After-Life-Conservation plan für "Grüner Brink" Zeitraum: 2012-2022 - Stiftung ...

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After-Life-Conservation plan für "Grüner Brink" Zeitraum: 2012-2022 - Stiftung ...
After-Life-Conservation plan für
                            “Grüner Brink“

                            Zeitraum: 2012-2022

Foto. Grell 2006

                                Martin Altemüller
                         NABU Wasservogelreservat Wallnau
                                   Wallnau 4
                                23769 Fehmarn

                                   Heiko Grell
                                GGV Freie Biologen
                                  Am Wohld 7
                                  24244 Felm

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1. Gebietsbeschreibung

Geschichtliche Entwicklung
Das heute 134 ha große Naturschutzgebiet Grüner Brink liegt an der Nordküste der Insel Fehmarn im
Kreis Ostholstein, etwa 2 km westlich des Fährhafens Puttgarden und ist Teil des Natura2000-
Gebietes „West- und Nordküste Fehmarn“. Das Naturschutzgebiet dient der Erhaltung eines typischen
Küstenlandschaftsteiles der Insel Fehmarn. Die Strandwälle, Salzwiesen und flachgründigen
Strandseen mit Trockenrasen, Heideflächen, feuchten Senken, Hochstauden, Seggenrieden und
Röhrichtbeständen sind Lebensraum und Lebensstätte einer besonders zahl- und artenreichen
Pflanzen- und Tierwelt. Aufgrund seiner geographischen Lage an einem Knotenpunkt des Vogelzugs
einerseits und seiner landschaftlichen Schönheit andererseits ist es ein beliebtes Ziel für zahlreiche
Naturliebhaber. Insbesondere der beeindruckende Wat- und Greifvogelzug im Spätsommer lockt
zahlreiche Vogelbeobachter an. Im Jahr 1872 wurde die Insel Fehmarn bei einer verheerenden
Sturmflut zu einem Drittel überschwemmt. Danach wurde auch auf den Strandwällen der Nordküste
Fehmarns mit dem Bau von Deichen begonnen. Östlich des heutigen Niobe- Denkmals kam es in den
Folgejahren – ausgehend von einer Ecke der nun durch einen Deich festgelegten Küstenlinie – zur
Bildung neuer Nehrungshaken von West nach Ost. Diese trennten bereits nach wenigen Jahren zwei
Strandseen von der Ostsee ab. Durch einen weiteren langen Nehrungshaken bildete sich dann eine
große flache Lagune, die nun seit den 1930er Jahren weitgehend von der Ostsee abgetrennt ist. Bei
extremem Hochwasser bricht jedoch der Strandwall im Nordwesten dieser großen Lagune bis heute
immer wieder auf, so dass es zum Einstrom von Ostseewasser kommt. Bis in die 1970er Jahre hinein
wurde die große Lagune alljährlich im Frühjahr durch Baggern eines Stichgrabens abgesenkt, dies
wurde jedoch durch zunehmende Versandung des Bereichs östlich des NSG immer schwieriger und
schließlich aufgegeben. In der Folge stieg der Wasserstand der großen Lagune stark an, große Teile
der ehemaligen Salzwiese verschwanden. Seit 1990 wächst in Verlängerung des zuletzt genannten
Hakens ein neuer Nehrungshaken nach Osten. In den strandnahen Bereichen des
Naturschutzgebietes haben sich auf den überwiegend kiesigen Strandwällen Dünen gebildet, bei
denen neben Reliktvorkommen von Stranddistel und Meerkohl vor allem das Massenvorkommen der
Strand-Platterbse bemerkenswert ist. Im Westteil des Gebietes brüten an den beiden recht tiefen, von
Schilf umstandenen Lagunen u. a. Hauben- und Rothalstaucher, letzterer in sehr hoher Dichte mit bis
zu 25 Brutpaaren. Die angrenzenden älteren Strandwälle sind mit Heide und Sandsegge bewachsen.
An Trittstellen und in von den zahlreichen Kaninchen kurzgehaltenen Bereichen sind auch
Besonderheiten wie Prachtnelke und Baltischer Enzian zu finden. Eines der letzten Vorkommen des
Kleinen Knabenkrautes in Schleswig- Holstein ist leider seit 1986 verschwunden. Dafür wurde 2009
ein kleines Vorkommen der in Schleswig-Holstein verschollenen Klebrigen Lichtnelke (Silene viscosa)
entdeckt.
In der großen flachen Lagune bilden sich im Sommer bei entsprechender Verdunstung große
Flachwasserbereiche und Schlammbänke, in manchen Jahren trocknet der Strandsee sogar fast
komplett aus. Dies stellt für viele Entenarten, vor allem aber für brütende Watvögel wie z. B. den
Säbelschnäbler ein hervorragendes Nahrungsbiotop dar. Auch für die durchziehenden Zugvögel hat
dieser Lebensraum eine hohe Attraktivität. So können hier im Sommer fast alle heimischen
Watvogelarten beobachtet werden. Im August finden sich hier unter Hunderten bis Tausenden
Goldregenpfeifern auch regelmäßig Seltenheiten wie Odinshühnchen oder Sumpfläufer. Die an die
große Lagune angrenzenden Wiesen wurden bis 1984 intensiv mit über 40 Rindern beweidet. Bis zu
dieser Zeit waren sie auch Brutplatz des Kampfläufers, in früheren Jahren auch des
Alpenstrandläufers. Seit 1986 wird nur noch das Südufer der großen Lagune extensiv mit bis zu 10
Rindern beweidet.
In Deichnähe befinden sich einige kleinere, flache Tümpel, die durch Regenwasser weitgehend
ausgesüßt sind. Hier sind im Frühjahr zahlreiche Kreuzkröten sowie einige Wechselkröten zu hören.
Außerhalb der Lagunen sind die großen Windwattbereiche ganz im Nordosten des Gebietes von
besonderer ornithologischer Bedeutung. Bei niedrigem Wasserstand der Ostsee lassen sich hier
regelmäßig Hunderte von Watvögeln und Möwen bei der Nahrungssuche beobachten (nach Altemüller
2007, verändert)

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Schutzstatus
Das Projektgebiet „Grüner Brink“ ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000
und umfasst Teilbereiche des Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung „Küstenstreifen West- und
Nordfehmarn“ (Code-Nr: DE- 1532-391) sowie des europäischen Vogelschutzgebietes „Östliche Kieler
Bucht “ (Code-Nr: DE- 1530-491), wobei beide nicht deckungsgleich sind. Das Gebiet zugleich NSG,
die aktuelle gültige Verordnung stammt aus dem Jahr 1989.

