60 Jahre IB - ein Rückblick - Internationaler Bund

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60 Jahre IB – ein Rückblick
IB-Chronik 1946 –2009

60 Jahre IB – ein Rückblick
von Dr. Franz Schade

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IB-Chronik 1946 –2009

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Die Chronik

1946    1947     1948     1949    1950     1951    1952     1953    1954     1955
1956    1957     1958     1959    1960     1961    1962     1963    1964     1965
1966    1967     1968     1969    1970     1971    1972    1973     1974     1975
1976    1977     1978     1979    1980     1981    1982    1983     1984     1985
1986    1987     1988     1989    1990     1991    1992    1993     1994     1995
1996    1997     1998     1999    2000     2001    2002    2003     2004     2005
2006    2007     2008     2009

Biografie des Autors

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IB-Chronik 1946 –2009

60 Jahre IB – ein Rückblick

1946
       In Gesprächen mit dem Chef der Nachkriegsregierung in Württemberg-Hohen-
       zollern, Professor Carlo Schmid, und dem Jugendoffizier der französischen Mili-
       tärregierung, Henri Humblot, spricht IB-Initiator Heinrich Hartmann, ehemaliges
       Mitglied der Nazi-Reichsjugendführung, die Probleme der heimat-, eltern- und
       arbeitslosen Jugendlichen in Deutschland an. Hartmann gründet einen freiwilligen
       Hilfsdienst für gemeinnützige Aufbauarbeiten in Deutschland und Frankreich.

1947
       Im „Schwalldorfer Kreis“, zu dem Carlo Schmid, Henri Humblot, Viktor Renner,
       Fritz Erler, Dieter Roser und der Theologieprofessor Ernst Steinbach gehören,
       werden die Gespräche über die Zukunft der Jugend fortgeführt.

1948
       Heinrich Hartmann überzeugt auch den Vorsitzenden der SPD, Kurt Schumacher,
       von seinen Plänen. Nach einem Unwetter im Nagoldtal baut Hartmanns freiwilli-
       ger Hilfsdienst die zerstörte Straße zwischen Bad Teinach und Zavelstein wieder
       auf. Es folgt die Zusage einer Lizenz zur Gründung eines gemeinnützigen Ver-
       eins.

1949
       Am 11. Januar 1949 wird der „Internationale Bund für Kultur- und Sozialarbeit/
       Jugendsozialwerk e.V.“ in der Tübinger Universität gegründet. Den Vorsitz über-
       nimmt Professor Dr. Ernst Steinbach, Theologe der Bekennenden Kirche und
       Mitglied der Widerstandsbewegung im NS-Staat. Vier Monate nach der Grün-
       dung wird das erste Jugendgemeinschaftswerk des IB in Kälberbronn (Schwarz-
       wald) eingerichtet, wenig später ein zweites in Ulm. Dort wird auch das erste
       IB-­J ugendwohnheim gebaut.

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1950
       Im März 1950 gibt es dann ein drittes Jugendgemeinschaftswerk für die heimat-
       lose Nachkriegsjugend auf dem Einsiedel bei Tübingen. Hier geht es um die Be-
       wirtschaftung eines Hofgutes, also um landwirtschaftliche Arbeiten. – Das vierte
       Jugendgemeinschaftswerk entsteht in Tübingen und hat die Aufgabe, eine Wasser-
       leitung von der unteren Stadt zum Schnarrenberg bei Tübingen zu bauen. Außer-
       dem bauen die Jugendlichen unter fachmännischer Leitung ein Jugendwohnheim,
       das schon 1950 fertiggestellt werden kann. – Das erste Jugendgemeinschaftswerk
       für Mädchen in Wart (bei Nagold/Schwarzwald) hat dann die Aufgabe, Hilfen für
       heimatlose, elternlose Mädchen anzubieten. Es bewirtschaftet die zur Unterkunft
       gehörende kleine Landwirtschaft und arbeitet als Nähfiliale für verschiedene Tex-
       tilbetriebe. Der erste hauswirtschaftliche Grundausbildungslehrgang entsteht.

       In einer Denkschrift an den Deutschen Städtetag würdigt der Ulmer OB Pfizer die
       Modellmaßnahmen des IB und macht so auf die Aktivitäten unseres Verbandes
       aufmerksam.

1951
       Der IB fängt an, in zahlreichen Landkreisen in Nord- und Südwürttemberg ­o ffene
       Landgruppen einzurichten. – In mehreren Städten werden Jugendwohnheime
       ge­­baut. Zu nennen sind vor allem Eßlingen-Sirnau, Reutlingen, Mannheim-
       Blumenau, Stuttgart-Hasenbergsteige, Ludwigsburg und Ebingen. – Der Bau
       des ­Jugendwohnheims in der Richard-Wagner-Straße in Stuttgart beginnt. Die
       Finanzbe­h örde erkennt den IB als gemeinnützige Körperschaft an.

1952
       Der Zuzug von Jugendlichen in die Einrichtungen des IB wird von den Behör-
       den erleichtert; die bislang notwendigen Zuzugsgenehmigungen fallen weg. Ver-
       einsrechtlich und organisatorisch wird für den IB eine Änderung notwendig. Es
       erfolgt eine Umbenennung und Satzungsänderung. Für die Kulturarbeit entsteht
       ein eigener Verein. Für die Jugendsozialarbeit werden neue Akzente gesetzt. So
       wird 1952 als neuer Name im Vereinsregister eingetragen: „Internationaler Bund
       für Sozialarbeit – Jugendsozialwerk e.V.“ Auch der Vorsitz im IB ändert sich.
       Arbeitsminister David Stetter löst Professor Ernst Steinbach ab. Ein Bundesku-
       ratorium wird gebildet; Vorsitzender wird Ernst Steinbach. Am Ende des Jahres
       1952 gibt es im IB bereits 8 Lehrlingsheime, 8 Behelfsheime und 27 Jugendge-
       meinschaftswerke.

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1953
       Die erfolgreiche Arbeit in Baden-Württemberg lässt erwarten, dass eine Erweite-
       rung über das Stammland hinaus sinnvoll ist. So beginnt der IB mit seinen Akti-
       vitäten auch in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. In Rheinland-
       Pfalz entstehen zunächst 10 Landgruppen für Jungen und 2 Haushaltsgruppen für
       Mädchen. In Hessen werden 8 Landgruppen und 1 Haushaltsgruppe eingerichtet.
       In Nordrhein-Westfalen gilt es, erst einige Widerstände zu beseitigen. Aber dann
       entstehen gleich 4 Jugendgemeinschaftswerke in den Landkreisen Kempen-Kre-
       feld, Geldern, Rhein-Wupper und Düsseldorf-Mettmann. – Auf Bundesebene wird
       eine Verbindung zum DRK gesucht. Eine enge Zusammenarbeit ergibt sich durch
       die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft „Jugend in Heim und Werk“, der auch
       einige andere Verbände angehören. Im Vorsitz des IB kommt es wieder zu einer
       Veränderung: Staatsrat Professor Dr. Theodor Eschenburg löst Arbeitsminister
       David Stetter ab, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktritt.

1954
       Im März 1954 weist der IB bereits 7 Heime für Jungarbeiter, 2 Heime für Lehrlin-
       ge, 3 Heime für Jungarbeiter und Lehrlinge, 1 Heim für Studenten und Jungarbei-
       ter und 3 Heime für Mädchen aus. Die Zahl der Jugendgemeinschaftswerke steigt
       ständig, zumal die ersten Stadtgruppen entstehen, standortorientiert am Angebot
       des Arbeitsmarktes und an Ausbildungsmöglichkeiten.

       In Ahrbrück wird eine Förderschule für Spätaussiedler aus Polen eingerichtet.

       In Oberursel wird ein weiteres Jugendwohnheim vom IB gebaut.

