REGIONALE FACHKRÄFTESTRATEGIE - SÜDOSTNIEDERSACHSEN
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Seite 3 Inhalt Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräftebedarfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 2.2 Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräftebedarfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 2.2.1 Demografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.2 Arbeitsmarkt und Beschäftigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.2.3 Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Bestehende Angebote und Leistungen zur Fachkräftesicherung in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4 Ziele und Schwerpunkte zur Fachkräftesicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.1 Entwicklung der Themenschwerpunkte 2021-2024 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.1.1 Unterstützung zu Digitalisierungs-, Innovations- und Transformationsprozessen . . . . . . . . . . . . . . 20 4.1.2 Stärkung von Branchen mit besonderem Fachkräftebedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.1.3 Ausbau und Vernetzung von Beratungsinfrastrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.2 Handlungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.2.1 Strukturprojekte zur Entwicklung und Erprobung von Maßnahmen zur Fachkräftesicherung in einer Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4.2.2 Projekte zur Begleitung von Arbeitslosen und Arbeitssuchenden sowie berufliche Weiterbildungsprojekte für Beschäftigte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4.2.3 Netzwerkprojekte zur Unterstützung Regionaler Fachkräftebündnisse (Fachkräftebüros) . . . . . . . . . 25 ANHANG: Bestehende Angebote und Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Die Region SüdOstNiedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Abb. 2: Thematische Schwerpunkte der Regionalen Fachkräftestrategie 2021–2024 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Abb. 3: Antragsweg im Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Abb. 4: Themenpriorisierung im Rahmen der Schwerpunkte 2021–2024 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Abb. 5: Aufgaben und Rolle des Fachkräftebüros im Rahmen des Fachkräftebündnisses SüdOstNiedersachsen . . . . . . . 25 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Pendlerverflechtungen in der Region SüdOstNiedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Tab. 2: Bevölkerungsentwicklung in der Region SüdOstNiedersachsen (2018) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Tab. 3: Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) in der Region SüdOstNiedersachsen . . . . . . . . . . 10 Tab. 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss in der Region SüdOstNiedersachsen (2018) . . . . 12 Tab. 5: Engpassberufe in der Region SüdOstNiedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Tab. 6: Absolvent*innen / Abgänger*innen an allgemeinbildenden Schulen in der Region SüdOstNiedersachsen . . . . . . 16 Tab. 7: Anhang – Bestehende Angebote und Leistungen in der Region SüdOstNiedersachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Seite 4 „Wir sind stolz darauf, dass in unserem Fachkräftebündnis alle wichtigen Arbeitsmarktakteure der Region geschlossen vertreten sind. Niemand kennt die Gegebenheiten und Bedarfe vor Ort so gut wie diese Partner. Damit ist das Bündnis ein echter Gewinn für die Fachkräftesicherung in unserer Region.” Wendelin Göbel, Sprecher des Fachkräftebündnisses SüdOstNiedersachsen
Seite 5 1 Einleitung Mit dem Ziel der flächendeckenden Fachkräftesicherung hat die Niedersächsische Landesregierung gemeinsam mit den Arbeits marktpartnern im Juli 2014 die Fachkräfteinitiative Nieder- sachsen ins Leben gerufen und ihre Fortführung im Mai 2018 beschlossen. Der Handlungsrahmen der Fachkräfteinitiative for- muliert in 13 Handlungsfeldern Ziele für die Fachkräftesicherung in Niedersachsen. Zum Stand der Umsetzung der Fachkräfteiniti- ative und der relevanten strategischen Vorhaben der Landesre- gierung werden jährliche Aktionspläne veröffentlicht. Um die Fachkräfteinitiative vor Ort zu verankern und die Fach- kräftesituation in den Regionen und durch die Regionen selbst zu verbessern, unterstützt das Land Niedersachsen acht Regionale Fachkräftebündnisse. Grundlage für regionale Fachkräfteprojek- te bilden die Regionalen Fachkräftestrategien der Bündnisse im Zusammenhang mit dem gültigen Handlungsrahmen sowie den Aktionsplänen des Landes. Im Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen sind 28 Arbeits- marktpartner organisiert, diese werden seit dem 1. September 2015 vom Land Niedersachsen als Regionales Fachkräftebündnis anerkannt. Die vorliegende Fachkräftestrategie soll die Bündnis- partner sowie weitere Institutionen und Organisationen der Re- gion in den Jahren 2021 bis 2024 dabei unterstützen, innovative Fachkräfteprojekte zu entwickeln und die Fachkräfteversorgung für die Region weiter zu verbessern. Zentrale Herausforderungen der kommenden Jahre werden in diesem Zusammenhang die Bewältigung der Auswirkungen des digitalen und ökologischen Wandels auf den Arbeitsmarkt der Re- gion sein. Laut Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung (verabschiedet am 09.10.2019) sollen in Deutschland die Klima- ziele wirtschaftlich nachhaltig und sozial ausgewogen erreicht werden. Die 2020er Jahre werden darin als das Jahrzehnt der Um- setzung für die Energie- und Mobilitätswende angesehen. Gleich- zeitig verändert nach wie vor die Digitalisierung die Arbeitswelt und verstärkt ebenfalls den Wandel in zahlreichen Branchen. Diese Transformationsprozesse stellen neue Anforderungen an die fachlichen Kompetenzen der Fachkräfte von heute und mor- gen. Gleichzeitig werden etablierte Berufsbilder verschwinden und neue Berufsfelder entstehen. Die ökologische und digitale Transformation ist jedoch nicht nur eine Herausforderung, son- dern bietet gerade hier in der Region bei Sicherung der Fachkräf- teversorgung eine große Chance für eine zukunftsfähige Arbeits- welt. Diesen Wandel mit geeigneten Fachkräfteprojekten aktiv zu gestalten, wird eine zentrale Aufgabe für das Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen in den kommenden Jahren sein.
Seite 6 Kiel 2 Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräftebedarfs 2.1 Ausgangslage Die Region SüdOstNiedersachsen ist eine außergewöhnli- che Wirtschafts-, Forschungs- und Kulturregion mitten in Deutschland und wird von den kreisfreien Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie den Landkrei- sen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel ge- bildet. Sie ist das Zuhause für ca. 1,1 Millionen Menschen. Neben einer erfolgreichen Wirtschaft zeichnet sich die Region durch hervorragende Hochschulen und eine Vielzahl an bedeu- tenden Forschungseinrichtungen aus. Dies macht sie zu einer der forschungsintensivsten Regionen Europas. Ihre attraktive Lage zwischen Harz und Heide, eine weitreichen- de Geschichte sowie umfangreiche Kultur- und Freizeitangebote tragen darüber hinaus zu einer hohen Lebensqualität bei. Vor dem Hintergrund des nationalen und internationalen Wettbe- werbs, des demografischen Wandels sowie der Bewältigung von Zukunftsthemen wie der digitalen und ökologischen Transfor- mation der Arbeitswelt zeichnet sich für die Unternehmen der Region jedoch gleichzeitig ein Fach- und Führungskräftemangel ab. Aus diesem Grund hat sich das Fachkräftebündnis SüdOst- Niedersachsen das Ziel gesetzt, auf regionaler Ebene die Fach- kräfteversorgung zu sichern und die dafür notwendigen Struktu- ren zu verbessern. Mit einem Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in Höhe von Hannover 88.426 EUR im Jahr 2018 zählt die Region SüdOstNiedersach- sen zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Die regionale Wirtschaft wird dabei maßgeblich von den ansässigen Großunternehmen geprägt. Zugleich beheimatet die Region ei- nen erfolgreichen Mittelstand mit zahlreichen Hidden Champi- ons und einem starken Handwerk. Bei näherer Betrachtung wird jedoch ein starkes intraregionales Gefälle deutlich. So zeich- nen sich die drei kreisfreien Städte Wolfsburg (171.922 EUR), Braunschweig (115.003 EUR) und Salzgitter (100.785 EUR) im Vergleich zu den fünf Landkreisen Wolfenbüttel (65.998 EUR), Goslar (65.147 EUR), Peine (64.518 EUR), Gifhorn (63.925 EUR) und Helmstedt (60.110 EUR) durch eine sehr hohe Wirtschafts- kraft aus. Insbesondere Wolfsburg kommt in dieser Hinsicht eine herausragende Bedeutung zu, nimmt die Stadt bundesweit eine Spitzenposition ein. Dieses Bild wird von den Pendlersalden ge- stützt. Während in Wolfsburg (68.778), Braunschweig (29.111) und Salzgitter (9.472) die Einpendler deutlich überwiegen, wei- sen die Landkreise Gifhorn (-29.601), Wolfenbüttel (-21.268), Peine (-21.034), Helmstedt (-14.297) und Goslar (-2.820) durch- gängig negative Pendlersalden auf. Die rein intraregionalen dorf Pendlerverflechtungen gehen aus Tabelle 1 hervor. Abb. 1: Die Region SüdOstNiedersachsen. Quelle: Allianz für die Region GmbH. 2021.
