Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck

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Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck
Ausgabe Juli 2019

                                                                 Magazin der
                                      Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

                                  Alle Infos zum
                                    Studienstart
                                                                                Seite 12

Was kann Systemmedizin?     Seite 4   ◼   Wurlende Abfallverwerter       Seite 6   ◼

Drei ferne Kometen entdeckt Seite 8       ◼   Neue Studien an der Uni Seite 10 ◼

Beilage zur Tiroler Tageszeitung                                www.uibk.ac.at
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Innsbruck gegründeten gemeinnützigen Universitäts-
stiftung können Sie als Stifterin und Stifter dazu beitragen,
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Innsbruck verdoppeln Ihren Beitrag.

                Wir denken jetzt an morgen und gestalten heute für                           Unser Land braucht die besten Köpfe, um
                die Gesellschaft von morgen: Die Leopold-Franzens-                           international bestehen zu können. Die Universität
                Universität Innsbruck als Bildungsflaggschiff                                Innsbruck ist für uns dabei eine wichtige Stütze!
                Westösterreichs ist dafür unverzichtbar!                                                                        Markus Wallner
                                                                                                                  Landeshauptmann von Vorarlberg
                                                      Günther Platter
                                           Landeshauptmann von Tirol

                Die Stiftung verbreitert die finanzielle Grundlage                           Stiftungen haben Langzeitwirkung. Gerne unter-
                und eröffnet neue Handlungsspielräume.                                       stützen wir unsere traditionsreiche Innsbrucker
                Damit wird die Universität Innsbruck ihre                                    Universität auf ihrem Weg – für eine gemeinsame
                Spitzenposition in Österreich ausbauen.                                      Zukunft im Herzen Europas!
                                                           Georg Willi                                                          Arno Kompatscher
                                           Bürgermeister von Innsbruck                                               Landeshauptmann von Südtirol

Gründungskapital der Stiftung
Universität Innsbruck gestiftet von

1669 - Wissenschafft Gesellschaft                       Innrain 52 A-6020 Innsbruck
Förderkreis der Universität Innsbruck                   www.stiftung-universitaet-innsbruck.at
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Inhalt                                  Ausgabe Juli 2019
                                                                                                     Editorial

14
                                        4      Das Ganze verstehen
                                               Die Biochemikerin Kathrin Thedieck erklärt im
                                               Gespräch die Chancen und die unglaubliche Kom-
                                               plexität der systemmedizinischen Forschung.

                                        6      Wurlende Abfallverwerter
                                               Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege könnten
                                               künftig in der Abfallverwertung eingesetzt wer-

                                                                                                                                           Foto: Gerhard Berger
                                               den.

                                        8      Kometen um den Stern Beta Pictoris
                                               Innsbrucker Forscher entdeckten mit Kollegen in
                                               den Niederlanden und Großbritannien drei Kome-
                                               ten.

                                        10     Neue Studienfächer
                                               Die Universität Innsbruck erweitert ihr Angebot       Liebe Leserin, lieber Leser!
                                               um zukunftsweisende Themen.
                                                                                                        Das Fest der Wissenschaft liegt hin-
                                        12     Alle Infos zum Studienstart                           ter uns und damit haben wir nun auch
                                               Für das Wintersemester 2019/2020 stehen Studien-      die Halbzeit unseres 350-Jahr-Jubilä-
                                               interessierten alle Möglichkeiten offen.              ums erreicht. Sehr viele von Ihnen sind
                                                                                                     unserer Einladung gefolgt und haben
                                        14     Nie ausgelernt                                        dieses Wissenschaftsfestival zu einem

16
                                               An der Uni Innsbruck werden neben den regulären       unvergesslichen Erlebnis gemacht. Vie-
                                               Studien auch berufsbegleitende Weiterbildungs-        len Dank dafür!
                                               formate angeboten.                                       Nun bereiten wir uns bereits auf den
                                                                                                     Herbst und damit auf den Semesterstart
                                        16     Eine Universität, viele Gesichter                     vor. Wir erwarten wieder knapp 4000
                                               Die Uni Innsbruck ist Studien-, Forschungs- und       junge Menschen, die an der Universität
                                               Arbeitsplatz von über 32.000 Menschen.                Innsbruck ein Studium beginnen wol-
                                                                                                     len. Wir haben dafür nahezu alle Zu-
                                        18     Frau Hitt in der Stadt                                gangsbeschränkungen aufgehoben, um
                                               Die Installation „Frau Hitt und die 19 Fragen“ bie-   möglichst allen die Chance zu geben,
                                               tet an sieben Haltestellen der IVB Einblicke in die   das Studium ihrer Wahl zu beginnen.
                                               Forschungsarbeit der Uni Innsbruck.                   Außerdem haben wir unser sehr breites
                                                                                                     Studienangebot noch einmal erweitert
                                        20     Förderkreis 1669                                      und in vielen bereits bestehenden Stu-
                                               Dank der Förderinnen und Förderer können wieder       dienfächern die Flexibilität und die in-
                                               zahlreiche Projekte unterstützt werden.               dividuellen Wahlmöglichkeiten erhöht.

18
                                                                                                     Viele Informationen dazu finden Sie auf
                                        21     Geschichten aus der Geschichte                        den folgenden Seiten und den detail-
                                               Auch die Universität musste sich in Innsbruck am      lierten Überblick über unser Studien-
                                               Löschen von Bränden beteiligen und dies wurde         angebot erhalten Sie auf unseren Web-
                                               regelmäßig geprobt. Ein Blick ins Jahr 1825.          seiten.
                                                                                                        Nutzen Sie diese Informationsange-
                                                                                                     bote und wenden Sie sich bei Fragen an
                                                                                                     unsere Zentrale Studienberatung. Auch
                                                                                                     hier haben wir das Angebot noch weiter
                                                                                                     verbessert, denn es ist uns sehr wichtig,
ImprEssum                                                                                            dass der Start und dann in der Folge Ihr
                                                                                                     gesamtes Studium erfolgreich verläuft.
wissenswert – Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 2. Juli 2019                      Je besser informiert man die Studien-
Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH.
Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner;
                                                                                                     entscheidung trifft, desto einfacher ist
Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer.                                          der Start und letztlich auch der weitere
Redaktion: Christof Aichner, Melanie Bartos, Eva Fessler, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter, Lisa    Weg zu einem erfolgreichen Abschluss.
Marchl, Daniela Pümpel, Susanne E. Röck, Uwe Steger.                                                    Kommen Sie und informieren Sie
Covergestaltung: Catharina Walli.
                                                                                                     sich!
Foto Titelseite: Birgit Pichler
Fotos Seite 3: Tobias Hell, Franz Oss, Uni Innsbruck                                                              Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk
Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Postfach 578, Tel. 0512 53 54-1000.                    Rektor der Universität Innsbruck
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Systemmedizin: Das
große Ganze verstehen
Das Verständnis komplexer Wechselwirkungen zwischen zellulären Signal-
und Stoffwechselnetzwerken könnte die medizinische Behandlung zahlreicher
Erkrankungen revolutionieren. Die Biochemikerin Kathrin Thedieck erklärt im
Gespräch die Chancen und die unglaubliche Komplexität der systemmedizinischen
Forschung.

