Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster

Die Seite wird erstellt Vera Kaiser
 
WEITER LESEN
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
DAS MAGAZIN FÜR KUNSTSTOFF UND KOOPERATION

Ausgabe 2 - Juni 2019    aktuell
KREISLAUFWIRTSCHAFT
Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären
ab Seite 4

Weitere Themen: Extrusion, Biopolymere

                                                               Bild: Plast-IQ

                                                www.kunststoff-cluster.at
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
EDITORIAL
                                                                                               INHALT
                                                                                               Editorial, Impressum                                                 2

                                                                                               Mensch und Branche
                                                                                               Kunststoff neu denken                                                3

                                                                                               Kreislaufwirtschaft
                                                                                               Gastbeitrag Emile Van Eygen                                          4
                                                                                               LIT Factory – Fabrik der Zukunft                                     6
                                                                                               Fachtagung Kreislaufwirtschaft                                       7
                                                                                               Interview Rudolf Wölfer, Borealis                                    8
    Pionierarbeit heute wie gestern – für morgen                                               Faserabfall-Recycling                                                10
                                                                                               PET-Recycling                                                        10
    Auch wenn nur wenige im Licht einer breiten Öffentlichkeit stehen: Viele österreichische   Leitprojekt CIRCUMAT                                                 11
    Kunststoffunternehmen sind im internationalen Spitzenfeld zu finden. Entlang der ge-       Pflanzbox U-greeny                                                   12
    samten Wertschöpfungskette leisten sie permanent Pionierarbeit und festigen mit ihren
    Innovationen die Vorreiterrolle des heimischen Kunststoff-Standorts.                       Recycling
                                                                                               Innplast                                                             14
    Diese Kompetenzen und Innovationen werden wir als führender Kunststoffstandort Eu-         Saubermacher                                                         14
    ropas auch brauchen, steht die Branche doch vor einer Reihe von Herausforderungen.         MGG Polymers                                                         14
    Allen voran entwickelt das Thema Kreislaufwirtschaft eine Dynamik, der wir in diesem       Thermowhite                                                          15
    Heft mit einer Reihe von Beiträgen begegnen: Emile van Eygen von der TU Wien liefert       Recycling von Textilabfällen                                         16
    eine eindrucksvolle Zusammenstellung zum Thema Post-Consumer-Abfälle. Beirat Ru-           Plattform Qualitätsmanagement                                        16
    dolf Wölfer von Borealis zeigt im Interview auf, welche Herausforderungen die Kreislauf-
    wirtschaft meistern muss.                                                                  Extrusion
                                                                                               Gastbeitrag Kenny Saul                                               17
    Weiters berichten wir über die Eröffnung der LIT Factory an der JKU in Linz. Wir stellen   SML                                                                  18
    auch zwei erfolgreich abgeschlossene Kooperationsprojekte vor, die zeigen, was beim        COLLIN                                                               18
    Recycling bereits alles möglich ist und informieren über zwei neue Projekte, mit denen     KC-Partner im Profilbereich                                          19
    Unternehmen und Wissenschaft an nächsten Entwicklungsschritten auf dem Weg zur             Extrudierte Platten und Folien                                       20
    Kreislaufführung von PET und Polyolefinen forschen und entwickeln.                         Partner-News                                                         22

                                                                                               Biokunststoffe
    Zum Schluss bleibt uns noch, zwei Einladungen auszusprechen:                               Biopolymer Team                                                      24
                                                                                               AGENACOMP                                                            25
    Der Polymerkongress wird heuer im Zeichen des Kunststoff-Standorts stehen und wir
    haben für den 28. November in Puchberg bei Wels ein Programm mit unseren Beiräten,         Kooperationen
    Unternehmen und Forschern des Kunststoffstandorts zusammengestellt, das die The-           ART:enreich                                                          26
    men der Gegenwart und Zukunft adressiert - vom Global Player bis zum Start-up.
    www.polymerkongress.at                                                                     Veranstaltungen
                                                                                               Polymerkongress                                                      28

    Und schließlich: 20 Jahre und ein Danke an Sie als Partner feiern wir am 5. September.     SCHWERPUNKTE NÄCHSTE AUSGABE
    Nehmen Sie sich die Zeit für eine Reise in die Vergangenheit, einen Abend unter dem        Spritzguss und Werkzeugbau, Digitalisierung,
    Motto „Casual Beach“ und wie immer guten Gesprächen für Morgen!                            Bauteilentwicklung/Simulation

    Danke für Ihre Treue

                                                                                               Impressum & Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz
                                                                                               Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Kunststoff-Clusters und seiner
                                                                                               Partnerunternehmen sowie News aus der Kunststoff-Branche. Der Kunst-
                                                                                               stoff-Cluster ist eine gemeinsame Initiative der Länder Oberösterreich und
                                                                                               Niederösterreich. Träger sind die regionalen Standortagenturen Business
                                                                                               Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Bu-
                                                                                               siness Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Redaktionsadresse:
                                                                                               Hafenstraße 47-51, 4020 Linz, Telefon: +43 732 79810-5115, Fax: +43 732
    Ing. Wolfgang Bohmayr, Cluster-Manager,           Ing. Harald Bleier, Cluster-Manager,     79810-5110, E-Mail: kunststoff-cluster@biz-up.at, www.kunststoff-cluster.at.
                                                                                               Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA, Redaktion:
    Büro Linz                                         Büro St. Pölten                          Ing. Wolfgang Bohmayr, Mag. Petra Danhofer, Mag. Tamara Gruber-Pumber-
                                                                                               ger, Mag. Markus Käferböck, DI Florian Kamleitner, Ullrich Kapl, DI Christian
                                                                                               Mayr, DI Hermine Wurm-Frühauf. Grafik/Layout: Agentur Timber. Bildmate-
                                                                                               rial: alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria – OÖ
                                                                                               Wirtschaftsagentur GmbH/Kunststoff-Cluster.
                                                                                               Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausge-
                                                                                               bers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen entgeltliche Informations-
                                                                                               arbeit des KC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger
                                                                                               Bearbeitung ohne Gewähr; eine Haftung ist ausgeschlossen.

2   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
MENSCH UND BRANCHE

„KUNSTSTOFF NEU DENKEN“ – abseits von
Technologie und herkömmlichen Innovationsmustern
Haben Sie auch das Gefühl, den Raum außerhalb der gewohnten                   * Braucht es eine völlig neue Form der Zusammenarbeit in unseren
Denk- und Handlungsräume erkunden zu wollen? Dann diskutieren                    Unternehmen?
Sie mit uns und tauchen ein ….                                                * An welcher Stelle braucht es Paradigmenwechsel?
in eine Welt spannender Fragen und Antworten …
                                                                             Moderiert wird dieses Format von Gerhard Filzwieser. Selbst Unter-
 * Warum wir jetzt eine klare Identität benötigen.                           nehmer in der Kunststoffindustrie, beschäftigt er sich schon länger mit
 * Was treibt uns wirklich an? Warum tun wir, was wir tun?                   solchen Fragen und teilt gerne Gedanken und Erfahrungen mit Ihnen.
 * Welche Haltung, welche Werte wollen wir jetzt und in Zukunft vertreten?   Dieses Format ist als Fortsetzungsformat angedacht. Es folgt aber kei-
 * Warum mehr Fühlen und Intuition besser sein könnten, anstatt             ner fixen Agenda … sondern nur den Interessen und der Neugier der
    ständig die Zukunft zu planen …                                          Teilnehmer.

Das sagen die Beiräte
                     Markus Brunnthaler, MIRAPLAST GmbH                                             Elfriede Hell, HASCO AUSTRIA
                     „Es bedeutet einerseits, die Anwendungen/Tech-                                 „In der Industrie denken wir Kunststoff täglich neu.
                     nologien und Materialien weiter voranzutreiben.                                Für mich als Beirat muss die Nachhaltigkeit in
                     Hier ist noch viel möglich und Österreich hat gro-                             der gesamten Wertschöpfungskette (z.B. Design-
                     ßes Potenzial. Andererseits heißt es, auch Kunst-                              2recycle) neu gedacht werden. Und das beinhaltet
                     stoff konsequent bis ans Ende zu denken. Wenn                                  die objektive Kommunikation zum und Involvierung
                     uns die Medien in vielen Bildern zeigen, wie es                                vom mündigen Konsumenten anstelle von Verbo-
                     nicht sein darf, müssen wir Antworten und Kon-                                 ten aus populistischem Kalkül.“
                     zepte finden, wie es sein soll.“

                     Franz Reitbauer, LITHOS Natural                                                Christian Wind, Wind Thermoplasthandel
                     „Für uns als LITHOS heißt das, dass alle Glieder                               „Wir haben schon im Rahmen des Projektes
                     der Wertschöpfungskette Kunststoff als WERT-                                   Rec2Tec-Part, gemeinsam mit der Montanuni-
                     STOFF begreifen sollen. Nachhaltig designt, ver-                               versität Leoben und Kunden gezeigt, wie man
                     arbeitet und (wieder)verwendet ist er unersetzli-                              erfolgreich Bauteil- und Recyclingprodukte auf-
                     cher und sogar ökologisch sinnvoller Bestandteil                               einander abstimmt, um ein funktionierendes
                     unserer Gesellschaft.“                                                         Endprodukt zu erhalten.“