Abb. 1: Lage des Gebiets auf der Insel Fehmarn. Kartengrundlage © LVermA SH

Das Gebiet Grüner Brink ist für die Erhaltung folgender Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-
Richtlinie von besonderer Bedeutung (*: prioritäre Lebensraumtypen): (Quelle: Ministerium für
Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (2006):
1140 Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt
1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen)
1210 Einjährige Spülsäume
1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände
1330 Atlantische Salzwiesen* (Glauco-Pucinellietalia maritimae)
2120 Weißdünen mit Strandhafer Ammophila arenaria
2130* Festliegende Küstendünen mit krautiger Vegetation
2150* Festliegende entkalkte Dünen der atlantischen Zone (Calluno-Ulicetea)
2190 Feuchte Dünentäler

Laut FFH-Kartierung 2008 ebenfalls vorkommend:
2110 Vordünen
2180 Bewaldete Küstendünen

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Abb. 2: FFH-Lebensraumtypen im NSG Grüner Brink nach FFH-Kartierung 2008 (Projektgruppe FFH-
Monitoring Schleswig-Holstein 2012):

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Eigentumsverhältnisse

Abb. 3: Bis auf eine Privatfläche befindet sich das Gebiet im Eigentum des Landes Schleswig-
Holstein. Der NABU Schleswig-Holstein hat einen großen Teil dieser Fläche zu Zwecken der NSG-
Betreuung gepachtet. Im Osten besteht das Gebiet aus bisher nicht eingemessener
Anlandungsfläche.

2. Projektaktionen und Effekte

Monitoring
Während der Projektlaufzeit wurde im gesamten Projektgebiet ein Vogel- und Amphibienmonitoring
durchgeführt. Dies wird auch nach Abschluss des Projektes beibehalten. Hierzu erfolgt jährlich eine
Brutvogelkartierung nach der Revierkartierungsmethode. Die Rastvogelbestände werden im Gebiet
mindestens einmal monatlich erfasst.
Das Monitoring der Amphibien konzentrierte sich auf die Erfassung der Zielarten Kreuz- und
Wechselkröte.

Im Rahmen des LIFE-Projektes erfolgte ein Vegetationsmonitoring. Hierzu liegen umfangreiche
Berichte vor (Grell 2006, 2011a-e, 2012).

Maßnahmen
Im LIFE-Projekt war lediglich die Mahd eines Schilfstreifens und die Beibehaltung bzw.
Wiederaufnahme der Sommerbeweidung südlich der großen östlichen Lagune geplant. Die Mahd
wurde einmalig im November 2009 durchgeführt, brachte aber in der Folge nicht den gewünschten
Erfolg. Daher soll diese Aktion im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung hier in einem Jahr mit sehr

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niedrigem Wasserstand wiederholt werden. Dies würde ein kürzeres Abschneiden als 2009 mit
Verletzung der Schilfrhizome ermöglichen. In der Folge wären die Rinder dann besser in der Lage,
den neu aufkommenden Aufwuchs auch zu bewältigen.

Auf dem Nehrungshaken bildete sich 2005 eine gemischte Zwerg- und Flussseeschwalbenkolonie.
Zur Verminderung der Prädation wurde im Jahr 2006 an der Basis des Nehrungshakens ein
Elektrozaun errichtet. Dieser funktionierte zunächst, wurde dann aber vom Fuchs seeseitig umgangen.
Daraufhin wurde ein schwimmender Elektrozaun entwickelt (s. Foto). Gleichwohl war der Brutbestand
in der Kolonie in den Folgejahren rückläufig und löste sich schließlich wieder auf. Als Grund dafür wird
vermutet, dass trotz erfolgreicher Abwehr des Fuchses die Prädation durch Silbermöwen und
Hermelin einen Bruterfolg verhinderte. Die erfolgreiche Prädation durch Silbermöwen wird auch auf
die zunehmende Störung durch Kitesurfer (s. Foto) zurückgeführt. Da die Silbermöwen
störungstoleranter als die meisten Strandbrüter sind, können diese das störungsbedingte Verlassen
der Nester für eine erfolgreiche Prädation nutzen. Die Ostsee ist als Bundeswasserstraße
ausgewiesen. Daher lässt sich die Nutzung der Ostseeflächen durch das Land nicht einschränken. Ein
entsprechender Antrag im Bundesverkehrsministerium wurde bisher nicht bearbeitet.

Ferner wurden für die Aufzucht und Aussetzung von Kreuzkröten Laichschnüre entnommen. Eine
Aussetzung im Gebiet Grüner Brink erfolgte dabei nicht.

Aufgrund der Empfehlungen von Stuhr (2005), des LIFE-BaltCoast-Vegetationsmonitorings (Grell
2006), der Empfehlungen des FFH-Monitorings (Projektgruppe FFH-Monitoring Schleswig-Holstein
2012) sowie der Expertenbereisungen wurde die extensive Beweidung des Salzgrünlandes und der
Dünen sukzessive erweitert. Die Mittel dafür wurden vom Land Schleswig-Holstein als Schutz- und
Entwicklungsmaßnahme bereitgestellt. Die Beweidung erfolgt nur während der Vegetationsperiode
ohne Zufütterung und Düngung; z. Zt. durch Rinder der Rasse Blonde d’Aquitaine eines örtlichen
Landwirtes.

Abb. 4: Beweidung am Grünen Brink
In Hellgrün die zu Beginn des Projekts beweideten Flächen, in Blassgrün die später
hinzugekommenen Flächen mit Jahr des Beweidungsbeginns.

Verbleibende Herausforderungen und Aktionen

Alle geplanten und im Projekt möglichen Maßnahmen wurden im Gebiet durchgeführt.

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Insbesondere die letzte umfangreiche Erweiterung der Pflegebeweidung nach Süden und Westen hat
einige Diskussionen hervorgerufen. Dem immer populärer werdenden Wildnisgedanken und einer
freien Sukzession der Flächen steht hier jedoch die von drei unabhängigen Gutachtern geforderte
Nährstoff- und Streuauflagenreduzierung durch die extensive Beweidung als notwendige
Pflegemethode entgegen.

    2.1.        Fazit
Für eine größere schlagkräftige Wiesenvogelgemeinschaft sind die Grünlandflächen des Gebiets zu
klein. Der Nehrungshaken ist aufgrund der randlichen Störungen durch Kiter und Surfer von der
Bundeswasserstraße Ostsee ebenfalls nur bedingt für koloniebrütende Vogelarten geeignet.
Aus vegetationskundlicher Sicht hat sich die umfangreiche Erweiterung der Pflegebeweidung als sehr
positiv herausgestellt und sollte daher fortgeführt werden.

