Alle Infos zum Studienstart - Universität Innsbruck
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Ausgabe Juli 2019 Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Alle Infos zum Studienstart Seite 12 Was kann Systemmedizin? Seite 4 ◼ Wurlende Abfallverwerter Seite 6 ◼ Drei ferne Kometen entdeckt Seite 8 ◼ Neue Studien an der Uni Seite 10 ◼ Beilage zur Tiroler Tageszeitung www.uibk.ac.at
Engagement für Wissenschaft und Bildung Mit der aus Anlass des 350-Jahr-Jubiläums der Universität Innsbruck gegründeten gemeinnützigen Universitäts- stiftung können Sie als Stifterin und Stifter dazu beitragen, unsere Universität weiter nach vorne zu bringen und Antworten auf die Fragen von morgen zu finden. Doppelte Wirkung im Jubiläumsjahr. Seien Sie dabei! Sie stiften. Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Innsbruck verdoppeln Ihren Beitrag. Wir denken jetzt an morgen und gestalten heute für Unser Land braucht die besten Köpfe, um die Gesellschaft von morgen: Die Leopold-Franzens- international bestehen zu können. Die Universität Universität Innsbruck als Bildungsflaggschiff Innsbruck ist für uns dabei eine wichtige Stütze! Westösterreichs ist dafür unverzichtbar! Markus Wallner Landeshauptmann von Vorarlberg Günther Platter Landeshauptmann von Tirol Die Stiftung verbreitert die finanzielle Grundlage Stiftungen haben Langzeitwirkung. Gerne unter- und eröffnet neue Handlungsspielräume. stützen wir unsere traditionsreiche Innsbrucker Damit wird die Universität Innsbruck ihre Universität auf ihrem Weg – für eine gemeinsame Spitzenposition in Österreich ausbauen. Zukunft im Herzen Europas! Georg Willi Arno Kompatscher Bürgermeister von Innsbruck Landeshauptmann von Südtirol Gründungskapital der Stiftung Universität Innsbruck gestiftet von 1669 - Wissenschafft Gesellschaft Innrain 52 A-6020 Innsbruck Förderkreis der Universität Innsbruck www.stiftung-universitaet-innsbruck.at
3 Inhalt Ausgabe Juli 2019 Editorial 14 4 Das Ganze verstehen Die Biochemikerin Kathrin Thedieck erklärt im Gespräch die Chancen und die unglaubliche Kom- plexität der systemmedizinischen Forschung. 6 Wurlende Abfallverwerter Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege könnten künftig in der Abfallverwertung eingesetzt wer- Foto: Gerhard Berger den. 8 Kometen um den Stern Beta Pictoris Innsbrucker Forscher entdeckten mit Kollegen in den Niederlanden und Großbritannien drei Kome- ten. 10 Neue Studienfächer Die Universität Innsbruck erweitert ihr Angebot Liebe Leserin, lieber Leser! um zukunftsweisende Themen. Das Fest der Wissenschaft liegt hin- 12 Alle Infos zum Studienstart ter uns und damit haben wir nun auch Für das Wintersemester 2019/2020 stehen Studien- die Halbzeit unseres 350-Jahr-Jubilä- interessierten alle Möglichkeiten offen. ums erreicht. Sehr viele von Ihnen sind unserer Einladung gefolgt und haben 14 Nie ausgelernt dieses Wissenschaftsfestival zu einem 16 An der Uni Innsbruck werden neben den regulären unvergesslichen Erlebnis gemacht. Vie- Studien auch berufsbegleitende Weiterbildungs- len Dank dafür! formate angeboten. Nun bereiten wir uns bereits auf den Herbst und damit auf den Semesterstart 16 Eine Universität, viele Gesichter vor. Wir erwarten wieder knapp 4000 Die Uni Innsbruck ist Studien-, Forschungs- und junge Menschen, die an der Universität Arbeitsplatz von über 32.000 Menschen. Innsbruck ein Studium beginnen wol- len. Wir haben dafür nahezu alle Zu- 18 Frau Hitt in der Stadt gangsbeschränkungen aufgehoben, um Die Installation „Frau Hitt und die 19 Fragen“ bie- möglichst allen die Chance zu geben, tet an sieben Haltestellen der IVB Einblicke in die das Studium ihrer Wahl zu beginnen. Forschungsarbeit der Uni Innsbruck. Außerdem haben wir unser sehr breites Studienangebot noch einmal erweitert 20 Förderkreis 1669 und in vielen bereits bestehenden Stu- Dank der Förderinnen und Förderer können wieder dienfächern die Flexibilität und die in- zahlreiche Projekte unterstützt werden. dividuellen Wahlmöglichkeiten erhöht. 18 Viele Informationen dazu finden Sie auf 21 Geschichten aus der Geschichte den folgenden Seiten und den detail- Auch die Universität musste sich in Innsbruck am lierten Überblick über unser Studien- Löschen von Bränden beteiligen und dies wurde angebot erhalten Sie auf unseren Web- regelmäßig geprobt. Ein Blick ins Jahr 1825. seiten. Nutzen Sie diese Informationsange- bote und wenden Sie sich bei Fragen an unsere Zentrale Studienberatung. Auch hier haben wir das Angebot noch weiter verbessert, denn es ist uns sehr wichtig, ImprEssum dass der Start und dann in der Folge Ihr gesamtes Studium erfolgreich verläuft. wissenswert – Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – 2. Juli 2019 Je besser informiert man die Studien- Herausgeber und Medieninhaber: Universität Innsbruck; Hersteller: Intergraphik GmbH. Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner; entscheidung trifft, desto einfacher ist Redaktionelle Koordination: Susanne E. Röck, Christa Hofer. der Start und letztlich auch der weitere Redaktion: Christof Aichner, Melanie Bartos, Eva Fessler, Christa Hofer, Stefan Hohenwarter, Lisa Weg zu einem erfolgreichen Abschluss. Marchl, Daniela Pümpel, Susanne E. Röck, Uwe Steger. Kommen Sie und informieren Sie Covergestaltung: Catharina Walli. sich! Foto Titelseite: Birgit Pichler Fotos Seite 3: Tobias Hell, Franz Oss, Uni Innsbruck Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk Anschrift für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3, Postfach 578, Tel. 0512 53 54-1000. Rektor der Universität Innsbruck
4 Systemmedizin: Das große Ganze verstehen Das Verständnis komplexer Wechselwirkungen zwischen zellulären Signal- und Stoffwechselnetzwerken könnte die medizinische Behandlung zahlreicher Erkrankungen revolutionieren. Die Biochemikerin Kathrin Thedieck erklärt im Gespräch die Chancen und die unglaubliche Komplexität der systemmedizinischen Forschung. wissenswert: Als Biochemikerin arbeiten Sie in ell, die Mutationen zu charakterisieren und mit einem Medikament zwar eine ganz zen- mehreren großen Forschungsprojekten im Be- die Mechanismen zu verstehen, die zum Auf- trale Funktion der Krebszelle gehemmt wird, reich der Systembiologie und Systemmedizin. treten der Veränderungen auf Protein-Ebene diese dann aber aufgrund der Größe und wei- Was genau versteht man darunter? führen. ten Verzweigung der Signal- und Stoffwech- Kathrin Thedieck: Systemmedizin und Sy- Sind solche Veränderungen der einzige Grund, selnetzwerke, die zum Krebs beitragen, einen stembiologie sind jeweils Unterkategorien warum ein Medikament nicht oder nicht mehr Umweg findet. Das heißt, die Zelle nimmt ei- der Systemwissenschaften. Darunter ver- ausreichend wirken kann? nen anderen Pfadweg, um die Medikamen- steht