2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH

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2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH
Flächenvoruntersuchung
und Eignungsfeststellung
     Beschreibung der Fläche N-7.2 in der
     ­deutschen AWZ der Nordsee

                                            2022
2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH
2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH
Flächenvoruntersuchung
und Eignungsfeststellung
Beschreibung der Fläche N-7.2 in der deutschen AWZ
der Nordsee

Bundesamt für Seeschifffahrt
und Hydrographie

Februar 2022
2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH
im Auftrag der BNetzA

© Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
Hamburg und Rostock 2022

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des
BSH reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet
werden.

Foto: Marcel Ruhnau, BSH
2022 Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung - BSH
Inhalt               3

Inhaltsverzeichnis

1 Ziele und Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  5

2 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  7

3 Beschreibung der Fläche im Auktionsjahr 2022 . . . . .  9
  3.1     Fläche N-7.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  10

4 Voruntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11
  4.1     Voruntersuchungen auf der Fläche N-7.2 . . . . . 11
  4.1.1   Voruntersuchungen zur Meeresumwelt . . . . . .  11
  4.1.1.1 Schutzgut Benthos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12
  4.1.1.2 Schutzgut Fische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  13
  4.1.1.3 Schutzgut Rastvögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14
  4.1.1.4 Schutzgut Zugvögel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14
  4.1.1.5 Schutzgut Marine Säuger . . . . . . . . . . . . . . . . .  15
  4.1.1.6 Schutzgut Biotoptypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  16
  4.1.2   Ergebnisse der Voruntersuchungen zum
          Baugrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  17
  4.1.2.1 Hydrographische Vermessung des
          Meeresbodens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  18
  4.1.2.2 Geophysikalische Untersuchung des
          Meeresbodens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
  4.1.2.3 Geotechnische Untersuchung des
          Untergrundes (bis 80 m Tiefe) . . . . . . . . . . . . .  21
  4.1.2.4 Geologisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  23
  4.1.2.5 Berichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
  4.1.3   Ergebnisse der Voruntersuchungen zu den
          Windverhältnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
  4.1.4   Ergebnisse der Voruntersuchungen zu den
          ozeanographischen Verhältnissen . . . . . . . . . .  25
  4.2     Ergebnisse der Voruntersuchungen zur
          verkehrlichen Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  26

5 Eignungsfeststellung und Festlegung der zu
  ­installierenden Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  29
             Teil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  29
             Teil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31
             Teil 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  46
             Teil 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  46
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4   Inhalt

             6 Zugang zu weiteren Informationen . . . . . . . . . . . . . . .  47
               6.1     Allgemeine Informationen zum Verfahren . . . . .  47
               6.2     Veröffentlichung der Ergebnisse der
                       Flächenvoruntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . .  47
               6.3     Informationen zur Ausschreibungen der
                       Bundesnetzagentur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  47
               6.4     Koordinaten der Flächen . . . . . . . . . . . . . . . . .  47
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Ziele und Übersicht                       5

1      Ziele und Übersicht

Foto: Sebastian Fuhrmann, BSH

Dieses Dokument richtet sich an Interessenten an      Dieses Dokument wurde allein zu Informationszwe-
der Ausschreibung der Bundesnetzagentur               cken erstellt und hat keinerlei rechtliche Wirkung. Es
(BNetzA) der voruntersuchten Fläche N-7.2 im          ersetzt auch nicht die rechtlich vorgeschriebene
Gebiet N-7 in der deutschen ausschließlichen          öffentliche Bekanntmachung. Weitere Informationen
Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee.                    über Voruntersuchungen einschließlich aller
                                                      Berichte, Daten und sonstiger Produkte sind veröf-
Das Dokument gibt einen Überblick über                fentlicht unter: https://www.bsh.de/DE/THEMEN/
• die Lage und Umgebung der Fläche                    Offshore/Flaechenvoruntersuchung/flaechenvorun-
• die durchgeführten Voruntersuchungen und            tersuchung_node.html
  deren Ergebnisse im Hinblick auf Meeresumwelt,
  Baugrund, Wind- und ozeanographische Verhält-
  nisse sowie die Verkehrssituation sowie
• die bei der Realisierung von Projekten auf dieser
  Fläche sowie im Planfeststellungsverfahren gel-
  tenden Vorgaben.
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Einleitung                7

2     Einleitung

Gemäß § 16 Windenergie-auf-See-Gesetz (Wind­         Hierbei ist auch eine Strategische Umweltprüfung
SeeG) ermittelt die Bundesnetzagentur (BNetzA)       (SUP) durchzuführen. Hierfür wird zu jeder Fläche
seit dem Jahr 2021 für Windenergieanlagen auf        ein Untersuchungsrahmen festgelegt, ein Umwelt-
See, die ab dem 1. Januar 2026 in Betrieb genom-     bericht erstellt und eine Beteiligung von Trägern
men werden, den Adres­saten und die Höhe der         öffentlicher Belange, Verbänden sowie der Öffent-
Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz       lichkeit durchgeführt.
(EEG) mittels Aus­schreibung. Lage, Zeitpunkt und
Reihenfolge der auszuschreibenden Flächen            Die Eignungsfeststellung kann Vorgaben für das
werden jeweils durch den Flächenentwicklungsplan     spätere Vorhaben beinhalten, insbesondere zu Art
(FEP) festgelegt. Gemäß dem aktuell geltenden FEP    und Umfang der Bebauung der Fläche sowie der
ist die Fläche N-7.2 im Jahr 2022 auszuschreiben.    Lage der Bebauung auf der Fläche, wenn andern-
                                                     falls durch die Errichtung und den Betrieb von
Die im FEP festgelegten Flächen werden durch das     Windenergieanlagen auf See auf dieser Fläche
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie        Beeinträchtigungen der Kriterien und Belange nach
(BSH) nach § 9 ff. WindSeeG voruntersucht. Die       § 10 Absatz 2 WindSeeG zu besorgen sind.
Voruntersuchung umfasst Untersuchungen zur
Meeresumwelt, die Vorerkundung des Baugrundes
sowie die Untersuchung der Wind- und ozeanogra-
phischen Verhältnisse auf der auszuschreibenden
Fläche.

So sollen Informationen bereitgestellt werden, die
den Bietern als Grundlage für die Ausschreibung
der BNetzA dienen. Zudem soll das spätere Plan-
feststellungsverfahren für Windenergieanlagen auf
See auf diesen Flächen beschleunigt werden.
                                                     Abbildung 1: Die Voruntersuchung und Eignungsfeststellung im
                                                     Gesamtsystem des zentralen Modells für den Bereich der
Aufbauend unter anderem auf den Ergebnissen der      deutschen AWZ der Nord- und Ostsee
Voruntersuchung wird dann die Eignung der Flä-
chen für die Ausschreibung geprüft. Dabei wird
geprüft, ob Belange der Meeresumwelt, der Schiff-
fahrt sowie weitere (u. a. Raumordnung, Vorgaben
des Flächenentwicklungsplans, militärische
Belange, Belange von Kabel- und Rohrleitungsinha-
bern), die im vorangegangenen Verfahren zur
Aufstellung des FEP zu berücksichtigen waren
sowie im späteren Planfeststellungsverfahren zu
berücksichtigen wären, durch eine Bebauung der
Fläche mit Windenergieanlagen beeinträchtigt
würden.
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Beschreibung der Fläche im Auktionsjahr 2022                                                                    9

3      Beschreibung der Fläche im Auktionsjahr 2022

Gemäß § 17 WindSeeG schreibt die BNetzA seit                         Der aktuell geltende FEP hat für das Ausschrei-
dem Jahr 2021 zum Gebotstermin 1. September                          bungsjahr 2022 die Fläche N-7.2 festgelegt.
jährlich die im FEP festgelegten Flächen aus.