3. Zustand von Arten und Lebensräumen
    3.1.        Arten
Küstentypische Arten und damit im Fokus des Artenschutzes im Gebiet „Grüner Brink“ sind u. a. die
Kreuzkröte, die Wechselkröte, diverse Strandbrüter wie Austernfischer, Sandregenpfeifer,
Säbelschnäbler, Zwerg- und Flussseeschwalbe sowie die Wiesenvögel Kiebitz und Rotschenkel.
Alpenstrandläufer und Kampfläufer brüteten früher im Gebiet und es gilt ein entsprechendes
Lebensraumpotential zu erhalten. Die Situation anhand der wichtigsten derzeit bekannten Faktoren ist
anhand der SWOT-Analyse dargestellt worden, die ein wichtiges Instrument zur
„Positionsbestimmung“ darstellt. Diese Darstellung dient dazu innere und äußere Faktoren im Gefüge
von Stärken-Schwächen-Chancen und Gefährdungen darzustellen.

        3.1.1.          Kreuzkröte und Wechselkröte
Das Gebiet beherbergt einen vergleichsweise kleinen Bestand von Kreuz- und Wechselkröten. Der
Bestand der Kreuzkröte wird auf 50-100 Rufer geschätzt. Die Wechselkröte war zu Beginn der
Projektlaufzeit nur in Einzelexemplaren vertreten, wird aber inzwischen häufiger. Die
Kreuzkrötenpopulation im Gebiet Grüner Brink ist Bestandteil einer Metapopulation im östlichen
Bereich der nördlichen Seeniederung; die Zahl der im Gebiet festgestellten Tiere variiert daher je nach
Verfügbarkeit ausreichend süßer flacher Gewässer.
Nach dem Sturmhochwasser am 2.12.2006 waren sowohl die große Lagune als der zuvor dicht
besiedelte Weidetümpel versalzen und konnten erst seit 2011 und 2012 nach niederschlagsbedingter
Aussüßung wieder von den Kröten besiedelt werden. Die als Ausweichgewässer genutzte
überschwemmte Deichsenke trocknet in den meisten Jahren zu schnell aus. Hier sind für die Zukunft
im Rahmen von Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen für das NSG weitere Verbesserungen geplant.
Die Entwicklungsmöglichkeit für die Anlage weiterer hochwassersicherer Laichgewässer ist im Gebiet
nicht gegeben. Daher sollte im Rahmen von Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen oder auch im
Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen binnendeichs die Anlage weiterer Laichgewässer weiter verfolgt
werden.
Insgesamt scheint der Bestand der Kreuzkröte stabil und der der Wechselkröte eher in Zunahme
begriffen zu sein. Es besteht jedoch weiterhin Handlungsbedarf, die Bestände dauerhaft zu halten und
ein stabiles Ausbreitungszentrum innerhalb der Metapopulationen an der Nordküste Fehmarns zu
entwickeln.

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Tabelle 1: SWOT-Analyse Situation der Kreuz- und Wechselkrötenpopulation

SWOT Kreuz- u.                                                                                               Hilfreich                                                        Nachteilig
Wechselkröte                                                                       um die Ziele zu erreichen                                                          um die Ziele zu erreichen
                                                                                      Stärken (Strengths)                                                             Schwächen (Weaknesses)
 Innere Ursachen

                               günstigen + nachteiligen

                                                                Guter Landlebensraum                                                               nur wenige geeignete natürliche Laichgewässer - die meisten
                                für die gebietsbezogen

                                  wirkenden Faktoren

                                                                Strände im Schutzgebiet werden nicht beräumt                                       Gewässer sind zu salzig oder trocknen zu schnell aus
                                                                Metapopulation (noch) einigermaßen groß und intakt                                 genaue Populationsgröße und -struktur unbekannt

                                                                                     Chancen (Opportunities)                                                          Gefährdungen (Threats)
                                                                Großteil der Flächen im Eigentum des Landes                                        benachbarter Badestrand wird im Sommer regelmäßig geräumt
 Äußere Ursachen

                               günstigen + nachteiligen
                                für die gebietsbezogen

                                  wirkenden Faktoren

                                                                hauptamtliche Betreuung durch NABU Wasservogelreservat
                                                                Wallnau
                                                                Beweidung nach Naturschutzgesichtspunkten
                                                                kein Verkehr im Schutzgebiet
                                                                Gute Kooperation von NABU und UNB
                                                                notwendige Investionen über Naturschutzgebietsbudget des
                                                                Landes möglich

                                         3.1.2.                                                    Vogelarten

Das Projektgebiet ist zu klein, um bedeutende Wiesenbrütervorkommen beherbergen zu können.

Tabelle 2: SWOT-Analyse der Situation der Wiesenvögel im NSG Grüner Brink

SWOT                                                                                                               Hilfreich                                                    Nachteilig
Wiesenvögel                                                                                                   um die Ziele zu erreichen                                     um die Ziele zu erreichen
                                                                                                                 Stärken (Strengths)                                        Schwächen (Weaknesses)
                                                                                          Lebensraumkomplex nahezu komplett:                            Schutzgebiet ist insgesamt zu klein für große
             Innere Ursachen

                                                günstigen + nachteiligen
                                                 für die gebietsbezogen

                                                  wirkenden Faktoren

                                                                                          feuchte Wiesen und Weiden entsprechen Brutplatzansprüchen     Wiesenvogelgemeinschaft
                                                                                          zahlreiche zusätzliche Nahrungsflächen (Schlick- und          Lebensraumdiversität auf geringem Raum bedingt auch hohes
                                                                                          Flachwasserzonen) vorhanden                                   Potential für Prädatoren

                                                                                                              Chancen (Opportunities)                                         Gefährdungen (Threats)
                                                                                          viele Flächen im Eigentum des Naturschutz                     Störungen durch starke Frequentierung durch Spaziergänger
                                                     für die gebietsbezogen günstigen +
                                                      nachteiligen wirkenden Faktoren

                                                                                          Gute Kooperation von NABU, UNB und Stiftung Naturschutz       und z. T. frei laufende Hunde
             Äußere Ursachen

                                                                                          NABU-Schutzwart im Sommer vor Ort                             benachbarte Strände und Strandwälle zum Teil intensiv
                                                                                          Steuerung der Rinderbeweidung durch NABU                      touristisch genutzt
                                                                                          NABU kümmert sich um die künftige fachliche Entwicklung der
                                                                                          Eigentumsflächen mit eigenem Personal
                                                                                          Weideführung und Wasserhaltung auf den Grünlandflächen
                                                                                          erfolgt nach Naturschutzgesichtspunkten
                                                                                          notwendige Investionen über Naturschutzgebietsbudget des
                                                                                          Landes möglich

