Info - Alternative Liste Zürich
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Info Informationsblatt der Alternativen Liste, Postfach 1005, 8026 Zürich 1 16 3 Das neue AL-Mitglied Christian Molina erzählt im Gespräch, weshalb er 4 AL-Gemeinderätin Christina Schiller gibt einen Einblick in ihre Recher- 5 Dass in der Bildung gespart werden soll, geht gar nicht, findet Dayana gerade bei der AL gelandet ist. chen zur Polizeidatenbank Polis. Mordasini und erklärt weshalb. CH-8026 Zürich Post CH AG AZB Mit vereinten Kräften Was machen wir in einem Kanton, der durchsuchungen mehrheitlich bürgerlich regiert wird, in ei- durch Staatstroja- nem Land, das nach rechts gerutscht ist, ner. Weiter werden in einem Europa, dem das Gleiche droht? wir uns wehren Wir als AL bleiben pragmatisch und gegen die Unter- vor allem umsichtig, arbeiten mit klarem nehmenssteuerre- Kopf weiter an konkreten Lösungen, die form III, die dem unseren Prinzipien entsprechen und Staat wertvolle denen einer offenen, rücksichtsvollen Ressourcen entzie- und zivilisierten Gesellschaft. Diese hen wird, die er Worte sind ein Aufruf, es uns gleich zu dringend brauchen tun, ein Aufruf an all jene, die angesichts kann, und auch auf der momentanen Lage der Welt mit ihren kommunaler Kriegen und ihrem Elend, trotz der Ebene gegen die Hysterie um Sicherheit, trotz aller flä- schleichende chendeckender Scharfmacherei von Privatisierung von rechts, nicht vorhaben, weder ihren städtischen Infra- kühlen Kopf noch ihre Warmherzigkeit struktur-Dienst- über Bord zu werfen. leistern und gegen Pragmatisch sage ich im Namen des die Kasernierung Vorstands hier auch: «Zum Glück ist von Asylsuchenden dieses Jahr, in dem wir uns schon mit- in Zürich. tendrin befinden, kein Wahlkampfjahr!» Ein Schwer- So können wir unsere Kräfte bündeln punkt in diesem und die finanziellen Ressourcen gezielt Jahr ist sicher in die diversen Projekte, Kampagnen und auch die Abstim- Abstimmungskämpfe investieren, aus mungskampagne welchen die politische Agenda 2016 be- für die kantonale steht. So da (nicht abschliessend) wären: AL-Initiative der Kampf gegen die Unterhöhlung des «Bezahlbare Kin- Rechtsstaats und die Zerstörung des derbetreuung für sozialen Klimas durch die unsägliche alle», in der wir zur Durchsetzungsinitiative am 28. Februar Entlastung von und durch das SVP-Referendum zur Eltern verlangen, dass sich die Unter- und wollen. Wir sind dankbar für jegli- Asylgesetzrevision im Juni; die Unter- nehmen in Form von Beiträgen an einen che Art der Unterstützung, in Form von stützung der Lohndumping-Initiative, Fonds an der Kinderbetreuung beteili- Knowhow und physischer Präsenz über der Bildungsinitiative und jener gegen gen. Unsere Forderung entspringt nicht finanzielle Hilfe bis zur aktiven Beteili- die Spekulation mit Nahrungsmitteln; etwa einer utopischen Idee, sondern ist gung an Kampagnen. Wir sind mehr, als die Abstimmungskampagne gegen die bereits überzeugend gelebte Realität in wir meinen – vereinen wir die Kräfte der Reduktion der Grundbuchgebühren im Teilen der Westschweiz. Solidarität für eine menschlichere Kanton zusammen mit SP, Grünen und Und dies zum Schluss: Wir alle tun, Gegenwart. EVP; der Kampf für ein Ja zum NDG- was in unseren Kräften steht. Wir dan- Für den AL-Vorstand Referendum und gegen versteckte Haus- ken allen, die uns dabei helfen können Andrea Leitner 1
AL Info 1/16 – Kommentar Parolen und Positionen Keine Goodies für Speckis! Abstimmungen vom 28. Februar 2016: Dank dem Behördenreferendum von AL, dern, abzuschaffen oder zu reduzieren. Grünen, SP und EVP stimmen wir am 28. Liegenschaftenverkäufe unterliegen – im BUND Februar über die Reduktion der Grundbuch- Gegensatz zum Verkauf von Brot, Velos «Für Ehe und Familie – gegen die gebühren ab. Dem Kanton würden damit 15 oder Autos – nicht der Mehrwertsteuer. Heiratsstrafe» NEIN – 20 Mio Franken pro Jahr entgehen. Profi - Ein happiges Privileg. teure wären Banken, Versicherungen und «Zur Durchsetzung der Ausschaffung grosse Immobilienfirmen. Allein die Credit HEV = Hinterhältiger Egoisten Verein krimineller Ausländer» (Durchsetzungs- Suisse hätte beim Verkauf des Uetlihofs Damit nicht genug. 2003 hat der HEV initiative) NEIN für 1 Milliarde Franken 500 000 Franken Zürich mit einer demagogischen Abstim- eingespart. mungskampagne die Handänderungssteu- «Keine Spekulation mit Nahrungs- Der Staat hat sich von jeher primär er (1.5% der Kaufsumme) gekippt, indem mitteln!» JA über Steuern und Abgaben auf Konsum er den Mietparteien niedrigere Mieten und Grundbesitz finanziert; mit der versprach. Die Folge: den Gemeinden Sanierung Gotthard-Strassentunnel bürgerlichen Revolution sind dann Ein- entgehen Jahr für Jahr 120 Mio Franken, NEIN kommens-, Vermögens- und Erbschafts- davon allein 35 Mio oder zwei Steuerpro- steuern hinzugekommen. Konsumieren zente in der Stadt Zürich. Gescheitert ist KANTON ZÜRICH tun wir alle und Liegenschaften sind per der HEV dagegen mit seinen verschiede- «Bildungsinitiative» JA Definition immobil, darum können sich nen Anläufen, die Grundstückgewinn- beide Bereiche nur schlecht der Besteue- steuern zu reduzieren, zuletzt in der Reduktion der Grundbuchgebühren rung entziehen. Soweit die Theorie. Abstimmung vom März 2013. Zurzeit ist NEIN bereits eine neue Reduktionsvorlage in Liegenschaftenverkäufe vs. MWST der Pipeline des Kantonsrats. «Lohndumping-Initiative» JA Allerdings wird der Konsum weit Seit längerem versuchen die HEV- stärker besteuert als der Grundbesitz. Auf Lobbyisten im Kantonsrat, auch die Verwaltungsrechtspflegegesetz NEIN allem, was wir