Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...

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Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
Januar /  Februar 2021

                 Die Krise als Chance
                             Weiterbildung in Corona-Zeiten

Arbeitswege mit Hürden          Kita-Ausbau                     Tipps vom Psychologen
Mit dem Landesbehinderten-      Bedarf und Fachkräfte: Bremen   „In der Krise die
beauftragten unterwegs          hinkt hinterher                 Ressourcen sammeln“
Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
BAM — Januar / Februar 2021                                                                 Inhalt

      Galerie der Arbeitswelt                       Berufsunfähigkeit kann jeden treffen       Das Mitarbeitergespräch
      Seite 16                                      Seite 10                                   Seite 11

      Inhalt                                                                SERVICE & BERATUNG

                                                                            10
                                                                                Verbrauchertipp
                                                                            			 Berufsun­fähigkeit kann jeden ­treffen

                                                                            11			 Fragen & Antworten
      THEMEN                                                                			 Das Mitarbeiter­gespräch – Chance für alle

      			 Schwerpunkt                                                       22			    Alles, was Recht ist
      6			Die Krise als Chance                                                       Rechtstipp / Rechtsirrtum: Wenn ich
      			 Weiterbildung in Corona-Zeiten                                             nach Ablauf der Probezeit gekündigt
                                                                                     werde, braucht der Arbeitgeber einen
      14
        Arbeitswege mit Hürden                                                       Kündigungsgrund
        Mit dem Landesbehindertenbeauftragten

        unterwegs                                                           23
                                                                                Drei Fragen
                                                                            			 zu Mutterschutz, Elterngeld und Elternzeit
      18		  Bremen hinkt beim Kita-Ausbau hinterher
      			   Bedarf und Fachkräfte
      			                                                                   IN JEDEM HEFT
      20			 „In der Krise die Ressourcen sammeln“
      			   Ein Arbeitspsychologe im Gespräch                               3			Editorial

                                                                            4			Die Bremer Arbeitswelt in Zahlen
                                                                            			 Handel zwischen den USA und Bremen

                                                                            5			Kurz gemeldet
                                      Aktuelle politische Inhalte
        BAM                          und Service-Informationen              12			 Tipps & Termine
       im Abo?                      von uns finden Sie auf T
                                                           ­ witter
                                        (@ANK_HB), facebook                 13			 Veranstaltungskalender
                                e    (Arbeitnehmerkammer Bremen),
                 er.d
  bam@ ehmerkamm                          ­YouTube und Xing.                16			 Galerie der Arbeitswelt
         n
  arbeit
                                                                              Der Game-Designer

                                                                            22			    Impressum

                                                                            23			    Cartoon

                                                                            24			    Beratungsangebote & Öffnungszeiten

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Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
Editorial                                                       BAM — Januar / Februar 2021

                                                                 EDITORIAL

                       #first7jobs
                                                                 100 Jahre für
                                                                 eine gerechte
                       Unter dem Twitter-Hashtag
                         ­#first7jobs erfährt man endlich,
                       wie ­Karrieren gestartet ­wurden.

                                                                 Bremer
                       ­Kellner? Babysitter? Oder doch
                          eher Marketing-­Hase in der Fuß-
                          gängerzone? Wir wollten wissen,

                                                                 Arbeitswelt
                       wie ­prominente Bremerinnen und
                        ­Bremer ihre Berufslaufbahn be­­
                          gonnen haben.

                       Kulturmanager Malte Prieser
                       merkte schnell, was ihm beruflich
                       lag: sich kreativ austoben, planen
                       und umsetzen. Jobs im örtlichen
                       Supermarkt und der Gärtnerei in
                       seinem Heimatort Weyhe mussten
                       fast zwangsläufig scheitern. Schon
                       früh packte ihn das Fernweh und er
                       ging immer wieder als ­Musiker für
                       längere Zeit auf Tourneen. „­Kreative                                 Peter Kruse
                       Menschen und Orte kennen­lernen,                                   Präsident der
                       sich austauschen und alle ­Facetten                         Arbeitnehmerkammer
                       des Kulturbetriebs ausprobieren“,                                       Bremen
                       lautet seit dieser Zeit sein Antrieb.
                       Inzwischen ist er als Programm-­
                       Geschäftsführer des Kulturbüros
                       Bremen-Nord sesshaft geworden.            Liebe Kolleginnen und Kollegen,
                       Nur noch ab und an begleitet er
                       seinen Freund und Musikerkollegen         willkommen im Jahr 2021 – einem ganz besonderen Jahr für die Arbeit­
                       Grillmaster Flash bei Gastspielen in      nehmerkammer, denn: Wir werden 100 Jahre alt und da gibt es bekannt­
                       ganz Deutschland.                         lich viel zu erzählen. Das wollen wir in diesem Jahr auch tun – in Form eines
                                                                 Buches, in dem wir die Kammergeschichte wissenschaftlich aufbereiten, sowie
                            Poster- und Flyerverteiler           in Form einer Ausstellung, deren Eröffnung Mitte April auch den feierlichen Auf­
                           für den Weyher Kulturring             takt ­unseres 100-Jährigen machen wird. Anschließend – sofern es die Corona­-
                            Aushilfe in Gärtnerei und            Pandemie zulässt – ziehen wir mit der Ausstellung durch Bremen und Bremer­
                           ­Supermarkt (jeweils gescheitert)     haven, um mit Ihnen und Euch ins Gespräch zu kommen.
                            Roadie für ein Puppentheater
                            Sänger von „Schwarz auf Weiß“        Neben den Vorbereitungen und Planungen für unser Jubiläum beschäftigt uns
                            Freier Mitarbeiter beim              nun seit Monaten vor allem eins: Corona und die Auswirkungen auf Wirtschaft
                          ­Weser-­Kurier und Musik­              und Arbeit. Noch ist nicht klar, wie lange uns diese Pandemie und ihre Folgen
                            redakteur des Prinz                  noch begleiten werden. Die aktuellen Folgen sind schon jetzt bedrückend: Allein
                            Dozent (Kulturwissenschaften)        bis Dezember hatten im Land Bremen rund 7.800 Unternehmen für mehr als
                            Veranstalter                         163.000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. Ob am Ende genauso viele auch
                                                                 davon Gebrauch machen mussten, steht noch nicht fest, es werden aber mehr
                                                                 sein als je zuvor. Ähnlich sieht es beim Thema Ausbildung aus: Viele Jugend­liche
                                                                 gingen bereits leer aus – es droht ein verlorener Corona-Jahrgang.
                                                                         In diesem Jahr wird es deshalb ganz besonders darum gehen, Kurz­arbeit
                                                                 und Zeiten von Arbeitslosigkeit zu nutzen, um Beschäftigte weiter zu qualifi­
                                                                 zieren. Und es müssen ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen,
                                                                 damit kein junger Mensch verloren geht. Dafür werden wir uns auch 2021 stark
                                                                 machen.
Foto: Chrissie Loock

                                                                 Ihr Peter Kruse

                                                                 ­Kontakt:     bam@arbeitnehmerkammer.de

                            Malte Prieser

                                                                                                                                                     — 3
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BAM — Januar / Februar 2021

      DIE BREMER ARBEITSWELT IN ZAHLEN

      USA: Exportland Nr. 1                                                                     Die bremische Wirtschaft ist
                                                                                                   so stark auf den Export
                                                                                                angewiesen wie kein anderes
                                                                                                  Bundesland. Bremen liegt
      2019 sind Waren im Wert von 3,2 Milliarden Euro aus dem                                    mit einer Exportquote von
                                                                                               60,3 Prozent vor Hamburg und
      Land Bremen in die USA exportiert worden. Das ist ein                                   dem Saarland mit jeweils etwas
                                                                                               über 40 Prozent. 2019 wurden
      Anteil von 16 Prozent an den weltweiten Ausfuhren – die                                 aus Bremen weltweit Waren im
                                                                                               Wert von 20,3 Milliarden Euro
      USA sind Bremens wichtigstes Exportland. Der weitaus
                                                                                                         ausgeführt.
      größte Teil der ausgeführten Güter sind Autos und Autoteile.

      Top-Import-Waren aus den USA nach Bremen                         Top-Export-Waren von Bremen in die USA

             U SA                                                                   BREMEN / BREMERHAVEN

                                                     3,2
                                                         Mrd. Euro

                             152 Mio. Euro
                 Kraftwagen und Kraftwagenteile
                                                                                            2.687        Mio. Euro
                                                                                            Kraftwagen und Kraftwagenteile
                (darunter: Pkw, Lkw, Autoteile, …)                                          (darunter: Pkw, Lkw, Autoteile, …)

                                                                                                                                 Quelle: Zahlen für 2019, Statistisches Bundesamt
                              116 Mio. Euro                                          199 Mio. Euro
                                                                                     Nahrungs- und Futtermittel
                      Nahrungs- und Futtermittel                                     (darunter: Kaffee, Fisch, …)

                                                                                     162 Mio. Euro
                                    90 Mio. Euro                                     Datenverarbeitungsgeräte / elektro-
                                             Kohle                                   nische und optische Erzeugnisse
                                                                                     (darunter: Leiterplatten, Messgeräte, …)

                  Bei den Exporten sind
                                                             0,8 M rd. E uro
                    die USA Bremens                                                             US-Exporte sind sehr
                  wichtigster Handels-                                                           viel stärker von der
                                                                                              Konjunktur abhängig als
                     partner. Die US-              Entwicklung des Außenhandels
                   Importe spielen für                                                           Importe. Nach dem
                                               zwischen dem Land Bremen und den USA             Einbruch 2008/09 ist
                  Bremen hingegen eine
                                                      2002 – 2019 in Mrd. Euro                   wegen der Corona-
                    deutlich geringere
                          Rolle.                                                             Pandemie erneut mit einem
                                                                                               starken Rückgang der
                                                                      3,2    3,2     3,2       Ausfuhren zu rechnen.