                                                                                                                                         8
After-Life-Conservation plan für "Grüner Brink" Zeitraum: 2012-2022 - Stiftung ...
Da ein großer Teil des Strandes einschließlich des kleinen Nehrungshakens im Nordosten des
Gebietes vom April bis September komplett gesperrt ist, besteht ein gewisses Brutplatzpotential für
Strandbrüter. Von 2005 bis 2008 bestand auf dem Nehrungshaken eine kleine Kolonie der Fluss- und
Zwergseeschwalbe, in deren Schutz auch zahlreiche weitere Strandbrüter in höheren Dichten
brüteten. Ab 2007 brach der Bruterfolg trotz erfolgreicher Fuchsabwehr massiv ein. Ab 2009 brüteten
nur noch Einzelpaare und ohne Bruterfolg. Problematisch ist weniger die Nähe zum Badestrand als
die zunehmende Nutzung der Flachwasserbereich durch Kitesurfer. Da in der Ostsee aufgrund ihres
Status    als   Bundeswasserstraße       im    Rahmen      des   amtlichen  Naturschutzes     keine
Nutzungseinschränkungen möglich sind, kommt es hier zu einer sehr starken Beeinträchtigung, die
mit zu der Aufgabe des Koloniestandortes geführt haben dürfte. Problematisch sind schon einzelne
Störungen in der Brutzeit, da störungsunempfindlichere Arten wie Krähen und Möwen ihre Chance zur
Nesterprädation zu nutzen wissen.

Tabelle 3: SWOT-Analyse der Situation der Strand- bzw. Koloniebrüter im NSG Grüner
Brink
SWOT                                                                                     Hilfreich                                                     Nachteilig
Koloniebrüter                                                                   um die Ziele zu erreichen                                       um die Ziele zu erreichen
                                                                                    Stärken (Strengths)                                         Schwächen (Weaknesses)
   Innere Ursachen

                     günstigen + nachteiligen
                      für die gebietsbezogen

                        wirkenden Faktoren

                                                              Angelegte Brutinseln aus Stroh werden gut von                   Nehrungshakenentwicklung innerhalb des Schutzgebietes
                                                              Flussseeschwalben angenommen                                    weitgehend abgeschlossen, weiteres Wachstum führt aus dem
                                                              in trockenem Sommern bietet die große Lagune gute Brutplätze    Schutzgebiete heraus (Badestrand)
                                                              für den Säbelschnäbler, die aufgrund des schlammigen            hoher Prädationsdruck
                                                              Untergrunds vom Fuchs nicht erreicht werden können

                                                                                  Chancen (Opportunities)                                         Gefährdungen (Threats)
                                                              große Teile im Eigentum von NABU, Stiftung Naturschutz, Kreis   benachbarte Strände und Strandwälle zum Teil intensiv
                         für die gebietsbezogen günstigen +
                          nachteiligen wirkenden Faktoren

                                                              oder Land                                                       touristisch genutzt
   Äußere Ursachen

                                                              Große Teile des Strandes im Sommer komplett gesperrt            Starke Störungen der Strände durch Wassersportler auf der
                                                              NABU Wallnau kümmert sich um die künftige fachliche             Bundeswasserstraße Ostsee ohne Befahrensregelung
                                                              Entwicklung der Eigentumsflächen mit eigenem Personal           Gelegevertritt in den zugänglichen Bereichen
                                                              gute Erlebbarkeit der Flächen durch gelenkte Erschließung,      Eutrophierung der Ostsee - reichhaltiger Spülsaum bietet hohes
                                                              NABU-Schutzwart im Sommer vor Ort                               Nahrungspotential für Prädatoren (Fuchs, Großmöwen, Krähen)
                                                              Gute Kooperation von NABU, LLUR, UNB und Stiftung
                                                              Naturschutz
                                                              notwendige Investionen über Naturschutzgebietsbudget des
                                                              Landes möglich

Tabelle 4: Brutvögel am Strandhaken im NSG Grüner Brink 2001-2012

                                                                 2001      2002      2003       2004      2005      2006       2007      2008      2009       2010      2011      2012

Austernfischer                                                   3         ?         1          6         2         3          2         5         3          2         4         2-8

Säbelschnäbler                                                   37        ?         0          40        35        49         2         4         3          2         8         6

Sandregenpfeifer                                                 12        ?         6          10        10        21         20        19        7          7         5         10

Flussseeschwalbe                                                 27        ?         9          10        22        26         12        14        13         9         9         8

Zwergseeschwalbe                                                 1         2         0          0         36        28         11        8         2          1         2         0-1
Zwergseeschwalbe
                                                                 0         0         0          0         53        49         0         0         0          0         0         0
Schlupferfolg
Zwergseeschwalbe
                                                                 0         0         0          0         >25       >25        0         0         0          0         0         0
Bruterfolg

(Datenerhebung im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung durch den NABU Schleswig-Holstein, aus
Originaldaten zu den jährlichen NSG-Betreuungsberichten entnommen)

                                                                                                               9
After-Life-Conservation plan für "Grüner Brink" Zeitraum: 2012-2022 - Stiftung ...
Abb. 5: Für die Flussseeschwalben werden schon seit vielen Jahren im Ostbereich der großen Lagune
kleine Brutinseln aus Stroh ausgebracht, die sowohl von Flussseeschwalbe als auch Lachmöwe als
Brutplatz genutzt erfolgreich werden. Foto: Martin Altemüller

Auch wenn das Gebiet als Brutplatz für Watvögel aufgrund seiner geringen Größe nur eine
untergeordnete Rolle spielt, so ist es doch von hoher Bedeutung als Rastplatz, vor allem auf dem
Wegzug. So können im Herbst praktisch alle regelmäßig in Mitteleuropa durchziehenden
Watvogelarten hier beobachtet werden. Beim Goldregenpfeifer werden regelmäßig Rastbestände bis
10.000 Tiere erreicht.

   3.2.        Lebensräume

Das Projektgebiet Grüner Brink ist insgesamt naturnah ausgebildet, mit einer großen Lagune, die
einen unregelmäßigen Zugang zur Ostsee hat und den großen Strandwall- und Dünenbereichen
unterschiedlichen Alters. Der Strand mit dem Strandwall sowie die Primär- und Weißdünen sind
insgesamt naturnah ausgebildet. Größtes Problem ist dort die bereits erhebliche Besiedlung mit
Kartoffelrosen, einem invasiven Neophyt, auf einer Fläche von etwa 7.000 m². Die Rosenbestände
werden sich ohne Maßnahmen weiter ausdehnen und langfristig die heimische Vegetation
verdrängen.

Gefährdete Pflanzenarten im Projektgebiet
(Quellen: Grell 2006, FFH-Monitoring 2008, eig. Daten)

Rote Liste 0 = ausgestorbene oder verschollene Pflanzenarten
Silene viscosa Klebriges Leimkraut 2009: 15 Fruchtstände

Rote Liste 1 = Vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten
Dianthus superbus Pracht-Nelke 2009: 100 Ex.