konsumieren, entrichten Grundbuchgebühren für Verkäufe oder wir 8.0% Mehrwertsteuer. Selbst auf Eintragung einer Hypothek zu reduzie- STADT ZÜRICH Lebensmitteln sind es noch 2.5%, die wir ren. Sie sollen jetzt von 1.5 Promille der Keine Abstimmung mit jedem Stück Brot und jedem Glas Kaufsumme auf 1 Promille reduziert Milch dem Staat abliefern. Und: die werden. Ein erster Anlauf scheiterte 2003 Finanzen MWST-Sätze sind seit der Einführung dieser Steuer 1995 gestiegen: von 6.5% auf im Kantonsrat, 2009 wurde dann eine Senkung von 2.5 auf 1.5 Promille durchge- Unsere Kampagne Grundbuchgebühren 8.0% resp. 2.0% auf 2.5% für Lebensmittel drückt. Die Grundbuchgebühren sind eine braucht Geld. Wir sind dankbar für und Bücher. sogenannte Gemengsteuer, also Gebühr Spenden auf PC 87– 63 811– 5 Ganz anders beim Grundbesitz. Ob- und Steuer zugleich. Ein sinnvoller Mix: IBAN: CH53 0900 0000 8706 3811 5 wohl klar eine Minderheit im Land und mit ihren hohen Abgaben helfen Gross- Vermerk: «Grundbuchgebühren» Vielen im Kanton (38% resp. 29%), gelingt es den Investoren die Belastung für Kleineigen- Dank! Hauseigentümern dank aggressivem tümer tief zu halten. Dank Überschüssen Lobbying immer wieder, Steuern und können zudem die defizitären Konkurs- Abgaben auf dem Grundbesitz zu verhin- ämter quersubventioniert werden. Es Termine resultiert ein Gewinn von 25 – 30 Mio Franken für Dienstag, 23. Februar 19 Uhr AL- die Staatskasse. Vergli- Vollversammlung. chen mit den Nachbarkan- Dienstag, 29. März 19 Uhr AL-Vollver- tonen sind die Zürcher sammlung. Gebühren überaus mode- Dienstag, 19. April 19 Uhr AL-Vollver- rat: in Schaffhausen sammlung. betragen sie 2 – 6 Promil- Dienstag, 24. Mai 19 Uhr AL-Mitglie- le, in Aargau und Thur- derversammlung gau 4 Promille. Die Hauseigentümer- Impressum verbände sind zweifellos eine der egoistischsten Alternative Liste (AL) Lobbyorganisationen. Postfach 1005, 8026 Zürich, al-zh.ch Zwar schützt der Staat mit Sekretariat Dayana Mordasini äusserst eigentums- Molkenstr. 21, 8004 Zürich freundlichen Verfas- sekretariat@al-zh.ch sungs- und Gesetzesbe- Tel. 044 242 19 45 stimmungen das IBAN CH53 0900 0000 8706 3811 5 Privateigentum, aber die Erscheint 4 bis 6 mal jährlich Profiteure benehmen sich Auflage/Druck 2200 Ex., steuerpolitisch als eigent- Druckerei Nicolussi, Zürich liche Trittbrettfahrer. Am Layout Corin Schäfli, Dayana Mordasini 28. Februar gibt es nur Redaktion Dayana Mordasini, Corin eins: ein klares Nein! Schäfli, Niklaus Scherr, Attilio Stoppa. Niklaus Scherr 2
AL Info 1/16 – Personen Christian Molina AL Buchtipp Attilio Stoppa empfiehlt: im Gespräch David Harvey: «Sieb- zehn Widersprüche und das Ende des Kapitalismus». Ull- Christian, du bist da in den Sinn? stein Verlag, Berlin seit einem halben Vor meinem Eintritt klar Richi Wollf, 2015. Jahr Mitglied. Niklaus Scherr und Walter Angst. Jetzt David Harvey prä- Wie bist du zur sind es mehrere, du zum Beispiel. Ich kann sentiert seine ganz AL gekommen? mich gut mit der AL identifizieren. Als ich eigene Kommunis- Zwei Faktoren im AL-Info das Interview mit Manuel mus-Alternative und untersucht dafür waren entschei- Sahli gelesen habe, habe ich mich selber die Anhäufung von Kapital, das fatale dend: Der push- darin erkannt. Wachstumscredo, den spekulativen Faktor war, dass in Immobilienmarkt und den Raubbau an meinem Kollegen- Wie hast du die Vollversammlungen der Natur. kreis Leute der FDP und sogar der SVP bisher erlebt? Eine fundierte, realitätsnahe Kapitalis- beigetreten sind. Das spornte mich an, Meine erste VV war diejenige mit dem muskritik und zugleich ein Manifest des auch meine Interessen in einer Partei zu Inputthema Polizei und Richi Wolff. Nebst Wandels. David Harvey, Sozialwissen- unterstützen und Farbe zu bekennen. dem, dass ich die Diskussion an sich sehr schaftler, Professor in Oxford, London, Meine politischen Grundsätze sind so spannend fand, finde ich es auch sehr Baltimore und heute New York, war gewachsen, dass mein Schwerpunkt ur- interessant, dass diese mit dem Polizeivor- immer schon Neo-Marxist und arbeitet sprünglich bei den Grünen lag, später ist steher überhaupt erst geführt wird. Mich unkonventionell. Er richtet seinen Blick viel Freiheitliches-Liberales dazugekom- hat diese Veranstaltung zum Denken auf das Kapital, die Perspektive von men. Ich bin dann aber rasch zur Einsicht angeregt und ich fühlte mich gut aufgeho- Klassenkämpfen ist für ihn gleich Null. gelangt, dass Freiheit ohne Verantwortung ben. In seinem Buch geht es ihm «primär und ohne Solidarität auf eines hinausläuft: um ein besseres Verständnis der Wi- das Recht des Stärkeren. Der pull-Faktor Worüber hast du nachgedacht? dersprüche des Kapitals und nicht des war dann die weitgehende Übereinstim- Mir wurde durch diese Veranstaltung Kapitalismus», sortiert in drei Kapitel: mung meiner Überzeugungen mit politi- vor Augen geführt, dass Parteimitglieder je sieben «Grund-» und «Bewegliche-» schen Tätigkeiten der SP, der Grünen und in der Regierung Makler sind zwischen sowie drei «Gefährliche Widersprüche». der AL. Gegen einen Beitritt zur SP spre- den Interessen der Partei, und den Schwie- Abgehandelt werden sie zumeist in den chen für mich persönliche Gründe. Die rigkeiten und Herausforderungen der bekannten Marxschen Kategorien wie Grünen sind mir zu einseitig und dogma- Realität. Es hat mich positiv überrascht, Kapital und Arbeit, Gebrauchs- und tisch. Umweltschutz und sparsamer Res- wie offen in der Diskussion die Arbeit der Tauschwert, Privateigentum, Staat, Re- sourceneinsatz sind für mich wichtig, doch Polizei und unseres Polizeivorstands in