                                               2,6
                                    Export
                                                       2,0      1,9

                                                                      0,7    0,9     0,8
                                                 0,4     0,6   0,6
                                    Import

                                                2004    2007   2010   2013   2016   2019

— 4
Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
BAM — Januar / Februar 2021

               Kurz
               gemeldet

                                                                          KammerReport:
                                                                          Kindertagesbetreuung
Foto: iStock

                                                                          im Land Bremen
                                                                          Wie entwickeln sich die Betreuungsquoten in Bremen
               „Ich pflege wieder,                                        und Bremerhaven – auch im Bundesländervergleich? Und
                                                                          wie ist mittlerweile die Betreuungssituation in Kitas der
               wenn…“ – Ergebnisse                                        unterschiedlichen Bremer Stadtteile? Das hat der neueste
               der Befragung                                              Kammer­Report untersucht.
                                                                                    Ein Ergebnis: Die Betreuungsquote im Land
               Der Fachkräftemangel in der Pflege wird ein immer          ­Bremen lag bei den unter Dreijährigen im März 2020 bei
               ­größeres Problem. Und viele Pflegekräfte haben aufgrund    28,4 Prozent (zu Beginn der Covid-19-Pandemie), der
                des Arbeitsdrucks ihre Stundenzahl reduziert oder sind     ­tatsächliche Elternbedarf bei rund 48 Prozent. Bei den
                ganz aus dem Beruf ausgestiegen. Unter welchen Bedin­       drei- bis sechsjährigen Kindern lag die Betreuungsquote
                gungen wären ausgestiegene Pflegekräfte bereit, wieder      bei 86,6 Prozent, der Elternbedarf bei rund 98 Prozent.
                in ihrem Beruf zu arbeiten? Und unter welchen Voraus­
                setzungen würden Teilzeitkräfte ihre Stunden erhöhen?     Mehr Infos auch auf Seite 18 in diesem Heft.
                                                                             www.arbeitnehmerkammer.de/downloads
               In der Studie „Ich pflege wieder, wenn …“ der Arbeit­
               nehmerkammer Bremen und des SOCIUM der Uni­versität
               Bremen wurden im Sommer über 1.000 Pflegekräfte            Terminvergabe
               online befragt. Teilgenommen haben sowohl Ausgestie­
               gene als auch Teilzeit-Pflegekräfte aus dem Bereich der
                                                                          für die Steuererklärung
               ­Langzeit- und der Krankenpflege, hauptsächlich aus dem    ab 13. Januar
                Land Bremen und Niedersachsen.
                        Fast 60 Prozent der Pflegeaussteigerinnen und     Aufgrund der Corona-Beschränkungen wird die Er­stellung
                -aussteiger würden unter bestimmten Bedingungen ­wieder   der Einkommensteuererklärung in der Regel ohne per­
                in die Pflege zurückkehren. Die meistgenannten sind       sönliche Beratung erfolgen. Diese bleibt auf wenige Aus­
                Wertschätzung, mehr Zeit für die Arbeit, Tarifbindung,    nahmen beschränkt. Neue Termine vergeben wir – online
                verlässliche Arbeitszeiten und ein höheres Gehalt.        und telefonisch – wieder ab dem 13. Januar 2021 ab
                                                                          8 Uhr. Für die Online-Terminvergabe benötigen Mitglieder
               Die Ergebnisse werden im Februar veröffentlicht.           eine KammerCard.
               Am 3. Februar 2021 findet eine Online-Veranstaltung
               zu den Ergebnissen der Pflegebefragung statt.                  www.arbeitnehmerkammer.de/kammercard
                                                                          Alle Infos – auch zur Einsendung der Steuer­­-
               Infos unter                                                unter­lagen – finden Sie unter
                   www.arbeitnehmerkammer.de/veranstaltungen                  www.arbeitnehmerkammer.de/arbeitnehmerinnen-­
                   www.arbeitnehmerkammer.de/pflege                       arbeitnehmer/recht/steuerrecht

                                                                                                                                      — 5
Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
SCHWERPUNKT

Die Krise
als Chance
— Weiterbildung
in Corona-Zeiten

                   Alles ist anders, alles ist
                   neu: Viele Beschäftigte sind
                   seit Monaten im Homeoffice,
                   befinden sich in Kurzarbeit
                   oder machen sich Sorgen,
                   vielleicht gekündigt zu werden.
                   Ist jetzt der richtige Zeitpunkt
                   für eine Weiterbildung?

                   Text: Suse Lübker – Foto: Jonas Ginter
Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
Schwerpunkt                                                             BAM — Januar / Februar 2021

                                            Die Chancen stehen gut für Ines             vereinbaren und vermitteln einen Ein­
                                            ­Silberzahn, der Arbeitsmarkt spricht für   blick in neue Themen. Allerdings ist es
                                             sie: Es scheint zwar ein Widerspruch,      nicht immer leicht, einen passenden
                                             aber zurzeit suchen viele Betriebe         Kurs zu finden, zumal das Angebot sehr
                                             hände­ringend qualifizierte Mitarbei­      breit gefächert ist. Oft hilft eine Weiter­
                                             terinnen und Mitarbeiter. In einigen       bildungsberatung oder ein Gespräch
                                             Branchen fehlen nach wie vor Fach-         mit dem Arbeitgeber – gemeinsam
                                             und Führungskräfte, in der Bauwirt­        kann überlegt werden, welche Fort­
                                             schaft zum Beispiel, in den Gesund­        bildung sinnvoll und machbar ist und
                                             heitsberufen oder in der IT-Branche. In    welche Fördermöglichkeiten es gibt.
                                             allen Bereichen sind digitale Kompeten­
                                             zen gefragt.                               In der Krise neu orientieren
                                                                                        „Viele Ratsuchende, die von Kurz­arbeit
                                                                                        betroffen sind oder die Angst vor der
                                                                                        drohenden Kündigung haben, über­
                                                                                        legen zurzeit, ob sie jetzt den Job oder
                                            „Gerade in schwierigen                      gar die Branche wechseln“, so Hella
                                                                                        Grapenthin, Weiterbildungsberaterin
                                             Zeiten ist es wichtig,                     der Arbeitnehmerkammer. „Sie sehen
                                            mutige Entscheidungen                       die jetzige Situation als Chance, noch
                                                                                        mal etwas ganz Neues zu ­lernen. Die
                                            zu treffen, um gestärkt                     meisten interessieren sich für Angebote,
                                              weiterzumachen.“                          mit denen sie sich ­bessere ­Chancen auf
                                                                                        dem Arbeitsmarkt erhoffen“. Besonders
                                                        Ines Silberzahn
                                                                                        beliebt seien Fort- und Weiterbildun­
                                                                                        gen im Bereich Social Media, Online-­
                                                                                        Marketing oder E-­­Commerce. Zudem
                                                                                        steige das Interesse an so­­  genannten
                                                    Auch für Irene Jatzkowski ist       Aufstiegsfortbildungen, also berufs­