   wissenswert: Als Biochemikerin arbeiten Sie in   ell, die Mutationen zu charakterisieren und       mit einem Medikament zwar eine ganz zen-
   mehreren großen Forschungsprojekten im Be-       die Mechanismen zu verstehen, die zum Auf-        trale Funktion der Krebszelle gehemmt wird,
   reich der Systembiologie und Systemmedizin.      treten der Veränderungen auf Protein-Ebene        diese dann aber aufgrund der Größe und wei-
   Was genau versteht man darunter?                 führen.                                           ten Verzweigung der Signal- und Stoffwech-
Kathrin Thedieck: Systemmedizin und Sy-               Sind solche Veränderungen der einzige Grund,    selnetzwerke, die zum Krebs beitragen, einen
stembiologie sind jeweils Unterkategorien             warum ein Medikament nicht oder nicht mehr      Umweg findet. Das heißt, die Zelle nimmt ei-
der Systemwissenschaften. Darunter ver-               ausreichend wirken kann?                        nen anderen Pfadweg, um die Medikamen-
steht man, einen Sachverhalt nicht isoliert,        Thedieck: Nein, leider gestaltet sich der Sach-   tenwirkung zu umgehen, sodass dieses nicht
sondern auf Systemebene zu untersuchen,             verhalt etwas komplexer. Neben Genmutati-         mehr wirkt. Wenn wir in so einem Fall nur auf
Zusammenhänge zu erkennen und zu be-                onen kann es beispielsweise auch sein, dass       das eine Molekül, auf das eine Medikament
rücksichtigen. Es geht also nicht nur darum,
einen Mechanismus zu verstehen, sondern
ihn im Gesamtzusammenhang der vielen
Prozesse, die in einer Zelle, einem Organ oder
auch einem ganzen Organismus stattfinden,
einzuordnen und zu begreifen. Im Bereich der
Systemmedizin hat dieser Forschungsansatz
unter anderem dort besondere Bedeutung, wo
Resistenzen in der Behandlung auftreten, wie
es zum Beispiel in der Krebstherapie der Fall
sein kann.
   Wie genau kann dieser Ansatz helfen, Resi-
   stenzen zu vermeiden?
Thedieck: Am Anfang geht es zuerst einmal
darum, zu verstehen, warum Resistenzen ge-
gen bestimmte Medikamente auftreten. In der
Krebstherapie gibt es Patientinnen und Pati-
enten, bei denen die Standardtherapie sehr
gut anschlägt, und solche, bei denen sie im
Lauf der Zeit nicht mehr optimal wirkt. Üb-
licherweise binden Medikamente an einzelne
Eiweiße - auch Proteine genannt - und ver-
ändern deren Aktivität. So binden Medika-
mente, die in der Krebstherapie zum Einsatz
kommen, zum Beispiel an ein für das Tumor-
wachstum zuständiges Protein und hemmen
dieses, was ein weiteres Wachstum des Tu-
                                                        Kathrin Thedieck arbeitet
mors verlangsamt oder gar unterdrückt. Bei
                                                        daran, die komplexen
Patientengruppen, die Resistenzen entwi-
                                                        Signalnetzwerke im
ckeln, können die dafür zuständigen Proteine
                                                        menschlichen Körper zu
Veränderung aufweisen, die auf Mutationen
                                                        verstehen.
im genetischen Code der Zelle beruhen und               Foto: iStock/ipopba
die das Binden des Wirkstoffs verhindern. Um
diese Situation zu verbessern, ist es essenzi-
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schauen, werden wir nie den Grund für die
Resistenz erkennen.                                Zur Person

umwege erkennen                                                                                 von der EU geförderte Horizon-2020-
                                                   Kathrin Thedieck, seit Februar               Projekt MESI-STRAT (www.mesi-strat.eu)
  Diese komplexen Netzwerke und die Fähigkeit      2019 Professorin für Biochemie               und ist federführend an Projekten zur
  der Krebszelle, „Umwege“ zu finden, macht        an der Universität Innsbruck,                Erforschung der seltenen angeborenen
  also die Schwierigkeit in der Therapie aus?      studierte an der École Supérieure            Erkrankung Tuberöse Sklerose beteiligt.
Thedieck: Genau, die Netzwerke, in denen           de Biotechnologie Strasbourg und             Für ihre wissenschaftliche Arbeit
Proteine wirken, die häufig über Therapien         promovierte am Helmholtz-Zentrum             wurde sie mit zahlreichen Förderungen
angegriffen werden, sind so komplex, dass          für Infektionsforschung (HZI) in             und Preisen ausgezeichnet. Hierzu
die Zelle viele Möglichkeiten hat, dasselbe        Braunschweig. Anschließend forschte          zählt der Forschungspreis 2017 der
Ziel zu erreichen. Eine besondere Herausfor-       sie als Postdoktorandin am Biozentrum        deutschen Tuberöse Sklerose Stiftung
derung ist, dass diese Netzwerke so redun-         der Universität Basel in der Gruppe          (https://www.ts-stiftung.org/aktuelles/).
dant über eine Vielzahl von Feedback- und          des mTOR-Entdeckers Michael N.               Der Kontakt und Austausch mit
Feedbackforward-Schleifen verknüpft sind,          Hall, war Forschungsgruppenleiterin          Patientenvereinigungen ist ihr besonders
dass man die Reaktion auf ein Medikament           an der Albert-Ludwigs-Universität in         wichtig. „Das ist mir Motivation und
für eine spezifische Patientin oder einen          Freiburg und Associate Professor am          Ansporn jenseits aller wissenschaftlichen
spezifischen Patienten nicht intuitiv vorher-      University Medical Center Groningen          Meriten“, sagt sie. Mehr zur Forschung
sagen kann. Eine weitere Komplexitätsebene         (UMCG) und der European Medical              von Kathrin Thedieck und ihrem Team
kommt durch die hohe Dynamik dieser Netz-          School Oldenburg-Groningen (EMS).            erfahren Sie unter www.uibk.ac.at/
werke zustande. Das heißt, ich kann nicht aus      Thedieck leitet unter anderem das            biochemistry/people/thedieck/.
einem 2D-Schema, das ich auf Papier zeich-
ne, ableiten, was passiert, wenn ich einen be-
stimmten Knotenpunkt mit einem Medika-           lationen vorhersagen können. In der System-    ment herum, um zu verstehen, was sich dort
ment blockiere.                                  medizin gibt es hierfür zwei große Ansätze:    mechanistisch, beispielsweise beim Auftre-
  Macht es diese hohe Komplexität nicht un-      Der Top-down-Ansatz versucht, so viele Da-     ten einer Resistenz, verändert. So möchten
  möglich, diese Systeme zu erforschen?          ten wie möglich zu sammeln, um dann über       wir in der Zukunft Patienten in Subkatego-
Thedieck: Um diese Komplexität abzubilden,       statistische Methoden zu analysieren, welche   rien mit verschiedenen Resistenzmechanis-
brauchen wir sozusagen einen 3D-Film. Eine       Bereiche der Netzwerke in einem bestimmten     men einteilen, um ihnen die Medikamente
Herangehensweise hierfür ist die Entwicklung     Krankheitskontext eine Rolle spielen. Beim     mit der besten Wirksamkeit zuzuordnen und
dynamischer Computermodelle, mit denen           Bottom-up-Ansatz hingegen modellieren wir      ihnen unwirksame Therapien zu ersparen.
wir das komplexe, dynamische Verhalten von       sehr detailliert das dynamische Netzwerk um
Krebsnetzwerken berechnen und über Simu-         das Ziel-Molekül für ein bestimmtes Medika-    Proof of Concept
                                                                                                   Woran forschen Sie mit Ihrer Arbeitsgruppe am
                                                                                                   Institut für Biochemie konkret im Bereich der
                                                                                                   Systemmedizin?
                                                                                                Thedieck: Zum Beispiel entwickeln wir in
                                                                                                unserem von der Europäischen Union ge-
                                                                                                förderten MESI-STRAT-Konsortium Tools,
                                                                                                die in Zukunft bei der Brustkrebstherapie
                                                                                                Therapieentscheidungen basierend auf Resi-
                                                                                                stenzmechanismen unterstützen sollen. Da
                                                                                                bei dieser Krebsart bei einem Rückfall in der
                                                                                                Regel kein Tumorgewebe für die Diagnostik
                                                                                                zur Verfügung steht, haben wir es uns zum
                                                                                                Ziel gesetzt, Stoffwechsel-Marker in Blut und
                                                                                                Urin zu finden, die einen Rückfall möglichst
                                                                                                früh diagnostizieren und Therapieentschei-
                                                                                                dungen unterstützen können.
                                                                                                   Der Bereich der Systemmedizin ist relativ neu.
                                                                                                   Wo steht man hier heute, wie weit sind Sie bei
                                                                                                   Ihrem konkreten Forschungsprojekt?
                                                                                                Thedieck: Vor 10 bis 15 Jahren haben wir be-
                                                                                                gonnen, zu definieren, was wir mit system-
                                                                                                medizinischen Ansätzen erreichen wollen. In
                                                                                                der Zwischenzeit gibt es hierfür klare Kon-
                                                                                                zepte und eine Vielzahl von Modellen, die
                                                                                                prinzipiell zum Einsatz kommen können. Ob
                                                                                                wir damit die komplette Bandbreite der Va-
                                                                                                riation in einer Patientenkohorte abbilden
                                                                                                können, dazu laufen jetzt in MESI-STRAT
                                                                                                und vielen anderen Projekten die klinischen
                                                                                                Studien, um dies zu erproben und - hoffent-
                                                                                                lich - den Proof of Concept zu liefern.
                                                                                                               Das Interview führte Susanne Röck.
                                                                                                                     susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
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Wurlende
Wunderwuzzis als
Abfallverwerter
Sie haben Bioabfälle zum Fressen gern und sind ein                                              vollgefressen sind, wollen sie sich verpup-
                                                                                                pen und krabbeln an einen Ort mit entspre-
nahrhafter Leckerbissen für andere Tiere: Die Larven                                            chender Temperatur und Feuchtigkeit“, er-
                                                                                                klärt Insam und erzählt: „In afrikanischen
der Schwarzen Soldatenfliege könnten künftig in                                                 Dörfern stellt man zum Beispiel einfach
                                                                                                einen Kübel hin, die Larven kriechen hi-
der Abfallverwertung eingesetzt werden. Ein Citizen-                                            nein. Man nimmt den Kübel und trägt ihn
                                                                                                zum Hühnerhof.“ Zwar mag manch einer
Science-Projekt liefert weitere Grundlagen dafür.                                               bei dieser Vorstellung Unbehagen oder gar
                                                                                                Ekel empfinden, aber zu Unrecht, denn:
                                                                                                Entgegen aller Vorurteile, die man mit In-
                                                                                                sekten-Maden verbindet, sind die Larven
                                                                                                der Schwarzen Soldatenfliege aus mikro-

