Alternde Belegschaft Theorie und Praxis

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Alternde Belegschaft Theorie und Praxis
Alternde Belegschaft
                             Theorie und Praxis
Gesundheitsmanagementprojekt in einem Unternehmen der
            öffentlichen Verwaltung in Berlin

     Jens Wohlfeil, AOK Berlin – Die
           Gesundheitskasse
                      in Kooperation mit der Gesellschaft für
                     Betriebliche Gesundheitsförderung mbH

 AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
 Außendienst und Vertrieb
 Folie 1
Überblick
Theorie
•     Konsequenzen des demografischen Wandels für die Arbeitswelt
•     Altersabhängige Krankheitstrends

Praxis
•     verhaltenspräventive Angebote der AOK Berlin
•     unternehmensspezifische Herangehensweise
•     Gesundheitsindikatorensystem 50+
•     Vorstellung der Ergebnisse eines BGM-Projektes in einem Berliner Bezirksamt

    AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
    Außendienst und Vertrieb
    Folie 2
Konsequenzen des demografischen Wandels für die
                             Arbeitswelt
• Bis 2050 erhöht sich der Altenquotient* von 44% auf 78%
  * (Verhältnis der Bevölkerung im Rentenalter zu der im Erwerbsalter), Quelle: Statistisches Bundesamt, 2003

• Abnahme des Angebots an jüngeren Arbeitnehmern
• Alterung des „Erwerbspersonenpotenzials“: Im Jahr 2005 gibt es
  erstmals mehr über 50jährige als unter 30jährige Erwerbspersonen
  (Quelle: Sozialnetz Hessen).
   Immer mehr Unternehmen sehen sich mit der Herausforderung
    konfrontiert (ältere) Mitarbeiter länger gesund zu beschäftigen
   Hinzu kommt speziell bei der Berliner Verwaltung, dass aufgrund
   des Personalüberhanges ein weitestgehender Einstellungsstopp
   besteht.

    AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
    Außendienst und Vertrieb
    Folie 3
Altersabhängige Trends: AU-Statistiken

                                Häufigkeit:           AU-Fälle pro 100 Versichertenjahre                                         Dauer:            Tage pro AU-Fall

                                Krankenstand in %:

                                  5,25%        6,08%         4,16%          3,93%         4,46%        4,87%         5,37%         6,37%         7,83%         7,15%

                         450                                                                                                                                               45

                         400                                                                                                                                               40

                         350                                                                                                                                               35
          Häufigkeiten

                                                                                                                                                                                Tage
                         300                                                                                                                                               30

                         250                                                                                                                                               25

                         200                                                                                                                                               20

                         150                                                                                                                                               15

                         100                                                                                                                                               10

                          50                                                                                                                                               5

                          0                                                                                                                                                0
                               bis 19 Jahre 20 - 24 Jahre 25 - 29 Jahre 30 - 34 Jahre 35 - 39 Jahre 40 - 44 Jahre 45 - 49 Jahre 50 - 54 Jahre 55 - 59 Jahre 60 Jahre und
                                                                                                                                                                älter
                                                                                    Alterskategorien

                                                                                                                                           Quelle: AOK Berlin 2005
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Außendienst und Vertrieb
Folie 4
Verhaltenspräventive Angebote der AOK Berlin:
                                   Prävention 50+
                                      Information, Aufklärung und Beratung           Veränderung von Kontextbedingungen
Gesundheitsseminar 50+:              Umfassendes praxisorientiertes Gesundheitsseminar für Führungskräfte, betroffene Mitarbeiter
Älter werden und fit                 und/oder betriebliche Gesundheitsmanager u.a. zu folgenden Themen: Ernährung, Bewegung,
bleiben                              Stress (und ggf. Führung)

                                     • Arbeitsplatzbegehungen                    • Optimierung der Arbeitsbedingungen
Muskel-Skelett-
                                     • Bewegungsworkshops                        • Führungskräfteschulungen im Rahmen eines
Erkrankungen
                                     • AOK-Kurse: „Gesunder Rücken“                Mitarbeitergesprächssystems

Durch Übergewicht                    • Ernährungsberatung
mitverursachte                                                                   • Verbesserung des Kantinenangebotes
                                     • Bewegungsworkshops
Krankheiten (Adipositas,                                                         • Schaffung eines Betriebsklimas, in dem es
Diabetes, Lipoproteinstoff-          • AOK-Kurse: „Der gesunde Weg zum             möglich ist, über Ursachen für Krankheiten
wechselstörungen,                      Wohlfühlgewicht“, „Aqua-Gymnastik“          zu sprechen (Mitarbeitergesprächssystem)
Kreislaufkrankheiten etc.)             etc.