A
           usgestattet mit zwei Bild­       genau jetzt ein guter Zeitpunkt im          begleitenden Maßnahmen, die einen
           schirmen, Headset mit Mikro­­-   Beruf neu durchzustarten: „Ich sehe         Aufstieg innerhalb des Unternehmens
           ­fon und Kamera loggt sich       in ­ dieser ruhigeren Zeit mit wenig        ermöglichen, erklärt die Beraterin.
            Ines Silberzahn direkt in       Freizeit­­­ter­­minen eine Chance, mich     Dazu gehört zum Beispiel die Aufstiegs­
die virtuelle Lernumgebung ein und          auf ­meinen weiteren beruflichen Weg        fortbildung als staatlich geprüfter oder
bewegt sich mit ihrem Avatar durch          und auf meine Ziele zu fokussieren“,        geprüfte Betriebswirt oder -wirtin oder
Hörsaal oder Büro. Die gelernte Kinder­     beschreibt die Diplom-Ingenieurin für       die Fortbildung zur Erzieherin oder
krankenschwester befindet sich mitten       Landschaftsarchitektur den derzeiti­        zum Erzieher.
in der digitalen Weiterbildungswelt, zu     gen Ausnahmezustand. Sie ar­­      beitet
Hause im Homeoffice. Seit ­September        beim ­Magistrat der Stadt Bremer­
2020 nimmt die 38-Jährige an einer          haven und nimmt seit einigen Mona­
Fort­bildung zur Brand Managerin            ten an einer berufsbe­gleitenden Fort­
teil, gefördert von der Arbeitsagen­        bildung für angehende Führungskräfte               Aufstiegsfort­
tur. In ihrer digitalen Umgebung lernt      teil. Corona­bedingt finden die Kurse
sie, wie man in Unternehmen einheit­        nur noch online statt. Für Jatzkowski
                                                                                          bildungen werden mit
liche Marken­bilder vermittelt – über       ist diese Phase optimal, um sich voll           dem soge­nannten
Social-­Media-Kanäle und Online-Platt­      und ganz auf ihre beruflichen Pläne
formen, im virtuellen Austausch mit         zu konzentrieren, ohne Ab­­     lenkung
                                                                                             ­Aufstiegs-BAföG
Lernenden aus ganz Deutschland. Ihr         und mit viel Energie: „Die Fortbildung               ­gefördert.
Wunsch: Sich im Online-Marketing            erweitert meinen ­Horizont und bietet
so zu quali­fizieren, dass sie Unter­       mir neue Chancen in ­meinem Beruf –
nehmen mit ihrem Know-how unter­            schließlich habe ich noch 17 Jahre in
stützen kann. Die Corona-Krise hat sie      meinem Job vor mir, die ich gern mit
nicht gebremst, im Gegenteil: „Ich habe     neuem Schwung füllen und angehen            Im Unternehmen aufsteigen:
ganz offensiv geplant und schau mit         möchte.“ Und damit ist sie nicht allein,    ­Förderung für Arbeitnehmerinnen
Zuversicht in die Zukunft, auch jetzt       viele ­nutzen die Zeit, um sich fachlich     und Arbeitnehmer
in Corona-­Zeiten.“ Gerade in schwieri­     fit zu machen, trotz oder gerade wegen       Dass das Interesse an diesen Fort­
gen Zeiten sei es wichtig, mutige Ent­      der unklaren Perspektiven.                   bildungen ungebremst ist, erlebt auch
scheidungen zu treffen, um gestärkt                 Der Vorteil der verschiedenen        die Wisoak. Die Weiterbildungsein­
weiterzumachen, ergänzt Silberzahn          Angebote: Online-Seminare, virtuelle         richtung der Arbeitnehmerkammer
und freut sich auf die nächste Runde in     Konferenzen oder digitale Workshops          ist technisch so ausgestattet, dass ein
ihrer virtuellen Lernwelt.                  lassen sich gut mit den Arbeitszeiten        Teil der Seminare als Hybridunterricht

                                                                                                                                      — 7
Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
BAM — Januar / Februar 2021                                                                      Schwerpunkt

                                                                  ange­  boten werden kann: Während                Arbeitswelt erfordern von den Mit­
                                                                  einige Teilnehmende vor Ort unter­               arbeiterinnen und Mitarbeitern neue
                                                                  richtet ­  werden, schaltet sich eine            Kenntnisse und Fertigkeiten. Und das
                                                                  ­weitere Gruppe von zu Hause aus dazu –          sehr schnell.“
                                                                   in den Räumen der Wisoak können so                      Allerdings können sich viele
                                                                   die notwendigen Abstände einge­halten           Unternehmen zurzeit keine umfang­
                                                                   ­werden.                                        reichen Fortbildungen leisten, genau
                                                                            Aufstiegsfortbildungen werden          hier greifen die Fördermaßnahmen der
                                                                    mit dem sogenannten Aufstiegs-BAföG            Arbeitsagentur: Mit dem Programm
                                                                    gefördert. Seit Anfang 2019 bietet der         „WEITER.BILDUNG!“ unterstützt die
                                                                    Bremer Senat zusätzlich eine Aufstiegs­        Agentur für Arbeit Unternehmen wäh­
                                                                    fortbildungs-Prämie von 4.000 Euro             rend der Kurzarbeit, so übernimmt sie
                                                                    als Anreiz für alle an, die ihre Prüfung       zum Beispiel in Betrieben mit unter
                                                                    nach dem 1. Januar 2019 erfolgreich            zehn Mitarbeitenden bis zu 100 Prozent
                                                                    abgeschlossen haben. Die Prämie ist            der Lehrgangskosten. Mittelständische
Foto: privat

                                                                    jüngst bis zum 31. Dezember 2023 ver­          und große Unternehmen erhalten einen
                                                                    längert worden. Es profitieren also alle,      von der Unternehmensgröße und den
                                                                    die in den nächsten beiden Jahren ihre         Beschäftigten abhängigen Zuschuss zu
                                                                    Fortbildung starten. Die meisten dieser        den Weiterbildungskosten (siehe Info-
                     „Ich sehe in dieser                            berufsbegleitenden Maßnahmen dau­              grafik). Während der Maßnahme finan­
                                                                    ern mindestens ein Jahr.                       ziert die Agentur für Arbeit zusätz­
                ­ruhigeren Zeit mit wenig                                                                          lich einen Teil des Arbeitsentgelts. Das
                   ­Freizeitterminen eine                         Tatkräftige Unterstützung                        ­Programm ist Teil des Qualifizierungs­
                                                                  vom Staat                                         chancengesetzes (QCG).
                Chance, mich auf ­meinen                          Gerade in Corona-Zeiten sei betrieb­
                weiteren beruflichen Weg                          liche Weiterbildung sehr sinnvoll –              Mehr Unterstützung für
                                                                  so sieht es Joachim Ossmann, Vor­                ­Geringqualifizierte
                  und auf meine Ziele zu                          sitzender der Geschäftsführung der                Für Betriebe sei es sinnvoll, die Phase
                         fokussieren.“                            Agentur für Arbeit Bremen-Bremer­                 der Kurzarbeit für Weiterbildung zu
                                                                  haven: „Die Anforderungen werden                  nutzen – der Meinung ist auch ­Jessica
                              Irene Jatzkowski
                                                                  sich in Zukunft stark verändern – So              Heibült, Referentin für Weiter­bildung
                                                                  sind gerade die­jenigen, die sich jetzt in        und Hochschul­politik der Arbeit­
                                                                  der Krisenzeit um eine gezielte Quali­            nehmerkammer: „Vor allem Gering­
                                                                  fizierung kümmern, in Zukunft ­besser             qualifizierte profitieren von den
                                                                  aufgestellt. In vielen Unternehmen                Fördermöglichkeiten durch die Arbeits­
                                                                  ändert sich durch die Corona-Pande­               agentur. Statt der 60 beziehungsweise
                                                                  mie das gesamte Geschäftsmodell. Digi­            67 Prozent Kurzarbeitergeld werden bis
                                                                  talisierung und Struk­­turwandel in der           zu 100 Prozent Lohnersatz während der

                                                         Unterstützung bei der betrieblichen Weiterbildung
                                                  Das Programm „WEITER.BILDUNG!“ der Bundesagentur für Arbeit

                               Mehr                      < 10                     < 250                     > 250                       > 2.500
                          Zuschüsse              Kleinstunternehmen        Kleine und mittlere             Größere                Große Unternehmen
                                für                                           Unternehmen                Unternehmen

                             Lehrgangs-
                                 kosten
                                               bis zu   100%             bis zu 50%                 bis zu 25%                  bis zu 15%

                                               bis zu 100%
                                               ab 45 Jahren und für schwerbehinderte Menschen

                         Arbeitsentgelt
                                               bis zu   75%              bis zu   50%               bis zu   25%                bis zu   25%
                          (während der
                         Weiterbildung)
                                               bis zu 100%
                                               bei fehlendem Berufsabschluss und berufsabschlussbezogenen Weiterbildungen

                     Quelle: Bundesagentur für Arbeit                                                                         © Arbeitnehmerkammer Bremen

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Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
BAM — Januar / Februar 2021

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Weiterbildungsmaßnahme gezahlt. Und        dort entstehen, wo Wissen gefragt
zwar dann, wenn der Arbeit­geber sich      ist und sich soziale Ungleichheiten
entscheidet, eine Mitarbeiterin oder       ­ver­stärken.
einen Mitarbeiter für den Zeitraum der
Weiter­bildung freizustellen.“ Davon