Seite 7 Die drei kreisfreien Städte bilden somit – in unterschiedlicher Die Ausgangslage hatte das Fachkräftebündnis SüdOstNieder- Ausprägung - die wirtschaftlichen Zentren der Region SüdOst- sachsen bereits in der Regionalen Fachkräftestrategie 2015- Niedersachsen. Während Wolfsburg wirtschaftlich und histo- 2018 sowie ihrer Fortschreibung 2018-2021 adressiert und so risch unmittelbar mit der Volkswagen AG verbunden ist, zeichnet einen Rahmen für bedarfsgerechte Maßnahmen zur Verbesse- sich Braunschweig durch eine diversifizierte Wirtschaftsstruk- rung der regionalen Strukturen gesetzt. In der Folge ist die Um- tur sowie eine breite Forschungslandschaft aus. Salzgitter ist setzung von derzeit 28 Projekten zur Fachkräftesicherung und geprägt von der Großindustrie und Standort der sogenannten -gewinnung durch das Bündnis unterstützt worden. Dadurch Big Five, d.h. Salzgitter AG, Volkswagen AG, MAN Truck & Bus konnten in den adressierten Bereichen wertvolle Erfahrungen SE, Robert Bosch Elektronik GmbH sowie ALSTOM Transport gesammelt, wichtige Impulse gesetzt und konkrete Verbesse- Deutschland GmbH. Dadurch ergibt sich im Hinblick auf die rungen erreicht werden, auf die zukünftig aufgebaut werden Fachkräftesituation ein differenziertes Bild. Während es den soll. Eine weitere bedeutsame Auswirkung des Bündnisses und Großbetrieben der Region zum Teil immer noch erfolgreich ge- seiner erfolgreichen Arbeit ist die Intensivierung der Koopera- lingt, gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte zu gewinnen, tionen aller beteiligten Arbeitsmarktakteure: Hatten vorher nur stößt der regionale Mittelstand häufig auf Schwierigkeiten. Die wenige Akteure die gesamte Region im Blick, so ist die Wahr- besondere Wirtschaftsstruktur der Region führt an dieser Stelle nehmung der Region als Handlungsraum mittlerweile deutlich zu einem hohen Wettbewerbsdruck, insbesondere wenn es um ausgeprägt. Ein Beleg der erfolgreichen Zusammenarbeit ist die regionale Fachkräftebasis geht. Eine Chance bietet die fort- die 2020 erfolgte Gründung des Projektbüros SüdOstNieder- schreitende Digitalisierung, durch die u. a. flexible Arbeitsmo- sachsen, dessen Ziel die gemeinschaftliche Stärkung des Wirt- delle ermöglicht werden. Dass eine weitreichende Umsetzung schaftsstandortes SüdOstNiedersachsen ist und welches auch von Homeoffice und mobilem Arbeiten möglich ist, wird vor dem interdisziplinäre Kooperationen fördert. Hintergrund der Corona-Pandemie deutlich. Damit verliert die Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort in einigen Bereichen zunehmend an Bedeutung und vergrößert das verfügbare Fach- kräfteangebot erheblich. Zugleich wächst aber auch der Kreis an konkurrierenden Unternehmen. Insofern wird es für die regi- onalen Unternehmen wichtig sein, den Transformationsprozess aktiv zu gestalten, um sich im Fachkräftewettbewerb erfolgreich zu positionieren. PENDLERVERFLECHTUNGEN in der Region SüdOstNiedersachsen Berlin Braun- Wolfen- Salzgitter Wolfsburg Gifhorn Goslar Helmstedt Peine schweig büttel Braunschweig 4.318 11.085 2.923 613 1.202 1.936 3.090 (kreisfreie Stadt) Salzgitter (kreisfreie Stadt) Wolfsburg 6.268 Potsdam 987 215 923 144 1.341 1.434 2.664 171 2.122 27 801 138 150 (kreisfreie Stadt) Gifhorn 8.242 383 26.638 61 411 767 292 (Landkreis) Goslar 2.184 2.615 392 119 104 175 904 (Landkreis) Helmstedt 5.098 297 13.132 837 74 186 959 (Landkreis) Peine 9.872 4.879 1.936 984 169 191 553 (Landkreis) Wolfenbüttel 14.305 6.610 2.992 557 1.242 1.112 616 (Landkreis) Tab. 1: Pendlerverflechtungen in der Region SüdOstNiedersachsen (Stichtag 30. Juni 2018). Eigene Darstellung. Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Tabellen, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - Pendler nach Kreisen, Nürnberg
Seite 8 2 Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräftebedarfs entsprechend dieser lokalen Bedarfe, Projekte zu entwickeln, 2.2 die bewusst nur einen teilregionalen Zuschnitt haben. Gleich- Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräfte wohl kann die Nennung teilregionaler Werte immer nur exempla- bedarfs risch erfolgen – Hauptperspektive der statistischen Ausführun- Mit Hilfe der amtlichen Statistik wird in diesem Kapitel ein aktu- gen bleibt die Region SüdOstNiedersachsen insgesamt. eller Überblick über den Arbeitsmarkt der Region SüdOstNieder- sachsen gegeben. Um ein konsistentes Bild zeichnen zu können, Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den regionalen wird einheitlich auf Daten aus dem Jahr 2018 zurückgegriffen. Arbeitsmarkt haben wird, ist anhand der bisher verfügbaren Sta- Werden im Einzelfall neuere Zahlen genutzt, wird ausdrücklich tistik noch nicht abzusehen. Sicher ist, dass einige Wirtschafts- darauf hingewiesen. zweige, z. B. das Hotel- und Gaststättengewerbe oder die Un- terhaltungs- und Veranstaltungsbranche, in besonderem Maße Mitunter werden im Folgenden auch Werte auf teilregionaler unter der Krise leiden. Folglich wird es in den kommenden Jah- Ebene dargestellt. Dies dient vor allem der Veranschaulichung ren auch darum gehen, die Fachkräfteversorgung in den betrof- der Tatsache, dass die Entwicklung innerhalb der Region nicht fenen Branchen zu stärken, damit der Fachkräftemangel nicht einheitlich verläuft und somit auch auf kommunaler Ebene im- zu einer weiteren Schwächung führt. Über langfristige Folgen mer wieder besondere Handlungsbedarfe entstehen. In solchen der Corona-Pandemie können an dieser Stelle nur Vermutungen Fällen kann es zukünftig sinnvoll sein, themenspezifisch und angestellt werden. 