2020 Ökumenische Akzente - Ökumenische Dialoge Interkulturelle Ekklesiologie Kirche in Europa Begegnungen - Haus kirchlicher Dienste
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2020 Ökumenische Akzente • Ökumenische Dialoge • Interkulturelle Ekklesiologie • Kirche in Europa • Begegnungen Ökumene
Ökumenische Akzente – Ausgabe 2020 Herausgeber: Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers Redaktion: Woldemar Flake, Arbeitsfeld Ökumene im Haus kirchlicher Dienste Verantwortlich: Woldemar Flake, HkD (V.i.S.d.P.) Hausanschrift: Archivstraße 3, 30169 Hannover | Postanschrift: Postfach 2 65, 30002 Hannover Fon: 0511 1241-458 | Fax: 0511 1241-499 | E-Mail: flake@kirchliche-dienste.de Internet: www.kirchliche-dienste.de/oekumene Titelbild: M.studio, Adobe Stock Satz und Layout: HkD (12775) Druck: MHD Druck und Service GmbH, Hermannsburg; gedruckt auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier Auflage: 1000 | Artikelnummer: 584021
2020 Ökumenische Akzente Ökumenische Dialoge Interkulturelle Ekklesiologie Kirche in Europa Begegnungen
Inhalt Editorial.......................................................................................................................................................................................................... 4 Ökumenische Dialoge • „Mit Christus gehen – Der Einheit auf der Spur“ Konfessionsverbindende Paare als ein Motor der Ökumene in Deutschland Woldemar Flake............................................................................................................................................................................................. 7 „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter“ Konfessionsverbindende Ehepaare im Bistum Hildesheim und die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie Johannes Ebbersmeyer.................................................................................................................................................................................. 9 Ermutigung für konfessionsverbindende Ehen Die Orientierungshilfe im Bistum Osnabrück Reinhardt Molitor........................................................................................................................................................................................11 • Evangelisch – Römisch-katholische Dialoge: Zwei Ansätze aus neuester Zeit............................................................................................................................................12 Ohne theologisches Ringen keine Gemeinschaft Anmerkungen zur Erklärung über Kirche, Eucharistie und Amt der Ev.-luth. Kirche Finnlands und der Römisch-katholischen Kirche in Finnland Johannes Dieckow........................................................................................................................................................................................12 Kirche und Kirchengemeinschaft Der Bericht über die Gespräche zwischen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen Klaus Grünwaldt...........................................................................................................................................................................................14 • Ein neues ökumenisches Miteinander: Die Neuapostolische Kirche und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Woldemar Flake...........................................................................................................................................................................................16 Neuapostolische Kirche und Ökumene Peter Johanning und Björn Renz.................................................................................................................................................................17 Die Aufnahme der Neuapostolischen Kirche als Gastmitglied in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Niedersachsen Matthias Blümel...........................................................................................................................................................................................21 2
Ökumenische Dialoge Migration, interkulturelle Ekklesiologie und Kirchenentwicklung • Interkulturell Kirche sein – was hindert uns? Woldemar Flake...........................................................................................................................................................................................25 • Migrationskirchen als Herausforderung für das Selbstverständnis evangelischer Kirchen in Deutschland Gregor Etzelmüller.......................................................................................................................................................................................34 Interkulturelle Ekklesiologie • Migration als Geschenk Die Mission afrikanischer Gemeinden in Europa George Andoh..............................................................................................................................................................................................39 • Die Serbische Orthodoxe Kirche in Deutschland Realitäten und Herausforderungen Pavle Aničić...................................................................................................................................................................................................44 • Eine Umfrage zum Miteinander landeskirchlicher und internationaler Gemeinden Johannes Hagenah.......................................................................................................................................................................................49 Kirche in Europa Kirche in Europa • Partnerschaft mit der Kirche von England Die Diözese Leeds Helen-Ann Hartley.......................................................................................................................................................................................51 • Befreit – verbunden – engagiert Ein Rückblick auf die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) Christa Olearius............................................................................................................................................................................................55 Begegnungen • Begegnung der Bischofsräte aus Hannover und Leeds......................................................................................59 • International unterwegs in Hamburg und auf dem Himmelsfels...............................................................60 Begegnungen • Ökumenisch in Rom.......................................................................................................................................................................61 • Gottesdienst der ACK Deutschland...................................................................................................................................62 • Orthodoxe Geistliche zu Gast................................................................................................................................................63 • Neuer Ökumenereferent im Bistum Hildesheim......................................................................................................64 3
Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Theologen werden wir aufmerksam verfolgen. Die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofs- konferenz zur gemeinsamen Teilnahme von Hinter uns liegt – wieder einmal – ein ökume- konfessionsverbindend verheirateten Paaren nisch sehr ertragreiches Jahr. So ertragreich, an der Eucharistie bedeutet immerhin innerka- dass der Redaktionsschluss für diese Ausgabe tholisch einen substantiellen Schritt und wird weit nach hinten gerutscht ist und wir uns aus vor allem im Raum der römisch-katholischen verschiedenen Gründen entschlossen haben, Kirche dankbar als ein Signal angenommen, die vorliegende Ausgabe der Ökumenischen dass nach seelsorgerlich adäquaten Lösungen Akzente in das neue Jahr zu ziehen. Und nun für konkrete Fragen gesucht wird. auch noch Corona. Ökumene braucht Zeit und langen Atem… Sehr breit wird in vielen Gemeinden diskutiert, wie es generell mit der Kirche weitergehen In erstaunlich kurzer Zeit hat sich in der Neu- soll. Die große Resonanz, die Landesbischof apostolischen Kirche ein Wandel vollzogen, Ralf Meisters Äußerung zu „ökumenischen der im vergangenen Jahr seinen vorläufigen Gemeinden“ Anfang des Jahres ausgelöst hat, Höhepunkt in der gastweisen Aufnahme der zeigt dies: Ökumene und Kirchenentwicklung NAK in die Arbeitsgemeinschaft Christlicher sind voneinander weniger denn je zu trennen. Kirchen gefunden hat. Hier geht es nun um Im Sinne einer „Ökumene der Sendung“ geht ein besseres Kennenlernen, und auch darum, in es neben den notwendigen theologischen einem freundschaftlichen Klima weiter theolo- Klärungen immer mehr um die Frage, wie gisch miteinander das Gespräch zu suchen. Die die Christenmenschen in diesem Land einem Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Nie- gemeinsamen Auftrag entsprechen können. dersachsen bietet eine wertvolle Plattform, wo Gleiches gilt für die Frage, wie wir uns als Vertrauen wachsen kann und auch schwierige Kirche in der Migrationsgesellschaft künftig Themen miteinander aus- und angesprochen verorten: Nehmen wir christliche Migranten werden können. zuerst als hilfsbedürftige Objekte und als Empfänger von vermeintlichen Wohltaten war? Gleichzeitig liegt das Ökumenische Jahr 2021 Oder sind sie Geschwister im Glauben, denen mit dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt wir zugestehen, dass sie auf Augenhöhe mit und der Vollversammlung des Ökumenischen einheimischen Kirchen an der Entwicklung der Rates der Kirchen in Karlsruhe vor uns. Im rö- Kirchen in Deutschland arbeiten? Die bisher misch-katholisch – evangelischen Dialog wird es so genannten „Gemeinden anderer Sprache also weiter um die Frage einer gegenseitigen und Herkunft“ wollen und sollen künftig „In- Einladung an den Tisch des Herrn gehen. Die ternationale Gemeinden“ genannt werden. derzeitige Diskussion um das Votum „Gemein- Sie sind nicht einfach nur „anders“, sondern sam am Tisch des Herrn“ des Ökumenischen haben selbstbewusst ihre besonderen Gaben Arbeitskreises evangelischer und katholischer in die deutsche Kirchenlandschaft einzubrin- 4
gen. Die Internationalen Gemeinden bieten Neuankömmlingen in Deutschland Heimat in der Fremde, sind aber gleichzeitig für die in Deutschland aufgewachsene jüngere Generati- on einheimische Gemeinden. Manche Internati- onale Gemeinden sind bereits zweisprachig, oft gibt es über indigene deutsche Ehepartner und andere Einheimische eine verstärkte Verflech- tung mit der Mehrheitsgesellschaft. Auch die lutherischen Landeskirchen werden diverser, obwohl man oft den Eindruck haben muss, dass dies noch nicht ausreichend als Chance für die Vitalität und Zukunft unserer Gemeinden erkannt wird. Um den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union ist es nach den parlamentarischen Turbulenzen des letzten Jahres etwas ruhiger geworden. Die erneute Verschärfung der Rhetorik und das eine oder andere Ultimatum werden jedoch auch in 2020 nicht mehr lange auf sich warten lassen… Die vorsichtigen Schritte zu Etablierung einer Partnerschaft, die die anglikanische Diözese Leeds und die Landeskirche Hannovers derzeit unternehmen, sind ein Zeichen, dass wir uns als Kirchen der chauvinistischen Tendenzen in Eur- opa erwehren. Hier gilt, was für die Ökumene insgesamt gilt: Die persönliche Begegnung und der Kontakt von Mensch zu Mensch sind durch nichts zu ersetzen: Sei es in Fleisch und Blut, sei es im Geiste, sei es auf neuen Wegen. Ihnen allen wünsche ich eine anregende Lektüre, und freue mich über Ihre Rückmeldungen! Herzliche Grüße, Woldemar Flake 5
Ökumenische Dialoge „Mit Christus gehen – Der Einheit auf der Spur“ Konfessionsverbindende Paare als ein Motor der Ökumene in Deutschland Woldemar Flake Iuris Canonici von 1917 ausdrücklich die „Ehe zwischen zwei Getauften, von denen der Als 2018 die Orientierungshilfe der Deutschen eine katholisch, der andere irrgläubig oder Bischofskonferenz (DBK) „Mit Christus gehen schismatisch ist“ (CIC 1917, can. 1060). Die – Der Einheit auf der Spur: Konfessionsverbin- Schließung einer „Mischehe“ konnte fak- dende Ehen und gemeinsame Teilnahme an tisch die Exkommunikation zur Folge haben. der Eucharistie“1 veröffentlicht wurde, sprach Kirchenrechtliche Ausnahmen waren nur mit man aus der evangelischen Kirche heraus Aufwand zu erreichen. Noch in den 1950er von einem kleinen Schritt in der Ökumene, Jahren rieten die deutschen Bischöfe aus seel- aber einem großen Schritt für die katholische sorgerlichen Gründen – um Schlimmeres zu Kirche.2 Um die Orientierungshilfe der DBK verhindern – von Mischehen ab: „Wer vor der angemessen einordnen zu können, müssen Mischehe warnt, hilft vor Leid und seelischen wir erinnern, wo wir herkommen, und welche Konflikten bewahren; er dient dem religi- ökumenische Öffnung wir in unseren Tagen ösen Frieden“ (Hirtenwort über die Misch- erleben dürfen. ehe, 1958). Nachdem das Zweite Vatikanum Christen, die nicht der römisch-katholischen Heute sind in Deutschland kirchliche Trau- Kirche angehörten, nicht mehr als Häretiker ungen zwischen Menschen unterschiedlicher oder Schismatiker bezeichnete, sondern als Kirchenzugehörigkeit etwas Normales und „getrennte Brüder in Christus“, beschrieb