V.: Realisierung Spandauer „Tage des Handwerks“ • Netzwerk Gesundheitswirtschaft Spandau 7
2. LEITBILD Die Handlungsschwerpunkte im Quartiersverfahren Spandauer Neustadt wurden in Zu- funktionalen Mischung von Wohnen und Gewerbe. Die Neustadt hat daher das Potential als sammenarbeit mit Bewohnerschaft, Akteuren und Einrichtungen fortlaufend abgestimmt Wohnstandort gestärkt zu werden. Um die Mischung von Nachbarschaften zu stabilisieren und und Strategien für aktuelle und prognostizierte Herausforderungen im Quartier entwickelt. den sozialen Zusammenhalt zu stärken, sind kostengünstige Mieten wichtig. Auf der Ideenwerkstatt am 29.11.2018 wurde über die Weiterentwicklung des Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes (IHEK) 2019 - 2021 diskutiert und in vier Arbeits- Das bisher geltende Leitbild wurde nach Diskussion mit den Mitgliedern des QR sowie der AFJ gruppen Ideen, Anregungen, Bedarfe, Wünsche und Forderungen für die Handlungsfelder am 29.01.2019 durch die Aufnahme neuer Entwicklungen und Impulse leicht abgeändert und Bildung, Arbeit und Wirtschaft und Nachbarschaft zusammengetragen. Das Handlungsfeld ergänzt und zu folgender Perspektive für die Spandauer Neustadt gebündelt: Öffentlicher Raum wurde mit Hilfe von Kartenmaterial interaktiv bearbeitet. Die Ergebnisse wurden den Mitgliedern des Quartiersrats (QR) und der Aktionsfondsjury (AFJ) vorgestellt. Darüber hinaus wurden sie nach der allgemeinen strategischen Ausrichtung des Quartiers befragt. Die Spandauer Neustadt ist... Das 2015 formulierte Leitbild war stark auf die Belange der lokalen Wirtschaft ausgerichtet. Im Rahmen der Anpassung 2017 bestand Einigkeit darin, dies im Kontext der Standortstär- • ein attraktives, buntes und vielfältiges Quartier, in dem allen Bewohner*innen kung der Spandauer Neustadt beizubehalten. In 2019 steht bei diesem Themenfeld die Nut- unabhängig von Herkunft, Alter und Einkommen eine aktive Teilhabe am öffentli- zung der Potentiale benachbarter Gewerbegebiete für strukturstärkende Wechselwirkungen chen Leben, sowie eine langfristige Wohnperspektive ermöglicht wird, zwischen Bewohner*innen und lokalen Unternehmen im Vordergrund. Die bisherigen Leit- gedanken weiterer Handlungsfelder, wie Bildung, Ausbildung, Image und Nachbarschaften • ein Bildungsstandort, der allen Kindern und Jugendlichen gleiche Bildungs- und wurden bestätigt. Eine Gewichtung der Vorschläge wurde vorgenommen und Vorschläge für Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet sowie allen Erwachsenen und Senior*innen ein Leitbild gemacht, welches die unterschiedlichen Handlungsstränge verbindet. Die Idee Möglichkeit zum lebenslangen Lernen bietet, eines attraktiven Wohn- und Geschäftsstandortes in Havel- und Altstadtnähe mit bezahlba- ren Wohn- und Geschäftsräumen, der für Jung und Alt gute Entfaltungsmöglichkeiten bietet, • ein gemischtes Quartier, in dem gelebt und gearbeitet wird und das Potential der mit vielfältigen Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten, mit qualitätsvoll gestalteten öffentli- benachbarten Gewerbegebiete für strukturstärkende Wechselwirkungen zwi- chen Räumen sowie Möglichkeiten zum interkulturellen und intergenerationellen Austausch schen Bewohner*innen und lokalen Unternehmen nutzt, ist dabei die Vorstellung aller Beteiligten für die Zukunft der Neustadt. Sehr wichtig wird • ein familienfreundliches und umwelt- und gesundheitsbewusstes Quartier am dabei auch die Verbindung mit dem Bezirk Spandau sowie der Gesamtstadt Berlin gesehen, Wasser mit hoher Wohnqualität und attraktiven Grün- und Freiflächen für unter- um die Auswirkungen der Randlage und das Image „Spandau bei Berlin“ in wesentlichen schiedliche Bedürfnissen Punkten abzustreifen und ein eigenes Profil zu erreichen (z.B. als „Gesundheitsstandort“). Das Leitbild ist eingebettet in die gesamtstädtischen Entwicklungsstrategien „BerlinStrate- • geprägt von einer aktiven Nachbarschaft mit stabilen sozialen und gesunden Netz- gie/ Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“ und „BerlinStrategie 2.0“.1 Für die Neubauvor- werken sowie einem gemeinsamen Verständnis für das nachbarschaftliche Mitei- haben in der Nähe des Quartiers soll eine gut ausgestattete Sozial- und Bildungsinfrastruktur nander als Anker für die Quartiersentwicklung zur Verfügung stehen, mit einer bedarfsgerechten Stärkung der Kapazitäten vorhandener Einrichtungen. Bewohner*innen sollen mithilfe ent- sprechender Maßnahmen mit Akteuren und der Nachbarschaft vernetzt werden, um von den vorhandenen Ressourcen und Stärken des Quartiers zu profitieren. Durch eine Will- kommenskultur soll das Zusammenwachsen der alten und neuen Bewohnerschaft befördert werden. Vielfalt und Offenheit sollen als Kennzeichen des Miteinanders gestärkt werden. Das Quartier, als Teil des Transformationsraums Spandau2, übernimmt für die Gesamtstadt 1 BerlinStrategie | Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, 2014 Berlin und den Bezirk die Funktion eines Gebietes mit attraktiver Urbanität, qualitätsvol- | Berlin Strategie 2.0, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, 2016 lem und noch relativ günstigem Wohnraum, mit guter ÖPNV-Anbindung und einer hohen 2 Transformationsraum Spandau: Von der Zitadelle Spandau bis zur Zeppelinstraße im Westen, von Nord nach Süd von der Wasserstadt bis zur Heerstraße entlang der Havel 8