                                                                                 • Einführung von Fürsorgegesprächen
                                     • Führungskräfte-Schulungen
                                                                                 • Generelle Rauchverbote am Arbeitsplatz (z.B.
Psychische Krankheiten               • AOK-Kurse: „Ich werde Nicht-Raucher“,       Betriebsvereinbarung)
(Depressionen, Ängste,
Suchterkrankungen etc.)              • „Autogenes Training“; etc.                • Optimierung der Arbeitsbedingungen, die in
                                     • Stressmanagementworkshops                   Zusammenhang mit Befindens-
                                                                                   beeinträchtigungen stehen

       AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
       Außendienst und Vertrieb
       Folie 5
weitere Ansatzpunkte für Unternehmen

• Generell ist es günstig Bedingungen zu schaffen, die es allen
  Mitarbeitern erlauben, ihre Gesundheit bei der Arbeit zu erhalten.
• Welche Bedingungen oder Potenziale tendenziell im Alter relevant sind,
  zeigen altersbezogene Auswertungen von Mitarbeiterbefragungen.
• Die Auswirkungen von Gesundheitspotenzialen und -gefährdungen der
  Arbeit STEIGEN bei älteren Beschäftigten. Wichtig sind v.a. fachliche
  Unterstützung, Anerkennung, faire Beurteilung sowie
  Entscheidungsspielräume (Potenziale) bzw. fachliche Überforderungen,
  physikalische und ergonomische Belastungen sowie Unterbrechungen
  (Gefährdungen)
• Eine unternehmensspezifische Überprüfung kann einen genauen
  Aufschluss geben (Gesundheitsindikatorensystem 50+).

    AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
    Außendienst und Vertrieb
    Folie 6
Beispiel Gesundheitsindikatorensystem 50+
                                   (Einflussfaktoren)
    Einflussfaktoren
                                         1. Einflussfaktor        2. Einflussfaktor       3. Einflussfaktor
Gesundheits-
indikatoren
                                   Fachliche Unterstützung     Entscheidungsspielraum       Anerkennung
   Arbeitsfreude
                                           ( .54***)                  ( .45***)               ( .46***)

                                                                    Arbeitsklima           Entscheidungs-
                                           Anerkennung
  Selbstvertrauen                                                                            spielraum
                                             ( .41***)                ( .34***)               ( .28***)
                                                               Problematischer Umgang      Physikalische
                                Fachliche Überforderungen
   Erschöpfung                                                     mit Neuerungen       Umgebungsbelastungen
                                         ( .32***)
                                                                       ( .30***)              ( .27***)
                                     Physikalische                Ergonomische           Kein Entscheidungs-
    Körperliche
                                  Umgebungsbelastungen         Umgebungsbelastungen           spielraum
   Beschwerden
                                        ( .41***)                    ( .41***)                 ( .32***)
                                                                                           Physikalische
                                         Unfaire Beurteilung         Zeitdruck
    Gereiztheit                                                                         Umgebungsbelastungen
                                               ( .35***)             ( .30***)
                                                                                              ( .24***)

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     Folie 7
Erläuterung zu den Einflussfaktoren

                                                r = .54 ***
          Fachliche Unterstützung                             Arbeitsfreude

• Die Korrelation r (statistischer Zusammenhang) zwischen fachlicher
Unterstützung und Arbeitsfreude beträgt 0,54 (max.: 1,00; min.: 0,00;
max. negativ: -1,00).

• Der Zusammenhang ist damit stark (ab 0,1: gering, ab 0,3: mittel, ab
0,5: stark) und hochsignifikant (Irrtumswahrscheinlichkeit unter 0,1%,
entspricht ***).

• Es kann vermutet werden, dass im Beispiel bei den mindestens 50-
jährigen Beschäftigten das wahrgenommene Ausmaß fachlicher
Unterstützung die wichtigste Ursache für die Arbeitsfreude darstellt.

