2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH
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Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Beschreibung der Fläche N-7.2 in der deutschen AWZ der Nordsee 2022
Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Beschreibung der Fläche N-7.2 in der deutschen AWZ der Nordsee Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Februar 2022
im Auftrag der BNetzA © Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Hamburg und Rostock 2022 Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des BSH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Foto: Marcel Ruhnau, BSH
Inhalt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Ziele und Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3 Beschreibung der Fläche im Auktionsjahr 2022 . . . . . 9 3.1 Fläche N-7.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4 Voruntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 4.1 Voruntersuchungen auf der Fläche N-7.2 . . . . . 11 4.1.1 Voruntersuchungen zur Meeresumwelt . . . . . . 11 4.1.1.1 Schutzgut Benthos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4.1.1.2 Schutzgut Fische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.1.1.3 Schutzgut Rastvögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.1.1.4 Schutzgut Zugvögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.1.1.5 Schutzgut Marine Säuger . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.1.1.6 Schutzgut Biotoptypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.1.2 Ergebnisse der Voruntersuchungen zum Baugrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.1.2.1 Hydrographische Vermessung des Meeresbodens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4.1.2.2 Geophysikalische Untersuchung des Meeresbodens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.1.2.3 Geotechnische Untersuchung des Untergrundes (bis 80 m Tiefe) . . . . . . . . . . . . . 21 4.1.2.4 Geologisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 4.1.2.5 Berichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4.1.3 Ergebnisse der Voruntersuchungen zu den Windverhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4.1.4 Ergebnisse der Voruntersuchungen zu den ozeanographischen Verhältnissen . . . . . . . . . . 25 4.2 Ergebnisse der Voruntersuchungen zur verkehrlichen Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 5 Eignungsfeststellung und Festlegung der zu installierenden Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Teil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Teil 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Teil 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
4 Inhalt 6 Zugang zu weiteren Informationen . . . . . . . . . . . . . . . 47 6.1 Allgemeine Informationen zum Verfahren . . . . . 47 6.2 Veröffentlichung der Ergebnisse der Flächenvoruntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . 47 6.3 Informationen zur Ausschreibungen der Bundesnetzagentur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 6.4 Koordinaten der Flächen . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Ziele und Übersicht 5 1 Ziele und Übersicht Foto: Sebastian Fuhrmann, BSH Dieses Dokument richtet sich an Interessenten an Dieses Dokument wurde allein zu Informationszwe- der Ausschreibung der Bundesnetzagentur cken erstellt und hat keinerlei rechtliche Wirkung. Es (BNetzA) der voruntersuchten Fläche N-7.2 im ersetzt auch nicht die rechtlich vorgeschriebene Gebiet N-7 in der deutschen ausschließlichen öffentliche Bekanntmachung. Weitere Informationen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee. über Voruntersuchungen einschließlich aller Berichte, Daten und sonstiger Produkte sind veröf- Das Dokument gibt einen Überblick über fentlicht unter: https://www.bsh.de/DE/THEMEN/ • die Lage und Umgebung der Fläche Offshore/Flaechenvoruntersuchung/flaechenvorun- • die durchgeführten Voruntersuchungen und tersuchung_node.html deren Ergebnisse im Hinblick auf Meeresumwelt, Baugrund, Wind- und ozeanographische Verhält- nisse sowie die Verkehrssituation sowie • die bei der Realisierung von Projekten auf dieser Fläche sowie im Planfeststellungsverfahren gel- tenden Vorgaben.
Einleitung 7 2 Einleitung Gemäß § 16 Windenergie-auf-See-Gesetz (Wind Hierbei ist auch eine Strategische Umweltprüfung SeeG) ermittelt die Bundesnetzagentur (BNetzA) (SUP) durchzuführen. Hierfür wird zu jeder Fläche seit dem Jahr 2021 für Windenergieanlagen auf ein Untersuchungsrahmen festgelegt, ein Umwelt- See, die ab dem 1. Januar 2026 in Betrieb genom- bericht erstellt und eine Beteiligung von Trägern men werden, den Adressaten und die Höhe der öffentlicher Belange, Verbänden sowie der Öffent- Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz lichkeit durchgeführt. (EEG) mittels Ausschreibung. Lage, Zeitpunkt und Reihenfolge der auszuschreibenden Flächen Die Eignungsfeststellung kann Vorgaben für das werden jeweils durch den Flächenentwicklungsplan spätere Vorhaben beinhalten, insbesondere zu Art (FEP) festgelegt. Gemäß dem aktuell geltenden FEP und Umfang der Bebauung der Fläche sowie der ist die Fläche N-7.2 im Jahr 2022 auszuschreiben. Lage der Bebauung auf der Fläche, wenn andern- falls durch die Errichtung und den Betrieb von Die im FEP festgelegten Flächen werden durch das Windenergieanlagen auf See auf dieser Fläche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Beeinträchtigungen der Kriterien und Belange nach (BSH) nach § 9 ff. WindSeeG voruntersucht. Die § 10 Absatz 2 WindSeeG zu besorgen sind. Voruntersuchung umfasst Untersuchungen zur Meeresumwelt, die Vorerkundung des Baugrundes sowie die Untersuchung der Wind- und ozeanogra- phischen Verhältnisse auf der auszuschreibenden Fläche. So sollen Informationen bereitgestellt werden, die den Bietern als Grundlage für die Ausschreibung der BNetzA dienen. Zudem soll das spätere Plan- feststellungsverfahren für Windenergieanlagen auf See auf diesen Flächen beschleunigt werden. Abbildung 1: Die Voruntersuchung und Eignungsfeststellung im Gesamtsystem des zentralen Modells für den Bereich der Aufbauend unter anderem auf den Ergebnissen der deutschen AWZ der Nord- und Ostsee Voruntersuchung wird dann die Eignung der Flä- chen für die Ausschreibung geprüft. Dabei wird geprüft, ob Belange der Meeresumwelt, der Schiff- fahrt sowie weitere (u. a. Raumordnung, Vorgaben des Flächenentwicklungsplans, militärische Belange, Belange von Kabel- und Rohrleitungsinha- bern), die im vorangegangenen Verfahren zur Aufstellung des FEP zu berücksichtigen waren sowie im späteren Planfeststellungsverfahren zu berücksichtigen wären, durch eine Bebauung der Fläche mit Windenergieanlagen beeinträchtigt würden.
Beschreibung der Fläche im Auktionsjahr 2022 9 3 Beschreibung der Fläche im Auktionsjahr 2022 Gemäß § 17 WindSeeG schreibt die BNetzA seit Der aktuell geltende FEP hat für das Ausschrei- dem Jahr 2021 zum Gebotstermin 1. September bungsjahr 2022 die Fläche N-7.2 festgelegt. jährlich die im FEP festgelegten Flächen aus. Abbildung 2: Übersicht der Lage der Gebiete und Flächen (ETRS 89, LAEA) in der deutschen AWZ der Nordsee auf Grundlage des FEP 2020. Die Koordinaten werden als zusätzliches Informationsangebot im GeoSea-Portal (Geodateninfrastruktur des BSH) bereitge- stellt; dabei handelt es sich um eine nachrichtliche Darstellung, maßgeblich für die Festlegung der Fläche bleibt die Festlegung im FEP.