produktion, zum Teil in neueren Begrif- es gibt noch mehr. So wählte ich die AL zu Kritik gezogen wurden. Ich habe mich fen wie Technologie, Urbanität, Wachs- meiner politischen Heimat. gefragt, ob eine solche Diskussion bei- tum. Dass der Kapitalismus an seinen spielsweise zu schikanösen Polizeikontrol- eigenen Widersprüchen zugrunde geht, Was gefällt dir an der AL? len, in einer anderen Partei möglich wäre. hält Harvey für Unfug, dass die Linke zu Ich beschreibe sie als kritisch pragma- sehr versucht, «die Welt zu verändern, tisch, sie nimmt eine Aussenseiterrolle Die nächste VV thematisierte die EWZ- ohne die Macht zu übernehmen», für ein. Besonders bemerkenswert: Ich finde Ausgliederung. Hat sich deine Meinung fatal. Seine «Röntgenaufnahmen» sollen die AL betreibt, soweit von aussen sicht- hier bestätigt? Ansatzpunkte freilegen, an denen bar, keine Klientelpolitik, sondern es geht Ergänzt und bestätigt. Hier habe ich seine Zielvorstellung andocken kann: ihr klar um die Prinzipien der Rechtsstaat- erstmals ein Votum zur Diskussion beige- ein «revolutionärer Humanismus», für lichkeit, um die Menschenrechte und die tragen: Dass mit der Auslagerung u. a. den er am Schluss auch 17 Vorschläge Menschenwürde. Dennoch ist sie bereit zu auch bezweckt wird, dass die EWZ Aufträ- macht. Harvey plädiert dafür, sich von pragmatischen Lösungen, die AL erkennt, ge nicht mehr umständlich öffentlich fremdbestimmtem Konsumverhalten zu dass nicht alles möglich ist und manchmal ausschreiben und dann den billigsten lösen und sich im Alltag von entfremde- Wünschenswertes hinter dem Notwendi- Anbieter wählen müsste. Das mag Auf- ten Bedingungen zu emanzipieren. Eine gen zurückstehen muss. Besonders attrak- tragsvergabe an bewährte Unternehmen «progressive antikapitalistische Antwort tiv finde ich an der Diskussionskultur der mit Ausbildungsplätzen in der Region auf die Widersprüche unserer Zeit» liege AL, wie hier unterschiedliche Ansichten erleichtern – aber auch Korruption und in einem revolutionären Humanismus und Erfahrungen in die Parolenfassung Vetternwirtschaft. und dem Verlangen nach einer Welt, die einfliessen. Darüber hinaus werden die dem Einzelnen «die wahre Entfaltung Meinungen sorgfältig begründet an der Bleibst du AL-Mitglied? seiner Natur oder die Chance auf Diskussion selber, im AL-Info oder bei Ja, das habe ich vor! ein glückliches und erfülltes Leben sonstigen Statements. garantiert». Er hat recht, und man kann Bist du noch mit den Kollegen befreun- sich immer nur fragen, wie viel es noch Stösst du dich an der Meinungsvielfalt? det, die jetzt bei der SVP sind und möch- braucht an Steigerung des Elends, an Im Gegenteil, ich finde es gut, dass test du dich aktiv bei der AL Völkerwanderung auf dem Planeten, an verschiedene Meinungen zur definitiven einbringen? Zerstörung, an ›failed states‹, damit die Beschlussfassung beitragen. Die Antworten auf: herrschenden «Eliten» endlich ein Hauch Interview: von Ahnung streift, Ahnung dessen, was Die personifizierte AL, wer kommt dir Dayana Mordasini sich real ereignet. 3
AL Info 1/16 – Thema Polizeidatenbank Polis: Das unbekannte Wesen Für das Info wirft AL-Gemeinderätin Christi- RIPOL wird zwischen 50 000 bis 100 000 müsste hier zumindest der Zugriff auf na Schiller einen kritischen Blick hinter die Mal pro Tag abgefragt. Polis ist auch mit einen ganz kleinen Personenkreis be- Kulissen des Zürcher Polizeidatensystems FABER verknüpft. Bei Verstössen im schränkt werden. Was z.B der Stadtrat Polis. Strassenverkehr kann man auf Daten wie nach dem Altstetter Kessel vom 4. Dezem- Am 21. Februar 2015 wurden 800 Führerausweis, Fahrzeugnummer, Fahr- ber 2004 für die dort Registrierten be- FCZ-Fans auf dem Weg zum Stadion von zeughalter etc. zugreifen. Via RIPOL ist schlossen hat. der Stadtpolizei eingekesselt und einer Polis indirekt auch mit ZEMIS, dem Höchst problematisch ist auch, dass Personenkontrolle unterzogen. Danach zentralen Migrationsinformationssystem, die Daten von Personenkontrollen erst befasste ich mich erstmals vertieft mit verbunden, in dem mehr als 1 Million nach 5 Jahren gelöscht werden. Denn es Polis, dem Zürcher Polizeidatensystem. Menschen registriert sind. Kein Mensch ist sehr fraglich, ob alle dabei erfassten Eine dynamische Power-Point-Präsentati- kann mehr genau nachvollziehen, welche Personendaten für die polizeiliche Arbeit on des Vereins Arge Polis verriet mir: Behörden auf welche Datenbanken Zu- bei der Verfolgung, Aufklärung oder Polis ist modern, Polis ist vernetzt, Polis griff haben. Informationen werden zum Verhütung von Delikten nötig sind. Auch ist skalierbar, Polis ist vielseitig. Teil formlos und ohne Kontrolle zwischen hier muss das Zugriffsrecht einge- den verschiedenen Polizeikorps in der schränkt werden. Heute kann jeder Poli- Modern im Handling Schweiz ausgetauscht. Landen Erkennt- zist im Kanton bei einer Personenkontrol- Was ist modern an Polis verglichen nisse im Polis, können sie noch Jahre le als erstes die Polisdaten abrufen. Ist mit dem «guten alten Fichenstaat»? Der ungerechtfertigte polizeiliche Kontrollen jemand bereits im Polis registriert, wird einzelne Polizist hat nicht mehr eine und Zwangsmassnahmen auslösen, selbst die Kontrolle wahrscheinlich anders Karteikarte oder Excel-Liste in seiner wenn sie sich als falsch herausgestellt verlaufen. Schublade, nein alle Polizisten können haben. Zum Schluss ein Appell an alle Lese- jederzeit auf (fast) alle Daten und Doku- rinnen und Leser: Verlangt bei der Polizei mente dieser Datenbank zugreifen. Auch Problematische Löschfristen euren Polis-Auszug und zeigt