Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group

Die Seite wird erstellt Thorben-Hendrik Wetzel
 
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Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group
Ausgabe 2020 / 2021
                               Taking

                           Klima-
                           neutral
                             Ambitionierte
                           Strategie für mehr
                              Klimaschutz

           H2 für die        Herausforderung       Innovation
         Energiewende            Corona              stärken
             Heizen mit        Aus der Not eine    Johann Vaillant
             Wasserstoff       Tugend gemacht     Technology Center
Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group
…
  of a better
climate.
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                                        Herausgeber
                                       Vaillant GmbH
                                 Berghauser Straße 40
                                    42859 Remscheid
                                         Deutschland

                              www.vaillant-group.com
                                     info@vaillant.de

                      VC Unternehmenskommunikation
                                Tel. +49 2191 18-2754
                                Fax +49 2191 18-2895

                                          Gestaltung
                               gerlach & partner, Köln

                                                  Fotos
                                   Mike König, iStock,
                         Joachim Stretz, Vaillant Group

                                         Illustrationen
                                      Sergio Ingravalle

                                                Druck
                                   druckpartner, Essen
Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group
Inhalt

    Rückblick auf ein Jahr Corona-Pandemie       Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz
    Aus der Not eine Tugend gemacht (S. 8)                   Klimaneutral (S. 22)

       Wissenswertes zu CO2-Zertifikaten             Modelle und Technik auf einen Blick
Vermeiden, reduzieren und kompensieren (S. 34)        Wärmepumpen im Fokus (S. 38)

    CO2-neutrales Gas für die Energiewende           Diversity & Inclusion im Arbeitsalltag
        Heizen mit Wasserstoff (S. 44)                  Mit Vielfalt erfolgreich (S. 52)

      Neues Test Center nimmt Arbeit auf              Neue Lösungen für Wärmekomfort
   Johann Vaillant Technology Center (S. 54)           Digital breit aufgestellt (S. 66)
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      Review

                                                        WISSENSWERTES

                                                                               2,7
    Arbeitgeber der Wahl
    Empfehlen wir die Vaillant Group unseren Freunden als Arbeitgeber?
    Die Antwort ist: Ja! Und das ist das höchste Lob. Weil so viele Kollegen
    und Kolleginnen das Unternehmen weiterempfehlen, gehören wir zu den
    beliebtesten Arbeitgebern Deutschlands. So das Ergebnis eines Rankings
    des unabhängigen Marktforschungsinstituts Statista und der Zeitschrift
    Stern.

                                                                               MRD EURO

                                                                               Trotz der Pandemie
                                                                               hatte die Vaillant Group
                                                                               ein insgesamt erfolg-
                                                                               reiches Geschäftsjahr
                                                                               2020. Die Umsatzerlöse
                                                                               überstiegen erstmals
                                                                               die Marke von 2,7 Mrd
                                                                               Euro. Das entspricht
                                                                               einem Wachstum von
                                                                               über 4 Prozent.

    Vaillant Wuxi behauptet sich
    in der Pandemie
    Arbeitsschutz und Sicherheit an erster Stelle. Schon unmittelbar
    nach dem Beginn der Ausbreitung des neuen Coronavirus reagierte
    die Vaillant Group im chinesischen Wuxi mit Infektionsprävention im
    Unternehmen. Das Prinzip lautet Früherkennung, Früherfassung, sofor-
    tige Isolation und schnelle Behandlung. Die lokale Produktion im Werk
    in Wuxi ließ sich so weitgehend mit normaler Belegschaft und Leistung
    aufrechterhalten.
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WISSENSWERTES

        Technologische Kompetenz unter einem Dach. Zusammen
        mit den beiden Verwaltungsgebäuden bildet das neue
        Test Center in Remscheid das innovative Herz der Vaillant
        Group. Kurze Wege und offene Strukturen erhöhen die
        Entwicklungsgeschwindigkeit. Die Innovationskraft der
        Vaillant Group hat eine lange Tradition, die bis zu unserem
        Firmengründer Johann Vaillant zurückreicht. Deshalb ist der
        neue Gebäudekomplex nach ihm benannt: Johann Vaillant
        Technology Center.

                                       Siehe auch Seite 54
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      Review

                                                        WISSENSWERTES

                                                                        Klimaneutrales
                                                                        Unternehmen
                                                                        Wir verfolgen eine ambitionierte und
                                                                        langfristige Klimastrategie. Bis zum
                                                                        Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen
                                                                        der Vaillant Group um 50 Prozent
                                                                        sinken. Die verbleibenden Emissionen
                                                                        gleichen wir ab sofort vollständig
                                                                        durch bestehende, zertifizierte Auffors-
                                                                        tungsprojekte aus. Zudem planen wir,
                                                                        langfristig eigene Aufforstungsprojekte
                                                                        in Schwellenländern durchzuführen.

                                                                        Die Klimastrategie mit den Schwerpunk-
                                                                        ten CO2-Reduzierung und CO2-Kom-
                                                                        pensation ist Teil unseres 2020 neu
                                                                        aufgelegten Nachhaltigkeitsprogramms
                                                                        SEEDS. Darin setzen wir für die Vaillant
                                                                        Group in den vier Fokusfeldern Umwelt,
                                                                        Mitarbeiter, Entwicklung & Lösungen
                                                                        sowie Gesellschaft Nachhaltigkeitsziele
                                                                        bis zum Jahr 2030 – die Klimaneutralität
                                                                        des Unternehmens ist eines davon.

                                                                        Siehe auch Seite 22

    Erfolgreich zertifiziert
    Die Zertifizierungsgesellschaft Lloyd’s Register Quality
    Assurance (LRQA) hat der Vaillant Group erneut die Einhal-
    tung internationaler Standards in Sachen Qualität (ISO 9001),
    Umweltschutz (ISO 14001) und Arbeitsschutz (ISO 45001)
    bescheinigt. Die Auditoren der LRQA prüfen regelmäßig die
    Standorte Belper, Bergheim, Bozüyük, Nantes, Remscheid,
    Skalica, Trenčín, Vitoria und Wuxi.
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                                                    WISSENSWERTES

53 Prozent Umsatzplus
bei Wärmepumpen
Effiziente Wärmepumpen bleiben auch trotz Corona stark
nachgefragt. Die Vaillant Group profitierte von diesem Trend
in besonderem Maße. In dem wichtigen Produktsegment
erreichte das Umsatzplus im letzten Jahr einen neuen Rekord
von 53 Prozent. Gründe hierfür sind der konsequente Ausbau
der Produktpalette und die starke Nachfrage nach der neuen
Wärmepumpe aroTHERM plus, die aufgrund ihres umwelt-
freundlichen Kältemittels auch in Bestandsgebäuden für
Wärme- und Warmwasserkomfort sorgen kann.

Siehe auch Seite 38

                                                                              Stärkung der
                                                                              Menschenrechte
                                                                              Die Vaillant Group hat 2020 eine Grund-
                                                                              satzerklärung zur Achtung der Men-
                                                                              schenrechte veröffentlicht. Damit bringt
                                                                              das Unternehmen zum Ausdruck, dass
                                                                              es Menschenrechte achtet und stärkt –
                               WARUM                                          ein elementarer Bestandteil des unter-

                               WARTEN
                                                                              nehmerischen Selbstverständnisses der
                                                                              Vaillant Group. Die Grundsatzerklärung
                                                                              zur Achtung der Menschenrechte ist Teil
                                                                              des Nachhaltigkeitsprogramms SEEDS
                                                                              und gilt für alle Mitarbeiterinnen und
                                                                              Mitarbeiter.

Es gab nie einen günstigeren, aber auch noch nie einen drängenderen
Zeitpunkt, einen Beitrag gegen die Klimaerwärmung zu leisten. Das ist die
Kernbotschaft von #warumwarten. Die internationale Kampagne zeigt, wie
wichtig hocheffiziente Heiztechnik für den Schutz von Umwelt und Klima ist.