                                                                                                                             Foto: Stefan Schmidbauer
profitieren zum einen Betriebe, weil sie                                                     Ingo
Kosten sparen und gleich­zeitig qualifi­   Weiterbildungsberatung                   Schierenbeck,
ziertere Arbeitnehmerinnen und Arbeit­     der Arbeitnehmerkammer                Hauptgeschäfts­
nehmer erhalten und ebenso auch die        Arbeitnehmerinnen und Arbeit-              führer der
Beschäftigten, weil sie die Zeit nutzen,   nehmer im Land Bremen                  Arbeitnehmer-
um sich beruflich weiterzuentwickeln.      ­können sich bei allen Fragen                kammer
                                            rund um die berufliche Quali­
                                            fizierung bei der Suche nach
                                            passenden Weiterbildungs­an­
                                            geboten und Fördermöglich­
       „So sind gerade                      keiten beraten und unter­
    ­diejenigen, die sich                   stützen lassen.
                                            Terminvereinbarung:
  jetzt in der ­Krisenzeit
      um eine gezielte
                                                 0421.3 63 01-432
                                                  www.arbeitnehmerkammer.de/
                                                                                  Wir brauchen
        ­Qualifizierung                    weiterbildung
                                                                                  ein Recht auf
  ­kümmern, in Zukunft                     Weiterbildung bei der Wisoak
                                           Die Wirtschafts- und Sozial-
                                                                                  Weiterbildung!
     besser ­aufgestellt.“                 akademie der Arbeitnehmer-
         Joachim Ossmann,                  kammer bietet viele Weiter­
      Agentur für Arbeit Bremen-           bildungen an.
                                                                                 In Zeiten der Digitalisierung wird Weiter­
            Bremerhaven                        www.wisoak.de
                                                                                 bildung für Arbeitnehmerinnen und Ar­
                                                                                 beitnehmer immer wichtiger. Doch nicht
                                           Betriebliche Weiterbildung
                                                                                 alle Beschäftigtengruppen ­profitieren
                                           Infos zum QCG-Programm
                                                                                 gleicher­­maßen von beruflicher Weiter­
Digitale Angebote                          „WEITER.BILDUNG!“
                                                                                 bildung.
stark nachgefragt                                www.arbeitsagentur.de/
Der Ausbruch des Coronavirus treibt        m/weiterbildung-
                                                                                 Die Beschäftigtenbefragung der Arbeitneh­
die Digitalisierung der Arbeitswelt        qualifizierungsoffensive
                                                                                 merkammer aus 2019 zeigt: An Weiter­
voran. „Digitalisierungsbooster“ nennt     Beratung für Arbeitgeber
                                                                                 bildung nehmen vor allem diejenigen
Claudia Ricci vom Fraunhofer-Institut      zur ­Weiterbildung für
                                                                                 teil, die bereits gut qualifiziert sind und
diesen ungeplanten Wandlungsprozess.       ­Beschäftig­­te bei der
                                                                                 ein gutes Einkommen haben. Geringver­
Studien zufolge steigt das Interesse an    Bundesagentur für Arbeit:
                                                                                 dienerinnen und Geringverdiener sowie
digitalen Weiterbildungsangeboten,              0800.4 55 55 20
                                                                                 Beschäftigte ohne Berufsabschluss haben
be­­sonders nachgefragt sind kostenlose
                                                                                 hingegen weniger Chancen auf eine Förde­
Web-Konferenzen, die Nachfrage nach        Weiterbildungsportal Bremen
                                                                                 rung durch den Arbeitgeber. Hier besteht
Präsenzveranstaltungen hingegen sinkt.     und Bremerhaven
                                                                                 dringender Handlungsbedarf.
Dozentinnen und Dozenten m  ­ üssen ihre   Überblick über Weiter­
                                                                                         Die Arbeitnehmerkammer fordert
Lerninhalte neu konzipieren – keine        bildungsangebote in Bremen
                                                                                 deshalb ein gesetzlich verankertes Recht
leichte Sache, schließlich leben viele     und ­Bremerhaven
                                                                                 auf Weiterbildung, um allen Beschäftig­
Angebote von dem persönlichen Aus­             weiterbildung.bremen.de
                                                                                 ten eine Freistellung von der Arbeit für
tausch in der Gruppe.
                                                                                 abschlussbezogene Maßnahmen zu ermög­
                                           Aufstiegs-BAföG
                                                                                 lichen. Dieses sollte kombiniert werden
Wer sich jetzt für Weiterbildungsan­       Allgemeine Infos unter
                                                                                 mit einem Qualifizierungsgeld, damit eine
gebote interessiert, muss zwangs­läufig        www.aufstiegs-bafoeg.de
                                                                                 längere Phase der Weiterbildung auch
digitale Kompetenz mitbringen und
                                                                                 für Geringverdienerinnen und Geringver­
sollte keine Angst davor haben, online     Aufstiegsfortbildungs-Prämie
                                                                                 diener attraktiv wird.
zu lernen, egal, ob im Home­office oder    Der Antrag beim Bremer Senat
im Betrieb. Dafür braucht es nicht nur     kann hier heruntergeladen
finanzielle Mittel, sondern verständ­      werden:
liche Lernmedien und bedarfs­gerechte          www.wirtschaft.bremen.de
Konzepte, die auch den­jenigen den         (Arbeit/Aufstiegsfortbildung)
Zugang ermög­lichen, die nicht tagtäg­
lich am Computer arbeiten. Nur so wird     Weitere Infos auf der Rückseite
verhindert, dass neue Wissens­   lücken    dieses Magazins.

                                                                                                                       — 9
Die Krise als Chance Weiterbildung in Corona-Zeiten - Arbeitnehmerkammer ...
BAM — Januar / Februar 2021                                                                  Verbrauchertipp

       GASTBEITRAG
                                                                         Ach, das trifft mich schon nicht!
                                                                         Treffen kann es theoretisch jeden. Statistisch be­­trachtet
                                                                         wird jeder vierte Berufstätige irgendwann im Laufe seines
                                                                         Arbeits­lebens berufsunfähig. Die Ursachen können vielfältig
                                                                         sein. Selten führen Unfälle dazu. In mehr als 90 Prozent der
                                                                         Fälle hat eine Berufsunfähigkeit andere Ursachen. Selbst die­
                                                                         jenigen, die in einem vermeintlich „harmlosen“ Bürojob ar­­
                                                                         beiten, können beispielsweise aufgrund eines Burn-outs oder
                                                                         Rückenleidens berufsunfähig werden. Insgesamt verursachen
                                                                         Erkrankungen der Psyche oder des Stütz- und Bewegungs­
                                                                         apparats mehr als die Hälfte aller Fälle. Wichtig: der persön­
                                                                         liche Gesundheitszustand ist zur Beurteilung des Risikos vor
                                                                         Vertragsabschluss entscheidend.

                                                                         Wer wird versichert?
                                                                         Die Versicherer beurteilen und entscheiden individuell, ob
                                                                         jemand Versicherungsschutz gegen Berufsunfähigkeit erhält
                                                                         und zu welchem Preis. Da das Risiko zu erkranken im Alter
                                                                         steigt, ist es sinnvoll, einen Vertrag so früh und gesund wie
                                                                         möglich abzuschließen. Die Bedingungen verschiedener
                                                                         Anbieter reichen von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ und große
                                                                         Preisunterschiede sind möglich. Sorgfältige Vergleiche und
                                                                         unabhängige Beratung sind daher besonders wichtig.
                                                                                 Doch gerade bei Vorerkrankungen kann das teils
                                                                         schwierig sein. Ist eine Dread-Disease-Versicherung dann
                                                                         der richtige Ersatz? Diese leistet bei Eintritt von im Versiche­
                                                                         rungsschein definierten ­schweren Krankheiten und zahlt die
                                                                         vertraglich vereinbarte Versicherungssumme einmalig aus.
                                                                         Eine monatliche Rente ist da­gegen nicht möglich.

                                                                         Die Absicherung der Arbeitskraft gehört zu den z­ wingend not­
                                                                         wendigen Maßnahmen der persönlichen Existenz­sicherung –

       Berufsun­fähigkeit                                                und das Mittel der Wahl dafür ist eine Berufsunfähigkeitsver­
                                                                         sicherung. Dread-Disease-Versicherungen ­da­gegen sollten Sie

       kann jeden ­treffen                                               erst nach Prüfung besserer Alternativen in Betracht ziehen.

       Text: Annabel Oelmann
       Vorständin der ­Verbraucherzentrale ­Bremen­

                                                                                        GEMEINSAM
       Der Verlust der Arbeitskraft durch Unfall oder Krank­                            GUT BERATEN
       heit bedeutet in der Regel eine deutliche Einbuße des Ein­
       kommens. Über meinen Arbeitgeber bin ich im Krankheitsfall
       sechs Wochen abgesichert. Bei weiterer andauernder Erkran­                       Beratung bei der Verbraucherzentrale
       kung übernimmt die Krankenkasse die Zahlung von Kranken­                         Ermäßigt für Mitglieder der
                                                                                        Arbeitnehmerkammer Bremen
       geld. Das beträgt nur etwa 70 Prozent meines l­ etzten Gehalts.
       Die Krankenkasse zahlt es auch nur maximal 78 Wochen.
       Danach erhalte ich eventuell noch zwölf Monate Arbeits­
       losengeld I und dann?                                             Sie haben Fragen zur privaten Vorsorge? Hier hilft
                                                                         die unabhängige Beratung der Verbraucherzentrale.
       Gesetzliche Absicherung unzureichend                              Beschäftigte im Land Bremen, also alle Kammer-­
       Berufseinsteiger haben überhaupt erst nach Ablauf der ­ersten     Mitglieder, zahlen bei der Verbraucherzentrale nur
       fünf Jahre einen Anspruch auf eine Rente wegen Erwerb­s­          die Hälfte für eine Beratung zu arbeitnehmernahen
       minderung bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Doch           ­Themen wie Altersvorsorge, zusätzliche Krankenver­
       die Ansprüche sind im Falle des Falles so gering, dass der         sicherung oder Berufsunfähigkeitsrente. Zusätzlich
       finanzielle Absturz droht.                                         gibt es rund 30 Ratgeber zum halben Preis.
              Deshalb empfiehlt die Verbraucherzentrale die Ab­
       sicherung der Arbeitskraft mit einer privaten Versicherung        Weitere Infos auf der Rückseite dieses Magazins.
       gegen Berufsun­fähigkeit.

— 10
Fragen & Antworten                                                             BAM — Januar / Februar 2021

Das Mitarbeiter­
gespräch —
Chance für alle

In vielen Unternehmen werden

                                                                                                                                          Foto: iStock / DMEPhotography
Mitarbeitergespräche durchgeführt.
Muss ich ein solches Gespräch
wahrnehmen? Und was bringt
mir das?