man, einen Sachverhalt nicht isoliert, Thedieck: Nein, leider gestaltet sich der Sach- tenwirkung zu umgehen, sodass dieses nicht sondern auf Systemebene zu untersuchen, verhalt etwas komplexer. Neben Genmutati- mehr wirkt. Wenn wir in so einem Fall nur auf Zusammenhänge zu erkennen und zu be- onen kann es beispielsweise auch sein, dass das eine Molekül, auf das eine Medikament rücksichtigen. Es geht also nicht nur darum, einen Mechanismus zu verstehen, sondern ihn im Gesamtzusammenhang der vielen Prozesse, die in einer Zelle, einem Organ oder auch einem ganzen Organismus stattfinden, einzuordnen und zu begreifen. Im Bereich der Systemmedizin hat dieser Forschungsansatz unter anderem dort besondere Bedeutung, wo Resistenzen in der Behandlung auftreten, wie es zum Beispiel in der Krebstherapie der Fall sein kann. Wie genau kann dieser Ansatz helfen, Resi- stenzen zu vermeiden? Thedieck: Am Anfang geht es zuerst einmal darum, zu verstehen, warum Resistenzen ge- gen bestimmte Medikamente auftreten. In der Krebstherapie gibt es Patientinnen und Pati- enten, bei denen die Standardtherapie sehr gut anschlägt, und solche, bei denen sie im Lauf der Zeit nicht mehr optimal wirkt. Üb- licherweise binden Medikamente an einzelne Eiweiße - auch Proteine genannt - und ver- ändern deren Aktivität. So binden Medika- mente, die in der Krebstherapie zum Einsatz kommen, zum Beispiel an ein für das Tumor- wachstum zuständiges Protein und hemmen dieses, was ein weiteres Wachstum des Tu- Kathrin Thedieck arbeitet mors verlangsamt oder gar unterdrückt. Bei daran, die komplexen Patientengruppen, die Resistenzen entwi- Signalnetzwerke im ckeln, können die dafür zuständigen Proteine menschlichen Körper zu Veränderung aufweisen, die auf Mutationen verstehen. im genetischen Code der Zelle beruhen und Foto: iStock/ipopba die das Binden des Wirkstoffs verhindern. Um diese Situation zu verbessern, ist es essenzi-
5 schauen, werden wir nie den Grund für die Resistenz erkennen. Zur Person umwege erkennen von der EU geförderte Horizon-2020- Kathrin Thedieck, seit Februar Projekt MESI-STRAT (www.mesi-strat.eu) Diese komplexen Netzwerke und die Fähigkeit 2019 Professorin für Biochemie und ist federführend an Projekten zur der Krebszelle, „Umwege“ zu finden, macht an der Universität Innsbruck, Erforschung der seltenen angeborenen also die Schwierigkeit in der Therapie aus? studierte an der École Supérieure Erkrankung Tuberöse Sklerose beteiligt. Thedieck: Genau, die Netzwerke, in denen de Biotechnologie Strasbourg und Für ihre wissenschaftliche Arbeit Proteine wirken, die häufig über Therapien promovierte am Helmholtz-Zentrum wurde sie mit zahlreichen Förderungen angegriffen werden, sind so komplex, dass für Infektionsforschung (HZI) in und Preisen ausgezeichnet. Hierzu die Zelle viele Möglichkeiten hat, dasselbe Braunschweig. Anschließend forschte zählt der Forschungspreis 2017 der Ziel zu erreichen. Eine besondere Herausfor- sie als Postdoktorandin am Biozentrum deutschen Tuberöse Sklerose Stiftung derung ist, dass diese Netzwerke so redun- der Universität Basel in der Gruppe (https://www.ts-stiftung.org/aktuelles/). dant über eine Vielzahl von Feedback- und des mTOR-Entdeckers Michael N. Der Kontakt und Austausch mit Feedbackforward-Schleifen verknüpft sind, Hall, war Forschungsgruppenleiterin Patientenvereinigungen ist ihr besonders dass man die Reaktion auf ein Medikament an der Albert-Ludwigs-Universität in wichtig. „Das ist mir Motivation und für eine spezifische Patientin oder einen Freiburg und Associate Professor am Ansporn jenseits aller wissenschaftlichen spezifischen Patienten nicht intuitiv vorher- University Medical Center Groningen Meriten“, sagt sie. Mehr zur Forschung sagen kann. Eine weitere Komplexitätsebene (UMCG) und der European Medical von Kathrin Thedieck und ihrem Team kommt durch die hohe Dynamik dieser Netz- School Oldenburg-Groningen (EMS). erfahren Sie unter www.uibk.ac.at/ werke zustande. Das heißt, ich kann nicht aus Thedieck leitet unter anderem das biochemistry/people/thedieck/. einem 2D-Schema, das ich auf Papier zeich- ne, ableiten, was passiert, wenn ich einen be- stimmten Knotenpunkt mit einem Medika- lationen vorhersagen können. In der System- ment herum, um zu verstehen, was sich dort ment blockiere. medizin gibt es hierfür zwei große Ansätze: mechanistisch, beispielsweise beim Auftre- Macht es diese hohe Komplexität nicht un- Der Top-down-Ansatz versucht, so viele Da- ten einer Resistenz, verändert. So möchten möglich, diese Systeme zu erforschen? ten wie möglich zu sammeln, um dann über wir in der Zukunft Patienten in Subkatego- Thedieck: Um diese Komplexität abzubilden, statistische Methoden zu analysieren, welche rien mit verschiedenen Resistenzmechanis- brauchen wir sozusagen einen 3D-Film. Eine Bereiche der Netzwerke in einem bestimmten men einteilen, um ihnen die Medikamente Herangehensweise hierfür ist die Entwicklung Krankheitskontext eine Rolle spielen. Beim mit der besten Wirksamkeit zuzuordnen und dynamischer Computermodelle, mit denen Bottom-up-Ansatz hingegen modellieren wir ihnen unwirksame Therapien zu ersparen. wir das komplexe, dynamische Verhalten von sehr detailliert das dynamische Netzwerk um Krebsnetzwerken berechnen und über Simu- das Ziel-Molekül für ein bestimmtes Medika- Proof of Concept Woran forschen Sie mit Ihrer Arbeitsgruppe am Institut für Biochemie konkret im Bereich der Systemmedizin? Thedieck: Zum Beispiel entwickeln wir in unserem von der Europäischen Union ge- förderten MESI-STRAT-Konsortium Tools, die in Zukunft bei der Brustkrebstherapie Therapieentscheidungen basierend auf Resi- stenzmechanismen unterstützen sollen. Da bei dieser Krebsart bei einem Rückfall in der Regel kein Tumorgewebe für die Diagnostik zur Verfügung steht, haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Stoffwechsel-Marker in Blut und Urin zu finden, die einen Rückfall möglichst früh diagnostizieren und Therapieentschei- dungen unterstützen können. Der Bereich der Systemmedizin ist relativ neu. Wo steht man hier heute, wie weit sind Sie bei Ihrem konkreten Forschungsprojekt? Thedieck: Vor 10 bis 15 Jahren haben wir be- gonnen, zu definieren, was wir mit system- medizinischen Ansätzen erreichen wollen. In der Zwischenzeit gibt es hierfür klare Kon- zepte und eine Vielzahl von Modellen, die prinzipiell zum Einsatz kommen können. Ob wir damit die komplette Bandbreite der Va- riation in einer Patientenkohorte abbilden können, dazu laufen jetzt in MESI-STRAT und vielen anderen Projekten die klinischen Studien, um dies zu erproben und - hoffent- lich - den Proof of Concept zu liefern. Das Interview führte Susanne Röck. susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼
6 Wurlende Wunderwuzzis als Abfallverwerter Sie haben Bioabfälle zum Fressen gern und sind ein vollgefressen sind, wollen sie sich verpup- pen und krabbeln an einen Ort mit entspre- nahrhafter Leckerbissen für andere Tiere: Die Larven chender Temperatur und Feuchtigkeit“, er- klärt Insam und erzählt: „In afrikanischen der Schwarzen Soldatenfliege könnten künftig in Dörfern stellt man zum Beispiel einfach einen Kübel hin, die Larven kriechen hi- der Abfallverwertung eingesetzt werden. Ein Citizen- nein. Man nimmt den Kübel und trägt ihn zum Hühnerhof.“ Zwar mag manch einer Science-Projekt liefert weitere Grundlagen dafür. bei dieser Vorstellung Unbehagen oder gar Ekel empfinden, aber zu Unrecht, denn: Entgegen aller Vorurteile, die man mit In- sekten-Maden verbindet, sind die Larven der Schwarzen Soldatenfliege aus mikro- Ü ber 100.000 Tonnen biogene Abfäl- derungen der Zukunft. Neben klassischen biologischer Sicht hygienisch. Sie übertra- le erzeugen Tiroler Haushalte jähr- Verwertungsmethoden wie der Kompo- gen keine Krankheiten auf den Menschen, lich. Diese sinnvoll und nachhaltig zu stierung oder der Vergärung zu Biogas ar- verwerten, ist eine der großen Herausfor- beiten Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler am Institut für Mikrobiologie in Kooperation mit dem Institut für Ökologie seit einiger Zeit an einem weiteren viel- Teil des großen versprechenden Verwertungsansatz: der Nutzung der aus Südamerika stammenden Krabbelns werden Schwarzen Soldatenfliege oder, besser ge- sagt, ihrer Larven. Diese fressen verschie- denste Bioabfälle und haben am Ende ihres Noch besteht die Chance, sich am relativ langen Larvenstadiums einen hohen Projekt zu beteiligen. Die öffentlichen Fett- und Eiweißgehalt, was sie wiederum Workshops finden im Spielraum zum potenziellen Nahrungsmittel für Ge- FabLab in der Franz-Fischer-Straße flügel oder Fische macht. „Die Ausgangs- 12 in Innsbruck statt. idee, die wir schon 2005 hatten, war, mit Termine und Anmeldung: den Maden der Schwarzen Soldatenfliege fromwastetofeed@outlook.com einen regionalen Wertstoffkreislauf zu er- Information: zeugen. Beispielsweise Tiroler Biohendl oder fromwastetofeed.wordpress.com Tiroler Bioforelle aus Tiroler Bioabfall“, er- läutert der Umweltmikrobiologe Univ.-Prof. Heribert Insam, Leiter des Instituts für Mi- krobiologie, die anfängliche Motivation. Wenngleich die bisherigen Erfahrungen und Forschungsprojekte gezeigt haben, dass bis dahin noch einige rechtliche und logistische Herausforderungen und Hürden zu nehmen sind, glaubt Insam fest an den Einsatz der Schwarzen Soldatenfliege in der Bioabfall- Verwertung. Die nahrhaften Larven Antimikrobielle Wirkstoffe der Schwarzen Soldatenfliege könnten als Futtermittel Die Larven der Schwarzen Soldatenflie- eingesetzt werden. ge sind nämlich nicht nur nahrhaft und auf Fotos: Thomas Klammsteiner (2), Wolfgang Dibasi fast allen organischen Substraten zu züch- ten, sondern auch selbsterntend: „Wenn sie
7 obwohl sie auf verdorbenem Bioabfall oder Schwarze Soldatenfliege auch Kot leben. Zu verdanken ist diese Tat- sache verschiedenen symbiotisch lebenden Mikroorganismen auf ihrer Haut und in ih- rem Darm. „Die Larven scheiden antimi- krobielle Peptide aus, die Salmonellen und Die ursprünglich in Südamerika be- andere Krankheitserreger reduzieren“, er- heimatete Schwarze Soldatenfliege (Her- klärt Nachwuchswissenschaftler Thomas metia illucens) ist mittlerweile weltweit Klammsteiner, der sich in seiner Disserta- verbreitet und in Europa bereits seit An- tion mit der Zusammensetzung der Mikro- fang des 20. Jahrhunderts zuhause. Die organismen im Darm der Soldatenfliegen- Fliege wird bis zu zwei Zentimeter lang Larven in Abhängigkeit von ihrer Ernährung und hat ein wespenähnliches Aussehen, beschäftigt. „Eines unserer wichtigsten bis- zum Überleben braucht sie die tropischen herigen Ergebnisse ist, dass, unabhängig Temperaturen ihrer Heimat. Weil sie kei- vom Futter, das man den Larven gibt, eine ne Mundwerkzeuge und einen reduzierten kleine Gruppe Mikroorganismen im Darm Darm hat, stellt sie auch im Erwachsenen- immer zu finden ist“, so Klammsteiner, der Stadium keinen Wirt für Krankheitserre- eng mit Carina Heussler zusammenarbeitet, ger dar. Ihre Larven haben eine Entwick- die als Doktorandin bei assoz. Prof. Florian lungszeit von ca. 18 Tagen, dann beginnen viel Protein wie Rind (21 Prozent), Schwein Steiner am Institut für Ökologie die optima- sie sich zu verpuppen. Mit einem Prote- (22 Prozent) oder Huhn (22 Prozent). Auch len Bedingungen für die Zucht der Schwar- ingehalt von 42 Prozent kommt die Larve ihr Fettgehalt ist mit 29 bis 35 Prozent zen Soldatenfliege erforscht. nahe an den in Europa als Nahrungs- und fast so hoch wie der des Mehlwurms und Futtermittel zugelassenen Mehlwurm (49 vielfach höher als bei Schwein (2 Prozent), Alle forschen mit Prozent) heran und enthält fast doppelt so Rind (4 Prozent) und Huhn (6 Prozent). Eben weil die Larven der Schwarzen Sol- datenfliege so vielversprechende Eigen- schaften und Fähigkeiten in Hinblick auf die Abfallverwertung besitzen, stehen sie im Vorhaben läuft unter dem Titel „Das große senzimmer oder zu Hause Fressversuche mit Mittelpunkt eines laufenden, vom österrei- Krabbeln“ und richtet sich an Schülerinnen Larven durchführen. Wer mitmachen möch- chischen Wissenschaftsfonds FWF geför- und Schüler, aber auch an interessierte Pri- te, nimmt zunächst an einem Workshop teil, derten Top-Citizen-Science-Projektes. Das vatpersonen, die drei Wochen lang im Klas- wo für die Larven ein Holzhaus aus Steck- elementen gebaut wird und die Grundlagen für den Versuchsablauf erklärt werden. Das Häuschen bietet dann drei Wochen lang 200 Larven Unterschlupf. Die Laien-Forscher füttern die Larven mit 30 bis 40 Gramm Bio- abfall und führen Protokoll über die Art des Futters, das Gewicht der Larven und weitere Parameter. „An unseren Schulworkshops waren bereits rund 150 Schülerinnen und Schüler beteiligt und die Experimente haben sehr gut funktioniert. Auch die öffentlichen Workshops stießen auf viel Interesse“, zeigt sich Thomas Klammsteiner zufrieden. Nach Ablauf der Versuchsphase rechnen die For- scher mit 30 Datenprotokollen, die sie dann in ihre eigenen Untersuchungen einfließen lassen. Es sind aber nicht nur die Ergebnisse der Experimente, die den Wissenschaftlern wichtig sind. „Es geht in diesem Citizen-Sci- ence-Projekt auch darum, den Menschen den Ekel vor Insekten und Maden zu nehmen“, betont Insam. „Wir glauben nämlich, dass Insekten in Zukunft nicht nur als Futtermit- tel, sondern auch als Nahrungs- und Nah- rungsergänzungsmittel für den Menschen dienen werden.“ Ob der Abbau von Vorur- teilen im Fall der Schülerinnen und Schüler gelungen ist, wird übrigens von Magdalena Gassner erhoben, die auch ihre Diplomarbeit dem Schulprojekt gewidmet hat. Heribert Insam jedenfalls ist zuversichtlich: „Nach der dreiwöchigen Versuchsphase streicheln die Teilnehmer die Larven fast schon“, fasst er die positiven Rückmeldungen augenzwin- kernd zusammen. eva.fessler@uibk.ac.at ◼
