2021 Halbjahres-Kommentar - CV INVEST PARTNERS AG

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2021 Halbjahres-Kommentar - CV INVEST PARTNERS AG
Juli 12

Halbjahres-
Kommentar     2021
                        Vorübergehend
                        oder nicht, das ist
                        hier die Frage
2021 Halbjahres-Kommentar - CV INVEST PARTNERS AG
CV Invest Partners AG 1
                                                                 Halbjahres-
                                                                 Halbjahres -Kommentar

Vorübergehend oder nicht,
das ist hier die Frage
Michael Gunnarsson

Im letzten Dezember hatten wir davor gewarnt, dass die besten Jahre der grossen amerikanischen
Technologie-Aktien hinter uns liegen und dass das neue Jahrzehnt von ganz anderen Unternehmen
aus anderen Sektoren dominiert werden dürfte:

             «Es wäre daher nicht überraschend, wenn wieder einmal die grössten Risiken in
             vermeintlich sicheren Investments liegen, die sich durch eine hohe Bewertung,
             hohe Beliebtheit und hohe Outperformance über die letzten Jahre auszeichneten.
             Auch wenn das derzeit niemand gerne hören mag, erwarten wir, dass in zehn
             Jahren ganz andere Unternehmen die Rangliste der zehn grössten Unternehmen
             der Welt zieren werden.»

Diese Aussage basierte auf der einfachen Beobachtung, wonach in der jüngeren Vergangenheit das
vorherrschende Thema einer Dekade nie auch das vorherrschende Thema der nächsten Dekade war.

Die 10 grössten Unternehmen nach Marktkapitalisierung 1980-2020

Quelle: CV Invest Partners AG

Der Anfang einer Wachablösung scheint gemacht. Denn bereits eine Woche nach unserer Aussage
war es mit der gewohnten Überperformance der Technologie Titel vorbei und die Technologie Titel
(Nasdaq 100) begannen sich schlechter zu entwickeln als der Gesamtmarkt, gemessen am S&P 500.

Quelle: www.stockcharts.com
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CV Invest Partners AG 2
                                                                                              Halbjahres-
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                             Doch was war der Auslöser für dieses plötzliche Verschmähen der einstigen Lieblinge? Es war der
                             überraschend schnelle Anstieg der Zinsen und der Inflationserwartungen in der zweiten Jahreshälfte
                             des letzten Jahres. Insbesondere Wachstums-Aktien, die heute noch keine Gewinne erzielen und erst in
                             den nächsten Jahren die Gewinnzone erreichen, leiden unter steigenden Zinsen. Weshalb ist das so?
                             Wenn die Zinsen steigen, verlieren Unternehmen an Wert. Weil sich der heutige Wert eines
                             Unternehmens aus der Summe aller in der Zukunft zu erzielenden Unternehmensgewinne errechnet.
                             Und da Geld an Wert verliert (Inflation), sind zukünftige Gewinne weniger wert als heutige. Daher
                             werden sie abgezinst. Die weitere Entwicklung der Zinsen und der Inflation ist daher von grosser
                             Bedeutung. Deshalb haben wir uns bereits letzten Sommer und etwas ausführlicher im Dezember mit
                             dem Thema Inflation auseinandergesetzt («Inflation – Die unterschätzte Gefahr»).