                                                                                                                      DI, 20. AUGUST 2019
                                                                                                                      AB 15:00 UHR
                                                                                                                      LIT Open Innovation Center
                                                                                                                      Johannes Kepler Universität Linz
                                                                                                                      Altenberger Straße 69, 4040 Linz

                                                                               Treffen Sie hier noch andere Vordenker, Querdenker
                                                                               und Freidenker um Kunststoff neu zu denken.
                                                                               Anmeldung: www.kunststoff-cluster.at
 ” Welche Wege
  hinter unser finden wir
               em Horizont?                                                                                                KUNST
                            “                                                                                              STOFF
                                                                                                                            NEU
                                                                                                                          DENKEN
                                                                                                                          KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019   3
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

    Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe –
    Utopie oder Realität?
    Gastbeitrag von Emile Van Eygen

    Die Produktion und der Konsum von Kunststoffen sind seit dem Anfang der                                              Neben den Post-Consumer Abfällen werden
    Massenproduktion in den fünfziger Jahren weltweit rasant gestiegen. Derzeit                                          auch noch Produktionsabfälle produziert
    werden jährlich global rund 350 Millionen Tonnen produziert während in Europa                                        (rund 130.000 Tonnen pro Jahr) sowie netto
    rund 65 Millionen Tonnen hergestellt werden. Aus Sicht von Experten gibt es                                          rund 50.000 Tonnen Kunststoffabfälle pro
    beim Recycling-Anteil und der thermischen Verwertung noch Potenzial.                                                 Jahr importiert. Die österreichische Abfall-
                                                                                                                         wirtschaft behandelt dementsprechend jähr-
    In Österreich werden jährlich, basierend auf                       aus zwei Sektoren, nämlich Transport und          lich rund 760.000 Kunststoffabfälle, was rund
    Zahlen für 2010, rund 1,1 Millionen Tonnen an                      Elektronik, relevante Mengen als Gebraucht-       91 kg/Kopf entspricht. Diese Abfälle wer-
    Polymeren produziert, hauptsächlich Polyole-                       ware exportiert. Diese Produkte werden dann       den derzeit hauptsächlich verbrannt. Rund
    fine (79%), Polystyrole (16%) und Harze (5%).                      nach einer möglichen weiteren Nutzung im          350.000 Tonnen pro Jahr (46%) befinden
    Nach Import und Export von diesen Polyme-                          Ausland zu Abfall und stellen daher aus ös-       sich im gemischten Rest- und Gewerbemüll,
    ren sowie von Halbfertigwaren und fertigen                         terreichischer Sicht einen Ressourcenverlust      die in Müllverbrennungsanlagen energetisch
    Produkten, bei denen ein Importüberschuss                          dar. Außerdem gehen nach ihrer Nutzung die        verwertet werden. Außerdem werden weitere
    von rund 146.000 Tonnen pro Jahr besteht,                          Nicht-Kunststoffe aufgrund ihres dissipativen     160.000 Tonnen pro Jahr (21%) in der Zemen-
    werden jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen                          Verbrauchs verloren, da sie nicht mehr für die    tindustrie als Ersatzbrennstoff sowie 74.000
    an Kunststoffprodukten in Österreich kon-                          Abfallwirtschaft rückgewinnbar sind.              Tonnen pro Jahr (10%) in der Stahlindustrie als
    sumiert, was rund 150 kg/Kopf entspricht.                                                                            Reduktionsmittel benutzt. Aus der stofflichen
    Kunststoffe werden mittlerweile in nahezu                          Die Produkte, die im Inland Abfall wer-           Verwertung werden jährlich rund 160.000
    allen Bereichen der Gesellschaft angewen-                          den, verursachen eine Gesamtproduktion            Tonnen (21%) Rezyklat produziert, was be-
    det, wobei der Verpackungssektor die größte                        von Post-Consumer Abfällen von jährlich           deutet, dass gemeinsam mit rund 4.000 Ton-
    Menge an Kunststoffen verbraucht (22%). Be-                        580.000 Tonnen. Rund die Hälfte dieser Ab-        nen wiederverwendeten Kunststoffen nur
    deutend ist auch der Bausektor (17%).                              fälle stammt aus dem Verpackungssektor,           13% des Kunststoffkonsums (1,3 Millionen
                                                                                                                         Tonnen) von Sekundärrohstoffen abgedeckt
                                                                                                                         werden kann, während 87% aus Primärroh-
                                                                                                                         stoffen hergestellt werden. Insgesamt werden
                                                                                                                         dementsprechend 98% der Kunststoffabfälle
                                                     Sonstige; 8%
                                                                                                                         zu einer Verwertung geführt, sei es stofflich
                                                                                                                         oder energetisch, und werden nur 15.000
                                         Textilien; 6%
                                                                                                                         Tonnen (2%) deponiert. Das liegt weit unter
                                                                                                                         dem europäischen Mittelwert, wo 2017 noch
                               Haushalt; 7%                                                                              immer rund 27% der Kunststoffabfälle depo-
                                                                                                                         niert wurden. Verpackungsabfälle werden, im
                             Medizin; 2%                                                                                 Vergleich zum Durchschnitt aller Konsum-
                                                                                    Verpackungen; 48%
                                                                                                                         sektoren, stärker der stofflichen Verwertung
                          Landwirtschaft; 6%
                                                                                                                         zugeführt, mit einer Rezyklatproduktion von
                                                                                                                         rund 26%, während 40% in der Müllverbren-
                               Möbel; 3%
                                                                                                                         nung und 33% in der Zementindustrie energe-
                                 Elektronik; 5%                                                                          tisch verwertet werden.

                                             Transport; 9%                                                               Zusammenfassend kann die Vielzahl an He-
                                                             Bau; 5%                                                     rausforderungen, die Kunststoffabfälle aus
                                                                                                                         den unterschiedlichen Sektoren betreffen,
                                                                                                                         mit den zwei Extremen aufgezeigt werden,
                                                                                                                         die außerdem mengenmäßig die wichtigs-
                                  Abbildung 1: Sektorenverteilung der Post-Consumer Abfälle
                                                                                                                         ten Konsumsektoren darstellen: Die Verpa-
    Die Menge an Kunststoffen, die derzeit in Ver-                     wie in Abbildung 1 dargestellt wird. Diese Ver-   ckungen und der Bausektor. Einerseits ha-
    wendung ist, steigt in allen betrachteten Sek-                     packungsabfälle sind vor allem zusammen-          ben Verpackungsprodukte eine sehr kurze
    toren stetig an, insgesamt um 440.000 Ton-                         gesetzt aus Folien (48%) sowie aus kleinen        Lebensdauer, was unmittelbar zu großen
    nen pro Jahr, was 34% des Gesamtkonsums                            Hohlkörpern inkl. PET Flaschen (32%), was         Abfallmengen führt, die entsprechend be-
    entspricht. Vor allem der Bausektor, aufgrund                      sich auch in der Polymerzusammensetzung           handelt werden müssen. Das hat allerdings
    der langen Lebensdauer der verwendeten                             von Kunststoffverpackungsabfällen wider-          auch zur Folge, dass Maßnahmen, beispiels-
    Kunststoffprodukte, trägt zu diesem Lager-                         spiegelt, die dominiert wird von LDPE (46%)       weise im Bereich des Ökodesigns, rasch
    aufbau bei. Nach der Nutzungsphase werden                          neben PET (19%), PP (14%) und HDPE (11%).         Auswirkungen haben können, die die Zu-

4   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

sammensetzung des Abfallstroms ändern.
Erfolgreiche Zusammenarbeit entlang der            Weitere Information zu den
gesamten Wertschöpfungskette kann also             Kunststoffflüssen in Österreich:
relativ schnell zu Verbesserungen führen.          - Van Eygen, E.; Feketitsch, J.; Laner, D.;
Auf der anderen Seite bleiben Produkte im            Rechberger, H.; Fellner, J. Compre-
Bausektor während Jahrzehnten in Benut-              hensive Analysis and Quantification
zung. In den letzten Jahren ist die Anwen-           of National Plastic Flows: The Case
dung von Kunststoffen in Gebäuden rasant             of Austria. Resour. Conserv. Recycl.
gestiegen, was aber erst später zu höheren           2017, 117, 183–194. https://doi.or-
Kunststoffabfallmengen aus dem Bausektor             g/10.1016/j.resconrec.2016.10.017
führen wird. Außerdem können die Kunst-
stoffe, die in diesem Sektor jetzt zu Abfällen     - Van Eygen, E.; Laner, D.; Fellner, J. Cir-
werden, noch potenziell schädliche Substan-          cular Economy of Plastic Packaging:
zen enthalten, die bereits seit Jahren nicht         Current Practice and Perspectives
mehr eingesetzt werden dürfen, wie bei-              in Austria. Waste Manag. 2018, 72,
spielsweise bromierte Flammhemmer. Bei               55–64. https://doi.org/10.1016/j.was-
der Verwertung dieser Abfälle muss also da-          man.2017.11.040
rauf geachtet werden, dass Schadstoffe zu                                                         Der Autor Dr. Emile Van Eygen ist wissenschaftlicher
einer letzten Senke geführt und nicht wieder                                                      Mitarbeiter für den Forschungsbereich „Abfallwirtschaft und
                                                                                                  Ressourcenmanagement“ an der Technischen Universität
in den Kunststoffkreislauf gebracht werden.                                                       Wien. Bild: privat