3. STAND DER GEBIETSENTWICKLUNG | 3.1 AKTIVIERUNG Die Stärkung von Partizipation und Teilhabe der Bewohnerschaft ist zentrales Ziel der Arbeit und deutlich zu kommunizieren, in guter Atmosphäre konkrete Anleitungen zu geben. Schwie- des Quartiersmanagement (QM). Alle Neustädter*innen sollen Gelegenheit erhalten, sich riger sind die Gruppen der „Traditionellen“ und „Prekären“ zu beteiligen, die sich für Bürgerbe- an der Entwicklung des Quartiers zu beteiligen, Bedarfe zu benennen, sich einzubringen und teiligung eher nicht interessieren, kaum oder keine zeitlichen Kapazitäten haben, sich oft nicht zu informieren. Dabei ist nach Zielgruppe, Anlass sowie Verbindlichkeit und Dauer des Betei- ernst genommen fühlen. Für diesen Kreis ist eine Ansprache über bekannte Strukturen sowie ligungsformats zu differenzieren. eine Präsenz, bzw. Teilnahme an Orten und Veranstaltungen, wo sich die Personen aufhalten, wichtig. Die formalisierte Arbeitsweise sowie die hohe Verbindlichkeit der Quartiersgremien Der Quartiersrat (QR) und die Aktionsfondsjury (AFJ) entscheiden über die Verwendung von stellen damit weiterhin für viele Bewohner*innen eine Hürde dar. Fördermitteln aus dem Programm Soziale Stadt mit, diskutieren Strategien und entwickeln Projektideen für eine nachhaltige Entwicklung. Die AFJ entscheidet über kleinteilige, der QR Seit 2017 hat das QM versucht, diesen Anforderungen zu entsprechen und die Formate zur über mittel -und langfristige Projekte. Diese auf Dauer angelegten Vergabegremien sind die Ansprache von Bewohner*innen den Bedarfen anzupassen. Die Online-Kommunikation wurde wichtigsten Institutionen für eine kontinuierliche und systematische Quartiersarbeit. ausgebaut und angepasst, die Nutzung sozialer Medien (Facebook) wurde intensiviert, eine Seit den Gremienwahlen im Oktober 2018 engagieren sich 35 Quartiersrät*innen im Gebiet, redaktionelle Überarbeitung der QM-Website ist in Arbeit, die Ansprache vor Ort in einzel- in der AFJ arbeiten vier Personen mit, an den Wahlen beteiligten sich 99 Personen. Die Zu- nen Einrichtungen wurde verstärkt. Mit den Gremien wurde ein Kommunikationsworkshop sammensetzung des Quartiersrates spiegelt die Vielfalt des Gebiets wider. Insgesamt setzt durchgeführt. Auch durch den Umzug in zentralere, gut sichtbare Büroräume ist die Präsenz sich der Quartiersrat aus 16 gewählten Bewohner*innen zusammen (10 Stimmberechtigte, im Stadtteil deutlich verbessert worden. 6 Vertreter*innen). In der Gruppe der „Partner der Quartiersentwicklung“ engagieren sich 19 Akteure aus neun Bereichen. Fünf neue Bewohner*innen wurden für die Quartiersrats- Neben der Beteiligungsmöglichkeit über die Quartiersgremien spielen unterschiedliche Pro- arbeit gewonnen sowie das Paul-Schneider-Haus für die Mitarbeit im Handlungsfeld Nach- jekte und Aktionen eine wesentliche Rolle, hier wird Engagement und eine Beteiligung für barschaft. Als Akteure aus dem Kiez sind sie Expert*innen für das Quartier und können ihre die Zeitdauer des Projektes erreicht. Das ist in unterschiedlichen Formaten erreicht worden: Erfahrungen in die Gremienarbeit einbringen. Bei Vorbereitung, Organisation und Modera- Aktionen, wie Workshops, Arbeitskreise, „Grüne Tische“, Projektvorstellungen, Rundgänge, tion der QR-Sitzungen sind die Sprecher*innen und deren Stellvertreter*innen involviert. Informationsveranstaltungen, Empfänge, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und der Offene Diese nehmen seit Verabschiedung der neuen Rahmengeschäftsordnung3 im Januar 2019 Adventskalender im Vor-Ort-Büro. nunmehr regelmäßig an den Steuerungsrunden teil. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Auch bewohnergetragene Initiativen und Aktivitäten bieten Beteiligungsmöglichkeiten. Der die Arbeit in der AFJ oft als Einstieg in den QR dient. Durch ihren direkten Bezug zur Nach- Ende 2016 gegründete Spandau-Neustädter Nachbarschaftsverein e.V. setzt nachbarschaft- barschaft (kleine, konkrete, schnell sichtbare Projekte) werden Fähigkeiten erlangt und die liche Projekte um (z.B. Neustädter Nachbarschaftslauf, Rollenspielconvention „SonnenCon“) Motivation gestärkt, sich zu beteiligen. und bietet über seine Website einen Veranstaltungskalender für den Kiez. Das Projekt „Nach- Zahlreiche Gremienmitglieder sind auch in anderen Bereichen aktiv und übernehmen Ver- barschaft Aktiv“ (PF 2016-2018, 2019-2021) bietet Vernetzungsmöglichkeiten für Aktivitäten antwortung, das Interesse an der Gebietsentwicklung ist sehr hoch. Viele Quartiersrät*in- von Einrichtungen und Bewohner*innen. nen vernetzen sich auch zunehmend zu bestimmten Themen untereinander, dabei spielen v.a. die