Abbildung 2: Übersicht der Lage der Gebiete und Flächen (ETRS 89, LAEA) in der deutschen AWZ der Nordsee auf Grundlage des
FEP 2020. Die Koordinaten werden als zusätzliches Informationsangebot im GeoSea-Portal (Geodateninfrastruktur des BSH) bereitge-
stellt; dabei handelt es sich um eine nachrichtliche Darstellung, maßgeblich für die Festlegung der Fläche bleibt die Festlegung im FEP.
10         Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     3.1       Fläche N-7.2                                             Durch die Fläche verlaufen das in Betrieb befindli-
                                                                        che Datenkabel „Atlantic Crossing 2“, die „BorWin“-
     Die Fläche N-7.2 liegt in der deutschen AWZ der                    Netzanbindungsleitungen (HVDC-Kabel) 1, 2, 4 und
     Nordsee in der im Offshore-Netzentwicklungsplan                    5 sowie die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertra-
     definierten Zone 2 und bildet zusammen mit dem                     gungsleitung NorNed, wodurch diese auf mehrere
     nördlich angrenzenden Vorhaben „He Dreiht“ das                     Teilflächen aufgeteilt wird.
     im FEP 2020 festgelegte Gebiet N-7 (Abb. 3). Nach
     Westen wird die Fläche durch das Vorranggebiet                     Die Wassertiefen belaufen sich auf 36,5 bis 38,6 m
     Schifffahrt SN12 (ROP 2021) und nach Nordosten                     (Lowest Astronomical Tide).
     durch die Gasleitung „Norpipe“ begrenzt. Mit einem
     Abstand von ca. 7,5 km schließt im Süden das                       Die Entfernungen zu den nächstgelegenen Inseln
     Verkehrstrennungsgebiet „German Bight Western                      betragen etwa 75 km bis Borkum und ca. 100 km
     Approach“ an.                                                      bis Helgoland.

     Abbildung 3: Übersicht der Lage der Fläche N-7.2 (ETRS 89, UTM 32N) in der deutschen AWZ der Nordsee. Die Koordinaten werden
     als zusätzliches Informationsangebot im GeoSea-Portal (Geodateninfrastruktur des BSH) bereitgestellt; dabei handelt es sich um eine
     nachrichtliche Darstellung, maßgeblich für die Festlegung der Fläche bleibt die Festlegung im FEP.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n        11

4       Voruntersuchungen

4.1      Voruntersuchungen auf der Fläche N-7.2                 § 45 WindSeeG zur Errichtung von Windenergiean-
                                                                lagen auf See auf dieser Fläche erforderlich sind
Im Folgenden werden die auf der Fläche N-7.2                    und die unabhängig von der späteren Ausgestal-
durchgeführten Voruntersuchungen dargestellt.                   tung des Vorhabens durchgeführt werden können.

                                                                Zur Charakterisierung der Fläche in Bezug auf die
4.1.1    Voruntersuchungen zur Meeresumwelt                     Naturausstattung und Lebensgemeinschaften
                                                                werden Daten zu den Schutzgütern Benthos,
                                                                Biotoptypen, Fische, Avifauna und marine Säuger
                                                                herangezogen/erhoben.

                                                                Für die Schutzgüter Benthos und Fische wurde eine
                                                                zweijährige Basisaufnahme gemäß StUK4 mit
                                                                jeweils einer Erhebung im Frühjahr und Herbst im
                                                                ersten und einer Erhebung im Herbst im zweiten
                                                                Untersuchungsjahr durchgeführt.

                                                                Für die Schutzgüter Avifauna und marine Säuger
                                                                umfasst ein Jahresgang nach StUK4 grundsätzlich
                                                                zwölf Kalendermonate, einschließlich des Monats
                                                                des Beginns der Untersuchungen. Für die Schutz-
Standard-Fanggerät für die Fischerfassung nach StUK4:           güter Rastvögel und marine Säuger sind ganzjäh-
7-m-Baumkurre am Steuerbordausleger eines für die Voruntersu-
chung des Schutzgutes Fische gecharterten Krabbenkutters        rige Untersuchungen erforderlich. Die Erfassung der
(Foto: Dr. Andreas Dänhardt, BSH)                               Zugvögel beschränkt sich auf die Hauptzugzeiten.

Die im Folgenden beschriebenen Voruntersuchun-                  Für die Bewertung der Schutzgüter Avifauna und
gen zur Meeresumwelt setzen die Anforderungen                   marine Säuger im Rahmen der Voruntersuchungen
des Standards Untersuchung der Auswirkungen                     werden neben der umfangreichen einschlägigen
von Offshore-Windenergieanlagen auf die Meeres-                 Literatur und aktuellen UVP-Berichten flugzeug- und
umwelt (aktuell StUK4) um. Nach § 10 Abs. 1 Nr. 1               schiffsgestützte Daten verwendet, die im Auftrag
WindSeeG werden Untersuchungen durchgeführt                     des BSH nach StUK4 (BSH 2013) zwischen August
und dokumentiert, die für eine Umweltverträglich-               2018 und Juli 2020 erhoben wurden (BioConsult et
keitsstudie in dem Planfeststellungsverfahren nach              al. 2021).
12      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     4.1.1.1 Schutzgut Benthos                                      bare Anzahl endobenthischer Arten festgestellt.
                                                                    Insgesamt wurden 222 Inauna-Taxa nachgewiesen,
                                                                    von denen 155 bis auf Artniveau bestimmt werden
                                                                    konnten. Vielborstige Würmer (Polychaeta) und
                                                                    Krebstiere (Crustacea) stellten die artenreichsten
                                                                    Großgruppen dar. Auf der Fläche N-7.2 wurden
                                                                    nahezu alle typischen Vertreter der sog. Nucula-
                                                                    nitidosa-Gemeinschaft nachgewiesen.

     Standard-Fanggerät für die Erfassung der wirbellosen Infauna
     nach StUK4: Van-Veen-Greifer mit Inhalt, unmittelbar vor der
     Siebung der Probe (Foto: Dr. Andreas Dänhardt, BSH)

     Das Institut für angewandte Ökosystemforschung
     (IfAÖ) wurde mit der Durchführung der Basisauf-
     nahme des Schutzgutes Makorozoobenthos für die
     Fläche N-7.2 beauftragt.
                                                                    Abbildung 4: Artenzahl pro Station für die Infauna der Fläche
                                                                    N-7.2 im Herbst 2019, Frühjahr 2020 und Herbst 2020 (auf Basis
     Für die Infauna (im Boden lebende Tiere) und die               der Stationsmittelwerte).
     Epifauna (auf dem Boden lebende Tiere) wurde
     eine zweijährige Basisaufnahme gemäß StUK4 mit                 Im gesamten Untersuchungszeitraum wurden
     jeweils einer Erhebung im Frühjahr und Herbst im               mittels Van-Veen-Greifer und 2-m-Baumkurre in der
     ersten und einer Erhebung im Herbst im zweiten                 Fläche „N-7.2“ insgesamt 267 Taxa erfasst, von
     Untersuchungsjahr durchgeführt.                                denen 189 bis auf Artniveau bestimmt wurden.
                                                                    Einunddreißig davon (16,4 %) werden in der Roten-
     Die Infauna wurde mittels Van-Veen-Greifer beprobt,            Liste und Vorwarnliste für Deutschland (RACHOR et
     die Epifauna-Proben wurden mit einer 2-m-Baum-                 al. 2013) geführt. Arten der Gefährdungskategorien
     kurre gewonnen. Sedimentparameter wurden aus                   0 (ausgestorben) und 1 (vom Aussterben bedroht)
     den Greiferproben bestimmt. Die Bestimmung                     fehlten, während mit dem riffbildenden Polychaeten
     von Art, Abundanz und Biomasse erfolgten für die               Sabellaria spinulosa im Frühjahr 2020 eine stark
     Infauna im Labor, für die Epifauna hingegen so weit            gefährdete Art (Kategorie 2) nachgewiesen wurden.
     wie möglich an Bord. Gegebenenfalls wurden Tiere,              Tote Mannshand Alcyonium digitatum, Schlamm-
     die nicht an Bord identifiziert werden konnten, im             rose Cylista undata der Polychaet Sigalion mat-
     Labor nachbestimmt.                                            hildae gelten als gefährdet (Kategorie 3). Jeweils
                                                                    16, 6 und 5 der nachgewiesenen Benthosarten
     Mit durchschnittlich 48, 50 und 57 Makrozooben-                werden unter den Kategorien „Gefährdung unbe-
     thos-Arten pro Greiferstation wurden im Herbst                 kannten Ausmaßes“ (G), „extrem selten“ (R) und
     2019, im Frühjahr und Herbst 2020 eine vergleich-
Vo r u n t e r s u c h u n g e n             13

„Vorwarnliste“ (V) geführt. Von den 1 244 Makro­                    Bei den beiden Herbstkampagnen wurden mit der
zoobenthos-Taxa, die für die Rote Liste bewertet                    7-m-Fischbaumkurre und der 2-m-Epifaunakurre im
wurden, wurden 400 Taxa (32,2 %) einer Rote-Liste-                  Mittel 13–14 Fischarten gefangen, bei der Früh-
Kategorie (0, 1, 2, 3, G, R) und 39 der Vorwarnliste                jahrskampagne hingegen lediglich 11.
(Kategorie V) zugeordnet. Von diesen 439 Taxa
wurden 7,1 % bei den Untersuchungen in der
Fläche „N-7.2“ nachgewiesen.