8 Kometen außerhalb unseres Sonnensystems: Illustration der Exokometen rund um Beta Pictoris. Foto: Michaela Pink Drei Kometen um einen fernen Stern Eine besondere Entdeckung ist Sebastian Zieba und Konstanze Zwintz vom Institut für Astro- und Teilchenphysik gelungen: Sie detektierten gemeinsam mit Kollegen aus den Niederlanden und Großbritannien erstmals mithilfe von Daten der NASA- Mission TESS drei Kometen um den 63 Lichtjahre entfernten Stern Beta Pictoris außerhalb unseres Sonnensystems. N ur etwa ein Jahr nach dem Start der technischen Ausgereiftheit des neuen Welt- zurückgeführt werden“, freuen sich Sebastian NASA-Mission TESS (Transiting Exo- raumteleskops erfasst werden kann. Sebastian Zieba und Konstanze Zwintz über die sensa- planet Survey Satellite) wurden in den Zieba, Masterstudent im Team von Konstanze tionelle Entdeckung. In Zusammenarbeit mit Daten des Weltraumteleskops die ersten drei Zwintz am Institut für Astro- und Teilchen- Matthew Kenworthy von der Universität Lei- Kometen im Orbit des nahen Sterns Beta Pic- physik der Universität Innsbruck, entdeckte den (Niederlande) und Grant Kennedy von der toris außerhalb unseres Sonnensystems ent- das Signal der Exokometen, als er im März Universität Warwick (UK) analysierten und deckt. Das Hauptziel von TESS ist es, nach dieses Jahres die TESS-Lichtkurve von Beta interpretierten sie die Signale der Exokome- Exoplaneten – also Planeten, die um ande- Pictoris untersuchte. „Die Daten zeigten ei- ten. Die Ergebnisse wurden in der internatio- re Sterne kreisen – zu suchen. Das Erkennen nen deutlichen Abfall der Intensität des Ster- nalen Fachzeitschrift „Astronomy and Astro- der Signale der im Vergleich zu Planeten viel nenlichts. Diese Schwankungen aufgrund der physics“ veröffentlicht. Drei ähnliche Exoko- kleineren Exokometen erfordert die Analyse Verdunkelung durch ein Objekt im Orbit des meten-Systeme wurden kürzlich bereits im einer präzisen Lichtkurve, die nun dank der Sterns können eindeutig auf einen Kometen Zuge von Datenanalysen der NASA-Mission
9 Das Weltraumteleskop der NASA, TESS, ist seit April 2018 auf der Suche nach Exoplaneten – und hat nun Exokometen entdeckt (Illustration). Foto: NASA‘s Goddard Space Flight Center Kepler um drei andere Sterne gefunden. Die chungen von Beta Pictoris überzeugende Be- unseren Kollegen aus Leiden und Warwick, Forscherinnen und Forscher gehen davon weise für Planetensysteme um andere Sterne diese Theorie nun endlich bestätigt zu haben“, aus, dass Exokometen prinzipiell eher rund als unsere Sonne – ein Jahrzehnt, bevor Exo- sagen Zieba und Zwintz. um noch junge Sterne gefunden werden. „Das planeten überhaupt zum ersten Mal entdeckt Weltraumteleskop Kepler konzentrierte sich wurden. Außerdem gab es bereits damals in- Analyse von Kometen auf ältere Sterne ähnlich der Sonne in einem direkte Belege für Kometen aufgrund von relativ kleinen Bereich am Himmel. TESS hin- Beobachtungen einer speziellen Form des Die Wissenschaftlerinnen und Wissen- gegen beobachtet Sterne am ganzen Himmel, Verdampfens von Gas, das für Kometen cha- schaftler erwarten, in diesem Bereich noch darunter auch junge Sterne. Wir gehen daher rakteristisch ist“, erklärt Konstanze Zwintz. zahlreiche weitere Kometen und Asteroiden zu von weiteren Entdeckungen dieser Art in Zu- Beta Pictoris ist mit einem Alter von etwa 23 entdecken, da es sich um einen jungen Stern kunft aus“, erklärt Konstanze Zwintz. Millionen Jahren ein relativ junger Stern, „ein handelt. „Wir wollen künftig Antworten da- junger erwachsener Stern im Vergleich zum rauf finden, wie häufig Exokometen vorkom- Berühmter Stern menschlichen Alter“, so die Astronomin. Die men und ob ihre Anzahl mit zunehmendem Entdeckung von Exokometen um Beta Pic- Alter eines Sterns wirklich weniger wird. In- Der junge und sehr helle Stern Beta Picto- toris wurde bereits 1999 in einem Beitrag der formationen darüber sind deshalb wichtig, da ris ist unter Astronominnen und Astronomen Astrophysiker Alain Lecavelier des Etangs, wir durch die Analyse der Kometen rund um aus vielen Gründen eine „Berühmtheit“: „Be- Alfred Vidal-Madjar und Roger Ferlet vor- einen jungen Stern auch Rückschlüsse auf die reits in den 1980er-Jahren lieferten Untersu- hergesagt. „Wir freuen uns, gemeinsam mit Geschichte unseres eigenen Sonnensystems ziehen können. Denn wir wissen, dass unser Sonnensystem in ‚jungen Jahren‘ wesentlich mehr Kometen aufwies“, verdeutlicht Kon- Vom Baby bis zum Teenager stanze Zwintz. Die Forscherinnen und For- scher wollen künftig die Zusammensetzung der Exokometen beispielsweise auf ihren Was- Die Forschungsgruppe „Sternentwick- formationen über ihren inneren Aufbau sergehalt untersuchen. Die Kometen selbst lung und Asteroseismologie“ am Institut zu erhalten. Vergleichbar mit dem Herz- sind kleiner als Exoplaneten, haben aber sehr für Astro- und Teilchenphysik der Univer- schlag des Menschen pulsieren Sterne große Schweife, die bis zu viele Millionen Ki- sität Innsbruck interessiert sich für Sterne in jedem ihrer Entwicklungsstadien un- lometer lang sein können. „Was wir sehen, ist in ihren „jungen Jahren“. Prof. Konstanze terschiedlich. Der Vergleich mit dem nicht der Kometenkern selbst, sondern das Zwintz leitet das Team und gilt als Pio- menschlichen Lebenslauf mag für ein Material, das vom Kometen abgeht. Die TESS- nierin sowie weltweit führende Expertin besseres Vorstellungsvermögen hilfreich Daten sagen uns daher nicht, wie groß die Ko- auf dem Gebiet der Asteroseismologie, der sein, die Zeitskalen sind freilich ande- meten waren: Das Ausmaß des Staubschweifes Lehre von Sternschwingungen. re. Sterne werden als „jung“ bezeichnet, könnte sehr groß und nicht sehr dicht oder Die Forscherinnen und Forscher unter- wenn sie unter zehn Millionen Jahre alt aber weniger groß und dafür dichter sein. Bei- suchen das Pulsieren der Sterne, um In- sind. de Situationen würden die gleiche Lichtkurve ergeben“, so Zwintz abschließend. melanie.bartos@uibk.ac.at ◼