Themen Wohnumfeld, Sauberkeit sowie Wohnen und Mieten eine große Rolle. Die Vereinsstrukturen und die religiösen Gemeinden der Neustadt (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Berlin-Spandau (Baptisten), Ev. Luther-Kirchengemeinde, Islamische Gemeinde Die Zusammensetzung der Bewohnerschaft in der Neustadt ist entscheidend für die Wahl der Spandau e.V.) bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Es gibt eine Vielzahl Methoden zur Ansprache. Die Milieuanalyse auf Quartiersebene des vhw-Bundesverbandes von Ehrenamtlichen, die in unterschiedlichen sozialen Bereichen tätig sind, wie bspw. bei dem für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., die den Quartiersmanagement-Teams 2016 zur Ver- Frauen- und Nachbarschaftstreff Eulalia Eigensinn e.V., der Herberge zur Heimat e.V. und der fügung gestellt worden ist, zeigt auf, dass vor allem „nicht-beteiligte Milieus“ (vhw-Trendstu- Lebenshilfe gGmbH. Hervorzuheben ist insbesondere die Lebensmittelausgabe „Laib und See- die 2010; microm 2015) im Quartier leben. Folgende Milieus sind am häufigsten vertreten: le“, bei der Ehrenamtliche Lebensmittel an bedürftige Haushalte ausgeben. „Konsum-Hedonisten“ (37,3 %), und „Experimentalisten“ (23,9 %), gefolgt von „Prekären“ Nachbarschaftsfeste wie auch viele kleine Aktionen wären ohne helfende Hände nicht denk- und „Traditionellen“ (beide: 10,8 %). Die am stärksten vertretenen Milieus sind i.d.R. Unbe- bar: z.B. das Straßenfest der Islamischen Gemeinde in der Lynarstraße und das Kürbisfest, kanntem und Neuem gegenüber aufgeschlossen und stehen damit einer Beteiligung offen welche lokale Vereine und Einrichtungen gemeinsam umsetzen. Im Nachbarschaftszentrum gegenüber. Allerdings bringen sich diese Gruppen in der Regel kaum in reguläre Strukturen Paul-Schneider-Haus (PSH) organisieren sich selbständig unterschiedliche Freizeit-, Sport-, der Bürgerbeteiligung ein, für die Aktivierung ist es daher wichtig, transparent, anschaulich Lern- und Hilfsgruppen, die ebenso vorwiegend auf Ehrenamt beruhen. 9
3.1 AKTIVIERUNG 3.2 VERANTWORTUNG FÜR DEN KIEZ Wichtiger Partner ist das im PSH ansässige Projekt „Hürdenspringer“. Es begleitet seit 2017 Zur Unterstützung der Gebietsentwicklung wurden in den vergangenen zwei Jahren mithilfe das freiwillige Engagement in der Arbeit mit Geflüchteten von Initiativen und Organisatio- von Fördermitteln aus unterschiedlichen Programmen im Quartier wichtige Impulse gesetzt. nen und hilft, die Arbeit mit Freiwilligen zu professionalisieren. Das Projekt „Hürdensprin- Mit der Planung des Neubaus einer Jugendfreizeiteinrichtung Triftstraße für die Neustadt wur- ger Spandau Netzwerkfonds“ unterstützt mit passenden Angeboten das Ehrenamt in der de begonnen. Der Neubau wird mit Mitteln des Baufonds bis Ende 2021 errichtet. Der Neu- Spandauer Neustadt und darüber hinaus. Durch Seminare, Begleitung, Vermittlung in das bau wird einen starken Einfluss auf viele andere Themen (Neuausrichtung der Jugendarbeit, passende Ehrenamt und Netzwerkarbeit werden Ehrenamtliche, Hauptamtliche und alle neue Nutzungskonzeption für BDP Koeltzepark) und Orte (Koeltzepark, neuer Bolzplatz) im Interessierten passgenau unterstützt und die Arbeit gewertschätzt (z.B. Ehrenamtsfeier im Quartier haben (mehr dazu im Kapitel 4.4 „Handlungsbedarf Öffentlicher Raum“). Ein weiteres Dezember 2018). So werden Einrichtungen unterstützt und „verstecktes“ Engagement sicht- Projekt aus dem Baufonds war der Umbau und die Sanierung des ehemaligen Gemeindehau- bar gemacht, z. B. in muslimischen Gemeinden in Kooperation mit der Spandauer Jugend. ses Paul-Schneider (PSH) der Ev. Luther-Kirchengemeinde. Das PSH ist seit 2016 ein Nachbar- schaftszentrum. In der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft 1892 eG (1892 eG) nehmen Mitglie- der die Möglichkeiten der Mitwirkung wahr: durch die Wahl von Haussprecher*innen, die Im Rahmen des Berliner Förderprogramms Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm (KSSP) den Siedlungsausschuss wählen, der die Belange der Bewohnerschaft in die Geschäftsfüh- und des bezirklichen Projekts „Raum für Kinderträume“ wurde der Kleinkinder-Spielplatz Ko- rung vermittelt. Außerdem stehen jährlich im Rahmen eines Nachbarschaftsfonds 1.892 eltzepark, Eingang Höhe Kirchhofstraße 29 (ehemalige Hundeauslauffläche) neu angelegt und Euro zur „Förderung der nachbarschaftlichen Aktivitäten im Sinne der genossenschaftlichen u.a. mit einem Klettergerüst ausgestattet. Der am 19.12.2018 der Öffentlichkeit übergebene Prinzipien der Selbsthilfe“ zur Verfügung. Spielbereich entstand mit Unterstützung von GOFUS e.V. und der 1892 eG. Das Klettergerüst auf dem Spielplatz in der Mittelstraße wurde 2018 mit bezirklichen Mitteln saniert. Der Spielplatz ist 2015 aus Fördermitteln des Baufonds und Geldern des Bezirksamts umgebaut und im Zusammenhang mit dem Gemeinschaftsgarten „Mittelinsel“ als integrativer Nachbarschaftshof wiedereröffnet worden. Im Rahmen des QM-Projekts „Umsetzungsmodul Image“ (PF 2016) wurden im Mai 2017 12 Bänke und 20 Fahrradständer sowie 21 Blumenkübel in der Schönwalder Straße aufgestellt. Für die Bepflanzung und Pflege der Blumenkübel wurden für einen Zeitraum von fünf Jahren Gewerbetreibende und Einrichtungen der Schönwalder Straße als Pat*innen angeworben. Die Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V. engagiert sich regelmäßig mit Spenden für Projekte und Einrichtungen. Für die Umgestaltung des Bismarckplatzes durch das Bezirksamt hat der Wirtschaftshof als Träger des Projekts „Marktplatz II“ die Gastronomen am Platz als Paten für die Pflege des Beetes ab 2017 angeworben. Auch für nicht-investive Maßnahmen wurden von Trägern und dem Bezirksamt Fördermittel verschiedener Bundes- und Landesprogramme im Quartier eingesetzt. Beispielhaft sind zu nennen: • Mehrgenerationenhaus (MGH) (Bundesprogramm): Unterstützt wurde die Etablierung des PSH als Nachbarschaftszentrum durch die Aufnahme in das Programm MGH (2017-2021), Träger: Gemeinwesenverein Haselhorst e.V. (GWV) • Infrastrukturförderprogramm Stadtteilzentren: Ebenfalls über den GWV Haselhorst wurden Mittel für eine Personalstelle aus dem Infrastrukturförderprogramm (2016-2020) bereitge- stellt, eine weitere Finanzierung ist angestrebt. 3 Geschäftsordnung des QR Spandauer Neustadt v. 29.01.2019, auf der Grundlage der Rahmengeschäftsordnung für • Bonus-Mittel (Landesprogramm): Durch Verknüpfung des Programms Soziale Stadt mit wei- Quartiersräte für den Projektfonds in Gebieten der Sozialen Stadt Berlin 2019 (Stand: 14.12.2018) teren Fördermitteln ergänzen sich diese und wirken nachhaltig auf die Gebietsentwicklung 10
3.2 VERANTWORTUNG FÜR DEN KIEZ (Synergie). Beispielhaft zu nennen ist die Bereitstellung zusätzlicher Mittel zur Stärkung Frauen spezialisiert, ergänzt durch zahlreiche Angebote, wie Gymnastik, Elternkurse, Infover- sozial besonders belasteter Schulen, der Einsatz von Bonus-Mitteln in der zweiten Phase anstaltungen und Freizeitaktivitäten für Frauen. Das Projekt SPAX Fixpunkt e.V. bietet neben des Mentoring-Projektes „Education Point“ (PF 2016-2018), in der die beteiligten Schulen den niedrigschwelligen Beschäftigungsmöglichkeiten für Alkohol- und Drogenabhängige auch (Lynar-GS und Inklusiver Campus) Mittel aus dem Bonusprogramm beigesteuert haben. eine Kontaktstelle und aufsuchende Sozialarbeit in der Neustadt an und ist Träger des Projekts • Gesundheitsförderungs-Modul (Gesundheitsmodul) im Rahmen der Clearingstelle Ge- „Neustadtheldinnen“ (PF 2018-2020). Diese sozialen Einrichtungen werden zwar aufgabenbe- sundheit für Quartiere der Sozialen Stadt: 2019 bietet der Träger des Projekts „Netzwerk zogen durch das Bezirksamt finanziert, oft ist die Finanzierung jedoch knapp bemessen und Bewegung II“ (PF 2018-2020) im Quartier über Mittel der Clearingstelle eine Ausbildungs- zeitlich beschränkt, was die Sicherheit und Planbarkeit im Hinblick auf Mitarbeiter*innen und möglichkeit zum Kiezsportübungsleiter an. Räumlichkeiten für die Träger erschwert. • Bundesinitiative Frühe Hilfen: Stärkung der Angebote für junge Familien im Bezirk Viele Projekte im Gebiet können auf ein kontinuierliches ehrenamtliches Engagement zählen, • Masterplan Integration und Sicherheit (Landesprogramm): Aus dem bezirklichen Integ- durch Sachspenden und ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen Bewohner*innen die Arbeit rationsfonds für Geflüchtete/ Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe (Masterplan) wurden von Trägern, z.B.: Mittel zur Verfügung gestellt, für kurzfristige kleinere Projekte und Aktionen zur Förde- • Hürdenspringer Spandau Netzwerkfonds, Unterstützung für Haupt- und Ehrenamt für Ge- rung der Integration von Flüchtlingen flüchtete, Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements im Aktionsraum Spandau, ein • Kiezorientierte Gewalt- und Kriminalitätsprävention (Landesprogramm): Förderung von zentrales Modul ist die Koordination des Ehrenamts in den muslimischen Gemeinden im Projekten v.a. zur Gewaltprävention unter Kindern und Jugendlichen Aktionsraum. • Partnerschaften für Demokratie (PfD) (Bundesprogramm): (Träger: Bezirksamt Spandau/ • LAIB und SEELE ist eine Aktion des Berliner Tafel e.V., der Kirchen und des rbb, von Ehren- Stiftung SPI); in der PfD Spandau schließen sich Verantwortliche aus verschiedenen Res- amtlichen unterstützt, das PSH ist eine der Ausgabestellen (Lebensmittelspenden). sorts der Bezirksverwaltung, aktive Gruppen, Ehrenamtliche und Fachkräfte zusammen. • der Gemeinschaftsgarten Mittelstraße wird von privaten Spendern sowie durch das Bezirk- Gemeinsames Ziel ist eine bezirkliche Demokratieentwicklung in Spandau, in der die Viel- samt unterstützt falt der Bewohner*innen identitätsstiftend für alle ist. • u.a. durch Ehrenamtliche betrieben werden: das WaschCafé in der Siedlung der 1892 eG, • Masterplan Spielen und Bewegen in Spandau (März 2018-Oktober 2019): Erstellung des Eulalia Eigensinn e.V., Treffpunkt Regenbogen e.V.; Angebote im Elterncafé der