Text: Hanna Mollenhauer                     4.      Wie bereite ich mich vor?            Eingliederungsmanagement und die in
                                            Sie sollten den Zeitraum ab dem ­letzten     diesem Zusammenhang stattfindenden
                                            Mitarbeitergespräch Revue ­passieren         Gespräche hingegen sind für Beschäf­
 1.    Wozu dient das
       Mitarbeitergespräch?                 lassen. Falls ein Protokoll ange­fertigt     tigte nicht verpflichtend.
Arbeitgeber können jedes im Zusam­          worden ist, nehmen Sie dies zu Hilfe.
menhang mit dem Arbeitsverhältnis           Welche Verabredungen sind erfüllt
stehende Thema zum Gegenstand eines         worden oder warum konnte etwas nicht          7.     Darf ich den Betriebsrat
                                                                                                 mitnehmen?
Mitarbeitergesprächs machen – mit           umgesetzt werden? Und wo möchten Sie         Bei vielen Themen haben Sie das Recht,
unterschiedlichen Zielen. Das regel­        kurz- und langfristig hin? Können und        ein Betriebs- oder Personalratsmitglied
mäßige – zum Beispiel jährliche – Mit­      wollen Sie eigenverantwortlich arbei­        dazuzuholen. Sie können dabei die
arbeitergespräch wird etwa als Maß­         ten oder wünschen Sie sich mehr Füh­         ­Person Ihres Vertrauens wählen.
nahme der Personalführung eingesetzt.       rung? Das Mitar­beitergespräch ist auch
Im besten Fall dient es der Personal­       eine gute Ge­­legenheit, Ihre Vor­gesetzte
entwicklung und motiviert Mitarbeiter       oder Ihren Chef mit neuen Ideen, Kon­
und Mitarbeiterinnen.                       zepten und Ver­besserungsvorschlägen
                                            von Ihrer Qualität zu ü­ berzeugen.

2.       Worum geht es im
         regelmäßigen Mitarbeiter-
         gespräch?
                                            5.     Welche andere Arten des
                                                   Gesprächs gibt es noch?
                                                                                         Kammermitglieder können sich
                                                                                         zum Thema Mitarbeitergespräch
Vor allem um den Austausch über             Außer dem institutionalisierten –            und in weiteren Fragen des
Erwartungen und Pläne. Hier ­werden         regelmäßig stattfindenden – Personal­        Arbeitsrechts kostenlos beraten
unter anderem Arbeit, Leistung und          gespräch gibt es auch anlassbezogene         lassen.
zukünftige Entwicklungen be­­sprochen       Mitarbeitergespräche. Sie haben einen           Auch Betriebs- und Personal-
und Ziele gesetzt. Die Ergebnisse           aktuellen Grund, etwa eine Verände­          räte können sich bei der Einfüh-
­sollten festgehalten werden. Wichtig ist   rung des Arbeitsbereichs. Ebenfalls          rung von arbeitnehmerorientierten
 aber auch das Feedback zwischen Vor­       sind Mitarbeitergespräche aufgrund           Mitarbeitergesprächen unter­
 gesetzten und Beschäftigten – in beiden    längerer Krankheit im Rahmen des
                                            ­                                            stützen lassen – auch bei der
 Richtungen. Rückmeldungen sollten          sogenannten Betrieblichen Eingliede­         Erarbeitung einer Betriebs- oder
 immer konstruktiv und sachlich vor­        rungsmanagements oder in der Probe­          Dienstvereinbarung.
 getragen werden.                           zeit üblich.
                                                                                         Weitere Infos auf der Rückseite

3.     Wie kann das Gespräch
       gelingen?
                                            6.     Darf ich das Mitarbeiter-
                                                   gespräch verweigern?
                                                                                         dieses Magazins.

Wichtig für ein erfolgreiches Mitar­        Generell nein. Wenn es mit der Arbeits­
beitergespräch ist eine gute Vorbe­         leistung zusammenhängt, müssen Sie
reitung. Ob ein Mitarbeitergespräch         ein Mitarbeitergespräch wahrnehmen.
gelingt ist, hängt von beiden Seiten ab.    Eine Verweigerung ist ein arbeits­
Beschäftigte sind ebenso dafür verant­      vertraglicher Verstoß und kann Kon­
wortlich wie Vorgesetzte.                   sequenzen haben. Das Betriebliche

                                                                                                                                   — 11
BAM — Januar / Februar 2021                                    Tipps & Termine

       Tipps &
       Termine                                                PODCAST-EMPFEHLUNGEN

                                                              Geschichten aus
                                                              der Geschichte
                                                              Vergessene Ereignisse, außergewöhnliche Persönlich­keiten
                                                              und überraschende Zusammenhänge der Geschichte aus
                                                              allen ­Epochen: Zwei Historiker erzählen sich seit fünf Jahren
                                                              ­historische Fakten, die der andere noch nicht kennt. Folgen
                                                               mit ­Bremen-Bezug: „Eine kurze Geschichte der Hanse“ und
       BUCH-TIPP
                                                               „­Gesche Gottfried, der Engel von Bremen“.

       Lass mal andere                                        www.geschichte.fm
       arbeiten! Wie du Aufgaben
       gekonnt abgibst

       Wer mehr Aufgaben auf der To-do-Liste hat als          Geil
       Zeit, sie abzuarbeiten, sollte delegieren lernen.
       Sonst drohen Überforderung und Stress. Aber den
                                                              Montag
       meisten Beschäftigten fällt es schwer, Arbeit ab­
                                                              Paul Berg und Lasse Kroll führen Interviews mit Menschen,
       zugeben – sei es aus Perfektionismus, Angst vor
                                                              denen der Sinn ihrer Arbeit wichtiger ist als das große Geld­
       ­Kontroll- oder Imageverlust oder dem Glauben, die
                                                              verdienen. Was treibt sie an, wer oder was inspiriert sie und
        Kolleginnen und Kollegen könnten das gar nicht.
                                                              wie definieren sie Arbeit für sich?
               Dieser Ratgeber zeigt anhand von prakti­
       schen Beispielen, wie Beschäftigte lernen können,
                                                              soundcloud.com/geilmontag
        sich Freiräume für die wirklich wichtigen Auf­gaben
        zu schaffen. Klare Prioritäten, innere Haltung und
        die fünf goldenen Prinzipien für erfolgreiches „Tu
        du!“ spielen hier eine große Rolle.                   Rolle
                               Nussbaum, Cordula:
                                                              Rückwärts
                               Lass mal andere                Kammer-Podcast zu unbezahlter
                               ­arbeiten! Wie du              Sorgearbeit und Corona
                                ­Aufgaben gekonnt
                                 abgibst                      In unserem Podcast wollen wir mit Gästen aus Politik, Verwal­
                                 GABAL, 2020, 206 S.          tung, Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren, wie un­­bezahlte
                                                              Sorgearbeit gerechter ­zwischen den Geschlechtern ­verteilt
                                                              ­werden kann – um so auch für mehr Gleichstellung auf dem
                                                               Arbeitsmarkt zu sorgen.
                                                                       Woran liegt es eigentlich, dass Frauen 2020 immer noch
                                                               den Großteil von Haus- und Familien­arbeit übernehmen? Wie
                                                               steht es mit der Erwerbstätigkeit von Frauen in Bremerhaven
                                                               und Bremen? Und führt die Corona-­Krise tatsächlich dazu, dass
                                                               ­Mütter zurück in alte Rollenbilder gedrängt werden?

                                                              Zum Auftakt erzählt Clara Friedrich von der ZGF, was Care-­
                                                              Arbeit eigentlich ist und was es mit dem Gender Care Gap auf
                                                              sich hat.
       Dieses Buch können Sie in der Stadtbibliothek
       ausleihen. KammerCard-Inhaber erhalten auf                 www.arbeitnehmerkammer.de/podcast
       die BIBCARD der Stadtbibliothek zehn Prozent
       Ermäßigung!                                            Eine Kooperation der Arbeitnehmerkammer Bremen und
          www.arbeitnehmerkammer.de/kammercard                der Bremischen Zentralstelle für die Verwirk­lichung der
                                                              Gleichberechtigung der Frau (ZGF).

