MITTELSTANDSREPORT 2019 - Deutsch-Russischer Jubiläums-ausgabe - Deutsch-Russischer ...
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INHALT GRUSSWORTE 5 JAHRE – ÜBER UNS 5 JAHRE – UNTERNEHMERREISEN 5 Dr. Thomas Overbeck 8 Blick zurück – Zeitenwende 2014 26 Ziel Russland 6 Anatoliy Artamonov 12 Mitglieder über uns 28 Teilnehmerfeedback 7 Stefan Dürr 18 Blick nach vorn 32 Ziel Brüssel 22 Arbeitsmarkt in Russland 34 Sanktionen des Westens 24 Einige neue Mitglieder 5 JAHRE – VERANSTALTUNGEN JAHRESBERICHT 2018 38 Mittelstandstage 50 Aktivitäten 62 Vorstand 40 Teilnehmerfeedback 62 Impressum 42 Weitere Formate 46 Neu 2019 – Messedialog 48 Unsere Speaker 5
GRUSSWORTE Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Mitglieder des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds, fünf Jahre Deutsch-Russischer Wirtschaftsbund! Fünf Jahre ist es her, dass wir unseren Verband gegründet haben! Vielleicht auch ein guter Zeitpunkt zurückzublicken auf die Zeit des Aufbaus unseres Verbands und die Entwicklung der Beziehung beider Länder in dieser Zeit. Sie geht – leider – einher mit einer Phase der politischen Entfremdung zwischen der Europäischen Union und Russland, vor allem auch zwi- schen Deutschland und Russland, der beiden Länder, die insbesondere nach dem Krieg ein gutes und besonderes Verhältnis entwickelt hatten. Das politische Klima hat sich gewandelt, und die eingetretene Abküh- lung der Beziehungen scheint sich mittlerweile leider zu verstetigen. Umso wichtiger ist es, über die Intensivierung wirtschaftlicher Bezie- hungen die Brücken der Verständigung nicht völlig abreißen zu las- sen. Vor allem, da sich der russische Markt, ungeachtet politischer Entscheidungen, doch weiterentwickelt. Mittelständische Unterneh- men erschließen in Russland flexibel und pragmatisch Nischenmärkte, bringen Menschen aus beiden Ländern zusammen und machen dabei noch gute Geschäfte. Lassen Sie uns die ersten Jahre unseres Verbands mit dieser Jubilä- umsausgabe Revue passieren und gleichzeitig gemeinsam überlegen, wie Sie der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund bei Ihrem Geschäft mit und in Russland auch zukünftig weiter unterstützen kann. Ich freue mich auf einen interessanten und fruchtbaren Dialog mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen auch zukünftig viel Erfolg im deutsch-russischen Geschäft und viel Spaß beim Lesen. Herzlichst Ihr Dr. Thomas Overbeck Präsident 6 7
GRUSSWORTE Liebe Mitglieder des Deutsch-Russischen Wirtschafts- bunds, sehr geehrte Damen und Herren, gerade in wirtschaftlich und politisch volatilen Zeiten wird die Bedeutung der deutsch-russischen Partner- schaft immer wieder offenkundig. Umso wichtiger sind in diesem Zusammenhang die vom Deutsch-Rus- sischen Wirtschaftsbund organisierten Delegations- reisen und Veranstaltungen wie der Deutsch-Russi- sche Mittelstandstag. Sehr geehrte Damen und Herren, Ein besonderes Highlight des vergangenen Jahres nehmen Sie meine herzlichsten Grüße zum 5. Jahrestag war sicherlich der durch den Schleswig-Holsteini- der Tätigkeit des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds schen Landtag, den Deutsch-Russischen Wirtschafts- entgegen! Während dieser Zeit hat Ihr Team von Fachleu- bund und die Ekosem-Agrar AG initiierte mehrtägige ten eine große Arbeit geleistet, um einen konstruktiven Deutschlandbesuch einer Wirtschaftsdelegation aus Dialog zwischen Russland und Deutschland aufzubauen, der Region Woronesch in Kiel. Im Gespräch mit Bun- um wirtschaftliche Fortschritte und Wohlstand zu erzie- despräsident Frank-Walter Steinmeier wurde die Zusammenarbeit zwischen Woronesch und den Regio- len. Es ist Ihnen gelungen, einen umfassenden Austausch nen in Deutschland in unterschiedlichen Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Tourismus von Informationen zu verschiedenen Aspekten der Wirt- intensiv diskutiert. Ein Dialog, der für beide Seiten mehr als nur positive Eindrücke mit sich brachte. schaft zu ermöglichen und erfolgreich neue Formen der Zusammenarbeit in soziokulturellen, wissenschaftlichen Es freut mich sehr, dass gerade die Regierung im Gebiet Woronesch, in dem wir mit unseren Unterneh- und technischen Fragen zu verwirklichen. men besonders stark vertreten sind, in hohem Maße zur Dynamik der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland beiträgt. Nur durch einen kontinuierlichen bilateralen Dialog kann ein gegenseitiges Mit der aktiven Teilnahme des Deutsch-Russischen Wirt- Verständnis in Wirtschaft, Kultur und Geschichte der Länder erreicht und der Nährboden für weitere schaftsbunds werden gemeinsame Aktivitäten und viel- Annäherung und Vertrauensaufbau bereitet werden. versprechende Investitionsprojekte gestartet sowie eine enge Kooperation aufgebaut. Ihr Verband ist zu einer Wir sollten unsere Begegnungen pflegen und den Austausch als ein zentrales Element zur Vertiefung „zentralen Anlaufstelle der Möglichkeiten“ für das Geschäft beider Länder geworden. Wir schätzen Ihre unserer Beziehungen betrachten. Die Zusammenarbeit in der Unternehmerschaft und der offene Aus- unabhängige und verantwortungsvolle Position, die frei von jeder politischen Konjunktur ist. tausch mit der Politik sind wichtige Eckpfeiler des deutsch-russischen Verhältnisses. Unsere Beziehungen haben Bestand. Deutschland hat die führende Position unter den ausländischen So möchte ich die Gelegenheit nutzen, dem Deutsch-Russischen Wirtschaftsbund zu seinem diesjäh- Partnern im Gebiet Kaluga. Einundzwanzig deutsche Unternehmen sind bei uns ansässig und liefern ihre rigen Jubiläum zu gratulieren. Der Verband hat in den vergangenen fünf Jahren einen unverkennbar qualitativ hochwertigen Produkte auch für den Export. Deutschland ist unser zuverlässiger Handels-und wichtigen Beitrag zur Zusammenarbeit unserer beiden Länder geleistet und bietet mit seiner Arbeit vor Wirtschaftspartner. Ich bin mir sicher, dass sich die bilaterale Wirtschaftskooperation, die eine so starke allem mittelständischen Unternehmen eine Plattform und eine Stimme, um den unmittelbaren Dialog Grundlage hat, weiterentwickeln wird. zwischen Wirtschaft und Politik zu fördern und ein gegenseitiges Kennenlernen und einen Vertrauens- aufbau zwischen Russland und Deutschland zu ermöglichen. Die Auszeichnung mit dem ersten Mit- Ich wünsche dem Deutsch-Russischen Wirtschaftsbund für die Zukunft viele erfolgreiche Aktivitäten. telstandspreis des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds 2016 hat mich sehr gefreut und ist für mich Ansporn zugleich, meine bisherigen Bemühungen um eine Rückkehr zur Normalität im Dialog zwischen Anatoly D. Artamonov Russland und Deutschland fortzusetzen. Gouverneur des Gebietes Kaluga Ich freue mich auf die weitere Kooperation und wünsche Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, eine inte- ressante Lektüre mit dem diesjährigen Deutsch-Russischen Mittelstandsreport. Herzliche Grüße Stefan Dürr Vorstandvorsitzender der Ekosem-Agrar AG 8 9