10 Neue Studienangebote ab Herbst Von einer Ergänzung „Digital Science“ über eine ambitionierte Zusatzausbildung in der Informatik, einem Master „Nachhaltige Regional- und Destinationsentwicklung“ bis hin zu einer technischen Richtung in der Chemie erweitert die Universität Innsbruck mit dem Wintersemester 2019/2020 ihr Studienangebot um zukunftsweisende Themen. Ergänzung Kompetenzen an den Nachwuchs. Beinahe in fünf verschiedene Module, die von Lehrenden „Digital Science“ allen Studiengängen profitieren Studierende am DiSC sowie Lehrenden aus unterschied- von digitalen Methoden, um Daten automa- lichsten Fachbereichen abgehalten werden. U nsere Welt wird zunehmend digitaler. tisiert zu erheben und zu analysieren, um sie So erhalten Teilnehmerinnen und Teilneh- So ist es nicht verwunderlich, dass schließlich interpretieren zu können und so mer beispielsweise grundlegende Kenntnisse auch in Wissenschaft und Forschung Lösungen für wissenschaftliche Fragestel- der Programmiersprachen R oder Python und der Bedarf an digitalen Methoden immer lungen zu erhalten. Deshalb bietet das DiSC können in einem Projekt anhand der eigenen weiter zunimmt. „Die Universität Innsbruck allen Studierenden der Universität Innsbruck Forschungsfragen den Umgang mit digitalen reagiert auf diese Herausforderung mit der ab dem Wintersemester 2019/2020 (vorbe- Methoden vertiefen. Die Lehrveranstal- Gründung eines eigenen Digital Science Cen- haltlich der Verlautbarung durch den Senat) tungen der Ergänzung „Digital Science“ um- ters (DiSC), das die Digitalisierung der For- die Möglichkeit, im Rahmen der Ergänzung fassen 30 ECTS-AP und werden in englischer schung, die Vorreiterrolle bei neuen For- „Digital Science“ grundlegende Kenntnisse Sprache abgehalten. Künftig sollen sie allen schungsrichtungen und die Unterstützung der Programmierung und Datenanalyse zu Studierenden im Rahmen von Bachelor- und exzellenter Wissenschaft zum Ziel hat“, sagt erwerben, um besser auf digitale Herausfor- Masterstudien offenstehen. Außerdem gibt es Justus Piater, Leiter des DiSC. Gerade Letzte- derungen während und nach dem Studium die Möglichkeit, nur einzelne Kurse der Er- res erfordert auch die Vermittlung digitaler vorbereitet zu sein. Die Ergänzung umfasst gänzung „Digital Science“ zu absolvieren. Die Universität Innsbruck erweitert ab dem Wintersemester 2019/2020 ihr Studienangebot um neue, zukunftsweisende Themen. Foto: Birgit Pichler
11 Erweiterungsstudium Informatik D as Institut für Informatik bietet ab dem Wintersemester 2019/2020 ein zukunftsweisendes Studienangebot an. Das Erweiterungsstudium Informatik ist eine ambitionierte Zusatzausbildung, die sich aus Lehrveranstaltungen des regulären In- formatikstudiums zusammensetzt. Der Fo- kus liegt dabei auf den Bereichen Software Engineering und Data Engineering. Die An- meldung zum Erweiterungsstudium Infor- matik setzt die Zulassung oder den bereits erfolgten Abschluss bestimmter Bachelor-, Master- oder Diplomstudien voraus. Im zu erweiternden Studium müssen bereits min- destens 30 ECTS-AP erbracht worden sein. Haben Studierende Gefallen an der Informa- tik gefunden, können sie sich die absolvierten Kurse komplett für das reguläre Bachelorstu- dium Informatik anrechnen lassen. Nachhaltige Regional- und Ab Herbst haben Studierende Destinationsentwicklung an der Uni Innsbruck T noch mehr Auswahl. ourismus kann nur erfolgreich sein, Foto: Birgit Pichler wenn er regional eingebunden ist. Gleichzeitig sind viele Regionen oh- ne eine touristische Komponente nicht ent- wickelbar. Auf dieser Erkenntnis beruht das neue Masterstudium „Nachhaltige Regi- ternehmen und Werbeagenturen werden die geht die Einrichtung eines neuen Instituts onal- und Destinationsentwicklung“, das Qualifikationen gebraucht. Das Studium, das für Chemieingenieurwissenschaften einher. die Universität Innsbruck ab Oktober 2019 an den Standorten Innsbruck, Landeck sowie Bereits ab Oktober dieses Jahres werden dort (vorbehaltlich der Akkreditierung an der an der UMIT in Hall durchgeführt wird, legt zwischen zehn und 20 neue Studierende be- UMIT) gemeinsam mit der UMIT anbietet. Wert auf aktuelle wissenschaftliche Erkennt- treut werden. „Langfristig und nach Schaf- „Der Horizont dieses neuen Studienangebots nisse und stellt damit auch eine gute Basis für fung der nötigen Infrastruktur werden wir 30 geht bewusst über die betriebliche Position ein anschließendes wirtschaftswissenschaf- und je nach Nachfrage auch mehr Studieren- hinaus und bezieht das komplexe Netzwerk tliches PhD-Studium dar. Die Zulassung zum de am neuen Institut ausbilden können“, sagt regionaler Akteure in Tourismusregionen gemeinsamen Masterstudium erfolgt zuerst Dekan Huppertz. ein“, beschreibt Gottfried Tappeiner, Studi- an der UMIT und dann an der Uni Innsbruck. lisa.marchl@uibk.ac.at ◼ endekan der Fakultät für Volkswirtschaft und Eine Anmeldung ist daher an beiden Stand- Statistik, den neuen Master. Dieses Studium orten nötig. An der UMIT ist ein Studienbei- ist die Fortsetzung des Bachelorstudiums trag von 490,00 Euro zuzüglich ÖH-Beitrag zu Nähere Infos zu den „Wirtschaft, Gesundheits- und Sporttou- entrichten. Der ÖH-Beitrag muss außerdem rismus“. Neben Absolventinnen und Absol- auch an der Uni Innsbruck bezahlt werden. venten dieses Studiums sind auch alle Stu- Studienangeboten dierenden einschlägiger wirtschaftswissen- Chemieingenieur- schaftlicher Bachelor- und Diplomstudien wissenschaften sowie aus den Bereichen Geographie, Touris- Ergänzung „Digital Science“: M mus und Freizeit willkommen. Das Studium it dem Start des Studienjahres www.uibk.ac.at/disc setzt sich aus einem kleinen Pflichtteil der 2019/2020 können Studierende an Fächer Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft der Uni Innsbruck auch eine tech- Erweiterungsstudium und Destinationsforschung zusammen und nische Richtung in der Chemie einschlagen Informatik: ermöglicht durch einen umfassenden Wahl- und den Master Chemieingenieurwissen- www.uibk.ac.at/es-informatik fachkatalog Spezialisierungen in viele Rich- schaften studieren. „Aufbauend auf der che- tungen, wie beispielsweise Gesundheit, Sport, mischen Grundlagenforschung, die bei uns Master Nachhaltige Regional- Digitale Märkte sowie Schwerpunkte im Be- an der Fakultät betrieben wird, konzentriert und Destinationsentwicklung: reich Planung oder Recht und viele mehr. Wer sich die technische Chemie darauf, diese auf www.uibk.ac.at/ma- möchte, kann außerdem das dritte Semester einem industriellen Maßstab umzusetzen“, nachhaltige-regional-und- im Ausland verbringen. Diese Ausrichtung beschreibt Dekan Hubert Huppertz den Mehr- destinationsentwicklung befähigt Absolventinnen und Absolventen wert des neuen Studiums. Ein großer Teil des nicht nur für Führungspositionen im Hotel- Masterprogramms wird sich mit der Materi- Master Chemieingenieur- und Gastgewerbe, sondern bereitet besonders alprozesstechnik auseinandersetzen. Ziel ist wissenschaften: auf Tätigkeiten in überbetrieblichen Einrich- dabei, Prozesse zu entwickeln, die es ermög- www.uibk.ac.at/ma- tungen wie etwa Tourismusverbänden, Auf- lichen, Materialien möglichst kostengünstig, chemieingenieurwissenschaften stiegsanlagen oder anderen touristischen energieeffizient und umweltschonend herzu- Infrastrukturen vor. Auch in Beratungsun- stellen. Mit Einführung des neuen Studiums