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Veranstaltungskalender                                                             BAM — Januar / Februar 2021

Veranstaltungen
    BREMERHAVEN

11. Februar              Katrin Schütte – „umgeben“: Ausstellungseröffnung
18.30 Uhr                Forum, Barkhausenstraße 16, Bremerhaven

                         Kabarett im Capitol
30. Januar                  „Schwamm drüber? – Best of 2011 – 2020“ – Anny Hartmann
                                                                                                                                        ndemie
4. Februar                  „Geht nicht? Gibt’s nicht!“ – Tan Caglar                                                     r Corona-Pa
                                                                                                           Aufgrund de                   ungen
6. Februar                  „Zirkus Berlin“ – Arnulf Rating neuer Termin / vorläufig ausverkauft                         re Veranstalt
                                                                                                           finden unse                   erzahl
                            Die Karten behalten ihre Gültigkeit. Eine Rückgabe ist                                         er Teilnehm
                                                                                                           mit begrenzt                    vor-
                            bis Jahresende möglich.                                                                       tten daher um
                                                                                                            statt. Wir bi
12. Februar                 „aber witzig“ – HG Butzko                                                                       dung.
                                                                                                            herige Anmel
19. Februar                 „Etsikietsi. Auf der Suche nach meinen Wurzeln“ –                                                  ieren Sie sich
                                                                                                                 Bitte inform             n-
                            Linda Zervakis vorläufig ausverkauft                                                            uch der Vera
                                                                                                             vor dem Bes               Web site
20. Februar                 „Keine Zeit für Pessimismus“ – Matthias Brodowy neuer Termin /                                   unse re r
                                                                                                             staltung auf                   n.
                            vorläufig ausverkauft Die Karten behalten ihre Gültigkeit. Eine
                                                                                                                            he Änderunge
                                                                                                             über möglic
                            Rückgabe ist bis Jahresende möglich.
26. Februar                 „Hinter uns die Zukunft“ – Thomas Freitag vorläufig ausverkauft
jeweils 20 Uhr           Capitol, Hafenstraße 156, Bremerhaven

    ONLINE

3. Februar               „Ich pflege wieder, wenn …“ – Ergebnisse der Befragung Studie von
16 – 18 Uhr              SOCIUM der Uni Bremen und Arbeitnehmerkammer

                         Ihr Recht – einfach erklärt
9. Februar
25. Februar
                             Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld – Infos für werdende Eltern
                             Die gesetzliche Rente: Ab wann und in welcher Höhe?
                                                                                                                      Online
                                                                                                                      Veranstaltungen
je 18 – 19.30 Uhr

10. Februar              Homeoffice – Gesundheitsschutz auch zu Hause
14 Uhr                   Veranstaltung für Betriebs- und Personalräte                                                     nstaltungen
                                                                                                           Unsere Vera                     ls
                                                                                                                             t größtentei
                                                                                                           finden zurzei
                                                                                                                             Unt   er
                                                                                                           online statt.                     er.de/
                                                                                                                w w w .a rb ei tnehmerkamm
                                                                                                                                                n
                                                                                                                                 finden Sie de
                                                                                                            veranstaltungen                 vi en
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                                                                                                            ­dazugehörig                     Sie
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                                                                                                             Ver­anstaltun
                                                                                                                                en stellen.
                                                                                                             per Chat Frag

                                                                     Ausstellung:
                                                                     Katrin Schütte – „umgeben“,
                                                                     ab 11. Februar
                                                                     Forum der Arbeitnehmerkammer,
                                                                     Bremerhaven

                        = für alle      = für Politikinteressierte      = für Betriebs- und Personalräte
                                                                                                                                           — 13
BAM — Januar
             September
                    / Februar
                         / Oktober
                              2021 2016

                                                       Bremen sei bei der Barrierefreiheit im
                                                       ÖPNV im Verzug, sagt der Landesbe­
                                                       hindertenbeauftragte Arne Frankenstein

                                                       E
                                                                 s ist früher Nachmittag. Die ersten Bremerinnen und
                                                                 Bremer sind bereits auf dem Weg nach Hause, die
                                                                 Straßen sind gut gefüllt. Ein Auto schnellt um die
                                                                 Ecke an der „Herrlichkeit“ gegenüber vom ehema­
                                                       ligen Beluga-Gebäude am Teerhof. Wenn Arne Frankenstein
                                                       von seinem Büro dort zur Haltestelle will, führt der kürzeste
                                                       Weg über eine Rampe. Aber dafür muss er die Straße über­
                                                       queren. Er schaut nach rechts und links. „Man muss sich hier
                                                       vortasten und hoffen, dass nichts kommt“, sagt er. An der
                                                       Straße herrscht Tempo 50, zu viel findet Frankenstein. Die
                                                       Kurve, die zur Wilhelm-Kaisen-Brücke führt, ist kaum ein­
                                                       sehbar. Anfahrende Autos sieht er aufgrund des Tempos gar
                                                       nicht oder zu spät. Arne Frankenstein entscheidet sich meis­
                                                       tens für den längeren Weg, bei der er die Straße nicht über­
                                                       queren muss. Barrierefreiheit sieht anders aus.
                                                                Das Thema bewegt Arne Frankenstein seit vielen
                                                       ­Jahren beruflich und privat. Der gebürtige Lübecker, der
                                                        seit rund sieben Jahren an der Weser lebt, ist von Geburt an
                                                        behindert. Er nutzt seit Kindertagen einen Rollstuhl und seit
                                                        der Schulzeit eine persönliche Assistenz. Seit dem Frühjahr

Arbeitswege
                                                        hat Frankenstein, der seit 2015 Mitglied im Bremer Landes­
                                                        teilhabebeirat und seit 2016 Mitglied im Rundfunkrat von
                                                        Radio Bremen ist, das Amt des Landesbehindertenbeauftrag­
                                                        ten in Bremen inne. Wenn Arne Frankenstein Essen geht, ein

    mit                                                 Theaterstück besucht oder sich mit Freunden trifft, weiß er
                                                        meistens schon vorher genau, ob die Gegebenheiten vor Ort
                                                        barrierefrei sind – er sucht die Treffpunkte danach aus. So

  Hürden
                                                        sieht der Alltag vieler Menschen aus, die mit einer Behin­
                                                        derung leben. Anders gestaltet sich die Lage, wenn Arbeit­
                                                        nehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer Behinderung ihren
                                                        Weg ins Büro oder zur Arbeitsstätte bestreiten wollen.

                                                       „Die Menschen müssen ja zur Arbeit kommen“, sagt ­Barbara
                                                       Reuhl, Referentin für Arbeitsschutz bei der Arbeitnehmer­
   „Es gibt noch viel, das man machen muss“,           kammer Bremen. Bisher sei das Thema barrierefreier Arbeits­
                                                       weg in der öffentlichen Diskussion wenig in Erscheinung
          sagt Arne Frankenstein. Der Landes­
                                                       getreten. Das liegt auch daran, dass sich der Arbeitsweg aus
  behindertenbeauftragte macht sich in Bremen          vielen Bereichen zusammensetzt – dem öffentlichen Raum,
                                                       der Mobilität sowie den Gebäuden. „Häufig haben wir mehr
          für Barrierefreiheit stark – und zeigt,
                                                       die Freizeitbrille auf, wenn es um die Sicht der Barriere­
 welche Hürden für Menschen mit Behinderung            freiheit geht“, so Reuhl, die für das Thema sensibilisieren
                                                       möchte. Schaut man auf die Zahlen, ist das dringend nötig:
                auf dem Arbeitsweg lauern
                                                       In Bremen leben rund 53.000 Menschen mit einer Behinde­
                                                       rung, aufgrund derer sie in ihrer Sprache, Bewegung oder
             Text: Insa Lohmann – Foto: Jonas Ginter   ihren Sinnen eingeschränkt sind. In der Theorie ist das

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Barrierefreier Arbeitsweg                                                        BAM — Januar / Februar 2021

   barrierefreie Erreichen des Arbeitsplatzes klar geregelt: Das    immer der Fall, wie Arne Frankenstein am Beispiel der Stadt­
   deutsche Grundgesetz sieht in Artikel 3 vor, dass niemand        bibliothek zeigt, wo viele Arbeitnehmerinnen und Arbeit­
   wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf.              nehmer ihre Mittagspause verbringen: Hier wurde nachträg­
           Die Mobilität gehört dabei zu den zentralen Voraus­      lich unter anderem ein taktiles Leitsystem aufgeklebt, weil
   setzungen einer selbstbestimmten und gleichberechtigten          man es versäumt habe, das Thema von Anfang an mitzu­
   Teilhabe – und die Erreichbarkeit der Arbeitsstätte spielt       denken. Schwellen, Stelzen und Stufen im Forum haben vor
   für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung           allem Menschen mit Beeinträchtigung zu schaffen gemacht.
   eine entscheidende Rolle. Das sei gut an der Domsheide ge­­      2018 hatten sich der Verein „SelbstBestimmt Leben“
   lungen, die nach dem Hauptbahnhof Bremens zweitgrößter           ­Bremen, die Stadt­gemeinde Bremen und die Eigentümerin
   Verkehrsknotenpunkt ist. Sogenannte taktile Bodenleitsys­         des Ge­­bäudes im Rahmen eines gerichtlichen Mediationsver­
   teme dienen hier der Orientierung. Arne Frankenstein zeigt        fahrens vor dem Verwaltungsgericht Bremen schließlich
   auf die im Boden integrierten Platten: „Die mit den Rillen        darauf ge­­einigt, dass im Forum am Wall Verbesserungen für
   zeigen die Richtung an, die mit den Noppen weisen auf ein         die ­Barrierefreiheit vorgenommen werden. „Da waren viele
   Aufmerksamkeitsfeld hin“, sagt er. Bis zum Jahr 2022 soll         Gefahren“, sagt Frankenstein.
   der öffentliche Personennahverkehr vollständig barrierefrei
   sein, so steht es im Personenbeförderungsgesetz. „Bremen ist
   damit in Verzug“, sagt Arne Frankenstein. Oft seien es zudem
   alltägliche Dinge, die den Menschen Probleme bereiten. Der         Mobilität gehört zu den ­zentralen
   Landesbehindertenbeauftragte zeigt auf ein paar E-Scooter,
   die auf dem Gehweg stehen. „Für mich und andere Menschen
                                                                     ­Voraussetzungen einer selbst­
   mit Beeinträchtigung sind sie oft ein Ärgernis“, sagt er. Auch     bestimmten und gleichberechtigten
   Fahrräder, die manchmal achtlos abgestellt werden und die
   Wege versperren, können zur Hürde werden.
                                                                    ­Teilhabe.