                                                10
Gentianella cempestris ssp baltica Baltischer Fransenenzian 2009: 1 Ex.
Radiola linoides Zwerg-Lein > 1.000 Ex.

Rote Liste 2 = stark gefährdete Pflanzenarten
Bassia hirsuta Rauhaarige Dornmelde
Inula britannica Wiesen-Alant ca. 200 Ex.
Ophioglossum vulgatum Gewöhnliche Natternzunge Mehrere 10.000 Ex.
Phleum arenarium Sand-Lieschgras > 100.000
Sagina nodosa Knotiges Mastkraut
Samolus valerandi Salz-Bunge

Rote Liste 3 = Gefährdete Pflanzenarten
Artemisia campestris Feld-Beifuß
Centaurium erythraea Echtes Tausendgüldenkraut mehrere kleine Vork.
Centaurium pulchellum Kleines Tausendgüldenkraut > 10.000 Ex.
Echium vulgare Gewöhnlicher Natternkopf verbreitet
Eryngium maritimum Stranddistel 2006: 3 Pflanzen
Lathyrus maritimus Strand-Platterbse > 10.000 Ex.
Viola canina Hunds-Veilchen ca. 1.500 Ex.

Pflanzenarten der Vorwarnliste (V)
Agrimonia eupatoria Kleiner Odermenning
Calluna vulgaris Besenheide
Carex arenaria Sand-Segge
Carex nigra Wiesen-Segge
Centaurea jacea Wiesen-Flockenblume
Corynephorus canescens Silbergras
Crambe maritima Meerkohl > 500 Ex.
Festuca ovina Echter Schaf-Schwingel
Hieracium umbellatum Doldiges Habichtskraut
Hydrocotyle vulgaris Gemeiner Wassernabel
Lotus corniculatus Gewöhnlicher Hornklee
Lotus pedunculatus Sumpf-Hornklee
Luzula campestris Feld-Hainsimse
Pimpinella saxifraga Kleine Pimpinelle
Potentilla argentea Silber-Fingerkraut
Ranunculus bulbosus Knolliger Hahnenfuß

Artenschutzaspekte:
Bei der Erstkartierung im Rahmen des LIFE-BaltCoast-Projektes konnten 2006 am Grünen Brink
bereits eine hohe Anzahl von Pflanzenarten festgestellt worden, darunter auch viele seltene und
gefährdete Arten (s.o.). Die meisten Vorkommen dieser Arten waren bereits hinreichend geschützt, bei
konsequenter Umsetzung des Konzeptes und der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden positive
Bestandsentwicklungen vorhergesagt.
Für einige Arten wurden gezielte Pflegemaßnahmen vorgeschlagen: Pracht-Nelke (Dianthus
superbus) und Baltischer Fransenenzian (Gentianella campestris ssp. baltica) benötigen Störstellen
und offenen, nährstoffarmen Boden in der Heide. Sie waren und sind dort durch die Verbrachung und
Verbuschung akut gefährdet.
Bereits Stuhr (2005) schreibt zum südwestlichen Randbereich des NSG Grüner Bink: „Die Fläche wird
z.Zt. von einer gut entwickelten Wildkaninchenpopulation beweidet, was neben der sich hier stark
verjüngenden Calluna vulgaris auch den beiden vom Aussterben bedrohten Arten zugute zu kommen
scheint. Es wäre zu überlegen, ob eine großflächige Extensivbeweidung (Rinder/Schafe) eine
dauerhafte Bestandssicherung der Zielarten gewährleisten kann. Sie würde sich zumindest positiv auf
die stark überalterten Calluna-Bestände entlang des in der Nähe verlaufenden Wanderweges
auswirken. Dringend kritisch zu beobachten ist in jedem Fall die weitere Entwicklung der am Rande
der Fläche siedelnden Kartoffelrosenbestände (Rosa rugosa), sie sollten bei weiterer Expansion
vorsichtshalber unter Schonung der hier beschriebenen Fläche entfernt werden.“

                                                11
Während der Projektlaufzeit ist der Bestand von Wildkaninchen aufgrund von Krankheiten
zusammengebrochen.
Daher wurde bereits nach dieser ersten Bestandsaufnahme eine deutliche Ausweitung der
Pflegebeweidung sowie teilweise eine mechanische Entfernung von Kartoffelrosen vorgeschlagen
(Grell 2006).

Das FFH-Monitoring aus dem Jahr 2008 weist Teile des Gebietes als in einem ungünstig-
unzureichenden Erhaltungszustand aus. Dies betrifft vor allem die LRT 2150 Graudünen und 2190
feuchte Dünentäler. Auch hier wurde die Beibehaltung und Ausweitung einer Pflegebeweidung
empfohlen (Projektgruppe FFH-Monitoring Schleswig-Holstein 2012).

Abb.6: Erhaltungszustand NSG Grüner Brink gemäß FFH-Kartierung 2008 (Projektgruppe FFH-
Monitoring Schleswig-Holstein 2012)
Bewertung der Artenvielfalt (A) nach lebensraumspezifischem Steckbrief und Bewertungsschema
Grün = Erhaltungszustand günstig (A), gelb = Erhaltungszustand ungünstig - unzureichend (B), rot =
Erhaltungszustand ungünstig – schlecht (C)

                                               12
Abb.7: Erhaltungszustand NSG Grüner Brink gemäß FFH-Kartierung 2008 (Projektgruppe FFH-
Monitoring Schleswig-Holstein 2012)
Bewertung der Habitat/Strukturvielfalt (S)       nach lebensraumspezifischem Steckbrief und
Bewertungsschema
Grün = Erhaltungszustand günstig (A), gelb = Erhaltungszustand ungünstig - unzureichend (B), rot =
Erhaltungszustand ungünstig – schlecht (C)

Abb.8: Erhaltungszustand NSG Grüner Brink gemäß FFH-Kartierung 2008 (Projektgruppe FFH-
Monitoring Schleswig-Holstein 2012)
Bewertung der Beeinträchtigung (B) nach lebensraumspezifischem Steckbrief und Bewertungsschema
Grün = Erhaltungszustand günstig (A), gelb = Erhaltungszustand ungünstig - unzureichend (B), rot =
Erhaltungszustand ungünstig – schlecht (C)

                                               13
Abb.9: Erhaltungszustand NSG Grüner Brink gemäß FFH-Kartierung 2008 (Projektgruppe FFH-
Monitoring Schleswig-Holstein 2012)
Zusammenführung der vorigen Bewertungen nach Pinneberger Schema.
Grün = Erhaltungszustand günstig (A), gelb = Erhaltungszustand ungünstig - unzureichend (B), rot =
Erhaltungszustand ungünstig – schlecht (C)