damit, dass auf der Strasse bei einer Personenkontrol- Ein Thema für sich sind die Lösch- euch ihr unersättlicher Datenhunger le. Konkret haben 37 Polizeicorps Polis im fristen. §13 der Polis-Verordnung sieht ein nicht gleichgültig ist: Einsatz und ca. 5 000 Polizisten Zugriff Berichtigungsrecht von Betroffenen vor. https://goo.gl/OlmIGA darauf (Kapo, Stapo Zürich und Winter- Bei Freispruch oder Einstellung des Christina Schiller thur etc.). Neu können Daten auch vor Ort Verfahrens kann eine ursprünglich als erfasst werden. So entstehen 1 000 Rappor- tatverdächtig bzw. angeschuldigt erfasste te täglich und bereits über 30 000 Rapporte Person eine ergänzende Eintragung sind mit iPads erfasst worden. Zurzeit erwirken. Ein Recht auf Löschung ist in Zahnbürsteli-Besuche sind wir bei 9 Millionen abgespeicherten diesem Fall jedoch nicht vorgesehen. Dokumenten und 1.5 Mio registrierten Diese aus meiner Sicht falsche Regelung Die unangekündigten Ehe- Personen. hat das Bundesgericht bestätigt: Das Kontrollbesuche der Stadtpolizei bei öffentliche Interesse an der Aufklärung allen AnwärterInnen auf erleichterte Vernetzt = alle Daten überall eines Straffalles überwiege gegenüber Einbürgerung werden ab jetzt nur Vernetzt ist Polis selbstverständlich dem privaten Interesse an der Löschung noch in Einzelfällen durchgeführt. Den auch. Es erlaubt direkte Ausschreibungen der Daten, vor allem, wenn der Nutzen der Anstoss gab eine Anfrage von AL-Ge- an das Fahndungssystem RIPOL, das erfassten Daten für weitere polizeiliche meinderat Andreas Kirstein. Nachdem sämtliche Personen erfasst, nach denen Ermittlungen nicht gänzlich ausgeschlos- die Geschäftsprüfungskommission aus irgendeinem Grund gefahndet wird. sen werden könne. Meiner Meinung nach monierte, dass flächendeckende Kontrollen kostspielig und auch wenig sinnvoll seien, erklärte sich die Stapo bereit, künftig nur noch bei bestimm- ten «Verdachtsmomenten» Besuche abzustatten. Betroffen sind vor allem Patchwork-Familien, Paare mit «gros- sem» Altersunterschied (über 8 Jahre) und weniger Wohlhabende. – Ein frag- würdiges Vorgehen! Hier Richtlinien zu finden, die man als Linke(r) überhaupt vertreten kann, ist schwierig. Wie rechtfertigen, dass das Bürgerrecht vom Status der intimen Beziehungen abhängen soll – wo es vor nicht allzu lange salonfähig war, aus wirtschaftli- chen Gründen zu heiraten? Ein kleiner Fortschritt ist es trotzdem. 4
AL Info 1/16 – Thema Bekennt euch zur Bildung «Bildung ist unsere wertvollste Ressour- den wohl doch die Klassen vergrössert. jetzt die auf diese Entwicklung reagie- ce. Sie legt die Basis für ein funktionieren- Oder es wird ein (versteckter) Numerus renden Angebote wieder abzuschaffen, des Gemeinwesen, für Arbeit, Innovation, clausus eingeführt durch eine noch schär- hiesse Sparen am falschen Ort. Moderne Forschung und Wohlstand. Das duale Bil- fere Selektion für die Gymnasialstufe. Die Konzepte fordern eine angepasste Be- dungssystem mit seinen Anschlüssen an Verlagerung des Bildungsauftrags in die treuung. Die wenigsten erinnern sich an die Hochschulen ist weltweit einzigartig. Privatschulen und die wachsende Bedeu- Zeiten mit 50 Kindern in der Klasse und (…) Der Kanton Zürich ist eine der finanz- tung der Vorbereitungskurse für die wer doch, der weiss auch, dass damals kräftigsten Regionen der Welt und der Gymiprüfung wären die Folgen. Bildung der Stock regierte. Wir haben entschie- grösste Bildungsplatz der Schweiz. Den- würde zu einem elitären Gut verkommen. den, dass individuellere Lernkonzepte noch plant er einen markanten Leistungs- menschenwürdiger zum Erfolg führen. abbau auf Kosten der Bildung. Damit ent- Typisch Banken: Milliarden-Boni, aber Und die kosten. Welches Schulsystem wir zieht er der heutigen und künftigen Jugend keine Steuern damit finanzieren, sollte auf einer ande- die Chance auf bestmögliche Ausbildung Nach der Finanzkrise Ende der ren Ebene bestimmt werden. Jetzt aber und seinem Forschungs- und Wirtschafts- Nullerjahre «konnten» die Grossbanken Mittel zu kürzen, wäre der Tod der öf- standort den Nachwuchs.» UBS und CS keine Gewinnsteuern mehr fentlichen Bildung. bezahlen, für Kanton und Stadt Zürich Dayana Mordasini Breiter Protest brachen bei den Unternehmenssteuern Dies sind die einleitenden Worte des höhere dreistellige Millionenbeträge Zürcher Bildungsmanifests, das im No- weg. Gleichzeitig wollten sie aber nicht vember publiziert und bereits über 18 000 auf die Auszahlung hoher Boni verzich- mal unterzeichnet worden ist. Der Post dazu auf der AL-Facebook-Seite hat innert kürzester Zeit Tausende von Menschen ten. Mit ihrem verantwortungslosen Verhalten haben die systemrelevanten Banken den Finanzhaushalt von Kanton JA zur Bildung erreicht und wurde so oft geteilt wie und Stadt schwer geschädigt, profitieren Die Zürcher Bildungsinitiative «Für selten ein unbeworbener Beitrag. Das zugleich aber massiv vom Bildungsplatz die öffentliche Bildung!» kommt am zeigt die Brisanz des Themas. Sämtliche Zürich, dem sie mit ihrer Firmenpolitik 28. Februar 2016 zur Abstimmung. Direktoren der öffentlichen Schulen im die finanziellen Ressourcen entziehen. Die Bildungsinitiative verlangt Kanton Zürich sind Initiatoren des Mani- Der Gipfel ist erreicht, wenn sich die einen Zusatz in der Kantonsverfas- fests und sie fordern ein Umdenken. Sie Grossbanken als edle Spender für Lehr- sung, Artikel 115 (Bildungswesen). warnen vor den langfristigen Folgen einer stühle und Forschungszentren beweih- Mit diesem Zusatz soll der kostenlose kurzfristigen Sparpolitik. Gegenwärtig räuchern lassen. Die aufgeklärten Bür- Besuch