Ü
      ber 100.000 Tonnen biogene Abfäl-        derungen der Zukunft. Neben klassischen          biologischer Sicht hygienisch. Sie übertra-
      le erzeugen Tiroler Haushalte jähr-      Verwertungsmethoden wie der Kompo-               gen keine Krankheiten auf den Menschen,
      lich. Diese sinnvoll und nachhaltig zu   stierung oder der Vergärung zu Biogas ar-
verwerten, ist eine der großen Herausfor-      beiten Wissenschaftlerinnen und Wissen-
                                               schaftler am Institut für Mikrobiologie in
                                               Kooperation mit dem Institut für Ökologie
                                               seit einiger Zeit an einem weiteren viel-

    Teil des großen
                                               versprechenden Verwertungsansatz: der
                                               Nutzung der aus Südamerika stammenden
    Krabbelns werden                           Schwarzen Soldatenfliege oder, besser ge-
                                               sagt, ihrer Larven. Diese fressen verschie-
                                               denste Bioabfälle und haben am Ende ihres
    Noch besteht die Chance, sich am           relativ langen Larvenstadiums einen hohen
    Projekt zu beteiligen. Die öffentlichen    Fett- und Eiweißgehalt, was sie wiederum
    Workshops finden im Spielraum              zum potenziellen Nahrungsmittel für Ge-
    FabLab in der Franz-Fischer-Straße         flügel oder Fische macht. „Die Ausgangs-
    12 in Innsbruck statt.                     idee, die wir schon 2005 hatten, war, mit
    Termine und Anmeldung:                     den Maden der Schwarzen Soldatenfliege
    fromwastetofeed@outlook.com                einen regionalen Wertstoffkreislauf zu er-
    Information:                               zeugen. Beispielsweise Tiroler Biohendl oder
    fromwastetofeed.wordpress.com              Tiroler Bioforelle aus Tiroler Bioabfall“, er-
                                               läutert der Umweltmikrobiologe Univ.-Prof.
                                               Heribert Insam, Leiter des Instituts für Mi-
                                               krobiologie, die anfängliche Motivation.
                                               Wenngleich die bisherigen Erfahrungen und
                                               Forschungsprojekte gezeigt haben, dass bis
                                               dahin noch einige rechtliche und logistische
                                               Herausforderungen und Hürden zu nehmen
                                               sind, glaubt Insam fest an den Einsatz der
                                               Schwarzen Soldatenfliege in der Bioabfall-
                                               Verwertung.
                                                                                                   Die nahrhaften Larven
                                               Antimikrobielle Wirkstoffe                          der Schwarzen Soldatenfliege
                                                                                                   könnten als Futtermittel
                                                  Die Larven der Schwarzen Soldatenflie-
                                                                                                   eingesetzt werden.
                                               ge sind nämlich nicht nur nahrhaft und auf          Fotos: Thomas Klammsteiner (2), Wolfgang Dibasi
                                               fast allen organischen Substraten zu züch-
                                               ten, sondern auch selbsterntend: „Wenn sie
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obwohl sie auf verdorbenem Bioabfall oder

                                                 Schwarze Soldatenfliege
auch Kot leben. Zu verdanken ist diese Tat-
sache verschiedenen symbiotisch lebenden
Mikroorganismen auf ihrer Haut und in ih-
rem Darm. „Die Larven scheiden antimi-
krobielle Peptide aus, die Salmonellen und          Die ursprünglich in Südamerika be-
andere Krankheitserreger reduzieren“, er-        heimatete Schwarze Soldatenfliege (Her-
klärt Nachwuchswissenschaftler Thomas            metia illucens) ist mittlerweile weltweit
Klammsteiner, der sich in seiner Disserta-       verbreitet und in Europa bereits seit An-
tion mit der Zusammensetzung der Mikro-          fang des 20. Jahrhunderts zuhause. Die
organismen im Darm der Soldatenfliegen-          Fliege wird bis zu zwei Zentimeter lang
Larven in Abhängigkeit von ihrer Ernährung       und hat ein wespenähnliches Aussehen,
beschäftigt. „Eines unserer wichtigsten bis-     zum Überleben braucht sie die tropischen
herigen Ergebnisse ist, dass, unabhängig         Temperaturen ihrer Heimat. Weil sie kei-
vom Futter, das man den Larven gibt, eine        ne Mundwerkzeuge und einen reduzierten
kleine Gruppe Mikroorganismen im Darm            Darm hat, stellt sie auch im Erwachsenen-
immer zu finden ist“, so Klammsteiner, der       Stadium keinen Wirt für Krankheitserre-
eng mit Carina Heussler zusammenarbeitet,        ger dar. Ihre Larven haben eine Entwick-
die als Doktorandin bei assoz. Prof. Florian     lungszeit von ca. 18 Tagen, dann beginnen    viel Protein wie Rind (21 Prozent), Schwein
Steiner am Institut für Ökologie die optima-     sie sich zu verpuppen. Mit einem Prote-      (22 Prozent) oder Huhn (22 Prozent). Auch
len Bedingungen für die Zucht der Schwar-        ingehalt von 42 Prozent kommt die Larve      ihr Fettgehalt ist mit 29 bis 35 Prozent
zen Soldatenfliege erforscht.                    nahe an den in Europa als Nahrungs- und      fast so hoch wie der des Mehlwurms und
                                                 Futtermittel zugelassenen Mehlwurm (49       vielfach höher als bei Schwein (2 Prozent),
Alle forschen mit                                Prozent) heran und enthält fast doppelt so   Rind (4 Prozent) und Huhn (6 Prozent).

  Eben weil die Larven der Schwarzen Sol-
datenfliege so vielversprechende Eigen-
schaften und Fähigkeiten in Hinblick auf die
Abfallverwertung besitzen, stehen sie im       Vorhaben läuft unter dem Titel „Das große       senzimmer oder zu Hause Fressversuche mit
Mittelpunkt eines laufenden, vom österrei-     Krabbeln“ und richtet sich an Schülerinnen      Larven durchführen. Wer mitmachen möch-
chischen Wissenschaftsfonds FWF geför-         und Schüler, aber auch an interessierte Pri-    te, nimmt zunächst an einem Workshop teil,
derten Top-Citizen-Science-Projektes. Das      vatpersonen, die drei Wochen lang im Klas-      wo für die Larven ein Holzhaus aus Steck-
                                                                                               elementen gebaut wird und die Grundlagen
                                                                                               für den Versuchsablauf erklärt werden. Das
                                                                                               Häuschen bietet dann drei Wochen lang 200
                                                                                               Larven Unterschlupf. Die Laien-Forscher
                                                                                               füttern die Larven mit 30 bis 40 Gramm Bio-
                                                                                               abfall und führen Protokoll über die Art des
                                                                                               Futters, das Gewicht der Larven und weitere
                                                                                               Parameter. „An unseren Schulworkshops
                                                                                               waren bereits rund 150 Schülerinnen und
                                                                                               Schüler beteiligt und die Experimente haben
                                                                                               sehr gut funktioniert. Auch die öffentlichen
                                                                                               Workshops stießen auf viel Interesse“, zeigt
                                                                                               sich Thomas Klammsteiner zufrieden. Nach
                                                                                               Ablauf der Versuchsphase rechnen die For-
                                                                                               scher mit 30 Datenprotokollen, die sie dann
                                                                                               in ihre eigenen Untersuchungen einfließen
                                                                                               lassen. Es sind aber nicht nur die Ergebnisse
                                                                                               der Experimente, die den Wissenschaftlern
                                                                                               wichtig sind. „Es geht in diesem Citizen-Sci-
                                                                                               ence-Projekt auch darum, den Menschen den
                                                                                               Ekel vor Insekten und Maden zu nehmen“,
                                                                                               betont Insam. „Wir glauben nämlich, dass
                                                                                               Insekten in Zukunft nicht nur als Futtermit-
                                                                                               tel, sondern auch als Nahrungs- und Nah-
                                                                                               rungsergänzungsmittel für den Menschen
                                                                                               dienen werden.“ Ob der Abbau von Vorur-
                                                                                               teilen im Fall der Schülerinnen und Schüler
                                                                                               gelungen ist, wird übrigens von Magdalena
                                                                                               Gassner erhoben, die auch ihre Diplomarbeit
                                                                                               dem Schulprojekt gewidmet hat. Heribert
                                                                                               Insam jedenfalls ist zuversichtlich: „Nach
                                                                                               der dreiwöchigen Versuchsphase streicheln
                                                                                               die Teilnehmer die Larven fast schon“, fasst
                                                                                               er die positiven Rückmeldungen augenzwin-
                                                                                               kernd zusammen.
                                                                                                                      eva.fessler@uibk.ac.at ◼
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    Kometen außerhalb unseres Sonnensystems:
    Illustration der Exokometen rund um
    Beta Pictoris.
    Foto: Michaela Pink