2.2.1 Sterbefälle stets größer als die Zahl der Lebendgeborenen. Das Demografie Wanderungssaldo hingegen ist in allen Gebietskörperschaften In der Region SüdOstNiedersachsen leben rd. 1,1 Mio. Einwoh- positiv und wirkt der negativen natürlichen Bevölkerungsent- ner. Die Bevölkerungszahl ist zwischen 2008 und 2018 jedoch um wicklung entgegen. In den wachsenden Gebietskörperschaften ca. 0,6 % zurückgegangen, während Niedersachsen insgesamt übertrifft der Überschuss an Zuzügen somit den Überschuss an ein Bevölkerungswachstum von ca. 0,4 % verzeichnen konnte. Sterbefällen. Tabelle 2 verdeutlicht, dass über alle Gebietskör- Ein differenziertes Bild ergibt sich in den Gebietskörperschaften perschaften hinweg die Mehrheit der Wanderungsgewinne aus der Region. Während die kreisfreien Städte Wolfsburg (3,0 %), einem Zuzug von Ausländer*innen resultiert – Ausnahme ist der Braunschweig (0,9 %) und Salzgitter (0,5 %) sowie die Landkrei- Landkreis Helmstedt. Dies ist in erster Linie auf die multikausa- se Gifhorn (1,2 %) und Peine (1,0 %) ein Bevölkerungswachs- le Zunahme der Fluchtmigration zurückzuführen. Der Anteil an tum aufweisen, ist die Bevölkerung in den Landkreisen Goslar Ausländer*innen in der Region SüdOstNiedersachsen ist zwi- (-6,3 %), Helmstedt (-3,8 %) und Wolfenbüttel (-3,0 %) deutlich schen 2008 und 2018 folglich um 2,3 Prozentpunkte auf 9,8 % geschrumpft. Demnach prosperieren insbesondere die urbanen (NDS: 9,4 %) gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum dieser Zentren Braunschweig und Wolfsburg mit den zentrumsnahen Personengruppe um 30,3 % oder 25.757 Personen auf insgesamt Teilen der umliegenden Gebietskörperschaften, während die pe- 110.885 Ausländer*innen. Die Bevölkerung mit deutscher Staats- ripheren Räume der Region schrumpfen. Diese Entwicklung lässt angehörigkeit ist im Gegenzug in diesen 10 Jahren um 32.271 sich für die Vergangenheit in erster Linie auf die vielfältigen Er- Personen geschrumpft. werbsmöglichkeiten in den Städten zurückführen. Die Umland- gemeinden profitieren aufgrund knappen und teuren Wohnraums Der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter in den Zentren von einer Wohnsuburbanisierung. Im Gegensatz 65 Jahre) liegt regionsweit bei 64,3 % und entspricht damit annä- dazu leiden Kommunen mit wachsender Entfernung zu den Zen- hernd dem niedersächsischen Durchschnitt (64,4 %). In SüdOst- tren und in Ermangelung ausreichender Erwerbsmöglichkeiten Niedersachsen besteht diese Teilmenge zu 51,3 % aus Männern zunehmend unter einer negativen demografischen Entwicklung. und zu 48,7 % aus Frauen. In Niedersachsen ist das Verhältnis Hier könnte der Trend zu immer mehr Homeoffice-Arbeitsplätze um 0,6 Prozentpunkte zugunsten des Frauenanteils verschoben. und eine größere Flexibilität der Unternehmen bei der Rekrutie- Der entsprechende Anteil von Ausländer*innen beläuft sich in rung ihrer Mitarbeiter*innen zu einer Veränderung führen. der Region auf 11,7 %, davon 54,6 % Männer und 45,4 % Frauen. Niedersachsenweit beträgt der Anteil 11,1 %, bei einem Männer- Die Betrachtung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung im anteil von 54,9 %. Nach Gebietskörperschaften aufgeschlüsselte Jahr 2018 zeigt, dass alle Gebietskörperschaften der Region ein Zahlen lassen sich Tabelle 3 entnehmen. negatives Geburtensaldo aufweisen. Demzufolge ist die Zahl der
Seite 9 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG in der Region SüdOstNiedersachsen BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG WANDERUNGSBEWEGUNGEN DEUTSCHE AUSLÄNDER*INNEN Wan- Wan- Wan- Geburten- Fort- Fort- absolut in % derungs- Zuzüge derungs- Zuzüge derungs- saldo züge züge saldo saldo saldo Braunschweig 296 0,1 -540 836 9.899 10.522 -623 7.045 5.586 1.459 (kreisfreie Stadt) Salzgitter 393 0,4 -204 597 2.869 3.320 -451 3.558 2.510 1.048 (kreisfreie Stadt) Wolfsburg 266 0,2 -167 433 3.334 4.068 -734 3.262 2.095 1.167 (kreisfreie Stadt) Gifhorn 882 0,5 -20 902 5.233 5.062 171 2.364 1.633 731 (Landkreis) Goslar -528 -0,4 -1.241 713 3.981 4.060 -79 3.422 2.630 792 (Landkreis) Helmstedt -408 -0,4 -573 165 3.003 2.901 102 1.146 1.083 63 (Landkreis) Peine 605 0,5 -493 1.098 4.119 3.702 417 2.068 1.387 681 (Landkreis) Wolfenbüttel -480 -0,4 -552 72 4.130 4.195 -65 1.410 1.273 137 (Landkreis) Region SON 1.026 0,1 -3.790 4.816 36.568 37.830 -1.262 24.275 18.197 6.078 Tab. 2: Bevölkerungsentwicklung in der Region SüdOstNiedersachsen (2018). Eigene Darstellung. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2021.