Mit #warumwarten ist Vaillant in den sozialen Medien sichtbar sowie
im TV, im Rundfunk und in Printmedien. Die Kampagne läuft in über
20 Ländern.
Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group
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              Das Pandemie-jahr
            bei der Vaillant Group

              Aus der

      Not
                  eine
    Tugend
             gemacht

    Kurz nach dem Jahreswechsel 2020
       erfuhr die Welt von einer neuen
    Lungenkrankheit in der chinesischen
     Stadt Wuhan. Nur wenige Wochen
     später kam die Welt zum Stillstand.
Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group
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Klima-neutral - Taking - Ambitionierte Strategie für mehr Klimaschutz - Vaillant Group
U
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                                                 der Pandemie weltweit die Liefer- und
                                                 Servicefähigkeit zu bewahren und die
                                                 eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                                 ter gesund zu erhalten. Die offiziellen
                                                 Maßnahmen für den Infektionsschutz
                                                 schränkten im letztjährigen Frühjahr an
                                                 allen Unternehmensstandorten das öf-
                                                 fentliche Leben stark ein – zu Beginn in
                                                 China. „Ich war gerade in der deutschen
                                                 Zentrale, als sich Mitte Januar das Infek-
                                                 tionsgeschehen in China dramatisierte
                                                 und das Land in den Lockdown ging“,
                                                 berichtet Dr. Liangya Cheng, Director
                                                 Industrial Asia und Leiter der Produk-
                                                 tion im chinesischen Vaillant Group
                                                 Werk in Wuxi. Seine Rückreise in die
                                                 Heimat war unmöglich geworden. China
                                                 hatte aufgrund der hohen Infektionszah-
     naufhaltsam und innerhalb
                                                 len die Metropole Wuhan und weitere
     weniger Wochen verbreitete                  Großstädte abgeriegelt und einen lan-
     sich das Coronavirus erst in                desweiten Lockdown verhängt. Flüge
     China und dann auf allen Kon-               und der öffentliche Nahverkehr waren
     tinenten. Der Reiseverkehr                  gestoppt worden. Die Regierung hatte
     wurde ausgesetzt, Grenzen                   die Feiertage nach dem chinesischen
                                                 Neujahrsfest verlängert, damit die Men-
     wurden abgeriegelt, Geschäfte
                                                 schen länger zu Hause bleiben konnten.
     geschlossen, Produktionen                   „Auch unsere Produktion im Werk Wuxi
     gestoppt – das öffentliche                  stand einige Tage länger still als üblich“,
     Leben stand plötzlich still.                so Dr. Liangya Cheng. Er schaffte es –
                                                 unter der Einhaltung aufwendiger Si-
                                                 cherheitsmaßnahmen –, gerade recht-
     Auch die Vaillant Group mit ihren rund      zeitig vor Ort zu sein, als die Produktion
     15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-       am 10. Februar wieder starten konnte –
     tern musste auf die Herausforderung         unter strengen Hygiene- und Sicher-
     Corona reagieren. Es galt, das Grundbe-     heitsauflagen. Zu diesem Zeitpunkt hat-
     dürfnis nach Wärme und warmem Was-          te das Virus bereits begonnen, sich auch
     ser weiterhin zuverlässig zu erfüllen und   in Europa auszubreiten.
     zugleich die Kunden und Mitarbeiter vor
     dem Virus zu schützen. Das ist gelun-       Erste Herausforderung:
     gen. Und nicht nur das: Die Vaillant        am Ball bleiben
     Group hat durch die Krise an Stärke ge-
     wonnen. Die Menschen im Unterneh-           Die Vaillant Group reagierte unmittel-
     men stehen – bei allen gebotenen Ab-        bar: Bereits mit den Entwicklungen in
     standsregeln – geschlossen zusammen.        China wurde eine Taskforce aktiv, um
                                                 die internationale Handlungsfähigkeit
     Die Lage Anfang 2020 war unübersicht-       des Unternehmens zu sichern. Zu ihr
     lich. Das rasante Infektionsgeschehen       gehörten Vertreter aus der Zentrale in
     im Zusammenhang mit dem neuartigen          Deutschland; geleitet wurde die Task-
     Coronavirus löste überall große Unsi-       force von Mathias Stecher, Group Direc-
     cherheit aus. Es gab keine Erfahrungen      tor Business Processes, und Dr. Thomas
     mit der Krankheit, es gab kein Gegen-       Jasinski, Head of Process Management
     mittel. Mit ihren internationalen Ver-      & Organisational Development. Eine
     triebsgesellschaften und Entwicklungs-      Pandemie war für alle Beteiligten etwas
     und Produktionsstandorten in Europa,        völlig Neues. „Wir hatten zunächst zwei
     der Türkei und China stand die Vaillant     wichtige Themen zu klären: Zum einen
     Group, wie viele andere Unternehmen         mussten wir eine kontinuierliche Kom-
     auch, urplötzlich vor der Aufgabe, trotz    munikation aufbauen und einen Infor-
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mationskanal einrichten, über den wir        tauscht haben“, berichtet Joe Dunn,
uns weltweit austauschen und beraten         Werksleiter in Belper. Auch in Großbri-
konnten. Und zum anderen mussten wir         tannien waren ab Ende Februar die In-
Entscheidungskompetenzen an den ein-         fektionszahlen stark angestiegen, und
zelnen Standorten festlegen, um ein          das Land sollte sich wie Spanien und
schnelles Handeln zu ermöglichen“, so        Italien in den kommenden Wochen zu
Thomas Jasinski.                             einem sogenannten Hotspot entwickeln.
                                             Der Austausch der internationalen Kol-
Zu Beginn lag der Fokus der Taskforce        legen aus Beschaffung, Produktion, Per-
auf China; kurze Zeit später auf Italien     sonal, IT, Vertrieb, Service und Arbeits-
und Spanien – schließlich auf allen euro-    sicherheit gehörte wochenlang zum
päischen Märkten. Die Runde wurde an-        wichtigsten Punkt auf der Agenda. „So
gesichts der zunehmenden Dramatik der        ein crossfunktionales Zusammenkom-
weltweit steigenden Infektionszahlen         men gab es in dieser Form vorher nicht.
schnell erweitert und die oberste Ent-       Wir haben damit sichergestellt, dass uns
scheidungsebene eingebunden. „Ab Fe-         kein wichtiger Aspekt entgeht“, betont
bruar tauschte sich die Geschäftsfüh-        Thomas Jasinski.
rung der Vaillant Group mehrmals
wöchentlich virtuell mit allen internatio-   Neue Realität
nalen Führungskräften über die Ent-
wicklungen und das Infektionsgesche-
hen vor Ort aus“, berichtet Mathias
                                             Die Vaillant Group musste sich auf das
                                             Leben mit dem neuen Virus einrichten.       „Kommunika-
Stecher. Zu diesem Zeitpunkt war die
Taskforce bereits auf 40 Personen ange-
                                             Anfang März 2020 wurden alle verwal-
                                             tenden und kaufmännischen Mitarbeite-
                                                                                         tion aufbauen
wachsen. „Jeder Tag begann mit dem           rinnen und Mitarbeiter der Vaillant         und Entschei-
Coronavirus-Meeting, bei dem wir uns         Group ins Homeoffice geschickt. In den
über die lokalen Entwicklungen ausge-        Produktionswerken wurden strenge Hy-        dungskompe-
                                                                                         tenzen festlegen
Andere Länder, andere                                                                    waren unsere
                                                                                         ersten Maßnah-
Hamsterkäufe                                                                             men, noch vor
                                                                                         Hygienevor-
                                                                                         schriften und
                                                                                         Homeoffice.“
                                                                                         Dr. Thomas Jasinski,
                                                                                         Head of Process Management &
                                                                                         Organisational Development

Was horten Menschen in der Pandemie? Das ist unterschiedlich. In Deutschland
kam es zu einer derart hohen Nachfrage nach Toilettenpapier, dass Supermärkte pro
Kunde nur noch ein Paket verkauften. Leere Regale gab es ebenfalls bei Nudeln und
Mehl. In der Türkei war Eau de Cologne hoch begehrt. In Frankreich und Spanien taten
sich Lücken in den Weinregalen auf. In skandinavischen Ländern versorgte man sich
mit Medikamenten. In den Niederlanden bildeten sich vor Coffeeshops Schlangen. Und
in den USA schnellten die Waffenkäufe in die Höhe.
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                                             Alltagsmaske –
                                             Symbol der Pandemie
                                             Sie macht die Pandemie
                                             sichtbar: die Maske zum
                                             Schutz für sich selbst und
                                             die Mitmenschen. Das glo-
                                             bale Handelsvolumen von
                                             Einwegmasken stieg 2020
                                             von 0,8 auf schätzungsweise
                                             165 Mrd Dollar an.