Wir arbeiten
für eine bessere
Zukunft
www.ngr-world.com

MEMBER OF NEXT GENERATION GROUP

Maßgeschneiderte Kunststoff-Recycling-
Technologie, die Sie nicht nur zufriedenstellen,
sondern rundum begeistern wird.                                                                       S:GRAN SHREDDER-FEEDER-EXTRUDER KOMBINATION

                                                                                                                        KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019      5
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

    LIT Factory: Forschung in der Fabrik der Zukunft
    Kunststoff ist einer der wichtigsten Rohstoffe der Zukunft – vor allem dann,
    wenn er im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wiederverwertet werden kann. Die                                                       „Die LIT Factory hebt sich durch ihren
    innovationsstarke Kunststoffindustrie Oberösterreichs besetzt auf vielen Gebie-                                                   Fokus auf Kunststoffe und insbesondere
    ten internationale Spitzenpositionen. Diese Vorreiterrolle gilt es zu stärken und                                                 auf Leichtbau, Digitalisierung und End-
    weiter auszubauen. Aus diesem Grunde hat sich die Linzer JKU gemeinsam mit
                                                                                                                                      to-end-Lösungen deutlich von anderen
    einem starken Firmenkonsortium für den Aufbau einer Forschungsfabrik für die
                                                                                                                                      Pilotfabriken ab. Durch die Mitwirkung un-
    smarte verfahrenstechnische Produktion eingesetzt.
                                                                                                                                      terschiedlicher Disziplinen wie Mechatro-
                                                                                                                                      nik, IT oder Umwelttechnik und die Unter-
                                                                                                                                      stützung verschiedenster Industriepartner
                                                                                                                                      gelingt es, die gesamte Wertschöpfungs-
                                                                                                                                      kette der Kunststoffbranche in einer Fabrik
                                                                                                                                      abzudecken.“
                                                                                                                                      Stefan Engleder, CEO Engel Gruppe, Sprecher
                                                                                                                                      des Industriebeirats der LIT Factory

                                                                                                                                      „Mit der digitalen Transformation und der
                                                                                                                                      horizontalen und vertikalen Vernetzung von
                                                                                                                                      Anlagen gewinnt in der Kunststofftechnik
                                                                                                                                      die Integration von Technologien an Bedeu-
    Verfahrenstech­nische Prozesse in der Kunststoffverar­beitung stehen im Zetrum der Forschung in der LIT factory. Bild: JKU/Röbl
                                                                                                                                      tung, die die Simulation der Realität sowie
                                                                                                                                      das Erfahrungswissen von Menschen um
    In der LIT Factory wird an verfahrenstech-                        bildet. Dabei konzentrieren sich die Aktivitä-
                                                                                                                                      zusätzlich aus Daten generierte Informati-
    nischen Prozessen in der Kunststoffverar-                         ten bei der Wiederverwertung auf das werk-
                                                                                                                                      onen erweitert. Rein datenbasierte Prozes-
    beitung geforscht, angefangen beim Einsatz                        stoffliche Recycling und das Upcycling zur
                                                                                                                                      sanalysen werden uns nicht weiterbringen.
    faserverstärkter Kunststoffe für den Leicht-                      Verbesserung der Eigenschaften.
    bau über die Digitalisierung in einem moder-                                                                                      Erforderlich ist eine Kopplung mit physika-
    nen Produktionsbetrieb bis hin zur Wieder-                        An der Gründung und dem Aufbau der LIT                          lisch beschreibbaren Modellen sowie die
    verwertung von Kunststoffen. Die gesamte                          Factory sind 25 Unternehmen vor allem aus                       Einbringung von spezifischem Fachwissen
    Wertschöpfungskette vom Werkstoff über                            dem österreichischen und deutschen Wirt-                        und Erfahrung.“
    die Bauteilentwicklung bis zur automatisier-                      schaftsraum beteiligt. Darunter befinden                        Georg Steinbichler, Institutsvorstand für Poly-
    ten Verarbeitung (Spritzguss und Extrusion)                       sich die heimischen Topkonzerne ENGEL,                          mer-Spritzgießtechnik und Prozessautomati-
    wird gemeinsam mit Firmenpartnern abge-                           EREMA, Fill, Greiner, Borealis und FACC.                        sierung, Sprecher der LIT Factory

    Einzigartig kompetent
    Mit dem neuen K1 Kompetenzzentrum CHA-                            werden wertvolle Beiträge zur Verbesserung                      satz werden Datensätze gewonnen und über
    SE (Chemical Systems Engineering) entsteht                        der Nachhaltigkeit industrieller Prozesse und                   neuartige robuste Software-Algorithmen in
    ein einzigartiges Kompetenzzentrum mit                            ein wertvoller Beitrag zur Sicherung der che-                   (bio)chemische/prozesstechnische Informa-
    Standorten in Linz und Wien, unter Führung                        mischen und prozesstechnischen Produktion                       tion umgewandelt.
    der Johannes Kepler Universität und unter                         am Standort Österreich geleistet.                               Durch (bio)verfahrenstechnische Modell-
    Einbindung der LIT Factory. Das Konsortium                                                                                        bildung werden diese Informationen in Pro-
    aus mehr als 20 international erfolgreichen                       Der Schlüssel zu dieser Initiative ist die Iden-                zesswissen transformiert, welches zur vo-
    Partnern aus Industrie und Wissenschaft be-                       tifizierung, Bereitstellung und Nutzung von                     rausschauenden Prozessführung genutzt
    schäftigt sich mit Projekten wie der effizien-                    Wissen aus den Produktionsprozessen. Die-                       wird („Predictive Processing“). Damit wird ein
    ten Nutzung von Kunststoffabfallströmen und                       ses Wissen speist sich aus Informationen                        Wissensgebäude zur flexiblen Auslegung und
    der Entwicklung von neuen Sensoren zur bes-                       über relevante Prozess- und Qualitätspa-                        effizienten Steuerung von Prozessketten auf-
    seren Steuerung von Chemieanlagen. Damit                          rameter. Durch einen interdisziplinären An-                     gebaut werden.

6   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

Fachtagung – Im Spannungsfeld zwischen mechanischem und chemischem Recycling

Wie Kreislaufwirtschaft gelingt
Roboter und Röntgenstrahlen sortieren Kunststoffe, Pyrolyse als alternatives
Recyclingverfahren und Polyolefine als Verpackungsmaterial der Zukunft: Das
waren einige Themen der KC-Fachtagung „Kreislaufwirtschaft – Im Spannungs-
feld zwischen mechanischem und chemischem Recycling“. Mehr als 100 Besu-
cher hörten am 20. Mai spannende Vorträge an der Johannes Kepler Universität
(JKU) Linz zur Vernetzung von Kunststoff-Branche und Abfallwirtschaft.

Dabei standen der Wertstoff Kunststoff,         nik aus Appenzell und Hackl Container im
der Recyclingmaschinenbau und die unter-        Burgenland. Die Schweizer sortieren Kunst-
schiedlichen Methoden des Recyclings im         stoff-Granulate mittels Röntgenstrahlen und     Podiumsdiskussion mit Experten aus der Kunststoffbranche
                                                                                                v.l.n.r. DI Christian Mayr, Kunststoff-Cluster, DI Manfred
Fokus. Besonders die Vernetzung von Kunst-      schaffen so sortenreine Rezyklate. Bei Hackl    Hackl, EREMA Group, Bernhard Baumberger, Walter
                                                                                                Kunststoffe GmbH, DI Roman Eberstaller, Sunpor Kunststoff
stoff-Branche und Abfallwirtschaft spielt für   entlasten Roboter durch automatisiertes Sor-
                                                                                                GmbH, Dr. Markus Schopf, Borealis Group, Univ.-Prof. Dr. DI
die Herausforderungen und Probleme des          tieren der Kunststoff-Abfälle das Personal.     Christian Paulik, JKU Linz. Bild: JKU/H .Kicker