Lynar-Grund- Masterplan als strategische Handlungsgrundlage, mit dem Ziel, Spiel- und Bewegungs- schule, der Spandauer Jugend e.V., der religiösen Gemeinden, die Arbeit des Birikim Kultur- möglichkeiten für alle Altersgruppen zu verbessern. Der Plan sieht auch Bewohner*in- zentrum e.V., Aktivitäten mit Gewerbetreibenden in (kleinteiligen) Projekten des Aktions- nenbeteiligung durch vielfältige Formate vor (im Auftrag des Bezirks) fonds Auch private Unternehmen engagieren sich im Gebiet: • sowie in allen anderen Einrichtungen und Trägern im QM-Gebiet • Die 1892 eG stellt Projekten Räumlichkeiten zum Betrieb des ehrenamtlich betriebenen • ehrenamtliches Engagement im öffentlichen Raum: Bewohner*innen, Gewerbetreibende Waschcafés in der Schäfersiedlung zur Verfügung und hat nach Sanierung des Gebäude- und Einrichtungen engagieren sich für ein sauberes und grünes Wohnumfeld: Pflegeiniti- bestandes die öffentlichen Flächen weiter qualifiziert (u.a. einen Bewegungsparcours für ative Lutherplatz, Gießpatenschaften für Straßenbäume/Beete/Blumenkübel, Pflanzung/ Erwachsene). Pflege von Beeten und einer Streuobstwiese im Koeltzepark, ehrenamtliche Betreuung von Hundetütenspendern. Diese Initiativen werden durch das QM unterstützt und mit den zu- • Der 1892-Nachbarschaftsfonds fördert im Sinne genossenschaftlicher Prinzipien ehren- ständigen Fachämtern im Bezirk vernetzt. amtliche nachbarschaftliche Aktivitäten und Projekte im Sinne der genossenschaftlichen Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Gefördert werden Das Quartiersverfahren ermöglicht darüber hinaus den inhaltlichen Austausch von Bewoh- Projekte und Maßnahmen von Mitgliedern für die Gemeinschaft, je Projekt maximal ner*innen, Akteuren und Fachämtern im Rahmen von Vernetzungsrunden, Informationsver- 1.892 Euro. anstaltungen und Gremienarbeit (Quartiersrat und Aktionsfondsjury). Es gibt ein enges Hilfenetzwerk von Trägern mit z.T. langer Tradition (Themen: z.B. Sucht, Obdachlosigkeit, psychische Erkrankung). Hervorzuheben sind v.a. die Leistungen des Treff- punkts Regenbogen, der sich auf Schuldner-, Insolvenz- und Arbeitslosenberatung spezia- lisiert hat. Eulalia Eigensinn e.V. ist v.a. auf das Thema Gewalt und Missbrauch gegenüber 11
3.3 VERNETZUNG Maßnahmen im öffentlichen Raum und PSH umzusetzen und Bewohner*innen sowie Mitar- beiter*innen von Einrichtungen an die selbstorganisierte Umsetzung von nachbarschaftlichen Festivitäten heranzuführen. Die Räumlichkeiten der Islamischen Gemeinde Spandau Yeni Camii in der Lynarstraße sind ein wichtiger sozialer Treffpunkt für Bewohner*innen muslimischen Glaubens, auch außerhalb der Gebetszeiten. Die Öffnung der Gemeinde in die Nachbarschaft schreitet voran. In der Regel veranstaltet die Gemeinde einmal im Jahr ein großes Straßenfest in der Lynarstraße, welches von einer breiten Anwohnerschaft besucht wird. Im Rahmen des QM-Projekts „Dialog der Gemeinden“ (PF 2019/20) kooperieren die drei gro- ßen religiösen Gemeinden in der Spandauer Neustadt. Gemeinsam setzen sie Veranstaltun- gen für die Nachbarschaft um, z.B. Rundgänge, Konzerte, Spieleabende, Fußballturniere. Bei diesen Anlässen begegnen sich die Gemeindemitglieder, aber auch Bewohner*innen ohne Gemeinde- und/ oder Religionszugehörigkeit. Das im November 2018 gestartete Projekt hat großes Potenzial, den nachbarschaftlichen und interkulturellen Zusammenhalt maßgeblich zu stärken. Vernetzung im Bereich Bildung Von 2010 bis 2018 koordinierte der lokale Bildungsverbund „BildungsWelle“ 22 Bildungsein- richtungen im QM-Gebiet und der unmittelbaren Umgebung, den erweiterten Kreis bildeten ca. 50 Teilnehmende. Das Bildungsnetzwerk wurde zunächst über den Projektfonds, anschlie- ßend über den Netzwerkfonds gefördert und endete 2017. Es konnte trotz intensiver Bemü- hungen seitens der Koordination, der beteiligten Bildungseinrichtungen und des Quartierrats Abbildung 4 Sommerrundgang mit Quartiersrat und interessierten Bewohner*innen, August keine Anschlussfinanzierung erreicht werden. Eine Kerngruppe von circa zehn Teilnehmenden 2018 setzte mit organisatorischer Unterstützung des QM die Treffen themenbezogen in 2018 fort Quelle: S.T.E.R.N. GmbH (einmal pro Quartal). Im Oktober 2018 fand die letzte Austauschrunde statt. Die BildungsWelle hat im Ergebnis die lokalen Bildungseinrichtungen erfolgreich miteinander Das Quartiersmanagement (QM) ist eng in die sozialräumliche Vernetzung im Quartier ein- vernetzt. Abstimmungen unter den Einrichtungen sind über kurze Wege möglich. Der Bedarf gebunden. Im Rahmen verschiedener Projekte sind Kooperationen und Synergien der Ak- nach einer themenspezifischen, koordinierten und moderierten Zusammenarbeit bleibt ange- teur*innen untereinander aktiv weiterentwickelt worden. Auch die Übernahme von Pro- sichts der vielen Herausforderungen im Bereich Bildung, Kinder- und Jugendarbeit bestehen jektpatenschaften durch Fachämter und Quartiersrat (QR) sowie die Zusammenarbeit in (mehr Informationen unter 3.4 „Bildungssituation“). Arbeitsgruppen