12 Alle Informationen zum Studienstart Über 27.000 Studierende besuchen derzeit Lehrveranstaltungen aus dem breiten Angebot von 129 Studienfächern an den 16 Fakultäten der Universität Innsbruck. Für das Wintersemester 2019/2020 stehen Studieninteressierten in Innsbruck alle Möglichkeiten offen. I m kommenden Studienjahr gehören Zu- ‚richtigen‘ Studierenden in die für sie ‚rich- Architektur, Biologie, Informatik, Pharma- gangsbeschränkungen in Innsbruck bis tigen‘ Studien und wie begeistern wir sie und zie und Wirtschaftswissenschaften sowie auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit sie sich für ihr Studium? Unser Ansatz ist: Wir für das Diplomstudium Internationale Wirt- an: Wer studieren will, soll auch einen Platz wollen allen jungen Menschen eine Chance schaftswissenschaften nötigen Aufnahme- bekommen. Hintergrund ist die neue Studi- bieten. Deshalb stellen wir ihnen keine unnö- verfahren vor Zulassung ausgesetzt. Einzig enplatzfinanzierung in Österreich, die unter tigen Hürden in den Weg“, betont der Vize- für das Bachelor- und Masterstudium Psy- anderem eine Steigerung der aktiven Studie- rektor für Lehre und Studierende, Bernhard chologie sowie für das Lehramtsstudium in renden vorsieht. „Als Universität müssen wir Fügenschuh. Für das Studienjahr 2019/2020 allen Unterrichtsfächern müssen sich Studi- uns die Frage stellen: Wie bekommen wir die wurden die bisher für die Bachelorstudien eninteressierte vorzeitig registrieren. Für alle
13 anderen Studien gilt für künftige Studierende den, falls gewünscht, auch die Möglichkeit, Studienangebot wird laufend erweitert, um lediglich die verpflichtende Online-Bewer- sich mit dem eigenen Fach im Rahmen einer auch auf aktuelle Anforderungen der Gesell- bung, die während des ganzen Jahres mög- Vertiefung intensiver zu beschäftigen. Die schaft zu reagieren. So starten im Herbst 2019 lich ist. Dabei werden neben den persönlichen Vertiefungen richten sich entlang der For- das Masterstudium Chemieingenieurwissen- Daten auch alle benötigten Dokumente (Rei- schungsschwerpunkte, -plattformen und schaften und das Masterstudium Nachhal- feprüfungszeugnis oder Bachelorabschluss- -zentren der Universität. tige Regional- und Destinationsentwick- dokumente, Reisedokument, gegebenenfalls lung (vorbehaltlich der Akkreditierung an auch ein Deutschnachweis) und ein Passfoto Angebot am der UMIT), das gemeinsam mit der UMIT an über LFU:online hochgeladen. Die Zulassung, den Standorten Hall, Innsbruck und Landeck Puls der Zeit bei der man sich im Anschluss persönlich an angeboten wird. Ebenfalls neu ab dem Win- der Universität einschreiben muss, ist für das An den 16 Fakultäten der Universität Inns- tersemester 2019/2020 sind die Curricula für Wintersemester 2019/2020 von 8. Juli bis 5. bruck forschen und lehren Wissenschaft- das Bachelor- und Masterstudium Architek- September 2019 möglich. lerinnen und Wissenschaftler in den ver- tur, das Bachelorstudium Psychologie sowie schiedensten Bereichen der Architektur, das Bachelorstudium Biologie, die die Studien Aufnahmeverfahren für Bauingenieurwissenschaften, Geisteswis- noch attraktiver gestalten und die Studier- senschaften, Naturwissenschaften, Rechts- barkeit wesentlich erhöhen. Um die in einem Psychologie wissenschaften, Sozial- und Wirtschafts- ordentlichen Studium erworbenen Kompe- Für das Bachelor- und Masterstudium Psy- wissenschaften sowie Theologie. Mit einem tenzen darüber hinaus zu erweitern, steht ab chologie führt die Universität Innsbruck in breiten Studienangebot, ausgezeichneten dem Wintersemester 2019/2020 für ausge- enger Abstimmung mit der Universität Salz- Forscherinnen und Forschern sowie einem wählte Studien ein Erweiterungsstudium in burg ein österreichweit einheitliches Auf- umfassenden Weiterbildungsangebot bietet Informatik zur Verfügung (weitere Informa- nahmeverfahren durch: Studieninteressier- die Universität Innsbruck damit (Aus-)Bil- tionen dazu auf den Seiten 10 und 11). te müssen sich im ersten Schritt zwischen 1. dung auf höchstem Niveau. Die Studierenden susanne.e.roeck@uibk.ac.at ◼ März und 15. Juli 2019 über LFU:online regis- profitieren in allen Ausbildungsphasen von trieren und einen Kostenbeitrag von 50 Euro der forschungsgeleiteten Lehre an der Uni bezahlen. Sollten die eingegangenen Anmel- Innsbruck. Durch den Unterricht, gehalten Alle Informationen dungen bis zum Ablauf der Registrierungs- von aktiven Forscherinnen und Forschern, zum Studienange- frist die Anzahl der zur Verfügung stehenden fließen die neuesten Ergebnisse direkt in bot und zur Anmel- Studienplätze – 260 im Bachelorstudium und die Lehre ein. Insgesamt über 120 Bachelor-, dung finden Sie unter 40 im Masterstudium – überschreiten, fin- Diplom-, Lehramts-, Master- und Doktorats- www.uibk.ac.at/studium den am 27. und 28. August 2019 schriftliche studien sowie PhD-Programme stehen Stu- Aufnahmeprüfungen statt. Der Prüfungsstoff dieninteressierten dabei zur Verfügung. Das für alle von Aufnahmeverfahren betroffenen Studien wird auf der Homepage der Univer- sität Innsbruck veröffentlicht. Für das Lehr- amtsstudium in allen Unterrichtsfächern en- dete die verpflichtende Voranmeldung bereits am 15. Mai 2019. Curricula neu: Mehr Gestaltungsmöglichkeiten An der Universität Innsbruck werden der- zeit unter dem Motto „Curricula neu“ die Studien neu gestaltet. „Im Rahmen dieser Initiative versuchen wir, die Curricula – al- so die Studienpläne – so umzugestalten, dass Universität wieder zu Universität wird und die Studierenden ihr Studium wieder in die eigene Hand nehmen können. Hier sind wir als Volluniversität mit unserem breiten Fä- cherangebot besonders gefordert“, erläutert Vizerektor Fügenschuh. Künftig soll es für alle Studien auf Bachelor- und Masterebene möglich sein, eigene Schwerpunkte zu set- zen. Diese können durch Ergänzungen, einen Auslandsaufenthalt oder durch ein Praktikum gefüllt werden. Die ersten 19 Ergänzungen werden seit dem letzten Wintersemester von den Sprach- Literatur-, Kultur- und Medien- wissenschaften angeboten. Ein Ergänzungs- paket im Bereich Digital Science wird ab dem Im Wintersemester 2019/20 Wintersemester für viele Studien zur Verfü- stehen Studierenden in gung stehen. Ein weiteres Ergänzungspaket Innsbruck alle im Bereich Nachhaltigkeit ist derzeit in Aus- Möglichkeiten offen. arbeitung. Der selbst gewählte Schwerpunkt Fotos: Birgit Pichler kann aber nicht nur mittels Ergänzungen in die Breite gehen, sondern gibt Studieren-