5 JAHRE – ÜBER UNS Blick zurück – Zeitenwende 2014 Dr. Hanno Stöcker, Geschäftsführender Vorstand W arum es uns gibt? Schon die Frage verwun- dert bei einem bilateralen Wirtschaftsver- band zweier Länder mit erheblicher weltwirt- Dieser Kurswechsel traf deutsche Exporteure un- vorbereitet. Wirtschaftssanktionen, das lernten deutsche Mittelständler damals, sind kein Instru- schaftlicher Bedeutung. Doch sie ist berechtigt, ment der Wirtschafts-, sondern der Außenpolitik. gibt es doch seit Jahrzehnten etablierte und mit- Insofern war die Wirtschaft in die Entscheidung gliederstarke Verbände mit ähnlicher Ausrich- nicht wirklich eingebunden. Man sah die Bundes- tung. Warum also wir? kanzlerin im Fernsehen mit offenbar eilig hinzu- gezogenen Vertretern deutscher Spitzenverbän- Die Antwort darauf gibt das Jahr 2014. Seit den de. Wie nebenbei fiel dabei ein Satz, der jenseits frühen 2000er Jahren bot sich in Russland ein des politischen Berlins befremdet aufgenommen Fenster wirtschaftlichen Aufschwungs. Der Nach- wurde: „Die deutsche Wirtschaft trägt die Sankti- holbedarf der russischen Wirtschaft und die onen mit.“ Wie bitte? wachsenden Erlöse aus Rohstoffverkäufen er- möglichten ungeahnte Höhen deutscher Exporte Wirtschaftsverbände haben die Aufgabe, Inte- in das größte Flächenland der Welt. Nach kom- ressen der Wirtschaft gegenüber der Politik zu Wirtschaft“? Unternehmen sind vielfältig, was Korb zu legen“, waren wenig hilfreich. pensiertem Rückfall durch die Finanzkrise 2008 vertreten. Diese Binsenweisheit erlebte 2014 für die einen ein No-Go ist, ist für andere eine erreichte der Warenaustausch 2012 seinen Hö- eine Bewährungsprobe. Selbst wenn Verbände Chance. Schon deshalb sind die Interessen der In dieser Phase druckten deutsche Leitmedien hepunkt. Bis dahin waren Politik und Wirtschaft gegen politische Sanktionsentscheidungen wenig Wirtschaftsteilnehmer unterschiedlich, zuwei- Aufsätze, die die Ukraine als den nun ethisch ge- len auch gegensätzlich. botenen Zukunftsmarkt priesen. Doch in Russ- „ Mit der Haltung der Wirtschaftsverbände 2014 konnten sich viele Mittel- land und der Ukraine geschäftlich engagierte ständler nicht identifizieren. Sie fühlten sich nicht vertreten.“ Die wirtschaftlichen Folgen der Russlandsankti- Firmen haben kein Interesse an Polarisierung onen zu bedauern, sie aber für richtig und an- und Politisierung. Müssten sie sich für eine Sei- gemessen zu halten, mag aus Sicht global aufge- te entscheiden, dann sinnvollerweise für denje- in Bezug auf Osteuropa und Russland nahe beiei- ausrichten können, so wurde von vielen Firmen stellter Konzerne nachvollziehbar sein. Der gute nigen Markt, der wirtschaftlich aussichtsreicher nander. Die deutsche und die EU-Politik förderten zumindest mehr Widerstand erwartet. Denn die Draht ins Kanzleramt ist immer wichtiger als ein ist. Das ist zumeist Russland. wirtschaftliche Aktivitäten mit Russland, zumin- Folgen für die Exporteure sind sehr unterschied- paar Prozentpunkte Wachstum in Russland. Für dest behinderten sie sie nicht. lich – sanktionierte Branchen leiden stärker als viele familiengeführte Mittelständler aber, die Kurzum – mit der Haltung der Wirtschaftsver- nicht sanktionierte. Schon deshalb bedeutet Inte- Chancen des russischen Marktes gerade begon- bände 2014 konnten sich viele Mittelständler Dann aber folgte Ende 2013 die Ukraine-Krise, der ressenwahrung an dieser Stelle auch das Verhan- nen hatten zu nutzen, die Investitionen getätigt nicht identifizieren. Sie fühlten sich nicht ver- „Euro-Maidan“, der Sturz des ukrainischen Prä- deln von Entschädigungen für Betroffene. Kollek- hatten oder nun plötzlich sanktionierte Produk- treten. Damit zeigte sich in Bezug auf Russland sidenten Janukowitsch, die Annexion der Krim, tive Selbstaufgabe kann keine Option sein. te lieferten, erwies sich das Sanktionsregime als ein erster Dissens zwischen westlichem Regie- der Krieg in der Ost-Ukraine mit inzwischen über erhebliches Problem. Mit den Folgen aber blie- rungshandeln und den Prioritäten vieler Mittel- 12.000 Toten und der Beginn der wechselseitigen Wirtschaftliche Interessen haben es traditionell ben sie allein bis hin zu vereinzelten Insolven- ständler. Fünf Jahre später sehen wir hier leider Sanktionen. Ein Paradigmenwechsel infolge einer schwer in Deutschland. Werte – wie auch immer zen. Reaktionen wie Achselzucken, „Pech ge- einen handfesten Riss. dramatischen politischen Entwicklung. definiert – haben es leichter, das „Primat der Po- habt“ oder der Rat, „nicht so viele Eier in einen litik“ erst recht. Doch was umfasst die „deutsche 10 11
5 JAHRE – ÜBER UNS Ein lesenswerter Kommentar der Neuen Zürcher Zei- tung vom 16.03.2019 skizziert das Jahr 2014 als his- schiedener Alternativen fiel die Entscheidung, eine neue Plattform zu gründen, die die Interessen fa- Was wir tun torischen Wendepunkt, der erst im Nachhinein als miliengeführter Mittelständler im Russlandgeschäft solcher erkennbar geworden sei, als „Schlusspunkt unabhängig von der deutschen und europäischen eines Vierteljahrhunderts westlicher Hegemonie Außenpolitik wahrnimmt und dem erodierenden nach dem Zusammenbruch des Ostblocks“. Man Vertrauen in beiden Ländern entgegenwirkt. Um ging in den neunziger Jahren vom Triumph der durch dies auch nach außen zu unterstreichen, entschie- die USA geprägten liberalen Weltordnung aus, in die den wir uns für einen Verbandssitz, der Nähe zum sich Moskau und Peking würden einfügen (müssen). Russlandgeschäft ebenso dokumentiert wie Distanz Dies aber erwies sich als krasse Fehlannahme. Dass zum Berliner Politikbetrieb. Die Wahl fiel auf Ham- (das formal unverändert kommunistische) China burg, Russlands „wichtigstem Hafen in der EU“. damals seine außenpolitische Zurückhaltung auf- gab und seitdem geschickt seinen globalen Einfluss Schließlich trafen sich die vereinsrechtlich erforder- steigert, sprengt hier den Rahmen. Es passt aber zur lichen sieben Personen am 17.11.2014 bei einem These der internationalen Zäsur durch Wiederaufle- Notar, um den neuen Verband zu gründen. Der ben der Geopolitik, die mit dem Jahr 2014 verbun- Grundstein war gelegt. Vier der damaligen Gründer den bleibt. Moskau denkt ebenfalls nicht daran, sich sind auch 2019 im Vorstand des Deutsch-Russischen die westliche Demokratie als Staatsform zum Vor- Wirtschaftsbunds vertreten – Dr. Thomas Overbeck, bild zu nehmen. Das zuvor erträumte „Ende der Ge- heute Präsident, Marco Lütz, heute Vize-Präsident, schichte“ war – so folgert die NZZ – ein Trugschluss. Nadja-Petersen Härter, von Beginn an Schatzmeiste- rin und der Autor dieser Zeilen als Geschäftsführen- So ist im Rückblick wenig verwunderlich, dass 2014 der Vorstand. auch unter deutschen Mittelständlern im Russland- geschäft Unbehagen aufkam. Dass ihre wirtschaft- Die ersten fünf Jahre waren nicht einfach, aber lichen Aktivitäten auch als Instrument der EU-Au- Norddeutschland ist bekannt dafür, dem Wind zu ßenpolitik dienen, traf auf breites Unverständnis. trotzen. Das schätzen Geschäftspartner. Zwar weist Generell laufen Geschäfte zwar besser, wenn die keine Statistik aus, wie viele deutsche Unterneh- Zielländer nicht im medialen Fokus stehen. Doch ein men sich mit Russland beschäftigen, doch das Feld Abnicken einer gegen die Interessen vieler Firmen ist groß. Jenseits der 5.000 Legal Entities, die deut- gerichteten EU-Politik konnte ebenso wenig die Lö- sche Firmen in Russland gegründet haben, gehen sung sein wie ein entschädigungsloses „Primat der wir von weiteren ca. 10.000 Firmen aus, insgesamt Politik“. also 15.000 Unternehmen, zumeist familiengeführ- te Mittelständler. In über 80 russischen Föderations- So fanden sich im Herbst 2014 einige deutsche Mit- subjekten warten Chancen auf uns. Packen wir’s an. telständler zusammen, um zu überlegen, wie auf die neue Lage zu reagieren sei. Am Ende eines in- Jetzt. tensiven Diskussionsprozesses unter Auslotung ver- Grafikvorlage: freepik.com 12 13