10 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung 3.1 Fläche N-7.2 Durch die Fläche verlaufen das in Betrieb befindli- che Datenkabel „Atlantic Crossing 2“, die „BorWin“- Die Fläche N-7.2 liegt in der deutschen AWZ der Netzanbindungsleitungen (HVDC-Kabel) 1, 2, 4 und Nordsee in der im Offshore-Netzentwicklungsplan 5 sowie die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertra- definierten Zone 2 und bildet zusammen mit dem gungsleitung NorNed, wodurch diese auf mehrere nördlich angrenzenden Vorhaben „He Dreiht“ das Teilflächen aufgeteilt wird. im FEP 2020 festgelegte Gebiet N-7 (Abb. 3). Nach Westen wird die Fläche durch das Vorranggebiet Die Wassertiefen belaufen sich auf 36,5 bis 38,6 m Schifffahrt SN12 (ROP 2021) und nach Nordosten (Lowest Astronomical Tide). durch die Gasleitung „Norpipe“ begrenzt. Mit einem Abstand von ca. 7,5 km schließt im Süden das Die Entfernungen zu den nächstgelegenen Inseln Verkehrstrennungsgebiet „German Bight Western betragen etwa 75 km bis Borkum und ca. 100 km Approach“ an. bis Helgoland. Abbildung 3: Übersicht der Lage der Fläche N-7.2 (ETRS 89, UTM 32N) in der deutschen AWZ der Nordsee. Die Koordinaten werden als zusätzliches Informationsangebot im GeoSea-Portal (Geodateninfrastruktur des BSH) bereitgestellt; dabei handelt es sich um eine nachrichtliche Darstellung, maßgeblich für die Festlegung der Fläche bleibt die Festlegung im FEP.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 11 4 Voruntersuchungen 4.1 Voruntersuchungen auf der Fläche N-7.2 § 45 WindSeeG zur Errichtung von Windenergiean- lagen auf See auf dieser Fläche erforderlich sind Im Folgenden werden die auf der Fläche N-7.2 und die unabhängig von der späteren Ausgestal- durchgeführten Voruntersuchungen dargestellt. tung des Vorhabens durchgeführt werden können. Zur Charakterisierung der Fläche in Bezug auf die 4.1.1 Voruntersuchungen zur Meeresumwelt Naturausstattung und Lebensgemeinschaften werden Daten zu den Schutzgütern Benthos, Biotoptypen, Fische, Avifauna und marine Säuger herangezogen/erhoben. Für die Schutzgüter Benthos und Fische wurde eine zweijährige Basisaufnahme gemäß StUK4 mit jeweils einer Erhebung im Frühjahr und Herbst im ersten und einer Erhebung im Herbst im zweiten Untersuchungsjahr durchgeführt. Für die Schutzgüter Avifauna und marine Säuger umfasst ein Jahresgang nach StUK4 grundsätzlich zwölf Kalendermonate, einschließlich des Monats des Beginns der Untersuchungen. Für die Schutz- Standard-Fanggerät für die Fischerfassung nach StUK4: güter Rastvögel und marine Säuger sind ganzjäh- 7-m-Baumkurre am Steuerbordausleger eines für die Voruntersu- chung des Schutzgutes Fische gecharterten Krabbenkutters rige Untersuchungen erforderlich. Die Erfassung der (Foto: Dr. Andreas Dänhardt, BSH) Zugvögel beschränkt sich auf die Hauptzugzeiten. Die im Folgenden beschriebenen Voruntersuchun- Für die Bewertung der Schutzgüter Avifauna und gen zur Meeresumwelt setzen die Anforderungen marine Säuger im Rahmen der Voruntersuchungen des Standards Untersuchung der Auswirkungen werden neben der umfangreichen einschlägigen von Offshore-Windenergieanlagen auf die Meeres- Literatur und aktuellen UVP-Berichten flugzeug- und umwelt (aktuell StUK4) um. Nach § 10 Abs. 1 Nr. 1 schiffsgestützte Daten verwendet, die im Auftrag WindSeeG werden Untersuchungen durchgeführt des BSH nach StUK4 (BSH 2013) zwischen August und dokumentiert, die für eine Umweltverträglich- 2018 und Juli 2020 erhoben wurden (BioConsult et keitsstudie in dem Planfeststellungsverfahren nach al. 2021).
12 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung 4.1.1.1 Schutzgut Benthos bare Anzahl endobenthischer Arten festgestellt. Insgesamt wurden 222 Inauna-Taxa nachgewiesen, von denen 155 bis auf Artniveau bestimmt werden konnten. Vielborstige Würmer (Polychaeta) und Krebstiere (Crustacea) stellten die artenreichsten Großgruppen dar. Auf der Fläche N-7.2 wurden nahezu alle typischen Vertreter der sog. Nucula- nitidosa-Gemeinschaft nachgewiesen. Standard-Fanggerät für die Erfassung der wirbellosen Infauna nach StUK4: Van-Veen-Greifer mit Inhalt, unmittelbar vor der Siebung der Probe (Foto: Dr. Andreas Dänhardt, BSH) Das Institut für angewandte Ökosystemforschung (IfAÖ) wurde mit der Durchführung der Basisauf- nahme des Schutzgutes Makorozoobenthos für die Fläche N-7.2 beauftragt. Abbildung 4: Artenzahl pro Station für die Infauna der Fläche N-7.2 im Herbst 2019, Frühjahr 2020 und Herbst 2020 (auf Basis Für die Infauna (im Boden lebende Tiere) und die der Stationsmittelwerte). Epifauna (auf dem Boden lebende Tiere) wurde eine zweijährige Basisaufnahme gemäß StUK4 mit Im gesamten Untersuchungszeitraum wurden jeweils einer Erhebung im Frühjahr und Herbst im mittels Van-Veen-Greifer und 2-m-Baumkurre in der ersten und einer Erhebung im Herbst im zweiten Fläche „N-7.2“ insgesamt 267 Taxa erfasst, von Untersuchungsjahr durchgeführt. denen 189 bis auf Artniveau bestimmt wurden. Einunddreißig davon (16,4 %) werden in der Roten- Die Infauna wurde mittels Van-Veen-Greifer beprobt, Liste und Vorwarnliste für Deutschland (RACHOR et die Epifauna-Proben wurden mit einer 2-m-Baum- al. 2013) geführt. Arten der Gefährdungskategorien kurre gewonnen. Sedimentparameter wurden aus 0 (ausgestorben) und 1 (vom Aussterben bedroht) den Greiferproben bestimmt. Die Bestimmung fehlten, während mit dem riffbildenden Polychaeten von Art, Abundanz und Biomasse erfolgten für die Sabellaria spinulosa im Frühjahr 2020 eine stark Infauna im Labor, für die Epifauna hingegen so weit gefährdete Art (Kategorie 2) nachgewiesen wurden. wie möglich an Bord. Gegebenenfalls wurden Tiere, Tote Mannshand Alcyonium digitatum, Schlamm- die nicht an Bord identifiziert werden konnten, im rose Cylista undata der Polychaet Sigalion mat- Labor nachbestimmt. hildae gelten als gefährdet (Kategorie 3). Jeweils 16, 6 und 5 der nachgewiesenen Benthosarten Mit durchschnittlich 48, 50 und 57 Makrozooben- werden unter den Kategorien „Gefährdung unbe- thos-Arten pro Greiferstation wurden im Herbst kannten Ausmaßes“ (G), „extrem selten“ (R) und 2019, im Frühjahr und Herbst 2020 eine vergleich-