Seite 10 2 Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräftebedarfs Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für Nieder- sachsens Gemeinden für die Jahre 2024 bzw. 2029, die auf dem Basisjahr 2019 beruht und der Annahme unterliegt, dass sich die Entwicklung der letzten 5 Jahre einschließlich des Basisjahres unverändert fortsetzen wird, errechnet ein Bevölkerungswachs- tum in Höhe von 1,3 % bzw. 2,6 %. Obwohl die Zunahme der Fluchtmigration berücksichtigt und ein Bevölkerungswachstum prognostiziert wird, ermittelt diese Berechnungsweise eine deut- liche Alterung der Gesellschaft. So wird der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung bis 2029 voraussichtlich um 4,6 Prozentpunkte sinken, während der Anteil der über 65-Jährigen um 3,1 Prozentpunkte steigen wird.1 1 Die regionale Bevölkerungsvorausberechnung für Niedersachsen bis zum Jahr 2031, die auf dem Basisjahr 2008 beruht, prognostiziert an dieser Stelle sogar eine wesentlich dramatischere Entwicklung. Aufgrund der geringen Aktualität wird jedoch auf eine detaillierte Betrachtung verzichtet. Die Veröffentlichung einer aktuellen Prognose mit dem Basisjahr 2019 wird im Laufe des Jahres 2021 erwartet. BEVÖLKERUNG IM ERWERBSFÄHIGEN ALTER in der Region SüdOstNiedersachsen INSGESAMT DEUTSCHE AUSLÄNDER*INNEN insgesamt insgesamt absolut in % ♂ ♀ absolut in % ♂ ♀ absolut in % ♂ ♀ Braunschweig 165.738 66,8 85.438 80.300 145.048 58,4 74.337 70.711 20.690 8,3 11.101 9.589 (kreisfreie Stadt) Salzgitter 65.376 62,3 33.569 31.807 51.689 49,3 26.146 25.543 13.687 13,0 7.423 6.264 (kreisfreie Stadt) Wolfsburg 79.336 63,9 40.852 38.484 64.800 52,2 33.065 31.735 14.536 11,7 7.787 6.749 (kreisfreie Stadt) Gifhorn 114.668 65,2 58.584 56.084 105.731 60,1 53.720 52.011 8.937 5,1 4.864 4.073 (Landkreis) Goslar 84.602 61,7 43.775 40.827 74.630 54,5 37.997 36.633 9.972 7,3 5.778 4.194 (Landkreis) Helmstedt 58.057 63,6 29.727 28.330 53.414 58,5 27.122 26.292 4.643 5,1 2.605 2.038 (Landkreis) Peine 85.987 64,2 43.694 42.293 78.274 58,4 39.537 38.737 7.713 5,8 4.157 3.556 (Landkreis) Wolfenbüttel 76.413 63,7 38.824 37.589 70.968 59,2 35.803 35.165 5.445 4,5 3.021 2.424 (Landkreis) Region SON 730.177 64,3 374.463 355.714 644.554 56,8 327.727 316.827 85.623 11,7 46.736 38.887 Tab. 3: Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) in der Region SüdOstNiedersachsen (2018). Eigene Darstellung. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2021.
Seite 11 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dener Fachkräftepotenziale sowie Maß- dass die Bevölkerung in SüdOstNieder- nahmen des Fachkräftemarketings für die sachsen – dem bundesweiten Trend zukünftige Entwicklung der Region von folgend – schrumpft und altert. hoher Bedeutung sein. Weiterhin bleibt der Ausbau der Beratungsinfrastruktur, Betroffen ist insbesondere die Bevölke- v. a. im Hinblick auf die Willkommenskul- rung im erwerbsfähigen Alter – mit weit- tur und Integration ausländischer Fach- reichenden Folgen für den regionalen kräfte, ein zentrales Thema. Im Kontext Arbeitsmarkt. Gemildert wird die negative des sich verschärfenden Wettbewerbs um demographische Entwicklung zurzeit Fach- und Führungskräfte gilt dies auch lediglich durch einen vermehrten Zuzug für das vielfältige Thema der Arbeitgeber von Ausländer*innen. Darauf aufbauend attraktivität. werden das Erkennen und Heben vorhan-
Seite 12 2.2.2 zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Ausländer*innen Arbeitsmarkt und Beschäftigung konnte sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppeln (105,6 %), Im Jahr 2018 gingen in der Region 446.953 Einwohner*innen wobei das Wachstum bei den Männern 93,3 % und bei den Frauen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Dies 136,7 % beträgt. Diese Werte liegen jedoch durchweg unter dem entspricht einem Anteil von 61,2 % an der Bevölkerung im er- Durchschnitt für Niedersachsen. werbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre). Dieser Wert liegt 1,1 Prozentpunkte über dem niedersächsischen Durchschnitt. Ein Blick in die Gebietskörperschaften zeigt, dass in der kreisfrei- Die Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsver- en Stadt Braunschweig mit 130.103 die meisten sozialversiche- hältnisse beläuft sich auf insgesamt 465.673. Demnach weist rungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse bestehen, dicht ge- SüdOstNiedersachsen einen Pendlerüberschuss von 18.720 folgt von der kreisfreien Stadt Wolfsburg mit 120.757. Mit 47.975 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer*innen auf. 56,9 % sozialversicherungspflichtig Beschäftigten folgt die kreisfreie der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse Stadt Salzgitter mit erheblichem Abstand. Die geringste absolute in der Region werden durch Männer und 43,1 % durch Frauen Anzahl weist der Landkreis Helmstedt mit 22.488 auf. Im Verhält- ausgeübt, der Frauenanteil ist damit niedriger als im Landes- nis zu der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter liegt Wolfsburg durchschnitt (NDS: 45,8 %). Der Anteil an Ausländer*innen be- damit deutlich an der Spitze. Die Quote beträgt 152,2 % und ist trägt in SüdOstNiedersachsen 7,6 %, wovon 67,4 % Männer und Ausdruck eines deutlich ausgeprägten Pendlerüberschusses. Im 32,6 % Frauen sind. Damit sind erneut der Anteil ausländischer niedersächsischen Durchschnitt beträgt diese Quote 57,7 %. Die Arbeitnehmer*innen (NDS: 8,6 %) und auch die Erwerbsbeteili- weiteren Beschäftigungsquoten lassen sich Tabelle 4 entneh- gung ausländischer Frauen (NDS: 36,6 %) in der Region niedriger men. Das stärkste Wachstum an sozialversicherungspflichtigen als im Landesvergleich. Die Beschäftigungsentwicklung seit 2008 Beschäftigungsverhältnissen weist der Landkreis Gifhorn mit weist ein Wachstum an sozialversicherungspflichtig Beschäftig- 28,8 % seit 2008 auf. Es folgen die kreisfreie Stadt Wolfsburg ten in Höhe von 17,6 % auf, womit die Region 3,7 Prozentpunkte (21,0 %), die Landkreise Helmstedt (20,8 %) und Wolfenbüttel unter dem niedersächsischen Wachstum liegt. Das Wachstum bei (20,0 %), die kreisfreie Stadt Braunschweig (19,1 %), die Land- den Männern beträgt 14,2 % und bei den Frauen 22,5 %. Die An- kreise Peine (14,5 %) und Goslar (9,0 %) sowie die kreisfreie SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE NACH BERUFSABSCHLUSS in der Region SON BESCHÄFTIGUNGS SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE – QUOTE mit mit ohne akademischem anerkanntem Berufsabschluss (in Bezug auf die Abschluss Berufsabschluss Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter) insgesamt absolut in % absolut in % absolut in % Braunschweig 78,5 130.103 26.862 20,6 77.771 59,8 14.931 11,5 (kreisfreie Stadt) Salzgitter 73,4 47.975 4.996 10,4 32.393 67,5 5.088 10,6 (kreisfreie Stadt) Wolfsburg 152,2 120.757 28.825 23,9 70.915 58,7 7.460 6,2 (kreisfreie Stadt) Gifhorn 36,6 41.976 6.152 14,7 26.936 64,2 5.381 12,8 (Landkreis) Goslar 53,6 45.334 4.756 10,5 32.098 70,8 4.955 10,9 (Landkreis) Helmstedt 38,7 22.488 2.223 9,9 15.661 69,6 2.496 11,1 (Landkreis) Peine 37,4 32.164 2.777 8,6 21.626 67,2 4.990 15,5 (Landkreis) Wolfenbüttel (Land- 32,6 24.876 3.197 12,9 16.927 68,0 2.595 10,4 kreis) Region SON 63,8 465.673 79.788 17,1 294.327 63,2 47.896 10,3 Tab. 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss in der Region SüdOstNiedersachsen (2018). Eigene Darstellung. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2021.