5 JAHRE – ÜBER UNS Mitglieder über uns Mitglieder über uns Warum ist Ihnen Russland wichtig? Warum ist Ihnen Russland wichtig? Wir halten Russland für einen interessanten Zukunftsmarkt. Russland Russland ist unser großer Nachbar, und ich kenne kein anderes Land, das wird sich zunehmend und trotz Sanktionen entwickeln und interessan- sich nach außen so schlecht präsentiert und in dem es in Wirklichkeit te marktfähige Produkte hervorbringen, die preisgünstig im D-A-C-H sehr viele Menschen mit großer Herzlichkeit und tollen Geschäftsideen Markt, auf den wir uns insbesondere spezialisiert haben, angeboten gibt. Ich kenne die russische Mentalität, und unsere Firma konnte in den werden können. Dabei unterstützen wir russische Unternehmen gern. vergangenen Jahren Russland als Hauptmarkt gewinnen. Was war der Grund für Ihre Mitgliedschaft bei uns? Was war der Grund für Ihre Mitgliedschaft bei uns? Wir haben den Deutsch-Russischen Wirtschaftsbund bei einer Veran- Der Grund war die Hoffnung, die politischen und wirtschaftlichen Be- staltung kennengelernt und erhofften uns, dadurch Kontakte zu Gleich- ziehungen zwischen Deutschland und Russland zu verbessern bzw. auf- gesinnten und Kontakte zu interessanten russischen Unternehmen und rechtzuerhalten. Da wir mit unserer Firma Geschäftsbeziehungen mit AXANDIS GMBH Ansprechpartnern zu bekommen. Das ist auch so eingetroffen. OE GERMANY Russland haben, hoffen wir, diese damit zu sichern und weiter zu pflegen HANDELS GMBH sowie die Wirtschaftssanktionen gegen Russland so schnell wie möglich Martin Kuhlmann Wie erleben Sie den Verband? aufzuheben, um wieder normal arbeiten zu können. Wir hoffen auch auf Geschäftsführer Die Veranstaltungen des Verbands sind generell auf hohem Niveau. Der Dr. Olga Schröder die positive Änderung der EU-Politik gegenüber Russland. Vorstand und die Geschäftsführung sind sehr mitgliedernah und Ideen Geschäftsführerin und Anliegen von Mitgliedern aufgeschlossen. Der Verband geht gern Wie erleben Sie den Verband? auch mal neue Wege. Man merkt deutlich, dass es keine verkrusteten Ich fand allein die Idee, solch einen Verband zu gründen, sehr positiv Strukturen gibt. Sehr geeignet für den Mittelstand. und begrüße das sehr. So werden in der Zeit, in der die politische Bezie- hungen zwischen Deutschland und Russland nicht so glatt verlaufen, mit Was könnte der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund besser machen? Hilfe des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds die gemeinsamen Inter- Aus unserer Sicht gibt es hier wenig zu sagen. Vielleicht lässt sich die essen vieler Unternehmen, die mit Russland geschäftliche Beziehungen regionale Ansprache von Mittelständlern in Deutschland noch verbes- aufgebaut haben, durchgesetzt. sern, wenn auch außerhalb von Hamburg mehrere Veranstaltungen in Deutschland stattfinden würden. Was könnte der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund besser machen? Ich finde, dass vieles von der Seite des Deutsch-Russischen Wirtschafts- bunds bereits sehr gut gemacht wird und denke, dass es wichtig ist, dass die russische Seite trotz der Sanktionen auch die Bemühungen der deut- schen Seite zur Normalisierung der Beziehungen wahrnehmen kann. Der Verband ist wahrscheinlich die einzige Kraft, die der Politik entgegenwir- ken kann und die so mühsam entstandenen Kontakte und Beziehungen zwischen den Mittelständlern auf beiden Seiten weiter pflegt und sichert. 14 15
5 JAHRE – ÜBER UNS Mitglieder über uns Mitglieder über uns Warum ist Ihnen Russland wichtig? Warum ist Ihnen Russland wichtig? Weil ich in dem Land großes Agrarpotenzial sehe und wir mit der von Ein Großteil unserer internationalen Fachmessen findet in Russland uns züchterisch bearbeiteten Kulturart „Raps“ eine leistungsfähige Ge- statt, so dass Russland für uns ein Kernmarkt für unsere Geschäfte ist. netik haben, die sich für Russland gut eignet. Was war der Grund für Ihre Mitgliedschaft bei uns? Was war der Grund für Ihre Mitgliedschaft bei uns? Die interessanten und vielseitigen Veranstaltungen des Deutsch-Russi- Weil ich durch den Verband über die aktuellen Entwicklungen, insbe- schen Wirtschaftsbunds bieten uns hervorragende Möglichkeiten des sondere in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Deutschlands mit Netzwerkens für unsere verschiedenen Fachmessen. Darüber hinaus Russland, umfassend und sachlich informiert werde. werden wir über die Erfahrungs- und Expertenberichte immer aktuell auf dem Laufenden gehalten. Wir schätzen den Einsatz des Verbands Wie erleben Sie den Verband? für den Abbau von politischen und wirtschaftlichen Hemmnissen auf ITE GROUP PLC russischer und deutscher Seite im Interesse der wirtschaftlichen Zu- CLUSER Eine für mich lebendige, positive Plattform mit sachlichem Austausch sammenarbeit zwischen beiden Ländern. BREEDING zu aktuellen Möglichkeiten, wie die bilaterale Zusammenarbeit aktiv Ute von Kaufmann INTERNATIONAL weiterentwickelt werden kann. Key Account Manager Wie erleben Sie den Verband? GMBH Was könnte der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund besser machen? Wir erleben den Verband als eine für uns unentbehrliche Organisation, Als neues Mitglied im Verband bin ich bisher sehr zufrieden und habe Asmus Sören Petersen die sich für die wirtschaftlichen Belange, vor allem auch mittelständi- in der kurzen Zeit zahlreiche Kontakte knüpfen können. Geschäftsführer scher deutscher Unternehmen, einsetzt und hierfür mutig den direkten Dialog mit der Politik sucht. Als Mitglied des Verbands werden wir re- gelmäßig und aktuell informiert, und wir fühlen uns vom Verband sehr gut individuell betreut. Was könnte der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund besser machen? Da fällt mir im Moment nichts ein. 16 17
5 JAHRE – ÜBER UNS Mitglieder über uns Warum ist Ihnen Russland wichtig? Weil wir mit Russland im „gemeinsamen Haus Europa“ sitzen und gute Nachbarschaft allen dient. Was war der Grund für Ihre Mitgliedschaft bei uns? Weil ich teilnehmen kann an Maßnahmen für gute Nachbarschaft und außerdem eigene Geschäftschancen entwickeln möchte. Wie erleben Sie den Verband? HELMS TECHNO- Kompetent und freundschaftlich Haben Sie Fragen? LOGIES GMBH Wir beraten Sie gern: Was könnte der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund besser machen? 0234 6874-0 RUSSISCH Dr. Dirk Helms Ich habe für meine Firma noch keine Geschäftskontakte gefunden. Viel- Geschäftsführer leicht lässt sich bei der Suche nach Kontakten dafür noch mehr tun? INTENSIV LERNEN ■ Intensiv-Sprachkurse auf unterschiedlichen Niveaustufen ■ Online-Kurse (Blended Learning oder autonomes E-Learning) ■ Interkulturelles Training ■ Inhouse-, Spezial- und Auslandskurse ■ Kleine Lerngruppen; Einzelunterricht auf Anfrage ■ Gästezimmer im Haus ZIEL- UND PRAXISORIENTIERT WEITERE SPRACHEN Arabisch I Chinesisch I Japanisch www.lsi-bochum.de 18 Koreanisch I Türkisch I Persisch
