ARBEITSMARKTPOLITIK IM JAHR 2010 - Bundesministerium
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ARBEITSMARKTPOLITIK IM JAHR 2010
Dieser Bericht sowie eine ausführliche Zusammenstellung von Arbeitsmarktdaten und ein Kurzbe- richt zur aktuellen Entwicklung am Arbeitsmarkt sind auch unter folgenden Adressen verfügbar: http://www.bmask.gv.at/cms/site/liste.html?channel=CH0694 Ausführliche Standardtabellen zur Arbeitslosigkeits- und Beschäftigungsentwicklung in Österreich finden Sie ferner unter den Web-Adressen: http://www.dnet.at/elis/ http://www.dnet.at/bali/ IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz %0$6. 6WXEHQULQJ :LHQ ì Für den Inhalt verantwortlich: Sektion VI des BMASK, $3)7($0ìRedaktion: Eva Auer, Dagmar Brandstätter, Andreas Buzek, Brigitte Clemenz, Manfred Clemenz, Hannes Edlinger, Claudia Friedenthal, Marlies Gatterbauer, Peter Grahofer, Sabine Hafner, Willy Koldus, Nicole Nemecek, Silvia Perfler, Sonja Schmöckel, Thomas Schüller ISBN: 978-3-85010-272-8 ì Layout:6,*0$7$86WXPPYROO.*ì Druck: BMASK, Zentraler Dienst Herstellungsort: :LHQ -XOL ì Bestellinformation: Zu beziehen bei BMASK-Bestellservice 0800/20 20 74 oder https://broschuerenservice.bmask.gv.at. Alle Rechte vorbehalten: Jede Verwertung (auch auszugsweise) ist ohne schriftliche Zustim- mung des Medieninhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für jede Art der Vervielfältigung, der Übersetzung, der Mikroverfilmung, der Wiedergabe in Fernsehen und Hörfunk, sowie der Verarbeitung und Einspeicherung in elektronische Medien, wie z. B. Internet oder CD-Rom.
INHALT ZUSAMMENFASSUNG 3 1 ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN 5 2 GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK 11 3 AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK 19 3.1 AUSGABEN FÜR AKTIVE UND AKTIVIERENDE AREITSMARKTPOLITIK IM INTERNATIONALEN VERGLEICH 21 3.2 AUFWENDUNGEN NACH SOZIOÖKONOMISCHEN GRUPPEN 22 4 LEISTUNGSBILANZ DES ARBEITSMARKTSERVICE UND DER AKTIVEN ARBEITSMARKTPOLITIK 25 4.1 ARBEITSVERMITTLUNG DURCH DAS ARBEITSMARKTSERVICE (AMS) 25 4.2 ARBEITSMARKTFÖRDERUNG DES ARBEITSMARKTSERVICE (AMS) 28 4.3 ARBEITSMARKTPOLITIK FÜR JUGENDLICHE 31 4.4 KURZARBEIT 2009/2010 35 4.5 NEUE ENTWICKLUNGEN IN DER AUSLÄNDERBESCHÄFTIGUNG 38 5 WIRKUNGEN DER ARBEITSMARKTPOLITIK UND KOSTEN DER ARBEITSLOSIGKEIT 43 5.1 GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTLASTUNGS- UND BESCHÄFTIGUNGSEFFEKTE DER ARBEITSMARKTPOLITIK 43 5.2 FISKALISCHE KOSTEN DER ARBEITSLOSIGKEIT 44 6 EXISTENZSICHERUNG BEI ARBEITSLOSIGKEIT - ARBEITSLOSENVERSICHERUNG 47 6.1 LEISTUNGEN 47 6.2 VORAUSSETZUNGEN DES ANSPRUCHS AUF ARBEITSLOSENGELD 47 6.3 HÖHE DES ARBEITSLOSENGELDES 49 6.4 NOTSTANDSHILFE 51 6.5 ÜBERGANGSGELD 52 6.6 BEVORSCHUSSUNG VON LEISTUNGEN AUS DER PENSIONSVERSICHERUNG 52 6.7 LEISTUNGEN ZUR BESCHÄFTIGUNGSFÖRDERUNG 52 6.8 SANKTIONEN 54 7 EFFEKTIVER RESSOURCENEINSATZ DURCH DAS ARBEITSMARKTSERVICE 57 8 ARBEITSKRÄFTEÜBERLASSUNG UND PRIVATE ARBEITSVERMITTLUNG 2010 59 ARBEITSMARKTDATEN FÜR DAS JAHR 2010, FÖRDERUNGEN UND BEIHILFEN DES AMS IM JAHR 2010 61 1
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ZUSAMMENFASSUNG In den ersten Monaten des Jahres 2010 hat sich die allmähliche Entspannung am Arbeitsmarkt fortgesetzt. In der Folge stieg (begünstigt auch durch den verhältnismäßig frühen Ostertermin) im März 2010 erstmals wieder die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahr an während die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen rückläufig war. Hauptursache für diese Entwicklung war die positive Entwicklung in der Exportwirtschaft. Aufgrund des raschen Reagierens der Arbeitsmarktpolitik mit einem beträchtlichen Ausbau der Kurzarbeitsbeihilfen und deutlich verstärkten Qualifizierungsmaßnahmen konnte der Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem in der besonders betroffenen gewerblichen und industriellen Warenproduktion und der damit eng verbundenen Arbeitskräfteüberlassung deutlich gedämpft werden. Nicht zuletzt auf Grund der gesetzten umfangreichen konjunktur- und arbeitsmarkt- politischen Maßnahmen hat sich bereits im letzten Quartal 2009 und in der weiteren Folge auch im ersten Quartal 2010 die Arbeitsmarktlage wieder einigermaßen beruhigt. Im März 2010 war die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Männer mit -2,8% sogar erstmals wieder rückläufig. Die Arbeitslosigkeit der Frauen – die während des Gesamtjahres 2009 mit +14,2% nur halb so stark wie die der Männer zugenommen hat – ist im März 2010 konstant geblieben. Im europäischen Vergleich wies Österreich 2010 mit 4,4% die niedrigste Arbeitslosenquote auf (EU-27: 9,6%). Österreich lag 2010 mit einer Beschäftigungsquote lt. Eurostat von 71,7% nach den Niederlanden, Dänemark und Schweden an vierter Stelle innerhalb der Europäischen Union (EU-27: 64,2%). Die Mittel für aktive und aktivierende arbeitsmarktpolitische Maßnahmen erreichten im Jahr 2010 rund 2.288 Mio. €. Das aktive Förderbudget des Arbeitsmarktservice betrug dabei rund 1.324 Mio. €. Der Anteil der aktiven und aktivierenden Aufwendungen an den Gesamtausgaben der Gebarung Arbeitsmarktpolitik ist damit seit dem Jahr 2002 um 14 Prozentpunkte auf nunmehr 36% gestiegen. Im Voranschlag der Gebarung Arbeitsmarktpolitik wird das Rekordmittelniveau für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik des Arbeitsmarktservice Österreich bei einer sich verbessernden aber weiterhin schwierigen Arbeitsmarktlage 2011 annähernd stabilisiert. Im Jahr 2010 wurden insgesamt 441.052 Personen (davon 213.870 Frauen) in AMS-Förder- maßnahmen einbezogen bzw. 1.125.238 Förderfälle neu genehmigt. Der Großteil der Förde- rungen ist dem Bereich der Qualifizierungen, im Speziellen den Bildungsmaßnahmen, zuzu- ordnen (78,7% der Personen); die wichtigsten Beschäftigungsförderungsinstrumente (22,1% der Personen) sind die Eingliederungsbeihilfe und die sozialökonomischen Betriebe sowie die gemeinnützigen Beschäftigungsprojekte. In den Bereich der Unterstützungsmaß- nahmen fallen die Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, die Kinderbetreuungsbeihilfen und das Unternehmensgründungsprogramm (21,2% aller Personen). 3