der öffentlichen Bildungsein- geht es um jährlich 49 Millionen Franken, ger können nur noch feststellen, dass wir richtungen des Kantons Zürich für alle die die Bildungsdirektion einsparen muss. vollends zurück im Feudalismus sind, wo im Kanton wohnhaften Kinder, Jugend- (20 Millionen Volksschule, 18 Millionen sich die Reichen und Mächtigen nicht am lichen und jungen Erwachsenen, Frau- Mittelschulen, 11 Millionen Berufsbil- Allgemeinwohl beteiligen, sondern nach en und Männern garantiert werden. dung) ihrem Gusto Sponsoring betreiben. Schullager, Ausflüge, Musikunterricht Bildung ist der Schlüssel zu einer und Lehrmittel der Volks-, Berufs- und erfolgreichen Zukunft – hier sollen wir Weniger Sonderschulung– tiefere Löhne? Mittelschulen sollen künftig kostenlos investieren, sparen passt da nicht. Am Viele denken jetzt mit, wo am besten sein. An Universitäten und Fachhoch- Tag der Bildung, dem 13. Januar 2016, gespart werden kann und soll, und oft schulen sind mit der Änderung weder fanden den ganzen Tag über vielfältige hört man den Ruf, die Schule biete zu Einschreibe-, Semester- noch Prü- Aktionen statt von allen, die nicht wollen, viele Sondermassnahmen. Bald jedes fungsgebühren zu bezahlen. Im Gegen- dass das Bildungsbudget gekürzt wird. zweite Unterstufenkind bekommt irgend- satz zu den BerufsschülerInnen sollen Leider hat die breit abgestützte Allianz welche Fördermassnahmen, sei es, dass die Studierenden ihre Bücher und kurzfristig die Schlusskundgebung auf es den Purzelbaum nicht kann, den Stift Hilfsmittel weiterhin aus dem eigenen dem Bürkliplatz abgesagt – aus unbegrün- falsch hält oder das «r» noch nicht so Sack berappen. Dies auch, weil die deter Angst vor Ausschreitungen bei der über die Lippen rollt, wie es gemäss Uni-, Instituts- und Zentralbibliotheken angekündigten Anschlussdemonstration irgendwelchen Theorien eben «Norm» einen unschlagbaren Service bieten. der Schülerinnen und Schüler. Ausser wäre. Auch mich stört diese Pädagogisie- Unser Bildungssystem ist immer verbohrten bürgerlichen Sparpolitikern rung des Unterrichts schon lange. Ande- noch gut, durchlässig und günstig, merken alle, dass die Spar-Rechnung rerseits finde ich es aber falsch, hier jetzt doch müssen wir Sorge tragen, dass nicht aufgeht bei steigenden Schülerin- den Rotstift anzusetzen. Anscheinend es weiterhin so bleibt. Die ständigen nen- und Studentenzahlen. Zudem sind wollen wir eine Gesellschaft, die Kletter- Diskussionen über Studiengebührener- Konzepte wie der integrative Unterricht stangen abschafft, weil sie zu gefährlich höhungen, kostendeckende Elternbei- verwirklicht oder mit dem Lehrplan 21 in sind, sich dann aber darüber wundert, träge und die Unterwerfung der Bil- der Pipeline, die es nicht erlauben, dass dass die Kinder nicht mehr klettern dung unter das Primat der Ökonomie aufgrund von Sparmassnahmen die können und die entsprechenden Bewe- lassen nichts Gutes erahnen. Bildung Klassen vergrössert werden. Wo wie viel gungsabläufe lieber in ganzheitlich darf keine Sache des Portemonnaies eingespart werden soll, wird erst im März sanften Ergotherapie-Sonderlektionen sein. Die Bildungsinitiative ist eine kommuniziert. Klar ist soviel: wenn die erlernen sollen. Diese Entwicklung findet Antwort auf die Kommerzialisierungs- Zahl der Schülerinnen steigt, aber weni- schon lange statt, für eine Korrektur tendenzen im Bildungsbereich. ger Geld zur Verfügung steht, dann wer- müsste man ganz wo anders ansetzen; Judith Stofer 5
AL Info 1/16 – Kanton Neuwahlen In der Öffent- lichkeit gilt Kein Lohndumping als der grösste Wer im vergangenen Jahr die Zeitung und gehen oftmals doch Konkurs. Der Gradmesser aufschlug, musste oftmals den Eindruck Wirtschaftsraum Zürich gerät so zuneh- für Politik gewinnen, auf dem Zürcher Arbeitsmarkt mend in eine Abwärtsspirale: Arbeits- meistens die ginge es zu wie im Wilden Westen: Schein- und Ausbildungsplätze bei ehrlichen Einhaltung von selbstständige, unbezahlte Überstunden, Unternehmen gehen verloren und die Versprechen. 60 Stunden Schwerstarbeit für Löhne von Löhne aller Arbeitnehmenden geraten Was wurde im 900 bis 2 000 Franken, Androhung von Ge- unter Druck. Wahlkampf versprochen? Was wurde walt oder systematische Fälschungen bei Das kantonale Amt für Wirtschaft dann tatsächlich gemacht? Schwierig der Lohnerfassung und der Arbeitszeit. und Arbeit hat die Aufgabe, Schweizer wird die Sache mit den Versprechen, Der Kreativität krimineller Lohndumping- Löhne und die minimalen Arbeitsbedin- wenn sie früh und offensichtlich gebro- Firmen sind offenbar keine Grenzen ge- gungen schützen. Doch aktuell reichen die chen werden. Die bürgerliche «Allianz setzt. gesetzlichen Instrumente nicht aus, um starkes Winterthur» trat bei den ver- Die öffentlich debattierten Fälle auf die geltenden Gesamtarbeitsverträge gangenen Stadtratswahlen in Winter- den prestigeträchtigen Grossbaustellen durchzusetzen. Werden sie entdeckt, thur mit dem Versprechen an, dass die am Bahnhof Löwenstrasse oder in der melden die skrupellosen Dumping-Firmen Steuern in der Eulachstadt nicht erhöht Bahnhofstrasse sind aber nur die Spitze nicht selten Konkurs an und sind unter werden, wenn ihre vier Köpfe in die des Eisbergs. Auch in anderen Branchen neuem Namen wieder am Markt, bevor Regierung gewählt werden. Mit poten- wie dem Gastgewerbe, bei Reinigungs- auch nur eine Sanktion sie erfassen ter Rückendeckung aus der Wirtschaft kräften und in der Pflege gibt es immer konnte. Mit der Lohndumping-Initiative wurde ein Wahlkampf geführt, wie er häufiger Verstösse gegen geltendes Recht. geben wir den Kontrollbehörden