Seite 13 Stadt Salzgitter (6,1 %). Das Wachstum in Niedersachsen beträgt Die Arbeitslosenquote ist seit 2008 um 2,6 Prozentpunkte im Durchschnitt 21,3 %, womit lediglich der Landkreis Gifhorn ein gesunken und liegt 2018 bei 5,6 %. Damit liegt sie zwar über überdurchschnittliches Wachstum der sozialversicherungspflich- dem niedersächsischen Durchschnitt von 5,3 %, weist aber eine tigen Beschäftigung aufweist. Die Landkreise Peine und Goslar stärkere Dynamik auf. Während insbesondere die kreisfreie Stadt sowie die kreisfreie Stadt Salzgitter liegen hingegen deutlich un- Salzgitter (9,3 %) sowie die Landkreise Goslar (6,4 %) und Helm- terhalb des Durchschnitts. stedt (6,2 %) durch vergleichsweise höhere Arbeitslosenquoten gekennzeichnet sind, liegen die Werte im Landkreis Gifhorn Hinsichtlich der Art des beruflichen Ausbildungsabschlusses ste- (4,4 %), in der kreisfreien Stadt Wolfsburg (4,8 %) sowie in den chen erneut die kreisfreien Städte Braunschweig und Wolfsburg Landkreisen Peine (4,8 %) und Wolfenbüttel (4,9 %) unter der hervor. Dort sind die Anteile der sozialversicherungspflichtig Marke von 5,0 %. Seit 2008 ist in allen Gebietskörperschaften Beschäftigten mit akademischem Abschluss besonders hoch eine positive Entwicklung festzustellen, wenngleich diese in Salz und liegen sowohl weit über dem regionalen Durchschnitt von gitter mit einer Senkung um 0,3 Prozentpunkte nur gering aus- 17,1 % als auch über dem niedersächsischen Durchschnitt von fällt. Braunschweig konnte seine Arbeitslosenquote im Vergleich 12,6 %. In den Gebietskörperschaften mit einem eher geringen um 3,9 Prozentpunkte senken. Zu einem Bruch der positiven Anteil an Hochqualifizierten fällt im Gegenzug der Anteil an Dynamik führt aktuell die Corona-Krise. Seit Ausbruch der Pande- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit anerkanntem mie im März 2020 sind die Monatswerte der Arbeitslosigkeit auf Berufsabschluss höher aus. Der Anteil beträgt im regionalen bis zu 6,4 % im August 2020 angestiegen. Hinzu kommt die Gewäh- Durchschnitt 63,2 % und liegt 2,0 Prozentpunkte unter dem rung von Kurzarbeit in erheblichem Umfang. Von diesen Entwick- Durchschnitt Niedersachsens. Der Anteil Beschäftigter ohne Be- lungen betroffen sind einige Branchen in besonderem Maße, wie rufsabschluss beträgt in der Gesamtregion 10,3 % und ist somit z. B. der Einzelhandel, das Hotel- und Gaststättengewerbe oder 1,8 Prozentpunkte niedriger als der niedersächsische Durch- die Unterhaltungs- und Veranstaltungsbranche. Über die lang- schnitt. Details zu den einzelnen Gebietskörperschaften gehen fristigen Auswirkungen der Pandemie kann an dieser Stelle ebenfalls aus Tabelle 4 hervor. jedoch nur spekuliert werden. SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE – DARUNTER AUSLÄNDER*INNEN mit mit ohne INSGESAMT akademischem anerkanntem Berufsabschluss Abschluss Berufsabschluss absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % Braunschweig 10.079 7,8 2.312 1,8 2.861 2,2 2.360 1,8 (kreisfreie Stadt) Salzgitter 4.348 9,1 340 0,7 1.795 3,7 1.015 2,1 (kreisfreie Stadt) Wolfsburg 9.961 8,2 2.188 1,8 3.385 2,8 1.411 1,2 (kreisfreie Stadt) Gifhorn 2.689 6,4 414 1,0 723 1,7 696 1,7 (Landkreis) Goslar 2.762 6,1 459 1,0 878 1,9 659 1,5 (Landkreis) Helmstedt 1.431 6,4 182 0,8 606 2,7 305 1,4 (Landkreis) Peine 2.590 8,1 178 0,6 863 2,7 787 2,4 (Landkreis) Wolfenbüttel (Land- 1.412 5,7 171 0,7 568 2,3 319 1,3 kreis) Region SON 35.290 7,6 6.244 1,3 11.679 2,5 7.552 1,6 Tab. 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss in der Region SüdOstNiedersachsen (2018). Eigene Darstellung. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2021.
Seite 14 Ein Blick in den aktuellen Arbeitsmarktmonitor der Bundesagen- tur für Arbeit, der auf Durchschnittszahlen der Monate Novem- ENGPASSBERUFE in der Region SON ber 2019 bis Oktober 2020 basiert, zeigt weiterhin, dass einzelne Branchen schon heute unter Fachkräfteengpässen2 leiden – zum Teil bereits seit geraumer Zeit. Davon betroffen sind insbesondere Arbeitslosen- Berufe Stellen- die Gesundheits- und Sozialberufe, aber auch IT- und Handwerks- Relation berufe sowie die öffentliche Verwaltung. Dabei sind die Engpässe in diesen Branchen in der Region stärker ausgeprägt als im nie- SON NDS dersächsischen Vergleich. Tabelle 5 bietet eine aktuelle Über- sicht aller Engpassberufe in der Region SüdOstNiedersachsen. Verwaltung 0,5 1,1 Nichtmedizinische Gesundheits-, Körper- Die dargestellten Gegebenheiten lassen sich mit der spezifischen 0,8 1,1 pflege- & Wellnessberufe, Medizintechnik Wirtschaftsstruktur der Region und ihrer Gebietskörperschaften erklären, die maßgeblich von den hier ansässigen Großunter- Medizinische Gesundheitsberufe 1,0 1,2 nehmen geprägt wird. Dies belegt auch der Anteil der sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten in Großbetrieben. Dieser liegt Arzt- & Praxishilfe 1,1 1,5 niedersachsenweit bei 30,7 %, in SüdOstNiedersachsen jedoch Gesundheits- & Krankenpflege, bei 44,5 %. Gerade in den kreisfreien Städten Wolfsburg (74,6 %), 0,6 0,6 Rettungsdienst & Geburtshilfe Salzgitter (51,1 %) und Braunschweig (41,3 %) sind die Anteile besonders hoch. Dies geht in Wolfsburg und Salzgitter mit einem Nicht ärztliche Therapie & Heilkunde 0,4 0,7 hohen Maß an Spezialisierung einher, während Braunschweig Informatik-, Informations- eine vergleichsweise diversifizierte Wirtschaftsstruktur aufweist. 