14 Nie ausgelernt Fachliches Wissen vertiefen, neue Menschen kennenlernen, das berufliche Netzwerk erweitern und Neues lernen – an der Uni Innsbruck werden neben den regulären Studien auch berufsbegleitende Weiterbildungsformate angeboten. S ich neuen Herausforderungen zu stellen, zu Data-Science-Entwicklerinnen und -ent- sich weiterzuentwickeln und weiterzu- wicklern ausbilden“, so Tobias Hell. Hetero- lernen, ist eine Chance für Berufsein- genität zeichnet sowohl die Studierenden als steigerinnen und -einsteiger, aber auch für auch die Lehrenden aus. So konnten die Ver- bereits Erfahrene. Ein spezieller Fokus der antwortlichen des Lehrgangs Expertinnen universitären Weiterbildung ist neben den und Experten aus Industrie, Wirtschaft wie traditionellen Angeboten von Universitäts- aus der Wissenschaft als Lehrende gewin- lehrgängen und -kursen zunehmend die Ko- nen, um so den Teilnehmenden ein möglichst operation mit Firmen. In von der österrei- breites Spektrum an Inhalten zu bieten. Eine chischen Forschungsförderungsgeselltschaft Ausbildung dieser Art ist in vielerlei Hinsicht (FFG) geförderten Qualifizierungsnetzen und die erste an der Uni Innsbruck und trifft die -seminaren werden Mitarbeiterinnen und vielfältigen Bedürfnisse des Arbeitsmarktes. Mitarbeiter gezielt für ihre beruflichen Be- Um ein Data-Science-Projekt umzusetzen, dürfnisse geschult. Insgesamt stehen Men- sind die zukünftigen Absolventinnen und Ab- schen, die Neues wagen und ihren persön- solventen des Lehrgangs gefordert, nicht nur lichen wie beruflichen Horizont erweitern das notwendige Fachwissen in ihrem Be- wollen, über 50 Universitätslehrgänge und reich, sondern auch das spezifische Wissen -kurse im Rahmen der universitären Weiter- des Feldes, in dem sie arbeiten werden, zu bildung an der Uni Innsbruck zur Verfügung. erwerben. „Man kann heute als Data Scien- tist erst erfolgreich sein, wenn man bereit ist, Data-Science-Entwicklerinnen und -Ent- Neuer Master in Data Science sich in die Materie des zu lösenden Problems wickler brauchen wird, um die speziellen An- zu vertiefen“, sagt der Experte und verdeut- forderungen umzusetzen. „Ziel des Master- Mit dem kommenden Wintersemester wird licht, dass es in den Unternehmen vor allem lehrgangs ist nicht nur die Vermittlung von an der Uni Innsbruck der berufsbegleitende Universitätslehrgang „Data Science – From Mathematical Foundations to Applications“ angeboten, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Master in Data Science (MDS) abschließen werden. Tobias Hell vom Institut für Mathematik betont als Leiter des Masterlehrgangs die Notwendigkeit dieser Ausbildung und freut sich über die entstehen- den Möglichkeiten für die Studierenden. Das Angebot richtet sich an Absolventinnen und Absolventen mathematikintensiver Fächer wie beispielsweise Mathematik, Informatik oder Physik, aber auch bereits im Beruf ste- hende, Mathematik- und IT-nahe Personen, die bereits Erfahrung in angrenzenden Feld- ern haben. Neben den formalen Kriterien sol- len Bewerberinnen und Bewerber zudem eine Affinität zum Problemlösen mitbringen. „Es Über 50 Universitäts- wäre grandios, wenn sich viele Menschen mit lehrgänge und -kurse stehen unterschiedlichen Erfahrungen und Ausbil- Interessierten im Rahmen der dungen für den Lehrgang interessieren und universitären Weiterbildung so den Unterricht bereichern. Mit einer fun- an der Uni Innsbruck zur Verfügung. dierten Basis an mathematischen Kenntnis- Foto: Birgit Pichler sen wollen wir die Teilnehmenden nicht nur zu Anwenderinnen und Anwendern, sondern
15 ULG Data Science: Ab dem Wintersemester 2019/2020 wird ein neuer Universitätslehrgang im Bereich „Data Science“ angeboten. Foto: Tobias Hell fundierten Kenntnissen in allen notwendigen Distanzen lösen sich auf, die physikalische soren bestehen aus mehreren Rechenkernen. Bereichen, sondern auch der Austausch von Welt verschmitzt zusehends mit der digitalen. Damit man diese vorhandenen Ressourcen Lehrenden und Lernenden. Wir hoffen, alle Wer sie konstruktiv zu nutzen weiß, kann – auch nützen und Programme darauf schnell voneinander profitieren zu können“, betont wie wohl kaum jemals zuvor – sehr positive und effizient laufen lassen kann, müssen di- Tobias Hell. und relevante Beiträge für die Gesellschaft ese Programme ebenfalls parallelisiert und leisten“, so Christian Teissl. An der Schnitt- dafür optimiert sein. Dafür braucht es eigenes Zukunftsdesign stelle zwischen Kunst, Design, Wissenschaft Know-how, beispielsweise zur Auswahl von und Technologie entstehen neue hybride Be- fortgeschrittenen Algorithmen oder Daten- Der interdisziplinäre Universitätskurs „De- rufsfelder und herausfordernde Aufgabenge- strukturen, welches in der Privatwirtschaft signing Future Realities“ wird gemeinsam von biete. „Ziel ist es, einen Ort der Begegnung und in dieser Form oft nur unzureichend existiert. der Uni Innsbruck, in Kooperation mit der De- Diskussion zu schaffen, der den Austausch in Denn nur weil ein Programm prinzipiell par- stination Wattens Regionalentwicklung GmbH den wichtigen globalen und lokalen Fragen allel läuft, heißt das nicht, dass diese Paralle- angeboten. Er richtet sich an Designer, Archi- einer verantwortungsvollen Gestaltung un- lisierung besonders effizient oder effektiv ist. tekten, Künstler und Studierende aller Diszi- serer Umwelt zwischen künstlerischen und Dies hat dann oft negative Auswirkungen, wie plinen, die sich für die Gestaltung unserer zu- wissenschaftlichen Disziplinen, der Universi- etwa auf den Ressourcenbedarf, die Ausfüh- künftigen Lebenswelt interessieren und ihre tät, der Wirtschaft und der breiteren Öffent- rungszeit oder den Stromverbrauch. Daher soll Karrieren um eine gestalterische Perspektive lichkeit belebt“, so Schinegger. Studierende ein gezieltes Kursangebot die Teilnehmenden erweitern möchten. „Von autonomen intelli- entwickeln persönliche Projekte und Anliegen im Thema Parallelrechnen schulen, angefan- genten Systemen bis zum Internet of Things, in dem dreimonatigen Kurs und werden da- gen bei der ersten Parallelisierung über Opti- von Augmented Reality bis zu robotischer Fer- bei von Lehrenden und Mentoren unterstützt. mierung und Fehlerbehebung bis hin zur Vi- tigung, nicht nur die Design- und Kunstwelt Modernste Labore und Werkstätten stehen ih- sualisierung der Ergebnisse. Teilnehmen kann und ihre Möglichkeiten ändern sich radikal, nen dabei zur Verfügung. Abschließend wer- jeder, der selbst wissenschaftliche Anwen- sondern unser alltägliches Leben wandelt sich den die Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit dungen entwickelt, die einen erhöhten Re- zunehmend und nachdrücklich“, so Kristina präsentiert. chenbedarf haben. Geleitet wird der Kurs von Schinegger vom Institut für Gestaltung, die, Thomas Fahringer und Philipp Gschwandtner gemeinsam mit Christian Teissl von der De- Hochleistungsrechnen vom Forschungszentrum Hochleistungsrech- stination Wattens, den Kurs leitet. „Das Zeital- nen. Alle Informationen zu den Angeboten der ter der sogenannten digitalen Transformation Alle Computer, egal ob Handys, Laptops, universitären Weiterbildung sind hier zu fin- birgt Chancen und Risiken. Wissensbeschaf- Server oder sogar Hochleistungsrechner, sind den: https://www.uibk.ac.at/weiterbildung/ fung und Fabrikation demokratisieren sich, heutzutage Parallelrechner, d. h., ihre Prozes- daniela.puempel@uibk.ac.at ◼