Kunststoff-Abfalls eine zentrale Rolle. Die     Dass Kunststoff-Recycling neben Potenzial
Fachtagung bewies, dass die Unternehmen         auch Probleme birgt, verdeutlichte DI Günther
kooperationsbereit sind. Sie wollen die vor-    Höggerl von der Müller-Guttenbrunn-Gruppe.
handenen Kompetenzen bündeln, um die            Bei der Schadstoffentfrachtung sind Grenz-
Kunststoff-Kreislaufwirtschaft zu etablieren.   werte einzuhalten. Das stellt die Recycler
                                                noch vor Herausforderungen.
Kunststoff ist Wertstoff
Univ.-Prof. DI Dr. Christian Paulik vom In-  Recyclingmaschinen made in Austria
stitut für die Chemie organischer Stoffe an  Mag. Michael Heinzlreiter präsentierte das
der JKU Linz wies darauf hin, dass Kunst-    LSP-Verfahren (Liquid State Polyconden-
stoff-Alternativen                                                     sation) der Next
nicht unbedingt „In der Gesellschaft fehlt leider noch das             Generation Recy-
nachhaltiger                                                           c lin g masc hin e n
sind. Nichtsdes-
                    Bewusstsein, dass Kunststoff ein wert-             GmbH. Die Star-
                                                                                                Mehr als 100 Besucher bei der Fachtagung zum Thema
                                                                                                Kreislaufwirtschaft. Bild: Business Upper Austria
totrotz müsse die voller Rohstoff ist.“                                linger & Co GmbH
Kunststoff-Bran- Werner Kruschitz, Kruschitz GmbH                      hat das Geruch-
che      nachhalti-                                                    sproblem        bei
ger werden. So behandeln das K1-Zentrum      Post-Consumer Rezyklaten gelöst. Eines der
„CHASE“, betreut von Prof. Paulik, und das   innovativsten Unternehmen im Recycling-
gerade eröffnete Linz Institute of Technolo- maschinenbau ist mit 111 Patenten die ER-
gy die Themenfelder Recycling und Kreis-     EMA Group aus Ansfelden. Geschäftsführer
laufwirtschaft von Kunststoffen. Neben den   und KC-Beiratssprecher DI Manfred Hackl
gesetzlichen Rahmenbedingungen ging es       betonte: „Beim Kunststoff-Recycling führt
auch um das Recycling in der Praxis. Werner  kein Weg an den drei Unternehmen vorbei,
Kruschitz vom gleichnamigen Unternehmen      das beweist der hohe Marktanteil von Öster-
aus Völkermarkt bemängelte das fehlende      reich in der Branche.“
Bewusstsein für Kunststoff als wertvoller                                                       KC-Beiratssprecher DI Manfred Hackl referierte über unter-
                                                                                                schiedliche Recyclingtechnologien.
Werkstoff. Er wünscht sich, dass in Öster-   Das Abfallproblem lösen und                        Bild: Business Upper Austria
reich ausnahmslos alle Kunststoffe gesam-    den CO2-Fußabdruck verringern
melt und sortiert werden. Auch der Einsatz   Chemisches Recycling könne die Achilles-           CO2-Fußabdruck von Öl aus Post-Consu-
von Rezyklaten sollte bei öffentlichen Aus-  ferse der Branche - das Kunststoff-Abfall-         mer Kunststoffen sei um 25% geringer als
schreibungen vorausgesetzt sein. PET-Fla-    problem - in den Griff bekommen, waren             der von fossilem Rohöl, so DDI Wolfgang
schen aus 100% Rezyklat hinterlassen bei-    sich die Referenten einig. Der Wahl der            Hofer von der OMV. Chemisches Recycling
spielsweise einen um den Faktor sieben       Recyclingstrategie sollte immer eine Le-           ist auch eine mögliche Lösung für die Ver-
kleineren CO2-Fußabdruck als Flaschen aus    benszyklusanalyse zugrundeliegen, dafür            wertung von Carbonfaser-Abfall, wie Dr.
PET-Neuware.                                 setzte sich Dr. Markus Schopf von der Bore-        Andreas Hackl von Next Generation Ele-
                                             alis Group ein. Im „Re-Oil“-Innovationspro-        ments ergänzte. Er stellte die Mitteltempe-
Sortieren mit Röntgenstrahlen und Robotern   jekt der OMV AG werden Post-Consumer               ratur-Pyrolyse seines Unternehmens vor.
Dass      das    Kunststoff-Sortieren   eine Kunststoffabfälle - vorwiegend Polyolefi-          Und sogar Polystyrol lässt sich chemisch
High-Tech-Angelegenheit ist, beweisen die    ne und Polystyrol - wieder in die gleichen         recyceln. Das bewies DI Roman Eberstaller
Technologien von Minger Kunststofftech-      Bestandteile wie Rohöl prozessiert. Der            von der Sunpor Kunststoff GmbH.

                                                                                                                      KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019      7
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

    Mehrwert durch Kunststoff
    DI Rudolf Wölfer, Head of Circular Economy Solutions Innovation Studio & Innovati-           Thema Bauteilintelligenz Smart Plastics.
    on Head Quarter at Borealis, bringt als Beirat im Kunststoff-Cluster das Know-how            Wo liegt der Fokus bei Borealis und auf wel-
    und die Erfahrungen der Rohstofferzeuger ein. Im Interview spricht Wölfer über die           che Werkstoffinnovationen ist man bei Bo-
    Herausforderungen einer offenen Innovationskultur, die maßgeschneiderten Mate-               realis aktuell besonders stolz?
    rialinnovationen für die Zukunftsthemen, aber auch die Wahrnehmung des Werk-                 Wölfer: Der Schwerpunkt bei Borealis liegt auf
    stoffes Kunststoff und wie es gelingen muss, Kunststoff im Kreislauf zu halten.              dem Thema Nachhaltigkeit. Wir entwickeln
                                                                                                 neben Lösungen für Kreislaufwirtschaft auch
                                              Borealis hat gerade die enge Kooperation           noch verschiedenste Produkte und Prozes-
                                              mit der OMV im Bereich Chemisches Recy-            stechnologien, die mithelfen, den ökologischen
                                              cling mit dem Re-Oil Projekt mitgeteilt. Da-       Fußabdruck zu reduzieren. Dadurch wird CO2
                                              mit verfolgt man neben der bereits mit der         reduziert, weniger Energie bei der Herstellung
                                              Übernahme von mtm und ecoplast, wo das             oder Verarbeitung unserer Produkte aufge-
                                              mechanische Recycling im Vordergrund               wendet und weniger Wasser verbraucht. Dazu
                                              steht, eine sehr breite Strategie. Braucht es      gehören beispielsweise Leichtbaulösungen im
                                              in Zukunft beides für das Ziel einer funkti-       Automobilbau (Reduktion von CO2), Anwen-
                                              onierenden Kunststoff-Kreislaufwirtschaft          dungen für Hochspannungskabel (Reduktion
                                              bzw. in Anbetracht der ambitionierten EU-          von Spannungsverlusten) oder Spezialfolien
                                              Ziele 2030?                                        im Bereich Solarenergiegewinnung.
                                              Wölfer: Um die gesetzlich geforderten Recy-
                                              clingraten zu realisieren und auch das Anwen-      Wie sehen Sie die Rolle des Kunststoff-Clus-
                                              dungsspektrum für Rezyklate auf eine breitere      ters? Welche Leistungen bzw. Unterstützun-
                                              Basis stellen zu können, wird man eine Palet-      gen für die gesamte Kunststoff-Branche se-
                                              te an Technologien benötigen. Mechanisches         hen Sie als vorrangige Aufgabe des Clusters?
                                              und chemisches Recycling ergänzen sich, um         Wölfer: Den Kunststoff-Cluster sehe ich als
                                              möglichst hohe Wiederverwendungsraten              eine tolle Plattform zur Innovationsförderung
                                              des Rohstoffs Kunststoffabfall zu realisieren,     bei mittelständischen und kleineren Betrie-
                                              aber auch um höchste Anforderungen an die          ben, zur Vermittlung von Know-how und zur
                                              physikalischen Eigenschaften von Rezyklaten        Schaffung von Synergien, quasi ein Koopera-
                                              erfüllen zu können.                                tions-Inkubator.
                                                                                                 Gerade erst vor kurzem hat der KC professio-
                                              Borealis EverMinds™ Plattform: Kooperation         nell und rasch auf die Herausforderungen der
                                              ist hier ein Schlagwort, bitte erzählen Sie        Recyclingdiskussion reagiert. Mit dem Trans-
                                              uns dazu, was umfasst diese Initiative und         fercenter für Kunststofftechnik wurde der Öli
                                              wen wünscht sich Borealis als aktive Part-         als Recycling Case gemeinsam mit der Bore-
                                              ner dafür bzw. wo kann man sich melden?            alis Tochter mtm und weiteren Industriepart-
                                              Wölfer: Unter der Dachmarke EverMindsTM            nern umgesetzt und auch beim Leitprojekt
                                              verstehen wir all jene Aktivitäten, die zu einem   „Circumat“ (Anm.: siehe auch Seite 11) hat der
                                              bewussteren Umgang mit den beschränkten            KC einen wichtigen Beitrag geleistet.
                                              natürlichen Ressourcen und dem Aufbau ei-
                                              ner Kunststoffkreislaufwirtschaft beitragen.       Geben Sie uns bitte als Leiter dazu kurz ein
                                              Kunststoffe haben in vielen Bereichen des Le-      paar Eckdaten bekannt: Mitarbeiter, Natio-
                                              bens Nutzen geschaffen. Heute gilt es, noch        nalitäten, Schwerpunkte der Forschung am
                                              bewusster aus dem Rohstoff Kunststoffabfall        Standort?
                                              Wert zu schaffen und durch intelligentes Pro-      Wölfer: Im Borealis Innovation Headquarters
                                              duktdesign den ökologischen Fußabdruck so          (IHQ) in Linz beschäftigen wir rund 450 Mit-
                                              gering wie möglich zu halten, die Wiederver-       arbeiter aus mehr als 30 Nationen. Die Vielfalt
                                              wertungsrate weiter zu erhöhen und die Qua-        an Kulturen, Sichtweisen und Kompetenzen
                                              lität des Recycling-Feedstocks zu verbessern.      ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um im in-
                                                                                                 ternationalen Wettbewerb erfolgreich sein zu
                                              Wir erleben in vielen Branchen aktuell dis-        können. Unsere Forschungsschwerpunkte im
                                              ruptive und schwer vorhersehbare Änderun-          IHQ liegen in den Bereichen Katalysatoren,
                                              gen wie bei der Mobilität, Digitalisierung der     Polymerisationstechnik, Produkt- und Anwen-
                                              Fertigungs- und Prozessindustrie bis hin zu        dungsentwicklung sowie Recycling. Borealis
                                              jungen Technologien wie der additiven Fer-         als führender Anbieter innovativer Lösungen
    DI Rudolf Wöhrer. Bild: Borealisgroup     tigung mittels 3D-Druckverfahren oder dem          in den Bereichen Polyolefine, Basischemika-