4.1.1.2 Schutzgut Fische

Das IfAÖ wurde ebenfalls mit der Durchführung
einer zweijährigen Basisaufnahme des Schutzgutes
Fische für die Fläche N-7.2 beauftragt, mit jeweils
einer Erhebung im Frühjahr und Herbst im ersten
und einer Erhebung im Herbst im zweiten Untersu-
chungsjahr.

Für diese Untersuchung wurden Grundschleppnetze                     Abbildung 5: Artenzahl pro Station für die Fische der Fläche
                                                                    N-7.2 im Herbst 2018, Frühjahr 2019 und Herbst 2019 (Box-
eingesetzt, sogenannte Baumkurren mit einer Breite
                                                                    Whisker-Plot auf Basis der Einzelhols).
von 7,2 m und einer Stauhöhe von 35 cm. Auf der
Fläche N-7.2 und der dazugehörigen Referenzfläche
                                                                    Insgesamt wurden 35 Arten aus 21 Familien erfasst,
(vgl. StUK4) wurden auf jeweils 20 repräsentativ
                                                                    wovon Schollenartige mit 4 Arten und Kabeljauar-
verteilten Schleppstrichen 20 Hols mit Steuerbord-
                                                                    tige und Grundeln mit jeweils 3 Arten die arten-
und Backbordkurre durchgeführt. Die Bestimmung
                                                                    reichsten Fischfamilien waren. Mit dem Nagelro-
von Art, Abundanz, Länge und Biomasse erfolgte so
                                                                    chen Raja clavata wurde eine gemäß Roter Liste
weit wie möglich an Bord. Gegebenenfalls wurden
                                                                    (Thiel et al. 2013) vom Aussterben bedrohte Art
Tiere, die nicht an Bord identifiziert werden konnten,
                                                                    erfasst (Kategorie 1). Der Fleckenrochen Raja
im Labor nachbestimmt.
                                                                    montagui, im Herbst 2019 und Frühjahr 2020
                                                                    nachgewiesen, gilt als extrem selten (Kategorie R).
                                                                    Weitere nachgewiesene Arten mit einer Gefähr-
                                                                    dungskategorie sind der stark gefährdete Schell-
                                                                    fisch Melanogrammus aeglefinus (2), die auf der
                                                                    Vorwarnliste (V) geführten Arten Atlantische Makrele
                                                                    Scomber scombrus, Kabeljau Gadus morhua,
                                                                    Seezunge Solea solea und Steinbutt Scophthalmus
                                                                    maximus. Bei Lozanos Grundel Pomatoschistus
                                                                    lozanoi, Ornament-Leierfisch Callionymus reticula-
                                                                    tus und Sandgrundel Pomatoschistus minutus ist
                                                                    die Datengrundlage für eine Gefährdungseinschät-
                                                                    zung unzureichend (D). Alle anderen nachgewiese-
                                                                    nen Arten gelten als ungefährdet.
Wittlinge (Merlangius merlangus) dreier unterschiedlicher
Größenklassen. Diesjährige (die unteren beiden), ein- (Mitte) und
zweijährige (oben) Exemplare (Foto: Dr. Andreas Dänhardt, BSH)
14      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     4.1.1.3 Schutzgut Rastvögel                           Das Seevogelvorkommen wird von Möwen domi-
                                                           niert, die ganzjährig in der Umgebung der Fläche
     Der Eignungsprüfung der Fläche N-7.2 hinsichtlich     N-7.2 vorkommen. Zu den häufigsten Arten zählen
     des Schutzgutes „See- und Rastvögel“ liegen u. a.     dabei Heringsmöwe (Larus fuscus) und Dreizehen-
     flugzeug- und schiffsgestützte Daten zugrunde, die    möwe (Rissa tridactyla).
     im Auftrag des BSH nach StUK4 (BSH 2013) zwi-
     schen August 2018 und Juli 2020 erhoben wurden        Nach aktuellem Kenntnisstand hat die Umgebung
     (BioConsult et al. 2021).                             der Fläche N-7.2 insgesamt eine mittlere Bedeutung
                                                           für rastende und nahrungssuchende Seevögel.
     Die Datenerhebung erfolgte durch ein Konsortium
     aus BioConsult SH GmbH & Co. KG, IBL Umwelt-
     planung GmbH und dem Institut für angewandte          4.1.1.4 Schutzgut Zugvögel
     Ökosystemforschung GmbH.
                                                           Grundlage der Eignungsprüfung der Fläche N-7.2
     Die Erfassungen der Rastvögel im Untersuchungs-       hinsichtlich des Vogelzugs waren Radaruntersu-
     gebiet „N-7.2“ dienen der Ermittlung des Status       chungen, Sichtbeobachtungen und nächtlicher
     quo der räumlichen Verteilung, der Abundanz und       Zugruferfassung gemäß Standarduntersuchungs-
     des Verhaltens der Vögel, um die Bedeutung des        konzept (StUK4), die im Auftrag des BSH während
     Untersuchungsraums als Rast-, Nahrungs- und/          der Hauptzugzeiten im Herbst 2018 bis Frühjahr
     oder Mausergebiet zu bewerten. Dazu wurden die        2020 erfolgten (BioConsult SH et al. 2020b).
     Rastvögel von Beobachterinnen und Beobachtern
     während Transektfahrten von Schiffen erfasst. Es      Alljährlich ziehen schätzungsweise 10–100 Millio-
     wurden zwölf Transekt-Erfassungen pro Jahr unter      nen Vögel aus bzw. in ihre nördlichen Brutgebiete
     Berücksichtigung der Erfassungsbedingungen            über die Deutsche Bucht. Bislang wurden auf
     nach StUK4 durchgeführt. Die schiffsbasierten         Helgoland 436 Zugvogelarten nachge­wiesen.
     Rastvogelzählungen wurden durch Zählflüge mit
     einem Flugzeug ergänzt, bei denen hochauflösende      In der Umgebung der Fläche N-7.2 wurden bei den
     Bilder (ca. sieben Bilder pro Sekunde und eine        Sichtbeobachtungen tagsüber insgesamt 98 Arten
     Auflösung von 2 cm an der Meeresoberfläche) mit       festgestellt, darunter überwiegend Möwen, Basstöl-
     Hilfe digitaler Videotechnik durch das HiDef-System   pel, Seeschwalben und Alken. Bei der Zugruferfas-
     gemacht werden. Pro Jahr wurden acht Flüge            sung in der Dunkelphase dominierten Singvögel
     durchgeführt.                                         (Rotdrossel, Amsel, Singdrossel und Wacholder-
                                                           drossel). Die saisonalen Zugintensitäten variierten
     Die umfangreichen Untersuchungen zeigen für die       sowohl über die Jahre als auch zwischen Tag und
     Umgebung der Fläche N-7.2 übereinstimmend,            Nacht, wobei ein Großteil des Vogelzugs binnen
     dass hier eine Seevogelgemeinschaft anzutreffen       weniger Zugereignisse erfolgt. Innerhalb des
     ist, wie sie für die vorherrschenden Wassertiefen     Erfassungsbereichs bis 1 000 m wurde ca. 1/3 des
     und hydrographischen Bedingungen, die Entfer-         Vogelzugs unterhalb von 300 m detektiert. In den
     nung von der Küste sowie für die ortsspezifischen     vier untersuchten Zugperioden der Jahre 2018 bis
     Einflüsse zu erwarten ist.                            2020 lag der Anteil der unterhalb von 20 m fliegen-
                                                           den Vögel zwischen 77 % im Herbst 2019 und 89 %
                                                           im Frühjahr 2019.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n         15