5 JAHRE – ÜBER UNS ist China schon jetzt ein komparativer Vorteil ent- standen. Das kann auch für Russland gelten. und branchenspezifischer wie übergreifender Lösungen im Bereich KI könnte eine exponenti- elle Entwicklung unmittelbar bevorstehen. Kaum Nach vielen verpassten Chancen einer wirklichen jemand denkt dabei an Russland. Doch bei IT – Annäherung Anfang der 2000er Jahre beschlos- etwa der Cyber Security – sind die Russen weiter, sen die EU und Russland 2010 eine „Moderni- als viele glauben, und die Europäische Union ist sierungspartnerschaft“. Sie kam nicht wirklich vermutlich auch hier langsamer, als viele hoffen. Blick nach vorn – welche Zukunft hat Russlands Wirtschaft? zustande, eine ökonomische Modernisierung Es ist nicht ausgemacht, dass die effizienten Trei- Russlands wäre unverändert sinnvoll. Doch ist un- ber dieser Entwicklung primär aus den USA und ter „Modernisierung“ überhaupt noch das Glei- Asien stammen werden. Gut möglich, dass russi- Dr. Hanno Stöcker, Geschäftsführender Vorstand che zu verstehen wie vor zehn Jahren? Und wo sche Entwicklungen überraschende Effekte frei- steht Russland bezogen auf globale Megatrends? setzen können. Auch global. Ein kurzer Abriss: Die Digitalisierung bietet Entrepreneuren neue Klimawandel weltweite Chancen jenseits etablierter Kräftever- Der Klima- und Umweltschutz ist dringender ge- hältnisse. Wenn auch noch immer zu wenige, so worden. Sinnbildlich für den weltweiten Hand- zeigen sich doch zunehmend mehr russische Un- lungsdruck steht eine schwedische Schülerin. ternehmen international wettbewerbsfähig. Der Eine globale Aufgabe mit weltweitem Ringen niedrige Exportanteil der russischen Wirtschaft um die richtigen Prioritäten. Auch Russland hat jenseits des Energiehandels muss in Zukunft nicht enormen Nachholbedarf. Die Entsorgung etwa so bleiben. bedarf neben cleverem Recycling und der Ver- pflichtung von Produzenten auch öffentlicher Mit- Asien tel. Ist Russland dazu bereit? Doch solange etwa Von der weltwirtschaftlichen Schwerpunktver- EU-Gründungsmitglied Italien noch immer kein lagerung nach Südostasien wird Russland profi- Pfandsystem für PET-Flaschen kennt, besteht kein tieren. Die geografische Nähe zu China, die auch Grund, auf Russland herabzublicken. Der Klima- durch Abwendung des Westens begünstigte Inten- schutz bestimmt auch den Paradigmenwechsel sivierung des russischen Handels mit dem Reich bei der Mobilität. 2010 setzte man noch auf sau- der Mitte und das Projekt der „Neuen Seidenstra- beren Diesel. Deutschlands Autokonzerne fuhren ße“ bieten viele Möglichkeiten wirtschaftlicher großartige Gewinne ein, auch in Russland. Zehn Partizipation, auch im Energieexport durch neue Jahre später ist das vorbei, der Umstieg auf die Pipelines. Allerdings ist das Miteinander von Chi- Elektromobilität scheint weltweit vorprogram- nesen und Russen sicherheitspolitisch nicht im- Bild: Pixabay miert, neue Player entstehen. Ob dies auch für mer spannungsfrei. Dies kann dazu beitragen, das das Flächenland Russland gelten wird, ist mittel- Potenzial nicht vollständig zu nutzen. fristig unwahrscheinlich. Eine global führende I n der öffentlichen Diskussion mündet die Fra- ge nach der Qualität der russischen Wirtschaft reflexhaft in der volkswirtschaftlichen Rückstän- ne durch den umgekehrten Weg ein erhebliches Wirtschaftswachstum. Ungeachtet der ethi- schen Bewertung zeigt das Beispiel China, dass Rolle als Systemlieferant in der Elektromobilität (etwa für Batterien) genauso. Das wird der russi- schen Wirtschaft jedoch nicht wirklich schaden. Gleichwohl ist Asien nicht nur China. Märkte wie Japan (trotz mangelnder Dynamik im BIP-Ranking weltweit Platz 4), Indonesien (265 Millionen Ein- digkeit (formal belegt durch das Bruttoinlands- der Staatskapitalismus etwa beim Umgang mit wohner), Pakistan (200 Millionen), die Philippinen, produkt pro Kopf) und den Russland-Sanktionen. gigantischen Mengen persönlicher Daten aus Digitalisierung Vietnam, Malaysia, Indonesien, (auch Nord-) Korea Beide Faktoren lenken jedoch ab von der Kern- wirtschaftlicher Perspektive Vorteile bietet. Ein Blockchain, Big Data, Industrie 4.0 oder Künstliche und das wahlweise unter- wie überschätzte Indi- frage – welche Zukunft hat Russlands Wirtschaft? weit entwickelter Rechtsstaat mit umfangreichen Intelligenz (KI) sind längst routinierte Schlagwor- en (mit 1,3 Milliarden Menschen nur noch knapp Klagerechten und etablierter Klagekultur braucht te. Die Auswirkungen im betrieblichen Alltag spü- hinter China auf Platz 2) sind reale und geografisch Tempo für viele Entscheidungen nicht nur wegen über- ren noch wenige, das kann sich bald ändern. So durch Russlands Fernen Osten naheliegende russi- Strukturell könnte man Russland vorhalten, in lasteter Gerichte lange, immer häufiger auch zu wie das Frühjahr lange braucht, um an den Bäu- sche Zukunftsmärkte. Selbst Bangladesch, vor 20 der Wirtschaft sei zu viel „top down“ geregelt, lange. Immer offenkundiger wird, dass die Struk- men Blätterknospen zu treiben, so schnell sind Jahren noch das Armenhaus der Welt, liegt mit 165 so dass wirtschaftliche Initiativen „bottom up“ turen in der Europäischen Union dem global an- die Bäume grün, wenn alle gleichzeitig ausschla- Millionen Menschen im BIP-Vergleich nach Kauf- zu wenig Chancen hätten. Polen etwa verzeich- ziehenden Tempo nicht gerecht werden. Daraus gen. Für die Ergebnisse dezentraler Forschung kraftparität global inzwischen auf Platz 33. 20 21
DENKEN SIE ÜBER EINEN PRODUKTIONSSTANDORT IN RUSSLAND NACH? 5 JAHRE – ÜBER UNS CONTAINEX IMMOBILIEN bietet Unternehmen, die sich in Russland niederlassen wollen, attraktive voll aufge- schlossene Industrieliegenschaften im Osten Moskaus zur langfristigen Vermietung. Einfach und zuverlässig zum eigenen Produktionsstandort in Russland! Das österreichische Unternehmen CONTAINEX IMMOBILIEN verfügt in Kovrov – mitten im Wirtschaftszentrum Moskau / Vladi- mir / Nizhny Novgorod – über Industriegrund- stücke in bester Lage. Globaler Bevölkerungszuwachs Chancen und neuen Märkten. Sich ändernde Aus der Kombination der Risikofaktoren Kli- Rahmenbedingungen stellen alte Glaubenssät- 140.000 m2 können langfristig angemietet mawandel und steigender Weltbevölkerung ze in Frage. Dass etwa Russlands Wirtschaft die werden. 180.000 m2 des Areals werden durch schließlich kann eine erhebliche Wirtschafts- Größe Spaniens habe, zielt auf eine vergleich- CONTAINEX-MONOLIT, einem Werk von CONTAI- chance für Russland erwachsen. Der Ausbau bare BIP-Höhe beider Länder. Doch – um im NEX, für eine Containerproduktion genutzt. Mit der russischen Lebensmittelproduktion zeigt Bild zu bleiben – über welche Rohstoffe verfügt dieser Betriebsansiedlung hat sich das Manage- auch Exporterfolge. Mit dem Klimawandel wer- Spanien? Wer jetzt Sonnenstunden zählt und ment viel Know-How erworben, von dem andere den perspektivisch größere Teile des bisherigen hochrechnet, wieviel klimafreundlicher Strom internationale Unternehmen Nutzen ziehen Permafrostbodens landwirtschaftlich nutzbar, in Spanien erzeugt werden könnte, gerät in Ge- könnten. Fläche und Wasser sind keine Engpässe. Für die fahr, politisch Erwünschtes über wirtschaftliche weltweit steigende Nachfrage nach Food-Res- Fakten zu stellen. Gerade wegen der Energie- sourcen kann sich Russland zum global relevan- wende wird Erdgas in der Europäischen Union ten Partner entwickeln. in steigendem Maße benötigt, auch aus Russ- land. Daran sollte auch Manfred Weber denken, Profitieren Sie von zwei