Drei Kometen um
einen fernen Stern
Eine besondere Entdeckung ist Sebastian Zieba und Konstanze Zwintz vom Institut
für Astro- und Teilchenphysik gelungen: Sie detektierten gemeinsam mit Kollegen
aus den Niederlanden und Großbritannien erstmals mithilfe von Daten der NASA-
Mission TESS drei Kometen um den 63 Lichtjahre entfernten Stern Beta Pictoris
außerhalb unseres Sonnensystems.

N
        ur etwa ein Jahr nach dem Start der      technischen Ausgereiftheit des neuen Welt-       zurückgeführt werden“, freuen sich Sebastian
        NASA-Mission TESS (Transiting Exo-       raumteleskops erfasst werden kann. Sebastian     Zieba und Konstanze Zwintz über die sensa-
        planet Survey Satellite) wurden in den   Zieba, Masterstudent im Team von Konstanze       tionelle Entdeckung. In Zusammenarbeit mit
Daten des Weltraumteleskops die ersten drei      Zwintz am Institut für Astro- und Teilchen-      Matthew Kenworthy von der Universität Lei-
Kometen im Orbit des nahen Sterns Beta Pic-      physik der Universität Innsbruck, entdeckte      den (Niederlande) und Grant Kennedy von der
toris außerhalb unseres Sonnensystems ent-       das Signal der Exokometen, als er im März        Universität Warwick (UK) analysierten und
deckt. Das Hauptziel von TESS ist es, nach       dieses Jahres die TESS-Lichtkurve von Beta       interpretierten sie die Signale der Exokome-
Exoplaneten – also Planeten, die um ande-        Pictoris untersuchte. „Die Daten zeigten ei-     ten. Die Ergebnisse wurden in der internatio-
re Sterne kreisen – zu suchen. Das Erkennen      nen deutlichen Abfall der Intensität des Ster-   nalen Fachzeitschrift „Astronomy and Astro-
der Signale der im Vergleich zu Planeten viel    nenlichts. Diese Schwankungen aufgrund der       physics“ veröffentlicht. Drei ähnliche Exoko-
kleineren Exokometen erfordert die Analyse       Verdunkelung durch ein Objekt im Orbit des       meten-Systeme wurden kürzlich bereits im
einer präzisen Lichtkurve, die nun dank der      Sterns können eindeutig auf einen Kometen        Zuge von Datenanalysen der NASA-Mission
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                                                                                                                  Das Weltraumteleskop
                                                                                                             der NASA, TESS, ist seit April
                                                                                                                     2018 auf der Suche
                                                                                                                    nach Exoplaneten –
                                                                                                               und hat nun Exokometen
                                                                                                                  entdeckt (Illustration).
                                                                                                             Foto: NASA‘s Goddard Space Flight Center

Kepler um drei andere Sterne gefunden. Die       chungen von Beta Pictoris überzeugende Be-        unseren Kollegen aus Leiden und Warwick,
Forscherinnen und Forscher gehen davon           weise für Planetensysteme um andere Sterne        diese Theorie nun endlich bestätigt zu haben“,
aus, dass Exokometen prinzipiell eher rund       als unsere Sonne – ein Jahrzehnt, bevor Exo-      sagen Zieba und Zwintz.
um noch junge Sterne gefunden werden. „Das       planeten überhaupt zum ersten Mal entdeckt
Weltraumteleskop Kepler konzentrierte sich       wurden. Außerdem gab es bereits damals in-        Analyse von Kometen
auf ältere Sterne ähnlich der Sonne in einem     direkte Belege für Kometen aufgrund von
relativ kleinen Bereich am Himmel. TESS hin-     Beobachtungen einer speziellen Form des              Die Wissenschaftlerinnen und Wissen-
gegen beobachtet Sterne am ganzen Himmel,        Verdampfens von Gas, das für Kometen cha-         schaftler erwarten, in diesem Bereich noch
darunter auch junge Sterne. Wir gehen daher      rakteristisch ist“, erklärt Konstanze Zwintz.     zahlreiche weitere Kometen und Asteroiden zu
von weiteren Entdeckungen dieser Art in Zu-      Beta Pictoris ist mit einem Alter von etwa 23     entdecken, da es sich um einen jungen Stern
kunft aus“, erklärt Konstanze Zwintz.            Millionen Jahren ein relativ junger Stern, „ein   handelt. „Wir wollen künftig Antworten da-
                                                 junger erwachsener Stern im Vergleich zum         rauf finden, wie häufig Exokometen vorkom-
Berühmter Stern                                  menschlichen Alter“, so die Astronomin. Die       men und ob ihre Anzahl mit zunehmendem
                                                 Entdeckung von Exokometen um Beta Pic-            Alter eines Sterns wirklich weniger wird. In-
   Der junge und sehr helle Stern Beta Picto-    toris wurde bereits 1999 in einem Beitrag der     formationen darüber sind deshalb wichtig, da
ris ist unter Astronominnen und Astronomen       Astrophysiker Alain Lecavelier des Etangs,        wir durch die Analyse der Kometen rund um
aus vielen Gründen eine „Berühmtheit“: „Be-      Alfred Vidal-Madjar und Roger Ferlet vor-         einen jungen Stern auch Rückschlüsse auf die
reits in den 1980er-Jahren lieferten Untersu-    hergesagt. „Wir freuen uns, gemeinsam mit         Geschichte unseres eigenen Sonnensystems
                                                                                                   ziehen können. Denn wir wissen, dass unser
                                                                                                   Sonnensystem in ‚jungen Jahren‘ wesentlich
                                                                                                   mehr Kometen aufwies“, verdeutlicht Kon-

  Vom Baby bis zum Teenager                                                                        stanze Zwintz. Die Forscherinnen und For-
                                                                                                   scher wollen künftig die Zusammensetzung
                                                                                                   der Exokometen beispielsweise auf ihren Was-
     Die Forschungsgruppe „Sternentwick-         formationen über ihren inneren Aufbau             sergehalt untersuchen. Die Kometen selbst
  lung und Asteroseismologie“ am Institut        zu erhalten. Vergleichbar mit dem Herz-           sind kleiner als Exoplaneten, haben aber sehr
  für Astro- und Teilchenphysik der Univer-      schlag des Menschen pulsieren Sterne              große Schweife, die bis zu viele Millionen Ki-
  sität Innsbruck interessiert sich für Sterne   in jedem ihrer Entwicklungsstadien un-            lometer lang sein können. „Was wir sehen, ist
  in ihren „jungen Jahren“. Prof. Konstanze      terschiedlich. Der Vergleich mit dem              nicht der Kometenkern selbst, sondern das
  Zwintz leitet das Team und gilt als Pio-       menschlichen Lebenslauf mag für ein               Material, das vom Kometen abgeht. Die TESS-
  nierin sowie weltweit führende Expertin        besseres Vorstellungsvermögen hilfreich           Daten sagen uns daher nicht, wie groß die Ko-
  auf dem Gebiet der Asteroseismologie, der      sein, die Zeitskalen sind freilich ande-          meten waren: Das Ausmaß des Staubschweifes
  Lehre von Sternschwingungen.                   re. Sterne werden als „jung“ bezeichnet,          könnte sehr groß und nicht sehr dicht oder
     Die Forscherinnen und Forscher unter-       wenn sie unter zehn Millionen Jahre alt           aber weniger groß und dafür dichter sein. Bei-
  suchen das Pulsieren der Sterne, um In-        sind.                                             de Situationen würden die gleiche Lichtkurve
                                                                                                   ergeben“, so Zwintz abschließend.
                                                                                                                      melanie.bartos@uibk.ac.at ◼
Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck
10

Neue Studienangebote
ab Herbst
Von einer Ergänzung „Digital Science“ über eine ambitionierte Zusatzausbildung in
der Informatik, einem Master „Nachhaltige Regional- und Destinationsentwicklung“
bis hin zu einer technischen Richtung in der Chemie erweitert die Universität
Innsbruck mit dem Wintersemester 2019/2020 ihr Studienangebot um
zukunftsweisende Themen.