Spezielle Zugkorridore waren für keine Zugvogelart     werden hochauflösende Bilder (ca. sieben Bilder
erkennbar, stattdessen verlief der Vogelzug in         pro Sekunde und eine Auflösung von 2 cm an der
breiter Front mit Tendenz zur Küste. Während der       Meeresoberfläche) mit Hilfe digitaler Videotechnik
Zugzeiten tritt kontinuierlich Vogelzug in mitunter    mit dem HiDef-System gemacht. Pro Jahr wurden
hoher Intensität auf, die allerdings im Vergleich zu   acht Flüge durchgeführt. Die flugzeugbasierten
anderen Gebieten in der deutschen Bucht nicht          Erfassungen wurden durch schiffsgestützte Erfas-
hervorsticht. Der Bedeutung der Fläche N-7.2 und       sungen ergänzt, bei denen neben den Rastvögeln
ihrer Umgebung für den Vogelzug wird daher als         auch die Meeressäuger von Beobachterinnen und
durchschnittlich bewertet.                             Beobachtern während Transektfahrten von Schiffen
                                                       aus erfasst wurden. Es wurden zwölf Transekt-
In der Umgebung der Fläche N-7.2 tritt in den          Erfassungen pro Jahr unter Berücksichtigung der
Zugzeiten regelmäßig Vogelzug auf. Vereinzelt          Erfassungsbedingungen nach StUK4 durchgeführt.
kommt es zu stärkeren Zugereignissen am Tag und        Zur Untersuchung der Habitatnutzung wurden
in der Nacht im standortspezifischen Maßstab. Die      C-PODs (Cetacean & Porpoise Detector), automati-
ermittelten Zugraten ordnen sich in das gesamte        sierte Schweinswal-Klickdetektoren, eingesetzt.
Vogelzuggeschehen über der Deutschen Bucht ein.        C-PODs sind autonome Aufnahmegeräte, die
Dem Zuggeschehen und dessen Intensität in der          die hochfrequenten Echolokalisationslaute von
Umgebung der Fläche N-7.2 wird daher eine              Schweinswalen mit Hilfe eines eingebauten Unter-
mittlere Bedeutung beigemessen.                        wassermikrophons (Hydrophon) aufzeichnen. Die
                                                       aufgezeichneten Laute werden später mittels einer
                                                       speziellen Software automatisch nach schweinswal-
4.1.1.5 Schutzgut Marine Säuger                        spezifischen Signalen abgesucht.

Der Eignungsprüfung der Fläche N-7.2 hinsichtlich      Da flugzeug- und schiffsgestützte Erfassungsme-
des Schutzgutes „Marine Säuger“ liegen u. a.           thoden zwar deutlich größere Gebiete abdecken
flugzeug- und schiffsgestützte Daten zugrunde, die     können, aber lediglich eine Momentaufnahme
im Auftrag des BSH nach StUK4 (BSH 2013) zwi-          darstellen, und C-PODs eine sehr hohe zeitliche,
schen August 2018 und Juli 2020 erhoben wurden         aber geringe räumliche Auflösung bieten, ist eine
(BioConsult et al. 2021). Die Datenerhebung            Kombination der Erfassungsmethoden sinnvoll und
erfolgte durch ein Konsortium aus BioConsult SH        geeignet zur Beschreibung und Bewertung des
GmbH & Co. KG, IBL Umweltplanung GmbH und              Bestandes mariner Säuger im Untersuchungsge-
dem Institut für angewandte Ökosystemforschung         biet.
GmbH. Zusätzlich wurden Daten zur Habitatnut-
zung verwendet, die im Rahmen von Umweltver-           In der deutschen AWZ der Nordsee kommen
träglichkeitsstudien sowie Bau- und Betriebsmonito-    regelmäßig drei Arten mariner Säuger vor:
ring für Offshore-Windparks erhoben wurden. Die        Schweinswale (Phocoena phocoena), Kegelrobben
Erfassungen der Meeressäuger im weiteren Umfeld        (Halichoerus grypus) und Seehunde (Phoca vitu-
des Untersuchungsgebietes „N-7.2“ dienen der           lina). Alle drei Arten zeichnen sich durch eine hohe
Ermittlung von Vorkommen, der räumlichen Vertei-       Mobilität aus. Wanderungen, insbesondere zur
lung, des Verhaltens und der Habitatnutzung der        Nahrungssuche, beschränken sich nicht nur auf die
Tiere, um die Bedeutung des Untersuchungsraums         AWZ, sondern schließen auch das Küstenmeer und
für die Meeressäuger zu bewerten. Dazu wurden          weite Gebiete der Nordsee grenzübergreifend ein.
mit einem Flugzeug Zählflüge durchgeführt. Hier
16      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     Die Fläche N-7.2 hat nach aktuellem Kenntnisstand    4.1.1.6 Schutzgut Biotoptypen
     eine mittlere Bedeutung für Schweinswale. Eine
     Nutzung der Fläche N-7.2 als Aufzuchtgebiet kann     Während der Baugrundvorerkundung durchge-
     ausgeschlossen werden. Stattdessen durchqueren       führte Seitensichtsonar-Erfassungen zeigten sich
     Schweinswale die Fläche ganzjährig und jagen dort.   sehr homogene Sediment- und Biotopstrukturen auf
                                                          der Fläche N-7.2, und es gab keine Hinweise auf
     Für die beiden Robbenarten haben die Fläche          Vorkommen gesetzlich geschützter Biotope (nach
     N-7.2 und ihre Umgebung aufgrund der Entfernung      § 30 BNatSchG).
     zu den nächsten Liege- und Wurfplätzen keine
     besondere Bedeutung.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n         17

4.1.2   Ergebnisse der Voruntersuchungen zum         Die geophysikalischen Untersuchungen liefern
        Baugrund                                     Erkenntnisse über den Aufbau des Meeresbodens
                                                     sowie des Untergrundes entlang von Profillinien, die
Die im Folgenden beschriebenen Voruntersuchun-       je nach Verfahren und betrachtetem Tiefenbereich
gen zur Baugrunderkundung setzen die Anforde-        unterschiedlich detaillierte Rückschlüsse über die
rungen des Standards Baugrund um. Nach § 10          lokalen geologischen Begebenheiten zulassen.
Abs. 1 Nr. 2 WindSeeG wird im Rahmen der Vorun-
tersuchungen eine Baugrundvorerkundung nach          Neben den weiträumigen Ergebnissen der hydro-
Standard Baugrund sowie nach dem aktuellen           graphischen und geophysikalischen Messkampag-
Stand von Wissenschaft und Technik durchgeführt      nen liefert die geotechnische Erkundung punktuell
und dokumentiert.                                    indirekte sowie direkte geologische Informationen
                                                     über die Untergrundgegebenheiten, anhand derer
Die geologische Vorerkundung dient der Beschrei-     zum einen die geophysikalischen Verfahren kalib-
bung der sedimentären/lithologischen Verhältnisse,   riert werden. Zum anderen werden Bodenproben
den allgemeinen Lagerungsverhältnissen und ggf.      mittels Laborversuchen zur Bestimmung der Bode-
tektonischen Gegebenheiten im Untersuchungsge-       nart und ihrer mechanischen Eigenschaften unter-
biet sowie der allgemeinen Bewertung des Bau-        sucht. Die Bohrkernbeschreibungen werden den
grunds aus geologischer Sicht.                       seismostratigraphischen Einheiten zugeordnet und
                                                     in ein räumliches geologisches Tiefenmodell des
Sie bedient sich moderner, leistungsfähiger hydro-   Untergrundes überführt.
graphischer und geophysikalischer Verfahren,
deren Ergebnisse anhand von geotechnischen           Die geologische Vorerkundung stellt den geologi-
Aufschlussverfahren (Bohrungen mit Probenent-        schen Bericht bereit, welcher die Ergebnisse der
nahme/Sondierungen) und geotechnischen Labor-        hydrographischen Vermessung, der geophysikali-
versuchen verifiziert werden. Aufgrund der man-      schen Untersuchung sowie der geotechnischen
gelnden Zugänglichkeit des Meeresbodens stellen      Erkundung zusammenführt und die Beschreibung
hydrographische bzw. geophysikalische Verfahren      des geologischen Tiefenmodells enthält. Er ist
eine sehr effiziente Methode dar, um einen Gesamt-   ingenieurgeologisch ausgerichtet.
überblick über die Meeresbodenbeschaffenheit
sowie die Untergrundverhältnisse der zu untersu-     Zusätzlich wird ein geotechnischer Datenbericht zur
chenden Gebiete zu erlangen.                         Flächenvoruntersuchung (gDF) erstellt, welcher
                                                     dem potentiellen Vorhabenträger die Bestimmung
Die hydrographische Vermessung liefert Informatio-   der Baugrundkenngrößen ermöglicht. Er umfasst
nen zur Meeresbodenoberfläche, die überwiegend       die Ergebnisse der Baugrundauschlüsse und der
flächenhaft aufgezeichnet werden.                    dazugehörigen Laboruntersuchungen bezogen auf
                                                     den geotechnischen Teil der Vorerkundung gem.
                                                     § 10 Abs. 1 Nr. 2 WindSeeG.
18      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     Abbildung 6: Übersicht über die geologische Vorerkundung im Rahmen der Voruntersuchung