16 Eine Universität, viele Gesichter Die Universität Innsbruck ist Studien-, Forschungs-, und Arbeitsplatz von über 32.000 Menschen. Ihr Jubiläum nutzt die Uni auch dazu, Personen vorzustellen, die sich hinter dieser Zahl verbergen. Eine Doktorandin, ein Doktorand und ein Lehrender geben Einblick in ihren Arbeits- und Forschungsalltag an der Uni, verraten, wie sie zu ihrem Fachgebiet gekommen sind und was sie daran begeistert. Bernhard Eder: Eigentlich wollte Eder Fotograf werden. Da Gekommen, um zu bleiben er mit 16 Jahren mangels Führerschein aber keinen Platz in der Ausbildung bekam, ent- D er Doktorand Bernhard Eder blickt schied er sich für eine höhere Schule mit Abi- vom vierten Stock im SOWI-Gebäude tur. Die Wahl auf das VWL-Studium erfolgte von seinem Schreibtisch aus über die dann rational und praktisch: „Zu dieser Zeit Baumwipfel im Hofgarten direkt auf die Nord- war die Finanzkrise noch in aller Munde und kette. Sein Glück weiß Eder zu schätzen: „Ich ich wollte lernen, wie der Zusammenbruch darf täglich auf meinen Lieblingsort in Inns- auf den weltweiten Märkten passieren konn- bruck schauen – die Nordkette.“ 2014 ist der te“, schmunzelt Eder heute. Natürlich hat man gebürtige Bayer nach Innsbruck gekommen, als Volkswirt die Finanzbranche im Blick und um hier die beiden Masterstudien Accounting, beobachtet auch den Kurs von Kryptowäh- Auditing and Taxation sowie Angewandte rungen. „Auf dem aktuellen Stand der Din- Ökonomik zu studieren. Das Studium und die ge zu sein, ist gerade in Vorlesungen wichtig. Stadt haben Bernhard Eder überzeugt, weshalb Spreche ich über aktuelles Geschehen, weckt er gleich dageblieben ist und nun seinen PhD das das Interesse der Studierenden“, berich- in Economics macht. „Ich möchte verstehen, tet Eder aus seiner Erfahrung von Lehrver- Bernhard Eder studiert wie die Banken- und Finanzwelt funktioniert anstaltungen, die er als Doktorand abhält. Um den PhD Economics. und welche Mechanismen in Krisen greifen“, von der Finanzwelt abzuschalten, geht es für Foto: Axel Springer erklärt er. Sein Weg in die Wirtschaftswissen- Bernhard Eder hoch hinaus – wortwörtlich: schaften war zunächst mehr Zufall als Plan: Er ist begeisterter Bergläufer.
17 Christoph Ebenbichler: Wenn ein Moment alles ändert E in Wissen aus erster Hand erhalten je doch nicht nur Studierende an der Uni Innsbruck, die aktiv in den Forschungs prozess eingebunden sind. Auch Lehrende ge ben ihr Wissen aus der Praxis in Vorlesungen und Seminaren an ihre Studierenden weiter. So etwa Christoph Ebenbichler. Er ist Sport wissenschaftler, Trainer am Olympiazentrum und Lehrender am Institut für Sportwissen schaft. In seiner täglichen Arbeit schätzt er vor allem, dass das Olympiazentrum Schnitt stelle zwischen Theorie und Praxis ist und die Alice do Carmo Precci Lopes Trainings so individuell und gleichzeitig evi absolviert das Doktoratsstudium denzbasiert und objektiv aufgebaut werden Technische Wissenschaften. können. „Das ist ein Vorteil, den wir gegen Foto: Franz Oss über anderen Zentren, die nicht an eine Uni angebunden sind, haben“, ist der Trainer und Sportwissenschaftler überzeugt. Auch Stu dierende, die seine Lehrveranstaltungen be suchen, profitieren von seinem Wissen. Wäh Alice do Carmo Precci Lopes: Rio de Janeiro, von dem sie schon so viel ge rend Christoph Ebenbichler heute verletz Desillusionierung als Motivation hört hatte, gezogen. Über der Stadt breitet te Athletinnen und Athleten betreut, war er „Christus der Erlöser“ seine Arme aus, weil selbst einmal auf der Seite der Sportler. Eine E in Studium an der Uni Innsbruck ist er, so besagt die Legende, an ihrer Schönheit Verletzung – kurz vor den Olympischen Spie mehr als reine Theorie. Viele Studie nichts auszusetzen hat. Natürlich war Alice len 2010 in Vancouver – zwang ihn dazu, be rende nutzen die Möglichkeit, aktiv Lopes aufgeregt und gespannt auf Rio. Dort ruflich neue Wege zu nehmen. Eben war alles mitzuforschen und arbeiten während ihres angekommen, setzte aber die Desillusionie im Leben des Skicrossers noch auf das große Doktoratsstudiums an Forschungsprojekten rung ein. Das Viertel, in dem sie wohnte, war sportliche Ziel ausgerichtet – und dann än mit. Hinter der Motivation zu studieren und nämlich sehr arm: „Ich sah Abwasser auf die derte ein Moment plötzlich alles. Noch im schließlich dem Schritt in die Forschung ste Straße fließen und wilde Mülldeponien. Ein Krankenhaus zeigte ihm sein damaliger Trai cken oft auch persönliche Beweggründe, wie mal habe ich sogar ein Sofa durch den Fluss ner und heutiger Chef Christian Raschner die etwa bei Alice do Carmo Precci Lopes. Für sie schwimmen sehen. Das war sehr verstörend Möglichkeit auf, am Olympiazentrum der Uni hat sich mit ihrem Doktoratsstudium Tech und schockierend für mich“, erklärt die Dok Innsbruck zu arbeiten. „Ich habe Sport stu nische Wissenschaften an der Uni Innsbruck torandin. Dies war ein Wendepunkt im Le diert und Christian hat mich dann gefragt, ob ein Traum erfüllt: Tagtäglich beschäftigt sie ben von Alice. Das Gefühl, die Einstellung, ich als Profisportler weitermachen oder eben sich mit dem Thema, das ihr am meisten am dass Menschen ihre Umwelt anders behan eine neue Richtung einschlagen will“, erzählt Herzen liegt, dem Umweltschutz. Bereits seit deln müssen, als man es in ihrem damaligen Ebenbichler. Schließlich hat er sich für das zwei Jahren erforscht sie Verfahren, bei de Wohnviertel gemacht hat, lässt sie seither Olympiazentrum entschieden. nen organische Stoffe aus Restmüll heraus nicht mehr los: „Es klingt vielleicht kitschig, getrennt werden, um damit Biogas zu pro aber als ich das gesehen habe, wollte ich tat duzieren. Mit 13 Jahren ist die Brasilianerin sächlich die Welt retten“, sagt die Umwelt aus Minas Gerais in das große, glorreiche ingenieurin heute. Gemeinsam sind wir Uni Sie möchten weitere Personen der Universität Innsbruck kennenlernen? Unter dem Titel „Gemeinsam sind wir Uni“ werden das ganze Jubiläums jahr hindurch in Kooperation mit der Target Group verschiedene Mitarbei terinnen und Mit arbeiter der Uni Christoph Ebenbichler ist versität Innsbruck Sportwissenschaftler, Trainer vorgestellt: https:// am Olympiazentrum und www.uibk.ac.at/350- Lehrender am Institut jahre/gemein sam / für Sportwissenschaft. index.html.de Foto: Axel Springer
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