Ergänzung                                        Kompetenzen an den Nachwuchs. Beinahe in        fünf verschiedene Module, die von Lehrenden
„Digital Science“                                allen Studiengängen profitieren Studierende     am DiSC sowie Lehrenden aus unterschied-
                                                 von digitalen Methoden, um Daten automa-        lichsten Fachbereichen abgehalten werden.

U
       nsere Welt wird zunehmend digitaler.      tisiert zu erheben und zu analysieren, um sie   So erhalten Teilnehmerinnen und Teilneh-
       So ist es nicht verwunderlich, dass       schließlich interpretieren zu können und so     mer beispielsweise grundlegende Kenntnisse
       auch in Wissenschaft und Forschung        Lösungen für wissenschaftliche Fragestel-       der Programmiersprachen R oder Python und
der Bedarf an digitalen Methoden immer           lungen zu erhalten. Deshalb bietet das DiSC     können in einem Projekt anhand der eigenen
weiter zunimmt. „Die Universität Innsbruck       allen Studierenden der Universität Innsbruck    Forschungsfragen den Umgang mit digitalen
reagiert auf diese Herausforderung mit der       ab dem Wintersemester 2019/2020 (vorbe-         Methoden vertiefen. Die Lehrveranstal-
Gründung eines eigenen Digital Science Cen-      haltlich der Verlautbarung durch den Senat)     tungen der Ergänzung „Digital Science“ um-
ters (DiSC), das die Digitalisierung der For-    die Möglichkeit, im Rahmen der Ergänzung        fassen 30 ECTS-AP und werden in englischer
schung, die Vorreiterrolle bei neuen For-        „Digital Science“ grundlegende Kenntnisse       Sprache abgehalten. Künftig sollen sie allen
schungsrichtungen und die Unterstützung          der Programmierung und Datenanalyse zu          Studierenden im Rahmen von Bachelor- und
exzellenter Wissenschaft zum Ziel hat“, sagt     erwerben, um besser auf digitale Herausfor-     Masterstudien offenstehen. Außerdem gibt es
Justus Piater, Leiter des DiSC. Gerade Letzte-   derungen während und nach dem Studium           die Möglichkeit, nur einzelne Kurse der Er-
res erfordert auch die Vermittlung digitaler     vorbereitet zu sein. Die Ergänzung umfasst      gänzung „Digital Science“ zu absolvieren.

     Die Universität Innsbruck
     erweitert ab dem
     Wintersemester 2019/2020
     ihr Studienangebot um neue,
     zukunftsweisende Themen.
     Foto: Birgit Pichler
11

Erweiterungsstudium
Informatik

D
       as Institut für Informatik bietet ab
       dem Wintersemester 2019/2020 ein
       zukunftsweisendes      Studienangebot
an. Das Erweiterungsstudium Informatik ist
eine ambitionierte Zusatzausbildung, die sich
aus Lehrveranstaltungen des regulären In-
formatikstudiums zusammensetzt. Der Fo-
kus liegt dabei auf den Bereichen Software
Engineering und Data Engineering. Die An-
meldung zum Erweiterungsstudium Infor-
matik setzt die Zulassung oder den bereits
erfolgten Abschluss bestimmter Bachelor-,
Master- oder Diplomstudien voraus. Im zu
erweiternden Studium müssen bereits min-
destens 30 ECTS-AP erbracht worden sein.
Haben Studierende Gefallen an der Informa-
tik gefunden, können sie sich die absolvierten
Kurse komplett für das reguläre Bachelorstu-
dium Informatik anrechnen lassen.

Nachhaltige Regional- und                                                                                   Ab Herbst haben Studierende
Destinationsentwicklung                                                                                            an der Uni Innsbruck

T
                                                                                                                    noch mehr Auswahl.
       ourismus kann nur erfolgreich sein,                                                                                     Foto: Birgit Pichler
       wenn er regional eingebunden ist.
       Gleichzeitig sind viele Regionen oh-
ne eine touristische Komponente nicht ent-
wickelbar. Auf dieser Erkenntnis beruht das
neue Masterstudium „Nachhaltige Regi-            ternehmen und Werbeagenturen werden die           geht die Einrichtung eines neuen Instituts
onal- und Destinationsentwicklung“, das          Qualifikationen gebraucht. Das Studium, das       für Chemieingenieurwissenschaften einher.
die Universität Innsbruck ab Oktober 2019        an den Standorten Innsbruck, Landeck sowie        Bereits ab Oktober dieses Jahres werden dort
(vorbehaltlich der Akkreditierung an der         an der UMIT in Hall durchgeführt wird, legt       zwischen zehn und 20 neue Studierende be-
UMIT) gemeinsam mit der UMIT anbietet.           Wert auf aktuelle wissenschaftliche Erkennt-      treut werden. „Langfristig und nach Schaf-
„Der Horizont dieses neuen Studienangebots       nisse und stellt damit auch eine gute Basis für   fung der nötigen Infrastruktur werden wir 30
geht bewusst über die betriebliche Position      ein anschließendes wirtschaftswissenschaf-        und je nach Nachfrage auch mehr Studieren-
hinaus und bezieht das komplexe Netzwerk         tliches PhD-Studium dar. Die Zulassung zum        de am neuen Institut ausbilden können“, sagt
regionaler Akteure in Tourismusregionen          gemeinsamen Masterstudium erfolgt zuerst          Dekan Huppertz.
ein“, beschreibt Gottfried Tappeiner, Studi-     an der UMIT und dann an der Uni Innsbruck.                              lisa.marchl@uibk.ac.at ◼
endekan der Fakultät für Volkswirtschaft und     Eine Anmeldung ist daher an beiden Stand-
Statistik, den neuen Master. Dieses Studium      orten nötig. An der UMIT ist ein Studienbei-
ist die Fortsetzung des Bachelorstudiums         trag von 490,00 Euro zuzüglich ÖH-Beitrag zu

                                                                                                     Nähere Infos zu den
„Wirtschaft, Gesundheits- und Sporttou-          entrichten. Der ÖH-Beitrag muss außerdem
rismus“. Neben Absolventinnen und Absol-         auch an der Uni Innsbruck bezahlt werden.
venten dieses Studiums sind auch alle Stu-                                                           Studienangeboten
dierenden einschlägiger wirtschaftswissen-       Chemieingenieur-
schaftlicher Bachelor- und Diplomstudien
                                                 wissenschaften
sowie aus den Bereichen Geographie, Touris-                                                          Ergänzung „Digital Science“:

                                                 M
mus und Freizeit willkommen. Das Studium                   it dem Start des Studienjahres            www.uibk.ac.at/disc
setzt sich aus einem kleinen Pflichtteil der               2019/2020 können Studierende an
Fächer Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft                 der Uni Innsbruck auch eine tech-         Erweiterungsstudium
und Destinationsforschung zusammen und           nische Richtung in der Chemie einschlagen           Informatik:
ermöglicht durch einen umfassenden Wahl-         und den Master Chemieingenieurwissen-               www.uibk.ac.at/es-informatik
fachkatalog Spezialisierungen in viele Rich-     schaften studieren. „Aufbauend auf der che-
tungen, wie beispielsweise Gesundheit, Sport,    mischen Grundlagenforschung, die bei uns            Master Nachhaltige Regional-
Digitale Märkte sowie Schwerpunkte im Be-        an der Fakultät betrieben wird, konzentriert        und Destinationsentwicklung:
reich Planung oder Recht und viele mehr. Wer     sich die technische Chemie darauf, diese auf        www.uibk.ac.at/ma-
möchte, kann außerdem das dritte Semester        einem industriellen Maßstab umzusetzen“,            nachhaltige-regional-und-
im Ausland verbringen. Diese Ausrichtung         beschreibt Dekan Hubert Huppertz den Mehr-          destinationsentwicklung
befähigt Absolventinnen und Absolventen          wert des neuen Studiums. Ein großer Teil des
nicht nur für Führungspositionen im Hotel-       Masterprogramms wird sich mit der Materi-           Master Chemieingenieur-
und Gastgewerbe, sondern bereitet besonders      alprozesstechnik auseinandersetzen. Ziel ist        wissenschaften:
auf Tätigkeiten in überbetrieblichen Einrich-    dabei, Prozesse zu entwickeln, die es ermög-        www.uibk.ac.at/ma-
tungen wie etwa Tourismusverbänden, Auf-         lichen, Materialien möglichst kostengünstig,        chemieingenieurwissenschaften
stiegsanlagen oder anderen touristischen         energieeffizient und umweltschonend herzu-
Infrastrukturen vor. Auch in Beratungsun-        stellen. Mit Einführung des neuen Studiums
12

Alle Informationen
zum Studienstart
Über 27.000 Studierende besuchen derzeit Lehrveranstaltungen aus dem breiten
Angebot von 129 Studienfächern an den 16 Fakultäten der Universität Innsbruck.
Für das Wintersemester 2019/2020 stehen Studieninteressierten in Innsbruck alle
Möglichkeiten offen.