8   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

                                                                                                                                 Über Borealis
                                                                                                                                 Borealis ist ein führender Anbieter in-
                                                                                                                                 novativer Lösungen in den Bereichen
                                                                                                                                 Polyolefine, Basischemikalien und
                                                                                                                                 Pflanzennährstoffe. Borealis hat seine
                                                                                                                                 Konzernzentrale in Wien und beschäf-
                                                                                                                                 tigt rund 6.800 Mitarbeiter in mehr als
                                                                                                                                 120 Ländern.

                                                                                                                                 Am Borealis Standort in Linz befinden
                                                                                                                                 sich die Melamin- und Pflanzennähr-
                                                                                                                                 stoffproduktion, das internationale For-
                                                                                                                                 schungs- und Entwicklungszentrum
                                                                                      Bild: Borealisgroup
                                                                                                                                 (Innovation Headquarters - IHQ) sowie
                                                                                                                                 Business Support Bereiche. Insgesamt
lien und Pflanzennährstoffe hat sich über die     sich schwer. Wie würden Sie Kindern und Ju-                                    beschäftigt Borealis am Standort Linz
Jahre eine Reputation als attraktiver Arbeitge-   gendlichen erklären, wieso Kunststofftechnik                                   rund 1.200 Mitarbeiter, darunter mehr
ber für internationale Arbeitnehmer erarbeitet.   ein Zukunftsfeld ist und man seine Ausbil-                                     als 300 internationale Experten aus 30
Globale Open Innovation Kooperationen, eine       dung in diesem Bereich starten sollte?                                         Nationen, die im IHQ Linz an einer ra-
hervorragend ausgestattete Forschungsein-         Wölfer: In letzter Zeit sind wir immer öfter mit                               schen Umsetzung von innovativen Ide-
richtung sowie ein multikulturelles Umfeld        genau dieser Frage bei Einstellungsgesprä-                                     en hin zur Marktreife arbeiten.
tragen dazu bei, Fachkräfte aus aller Welt zu     chen konfrontiert. Wenn ich dann erzähle                                       www.borealisgroup.com
gewinnen und auch zu halten. Auch der dy-         was wir alles im Bereich Recycling tun, unser
namische Wirtschaftsraum Oberösterreich           Engagement in Hinsicht auf Meeresvermül-
sowie das Freizeitangebot und die internatio-     lung (Projekt STOP) und die vielen Vorteile
nalen Ausbildungsmöglichkeiten für Familien       von Kunststofflösungen aufzähle, wendet                                     darum, das Thema Kunststofftechnik neu zu
mit Kindern spielen eine wichtige Rolle.          sich die Stimmung sehr schnell. Ich denke,                                  besetzen und aus der verstaubten, langweili-
                                                  ähnliches müssen wir als Kunststoffindus-                                   gen und negativ besetzten Ecke rauszuholen.
Durch das Kunststoff-Bashing erleben wir          trie in der Öffentlichkeit machen und diese                                 Ein Studium für „Sustainable Plastics Tech-
rückgängige Zahlen bei den Studienanfän-          wichtigen Informationen an Kinder und Ju-                                   nology and Economy“ wäre für Jugendliche
gern, aber auch bei den Facharbeitern tut man     gendliche weitergeben. Außerdem geht es                                     sicher ansprechender.

                                                                      “ Warum immer mehr Prozesse
                                                                        anstelle von Freiraum?“
                                                                                           KUNST
                                                                                           STOFF
                                                                                            NEU
                                                                                          DENKEN

                                                                            w w w. k u n s t s t o f f - c l u s t e r. a t

                                                                                                                                               KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019   9
Aktuell KREISLAUFWIRTSCHAFT - Forschung und Entwicklung in höchsten Sphären ab Seite 4 - Der Kunststoff-Cluster
KREISLAUFWIRTSCHAFT

     Faserabfall-Recycling:
     Durchbruch in der Forschung
     Die TenCate Geosynthetics Austria G.m.b.H. produziert am Standort Linz jähr-                                   konnte mit einer entsprechend schonenden
     lich 15.000 Tonnen Faserware aus Polypropylen. Die dabei anfallenden Abfälle                                   Prozesstechnik entgegengesteuert werden.
     zu recyceln, hat lange Zeit nicht funktioniert. In einer Forschungskooperation ist
     es jetzt gelungen, das eigentliche Problem zu identifizieren und zu lösen. Damit                               Verpackungselement aus eigenem Abfall
     kann TenCate jetzt aus den Faserabfällen Verpackungsmaterial erzeugen. Aus                                     Der Kunststoffverarbeiter Industrietechnik
     dem recycelten Polypropylen wird außerdem ein spritzgegossener Wickelrollen-                                   Filzwieser GmbH erprobte den Einsatz die-
     aufnehmer hergestellt.                                                                                         ser Regranulate u.a. für den spritzgegosse-
                                                                                                                    nen Wickelrollenaufnehmer, den TenCate für
     Der Spezialist für Geokunststoffe hat gemein-                                                                  seine Vliesrollen benötigt und der bisher aus
     sam mit vier Partnern einen Prozess entwi-                                                                     Neuware gefertigt wurde. Hier gelang es, das
     ckelt, der die Herstellung von Verpackungs-                                                                    Material hinsichtlich Festigkeit und minimaler
     elementen aus Recyclingmaterial ermöglicht.                                                                    Bruchgefahr so zu optimieren, dass dieses
     Es ist gelungen, aus den hausinternen Faser-                                                                   Verpackungselement nun aus den hauseige-
     abfällen ein spritzgegossenes Verpackungs-                                                                     nen Prozessabfällen hergestellt werden kann.
     element und Verpackungsfolien für die eigene
     Produktion herzustellen.                          Aus Kunststoff-Faserabfällen produziert TenCate das eigene     Die Projektpartner
     „Was bei bisherigen Versuchen im Labormaß-        Verpackungsmaterial. Bild: TenCate Geosynthetics
                                                                                                                      •	TenCate Geosynthetics Austria GmbH,
     stab scheiterte, hat nun diese Clusterkoope-
                                                                                                                         www.tencate.com
     ration ermöglicht“, sagt Heinz Schörgenhu-        Neuer Upcycling-Prozess
                                                                                                                      • 	Transfercenter für Kunststofftechnik
     ber, der bei TenCate in Linz den Bereich F&E      „Wir haben mit Versuchen auf einer Breit-
                                                                                                                         GmbH, www.tckt.at
     verantwortet, „bis dato haben wir die Faser-      schlitz-Extrusionsdüse und anschließenden
                                                                                                                      • 	Industrietechnik Filzwieser GmbH,
     abfälle in einem einfachen Regranulier-Pro-       spezifischen Analysen der Fehlstellen nach-
                                                                                                                         www.filzwieser.eu
     zess aufbereitet und ins Ausland für nieder-      gewiesen, dass nicht – wie ursprünglich und
                                                                                                                      • Walter Kunststoffe GmbH,
     wertige Spritzgießanwendungen verkauft.“          lange Zeit vermutet – Rest-Avivagen (Spinn-
                                                                                                                         www.walter-kunststoffe.com
     Versuche, die aufbereiteten Faserabfälle für      hilfsmittel), sondern ausschließlich der Poly-
                                                                                                                      • 	M2 Consulting GmbH,
     Verpackungsmaterialien einzusetzen, blie-         merabbau die Probleme bei der Verwendung
                                                                                                                         www.m2consulting.at
     ben erfolglos, Abscheidungen an der Breit-        der Regranulate verursachte“, erklärt Rotraud
     schlitz-Extrusionsdüse störten den Prozess.       Freytag vom Forschungspartner TCKT. So