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 13 „Vorwarnliste“ (V) geführt. Von den 1 244 Makro Bei den beiden Herbstkampagnen wurden mit der zoobenthos-Taxa, die für die Rote Liste bewertet 7-m-Fischbaumkurre und der 2-m-Epifaunakurre im wurden, wurden 400 Taxa (32,2 %) einer Rote-Liste- Mittel 13–14 Fischarten gefangen, bei der Früh- Kategorie (0, 1, 2, 3, G, R) und 39 der Vorwarnliste jahrskampagne hingegen lediglich 11. (Kategorie V) zugeordnet. Von diesen 439 Taxa wurden 7,1 % bei den Untersuchungen in der Fläche „N-7.2“ nachgewiesen. 4.1.1.2 Schutzgut Fische Das IfAÖ wurde ebenfalls mit der Durchführung einer zweijährigen Basisaufnahme des Schutzgutes Fische für die Fläche N-7.2 beauftragt, mit jeweils einer Erhebung im Frühjahr und Herbst im ersten und einer Erhebung im Herbst im zweiten Untersu- chungsjahr. Für diese Untersuchung wurden Grundschleppnetze Abbildung 5: Artenzahl pro Station für die Fische der Fläche N-7.2 im Herbst 2018, Frühjahr 2019 und Herbst 2019 (Box- eingesetzt, sogenannte Baumkurren mit einer Breite Whisker-Plot auf Basis der Einzelhols). von 7,2 m und einer Stauhöhe von 35 cm. Auf der Fläche N-7.2 und der dazugehörigen Referenzfläche Insgesamt wurden 35 Arten aus 21 Familien erfasst, (vgl. StUK4) wurden auf jeweils 20 repräsentativ wovon Schollenartige mit 4 Arten und Kabeljauar- verteilten Schleppstrichen 20 Hols mit Steuerbord- tige und Grundeln mit jeweils 3 Arten die arten- und Backbordkurre durchgeführt. Die Bestimmung reichsten Fischfamilien waren. Mit dem Nagelro- von Art, Abundanz, Länge und Biomasse erfolgte so chen Raja clavata wurde eine gemäß Roter Liste weit wie möglich an Bord. Gegebenenfalls wurden (Thiel et al. 2013) vom Aussterben bedrohte Art Tiere, die nicht an Bord identifiziert werden konnten, erfasst (Kategorie 1). Der Fleckenrochen Raja im Labor nachbestimmt. montagui, im Herbst 2019 und Frühjahr 2020 nachgewiesen, gilt als extrem selten (Kategorie R). Weitere nachgewiesene Arten mit einer Gefähr- dungskategorie sind der stark gefährdete Schell- fisch Melanogrammus aeglefinus (2), die auf der Vorwarnliste (V) geführten Arten Atlantische Makrele Scomber scombrus, Kabeljau Gadus morhua, Seezunge Solea solea und Steinbutt Scophthalmus maximus. Bei Lozanos Grundel Pomatoschistus lozanoi, Ornament-Leierfisch Callionymus reticula- tus und Sandgrundel Pomatoschistus minutus ist die Datengrundlage für eine Gefährdungseinschät- zung unzureichend (D). Alle anderen nachgewiese- nen Arten gelten als ungefährdet. Wittlinge (Merlangius merlangus) dreier unterschiedlicher Größenklassen. Diesjährige (die unteren beiden), ein- (Mitte) und zweijährige (oben) Exemplare (Foto: Dr. Andreas Dänhardt, BSH)
14 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung 4.1.1.3 Schutzgut Rastvögel Das Seevogelvorkommen wird von Möwen domi- niert, die ganzjährig in der Umgebung der Fläche Der Eignungsprüfung der Fläche N-7.2 hinsichtlich N-7.2 vorkommen. Zu den häufigsten Arten zählen des Schutzgutes „See- und Rastvögel“ liegen u. a. dabei Heringsmöwe (Larus fuscus) und Dreizehen- flugzeug- und schiffsgestützte Daten zugrunde, die möwe (Rissa tridactyla). im Auftrag des BSH nach StUK4 (BSH 2013) zwi- schen August 2018 und Juli 2020 erhoben wurden Nach aktuellem Kenntnisstand hat die Umgebung (BioConsult et al. 2021). der Fläche N-7.2 insgesamt eine mittlere Bedeutung für rastende und nahrungssuchende Seevögel. Die Datenerhebung erfolgte durch ein Konsortium aus BioConsult SH GmbH & Co. KG, IBL Umwelt- planung GmbH und dem Institut für angewandte 4.1.1.4 Schutzgut Zugvögel Ökosystemforschung GmbH. Grundlage der Eignungsprüfung der Fläche N-7.2 Die Erfassungen der Rastvögel im Untersuchungs- hinsichtlich des Vogelzugs waren Radaruntersu- gebiet „N-7.2“ dienen der Ermittlung des Status chungen, Sichtbeobachtungen und nächtlicher quo der räumlichen Verteilung, der Abundanz und Zugruferfassung gemäß Standarduntersuchungs- des Verhaltens der Vögel, um die Bedeutung des konzept (StUK4), die im Auftrag des BSH während Untersuchungsraums als Rast-, Nahrungs- und/ der Hauptzugzeiten im Herbst 2018 bis Frühjahr oder Mausergebiet zu bewerten. Dazu wurden die 2020 erfolgten (BioConsult SH et al. 2020b). Rastvögel von Beobachterinnen und Beobachtern während Transektfahrten von Schiffen erfasst. Es Alljährlich ziehen schätzungsweise 10–100 Millio- wurden zwölf Transekt-Erfassungen pro Jahr unter nen Vögel aus bzw. in ihre nördlichen Brutgebiete Berücksichtigung der Erfassungsbedingungen über die Deutsche Bucht. Bislang wurden auf nach StUK4 durchgeführt. Die schiffsbasierten Helgoland 436 Zugvogelarten nachgewiesen. Rastvogelzählungen wurden durch Zählflüge mit einem Flugzeug ergänzt, bei denen hochauflösende In der Umgebung der Fläche N-7.2 wurden bei den Bilder (ca. sieben Bilder pro Sekunde und eine Sichtbeobachtungen tagsüber insgesamt 98 Arten Auflösung von 2 cm an der Meeresoberfläche) mit festgestellt, darunter überwiegend Möwen, Basstöl- Hilfe digitaler Videotechnik durch das HiDef-System pel, Seeschwalben und Alken. Bei der Zugruferfas- gemacht werden. Pro Jahr wurden acht Flüge sung in der Dunkelphase dominierten Singvögel durchgeführt. (Rotdrossel, Amsel, Singdrossel und Wacholder- drossel). Die saisonalen Zugintensitäten variierten Die umfangreichen Untersuchungen zeigen für die sowohl über die Jahre als auch zwischen Tag und Umgebung der Fläche N-7.2 übereinstimmend, Nacht, wobei ein Großteil des Vogelzugs binnen dass hier eine Seevogelgemeinschaft anzutreffen weniger Zugereignisse erfolgt. Innerhalb des ist, wie sie für die vorherrschenden Wassertiefen Erfassungsbereichs bis 1 000 m wurde ca. 1/3 des und hydrographischen Bedingungen, die Entfer- Vogelzugs unterhalb von 300 m detektiert. In den nung von der Küste sowie für die ortsspezifischen vier untersuchten Zugperioden der Jahre 2018 bis Einflüsse zu erwarten ist. 2020 lag der Anteil der unterhalb von 20 m fliegen- den Vögel zwischen 77 % im Herbst 2019 und 89 % im Frühjahr 2019.