1955
       Die 2. Phase der Arbeit des IB hat schon in den beiden Vorjahren begonnen. Eine
       neue Herausforderung ist durch die Flüchtlingsströme aus der DDR gegeben. So
       konzentriert sich das Wirken des IB mehr und mehr auf diesen Personenkreis.
       Neue Jugendwohnheime entstehen in Rodalben, Neustadt/Weinstraße, Frankfurt
       und Offenbach. In Nordrhein-Westfalen wird ein Bergarbeiterlehrlingsheim der
       Zeche Langenbrahm übernommen. Die Zahl der Jugendgemeinschaftswerke in
       den Städten wächst weiter; in Flüchtlingslagern werden Betreuungsgruppen des
       IB eingerichtet.

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       Organisatorisch ergibt sich eine Änderung durch die 1952 gegründete Gemeinnüt-
       zige Gesellschaft für Jugendfreizeiten (GGJ), die durch 55 Wirtschaftsunterneh-
       men genutzt und getragen wird. Sie wird angeschlossener Verband des IB, der die
       Verantwortung für den Personalbereich in den Freizeitheimen übernimmt.

1956
       Eine spezielle Aufgabe stellt sich für den IB in den Jahren 1956 –1961. Für
       ­Abiturienten und Studenten aus der DDR sind Ergänzungslehrgänge einzurichten,
        die in 6 bis 9 Monaten auf eine Prüfung vorbereiten sollen. Sie ist erforderlich
        für die Zulassung zum Studium in der Bundesrepublik. Der IB richtet zunächst in
        Tübingen und Erlangen Jugendgemeinschaftswerke und Internate für die DDR-
        Abiturientinnen und -Abiturienten ein; zum Jahresende 1956 entstehen weitere
        17 Einrichtungen mit Internaten an verschiedenen Hochschulorten. Die Abituri-
        enten- und Studentengruppen des IB werden später Basis und Ausgangspunkt für
        die Arbeit der Collegia Politica an westdeutschen Universitäten.

       Hilfen sind auch zu geben für Tausende von Flüchtlingen aus Ungarn. Sie mussten
       ihre Heimat verlassen, weil sie sich aktiv am Volksaufstand 1956 beteiligt hatten.
       Für sie richtet der IB in 8 Universitätsstädten und 11 Industriestädten Jugend-
       gemeinschaftswerke und Internate mit dem Angebot von Sprachkursen ein. Das
       Jugendwohnheim-Programm des IB wird außerdem erweitert. So entstehen neue
       Jugendwohnheime in Darmstadt, Frankenthal und Bad Godesberg.

1957
       Im Jahre 1957 ist der Höhepunkt für die Arbeit in 127 Jugendgemeinschaftswerken
       des IB erreicht. In den Folgejahren ist der Abbau einiger Jugendgemeinschafts-
       werke notwendig.

       Auch beim Bau von Jugendwohnheimen ist der IB auf dem Höhepunkt angekom-
       men. Insgesamt werden 1957 vom IB 58 Jugendwohnheime und Behelfsheime
       ausgewiesen, darunter 6 Mädchenwohnheime.

       In den Folgejahren ist die Belegung in Vierbettzimmern nicht mehr möglich. Eine
       Krise zeichnet sich ab. Aber es tut sich ein neues Aufgabenfeld im Rahmen der
       Integrationshilfen für Spätaussiedler aus Polen, Rumänien und Russland auf.

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       Die ersten 3 betriebsgebundenen Ford-Wohnheime werden für ausländische Jung-
       arbeiter, Lehrlinge, und Praktikanten in Köln-Weidenpesch übernommen.

1958
       Ein weiteres Arbeitsfeld entsteht in ersten Ansätzen in der beruflichen Förderung
       und Berufsbildung. In den Einrichtungen des IB wird die berufsvorbereitende und
       begleitende Bildungsarbeit verstärkt. In Eßlingen und Hagen werden Vorstudi-
       enwerke eingerichtet. Hier werden Facharbeiter auf dem 2. Bildungsweg so weit
       gebracht, dass sie die Aufnahmeprüfung in eine Fachhochschule bestehen und ein
       Ingenieurstudium beginnen können.

1959
       Von 1959 an werden vom IB jährlich mehr als 100 einwöchige Schulabgängerse-
       minare zur Vorbereitung auf die Arbeitswelt durchgeführt. Außerdem entstehen in
       einigen größeren Städten Clubs für Jugendliche im Alter von 17 bis 25 Jahren. Sie
       sind die Kernzellen für eine nachhaltige politische Bildungsarbeit in vom IB an-
       gebotenen Seminaren. Diese Seminare werden auch von vielen Industriebetrieben
       und Kommunalverwaltungen für die jungen Mitarbeiter genutzt und unterstützt.

       Der Bau von 3 Mädchenwohnheimen in Tübingen, Frankfurt-Bonames und Hanau
       schafft Voraussetzungen für die Betreuung weiblicher Jugendlicher und für Bil-
       dungsangebote im Rahmen von Seminaren, die auf die speziellen Bedürfnisse der
       Mädchen ausgerichtet sind.

1960
       Im Frühjahr 1960 beschließt der IB-Vorstand, die Sozialarbeit unseres Verbandes
       prinzipiell auf die Betreuung ausländischer Arbeitnehmer auszuweiten. So ent-
       steht das neue Arbeitsfeld der betriebsgebundenen Wohnheime. Vorreiter sind die
       Ford-Wohnheime mit einem Arbeitnehmerwohnheim. Das Beispiel macht Schule.
       Andere Wirtschaftsunternehmen wie Opel, Daimler-Benz, Klöckner-Humbold-
       Deutz (KHD), AGFA und die Farbwerke Höchst folgen. In Hessen beginnt 1960
       auch die Betreuung ausländischer Studienbewerber aus Entwicklungsländern.
       So entstehen eigene Wohnheime für Studenten und Praktikanten aus Übersee in
       Frankfurt, Darmstadt, Eßlingen, Erlangen und Karlsruhe mit speziellen Angebo-
       ten der Beratung und Hilfe im Sprachbereich wie in der Berufsförderung. Im
       „Haus des Jugendsozialwerks“ in Frankfurt wird ein Club für ausländische und

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IB-Chronik 1946 –2009

       deutsche Studenten eingerichtet, der Ausgangspunkt für zahlreiche Gründungen
       ähnlicher Art in anderen Universitätsstädten wird.

1961
       Nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 und der Abriegelung der DDR-
       Grenzen tritt das Ende des Zuwandererstroms ein; das führt zur Reduzierung der
       Jugendgemeinschaftswerke und Behelfswohnheime sowie zu Krisen in der Bele-
       gung der vorhandenen Jugendwohnheime.

       Andererseits entstehen 2 Modellmaßnahmen des IB in Heidelberg und Köln mit
       Angeboten zur Förderung und Eingliederung für noch nicht berufsreife Jugend-
       liche.

       Im Schloss Gettenbach werden eine IB-Bildungsstätte und ein Kurerholungsheim
       für behinderte Kinder und Jugendliche eingerichtet. – Mehrere Modellmaß­n ahmen
       im Rahmen der „Berufsbezogenen Bildungsarbeit“ werden begonnen. – Außerdem
       entsteht eine neue Aufgabe des IB in der 1961 einsetzenden Durchführung von
       ca. 20 Berlin-Studienfahrten jährlich für Schulklassen und Betriebsgruppen.

1962
       Die Zahl der betriebsgebundenen Wohnheime für ausländische Arbeitnehmer er-
       weitert sich ständig, bis sie einen ersten Höhepunkt im Jahr 1965 erreicht mit 106
       Wohnheimen, in denen 22.000 alleinstehende Arbeitnehmer Unterkunft, Betreu-
       ung und Bildungshilfen finden.

       Andererseits setzt sich die laufende Reduzierung der Jugendgemeinschaftswer-
       ke und Behelfswohnheime fort. Einige Jugendwohnheime des IB an ungünstigen
       Standorten werden an Betriebe verkauft.