                                                                    Es geht zurück durch die Innenstadt, vorbei an wichtigen
      „Bisher ist das Thema barrierefreier                          Einrichtungen wie dem Rathaus, der Handelskammer und
Arbeitsweg in der öffentlichen Diskussion                           der Bürgerschaft. Was Arne Frankenstein auf einen weite­
                                                                    ren Aspekt bringt. Denn damit Menschen ihre Arbeitsstätte
          wenig in Erscheinung getreten.“                           barriere­frei aufsuchen können, spielt auch der Abbau von
                    Barbara Reuhl, Arbeitnehmerkammer Bremen        Barrieren in Bestandsgebäuden eine große Rolle. Sowohl im
                                                                    privaten als auch im öffentlichen Sektor sieht der Experte
                                                                    hier Nachholbedarf. Zwar gebe es konkrete Regelungen für
                                                                    barrierefreies Bauen bei Um- und Erweiterungsbauten, „aber
                                                                    wir haben sehr viele alte Bestandsgebäude, das dauert ein­
             Ein barrierefreier Arbeitsweg heißt aber nicht nur,    fach“, sagt Frankenstein. Noch immer stehe der barrierefreie
   dass keine physikalischen Hindernisse im Weg stehen ­dürfen.     Umbau den architektonischen Vorstellungen mancher Archi­
   Arne Frankenstein wartet an einer Ampel an der Kreuzung          tekten und Bauherren oft genug im Weg. Eine barrierefreie
   zur Wilhelm-Kaisen-Brücke: „Hier fehlt ein akustisches           Umwelt für alle sei aber unabdingbar, macht Frankenstein
   ­Signal, das blinde und sehbehinderte Menschen auf eine ein­     deutlich. „Es gibt ja nicht nur Sehbehinderte oder Rollstuhl­
     fahrende Bahn hinweist“, sagt er. Gerade blinde oder sehbe­    fahrer, sondern zahlreiche Behinderungen, für die Voraus­
    einträchtigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ­stehen        setzungen geschaffen werden müssen. Denken Sie zum Bei­
    oft vor Problemen, wenn sie den Weg zur Arbeit antreten:        spiel an Menschen mit Autismus oder Demenz.“ Bis dahin
    Wann kommt die nächste Straßenbahn? Wo sind sichere             wird Arne Frankenstein nicht lockerlassen. Denn er hat ein
    Übergänge? Wie lange ist die Ampel auf Grün? Ein weite­         klares Ziel vor Augen: die gleichberechtigte Teilhabe be­­
    res Problem sei, dass häufig der Übergang von Fußweg und        hinderter Menschen. „Und da gibt es noch total viel, das man
    Straße nicht klar ertastbar ist und entsprechende Leitsys­      machen muss.“
    teme fehlen. Ähnlich wie Radwege, die weder durch einen
    Bordstein noch eine Markierung von der Straße getrennt
    sind. Arne Frankenstein, der als Nachfolger von ­Joachim
    ­Steinbrück ins Amt kam und vier Jahre Vorsitzender des
     Bremer Vereins „SelbstBestimmt Leben“ war, hat ein Auge
     für diese Dinge entwickelt. Der 33-jährige Wahlbremer ist
     Experte für Behindertenrechte. Schon während seines Jura­      Der Landesbehindertenbeauftragte
     studiums in ­Hamburg legte er sich auf dieses Spezialgebiet    Arne Frankenstein
     fest. Die Aus­einandersetzung mit der UN-Behindertenrechts­        www.behindertenbeauftragter.bremen.de
     konvention habe ihn für das Thema sensibilisiert.
             Arne Frankenstein macht sich daher vor allem dafür     Der Verein SelbstBestimmt Leben e.V. Bremen
     stark, dass die gesetzlichen Regelungen unter Beteiligung          www.slbremen-ev.de
     behinderter Menschen umgesetzt werden. Das sei nicht

                                                                                                                                    — 15
BAM — Januar / Februar 2021   Galerie der Arbeitswelt

                                                Maximilian Kiese hilft auch
                                                  ein analoges Notizheft
                                                beim Entwickeln digitaler
                                                          Spiele

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BAM — Januar / Februar 2021

                                                GALERIE DER ARBEITSWELT

  Alles aufs Spiel gesetzt
               Maximilian Kiese ist Game-Designer. Ob fantastisch,
    realitätsnah oder abstrakt, er muss die digitalen Bausteine so entwickeln,
                   dass die Spielwelt immer spannend bleibt

                                          Text: Frauke Janßen – Foto: Jonas Ginter

A
            uf seinem Schreibtisch liegt ein Notizheft neben      Game-Design bedeutet also die Konzeption dessen, was
            der Tastatur. Winzig kleine mit Bleistift gezeich­    die Spieler aktiv tun können. Maximilian Kiese arbeitet im
            nete Baumdiagramme sind darauf zu sehen. Dass         Team mit dem Art-Bereich rund um das Erscheinungsbild
            ein Spieleentwickler seine Arbeitsschritte von        des Spiels und mit dem Tech-Bereich für die Programmie­
Hand notiert, ist überraschend. Nicht für Maximilian Kiese:       rung. Je kleiner eine Schmiede ist, desto mehr überschnei­
„Ich habe das im Studium gelernt, und es hilft mir beim Nach­     den sich die Arbeitsfelder. „So wie in allen künstlerischen
denken“, sagt der 25-Jährige. Vor drei Jahren hat er seinen       Berufen geht es bei der Jobsuche weniger um die Formali­
Bachelor of Arts in Game-Design an der Hochschule für Wirt­       täten von Abschlüssen, sondern mehr um die Spiele, die man
schaft und Technik in Berlin abgeschlossen und sich danach        im Studium oder Beruf schon gemacht hat“, sagt Kiese. Die
bei der Bremer Spiele-Schmiede King Art Games beworben.           Projekte der jeweiligen Spiele-Schmieden ziehen wiederum
Seitdem arbeitet Kiese, der in Cottbus aufwuchs, in Bremen.       die Game-Designer an. Seit kurzem arbeitet Maximilian Kiese
        Im September wurde das Ergebnis seines jüngsten           mit seinen Kolleginnen und Kollegen an einem neuen Spiel.
beruflichen Projekts veröffentlicht – das Strategiespiel Iron     Darüber darf er aber noch nichts verraten. Hauptsache es
Harvest. „Die alternative Realität zwischen den beiden Welt­      wird niemals langweilig!
kriegen hat Bezüge zur Wirklichkeit. Die Spieler können
darin verschiedene Perspektiven einnehmen, wie zum Bei­
spiel die von Anna, einer Freiheitskämpferin, die sich gegen
die russische Besatzung wehrt“, erläutert Kiese das Setting
des Spiels.
        Rund fünf Jahre hat die Entwicklung von Iron H ­ arvest
gedauert, etwa 70 Leute haben daran mitgearbeitet. Die            Der Game-Designer / Die Game-Designerin
Tätigkeit von Maximilian Kiese lässt sich am besten mit dem
‚Door Problem‘, wie es eine Spieleentwicklerin aus Kanada         Verschiedene Hochschulen bieten Master- und Bachelor-­
genannt hat, beschreiben: „Wenn es beispielsweise Türen im        Studiengänge für Game-Design an. Darüber hinaus ­bilden
Spiel gibt, stellen sich mir als Game-Designer tausend ­Fragen:   private Akademien Spieleentwickler mit unterschied­lichen
Wie öffnet man sie? Was passiert, wenn man sie ­öffnet? Wie       Schwerpunkten aus. Das Bundesministerium für Verkehr
verhalten sich die Mitspieler dazu?“ Um die Figuren durch         und Digitale Infrastruktur (BMVI) will in den ­kommenden
das Spiel zu bewegen, braucht es auch Psychologie, meint          Jahren 200 Millionen Euro in die Entwicklung in Deutsch-
Kiese: „Wie reagieren sie etwa auf Feinde? Welche Heraus­         land investieren. Nähere Infos: www.bmvi.de (Suche:
forderungen und welche Belohnungen gibt man ihnen? Wie            ­Computerspieleförderung des Bundes)
lässt sich Spannung erzeugen?“

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BAM — Januar / Februar 2021

           Bremen hinkt beim
          Kita-Ausbau hinterher
               Trotz aller Ausbau-Anstrengungen fehlen in Bremen nach wie vor hunderte Plätze
               in der Kindertagesbetreuung. Um den Bedarf der Eltern perspektivisch zu decken,
                   sind deutlich umfangreichere Investitionen erforderlich. Ein Problem dabei:
                                       Die erforderlichen Fachkräfte werden knapp