Bei der Abschlusskartierung 2010 stellte Grell (2011) fest:
Am Grünen Brink haben durch die natürliche Küstendynamik und mehrfach über den Strandwall in die
große Lagune eintretenden Hochwässer der Ostsee sowie durch die Erweiterung der extensiven
Beweidung in die ufernahen Bereiche des Schutzgebiets deutliche Entwicklungen stattgefunden.
Durch die hohen Wasserstände und die Überflutungen der flachen Ufer an der Großen Lagune des
Grünen Brinks haben sich in Kombination mit der Beweidung viele Standorte mit Salzgrünland
merklich verändert. Es wurde dort die ehemals noch vorhandene Altstreu abgebaut und es wurden die
schmalen Röhrichte aufgelockert, teils ganz zurückgedrängt.
Die Ufervegetation ist niedriger und sehr viel stärker von blütenreichen Salzarten besiedelt, dazu
zählen besonders Queller, Rauhaarige Dornmelde, Laugenblume, Salz-Schuppenmiere und
Milchkraut. Auf niedrigerem Niveau haben sich Salz-Binse, Einspelzige Schuppensimse, Salz-
Hornklee, Erdbeerklee, Krähenfuß-Wegerich und Meerstrand-Wegerich ausgebreitet. Vereinzelt
wurden erste Bestände mit Salz-Astern gefunden.
In den beweideten und deutlich aufgelockerten Röhrichten haben sich Salz- und Pionierarten
ausgebreitet. Die Röhrichte sind, so noch vorhanden, lückiger und niedrigwüchsiger geworden. Schilf
und Meerstrand-Simse werden zurückgedrängt und konkurrenzschwache Lichtarten wandern ein.
Dazu zählt auch die Hain-Segge, der Gift-Hahnenfuß, Blutweiderich, Ufer-Wolfstrapp und der
Breitblättrige Lattich.
Durch die Ausweitung der extensiven Beweidung auf die vorderen Flächen an der Großen Lagune
sind dort die dichten Auflagen an Altstreu abgebaut worden. Auf vielen Standorten breiten sich
Grasnelkenfluren und andere sehr blütenreiche Bestände mit spezifischen Küstenarten aus. Die
jungen Gehölze werden verbissen und zurückgedrängt. Durch die Beweidung wurden die teils sehr
dichten Bestände mit Kartoffelrose aufgelockert und in ihrer weiteren Ausbreitung gehindert. Einige
ehemals sehr hohe Bestände der Kartoffelrose werden als Lagerfluren von den Rindern genutzt und
erheblich geschädigt. In anderen Bereichen ist die Schädigung geringer, dort werden vor allem die
Früchte und die Spitzen des Neuaustriebs der Kartoffelrosen abgeweidet. Während im beweideten
Teil die gewünschten Effekte recht deutlich sind, breiten sich die Kartoffelrosen vor dem Zaun in den
unbeweideten Weißdünen weiter aus und begründen etliche neue Siedlungsstellen.

                                                  14
Im Westteil des Schutzgebiets jenseits es Mittelwegs und auf den östlichen Flächen östlich des
Strandwegs haben keine wesentlichen strukturellen Veränderungen stattgefunden. Dort ist die
Sukzessionsentwicklung weiter vorangeschritten und im Uferbereich hat es Veränderungen durch die
natürliche Küstendynamik gegeben. Einen merklichen Effekt haben die hohen und lang anhaltenden
Schneelagen des letzten Winters gehabt. Dabei ist die Streu heruntergedrückt worden und es ist viel
Bruchschilf entstanden.
Die festgestellten Entwicklungen der Vegetation am Grünen Brink sind anhand der Zielvorgaben für
das BaltCoast-Projekt naturschutzfachlich überwiegend positiv zu beurteilen. Es wurden durch eine
Ausweitung der Pflegebeweidung auf einige der zuvor verbrachten Küstenstandorte die dortigen
Lebensraumtypen und Artvorkommen verbessert. Die charakteristischen Pflanzenarten und
insbesondere die küstenspezifischen und seltenen Arten werden durch die extensive
Pflegebeweidung gefördert. Die eingetretenen Entwicklungstendenzen sind unter dem Regime der
jetzigen Pflegenutzung und des Weidemanagements noch nicht abgeschlossen. Die positiven Effekte
werden sich weiter verstärken und könnten im Schutzgebiet auf weitere Flächen ausgedehnt werden.
Grell (2012) stellt in seinem Abschlussbericht fest: Die 2010 festgestellten Entwicklungen der
Vegetation am Grünen Brink haben sich bis 2012 weiter fortgesetzt und sind anhand der Zielvorgaben
für das BaltCoast-Projekt naturschutzfachlich überwiegend als positiv zu beurteilen.

Letztlich bleibt bezüglich der im und nach dem LIFE-BaltCoast-Projekt umgesetzten Maßnahmen die
Bewertung in der nächsten Kartierungsrunde abzuwarten, da die vorliegende Kartierung zu Beginn
vieler Maßnahmen erfolgte und daher entscheidende Veränderungen noch nicht zu erwarten waren.
Die Empfehlungen aus der Kartierung, insbesondere bezüglich der Pflegebeweidung wurden soweit
möglich weitgehend umgesetzt.

Tabelle 5: SWOT-Analyse der Situation der Lebensraumtypen im NSG Grüner Brink

SWOT                                                                                               Hilfreich                                                  Nachteilig
Lebensräume                                                                                 um die Ziele zu erreichen                                     um die Ziele zu erreichen
                                                                                                Stärken (Strengths)                                      Schwächen (Weaknesses)
 Innere Ursachen

                   günstigen + nachteiligen
                    für die gebietsbezogen

                     wirkenden Faktoren

                                                                         Lebensraumkomplex komplett                                   Zunehmende Flächenanteile der Dünen LRT auf dem Strandwall
                                                                         artenreiches Salzgrünland                                    sind mit Rosa rugosa bewachsen.
                                                                         natürliche Hydrologie, unbedeicht                            geringe Größe des Gebietes
                                                                         weitgehend ungestörte Uferdynamik                            Inselbedingte Isolierung erschwert Neubesiedlung (Pflanzen)
                                                                         Strände ungeräumt

                                                                                             Chancen (Opportunities)                                      Gefährdungen (Threats)
                       für die gebietsbezogen günstigen + nachteiligen

                                                                         große Teile im Eigentum des Landes                           Eutrophierung (äolisch und durch benachbarte
                                                                         langjährige Naturschutz-Managementerfahrung vor Ort          Landwirtschaftsentwässerung (Schöpfwerk Puttgarden) in die
 Äußere Ursachen

