Anders? Normal! - Stadt Zug
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Seite 2 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Editorial Anders? Normal! Die Stadt Zug ist gut aufgestellt! Wir haben nach einer Durststrecke zum zweiten Mal in Folge einen guten Jahresabschluss erreicht. Der Dank geht an alle Zugerinnen und Zuger, Gewerbetreibende und Firmen, die hier Steuern zahlen, sowie an den Grossen Gemein- derat. Sie unterstützen den Stadtrat in seinen Bemü- hungen, weiterhin einen attraktiven Standort für alle anzubieten. Alle, wirklich alle? Dieses Stadtmagazin widmet sich dem Thema Anderssein als Normalzu- stand – und wie wir damit umgehen oder umgehen sollten, damit wir wirklich mit Stolz sagen können: Ja, die Stadt Zug ist für alle da! Zug bietet viel, und die meisten von uns können sich in unserer Stadt problemlos frei bewegen. Doch es gibt auch Menschen, die für ihre Aktivitäten auf einen Rollstuhl oder auf die Hilfe eines anderen Menschen angewiesen sind. Stadtplaner Harald Klein und Roll- stuhlfahrerin Manuela Leemann zeigen zusammen auf, wo welche Schwierigkeiten lauern und wie damit umgegangen wird. In unserer Stadt leben auch Menschen, die von Geburt an oder durch einen Unfall handicapiert sind. Wie können wir sie in die Arbeitswelt integrieren? Ja, es gibt tolle Institutionen, die massgeschneiderte Arbeits stellen anbieten. Wie steht es aber mit Zuger Firmen und der Stadt Zug als Arbeitgeberin? Ob wenig, durchschnittlich oder hoch begabt: Anders- sein als Normalzustand. Wie gehen unsere Stadtschu- len mit dieser Herausforderung um? Einblicke in den Schulbetrieb zeigen, wie Kinder und Jugendliche von der Heilpädagogischen Schule bis zu den normalen Regelklassen individuell gefördert werden. Als Novum in der Schweiz kommt das «Museum of Diversity & Inclusion» MODI Lab von Februar bis Mai nach Zug. Im Stadtmagazin erfahren Sie die Hinter- gründe dazu. Tauchen Sie ein in den «Dialog im Dunkeln» und betreten Sie die Lebenswelt blinder Menschen. Lassen Sie sich ein auf ein anderes, äusserst spannen- des Stadtmagazin! André Wicki, Stadtrat, Vorsteher Finanzdepartement
Seite 3 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Die Stadt Zug im Fokus Lebensraum 7 Wenn der Rollstuhl ansteht Barrierefreie Mobilität Alle Menschen sollen am öffentlichen Leben teilhaben können. Im Alltag sind wir davon oft noch weit entfernt. Auf einem Spaziergang durch die Stadt Zug mit Stadtplaner Harald Klein und der CVP-Politikerin Manuela Leemann stossen wir auf viel Barrierefreiheit, aber auch auf zahlreiche Hindernisse für Menschen im Rollstuhl. Stadtpolitik 11 Nicht vergessen Demenz Wenn alte Erinnerungen aufblühen und morgen mit gestern ver- wechselt wird. Jährlich erkranken in der Schweiz rund 29 500 Menschen an Demenz. Eine Diagnose, die für Betroffene und Angehörige häufig einen sozialen Rückzug in Gang setzt. Das muss aber nicht sein. Wirtschaft 17 Von Sprungbrettern & Brückenbauern Arbeiten Menschen mit körperlichen, psychischen oder geistigen Beein- trächtigungen haben es auf dem Arbeitsmarkt nicht einfach. Das ist auch in der Stadt Zug nicht anders. Aber zahlreiche Hilfsangebote unterstützen die berufliche Integration. Schule & Familie 25 Bilden nach Mass Integration inbegriffen In den Klassenzimmern der Zuger Stadtschulen gibtʼs für alle Kinder einen Platz — immer dort, wo sie optimal gefördert werden. Kultur & Freizeit 29 Im Dunkeln sind alle anders Selbstversuch Die Macher des Modi Lab schalten das Licht aus und wollen die Zuger Bevölkerung mit einer neuen Erfahrung zur Aktion bewegen. Ob das klappt? Wir tasten uns heran. STADTMAGAZIN-APP Für zusätzliche Bildstrecken, direkte Web-Links, Filme und 4 Was ist schon normal? Feedback-Buttons: Laden Sie 32 Dialog mit der Stadt die Stadtmagazin-Zug-App via QR-Code oder Store auf Ihr 32 Kolumne Till Smartphone oder Tablet oder 33 Kinderseite nutzen Sie die Browser-Version. stadtzug.ch/stadtmagazin
Seite 4 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Infografik Was ist schon normal? Illustration Cornelia Diethelm Quartiere GUTHIRT 4337 Einwohner aus 85 Nationen ALTSTADT geringster Kinderanteil mit 7,3 % ZUGERBERG grösster Kinderanteil mit 41,7 % 228 Einwohner aus 33 Nationen Ehe und eingetragene Partnerschaft 13 390 Verheiratete Personen 2018 82 Personen in eingetragener Partnerschaft Personenwagen 15 859 Fossile Treibstoffe (Benzin, Diesel, Gas) 543 Hybride 232 Elektrofahrzeuge
Seite 5 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Infografik Sport 12 851 Aktivmitglieder in Stadtzuger Sportvereinen 63 davon mit Swiss Olympic Card* * Die Swiss Olympic Card ist eine Auszeichnung für Athleten — einerseits für international erbrachte Wettkampfleistungen und andererseits für vorhan- denes Potenzial. Bibliothek BESTAND 8 577 Hörbücher 135 Grossdruck-Bücher 72 Bücher in einfacher Sprache ONLINE MEDIEN 26 491 eBooks 4 608 Digitale Hörbücher Hunde GESCHLECHT 488 männlich 476 weiblich HÄUFIGSTER HUNDENAME 12 x Luna weiblich 6 x Rocky männlich HÄUFIGSTE HUNDERASSE 63 x diverse einmalige Rassen 56 x Labrador 47 x Chihuahua HÄUFIGSTE FARBE 97 x tricolor 80 x schwarz
Seite 6 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Lebensraum Lebensraum NEUBAU RECYCLINGZENTRUM MIT ÖKIHOF BEFRAGUNG CHRÖÖPFELIMEE Dreifachnutzung Zufrieden mit Mobilität Ständchen in der Altstadt Mehr als drei Viertel der Bevölke- In der Stadt Zug hat sich ein alter rung sind mit der Verkehrssituation Brauch erhalten, der eine einzig- in der Stadt Zug zufrieden. Dies artige Stimmung in die abendlichen hat eine repräsentative Befragung Gassen zaubert. Sängergruppen des Forschungsinstituts gfs.bern durchstreifen am Sonntag nach der im Herbst 2019 bei 1316 Einwohne- Fasnacht, in diesem Jahr am 1. März, rinnen und Einwohnern ab 16 Jahren die Altstadt und suchen die roten ergeben. Lichter im Fenster. Dort bleiben sie stehen, rufen das frisch verliebte Besonders hoch ist der Zuspruch und erwartungsvolle Paar heraus in der jüngeren Bevölkerung und und bringen ein Ständchen. Die von Nutzerinnen und Nutzern des Sängerinnen und Sänger haben sich Voraussichtlich am 17. Mai werden die öffentlichen Verkehrs. Verbesse- vorbereitet für ihren Glückwunsch rungspotenzial sehen am ehesten und erscheinen verkleidet, sei es Stimmberechtigten der Stadt Zug über den Velofahrerinnen und Velofahrer. als Herzkäfer, als Engel mit Feder- Baukredit von 20,8 Millionen Franken Die Qualität des öffentlichen Ver- kehrs ist für die Einwohnerinnen und flügeln, als Bauarbeiter mit dem gelben Schutzhelm oder als eine für das neue Recyclingzentrum mit Ökihof Einwohner der Hauptgrund für ihre Schar feierlicher Fräcke. Und sie Zufriedenheit. Die