Akzeptiertes. Über Jahrhunderte lebten in Papst Paul VI. in seinem Schreiben Matrimonia Deutschland evangelische und römisch-katho- mixta 1970 noch einmal die aus seiner Sicht lische Christen jedoch in konfessionell relativ mit einer „Mischehe“ verbundenen Schwie- geschlossenen Milieus. Die Eheschließung zwi- rigkeiten, wollte ihre Ermöglichung aber auch schen konfessionsverschiedenen Menschen rechtlich vereinfachen – um Schlimmeres zu wurde erst mit der Industrialisierung und verhindern. Auch Matrimonia mixta riet also einer zunehmenden sozialen und räumlichen zwar noch – aus seelsorgerlichen Gründen – Mobilität zum Thema. Das Kanonische Recht von „Mischehen“ ab, war dann aber doch ein der römisch-katholischen Kirche reagierte Schritt vorwärts. auf die neue Situation und verbot im Codex Den Begriff der „Mischehe“ wird heute nie- 1 Als pdf-Datei verfügbar auf der Webseite https:// mand mehr verwenden, sind doch die mit die- www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/ sem Begriff einhergehenden Konnotationen dossiers_2018/08-Orientierungshilfe-Kommunion.pdf 2 Siehe hierzu die Stellungnahme der EKD: https:// allzu schrecklich. Dass aber aus den „konfessi- www.ekd.de/stellungnahme-zur-pastoralen-handrei- onsverschiedenen“ heute die „konfessionsver- chung-der-dbk-35939.htm bindenden Ehen“ geworden sind, das ist eine 7
durch und durch glückliche Wendung.3 Nicht wie sie im Gottesdienst am 11. März 2017 in alle Ehepaare haben sich verbittert von der Hildesheim von den Vertretern der EKD und Kirche abgewandt. Viele konfessionsverschie- der DBK ausgesprochen worden sind.5 dene Ehepaare wurden zu einem Motor der gelebten evangelisch – römisch-katholischen Kardinal Reinhard Marx stellte im Februar Ökumene in Deutschland. In den Gemeinden 2018 bei einer Pressekonferenz die Orientie- waren es oft diese Paare, die gemeinsame rungshilfe „Mit Christus gehen – Der Einheit Projekte und Kreise mit vorangetrieben haben. auf der Spur“ vor. Er bezog sich dabei auch auf Hier gab es ein Hoffen, Sehnen und Fordern den Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim nach einer Einheit unter den Kirchen, die der und die Selbstverpflichtungen. Spannend war Sichtbarkeit der in einer Ehe manifest gewor- dann der Diskussionsprozess innerhalb der denen Einheit entsprach. Die ökumenische Deutschen Bischofkonferenz, die es gewagt Bewegung in Deutschland hat diesen Men- hat, einen Text mit Mehrheit gegen eine Min- schen viel zu verdanken - und gerade sie wa- derheit von sieben Bischöfen zu verabschieden. ren es, die die Trennung der Kirchen am Tisch Ein Text, dessen Anwendung und Bekannt- des Herrn vielleicht am leidvollsten erfahren machung schließlich in die Verantwortung mussten.4 Als es 2017 darum ging, auf unter- der Bistümer gelegt wurde. Dass die Orientie- schiedlichen Ebenen bewusste Schritte zu einer rungshilfe nach einigen Wirrungen und nach Heilung der Erinnerungen zu gehen, waren die Rücksprache, Intervention und Segen aus Rom inzwischen als konfessionsverbindend bezeich- nun in den meisten deutschen Bistümern zur neten Ehepaare ganz zentral mit im Blick: Das Anwendung kommt, ist sicherlich auch eine betrifft das Aussprechen von Verletzungen, die Frucht des Reformationsjahres 2017. Suche nach Wegen zur Versöhnung und die konkreten Selbstverpflichtungen der Kirchen, Aus protestantischer Sicht gibt es sicherlich anzumerken, dass es keine Reziprozität gibt: 3 Einen gewissen Vorbehalt gegenüber konfessionsver- Die römisch-katholische Kirche gestattet es bindenden Ehen lässt allerdings auch das Pfarrdienst- ihren Mitgliedern weiterhin offiziell nicht, am recht der evangelischen Kirche für die Ordinierten Abendmahl einer evangelischen Gemeinde noch erkennen: „Pfarrerinnen und Pfarrer sollen sich bewusst sein, dass die Entscheidung für eine Ehepart- teilzunehmen. Das Modell einer eucharisti- nerin oder einen Ehepartner Auswirkungen auf ihren schen Gastfreundschaft muss von evange- Dienst haben kann. Ehepartnerinnen und Ehepartner lischer Seite aus weiter im Gespräch gehalten sollen evangelisch sein. Sie müssen einer christlichen werden. Dieser Schritt ist in der angewandten Kirche angehören; im Einzelfall kann eine Ausnahme Logik der Orientierungshilfe allerdings nicht zugelassen werden, wenn zu erwarten ist, dass die Wahrnehmung des Dienstes nicht beeinträchtigt wird.“ zu erwarten gewesen. Kirchenrechtlich bleibt (Pfarrdienstgesetz der EKD, § 39.2) sie im Rahmen des Kanonischen Rechts und 4 In einer Einladung zu einem Nachmittag für Paare in des römisch-katholischen Verständnisses konfessionsverbindenden Ehen, würdigt Bischof Franz- vom Ehesakrament. Sie ist im Rahmen dieser Josef Bode diese als „Vorbilder der Ökumene“ und Möglichkeiten vor allem seelsorgerlich ein beschreibt sie als eine „alltagserprobte Brücke zwischen den Konfessionen“. (https://bistum-osnabrueck.de/ 5 Vgl. DBK und EKD, Gemeinsame Texte Nr. 24, Erinne- wp-content/uploads/2019/10/19-0171_Flyer_Die-Liebe- rung heilen – Jesus Christus bezeugen. Ein gemeinsames zaehlt_rz.pdf) Wort zum Jahr 2017, S. 83f. 8
Ökumenische Dialoge wichtiges Dokument und ein Schritt auf die band „Ein Kelch für zwei“ ans Herz gelegt.6 konfessionsverbindenden Paare zu. Der Text Johannes Ebbersmeyer und Reinhard Molitor der Deutschen Bischofskonferenz will eine stellen uns in ihren Beiträgen vor, welchen Hilfe zur Gewissensentscheidung des und der Stellenwert die Orientierungshilfe für ihre Einzelnen sein. Nicht um Zulassung geht es, Bistümer hat. sondern um die individuell zu verantwortende Teilnahme des evangelischen Partners am Emp- fang der Eucharistie. 6 Jörg Bremer (Hg.), Ein Kelch für zwei: Zur ökumenischen Wer sich tiefer mit der Thematik beschäftigen Debatte um die Kommunion bei konfessionsverbin- möchte, dem und der sei der kleine Aufsatz- denden Paaren, Ostfildern 2019. „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter“ Die Broschüre kann über die Diözesan- stelle Ökumene des Bischöflichen Ge- Konfessionsverbindende neralvikariats in Hildesheim bezogen Ehepaare im Bistum werden: 05121 307-301 / oekumene@ Hildesheim und die bistum-hildesheim.de oder als pdf-Da- gemeinsame Teilnahme tei: https://www.bistum-hildesheim. de/fileadmin/dateien/PDFs/oekumene/ an der Eucharistie Flyer_Konfessionsverbindende_Ehe- paare_und_Eucharistie.pdf. Johannes Ebbersmeyer7 Die Orientierungshilfe „Mit Christus gehen – „für die seelsorgliche Begleitung konfessi- Der Einheit auf der Spur“ vom 20. Februar 2018 onsverbindender Ehen“ empfohlen. Dieses der Deutschen Bischofskonferenz hat nicht schreibt er im Kirchlichen Anzeiger für das Bis- nur im innerkirchlichen Bereich hohe Wellen tum Hildesheim Nr. 1/2019. Dabei verweist er geschlagen. Während sich eine Minderheit eigens auf den Anhang der Orientierungshilfe, von sieben katholischen Diözesanbischöfen die eine Hilfe für ein seelsorgliches Gespräch nicht für eine Implementierung der Orientie- mit den Paaren enthält. Diese Eingabe des rungshilfe in die pastorale Arbeit in ihren Bi- Bischofs hinsichtlich der Sakramentenpasto- stümern entschlossen haben, hat die Mehrheit ral im Bistum Hildesheim stützt sich auf das der Diözesanbischöfe diese in ihren Diözesen Kirchenrecht. Dort heißt es: „Wenn nach dem eingeführt. Auch Bischof Heiner Wilmer hat für Urteil des Diözesanbischofs bzw. der Bischofs- das Bistum Hildesheim die Orientierungshilfe konferenz eine andere schwere Notlage dazu 7 Johannes Ebbersmeyer ist seit März 2019 Leiter der drängt, spenden katholische Spender diese Diözesanstelle „Ökumene und interreligiöser Dialog“ Sakramente erlaubt auch den übrigen nicht in des Bistums Hildesheim. der vollen Gemeinschaft mit der katholischen 9