     4.1.2.1 Hydrographische Vermessung des Mee-                    • Magnetometeruntersuchung zur Kartierung mag-
             resbodens                                                netischer Anomalien
                                                                    • Sedimentecholotuntersuchung für den Aufbau
     Die Messkampagne zur hydrographischen Vermes-                    des Untergrundes bis zu 6 Metern Tiefe
     sung des Meeresbodens liefert Informationen zur
     Meeresbodenoberfläche, die überwiegend flächen-                Für die Verifizierung und Interpretation der Daten
     haft aufgezeichnet werden. Sie beinhaltet folgende             wurden darüber hinaus folgende Untersuchungen
     Untersuchungsmethoden:                                         durchgeführt:
     • flächendeckende Fächerecholotuntersuchung für                • Greiferproben zur Kartierung der Sedimenttypen
       die Aufnahme der bathymetrischen Verhältnisse                  auf Basis der Seitensichtsonaruntersuchung
     • flächendeckende Seitensichtsonaruntersuchung                 • Unterwasser-Videoaufnahmen (UW-Video) zur
       zur Abgrenzung von Sedimenttypen und -struktu-                 Kartierung der Sedimenttypen auf Basis der Sei-
       ren der Meeresbodenoberfläche                                  tensichtsonaruntersuchung
Vo r u n t e r s u c h u n g e n         19

• ROV-Untersuchungen zur Verifizierung von             An 17 Stellen wurden sehr geringfügige Auffälligkei-
  detektieren Objekten der Fächerecholot- und Sei-     ten in der Bathymetrie detektiert. Diese Lokationen
  tensichtsonaruntersuchungen                          wurden mit den Seitensichtsonar-Ergebnissen
                                                       verglichen. Mittels des Abgleiches konnte die
Die hydrographischen Untersuchungen der Mee-           Anzahl auf 5 Lokationen reduziert werden, welche
resbodenoberfläche der Fläche N-7.2 wurden nach        anschließend mit einem videobestückten ROV
dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik       betaucht wurden. An einer Position wurden anthro-
durchgeführt.                                          pogene Gegenstände identifiziert, welchen zu
                                                       einem dem BSH bereits bekannten Wrack gehören.
Für die Durchführung der Messkampagne wurde
die VBW Weigt GmbH beauftragt. Die Untersuch­          Auf der Fläche N-7.2 wurden insgesamt 23 Sedi-
ungen fanden im Zeitraum vom 25. August bis            mentproben mit Hilfe eines Van-Veen Greifers
31. Oktober 2019 statt. Die ROV-Untersuchung           entnommen. Die Sedimentproben wurden nach DIN
wurden am 16. September 2020 durchgeführt.             17892-4, DIN 18123 sowie nach Figge 1981 und
                                                       Folk 1954/1974 klassifiziert. Die Bestimmung der
Die Fächerecholot-, Seitensichtsonar-, Magnetome-      Kornkennziffer aus der Korngrößenverteilung der
ter- und Sedimentecholotuntersuchungen wurden          entnommenen Bodenproben auf der Fläche N-7.2
zeitgleich mit einem Profilabstand von ca. 75 m        zeigen Feinsande.
durchgeführt.
                                                       Die Kartierung der Sedimente erfolgte nach der
Der Meeresboden fällt von Süden nach Norden ab         Anleitung zur Kartierung des Meeresbodens (BSH)
(siehe Abb. 7). Die Wassertiefen bezogen auf LAT       und zeigt auf der Fläche N-7.2 ausschließlich
liegen zwischen 36,5 und 38,6 Metern. Der Seebo-       Feinsand. Im Rückstreumosaik sind keine Verände-
den ist einheitlich eben und durch keinerlei abrupte   rungen der Intensitäten sichtbar, welche auf einen
Tiefenänderungen gekennzeichnet.                       Sedimentwechsel hinweisen.

                                                       Das Vorkommen von Marinen Findlingen im Sinne
                                                       der Riffkartieranleitung des BfN kann ausgeschlos-
                                                       sen werden.

                                                       Auf der Fläche N-7.2 liegen unter einer ca. 0,25 m
                                                       bis > 2 m mächtigen oberen Sandschicht (marine
                                                       Deckschicht, Fein- bis Mittelsand) weitere Sande
                                                       die aufgrund ihrer Beschaffenheit die weitere
                                                       Signaleindringung beeinträchtigen. Daher ist deren
                                                       Basis in den Messergebnissen nicht erkennbar. An
                                                       der Basis der marinen Deckschicht treten verbreitet
                                                       Rinnenstrukturen und muldenartige, unebene
                                                       Vertiefungen auf, die mit Sediment verfüllt sind.
                                                       Lokal treten als Rinnenfüllung weiche Sedimente
Abbildung 7: Bathymetrische Karte der FEP-Fläche
                                                       auf, die gesondert auskartiert wurden. Gelegentlich
                                                       und sehr unregelmäßig treten an der Basis der mari-
                                                       nen Deckschicht sehr starke, intern parallele Reflek-
20      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     toren auf, die Hinweise auf Torfvorkommen oder                     nalgenerierung erfolgte mit einem elektrischen
     bindige Weichsedimente geben. Auch diese wur-                      Sparkersystem, dessen Reflexionsantwort für den
     den gesondert auskartiert.                                         einkanalseismischen Datensatz mit einem sepa-
                                                                        raten Einkanalstreamer aufgezeichnet wurde.
                                                                      • Mehrkanalseismik zur Abbildung geologischer
     4.1.2.2 Geophysikalische Untersuchung des                          Strukturen und Objekte in einem Tiefenbereich
             Meeresbodens                                               von 0 m bis 100 m unter dem Meeresboden bei
                                                                        einem vertikalen Auflösungsvermögen von bis zu
                                                                        1 m und einem lateralen Auflösungsvermögen
                                                                        von 0,5 m. Als laterales Auflösungsvermögen
                                                                        wird hierbei das Bin-Intervall der migrierten
                                                                        Daten verstanden. Die Datenakquisition erfolgte
                                                                        parallel zur Aufzeichnung des einkanalseismi-
                                                                        schen Datensatzes mit der selben Sparker-
                                                                        Quelle. Als Empfangseinheit diente ein digitales
                                                                        Streamersystem mit 72 Kanälen.

                                                                      Der aufgezeichnete hydroakustische/seismische
                                                                      Gesamt-Datensatz (siehe auch Abb. 5) umfasst ein
                                                                      regelmäßiges Profilraster mit einem Profilabstand
                                                                      von 150 m in Haupt- und Querrichtung sowie einer
     Das Untersuchungsschiff SeaZip Fix mit Blick über das Arbeits-   Gesamtprofil-Länge von ca. 1 140 Profil-Kilometern
     deck nach Achtern auf die Akquisitionsauslage.
     (Foto: G. Frielinghaus, Fraunhofer IWES)
                                                                      sowie punktuelle Wasserschallmessungen.