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ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN 1. ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN Die Entwicklungen im Jahr 2010 » Trendwende am Arbeitsmarkt – erstmals seit Beginn der internationalen Wirtschaftskrise Ende des Jahres 2008 nahmen im März 2010 die vorgemerkten Arbeitslosen ab, während die unselbständig Beschäftigten leicht anstiegen. Diese Entwicklung hat sich im Laufe des Jahres fortgesetzt und deutlich verstärkt. Bereits im 1. Halbjahr 2010 nahm die Arbeitslosigkeit mit -0,6% (Männer: -1,7%, Frauen: +1,2) ab. In der zweiten Jahreshälfte fiel die Reduktion der Arbeitslosigkeit mit -6,9% (Männer: -9,8%, Frauen: -3,0%) sehr deutlich aus. » Geschlechtsspezifisch differenziert profitierten Frauen im Jahresdurchschnitt 2010 etwas stärker vom Anstieg der Beschäftigung als Männer: Bei den Männern betrug die Zunahme der aktiv Beschäftigten +0,5%, bei den Frauen +1,1%. Für die Zunahme der Beschäfti- gung bei den Männern war vorwiegend die Arbeitskräfteüberlassung, bei den Frauen das Gesundheits- und Sozialwesen ausschlaggebend. Die Arbeitslosigkeit ist bei Männern 2010 viel deutlicher gesunken als bei Frauen: Von Juni 2010 bis Oktober 2010 waren sogar Rückgänge von über 10% bei den Männern zu konstatieren. Dies ist auf die Erholung der Konjunktur zurückzuführen, die sich besonders günstig auf die exportorientierten Bereiche der Wirtschaft ausgewirkt hat: Die Abnahme der Männerarbeitslosigkeit war in der männerdominierten Warenproduktion und der damit verbundenen Arbeitskräfteüberlassung überdurchschnittlich. » Der Beschäftigungszuwachs bei den Frauen erfolgte in erster Linie aus der so genannten „stillen Reserve“ (deutlicher Anstieg der aktiv Beschäftigten von +16.194 begleitet von einem Rückgang der Arbeitslosigkeit von -1.050). » Auch die Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 24-jährigen Männern hat sich in Folge des Kon- junkturaufschwungs günstig entwickelt: Im 1. Halbjahr war eine Abnahme von -6,1% zu verzeichnen, die sich im 2. Halbjahr 2010 auf -11,5% gesteigert hat. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit von ab 50-jährigen Männern hat sich im 1. Halbjahr auf +3,5% abgeflacht. Im 2. Halbjahr 2010 war bereits eine Reduktion von -3,2% festzustellen. BESCHÄFTIGUNG Bedingt durch den internationalen Konjunkturaufschwung und seine positiven Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt stieg die Zahl der unselbständigen Beschäftigungsver- hältnisse im Jahresdurchschnitt 2010 – laut den veröffentlichten Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger – um +21.187 (+0,6%) auf 3.360.238 gegenüber dem Vorjahr. Lässt man die Präsenzdiener und Personen in Elternkarenz mit aufrechtem Dienstverhältnis außer 5
ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN Acht, so ergibt sich im Jahresdurchschnitt eine Zunahme der aktiv Beschäftigten von +25.526 (+0,8%) auf 3.260.013. Jänner bis Februar 2010 hat sich der Rückgang der Beschäftigung weiter abgeschwächt und im März 2010 ist die Beschäftigung wieder leicht gestiegen. Diese Entwicklung hat sich im Zuge der Erholung des Arbeitsmarktes im Jahr 2010 deutlich verstärkt. Laut WIFO Prognose (März 2011) setzt sich der Aufschwung weiter fort und wird im Jahr 2011 zu einem realen BIP-Wachstum von +2,5% führen.1 ARBEITSLOSIGKEIT Nach dem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahr 2009 hat sich im Jänner und Februar 2010 die Zunahme der Arbeitslosigkeit deutlich abgeschwächt. Im März 2010 war das erste Mal wieder ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu konstatieren – diese positive Entwicklung hat sich im Laufe des Jahres 2010 verfestigt. Ab Juni 2010 war die Zahl der beim AMS vorgemerkten Personen auch unter Einrechnung der SchulungsteilnehmerInnen rückläufig. Parallel zum Rückgang der Arbeitslosigkeit ist im März 2010 auch wieder die Beschäftigung angestiegen. Der Anstieg der Beschäftigung verstärkte sich zunehmend – ab August 2010 bis Dezember 2010 waren Anstiege bei den unselbständig Beschäftigten von über 40.000 zu verzeichnen. In der Folge hat seit April 2010 das Arbeitskräftepotential wieder zugenommen. Im Jahresdurchschnitt 2010 ist das Arbeitskräftepotential mit +11.660 (+0,3%) auf 3.611.020 leicht gestiegen, während der Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen mit -9.527 bzw. -3,7% auf 250.782 zurückgegangen ist. Männer haben vom Rückgang der Arbeitslosigkeit seit März 2010 überproportional profitiert (siehe Grafik).2 Im Jahresdurchschnitt 2010 waren 89% des Rückgangs der Arbeitslosigkeit den Männern zuzurechnen (-8.477 oder -5,5% auf 145.106). Bei den Frauen ist die Abnahme der Arbeitslosigkeit mit -1.050 (-1,0%) auf 105.676 geringer ausgefallen. Differenziert nach Sektoren zeigt sich, dass sowohl im traditionell männerdominierten Pro- duktionsbereich3 als auch im Tertiärsektor4 Männer vom Rückgang der Arbeitslosigkeit deut- lich stärker profitierten: Im Sekundärsektor betrug die Abnahme bei den Männern -5.449 (Frauen -2.060), im Tertiärsektor -2.920 (Frauen +590). 1 Im Jahr 2010 war das reale BIP bei +2,0%. 2 Allerdings waren Männer das gesamte Jahr 2009 in viel stärkerem Ausmaß vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen. 3 Frauenanteil bei den Beschäftigten 21% bzw. bei den Arbeitslosen 19% 4 Frauenanteil bei den Beschäftigten 54% bzw. bei den Arbeitslosen 49% 6
ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN VERÄNDERUNG DER ARBEITSLOSIGKEIT NACH GESCHLECHT ZUM VERGLEICHSMONAT DES VORJAHRES IN % DYNAMIK DES ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTES In Österreich werden pro Jahr rund 1,6 Millionen unselbständige Beschäftigungsverhältnisse neu aufgenommen und 1,5 Millionen wieder beendet. Von den 1,6 Millionen Zugängen in Beschäfti- gung wechselten 282.000 Personen direkt aus einem anderen unselbständigen Beschäftigungs- verhältnis, 38.000 hatten vorher ein selbständiges Beschäftigungsverhältnis, 560.000 kamen aus einer Arbeitsmarktservice-Vormerkung und 719.000 aus der Position „Out of Labour Force“. Der Bestand unselbständig Beschäftigter Ende Dezember 2010 (3.200.000) ergibt sich aus dem Bestand Ende Dezember 2009 (3.148.000) plus den Zugängen in unselbständige Beschäftigung (rd. 1,6 Millionen) abzüglich der Abgänge aus unselbständiger Beschäftigung (rd. 1,5 Millionen). Mit einer durchschnittlichen Fluktuationsrate5 von 49% kann damit der österreichische Arbeits- markt als hoch dynamisch bezeichnet werden. Allerdings ist eine relativ starke Konzentration auf einzelne Branchen festzustellen: Im Saisonbereich weist die Land- und Forstwirtschaft eine Rate von 262% auf, der Tourismus von 143% und im Bauwesen beträgt die Fluktuationsrate 72%. Im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung wird eine Fluktuation von 93% gemessen und in der Arbeitskräfteüberlassung 162%. 5 Fluktuation (Anzahl Anmeldungen + Anzahl Abmeldungen)/(2* durchschnittlicher Beschäftigtenstand); Quelle: mon_erwerb_chg und mon_erwerb_epi 7
ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN ARBEITSMARKTDYNAMIK IN ÖSTERREICH 2010 Datenquelle: AMS DWH Erwerbskarrierenmonitoring, Hauptverband der Sozialversicherungsträger; Stand der Daten 1.06.2011; gerundete Werte DAUER VON BESCHÄFTIGUNGSEPISODEN IN TAGEN (2010) 8
ARBEITSMARKTENTWICKLUNG – DYNAMISCHE ANPASSUNG AN STRUKTURELLE ÄNDERUNGEN Ein unselbständiges Beschäftigungsverhältnis hat in Österreich im Jahr 2010 durchschnittlich rund 618 Tage gedauert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Dauer um 55 Tage gesunken. Die längsten Beschäftigungsverhältnisse verzeichnen die Wirtschaftsabschnitte Exterritoriale Organisationen mit 1.841 Tagen, die Energieversorgung mit 1.557 Tagen und Finanz- und Versicherungsdienst- leistungen mit 1.542 Tagen. Am unteren Ende der Skala finden sich die Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (darunter die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften) mit 269 Tagen, der Tourismus mit 233 Tagen sowie die Land- und Forstwirtschaft mit 129 Tagen. ARBEITSMARKTKENNZIFFERN AUF EINEN BLICK Veränderung gegenüber Vorjahr 2010 absolut in % Unselbständig Beschäftigte 3.360.238 + 21.187 + 0,6 Arbeitslose Jahresdurchschnitt 250.782 - 9.527 - 3,7 Langzeitarbeitslose > 6 Monate 33.902 - 1.941 - 5,4 darunter > 12 Monate 6.696 - 66 - 1,0 Zugänge in Arbeitslosigkeit 1.003.496 - 8.196 - 0,8 Abgänge in Arbeitslosigkeit 1.166.199 + 29.792 + 2,6 Zugänge an offenen Stellen 404.733 + 50.575 + 14,3 Arbeitslosenquote (Register) 6,9% - 0,3 Arbeitslosenquote (EU-Kriterien) 4,4% - 0 Quelle: AMS DWH, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, EUROSTAT 9
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GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK 2 GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK Der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz hat nach dem Arbeitsmarktförde- rungsgesetz (AMFG) mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zur Erreichung und Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung und zur optimalen Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes beizutragen. Die Aufgaben des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz gegenüber dem Arbeitsmarktservice richten sich nach dem Arbeitsmarktservicegesetz (AMSG), in dem der Arbeitsmarktpolitik die Aufgabe zugewiesen wird, im Rahmen der Vollbeschäftigungspolitik der Bundesregierung zur Verhütung und Beseitigung von Arbeitslosigkeit unter Wahrung sozialer und ökonomischer Grundsätze auf ein möglichst vollständiges, wirtschaftlich sinnvolles und nachhaltiges Zusammenführen von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage hinzuwirken. Dadurch sollen die Versorgung der Wirtschaft mit Arbeitskräften und die Beschäftigung aller Personen, die dem österreichischen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, bestmöglich gesichert werden. Dies schließt die Sicherung der wirtschaftlichen Existenz während der Arbeitslosigkeit im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen ein. Das Arbeitsmarktservice konzentriert sich in der Umsetzung der Arbeitsmarktpolitik im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen auf die Erbringung folgender Leistungen: » Vermittlung von geeigneten Arbeitskräften auf Arbeitsplätze » Unterstützung bei der Beseitigung von Vermittlungshemmnissen » Maßnahmen zur Steigerung der Transparenz des Arbeitsmarktes » Verringerung der quantitativen oder qualitativen Ungleichgewichte zwischen Arbeitskräf- teangebot und -nachfrage durch arbeitsmarktbezogene Um- und Nachschulungen sowie Höherqualifizierung » Erhaltung von Arbeitsplätzen, wenn dies im Sinne einer aktiven Arbeitsmarktpolitik ist » Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Arbeitslosen im Rahmen der Arbeitslosenver- sicherung Die Vermittlung von Arbeitskräften (und damit die Abdeckung der offenen Stellen) und die mate- rielle Existenzsicherung durch die Gewährung von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe bilden dabei sowohl eine funktionale als auch eine institutionelle Einheit, durch die gewährleistet wird, dass der Grundsatz „Aktivierung vor passiver Leistungsgewährung“ zum Tragen kommt. Derzeit wird die Arbeitsmarktpolitik nach den Zielvorgaben des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz an das Arbeitsmarktservice zur Durchführung der Arbeits- marktpolitik aus dem Jahr 2010 durchgeführt. Die aktuellen Vorgaben peilen folgende arbeits- marktpolitische Ziele an: Ziel ist es, » im Sinne von Chancengleichheit der Ausgrenzung von Personen oder Personengruppen am Arbeitsmarkt entgegen zu wirken; » die Arbeitslosigkeit, vorzugsweise durch Vermittlung auf offene Stellen, möglichst kurz zu halten; » die von Langzeitbeschäftigungslosigkeit bedrohten Menschen unter Einsatz arbeitsmarkt- politischer Instrumente möglichst nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren; » den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsprozess auf möglichst hohem individuellen Einkommens- und Qualifikationsniveau anzustreben; 11
GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK » die Gleichstellung der Geschlechter zu forcieren und der geschlechtsspezifischen Arbeits- marktsegregation zu begegnen; » die Effektivität und die Effizienz von Maßnahmen weiter zu steigern; » Early Intervention weiterzuentwickeln; » die berufsfachlichen Potenziale von Personen mit Migrationshintergrund sichtbar und nutz- bar zu machen; » offene Stellen möglichst passgenau und rasch abzudecken; » Beratung und Unterstützung bei der Vorbereitung und Aufnahme einer selbständigen Erwerbs- tätigkeit zur Vermeidung bzw. Beendigung von Arbeitslosigkeit anzubieten; » Menschen möglichst in Beschäftigung zu halten, auch unter Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente; » Zeiten der unfreiwilligen Unterbeschäftigung (z. B.: Kurzarbeit, Saisonarbeitslosigkeit) für Qualifizierungen zu nützen; » zukunftssichere und zielgruppenadäquate Qualifikationsinhalte bzw. Qualifikationen zu konzipieren und anzubieten; » die Qualität und Nachhaltigkeit der Qualifizierungsmaßnahmen zu kontrollieren und zu verbessern; » ausreichende Existenzsicherung während der Qualifizierung zu gewährleisten; » das Instrument der individuellen Beratung und Betreuung von Arbeitsuchenden mit häu- figen/längeren Arbeitslosigkeitsperioden mit dem Ziel, eine verbesserte und nachhaltigere Arbeitsmarktintegration zu erreichen (z. B. durch