I
   m kommenden Studienjahr gehören Zu-          ‚richtigen‘ Studierenden in die für sie ‚rich-    Architektur, Biologie, Informatik, Pharma-
   gangsbeschränkungen in Innsbruck bis         tigen‘ Studien und wie begeistern wir sie und     zie und Wirtschaftswissenschaften sowie
   auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit       sie sich für ihr Studium? Unser Ansatz ist: Wir   für das Diplomstudium Internationale Wirt-
an: Wer studieren will, soll auch einen Platz   wollen allen jungen Menschen eine Chance          schaftswissenschaften nötigen Aufnahme-
bekommen. Hintergrund ist die neue Studi-       bieten. Deshalb stellen wir ihnen keine unnö-     verfahren vor Zulassung ausgesetzt. Einzig
enplatzfinanzierung in Österreich, die unter    tigen Hürden in den Weg“, betont der Vize-        für das Bachelor- und Masterstudium Psy-
anderem eine Steigerung der aktiven Studie-     rektor für Lehre und Studierende, Bernhard        chologie sowie für das Lehramtsstudium in
renden vorsieht. „Als Universität müssen wir    Fügenschuh. Für das Studienjahr 2019/2020         allen Unterrichtsfächern müssen sich Studi-
uns die Frage stellen: Wie bekommen wir die     wurden die bisher für die Bachelorstudien         eninteressierte vorzeitig registrieren. Für alle
13

anderen Studien gilt für künftige Studierende    den, falls gewünscht, auch die Möglichkeit,     Studienangebot wird laufend erweitert, um
lediglich die verpflichtende Online-Bewer-       sich mit dem eigenen Fach im Rahmen einer       auch auf aktuelle Anforderungen der Gesell-
bung, die während des ganzen Jahres mög-         Vertiefung intensiver zu beschäftigen. Die      schaft zu reagieren. So starten im Herbst 2019
lich ist. Dabei werden neben den persönlichen    Vertiefungen richten sich entlang der For-      das Masterstudium Chemieingenieurwissen-
Daten auch alle benötigten Dokumente (Rei-       schungsschwerpunkte, -plattformen und           schaften und das Masterstudium Nachhal-
feprüfungszeugnis oder Bachelorabschluss-        -zentren der Universität.                       tige Regional- und Destinationsentwick-
dokumente, Reisedokument, gegebenenfalls                                                         lung (vorbehaltlich der Akkreditierung an
auch ein Deutschnachweis) und ein Passfoto       Angebot am                                      der UMIT), das gemeinsam mit der UMIT an
über LFU:online hochgeladen. Die Zulassung,                                                      den Standorten Hall, Innsbruck und Landeck
                                                 Puls der Zeit
bei der man sich im Anschluss persönlich an                                                      angeboten wird. Ebenfalls neu ab dem Win-
der Universität einschreiben muss, ist für das      An den 16 Fakultäten der Universität Inns-   tersemester 2019/2020 sind die Curricula für
Wintersemester 2019/2020 von 8. Juli bis 5.      bruck forschen und lehren Wissenschaft-         das Bachelor- und Masterstudium Architek-
September 2019 möglich.                          lerinnen und Wissenschaftler in den ver-        tur, das Bachelorstudium Psychologie sowie
                                                 schiedensten Bereichen der Architektur,         das Bachelorstudium Biologie, die die Studien
Aufnahmeverfahren für                            Bauingenieurwissenschaften,      Geisteswis-    noch attraktiver gestalten und die Studier-
                                                 senschaften, Naturwissenschaften, Rechts-       barkeit wesentlich erhöhen. Um die in einem
Psychologie
                                                 wissenschaften, Sozial- und Wirtschafts-        ordentlichen Studium erworbenen Kompe-
   Für das Bachelor- und Masterstudium Psy-      wissenschaften sowie Theologie. Mit einem       tenzen darüber hinaus zu erweitern, steht ab
chologie führt die Universität Innsbruck in      breiten Studienangebot, ausgezeichneten         dem Wintersemester 2019/2020 für ausge-
enger Abstimmung mit der Universität Salz-       Forscherinnen und Forschern sowie einem         wählte Studien ein Erweiterungsstudium in
burg ein österreichweit einheitliches Auf-       umfassenden Weiterbildungsangebot bietet        Informatik zur Verfügung (weitere Informa-
nahmeverfahren durch: Studieninteressier-        die Universität Innsbruck damit (Aus-)Bil-      tionen dazu auf den Seiten 10 und 11).
te müssen sich im ersten Schritt zwischen 1.     dung auf höchstem Niveau. Die Studierenden                        susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
März und 15. Juli 2019 über LFU:online regis-    profitieren in allen Ausbildungsphasen von
trieren und einen Kostenbeitrag von 50 Euro      der forschungsgeleiteten Lehre an der Uni
bezahlen. Sollten die eingegangenen Anmel-       Innsbruck. Durch den Unterricht, gehalten           Alle Informationen
dungen bis zum Ablauf der Registrierungs-        von aktiven Forscherinnen und Forschern,          zum      Studienange-
frist die Anzahl der zur Verfügung stehenden     fließen die neuesten Ergebnisse direkt in         bot und zur Anmel-
Studienplätze – 260 im Bachelorstudium und       die Lehre ein. Insgesamt über 120 Bachelor-,      dung finden Sie unter
40 im Masterstudium – überschreiten, fin-        Diplom-, Lehramts-, Master- und Doktorats-        www.uibk.ac.at/studium
den am 27. und 28. August 2019 schriftliche      studien sowie PhD-Programme stehen Stu-
Aufnahmeprüfungen statt. Der Prüfungsstoff       dieninteressierten dabei zur Verfügung. Das
für alle von Aufnahmeverfahren betroffenen
Studien wird auf der Homepage der Univer-
sität Innsbruck veröffentlicht. Für das Lehr-
amtsstudium in allen Unterrichtsfächern en-
dete die verpflichtende Voranmeldung bereits
am 15. Mai 2019.

Curricula neu: Mehr
Gestaltungsmöglichkeiten
   An der Universität Innsbruck werden der-
zeit unter dem Motto „Curricula neu“ die
Studien neu gestaltet. „Im Rahmen dieser
Initiative versuchen wir, die Curricula – al-
so die Studienpläne – so umzugestalten, dass
Universität wieder zu Universität wird und
die Studierenden ihr Studium wieder in die
eigene Hand nehmen können. Hier sind wir
als Volluniversität mit unserem breiten Fä-
cherangebot besonders gefordert“, erläutert
Vizerektor Fügenschuh. Künftig soll es für
alle Studien auf Bachelor- und Masterebene
möglich sein, eigene Schwerpunkte zu set-
zen. Diese können durch Ergänzungen, einen
Auslandsaufenthalt oder durch ein Praktikum
gefüllt werden. Die ersten 19 Ergänzungen
werden seit dem letzten Wintersemester von
den Sprach- Literatur-, Kultur- und Medien-
wissenschaften angeboten. Ein Ergänzungs-
paket im Bereich Digital Science wird ab dem
                                                                                                            Im Wintersemester 2019/20
Wintersemester für viele Studien zur Verfü-
                                                                                                               stehen Studierenden in
gung stehen. Ein weiteres Ergänzungspaket
                                                                                                                       Innsbruck alle
im Bereich Nachhaltigkeit ist derzeit in Aus-
                                                                                                                  Möglichkeiten offen.
arbeitung. Der selbst gewählte Schwerpunkt                                                                                  Fotos: Birgit Pichler
kann aber nicht nur mittels Ergänzungen
in die Breite gehen, sondern gibt Studieren-
14

Nie ausgelernt
Fachliches Wissen vertiefen, neue Menschen
kennenlernen, das berufliche Netzwerk erweitern
und Neues lernen – an der Uni Innsbruck werden
neben den regulären Studien auch berufsbegleitende
Weiterbildungsformate angeboten.