                             Inflation – vorübergehend oder dauerhaft?
                             Seither hat das Thema stark an Bedeutung gewonnen und ist inzwischen auch von den Mainstream-
                             Medien aufgenommen worden. In der Tat sind steigende Preise vielerorts zu beobachten:
Mohamed El-Erian
„I have concerns about
                                  •     Der FAO Food Price Index (Nahrungsmittel-Preisindex der Vereinten Nationen) steht auf dem
the inflation story. Every
                                        höchsten Stand seit 2011 und hat seit Ende Januar 2020 (Vor-Corona!) um beinahe 25%
day I see evidence of
                                        zugelegt. (Interessanterweise begann im Dezember 2010 der arabische Frühling. In den
inflation not being
                                        Monaten zuvor stieg der FAO Food Price Index um annähernd 50%....)
transitory, and I have
                                  •     Procter & Gamble hat angekündigt, die Preise ab September um 4 bis 8% anzuheben.
concerns that the Fed is
                                        Konkurrent Kimberly Clark hat dies bereits getan, um einen Teil der steigenden
falling behind and that it
                                        Rohstoffkosten auszugleichen. Unzählige Unternehmen von Coca-Cola bis Schindler
may have to play catch-
                                        berichten über teils massiv gestiegene Inputkosten. Die Anzahl Erwähnungen des Wortes
up, and history makes you
                                        «Inflation» hat sich unter den im S&P 500 enthaltenen US-Konzernen im Rahmen der
very uncomfortable if you
                                        Erstquartals-Berichterstattung vervierfacht.
end up in a world in which
                                  •     Kein Wunder: Die Preise zahlreicher Rohstoffe, von Bauholz bis Stahl, von Palladium bis
the Fed has to play catch-
                                        Kupfer und von Weizen bis Kaffee haben diesen Frühling Mehrjahreshochs erreicht.
up“
                                  •     Gestörte Lieferketten und ein Mangel an elektronischen Komponenten wie Halbleiter sorgen
                                        für zusätzlichen Preisdruck nach oben.
                                  •     Frachtraten für Container sind auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen. Sie haben sich
                                        gegenüber dem Vor-Corona-Niveau mehr als verdreifacht.
                                  •     Häuserpreise steigen weltweit weiter rasant an – und das nicht nur in den USA. In
                                        Deutschland, den Niederlanden und Grossbritannien beträgt die Jahresveränderung über
                                        10%, in Schweden und Dänemark gar 15%.

                             Wachstum Lebensmittelpreise YoY

                             Quelle: www.fao.org
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                                                                                                Halbjahres-
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                           Container Frachtraten

                           Die Angst also vor schnell ansteigender Inflation war der Grund für den Anstieg der Rendite der
                           zehnjährigen US-Treasury Notes, welche von 0.4% im März 2020 auf beinahe 1.80% im April dieses
                           Jahres stiegen. Doch seit April sind die Renditen am Fallen und notieren derzeit bei 1.35%. Dieser
                           Rückgang fand trotz stark gestiegener Inflationszahlen in den USA statt. Der Konsumentenpreisindex
                           kletterte im Mai im Jahresvergleich um 5%. Wir erklären uns den Rückgang der Renditen damit, dass
                           der Markt nicht von einer dauerhaft steigenden Inflation ausgeht. Das beweist auch die «5-year/5year
                           forward» Inflation. Sie zeigt die erwartete Teuerung über den fünfjährigen Zeitraum, der in fünf Jahren
                           beginnt, also den Zeitraum von 2026 bis 2031. Von einem Zwischenhoch bei 2.55% Mitte Mai sind die
                           Erwartungen wieder auf 2.25% zurückgefallen.

                           Inflationserwartungen USA

                           . Quelle: Refinitiv

                           Dass es sich bei der anziehenden Inflation um einen rein temporären Effekt handelt, versuchen uns
                           auch die Verantwortlichen des Fed glaubhaft zu machen (transitory in der Sprache der US-Notenbank).
                           Sicher, es war abzusehen, dass die Inflationszahlen ab April 2020 in die Höhe tendieren würden, waren
                           Wirtschaft und die Preise aufgrund der Pandemie bzw. der Lockdowns am Boden. Doch haben wir
                           unsere Zweifel, dass wir es tatsächlich nur mit vorübergehender Inflation zu tun haben, oder doch nicht
                           eher mit einem strukturellen Inflationsdruck.
Russell Napier, ERIC
„Der Geldschöpfungs-              •      Das Verschmelzen von Geld- und Fiskalpolitik. Wegen der Pandemie steigt die Verschuldung
prozess ist von den                      der Staaten noch schneller als zuvor. Die Notenbanken kaufen die Schuldpapiere auf und
Notenbanken zu den                       übernehmen für die Staaten die Funktion eines Bancomaten. Weil dieses Verhalten bisher
Regierungen über-                        folgenlos blieb, die heutige Generation von Politikern die Inflation nur noch vom Hörensagen
gegangen, und deshalb                    kennt und weil das Verteilen von grosszügigen Geschenken populärer ist als
steht uns eine Phase der                 Sparmassnahmen zu verkünden, rechnen wir damit, dass Geld- und Fiskalpolitik noch mehr
Inflation bevor”                         verschmelzen. Gute Beispiele dafür sind Mario Draghi, ehemaliger Chef der EZB und nun
                                         Ministerpräsident Italiens oder Janet Yellen, ehemals Vorsitzende des US-Fed und nun
                                         Finanzministerin unter Biden.
                                  •      Der Höhepunkt der Globalisierung ist wohl überschritten. Mit zunehmendem Protektionismus
                                         und dem Bestreben der Unternehmen, unabhängige und robuste Lieferketten aufzubauen,
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CV Invest Partners AG 4
                                                               Halbjahres-
                                                               Halbjahres -Kommentar