           „Wir mussten
      Handlungsweisen
            für die unter-
           schiedlichsten
     Situationen finden,
           vom kleinsten
        Schnupfen eines
            Einzelnen bis              giene- und Sicherheitsmaßnahmen ein-        Standards für Krisenzeiten
           hin zu großen               geführt. „Wir standen vor einem Puzzle
                                       aus einzelnen Maßnahmen, und die wa-        In der Produktion sorgte ein zentrales
     betriebswirtschaft-               ren lokal zum Teil sehr unterschiedlich.
                                       Wir haben uns an den Empfehlungen
                                                                                   Business Continuity Management (BCM)
                                                                                   Team für international einheitliche Pro-
        lichen Fragestel-              der WHO und der maßgeblichen staatli-       zesse. Lokale BCM-Teams übernahmen

              lungen wie               chen Gesundheitsbehörden orientiert
                                       und sie an die Führungskräfte in den
                                                                                   deren Umsetzung vor Ort. Das überge-
                                                                                   ordnete Ziel: die Produktion trotz aller
             Grenzschlie-              Ländern kommuniziert. Diese mussten
                                       sie dann wiederum an lokale Regularien
                                                                                   Widrigkeiten und gleichzeitig mit größt-
                                                                                   möglicher Sicherheit aufrechtzuerhal-
                ßungen.“               anpassen“, sagt Thomas Jasinski. Des-
                                       wegen waren erweiterte Entscheidungs-
                                                                                   ten. „Plötzlich hatten wir es nicht mit
                                                                                   einer technischen Anforderung, sondern
                   Mathias Stecher,    kompetenzen so wichtig. „Wir mussten        mit einem Virus zu tun. Wir mussten ge-
                      Group Director
                  Business Processes   schnell handeln“, so Werksleiter Joe        meinsam mit dem Industrial Manufactu-
                                       Dunn. „Als wir erkannten, was auf uns       ring erst einmal herausfinden, welche
                                       zukommt, haben wir unsere Präven-           Maßnahmen wir implementieren müss-
                                       tions- und Reaktionsrichtlinien, Pläne      ten und wie wir diese koordiniert be-
                                       und Risikobewertungen sofort ange-          kommen würden“, so Thomas Jaster, der
                                       passt. Wir wollten bereit sein, bevor die   in seiner Funktion als Director Group
                                       Fallzahlen in Großbritannien zu steigen     Manufacturing, Organisation & Standar-
                                       begannen. Wir haben das gesamte             disation das gesamte Produktionsnetz-
                                       Werksteam gebrieft. Jeder sollte sich im    werk der Vaillant Group im Blick hat.
                                       Klaren sein, was gemeinsam zu tun ist.“     Täglich wurde mehrfach in Statusrun-
                                       Die Maßnahmen wurden – wie an ande-         den die Lage in den Werken sondiert,
                                       ren Standorten auch – daraufhin immer       um den Fortgang des Fertigungsbetriebs
                                       wieder feinjustiert.                        zu gewährleisten. Zugänge und Wege in
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                                                                                        „Alle kamen als
                                                                                        eine Einheit
                                                                                        zusammen, um
                                                                                        dafür zu sorgen,
                                                                                        dass alle Kollegen
                                                                                        und das Unter-
der Produktion, Belegungspläne von So-      Abläufe in der Materialbeschaffung und      nehmen während
zialräumen, Absperrungen von Teilen des
Geländes, die Montage von Trennwän-
                                            in der Produktion wurden durch die Pan-
                                            demie beeinträchtigt“, sagt Oliver Albig,
                                                                                        der Pandemie
den, Einführung der Maskenpflicht, Hy-
gienevorschriften, Abstandsregelungen
                                            Director Group Supply Chain Opera-
                                            tions. Er ist mit einem Team dafür zu-
                                                                                        geschützt waren.
und anderes mehr galt es zu bedenken.       ständig zu gewährleisten, dass die Pro-     Es gab ein echtes
„Wir haben für unsere Werke ein
100-Punkte-Programm erarbeitet, mit
                                            duktionsstandorte der Vaillant Group in
                                            allen Ländern zuverlässig und zeitgenau     Gefühl der Kame-
dem wir die Produktionen Schritt für
Schritt sicher gemacht haben“, berichtet
                                            mit Materialien und Komponenten ver-
                                            sorgt werden und die Logistik reibungs-
                                                                                        radschaft.“
Lutz Forßmann, Werksleiter in Rem-          los läuft. Er stand im engen Austausch      Joe Dunn,
                                            mit dem Gruppeneinkauf und den inter-       Werksleiter Belper,
scheid, Deutschland. Dass die Maßnah-
                                                                                        Großbritannien
men so schnell und überall so konsequent    nationalen Werksleitern. Viele Lieferan-
umgesetzt worden seien, sei ein Grund       ten hatten gleichzeitig ihre Produktion
für das erfolgreiche Krisenmanagement       gestoppt oder konnten nicht liefern.
der Vaillant Group. „Das hat uns zusam-     Es drohten Engpässe. „Gemeinsam mit
mengeschweißt“, sagt er. Und überall ist    unseren Kollegen im Einkauf haben wir
die Versorgung mit Produktionsmaterial      darauf mit dem Aufbau von weiteren
gewährleistet gewesen, was Lutz Forß-       Sicherheitsbeständen – sofern noch
mann beeindruckt hat.                       möglich –, kurzfristigen Wechseln zu Al-
                                            ternativlieferanten und Expresslieferun-
Anpassungsfähigkeit bewiesen                gen reagiert. Zum Teil konnten wir auch
                                            auf Sicherheitsbestände zurückgreifen,
Die Bereitstellung von Produktionsmate-     die wir unter anderem für den Brexit
rialien ist eine neuralgische Stelle, und   aufgebaut hatten“, so Albig. Man hat
von ihr hängt die Fertigung ab. „Unsere     sich gegenseitig unterstützt. In einzel-
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                                      nen Werken wurden Produktionsabläufe         mie im Frühjahr 2020 mit sich brachte:
                                      an Marktänderungen und die Material-         Das große Gemeinschaftsgefühl unter
                                      verfügbarkeit angepasst. Der internatio-     den Kolleginnen und Kollegen der Vail-
                                      nale Austausch funktionierte sehr gut.       lant Group ist während dieser Zeit wei-
                                                                                   ter gewachsen. Sowohl in den nationa-
                                       Immer lieferfähig geblieben                 len Teams als auch in der internationalen
                                                                                   Zusammenarbeit.
                                      „Wir mussten wegen der geringeren
                                      Nachfrage im Land zwar kurzfristig die       Es gelang, die Produktion in der Vaillant
                                      Produktion anpassen. Aber nach ein           Group aufrechtzuerhalten und lieferfähig
                                      paar Monaten hatten wir wieder das nor-      zu bleiben. „Wir hatten den Vorteil, dass
           „Ein großer                male Niveau erreicht“, so Joe Dunn aus       wir schon früh Sicherheitsbestände auf-
                                      Großbritannien. Lediglich im französi-       gebaut hatten, noch bevor sich die Lage
     Gewinn durch die                 schen Werk in Nantes gab es eine kriti-      verschärfte. Und wir hatten das Glück,

         Corona-Krise                 sche Phase: Aufgrund von personellen
                                      Ausfällen wegen der strengen Quarantä-
                                                                                   dass der Gütertransport weitgehend gut
                                                                                   funktionierte“, erinnert sich Supply Chain
      ist das Gemein-                 nemaßnahmen im besonders stark be-
                                      troffenen Frankreich drohte ein Perso-
                                                                                   Manager Oliver Albig. Als sich die Lage
                                                                                   Mitte des Jahres etwas beruhigte, wurde
       schaftsgefühl.“                nalengpass. Dank der guten Vernetzung        die Zeit dazu genutzt, die getroffenen
                                      und Koordination der Werke wurde auch        Maßnahmen nochmals zu bewerten und
                   Lutz Forßmann,
             Werksleiter Remscheid,
                                      hierfür schnell eine Lösung gefunden:        mit Blick auf eine weitere Welle weiterzu-
                        Deutschland   Mehrere Kollegen aus Großbritannien          entwickeln. „Durch die Krisenerfahrung
                                      und aus Deutschland meldeten sich frei-      im engen Austausch mit den anderen Ab-
                                      willig und halfen unter strengen Sicher-     teilungen und Ländern und dank der
                                      heitsvorkehrungen in Nantes aus. Bei         großartigen Teamleistung wussten wir zu
                                      allem Negativen, das die Corona-Pande-       diesem Zeitpunkt, was zu tun war.“

      Wortschatzerweiterung
                   Die Corona-Pandemie schlägt sich auch im Sprachgebrauch nieder. Zahlreiche Begriffe,
                    die im letzten Jahr noch eher Fachleuten vorbehalten waren, sind den meisten von uns
                     wohl mittlerweile geläufig. Auch Wortschöpfungen sind entstanden, von denen es
                      manche bis in die Wörterbücher geschafft haben.