S
     ich neuen Herausforderungen zu stellen,    zu Data-Science-Entwicklerinnen und -ent-
     sich weiterzuentwickeln und weiterzu-      wicklern ausbilden“, so Tobias Hell. Hetero-
     lernen, ist eine Chance für Berufsein-     genität zeichnet sowohl die Studierenden als
steigerinnen und -einsteiger, aber auch für     auch die Lehrenden aus. So konnten die Ver-
bereits Erfahrene. Ein spezieller Fokus der     antwortlichen des Lehrgangs Expertinnen
universitären Weiterbildung ist neben den       und Experten aus Industrie, Wirtschaft wie
traditionellen Angeboten von Universitäts-      aus der Wissenschaft als Lehrende gewin-
lehrgängen und -kursen zunehmend die Ko-        nen, um so den Teilnehmenden ein möglichst
operation mit Firmen. In von der österrei-      breites Spektrum an Inhalten zu bieten. Eine
chischen Forschungsförderungsgeselltschaft      Ausbildung dieser Art ist in vielerlei Hinsicht
(FFG) geförderten Qualifizierungsnetzen und     die erste an der Uni Innsbruck und trifft die
-seminaren werden Mitarbeiterinnen und          vielfältigen Bedürfnisse des Arbeitsmarktes.
Mitarbeiter gezielt für ihre beruflichen Be-       Um ein Data-Science-Projekt umzusetzen,
dürfnisse geschult. Insgesamt stehen Men-       sind die zukünftigen Absolventinnen und Ab-
schen, die Neues wagen und ihren persön-        solventen des Lehrgangs gefordert, nicht nur
lichen wie beruflichen Horizont erweitern       das notwendige Fachwissen in ihrem Be-
wollen, über 50 Universitätslehrgänge und       reich, sondern auch das spezifische Wissen
-kurse im Rahmen der universitären Weiter-      des Feldes, in dem sie arbeiten werden, zu
bildung an der Uni Innsbruck zur Verfügung.     erwerben. „Man kann heute als Data Scien-
                                                tist erst erfolgreich sein, wenn man bereit ist,   Data-Science-Entwicklerinnen und -Ent-
Neuer Master in Data Science                    sich in die Materie des zu lösenden Problems       wickler brauchen wird, um die speziellen An-
                                                zu vertiefen“, sagt der Experte und verdeut-       forderungen umzusetzen. „Ziel des Master-
   Mit dem kommenden Wintersemester wird        licht, dass es in den Unternehmen vor allem        lehrgangs ist nicht nur die Vermittlung von
an der Uni Innsbruck der berufsbegleitende
Universitätslehrgang „Data Science – From
Mathematical Foundations to Applications“
angeboten, den die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer mit einem Master in Data Science
(MDS) abschließen werden. Tobias Hell vom
Institut für Mathematik betont als Leiter des
Masterlehrgangs die Notwendigkeit dieser
Ausbildung und freut sich über die entstehen-
den Möglichkeiten für die Studierenden. Das
Angebot richtet sich an Absolventinnen und
Absolventen mathematikintensiver Fächer
wie beispielsweise Mathematik, Informatik
oder Physik, aber auch bereits im Beruf ste-
hende, Mathematik- und IT-nahe Personen,
die bereits Erfahrung in angrenzenden Feld-
ern haben. Neben den formalen Kriterien sol-
len Bewerberinnen und Bewerber zudem eine
Affinität zum Problemlösen mitbringen. „Es
                                                    Über 50 Universitäts-
wäre grandios, wenn sich viele Menschen mit
                                                    lehrgänge und -kurse stehen
unterschiedlichen Erfahrungen und Ausbil-
                                                    Interessierten im Rahmen der
dungen für den Lehrgang interessieren und
                                                    universitären Weiterbildung
so den Unterricht bereichern. Mit einer fun-
                                                    an der Uni Innsbruck zur Verfügung.
dierten Basis an mathematischen Kenntnis-           Foto: Birgit Pichler
sen wollen wir die Teilnehmenden nicht nur
zu Anwenderinnen und Anwendern, sondern
15

                                                                                                                           ULG Data Science:
                                                                                                                                     Ab dem
                                                                                                                   Wintersemester 2019/2020
                                                                                                                             wird ein neuer
                                                                                                                       Universitätslehrgang
                                                                                                                                 im Bereich
                                                                                                                              „Data Science“
                                                                                                                                 angeboten.
                                                                                                                                     Foto: Tobias Hell

fundierten Kenntnissen in allen notwendigen        Distanzen lösen sich auf, die physikalische        soren bestehen aus mehreren Rechenkernen.
Bereichen, sondern auch der Austausch von          Welt verschmitzt zusehends mit der digitalen.      Damit man diese vorhandenen Ressourcen
Lehrenden und Lernenden. Wir hoffen, alle          Wer sie konstruktiv zu nutzen weiß, kann –         auch nützen und Programme darauf schnell
voneinander profitieren zu können“, betont         wie wohl kaum jemals zuvor – sehr positive         und effizient laufen lassen kann, müssen di-
Tobias Hell.                                       und relevante Beiträge für die Gesellschaft        ese Programme ebenfalls parallelisiert und
                                                   leisten“, so Christian Teissl. An der Schnitt-     dafür optimiert sein. Dafür braucht es eigenes
Zukunftsdesign                                     stelle zwischen Kunst, Design, Wissenschaft        Know-how, beispielsweise zur Auswahl von
                                                   und Technologie entstehen neue hybride Be-         fortgeschrittenen Algorithmen oder Daten-
   Der interdisziplinäre Universitätskurs „De-     rufsfelder und herausfordernde Aufgabenge-         strukturen, welches in der Privatwirtschaft
signing Future Realities“ wird gemeinsam von       biete. „Ziel ist es, einen Ort der Begegnung und   in dieser Form oft nur unzureichend existiert.
der Uni Innsbruck, in Kooperation mit der De-      Diskussion zu schaffen, der den Austausch in       Denn nur weil ein Programm prinzipiell par-
stination Wattens Regionalentwicklung GmbH         den wichtigen globalen und lokalen Fragen          allel läuft, heißt das nicht, dass diese Paralle-
angeboten. Er richtet sich an Designer, Archi-     einer verantwortungsvollen Gestaltung un-          lisierung besonders effizient oder effektiv ist.
tekten, Künstler und Studierende aller Diszi-      serer Umwelt zwischen künstlerischen und           Dies hat dann oft negative Auswirkungen, wie
plinen, die sich für die Gestaltung unserer zu-    wissenschaftlichen Disziplinen, der Universi-      etwa auf den Ressourcenbedarf, die Ausfüh-
künftigen Lebenswelt interessieren und ihre        tät, der Wirtschaft und der breiteren Öffent-      rungszeit oder den Stromverbrauch. Daher soll
Karrieren um eine gestalterische Perspektive       lichkeit belebt“, so Schinegger. Studierende       ein gezieltes Kursangebot die Teilnehmenden
erweitern möchten. „Von autonomen intelli-         entwickeln persönliche Projekte und Anliegen       im Thema Parallelrechnen schulen, angefan-
genten Systemen bis zum Internet of Things,        in dem dreimonatigen Kurs und werden da-           gen bei der ersten Parallelisierung über Opti-
von Augmented Reality bis zu robotischer Fer-      bei von Lehrenden und Mentoren unterstützt.        mierung und Fehlerbehebung bis hin zur Vi-
tigung, nicht nur die Design- und Kunstwelt        Modernste Labore und Werkstätten stehen ih-        sualisierung der Ergebnisse. Teilnehmen kann
und ihre Möglichkeiten ändern sich radikal,        nen dabei zur Verfügung. Abschließend wer-         jeder, der selbst wissenschaftliche Anwen-
sondern unser alltägliches Leben wandelt sich      den die Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit      dungen entwickelt, die einen erhöhten Re-
zunehmend und nachdrücklich“, so Kristina          präsentiert.                                       chenbedarf haben. Geleitet wird der Kurs von
Schinegger vom Institut für Gestaltung, die,                                                          Thomas Fahringer und Philipp Gschwandtner
gemeinsam mit Christian Teissl von der De-         Hochleistungsrechnen                               vom Forschungszentrum Hochleistungsrech-
stination Wattens, den Kurs leitet. „Das Zeital-                                                      nen. Alle Informationen zu den Angeboten der
ter der sogenannten digitalen Transformation         Alle Computer, egal ob Handys, Laptops,          universitären Weiterbildung sind hier zu fin-
birgt Chancen und Risiken. Wissensbeschaf-         Server oder sogar Hochleistungsrechner, sind       den: https://www.uibk.ac.at/weiterbildung/
fung und Fabrikation demokratisieren sich,         heutzutage Parallelrechner, d. h., ihre Prozes-                       daniela.puempel@uibk.ac.at ◼
16

Eine Universität,
viele Gesichter
Die Universität Innsbruck ist Studien-, Forschungs-, und Arbeitsplatz von über 32.000
Menschen. Ihr Jubiläum nutzt die Uni auch dazu, Personen vorzustellen, die sich
hinter dieser Zahl verbergen. Eine Doktorandin, ein Doktorand und ein Lehrender
geben Einblick in ihren Arbeits- und Forschungsalltag an der Uni, verraten, wie sie
zu ihrem Fachgebiet gekommen sind und was sie daran begeistert.