endlich in Winterthur bisher unbekannt war Im Kanton Zürich ist das Lohndumping das Rüstzeug, um in Zukunft effektiv – hinsichtlich der investierten Finanz- ausser Kontrolle geraten! gegen Lohndumping vorzugehen. mittel wie auch in der Dreistigkeit der Nicht nur für die um ihren Lohn Markus Bischoff Aussagen. Die Aufwendungen haben betrogenen Beschäftigten ist das ein sich gelohnt, die Allianz zog geschlos- Problem. Auch gesetzes- sen in den Stadtrat ein und beendete treue Unternehmen sind die Rot-Grüne Dominanz. Doch schon betroffen, weil sie Aufträ- beim ersten Budget nach den Wahlen ge an die billigeren beantragt genau dieser Stadtrat eine Lohndumping-Firmen Steuererhöhung. Der Aufschrei war verlieren. Um konkur- gross und mit Hilfe der Grünliberalen renzfähig zu bleiben, wurde die Erhöhung noch abgewendet. müssen sie Stellen strei- Im Jahr 2015 gelang es dann dem chen, die Löhne drücken bürgerlichen Stadtrat erfolgreich, das Wahlversprechen zu brechen. Die Erhöhung um 2% ist nun Tatsache und die Regierung ist definitiv in der Realität angekommen. In der ganzen Sozialprobleme in der Agglo Diskussion rund um die städtischen Die Agglomerationstädte stehen im Kan- allasten dringend angepasst werden. Finanzen hat sich eines gezeigt: ob ton Zürich vor grossen Problemen. Die So- Dietikon ist denn auch im Gespräch mit bei Sparprogrammen oder Erhöhungen zialhilfequote, d.h. der Anteil der Bevölke- andern Gemeinden, um eine Revision zu der Einnahmen, auffallend oft ist es rung, welcher Sozialhilfe erhält, beträgt in erreichen. der bürgerlichen Mehrheit im Stadtrat Dietikon 7.0%. Die Stadt Dietikon sucht den Ausweg nicht gelungen, die eigenen Parteien Im Vergleich dazu: Zürich 4.6% oder in einer Abwehrstrategie gegen Sozial- hinter sich zu scharen. Es scheint, Winterthur 5.0%. Neben der gesetzlich hilfeempfänger. Dies ist aber keine Lö- dass die RegierungsvertreterInnen in zugesicherten wirtschaftlichen Hilfe sung, denn es werden nicht weniger den Fraktionen in wichtigen Fragen auf stiegen in den letzten Jahren auch die Menschen die Sozialhilfe beziehen, wenn taube Ohren stossen. Kurioserweise Zusatzleistungen zur AHV/IV stark an. sie jede Gemeinde möglichst zu vertrei- holt dann oft eine Mitte-Links-Koalition Dies stellt man in allen Gemeinden fest ben versucht. die Kohle aus dem Feuer. Die Oppositi- und es zeigt sich, dass die Probleme der Unwillkürlich fragt man sich, wie die on rettet die Regierung quasi vor den Alters- und Invalidenvorsorge auch 30 Soziallasten in der Stadt Zürich aussehen eigenen Parteien. Ein merkwürdiges Jahre nach Einführung des BVG (Bun- würden, wenn man sie stadtkreisweise Schauspiel, das sich vor unseren Au- desgesetz über die berufliche Alters- berechnen würde. Würden dann gewisse gen hier immer wiederholt. Ich bin mir Hinterlassenen und Invalidenvorsorge) Stadtkreise auch derart unter den Sozial- sicher: in jedem anderen Land würden noch längst nicht gelöst sind. lasten leiden wie Dietikon? Oder wie nun Neuwahlen ausgerufen werden, Auch aufgrund der hohen Sozialleis- wäre es, wenn man mehr als 80 Jahre weil sich Regierung und Parlament tungen benötigt Dietikon im kantonalen nach der letzten Eingemeindung in gegenseitig blockieren. Wir müssen Finanzausgleich den individuellen Son- Zürich, Dietikon auch in die Stadt Zürich uns das jämmerliche Schauspiel wohl derlastenausgleich, was einen Steuerfuss eingemeinden würde? Dies würde viele, oder übel bis zu den nächsten Wahlen von 129% bedingt. Winterthur hat einen nicht nur finanzielle Probleme lösen und mitanschauen. Manchmal bekommt Steuerfuss von 124% und Zürich 119%. Zürich-Dietikon würde doch ebenso gut man beinahe Mitleid – aber nur fast! Der Finanzausgleich im Kanton Zürich tönen, wie Zürich-Oerlikon. David Berger muss insbesondere im Bereich der Sozi- Ernst Joss 6
AL Info 1/16 – Aus den Räten Budget: ALlein auf weiter Flur AL-InhALte mit Biss: 10 November: In der Debatte reits in die roten Zahlen abrutscht. Dass Die Alternative um das Budget 2016 der Kanton Zürich über mehrere Jahre Liste hat beim hat die SVP einge- keine ausgeglichene Staatsrechnung Bezirksrat Stimm- sehen, dass die vorlegen konnte und somit zum Sparen rechtsrekurs globalen Sparan- gezwungen war, trat in der Vergangenheit eingelegt gegen träge, welche keine lediglich nach einer längeren rezessiven die Beteiligung gezielte Steuerung Phase auf. der Stadt an der der Finanzen Limmat Energie zulassen, Unsinn Trotz Sparprogramm – Steuerfusserhö- AG, die den Ener- sind. Woher diese hung chancenlos gieverbund Zürich späte Einsicht kam, bleibt ein Rätsel. Böse Die Fraktion der AL ging in die Altstetten realisieren soll. Zungen behaupten, es hänge damit zu- Budgetdebatte mit der Absicht, dass, wenn 17. November: Die AL Zürich unter- sammen, dass die SVP in dieser Legisla- schon gespart werden muss, nicht nur die stützt die Petition der Autonomen tur neu den Finanzdirektor stelle. Ausgaben überprüft werden sollen, son- Schule Zürich, welche dazu aufruft, Eine ausserordentliche Bedeu- dern dass ebenfalls Massnahmen auf der sich zum Projekt «Bildung für alle» der tung kommt dem Budget 2016 aber auch Einnahmenseite ergriffen werden müssen. ASZ und der Dringlichkeit der politi- deshalb zu, weil in den nächsten vier Nur so lassen sich einschneidende Spar- schen Themen, die es aufwirft, zu be- Jahren rund 1,8 Mrd. Franken eingespart massnahmen in Bildung, Kultur und im kennen und sich für die Weiternutzung werden müssen. Allein aus diesem Grund Sozialen abwenden. Leider blieb die AL der Räume am Sihlquai einzusetzen. wurde aus der eher ritualisierten Debatte mit ihrem Steuerfuss-Antrag allein. Selbst 26. November: Die Kantonsratsfraktion der vergangenen Jahre nun bitterer SP und Grüne scheuten sich, einer ver- fordert in einer Medienmitteilung, Ernst. Die AL-Fraktion stellte deshalb meintlich unpopulären Steuerfusserhö- den Steuerfuss für die Jahre 2016 den Antrag auf eine Steuerfusserhöhung hung das Wort zu reden. Sie verharren wie und 2017 auf 105% festzulegen, weil um 5 Prozentpunkte: Nur so kann gegen die angsterstarrte Maus vor der Schlange: die steigenden Ausgaben nicht nur das absehbare, massive Sparpaket Gegen- Die Auseinandersetzung über das mit Sparübungen aufgefangen werden steuer gegeben werden. Denn es waren die 1,8-Mrd.