Kirche stehenden Christen, die einen Spender Für die konfessionsverbindenden Ehepaare der eigenen Gemeinschaft nicht aufsuchen und die pastoralen Mitarbeiter im Bistum können und von sich aus darum bitten, sofern Hildesheim hat die Ökumenekommission des sie bezüglich dieser Sakramente den katho- Bistums einen kompakten Flyer mit dem Text lischen Glauben bekunden“ (can. 844 § 4 CIC). des Anhangs der Orientierungshilfe erstellt Durch die Verabschiedung der Orientierungs- und verschickt. Darin findet sich eine Hilfe hilfe durch die Bischofskonferenz und die im zum Gespräch, die eine Möglichkeit für einen Kirchlichen Anzeiger veröffentlichte Empfeh- gezielten Nachgang des eigenen Glaubens lung des Hildesheimer Bischofs kommt es zu bezüglich der Eucharistie sein kann. Dies soll einer kirchenrechtlichen Gültigkeit. Allerdings in den Pfarreien und Gemeinden eine Unter- muss auch auf den Empfehlungscharakter so- stützung in der seelsorglichen Begleitung sein. wohl der Orientierungshilfe an sich als auch Über die Zielgruppe der konfessionsverbin- der Bekanntmachung im kirchlichen Anzeiger denden Ehen hinaus kann der Flyer aber auch hingewiesen werden. Der Text soll eine Hil- im Allgemeinen zur Reflexion des eigenen festellung für Seelsorger und Ehepaare sein. Eucharistie-Verständnisses genutzt werden und Anregung sein. Bei der Orientierungshilfe handelt es sich um einen Text, der zur seelsorglichen Begleitung von Paaren in konfessionsverbindenden Ehen gedacht ist. Dabei geht es um die Herausfor- derung, dass diese Eheleute nicht offiziell gemeinsam zum Tisch des Herrn bei der Feier der Eucharistie treten durften. Die Orientie- rungshilfe holt diese Belastung der Eheleute, die nicht zusammen in vollem Umfang an der Eucharistie teilhaben durften, ein. Sie macht deutlich, dass sich in der Ehe, die in der katholischen Kirche Sakrament ist, Kir- chengemeinschaft zwischen den Ehepartnern manifestiert. Im seelsorglichen Gespräch soll es dann darum gehen, ein Verständnis für das Sakrament der Eucharistie zu entwickeln, sodass es zu einer begründeten Gewissensent- scheidung des Paares und insbesondere des nicht-katholischen Partners kommen kann/ soll. Je nach dem Urteil des eigenen Gewissens kann es dann zum Empfang der Kommunion kommen oder es wird deutlich, dass man den eucharistischen Glauben (wie ihn die Kirche sieht) nicht teilt und dementsprechend nicht zur Kommunion geht. 10
Ökumenische Dialoge Ermutigung für konfessions- ... Als Bischof von Osnabrück liegen mir die kon- verbindende Ehen fessionsverbindenden Ehen am Herzen. Deshalb möchte ich Ihnen auf der Grundlage dieser Orien- Die Orientierungshilfe im tierungshilfe offiziell die Gemeinschaft am Tisch des Bistum Osnabrück Herrn ermöglichen, wenn Sie in Ihrem Gewissen zu dieser Entscheidung kommen. Reinhardt Molitor8 Dabei weiß ich mich in enger Verbundenheit mit Das Bistum Osnabrück zählt zu den Diözesen Papst Franziskus. Bei einem Besuch der evan- in Deutschland, die überwiegend durch die gelisch-lutherischen Gemeinde in Rom am 15. Diaspora geprägt sind. Abgesehen vom Ems- November 2015 hat der Papst auf die Frage einer land und dem Süden des Osnabrücker Landes evangelischen Christin nach der Möglichkeit einer sind viele Regionen - Bremen, Ostfriesland, gemeinsamen Kommunion mit ihrem katholischen die Weser-Region - geprägt durch einen sehr Mann den geistlichen Rat gegeben: „Eine Taufe, ein geringen Anteil der Katholiken an der Ge- Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht samtbevölkerung. Das wirkt sich auch auf die weiter. Mehr wage ich nicht zu sagen.“ kirchlich geschlossenen Ehen aus und erfordert einen besonderen Blick auf die Familien mit Die bischöfliche Kommission für Ökumene unterschiedlichen Konfessionen. hofft sehr eindringlich, dass auf dieser guten Grundlage die Ökumene weiter entfaltet wird. Bischof Dr. Franz-Josef Bode hat in verschie- denen Predigten und Verlautbarungen immer wieder auf die neuen Möglichkeiten hinge- wiesen, die sich für Paare ergeben, die beiden Kirchen angehören. Dazu ist eine Broschüre im Auftrag des Bischofs in großer Zahl an alle Gemeinden verteilt, in der deutlich wird, dass die Ökumene in unserem Bistum weiter ent- faltet wird. Es sei das Wort des Bischofs darin auszugsweise dokumentiert: Liebe Paare! Sie leben in einer konfessionsverbindenden Ehe. Sie gehen miteinander in Gottesdienste. Sie möchten beide in der katholischen Eucharistiefeier zur Kom- Die Broschüre kann über das Bistum Osna- munion gehen. Sie möchten dafür eine bewusste brüch bezogen werden: 0541 318-206 / m.krei- Entscheidung treffen. Wir vom Bistum Osnabrück dler-kos@bistum-os.de, oder als pdf-Datei: unterstützen sie gerne! https://bistum-osnabrueck.de/wp-content/ 8 Domkapitular Reinhard Molitor ist u.a. Bischöflicher uploads/2019/10/19-0108_Brosch_Sprecht-mit- Beauftragter für Ökumene und Vorsitzender der Öku- dem-Herrn_Ansicht.pdf menekommission im Bistum Osnabrück. 11