Bernhard Eder:                                   Eigentlich wollte Eder Fotograf werden. Da
Gekommen, um zu bleiben                          er mit 16 Jahren mangels Führerschein aber
                                                 keinen Platz in der Ausbildung bekam, ent-

D
        er Doktorand Bernhard Eder blickt        schied er sich für eine höhere Schule mit Abi-
        vom vierten Stock im SOWI-Gebäude        tur. Die Wahl auf das VWL-Studium erfolgte
        von seinem Schreibtisch aus über die     dann rational und praktisch: „Zu dieser Zeit
Baumwipfel im Hofgarten direkt auf die Nord-     war die Finanzkrise noch in aller Munde und
kette. Sein Glück weiß Eder zu schätzen: „Ich    ich wollte lernen, wie der Zusammenbruch
darf täglich auf meinen Lieblingsort in Inns-    auf den weltweiten Märkten passieren konn-
bruck schauen – die Nordkette.“ 2014 ist der     te“, schmunzelt Eder heute. Natürlich hat man
gebürtige Bayer nach Innsbruck gekommen,         als Volkswirt die Finanzbranche im Blick und
um hier die beiden Masterstudien Accounting,     beobachtet auch den Kurs von Kryptowäh-
Auditing and Taxation sowie Angewandte           rungen. „Auf dem aktuellen Stand der Din-
Ökonomik zu studieren. Das Studium und die       ge zu sein, ist gerade in Vorlesungen wichtig.
Stadt haben Bernhard Eder überzeugt, weshalb     Spreche ich über aktuelles Geschehen, weckt
er gleich dageblieben ist und nun seinen PhD     das das Interesse der Studierenden“, berich-
in Economics macht. „Ich möchte verstehen,       tet Eder aus seiner Erfahrung von Lehrver-       Bernhard Eder studiert
wie die Banken- und Finanzwelt funktioniert      anstaltungen, die er als Doktorand abhält. Um    den PhD Economics.
und welche Mechanismen in Krisen greifen“,       von der Finanzwelt abzuschalten, geht es für     Foto: Axel Springer

erklärt er. Sein Weg in die Wirtschaftswissen-   Bernhard Eder hoch hinaus – wortwörtlich:
schaften war zunächst mehr Zufall als Plan:      Er ist begeisterter Bergläufer.
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                                                                                                  Christoph Ebenbichler:
                                                                                                  Wenn ein Moment alles ändert

                                                                                                  E
                                                                                                         in Wissen aus erster Hand erhalten je­
                                                                                                         doch nicht nur Studierende an der Uni
                                                                                                         Innsbruck, die aktiv in den Forschungs­
                                                                                                  prozess eingebunden sind. Auch Lehrende ge­
                                                                                                  ben ihr Wissen aus der Praxis in Vorlesungen
                                                                                                  und Seminaren an ihre Studierenden weiter.
                                                                                                  So etwa Christoph Ebenbichler. Er ist Sport­
                                                                                                  wissenschaftler, Trainer am Olympiazentrum
                                                                                                  und Lehrender am Institut für Sportwissen­
                                                                                                  schaft. In seiner täglichen Arbeit schätzt er
                                                                                                  vor allem, dass das Olympiazentrum Schnitt­
                                                                                                  stelle zwischen Theorie und Praxis ist und die
                                                         Alice do Carmo Precci Lopes              Trainings so individuell und gleichzeitig evi­
                                                     absolviert das Doktoratsstudium              denzbasiert und objektiv aufgebaut werden
                                                         Technische Wissenschaften.               können. „Das ist ein Vorteil, den wir gegen­
                                                                               Foto: Franz Oss    über anderen Zentren, die nicht an eine Uni
                                                                                                  angebunden sind, haben“, ist der Trainer und
                                                                                                  Sportwissenschaftler überzeugt. Auch Stu­
                                                                                                  dierende, die seine Lehrveranstaltungen be­
                                                                                                  suchen, profitieren von seinem Wissen. Wäh­
Alice do Carmo Precci Lopes:                    Rio de Janeiro, von dem sie schon so viel ge­     rend Christoph Ebenbichler heute verletz­
Desillusionierung als Motivation                hört hatte, gezogen. Über der Stadt breitet       te Athletinnen und Athleten betreut, war er
                                                „Christus der Erlöser“ seine Arme aus, weil       selbst einmal auf der Seite der Sportler. Eine

E
      in Studium an der Uni Innsbruck ist       er, so besagt die Legende, an ihrer Schönheit     Verletzung – kurz vor den Olympischen Spie­
      mehr als reine Theorie. Viele Studie­     nichts auszusetzen hat. Natürlich war Alice       len 2010 in Vancouver – zwang ihn dazu, be­
      rende nutzen die Möglichkeit, aktiv       Lopes aufgeregt und gespannt auf Rio. Dort        ruflich neue Wege zu nehmen. Eben war alles
mitzuforschen und arbeiten während ihres        angekommen, setzte aber die Desillusionie­        im Leben des Skicrossers noch auf das große
Doktoratsstudiums an Forschungsprojekten        rung ein. Das Viertel, in dem sie wohnte, war     sportliche Ziel ausgerichtet – und dann än­
mit. Hinter der Motivation zu studieren und     nämlich sehr arm: „Ich sah Abwasser auf die       derte ein Moment plötzlich alles. Noch im
schließlich dem Schritt in die Forschung ste­   Straße fließen und wilde Mülldeponien. Ein­       Krankenhaus zeigte ihm sein damaliger Trai­
cken oft auch persönliche Beweggründe, wie      mal habe ich sogar ein Sofa durch den Fluss       ner und heutiger Chef Christian Raschner die
etwa bei Alice do Carmo Precci Lopes. Für sie   schwimmen sehen. Das war sehr verstörend          Möglichkeit auf, am Olympiazentrum der Uni
hat sich mit ihrem Doktoratsstudium Tech­       und schockierend für mich“, erklärt die Dok­      Innsbruck zu arbeiten. „Ich habe Sport stu­
nische Wissenschaften an der Uni Innsbruck      torandin. Dies war ein Wendepunkt im Le­          diert und Christian hat mich dann gefragt, ob
ein Traum erfüllt: Tagtäglich beschäftigt sie   ben von Alice. Das Gefühl, die Einstellung,       ich als Profisportler weitermachen oder eben
sich mit dem Thema, das ihr am meisten am       dass Menschen ihre Umwelt anders behan­           eine neue Richtung einschlagen will“, erzählt
Herzen liegt, dem Umweltschutz. Bereits seit    deln müssen, als man es in ihrem damaligen        Ebenbichler. Schließlich hat er sich für das
zwei Jahren erforscht sie Verfahren, bei de­    Wohnviertel gemacht hat, lässt sie seither        Olympiazentrum entschieden.
nen organische Stoffe aus Restmüll heraus­      nicht mehr los: „Es klingt vielleicht kitschig,
getrennt werden, um damit Biogas zu pro­        aber als ich das gesehen habe, wollte ich tat­
duzieren. Mit 13 Jahren ist die Brasilianerin   sächlich die Welt retten“, sagt die Umwelt­
aus Minas Gerais in das große, glorreiche       ingenieurin heute.

                                                  Gemeinsam
                                                  sind wir Uni

                                                     Sie möchten weitere Personen der
                                                  Universität Innsbruck kennenlernen?
                                                  Unter dem Titel „Gemeinsam sind wir
                                                  Uni“ werden das ganze Jubiläums­
                                                  jahr hindurch in Kooperation mit der
                                                  Target Group verschiedene Mitarbei­
                                                  terinnen und Mit­
                                                  arbeiter der Uni­
                                                                                                               Christoph Ebenbichler ist
                                                  versität Innsbruck
                                                                                                           Sportwissenschaftler, Trainer
                                                  vorgestellt: https://
                                                                                                               am Olympiazentrum und
                                                  www.uibk.ac.at/350-
                                                                                                                  Lehrender am Institut
                                                  jahre/gemein sam /
                                                                                                                 für Sportwissenschaft.
                                                  index.html.de                                                              Foto: Axel Springer
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