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 15 Spezielle Zugkorridore waren für keine Zugvogelart werden hochauflösende Bilder (ca. sieben Bilder erkennbar, stattdessen verlief der Vogelzug in pro Sekunde und eine Auflösung von 2 cm an der breiter Front mit Tendenz zur Küste. Während der Meeresoberfläche) mit Hilfe digitaler Videotechnik Zugzeiten tritt kontinuierlich Vogelzug in mitunter mit dem HiDef-System gemacht. Pro Jahr wurden hoher Intensität auf, die allerdings im Vergleich zu acht Flüge durchgeführt. Die flugzeugbasierten anderen Gebieten in der deutschen Bucht nicht Erfassungen wurden durch schiffsgestützte Erfas- hervorsticht. Der Bedeutung der Fläche N-7.2 und sungen ergänzt, bei denen neben den Rastvögeln ihrer Umgebung für den Vogelzug wird daher als auch die Meeressäuger von Beobachterinnen und durchschnittlich bewertet. Beobachtern während Transektfahrten von Schiffen aus erfasst wurden. Es wurden zwölf Transekt- In der Umgebung der Fläche N-7.2 tritt in den Erfassungen pro Jahr unter Berücksichtigung der Zugzeiten regelmäßig Vogelzug auf. Vereinzelt Erfassungsbedingungen nach StUK4 durchgeführt. kommt es zu stärkeren Zugereignissen am Tag und Zur Untersuchung der Habitatnutzung wurden in der Nacht im standortspezifischen Maßstab. Die C-PODs (Cetacean & Porpoise Detector), automati- ermittelten Zugraten ordnen sich in das gesamte sierte Schweinswal-Klickdetektoren, eingesetzt. Vogelzuggeschehen über der Deutschen Bucht ein. C-PODs sind autonome Aufnahmegeräte, die Dem Zuggeschehen und dessen Intensität in der die hochfrequenten Echolokalisationslaute von Umgebung der Fläche N-7.2 wird daher eine Schweinswalen mit Hilfe eines eingebauten Unter- mittlere Bedeutung beigemessen. wassermikrophons (Hydrophon) aufzeichnen. Die aufgezeichneten Laute werden später mittels einer speziellen Software automatisch nach schweinswal- 4.1.1.5 Schutzgut Marine Säuger spezifischen Signalen abgesucht. Der Eignungsprüfung der Fläche N-7.2 hinsichtlich Da flugzeug- und schiffsgestützte Erfassungsme- des Schutzgutes „Marine Säuger“ liegen u. a. thoden zwar deutlich größere Gebiete abdecken flugzeug- und schiffsgestützte Daten zugrunde, die können, aber lediglich eine Momentaufnahme im Auftrag des BSH nach StUK4 (BSH 2013) zwi- darstellen, und C-PODs eine sehr hohe zeitliche, schen August 2018 und Juli 2020 erhoben wurden aber geringe räumliche Auflösung bieten, ist eine (BioConsult et al. 2021). Die Datenerhebung Kombination der Erfassungsmethoden sinnvoll und erfolgte durch ein Konsortium aus BioConsult SH geeignet zur Beschreibung und Bewertung des GmbH & Co. KG, IBL Umweltplanung GmbH und Bestandes mariner Säuger im Untersuchungsge- dem Institut für angewandte Ökosystemforschung biet. GmbH. Zusätzlich wurden Daten zur Habitatnut- zung verwendet, die im Rahmen von Umweltver- In der deutschen AWZ der Nordsee kommen träglichkeitsstudien sowie Bau- und Betriebsmonito- regelmäßig drei Arten mariner Säuger vor: ring für Offshore-Windparks erhoben wurden. Die Schweinswale (Phocoena phocoena), Kegelrobben Erfassungen der Meeressäuger im weiteren Umfeld (Halichoerus grypus) und Seehunde (Phoca vitu- des Untersuchungsgebietes „N-7.2“ dienen der lina). Alle drei Arten zeichnen sich durch eine hohe Ermittlung von Vorkommen, der räumlichen Vertei- Mobilität aus. Wanderungen, insbesondere zur lung, des Verhaltens und der Habitatnutzung der Nahrungssuche, beschränken sich nicht nur auf die Tiere, um die Bedeutung des Untersuchungsraums AWZ, sondern schließen auch das Küstenmeer und für die Meeressäuger zu bewerten. Dazu wurden weite Gebiete der Nordsee grenzübergreifend ein. mit einem Flugzeug Zählflüge durchgeführt. Hier
16 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Die Fläche N-7.2 hat nach aktuellem Kenntnisstand 4.1.1.6 Schutzgut Biotoptypen eine mittlere Bedeutung für Schweinswale. Eine Nutzung der Fläche N-7.2 als Aufzuchtgebiet kann Während der Baugrundvorerkundung durchge- ausgeschlossen werden. Stattdessen durchqueren führte Seitensichtsonar-Erfassungen zeigten sich Schweinswale die Fläche ganzjährig und jagen dort. sehr homogene Sediment- und Biotopstrukturen auf der Fläche N-7.2, und es gab keine Hinweise auf Für die beiden Robbenarten haben die Fläche Vorkommen gesetzlich geschützter Biotope (nach N-7.2 und ihre Umgebung aufgrund der Entfernung § 30 BNatSchG). zu den nächsten Liege- und Wurfplätzen keine besondere Bedeutung.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 17 4.1.2 Ergebnisse der Voruntersuchungen zum Die geophysikalischen Untersuchungen liefern Baugrund Erkenntnisse über den Aufbau des Meeresbodens sowie des Untergrundes entlang von Profillinien, die Die im Folgenden beschriebenen Voruntersuchun- je nach Verfahren und betrachtetem Tiefenbereich gen zur Baugrunderkundung setzen die Anforde- unterschiedlich detaillierte Rückschlüsse über die rungen des Standards Baugrund um. Nach § 10 lokalen geologischen Begebenheiten zulassen. Abs. 1 Nr. 2 WindSeeG wird im Rahmen der Vorun- tersuchungen eine Baugrundvorerkundung nach Neben den weiträumigen Ergebnissen der hydro- Standard Baugrund sowie nach dem aktuellen graphischen und geophysikalischen Messkampag- Stand von Wissenschaft und Technik durchgeführt nen liefert die geotechnische Erkundung punktuell und dokumentiert. indirekte sowie direkte geologische Informationen über die Untergrundgegebenheiten, anhand derer Die geologische Vorerkundung dient der Beschrei- zum einen die geophysikalischen Verfahren kalib- bung der sedimentären/lithologischen Verhältnisse, riert werden. Zum anderen werden Bodenproben den allgemeinen Lagerungsverhältnissen und ggf. mittels Laborversuchen zur Bestimmung der Bode- tektonischen Gegebenheiten im Untersuchungsge- nart und ihrer mechanischen Eigenschaften unter- biet sowie der allgemeinen Bewertung des Bau- sucht. Die Bohrkernbeschreibungen werden den grunds aus geologischer Sicht. seismostratigraphischen Einheiten zugeordnet und in ein räumliches geologisches Tiefenmodell des Sie bedient sich moderner, leistungsfähiger hydro- Untergrundes überführt. graphischer und geophysikalischer Verfahren, deren Ergebnisse anhand von geotechnischen Die geologische Vorerkundung stellt den geologi- Aufschlussverfahren (Bohrungen mit Probenent- schen Bericht bereit, welcher die Ergebnisse der nahme/Sondierungen) und geotechnischen Labor- hydrographischen Vermessung, der geophysikali- versuchen verifiziert werden. Aufgrund der man- schen Untersuchung sowie der geotechnischen gelnden Zugänglichkeit des Meeresbodens stellen Erkundung zusammenführt und die Beschreibung hydrographische bzw. geophysikalische Verfahren des geologischen Tiefenmodells enthält. Er ist eine sehr effiziente Methode dar, um einen Gesamt- ingenieurgeologisch ausgerichtet. überblick über die Meeresbodenbeschaffenheit sowie die Untergrundverhältnisse der zu untersu- Zusätzlich wird ein geotechnischer Datenbericht zur chenden Gebiete zu erlangen. Flächenvoruntersuchung (gDF) erstellt, welcher dem potentiellen Vorhabenträger die Bestimmung Die hydrographische Vermessung liefert Informatio- der Baugrundkenngrößen ermöglicht. Er umfasst nen zur Meeresbodenoberfläche, die überwiegend die Ergebnisse der Baugrundauschlüsse und der flächenhaft aufgezeichnet werden. dazugehörigen Laboruntersuchungen bezogen auf den geotechnischen Teil der Vorerkundung gem. § 10 Abs. 1 Nr. 2 WindSeeG.