stärkt die institutionsübergreifende Zusammenarbeit für das Quartier. In 2016 wurde auf Initiative der BildungsWelle in der Neustadt eine „Regionale Kinderschutz- Nachbarschaftliche Vernetzung runde“ ins Leben gerufen. Diese wird durch die bezirkliche Stelle für Kinderschutzkoordinati- Das Paul-Schneider-Haus (PSH) hat sich als Nachbarschaftszentrum etabliert. Insbesondere on geleitet und dient der Vernetzung der lokalen pädagogischen Fachkräfte mit zuständigen Ehrenamtliche machen vielfältige Angebote für Bewohner*innen jeden Alters der Nachbar- bezirklichen Stellen, wie dem Regionalen Sozialen Dienst und der Polizei. Ziel dabei ist, durch schaft zum Kennenlernen und nachbarschaftlichen Austausch, ergänzt durch Gesundheits- präventive Absprachen und einen einheitlichen Informationsstand über Entwicklungen im und Weiterbildungsangebote. Auch der viermal wöchentlich stattfindende und mit ca. 30 Quartier eventuellen Kinderschutzfällen vorzubeugen. Die Kinderschutzrunde hat sich zu ei- Personen gut besuchte Mittagstisch im Café Paule bietet die Möglichkeit zum Vernetzen. nem stabilen Netzwerk entwickelt und trifft sich alle zwei Monate mit ca. 15 Teilnehmenden. Seit 2016 wird das QM-Projekt „Nachbarschaft Aktiv“ mit der Ev. Luther-Kirchengemeinde umgesetzt (Neuausschreibung „Nachbarschaft Aktiv II“ 2019). Ziel ist es, kleine aktivierende 12
3.3 VERNETZUNG Vernetzung im Bereich Gesundheit, Umwelt, Öffentlicher Raum Stadtteilkoordination Verschiedene QM-Projekte entwickeln zunehmend themenspezifische Netzwerke, die po- Die Stadtteilkonferenz für die Bezirksregion Spandau Mitte ist mit den Sprecher*innen aus sitiv zur Quartiersentwicklung beitragen. Der Träger SPAX beginnt in 2019 im Projekt „Neu- dem Paul-Schneider-Haus (GWV Haselhorst) und der Spandauer Jugend in der Neustadt ver- stadtheld*innen“ mit der Einrichtung sogenannter „Praxisrunden“ zu dem Themenkomplex ortet. Circa 25 Einrichtungen aus dem QM-Gebiet und der Altstadt nehmen an der „Stadt- psychische Gesundheit im öffentlichen Raum. Hintergrund ist die hohe Zahl an Menschen teilkonferenz Spandau Mitte“ teil, welche sechs Mal im Jahr stattfindet. Im Rahmen des über mit psychischen und/ oder Suchterkrankungen, die auch das Bild der Neustadt prägen. In den Netzwerkfonds geförderten Projekts „Rahmenkonzept Sozialraumorientierung in Spandau diesen Runden tauschen sich lokale Träger aus, die mit der beschriebenen Klientel arbeiten. – Stadtteilkoordination“ wird die Grundlage für eine zukünftige, bedarfsorientierte Stadt- Das Bezirksamt und Mitarbeiter*innen der psychiatrischen Abteilung des Vivantes Klinikums teilkoordination geschaffen. sollen ebenfalls in das Netzwerk eingebunden werden. Das Projekt „Netzwerk Bewegung“, welches vielfältige kostenfreie Bewegungsangebote im Kommunikation öffentlichen Raum anbietet, bringt für die Organisation des alljährlichen Familiensportfest Die zielgruppenorientierte Kommunikation der zahlreichen Angebote bleibt eine Herausforde- im Koeltzepark lokale Einrichtungen, z.B. Kitas, Sportvereine und Gesundheitszentren (Cen- rung im Quartier. Die Webseiten des Quartiermanagements, inkl. des Newsletters, sowie des troVital), zusammen. 2018 waren zwölf Einrichtungen in dem sportbetonten Event für die Spandau Neustädter Nachbarschaftvereins bündeln eine Vielzahl der Angebote. Anlassbezo- Nachbarschaft involviert. gene Flyer und Poster, die im Quartier an Einrichtungen, Schaukästen und ausgewählten Läden 2016 wurde im Rahmen von „Neustadt Saubere Sache“ der Grüne Tisch ins Leben gerufen. verteilt werden, bilden eine zweite Säule der Kommunikation. Plattformen aus dem Bereich Interessierte Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen von lokalen Trägern und aus dem Be- der Sozialen Medien gewinnen an Bedeutung, insbesondere das QM und QM-Projektträger zirksamt, insbesondere Grünflächen- und Ordnungsamt, treffen sich zwei bis drei Mal im nutzen diese Kanäle zur Kommunikation. Nach wie vor berichten allerdings alle Einrichtungen Jahr zu den Themen Sauberkeit und Müllvermeidung im öffentlichen Raum, zehn bis zwanzig und Projektträger von der Wichtigkeit der persönlichen Ansprache. Bewohner*innen, die bis- Personen nehmen im Durchschnitt teil. her an keine Einrichtungen im Quartier angebunden sind, werden nur schwer erreicht. Die Herausbildung einer stabilen Gruppe von Gärtner*innen, bestehend aus Bewohner*in- nen und Einrichtungen, ist das Ziel des Urban-Gardening-Projekts „NeustadtOasen“. Der Ge- meinschaftsgarten in der Mittelstraße, mittlerweile „Mittelinsel“ genannt, wird inzwischen von einer Kerngruppe von circa acht Personen gepflegt. Lokale Treffpunkte wie das Wasch- café in der Schäfersiedlung und die Jugendfreizeiteinrichtung BDP Koeltzepark sind ebenfalls mit der Pflege von Hochbeeten in das Projekt eingebunden. Das Projekt „Zurückgewinnung des Lutherplatzes“ (PF 2018-2020), baut ein ortsbezogenes Netzwerk auf, bestehend aus benachbarten Bewohner*innen, sozialen Trägern und Gewer- betreibenden. Ziel