     Von der PET-Sammlung bis zum neuen Produkt
     PET-Konsumabfälle sammeln, sortieren, waschen, vermahlen, schmelzen, reini-                                    (TCKT) in Wels durch. Es analysiert und prüft
     gen und daraus wieder neue Produkte erzeugen – das steht im Zentrum des im                                     die Rohstoffe und Fertigteile.
     Juni gestarteten Projekts „RePETitio“.
                                                                                                                    „Wir suchen den Dialog mit den besten Un-
     Konkret soll nachgewiesen werden, dass sich                                                                    ternehmen, um die Kunststoff-Kreislaufwirt-
     PET-Abfälle jenseits der PET-Flaschen zu neu-                                                                  schaft zu stärken und zu zeigen, dass Kunst-
     en Umreifungsbändern, PET-Lebensmitteltas-                                                                     stoffe heute schon mehr können, als vielfach
     sen und PET-Hohlkörpern verarbeiten lassen.                                                                    behauptet wird“, sagt Ing. Thomas Pichler,
     Und dies unter Einhaltung aller produktspezifi-                                                                technischer Direktor und geschäftsführender
     schen Zulassungsvorschriften.                                                                                  Gesellschafter bei Next Generation Recy-
     Zusammengefunden haben sich dazu die                                                                           clingmaschinen.
     Unternehmen O.Ö Landes Abfallverwertungs-
                                                       Kunststoff-Abfälle aus der Sammelfraktion „Sonstige
     unternehmen GmbH (LAVU), die Altstoff             Kunststoffverpackungen“, wie sie typischerweise bei
                                                       Altstoff-Sammel-Zentren von Bürgern in Oberösterreich
     Recycling Austria AG, Kruschitz GmbH, Teufel-                                                                  Die Projekte auf den Seiten 10 und 11 werden
                                                       abgegeben werden. Bild: Michael Heinzlreiter e.U.
     berger GmbH, Greiner Packaging GmbH unter                                                                      aus Mitteln des Strategischen Wirtschafts-
     der Projektführung von Next Generation Recy-      schöpfungskette eine funktionierende Kreis-                  und Forschungsprogram-
     clingmaschinen GmbH. In einem intensiven          laufwirtschaft am besten realisiert werden                   mes „Innovatives OÖ 2020“
     Dialog wollen die Teilnehmer nun gemeinsam        kann. Die wissenschaftliche Begleitung führt                 vom Land OÖ gefördert.
     eruieren, wie entlang der Kunststoff-Wert-        das Transfercenter für Kunststofftechnik

10   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
KREISLAUFWIRTSCHAFT

Leitprojekt “CIRCUMAT” macht aus Haushaltsabfällen
wieder hochwertige Kunststoff-Produkte
Acht Leitbetriebe und Forschungseinrichtungen entlang der gesamten Kunst-
stoff-Wertschöpfungskette entwickeln im Projekt „CIRCUMAT“ gemeinsam ei-
nen Muster-Prozess, wie Post-Consumer-Abfall – also Haushaltsabfall – aus
Polyolefinen für hochwertige Anwendungen wiederverwertet werden kann. Pro-
fitieren soll davon die gesamte Kunststoffbranche.

Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket setzt für die           da hier der Kettenaufbau über die Polymerisa-
Kunststoffindustrie ambitionierte Ziele: Heute           tion von Doppelbindungen geschieht. Hier ist
müssen 22,5 % aller Kunststoffverpackungen               es notwendig, Wege zum Erhalt der Polymer-
rezykliert werden. 2025 sollen es 50 % sein. In          ketten oder zum Polymeraufbau zu finden.
Österreich werden bereits jetzt 34 % erreicht.
Dennoch wird das Ziel nur zu erreichen sein,             Funktionierende Beispiele sollen
wenn schon am Beginn der Wertschöpfungs-                 zeigen, wie es geht
                                                                                                          In einem Vorprojekt wurde der Speiseöl-Sammelbehälter „ÖLI“
kette darauf geachtet wird, dass die Materialien         Gemeinsam wird ein Muster-Prozess für            aus 100% Post-Consumer Rezyklat entwickelt. Bild: TCKT
nach ihrer Nutzung bestmöglich gesammelt,                Anwendungen aus der technischen Verpa-
sortiert und verwertet werden können. Damit              ckung (z.B. Flaschen, Kisten) oder auch aus      - sowie Gebrauchs- und Haushaltsabfälle
Verarbeiter aber                                                                      dem     Konsum-     (Post-Consumer-Kunststoffe) eingeteilt wer-
auch          verstärkt
                            „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir                       güterbereich        den. Industrieabfälle sind in der Regel sor-
Rezyklate bei der Rezyklate in hoher Qualität erzeugen                                erarbeitet   und    tenrein, sauber und ungebraucht und deshalb
Herstellung           von können. Und diese können wiederum                           wissenschaftlich    besonders einfach zu verwerten. Post-Consu-
K u n s t s t o f f p r o - für hochwertige Produkte eingesetzt                       begleitet. Dabei    mer-Abfall hingegen ist üblicherweise vom
dukten einsetzen,                                                                     sollen die ver-     Gebrauch geschädigt, verschmutzt und oft
brauchen sie si-
                            werden.“                                                  fügbaren Tech-      auch nicht sortenrein bzw. als schwer oder
                            Dr. Christoph Burgstaller, Geschäftsführer
chere        Material-                                                                nologien und die    nicht trennbare Materialmischung wie Mehr-
                            der Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH
qualitäten.          Und                                                              damit machba-       schichtfolien vorhanden. Auch Intensive Ge-
hier muss noch                                                                        ren Anwendun-       rüche können zum Problem werden. Zudem
Forschungs- und Entwicklungsarbeit – und v.a.            gen aufgezeigt werden. Dass der neue Pro-        müssen die bereits enthaltenen Additive iden-
auch Überzeugungsarbeit – geleistet werden.              zess auch funktioniert, soll an mindestens       tifiziert und quantifiziert werden, um hier Si-
                                                         drei im Projekt zu entwickelnden Produkten       cherheit für die Anwender zu schaffen, dass
Polyolefine im Fokus                                     aus Rezyklaten demonstriert werden. „Dieser      wieder in Umlauf gebrachte Kunststoffe nicht
Das Projekt legt den Schwerpunkt auf Abfälle             Prozess dient dann als Grundlage für weite-      mit unerwünschten Stoffen kontaminiert
aus Polypropylen und Polyethylen. Denn im                re Produktentwicklungen aus Rezyklaten.          sind. Mehr als 80% aller Kunststoffabfälle in
Gegensatz zu PET, für das es bereits in man-             Das erarbeitete Know-how soll der gesamten       Österreich sind Post-Consumer Abfälle.
chen Bereichen                                                                       Kunststoffbran-
einen etablierten „Recycling ist ein Trend, der die Welt                             che zur Verfü-
Kreislauf           gibt, der Kunststoffe in den nächsten                            gung stehen, vor
werden          Polyo- Jahren nachhaltig verändern wird. Er                          allem auch den          Die Projektpartner
lefine aus dem                                                                       vielen KMU, die         • Transfercenter für Kunststofftechnik
Post-Consumer
                            bietet die Chance, den Werkstoff neu                     auf keine hau-            GmbH (TCKT), www.tckt.at
Bereich bis dato zu positionieren und wieder in das                                  sinterne F&E-Ab-        • Borealis Polyolefine GmbH,
nur wenig ver- richtige Licht zu rücken.“                                            teilung zurück-           www.borealisgroup.com/linz
wertet. Und das, Axel Kühner, Dipl. Betriebsw. (DH) Axel Kühner, Vor-                greifen können“,        • Erema Group GmbH, www.erema.at
obwohl          Polyo- standsvorsitzender der Greiner AG                             erklärt Dr. Chris-      • Greiner Packaging GmbH,
lefine mit 49,1 %                                                                    toph Burgstaller,         www.greiner-gpi.com
Anteil an der Gesamtmenge die am meisten                 Leiter des Projekts und Geschäftsführer des         • Innplast Kunststoffe GmbH,
verwendeten Kunststoffe sind.                            außeruniversitären Kunststoff-Forschungs-             www.innplast.com
Ein Grund dafür ist sicher die mangelnde Sta-            institutes Transfercenter für Kunststofftech-       • O.Ö. Landes-Abfallverwertungsunter-
bilität der Polyolefine gegenüber dem Abbau              nik in Wels.                                          nehmen GmbH (LAVU), www.lavu.at
(Abbruch der Polymerketten) während und                                                                      • Lindner-Recyclingtech GmbH,
nach des Recyclingprozesses. Während bei                 Exkurs: Post-Industrial-Abfall und                    www.lindner.com
Polyestern ein Kondensationsschritt zur Er-              Post-Consumer Abfall                                • Johannes Kepler Universität Linz,
höhung der Kettenlänge angewendet werden                 Je nach Herkunft können Kunststoffabfälle             Institut für Polymer Extrusion und
kann, ist dies bei Polyolefinen nicht möglich,           in Industrie- (Post-Industrial-Kunststoffe)           Compounding (IPEC), www.jku.at