18 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Abbildung 6: Übersicht über die geologische Vorerkundung im Rahmen der Voruntersuchung 4.1.2.1 Hydrographische Vermessung des Mee- • Magnetometeruntersuchung zur Kartierung mag- resbodens netischer Anomalien • Sedimentecholotuntersuchung für den Aufbau Die Messkampagne zur hydrographischen Vermes- des Untergrundes bis zu 6 Metern Tiefe sung des Meeresbodens liefert Informationen zur Meeresbodenoberfläche, die überwiegend flächen- Für die Verifizierung und Interpretation der Daten haft aufgezeichnet werden. Sie beinhaltet folgende wurden darüber hinaus folgende Untersuchungen Untersuchungsmethoden: durchgeführt: • flächendeckende Fächerecholotuntersuchung für • Greiferproben zur Kartierung der Sedimenttypen die Aufnahme der bathymetrischen Verhältnisse auf Basis der Seitensichtsonaruntersuchung • flächendeckende Seitensichtsonaruntersuchung • Unterwasser-Videoaufnahmen (UW-Video) zur zur Abgrenzung von Sedimenttypen und -struktu- Kartierung der Sedimenttypen auf Basis der Sei- ren der Meeresbodenoberfläche tensichtsonaruntersuchung
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 19 • ROV-Untersuchungen zur Verifizierung von An 17 Stellen wurden sehr geringfügige Auffälligkei- detektieren Objekten der Fächerecholot- und Sei- ten in der Bathymetrie detektiert. Diese Lokationen tensichtsonaruntersuchungen wurden mit den Seitensichtsonar-Ergebnissen verglichen. Mittels des Abgleiches konnte die Die hydrographischen Untersuchungen der Mee- Anzahl auf 5 Lokationen reduziert werden, welche resbodenoberfläche der Fläche N-7.2 wurden nach anschließend mit einem videobestückten ROV dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik betaucht wurden. An einer Position wurden anthro- durchgeführt. pogene Gegenstände identifiziert, welchen zu einem dem BSH bereits bekannten Wrack gehören. Für die Durchführung der Messkampagne wurde die VBW Weigt GmbH beauftragt. Die Untersuch Auf der Fläche N-7.2 wurden insgesamt 23 Sedi- ungen fanden im Zeitraum vom 25. August bis mentproben mit Hilfe eines Van-Veen Greifers 31. Oktober 2019 statt. Die ROV-Untersuchung entnommen. Die Sedimentproben wurden nach DIN wurden am 16. September 2020 durchgeführt. 17892-4, DIN 18123 sowie nach Figge 1981 und Folk 1954/1974 klassifiziert. Die Bestimmung der Die Fächerecholot-, Seitensichtsonar-, Magnetome- Kornkennziffer aus der Korngrößenverteilung der ter- und Sedimentecholotuntersuchungen wurden entnommenen Bodenproben auf der Fläche N-7.2 zeitgleich mit einem Profilabstand von ca. 75 m zeigen Feinsande. durchgeführt. Die Kartierung der Sedimente erfolgte nach der Der Meeresboden fällt von Süden nach Norden ab Anleitung zur Kartierung des Meeresbodens (BSH) (siehe Abb. 7). Die Wassertiefen bezogen auf LAT und zeigt auf der Fläche N-7.2 ausschließlich liegen zwischen 36,5 und 38,6 Metern. Der Seebo- Feinsand. Im Rückstreumosaik sind keine Verände- den ist einheitlich eben und durch keinerlei abrupte rungen der Intensitäten sichtbar, welche auf einen Tiefenänderungen gekennzeichnet. Sedimentwechsel hinweisen. Das Vorkommen von Marinen Findlingen im Sinne der Riffkartieranleitung des BfN kann ausgeschlos- sen werden. Auf der Fläche N-7.2 liegen unter einer ca. 0,25 m bis > 2 m mächtigen oberen Sandschicht (marine Deckschicht, Fein- bis Mittelsand) weitere Sande die aufgrund ihrer Beschaffenheit die weitere Signaleindringung beeinträchtigen. Daher ist deren Basis in den Messergebnissen nicht erkennbar. An der Basis der marinen Deckschicht treten verbreitet Rinnenstrukturen und muldenartige, unebene Vertiefungen auf, die mit Sediment verfüllt sind. Lokal treten als Rinnenfüllung weiche Sedimente Abbildung 7: Bathymetrische Karte der FEP-Fläche auf, die gesondert auskartiert wurden. Gelegentlich und sehr unregelmäßig treten an der Basis der mari- nen Deckschicht sehr starke, intern parallele Reflek-
20 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung toren auf, die Hinweise auf Torfvorkommen oder nalgenerierung erfolgte mit einem elektrischen bindige Weichsedimente geben. Auch diese wur- Sparkersystem, dessen Reflexionsantwort für den den gesondert auskartiert. einkanalseismischen Datensatz mit einem sepa- raten Einkanalstreamer aufgezeichnet wurde. • Mehrkanalseismik zur Abbildung geologischer 4.1.2.2 Geophysikalische Untersuchung des Strukturen und Objekte in einem Tiefenbereich Meeresbodens von 0 m bis 100 m unter dem Meeresboden bei einem vertikalen Auflösungsvermögen von bis zu 1 m und einem lateralen Auflösungsvermögen von 0,5 m. Als laterales Auflösungsvermögen wird hierbei das Bin-Intervall der migrierten Daten verstanden. Die Datenakquisition erfolgte parallel zur Aufzeichnung des einkanalseismi- schen Datensatzes mit der selben Sparker- Quelle. Als Empfangseinheit diente ein digitales Streamersystem mit 72 Kanälen. Der aufgezeichnete hydroakustische/seismische Gesamt-Datensatz (siehe auch Abb. 5) umfasst ein regelmäßiges Profilraster mit einem Profilabstand von 150 m in Haupt- und Querrichtung sowie einer Das Untersuchungsschiff SeaZip Fix mit Blick über das Arbeits- Gesamtprofil-Länge von ca. 1 140 Profil-Kilometern deck nach Achtern auf die Akquisitionsauslage. (Foto: G. Frielinghaus, Fraunhofer IWES) sowie punktuelle Wasserschallmessungen. Für die Durchführung der geophysikalischen Untersuchungen in der Fläche N-7.2 wurde das Fraunhofer IWES mit Sitz in Bremerhaven beauf- tragt. Die entsprechenden Offshore-Arbeiten erfolg- ten im Juni 2019. Hierbei kamen folgende Messsys- teme zum Einsatz: • Parametrisches Sedimentecholot, inkl. Wasser- schallmessungen, zur Abbildung geologischer Strukturen und Objekte in einem Tiefenbereich von 0 m bis 15 m unter dem Meeresboden bei einem vertikalen Auflösungsvermögen und einer lateralen Abtastrate von bis zu 0,15 m. • Einkanalseismik zur Abbildung geologischer Abbildung 8: Profilübersicht Mehrkanalseismik auf der Fläche Strukturen und Objekte in einem Tiefenbereich N-7.2 von 0 m bis 30 m unter dem Meeresboden bei einem vertikalen Auflösungsvermögen von bis Um eine vollständige Datenüberdeckung der zu 1 m und einer lateralen Abtastrate von ca. Fläche zu gewährleisten erfolgte die Datenauf- 2,25 m. Die Daten wurden anschließend auf nahme ca. 150 m über die eigentliche FEP-Fläche einen Spurabstand von 1 m regularisiert. Die Sig- hinaus. Der gesamte Datensatz wurde durch das