    steigen tendenziell die Kosten.
•   Zentralbanken sorgen sich weniger um Inflation als auch schon. In einem bemerkenswerten
    und historischen Schritt hat das Fed im Sommer 2020 kommuniziert, dass sie auch ein
    temporäres Überschiessen der Inflation über 2% tolerieren werde. Seit den 1980er Jahren
    stand die Bekämpfung der Inflation im Mittelpunkt. Dieser Schritt bedeutet eigentlich
    folgendes: Weil die Fed ihr Inflationsziel von 2% in den letzten Jahren nie erreicht hat, kann sie
    auch zehn Jahre lang Inflationsraten von über 2% akzeptieren.
•   Eine der Lektionen aus der Finanzkrise und speziell der Eurokrise war, dass Austeritätspolitik
    nicht funktioniert und dass der Stimulus zu früh zurückgefahren wurde. Um diesen Fehler zu
    vermeiden, ist es wahrscheinlich, dass das Fed die Geldpolitik dieses Mal lieber zu spät als zu
    früh drosselt und bereit ist, die Wirtschaft überhitzen zu lassen. Das hat Jerome Powell
    deutlich gemacht, auch wenn St.Louis Fed Präsident Bullard verlauten liess, dass die
    zunehmenden Inflationsrisiken das Fed schon 2022 zu einer Leitzinserhöhung zwingen
    könnten.
•   Durch die extremen fiskalischen Stimulus-Massnahmen ist die Geldmenge M2 regelrecht
    explodiert. Ein Geldmengen-Zuwachs in dieser Grössenordnung wurde in den USA nur
    während des Zweiten Weltkriegs 1942/43 erreicht. Grundsätzlich bedeutet diese
    Geldmengenausweitung aber noch nicht Inflation, denn das viele Geld scheint noch nicht in
    der Wirtschaft anzukommen. Das zeigt die stark gefallene Umlaufgeschwindigkeit des
    Geldes. Doch das könnte sich bald ändern. Denn die Hälfte des gigantischen Geldberges
    haben die Konsumenten in den USA auf die hohe Kante gelegt: unvorstellbare 1.5 Billionen
    US-Dollar. Das Auflösen des Konsumstaus könnte entscheidende Bedeutung zukommen.
    Denn die Konsumenten könnten mit dem Ersparten den Nach-Corona-Boom auslösen.
    Zusammen mit den vielen aufgegleisten Infrastrukturprogrammen könnte dies zu einem
    starken Anstieg der Umlaufgeschwindigkeit führen.

    Wachstum Geldmenge US M2

    Quelle: www.grizzle.com

    Umlaufgeschwindigkeit US M2

    Quelle: www.grizzle.com
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         US-Sparquote