ist, das Verantwortungsbewusstsein für den zentralen Platz zu stärken und in gemeinsamer Initiative zu bespielen. Vernetzung im Bereich Wirtschaft Von 2014 bis Ende 2018 wurden Projekte für Unternehmer*innen, Gewerbetreibende sowie Handwerker*innen im Gebiet das QM-Projekt „Marktplatz Neustadt“ durchgeführt. Projekt- träger ist die Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V.. Neben Aktionen und Broschüren/ Flyern (z.B. Natürlich umweltfreundlich, Top10, Marketing) wurde eine AG Gewerbe initiiert und ein Logo für die Neustadt entwickelt. Auch soziale und kulturelle Träger im Gebiet wer- den aufgefordert, das Logo zu verwenden. Ziel ist es, die Identifikation mit der Nachbarschaft zu stärken und ein positives Image der Neustadt auch nach außen heraus zu entwickeln. 13
3.4 BILDUNGSSITUATION Betreuungsplätze In der Bezirksregion Spandau Mitte wohnen derzeit rund 3.000 unter 7-Jährige, der Zuwachs dieser Altersgruppe zwischen 2012 und 2016 war unter allen Bezirksregionen mit am höchsten und betrug 21 %4. Dementsprechend sank auch die Versorgungsquote mit Kita-Plätzen in dem Zeitraum auf 72 % (-11%-Punkte). Im Berliner Förderatlas der Kindertagesbetreuung 20195 wird die Bezirksregion der Kategorie „nur noch geringe Platzreserven, prognostisch steigender Bedarf“ zugeordnet. Somit ist die Region seit 2017 in einer Kategorie mit einer angespannte- ren Kitaplatzsituation. In der Spandauer Neustadt und den angrenzenden Gebieten stehen derzeit insgesamt 966 betriebserlaubte Betreuungsplätze zur Verfügung.6 Allerdings spiegeln diese Daten nicht ge- nau die Realität wieder, da sehr viele Kindertagesstätten unter Personalmangel leiden und die zur Verfügung stehende Infrastruktur nicht komplett auslasten können. Auch Überbelegung ist eine Folge. Das Gebiet verfügt dementsprechend nur über „scheinbare Platzreserven“, da die Anzahl der tatsächlich angebotenen Plätze geringer ist. So berichten die Einrichtungen von Wartelisten mit einer voraussichtlichen Wartezeit von ein bis zwei Jahren. Laut Bedarfsprognose von 20177 wird bis 2022 ein Mehrbedarf in Höhe von ca. 100 zusätzli- chen betriebserlaubten Betreuungsplätzen in der Bezirksregion Mitte erwartet. Dabei ist die Dunkelziffer der aufgrund Personalmangels nicht belegten Plätze zusätzlich zu berücksichtigen. Außerdem verfügt die Neustad in den Regionen um das QM-Gebiet über sehr viele Wohnungs- baupotentiale, was in der mittelfristigen Perspektive auch einen zusätzlichen Bedarf von ca. 94 Schulen und Kitas im Gebiet Tagesbetreuungsplätzen in der Bezirksregion Spandau Mitte bedeutet. Schulen Auffallend ist auch, dass ca. 20 % der Kinder im Planungsraum „Kurstraße“ eine Kindertages- Kitas stätte entweder nicht oder nur kurz besucht haben8, d.h. diese Kinder werden überwiegend von zu Hause aus betreut. Dies spiegelt sich zum Teil in negativen Ergebnissen des Sprachför- derbedarfs der Schüler*innen in Schuleingangsuntersuchungen sowie in fehlenden Kompe- Abbildung 5 Schulen und Kitas im Gebiet im April 2019 tenzen im sozialen Verhalten der Kinder in den schulischen Einrichtungen wider. Quelle: S.T.E.R.N. GmbH Schule Die Lynar-Grundschule bildet den Kern des Quartiersgebietes Spandauer Neustadt. Im direk- ten Einzugsbereich des Gebietes befinden sich der Inklusive Campus mit der Birken-Grund- schule und die Schule am Grüngürtel mit einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt, die Peter-Härtling-Grundschule, die Wolfgang-Borchert-Schule sowie das Kant-Gymnasium. Die o.g. Grundschulen bieten Platz für insgesamt 1.400 Schüler*innen aus der Neustadt und angrenzenden Gebieten. An der Lynar-Grundschule sprechen 83 % der Schüler*innen eine nichtdeutsche Herkunfts- sprache, diese Zahl ist seit 2016 um 7 % deutlich gestiegen. Insgesamt haben 26 % der Schü- ler*innen für das Schuljahr 2018/19 eine Gymnasialempfehlung erhalten, die Schuldistanz bleibt mit 6,9 % stabil über dem Berliner Durchschnitt. 14
3.4 BILDUNGSSITUATION Der Inklusive Campus ist ein Verbund zweier Schulen, der seit dem 01.08.2018 wieder gungslücken zu identifizieren. als Birken-Grundschule bezeichneten 30. Schule und der Schule am Grüngürtel. Die Bir- Weitere Angebote für Kinder- und Jugendliche werden von unterschiedlichen Trägern mit di- ken-Grundschule ist seit dem Schuljahr 2018/19 eine sogenannte „Inklusive Schwerpunkt- versen Schwerpunkten im Quartier angeboten: z.B. vom Verein Spandauer Jugend e.V. (u.a. schule“ mit den Förderschwerpunkten „Geistige Entwicklung“ und „Körperlich und motori- Hausaufgabenhilfe), von lokalen religiösen Gemeinden sowie ergänzende Projekte des QMs sche Entwicklung“. In jeder Klasse dieser Grundschule lernen bis zu drei Schüler*innen mit (z.B. Bewegungsangebote, medienpädagogischen Angebote). diesen besonderen Förderbedarfen. Die Schule am Grüngürtel ist ein sonderpädagogisches Förderzentrum. In den Klassen dieser Schule lernen ausschließlich Kinder mit dem sonder- Zusammenarbeit mit Eltern pädagogischem Förderbedarf „Lernen“. Laut der Einschulungsuntersuchungen9 