-Sparpaket wird bald beginnen; können. massiven Steuerfusssenkungen der ver- im Frühjahr wird der Regierungsrat den 27. November: Die AL unterstützt ein gangenen rund zehn Jahre, die jetzt dazu Massnahmenkatalog vorlegen. von sämtlichen Kantons- und Volks- führen, dass der Kanton selbst bei einem Kaspar Bütikofer schulen veröffentlichtes Manifest für mittelmässigen Konjunkturverlauf be- Kantonsrät AL die Bildung, das vor den langfristigen Folgen einer kurzsichtigen Sparpolitik warnt und ein Bekenntnis zur Bildung Kulturdebatte – eine Nachlese als wichtiges Gut verlangt. 10. Dezember: Die Gemeinderatsfrak- tion beantragt dem Gemeinderat, eben- Mit einer Beiträge an die Zürcher Filmstiftung so kontraproduktive Sparbeschlüsse Distanz von beina- angezweifelt, zum anderen meinte die des Stadtrats in der Bildung und in he zwei Monaten findige FDP mit Hilfe von «mathemati- der Sozialpolitik durch Umlagerung von berichte ich von schen Gleichungen» erkannt zu haben, Ausgaben rückgängig zu machen. der Kulturdebatte dass das Theater Winkelwiese auch mit 5. Januar: Das Jahr beginnt traditions- im Gemeinderat. 20%iger Reduktion der städtischen Sub- gemäss mit dem AL-Neujahrsapéro im Die gute Nachricht ventionen prima existieren könne. Glück- Helsinki. zuerst: Im grossen licherweise waren im entscheidenden 11. Januar: Die AL Zürich bedauert den Ganzen verlief die Moment der entsprechenden Abstimmun- Ablehnungsan- Debatte schmerz- gen auf der rechten Ratsseite spontane trag der bürger- los – ohne nennenswerte Verluste aber Absenzen zu vermerken, und so konnte lichen Mehrheit auch ohne anregende oder gar erkennt- auch für den Film und die Nachwuchs- der Bildungs- nisreiche Diskussionen. Mit Ausnahme förderung von BühnenautorInnen (Win- kommission zur der SVP haben alle Parteien in ihren kelwiese) eine wacklige Mehrheit gefun- AL-Volksinitiative Fraktionserklärungen und den Voten den werden. «Bezahlbare zum Leitbild der Kulturförderung für die Nicht nur die Zuschauertribüne, Kinderbetreuung Jahre 2016–2019 die Kultur und die Rich- sondern auch das Treppenhaus und der für alle» und tig- und Wichtigkeit ihrer Förderung Eingangsbereich wurden von zahlreichen verspricht in durch die öffentliche Hand nicht (oder Kulturschaffenden belebt, die allerdings einer Medien- nicht wesentlich) in Frage gestellt. sofort zur Ruhe angewiesen wurden, als mitteilung, sich Von siebzehn Weisungen, die eine sie zum ersten Mal applaudierten. Weder mit aller Kraft für den Betreuungsfonds Weiterführung oder allenfalls eine meist Freude noch Unmut durften sie hörbar und damit die Vereinbarkeit von Familie moderate Erhöhung der jährlichen städ- äussern und so zeigten sie sich verständli- und Beruf einzusetzen. tischen Beiträge für Institutionen und cherweise enttäuscht darüber, wie emoti- 14. Januar: In einer Fraktionserklärung Veranstaltungen beantragten, waren onslos die Kultur in der Debatte verhandelt unterstützt die Gemeinderatsfraktion lediglich zwei bei den bürgerlichen Par- wurde – wie sich mindestens einige von das «Manifest für die Bildung» und teien umstritten und deshalb akut ge- ihnen an einem kürzlich veranstalteten bedauert, dass diese breitabgestützte fährdet. Zum einen wurde die Notwen- Stammtisch der freien Szene äusserten. Allianz aus Angst vor Eskalation den digkeit der Erhöhung der städtischen Rosa Maino, Gemeinderätin AL Weg auf die Strasse scheut. 7
AL Info 1/16 – Das Letzte Als meine Kin- der auf die Welt Kleinkinderbetreuungsbeiträge kamen, konnte ich meinen Der Kantonsrat hat die Kleinkinderbetreuungsbeiträge (KKBB) ersatzlos gestrichen. Die Vorsatz, mit AL-Kantonsratsfraktion hat natürlich gegen diese Abschaffung gestimmt, genutzt hat es ihnen in meiner nichts. Die Frage wurde aber fraktionsintern auch kontrovers diskutiert, und deshalb brin- Muttersprache gen wir hier zwei Meinungen zu einer Frage, die auf den zweiten Blick auch eine Kritik von Italienisch zu links zulässt. sprechen, nicht in die Tat umsetzen, weil mir spontan KKBB sind wertkonservative Sozial- Die AL hat im Zürcher Gemeinderat Züridüütsch über die Lippen kam – politik, die Staatskinder produziert. Sie eine Interpellation zur angekündigten Zeichen einer gelungenen Integration. sind aus kirchlichen Kreisen gewachsen Streichung der KKBB eingereicht. In der Nie hätte ich jedoch gedacht, dass und werden auch in linken Kreisen posi- Antwort darauf führt der Stadtrat aus, ich heute alle meine ausländischen tiv wahrgenommen. Die Betreuungsbei- dass er bei einer Abschaffung der Betreu- Freunde, Nachbarn und Klienten, die träge sind einerseits ein bürgerliches ungsbeiträge, einen Teil der eingesparten in der Schweiz geboren wurden oder Anreizmodell, damit Frauen daheim 16 Millionen Franken in subventionierte schon lange hier wohnen, auffordere, Kinder erziehen, und sie unterstützen Krippenplätze investieren möchte. sich rasch einzubürgern, damit nicht andererseits reell