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  Außendienst und Vertrieb
  Folie 8
Pilotprojekt zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement
             im Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg

Ein Kooperationsprojekt zwischen:

                                                    Unfallkasse Berlin

unterstützt durch die:                             durchgeführt von der:

                                     Gesellschaft für Betriebliche Gesundheitsförderung mbH

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 Folie 9
Prozessteuerungscontrolling zur Korrektur von
                                    Zielabweichungen
                                                       Ziele
                Start-/Hypothesen-
                                                    aus Vertrag
                                                    (Planung u.
                     workshop
                                                  Überprüfung vom
                                                    Steuerkreis)

                                           • Krankenstandssenkung
                                              durch Potenzialerhöhung
                                           • Pilotprojekt zur internen Über-
                                             tragung auf weitere Bereiche
                                           • Arbeitsfähigkeit älterer
     Analysen
                                             Beschäftigter erhalten
                                                                                                   Prozess-
                                                                      Zielerreichungs-            evaluation
• AU-Auswertung der
  AOK-Daten
• Mitarbeiter/innen-                                                                      • Kurzfragebogen zum
  befragung                                                                                 Eigeneinsatz
                                                                                          • vorhandenes Führungs-
                                                         Umsetzung
                                                                                            kräftefeedback
                                                            der                           • Interviews
                                                       beschlossenen
                                                        Maßnahmen
    Entscheidung für
      Pilotbereiche                               • Intensivzirkel mit
                                                     Mitarbeiter/innen              Regelkreis
                                                  • Workshops mit
       AOK Berlin – Die Gesundheitskasse             Führungskräften
       Außendienst und Vertrieb
       Folie 10                                   • Arbeitsanalyse etc.
Ergebnisse: Mitarbeiterbefragung Bezirksamt
                                                                                                                                     Gesundheitspotenziale
                                                                                                                                       Identifikation                     52%
  Wirtschaftlich-
                                                                                                                        Info. u. Beteiligung Untern.                38%
 keitsindikatoren
                                                                                             Gesundheits-          Info. u. Beteiligung Arbeitsplatz                         61%
                   Leistungs-                                                                 indikatoren                       Arbeitsorganisation                         58%
                   kennzahlen                                                                                             Entscheidungsspielraum                                 65%
                                                                                              Arbeits-            Vollständigkeit d. Arbeitsaufgabe                             61%
                                                                                              freude (61 %)                   Lernen bei der Arbeit                             61%
                   Qualität
                                                                                              Selbstver-                     Entwicklungschancen              28%

                                                                                              trauen (69 %)                        faire Beurteilung                                    75%
                 Umsatz,                                                                                                            Anerkennung                       44%
                 Kosten etc.                                                                                                     Mitarbeiterführung                             60%
                                                                                                                   Unterstützung d. Führung (fachl.)                              66%
                                                                                                                                        Arbeitsklima                            60%
                                                                                             Stressbewältigung     Austausch mit Kollegen (fachl.)                              62%
                                                                                                                                                         Grad des Zutreffens

                                                                                                                                     Gesundheitsgefährdungen

                AU-Berichte,                                                                                                  Arbeitsplatzunsicherheit                35%
                                                                                                Gereiztheit
                Krankenstand                                                                                                                Zeitdruck                       49%
                 0,69%          7,52%
                                                                                                  (28 %)
                1,28%
           2,09%
        1,58%
                                                        21,75%

                                                                                                                         Unterbrechungen/Störungen                        41%
  5,91%
        2,39%
                                                                          A tmung
                                                                          Skelett
                                                                          Sym ptom e
                                                                                                Erschöpfung
                                                                          Verdauung
                                                                          Infektionen
                                                                          Verletzungen
                                                                                                   (42 %)                fachlichen Überforderungen              27%
                                                                          Psyche

8,59%                                                                     Kreislauf
                                                                          Nerven
                                                                          Urogenitalsystem
                                                                          Haut
                                                                                                                         physikal. Umgebungsbelast.                 28%
        9,90%
                                                                 19,78%
                                                                          andere
                                                                          Stoffwechsel
                                                                          Sonstige              Körperl. Beein-
                        5,25%
                                                6,86%
                                                                                                trächtigungen            ergonom.Umgebungsbelast.              22%
                                        6,41%

                                                                                                    (24 %)                                                  Grad des Zutreffens
                                        AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
                                        Außendienst und Vertrieb
                                        Folie 11
Ergebnisse: Mitarbeiterbefragung Bezirksamt