1963
       In Tübingen entsteht die erste Gruppe des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ). Die
       Teilnehmerinnen werden internatsmäßig untergebracht im Tübinger Mädchen-
       wohnheim (Viktor-Renner-Haus) und als Helferinnen eingesetzt in den Tübinger
       Universitätskliniken. Für die FSJ-Helferinnen wird es ein dankbar aufgenomme-
       nes soziales Bildungsjahr.

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       Ein weiteres Angebot des IB sind die 1963 in einigen Mädchenwohnheimen durch-
       geführten 28 Mädchenbildungsseminare, an denen 826 weibliche Jugendliche im
       Alter von 17 bis 23 Jahren teilnehmen. Auch die ­S eminare der politischen Bildung
       werden intensiviert. 1963 wird der IB in den ­A rbeitskreis deutscher Bildungsstät-
       ten (AdB) aufgenommen und beteiligt sich fortan an der Arbeit des AdB.

       Außerdem beginnt 1963 eine enge Kooperation mit dem Deutsch-Französischen
       Jugendwerk.

       In Köln wird eine Sozialpädagogische Beratungsstelle als erste Einrichtung dieser
       Art vom IB geschaffen. Sie leistet von Anfang an eine bemerkenswerte Arbeit, die
       vielfältige Anerkennung findet. In Köln werden außerdem von 1963 an berufsför-
       dernde Kurse und Lehrgänge für ausländische Arbeitnehmer zur Vorbereitung auf
       die Facharbeiterprüfung eingerichtet.

       In Frankfurt entsteht eine Auffang- und Sichtungsstelle für freie Ausbildungsbe-
       werber aus Übersee.

1964
       Nach dem Tübinger Vorbild werden nach Inkrafttreten eines Gesetzes zur För-
       derung eines Freiwilligen Sozialen Jahres vom 17. August 1964 an 9 Standorten
       FSJ-Gruppen eingerichtet.

       In Aalen entstehen in Partnerschaft mit der Firma Triumph ein Fortbildungszent-
       rum für die Mitarbeiterinnen des Unternehmens sowie ein Wohnheim für auslän-
       dische Arbeitnehmerinnen. Die Einrichtungen finden große Beachtung. Im Jahre
       1964 besucht sie deshalb der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt.
       Er folgt einer Einladung der Firma Triumph und spricht dem IB für sein Wirken
       seine Anerkennung aus.

       In Leonberg wird in Partnerschaft mit dem Landratsamt des Kreises Leonberg ein
       Berufsorientierungsjahr für Mädchen eingerichtet. Die Teilnehmerinnen werden
       im IB-Mädchenheim internatsmäßig untergebracht.

       Im November 1964 wird mit dem DRK vereinbart, dass der IB mit sofortiger
       Wirkung angeschlossener Verband des Deutschen Roten Kreuzes sein soll und die
       satzungsmäßigen Ziele des DRK als für sich verbindlich anerkennt. Im General-
       sekretariat des DRK wird eine Verbindungsstelle zum IB geschaffen.

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IB-Chronik 1946 –2009

1965
       Das sicher herausragende Ereignis im Jahr 1965 ist für den IB der Besuch von
       Bundesminister Dr. Heck beim FSJ in Tübingen. Der Minister ist sehr beein-
       druckt von den Berichten der Helferinnen und verspricht die weitere Unterstüt-
       zung für die Förderung des FSJ. In Stuttgart findet die erste Modellmaßnahme des
       Deutsch-Französischen Jugendwerks für Franzosen „Wir entdecken Deutschland“
       beim IB statt. Sie ist Vorbild für weitere Aktivitäten in der Zusammenarbeit mit
       dem Deutsch-Französischen Jugendwerk. Erfolgreich ist auch das Wirken des neu
       eingerichteten Sprachinstituts in Tübingen.

       Auch viele andere Aktivitäten des IB im Jahre 1965 finden besondere Beachtung.
       Jedoch ist andererseits mit der Schließung von 87 Jugendgemeinschaftswerken
       und mehrerer Behelfsheime eine starke Belastung des IB verbunden. Nur bei den
       betriebsgebundenen Wohnheimen geht es weiterhin aufwärts bis zur wirtschaft-
       lichen Rezession 1966/68. Dann tritt auch dort für ein paar Jahre ein Stillstand
       ein.

1966
       In Heidelberg führt der IB seine Mitgliederversammlung und eine Jahrestagung
       zum Thema „Autorität in der modernen Gesellschaft“ durch. Am Ende der Tagung
       hält Carlo Schmid einen Vortrag über „Die geistigen Wurzeln Europas“. – Eine
       umfangreiche Ausstellung über den IB im Foyer der Bezirkssparkasse Heidelberg
       findet große Beachtung.

       In Sindelfingen übernimmt der IB die Leitung von 4 betriebsgebundenen Wohn-
       heimen für ausländische Mitarbeiter der Firma Daimler-Benz.

       Die Freizeit- und Bildungsstätte des IB in Perl an der Mosel wird durch Anmie-
       tung eines weiteren Gebäudes vergrößert und führt fortan nicht mehr nur Lehr-
       lingsseminare, sondern auch Fortbildungsmaßnahmen für IB-Mitarbeiter durch.

       In den Opel-Wohnheimen in Rüsselsheim beginnt ein neuer Studienabschnitt des
       dortigen Bildungswerkes mit berufsfördernden, sprachlichen und musischen An-
       geboten.

       In Budberg wird die erste Modellmaßnahme des zweiten Ausbildungsweges unter
       der Regie des IB-Bildungswerkes in Köln begonnen.

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IB-Chronik 1946 –2009

       In München werden 3 betriebsgebundene Wohnheime des AGFA-Camerawerks
       mit 700 Heimplätzen vom IB übernommen. Eine Wanderausstellung des IB zum
       Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) findet in Heidelberg und Frankfurt große Beach-
       tung.

1967
       Der IB führt in Alpirsbach/Schwarzwald einen 3-monatigen Heimerzieherlehr-
       gang durch. Die Abschlussprüfung unter staatlicher Aufsicht bestehen 17 Mitar-
       beiter, die anschließend in Heimen der Jugendhilfe eingesetzt werden können.

       Die Farbwerke Höchst übergeben in Bad Soden ein weiteres Lehrlingsheim an
       den IB.

       In Gettenbach wird das neue Heim für Behinderte fertiggestellt. Es entstehen 62
       Heimplätze und ein Therapiebau.

       In Sindelfingen wird ein „Fest der Nationen“ für die 800 Heimbewohner der ­Firma
       Daimler-Benz mit großem Erfolg durchgeführt.

       In Wetzlar richtet der IB ein Jugendzentrum ein, das sofort großen Zuspruch
       ­findet.

       Im Sprachinstitut des IB in Tübingen wird mithilfe des Deutsch-Französischen
       Jugendwerks ein Sprachlabor eingerichtet. Der Club des IB in Mannheim feiert
       die Durchführung seines 100. Wochenendseminars für Jugendliche aus Betrieben
       und Kommunalverwaltungen. In Rodalben/Pfalz findet das Richtfest für einen
       dringend benötigten Erweiterungsbau des dortigen Jugendwohnheimes statt.

       Die Gemeinnützige Gesellschaft für Jugendfreizeiten (GGJ) löst sich auf und
       übergibt ihre Freizeitheime an der Nord- und Ostsee sowie im Allgäu und im
       Kleinen Walsertal an den IB. Der IB nutzt die Heime weiterhin für Freizeiten und
       Bildungsveranstaltungen.

       In Hagen wird eine Mitgliederversammlung des IB durchgeführt. Satzungsände-
       rungen in Bezug auf die Verlegung des Dienstsitzes nach Frankfurt ab 1.1.1968,
       auf die Bildung eines Fachkuratoriums für die Aktivitäten der ehemaligen GGJ-
       Heime und auf Konzeptionsfragen werden beschlossen.