         Quelle: www.grizzle.com

Ausserdem ist der Arbeitsmarkt in den USA angespannt. So meldeten 48% der Besitzer von
Kleinunternehmen, dass sie ihre offenen Stellen nicht besetzen können. Dank den grosszügigen
Bonuszahlungen seitens der Regierung (noch bis September wöchentlich USD 300), verdienen einer
Umfrage zufolge 42% der Arbeitslosen gegenwärtig mehr Geld dank der Schecks als sie in der
Privatwirtschaft verdienen würden. Die Lust an einem Job ist verständlicherweise gering – verrückte
Zeiten. Dafür steigt der Druck auf Unternehmen, mehr Lohn für offene Stellen zu bieten. Generell gilt es,
den Arbeitsmarkt im Auge zu behalten. Denn Notenbank-Chef Powell hatte immer wieder betont, dass
sie so lange expansiv bleiben, bis der Arbeitsmarkt das Vollbeschäftigungsniveau wieder erreicht hat.
Mit 5.9% ist die offiziell ausgewiesene Arbeitslosenrate noch deutlich über dem Vorkrisenniveau und
auch die sogenannte U6-Arbeitslosenrate, die auch Personen miteinbezieht, die sich nicht mehr aktiv
um eine Stelle bemühen, liegt mit 9.8% ebenfalls auf einem höher als gewohnten Niveau.

Auch wenn das Thema Inflation in den letzten Monaten stark an Bedeutung gewonnen hat und auch
von den Mainstream-Medien aufgenommen wurde, scheint es uns, dass viele Investoren noch immer
unvorbereitet sind. Mehr als eine Generation kennt nur disinflationäre Zeiten und viel zu oft wurde
schon vor steigender Inflation gewarnt. Zuletzt im Nachgang der Finanzkrise, als mit geldpolitischen
Lockerungen die Wirtschaft gerettet werden konnte. Damals allerdings endete das meiste Geld auf den
Bilanzen der Banken, weshalb Inflation ein Gespenst blieb. Es wäre daher unverantwortlich, alles auf
die Karte Inflation zu setzen. Gleichzeitig wäre es aber naiv, die Portfolios so aufzustellen, als würde
Inflation kein Risiko darstellen. Aus diesem Grund haben wir bereits Ende des letzten Jahres damit
begonnen, Teile der Portfolios mit Anlagen zu bestücken, die von steigenden Inflationsraten profitieren
würden. Welche Anlageklassen in inflationären Zeiten am besten abschneiden, ist in untenstehender
Grafik zu sehen.

                         Quelle: www.quantex.ch
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                                                                                                     Halbjahres-
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                                 Wie weiter an den Märkten?
                                 Unser Basisszenario hat sich seit der letzten Ausgabe nicht verändert. Wir glauben, dass die
                                 amerikanische Notenbank früher oder später zum Mittel der Zinskurvenkontrolle (Yield Curve Control)
Russell Napier                   greifen wird. Denn sollte sich die Inflation wie von uns erwartet zwischen drei und fünf Prozent
„I think today will go down      einpendeln, ist auch davon auszugehen, dass die Zinsen am langen Ende weiter steigen werden. Nur:
in history as one of the         Höhere Zinsen können sich viele hochverschuldete Staaten, und dazu gehören auch die USA, gar nicht
greatest mistakes in the         leisten. Zudem würden nur schon leicht höhere Zinsen den fragilen Aufschwung gefährden. Hinzu
history of Europe. Yield         kommt, dass Investoren bei höheren Inflationsraten auch ein höheres Entgelt, sprich höhere Zinsen,
Curve control, in my             fordern würden. Denn wer kauft schon 10jährige amerikanische Staatsanleihen mit einer Rendite von
opinion, is a disaster for       derzeit 1.35%, wenn die Inflation gleichzeitig bei drei Prozent liegt. Und zu guter Letzt würden steigende
Europe                           Anleihenrenditen dazu führen, dass Risikoanlagen und hier speziell Aktien unter Druck geraten würden.
                                 Das dürfte der Zeitpunkt sein, wenn die Zentralbanken eingreifen, denn einen weiteren Einbruch an
                                 den Finanzmärkten werden sie mit allen Mitteln zu verhindern versuchen
                                 Wir könnten uns gut vorstellen, dass die Fed bei Renditen in den 10jährigen Anleihen von 2% - 2.5%
                                 eingreift und die Zinskurvenkontrolle einführt. Aber wie funktioniert das? Ähnlich dem Quantitative
                                 Easing (QE) würde die Notenbank im grossen Stil Anleihen aufkaufen,, um einen Renditeanstieg zu
                                 verhindern. Das wird bereits in Japan und Australien praktiziert (inoffiziell auch in Europa) und wäre
                                 auch in den USA nichts Neues. Bereits zwischen 1942 und 1951 griff die Fed zur Zinskurvenkontrolle
                                 und «deckelte» die Anleihenrenditen bei 2.5%.