                                                 einem Jahr eingeführt wurde, derzeit               Ein ähnliches Bild zeigt sich
       Text: Anne-Katrin Wehrmann                fast 4.500 Kinder mehr eine Kinder­         bei der Betreuung der drei- bis sechs­
       Foto: Jonas Ginter                        tageseinrichtung – ver­      glichen mit    jährigen Kinder, wo Bremen im Länder­
                                                 ­anderen Bundesländern hinkt Deutsch­       vergleich inzwischen auf den letzten
       Jedes Jahr im Sommer veröffentlicht        lands kleinstes Bundesland aber hinter­    Platz gerutscht ist. Zwischen 2007 und
       die Bildungsbehörde aktuelle ­  Zahlen,    her. So stieg hier die Betreuungsquote     2019 stieg hier die Betreuungsquote
       wie viele Betreuungsplätze diesmal         bei den unter Drei­   jährigen zwischen    nur leicht von 85,1 auf 86,6 Prozent
       ­wieder fehlen, und fast schon hat in­­    2007 und 2019 von 10,5 auf 28,4 Pro­       (Elternbedarf: 98,3 Prozent), während
        zwischen ein Gewöhnungs­effekt ein­       zent, was zunächst positiv ist. Doch der   andere Länder zum Teil deutlich grö­
        gesetzt. Im August 2020 konnte für        tatsächliche Bedarf der Bremer Eltern      ßere Zuwächse verzeichneten. Oben
        knapp 1.100 Kinder kein Platz in          lag 2019 bei rund 48 Prozent. Nur          in der Statistik steht Thüringen, wo
        einer Einrichtung gefunden werden.        Nordrhein-­Westfalen reihte sich in der    sich aktuell 95,8 Prozent aller ­Kinder
        Doch was bedeutet das im bundes­          Statistik mit einer Betreuungsquote von    dieser Altersgruppe in einer Tages­­­­­be­
        weiten Vergleich? Ein aktueller Report    28,2 Prozent noch hinter Bremen ein.       treuung befinden. „Das bedeutet, dass
        der Arbeitnehmerkammer zu diesem          Sachsen-Anhalt da­gegen erreichte mit      in ­Bremen immerhin rund 13 Pro­
        Thema zeigt: Zwar besuchen im Land        58,2 Prozent einen mehr als doppelt so     zent der Kinder in keine Kita gehen“,
        Bremen seit 2013, als der Rechts­         hohen Wert.                                betont Thomas Schwarzer, ­     Referent
        anspruch auf Betreuung von Kindern ab                                                für kommunale Sozialpolitik bei der

— 18
Arbeit und Familie                                                             BAM — Januar / Februar 2021

Arbeit­ nehmerkammer. „Und das mit             Fachkräfte dringend gesucht                   zu erhöhen und parallel dazu mehr
allen Konsequenzen. Es gibt zum                Dass die vorhandenen Betreuungs­              Menschen zu motivieren, in er­zieheri­
­Beispiel ­Kinder, die bei Schulbeginn         plätze trotz aller Ausbau-­Investitionen        sche Berufe zu gehen – zum Beispiel
 noch nie einen Stift in der Hand hat­         der vergangenen Jahre nicht aus­                über Akquise an Schulen oder eine
 ten oder bei denen sich ­ein massiver         reichen, hat mehrere Gründe. Zum              Aus­weitung des Frei­willigen ­Sozialen
 Sprachförder­bedarf bemerkbar macht.“         einen bekommen die Bremerinnen                Jahres. „Und wir ­
                                                                                             ­                   sollten überlegen,
 Die ­Bremer Landes­politik habe in den        und Bremer wieder mehr Kinder. Zum            wie wir den Beruf ­attraktiver machen
 vergangenen Jahren zu Recht einen             ­anderen ist die Zahl der Jungen und          können“, meint ­Wetjen. „Bezahlung ist
 starken Fokus auf den Ausbau von
 ­                                              Mädchen im Kita-Alter auch durch             da nur ein Aspekt. Aus ­meiner Sicht
 Betreuungsplätzen für die unter Drei­          die stärkere Zuwanderung seit 2015           ­sollten in bestimmten Bereichen auch
 jährigen gelegt. „Im Bundes­ vergleich         schnell angestiegen. Darüber hinaus           Fach­karrieren möglich sein, damit
 wird aber deutlich, dass auch bei den          haben heute mehr Eltern als noch vor          engagierte Kolleginnen und K ­ ollegen
 Drei- bis Sechsjährigen ein ­   großer         einigen Jahren den Wunsch, ihre Kin­          aufsteigen können, wenn sie das
                                                                                              ­
 Nach­­hol­bedarf besteht.“                     der schon f­rüher betreuen zu lassen.         ­wollen.“
                                                „Für eine gute Vereinbarkeit von Beruf
                                                und Familie ist es entscheidend, dass es
                                                genügend passgenaue Kita-Plätze gibt“,
    Betreuungsquote                             macht ­  Thomas Schwarzer deutlich.
                                                                                             „Es kann nicht sein, dass
  bei unter Dreijährigen                        „Es kann nicht sein, dass Eltern eine
                                                Arbeitsstelle nicht annehmen können,         Eltern eine Arbeitsstelle nicht
                               28,4 %           weil sie keinen Kita-Platz finden. Oder
                                                                                             ­annehmen können, weil sie
      10,5 %                                    deswegen erst gar nicht nach Bremen
                                                oder Bremer­haven ziehen.“ Die Schaf­        ­keinen Kita-Platz finden.“
           2007              2019
                                                fung weiterer Plätze wird allerdings
                                                                                             Thomas Schwarzer, ­
                                                auch dadurch erschwert, dass mittler­
                         Bedarf:                                                             Arbeitnehmerkammer Bremen
                          48 %                  weile nicht ausreichend Fachkräfte zur
                                                Verfügung ­stehen. „Die Kapazitäten
      1.                                        der Fachschulen für Erzieherinnen und
                                                Erzieher müssten deutlich ausge­weitet
     58,2 %
                    15.            16.          werden“, fordert ­Schwarzer. Zumal           Unterschiede in den Stadtteilen
                    28,4 %         28,2 %
                                                es ab 2025 einen Rechtsanspruch auf          Dass weitere Erzieherinnen und Er­         ­
    Sachsen-      Bremen       Nordrhein-       Ganztagsbetreuung für Grundschul­            zieher dringend benötigt ­          werden,
     Anhalt                    westfalen
                                                kinder geben soll und dann zusätzliche       zeigt auch ein Blick in einzelne
                                                Fachkräfte benötigt werden. Zu diesen        ­Bremer Stadtteile. Vor allem in kinder­
 Betreuungsquote bei den                        ohnehin schon großen Herausforderun­          reichen Quartieren wie Blumenthal,
  Drei­ bis Sechsjährigen                       gen kommt jetzt auch noch die Corona-­        ­Burg­lesum, Vegesack, Gröpelingen
                                                Pandemie hinzu.                                und ­   Huchting verharren die Betreu­
      85,1 %                   86,6 %
                                                                                               ungsquoten bei den unter Drei­jährigen
                                               „Corona hat den Kita-Alltag in den ver­         auf n  ­iedri­­
                                                                                                            gem Niveau unterhalb des
                                               gangenen Monaten stark verändert und            ­Bremer ­Durch­­schnitts. „Gerade in
                                               verlangt den Kolleginnen und Kollegen            Stadtteilen, in denen viele Familien
                                               sehr viel ab“, berichtet Grit ­Wetjen, Per­      mit wenig Geld leben, fehlen besonders
                                               sonalratsvorsitzende von Bremens größ­           viele Plätze“, macht Kammer­referent
           2007              2019              tem Kita-Träger Kita ­Bremen. Erkran­            ­Thomas Schwarzer deutlich. Zugewan­
                                               kungen und Quarantäne-­Maßnahmen                  derte Fami­­lien seien häufig in diese
                                               hätten zudem zu einer erkennbaren                 Quartiere gezogen, weil es dort über­
                                               Anspannung der Personal­situation ge­             haupt freie Wohnungen zu günstigen

              1.
                                     Bedarf:   führt. „Unabhängig von der aktuellen              Mieten gebe. „Für die ­soziale Teilhabe
                                     98,3 %    Situation ist uns bewusst, dass die Pro­          und Chancen­   gleichheit dieser Kinder
                             16.
           95,8 %         86,6 %               gramme zum Kita-Ausbau bisher noch                ist es wichtig, gerade dort den Kita-­
                                               nicht ausreichend waren“, sagt ­Wetjen.           Ausbau ­weiter voranzu­treiben.“ Das
                                               „Man muss aber auch sehen, dass wir               gelte jedoch ebenso für die gesamte
         Thüringen      Bremen
                                               zuletzt tüchtig zugelegt haben und Kita           Stadt, sagt Schwarzer: „Eine bedarfs­
                                               Bremen allein in den vergangenen vier             gerechte Zahl an Kita-­     Plätzen ist
               KiTa                            Jahren fast 700 neue Beschäftigte ein­            die Grundvoraus­   setzung dafür, dass
                                               gestellt hat.“ Darüber hinaus zusätz­             ­Bremen für ­Familien ­attraktiv ist und
                                               liche Fachkräfte zu finden sei schwierig,          die Kinder einen guten Bildungsweg
  Quelle: Bundesministerium für Familie,       weil der Markt praktisch leergefegt sei.           gehen ­können.“
       Senioren und Jugend (2020).             Aus Sicht der Personalratsvor­sitzenden
     Kindertagesbetreuung kompakt.
     Ausbaustand und -bedarf 2019.
                                               ist es darum von entscheidender Be­
      © Arbeitnehmerkammer Bremen              deutung, die Ausbildungs­kapazitäten

                                                                                                                                        — 19
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