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IB-Chronik 1946 –2009

       Viktor Renner, in den Vorjahren bereits Amtierender Vorsitzender, wird in der
       Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden des IB gewählt.

1968
       Nachdem der Konjunkturabschwung in der Bundesrepublik gebremst ist, kön-
       nen Sprachförderung und Berufsförderung für ausländische Arbeitnehmer wie-
       der intensiviert werden. Ausbildungsstätten für das Berufsförderungsprogramm
       für ausländische Arbeitnehmer (befa) werden eingerichtet. An 60 Standorten im
       Bundesgebiet führt der IB in der Folgezeit mehr als 2000 Ausbildungslehrgänge
       mit über 30.000 Teilnehmern erfolgreich durch. Ziel ist die Erreichung des Fach-
       arbeiterstatus oder des Gesellenbriefs. Die Qualifizierungsmaßnahmen schließen
       mit entsprechender Prüfung vor den zuständigen Kammern ab. Auch für deutsche
       Sonderschulabgänger und Jugendliche ohne Hauptschulabschluss müssen Mög-
       lichkeiten zur Abwendung dauernder Arbeitslosigkeit gefunden werden. Deshalb
       gibt es beim IB schon 2 Modellmaßnahmen zur Berufsförderung der benachtei-
       ligten Jugendlichen, ehe das Arbeitsförderungsgesetz (AFG) vom 25. Juni 1969
       den notwendigen Rückenwind für ein breiter angelegtes Arbeitsprogramm bringt.
       Der IB richtet zunächst 7 Berufsbildungsstätten mit Internaten und eigenen Werk-
       stätten zur Durchführung von einjährigen Förderungslehrgängen in verschiedenen
       Städten mit 563 Teilnehmerplätzen ein. In den folgenden Jahren kommen dann
       mithilfe der Arbeitsverwaltung weitere 7 Förderungslehrgänge hinzu, sodass in 14
       Einrichtungen des IB 2000 Lehrgangsplätze zur Verfügung stehen.

       In München wird ein Jugendgästehaus in einem AGFA-Wohnheim mit 220 Plät-
       zen eingerichtet.

       Der Dienstsitz der Hauptgeschäftsführung des IB wird am 1.1.1968 von Tübingen
       nach Frankfurt verlegt.

1969
       Der IB erweitert seine Bildungsangebote durch die Übernahme der Leitung der
       Jugendbildungsstätte „Günther-Latscha-Haus“ in Dorfweil. In Zusammenarbeit
       mit vielen hessischen Industriebetrieben und mit der Landeszentrale für Politi-
       sche Bildung werden in Dorfweil fortan Seminare mit Themen aus den Bereichen
       Wirtschaft, Gesellschaft und Politik durchgeführt.

                                                                                   13
IB-Chronik 1946 –2009

       Auch in Nordrhein-Westfalen wird die Durchführung von Seminaren in Zusam-
       menarbeit mit Industriebetrieben und den Arbeitgeberverbänden intensiviert.

       In Köln wird ein eigenes Haus des IB für berufsfördernde Maßnahmen eingerich-
       tet und mit der Vollzeitumschulung Erwachsener begonnen.

       Prof. Dr. Carlo Schmid übernimmt den Vorsitz des IB.

1970
       Neben dem Ausbau der Förderungslehrgänge für noch nicht berufsreife Jugendli-
       che beginnt der IB auch mit Vorbereitungen für Hilfen durch Maßnahmen für die
       zweite Ausländergeneration in der Bundesrepublik. Die nach Deutschland ein-
       gereisten jungen Ausländer im Alter von 15 bis 18 Jahren haben oft keine abge-
       schlossene Schulbildung und große Sprachschwierigkeiten. Ein neues Programm
       wird entwickelt.

1971
       Auch andere benachteiligte Personengruppen benötigen Hilfen. So wird 1971 eine
       Modelleinrichtung vom IB im sozialen Brennpunkt „Frankfurter Berg“ geschaf-
       fen. Aufgabe ist die soziale Rehabilitation von jungen Menschen in Obdachlosen-
       Unterkünften. Andererseits muss der IB seine Jugendgemeinschaftswerke noch
       weiter reduzieren. Es bleiben nur noch 30 Jugendgemeinschaftswerke in größeren
       Städten.

1972
       Im Bereich der betriebsgebundenen Wohnheime für ausländische Arbeitnehmer er-
       gibt sich nach dem Einbruch durch die Wirtschaftskrise 1967/68 eine erneute Stei-
       gerung. Der IB betreut nunmehr 115 Wohnheime, in denen 27.000 alleinstehende
       Arbeitnehmer eine Unterkunft finden. Das Programm in diesen Wohnheimen um-
       fasst Sprachhilfen, Beratungshilfen, Freizeithilfen, Berufshilfen und Bildungshil-
       fen für die Heimbewohner. 1972 kann endlich auch mit den vorbereitenden Hilfen
       für junge Ausländer begonnen werden. Mit Unterstützung der Arbeitsverwaltung
       richtet der IB Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und sozialen Eingliederung jun-
       ger Ausländer (MBSE) ein. So entstehen in kurzer Zeit in 30 Städten mit besonders
       hohem Ausländeranteil 2800 Lehrgangsplätze für MBSE-Maßnahmen. Die Zahlen
       können in den Folgejahren noch wesentlich gesteigert werden.

                                                                                     14
IB-Chronik 1946 –2009

       In München richtet der IB 1972 (Olympische Spiele) sein großes „haus interna­
       tional“ für internationale Begegnungen und Freizeiten mit 460 Bettplätzen, einem
       Jugendrestaurant und einer Vielzahl von Kommunikations- und Freizeiträumen
       ein.

1973
       In Köln kann der IB 1973 sein erstes großes Berufsbildungszentrum eröffnen.
       Dort finden fortan neben den vorher an anderer Stelle in Köln durchgeführten
       Berufsförderungslehrgängen auch Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen in
       modern eingerichteten Werkstätten statt. Die Motivation der IB-Mitarbeiter ist
       beeindruckend.

       Andererseits ergeben sich neue Probleme für den IB durch eine erneute Wirt-
       schaftskrise 1973/1974. Sie führt 1973 zu einem Anwerbestopp für ausländische
       Arbeitskräfte und zu entsprechenden Einbrüchen in einigen Arbeitsfeldern des IB,
       vor allem im Bereich betriebsgebundener Ausländerwohnheime.

       Neben den verstärkten Aktivitäten des IB gegen die Ungleichheit in den Berufs-
       bildungschancen für benachteiligte Personengruppen wird auch in der Arbeit der
       noch vorhandenen Jugendwohnheime an Nutzungsmöglichkeiten gedacht. So ent-
       steht 1973 ein Sonderjugendwohnheim für praktisch Bildbare in Oberursel durch
       Umwandlung des dortigen Jugendwohnheims für die neue Zweckbindung.

1974
       In Frankfurt wird eine Modellmaßnahme „Frankfurter Projekt der Mädchen­
       sozialarbeit“ geschaffen, das nichtsesshafte Mädchen aufnehmen soll.

       In Stuttgart wird das zweite Berufsbildungszentrum nach dem Kölner Vorbild
       ­eingerichtet. Auch dort stellt sich der IB der neuen Herausforderung durch die
        zunehmende Jugendarbeitslosigkeit und Jugendberufsnot.

       Neue Förderungslehrgänge entstehen in Elmshorn, Himmelthal und Pforzheim.

       Im Rahmen einer Mitgliederversammlung in Bonn-Bad Godesberg im November
       1974, an der rund 400 Mitglieder des IB teilnehmen, wird das 25-jährige erfolg-
       reiche Wirken des IB gewürdigt durch Grußworte des Bundespräsidenten Walter
       Scheel, der Parteivorsitzenden Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und Helmut

                                                                                   15
IB-Chronik 1946 –2009

       Kohl und in einer Festrede von Professor Carlo Schmid. Am Jahresende wird eine
       eindrucksvolle Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des IB veröffentlicht.