Leute mit geringem Je nach individueller Situation könne die Gefahr entsteht, dass ihre Kinder Einkommen. Und jetzt sind die KKBB vom es sein, dass die nötige altersadäquate ausgeschafft werden. Und zwar auch Tisch. Sie wurden am 30. November 2015 Förderung in einer Kita besser abgedeckt wegen Bagatellen. Das Ausländerge- ersatzlos gestrichen. Aus Sicht der AL- sei als zu Hause. Die Frühförderungsstra- setz sieht schon heute vor, dass die Kantonsratsfraktion hätte man die KKBB tegie der Stadt Zürich zielt darauf ab, Niederlassungsbewilligung widerrufen klüger beibehalten statt sie ersatzlos zu Kinder aus sozial belasteten Familien werden kann, wenn der Ausländer zu streichen. Judith Stofer begründete im möglichst frühzeitig in Regelstrukturen einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt Rat den Ablehnungsantrag zur Abschaf- wie Kitas zu integrieren. Folgender Sub- worden ist. Die Praxis dazu wurde seit fung der KKBB so, dass «die unbestritten text schwingt hier mit: Kinder aus Migra- Jahren härter. Aber es findet nach wie anerkannten Versorgungslücken bei den tionsfamilien und aus Familien der Unter- vor eine Einzelfallprüfung statt. familienergänzenden, bezahlbaren Kin- schicht sollten möglichst bald aus ihrem Die Ausschaffungsinitiative hat eine derbetreuungsangeboten nicht geschlos- unqualifizierten, dysfunktionalen Umfeld weitere Verschärfung gebracht. Das sen werden und Mittel, die letztendlich herausgenommen werden. Interessanter- Parlament hat dazu eine Umsetzungs- Kindern zugutegekommen sind, ersatzlos weise reden wir in diesem Zusammen- vorlage beschlossen, die minimale Ver- gestrichen und für immer verloren sind hang immer nur von armutsbetroffenen fassungsgarantien enthält. Eine sehr (…). Die freiwerdenden Mittel sollen also Familien und es interessiert niemanden, restriktiv gehaltene Klausel ermöglicht in die Subventionierung von familiener- ob bei Familien aus der Oberschicht beide den Gerichten, ausnahmsweise von gänzenden Kinderbetreuungsangeboten Eltern arbeiten und ob die Kinder von einem Landesverweis abzusehen. Mit umgelagert werden, so dass sich Familien einer Nanny betreut werden, die halbjähr- der Durchsetzungsinitiative soll nun und Alleinerziehende mit tieferen Ein- lich ausgewechselt wird. aber jeder Ausländer, der ein im Kata- kommen solche Angebote ebenfalls leisten Das Herdprämie-Argument («es hält log enthaltenes Delikt begeht, zwin- können». Frauen davon ab, Karriere zu machen») in gend und automatisch ausgeschafft Ich kann der Streichung abgewinnen, dieser Debatte, halte ich für paternalis- werden, ohne dass ein Richter den dass es gut ist, wenn Frauen-an-den- tisch. Es bringt doch nichts Betreuungs- konkreten Einzelfall prüfen darf. Die Herd-Mentalitäten aus meiner Lebens- beiträge, Teilzeitstellen usw. abzuschaffen Initiative zielt auf die Hunderttausende welt verschwinden. Die KKBB sind Ge- mit dem Argument, dass im Endeffekt v.a. von Secondos, die bei uns gemeinsam schichte und ich habe einen Traum: Was die Karrierechancen der Frauen darunter mit den Kindern mit Schweizer Pass wäre wenn...? – Eltern und Kinder in den leiden. Das ist doch absurd. Vielmehr aufwachsen. Als Mutter und Rechts- Genuss eines bedingungslosen Grund- müssten wir doch Veränderungen anstre- anwältin erleb(t)e ich täglich, wie einkommens (BGE) kämen? Ich zitiere ben, die es ermöglichen auch mit einem rasch in der abenteuerlichen Zeit des Judith Shulevitz (New York Times): «Wir Teilzeitpensum «Karriere» zu machen. Erwachsenwerdens Jugendliche ir- würden damit dem Prinzip zustimmen, Hinzukommt, dass es in den meisten gendeine Dummheit begehen. Ich kann dass die Arbeit an der Liebe zwar nicht Fällen wohl so ist, dass der Mann nun mal nicht einsehen, weshalb in solchen ohne Preis ist, aber auf jeden Fall bezahl- mehr verdient und deswegen auch der Fällen der Schweizer Pass darüber ent- bar.» Einen Haken gibt’s: Das BGE ist in Mann weiterarbeitet. scheiden soll, ob jemand ausgewiesen kritischen Kreisen wie die KKBB auch Es sollte keine Selbstverständlichkeit wird. Ich will nicht auf den Grundsatz nur eine Herdprämie. So what, Folks. mehr sein, dass unbezahlte care-Arbeit verzichten, dass jeder Einzelne von uns Mir doch egal. Ich finde die Frauenquote eher von Frauen übernommen wird. Beide im konkreten Einzelfall das Recht hat, grusig und ihre Einführung trotzdem Elternteile sollten ihre Pensen reduzieren seine ganz persönliche Situation durch nötig für den gesellschaftlichen Wandel. können, um ihren Betreuungspflichten einen Richter überprüfen zu lassen. Hauptsache, ich kann in Zukunft Nein gleichermassen nachkommen zu können. Ich kann und will nicht glauben, dass sagen, zu was auch immer. Deshalb Der Stadtrat geht davon aus, dass ein die Mehrheit der Stimmenden einer stimme ich Ja fürs Grundeinkommen im Teil der Haushalte, die heute Betreuungs- solchen ungerechten, unmenschlichen Juni. Und, falls wir fürs BGE etwas mehr beiträge beziehen, Sozialhilfe beantragen und zutiefst undemokratischen Initiati- Zeit brauchen (siehe Einführung AHV werden müssen. Eine vernünftige Sozial- ve zum Sieg verhilft. Geht an die Urne und Frauenstimmrecht) sage ich im politik würde versuchen, die Sozialhilfe und stimmt Nein, überzeugt Menschen, September Ja zur Initiative Kinderbe- zu entlasten, nicht noch mehr Bevölke- es euch gleich zu tun. Danke. treuung für alle. Meine Haltung: BGE rungsgruppen in die Sozialhilfe zu Manuela Schiller und/oder KBFA statt abgelutschte KKBB. drängen. Blogbeitrag aus Forum der Parteien Laura Huonker Ezgi Akyol 8
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