     Für die Durchführung der geophysikalischen
     Untersuchungen in der Fläche N-7.2 wurde das
     Fraunhofer IWES mit Sitz in Bremerhaven beauf-
     tragt. Die entsprechenden Offshore-Arbeiten erfolg-
     ten im Juni 2019. Hierbei kamen folgende Messsys-
     teme zum Einsatz:
     • Parametrisches Sedimentecholot, inkl. Wasser-
        schallmessungen, zur Abbildung geologischer
        Strukturen und Objekte in einem Tiefenbereich
        von 0 m bis 15 m unter dem Meeresboden bei
        einem vertikalen Auflösungsvermögen und einer
        lateralen Abtastrate von bis zu 0,15 m.
     • Einkanalseismik zur Abbildung geologischer
                                                                      Abbildung 8: Profilübersicht Mehrkanalseismik auf der Fläche
        Strukturen und Objekte in einem Tiefenbereich                 N-7.2
        von 0 m bis 30 m unter dem Meeresboden bei
        einem vertikalen Auflösungsvermögen von bis                   Um eine vollständige Datenüberdeckung der
        zu 1 m und einer lateralen Abtastrate von ca.                 Fläche zu gewährleisten erfolgte die Datenauf-
        2,25 m. Die Daten wurden anschließend auf                     nahme ca. 150 m über die eigentliche FEP-Fläche
        einen Spurabstand von 1 m regularisiert. Die Sig-             hinaus. Der gesamte Datensatz wurde durch das
Vo r u n t e r s u c h u n g e n       21

Fraunhofer IWES einer Datenaufbereitung unterzo-      Die Aufschlusstiefe der Bohrungen und der Druck-
gen, die insbesondere auf die Georeferenzierung       sondierungen wurde auf 80 m festgelegt, um die im
und Zuordnung der Daten untereinander (Binning)       Rahmen der Vorentwurfsplanung vorgesehenen,
abzielte. Die aufbereiteten ein- und mehrkanalseis-   gängigen Gründungsvarianten abzudecken.
mischen Daten erfuhren zudem eine umfassende
Bearbeitung, welche u.a. eine Datenbereinigung,       Mit der Durchführung der geotechnischen Untersu-
eine Multiplenunterdrückung (nur Mehrkanaldaten),     chung wurde die Fa. FUGRO Germany Land GmbH
eine Signal-Dekonvolution (nur Mehrkanaldaten)        beauftragt. Die geotechnischen Erkundungen
und eine Migration im Zeitbereich beinhaltete.        (Offshore- und Laborarbeiten) wurden von einem
                                                      vom BSH beauftragten geotechnischen Fachexper-
Eine integrierte Auswertung der geophysikalischen     ten, der Fa. Ramboll Deutschland GmbH über-
Daten erfolgte im Zuge der geologischen Modeller-     wacht. Die Fa. Ramboll hat auf Grundlage der
stellung.                                             Ergebnisse den geotechnischen Datenbericht der
                                                      Flächenvoruntersuchung (gDF) erstellt.

4.1.2.3 Geotechnische Untersuchung des Unter-         Die Lage der Aufschlüsse wurde auf Grundlage der
        grundes (bis 80 m Tiefe)                      Ergebnisse von geophysikalischen Erkundungen
                                                      festgelegt. Die Anzahl der Aufschlüsse orientiert
Im Rahmen der geotechnischen Erkundung wurden         sich an der 10 %-Regel (Standard Baugrund).
indirekte und direkte (ingenieur-) geologische
Informationen (Drucksondierungen, Bohrungen mit       An den untersuchten Lokationen variiert die Wasser-
Probenentnahme) erhoben. Im Anschluss wurden          tiefe zwischen 36,5 und 38,6 m zu Normalhöhennull
die gewonnenen Bodenproben in Laborversuchen          (NHN). Die Feldarbeiten wurden von den geotechni-
zur Bestimmung der Bodenart, Zustandsform und         schen Bohrschiffen MV Fugro Synergy, MV Gargano
mechanischer Eigenschaften beprobt. Die geotech-      und MV Normand Flower zwischen dem 29. Februar
nische Untersuchung umfasst folgende Aufschluss-      und dem 28. März 2020 ausgeführt.
verfahren:
• repräsentative Drucksondierungen zur Ermittlung     An insgesamt 10 repräsentativen Lokationen wur-
   der Lagerungsverhältnisse des Untergrundes bis     den jeweils eine Drucksondierung, eine Bohrung
   zu 80 m Tiefe                                      mit Probenentnahme sowie eine geophysikalische
• repräsentative Bohrungen mit Probenentnahme         Bohrlochmessung bis ca. 80 m unter Meeresboden
   zur Bodenansprache und Gewinnung von               abgeteuft.
   Bodenproben für die geotechnischen Laborver-
   suche bis zu 80 m Tiefe                            Insgesamt wurden 15 Ansatzpunkte (inkl. neu
• bohrlochgeophysikalische Untersuchung für die       angesetzter Ansatzpunkte) mittels diskontinuierli-
   Bestimmung seismischer Intervall-Geschwindig-      cher Drucksondierungen (CPT), 11 Ansatzpunkte
   keiten                                             mit Probenahme (BKF) und 10 Ansatzpunkten mit
                                                      geophysikalischen Messungen bis zu einer maxi-
Für die Bestimmung der Bodenkennwerte:                malen Bohrtiefe von 80,0 m unter Meeresboden
• Laborversuche zur Klassifikation und Bestim-        abgeteuft.
  mung der mechanischen Eigenschaften
22      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     Abbildung 9: Lage der Bohrungen und Drucksondierungen in der Fläche N-7.2

     Bereits im Offshore Labor wurden die gewonnenen                In sehr dicht gelagerten Sanden wurde vorzugs-
     Proben angesprochen sowie die Bestimmung der                   weise ein dickwandiges Entnahmegerät mit 2”
     Wichte und des Wassergehaltes an ausgewählten                  benutzt, da dieses mit größerem Druck in den
     Proben durchgeführt.                                           Baugrund gedrückt werden kann und mehr Proben-
                                                                    gewinn erbringt.
     Zur Probenahme wurden in Abhängigkeit von den
     Bodenverhältnissen ein Shelby-Entnahmegerät im                 Im Anschluss an die Probenahme wurden Laborun-
     „WIP“-Modus mit einem Innendurchmesser von 3“                  tersuchungen an den Bodenproben durchgeführt.
     (72 mm) oder 2“ (53 mm) in den Boden einge-                    Dafür wurden die Bodenproben klassifiziert und
     drückt. Die maximale Probenlänge beträgt 0,98 m.               charakterisiert und folgende bodenmechanischen
     In nicht-bindigem sowie sehr weichem bindigen                  Laborversuche durchgeführt:
     Material wurden Kernfänger verwendet, um maxi-
     malen Kerngewinn zu gewährleisten.

     Geotechnische Laboruntersuchung                         Norm                    Anzahl durchgeführter Versuche

      Korngrößenverteilung (Trockensiebung)                  DIN EN ISO 17892-4                   144
      Korngrößenverteilung (Sieb/Schlämmung)                 DIN EN ISO 17892-4                     1
      Kombinierte Korngrößenverteilung (Sieb/Schlämmung)     DIN EN ISO 17892-4                    41
      Korngrößenverteilung (Schlämmanalyse)                  DIN EN ISO 17892-4                     9
      Bestimmung der Konsistenzgrenzen                       DIN EN ISO 17892-12                   26
      Bestimmung der Schrumpfgrenzen                         DIN 18122-2                            0
      Bestimmung der Korndichte                              DIN EN ISO 17892-3                   110
      Bestimmung der Dichte bei lockerster und dichtester    DIN 18126                             43
      Lagerung
      Bestimmung des pH-Wertes                               DIN ISO 10390:2005-12                 79
Vo r u n t e r s u c h u n g e n        23

Geotechnische Laboruntersuchung                         Norm                             Anzahl durchgeführter Versuche

 Bestimmung des Sulfatgehaltes                          DIN EN ISO 11885 Säureaus-                     79
                                                        zug nach DIN 4030-2
 Bestimmung des Chloridgehaltes                         DIN 4030-2                                     79
 Bestimmung der organischen Anteile                     DIN 18128                                      31
 Bestimmung des Kalkgehaltes                            DIN 18129                                      79
 Bestimmung der thermischen Leitfähigkeit               ASTM D5334-14                                  12
 Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit              DIN EN 27888: 1993-11 aus                      10
                                                        dem 10:1- Schütteleluat nach
                                                        DIN EN 12457-4
 Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwertes         DIN EN ISO 17892-11                            47
 Bestimmung der Kornform                                DIN EN ISO 14688-1                             57
 Triaxialversuch CD & CU                                DIN EN ISO 17892-9                             36
 Triaxialversuch CAUe & CAUc                            DIN EN ISO 17892-9                             20
 Einfachscherversuch (DSS)                              ASTM D6528-17                                  44
 Ringscherversuch                                       „ICP Design Methods for dri-                   44
                                                        ven Piles in Sands and Clays“,
                                                        Jardin et al. (2005)
 Eindimensionaler Kompressionsversuch (Oedometertest)   DIN EN ISO 17892-5                              1
 Direkter Scherversuch                                  DIN EN ISO 17892-10                            36