1975
       In Berlin wird das Berufsbildungszentrum „Kirchblick“ am Schlachtensee einge-
       richtet.

       Außerdem entsteht eine Berufsbildungsstätte in der Neuköllnischen Allee in
       Berlin.

       Auch in Herne richtet der IB ein Berufsbildungszentrum ein. Weitere Berufsbil-
       dungzentren eröffnen in Mannheim und Karlsruhe.

       In Frankfurt entsteht ein Schulungs- und Bildungszentrum in der Krifteler Straße
       zur Durchführung von Grundausbildungslehrgängen in verschiedenen Bereichen.

1976
       In Mainz gibt es zunächst einmal Grundausbildungslehrgänge im Bereich Metall
       und Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und sozialen Eingliederung junger Aus-
       länder (MBSE) in Werkstätten in der Kurfürstenstraße.

       In Rheinland-Pfalz werden 5 Beratungsstellen für arbeitslose Jugendliche einge-
       richtet.

       Der Förderungslehrgang Neumünster, der bereits im September 1975 eingerichtet
       wurde, stellt sich in einer Öffentlichkeitsveranstaltung im Februar 1976 vor. Ein
       Erweiterungsbau wird erstellt.

       Die Mitgliederversammlung des IB verabschiedet eine Resolution zur Situation
       jugendlicher Ausländer in der Bundesrepublik. Diese Resolution wird der Bun-
       desregierung, den Landesregierungen und der Bundesanstalt für Arbeit zugeleitet
       und findet besondere Beachtung.

1977
       In Maintal entsteht eine Modelleinrichtung des IB für „Schulsozialarbeit“ mit
       Freizeitangeboten, Schülerseminaren, Berufsvorbereitungshilfen und Beratungs-
       diensten.

                                                                                    16
IB-Chronik 1946 –2009

       In Darmstadt, Frankfurt und Wetzlar richtet der IB Beratungsstellen für arbeits­
       lose Jugendliche ein.

       Sprachkurse für Spätaussiedler und für Ausländer werden an vielen Standorten
       intensiviert.

       Die Zahl der noch vorhandenen Jugendgemeinschaftswerke wird wieder erhöht,
       um die notwendige Betreuung von Spätaussiedlern zu gewährleisten.

1978
       Das Jugendwohnheim in Frankfurt-Griesheim wird umgebaut. Ein Berufsbil-
       dungszentrum unter Beibehaltung der Außenstelle in der Krifteler Straße wird
       ­errichtet. Ein Mädchentreff wird in der Hufnagelstraße in Frankfurt eingerichtet.

       Das inzwischen aufgebaute Sprachzentrum in Waldbröl weist in seinen Arbeitsbe-
       richten große Erfolge aus und gewinnt an öffentlicher Beachtung.

       Das Sprachinstitut des IB in Tübingen entwickelt neue Lernstrategien in den
       Sprachkursen für Spätaussiedler und erweitert seine Angebote in Sprachprogram-
       men.

       Die vom IB eingerichteten 4 Projekte im Bundesjugendplanprogramm „Zentrale
       Aufgaben der Jugendarbeit für lernschwache, berufsunreife, arbeitslose Jugend­
       liche“ berichten in einer Dokumentation über bundesweit durchgeführte Maßnah-
       men der berufsbezogenen Jugendbildungsarbeit.

1979
       30 Jahre nach seiner Gründung weist der IB inzwischen 891 Mitglieder und 2393
       hauptberuflich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 1500 Honorarkräfte
       in 262 Einrichtungen aus. Die neue Bildungsstätte des IB „Georg-Leber-Haus“ in
       Eppenhain wird ausgebaut und eröffnet.

       Eine neue Berufsbildungsstätte am Bettelpfad in Mainz-Weisenau wird eröffnet.

       In Berlin entsteht das Berufsbildungszentrum Neukölln.

       In Bad Kreuznach werden erstmals Berufsvorbereitungsmaßnahmen für junge
       Ausländer eingerichtet.

                                                                                     17
IB-Chronik 1946 –2009

       Die Berufsbildungsstätte Reutlingen wird zu Ehren Carlo Schmids nach ihm be-
       nannt.

1980
       Der IB übernimmt die Trägerschaft des Jugendzentrums Wörth.

       In der Gutleutstraße in Frankfurt entsteht eine Bildungsstätte zur Durchführung
       von Berufsvorbereitungslehrgängen.

       Das Berufsbildungszentrum Stuttgart richtet in Tübingen eine Schule für Beschäf-
       tigungs- und Arbeitstherapeuten als erste Einrichtung des Arbeitsbereichs „Me-
       dizinische Akademie“ ein. In der Rebstöcker Straße in Frankfurt werden neue
       Werkstätten als Teil des BBZ Frankfurt in Betrieb genommen und mit außerbe-
       trieblicher Ausbildung benachteiligter Jugendlicher begonnen.

       Im April 1980 findet die Eröffnung einer Modelleinrichtung der Erziehungshilfe
       in Wesel statt.

       In Berlin wird am Kurfürstendamm ein Hotel erworben und zu einem Ausbil-
       dungszentrum des IB für Jugendliche aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe um-
       gebaut. Für den gewerblich genutzten Teil des Hotels wird eine GmbH gegründet.
       Das ABZ wird in Berlin schnell zu einem „Flaggschiff“ des IB.

       Vom IB werden mehrere Publikationen zur Erziehungshilfe, Resozialisierung und
       zu Hilfen für Behinderte sowie zur sozialpädagogischen Beratung junger Arbeits-
       loser herausgegeben. Mitarbeiter des IB wirken mit bei der Abfassung gesell-
       schaftspolitischer Stellungnahmen der Arbeitgeberverbände und der Bundesar-
       beitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk.

1981
       In Rodalben entsteht ein Neubau für den Bereich Erziehungshilfe.

       In Frankfurt richtet der IB mehrere Wohnheime für Asylbewerber ein.

       Angesichts der großen Arbeitslosigkeit wird das Netz der Berufsbildungsstätten
       des IB mit dem Angebot von Ausbildungs-, Fortbildungs- und Umschulungsmaß-
       nahmen ständig erweitert.

                                                                                   18
IB-Chronik 1946 –2009

       Die Zahl der Maßnahmen zur beruflichen und sozialen Eingliederung junger Aus-
       länder (MBSE-Programm) steigt auf 212 Kurse mit 3151 Teilnehmern.

       Bundesminister a.D. Georg Leber wird von der Mitgliederversammlung des IB
       zum Vorsitzenden unseres Verbandes gewählt.

1982
       Der IB übernimmt die Trägerschaft eines Jugendzentrums in Frankfurt. Das Aus-
       bildungszentrum für das Hotel- und Gaststättengewerbe (ABZ) in Berlin beginnt
       mit internationalen Austauschprogrammen mit Frankreich, Ungarn und Italien.

       In Würzburg wird im März 1982 eine außerordentliche Mitgliederversammlung
       durchgeführt, die sich ausschließlich mit den Inhalten der sozialpädagogischen
       Arbeit in den einzelnen Arbeitsfeldern des IB und mit der weiteren Entwicklung
       in den 80er-Jahren befasst. 3 Grundsatzreferate werden gehalten, in 4 Arbeits-
       gruppen wird zu den Bereichen Jugendhilfe und Sozialarbeit, Eingliederungs-
       hilfen, Berufsbildung und Außerschulische Bildung inkl. der Internationalen Ju-
       gendarbeit diskutiert. Die Ergebnisse führen zu richtungsweisenden Beschlüssen
       und Resolutionen der Mitgliederversammlung.

1983
       Bundespräsident Prof. Dr. Carstens besucht den IB im BBZ Stuttgart. Er besichtigt
       das Berufsbildungszentrum, diskutiert mit Lehrgangsteilnehmern und hält zum
       Schluss im Sitzungssaal eine Ansprache über „Freiheit und Verantwortung – An-
       spruch und Leistung“. Weitere Ansprachen halten der Arbeits- und Sozialminister
       des Landes Baden-Württemberg und der Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart.