Evangelisch – Römisch-katholische Dialoge: Zwei Ansätze aus neuester Zeit Vor 20 Jahren wurde mit der Gemeinsamen zum ersten Mal in einen regionalen Dialog Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) eintreten, an dem von vornherein unterschied- durch den Lutherischen Weltbund und die liche protestantische Kirchen vertreten sind: römisch-katholische Kirche ein differenzie- Ein mit Spannung zu beobachtender neuer render Konsens über ein Schlüsselthema der Ansatz. Klaus Grünwaldt kommentiert diesen Reformation erreicht. Inzwischen haben sich neuen offiziellen Dialog. Mit dem Bericht der weitere Kirchen der GER angeschlossen. Es war Lutherisch-Katholischen Dialogkommission offenbar ein zielführender Ansatz, Gespräche für Finnland „Wachsende Gemeinschaft: Er- zunächst auf der Basis der lutherischen und klärung über Kirche, Eucharistie und Amt“ der römisch-katholischen Theologie zu führen. wurde bereits 2017 ein Papier vorgelegt, das Mit dem Bericht über eine Konsultationsreihe dazu beitragen will, eine mögliche zukünftige über Kirchengemeinschaft zwischen der Ge- Gemeinsame Erklärung über Kirche, Eucha- meinschaft Evangelischer Kirchen in Europa ristie und Amt vorzubereiten. Wie weit trägt (GEKE) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der finnische Ansatz? Kritische Anmerkungen der Einheit der Christen wird nun der Vatikan hierzu von Johannes Dieckow. Ohne theologisches Ringen zur Rechtfertigungslehre (GER) unterzeich- keine Gemeinschaft net. Erstmals in der mehr als fünfzigjährigen Geschichte lutherisch-katholischer Dialoge Anmerkungen zur Erklärung war es damit gelungen, in einem zentralen über Kirche, Eucharistie Punkt christlicher Lehre eine so weitreichende und Amt der Ev.-luth. Kirche Gemeinsamkeit herzustellen, dass die verblei- benden Unterschiede für nicht mehr kirchen- Finnlands und der Römisch- trennend erklärt werden konnten. Die inten- katholischen Kirche in sive theologische Arbeit und das Ringen um Finnland einen tragfähigen Konsens trotz erkennbarer Unterschiede in Lehre und Praxis der Kirchen Johannes Dieckow9 hatten sich gelohnt. Am 31. Oktober 1999 wurde in der St. Anna Gut nachvollziehbar, dass evangelische und Kirche in Augsburg die Gemeinsame Erklärung katholische Christen weltweit seitdem auf 9 Oberkirchenrat Johannes Dieckow ist im Kirchenamt weitere vor allem sichtbare Fortschritte in der EKD im Amtsbereich der VELKD zuständig für der Ökumene drängen! Mit Recht wird es als Ökumenische Grundsatzfragen und Catholica. schmerzlich empfunden, dass Christen dieser 12
Ökumenische Dialoge beiden Denominationen nicht gemeinsam lich akzeptierter Sprache“ gekennzeichnet das Abendmahl bzw. die Eucharistie feiern sind, beruft sich das Dokument ungefiltert auf können. Haben doch einschlägige Dialoge katholische Lehrtexte. Spezifisch lutherische in der Vergangenheit längst weitreichende Theologie wird hauptsächlich anhand von Annäherungen erbracht! Schon seit längerer ökumenischen Konvergenzdokumenten ins Zeit steht deshalb der Gedanke im Raum, dass Spiel gebracht, wodurch ihre Zustimmungsfä- Lutheraner und Katholiken diese gewonnenen higkeit von katholischer Seite per se voraus- Gemeinsamkeiten resümieren und in einer gesetzt wird. Besonders fragwürdig erscheint Erklärung über „Kirche, Amt und Eucharistie“ diese Methode beispielweise, wenn die Studie weiterentwickeln könnten. feststellt, dass Luthers Kritik am Papsttum sich darauf konzentriert habe, dass dieses die Vor diesem Hintergrund ist das Dialogdoku- Rechtfertigungslehre nicht anerkannt hat. ment „Communion in Growth“10 zu sehen, Durch die Gemeinsame Erklärung von 1999 das von einer bilateralen Arbeitsgruppe der sei das aber nun geschehen, weswegen es für Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und Lutheraner heute keinen Grund mehr für die der Finnischen Bischofskonferenz erarbeitet Kritik am Papstamt gibt. wurde. Seine Autoren machen deutlich, dass sie ihre Studie als „Beitrag und Geschenk für Deutlich ist das Bemühen der Studie zu erken- die Modellierung der zukünftigen Arbeit“ nen, auf den drei Themenfeldern „Kirche“, von lutherisch-katholischen Dialogen auf „Abendmahl“ und „Amt“ einen differen- Weltebene verstanden wissen wollen. Dabei ist zierten Konsens zu formulieren. Wenn aber es durchaus eine gute Tradition, dass regionale an anderer Stelle kritiklos die Formel aus der Gesprächsprozesse Anstöße für internationale dogmatischen Konstitution Lumen Gentium Dialoge geben. Bei genauerem Hinsehen legt vorausgesetzt wird, das ordinierte Amt sei „im sich aber der Gedanke nahe, dass manche Wesen und nicht nur dem Grad nach“ vom theologischen Voraussetzungen, die in der allgemeinen Priestertum unterschieden, dann Studie gemacht werden, vor allem aus der be- werden jene Lehrtraditionen in lutherischen sonderen Prägung und Tradition des finnischen Kirchen von vornherein ausgeschlossen, die das Luthertums stammen. Ob sie von lutherischen ordinierte Amt als Ausdrucksform des allge- Kirchen weltweit geteilt werden können, er- meinen Priestertums der Getauften verstehen. scheint fraglich. Als Modell für einen zukünftigen Dialog mit der römisch-katholischen Kirche auf Auffällig ist, dass die römisch-katholische Lehre Weltebene wird die Studie „Communion in in der Studie durchgängig als Bezugsgröße für Growth“ sicherlich nicht dienen können. Es die gemeinsamen Überlegungen herangezo- ist kaum vorstellbar, dass ihre Thesen in den gen wird. Auch in Passagen, die ausdrücklich lutherischen Kirchen Deutschlands (aber auch als „Gemeinsame Feststellung in einvernehm- anderswo auf der Welt) Zustimmung finden könnten. „Wachsende Gemeinschaft“ setzt ein 10 Auf Deutsch erschienen unter dem Titel: Wachsende Gemeinschaft – Erklärung über Kirche, Eucharistie und intensives Ringen um theologische Gegensätze Amt: Bericht der Lutherisch-Katholischen Dialog-Kom- voraus. Die finnische Studie aber lässt in dieser mission für Finnland, Paderborn / Leipzig 2018. Hinsicht viele Fragen offen. 13
Kirche und Kirchen- beschlossenen) Dialogen zwischen Delegati- gemeinschaft onen der GEKE und der römisch-katholischen Kirche wieder. Der Bericht über die Gespräche zwischen der Gemeinschaft Den Inhalt beschreibt das Dokument selbst Evangelischer Kirchen in Europa wie folgt: und dem Päpstlichen Rat zur „Der Bericht ist in vier Teile gegliedert. Im Förderung der Einheit der ersten Kapitel sucht der Bericht nach den Christen Ausgangspunkten der jeweiligen ekklesio- logischen Fragestellungen. Zwar gehen die Klaus Grünwaldt11 konfessionell bestimmten Ekklesiologien nach unterschiedlichen Grundvorstellungen – Am 16. September 2018 haben der Leiter des Kirche als creatura verbi, Kirche als Sakra- Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit ment des Heils – vor, doch verhalten sie sich der Christen (PCPCU), Kurienkardinal Dr. Karl nicht ausschließend, sondern komplementär Koch, und der Präsident des Schweizerischen zueinander. Das wird im zweiten Kapitel un- Evangelischen Kirchenbunds – und zudem ge- termauert, das der Verhältnisbestimmung von schäftsführender Präsident der Gemeinschaft Rechtfertigung und Kirche nachgeht. Wenn Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) - Dr. es einen Konsens in Grundwahrheiten der Gottfried Locher in einem Gottesdienst feier- Rechtfertigungslehre gibt, muss er sich auch lich die Aufnahme eines Dialogs zwischen der in der Ekklesiologie bewähren. Das schließt Römisch-katholischen Kirche und der Gemein- auch die Fragen im Verständnis des Amtes ein, schaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) denen im dritten Kapitel nachgegangen wird. vereinbart. Wenn sich in dieser Weise eine Verständigung in Grundfragen der Ekklesiologie abzeichnet, Grundlage dieser Vereinbarung ist ein Dialog- stellt sich abschließend die Frage, inwiefern dokument mit dem nüchternen Titel „Gemein- es nicht auch eine Übereinkunft in der Frage samer Bericht GEKE - PCPCU über Kirche und nach der Kirchengemeinschaft geben könnte. Kirchengemeinschaft“ 12. Das Dokument gibt Das wird im vierten Kapitel erörtert.