1,0 1,7 & Kommunikationstechnologieberufe Im regionalen Kontext ist ebenfalls ein hohes Maß an Spezialisie- rung festzustellen, dominiert von der Mobilitätswirtschaft. Informatik 0,6 1,2 Der regionale Branchenfokus ist gleichbedeutend mit einem Softwareentwicklung & Programmierung 1,3 1,9 hohen Bestand an Betrieben des verarbeitenden Gewerbes. Bauplanungs-, Architektur- Gerade in diesem Bereich weist die digitale und ökologische 1,2 0,9 & Vermessungsberufe Transformation eine hohe Dynamik auf, in deren Folge nicht nur neue Technologien eingeführt, sondern auch bestehende Berufs- Berufe in der Kraftfahrzeugtechnik 1,2 1,2 bilder verändert werden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Be- rufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit spricht in die- Gartenbauberufe & Floristik 1,3 1,4 sem Zusammenhang von Substituierbarkeitspotenzialen3 und hat im Jahr 2016 die Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufe Hoch- & Tiefbauberufe 1,4 1,1 als diejenigen Berufssegmente identifiziert, die bundesweit mit 83 % und 70 % die größten Anteile an potenziell substituierbaren Mechatronik-, Energie- & Elektroberufe 1,4 1,0 Tätigkeiten aufweisen. Zu beachten ist, dass das Substituierbar- keitspotenzial berufsübergreifend mit steigendem Anforderungs- Elektrotechnik 1,5 1,5 niveau sinkt. Während der Anteil an potenziell substituierbaren Tätigkeiten in Helferberufen 58 % beträgt, sinkt er in Experten- Energietechnik 1,0 0,7 berufen auf 24 %. Erziehung, Sozialarbeit, 1,5 1,7 Heilerziehungspflege Laut Hochrechnung des IAB waren im Jahr 2016 bundesweit Berufe in der 25 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von ei- 0,6 0,7 Kinderbetreuung & -erziehung nem hohen Substituierbarkeitspotenzial betroffen, das heißt sie Berufe in der kamen einem Beruf mit einem Anteil an substituierbaren Tätig- 1,9 1,1 Sozialarbeit & Sozialpädagogik keiten von über 70 % nach. Bei Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe beträgt dieser Anteil 53,7 %. In der Region SüdOstNie- Lebensmittelherstellung & -verarbeitung 1,7 2,2 dersachsen sind im bundesweiten Vergleich die sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigten in den kreisfreien Städten Wolfsburg und Salzgitter aufgrund der vorherrschenden Branchenstruktur und der beruflichen Zusammensetzung in besonderem Maße von einem hohen Substituierbarkeitspotenzial betroffen. Dadurch werden nicht zwingend Arbeitsplätze verlorengehen, sondern vielmehr die nicht-substituierbaren Tätigkeiten an Bedeutung ge- winnen und neue Tätigkeiten hinzukommen – mit weitreichenden Implikationen für die Aus- und Weiterbildung von Beschäftigten. Tab. 5: Engpassberufe in der Region SüdOstNiedersachsen (alle Anforderungsniveaus, November 2019 bis Oktober 2020). Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Arbeitsmarktmonitor, Arbeitslosen-Stellen-Relation, Nürnberg.
Seite 15 Unter Berücksichtigung der beschrie- weisen zudem eine unterdurchschnittli- benen demografischen Entwicklung ist che Dynamik auf. Somit verfügt die Re- zukünftig von einer Verschärfung der gion an dieser Stelle über derzeit nicht Fachkräfteengpässe auszugehen. Die in vollem Umfang genutzte Fachkräfte- Unterstützung von Branchen mit beson- potenziale. Hinzu kommt die Gruppe der deren Fachkräftebedarfen bleibt daher Langzeitarbeitslosen, deren Aktivierung eine zentrale Aufgabe und findet dem- traditionell eine große Herausforderung entsprechend als Schwerpunktthema darstellt. Das Erkennen und Heben dieser auch in der Regionalen Fachkräftestrate- Fachkräftepotenziale bleibt in der neuen gie 2021-2024 Berücksichtigung. Daran Regionalen Fachkräftestrategie darum anknüpfend gilt dies auch für die Unter- auch weiter ein Schwerpunktthema. stützung von Branchen, die durch die Corona-Pandemie besonders betroffen Aufgrund der in SüdOstNiedersachsen sind. vorherrschenden Wirtschaftsstruktur mit einer starken Mobilitätswirtschaft Aus den obigen Ausführungen lässt sich werden die neuen Themenfelder Elektro- weiterhin folgern, dass SüdOstNieder- mobilität und Wasserstoff – angetrieben sachsen über eine vergleichsweise hohe von der öffentlichen Diskussion um den Beschäftigungsquote verfügt. Somit Klimawandel und ökologische Nach- steht bereits ein hoher Anteil der Be- haltigkeit – von großer Bedeutung sein. völkerung im erwerbsfähigen Alter in Hinzu kommt die alle Wirtschafts- und einem sozialversicherungspflichtigen Lebensbereiche umfassende Digitalisie- Beschäftigungsverhältnis. Dies kann die rung mit ihren weitreichenden Folgen für Ursache für eine unterdurchschnittliche den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Die Beschäftigtenentwicklung seit 2008 sein. Unterstützung entsprechender Digitali- Auffällig ist jedoch die vergleichsweise sierungs-, Innovations- und Transforma- geringere Erwerbsbeteiligung von Frau- tionsprozesse stellt demnach einen we- en, Ausländer*innen und insbesondere sentlichen Schwerpunkt der Regionalen ausländischen Frauen. Diese Gruppen Fachkräftestrategie 2021-2024 dar. 2 Ausgedrückt wird ein Engpass durch die Arbeitslosen-Stellen-Relation. Ein Wert von 0,5 bedeutet zum Beispiel, dass auf eine bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Stelle 0,5 Arbeitslose mit entsprechender Qualifikation kommen. Unabhängig vom Anforderungsniveau einer Stelle (Fachkräfte, Spezialisten, Exper- ten) gelten Werte unter 2 grundsätzlich bereits als kritisch und deuten auf einen Engpass hin. 3 „Das Substituierbarkeitspotenzial gibt an, in welchem Ausmaß Berufe gegenwärtig potenziell durch den Einsatz von Computern oder computergesteuerten Maschinen ersetzbar sind. Es entspricht dem Anteil an wesentlichen Tätigkeiten in einem Beruf, die schon heute durch den Einsatz moderner Technologien über- nommen werden könnten. Welche Tätigkeiten für einen Beruf wesentlich sind, haben Berufsexperten im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit für die knapp 4.000 in Deutschland bekannten Berufe auf Basis von Ausbildungsordnungen oder Stellenausschreibungen herausgearbeitet.“ (Dengler 2019. IAB-Stellungnahme 02/2019 - Substituierbarkeitspotenziale von Berufen und Veränderbarkeit von Berufsbildern. Nürnberg.)