                                                              Corona-App mRNA
                                                Intensivkapazitäten
                                                     Social
                                                Distancing    Lockdown       COVID-19
                                                                         Mund-Nasen-Schutz

                                                                                             Maskenverweigerer

                                             Wuhan               Herdenimmunität
                                                                      R-Wert
                                                                               Hotspot
                                                                                                Spike-Protein
                                                                   Coronavirus
                                                                                               Hygienekonzepte
                                           FFP2-Maske PCR-Test
                                        Superspreading-Event
                                              SARS-CoV-2
                                                              Risikogebiet             Inzidenzwert
                                                                               Antikörpertest
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Andere Länder, andere Sitten                  tion im Unternehmen und einem Gefühl
                                              von Sicherheit, das es in der Belegschaft
„Eine Herausforderung während der ge-         gibt. Während andere Unternehmen und
samten Pandemie war es, den sich häu-         Branchen Kurzarbeit anmeldeten oder ih-
fig ändernden lokalen Vorschriften und        ren Betrieb vollständig einstellen muss-
Verordnungen gerecht zu werden und            ten, konnte die Vaillant Group ihre Kun-
dennoch einheitliche Standards für alle       den während des gesamten Krisenjahres
Unternehmensabläufe zu finden“, re-           2020 verlässlich mit Technik für Wärme-
flektiert Thomas Jaster. Es herrschte an-     und Warmwasserkomfort versorgen so-
fangs zum Beispiel nicht überall eine         wie Serviceeinsätze durchführen.
gesetzliche Maskenpflicht; die Empfeh-
lungen für das Tragen von Masken und          Für die Kunden im Einsatz
die Größe des Abstands waren von Land
zu Land und teilweise von Region zu           Für die Kollegen in Kundendienst und
Region unterschiedlich. Für Werke in ei-      Service, deren Einsatz vor Ort beim Kun-
nem Grenzgebiet wie Roding in Deutsch-        den stattfindet, war die Sicherstellung
land und Skalica in der Slowakei war          des Gesundheitsschutzes von höchster
die Grenzschließung zum Nachbarland           Bedeutung. „Die Schutzmaßnahmen im
Tschechien relevant, und es mussten           Servicegeschäft mussten sowohl unsere
Genehmigungen für die Berufspendler           Servicekräfte als auch unsere Kunden
beantragt werden. Andernorts waren in-        effektiv schützen“, sagt Eric Ebner, Head
dividuelle kulturelle Fragen zu berück-       of Service Excellence. Zu seinen Aufga-
sichtigen, wie die tief verwurzelte Tee-      ben gehört, dafür zu sorgen, dass die
kultur in der Türkei: Dort wurde im März      operativen Prozesse im Service auf in-
der Teeservice aus hygienischen Grün-         ternationaler Ebene einwandfrei laufen.
den gestoppt. „Das war für unsere Be-
legschaft ein großer Einschnitt. Wir ha-      Es wurden Sicherheitskonzepte entwi-
ben dann eine sichere Lösung entwickelt
und konnten einen Mechanismus zum
                                              ckelt: Bei den Servicecenter-Mitarbeitern
                                              war auf den nötigen Abstand untereinan-
                                                                                           „Wir haben uns
Ausschenken per Fußpedal einführen“,          der zu achten. Die Einsätze der Kunden-      weiterentwickelt,
berichtet Mustafa Kuyucu aus der türki-
schen Produktion in Bozüyük.
                                              diensttechniker wurden priorisiert: „War-
                                              tungsarbeiten haben wir verschoben.          während das
Andererseits waren vielerorts die Pro-
                                              Aber wenn ein Boiler ausfällt, benötigen
                                              Sie einfach jemanden, der Ihnen hilft“,
                                                                                           Land stillstand.“
bleme ähnlich gelagert – wie die Beschaf-     betont Marc Nathan, Director Service         Fabio Boselli,
                                                                                           Director Service & Master
fung von Masken und persönlicher              France. Wie in anderen Märkten ent-          Division Italy
Schutzausrüstung. Kollegen aus China,         schied man sich in Frankreich dazu, die
Frankreich, Italien und Spanien bezeich-      Kontakte auf das Nötigste zu reduzieren.
nen das übereinstimmend als die für sie       Nicht zwingende oder dringliche War-
größte Herausforderung in der ersten          tungsarbeiten ließen sich in den Som-
Jahreshälfte 2020. „Eine persönliche          mermonaten nachholen, als das Infekti-
Schutzausrüstung für unsere Servicemit-       onsgeschehen in den meisten Ländern
arbeiter zu bekommen, schien schier un-       auf einem niedrigen Niveau lag. „Wir
möglich“, so Alberto Basauri, Director        hatten am Anfang wirklich Sorge um un-
Service Spain. Neben Italien war Spanien      ser Geschäft, aber wir sind entgegen dem
das europäische Land, in dem die Infek-       wirtschaftlichen Trend stabil geblieben“,
tionen früh ein dramatisches Ausmaß an-       sagt Łukasz Górnicki, Head of Service Po-
nahmen. „Die Preise für Masken, Hand-         land. Anspruchsvoll fand der polnische
schuhe und Schuhschutz sind in die            Serviceleiter die spontane Umstellung
Höhe geschossen“, bestätigt Fabio Bosel-      der Trainings auf E-Learning-Formate
li, Director Service & Master Division Ita-   zur Schulung der Außendienstmitarbei-
ly. Er kann in der gemeinsamen Bewälti-       ter und Kundendiensttechniker. „Es war
gung von Corona im Unternehmen                schon eine Herausforderung, die prakti-
jedoch auch etwas Positives erkennen. Es      schen Inhalte in ein neues virtuelles For-
habe noch nie ein besseres Zugehörig-         mat zu bringen. Das haben wir geschafft
keitsgefühl als jetzt gegeben, und das lie-   und gute Erfahrungen damit gemacht“,
ge nicht zuletzt an der guten Organisa-       so Górnicki.
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                                          Boom für Online-Trainings und                 ins Homeoffice gegangen – ohne die
                                          E-Learnings                                   vorhandene Infrastruktur hätte das nicht
                                                                                        funktionieren können.“
                                          An allen Standorten der Vaillant Group
                                          ersetzten im Jahresverlauf E-Learnings        Das extrem erhöhte Volumen des Daten-
                                          und Online-Schulungen die Präsenzver-         austauschs und die Gewährleistung der
                                          anstaltungen für die Monteure im Kun-         Sicherheit der IT-Systeme stellten aller-
                                          dendienst, Fachhandwerker und weitere         dings Herausforderungen dar: „Die Sys-
                                          Servicemitarbeiter. „Wir hatten eine          teme mussten auf Videokonferenzen
                                          deutlich höhere Teilnahme an On-              umgestellt und entsprechend erweitert
                                          line-Trainings, nicht nur von Technikern,     werden. Wir haben durch die Flexibilität
                                          Installateuren und Planern. Auch Marke-       von Providern und im guten Zusammen-
                                          ting- und Vertriebsmitarbeiter haben          spiel mit dem Einkauf innerhalb von we-
                                          vermehrt teilgenommen“, berichtet Fa-         nigen Tagen die Bandbreiten unterneh-
                                          bio Boselli aus Italien. In China gab es      mensweit verdoppeln können, um den
                                          allein im Februar und März fast 80.000        IT-Service unter den neuen Bedingun-
                                          registrierte Webcast-Teilnahmen. „Es          gen aufrechtzuerhalten“, so Benjamin
                                          hat sich eine völlig neue Welt für uns        Ottersbach. Natürlich lief nicht alles
                                          aufgetan“, reflektiert Jörg Sieland, Lei-     glatt. Viele Mitarbeiterinnen und Mitar-
                                          ter Training bei Vaillant Deutschland.        beiter mussten sich erst mit den Mög-
                                          Die Digitalisierung sei für Trainings         lichkeiten der Digitalisierung vertraut
                                          zwar bereits ein Thema gewesen, aber          machen. Die Anfragen beim internen
                                          in dieser Fülle und Regelmäßigkeit habe       IT-Support erhöhten sich zu Beginn um
                                          es digitale Veranstaltungen bis dahin         ein Vielfaches. Die Umstellung auf das
                                          nicht gegeben. „Wir haben all unsere          Homeoffice war aufwendig. „Ein klarer
      „Corona hat uns                     Themen digital abgebildet, Produktvi-         Vorteil war aber, dass die dafür erforder-

     auf dem Weg der                      deos in die Webinare eingebaut und mit
                                          Unterstützung des Digitalmarketings
                                                                                        liche Technik schon vorher im Einsatz
                                                                                        war. Wir konnten uns also ganz auf Da-

       digitalen Trans-                   unsere Infrastruktur und Plattformen er-
                                          weitert“, so Jörg Sieland. Präsenztrai-
                                                                                        tensicherheit und Verfügbarkeit konzen-
                                                                                        trieren.“
       formation einen                    nings muss es aus seiner Sicht zwar
                                          auch in Zukunft noch geben. Der Vor-          Eine Frage der Kultur
            gewaltigen                    schub, den die Corona-Pandemie der