wesentlichen Vorteilen: Insgesamt zeigt sich ein differenziertes Bild. wenn er plant, gegen North Stream 2 vorzuge- Trotz der vordergründigen Rückständigkeit vie- hen. 1. Mieten statt kaufen 2. Hervorragende Infrastruktur ler Bereiche der russischen Wirtschaft führen Eine Liegenschaft zu mieten anstatt zu kaufen Gas, Strom, Wasser, Abwasser und eine 24h-Bewa- technologische Entwicklungen jenseits bishe- Hochmut ist nicht angebracht. Es könnte anders bietet den Vorteil, den notwendigen Finanzie- chung sind bereits vorhanden. Ein eigener Bahnan- riger Lieferbeziehungen zu wirtschaftlichen kommen – Totgesagte leben länger. rungsbedarf auf die Errichtung eines Gebäudes zu schluss ist ebenso verfügbar. Die voll aufgeschlosse- beschränken. Die Grundstücke stehen in verschie- nen Liegenschaften eignen sich ideal für Produktion, denen Größen ab 10.000 m2 mit flexibler Mietdau- Industrie, Lagerung, Logistik, Großhandel, Dienstleis- er zur Verfügung. tungen oder Büros. Erobern Sie den russischen Markt Jene Unternehmen, die in Russland schon „heute“ eine Produktion für den lokalen Markt starten, werden dort auch „morgen“ erfolgreich sein. Die voll aufgeschlossenen Grundstücke ermöglichen Mietern einen raschen Pro- duktionsstart. Auf einen Blick Ihr direkter Ansprechpartner CONTAINEX ist Spezialist für Container und mobile CONTAINEX IMMOBILIEN GmbH Raumsysteme und liefert „Raum sofort“ an Kunden AT-2355 Wiener Neudorf aus Industrie, Handel, Gewerbe und dem kommuna- Herr Mag. Martin Senoner len Bereich in ganz Europa. Tel: +43 2236 601-2219 CONTAINEX unterhält sechs eigene Produktionswer- E-Mail: senoner@containex-immo.com ke in Europa, unter anderem das Werk CONTAINEX- MONOLIT in Russland. Weitere Informationen finden Sie unter www.containex-immo.com/russland CONTAINEX IMMOBILIEN verfügt über Gewerbe- und Industriegrundstücke in Ungarn und Russland zur langfristigen Vermietung und investiert in Wohnim- mobilien in Österreich und Deutschland. 22
5 JAHRE – ÜBER UNS Arbeitsmarkt in Russland – Tendenzen 2019 Nach einigen Jahren der Stabilisierung auf dem russischen Arbeitsmarkt haben internationale Arbeit- geber wieder mehr offene Positionen zu besetzen. Auch dauert es wieder länger, bis Positionen besetzt werden können. Unsere Umfrage unter hauptsächlich internationalen Auftraggebern ergab im März 2019, dass 36 Pro- zent von ihnen planen, zusätzliches Personal in diesem Jahr einzustellen. Im Fokus sind insbesondere Spezialisten der Bereiche Vertrieb und Produktion. Dabei hat sich seit 2016 die Anzahl derjenigen Firmen verdoppelt, die angaben, mehr Fluktuation zu beobachten. Die Hauptgründe für diese Tendenz sind Re- organisationen und ein zu geringes Gehalt. Daran wird sich in diesem Jahr vermutlich wenig ändern, da ein Großteil der befragten Firmen 2019 mit vier bis sechs Prozent geringeren Personalkostensteigerungen budgetiert als noch 2018. Die Firmen orientieren sich dabei an der gefallenen Inflation. Eine besonderes Phänomen sind sogenannte „Geisterkandidaten“. Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal auf einen oder mehrere Kandidaten gewartet zu haben, die ohne Angabe von Gründen nicht erschienen sind und danach als „verschollen“ galten. Der Hauptanteil dieser Bewerber war jünger als 30 Jahre alt. HR-Manager in größeren russischen Firmen beschäftigen sich im Moment viel mit dem Thema Digitali- sierung/Automatisierung. Es gibt viele Start-ups, die in den Bereichen Artificial Intelligence, Chatbots und Assessment innovative Lösungen geschaffen haben. Auch Antal hat schon mit einem Recruiting Roboter experimentiert. Kandidaten aus diesen Sektoren sind im Moment Mangelware. Am schnellsten finden derzeit IT-Spezialisten in den Feldern Cyber Security und Programmierung einen neuen Job. Die Tendenz zur Lokalisierung hat auch Folgen für das Thema Personal. In den meisten Projekten, bei de- nen das deutsche Head Office entscheidet, sich von seinem gegenwärtigen General Manager in Russland zu trennen, kann man davon ausgehen, dass die Stellenbeschreibung für die Nachbesetzung auf lokale (also russische) Kandidaten zielt. Michael Germershausen, General Manager Antal International GUS Antal International ist eine Personalberatungs- und Personalleasingfirma mit weltweit mehr als 140 Niederlassungen. 24
EINIGE NEUE MITGLIEDER PHOENIX CONTACT GMBH & CO. KG STULZ GMBH Phoenix Contact ist weltweiter Marktführer für Kom- Seit über 40 Jahren steht das Hamburger Familienun- ponenten, Systeme und Lösungen im Bereich der Elekt- ternehmen STULZ für Klimatechnologie auf höchstem rotechnik, Elektronik und Automation. Das Familienun- Niveau. Ob Rechenzentrum, industrielle Anwendung ternehmen beschäftigt heute rund 17.400 Mitarbeiter oder Kommunikationstechnik, das Unternehmen bietet weltweit und hat 2018 einen Umsatz von 2,38 Milliarden weltweit maßgeschneiderte Kühllösungen mit höchster Euro erwirtschaftet. Zur Phoenix Contact-Gruppe gehören Präzision und Energieeffizienz aus einer Hand. Mit zehn 14 Unternehmen in Deutschland sowie mehr als 55 eigene Produktionsstätten, 21 Tochtergesellschaften und 2.400 Vertriebsgesellschaften und 40 Vertretungen in aller Welt. Mitarbeitern weltweit erwirtschaftete die STULZ GmbH im Jahr 2018 einen Umsatz von 450 Millionen Euro. ▪▪ www.phoenixcontact.com ▪▪ www.stulz.de CONTAINEX CONTAINER HANDELSGESELLSCHAFT MBH VANSPED GMBH & CO. KG Als Spezialist für Container und mobile Raumsysteme lie- Der Fokus der 2007 gegründeten Vansped Logistics ist die fert CONTAINEX, ein Unternehmen der WALTER GROUP, Entwicklung kundenspezifischer Transportkonzepte, insbe- „Raum sofort“ an Kunden aus Industrie, Handel, Gewerbe sondere für Warenlieferungen von und nach Russland und und dem kommunalen Bereich in ganz Europa. Seit über den GUS-Staaten mit einem eigenen Fuhrpark von inzwi- 10 Jahren werden im russischen Gebiet Wladimir Bürocon- schen über 300 Transporteinheiten. Hierfür ist der Stand- tainer im eigenen Produktionswerk CONTAINEX-MONOLIT ort an Deutschlands Ostseehafen mit dem größten Russ- angefertigt. Zusätzlich steht vor Ort noch 140.000 m² In- landangebot Lübeck ideal. Parallel hat sich Vansped auch dustriefläche zur langfristigen Anmietung zur Verfügung. auf zuverlässige innerdeutsche Kühllogistik spezialisiert. ▪▪ www.containex.com | www.containex-monolit.ru/de ▪▪ www.vansped.de SKF MARINE GMBH NORDIC ASIA GMBH Seit über 70 Jahren ist SKF Marine mit innovativen Lösungen Die in Cuxhaven ansässige NORDIC Asia GmbH ist ein und Expertise im Bereich Schiffskomponenten am Markt deutsches Unternehmen mit Schwerpunkten in der Pro- tätig. Produkte und Serviceleistungen von SKF Marine fin- jektentwicklung und Errichtung von Anlagen im Bereich den Anwendung in zahlreichen Bereichen auf Schiffen. SKF der erneuerbaren Energien im In- und Ausland, dem Han- Marine entwickelt, produziert und vertreibt Stabilisatoren, del, Import und Export von Rohstoffen und deren Folge- Wellenkomponenten, Kupplungen und Schmiersysteme, produkten sowie den mit diesen Tätigkeiten verbundenen Anlagen zur Zustandsüberwachung, Bilgenwasser-Entöler Unternehmungen. Russland nimmt dabei eine Sonderstel- sowie Umweltmonitoringsysteme. lung ein. ▪▪ www.skf.com Bild: pixabay ▪▪ www.nordic-asia.de 26 27