       Im Mai 1983 findet eine reguläre Mitgliederversammlung in Würzburg statt, die
       sich mit den Ergebnissen der außerordentlichen Mitgliederversammlung und mit
       den Perspektiven der Arbeit des IB auseinandersetzt.

       In Zweibrücken richtet der IB ein Berufsbildungszentrum ein.

       In Mainz erwirbt der IB das Anwesen in der Carl-Zeiss-Straße in Mainz-Hechts-
       heim und stockt das Unterrichts-Verwaltungsgebäude des BBZ auf. 8 Außenstellen
       des BBZ werden in größeren Städten des Landes Rheinland-Pfalz eingerichtet.

                                                                                    19
IB-Chronik 1946 –2009

       Im Oktober 1983 findet mit 120 Teilnehmern aus 11 Ländern im „haus internatio-
       nal“ in München die 6. Jahreskonferenz der International Federation of Keystone
       Youth Organisations statt.

1984
       In der dem BBZ Mainz zugeordneten Berufsbildungsstätte in Bad Kreuznach
       werden die Voraussetzungen geschaffen für die Durchführung von Förderungs-
       lehrgängen, MBSE-Maßnahmen, Grundausbildungslehrgängen und ersten über-
       betrieblichen Ausbildungsmaßnahmen für arbeitslose Jugendliche.

       In Herne wird der Neubau einer Sonderausbildungsstätte auf dem Gelände des
       BBZ eingeweiht.

       In Berlin erfolgt mit einer Jugendwohngruppe „Betreutes Wohnen“ der Einstieg
       in die Jugendhilfe.

       In Leonberg findet eine bemerkenswerte Öffentlichkeitsveranstaltung aus Anlass
       des 30-jährigen Bestehens des dortigen Wohnheimes statt, das 1954 als Mädchen-
       wohnheim gebaut wurde, seit 1962 für Grundausbildungslehrgänge genutzt wird
       und seit 1968 erfolgreich als Jugendgästehaus für Landesfachklassen des Berufs-
       schulzentrums Leonberg dient.

       Im BBZ Köln werden neue Technologien installiert zur Nutzung für Ausbildungs-,
       Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen.

       In Tübingen wird der frühere Administrateur für Jugendfragen bei der französi-
       schen Militärregierung, Henri Humblot, in einer Feierstunde im großen Senatssaal
       mit der Universitätsmedaille geehrt und hält eine bemerkenswerte Ansprache.

1985
       Der IB richtet einen Mädchentreff und ein Mädchencafé in Wetzlar ein.

       Die Jugendzentren Schenefeld, Ettlingen und Wörth weiten ihre Aktivitäten vor
       allem im Bereich internationaler Begegnungen aus.

       In den Jugendbildungsstätten Dorfweil, Schönhagen, Falkau, Reichenbach und
       München werden neben den internationalen Begegnungen die deutschlandpoliti-
       schen Seminare für Schüler und Auszubildende ausgebaut.

                                                                                   20
IB-Chronik 1946 –2009

       In größeren Veranstaltungen werden das 10-jährige Wirken des BBZ Mannheim
       und der Förderungslehrgang im BBZ Stuttgart gewürdigt.

       Der Mitbegründer des IB Henri Humblot wird in Paris durch den Deutschen Bot-
       schafter mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

       In Köln wird eine viel beachtete öffentliche Veranstaltung des IB mit prominenten
       Rednern aus Politik und Wirtschaft im Zusammenhang mit einer Mitgliederver-
       sammlung durchgeführt.

1986
       Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker besucht den IB im BBZ Frankfurt.
       Er wird begleitet vom hessischen Kultusminister und vom Oberbürgermeister der
       Stadt Frankfurt. Nach einem Rundgang durch die Werkstätten in der Rebstöcker
       Straße diskutiert der Bundespräsident mit den Lehrgangsteilnehmern im großen
       Sitzungssaal des BBZ.

       Die über- und außerbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen beim IB erfahren nach
       ihrem 10-jährigen Bestehen in mehreren Publikationen eine besondere Würdi-
       gung und Ausweitung.

       Das BBZ Zweibrücken richtet eine Außenstelle in Pirmasens ein. In den Folge-
       jahren entstehen weitere Außenstellen in Bruchmühlbach/Ramstein, Eisenberg,
       Kirchheimbolanden, Dahn und Ludwigshafen.

       In Zweibrücken werden Wohngruppen für seelisch behinderte Menschen einge-
       richtet. In den Folgejahren entwickelt sich daraus das Psychiatrische Zentrum
       Zweibrücken mit einer Tagesstätte und zwei Wohnheimen.

       Ein neuer Begriff „kürzelt“ durch den IB: AQAG = Ausbildungs- und Qualifizie-
       rungsprojekt im Garten- und Landschaftsbau. Es ist ein ökologisches Projekt des
       IB in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofes im Gutleutviertel der Stadt.

       Die 25-jährige Partnerschaft des IB mit der Opel AG wird bei einem großen Som-
       merfest von vielen Rednern dankbar gewürdigt.

       Gleiche Anerkennung erfährt der IB für seine Arbeit mit behinderten Jugendli-
       chen im Schlosshof Gettenbach bei einer Großveranstaltung mit mehr als 1000
       Gästen.

                                                                                    21
IB-Chronik 1946 –2009

       In Berlin wird im September die 9. Internationale Jahreskonferenz der ­I nternational
       Federation of Keystone Youth Organisations (IFKYO) mit 206 Teilnehmern aus
       vielen Ländern durchgeführt. Sie wird wie die Münchner Konferenz 1983 vom IB
       organisiert und mit großem Erfolg gestaltet.

1987
       In Mainz führt der IB als Auftakt zur Mitgliederversammlung wieder eine größere
       Veranstaltung durch, die durch die Grundsatzreden des Präsidenten der Bundes-
       anstalt für Arbeit über „Arbeitsmarkt und berufliche Bildung“ und des DRK-Prä-
       sidenten über „Soziale Probleme in unserer Gesellschaft“ eine besondere Beach-
       tung in der Öffentlichkeit findet.

       Das BBZ in Berlin-Neukölln erhält eine neue Ausstattung zur Anpassung der An-
       gebote an neuen Technologien. – Im Übrigen entstehen weitere Berufsbildungs-
       zentren an der Donaustraße und der Carree Seestraße sowie eine Berufsbildungs-
       stätte in der Mohriner Allee in Berlin.

       Der IB richtet in der Huttenstraße in Berlin ein Wohnheim für Aus- und Über-
       siedler aus Polen ein, das die Angebote des Wohnheimes am Trachenbergring
       ergänzt.

       Das Ausbildungszentrum für das Hotel- und Gaststättengewerbe (ABZ) in Berlin
       führt aus Anlass des regelmäßigen Austausches von Lehrlingsgruppen zwischen
       Berlin und Ungarn in Budapest einen Berlin-Abend mit mehr als 100 Teilnehmern
       durch.

       Der Europa-Jugendpreis der Stadt Darmstadt wird an die Beratungsstelle des IB
       für jugendliche Arbeitslose in Darmstadt verliehen. Die Stadt Darmstadt würdigt
       damit auch die langjährigen Kontakte der Einrichtung zur Community Industry
       Chesterfield, einem englischen Verband der Berufsförderung für Jugendliche.

       Der seit 1981 bestehende „Club Albatros“ des IB in Mannheim wird in seiner
       Seminar- und Clubarbeit für deutsche und amerikanische Jugendliche öffentlich
       gewürdigt und wird weiter ausgebaut.

       Der IB beteiligt sich an der ersten bundesweiten Projektmesse zum Benachteilig-
       ten-Programm in Meckenheim bei Bonn und beeindruckt durch die guten Ergeb-
       nisse seiner Einrichtungen in Mannheim, Köln und Berlin.