           Schritt nach                   Digitalisierung geleistet hat, hat das Un-
                                          ternehmen aber wohl dauerhaft verän-
                                                                                        Das gut funktionierende Homeoffice hat
                                                                                        gezeigt, wie wertvoll flexibles Arbeiten

        vorn gebracht.“                   dert.                                         ist. Und das ist nicht allein eine Frage
                                                                                        rein technischer Hilfsmittel, sondern be-
               Benjamin Ottersbach,       Effektiver als gedacht:                       trifft auch soziale und kulturelle Aspekte
            Teamleiter IT-Infrastruktur
                                          Remote Work                                   – schließlich arbeiten Menschen mitein-
                                                                                        ander. „Homeoffice gibt es bei uns nor-
                                          Rund 15.000 Mitarbeiterinnen und Mit-         malerweise nicht“, bemerkt Dr. Liangya
                                          arbeiter weltweit, rund 9.000 mit einem       Cheng aus China, wo quasi die ganze
                                          Computer-Arbeitsplatz. Über 5.500 da-         Nation plötzlich von zu Hause aus arbei-
                                          von an den verschiedensten Standorten         tete. Auch in Italien ist diese Form der
                                          sollten kurzfristig im Homeoffice arbei-      Arbeit überhaupt erst durch Corona po-
                                          ten. Die neue Arbeitsrealität kam plötz-      pulär geworden. „Wir sind sehr kontakt-
                                          lich, traf die Vaillant Group aber glückli-   freudige Menschen. Das Homeoffice
                                          cherweise nicht komplett unvorbereitet:       war für uns zuvor keine Option. Aber wir
                                          „Wir hatten bereits vor einigen Jahren        haben durch diese besondere Situation
                                          damit begonnen, eine digitale Infra-          gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt
                                          struktur für Kommunikation, virtuelle         Fabio Boselli, der sich für die Zukunft
                                          Meetings und Arbeitstools aufzubauen.         eine gute Mischung aus Remote Work
                                          Wir hatten so eine gute Ausgangslage“,        und Präsenz im Büro vorstellen kann.
                                          sagen Christian Spieß, IT-Projektlei-
                                          ter, und Benjamin Ottersbach, Teamlei-        Die Einstellung zum Homeoffice hat sich
                                          ter IT-Infrastruktur. „Wir sind innerhalb     durch Corona verändert: „Die Akzeptanz
                                          von vier Tagen für zwei Monate komplett       ist gestiegen. Wir haben gelernt, dass es
17

sehr gut funktioniert“, sagt Jessica          Homeoffice bei der Vaillant Group auch
Kirch, Director Group HR Learning &           in Zukunft ein fester Bestandteil der Ar-
Development, verantwortlich für die Be-       beitsorganisation sein. Die Erfahrungen
reiche Talent Management, Learning so-        aus der Corona-Pandemie haben ge-
wie Diversity & Inclusion. Sie war Teil       zeigt, dass man mit Anpassungsfähig-
einer erweiterten Taskforce für Fragen,       keit aus der Not auch eine Tugend ma-
die auch das Personalmanagement be-           chen kann.
rührten – zum Beispiel die Frage nach
der Arbeit von zu Hause aus und dem           Nach langen Monaten Leben und Arbei-
Umgang damit. Denn das Homeoffice ist         ten in der Corona-Pandemie lässt sich
nicht immer vorteilhaft. Wenn zum Bei-        rückblickend sagen: Die Vaillant Group
spiel wenig Platz ist oder die Kinder zu      hat schnell, besonnen und konsequent
Hause sind. „Die Menschen brauchen            reagiert. Das hat dem Unternehmen Si-       „Das Homeoffice
soziale Kontakte. Und der persönliche
Kontakt ist in unserer Kultur bei der
                                              cherheit gegeben und ein besonderes
                                              Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen.       ist ein wichtiger
Vaillant Group ein wichtiger Bestand-
teil“, so die Personalerin. Sie selbst hat
                                              Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                                              haben ihren Teil zur Bewältigung dieser
                                                                                          Baustein dafür,
aus diesem Grund während des Lock-            einzigartigen Herausforderung beigetra-     dass wir die
downs mit ihrem Team regelmäßige              gen. Und: Die Vaillant Group blieb auch
„Corona-Stimmungs-Calls“         durchge-     2020 weiter auf Wachstumskurs – der         Herausforderun-
führt, um sich zwischendurch rein per-
sönlich auszutauschen und auch über
                                              Pandemie und allen Lockdowns zum
                                              Trotz.                                      gen so gut meis-
Sorgen zu sprechen. Auch in den Trai-
nings für Führungskräfte spielen die          Auch wenn die mittlerweile verfügbaren
                                                                                          tern konnten.“
zwischenmenschlichen Aspekte von              Impfstoffe das Ende der Pandemie erhof-     Jessica Kirch,
                                                                                          Director Group HR Learning & Development
Führung inzwischen eine immer größe-          fen lassen, wird es noch eine ganze Weile
re Rolle.                                     dauern, bis die Vaillant Group in eine
                                              neue alte Normalität aufbricht. Wann das
Das Resümee nach knapp einem Jahr             auch sein mag: Die in der akuten Krise
örtlich flexibler Arbeit fällt überwiegend    gewachsene Solidarität und die gewon-
positiv aus. Aus diesem Grund wird das        nenen Lehren werden bleiben.

Gut fürs Klima?!
Die Welt im Lockdown, das hat Auswirkungen – auch auf
die Umwelt. Fabriken ruhten, der Verkehr ging zurück,
Flugzeuge blieben am Boden. So schlecht das für die
Wirtschaft war – das Klima profitierte: Laut dem Forschungs-
netzwerk „Global Carbon Project“ ging der Ausstoß von
Kohlendioxid 2020 um 2,4 Milliarden Tonnen zurück. Auch
die Feinstaubbelastung in Großstädten war 2020 deutlich
geringer. In Indien lichtete sich der Smog. Das Wasser in
Venedig wurde klar. An der Adria und am Bosporus ließen
sich wegen des geringen Schiffsverkehrs Delfine und Wale
blicken.

Das Jahr 2020 war auch ruhiger, wie seismografische
Aufzeichnungen nachwiesen. Zwar mögen diese Phäno-
mene temporär sein und sich nicht langfristig auf das
Klima auswirken, doch machen sie mindestens eins:
nachdenklich.
18

          Fragen
     an unsere Kolleginnen und
       Kollegen. Was sind die
     persönlichen Auswirkungen
           der Pandemie?
19

Nicolas Auffray,     Jimson Chiew,         Serena Cattaneo,   Carmen Iglesias,   Adrian Simpson,     Anders Zeeberg,
Manager Product      Business              HR Manager         Head of HR         Process and         Country Director
Communication        Development           Vaillant Group     Vaillant Saunier   Project Manager     Vaillant
Saunier Duval        Manager               Italia             Duval Ibérica      Vaillant Group UK   Netherlands
France               Vaillant China

Auf welche Dinge, die ihr normalerweise tun
würdet, verzichtet ihr gerade wegen Corona?
                   Die Frage wäre eher: Was tun wir weiterhin …?

                                    Die größte Auswirkung war die Einschränkung unserer
                         Möglichkeiten, Familie und Freunde zu besuchen – für diejenigen,
                           die wie ich ältere Verwandte haben, war dies eine Herausforde-
                                                           rung, die es zu bewältigen galt.

                   Keine Umarmungen und Händeschütteln.

Was sind die Einschränkungen durch Corona,
die für euch am stärksten ins Gewicht fallen?
                   Das Tragen von Gesichtsmasken und soziale Distan-
                   zierung in der Öffentlichkeit sind eine neue Normalität,
                   mit der ich persönlich mich unwohl fühlte.

                                      Im Moment gilt eine Ausgangssperre ab 18 Uhr, was
                                       bedeutet, dass ich nach einem Arbeitstag zu Hause
                                         nicht rausgehen darf. Wirklich seltsames Gefühl.