5 JAHRE – UNTERNEHMERREISEN Ziel Russland Zur ersten Unternehmerreise nach Russland Wirtschaftsbund zum zweiten Mal mit Unter- fuhr der Deutsch-Russische Wirtschaftsbund nehmern nach Woronesch. Besichtigungen im Mai 2017 in das Gebiet Woronesch. Der Ein- industrieller und landwirtschaftlicher Betriebe ladung von Gouverneur Alexej Gordejew folg- (Molvest) standen ebenso auf dem Programm ten rund 30 Vertreter deutscher Mittelständler. wie die Baustelle unseres Mitgliedsunterneh- Das Reiseprogramm war von der russischen mens Bionorica SE, über die Inhaber Prof. Dr. Seite optimal organisiert – besucht wurden Michael Popp persönlich führte. Mit dem neu- Unternehmen überwiegend der Agrar- und en Gouverneur des Gebiets Woronesch Alex- Lebensmittelproduktion (z.B. KDV, AgroEko, ander Gusev diskutierten Reiseteilnehmer eine EkoNiva, Molvest) und des Handels (X 5 Retail Fokussierung KMU-gerechter Lokalisierungs- Group). Im Rahmen des Business-Forums zum chancen („Co-Manufacturing“). russischen Tag des Unternehmens präsentier- ten sich weitere Firmen beider Länder und Im September 2018 hieß das Ziel der Reise für diskutierten Möglichkeiten der Zusammenar- 26 Vertreter deutscher Unternehmen Kaluga. beit im Rahmen der Panels Agrar (moderiert Nach Besuchen der Industrieparks in Worosino von Stefan Dürr) und Industrie (moderiert vom und Detschino traf die Delegation Gouverneur CEO des Siemens-Transformatorenwerks in Anatoly Artamonov. Am Folgetag präsentierten Woronesch Igor Ivanov). Während der Reise sich die Unternehmen im Rahmen von B2B-Ge- konnte unser Reinbeker Mitgliedsunterneh- sprächen. Beeindruckend waren auch die Besu- men Amandus Kahl einen Vertrag abschließen. che des Stahlwerks NLMP und eines Werks für Aluminiumprofile. Den Abschluss bildete ein Im Mai 2018 reiste der Deutsch-Russische Konzert aus Anlass der Kaluga-Tage in Moskau. 28
5 JAHRE – UNTERNEHMERREISEN Teilnehmerfeedback Teilnehmerfeedback Warum haben Sie an einer Reise des Deutsch-Russischen Warum haben Sie an einer Reise des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds teilgenommen? Wirtschaftsbunds teilgenommen? Grund war das Zusammentreffen von zwei Faktoren: Interesse an der Die Reisen in die Regionen – organisiert durch den Deutsch-Russi- Region (bei der ersten Reise besonders – Woronesch) und Neugierde/ schen Wirtschaftsbund – bieten immer wieder Gelegenheit, auf Au- Interesse am Verband. genhöhe mit interessierten Unternehmen, mit potenziellen Kunden in den Regionen direkt ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Wie haben Sie die Reise erlebt? Chancen auf eine Zusammenarbeit auszuloten bzw. Potenziale zu er- Die Reisen waren sehr gut organisiert und boten hervorragende Mög- schließen. Darüber hinaus sind solche Reisen die beste Gelegenheit lichkeiten zum Gedankenaustausch mit örtlichen Entscheidungsträ- zur weiteren Vernetzung. gern (Gouverneur und Minister). Zudem konnte ich viele interessan- te Kontakte knüpfen, eigene Erfahrungen weitergeben, kurzum eine Wie haben Sie die Reise erlebt? OOO DAW - K+S KALI GMBH tolle Möglichkeit zum Networking. Das Besondere an diesen Reisen Meine Einschätzung zu meiner Teilnahme an der letztjährigen Reise RUSSLAND war, dass dort auch Entscheidungsträger von Unternehmen teilnah- nach Kaluga lässt sich schnell zusammenfassen: Bestens organisiert men, so dass bei entsprechendem Interesse gleich „Nägel mit Köp- Peter Hellmuth – inhaltlich sehr gut vorbereitet – spannende Unternehmensbesichti- Ralf-Peter Ehlers Market Management CIS fen“ möglich waren. Das war ein großes Plus im Vergleich zu Reisen gungen – aussichtsreiche B2B-Gespräche, und ich habe wieder viele Leiter Key Account anderer Veranstalter, an denen oft Vertreter großer Konzerne mit be- nette Menschen in angenehmer Atmosphäre kennengelernt. Management grenzten Kompetenzen und Interessen teilnehmen. Was hat sich aus den gewonnen Informationen und Kontakten Was hat sich aus den gewonnen Informationen und Kontakten entwickelt? entwickelt? Auf dem russischen Markt arbeiten wir mit russischen Partnern zu- Ich erhielt Kontakte zu mittelständischen Firmen, die den Aufbau ei- sammen. Sie begleiten uns und sind in unsere Aktivitäten eingebun- gener Produktionskapazitäten in Russland planen oder diese ausbau- den. Damit stellen wir sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse di- en. Das gab für uns als Produzent von Farben, Lacken und Bauten- rekt verwertet und Neukontakte betreut werden. stoffen die Möglichkeiten, mit unseren Marken Caparol und Disbon an Ausschreibungen zum Bau/Ausbau dieser Projekte teilzunehmen. Würden Sie wieder mitfahren und wohin? Das Format Unternehmerreisen in russische Regionen mit B2B-Ge- Würden Sie wieder mitfahren und wohin? sprächen zu verbinden, bietet gute Chancen mit russischen Unter- Gern, besonders interessant wäre für mich die Region Jaroslawl. nehmen – für die unser Produktangebot interessant sein kann – in Kontakt zu kommen. Daher kann ich die Frage nach einer weiteren Teilnahme an solchen Reisen positiv beantworten. Grundsätzlich sind für uns die Regionen mit starker Landwirtschaft und deren Gefolg- schaft mit einer gut entwickelten Nahrungsmittel- und Futtermittel- produktion bzw. von Industriezweigen, für die die Verwendung unse- rer natürlichen Mineralsalze von Bedeutung sind, immer interessant. 30 31
5 JAHRE – UNTERNEHMERREISEN Teilnehmerfeedback Teilnehmerfeedback Warum haben Sie an einer Reise des Deutsch-Russischen Warum haben Sie an einer Reise des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds teilgenommen? Wirtschaftsbunds teilgenommen? Unternehmerdelegationen des Deutsch-Russischen Wirtschaftsbunds be- Weil wir gerade in der Region Woronesch seit 2012 gute Kontakte im stehen aus Vertretern verschiedener Branchen. Der Verband organisiert Bereich Recycling pflegen und zukünftig weiteren Bedarf zur Zusam- interessante Treffen mit regionalen Firmenvertretern, was uns die Möglich- menarbeit sehen. keit gibt, wichtige Kontakte zu knüpfen. Wie haben Sie die Reise erlebt? Wie haben Sie die Reise erlebt? Die Organisation war professionell, und das Programm ermöglichte vie- Die Reisen haben bei mir einen guten Eindruck hinterlassen. Ich habe es le individuelle Gespräche und brachte neue Ideen zur Zusammenarbeit. nicht bedauert, dabei gewesen zu sein. RIGK GMBH Was hat sich aus den gewonnen Informationen und Kontakten OOO HELLMANN Was hat sich aus den gewonnen Informationen und Kontakten entwickelt? EAST EUROPE entwickelt? Thomas Neck Die Kreislaufwirtschaft erfährt seit 2018 in Russland hohe Priorität. Denis Boiko Wir haben Verträge mit zwei neuen Kunden unterschrieben und sogar erste Projektmanager Agrar Die Politik zwingt die Regionen, Konzepte zur Wertstoffsortierung und Regional Sales & Aufträge erhalten. stofflichen Verwertung zu entwickeln. Hier kann die RIGK ihre Erfahrun- gen einbringen. Business Development Director Russia & CIS Würden Sie wieder mitfahren und wohin? Würden Sie wieder mitfahren und wohin? Ich würde gern wieder mitkommen. Alle Regionen sind für uns von Inter- esse. Die RIGK wird gern wieder dabei sein. Gerade in den ländlichen Re- gionen abseits der großen Städte gibt es in der Abfallwirtschaft noch viel zu tun. Die langjährigen Erfahrungen deutscher Partner werden in Russland sehr geschätzt. 32 33