                                 Ein solcher Schritt hätte nach unserer Meinung grosse Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Denn nur
                                 schon moderate Inflation hat enorme Auswirkungen für Sparer, wie sich untenstehender Grafik
                                 entnehmen lässt. Für die Staaten hingegen hätte die Zinskurvenkontrolle einen angenehmen
Sven Henrich,                    Nebeneffekt. Dank Inflation lässt sich die Verschuldung reduzieren. So sank die Staatsverschuldung in
Northmantrader                   den USA zwischen 1945 und 1954, also kurz nach Einführung der Zinskurvenkontrolle, von 110% des
„The global financial            BIP auf 62%.
system is so broken it
can’t even handle 1%             Das wird aus 10'000 Euro nach einem Jahr und nach 10 Jahren
rates. Let’s face it: it’s all
mirage held up by cheap
money. The world is in
essence bankrupt,
couldn’t handle its
obligations without zero to
negative rates. And since
nobody has any solutions
and nobody wants to face
the music they’ll stay on
this path for as long as
possible”

                                 Quelle: www.faz.net

                                 Sollte die Fed tatsächlich zum Mittle der Zinskurvenkontrolle greifen, dürften Sachwerte wie Aktien und
                                 Rohstoffe nochmals einen kräftigen Schub erhalten. Und für Edelmetalle wäre es wohl der Startschuss
                                 für eine eindrucksvolle Rally. Denn wie der Grafik auf der nächsten Seite entnommen werden kann,
                                 bewegt sich Gold praktisch 1:1 invers zu den Realzinsen. Negative Realzinsen wirken wie ein
                                 Brandbeschleuniger für Gold. Negative Realzinsen entstehen, wenn die Inflation höher liegt als die
                                 Nominalzinsen (z. Bsp. 2.5% Nominalzinsen minus 4% Inflation = -1.5% Realzinsen). Aus diesem Grund
                                 erachten wir die derzeitige Schwäche im Gold als Kaufgelegenheit und rechnen bis Ende Jahr mit
                                 deutlich höheren Notierungen.
                                 Besonderes Augenmerk werfen wir auch auf Silber. Das Metall befindet sich seit dem fulminanten
                                 Kursanstieg zwischen März und August 2020 in einer schon seit mehreren Monaten andauernden
                                 Konsolidierung. Silber ist in Relation zu Gold viel zu günstig und dürfte zudem überproportional von den
                                 Bestrebungen, unsere Wirtschaft «grüner» zu machen, profitieren. Unter anderem wird Silber zur
                                 Herstellung von Solarenergieanlagen verwendet.
2021 Halbjahres-Kommentar - CV INVEST PARTNERS AG
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                                                                 Halbjahres-
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Realzinsen (Blau) vs. Gold (Rot)

Quelle: fred.stlouisfed.org

Konsequenterweise sind wir auch für Goldminenaktien äusserst positiv eingestellt. Nicht nur performen
sie um den Faktor 2-3 besser als Gold, sie sind auch (noch) extrem günstig zu haben, was man vom
US-Aktienmarkt, der auf historischen Höchstbewertungen handelt, nicht behaupten kann. Bei
durchschnittlichen Kosten pro Unze von weniger als USD 1'000 und einem Goldpreis von derzeit knapp
USD 1'800 sind die Margen der Produzenten so hoch wie selten zuvor. Der gesamte Sektor ist praktisch
schuldenfrei, die freien Cash-Flows sprudeln regelrecht und die durchschnittliche Dividendenrendite
des Sektors übertrifft inzwischen diejenige des S&P 500 deutlich. Zu guter Letzt sind die Bewertungen
noch immer moderat und die Marktkapitalisierung des gesamten Sektors beträgt nur einen Bruchteil
von z. Bsp. Apple.