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 21 Fraunhofer IWES einer Datenaufbereitung unterzo- Die Aufschlusstiefe der Bohrungen und der Druck- gen, die insbesondere auf die Georeferenzierung sondierungen wurde auf 80 m festgelegt, um die im und Zuordnung der Daten untereinander (Binning) Rahmen der Vorentwurfsplanung vorgesehenen, abzielte. Die aufbereiteten ein- und mehrkanalseis- gängigen Gründungsvarianten abzudecken. mischen Daten erfuhren zudem eine umfassende Bearbeitung, welche u.a. eine Datenbereinigung, Mit der Durchführung der geotechnischen Untersu- eine Multiplenunterdrückung (nur Mehrkanaldaten), chung wurde die Fa. FUGRO Germany Land GmbH eine Signal-Dekonvolution (nur Mehrkanaldaten) beauftragt. Die geotechnischen Erkundungen und eine Migration im Zeitbereich beinhaltete. (Offshore- und Laborarbeiten) wurden von einem vom BSH beauftragten geotechnischen Fachexper- Eine integrierte Auswertung der geophysikalischen ten, der Fa. Ramboll Deutschland GmbH über- Daten erfolgte im Zuge der geologischen Modeller- wacht. Die Fa. Ramboll hat auf Grundlage der stellung. Ergebnisse den geotechnischen Datenbericht der Flächenvoruntersuchung (gDF) erstellt. 4.1.2.3 Geotechnische Untersuchung des Unter- Die Lage der Aufschlüsse wurde auf Grundlage der grundes (bis 80 m Tiefe) Ergebnisse von geophysikalischen Erkundungen festgelegt. Die Anzahl der Aufschlüsse orientiert Im Rahmen der geotechnischen Erkundung wurden sich an der 10 %-Regel (Standard Baugrund). indirekte und direkte (ingenieur-) geologische Informationen (Drucksondierungen, Bohrungen mit An den untersuchten Lokationen variiert die Wasser- Probenentnahme) erhoben. Im Anschluss wurden tiefe zwischen 36,5 und 38,6 m zu Normalhöhennull die gewonnenen Bodenproben in Laborversuchen (NHN). Die Feldarbeiten wurden von den geotechni- zur Bestimmung der Bodenart, Zustandsform und schen Bohrschiffen MV Fugro Synergy, MV Gargano mechanischer Eigenschaften beprobt. Die geotech- und MV Normand Flower zwischen dem 29. Februar nische Untersuchung umfasst folgende Aufschluss- und dem 28. März 2020 ausgeführt. verfahren: • repräsentative Drucksondierungen zur Ermittlung An insgesamt 10 repräsentativen Lokationen wur- der Lagerungsverhältnisse des Untergrundes bis den jeweils eine Drucksondierung, eine Bohrung zu 80 m Tiefe mit Probenentnahme sowie eine geophysikalische • repräsentative Bohrungen mit Probenentnahme Bohrlochmessung bis ca. 80 m unter Meeresboden zur Bodenansprache und Gewinnung von abgeteuft. Bodenproben für die geotechnischen Laborver- suche bis zu 80 m Tiefe Insgesamt wurden 15 Ansatzpunkte (inkl. neu • bohrlochgeophysikalische Untersuchung für die angesetzter Ansatzpunkte) mittels diskontinuierli- Bestimmung seismischer Intervall-Geschwindig- cher Drucksondierungen (CPT), 11 Ansatzpunkte keiten mit Probenahme (BKF) und 10 Ansatzpunkten mit geophysikalischen Messungen bis zu einer maxi- Für die Bestimmung der Bodenkennwerte: malen Bohrtiefe von 80,0 m unter Meeresboden • Laborversuche zur Klassifikation und Bestim- abgeteuft. mung der mechanischen Eigenschaften
22 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Abbildung 9: Lage der Bohrungen und Drucksondierungen in der Fläche N-7.2 Bereits im Offshore Labor wurden die gewonnenen In sehr dicht gelagerten Sanden wurde vorzugs- Proben angesprochen sowie die Bestimmung der weise ein dickwandiges Entnahmegerät mit 2” Wichte und des Wassergehaltes an ausgewählten benutzt, da dieses mit größerem Druck in den Proben durchgeführt. Baugrund gedrückt werden kann und mehr Proben- gewinn erbringt. Zur Probenahme wurden in Abhängigkeit von den Bodenverhältnissen ein Shelby-Entnahmegerät im Im Anschluss an die Probenahme wurden Laborun- „WIP“-Modus mit einem Innendurchmesser von 3“ tersuchungen an den Bodenproben durchgeführt. (72 mm) oder 2“ (53 mm) in den Boden einge- Dafür wurden die Bodenproben klassifiziert und drückt. Die maximale Probenlänge beträgt 0,98 m. charakterisiert und folgende bodenmechanischen In nicht-bindigem sowie sehr weichem bindigen Laborversuche durchgeführt: Material wurden Kernfänger verwendet, um maxi- malen Kerngewinn zu gewährleisten. Geotechnische Laboruntersuchung Norm Anzahl durchgeführter Versuche Korngrößenverteilung (Trockensiebung) DIN EN ISO 17892-4 144 Korngrößenverteilung (Sieb/Schlämmung) DIN EN ISO 17892-4 1 Kombinierte Korngrößenverteilung (Sieb/Schlämmung) DIN EN ISO 17892-4 41 Korngrößenverteilung (Schlämmanalyse) DIN EN ISO 17892-4 9 Bestimmung der Konsistenzgrenzen DIN EN ISO 17892-12 26 Bestimmung der Schrumpfgrenzen DIN 18122-2 0 Bestimmung der Korndichte DIN EN ISO 17892-3 110 Bestimmung der Dichte bei lockerster und dichtester DIN 18126 43 Lagerung Bestimmung des pH-Wertes DIN ISO 10390:2005-12 79
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 23 Geotechnische Laboruntersuchung Norm Anzahl durchgeführter Versuche Bestimmung des Sulfatgehaltes DIN EN ISO 11885 Säureaus- 79 zug nach DIN 4030-2 Bestimmung des Chloridgehaltes DIN 4030-2 79 Bestimmung der organischen Anteile DIN 18128 31 Bestimmung des Kalkgehaltes DIN 18129 79 Bestimmung der thermischen Leitfähigkeit ASTM D5334-14 12 Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit DIN EN 27888: 1993-11 aus 10 dem 10:1- Schütteleluat nach DIN EN 12457-4 Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwertes DIN EN ISO 17892-11 47 Bestimmung der Kornform DIN EN ISO 14688-1 57 Triaxialversuch CD & CU DIN EN ISO 17892-9 36 Triaxialversuch CAUe & CAUc DIN EN ISO 17892-9 20 Einfachscherversuch (DSS) ASTM D6528-17 44 Ringscherversuch „ICP Design Methods for dri- 44 ven Piles in Sands and Clays“, Jardin et al. (2005) Eindimensionaler Kompressionsversuch (Oedometertest) DIN EN ISO 17892-5 1 Direkter Scherversuch DIN EN ISO 17892-10 36 Durchgeführte Laboruntersuchungen an den Bodenproben 4.1.2.4 Geologisches Modell Nordsee typische Abfolge von pleistozänen und holozänen Sedimenten wider. Darüber hinaus weist Für das geologische