Rahmenbedin- singen nicht nur von der ewigen im Göbli abstimmen. Der Neubau ersetzt gungen für den motorisierten In Liebe, sondern flechten Neckereien den bisherigen Ökihof beim Güterbahnhof. dividualverkehr werden ebenfalls positiv beurteilt. und Spässe ein. Das Brockenhaus der Frauenzentrale und Als Lohn schwebt ein Korb mit Verkehrsüberlastungen sind mit Krapfen und Wein zu ihnen herab. die Werkstätten, Büros und Verkaufsräume Abstand der wichtigste Grund Ursprünglich waren die Sänger von GGZ@Work der Gemeinnützigen für eine negative Bewertung der Verkehrssituation. Die Einwohne damit noch nicht zufrieden und forderten «Chrööpfeli mee!», was Gesellschaft Zug werden ebenfalls in das rinnen und Einwohner erleben dem schönen Brauch den Namen solche Überlastungen insbesondere gab. Dieser wurde in das Verzeich- neue Recyclingzentrum einziehen. Bei zu Stosszeiten. Kritik gibt es auch nis der «Lebendigen Traditionen einem positiven Volksentscheid kann mit der an häufigen Staus und mangelnden in der Schweiz» aufgenommen und Parkplätzen. zählt damit zum Weltkulturerbe Ausführungsplanung und Ausschreibung der UNESCO. begonnen werden. Der Baustart ist für In Bezug auf die Verkehrspolitik möchte die Bevölkerung Mass- Die organisierende Zunft der Februar 2021 geplant und die Inbetriebnahme nahmen für die Aufenthaltsqualität Schneider, Tuchscherer und Ge- in der Stadt und den Veloverkehr werbsleute der Stadt Zug lädt soll im Oktober 2022 erfolgen. stärker fördern. Der Unterhalt des Bevölkerung und Gäste herzlich Strassennetzes ist der Bevölkerung ein, das Chrööpfelimee-Singen sehr wichtig, Ausbaumassnahmen am 1. März ab 17.30 Uhr in der beim motorisierten Verkehr haben Zuger Altstadt zu besuchen. hingegen keine Priorität. Infos: schneiderzunft.ch
Seite 7 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Lebensraum Wenn der Rollstuhl ansteht Barrierefreie Mobilität Alle Menschen sollen am öffentli- chen Leben teilhaben können. Im Alltag sind wir davon oft noch weit entfernt. Auf einem Spaziergang mit Stadt planer Harald Klein und CVP-Politikerin Manuela Leemann stossen wir auf viel Barrierefreiheit, aber auch auf zahl reiche Hindernisse für Menschen im Rollstuhl. Text Jana Avanzini, Fotos Franca Pedrazzetti
Seite 8 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Lebensraum «Das Ziel für Zug ist ein durchgehendes Fussweg- netz, welches überall dieselbe Qualität hat.» Harald Klein Durch die Strassen unserer Stadt hasten wir meist, ohne viel darüber nachzudenken, wel- che Treppen, Steigungen und Randsteine un- sere Beine für uns überwinden. Bewusst wer- den sie uns erst, wenn wir Eltern oder älter werden. Oft bringen erst Kinderwagen und Rollatoren die Leute dazu, diese Hindernisse als solche wahrzunehmen, sagt Manuela Lee- mann. Die Rechtsanwältin sowie Gemeinde- und Kantonsrätin ist seit über 20 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Sie überlegt sich jeweils ganz genau, welche Wege sie wählt. Die nämlich, die keine Treppen, am wenigs- ten Pflastersteine und am meisten überdachte Stellen aufweisen. Leemann weiss auswendig, wo in der Stadt die Randsteine am wenigsten «Ich wünschte mir auch in der Schweiz hoch sind, die Regenrinnen am wenigsten tief, die Steigungen zu steil. mehr Vereine, in welchen Menschen mit und ohne Behinderung gemein- Gute Lösungen – und noch viel Arbeit