Operative Cash-Flow und Nettoverschuldung          Marktkapitalisierung HUI Index

. Quelle: https://www.incrementum.li/

Rohstoffe sind die Anlageklasse, welche am Stärksten auf Signale an der Inflationsfront reagiert. Nach
den starken Kursanstiegen erwarten wir aber, dass die Konsolidierung bzw. Korrektur noch nicht
vorüber ist und noch einige Wochen, wenn nicht sogar Monate, andauern könnte. Wie unglaublich
günstig aber Rohstoffe im Verhältnis zum Aktienmarkt (S&P 500) trotz der starken Aufwärtsbewegung
aber immer noch sind, beweist untenstehende Grafik von Incrementum eindrücklich.

Rohstoffe im Verhältnis zum S&P 500

Quelle: https://www.incrementum.li/
2021 Halbjahres-Kommentar - CV INVEST PARTNERS AG
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                                                                                                    Halbjahres-
                                                                                                    Halbjahres -Kommentar

Sir John Templeton           Analog den Rohstoffen sind wir auch für Aktien kurzfristig vorsichtig eingestellt. Nicht nur stehen wir
Templeton Funds Founder      derzeit in der saisonal schwächsten Phase, wir beobachten auch steigende Aktienpreise bei
and former Chairman          gleichzeitig schwächelnder Marktbreite. Auch das Umfeld wird anspruchsvoller, Die konjunkturelle
                             Wachstumsdynamik wird zweifelsohne abnehmen, die Zentralbanken werden die Märte vermehrt
„Bull markets are born on
                             testen, indem sie über Drosselungen der Geldpolitik sprechen und China steht ganz klar auf der
pessimism, grow on
                             Bremse.
skepticism, mature on
                             Rückschläge sollten aber kurzfristiger Natur sein, denn der Chart des S&P 500 offenbart noch einiges
optimism and die on
                             an Potential. Mit dem Tief im März 2020 wurde die Korrekturwelle (4) beendet und die fünfte und letzte
euphoria“
                             Welle des Bullenmarktes, welcher im März 2009 seinen Anfang nahm, wurde eingeläutet. Da wir uns
                             erst mittendrin in dieser Aufwärtsbewegung befinden, sehen wir noch deutliches Potential nach oben.
                             Bullenmärkte werden geboren in Zeiten des Pessimismus und enden in Euphorie. Genau diese
                             Euphorie dürfte uns noch bevorstehen und die bereits extremen Bewertungen weiter nach oben
                             schrauben.

                             S&P 500 Tageschart

Kevin Duffy, Bearing Asset
Management
„Die Exzesse ums Jahr        Quelle: www.stockcharts.com