                                                                                        22
IB-Chronik 1946 –2009

       Mehr als 30 Bonner Journalisten der Bundespressekonferenz nehmen auf Ein­
       ladung des Bundesbildungsministers an einem festlichen Abendessen im Berliner
       IB-Ausbildungszentrum im Hotel am Kurfürstendamm (ABZ) teil und sind be-
       geistert von der Arbeit des IB.

       Ebenso voll des Lobes von der Präsentation des IB im Berliner Ausbildungszen­
       trum am Kurfürstendamm sind die Teilnehmer der Bundesversammlung des DRK,
       die auf Einladung des DRK-Präsidenten an einem festlichen Abendessen im ABZ
       teilnehmen.

1988
       Mit dem Deutschen Roten Kreuz wird am 5.10.1988 ein neuer Kooperations­vertrag
       abgeschlossen, der DRK und IB noch enger zusammenbindet und gegenseitige
       Hilfen absichert. In den Folgejahren werden auch mit den DRK-Landesverbänden
       Kooperationsverträge abgeschlossen.

       Im Jugendzentrum des IB in Ettlingen wird ein Symposium mit dem Arbeits­t itel
       „Jugend-Arbeit-Umwelt“ durchgeführt. In mehreren wegweisenden Vorträgen
       wird verdeutlicht, dass ein umfassendes ökologisches Denken für die Zukunft
       erforderlich ist. Umweltschutz schaffe auf Dauer neue Arbeitsplätze.

       In Mannheim wird das IB-Projekt „Bio-Tonne“ vorgestellt, das arbeitslosen
       ­Jugendlichen die Möglichkeit bietet, ihre Integrationsfähigkeit im Arbeitsleben
        zu verbessern.

       Die Berufsbildungsstätte Offenbach beginnt mit der Ausbildung von „Ver- und
       Entsorgern“ in 3 Fachrichtungen (Abwasser, Wasser, Abfallwirtschaft).

       Das „Freiwillige Ökologische Jahr“ läuft an und wird vom IB an einigen Orten
       erprobt. Zugleich entstehen Grundausbildungslehrgänge in Umweltschutzberufen
       in Berlin, Ludwigsburg und Tübingen.

       Auf dem Gelände des BBZ Mainz-Hechtsheim wird ein Neubau fertiggestellt, der
       eine Erweiterung der Berufsbildungsangebote in neuen Räumen mit moderner
       Ausstattung ermöglicht.

                                                                                   23
IB-Chronik 1946 –2009

       Der IB beginnt in Mainz mit „neuen ambulanten Maßnahmen“ für gefährdete und
       straffällig gewordene Jugendliche und Heranwachsende. In Marburg entsteht eine
       neue Gruppe des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ).

       In Oberursel und Usingen richtet der IB Außenwohngruppen der Behindertenhilfe
       als ambulante und komplementäre Hilfen für Menschen mit geistiger Behinde-
       rung ein.

1989
       Der IB feiert sein vierzigjähriges Bestehen im Januar 1989 zunächst in einer Ge-
       denkstunde im großen Senatssaal der Universität in Tübingen mit bemerkenswer-
       ten Reden und anschließenden Besuchen der Gräber von Carlo Schmid, Ernst
       Steinbach, Viktor Renner, Eberhard Wildermuth und Margarete Fischer-Bosch.
       Im Juni 1989 wird dann eine Festveranstaltung in der Paulskirche in Frankfurt
       mit rd. 1000 Teilnehmern durchgeführt. Im Umfeld der Paulskirche entsteht ein
       „Markt der Möglichkeiten“, der die Öffentlichkeit über die vielfältigen Aktivitä-
       ten des IB informiert.

       In den Tagen vor und nach der Festveranstaltung in der Paulskirche in Frankfurt
       findet eine Mitgliederversammlung des IB statt. Sie setzt sich neben den üblichen
       Regularien mit den Erfolgen und Erfahrungen in den Arbeitsfeldern des Verban-
       des in den vorhandenen 373 Einrichtungen an 144 Standorten auseinander. Neben
       dem Stolz über das Erreichte bereitet die weitere Entwicklung in dem fast zwei
       Jahrzehnte wirtschaftlich tragenden Sektor Berufsförderung und Berufliche Bil-
       dung auch Sorgen. Es wird festgestellt, dass die restriktive Gesetzgebung, die
       preisdrückende Vergabepraxis der Arbeitsverwaltung und das verstärkte Auftre-
       ten von Billiganbietern in den Berufsbildungseinrichtungen zu Instabilität und
       Planungsunsicherheit führen. Weitere Probleme bringt auch der rapide Rückgang
       im Bereich der betriebsgebundenen Wohnheime, von denen inzwischen nur noch
       ­wenige bestehen. Dafür wird der Aufwind begrüßt, der in der außerschulischen
        ­Jugendbildung, der internationalen Kooperation, dem Freiwilligen Sozialen Jahr,
         den Beratungsdiensten, den sozialen Trainingskursen, vor allem aber in den Hei-
         men der Erziehungs- und Behindertenhilfe und in den Resozialisierungseinrich-
         tungen zu spüren ist.

       Beschlüsse werden gefasst zur Mädchensozialarbeit, zur Erziehungs- und Bil-
       dungsarbeit, zur Mitarbeiterfortbildung und zu den Angeboten des IB im Programm
       „Deutsch als Fremdsprache“. Wegweisend ist der Beschluss zur Sozialarbeit mit

                                                                                    24
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       älteren Menschen und Kindern. Im Übrigen werden Resolutionen verabschiedet
       zur Eingliederung von Aussiedlern, zur Novellierung des Jugendhilferechts, zu
       den Einschränkungen der Förderung durch die beschlossene Novellierung des Ar-
       beitsförderungsgesetzes und zum Thema „Europa 1992 – Herausforderungen für
       die Arbeit des IB“.

       Die Öffnung der Berliner Mauer und der DDR-Grenze im November 1989 bringt
       für den IB neue Aufgaben. Der IB-Vorstand gibt einer Arbeitsgruppe den Auftrag,
       sich mit den noch im November und Dezember eingehenden Anfragen und Wün-
       schen aus der DDR auseinanderzusetzen und Vorschläge zu erarbeiten. Schon in
       dieser „Sichtungsphase“ ergreifen grenznahe IB-Einrichtungen die Initiative und
       knüpfen erste Praxiskontakte.

1990
       Der IB legt sich auf das Prinzip von Patenschaften von westdeutschen Einrich-
       tungen für Aktivitäten in Ostdeutschland fest und nimmt Kontakt mit vielen Ju-
       gendhilfe-Einrichtungen in den 5 Bundesländern der ehemaligen DDR auf. Der
       einsetzende Dialog führt zu konkreten Planungen.

       Bereits im Juli 1990 entstehen Berufsbildungszentren des IB in Frankfurt (Oder),
       Erfurt und Zschopau. Weiterhin werden Berufsbildungsstätten in Hagenow/Zar-
       rentin und Jüterbog eingerichtet. Wenige Monate später entstehen das Berufsbil-
       dungszentrum in Dresden sowie weitere Berufsbildungsstätten in Riesa, Güstrow,
       Bad Doberan, Berlin-Köpenick, Brandenburg, Chemnitz, Erlabrunn, Nauenburg,
       Obersynderstett und Langensalza.

       In der zweiten Jahreshälfte 1990 werden auch Klärungsgespräche mit einigen von
       der Schließung bedrohten Einrichtungen der Jugendhilfe geführt. Bald entste-
       hen IB-Einrichtungen der Jugendhilfe in Leipzig, Wittenberg, Mittweida, Gera,
       Hummelshain und Güstrow. In Schwerin übernimmt der IB 2 Kindertagesstätten
       und eine Erziehungsberatungsstelle. Außerdem richtet der IB in sechs Städten der
       neuen Bundesländer Jugendgemeinschaftswerke zur Betreuung von Aussiedlern
       ein und beginnt Maßnahmen des „Freiwilligen Ökologischen Jahres“ (FÖJ) in
       Weimar und Löbau.