lebt im unmittelbaren Gebiet des QM rund um die Kur- Ein Großteil der Schülerschaft kommt aus dem Gebiet der Spandauer Neustadt. Bei einigen straße ein Großteil der Schüler*innen (47,5%) in Familien mit einem niedrigen sozialen Status, Schüler*innen verzeichnet man einen besonderen Förderbedarf, nicht nur aufgrund der psy- 36 Prozent der Schüler*innen wohnen bei einem alleinerziehenden Elternteil. Auffallend ist chischen oder physisch-motorischen Erkrankungen, sondern auch aufgrund ihrer sozialen auch die Ernährungsproblematik in den Familien: bei rund einem Viertel der Schüler*innen Herkunft. Diese Kinder haben meist vor dem Schulantritt keine Anbindung an soziale Struk- werden Abweichungen von Normalgewicht beobachtet (13% unter-/ 9% übergewichtig). turen erlebt und wurden in beinahe allen Bereichen nicht gefördert. Derzeit laufen an der Schule bauliche Maßnahmen zur Herrichtung des barrierefreien Zugangs. Für 2020 soll der Probleme, wie mangelnde soziale Kompetenzen oder sprachliche und gesundheitliche Defizi- kleine Schulhof am Haus Birke mit Mitteln des Förderprogramms „Grün macht Schule“ oder te, finden sich i. d. R. auch bei den Eltern wieder. Durch Überforderung mit eigenen Problemen „Soziale Stadt“ umgestaltet werden. können diese bildungsfernen Elternhäuser ihren Kindern kaum Unterstützung bieten. Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Projekt „Education Point“ an der Lynar-Grundschu- le und dem Inklusiven Campus wurde mit Mitteln des Netzwerkfonds der Mentoring-Ansatz Im Gebiet gibt es eine Reihe von Einrichtungen für Eltern. Die Angebote für Beratung und in den Neustädter Schulen fortgesetzt und auf weitere Spandauer Schulen ausgedehnt. Hilfen zur Erziehung werden intensiv angenommen, meist als Auflage des Jugendamtes. Die Durch die vielseitigen Erfolge, eine besondere Methodik (1:2 Mentoring, pädagogische Qua- Angebote des Familienzentrums Lasiuszeile werden sehr gut besucht, wobei die räumlichen lifizierung der Studenten durch die Fachkräfte der VHS) sowie Bündelung von Finanzmitteln Kapazitäten je nach Angebotsformat lediglich für max. 10 bis 20 Personen ausgelegt sind und der Sozialen Stadt mit dem Bonusprogramm genießt das Projekt eine große Wertschätzung den Bedarf des Quartiers nicht abdecken. Zur Stärkung des Angebots und Unterstützung der der Schulen. aufsuchenden Arbeit des Familienzentrums wird mit Unterstützung des QM das Projekt „Fami- Die Lynar-Grundschule öffnet regelmäßig ihre Türen für öffentliche Projekte und Veranstal- lie Neustadt“ (PF 2017-2019) umgesetzt. Im Rahmen des Projektes finden diverse Aktivitäten tungen im Quartier, z. B. für Angebote an der Kletterwand, Winterspielplätze und die jährlich im Familienzentrum (thematische Familiensamstage) im öffentlichen Raum statt, es werden stattfindende Spieleconvention „SonnenCon“. konkrete Kiezprojekte mit aktiven Eltern umgesetzt. Dagegen weisen die Elterncafés an den Grundschulen aufgrund der vorhandenen Schwellenängste bisher ein oft niedriges Engage- Kinder- und Jugendfreizeitangebote ment von Eltern auf. Die engagierten Eltern sind zumeist nicht diejenigen, die am stärksten von Die Spandauer Neustadt verfügt über drei reguläre öffentlich geförderte Einrichtungen der Beratung, Information und Unterstützung profitieren. Kinder- und Jugendarbeit: Treffpunkt Lynarstraße (kommunale Einrichtung), BDP Mädchen- laden (ausschließlich für Besucherinnen) und BDP Koeltzepark (in freier Trägerschaft BDP - Bund deutscher PfadfinderInnen e.V.). Der Bedarf an Plätzen in der Jugendarbeit wird in der Bezirksregion jedoch lediglich um 35% abgedeckt. Alle Einrichtungen sind räumlich sehr beengt, der bauliche Zustand und der Ausstattungsstandard der Einrichtungen entsprechen nicht modernen Anforderungen. Lediglich der BDP Koeltzepark verfügt über einen kleinen Außenbereich. Der Bereich der Kinder- und Jugendarbeit befindet sich zurzeit in einer intensiven Verände- 4 Entwicklungsplan Kindertagesbetreuung, Berichtsjahr 2017; Bezirksamt Spandau von Berlin, Stand: Dezember 2017 rungsphase: 2017 ist das Projekt Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung an der Triftstra- 5 Förderatlas 2019, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie; Stand: Februar 2019 6 Übersicht aller öffentlich geförderten Kitatagesstätten im Bezirk Spandau; Stand: 01.10.2018 ße/ Krienickesteig gestartet, finanziert aus Baufonds-Mitteln des Programms Soziale Stadt 7 Entwicklungsplan Kindertagesbetreuung, Berichtsjahr 2017, Bezirksamt Spandau von Berlin; Stand: Dezember 2017 in Höhe von rund 5 Mio. €. Das bietet die Chance, passgenaue Angebote für Kinder und 8 Informationen aus den Einschulungsuntersuchungen 2018, Information Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Jugendliche in einem intensiven Beteiligungsprozess auszuarbeiten sowie eventuelle Versor- (KJGD) vom 05.04.2019 9 Information aus den Einschulungsuntersuchungen 2018, Info von KJGD vom 05.04.2019 15
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