5 JAHRE – UNTERNEHMERREISEN Ziel Brüssel Die westlichen Russlandsanktionen sind Alltag gagement (etwa in Ausschüssen) auf eine im bilateralen Wirtschaftsgeschehen. Längst fachliche Nähe zu unserer Thematik schließen besteht die reale Gefahr, dass sie zur routinier- ließ. In Erinnerung blieben Gespräche mit ten Dauernormalität avancieren. Um dieser Entwicklung zu begegnen, haben wir bereits ▪▪ Othmar Karas, der als Vorsitzender der früh darauf gesetzt, mit Politikern über Russ- Delegation im Ausschuss für parlamenta- land ins Gespräch zu kommen. So sinnvoll es rische Kooperation EU-Russland keinerlei sein kann, mit der Bundespolitik Gespräche zu Empathie zeigte und das Gespräch kont- führen – zur Sanktionsproblematik ist Berlin rovers, fast konfrontativ führte. Eine be- nicht die richtige Adresse und bestenfalls in- fremdliche Erfahrung. direkter Ansprechpartner, zudem mit ab 2016 erkennbar degressivem Einfluss. Europäische ▪▪ Daniel Caspary, Sprecher der EVP-Fraktion Sanktionen werden von der EU entschieden, im Ausschuss für internationalen Handel also richteten wir unseren Fokus auf Brüssel. (INTA) und Parlamentarischer Geschäfts- führer der CDU/CSU-Gruppe im EP, der Als Verband dorthin zu fahren und von EU- die Praxisberichte interessiert aufnahm Politikern die Abschaffung der Sanktionen zu und seine zunächst ablehnende Haltung verlangen, erschien uns nicht zielführend. Ent- erkennbar relativierte. scheidend ist auch nicht die Meinung des Ver- bands, sondern die unserer Mitglieder. Daher ▪▪ Knut Fleckenstein, der als früherer Vor- war unser Ansatz schon bei der Planung des sitzender der Delegation im Ausschuss für Konzepts 2015 – fahren wir nach Brüssel, dann parlamentarische Kooperation EU-Russ- als Gruppe betroffener Mittelständler mit dem land viel Verständnis für unsere Belange Ziel, ausgewählten EU-Politikern unsere Erfah- zeigte und uns über sein Büro entschei- rungen im Russlandgeschäft nahezubringen. dend half, Brüsseler Türen zu öffnen. Zwar erscheint dieser Ansatz auf den ersten Blick weniger ambitioniert. Gleichwohl erwies ▪▪ EU-Kommissar Günther Oettinger, der er sich als erfolgreicher. Wir stellten schnell unsere Gruppen zweimal empfing und In- fest, wie wenig EU-Politiker über Russland wis- teresse wie wirtschaftliches Verständnis sen und wie viele Meinungen zu Themen dort erkennen ließ. letztlich nur übernommen werden, sei es aus Überlastung, Desinteresse oder Bequemlich- keit. Den eingeschlagenen Weg werden wir nach der Europawahl 2019 fortsetzen. Dieses Jahr Daher ging und geht es uns darum, EU-Politi- planen wir, zusammen mit Mittelständlern aus ker für Russland zu interessieren und für die Österreich und Italien nach Brüssel zu fahren, Belange unserer Mitglieder zu sensibilisieren. um aus der bilateralen Initiative eine multi- So führten wir bei zwei Unternehmerreisen laterale zu machen. Das verspricht mehr Ge- Einzelgespräche mit EU-Politikern, deren En- wicht auf der Waage. 34
5 JAHRE – Bild: Pixabay UNTERNEHMERREISEN Sanktionen des Westens Prof. Dr. Andreas Steininger, Ostinstitut e.V. In den vergangenen Monaten ist die Sanktions- politik des Westens gegenüber Russland und umgekehrt aus den Schlagzeilen der Presse gewi- der Export von der Krim oder der Import auf die Krim verboten wurden. chen. Trotzdem sind die Sanktionen – besonders 3. Dual-Use-Verordnung: Verordnung (EU) Nr. der USA – ein allgegenwärtiges Problem für alle, 833/2014 des Rates vom 31.07.2014: Dies die mit Russland Handel treiben oder in sonstiger ist wohl die tiefgreifendste Sanktionsvor- Weise dort involviert sind. Dabei ist es nicht ganz schrift, die ein Verbot des Verkaufs und der einfach, bei Sanktionen und Gegensanktionen Lieferung von sogenannten Dual-Use-Gütern den Überblick zu behalten. Der folgende Beitrag und Technologien, die sowohl für zivile als versucht, noch einmal die wichtigsten Maßnah- auch für militärische Zwecke oder für militä- Wie bereits erwähnt, werden die genannten Ver- gesehen von Einreiseverboten wurden eben- men und Gegenmaßnahmen zusammenzufas- rische und neue Nutzer geeignet sind, ent- ordnungen durch nationales Recht umgesetzt, in falls bereits 2014 als unmittelbare Gegen- sen: hält. Hierbei verweist die Verordnung auf Deutschland also durch das Außenwirtschafts- maßnahmen Verordnungen erlassen, welche Anhang 1 der Verordnung (EU) Nr. 428/2009 gesetz, das die Ordnungsgelder oder Strafen bei den Import von einzelnen Arten von land- A. Die Sanktionen der Europäischen Union (sogenannten Iran Verordnung). Das Problem Nichtbefolgung vorsieht. Die Maßnahmen wer- wirtschaftlichen Erzeugnissen, Rohstoffen bei dieser Verordnung ist, dass bei vielen in- den jedes halbe Jahr durch Beschluss des Rates und Lebensmitteln aus Staaten, die Sanktio- Die Sanktionspolitik des Westens begann im We- dustriellen Produkten nicht immer zweifels- der Europäischen Union verlängert. nen gegen die Russische Föderation verhängt sentlichen mit der Revolution auf dem Maidan frei festzustellen ist, ob sie allein für zivile haben, verbieten. Insbesondere folgende in Kiew im Dezember 2013. Als dann die Krise Zwecke gebraucht werden können. Hier ist B. Die Gegenmaßnahmen der Russischen Waren können nicht mehr in die Russische um die Krim mit der Annexion der Insel im März eine Auslegung und im Zweifel eine Geneh- Föderation Föderation eingeführt werden: Gemüse, 2014 eskalierte, wurden bis Ende des Jahres 2014 migung des Bundesamtes für Wirtschaft und Rüben, Obst, Nüsse, Fleisch- und Geflügel- durch den Rat der Europäischen Union eine Rei- Außenkontrolle (BAFA) erforderlich. Nähere Die Russische Föderation hat im Gegenzug einige erzeugnis, Milch und Milchprodukte, Quark, he von Sanktionen durch Verordnungen im Sinne Bestimmungen hierzu enthält das Außen- Sanktionen sowohl gegen Persönlichkeiten des Käse und sonstige Produkte, die Milch ent- von Art. 215 AEUV erlassen, so insbesondere: wirtschaftsgesetz (AWG), das auch Straftat- öffentlichen Lebens in den USA und Kanada und halten, Fisch und Meeresfrüchte, Nahrungs- bestände für Nicht-Anzeige vorsieht. in der EU als auch gegen westliche Waren und mittel oder Fertigprodukte. 1. Sanktionen gegen natürliche Personen: Ver- Güter erlassen, die teilweise wesentlich schwer- ordnung (EU) Nr. 269/2014 des Rates vom 4. Erweiterungs-Verordnungen: Verordnung (EU) wiegender sind als die ursprünglichen Maßnah- 3. Importstopp für den Maschinenbau und 17.03.2014: Diese Verordnung enthält insbe- Nr. 960/2014 des Rates vom 12.09.2014: men der EU. Erzeugnisse der Textilindustrie: Gerade für sondere Bestimmungen über Reisebeschrän- Durch diese Verordnung wird die Sanktions- die deutsche Industrie gravierender sind kungen und Stilllegungen von Bankkonten liste der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 ge- 1. Verbot der Einreise offizieller Persönlichkei- Verordnungen, welche die staatliche Auf- für bestimmte Personen der russischen Ad- gen bestimmte Personen erweitert und dar- ten aus den USA und Kanada: Bereits 2014 tragsvergabe beim Einkauf einzelner Arten ministration. über hinaus in Ergänzung zu Verordnung Nr. hat das russische Außenministerium als Re- von Erzeugnissen des Maschinenbaus (ins- 833/2014 bestimmte Dienstleistungen ver- aktion auf die westlichen Sanktionen Einrei- besondere Fahrzeugbau, Verfahrenstechnik 2. Krim-Verordnung: Verordnung (EU) Nr. boten. Zudem wurden weitere Sanktionen severbote gegen Persönlichkeiten aus den etc.) und der Leichtindustrie (Stoffe, Be- 692/2014 des Rates vom 23.06.2014 und im Zusammenhang mit der Turbinenlieferung USA und Kanada verhängt. kleidung, Textilwaren etc.) an ausländische Verordnung (EU) Nr. 825/2014 des Rates vom von Siemens auf die Krim gegen einzelne Firmen verbieten. Vom Verbot sind Erzeug- 30.07.2014: Hierbei handelt es sich um die Personen der russischen Administration be- 2. Verbot des Imports von Lebensmitteln: Ab- nisse ausgenommen, die keine in Russland, sogenannten „Krim Verordnungen“, wonach schlossen. 36 37