                   Die Einschränkungen, die man aufgrund der
                   Restriktionen befolgen muss, bedeuten, die eigene
                   „Freiheit“ ist beschnitten.
20

     Habt ihr konkrete Pläne für die Zeit nach
     Corona, oder wollt ihr etwas Bestimmtes
     nachholen?
            Ich freue mich darauf, … die Welt etwas freier zu
            erleben. Meine Frau und ich haben für das kommende
            Jahr Reisepläne, die sich hoffentlich als realisierbar
            erweisen – vielleicht bekommt sie sogar die Chance,
            ihre Verwandten in Deutschland zu besuchen.

                                  Reisen, ohne Barrieren Menschen treffen,
                                 den Geschmack eines schönen Glases Wein
                                                   mit Freunden genießen.

            Am liebsten würde ich reisen … Mein Plan ist,
            die Ostküste der Vereinigten Staaten zu besuchen.

     Habt ihr während der Corona-Zeit neue
     Gewohnheiten entwickelt, die ihr in Zukunft
     beibehalten wollt?
            Nun, neue Gewohnheiten im Zusammenhang mit
            neuen Technologien und digitalen Werkzeugen, sowohl
            im Berufs- als auch im Privatleben – und ich bin mir
            sicher, dass es Zeiten geben wird, in denen ich sie wieder
            nutzen werde.

                               Während der Corona-Zeit habe ich mehr über
                          Krisenbewusstsein, Disziplin in der Einhaltung von
                               Standardabläufen und Online-Kommunikation
                                                                  gelernt …

            Ich verbringe viel mehr Zeit mit meinen Kindern
            und koche regelmäßig … Ich habe festgestellt, dass
            es mir wirklich gefällt.

                           Kuchen backen wird nach Corona wahrscheinlich
                                                        an Bord bleiben.
21

Habt ihr etwas aus der Pandemie
gelernt? Könnt ihr auch etwas Positives
daraus ziehen?
       Die Pandemie hat mich gelehrt, hellwach und auf Verän-
       derungen gut vorbereitet zu sein (und) immer zweimal
       nachzudenken, bevor ich eine Entscheidung treffe …,
       auch wenn seit dem ersten Ausbruch in Hongkong schon
       ein Jahr vergangen ist.

                 In Italien gab es viel Leid und dramatische Ereignisse,
                   vor allem während der ersten Welle. Aber woran ich
                   mich erinnere, ist die Synergie der Organisation, die
                 durch „Diario di Bordo“ entstanden ist. Es begann per
                  E-Mail und entwickelte sich dann zu einem Buch, um
                  Gedanken, Emotionen und Erfahrungen zu sammeln.
                   Es hielt uns während des Lockdowns in Kontakt und
                         spendete Mut, Widerstandskraft und Hoffnung.

       Für mich sind die Flexibilität, die Unterstützung und
       der Einfallsreichtum meines Arbeitgebers Vaillant, der
       lokalen Gemeinde, in der ich lebe, und von Gesundheits-
       experten und Wissenschaftlern, die sich sowohl um
       die Bedürftigen gekümmert als auch die Impfstoffe
       entwickelt haben, um unseren zukünftigen Weg zu
       bestimmen, alles große Pluspunkte.

                        Als persönliches Learning würde ich sagen: die
                         Fähigkeit, sich anzupassen und Situationen zu
                        normalisieren, die a priori unmöglich oder sehr
                       kompliziert erscheinen. Letzten Endes bietet die
                              Veränderung immer neue Möglichkeiten,
                                           aus denen man lernen kann!

       Zu sehen, wie schnell und flexibel wir uns als Organisa-
       tion auf eine neue Situation und Arbeitsweise einstellen
       können.
22
23

   Klima-
  neutral
      Die Vaillant Group hat sich in ihrem
Nachhaltigkeitsprogramm SEEDS vorgenommen,
  das gesamte Unternehmen klimaneutral zu
 machen. Dafür reduzieren und kompensieren
    wir unsere kompletten CO2-Emissionen.
24

     M        it dem Klimaabkommen von
              Paris hat sich die Staaten-
              gemeinschaf t verpflich-
     tet, den Klimawandel auf 1,5 Grad
     Celsius zu begrenzen. Die Vaillant
     Group leistet dazu als Unterneh-
     men einen Beitrag.
25

Im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms SEEDS
setzen wir uns konkrete Klimaziele. Diese
wollen wir bis zum Jahr 2030 erreichen. Die
eigenen CO2-Emissionen sollen schrittweise
um 50 Prozent sinken und das Unternehmen
soll vollständig klimaneutral werden.
26

     W       ir bilanzieren nach
             dem international
             anerkannten Standard
     des Greenhouse Gas Protocol.
     Unsere Ziele orientieren sich
     an den sogenannten SCIENCE-
     BASED TARGETS.
27

                           Wir ermitteln nach wissen-
                           schaf tlicher Methodik,
                           in welchem Umfang und in
                           welcher Zeit wir unsere
                           Treibhausgasemissionen
                           reduzieren müssen, um zur
                           Erreichung des 1,5- Grad-
                           Ziels beizutragen.

Eine valide Datengrund-
lage verrät uns, wie
viel Treibhausgase durch
welche Aktivitäten
entstehen. Einmal pro
Jahr berechnet das
Nachhaltigkeitsmanage-
ment dafür den vollstän-
digen CO2-Fussabdruck
der Vaillant Group.
28

     E       in groSSer Hebel,
             mit dem wir eine
             CO2-Einsparung
     erzielen, ist der Bezug von
     Elektrizität aus erneuer-
     baren Energiequellen.
     Mit Ökostrom, vor allem
     für die Produktionsstand-
     orte, lassen sich jährlich
     bis zu 18.000 Tonnen CO2
     vermeiden.
29

                                             Ein weiterer Hebel ist
                                             die Fahrzeugflotte. Bis
                                             2030 sollen durch Firmen-
                                             Fahrzeuge verursachte
                                             Emissionen deutlich sinken:
                                             durch sparsamere Fahrzeuge
                                             und – wo möglich – durch
                                             Elektroautos.

Der dritte Hebel ist, den Energieverbrauch
in unseren Produktionsprozessen und
Gebäuden zu senken. EffizienzmaSSnahmen
sollen den Gasverbrauch der Vaillant Group
und die damit verbundenen CO2-Emissionen
deutlich reduzieren.
30

                                                           Die Verantwortung für diese
                                                           Emissionen teilen wir uns
                                                           mit Lieferanten, Kunden und
                                                           Mitarbeitern, weil wir sie
                                                           nicht allein beeinflussen
                                                           können.

     N      eben den Emissionen, die im direkten
            Verantwortungsbereich der Vaillant Group
            entstehen, gibt es Emissionen, die in der
     vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungskette
     verursacht werden. Dazu gehören etwa Emissionen,
     die auf die eingekauften Güter und Dienstleistungen
     zurückzuführen sind, sowie solche, die durch
     Transporte, Dienstreisen oder die Arbeitswege der
     Mitarbeiter entstehen.
31

                  Während des Betriebs
                  eines Heizsystems
                  entstehen meist
                  Emissionen, abhängig
                  von der Energiequelle
                  und individuellen Heiz-
                  gewohnheiten. Der
                  Austausch veralteter
                  Heiztechnik trägt nach-
                  haltig zum Klimaschutz
                  bei.

Damit unsere Kunden möglichst
viel Energie und CO2-Emissio-
nen sparen, richten wir unser
Produktportfolio auf umwelt-
f reundliche Wärmepumpen und
hocheff iziente Gas-Heizgeräte
aus.
32

     W       älder sind in der Lage, CO2 zu binden.
             ein Teil der Klimastrategie der Vaillant
             Group besteht deshalb darin, Emissionen,
     die zunächst nicht vermieden werden können,
     durch Aufforstungsprojekte komplett auszu-
     gleichen. Damit ist die Vaillant Group bereits
     seit 2020 klimaneutral.
33

Bis eigene Waldflächen die
verbleibenden Emissionen
vollständig binden, erwirbt die
Vaillant Group CO2-Zertifikate
aus bereits bestehenden,
zertifizierten Aufforstungs-
projekten.

                                  Wir werden im Rahmen
                                  langf ristiger Projekte
                                  eigene Waldflächen
                                  anlegen. Die neu
                                  angelegten Wälder
                                  ersetzen schrittweise
                                  die erworbenen CO2-
                                  Zertifikate.
34

                                                           Klimastrategie

                                  CO2

                                            CO2

                          CO2

                             Vermeiden, reduzieren und

              kompensieren
                                Die Vaillant Group übernimmt Verantwortung für ihre Treibhaus-
                               gasemissionen. Ein Bestandteil der eigenen Klimastrategie ist auch
                                                der Erwerb von CO2-Zertifikaten.