2000 wurden durch die
Idee des “First Mover Ad-    Zutaten, welche auf ein Ende dieses über zehn Jahre andauernden Bullenmarktes hindeuten, sind
vantage» angeheizt. Die      reichlich vorhanden:
Immobilienblase von
2006/07 wiederum                  •    Der IPO-Boom hält an. Gemessen am Emissionsvolumen wurden in den Monaten April bis
basierte auf der Über-                 Mai historisch noch nie so viele Investorengelder für IPO’s eingesammelt wie bisher in einem
zeugung, dass die                      2. Quartal
Häuserpreise immer nur            •    80% der Börsengänge in den USA sind Unternehmen, die noch Verlust schreiben, der
steigen können. In der                 höchste Stand seit 1999
aktuellen Blase haben             •    Auch wenn die Euphorie um die SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) etwas
solche falschen Glaubens-              nachgelassen hat, erinnern diese Vehikel, welche Anlagegeld für noch unbestimmte
vorstellungen jedoch eine              Geschäftszwecke aufnehmen, stark an die Technologieblase in den Neunzigerjahren.
ganz neue Dimension               •    «Margin Debt», also das Volumen an Lombardkrediten, ist im Mai in den USA weiter auf
erreicht. Es herrscht die              sagenhafte USD 860 Mrd. gestiegen. Das ist in Prozent des BIP schon deutlich mehr als auf
allgemeine Überzeugung,                dem Höhepunkt der Technologieblase im Jahr 2000
dass der Staat alle               •    Eine neue Generation an Börsenteilnehmern zockt am Aktienmarkt als wäre die Börse ein
Probleme lösen könne“                  grosses Casino (Gamestop, AMC, etc.)
                                  •    «Shorts» sind so gut wie ausgestorben. Sie haben sich in den letzten Monaten derart die
                                       Finger an Aktien wie Gamestop oder Tesla verbrannt, dass der Anteil leer verkaufter Aktien auf
                                       den niedrigsten Stand seit 2000 gefallen ist
                                  •    Eine     ganze      Generation   von   «Investoren»   hat   weder   die   Finanzkrise   noch   die
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         Technologieblase miterlebt und stattdessen «gelernt», dass jeder Rückschlag eine
         Kaufgelegenheit ist. Sie, die Generation, ist überzeugt, dass das «Spiel» an der Börse eine
         sichere Sache sei und die Notenbanken jedes Mal zu Hilfe eilen, wenn es brennt (wenn sie
         sich da bloss nicht täuschen….)
    •    Gemessen am zyklisch adjustierten Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller P/E) war der S&P 500 nur
         1929 und auf dem Höhepunkt der Technologieblase so hoch bewertet wie heute. Auch der
         Buffett-Indikator, welcher die Marktkapitalisierung ins Verhältnis zum GDP setzt, steht auf dem
         höchsten, je gemessenen Wert. Wie viel «Hoffnung und Träume» in den Aktienkursen
         enthalten sind, zeigt die eindrückliche Grafik von Jim Bianco. Die rote Fläche zeigt die
         Substanz der im Index enthaltenen Unternehmen, also ihr Buchwert. Die blaue Fläche zeigt
         den Gegenwartswert der erwarteten Cashflows, die die Unternehmen in den kommenden
         drei Jahren erwirtschaften werden. Die gelbe Fläche schliesslich sind die «Hopes and
         Dreams».

Doch allen diesen Warnsignalen zum Trotz, deuten die Charts noch nicht auf ein Ende des Bullen-
marktes hin. Und auch die Marktbreite stimmt uns immer noch mehrheitlich positiv. Die beiden Tops im
Jahr 2000 und 2007 waren geprägt von schwächelnder Marktbreite. Das beobachten wir zum Teil
bereits jetzt, wobei ein wichtiger Faktor noch immer positive Signale sendet. Die sogenannte Advance-
Decline Linie, welche das Verhältnis von steigenden zu fallenden Aktien darstellt, erreicht im Einklang
mit dem S&P 500 neue Hochs. In den Jahren 2000 und 2007 zeigte sich bereits Monate vor dem
eigentlichen Top eine Divergenz. Eine erneute Divergenz würde uns in Alarmbereitschaft versetzen.

Fazit
Mit ihrer Einschätzung, es gebe keine Blase am Häusermarkt, hatte die amerikanische Zentralbank
bereits 2007 kolossal danebengelegen. Dieses Mal zweifeln wir sehr daran, wonach die steigenden
Inflationsraten nur vorübergehend seien. Wir sind davon überzeugt, dass die Inflation erhöht bleiben
wird, weshalb auch die Anleihenrenditen weiterem Aufwärtsdruck ausgesetzt sein werden. Um einen
Einbruch an den Finanzmärkten zu vermeiden, dürfte schon bald zum Mittel der Zinskurvenkontrolle
gegriffen werden, welche speziell Edelmetallen und Rohstoffen zu einem neuen Höhenflug verhelfen
dürfte. Aber auch Aktien sollten von einem solchen Schritt profitieren und weiter nach oben tendieren,
was am Ende in einer Euphorie enden könnte. Eine Euphorie, die wir bis jetzt noch vermissen. Dass wir
uns aber auf direktem Weg in eine neue, grosse Krise bewegen, daran haben wir keinen Zweifel. Die
Frage ist nur wann. Wir sollten noch ein bis zwei Jahre Ruhe haben.
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