Auf einem Spaziergang durch die Stadt su- sam mitmachen und trainieren. Das chen wir, mit Leemann und Stadtplaner Klein, fördert Verständnis und Bewusstsein.» neben den guten Lösungen auch diejenigen Manuela Leemann Orte, wo Zug noch Arbeit vor sich hat. Als wir vom Bahnhof in Richtung Metalli aufbre- chen, betont Manulea Leemann, die Wege in der Stadt Zug seien zumindest im flachen Teil ziemlich rollstuhlgängig. Vorbildlich ist die gepflastert, die Übergänge abgeschrägt. «Wenn man dort grundsätzlich mehr Platz für barri- Art der Abschrägung der Trottoir-Randsteine, es schon Pflastersteine sein müssen, dann erefreies Bauen, doch den Hauptgrund sieht was für Menschen mit Gehbehinderung, aber solche», so Leemann. Ein Beispiel dafür, wie sie im Selbstverständnis. Als sie beispiels- auch für Menschen mit Sehbehinderung, als man Denkmalpflege mit Behindertengleich- weise beim Sportangebot der Uni angefragt Kompromiss sehr gut funktioniert. Auch, dass stellung verbinden kann. habe, was für sie denn möglich sei, lautete neuerdings die Verkehrsinseln bei Fussgän- die Rückfrage: «Was möchtest du denn? Dann gerstreifen in der Mitte nicht mehr wie ein Die Haltung macht den Unterschied machen wir es möglich.» Die Haltung, die den Trottoir gebaut, sondern nur noch gemalt wer- Wir bewegen uns weiter, unter den Arkaden in Unterschied macht. «Ich wünschte mir auch in den, ist eine Erleichterung. Bei einer solchen Richtung Neustadtpassage. Arkaden sind ide- der Schweiz mehr Vereine, in welchen Men- sind wir gerade angekommen, vor dem Res- al – gerade für Leemann als Tetraplegikerin, schen mit und ohne Behinderung gemeinsam taurant Bären. Die Ampel ist rot, wir fragen vor allem wenn es regnet. Denn einen Schirm mitmachen und trainieren. Das fördert Ver- nach: Wo befinden sich denn die Baustellen zu halten oder mit nassen Handschuhen den ständnis und Bewusstsein», so Leemann. Ei- der Barrierefreiheit? Wo es noch hapert in Rollstuhl zu stoppen, ist schlicht unmöglich. nen Grund für die Selbstverständlichkeit der Zug, diese Stellen kennt auch Harald Klein. Im Moment ist es zwar trocken, aber doch eisig Inklusion sieht sie auch in der Kriegsvergan- Zählt Leemann auf, nickt er bestätigend: Der kalt, wir unterbrechen unseren Spaziergang genheit Australiens. Dort, wie auch in Kanada Aufgang zur Neustadtpassage, der Randstein für einen Kaffee, wo Manuela Leemann von oder den USA, gab es durch die zahlreichen bei der reformierten Kirche und der schlechte ihren Ferien berichtet. Sie war in Australien, Kriegsverletzten viel mehr und sichtbarere Zugang zum Ampelknopf vor der Turnhalle wo sie schon 2012 ein Jahr studierte. Zurück Gründe dafür, sich schon in der ersten Hälf- Schützenmatt. Auch viele Bushaltestellen in der Schweiz, fielen ihr die Barrieren inten- te des 20. Jahrhunderts mit hindernisfreiem sind noch nicht so erhöht, dass die meisten siver auf. «In Australien brauche ich nicht zu Bauen auseinanderzusetzen. In der Schweiz Personen im Rollstuhl selbstständig in den Bus recherchieren, ob ich irgendwo in den Zug würden Rollstuhlfahrende, allgemein Men- steigen können. Ein guter Kompromiss sei einsteigen, ein Restaurant oder Konzertlokal schen mit Behinderungen, erst in den vergan- hingegen die neue Zeughausgasse – flacher besuchen kann», so Leemann. Natürlich habe genen Jahrzehnten stärker sichtbar.