“ (Ziffer 5) den Gesprächsstand nach mehrjährigen (2012 Die Gespräche arbeiten mit den Mitteln des 11 Oberlandeskirchenrat Dr. Klaus Grünwaldt ist Referent „receptive ecumenism“, womit gemeint ist, der Landeskirche Hannovers u.a. für Catholica und the- ologische Fragen der Ökumene. 2018 war er Delegierter dass die Dialogpartnerinnen sich nicht als sta- der Landeskirche Hannovers bei der Vollversammlung tische, sondern dynamische Größen verstehen, der GEKE in Basel. nicht nur Positionen, sondern auch Fragen 12 Christian Schad / Karl-Heinz Wiesemann (Hg.), Bericht einbringen. Diese Methodik bereichert die ver- über Kirche und Kirchengemeinschaft: Ergebnis einer traute Methode des differenzierten Konsenses. Konsultationsreihe im Auftrag der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Leipzig / Ökumenisch bedeutsam an dem Dokument Paderborn 2019. und dem Dialog, der auf der Basis dieses Do- 14
Ökumenische Dialoge Kurienkardinal Dr. Karl Koch und der geschäfts- führende Präsident der GEKE Dr. Gottfried Locher unterzeichnen die Vereinbarung zur Aufnahme kuments geführt werden wird, ist zunächst die eines Dialogs zwischen Römisch-katholischer Kir- schlichte Tatsache, dass dieser Dialog geführt che und GEKE (Foto: Oliver Hochstrasser) werden wird. Denn bisher hat die römisch-ka- tholische Weltkirche nur mit konfessionell bestimmten Kirchen Dialoge geführt, also gungslehre (GER), die Apostolizitätsstudie und z.B. mit dem Lutherischen und Reformierten andere sich als interpretationsfähig erweisen Weltbund. Dass mit einer konfessionell nicht und interpretiert werden. Man darf gespannt im gleichen Maße bestimmten Größe das Ge- sein, wie die sich aus der GER ergebenden spräch gesucht wird, bedeutet eine politische weiterführenden Fragen zu Kirche und Recht- Neuerung, die anerkennt, dass die GEKE eine fertigung aufgenommen werden. für Europa bedeutsame Größe ist. Der be- schlossene Dialog wertet die GEKE auf. Zur ökumenisch strittigen Amtsfrage formu- liert das Dokument als Ergebnis mehr Fragen Was den systematisch- bzw. ökumenetheolo- als Antworten – aber das ist richtig, weil ehr- gischen Sachgehalt betrifft, finden sich keine lich. Und zum Kirchenverständnis wird deut- wirklich aufsehenerregenden Ergebnisse. Das lich, dass die römisch-katholische Seite noch war auch nicht zu erwarten, da das Doku- weitere Erläuterungen zum „Leuenberger ment ja einen Dialog erst eröffnen möchte. Modell“ einer Kirchengemeinschaft ohne voll- Vielmehr sind die je eigenen Positionen der ständigen Lehrkonsens und Ämterkonvergenz Gesprächspartnerinnen in offener, einladender braucht. Und wenn die katholische Seite (in Weise noch einmal formuliert, und es wird ge- Ziffer 19) sagt, die Rede von der Sakramen- tastet, wo es Wege zur Verständigung geben talität der Kirche sei die katholische Version könnte. Dabei ist es spannend, zu beobachten, der evangelischen Unterscheidung von Grund wie die je eigenen konfessionellen Dokumente und Gestalt der Kirche, wird deutlich, dass der wie z. B. „Die Kirche Jesu Christi“ auf Seiten begonnene Weg kein einfacher sein wird. Aber der GEKE, „Lumen Gentium“ auf Seiten der das Ergebnis der vorbereitenden Gespräche römisch-katholischen Kirche, aber auch die vor- lässt gespannt sein darauf, was der Dialog am liegenden Dialogdokumente etwa zwischen Ende austragen wird. Vor allem wird es darauf der katholischen und der lutherischen Seite ankommen, auszuloten, wieviel Pluralität wie die Gemeinsame Erklärung zur Rechtferti- legitim ist. 15
Ein neues ökumenisches Miteinander: Die Neuapostolische Kirche und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Woldemar Flake Mitglieder, wobei der Schwerpunkt der Ver- breitung in Afrika zu finden ist. Viele erinnern sich noch an die Zeit, in der die Neuapostolische Kirche (NAK) eine in sich Die ACK strebt keine lehrmäßige oder institu- geschlossene Glaubensgemeinschaft war, de- tionelle Einheit der Kirchen an. Sie formuliert ren Mitglieder von ihrer Kirchenleitung vor Christus als ihren theologischen gemeinsamen Kontakten mit Christen in anderen Kirchen Nenner, orientiert sich an der Charta Oecu- gewarnt wurden. Das hat sich geändert, und menica, verpflichtet sich zu sichtbaren Schrit- an vielen Orten sind Vertreter der NAK be- ten der Kirchen aufeinander zu und bekennt reits sehr präsent in örtlichen ACKs. Es gab sich zur gemeinsamen Sendung der Christen z.B. durch den Katechismus der NAK neue - in einem bestimmten Kontext, an einem be- theologische Ortsbestimmungen13 und mit stimmten Ort. Dabei versteht sich die ACK als Enthusiasmus und viel guter Kirchenmusik nicht mehr und nicht weniger als eben dies: sucht die NAK seit einigen Jahren den An- Eine Arbeitsgemeinschaft. Die theologischen schluss an die Ökumene. Dabei verhielt es sich Besonderheiten der NAK sollten darum im ein wenig wie mit der Henne und dem Ei: Ist Hinblick auf eine Mitwirkung in dieser Ar- es angemessener, einander zuerst lokal besser beitsgemeinschaft nach dem gleichen Maßstab kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen, beurteilt werden wie etwa die Besonderheiten um dann den Schritt in eine Gastmitgliedschaft der katholischen, der lutherischen, der ortho- der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen doxen, der baptistischen oder anderer Kirchen. (ACK) zu tun? Oder ist es für die Öffnung der Das gilt auch für die Genderthematik oder Fra- Gemeinden hilfreicher, zuerst „von oben“ ein gen im Hinblick auf bestimmte Leitungs- und deutliches Signal in Richtung anderer Konfes- Gehorsamskulturen: Ja, wir haben innerhalb sionen zu geben und eine Einladung der ACK der ACK Fragen aneinander, suchen aber das abzuwarten? Letztlich wurden beide Wege Verbindende der Gemeinschaft in Christus. Für beschritten. Die NAK ist dabei keine kleine Kir- die evangelischen Landeskirchen gilt: Die Gast- che: In Deutschland gehören ihr etwa 300.000 mitgliedschaft in der ACK ändert zwar formal Menschen an, womit sie bedeutend mehr nichts am Stand der nach wie vor nicht gege- Mitglieder hat als jede einzelne evangelische benen vollen Kirchengemeinschaft, ist aber Freikirche. Weltweit sind es über 9 Millionen ein hoffnungsvolles atmosphärisches Signal. 13 Neuapostolische Kirche International (Hg.), Kate- Der Weg der letzten Jahre führte NAK und chismus der Neuapostolischen Kirche, Frankfurt a.M. ACK in Deutschland weg von Misstrauen, 2012. Stammapostel Wilhelm Leber im Geleitwort: „Zum ersten Mal ist eine systematische Darstellung der Ablehnung und Unsicherheit im Umgang mit- neuapostolischen Glaubenslehre erarbeitet worden.“ einander zu größerer Offenheit und oft herz- (a.a.O., S. 7) lichem Miteinander. Dieser Weg wird nun mit 16