     D
                   as klingt einfacher, als es    ausgleichen. Bis das so weit ist, erwirbt    Hinter dem Kompensationsansatz steckt
                   ist. Denn hinter jedem         die Vaillant Group jährlich zusätzliche      nicht etwa die Absicht, sich von der Ver-
                   CO2-Zertifikat steckt ein      Emissionszertifikate aus bereits beste-      pflichtung zur CO2-Reduktion freizukau-
                   komplexes Prüf- und Kont-      henden Projekten, um ihre Klimaneutrali-     fen. Stattdessen unterliegt die Ausgabe
                   rollsystem. Wie entsteht ei-   tät zu gewährleisten.                        von CO2-Zertifikaten strengen Regeln, die
                   gentlich ein Emissionszerti-                                                auf eine dauerhafte Reduzierung von
     fikat? Wer sind die Anbieter und wie          Das Prinzip der Kompensation                Emissionen abzielen.
     funktioniert der Handel?
                                                  Bei einer CO2-Kompensation erwirbt ein              Emissionsziele und
     Die Vaillant Group wird klimaneutral. Da-    Unternehmen Emissionsberechtigungen                 Marktmechanismen
     für sorgen eine ambitionierte, langfristi-   in Form von CO2-Zertifikaten. Ein Zertifi-
     ge Klimastrategie und das Nachhaltig-        kat entspricht einer Tonne CO2. Um Kli-      Der Handel mit CO2-Zertifikaten geht auf
     keitsprogramm SEEDS 2030. Außer der          maneutralität zu erreichen, müssen alle      das Kyoto-Protokoll von 1997 zurück; die
     Reduktion von CO2-Emissionen und der         CO2-Emissionen kompensiert werden,           Industriestaaten einigten sich in dem Jahr
     Umstellung auf erneuerbare Energien ist      die das Unternehmen direkt verursacht.       erstmals auf verbindliche Ziele zur Reduk-
     dabei auch die Kompensation unver-           Die Zertifikate stammen entweder von ei-     tion des Ausstoßes von Treibhausgasen.
     meidbarer Emissionen ein wichtiger Be-       nem anderen Unternehmen, das über            Man führte seinerzeit drei marktbasierte
     standteil. Langfristig sollen, so die Pla-   mehr Emissionsrechte verfügt, als es be-     Mechanismen ein: den Emissionshan-
     nungen, eigene Aufforstungsprojekte          nötigt, oder aus einem Klimaschutz-          del, die „Joint Implementation“ und den
     diese noch verbleibenden Emissionen          projekt.                                     „Clean Development Mechanism“.
35

Staaten, die sich am Emissionshandel be-      willige Markt nicht reguliert ist, haben    Bei CO2-Zertifikaten im freiwilligen
teiligen, erhalten nach einem Zuteilungs-     sich in den vergangenen Jahren ver-         Markt ist die Preisbildung von mehreren
plan ein „Emissionsbudget“. Dies legt die     schiedene Standards herausgebildet,         Faktoren beeinflusst: So wird der Preis
innerhalb eines bestimmten Zeitraums          nach denen sich Projekte bewerten und       für die Kompensation einer Tonne CO2
erlaubte Emissionsmenge fest. Wird die        auswählen lassen. Zu den international      von der Art, der Größe, der Qualität und
erlaubte Emissionsmenge unterschritten,       anerkannten Qualitätsstandards mit sehr     der Komplexität des Projekts bestimmt.
können Emissionszertifikate an einen an-      hohen Qualitätsanforderungen zählen         Zudem spielen die Kosten für die ver-
deren Staat verkauft werden. Wird hinge-      der Gold Standard oder der Verified         wendete Technologie und der Projekt-
gen das Emissionslimit überschritten,         Carbon Standard.                            standort eine Rolle. Wie in jedem Markt
müssen Emissionszertifikate zugekauft                                                     entstehen Preise nicht zuletzt aufgrund
werden.                                       Projekte, die eine Zertifizierung nach      von Angebot und Nachfrage.
                                              diesen anspruchsvollen Standards an-
Alternativ können Industriestaaten im         streben, leisten zusätzlich zum Klima-      Damit maximale Transparenz gewahrt
Rahmen der „Joint Implementation“ nach        schutz einen Beitrag zur nachhaltigen       bleibt, werden die Zertifikate in einem
dem Kyoto-Protokoll Klimaschutzprojek-        Entwicklung am Projektstandort, indem       Register eingetragen. Anders als für den
te in anderen Unterzeichnerstaaten            sie einen Mehrwert im Hinblick auf die      regulierten Markt existiert für den frei-
durchführen oder finanzieren. Die dabei       UN-Nachhaltigkeitsziele erbringen. Dies     willigen Emissionsmarkt kein allgemein-
entstehenden     Emissionsminderungen         kann zum Beispiel durch die Schaffung       gültiges öffentliches Register. Mit APX
können sie sich anrechnen lassen. Außer-      von Arbeitsplätzen, den Aufbau von Wis-     und IHS Markit haben sich hier aber vor
dem besteht die Möglichkeit, Klima-           sen in der lokalen Bevölkerung oder eine    allem zwei Registerbetreiber im Markt
schutzprojekte in Entwicklungsländern         Verbesserung der Luftqualität gesche-       etabliert. Einige Standards, wie zum Bei-
umzusetzen, die nicht zur Gruppe der          hen. Auch sollen sich die Projekte posi-    spiel der Gold Standard, führen auch ei-
Kyoto-Unterzeichner gehören. Dies er-         tiv auf den Schutz von Menschenrechten      gene Register. Anhand der vergebenen
folgt dann auf Basis des „Clean Develop-      und Biodiversität auswirken.                Seriennummer lässt sich nachvollziehen,
ment Mechanism“, was übersetzt so viel                                                    welches Unternehmen welche Zertifikate
heißt wie „Mechanismus für umweltver-               Qualitätskriterien zur                erworben hat. Wenn ein Unternehmen
trägliche Entwicklung“.                              CO2-Kompensation                     die Zertifikate nun für die Kompensation
                                                                                          von CO2-Emissionen nutzen möchte,
Als Kompensationsprojekte kommen so-          Klimaschutzprojekte, die eine Zertifizie-   werden sie vom Registerbetreiber still-
wohl Maßnahmen infrage (beispielswei-         rung anstreben, müssen grundsätzlich        gelegt, sodass eine Mehrfachverwen-
se aus den Bereichen erneuerbare              das „Kriterium der Zusätzlichkeit“ erfül-   dung ausgeschlossen ist.
Energien, Energieeffizienz und Landwirt-      len. Das bedeutet: Das Projekt hätte
schaft), die darauf ausgerichtet sind,        ohne die Erlöse aus dem Verkauf der                Klima schützen und
Emissionen zu vermindern, als auch            CO2-Zertifikate nicht umgesetzt werden             Entwicklung fördern
Projekte, die auf die langfristige Speiche-   können. Außerdem wird ermittelt, wie
rung von CO2 abzielen (wie das Anlegen        sich die Emissionen ohne das Projekt        Die Vaillant Group erwirbt die CO2-Zerti-
von Feuchtgebieten, die Aufforstung von       entwickeln würden. Und es wird geprüft,     fikate, die sie aktuell zur Kompensation
Wäldern oder Waldschutzprojekte).             ob die CO2-Einsparungen von Dauer           ihrer Emissionen nutzt, direkt von Pro-
                                              sind und ob die Durchführung des Pro-       jektentwicklern aus Mittel- und Südame-
     Freiwillig kompensieren                  jekts eventuell Umweltbelastungen (so-      rika. Sie sind mit dem Gold Standard zer-
                                              genanntes Leakage) an anderer Stelle        tifiziert, der zu den Standards mit den
Unternehmen wie die Vaillant Group, die       verursacht. Der Umfang der Emissions-       höchsten Qualitätsanforderungen im
ihren eigenen CO2-Fußabdruck nicht nur        einsparungen durch die Klimaschutz-         freiwilligen Markt gehört. Durch den Er-
reduzieren wollen, sondern Klimaneutra-       projekte wird anhand festgelegter und       werb der CO2-Zertifikate unterstützt die
lität anstreben, können Emissionen frei-      genehmigter Verfahren ermittelt.            Vaillant Group nicht nur die Wiederauf-
willig kompensieren. Dafür können sie                                                     forstung der Region. Sie trägt auch zu
sowohl Zertifikate aus dem „Clean De-         Während der Projektlaufzeit überwa-         einer nachhaltigen Entwicklung der dor-
velopment Mechanism“ nutzen als auch          chen unabhängige Gutachter die Projek-      tigen landwirtschaftlichen Strukturen
auf dem Markt für freiwillige Kompensa-       te in regelmäßigen Abständen. Sie er-       bei. Der Effekt: Für die dort ansässige
tion CO2-Zertifikate aus Klimaschutz-         mitteln, welche CO2-Reduzierung oder        Bevölkerung werden ökologisch verträg-
projekten erwerben. Anbieter dieser Zer-      -Bindung bis zum Zeitpunkt der Über-        liche Einkommensmöglichkeiten ge-
tifikate sind die Projektentwickler, die      prüfung tatsächlich stattgefunden hat.      schaffen und klimaschädliche Treibhaus-
die Klimaschutzmaßnahmen umsetzen,            Nach dieser externen Verifizierung kann     gasemissionen reduziert.
Dienstleister, die auf die Beratung von       der Projektentwickler in entsprechen-
kompensationswilligen      Unternehmen        dem Umfang Emissionszertifikate am
ausgerichtet sind, und spezialisierte         Kompensationsmarkt anbieten und ver-
Händler, sogenannte Broker. Da der frei-      kaufen.
36