                                                                         NABU Wallnau kümmert sich um die künftige fachliche          Ostsee)
                                     wirkenden Faktoren

                                                                         Entwicklung mit eigenem Personal                             "Wildnis" vs. Pflegenutzung-Konflikt (LLUR)
                                                                         gute Erlebbarkeit der Flächen durch gelenkte Erschließung,
                                                                         NABU Schutzwart im Sommer vor Ort
                                                                         Naturschutzbeweidungsmanagement zeigt positive Effekte auf
                                                                         LRT
                                                                         Gute Kooperation von NABU und UNB
                                                                         notwendige Investionen über Naturschutzgebietsbudget des
                                                                         Landes möglich

                                                                                                                          15
4. Empfehlungen für das künftige Management
    4.1.       Für den Erhalt des jetzigen Status
Folgende Maßnahmen sind zum Erhalt des Zustandes der entsprechenden Lebensraumtypen (LRT)
und Arten erforderlich:
Für die Lebensraumtypen 1140, 1150, 1210, 1220 und 2110 ist eine Reduzierung der
Nährstoffeinträge in die Ostsee erforderlich. Dies muss jedoch überregional an übergeordneter Stelle
erfolgen und ist nicht über das Gebietsmanagement regelbar. Für die Lebensraumtypen 1330, 2120,
2130, 2150, und 2190 sind hingegen Maßnahmen im Gebiet möglich und auch erforderlich. Details
siehe nachfolgende Tabelle:

Tabelle 6: Erhaltungsmaßnahmen im NSG Grüner Brink
Abkürzungen: LLUR - Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, UNB – Untere
Naturschutzbehörde des Kreises Ostholstein, NABU - NABU Wasservogelreservat Wallnau

LRT oder Art     Ziel                     Maßnahme                    Finanzierung             Wer?
Salzwiese        Kurzrasigkeit            Sommerbeweidung mit         Derzeit über             NABU
                 erhalten                 Rindern                     landwirtschaftliche      mit
                                                                      Subventionen             Pächter
Weißdünen        Verdrängung von          Sommerbeweidung mit         S+E-Mittel des Landes    LLUR
                 Rosa rugosa              Rindern                     über UNB/LLUR            mit
                                                                      (Zäune)                  NABU
Graudünen        Verdrängung von          Sommerbeweidung mit         S+E-Mittel des Landes    LLUR
                 Rosa rugosa und          Rindern                     über UNB/LLUR            mit
                 Reduzierung                                          (Zäune)                  NABU
                 stickstoffbegünstigter
                 Vegetation
Braundünen       Reduzierung              Sommerbeweidung mit         S+E-Mittel des Landes    LLUR
                 stickstoffbegünstigter   Rindern                     über UNB/LLUR            mit
                 Vegetation                                           (Zäune)                  NABU

Feuchte          Reduzierung              Sommerbeweidung mit         S+E-Mittel des Landes    NABU
Dünentäler       stickstoffbegünstigter   Rindern                     über UNB/LLUR            mit
                 Vegetation                                           (Zäune)                  Pächter
Bewaldete        Schutz vor zu            Anpassung der                                        NABU
Dünen            starkem Verbiss          Weidenutzung, so dass                                mit
                                          ein Aufkommen von                                    Pächter
                                          Gehölzen nicht
                                          verhindert wird

Wiesenvogel-     Kurzrasiges (5-20        Sommerbeweidung mit         Derzeit über             NABU
Brut- und        cm), strukturiertes,     Rindern mit geeigneter      landwirtschaftliche      mit
Rastlebens-      artenreiches             Weideführung (gute          Subventionen             Pächter
raum             Grünland als             Brutflächen zur Brutzeit
                 günstiger                nicht mehr als 1 Tier pro
                 Brutlebensraum für       ha bzw. ggf.
                 Rotschenkel, Kiebitz,    Weideruhe)*
                 etc.
Wiesenvogel-     Erfassung von            Monitoring                  NSG Betreuung,           NABU
bestand          Veränderungen                                        jährlich,
                                                                      alle 6 Jahre staatlich   LLUR
Kreuz- und       Erfassung von            Monitoring (von Rufern      jährlich                 NABU
Wechselkröte     Veränderungen            besiedeltes Areal und       alle 6 Jahre staatlich
                                          Reproduktion)                                        LLUR

                                                  16
Die Restbestände von seltenen Arten wie z. B. Prachtnelke (Dianthus superbus) und Klebrigem
Leimkraut (Silene viscosa) sind ebenfalls regelmäßig (möglichst jährlich) zu erfassen und hinsichtlich
der Auswirkung der Beweidung zu überwachen.

    4.2.        Ergänzende Maßnahmenvorschläge

Das NSG Grüner Brink unterliegt einem starken Besucherdruck und bedarf daher zumindest während
des Sommerhalbjahres einer permanenten personellen Betreuung vor Ort. Dies fand in der
Vergangenheit durch Zivildienstleistende statt, inzwischen kommt hier für ein Teilnehmer der
Bundesfreiwilligendienstes zum Einsatz. Die Unterbringung erfolgt bisher von April bis Ende Mai im
Versorgungsgebäude der Stadt Fehmarn südöstlich außerhalb des Schutzgebietes. Von Juni bis
September steht diese Unterkunft jedoch nicht zur Verfügung, da sie dann von der DLRG zur
Bewachung des Badestrandes benötigt wird. Bisher erfolgt daher für diese Zeit ein Umzug des
Schutzwartes in einen Bauwagen im NSG. Diese Art der Unterbringung macht es allerdings sehr
schwer, Bundesfreiwillige für den Einsatz im NSG Grüner Brink zu finden.
Zur Lösung dieses Problems wird der Bau einer festen Schutzwarthütte im Bereich des derzeitigen
Bauwagenstandortes angestrebt. Die Hütte soll hochwassersicher auf Stelzen errichtet werden und
mit einer Aussichtsplattform für Besucher kombiniert werden.
Teilweise weist der Grüne Brink noch recht artenreiche Pflanzenbestände auf, jedoch fehlen auch
einige Arten, die früher hier vorkamen, teilweise sind die Bestände sehr klein. Neben dem
notwendigen Erhalt der noch verbliebenen Arten ist daher auch eine Wiederansiedlung gefährdeter
Arten an entsprechend geeigneten Standorten in Erwägung zu ziehen.