Ökumenische Dialoge der Gastmitgliedschaft der Neuapostolischen Peter Johanning und Björn Renz beschreiben Kirche in der ACK Deutschland und in der ACK den Weg in die Ökumene aus der Perspektive Niedersachsen fortgesetzt. Es bleibt die Not- der NAK. Matthias Blümel schildert, wie es zur wendigkeit, einander besser kennenzulernen Entscheidung der ACKN gekommen ist, dem und in konkreten Schritten vor Ort Vertrauen Antrag der NAK auf Gastmitgliedschaft statt ineinander zu entwickeln. zu geben. Neuapostolische Kirche und Ökumene Peter Johanning und Björn Renz14 Im zu Ende gehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert war der Neuapostolischen Kirche weniger an der intellektuellen, theologischen Auseinandersetzung mit anderen Kirchen gelegen als vielmehr daran, die Besonderheit des apostolischen Gedankens den Gläubigen in einer Zeit großer Unruhe und schmerzlicher Erlebnisse so darzulegen, dass möglichst viele Menschen eine geistige Heimat und eine „Insel des Friedens“ fanden. Eine theologisch-intellektuelle Auseinander- Gottesdienst in einer „typischen“ Kirche der NAK setzung entwickelte sich ansatzweise erst (Foto: Frank Schuldt/NAK) mit kircheninternen Auseinandersetzungen Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre. Ausgangspunkt war die von Stammapostel stolischen Kirche gekommen. Stammapostel Johann Gottfried Bischoff verkündete „Bot- Walter Schmid jedoch, der die Kirchenleitung schaft“, Jesus Christus würde zu seiner Lebzeit übernahm, führte die Kirche umsichtig weiter. wiederkommen. Tausende Mitglieder verlie- Seine Devise „Wir schweigen“ führte allerdings ßen damals die Neuapostolische Kirche, um in eine weitgehende Isolation. Eine Anfrage sich in neuen Gemeinschaften zu sammeln. des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) Als Stammapostel Bischoff im Juli 1960 ver- von 1963, die Neuapostolische Kirche möge starb, ohne dass sich seine „Botschaft“ erfüllt sich und ihre Glaubensinhalte im Rahmen ei- hatte, sahen manche das Ende der Neuapo- ner Veranstaltung in Genf vorstellen, wies er brüsk zurück mit dem Hauptargument, in der 14 Peter Johanning ist Kirchensprecher der NAK Internati- ökumenischen Bewegung kein zielführendes onal und Björn Renz Kirchensprecher der NAK Nordost. Mittel zum Einssein in Christus zu sehen. 17
Ursachen für innerkirchlichen Wandel erkennung der in anderen Kirchen und christlichen Glaubensgemeinschaften rite Doch als ab dem Jahr 1975 mit Stammapostel vollzogenen Taufen zur Folge. Ernst Streckeisen die Internationalisierung der Neuapostolischen Kirche eingeleitet wurde, • Im Jahr 2011 wurde dann, im Vorgriff auf kam es auch zur vermehrten Auseinander- den in Arbeit befindlichen Katechismus, das setzung mit anderen Kulturen, Traditionen heute geltende Kirchenverständnis veröf- und religiösen Bräuchen. Diese Öffnung der fentlicht. Kirche wurde von Stammapostel Hans Urwyler ab dem Jahr 1978 fortgeführt. Im Jahr 1985 Der schließlich im Dezember 2012 veröffent- unterstrich er durch die Betonung der Eigen- lichte Katechismus macht nachhaltig deutlich, verantwortung des einzelnen Christen dessen dass sich neuapostolische Christen als Teil der Mündigkeit und Verantwortung vor Gott und einen Kirche Jesu Christi verstehen. Der neu- den Menschen. apostolische Katechismus führt dazu aus: Die Stammapostel Richard Fehr und Wilhelm „Verbindende Elemente zwischen den einzelnen Leber setzten den Öffnungskurs ihrer Vorgän- christlichen Kirchen sind die Taufe, das Bekenntnis ger konsequent fort. In ihrer Amtszeit kam es zu Jesus Christus und der Glaube an ihn. Durch die zu bedeutenden Schärfungen und Präzisie- Getauften, die ihres Glaubens leben, wird Kirche rungen in Lehraussagen: als Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erfahrbar. Insofern ist Kirche Christi • 1998 wurde das Verständnis vom Stammapo- auch in den Kirchen sichtbar, in denen Einheit, stelamt geändert. Bis dahin hieß es, Jesus Heiligkeit, Allgemeinheit und Apostolizität auf Christus sei das unsichtbare Haupt der Kir- unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem che Christi, der Stammapostel das sichtbare Umfang vorhanden sind.“ Haupt und der Repräsentant Jesu Christi auf Erden. Stammapostel Fehr stellte klar, dass Von Öffentlichkeitsarbeit zur Ökumene er es anders verstand: Jesus Christus sei das Haupt seiner Kirche, der Stammapostel das Stammapostel Richard Fehr brachte ab dem Haupt der Aposteleinheit. Jahr 1989 die systematische Öffentlichkeits- arbeit der Neuapostolischen Kirche voran. • Im Jahr 2003 wurde das Verständnis des Nun gab es bei Anlässen wie zum Beispiel Bildes von der „Frau mit der Sonne beklei- Konzerten, Kirchen- und Gemeindejubiläen, det“ aus Offenbarung 12 präzisiert. Die Frau Einweihungen und „Tagen der offenen Tür“ mit der Sonne bekleidet definierte man bewusste und gewollte Begegnung mit Chris- nicht länger als die Neuapostolische Kirche, ten und Geistlichen anderer Kirchen. Auch sondern als ein Bild für alle getauften Gläu- die oben genannten Veränderungen nahm bigen. die Neuapostolische Kirche zum Anlass, ver- mehrt das Gespräch mit anderen Konfessionen • Dieses geänderte Verständnis hatte schließ- und ökumenischen Einrichtungen zu führen. lich ab 2006 die uneingeschränkte An- Dazu gründete Stammapostel Fehr im Jahr 18
Ökumenische Dialoge Internationaler Kirchentag der NAK 2014 in 2001 wurden offizielle Gespräche auf Landes- München (Foto: Andi Alger/NAK) ebene zwischen der Neuapostolischen Kirche und der ACK Baden-Württemberg aufgenom- men. Diese Gespräche hatten Pilotcharakter 1999 die Projektgruppe Ökumene, die später für alle neuapostolischen Gebietskirchen in mit erweitertem Auftrag zur Arbeitsgruppe Deutschland. In elf Studientagungen, an de- Kontakte zu anderen Konfessionen und Religi- nen auch das Konfessionskundliche Institut onen erhoben wurde. Diese Namensänderung Bensheim, die Evangelische Zentralstelle für bringt zum Ausdruck, dass es sich bei den Ge- Weltanschauungsfragen Berlin und das Jo- sprächsinhalten nicht um ein Projekt im klas- hann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in sischen Sinn, also keine auf ein einzelnes Ziel Paderborn beteiligt waren, wurden bis zum ausgerichtete Arbeit, sondern ein auf Dauer Jahr 2007 nach einer Phase des gegenseitigen angelegtes Bemühen um gut-nachbarschaft- vertieften Kennenlernens Fragen zu Lehre und liche Beziehungen im christlichen Spektrum Gemeindeleben besprochen. Die wesentlichen handelt; deswegen auch die Änderung von Gesprächsergebnisse sind festgehalten in der Projektgruppe zu Arbeitsgruppe. Ferner sind „Orientierungshilfe“ der ACK Baden-Würt- darin auch Kontakte zu anderen Weltreli- temberg für die Gemeinden in Baden-Würt- gionen einbezogen mit dem Ziel, durch das temberg mit dem Titel „Arbeitsgemeinschaft Miteinander-Reden bestehende Vorurteile und Christlicher Kirchen und Neuapostolische Kir- Ängste abzubauen und gegenseitige Achtung che“ vom Frühjahr 2008. Seitdem wurden diese zu fördern. Gespräche auf ACK-Bundesebene fortgeführt. 19