Durchgeführte Laboruntersuchungen an den Bodenproben

4.1.2.4 Geologisches Modell                                    Nordsee typische Abfolge von pleistozänen und
                                                               holozänen Sedimenten wider. Darüber hinaus weist
Für das geologische Modell wurden die Ergebnisse               die Fläche zwei geologische Besonderheiten auf:
der hydrographischen Vermessung und der geo-                   zwei tiefliegende Salzstrukturen (z.T. mit benach-
physikalischen Untersuchungen mit den Ergebnis-                barten Verwerfungen) und zwei Rinnensysteme, die
sen der geotechnischen Erkundung zusammenge-                   die Oberfläche des mittleren Pleistozäns (v.a. dicht
führt und hinsichtlich ihrer Geologie interpretiert.           gelagerte Sande) durchziehen.
Hierfür wurden die hydroakustischen und seismi-
schen Datensätze – unter Zuhilfenahme der geo-                 Etwas östlich der zentralen Region befindet sich in
technischen Ergebnisse – aus dem Zeitbereich                   größerer Tiefe eine Salzstruktur (Hedda), die zu
(seismische Laufzeiten) in den Tiefenbereich (m)               einer lokalen Hebung der tiefer liegenden Schichten
überführt (Tiefen-Modell).                                     geführt hat. Angrenzend an diese Salzstruktur
                                                               befinden sich Verwerfungen, die in einer Tiefe von
Die Erstellung des geologischen Modells erfolgte               ca. 50 m terminieren und sich nicht auf die darüber
durch die Ramboll Deutschland GmbH.                            liegenden Schichten auswirken. Im südwestlichen
                                                               Bereich befindet sich eine weitere Salzstruktur
Die im Rahmen der Modellerstellung durchgeführte               (Heidrun), allerdings ohne angrenzende Verwerfun-
stratigraphische Einordnung der Strukturen im                  gen.
Untergrund spiegelt die in diesem Gebiet der
24      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     Eine Rinne verläuft im westlichen Bereich der          Der geotechnische Datenbericht zur Flächenvorer-
     Fläche in Nord-Süd-Richtung und ist überwiegend        kundung wird ebenfalls von der Ramboll Deutsch-
     mit Sanden gefüllt. Im östlichen Bereich befindet      land GmbH erstellt.
     sich ein verzweigtes Rinnensystem, das vor allem
     mit Schluff und Sand verfüllt ist.
                                                            4.1.3   Ergebnisse der Voruntersuchungen zu
     Über den Sanden des mittleren Pleistozäns sind                 den Windverhältnissen
     flächendeckend proglaziale Sande des Jung-Pleis-
     tozäns abgelagert. Sie werden flächendeckend von       Für die Untersuchung der Windverhältnisse auf der
     dünnen Holozänen Sedimenten (v.a. Sand) überla-        Fläche N-7.2 wurden folgende Datenquellen bzw.
     gert, in denen die Verläufe ehemaliger Flüsse zu       Verfahren verwendet:
     erkennen sind. Die Meeresbodenoberfläche wird          • Messungen windbezogener und weiterer meteo-
     von mobilen Nordseesanden mit Muschelschill               rologischer Parameter, insbesondere Windge-
     gebildet.                                                 schwindigkeit und -richtung
                                                                Eine wesentliche Datenquelle sind die seit
                                                                  2001 stattfindenden Messungen des Windpro-
     4.1.2.5 Berichte                                             fils im Höhenbereich zwischen etwa 30 und
                                                                  100 m an der Forschungsplattform FINO1. Da
     Die Ergebnisse der geologischen Vorerkundung                 sich das Windfeld durch die bereits in Betrieb
     des Baugrundes sind in zwei Berichten beschrie-              befindlichen Windparks bereits verändert hat,
     ben. Geodaten werden als GIS-Projekte und Rohda-             wurden gemäß aktuellem Stand von Wissen-
     ten sowie Zwischenprodukte, sortiert nach Fachbe-            schaft und Technik zusätzlich einjährige Mes-
     reichen, bereitgestellt.                                     sungen des Windprofils und anderer meteoro-
                                                                  logischen Größen direkt in der Fläche N-7.2
     Im geologischen Bericht werden die Ergebnisse der            beauftragt. Diese erfolgten durch die Fa.
     geophysikalischen Aufnahmen und die Ergebnisse               Fraunhofer IWES in Zusammenarbeit mit der
     der geotechnischen Vorerkundung zusammenge-                  Fa. UL International Wilhelmshaven, hierbei
     führt und hinsichtlich ihrer Geologie interpretiert.         wurden LiDAR-Systeme eingesetzt. Die Mes-
     Der Bericht stellt die Grundlage für die weitere             sungen wurden statistisch aufgearbeitet und in
     Planung dar und enthält eine Beschreibung des                einem Bericht zusammengefasst.
     geologischen Untergrundmodells, auf dem die
     Bauwerke errichtet werden sollen. Er ist ingenieur-    • Ensemble von Reanalysen der Atmosphäre
     geologisch ausgerichtet und stellt zusammen mit           Für eine flächenhafte Einordnung der eben
     dem geotechnischen Datenbericht zur Flächenvor-            genannten Messungen wurden die Reanalysen
     erkundung die Informations- und Datengrundlage             COSMO-REA6 und ERA5 durch den DWD sta-
     aus der geologischen Vorerkundung des Baugrun-             tistisch ausgewertet und die Ergebnisse in
     des dar. Der Geologische Bericht wurde auf Grund-          einem Bericht zusammengestellt.
     lage der Ergebnisse aus der Vorerkundung von der
     Ramboll Deutschland GmbH erstellt.
Vo r u n t e r s u c h u n g e n        25

• Zusammenfassender Bericht (Gesamtbericht)                  durchgeführt. Ihr Umfang lehnt sich an die nach
  über die Windverhältnisse auf Fläche N-7.2                 „Standard Konstruktion – Mindestanforderungen an
   Die eben genannten Datenquellen und die                  die konstruktive Ausführung von Offshore-Bauwer-
    jeweils hierzu erstellten Berichte waren Grund-          ken in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ)“
    lage für die Erstellung eines Gesamtberichtes,           des BSH zur Beantragung der 1. Freigabe hinsicht-
    welcher durch die Fa. OWC (Aqualis) in                   lich der Standortbedingungen einzureichenden
    Zusammenarbeit mit der Fa. ProPlanEn sowie               Unterlagen an.
    Fa. Fraunhofer IWES angefertigt wurde.
                                                             Die ozeanographischen Berichte beinhalten Grund-
                                                             lageninformationen zu:
4.1.4    Ergebnisse der Voruntersuchungen zu                 • Wasserstand,
         den ozeanographischen Verhältnissen                 • Seegang,
                                                             • Strömung und
                                                             • Seewassercharakteristik (Dichte, Salzgehalt,
                                                                Temperatur).

                                                             Die für den Bericht über die ozeanographischen
                                                             Verhältnisse an der Fläche N-7.2 benötigten in-situ-
                                                             Daten stammen von einer BSH-Messtelle am
                                                             südöstlichen Rand der Fläche N-7.2 (2017–2020),
                                                             sowie der Forschungsplattform FINO1, auf der das
                                                             BSH ozeanographische Messungen betreibt. Die
                                                             Messstation ist seit 2004 in Betrieb und liefert
                                                             zuverlässig Daten zum Seegang, zur Strömung, der
                                                             Wassertemperatur und des Salzgehaltes.

Blick auf den Offshore-Windpark Alpha Ventus von der FINO1   In einem zusammenfassenden Bericht des BSH
Forschungsplattform (Bild: Olaf Outzen, BSH)
                                                             werden die vor Ort gemessenen („in-situ“)-Daten
                                                             mit Modelldaten zusammengeführt und statistisch
Die Voruntersuchungen der ozeanographischen
                                                             ausgewertet. Ziel dieser Herangehensweise ist es,
Verhältnisse auf der Fläche N-7.2 wurden durch das
                                                             eine Validation der Ergebnisse und eine Abschät-
BSH nach dem Stand der Wissenschaft und Technik
                                                             zung der Fehlergrenzen zu ermöglichen.
26         Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     4.2         Ergebnisse der Voruntersuchungen zur                    verkehrlich-schifffahrtspolizeilichen Eignung von
                 verkehrlichen Lage                                      Flächen in der AWZ der Nord- und Ostsee1 in
                                                                         Auftrag gegeben. Im Rahmen der Analysen wurden
     Als zusätzlichen Untersuchungsgegenstand im                         mögliche Auswirkungen einer Bebauung der zu
     Rahmen der Voruntersuchungen hat das BSH die                        untersuchenden Flächen mit Offshore-Windenergie-
     Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs festgelegt.                anlagen auf die Sicherheit und Leichtigkeit des
                                                                         Schiffsverkehrs einschließlich der damit verbunde-
     Zu der Frage, ob eine in diesem Sinne erhebliche                    nen Risiken untersucht und bewertet. Dabei wurde
     Beeinträchtigung der Sicherheit und Leichtigkeit                    das Risiko sowohl qualitativ als auch quantitativ
     des Schiffsverkehrs gegeben ist, hat das BSH im                     betrachtet.
     Rahmen der Voruntersuchung ein Gutachten zur