gezielte umfassende Begleitung des Reintegrationsprozesses – Casemanagement) weiterzuentwickeln; » den Betrieben Beratung anzubieten, damit die sowohl neue Arbeitszeitmodelle als auch neue Qualifizierungsmöglichkeiten für ihre Beschäftigten schaffen und fördern, wobei auf die geschlechtsspezifische Verteilung von Arbeitszeit besonders Rücksicht zu nehmen ist; » die frühzeitige Arbeitslosmeldung mit starker Betonung zur Selbstbedienung – ohne Einschränkung von sonstigen Dienstleistungen – zu forcieren; » die Transparenz am Arbeitsmarkt zu erhöhen; » die KundInnenorientierung zu forcieren und eine passgenaue Vermittlung anzubieten; » die Qualität und Transparenz des EDV-Systems zu gewährleisten. Über die Zielerreichung erstattet das Arbeitsmarktservice jährlich Bericht an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Für 2010 bzw. 2011 sollen folgende Ergebnisse hervorgehoben werden: » Das Arbeitsmarktservice Österreich hat den internationalen Vergleich mit anderen öffent- lichen Arbeitsmarkt-Organisationen in Europa initiiert und ist federführend beim EU-Projekt „Mutual Learning – Benchmarking among PES“. Im Jahr 2010 haben insgesamt 22 öffent- liche Arbeitsverwaltungen aus Belgien, Deutschland, England, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Malta, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz, Slowenien, Ungarn, Tschechien und Zypern teilgenommen. Aufgrund unter- schiedlicher Aufgaben, Ziele, Prioritäten und Messmethoden können die Ergebnisse nur bedingt verglichen werden. Jedoch lässt sich aus den erreichten Positionen ablesen, dass das AMS Österreich im internationalen Vergleich insgesamt ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Es liegt damit unter den besten Arbeitsmarktverwaltungen Europas. Die Ergebnisse sind umso erfreulicher, als seit 2008 alle Ergebnisse des AMS einen positiven Trend aufweisen. Das AMS Österreich erzielt sehr gute Ergebnisse bei den Indikatoren „KundInnen-Zufriedenheit bei 12
GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK Arbeitssuchenden und Unternehmen“, „Arbeitslose rasch in Beschäftigung bringen“ sowie „Arbeitsaufnahmen nach Qualifizierung“. Entwicklungspotentiale gibt es in den Bereichen „offene Stellen besetzen bzw. rasch besetzen“ und „Marktanteil bei offenen Stellen“. Ziel des Projektes ist jedoch kein Ranking, sondern das Lernen voneinander. Der Datenvergleich ermöglicht eine gezielte Identifizierung von guten Vorgangsweisen anderer Arbeitsmarkt- verwaltungen. Auch hier schneidet das AMS Österreich mit Nachweisen der Übernahme von gut gestalteten Prozessen aus anderen Organisationen im Vergleich zu anderen Arbeitsmarkt- Organisationen sehr gut ab. » Die ServiceLines des AMS sind Ausdruck der KundInnenorientierung und leisten einen wich- tigen Beitrag zur bewussten Steuerung der KundInnen, indem sie die rasche und unbüro- kratische Erledigung einfacher Anliegen per Telefon ermöglichen. Im Jahr 2010 wurden in den ServiceLines in Summe 4,6 Millionen Anrufe beantwortet. Insgesamt stiegen die Anrufe um 1% gegenüber dem Vorjahr, das bedeutet eine Stabilisierung des Anrufvolumens auf hohem Niveau. 2010 konnte das Dienstleistungsangebot der ServiceLines weiter ausgebaut werden: Neu hinzugekommen sind die telefonische Wiederanmeldung nach kürzerer Unter- brechung, die Bewerbung des eAMS-Kontos, die systematische telefonische Unterstützung der KundInnen bei Fragen rund um die Nutzung der e-Services sowie die standardisierte Information von Wiedereinsteigerinnen. » Der eJob-Room war auch im Jahr 2010 mit rund 73.000 Stellenangeboten und durchschnitt- lich rund 200.000 Bewerbungen Österreichs größte Jobbörse und die ideale Plattform für Unternehmen und Arbeitssuchende. Der eJob-Room wurde 2010 pro Monat mit 25 Mio. Page Views im nicht registrierten und rund 4 Mio. Page Views im registrierten Zugang sehr intensiv genutzt. Der AMS-Jobroboter, eine Suchmaschine, die auf den Webseiten österreichischer Unternehmen mittels speziell entwickelter Kriterien nach offenen Stellen sucht, wurde auch 2010 weiter verbessert, um die Treffergenauigkeit und die Benutzerfreundlichkeit zu opti- mieren. » Mit dem eAMS-Konto für Arbeitskräfte, dem persönlichen Zugang zum AMS via Internet, können KundInnen Vermittlungsvorschläge des AMS erhalten, Eigenbewerbungen dokumentieren, Änderungen der persönlichen Daten bekannt geben, Bezugs- und Vormerkbestätigungen selbst ausdrucken oder Einsicht in die Termine nehmen. Seit Juni 2010 kann über das eAMS- Konto auch ein Antrag auf Arbeitslosengeld und andere Leistungen online gestellt werden. 2010 hatten 126.831 Personen ein aktives eAMS-Konto, damit hat sich gegenüber 2009 die Zahl der UserInnen verdoppelt. » Mit dem eAMS-Konto für Unternehmen, welches im Jahr 2010 online ging, haben Unternehmen die Möglichkeit, eine Reihe von Services unabhängig von den AMS-Geschäftszeiten online zu nutzen. Bereits 2.300 Einzelunternehmen sowie knapp 100 Unternehmen mit Filialstruktur nutzten 2010 dieses Tool. » Seit dem Jahr 2004 werden quartalsweise Befragungen zur KundInnenzufriedenheit direkt in die strategische und operative Planung des AMS aufgenommen. Die Ergebnisse bei der Gesamtzufriedenheit zeigen sowohl bei den Arbeitsuchenden als auch bei den Unternehmen einen stetigen Aufwärtstrend. Ein besonderer Erfolg ist auch die kontinuierliche Annäherung des Zufriedenheitsniveaus der beiden KundInnengruppen: Der Zufriedenheitswert der Arbeit- suchenden erreichte 2009 erstmals ein höheres Niveau als die Unternehmen, 2010 setzte sich dieser Trend fort. Im Jahr 2010 waren 75% der befragten Arbeitssuchenden mit dem AMS sehr zufrieden bzw. zufrieden (so genannter Top-Box Wert 1+2 auf einer sechsstufigen Skala; 2009: 74,7%). Die BeraterInnen, die Lösungsorientierung der Beratung, die Stellen- vermittlung und die Unterstützung bei der Antragstellung haben bei den Arbeitsuchenden 13
GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK den größten Einfluss auf die Gesamtzufriedenheit. Die Abwicklung der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung funktioniert optimal: 83% der Befragten beurteilen die Abwicklung und die Betreuung bei der Antragstellung auf Arbeitslosengeld bzw. Notstands- hilfe als sehr zufriedenstellend bzw. zufriedenstellend. Eine Stärke des AMS liegt nach wie vor bei seinen BeraterInnen: Besonders positiv beurteilen die Arbeitsuchenden ihre Bera- terin / ihren Berater hinsichtlich der Kriterien „Vereinbarungen einhalten“, Zeit, die sich Beraterin / Berater für die Arbeitsuchende / den Arbeitsuchenden nimmt“ sowie „Fach- wissen“ und „Verständnis“. Das AMS konnte im Jahr 2010 den Anteil an sehr zufriedenen bzw. zufriedenen Unternehmen mit 73,1% der befragten Unternehmen im Vergleich zu Vorjahr in etwa auf dem hohen Niveau von 2009 (74,7%) halten. Während die BeraterInnen und die Informationen zu Förderungen 2010 etwas kritischer als 2009 beurteilt wurden, konnte die Zufriedenheit mit der Abwicklung von Förderungen weiter gesteigert werden (2009: 86,3%; 2010: 88,1%). » Durch das Data Warehouse-Projekt des Service für Arbeitssuchende des AMS ist eine integ- rierte prozessbezogene Betrachtung des Betreuungsverlaufes aller vorgemerkten KundInnen möglich: z. B. arbeitsmarktpolitische Interventionen (Vermittlungsvorschläge, Förderungen, Kontakte), Betreuungspläne und ein Verbleibsmonitoring. Im Jahresdurchschnitt 2010 wurde für 93,2% der sofort verfügbaren arbeits- oder Lehrstellen suchenden KundInnen ein gemeinsamer Betreuungsplan erarbeitet. Besonders für Jugendliche bis 19 Jahre und junge Erwachsene bis 24 Jahre ist die Betreuungsvereinbarung eine wesentliche Orientierungshilfe bei der Arbeitssuche. Diese Zielvorgaben stehen in engem Zusammenhang mit den Leitlinien für beschäftigungs- politische Maßnahmen der Mitgliedsstaaten im Rahmen von „Europa 2020 – Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ mit der Verpflichtung der Mitglieds- staaten, folgende Grundzüge umzusetzen: » Erhöhung der Beschäftigungsquote von Frauen und Männern, Abbau der strukturellen Arbeitslosigkeit und Förderung der Arbeitsplatzqualität » Heranbildung von Arbeitskräften, deren Qualifikationen den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen und Förderung des lebenslangen Lernens » Steigerung der Qualität und Leistungsfähigkeit der allgemeinen und beruflichen Bildungs- systeme auf allen Ebenen und Verbesserung des Zugangs zur Hochschulbildung oder zu einer gleichwertigen Bildung sowie » Bekämpfung von gesellschaftlicher Ausgrenzung und Armut Die Europa 2020 Strategie sieht vor, dass jedes Mitgliedsland bis spätestens Ende April jedes Jahres ein Nationales Reformprogramm für Wachstum und Beschäftigung vorlegt. Österreich hat Mitte November 2010 einen Entwurf des Nationalen Reformprogramms an die Europäische Kommission übermittelt. Die Struktur des Entwurfs orientiert sich an den Vorstellungen der Europäischen Kommission und listet in Entsprechung der Europa 2020 Kernziele fünf nationale Ziele auf und behandelt als weiteren Bereich das Themenfeld Unternehmertum und Wettbewerb. Die fünf nationalen Ziele wurden im Ministerrat am 05. Oktober 2010 beschlossen. Der vorliegende Entwurf informiert in groben Zügen über die Reformschwerpunkte, die für die arbeitsmarktpolitischen Ziele relevanten Teile sind die Kernziele Beschäftigung und in Teil- bereichen die Verminderung der Armut und sozialen Ausgrenzung. 14
GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK KERNZIEL BESCHÄFTIGUNG: NATIONALE ZIELSETZUNG Unter den 20- bis 64- Jährigen Frauen und Männern wird eine Beschäftigungsquote von 77 bis 78% angestrebt, der Fokus soll dabei vor allem auf einer deutlich stärkeren Erwerbsbeteiligung älterer ArbeitnehmerInnen, insbesondere durch die Anhebung des effektiven Pensionsantritts- alters liegen. Weiteres Augenmerk soll auf die Qualität der Arbeit sowie die Beschäftigung von Frauen, und (jugendlichen) MigrantInnen gelegt werden. Zur Zielerreichung soll ein wirksames Monitoring für diese Subgruppen eingesetzt werden. Die Maßnahmen sollen dazu dienen, das langfristige Wachstumspotenzial der österreichischen Volkswirtschaft angesichts einer zunehmend alternden Bevölkerungsstruktur abzusichern, die Beschäftigung zu erhöhen und finanzielle Nachhaltigkeit sicherzustellen. HERAUSFORDERUNGEN UND (GEPLANTE) MASSNAHMEN » Arbeitsmarktbeteiligung älterer ArbeitnehmerInnen: Die Arbeitsmarktintegration von Älteren zählt zu den Prioritäten und Schwerpunkten der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bildungspolitik. In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die darauf abzielten, die Anreize für ältere ArbeitnehmerInnen zu erhöhen, länger in Beschäftigung zu bleiben: z. B. Entfall des AlV-Beitrages für Ältere, Kombi- lohn-Neu, „Active-Ageing“ Schwerpunkt im Rahmen des ESF und Reform der Altersteilzeit. Seit 2004 sind auch deutliche Erfolge nachweisbar. Die Beschäftigungsquote älterer Arbeit- nehmer konnte von 28,8% im Jahr 2004 auf 41,1% im Jahr 2009 (lt. Eurostat) kontinuierlich angehoben werden. Sie liegt aber immer noch deutlich unter dem EU-27 Durchschnitt von 46,0% (2009). Es besteht aber Einvernehmen, dass diese Maßnahmen im Zusammenhang mit der Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters in den kommenden Jahren laufend weiter entwickelt und ausgebaut werden sowie im Bereich Erwachsenenbildung ergänzt werden. Wesentliche Voraussetzung für längeres, produktives Arbeiten im Alter ist auch eine nach- haltige Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit. Ergänzend notwendig ist aber auch ein Policy- Mix aus Beschäftigungs- und Weiterbildungsanreizen sowie erfolgreichen Instrumenten der Arbeitsmarktintegration. » Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen: Die Frauenbeschäftigungsquote (20-64-Jährige) liegt mit 69,4% (2009) deutlich über dem EU-Durchschnitt von 62,5% (2009). Die mit dem Nationalen Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt (Juni 2010) skizzierten Herausforderungen liegen (i) in der Diversifizierung von Ausbildungswegen und Berufswahl; (ii) der Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und der Vollzeitbeschäftigung von Frauen; (iii) der Steigerung des Anteils von Frauen in Führungspositionen und (iv) der Verringerung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern. Wichtige Ansatzpunkte, um Barrieren der Erwerbsbeteiligung für Frauen abzubauen, sind: Die Bereitstellung einer quantitativ ausreichenden und quali- tativ hochwertigen sowie leistbaren Kinderbetreuung, die Verbesserung der Integration von Wiedereinsteigerinnen in den Arbeitsmarkt sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Altenpflege. Es wird daher angestrebt, 50% der im Rahmen der aktiven Arbeitsmarkt- politik (AMP) zur Verfügung stehenden Mittel zur Förderung der Gleichstellung am Arbeits- markt einzusetzen. 15
GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK » Arbeitsmarktbeteiligung von Jugendlichen, Personen mit Migrationshintergrund und Niedrigqualifizierten: Die Jugendarbeitslosigkeit betrug 2009 10% und war damit nur etwa halb so hoch wie der Durchschnitt der EU-27. Dennoch hat sie sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Die Beschäftigungsquote der 20-64-Jährigen Niedrigqualifizierten (ISCED 0-2) lag 2009 um 22,5 Prozentpunkte unter dem österreichischen Durchschnitt. Insgesamt liegen die Heraus- forderungen in einer verbesserten Integration von Jugendlichen, geringer Qualifizierten, WiedereinsteigerInnen, AlleinerzieherInnen, Menschen mit Behinderung, MigrantInnen und SozialhilfebezieherInnen in den Arbeitsmarkt. Ein weiterer wichtiger Bereich, der in den folgenden Jahren verstärkt angesprochen werden soll, ist die Ausbildung von Frauen und Männern in nichttraditionellen Berufen sowie Motivation bildungsferner Bevölkerungsteile zur Aus- und Weiterbildung. Für die Umsetzung wurde bereits ein dementsprechender Schwerpunkt im bildungspolitischen Bereich definiert. Die Erhöhung der Beschäftigung, insbesondere der qualifizierten Beschäftigung von Jugendlichen soll weiter durch den inten- siven Einsatz von Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und Maßnahmen wie der Aus- bildungsgarantie erzielt werden. KERNZIEL VERMINDERUNG DER ARMUT UND SOZIALEN AUSGRENZUNG: NATIONALE ZIELSETZUNG In der nationalen Umsetzung bis zum Jahr 2020 wird ein Beitrag zum EU-Ziel, erfasst durch die drei Indikatoren Armutsgefährdung, materielle Deprivation und Erwerbslosenhaushalt, in der Höhe von 235.000 Personen angestrebt. Die Erreichung des Ziels zur Verminderung des Risikos für Armut und soziale Ausgrenzung sowie des Beschäftigungsziels stehen in enger Verbindung. Der Fokus liegt daher auf Beschäftigungssteigerung und auf der Eingliederung in den Arbeits- markt, insbesondere auch von erwerbsfähigen, arbeitsmarktfernen Personen, sowie auf der Verbesserung der Qualität der Jobs. Ein besonderes Augenmerk wird in diesem Kontext auch darauf zu legen sein, dass die finanziellen Anreize für eine Beschäftigungsaufnahme und einen Verbleib in Beschäftigung richtig gesetzt werden. Die Politiken zur Zielerreichung sollen zudem fokussiert erfolgen und dabei vor allem auf WiedereinsteigerInnen, Langzeitarbeitslose, Jugend- liche, Kinder und verschuldete Haushalte sowie mittelfristig auf besonders von Armut betroffene Gruppen von nicht-erwerbsfähigen bzw. älteren Personen ausgerichtet sein. HERAUSFORDERUNGEN UND (GEPLANTE) MASSNAHMEN » Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Für Frauen, insbesondere für AlleinerzieherInnen, bedingen bestehende Betreuungs- pflichten oftmals eine ungünstige Ausgangsposition am Arbeitsmarkt. Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen sowie – im schulischen Bereich – die Ausweitung der ganz- tägigen Betreuung, zählen daher zu den Bereichen, die es verstärkt zu beachten gilt. Mit der Einführung eines verpflichtenden, kostenlosen letzten Kindergartenjahres, per 1. September 2010, wurde bereits ein wesentlicher Schritt zur leichteren Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesetzt. Damit wird gleichzeitig insbesondere auch bei Kindern aus bildungsfernen Schichten und solchen mit Migrationshintergrund der Spracherwerb verbessert und damit der Übergang bzw. der Eintritt in die Volksschule erleichtert. 16
GRUNDZÜGE DER ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKTPOLITIK » Geringe Erwerbsbeteiligung armutsgefährdeter Gruppen im erwerbsfähigen Alter: Zentrale Ursachen für Armutsgefährdung liegen in einer Nicht- bzw. geringfügigen Erwerbs- beteiligung, beispielsweise aufgrund geringer Qualifikation oder Behinderung. Der Fokus liegt daher auf besonders gefährdeten Gruppen. Im Rahmen des Integrationsschwerpunktes für Behinderte wurde gemäß der Vereinbarung des Bundes und der Länder ein erhöhter Interventionsbedarf vorgesehen. Zudem werden eine Verbesserung der Qualität der Jobs sowie eine Politik angestrebt, die die Beschäftigungsaufnahme und den Verbleib in der Beschäftigung attraktiv macht. Mit der Umsetzung der bundesweiten bedarfsorientierten Mindestsicherung per 1. September 2010 werden zwei Ziele verfolgt: Erstens Vermeidung und Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung und zweitens Unterstützung beim Einstieg oder Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. 17
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AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK 3. AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK Im Jahr 2010 erreichte das aktive Förderbudget des Arbeitsmarktservice (AMS) inklusive Kurzarbeit 1.079 Mio. €, die Summe aus aktiver und aktivierender Arbeitsmarktpolitik betrug 2.288 Mio. €. Damit wurde das Arbeitsmarktbudget für die Qualifizierung, für die Unterstützung und für die Beschäftigungsförderung Arbeitssuchender oder von Arbeitslosigkeit bedrohter Beschäftigten angesichts der krisenbedingt verschlechterten Arbeitsmarktentwicklung im Jahr 2010 um 28% gegenüber 2008 gesteigert. Der Anteil der aktiven und aktivierenden Aufwendungen am Gesamtbudget der Gebarung Arbeitsmarktpolitik ist damit seit dem Jahr 2002 um 14 Prozentpunkte auf nunmehr 36% gestie- gen. Das bedeutet einen deutlich verbesserten Interventionsspielraum für das Arbeitsmarkt- service Österreich und macht die Aktivierungsstrategie in der Arbeitsmarktpolitik sichtbar. Im Voranschlag der Gebarung Arbeitsmarktpolitik wird das Rekordmittelniveau für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik des Arbeitsmarktservice Österreich bei einer sich verbessern- den aber weiterhin schwierigen Arbeitsmarktlage 2011 annähernd stabilisiert. AKTIVE UND AKTIVIERENDE ARBEITSMARKTPOLITIK 1) IN MIO. € aktive Arbeitsmarktpolitik 2) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* 5) AMS 626 628 700 711 712 847 846 882 1.120 1.079 1.003 BMASK - Sektion VI 42 38 66 82 73 80 61 30 57 52 72 4) BMASK-IEF Lehrlingsausbildungsprämie 85 120 125 132 139 143 63 30 0 BMASK-IEF Beihilfen nach § 19 BAG 5 71 163 160 Summe aktive Arbeitsmarktpolitik 667 666 852 913 910 1.059 1.046 1.060 1.310 1.324 1.234 aktivierende Arbeitsmarktpolitik 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* Aktivierende AMP für Qualifizierung 3) 174 169 212 184 268 405 379 372 547 709 745 Altersteilzeitgeld 69 230 417 564 502 456 411 358 290 255 255 Gesamtsumme 243 400 629 747 770 860 790 730 836 964 1.000 Summe aktive + aktivierende Arbeitsmarktpolitik 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* Aktive + aktivierende AMP 910 1.066 1.481 1.660 1.680 1.920 1.836 1.790 2.146 2.288 2.234 Veränderung gg. Vorjahr in % 20 17 39 12 1 14 -4 -2 20 7 -2 1) ohne unternehmensbezogene Arbeitsmarktförderung gem. AMFG 2) Paragraphen 1/2011*, 1/2023*, Kurzarbeitsbeihilfen und Lehrlingsausbildungsförderung nach §13e IESG 3) ohne Sozialversicherungsbeiträge zur DLU gem. §35 AMSG; inklusive DLU-Effekt 2003-2005 4) zweckgebundene Mittel 5) Inklusive DLU-Effekt 2003-2005; inklusive Kurzarbeitsbeihilfe und Aktivierungsbeihilfe * 2011 Prognose Die Ausgaben für ausschließlich passive Leistungen für die Existenzsicherung arbeitsloser Personen erhöhte sich 2010 rund 8%. Der Bereich der Qualifizierung bildet einen zentralen Schwerpunkt der aktiven Arbeitsmarkt- politik des Arbeitsmarktservice, auf den rund 67% des AMS Förderbudgets (inklusive Kurzarbeit) und rund 79% der genehmigten Förderfälle und der neu geförderten Personen entfallen. 19
AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK Im Jahr 2010 wurden im Rahmen der Arbeitsmarktförderung des Arbeitsmarktservice 368.715 Personen neu gefördert. Da einer Person mehrere Förderungen gewährt werden können, wurden dabei insgesamt rund 1.125.000 Förderfälle genehmigt und abgewickelt. Die Zahl der neu geförderten Personen verringerte sich gegenüber 2009 um rund -43.300 (-10,5%). Der Frauenanteil an allen neu geförderten Personen beträgt rund 49%. Unter Leistungen für Zwecke der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik wird eine Vielzahl von Leistungen gemäß Arbeitslosenversicherungsgesetz inklusive anteiliger Sozialversicherungs- beiträge, die für aktive Zwecke und nicht als explizite Lohnersatzeinkommen (wie beispielsweise Arbeitslosengeld und Notstandshilfe) eingesetzt werden, subsumiert. In diese Leistungs- kategorie fallen konkret: » Altersteilzeitgeld » Schulungsarbeitslosengeld und -notstandshilfe » Arbeitslosengeld bei Rehabilitationsmaßnahmen » Stiftungsarbeitslosengeld und Wiedereinstellungsbeihilfe » sowie Solidaritätsprämie und Weiterbildungsgeld AUSGABEN UND FÖRDERFÄLLE DER AKTIVEN ARBEITSMARKTPOLITIK IN DEN JAHREN 2008, 2009 UND 2010 Aktive Maßnahmen und Beihilfen Gen. Förderfälle Gen. Förderfälle Gen. Förderfälle bzw. Ausgaben 2008 bzw. Ausgaben 2009 bzw. Ausgaben 2010 Aktive und aktivierende Maßnahmen AMS und BMWA inklusive Lehrlingsausbildungsprämie und 1.790,2 Mio. € 2.146,2 Mio. € 2.288,0 Mio. € Kurzarbeit 1) darunter: AMS-Förderungen (ohne aktivierende Ausgaben) Qualifizierungsmaßnahmen insg. (AMS DWH) 716.315 896.150 894.529 Ausgaben für Qualifizierungsmaßn. gemäß AMS-DWH 611,8 Mio. € 699,7 Mio. € 687,0 Mio. € Förderung von Bildungsmaßnahmen (BM) 164.227 206.156 217.707 Ausgaben für BM (Training, Aus- und Weiterbildung etc.) 360,9 Mio. € 444,4 Mio. € 431,2 Mio. € Kinderbetreuungsbeihilfe (KBH) 11.241 9.134 8.830 Ausgaben für KBH 5,6 Mio. € 4,1 Mio. € 4,0 Mio. € Betriebliche Eingliederungsbeihilfen für Problemgruppen (BEBE) 27.068 29.135 37.261 Ausgaben für BEBE 73,9 Mio. € 82,0 Mio. € 116,5 Mio. € Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte (GBP) 5.753 7.079 6.303 Ausgaben für GBP 47,2 Mio. € 56,4 Mio. € 40,5 Mio. € Sozialökonomische Betriebe (SÖB) 14.620 18.050 20.465 Ausgaben für SÖB 70,3 Mio. € 79,9 Mio. € 82,0 Mio. € Frauen in Fördermaßnahmen (inkl. KUA) 449.579 553.603 550.143 2) Förderausgaben für Frauen 425,9 Mio. € 490,3 Mio. € 495,6 Mio € Menschen mit Behinderung in Fördermaßnahmen 119.848 135.321 143.855 3) Förderausgaben für Menschen mit Behinderung 140,2 Mio. € 151,0 Mio. € 145,6 Mio. € Summe der genehmigten Förderfälle insgesamt (mit Kurzarbeitsbeihilfe aber ohne Lehrlingsausbildungsprämie) 2) 857.238 1.231.338 1.125.238 Quelle: AMS, BMASK 1) ohne unternehmensbezogene Arbeitsmarktförderung des BMWFJ/AWS bzw. BMASK (inkl. SV-Beiträge, Altersteilzeitgeld, Kurzarbeitsbeihilfe, Lehrlingsausbildungsprämie sowie Lehrlingsbeihilfen gem. §19c BAG; 2002-2004 ohne Krankenversicherung) 2) Geschäftsberichte AMS Österreich (inklusive Kurzarbeit) 3) Schätzung BMASK/Sektion VI - nur Förderaufwendungen, ohne aktivierende AlV Mittel 20
AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK MITTEL DER ALV FÜR AKTIVE MASSNAHMEN *) IN MIO. € 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Berufliche Mobilität (AD/ND), Schulung nach KUG-Bezug 104,2 113,4 149,3 179,1 270,6 326,5 302,6 281,2 362,3 446,7 Arbeitsstiftungs-Arbeitslosengeld (inkl. Überbrückungshilfe) 37,5 40,6 54,4 56,7 64,3 68,4 65,8 68,7 109,6 153,8 Wiedereinstellungsbeihilfe nach KUG 1,1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Arbeitslosengeld für Rehabilitationsmaßnahmen 9,9 8,7 8,8 6,5 2,2 0,4 0,04 0,02 0,04 0,01 Altersteilzeitgeld 69,4 230,3 417,3 563,5 502,4 455,9 411,3 358,3 289,7 255,1 Bildungskarenz und Solidaritätsprämie 21,4 6 6,9 7,7 12,1 9,5 10,2 21,9 74,7 108,1 *) Aktive Verwendung „passiver“ Arbeitslosenversicherungs-Mittel inklusive den für diese Maßnahmen bzw. Leistungen vom AMS entrichteten SV-Beiträgen. Die Kurzarbeitsbeihilfe wird seit 2009 aus einem haushaltsrechtlichen Ansatz der Versicherungsleistungen bestritten (und nicht mehr aus der Arbeitsmarktförderung). Die kurzarbeitsbezogenen Aufwendungen werden aber weiterhin unter aktiver Arbeitsmarktpolitik subsumiert. 2002 bis 2004 ohne Beiträge zur Krankenversicherung, da diese in diesem Zeitraum als Pauschale an den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger abgeführt wurden. Quellen: Geschäftsberichte AMS Österreich; AMS-DWH; Umsetzungsbericht 2002 zum NAP; BMASK Sekt. VI 3.1 Ausgaben für aktive und aktivierende AMP im internationalen Vergleich 2008: AUSGABEN FÜR AKTIVE UND AKTIVIERENDE ARBEITSMARKTPOLITIK IN % DES BIP (PRO 1%-PUNKT ARBEITSLOSENQUOTE) Quellen: OECD (Employment Outlook 2010), EUROSTAT; Eigene Berechnung BMASK * Griechenland: Nur Eurostat LMP Datenbank Kategorien 2-7 Ausgaben für aktive AMP 21
AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK Im internationalen Vergleich liegt Österreich 2008 (letztverfügbarer Wert) mit einem Anteil der aktiven und aktivierenden arbeitsmarktpolitischen Ausgaben (gemäß EU und OECD Definition) am Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 0,67% etwas über dem (ungewichteten) europäischen Durchschnitt (von 0,64%) der OECD-Mitgliedstaaten. Bei Normierung des Anteils der aktiven Arbeitsmarktpolitik am Bruttoinlandsprodukt auf 1% der Arbeitslosenquote, um die unterschied- lichen Arbeitsmarktniveaus und Problemlagen tatsächlich vergleichen zu können, verbessert sich die Position Österreichs. Mit 0,18% liegt Österreich unter den Top 5 aller OECD-Staaten. Verglichen mit jenen Ländern mit vergleichbaren Niveaus der Arbeitslosigkeit lässt das den Schluss zu, dass die arbeitsmarktpolitischen Interventionen in Österreich hohe Effektivität und Effizienz besitzen. Dies wird auch dadurch bestätigt, dass dem Arbeitsmarktservice als zentra- ler Einrichtung für die Durchführung der Arbeitsmarktpolitik in einem internationalen Vergleich ausgezeichnete Ergebnisse bescheinigt werden und hinsichtlich wesentlicher Performance- indikatoren international als Best-Practice-Vorbild gilt. 3.2 Aufwendungen nach sozioökonomischen Gruppen Im Jahr 2010 wurden 48,8% des geschlechtsspezifisch zuordenbaren AMS Förderbudgets für aktive Maßnahmen (ohne Kurzarbeit) für Frauen eingesetzt (484,2 Mio. €). Dieser Anteil ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass 2010 rund 42% des jahresdurchschnittlichen Bestands der registrierten Arbeitslosen Frauen waren (und auch rund 42% der von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen). Der Mitteleinsatz für aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik (ohne Lehrlingsausbildungsprämie) insgesamt betrug im Jahr 2010 für Frauen 838,8 Mio. € und für Männer 953,0 Mio. €. ARBEITSMARKTPOLITISCHER MITTELEINSATZ FÜR FRAUEN UND MÄNNER 2010 * IN MIO. € Geschlechtsspezifisch Nicht geschlechtsspezifisch Veränderung 2010* zuordenbare AMS-Maßnahmen zuordenbare Maßnahmen geg. 2009 Frauen Männer Frauen Männer Beihilfen und aktivierende AMP 2009* 2010* 2009* 2010* 2009* 2010* Ver. in % Ver. in % Qualifizierung 327,8 329,5 357,0 340,5 14,9 17,1 0,5 -4,6 Beschäftigung 125,5 129,9 209,6 175,2 1,3 1,4 3,5 -16,4 darunter Kurzarbeit 17,8 11,4 94,5 43,5 1,2 0,0 -36,0 -54,0 Unterstützung 37,0 36,2 31,4 34,9 15,0 14,4 -2,1 11,0 Zwischensumme Aktive AMP inklusive Kurzarbeit 490,3 495,6 598,0 550,6 31,2 32,8 1,1 0,0 Aktivierende AlV-Leistungen** 166,7 215,1 211,7 275,5 0 0 29,0 30,1 Zwischensumme Aktive und aktivierende AMP ohne Altersteilzeit 657,0 710,7 809,8 826,0 31,2 32,8 8,2 2,0 Altersteilzeitgeld 133,3 128,1 156,4 127,0 - - -3,9 -18,8 GESAMT 790,3 838,8 966,1 953,0 31,2 32,8 6,1 -1,4 * Ohne BMASK-IEF-Lehrlingsausbildungsprämie und IEF Beihilfe gem. § 19 BAG ** Ohne SV-Beiträge, AMS DWH Datenwürfel brz_alv_auszahlungen.mdc Quellen: AMS Geschäftsberichte, AMS DWH 22
AUFWENDUNGEN FÜR DIE ARBEITSMARKTPOLITIK Der arbeitsmarktpolitische Mitteleinsatz für die einzelnen Personengruppen kann bedingt durch die notwendigen Mehrfachzuordnungen nicht aufsummiert werden. Beispielsweise werden die Aufwendungen für Männer mit Behinderungen sowohl bei den Behinderten als auch bei den Männern ausgewiesen. MITTELEINSATZ FÜR AKTIVE UND AKTIVIERENDE ARBEITSMARKTPOLITIK 2010 (INKLUSIVE KURZARBEITSUNTERSTÜTZUNG UND ALTERSTEILZEITGELD) Qualifizierung Beschäftigung* Unterstützung Aktivierende Altersteilzeitgeld AMS Gesamt AlV-Leistungen* Frauen 329,5 129,9 36,2 215,1 128,1 838,8 Männer 340,5 175,2 34,9 275,5 127,0 953,0 Ältere (45 und mehr Jahre) 99,6 121,6 21,3 123,3 255,1 621,0 Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen 83,7 50,2 11,6 57,7 5,0 208,3 Jugendliche (unter 25 Jahre) 328,1 46,1 12,6 83,9 0,0 470,7 AusländerInnen 140,7 38,7 12,4 59,9 7,9 259,7 * Inklusive Kurzarbeit ** Ohne SV-Beiträge; Quelle: AMS DWH brz_alv_auszahlungen.mdc; Ohne BMASK-IEF-Lehrlingsausbildungsprämie und IEF Beihilfe gem. § 19 BAG Quellen: AMS Geschäftsbericht, BMASK, AMS DWH fdg_personen_kosten0910.mdc 23
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LEISTUNGSBILANZ DES ARBEITSMARKTSERVICE UND DER AKTIVEN ARBEITSMARKTPOLITIK 4. LEISTUNGSBILANZ DES ARBEITSMARKTSERVICE UND DER AKTIVEN ARBEITSMARKTPOLITIK 4.1 Arbeitsvermittlung durch das Arbeitsmarktservice (AMS) Die Vermittlung von offenen Stellen zur Beseitigung von Arbeitslosigkeit wie auch die Vermittlung von Arbeitskräften zur Besetzung offener Stellen zählen zu den Kernaufgaben des Arbeitsmarkt- service. Um eine möglichst schnelle und treffsichere Vermittlung zu gewährleisten, erstellt das AMS am Beginn der Arbeitslosigkeit gemeinsam mit der/dem Kundin/Kunden eine Betreuungs- vereinbarung. In der Betreuungsvereinbarung werden beispielsweise die Rahmenbedingungen, Betreuungsziel, Aktivitäten des AMS und der/dem Kundin/Kunden festgehalten. Das Dokument wird der/dem Kundin/Kunden ausgehändigt und gilt als verbindlich. In gleicher Weise wird auch bei der Entgegennahme einer offenen Stelle mit dem Betrieb eine Servicevereinbarung getroffen, welche die Vorgangsweise (z. B. Vorauswahl, Zahl der Stellenvorschläge) des AMS bei der Besetzung der offenen Stelle regelt. Überregional tätige Großunternehmen mit Filialstandorten in mehreren Bundesländern werden durch das Key Account Management des Arbeitsmarkt- service betreut. Das Key Account Management bietet die Möglichkeit, bei wichtigen Partnern eine Erhöhung der KundInnenzufriedenheit und somit eine verbesserte Performance für das AMS zu erreichen. Das Key Account Management wurde 2010 weiter ausgebaut, insgesamt waren 641 Unternehmen als überregional Tätige erfasst, darunter 185 (+ 54,2% gegenüber 2009) als Key Account. Das AMS bietet Unternehmen die Möglichkeit der Personalvorauswahl als zusätzliche qualita- tiv hochwertige Dienstleistung an. 2010 wurde für 10,8% (2009: 8,1%) der Aufträge eine Vor- auswahl durchgeführt. EURES „EURES – das europäische Jobnetzwerk der Arbeitsverwaltungen des EWR und der Schweiz“ fördert den europaweiten Stellenaustausch und die Mobilität von Arbeitskräften. Das Jobnetz- werk unterstützt auch die Grenzpartnerschaften Pannonia, Transtirolia und Bodensee und wirkt bei grenzüberschreitenden Aktivitäten mit Slowenien und Deutschland mit. Insgesamt betreuen 850 EURES-BeraterInnen in ganz Europa mobilitätsbereite Arbeitskräfte und Unternehmen. In Österreich sind 17 EURES-BeraterInnen tätig. Im Wintertourismus konnten die Personalengpässe im Inland deutlich verringert werden. Für die Wintersaison 2010/2011 wurden rund 970 Arbeitsuchende aus dem EWR an österreichische Tourismusbetriebe vermittelt. Auch das Interesse der österreichischen Arbeitskräfte an einer europaweiten Jobsuche nimmt zu. Insgesamt nutzen mehr als 5.500 Arbeitskräfte und 1.098 Unternehmen aus Österreich das „My EURES-Account“ für die Stellensuche bzw. Personalrekrutierung. ONLINE SERVICES DES ARBEITSMARKTSERVICE Arbeitsuchende und UnternehmerInnen haben über die eServiceZone – das sind Internet- angebote des AMS für registrierte BenutzerInnen – auch außerhalb der Geschäftszeiten Zugang zum AMS. In der eService Zone können die BenutzerInnen über ihren persönlichen Zugang, dem eAMS-Konto jederzeit Änderungen von Adressdaten und Erreichbarkeit bekanntgeben, 25
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