                                                                                                                                KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019      11
KREISLAUFWIRTSCHAFT

     KC-Partner entwickeln innovative Pflanzbox
     aus Recycling-Kunststoff
     In einem Kooperationsprojekt des Kunststoff-Clusters hat die Firma Plast-IQ                                     frage herrscht bereits unter Hobbygärtnern,
     GmbH gemeinsam mit den Unternehmen Haidlmair GmbH, Innplast GmbH und                                            die nur Terrasse oder Balkon zur Verfügung
     dem Forschungsinstitut Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH (TCKT)                                         haben. Eine weitere wichtige Zielgruppe se-
     U-greeny, eine stapelbare Pflanzbox, entwickelt. Eine Besonderheit dieser Ko-                                   hen die Projektpartner auch bei Gärtnereien
     operation war, dass für dieses Produkt gleichzeitig ein neuer Recycling-Kunst-                                  und Blumengeschäften, die mit dem U-gree-
     stoff, ein hochwertiges HDPE-Rezyklat, entwickelt wurde. „In der ersten Stufe                                   ny-System wesentlich platzsparender Blu-
     streben wir einen Anteil von 50 % an, später vielleicht sogar 80 bis 90 % Recyclin-                             men und Gemüse züchten können.
     ganteil“, erklärt Michael Landl, Geschäftsführer von Plast-IQ.                                                  www.ugreeny.at

                                                                   projiziert. Damit strömt der Kunststoff gleich-
                                                                   mäßig verteilt durch einen definierten langen
                                                                   Spalt in die Kavität ein, anstatt durch einen
                                                                   kleinen Punktanguss. Die FDU eignet sich
                                                                   besonders für den Einsatz von Polyolefinen.
                                                                   Speziell in der Verarbeitung von Recyclingware
                                                                   zeichnet sich die Breitschlitzanbindung durch
                                                                   geringe Scherung aus. Das bedeutet, dass das
                                                                   Material thermisch weniger belastet wird und
                                                                   so schonender verarbeitet werden kann.            Die Simulation zeigt den Unterschied der Scherrate bei einer
                                                                                                                     Einspritzzeit von 1,8 sek. Mit der FDU (li) ist die Scherrate ca.
                                                                                                                     60% niedriger als bei der offenen Düse (re). Bild: Haidlmair
                                                                   Die tatsächlichen Grenzschergeschwindig-
                                                                   keiten werden im Gegensatz zu Runddüsen
                                                                   bei weitem nicht erreicht. Des Weiteren zeich-
                                                                   nete sich die FDU Düse durch einen geringen
                                                                   Druckverlust aus. Der Vorteil bei der Verar-
                                                                   beitung ist der dadurch resultierende höhere
                                                                   Forminnendruck zur Füllung der Kavität. Eine
                                                                   extrem verbesserte Nachdruckwirkung im
                                                                   Bauteil sorgt für optimale Spannungseigen-        Das patentierte Heißkanal-Düsensystem Flat Die Unit (FDU)
                                                                                                                     für Spritzgießwerkzeuge des Projektpartners Haidlmair ga-
                                                                   schaften im Bauteil. Speziell bei inhomoge-       rantiert eine reibungslose Verarbeitung des Rezyklates.
                                                                   nen Recycling-Schmelzen ist die FDU Düse          Bild: Haidlmair

                                                                   durch ihren Breitschlitz auch weniger für Ver-
                                                                   stopfung anfällig.
     Das U-greeny Balkonhochbeet besteht aus einzelnen Pflanz-                                                          Projektpartner
     boxen, die sich sehr einfach und flexibel übereinander und/   Einfache und montagefreie Handhabung
     oder nebeneinander stapeln lassen. Bild: Plast-IQ
                                                                   Die U-greeny-Pflanzbox ist montagefrei und
                                                                                                                        • Plast-IQ GmbH, Linz,
                                                                   außerdem flexibel verwendbar: Durch den
                                                                                                                          www.plast-iq.com
     Ziel des Projektes war es, ein Produkt aus                    modularen Aufbau können ganz einfach Ele-
     hochwertigem, rezykliertem Material zu                        mente dazu- oder weggegeben und jederzeit
                                                                                                                        • Haidlmair GmbH, Nussbach,
     schaffen, das den Zweck einer effektiven                      schnell und unkompliziert neu zusammen-
                                                                                                                          www.haidlmair.at
     und platzsparenden Bepflanzung erfüllt und                    gestellt werden. Am Ende der Pflanzsaison
     das gleichzeitig auch stapelbar ist und einen                 stapelt man die Elemente ineinander und sie
                                                                                                                        • Innplast GmbH, Waldzell,
     durchdachten Wasserablauf ohne Staunässe                      lassen sich mit wenig Platzbedarf verstau-
                                                                                                                          www.innplast.com
     bietet. Durch ein ausgeklügeltes Design wur-                  en. Zubehör wie ein spezieller Untersetzer,
     den alle diese Funktionen ermöglicht.                         eine obenliegende Salatbox und eine Glas-
                                                                                                                        • Transfercenter für Kunststofftechnik
                                                                   haus-Haube ergänzen und erweitern das Sys-
                                                                                                                          GmbH (TCKT), Wels, www.tckt.at
     Patentierte Technologie im Einsatz                            tem.
     Ein vom Projektpartner Haidlmair entwickel-
     tes und patentiertes Heißkanal-Düsensystem                    Große Nachfrage
     für Spritzgießwerkzeuge, die sogenannte „Flat                 Mittlerweile ist U-greeny – serienfertig ent-     Dieses Projekt wurde aus Mitteln
     Die Unit“ (FDU), garantiert eine reibungslose                 wickelt und patentiert – bei Bellaflora, aus-     des strategischen Wirtschafts-
     Verarbeitung des Rezyklates. Der Strömungs-                   gewählten Obi-Märkten und Gartencentern           und Forschungsprogrammes
     kanal in der Düse ist dabei auf eine Flachdüse                sowie online erhältlich. Eine große Nach-         „Innovatives OÖ 2020“ vom Land OÖ gefördert.

12   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
THERMOFORMEN

                                 VORARBEITER
                                      REALISIERER
                                WEGWEISER
         ROAD TO
          DIGITALISATION
           ZUKUNFTSMACHER
                                             PARTNER
                                                          ZIELSETZER

                        19
            3.10.20
    16. - 2           n d A13
             3 , S ta
    Halle 1
                orf ,
     Düss eld
                 land
     D euts ch

Wenn Ihr Ziel Digitalisierung heißt, dann sollten Sie dem richtigen Partner vertrauen.
Wir sind Ihr Wegbereiter in Sachen digitale Transformation. Denn wir liefern indivi-
duelle Lösungen ohne Umwege. Mit uns setzen Sie die richtigen Zeichen Richtung
Zukunft. Auf Ihrer „Road to Digitalisation“. Mit unserer „Road to Digitalisation“.

www.arburg.at

                                                                                         KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019   13
RECYCLING

           Recyclinglösungen für die Kunststoffindustrie
           In der Industrie verstärkt sich der Trend, auch problemati-              Kunststofftypen anspruchsvoll im Recycling sind, besteht aktuell
           sche Materialien nach entsprechender Aufbereitung wie-                   einer der Entwicklungsschwerpunkte. „In der Industrie verstärkt
           derzuverwenden, statt nach Asien zu exportieren. Mit in-                 sich der Trend, auch problematische Materialien nach entspre-
           novativen Lösungen im industriellen Recycling trägt das                  chender Aufbereitung wieder in Europa zum Einsatz zu bringen,
           Unternehmen Innplast aktiv zur Kreislaufwirtschaft bei.                  anstatt nach Asien zu exportieren. Und hierfür möchten wir für
                                                                                    unsere Kunden geeignete Lösungen parat haben“, sagt Geschäfts-
           Innplast mit Sitz in Waldzell im Innviertel beschäftigt sich seit mehr   führer DI Stefan Salhofer.
           als 15 Jahren mit diesen Herausforderungen und hat sich als eines
           der führenden Recyclingunternehmen etabliert. Dabei übernimmt            Über Innplast
           Innplast als externe Recyclingabteilung die Abwicklung sämtlicher        Innplast ist mit einem Team von 30 Mitarbeitern Full-Service-Part-
           Recyclingprozesse der Kunden. Von der Disposition über Aufberei-         ner der Industrie im Bereich Recycling. Auf rund 30.000 m2 Produk-
           tung, Transport- und Lagerlogistik bis hin zum entsprechenden Be-        tions- und Lagerfläche werden pro Jahr mehr als 10.000 Tonnen
           richtswesen. Dabei liegt der Fokus auf der permanenten ökonomi-          Produktionsabfälle zu hochwertigen Rezyklaten aufbereitet. Die
           schen wie ökologischen Optimierung der Recyclinglösungen.                führenden Unternehmen der Kunststoffindustrie vertrauen im Recy-
           Dies wird erreicht durch konsequente Forschungs- und Entwick-            cling auf die Erfahrungen, die Technologien und die Sekundärroh-
           lungsarbeit. Insbesondere im Bereich der Verpackungsmaterialien,         stoffmarktzugänge von Innplast.
           welche aufgrund der Mehrschichtfolien aus unterschiedlichsten            www.innplast.com