Modell wurden die Ergebnisse die Fläche zwei geologische Besonderheiten auf: der hydrographischen Vermessung und der geo- zwei tiefliegende Salzstrukturen (z.T. mit benach- physikalischen Untersuchungen mit den Ergebnis- barten Verwerfungen) und zwei Rinnensysteme, die sen der geotechnischen Erkundung zusammenge- die Oberfläche des mittleren Pleistozäns (v.a. dicht führt und hinsichtlich ihrer Geologie interpretiert. gelagerte Sande) durchziehen. Hierfür wurden die hydroakustischen und seismi- schen Datensätze – unter Zuhilfenahme der geo- Etwas östlich der zentralen Region befindet sich in technischen Ergebnisse – aus dem Zeitbereich größerer Tiefe eine Salzstruktur (Hedda), die zu (seismische Laufzeiten) in den Tiefenbereich (m) einer lokalen Hebung der tiefer liegenden Schichten überführt (Tiefen-Modell). geführt hat. Angrenzend an diese Salzstruktur befinden sich Verwerfungen, die in einer Tiefe von Die Erstellung des geologischen Modells erfolgte ca. 50 m terminieren und sich nicht auf die darüber durch die Ramboll Deutschland GmbH. liegenden Schichten auswirken. Im südwestlichen Bereich befindet sich eine weitere Salzstruktur Die im Rahmen der Modellerstellung durchgeführte (Heidrun), allerdings ohne angrenzende Verwerfun- stratigraphische Einordnung der Strukturen im gen. Untergrund spiegelt die in diesem Gebiet der
24 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Eine Rinne verläuft im westlichen Bereich der Der geotechnische Datenbericht zur Flächenvorer- Fläche in Nord-Süd-Richtung und ist überwiegend kundung wird ebenfalls von der Ramboll Deutsch- mit Sanden gefüllt. Im östlichen Bereich befindet land GmbH erstellt. sich ein verzweigtes Rinnensystem, das vor allem mit Schluff und Sand verfüllt ist. 4.1.3 Ergebnisse der Voruntersuchungen zu Über den Sanden des mittleren Pleistozäns sind den Windverhältnissen flächendeckend proglaziale Sande des Jung-Pleis- tozäns abgelagert. Sie werden flächendeckend von Für die Untersuchung der Windverhältnisse auf der dünnen Holozänen Sedimenten (v.a. Sand) überla- Fläche N-7.2 wurden folgende Datenquellen bzw. gert, in denen die Verläufe ehemaliger Flüsse zu Verfahren verwendet: erkennen sind. Die Meeresbodenoberfläche wird • Messungen windbezogener und weiterer meteo- von mobilen Nordseesanden mit Muschelschill rologischer Parameter, insbesondere Windge- gebildet. schwindigkeit und -richtung Eine wesentliche Datenquelle sind die seit 2001 stattfindenden Messungen des Windpro- 4.1.2.5 Berichte fils im Höhenbereich zwischen etwa 30 und 100 m an der Forschungsplattform FINO1. Da Die Ergebnisse der geologischen Vorerkundung sich das Windfeld durch die bereits in Betrieb des Baugrundes sind in zwei Berichten beschrie- befindlichen Windparks bereits verändert hat, ben. Geodaten werden als GIS-Projekte und Rohda- wurden gemäß aktuellem Stand von Wissen- ten sowie Zwischenprodukte, sortiert nach Fachbe- schaft und Technik zusätzlich einjährige Mes- reichen, bereitgestellt. sungen des Windprofils und anderer meteoro- logischen Größen direkt in der Fläche N-7.2 Im geologischen Bericht werden die Ergebnisse der beauftragt. Diese erfolgten durch die Fa. geophysikalischen Aufnahmen und die Ergebnisse Fraunhofer IWES in Zusammenarbeit mit der der geotechnischen Vorerkundung zusammenge- Fa. UL International Wilhelmshaven, hierbei führt und hinsichtlich ihrer Geologie interpretiert. wurden LiDAR-Systeme eingesetzt. Die Mes- Der Bericht stellt die Grundlage für die weitere sungen wurden statistisch aufgearbeitet und in Planung dar und enthält eine Beschreibung des einem Bericht zusammengefasst. geologischen Untergrundmodells, auf dem die Bauwerke errichtet werden sollen. Er ist ingenieur- • Ensemble von Reanalysen der Atmosphäre geologisch ausgerichtet und stellt zusammen mit Für eine flächenhafte Einordnung der eben dem geotechnischen Datenbericht zur Flächenvor- genannten Messungen wurden die Reanalysen erkundung die Informations- und Datengrundlage COSMO-REA6 und ERA5 durch den DWD sta- aus der geologischen Vorerkundung des Baugrun- tistisch ausgewertet und die Ergebnisse in des dar. Der Geologische Bericht wurde auf Grund- einem Bericht zusammengestellt. lage der Ergebnisse aus der Vorerkundung von der Ramboll Deutschland GmbH erstellt.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 25 • Zusammenfassender Bericht (Gesamtbericht) durchgeführt. Ihr Umfang lehnt sich an die nach über die Windverhältnisse auf Fläche N-7.2 „Standard Konstruktion – Mindestanforderungen an Die eben genannten Datenquellen und die die konstruktive Ausführung von Offshore-Bauwer- jeweils hierzu erstellten Berichte waren Grund- ken in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ)“ lage für die Erstellung eines Gesamtberichtes, des BSH zur Beantragung der 1. Freigabe hinsicht- welcher durch die Fa. OWC (Aqualis) in lich der Standortbedingungen einzureichenden Zusammenarbeit mit der Fa. ProPlanEn sowie Unterlagen an. Fa. Fraunhofer IWES angefertigt wurde. Die ozeanographischen Berichte beinhalten Grund- lageninformationen zu: 4.1.4 Ergebnisse der Voruntersuchungen zu • Wasserstand, den ozeanographischen Verhältnissen • Seegang, • Strömung und • Seewassercharakteristik (Dichte, Salzgehalt, Temperatur). Die für den Bericht über die ozeanographischen Verhältnisse an der Fläche N-7.2 benötigten in-situ- Daten stammen von einer BSH-Messtelle am südöstlichen Rand der Fläche N-7.2 (2017–2020), sowie der Forschungsplattform FINO1, auf der das BSH ozeanographische Messungen betreibt. Die Messstation ist seit 2004 in Betrieb und liefert zuverlässig Daten zum Seegang, zur Strömung, der Wassertemperatur und des Salzgehaltes. Blick auf den Offshore-Windpark Alpha Ventus von der FINO1 In einem zusammenfassenden Bericht des BSH Forschungsplattform (Bild: Olaf Outzen, BSH) werden die vor Ort gemessenen („in-situ“)-Daten mit Modelldaten zusammengeführt und statistisch Die Voruntersuchungen der ozeanographischen ausgewertet. Ziel dieser Herangehensweise ist es, Verhältnisse auf der Fläche N-7.2 wurden durch das eine Validation der Ergebnisse und eine Abschät- BSH nach dem Stand der Wissenschaft und Technik zung der Fehlergrenzen zu ermöglichen.