5 JAHRE – UNTERNEHMERREISEN Weißrussland oder Kasachstan produzierten In- und Ausland) geschlossen. Hierbei über- dem sogenannten ‚Countering America‘s Adver- Im April 2018 erging die Mitteilung des amerika- Entsprechungen haben. Grundsätzlich gelten nimmt der Investor die Verpflichtung zur saries Through Sanctions Act‘ vom August 2017 nischen Finanzministeriums, bestimmte Personen als staatliche Auftraggeber alle Unternehmen Gründung, Entwicklung oder Modernisierung (weiterhin: CAATSA) erhält der Präsident der USA auf der Grundlage der noch unter der Obama-Re- mit einer staatlichen Beteiligung von mehr als von Produktionen auf dem russischen Terri- eine Ermächtigungsgrundlage, gegenüber auslän- gierung 2014 erlassenen Verordnungen zu sank- 50 Prozent. Dies ist in Russland noch ein nicht torium. Problematisch hierbei ist allerdings, dischen Staaten und ihren Bürgern Sanktionen tionieren. Hierbei handelte es sich auch um über geringer Teil der Unternehmen. dass mindestens zehn Millionen Euro inves- zu verhängen, wenn diese mit Russland Handel die Grenzen Russlands hinaus bekannte Persön- tiert werden müssen. treiben bzw. die Wirtschaft (insbesondere Ener- lichkeiten, so etwa den Oligarchen Deripaska, der C. Russische Lokalisierungspolitik giewirtschaft, Pipelinebau, Ölförderung etc.) der grundsätzlich nicht durch große Nähe zum Kreml 2. Verträge über Tätigkeiten in Sonderwirt- russischen Föderation stärken. Das Gleiche gilt, aufgefallen war; umso erstaunlicher war es, dass Mit Beginn der Sanktionspolitik des Westens hat schaftszonen: Im Rahmen eines Vertrags über wenn ein ausländisches Unternehmen mit einem gerade er auf die Sanktionsliste der USA kam. der russische Staat zeitgleich den Versuch unter- die Tätigkeit in der Sonderwirtschaftszone russischen Vertragspartner Handel treibt, der sel- nommen, möglichst viel produzierende Industrie muss sich der Investor verpflichten, bestimm- ber auf einer amerikanischen Sanktionsliste steht Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass deut- wieder nach Russland zu holen, um vom Westen te Tätigkeiten und Investitionen durchzu- (siehe die entscheidende Vorschrift des Art. 228 sche Unternehmen, gleich, ob sie eine Tochter- unabhängiger zu sein. Hierzu wurde zunächst führen sowie Kapitalanlagen zu erbringen in CAATSA). Bereits der wirtschaftliche Kontakt in gesellschaft in den USA unterhalten oder nicht, auf dem bereits bestehenden Modell der Indus- einem Umfang und im Rahmen einer Frist, Form einer sogenannten „significant transaction“ von amerikanischen Sanktionen betroffen sein triemontageverträge aufgebaut. Die Idee dabei welche in der Vereinbarung ausgehandelt mit einer solchen Person oder aber auch nur mit können, soweit sie mit russischen Unternehmen ist, dass man Unternehmen Anreize bietet, in werden kann. den Angehörigen einer solchen Person oder ei- Handel treiben, die auf der Sanktionsliste der Russland zu produzieren. Dies gilt sowohl für die nes solchen Unternehmens kann dazu führen, US-Regierung stehen. Prinzipiell schwebt über föderale Ebene (also für die gesamte russische 3. Vereinbarung über die Durchführung von Tä- dass das ausländische Unternehmen mit ameri- deutschen Unternehmen, die mit solchen russi- Föderation), als auch für die Ebene der Föderati- tigkeiten in den Regionen vorrangiger sozi- kanischen Sanktionen belegt wird. Völkerrecht- schen Firmen Handel treiben, immer ein Damok- onssubjekte (also der „Länder“). Die Anreize kön- alökonomischer Entwicklung: Bei Verträgen lich handelt sich um sogenannte „extraterritoriale lesschwert. Dies gilt insbesondere auch vor dem nen zum Beispiel durch Steuererleichterungen, über die Durchführung von Investitionstätig- Sanktionen“, die ein Staat im Falle einer unmittel- Hintergrund, dass die US-Administration bzw. der Zollerleichterungen, Unterstützung beim Erwerb keiten in Regionen sogenannter „vorrangiger baren Bedrohung gegen sich selbst auch gegen amerikanische Präsident bisweilen unvorherseh- von Immobilien, durch Mithilfe bei Infrastruktur- sozialökonomischer Entwicklung“ (sogenann- Bürger anderer Staaten erlassen kann, die durch bare Entscheidungen treffen. Auch die Möglich- projekten etc. geboten werden. te TOR-Verträge) verpflichtet sich die eine ihr Handeln mittelbar von den USA sanktionierte keit der Beantragung von Ausnahmegenehmigun- Partei (der Resident), im Zeitraum einer be- Personen unterstützen. gen oder Lizenzen ist zwar grundsätzlich gegeben, Vom rechtlichen Charakter her kann man diese stimmten Frist, die in der Vereinbarung vor- genauere Verfahrensvorschriften hierzu existieren Übereinkommen, die zumeist zwischen einer Be- gesehen ist, eine Investitionstätigkeit auszu- Ungeachtet der völkerrechtlichen Legitimität jedoch noch nicht. hörde und einem privaten Investor geschlossen üben, welche ebenfalls in dem Vertrag näher bedeutet dies für deutsche Unternehmen, die werden, mit einem öffentlich-rechtlichen Vertrag zu beschreiben ist. Allerdings ist der Investor sowohl in den USA als auch in Russland Handel Man gewinnt den Eindruck, dass die Rechtslage im deutschen Recht vergleichen. Insgesamt haben hier nicht verpflichtet, eine bestimmte Sum- treiben oder Investitionen tätigen, dass diese bisweilen von den USA bewusst vage gehalten sich in der Zeit seit 2014 verschiedene Arten von me zu investieren. Diese kann frei verhandelt überprüfen müssen, ob und inwieweit ihre russi- wird, um eine Verunsicherung bei der Industrie Investitionsmöglichkeiten und Subventionen her- werden. schen Vertragspartner auf einer amerikanischen anderer westlicher Staaten zu erzeugen. Auf jeden ausgebildet. Hier seien die wichtigsten genannt: Sanktionsliste stehen. Sollte dies der Fall sein, ist Fall sollen die Unternehmen vor die Entscheidung D. Die neuesten Sanktionen der USA: nicht ausgeschlossen, dass auf der Grundlage des gestellt werden, entweder gefahrlos Investitionen 1. Spezielle Investitionsverträge – Sonderinves- ‚Countering America‘s Adversaries Through CAATSA die amerikanische Administration Sankti- in den USA zu tätigen oder aber auch mit Russ- titionsvertrag: Der Sonderinvestitionsvertrag Sanctions Act‘ onen verhängt. Da auch kein Verwaltungsaktver- land zu handeln, dann aber mit dem Risiko leben wird gemäß dem Industriepolitikgesetz für fahren in den USA existiert, das mit dem deut- zu müssen, gegebenenfalls von amerikanischen eine Dauer von bis zu zehn Jahren zwischen Die vielleicht einschneidendsten Sanktionen ge- schen Verwaltungsverfahren vergleichbar wäre, Sanktionen betroffen zu sein. der Russischen Föderation bzw. einem Fö- genüber Russland, die mittlerweile auch deutsche ist es auch recht schwierig, auf dem Rechtswege derationssubjekt und Investoren (aus dem Unternehmen betreffen, sind die der USA. Mit hier Rechtssicherheit zu erreichen. 38 39
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