Heute hält die Neuapostolische Kirche mehr als samkeiten als Unterschiede mit anderen Kir- 150 Mitgliedschaften ihrer Gemeinden in loka- chen bestehen. Dies bekräftigt und ermuntert len ACKs. Auch in regionalen ACKs auf der Ebe- Amts- und Funktionsträger, letztlich die Mit- ne der Bundesländer sind die neuapostolischen glieder auf lokaler Ebene, weiter das Gespräch Gebietskirchen in Deutschland vertreten. Auf mit anderen Christen zu suchen, insbesondere Bundesebene ist die Neuapostolische Kirche in einer Zeit, in der durch zunehmende Säku- seit dem 4. April 2019 Gastmitglied. Daneben larisierung und wachsende Kirchenferne das gibt es auch in der Schweiz, in Luxemburg, den entschiedene Eintreten für das Evangelium Niederlanden und außereuropäischen Ländern Jesu Christi notwendig geworden ist. offizielle ökumenische Beziehungen zu den jeweiligen nationalen Räten der Kirchen. Der vor nun schon 40 Jahren mit der „Leu- enburger Konkordie“ eingeführte Leitbe- In und um Hannover zeigt die Neuapostolische griff von der „Einheit in versöhnter Ver- Kirche ihr ökumenisches Leben wie in vielen schiedenheit unter Wahrung der Identität anderen Städten und Bundesländern auch. der einzelnen Kirche“, verbunden mit den Ökumenische Traditionen wie die Nacht der Lehrentwicklungen innerhalb der Neuapo- Kirchen oder Bibelwochen sind längst zu lieb stolischen Kirche in den letzten Jahren, er- gewonnenen Traditionen auch für neuaposto- leichtert auch heute eine solche Beteiligung lische Christen geworden – dabei ist nachran- im Rahmen der Charta Oecumenica. Die gig, welche Kirche als Gastgeber und welche nach wie vor bestehenden Lehrunterschiede als Teilnehmer auftritt. Im Rahmen ihrer schließen eine solche Beteiligung nicht aus. Möglichkeiten engagieren sich die Mitglieder Gründe für ökumenische Bestrebungen seitens unterstützend, wo gewünscht, ergreifen sie der Neuapostolischen Kirche lassen sich in fünf Initiative und übernehmen Verantwortung, Punkten zusammenfassen: zum Beispiel in der Planung und Durchführung von: gemeinsamen Wortgottesdiensten, An- 1. Es ist Auftrag Jesu Christi an alle Chris- dachten oder Gebetskreisen, Veranstaltungen ten, an der Einheit der Kirche Christi zu zu christlichen Feiertagen (Weihnachten, arbeiten. Pfingsten) oder Jubiläums- und Aktionstagen (Reformationsfest, Weltgebetstag o.ä.), loka- 2. Die Ergebnisse der bisherigen Gespräche len Gemeinde-Terminen (Pastorenfrühstück, ermutigen, diese fortzusetzen. Nur so ist Adventsfeier) und Konzerten oder weiteren gewährleistet, dass sich die Gesprächspart- musikalischen Aktivitäten. ner objektiv hinsichtlich ihrer Überzeugun- gen besser kennenlernen. Dadurch werden Neuapostolisches Verständnis von Ökumene Vorurteile und Vorbehalte abgebaut und Das im Katechismus formulierte Verständ- bleibende unterschiedliche Lehraussagen nis von Kirche, Sakramenten und Ämtern können besser eingeordnet werden. macht deutlich, insbesondere auch durch das nachhaltige Bekennen zu den altkirchlichen 3. Die deutlich spürbare Tendenz der Zurück- Bekenntnissen und den noteae ecclesiae von drängung des Christentums in Westeuropa Nizäa-Konstantinopel, dass weit mehr Gemein- sollte alle Christen auffordern und ermun- 20
Ökumenische Dialoge tern, im Sinne des Evangeliums zusammen- Christi vermehrt zur Geltung bringen und zustehen, christliche Werte zu vertreten auf die Wiederkunft Christi hinweisen. und Gemeinsames zu suchen und zu för- dern, gleichzeitig das Unterschiedliche als „Zwei Elemente müssen für unsere Bemü- Bereicherung zu erleben. hungen richtungweisend sein: Der Dialog der Wahrheit und die Begegnung im Zeichen der 4. Gerade der Leitgedanke der modernen Brüderlichkeit. Sie brauchen als Fundament Ökumene von der „versöhnten Verschie- den geistlichen Ökumenismus…“ Mit diesen denheit unter Wahrung der Identität der Worten grüßte Papst Benedikt XVI. die Teilneh- jeweiligen Kirche und kirchlichen Gemein- mer der Dritten Ökumenischen Europäischen schaft“ fördert den Dialog unter Christen Versammlung in Sibiu/Rumänien im September auf der Basis des Evangeliums von Jesus 2007 und stellte ferner fest: „Wirklicher Dialog Christus. Verschiedene Lehrentwicklungen entsteht erst, wo nicht nur das Wort, sondern innerhalb der Neuapostolischen Kirche wo auch Hören ist, und wo im Hören sich Be- im letzten Jahrzehnt erleichtern diesen gegnung, in der Begegnung Beziehung und in Dialog. der Beziehung Verstehen als Vertiefung und Verwandlung unseres Christseins vollzieht“. 5. Die Neuapostolische Kirche möchte die Diese Haltung teilt die Neuapostolische Kirche „apostolische Stimme“ innerhalb der Kirche uneingeschränkt. Die Aufnahme der dung ist ein intensiver Prozess der Annäherung Neuapostolischen Kirche und des Kennenlernens beider Seiten voraus- gegangen. Das zeigt der folgende historische als Gastmitglied in Abriss. die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Seit 2008 gab es offizielle Gespräche der ACK in Niedersachsen Deutschland mit der NAK. 2012 veröffent- lichte die NAK ihren Katechismus. Die darin Matthias Blümel15 formulierten Glaubenspositionen waren die Grundlage der folgenden Gespräche. Sie Die Delegierten der Arbeitsgemeinschaft führten 2013 zum Beschluss der ACK, in eine Christlicher Kirche in Niedersachsen (ACKN) ha- Phase der Kommunikation und Reflexion ein- ben auf ihrer Herbstkonferenz am 26.10.2019 zutreten. Das galt auch für die regionale und in Hannover einstimmig die Aufnahme der lokale Ebene. Neuapostolischen Kirche (NAK) als Gastmit- glied in der ACKN beschlossen. Dieser Entschei- In Niedersachsen fand am 19. August 2017 15 Propst i.R. Matthias Blümel ist seit 2017 Vorsitzender eine ACKN-Delegiertenkonferenz statt, auf der der ACK Niedersachsen und wurde im Oktober 2019 Apostel Jörg Steinbrenner und Bezirksevange- für eine zweite Wahlperiode in seinem Amt bestätigt. list Thomas Sperling die NAK vorstellten und 21
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