       Besondere Erwähnung verdient der Beginn von Rekonstruktionsarbeiten des IB im
       ehemaligen DDR-Grenzgebiet. So entsteht das Projekt „Schlosspark ­Babelsberg“.
       Das Angebot des IB, mit ABM-Gruppen des Berufsbildungszentrums Carree See-

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       straße in Berlin die durch die Grenzsicherungsanlagen der DDR verursachten
       Schäden zu beseitigen und den alten Schlosspark Babelsberg wiederherzustel-
       len, wird dankbar akzeptiert. So beginnt eine mehrjährige Aktivität des IB, die in
       ­einem Sonderheft der Geschäftsführung des IB in Berlin eindrucksvoll dokumen-
        tiert wird.

1991
       In Potsdam wird ein Berufsbildungszentrum eingerichtet, dem die bereits laufen-
       den Maßnahmen zur Berufsförderung in der Stadt Brandenburg zugeordnet wer-
       den. Ein weiteres Berufsbildungszentrum für den Bereich Angermünde-Schwedt
       am Scharmützelsee entsteht in Pinnow, dazu eine Berufsbildungsstätte in Bad
       Saarow. Die Einrichtungen in Pinnow und Bad Saarow werden dem Berufsbil-
       dungszentrum Frankfurt (Oder) zugeordnet. Auch in Jena, Naumburg, Magdeburg,
       Heiligenstadt und Bad Doberan kommen neue Berufsbildungszentren hinzu. Es
       ist ein gewaltiger Aufbruch des IB im Bereich der Beruflichen Bildung im Kampf
       gegen Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot in den neuen Bundesländern.

       Die Aufbruchstimmung gilt auch für den Bereich der Jugendhilfe. Neben den in-
       zwischen übernommenen Einrichtungen entstehen Jugendgemeinschaftswerke zur
       Betreuung junger Aussiedler in Güstrow, Schwerin, Halle, Löbau, Magdeburg,
       Weimar, Brandenburg, Cottbus, Frankfurt (Oder), Neuruppin, Gotha, Erfurt und
       Wernigerode. Sie werden meist gekoppelt mit Tagesinternaten, Begegnungsstät-
       ten und Jugendclubs. – In Hagenow-Wittenburg werden vom IB 2 Kinderheime
       übernommen. In Stralsund wird ein Jugendzentrum eingerichtet.

       Zu erwähnen ist auch die Gründung von zwei Gruppen des Freiwilligen Sozialen
       Jahres in Magdeburg und Naumburg.

       Die FDJ-Hochschule Bogensee bei Bernau wird vom IB übernommen. Sie wird
       zum „Internationalen Berufsbildungszentrum Bogensee“. Dort werden Ausbil-
       dungs-, Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen durchgeführt. Die Größe des
       Objektes macht es allerdings notwendig, finanzstarke Partner zu finden, die eini-
       ge der vorhandenen Häuser für ihre eigenen Ausbildungszwecke nutzen. Daneben
       dienen Teile des Berufsbildungszentrums auch als Tagungs- und Bildungsstätte.
       Leider hält das gute Ausgangskonzept nur wenige Jahre.

       Ein ähnliches Schicksal erleidet die vom IB übernommene große Jugender­
       holungsstätte „Kinderland am Werbellinsee“. Die ersten Jahre werden gesichert

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IB-Chronik 1946 –2009

       durch Erholungsaufenthalte für Jugendliche aus umweltgeschädigten Regionen
       und Freizeitmaßnahmen für Schulklassen. Dann führen erhebliche finanzielle
       Einbrüche zur Rückgabe des Objekts an die Landesregierung Brandenburg.

       Erfreulicher ist die Entwicklung im Sächsischen Rehabilitationszentrum für
       ­Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz, das der IB im Februar 1991 übernimmt.
        Gemeinsam mit der Nikolauspflege Stuttgart gründet der IB die Berufsbildungs-
        werk Chemnitz GmbH als Bildungswerk für Blinde und Sehbehinderte. Daneben
        werden auf dem Gelände der Großeinrichtung noch mehrere Häuser vom IB als
        Heime für den sehbehinderten Personenkreis und für Therapiezwecke genutzt.

       Ende 1991 gibt es in den neuen Bundesländern 120 Einrichtungen des IB an 83
       Standorten. Damit steigt die Gesamtzahl der Einrichtungen des IB auf mehr als
       500 an; die Zahl der hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wächst
       auf mehr als 7000; hinzu kommen rund 2000 nebenberufliche Mitarbeiter.

       In Tübingen wird nach zweijähriger Bauzeit das großzügig erweiterte Haus des
       Sprachinstituts in einer Feierstunde vorgestellt.

       In Mainz beginnt der Aufbau von Maßnahmen für straffällig gewordene Jugend-
       liche und Heranwachsende (Betreuungsweisungen, Arbeitsauflagen) als neues
       ­Arbeitsfeld.

1992
       In Patenschaft zum Berufsbildungszentrum Frankfurt (Oder) entstehen in Eisen­
       hüttenstadt eine offene Jugendeinrichtung und ein generationsübergreifendes
       Kommunikationszentrum sowie Ausbildungsstätten und eine Technische Übungs-
       werkstatt.

       Als Außenstelle des Ausbildungszentrums im Hotel Kurfürstendamm in Berlin
       eröffnet das Casino Adlershof mit Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche im
       Hotel- und Gaststättengewerbe.

       In Leipzig wird die Berufsbildungsstätte „Albert Böttger“ modernisiert und aus-
       gebaut; zusätzlich entstehen eine Jugendberatungsstelle, eine Erziehungs- und
       ­Familienberatung sowie offene Jugendclubs; ein Internat und mehrere Wohn-
        gruppen werden eingerichtet. Hinzu kommt das Kinder- und Jugendheim „Neues
        ­Leben“. So bildet sich der Jugendhilfe-Verbund Leipzig.

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IB-Chronik 1946 –2009

       In Berlin-Schöneberg entsteht ein weiteres Berufsbildungszentrum durch die
       Übernahme des vom Berliner Senat aufgegebenen ehemaligen Berufsamtes.

       In Schwerin entsteht eine große Einrichtung mit Werkstätten für überbetriebliche
       Ausbildung, eine Jugendberatungsstelle, ausbildungsbegleitenden Hilfen, sozia­
       len Trainingsgruppen, einer Kindertagesstätte und einer Erziehungsberatungs­
       stelle.

       In Bad Langensalza übernimmt der IB ein Schulheim. Zusammen mit dem
       ­Jugendwohnheim Friedrichswerth sowie den Berufsbildungsstätten Bad Langen-
        salza und Waltershausen entsteht der Jugendhilfe- und Ausbildungsverbund Thü-
        ringen-West.

       In Neubrandenburg wird ein Kinder- und Jugendwohnheim vom IB übernommen
       und in Wohngruppen umgestaltet.

       In Hamburg beginnt die Vorarbeit zur Übernahme von 7 Kindertagesstätten.

       Die erste Kindertagesstätte des IB in Hessen entsteht in Kassel.

       In Köln werden weitere 2 Häuser für Obdachlose in Köln-Longerich und Köln-
       Dellbrück eingerichtet.

       In Neuruppin wird eine Berufsbildungsstätte eröffnet.

       In Neuenhagen wird ein Förderungslehrgang vom Christlichen Jugendwerk über-
       nommen.

1993
       In Oberursel entsteht das 2. Wohnheim für Behinderte.

       In Langen übernimmt der IB die Trägerschaft des Jugendzentrums „KOM’ma“.

       Das Jugendgästehaus in der Richard-Wagner-Straße in Stuttgart wird weiterent-
       wickelt zu einer internationalen Begegnungsstätte.

       In Jena-Lichtenhain entsteht durch Übernahme eines ehemaligen Lehrlings­h eimes
       ein IB-Jugendgästehaus.

                                                                                   28
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