Seite 16 2 Analyse des regionalen Arbeitsmarkts und Fachkräftebedarfs Anteile der Schulabgänger*innen mit mittlerem Schulabschluss 2.2.3 überdurchschnittlich hoch. Mit 45,4 % liegt der Anteil in der Ge- Bildung samtregion aber 1,4 Prozentpunkte unter dem niedersächsischen Im Zeitvergleich fällt auf, dass der Anteil an Absolvent*innen mit Durchschnitt. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss liegt allgemeiner Hochschulreife seit 2008 deutlich um 10,2 Prozent- in SüdOstNiedersachsen bei 6,4 % und ist im Vergleich mit 2008 punkte angestiegen ist (NDS: 9,5 Prozentpunkte). Dies stützt den um 0,4 Prozentpunkte gesunken. In derselben Zeitspanne konn- vieldiskutierten Trend zu höherer Bildung und Akademisierung bei te der Anteil niedersachsenweit um 1,2 Prozentpunkte auf 6,3 % gleichzeitig sinkenden Schüler*innen-/ Absolvent*innenzahlen. gesenkt werden. Über dem Durchschnitt liegen hier in der Regi- So schließen mit 35,8 % überdurchschnittlich viele Schüler*innen on vor allem Salzgitter und Helmstedt. Besonders niedrig ist der in SüdOstNiedersachsen ihre Schulzeit mit der allgemeinen Anteil hingegen in Wolfsburg. Da die Corona-Pandemie seit März Hochschulreife ab (NDS: 32,7 %). Allerdings zeigt sich beim Blick 2020 erhebliche Auswirkungen auf das Bildungssystem hat, muss in die Gebietskörperschaften wiederum ein differenziertes Bild, jedoch davon ausgegangen werden, dass es in den Statistiken wie Tabelle 6 verdeutlicht. Die höchste Abiturientenquote weisen kurz- und mittelfristig zu sichtbaren Verwerfungen kommen wird. einmal mehr die kreisfreien Städte Braunschweig und Wolfsburg Das Distanzlernen stellt für eine Vielzahl von Schüler*innen eine auf. Unterdurchschnittlich fallen die Anteile in der kreisfreien enorme Herausforderung dar, die Folgen für die schulischen Leis- Stadt Salzgitter sowie in den Landkreisen Goslar, Wolfenbüttel tungen und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben wird. und Gifhorn aus. Dafür sind in diesen Gebietskörperschaften die ABSOLVENT*INNEN / ABGÄNGER*INNEN AN ALLGEMEINBILDENDEN SCHULEN in der Region SON Ohne Mit Mit mittlerem Mit allgemeiner Hauptschul- Hauptschul- Abschluss Hochschulreife abschluss abschluss Insgesamt absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % Braunschweig 2.405 135 5,6 216 9,0 858 35,7 1.196 49,7 (kreisfreie Stadt) Salzgitter 1.026 126 12,3 173 16,9 530 51,7 197 19,2 (kreisfreie Stadt) Wolfsburg 1.541 59 3,8 127 8,2 706 45,8 649 42,1 (kreisfreie Stadt) Gifhorn 1.563 103 6,6 219 14,0 776 49,6 465 29,8 (Landkreis) Goslar 1.206 76 6,3 201 16,7 622 51,6 307 25,5 (Landkreis) Helmstedt 753 61 8,1 106 14,1 299 39,7 287 38,1 (Landkreis) Peine 1.443 77 5,3 178 12,3 670 46,4 518 35,9 (Landkreis) Wolfenbüttel 911 61 6,7 115 12,6 468 51,4 267 29,3 (Landkreis) Region SON 10.848 698 6,4 1.335 12,3 4.929 45,4 3.886 35,8 Tab. 6: Absolvent*innen / Abgänger*innen an allgemeinbildenden Schulen in der Region SüdOstNiedersachsen (2018). Eigene Darstellung. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2021.
Seite 17 Im Wintersemester 2018/2019 waren 36.337 Studierende an Durchschnitt von 49,1 %. Dies kann weiterhin als Indiz für die den Universitäts- und Hochschulstandorten der Region einge- technisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung der Hochschulen, schrieben. Davon entfielen 19.980 Studierende auf die TU Braun- die Wirtschaftsstruktur sowie die Unterrepräsentanz von Frauen schweig, 4.067 Studierende auf die TU Clausthal, 1.020 Studie- im MINT-Bereich angesehen werden. Auch die Hochschulland- rende auf die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und schaft ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen 11.270 Studierende auf die Ostfalia Hochschule für angewandte und von kurz- bis mittelfristigen Folgen für den Arbeitsmarkt ist Wissenschaften. Über alle Standorte hinweg lag der Anteil an auszugehen. Studentinnen mit 38,9 % deutlich unter dem niedersächsischen Die Hochschul- und Forschungsland Wirtschaft. Berufliche Weiterbildung schaft der Region ist zum einen die sowie stetige Anpassungen an sich ver- Grundlage für kreative Ideen von ändernde und neue technische Berufs- Gründer*innen, zum anderen sind die bilder werden im Zuge der ökologischen dort ausgebildeten Fachkräfte wichtig und digitalen Transformation essenziell für die technologisch anspruchsvollen für den zukünftigen Erfolg der regionalen Fertigungsprozesse in den angesie- Unternehmen sein. Sie bilden daher ein delten Unternehmen. Als Fach- und Schwerpunktthema der Regionalen Fach- Führungskräfte sind Akademiker*innen kräftestrategie 2021-2024. zudem verantwortlich für die Umsetzung von Digitalisierungs-, Innovations- und Gleichzeitig werden in den nächsten Transformationsprozessen. Die Hoch- Jahren viele gut ausgebildete Fachkräf- schulen selbst spielen als Kooperations- te aus dem Berufsleben ausscheiden partner für die Unternehmen der Region und eine Lücke hinterlassen. Zumal die eine immer wichtigere Rolle. Dies gilt Region mit 4,8 % an den sozialversi- auch für Fachkräftebündnis-Projekte, in cherungspflichtig Beschäftigten bereits denen eine Inwertsetzung ihrer Wissens- heute einen unterdurchschnittlichen und Innovationspotenziale ermöglicht Anteil an Auszubildenden (NDS: 5,5 %) wird. aufweist. In Verbindung mit sinkenden Schüler*innenzahlen, dem Akademi- Neben vielen Hochqualifizierten gibt es sierungstrend und den Auswirkungen in den Industrie- und Handwerksbetrie- der Corona-Pandemie ist ein Ausbau der ben der Region einen hohen Bestand an Berufsorientierung erforderlich, um die gut ausgebildeten Fachkräften im mitt- duale Ausbildung zu stärken, die neben leren Qualifikationssegment sowie qua- der akademischen Ausbildung das Fun- lifizierte Meister*innen. Diese Personen dament der Fachkräftesicherung bildet. bilden das Fundament der regionalen
Seite 18 3 Bestehende Angebote und Leistungen Mit der ersten Regionalen Fachkräftestrategie 2015–2018 wurde Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz macht weitere eine umfassende Bestandsaufnahme bestehender Angebote und Anstrengungen in Bezug auf Betreuungs-, Beratungs- und Integ- Leistungen zur Fachkräftesicherung in der Region SüdOstNie- rationsunterstützung notwendig, wenn dadurch initiiert nach der dersachsen erstellt (vgl. „Auflistung bestehender Angebote und Pandemie wieder mehr ausländische Fachkräfte einwandern und Leistungen zur Fachkräftesicherung in der Region SüdOstNie- die beschriebenen Bedarfe nochmals verstärken. dersachsen“ im Anhang der Fachkräftestrategie 2015-2018). Wie schon in der Fachkräftestrategie 2018–2021 festgestellt, findet Die weiter voranschreitende digitale und ökologische Transfor- eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung an aktu- mation der Arbeitswelt stellt die Fachkräfte von heute und mor- elle Veränderungen statt. Insbesondere der Austausch innerhalb gen vor neue Anforderungen, an die sich auch die bestehenden