                                          Expertengespräch

         Glaubwürdiger
          Klimaschutz
                     Käufer von Emissionszertifikaten vertrauen auf unabhängige
             Zertifizierer wie den Gold Standard. Sie sollen die ökologische und soziale
              Nachhaltigkeit von Klimaschutzprojekten garantieren. Wir haben Sarah
              Leugers, Director of Communications bei der Gold Standard Foundation
               in Genf, gefragt. Wie wird sichergestellt, dass die Projekte das halten,
              was sie versprechen? Und warum finden Kompensationsprojekte häufig
                                    in Entwicklungsländern statt?

     Frau Leugers, warum ist die Zertifizierung           weiterer Kriterien: Erstens dürfen die Projekt-
     von Klimaschutzprojekten wichtig?                    maßnahmen zum Emissionsschutz vor Ort keine
        Die Qualitätsstandards gewährleisten, dass die    negativen Nebeneffekte haben. Zweitens muss
     durchgeführten Projekte zur Reduzierung von          die lokale Bevölkerung von Anfang an mitein-
     CO2-Emissionen nachprüfbar bestimmte Quali-          bezogen werden. Bestehen Bedenken, die sich
     tätskriterien erfüllen. Erst wenn ein Projektent-    nicht ausräumen lassen, muss das Projektdesign
     wickler nachweisen kann, dass das Projekt alle       entsprechend angepasst werden. Und drittens
     Kriterien erfüllt, werden die Emissionszertifikate   müssen die Projekte zusätzlich zur Emissions-
     ausgestellt. So können die Käufer sicher sein,       reduktion auch noch einen mess- und nachprüf-
     dass die Kompensation ihrer Emissionen auch          baren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
     wirklich stattgefunden hat und von Dauer ist.        der Region leisten. Das bedeutet, die Projekte
                                                          müssen außer dem Klimaziel mindestens zwei
     Welche Bedingungen müssen für eine                   der von den Vereinten Nationen festgelegten
     Zertifizierung nach dem Gold Standard                Entwicklungsziele erreichen.
     erfüllt sein?
        Es gibt einige Grundvoraussetzungen. Dazu         Wie prüfen Sie, ob die Kriterien
     gehört der Nachweis, dass das Projekt ohne die       erfüllt werden?
     Finanzierung über Emissionszertifikate nicht           Bevor der Projektentwickler den Zertifizie-
     durchführbar gewesen wäre und die Berechnung         rungsprozess durchläuft, überprüfen wir dies
     der Emissionen methodisch korrekt ist. Der Gold      bereits. Zusätzlich wird das Vorhaben von einem
     Standard verlangt darüber hinaus die Erfüllung       unabhängigen Gutachter geprüft, der sich auch
37

vor Ort einen Überblick verschafft. Verläuft der    aus diesem Projekt zudem Zertifikate veräußert,
Validierungsprozess erfolgreich, geht das Projekt   käme es zu einer Doppelzählung.
in die Umsetzung. Dann werden die Emissions-
einsparungen gemessen und dokumentiert. Erst        Gibt es überhaupt genug Projektangebote,
nachdem ein zweiter unabhängiger Gutachter          um die zunehmende Nachfrage auf dem
die Klimaschutzeffekte und das Erreichen der        freiwilligen Markt nach CO2-Kompensation
im Vorfeld festgelegten Entwicklungsziele im        zu bedienen?
angegebenen Umfang bestätigt hat, erfolgt die          Momentan gibt es noch einen Angebotsüber-
Ausgabe der Zertifikate.                            hang. Entwickler von Kompensationsprojekten,
                                                    die bereits vor einigen Jahren ins Leben gerufen
Wie lange dauert so ein Zertifizierungs-            wurden, bringen aktuell ihre Emissionszertifikate
prozess?                                            auf den Markt. Außerdem werden neue Projekte
   Im Schnitt dauert der gesamte Prozess ein        initiiert, sodass das Angebot weiter zunehmen
Jahr. Bei Aufforstungsprojekten kann die Zertifi-   wird. Wir beobachten derzeit auch, dass immer
zierung bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen.       mehr Unternehmen mit Projektentwicklern
Bei Projekten aus den Bereichen erneuerbare         langfristige Abnahmevereinbarungen treffen und
Energien und Energieeffizienz geht es dagegen       Projekte sogar vorfinanzieren. Dies dient der Pla-
schneller.                                          nungssicherheit der Projektentwickler. Setzt sich
                                                    diese Entwicklung fort, so würde dies sicherlich
Warum konzentrieren sich die meisten                die Entstehung weiterer Klimaschutzprojekte
Projekte zur CO2-Kompensation auf                   forcieren.
Entwicklungsländer?
    Die Finanzierung dieser Projekte in Entwick-
lungsländern ist ein kosteneffizienter Ansatz,        Der Gold Standard
Treibhausgase zu reduzieren, und verhilft diesen
Ländern zudem zu mehr Nachhaltigkeit bei              Der Gold Standard gehört zu den weltweit
Entwicklung und Wachstum. Dies ist neben der          strengsten Qualitätsstandards für CO2-Kom-
Reduktion von Treibhausgasemissionen eines der        pensationsprojekte. Er wurde 2003 vom
wesentlichen Ziele der internationalen Klimaver-      World Wide Fund for Nature sowie von
handlungen und ein zentrales Element für mehr         anderen Umweltschutzorganisationen ins
Klimagerechtigkeit. Außerdem vermindert es            Leben gerufen. Als Zusatzstandard bildet
die Gefahr von Doppelzählungen, die entstehen         er die Grundlage der Zertifikation UN-
können, wenn diese Projekte in einem industria-       registrierter Projekte und seit 2006 auch
lisierten Land durchgeführt würden, welches das       der Zertifikation von Projekten im Rahmen
Kyoto-Protokoll unterzeichnet hat.                    der freiwilligen Kompensation.

Könnten Sie das bitte kurz erläutern?                 Seit 2018 bezieht der Gold Standard for
   Das Kyoto-Protokoll, der ursprüngliche Kli-        the Global Goals (GS4GG) die Entwick-
mavertrag, schrieb lediglich für Industriestaaten     lungsziele der Vereinten Nationen ein, die
verpflichtende Emissionsreduktionsziele fest.         im Rahmen der Agenda 2030 für nachhalti-
Klimaschutzprojekte im Rahmen des internatio-         ge Entwicklung gesetzt wurden. So müssen
nalen Emissionshandels wurden in Entwicklungs-        die Projekte, die mit dem Zertifikat GS4GG
ländern umgesetzt, finanziert von den Industrie-      ausgewiesen werden, zusätzlich zur Emis-
staaten. Nach dem Pariser Abkommen müssen             sionsreduktion mindestens zwei der 17
nun alle Unterzeichnerstaaten ihre Emissionen         Entwicklungsziele der Vereinten Nationen
in ihren nationalen Klimabilanzen ausweisen.          fördern.
Dadurch wird die Vermeidung von Doppelzählun-
gen noch schwieriger. Die Klimaauswirkungen
eines Aufforstungsprojekts, beispielsweise in
Frankreich, würden in dessen nationalen Inven-
tarbericht für Treibhausgase einfließen. Würden
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