     Abbildung 10: Nordsee, Schiffsrouten mit Schiffszahlen und im Fachgutachten betrachtete Flächen („Gutachterliche Stellungnahme
     gemäß §12 Abs. 3 WindSeeG – Voruntersuchung zur verkehrlich-schifffahrtspolizeilichen Eignung von Flächen in der AWZ der Nord-
     und Ostsee“, DNV-GL, 06.12.2019)

     1     Gutachterliche Stellungnahme gemäß § 12 Abs. 3 WindSeeG – Voruntersuchung zur verkehrlich-schifffahrtspolizeilichen Eignung
           von Flächen in der AWZ der Nord- und Ostsee“, DNV-GL im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie,
           06.12.2019 (Bericht Nr.: M-W-ADER 2019.137, Rev. 1.00)
Vo r u n t e r s u c h u n g e n               27

In der qualitativen Betrachtung wurden nach einer                 waren zum einen die statistisch zu erwartende Zeit
Beschreibung des relevanten Verkehrsraums der                     zwischen zwei Kollisionen, zum anderen die Einstu-
heutige und der für die Zukunft prognostizierte                   fung des berechneten Risikos in die Risikomatrix
Schiffsverkehr analysiert. Im nächsten Schritt                    des BSH-Standards „Konstruktive Ausführung von
erfolgte eine qualitative Abschätzung der Auswir-                 Offshore-Windenergieanlagen“ (Standard Konstruk-
kungen der Flächenschließung sowohl für die                       tion). Die Einstufung erfolgte über die als Kombina-
Bauphase als auch für die Phase nach Fertigstel-                  tion aus Kollisionshäufigkeit und zu erwartender
lung des jeweiligen Windparks. Im Anschluss                       austretender Schadstoffmenge bestimmte Risiko­
wurden verschiedene Verkehrssituationen, wie                      prioritätszahl (RPZ). Grundlage für die Berechnung
Begegnungen, ein Überholen oder kreuzende                         der zu erwartenden Zeit zwischen zwei Kollisionen
Kurse betrachtet und hinsichtlich der möglichen                   sind die harmonisierten Annahmen entsprechend
Auswirkungen ebenfalls qualitativ bewertet.                       der durch die zwei Arbeitsgruppen des Bundesmi-
Abschließend wurden Empfehlungen für risiko­                      nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
mindernde Maßnahmen abgeleitet.                                   (heute BMDV) der im Jahre 2004/2005 und 2008
                                                                  erzielten Ergebnisse zu Parametern und Grundan-
Für die quantitative Beurteilung der Auswirkungen                 nahmen für die Erstellung von technischen Risiko-
der zusätzlichen Bebauung auf einer Fläche wurde                  analysen für Offshore-Windparks2.
eine kumulative Betrachtung mit allen in dem
jeweiligen Verkehrsraum bebauten Windparkflächen                  Es wurden die Ergebnisse mit und ohne Berück-
vorgenommen.                                                      sichtigung zusätzlicher, das Kollisionsrisiko vermin-
                                                                  dernder Maßnahmen betrachtet. Im quantitativen
                                                                  Untersuchungsteil wurden folgende risikomin-
                                                                  dernde Maßnahmen berücksichtigt:
                                                                  • Ausrüstung der Schiffe mit AIS (Automatic Identi-
                                                                     fication System)
                                                                  • Verkehrsüberwachung und Seeraumbeobach-
                                                                     tung
                                                                  • Notschleppkapazitäten.

                                                                  Die Wirksamkeiten der jeweils berücksichtigten
                                                                  kollisionsverhindernden Maßnahmen beruhen dabei
                                                                  auf den Ergebnissen einer Studie des Germani-
Abbildung 11: Aufstellmuster der kumulativ betrachteten OWP
für die Fläche N-7.2 („Gutachterliche Stellungnahme gemäß § 12    schen Lloyd von 2008.
Abs. 3 WindSeeG – Voruntersuchung zur verkehrlich-schifffahrts-
polizeilichen Eignung von Flächen in der AWZ der Nord- und
Ostsee“, DNV-GL, 06.12.2019)                                      Der quantitativen Untersuchung liegen die modell-
                                                                  haften Aufstellmuster der zukünftig zu bebauenden
Dabei wurde die zeitliche Folge der Bebauung aller                Flächen sowie die Aufstellmuster der Bestands-
betrachteten Flächen entsprechend des bei Erstel-                 windparks zu Grunde. Die berücksichtigten Flächen
lung des Gutachtens geltenden Flächenentwick-                     stellen jeweils die Kumulativlage zum Zeitpunkt der
lungsplans (FEP 2019) angesetzt. Entscheidende                    abgeschlossenen Errichtung in einem Radius von
Größen für die Beurteilung der Eignung einer Fläche               20 Seemeilen (sm) dar.

2   Offshore-Windparks – Parameter für Risikoanalysen im Genehmigungsverfahren und Wirksamkeit kollisionsverhindernder Maßnah-
    men – Bericht“, Germanischer Lloid im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, 29.07.2010 (Bericht Nr.
    SO-ER 2010.095 Version 1.0/2010-07-29)
28      Flächenvoruntersuchung und Eignungsfeststellung

     Für die Fläche N-7.2 hat das Gutachten ergeben,          aufgegeben, eine aktualisierte Risikoanalyse
     dass der Richtwert von 100 Jahren zwar unterschrit-      einzureichen, sodass die auf Grundlage der Ver-
     ten wird, dies jedoch durch Vorgaben in der Eig-         kehrssituation zum Zeitpunkt der Eignungsprüfung
     nungsfeststellung kompensierbar ist und somit im         getroffene Aussage im Rahmen des Planfeststel-
     Ergebnis für die Sicherheit der Schifffahrt keine        lungsverfahrens überprüft und erforderlichenfalls
     Gefahr besteht, die nicht durch Bedingungen und          weitere Minderungsmaßnahmen, insbesondere die
     Auflagen ausgleichbar wäre. Auch verursacht die          Vorhaltung eines zusätzlichen privaten Notschlep-
     Errichtung und der Betrieb von Windenergieanla-          pers angeordnet werden kann. Neben der Vorhal-
     gen auf den Flächen keine erhebliche Beeinträchti-       tung eigener Schleppkapazität ist grundsätzlich
     gung der Leichtigkeit des Verkehrs.                      auch eine Beteiligung des Trägers des Vorhabens
                                                              an anderweitiger, im Sinne der Risikoanalyse
     Die für die Fläche N-7.2 ermittelte Kollisionswieder-    ausreichender Schleppkapazität denkbar.
     holungsrate liegt unter Berücksichtigung von AIS,
     einer Verkehrsüberwachung/ Seeraumbeobachtung            Die Prüfung im Rahmen der qualitativen Risikoana-
     und der vorhandenen hoheitlichen Notschleppka-           lyse ergeben keine Besonderheiten des Einzelfalls,
     pazität („Nordic“) bei 93 Jahren. Sie liegt damit über   die gegen die Eignung der Fläche in verkehrlich
     dem relevanten Richtwert, der durch die Arbeits-         schifffahrtspolizeilicher Hinsicht sprechen. Die
     gruppe „Genehmigungsrelevante Richtwerte“ des            jeweils ermittelten erforderlichen Maßnahmen
     Bundesverkehrsministeriums auf mindestens 100            wurden, soweit ohne Kenntnis der konkreten Pro-
     Jahre festgelegt wurde. Da der Wert mit 7 Jahren         jektparameter möglich, als Vorgaben in die Eig-
     nur geringfügig unter dem Richtwert von 100 Jahren       nungsfeststellung übernommen (§§ 18 bis 22). Auf
     liegt und Veränderungen des Verkehrsaufkommens           die Begründungen der einzelnen Vorgaben in zur
     so leicht zu Änderungen im Ergebnis der quantitati-      Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs wird
     ven Risikoanalyse führen können, wird dem Träger         insoweit verwiesen.
     des Vorhabens im Planfeststellungsverfahren
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