Insbesondere die Werte zur Identifikation und zu den Entwicklungschancen
(Aufstieg und Weiterbildung) lagen deutlich unter den Werten anderer
Befragungen (Identifikation: BA 52%, andere Befragungen 75%;
Entwicklungschancen: BA 28%, andere Befragungen 44%).
Die persönliche Anerkennung wurde ebenfalls deutlich kritischer als in
anderen Befragungen eingeschätzt, allerdings ist die Differenz der Skala
nicht ganz so gravierend, da der Anerkennungs-Aspekt Entlohnung
vergleichsweise positiver eingeschätzt wurde.
Information und Beteiligung erschienen dem Steuerkreis außerdem als
verbesserungswürdig.

    AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
    Außendienst und Vertrieb
    Folie 12
Entscheidung für zwei Pilotbereiche
                                      Entscheidungs-
     Ausgangspunkt                    grundlage              Weiteres Vorgehen

     Wenig Identifikation,            Rangreihenfolge        Intensivzirkel zur
     Information und                  der Bereiche des       Feinanalyse in
     Beteiligung sowie                Bezirksamtes           beiden Bereichen
     Anerkennung                                             Führungskräfte-
                                                             workshop unter
                                                             Berücksichtigung
     Potenziale mit                   Bereich A als bester   der Befragungs-
     großem Einfluss auf              Bereich mit hohem      ergebnisse sowie
     Gesundheit und                   Alterdurchschnitt      der Erkenntnisse
     Wohlbefinden                     (63,8% sind 50+)       aus dem
                                      Bereich B als          Intensivzirkel
                                      problematischer        Veröffentlichung der
                                      Bereich mit            Erkenntnisse
                                      jüngerem
                                      Altersdurchschnitt
                                      (26,4% sind 50+)
AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
Außendienst und Vertrieb
Folie 13
Best-Practice-Vorgehensweisen aus Bereich A
Umgang mit Veränderungen

Praxis
• frühzeitige Information über anstehende Veränderung
• Einbezug der Mitarbeiter/innen bei der Umsetzung von Veränderungen

Wirkung
• Veränderungen können als Chance zur Weiterentwicklung erlebt werden
• erfolgreiche Bewältigung von Veränderungen stärken das Team u. den Einzelnen

    AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
    Außendienst und Vertrieb
    Folie 14
Ergebnis Arbeitsanalyse Bereich A

Arbeitsanalyse in einem Bereich mit vielen älteren
Beschäftigten zeigte u.a.:
 Das Thema Respekt / respektvoller Umgang spielt eine große Rolle,
  allerdings unter den Überschriften Status und Ausbildung
  (Wertschätzung der spezifischen Tätigkeiten des Bereichs, Ton in dem
   Arbeitsaufträge erteilt werden)

 Ausreichende Schulungen, Rückendeckung bei Fehlern sowie eine
  große Offenheit für (auch wiederholte) Fragen puffern mögliche fachliche
  Überforderungen bei Neuerungen (Arbeitsorganisation, Software, e-cash
  etc.) ab. Eine kritische Haltung gegenüber Neuerungen resultiert dagegen
  aus der Befürchtung, dass angesichts der Sparmaßnahmen in der
  Berliner Verwaltung eine Bedrohung für die Arbeitsplätze besteht.

   AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
   Außendienst und Vertrieb
   Folie 15
Zusammenfassung: Gesunderhaltung älterer Beschäftigter
•     Unterscheidung: fixe (biologisch bedingte Abbauprozesse) und
      variable, beeinflussbare Größen (z.B. Gesundheitspotenziale)
•     Gesundheitspotenziale ermöglichen Kompensation
      altersbedingter Abbauprozesse
•     Eine zielgerichtete Stärkung der Gesundheitspotenziale älterer
      Beschäftigter kann durch eine altersbezogene Auswertung des
      Gesundheitsindikatorensystems gefördert werden (GIS 50+):
      •       Wie ist das gesundheitliche Befinden der älteren Beschäftigten?
      •       Welche Potenziale werden von den Älteren zur Gesunderhaltung
              genutzt?
      •       Welche Potenziale sollten zielgerichtet im Hinblick auf die
              Gesunderhaltung Älterer gestärkt werden?

    AOK Berlin – Die Gesundheitskasse
    Außendienst und Vertrieb
    Folie 16
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