des Fachkräftebündnisses sowie die umgesetzten Projekte haben zu einer thematischen Weiterentwicklung und dem Ausbau der Angebote beigetragen. Um den Entwicklungen der vergangenen sechs Jahre Rechnung zu tragen, wurde für die vorliegende Fach- kräftestrategie eine aktuelle Bestandsaufnahme in Zusammenar- beit mit allen Bündnispartnern erhoben (s. Anlage). Um künftige Projektentwicklungen und -anträge im Rahmen des Fachkräfte- bündnisses zu unterstützen, sind die Angebote entsprechend der neuen thematischen Schwerpunkte sortiert. Darüber hinaus bietet die Internetseite des Fachkräftebündnisses unter www.fachkraeftebuendnis-son.de eine stets aktuell ge- pflegte Übersicht aller laufenden sowie abgeschlossenen Bünd- nisprojekte. Zu jedem Projekt gibt es eine kurze Beschreibung inkl. Verweisen zu externen Webseiten und Ansprechpartner*innen. Mithilfe dieser Internetseite sowie der anliegenden Übersicht be- stehender Aktivitäten in der Region können potenzielle Antrag- stellende ihre Projektideen mit den vorhandenen Projekten und Angeboten abgleichen und Synergien herstellen. Innerhalb des Bündnisses soll die Bestandsaufnahme helfen, noch vorhandene Lücken in der Angebotslandschaft zu identifizieren und hierfür entweder aus dem Bündnis heraus selbst Projektideen zu entwi- ckeln oder diese im Rahmen von Aufrufen innerhalb der Region Angebote und Netzwerke der Region anpassen müssen, um die zu adressieren. Fachkräftesicherung auch in Zukunft adäquat zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund hat das Fachkräftebündnis SüdOstNie- Auch politische und wirtschaftliche Entwicklungen beeinflussen dersachsen im April 2021 den „Arbeitskreis TransformationsHub“ die regionalen Angebote nachhaltig. Eine wesentliche Weiterent- gegründet, in dem sowohl Mitglieder des Steuerkreises als auch wicklung gab es beispielsweise in Bezug auf die Arbeitsmarktinte- externe Expert*innen vertreten sind. Ziel ist, die Transparenz be- gration von Migrant*innen. Zwar stehen diese seit der ersten För- stehender Aktivitäten und Maßnahmen insbesondere für Unter- derphase im Fokus der Fachkräftestrategien, durch den starken nehmen zu erhöhen, den Austausch zwischen Bildungsträgern, Zuzug von geflüchteten Menschen seit 2015 (mit Unterbrechung Institutionen und Netzwerken auszubauen und die Beschäfti- im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie) ist diese Zielgrup- gungsfähigkeit und Verfügbarkeit von Fachkräften im digitalen pe aber numerisch stark gewachsen und auch in der politischen Strukturwandel zu sichern. Hier kann der Arbeitskreis auf die Er- Wahrnehmung für die Fachkräftesicherung stärker präsent. Spe- fahrungen aus den Projekten „Transformationslotsen“ und „Ver- zielle Angebote für die Arbeitsmarktintegration geflüchteter änderungsMacher“ aufbauen. Menschen (und alle vorgeschalteten Qualifikationsmaßnahmen, angefangen beim Spracherwerb) haben deutlich zugenommen, Die Umsetzung des Beschlusses des Fachkräftebündnisses vom decken aber nach Meinung aller Bündnispartner bei weitem noch 17. März 2021 und die ausgewogene Besetzung des Arbeitskrei- nicht die vorhandenen Bedarfe zum Beispiel auf Seiten von Un- ses zeigen einmal mehr, dass die gewachsene Struktur des Bünd- ternehmen, die geflüchtete Menschen beschäftigen (wollen). nisses schnelle und konstruktive Lösungen ermöglicht und die Auch bei der Beratung und Qualifizierung geflüchteter Frauen Kooperationspartner ihre sozialpartnerschaftliche Verantwor- sehen die Partner weiterhin großes Potenzial für die Fachkräf- tung wahrnehmen. tesicherung und entsprechenden Handlungsbedarf. Das 2020 in
Seite 19 4 Ziele und Schwerpunkte zur Fachkräftesicherung Dabei machten die Mitglieder deutlich, dass es wichtig sei, auf 4.1 den bisherigen Themen und Projekten aufzubauen und diese fort- Entwicklung der Themenschwerpunkte 2021-2024 zuführen, sie aber auch um neue Anforderungen zu ergänzen. Die Mitglieder des Fachkräftebündnisses SüdOstNiedersachsen Beispielhaft sei hier das Themenfeld „Digitalisierung“ zu nennen, haben im 1. Quartal 2021 den Grundstein zur Fortschreibung das schon in der Fachkräftestrategie 2018–2021 benannt wurde der Regionalen Fachkräftestrategie gelegt. Basierend auf den und weiter bearbeitet werden soll, aber gleichzeitig u. a. um das Schlussfolgerungen zur statistisch belegten Ausgangslage so- aktuelle Thema „Transformation der Arbeitswelt“ ergänzt worden wie einer schriftlichen Befragung aller Bündnispartner erarbei- ist. teten die Steuerkreismitglieder in einem Strategieworkshop am 17. März 2021 die Schwerpunkte der künftigen strategischen Die Aufzählung ist keinesfalls als abschließend anzusehen: Im Ausrichtung: Rahmen des Fachkräftebündnisses soll auch weiter eine thema- tische Offenheit gelebt werden, um Lösungsansätze zur innova- – Unterstützung zu Digitalisierungs-, Innovations- tiven Fachkräftesicherung zu ermöglichen und sich an aktuelle und Transformationsprozessen wirtschaftliche wie politische Entwicklungen anzupassen. Gleich- – Stärkung von Branchen mit besonderem Fachkräftebedarf zeitig sind die bisherigen Schwerpunktsetzungen der Fachkräf- – Ausbau und Vernetzung von Beratungsinfrastrukturen testrategien 2015-2021 durch die Fortschreibung nicht überholt, vielmehr wird deutlich, dass die Schwerpunkte der neuen Strate- In diesen Schwerpunkten sollen für die neue Förderphase des gie zum Teil eine Erweiterung, Vertiefung und Fokussierung aus Fachkräftebündnisses Projekte konzipiert und umgesetzt wer- den vorangegangenen Arbeitsschwerpunkten sind. Die Themen, den. In einem schriftlichen Umlaufverfahren sowie in der Steu- die nicht in die neue Strategie übernommen wurden, wurden erkreissitzung vom 23. Juni 2021 wurden die Themen vertiefend bereits durch Projekte bearbeitet oder stehen aufgrund der be- diskutiert, ergänzt sowie final verabschiedet (Abb. 2). grenzten Ressourcen nicht mehr im Mittelpunkt, auch wenn eine weitere Bearbeitung nach wie vor wünschenswert wäre. THEMATISCHE SCHWERPUNKTE DER REGIONALEN FACHKRÄFTESTRATEGIE 2021–2024 UNTERSTÜTZUNG STÄRKUNG AUSBAU UND VERNETZUNG Digitalisierungs-, Innovations- Branchen mit besonderem und Transformationsprozesse Fachkräftebedarf Beratungsinfrastrukturen – Transformation der Arbeitswelt – Fachkräftegewinnung – Branchenspezifische – Digitale Innovationen in Mangelberufen Weiterbildungsverbünde – Digitales Lernen / – Besonders betroffene Branchen – Berufsorientierung Lebenslanges Lernen der Corona-Pandemie – Arbeitgeberattraktivität – Digitalisierung Schulen – Gemeinsame – Ausbau Willkommenskultur – Neue technische und industrielle Recruiting-Plattformen (ausländische Fachkräfte) Berufsbilder – Regionales Fachkräftemarketing – Netzwerk Sprachförderung – Start-up Kultur – Fachkräftepotenziale erkennen für Geflüchtete und heben – Regionales Qualifizierungsmonitoring Abb. 2: Thematische Schwerpunkte der Regionalen Fachkräftestrategie 2021–2024, eigene Darstellung.
Sie können auch lesen