                                                  17
5. Summary
The project achieved an improvement for following aspects:
   • Improvement of salt meadows and dunes by increase of summer cattle grazing.
   • Re-establishment of a green toad population
   • Begin of radication of Rosa rugosa by grazing in the dunes

Tabel 6e: Necessary actions to keep the conservation status at Gruener Brink

Abbreviation: LLUR – Agency for agriculture, environment and rural areas, NABU – NABU
Waterbird reserve Wallnau, UNB - district conservation authority Ostholstein

Habitat type     Aim                           Action                Funds                        Who?
or species
Salt meadows     Keep sward short              Cattle summer         CAP via agricultural         NABU
                                               grazing               subsidies for the pasture    with
                                                                     (area depending subsidy)     tennant
                                                                                                  farmer
White dunes      Reduction of Rosa rugosa      Cattle summer         S+E-budget                   NABU
                                               browsing              of federal state via         with
                                                                     UNB/LLUR (fences)            tennant
                                                                                                  farmer
Grey dunes       Reduction of Rosa rugosa      Cattle summer         S+E-budget                   NABU
                 and reduction of nitrophile   grazing and           of federal state via         with
                 vegetation                    browsing              UNB/LLUR (fences)            tennant
                                                                                                  farmer
Brown dunes      reduction of nitrophile       Cattle summer         S+E-budget                   NABU
                 vegetation                    grazing               of federal state via         with
                                                                     UNB/LLUR (fences)            tennant
                                                                                                  farmer
Dune slacks      reduction of nitrophile       Cattle summer         S+E-budget                   NABU
                 vegetation                    grazing               of federal state via         with
                                                                     UNB/LLUR (fences)            tennant
                                                                                                  farmer
Woodes           Protection against            Adaption of pasture                                NABU
dunes            excessive browsing            use so that trees                                  with
                                               and bushes can                                     tennant
                                               grow                                               farmer
Meadow bird      Short sward (5-20 cm) in      Summer grazing         CAP via agricultural        StN with
breeding and     a structured low              with cattle           subsidies for the pasture    tennant
roosting sites   productive pasture with                             (area depending subsidy)     farmer
                 breeding habitats for red
                 shank, lapwing and
                 avocet, etc.
Meadow bird      Detecting population          Monitoring of         Reserve manager              NABU
population       trends                        breeding and          annually, every sixth year
                                               resting birds         by federal state agency      LLUR
Natterjack       Detecting population          Monitoring            Yearly /                     NABU /
toad and         trends                                              every sixth year by          LLUR
green toad                                                           federal state agency

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6. Quellennachweis:
Altemüller, Martin (2007): Das NSG Grüner Brink auf Fehmarn. Seevögel 28, Sonderband zu
100 Jahre Seevogelschutz an deutschen Küsten, Festschrift des Verein Jordsand.
Ahrensburg. S. 68-69.

Grell, Heiko (2006): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2006
Kartierung von Flora und Vegetation in elf Natura 2000 Gebieten an der Ostseeküste
Schleswig-Holsteins. Unveröffentlichtes Gutachten von GGV Freie Biologen im Auftrag des
Landesamtes für Natur und Umwelt & Stiftung Naturschutz S-H, Felm, 109 S.

Grell, Heiko (2011a): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2010 –
Zwischenbericht zur Entwicklung der Pflanzenarten und Vegetation. Unveröffentlichtes
Gutachten von GGV Freie Biologen im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt &
Stiftung Naturschutz S-H, Felm, 39 S.

Grell, Heiko (2011b): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2010 –
Entwicklung von 121 ausgewählten Pflanzenarten. Unveröffentlichtes Gutachten von GGV
Freie Biologen im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt & Stiftung Naturschutz S-
H, Felm, 135 S.

Grell, Heiko (2011c): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2010 –
Entwicklung von Gehölzen. Unveröffentlichtes Gutachten von GGV Freie Biologen im Auftrag
des Landesamtes für Natur und Umwelt & Stiftung Naturschutz S-H, Felm, 33 S.

Grell, Heiko (2011d): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2010 –
Entwicklung ausgewählter Strukturen – 14 Strukturparameter in 362 Ploygonen.
Unveröffentlichtes Gutachten von GGV Freie Biologen im Auftrag des Landesamtes für Natur
und Umwelt & Stiftung Naturschutz S-H, Felm, 67 S.

Grell, Heiko (2011e): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2010 –
Strukturentwicklung in elf Gebieten – Folgekartierung – 362 Ploygonbögen.
Unveröffentlichtes Gutachten von GGV Freie Biologen im Auftrag des Landesamtes für Natur
und Umwelt & Stiftung Naturschutz S-H, Felm, 67 S.

Grell, Heiko (2012): Life - Lagunen - Projekt “BaltCoast”:Vegetationsmonitoring 2006 / 2010
Kartierung von Flora und Vegetation in elf Natura 2000 Gebieten an der Ostseeküste
Schleswig-Holsteins. Unveröffentlichtes Gutachten von GGV Freie Biologen im Auftrag des
Landesamtes für Natur und Umwelt & Stiftung Naturschutz S-H, Felm, 134 S.

Kolligs, Detlef (2007): Zur Schmetterlingsfauna der Brackwasserröhrichte und
Küstenlebensräume in den schleswig-holsteinischen Gebieten des „Life-Baltcoast“-Projektes.
Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, 18 S.

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (2006): Gebietsspezifische
Erhaltungsziele (gEHZ) für FFH-Vorschlagsgebiete in Schleswig-Holstein, hier:
Erhaltungsziele für das als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung benannte Gebiet DE-
1532-391 „Küstenstreifen West- und Nordfehmarn“, Amtsblatt Schleswig-Holstein 39/40, S.
190, im Internet veröffentlicht unter http://www.schleswig-
holstein.de/UmweltLandwirtschaft/DE/NaturschutzForstJagd/_DL/Amtsblatt_FFH_02102006
_PDF__blob=publicationFile.pdf

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Projektgruppe FFH-Monitoring Schleswig-Holstein (2012): Folgekartierung/Monitoring
Lebensraumtypen in FFH-Gebieten und Kohärenzgebieten in Schleswig-Holstein 2007-2012.
Textbeitrag zum FFH-Gebiet Küstenstreifen West- und Nordfehmarn (1532-391). Gutachten
im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein, 28 S. Im Internet veröffentlicht unter
http://www.umweltdaten.landsh.de/public/natura/pdf/monitoring_inet/1532-391/1532-
391Monitoring_Text.pdf.

Stuhr, Joachim (2005): Datenbankgestütze Inventarisierung seltener, gefährdeter und
gebietstypischer Pflanzenarten des Naturraums Nordoldenburg/Fehmarn zur Vorbereitung
eines Artenschutzprogramms „blütenreiche Straßenränder” – Abschlussbericht. Nicht
veröffentlichtes Gutachten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel – Ökologie-Zentrum,
Fachabteilung Geobotanik im Auftrag des Landesamt für Natur und Umwelt des Landes
Schleswig-Holstein. Kiel, 89 S.

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