26 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung 4.2 Ergebnisse der Voruntersuchungen zur verkehrlich-schifffahrtspolizeilichen Eignung von verkehrlichen Lage Flächen in der AWZ der Nord- und Ostsee1 in Auftrag gegeben. Im Rahmen der Analysen wurden Als zusätzlichen Untersuchungsgegenstand im mögliche Auswirkungen einer Bebauung der zu Rahmen der Voruntersuchungen hat das BSH die untersuchenden Flächen mit Offshore-Windenergie- Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs festgelegt. anlagen auf die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs einschließlich der damit verbunde- Zu der Frage, ob eine in diesem Sinne erhebliche nen Risiken untersucht und bewertet. Dabei wurde Beeinträchtigung der Sicherheit und Leichtigkeit das Risiko sowohl qualitativ als auch quantitativ des Schiffsverkehrs gegeben ist, hat das BSH im betrachtet. Rahmen der Voruntersuchung ein Gutachten zur Abbildung 10: Nordsee, Schiffsrouten mit Schiffszahlen und im Fachgutachten betrachtete Flächen („Gutachterliche Stellungnahme gemäß §12 Abs. 3 WindSeeG – Voruntersuchung zur verkehrlich-schifffahrtspolizeilichen Eignung von Flächen in der AWZ der Nord- und Ostsee“, DNV-GL, 06.12.2019) 1 Gutachterliche Stellungnahme gemäß § 12 Abs. 3 WindSeeG – Voruntersuchung zur verkehrlich-schifffahrtspolizeilichen Eignung von Flächen in der AWZ der Nord- und Ostsee“, DNV-GL im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, 06.12.2019 (Bericht Nr.: M-W-ADER 2019.137, Rev. 1.00)
Vo r u n t e r s u c h u n g e n 27 In der qualitativen Betrachtung wurden nach einer waren zum einen die statistisch zu erwartende Zeit Beschreibung des relevanten Verkehrsraums der zwischen zwei Kollisionen, zum anderen die Einstu- heutige und der für die Zukunft prognostizierte fung des berechneten Risikos in die Risikomatrix Schiffsverkehr analysiert. Im nächsten Schritt des BSH-Standards „Konstruktive Ausführung von erfolgte eine qualitative Abschätzung der Auswir- Offshore-Windenergieanlagen“ (Standard Konstruk- kungen der Flächenschließung sowohl für die tion). Die Einstufung erfolgte über die als Kombina- Bauphase als auch für die Phase nach Fertigstel- tion aus Kollisionshäufigkeit und zu erwartender lung des jeweiligen Windparks. Im Anschluss austretender Schadstoffmenge bestimmte Risiko wurden verschiedene Verkehrssituationen, wie prioritätszahl (RPZ). Grundlage für die Berechnung Begegnungen, ein Überholen oder kreuzende der zu erwartenden Zeit zwischen zwei Kollisionen Kurse betrachtet und hinsichtlich der möglichen sind die harmonisierten Annahmen entsprechend Auswirkungen ebenfalls qualitativ bewertet. der durch die zwei Arbeitsgruppen des Bundesmi- Abschließend wurden Empfehlungen für risiko nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mindernde Maßnahmen abgeleitet. (heute BMDV) der im Jahre 2004/2005 und 2008 erzielten Ergebnisse zu Parametern und Grundan- Für die quantitative Beurteilung der Auswirkungen nahmen für die Erstellung von technischen Risiko- der zusätzlichen Bebauung auf einer Fläche wurde analysen für Offshore-Windparks2. eine kumulative Betrachtung mit allen in dem jeweiligen Verkehrsraum bebauten Windparkflächen Es wurden die Ergebnisse mit und ohne Berück- vorgenommen. sichtigung zusätzlicher, das Kollisionsrisiko vermin- dernder Maßnahmen betrachtet. Im quantitativen Untersuchungsteil wurden folgende risikomin- dernde Maßnahmen berücksichtigt: • Ausrüstung der Schiffe mit AIS (Automatic Identi- fication System) • Verkehrsüberwachung und Seeraumbeobach- tung • Notschleppkapazitäten. Die Wirksamkeiten der jeweils berücksichtigten kollisionsverhindernden Maßnahmen beruhen dabei auf den Ergebnissen einer Studie des Germani- Abbildung 11: Aufstellmuster der kumulativ betrachteten OWP für die Fläche N-7.2 („Gutachterliche Stellungnahme gemäß § 12 schen Lloyd von 2008. Abs. 3 WindSeeG – Voruntersuchung zur verkehrlich-schifffahrts- polizeilichen Eignung von Flächen in der AWZ der Nord- und Ostsee“, DNV-GL, 06.12.2019) Der quantitativen Untersuchung liegen die modell- haften Aufstellmuster der zukünftig zu bebauenden Dabei wurde die zeitliche Folge der Bebauung aller Flächen sowie die Aufstellmuster der Bestands- betrachteten Flächen entsprechend des bei Erstel- windparks zu Grunde. Die berücksichtigten Flächen lung des Gutachtens geltenden Flächenentwick- stellen jeweils die Kumulativlage zum Zeitpunkt der lungsplans (FEP 2019) angesetzt. Entscheidende abgeschlossenen Errichtung in einem Radius von Größen für die Beurteilung der Eignung einer Fläche 20 Seemeilen (sm) dar. 2 Offshore-Windparks – Parameter für Risikoanalysen im Genehmigungsverfahren und Wirksamkeit kollisionsverhindernder Maßnah- men – Bericht“, Germanischer Lloid im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, 29.07.2010 (Bericht Nr. SO-ER 2010.095 Version 1.0/2010-07-29)
28 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung Für die Fläche N-7.2 hat das Gutachten ergeben, aufgegeben, eine aktualisierte Risikoanalyse dass der Richtwert von 100 Jahren zwar unterschrit- einzureichen, sodass die auf Grundlage der Ver- ten wird, dies jedoch durch Vorgaben in der Eig- kehrssituation zum Zeitpunkt der Eignungsprüfung nungsfeststellung kompensierbar ist und somit im getroffene Aussage im Rahmen des Planfeststel- Ergebnis für die Sicherheit der Schifffahrt keine lungsverfahrens überprüft und erforderlichenfalls Gefahr besteht, die nicht durch Bedingungen und weitere Minderungsmaßnahmen, insbesondere die Auflagen ausgleichbar wäre. Auch verursacht die Vorhaltung eines zusätzlichen privaten Notschlep- Errichtung und der Betrieb von Windenergieanla- pers angeordnet werden kann. Neben der Vorhal- gen auf den Flächen keine erhebliche Beeinträchti- tung eigener Schleppkapazität ist grundsätzlich gung der Leichtigkeit des Verkehrs. auch eine Beteiligung des Trägers des Vorhabens an anderweitiger, im Sinne der Risikoanalyse Die für die Fläche N-7.2 ermittelte Kollisionswieder- ausreichender Schleppkapazität denkbar. holungsrate liegt unter Berücksichtigung von AIS, einer Verkehrsüberwachung/ Seeraumbeobachtung Die Prüfung im Rahmen der qualitativen Risikoana- und der vorhandenen hoheitlichen Notschleppka- lyse ergeben keine Besonderheiten des Einzelfalls, pazität („Nordic“) bei 93 Jahren. Sie liegt damit über die gegen die Eignung der Fläche in verkehrlich dem relevanten Richtwert, der durch die Arbeits- schifffahrtspolizeilicher Hinsicht sprechen. Die gruppe „Genehmigungsrelevante Richtwerte“ des jeweils ermittelten erforderlichen Maßnahmen Bundesverkehrsministeriums auf mindestens 100 wurden, soweit ohne Kenntnis der konkreten Pro- Jahre festgelegt wurde. Da der Wert mit 7 Jahren jektparameter möglich, als Vorgaben in die Eig- nur geringfügig unter dem Richtwert von 100 Jahren nungsfeststellung übernommen (§§ 18 bis 22). Auf liegt und Veränderungen des Verkehrsaufkommens die Begründungen der einzelnen Vorgaben in zur so leicht zu Änderungen im Ergebnis der quantitati- Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs wird ven Risikoanalyse führen können, wird dem Träger insoweit verwiesen. des Vorhabens im Planfeststellungsverfahren
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