           Saubermacher: (Kunststoff-)Recycling, Zero Waste
           Im Rahmen des EU-Kreislaufwirtschaftspaketes wurde                       tungsquote von rund 35 Prozent auf 48 Prozent erhöht werden. Für
           die Recyclingquote im Bereich Kunststoff ab 2030 auf 55                  die perfekte Sortenreinheit, die essentiell für das Recycling ist, wird
           Prozent erhöht. Saubermacher erreicht mit seiner Sortie-                 zusätzlich noch händisch sortiert. Weitere 45 Prozent des Output-
           ranlage für Leichtverpackungen schon heute eine stoff-                   materials werden zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet und energetisch
           liche Verwertungsquote von 48 Prozent. Auch sonst hat                    verwertet. In den letzten Jahren hat Saubermacher insgesamt mehr
           der Umweltpionier seinen Kunden so einiges zu bieten.                    als zehn Millionen Euro in den Grazer Standort investiert.
                                                                                    Mit seiner Vision „Zero Waste“ verfolgt Saubermacher den Anspruch,
           Die Hightech-Sortieranlage für Verpackungsabfälle befindet sich in       sämtliche Abfallstoffe so aufzubereiten, dass immer höhere Anteile
           Graz und verarbeitet jährlich rund 32.000 Tonnen Abfälle. Hauptauf-      des Ursprungsmaterials verwertet werden können. Das Unternehmen
           gabe ist die sortenreine Trennung von Leichtverpackungsabfällen,         forscht und investiert laufend, um dieser Leitidee gerecht zu werden.
           Aluminiumdosen und Getränkeverbundkartons. Derzeit werden 14             Im Vorjahr wurde z. B. auch die neue Recyclinganlage für Lithium-Io-
           verschiedene Kunststofffraktionen gewonnen. Die Aufbereitung von         nen Batterien in Deutschland in Betrieb genommen. Mit dem selbst
           sortenreinem Kunststoff ist sehr aufwändig und setzt eine fachge-        entwickelten Verfahren erreicht die Anlage Verwertungsquoten, die
           rechte Sammlung voraus. Im Vorjahr wurde die Anlage um rund 2            um bis zu 40% über den gesetzlichen Zielwerten liegen. Zudem fo-
           Millionen Euro modernisiert. Dank verschiedenster Techniken wie          kussiert das Unternehmen auf Waste Intelligence, um seinen Kunden
           etwa Infrarot- und Farberkennungsgeräte, Windsichter, Folienab-          neue individuelle Services bereitstellen zu können.
           trenner, Nicht-Eisen-Abscheider etc. konnte die stoffliche Verwer-       www.saubermacher.at

           Recycling fördern, nicht stoppen
           Kunststoff-Recycling ist gut für Mensch und Umwelt -                     MGG Polymers produziert daraus hochwertige technische Kunststof-
           und für die Zukunft unverzichtbar. Das erkannte das Wor-                 fe, die in neuen Elektro- und Elektronik-Geräten verarbeitet werden.
           ld Economic Forum in Davos bereits vor mehr als einem
           Jahrzehnt.                                                               Recycling klar die beste Option
                                                                                    Im Vergleich zu neu hergestellten Kunststoffen spart eine Tonne
           2006 gründete die Müller-Guttenbrunn Gruppe gemeinsam mit MBA            recycelter Kunststoff drei bis vier Tonnen CO2 ein. Zudem benötigt
           Polymers – jetzige MGG Polymers GmbH – die Kunststoff-Recy-              man lediglich zehn Prozent des Energiebedarfs im Vergleich zur
           clinganlage in Kematen/Ybbs. Diese Innovation wurde im selben            Produktion von Neuware. Eine formale Lebenszyklusanalyse des
           Jahr als Technology Pioneer anerkannt.                                   Schweizer Forschungsinstituts EMPA zeigt, dass Kunststoff-Recy-
           Die Arbeit der 100 Mitarbeiter von MGG Polymers ist ein wichtiger        cling im Vergleich sowohl zur Verbrennung alter Kunststoffe als auch
           Beitrag zum Umweltschutz: Im Werk in Kematen/Ybbs werden pro             zur Herstellung neuer Kunststoffe die mit Abstand beste Option ist.
           Jahr rund 50.000 Tonnen an Kunststoffen aus E-Schrott recycelt.          www.mgg-polymers.com, www.mgg-recycling.com

14   KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019
RECYCLING

Thermowhite revolutioniert Polystyrol Recycling-Technik
Pro Jahr will die Thermowhite GmbH für eine Wasserein-
sparung von 27,9 Mio. Litern sorgen und den CO2-Ausstoß
um 3,2 Mio. kg reduzieren. Dafür wurde das Unternehmen
aus Spital am Pyhrn heuer mit dem Energy Globe Oberöster-
reich in der Kategorie Sustainable Plastics ausgezeichnet.

Realisiert werden sollen diese Einsparungen mit dem neu entwickelten
Thermowhite Recyclingverfahren. Erstmals kann damit auch XPS-Ab-         Trittschalldämmung aus Recyclingware. Bild: Thermowithe

fall recycelt werden.
                                                                         Fünf Schritte für die Umwelt
Shreddertechik derzeit vorherrschend                                     Das Thermowhite Recyclingsystem basiert auf 5 Schritten: Sammeln,
In Österreich fallen derzeit jährlich rund 6.000 Tonnen EPS aus Bau      Verpressen, Transport zum Verwerter, Thermowhite Recyclingverfah-
und Verpackung und 2.500 Tonnen XPS als Abfall an. Der EPS-Abfall        ren und Verarbeitung. Der gesammelte Abfall wird direkt vor Ort ver-
wird zwischengelagert, zu zertifizierten Verwertern transportiert und    presst. Die Trennung von EPS und XPS ist hinfällig, da beide Materialien
geshreddert. Dann kann er als Rohstoff für gebundene Wärmedämm-          verarbeitet werden können. Im Extruderverfahren wird der verpresste
oder Ausgleichsschüttungen weiterverarbeitet werden. Die Restmen-        Abfall eingeschmolzen und mittels Schäumanlage und anschließender
gen sowie der XPS-Abfall, der als Sondermüll eingestuft wird, werden     Granulierung entsteht der Rohstoff für die Weiterverarbeitung. Mittels
in Spezialanlagen verbrannt. So werden Rohstoff-Ressourcen sinnlos       Mixmobiltechnik der Fa. Thermowhite wird dieser Rohstoff vor Ort auf
verbraucht und es entstehen enorme Kosten für die Entsorgung. Für        der Baustelle mit mineralischem Bindemittel und Wasser versetzt und
dieses „verlorene“ Material muss Neuware produziert werden, um dem       gemäß den EN Norm-Richtlinien als hochwertige Wärme- und Tritt-
großen Bedarf für gebundene Dämmschüttungen am Bau nachzu-               schalldämmung verarbeitet.
kommen.                                                                  www.thermowhite.at

       WE DRIVE THE
       CIRCULAR ECONOMY.
                                                                                                                          Ob Inhouse-, Postconsumer
                                                                                                                          oder Bottle-Recycling: Nur
                                                                                                                          wenn Maschinen perfekt auf
                                                                                                                          die jeweilige Anforderung
                                                                                                                          abgestimmt sind, gelingt
                                                                                                                          es Kreisläufe präzise und
                                                                                                                          profitabel zu schließen.
                                                                                                                          Vertrauen Sie dabei auf die
                                                                                                                          Nummer 1-Technologie von
                                                                                                                          EREMA: Über 5000 unserer
                                                                                                                          Maschinen und Systeme
                                                                                                                          produzieren so jährlich rund
                                                                                                                          14 Mio. Tonnen hochwertiges
                                                                                                                          Granulat – hocheffizient und
                                                                                                                          energiesparend.

                                                                                                                          That’s Careformance!

                                                                CAREFORMANCE
                                                                We care about your performance.

  1905005ERE_KC aktuell.indd 1                                                                                                                 30.04.19 17:54

                                                                                                                             KC aktuell | Ausgabe 2 - Juni 2019   15
Sie können auch lesen