Seite 9 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Lebensraum «Wenn es schon Pflaster- steine sein müssen, dann solche: flacher gepflas- tert und abgeschrägt.» Manuela Leemann Und Sichtbarkeit ist der zentrale Punkt, da- mit man bei der Planung von Bauten oder Anlässen auch für Menschen mit Behinde- rungen mitdenkt. Das Bewusstsein fehlt in der Schweiz noch zu oft, weiss Harald Klein. «Es muss selbstverständlich werden. Doch mir fällt auf, dass wir bei Neubauten schon zu wenig an Barrierefreiheit denken, dabei gäbe es bei den alten Baustrukturen noch ge- «Barrierefreiheit ist leider nug Probleme zu lösen.» Wie bei der Neustadt- nicht gelöst, wenn nur Passage, zu welcher wir uns jetzt aufmachen, die 1970 eröffnet, noch mit anderen Prioritä- Stadt und Kanton ihre ten geplant worden war. Für die Anlieferung insbesondere der anstehenden Revision der Gebäude zugänglich wurde die Überbauung 1.20 Meter erhöht an- gelegt. Etwas, das heute nicht mehr bewilligt Ortsplanung Zug, geht es nun um die Über- prüfung dieser Netze. Im Tiefbau wird an- machen.» würde. «Doch abreissen und neu bauen, das schliessend die konkrete Planung, auch mit Harald Klein geht nicht so einfach. Vor allem nicht, wenn Unterstützung und Inputs von Organisatio- Parzellen verschiedenen Eigentümern gehö- nen wie Pro Infirmis, in Angriff genommen», ren», so Klein. Am Ende der Neustadtpassage erklärt Klein. Die Sensibilisierung jedoch schon. Potenzial angekommen, wird die Stelle sichtbar, wo es dafür sieht Klein zum Beispiel bei der Detail- für die Stadt definitiv ein Problem zu lösen Schwierig jedoch wird es an Stellen, wo Stadt handelsstudie für das Zentrum von Zug, wel- gibt. Der Zugang zur Passage ist mit einer oder Kanton nicht mehr alleine entscheiden che aktuell durchgeführt wird. «Eine solche Steigung von geschätzten 15 Prozent nicht können. Der Bahnhof Zug beispielsweise Studie kann Anlass sein, Ideen und Wünsche nur für Menschen im Rollstuhl, sondern auch ist durch die Biegung der Gleise ungüns- von Seiten der Stadt einzubringen.» So wer- für Rollatoren äusserst unsicher. Es ist nicht tig gebaut. Denn so entsteht ein zu grosser den die Geschäfte nicht nur mit einer Studie nur steil, der Weg verläuft zudem direkt auf Zwischenraum zwischen dem Zug und dem unterstützt, sondern die Ladenbesitzer auch die vielbefahrene Bahnhofstrasse zu. Perron, um im Rollstuhl ohne Unterstützung auf andere Themen wie die Behinderten- einsteigen zu können. Zudem wäre mehr als gleichstellung aufmerksam gemacht. Fusswegnetz für alle als Ziel ein Lift pro Perron wichtig. «Funktioniert der Für Rollstühle sind Steigungen von mehr als 6 Lift nicht, dann hängt da ein Defekt-Schild, Mittlerweile stehen wir vor dem Regierungs- Prozent ohne Hilfe nur schwer zu bewältigen. aber keine Telefonnummer. Ich stecke in sol- gebäude mit der grossen Haupttreppe. Es ist So bewegt sich Leemann in Zug auch kaum chen Momenten schlichtweg auf dem Perron als kantonales Gebäude selbstverständlich Richtung Zugerberg und wenn, dann im Auto. fest», so Leemann rollstuhlgängig. Aus baulichen Gründen je- Allgemein fährt sie lieber Auto als mit dem öV, doch befindet sich der Rollstuhleingang an weil sie da beim Einsteigen ständig um Hilfe Mehr Offenheit und Kreativität gefragt der Seite des Gebäudes. «Der repräsentative bitten muss. Obwohl sich das Fahren mit dem Entlang der Bahnhofstrasse bewegen wir uns Haupteingang wird bei solchen Gebäuden öffentlichen Verkehr in den letzten 20 Jahren nun Richtung Postplatz. Hier wird innert we- nur sehr selten für Gehbehinderte zugäng- extrem verbessert habe. «Ich muss sehr oft um niger Meter klar, wie viele Läden und private lich», erklärt Klein. Gebaute Strukturen und Hilfe bitten, da schätze ich die Unabhängig- Gebäude weit entfernt davon sind, für alle zu- Denkmalpflege auf der einen Seite, Behinder- keit mit dem Auto extrem», so Leemann. «Ich gänglich zu sein. Treppenstufen vor dem Ein- tengleichstellung auf der anderen – oft kann will ja nicht ständig das Gefühl haben, dass gang, kein Lift für Kunden, Türen, die schon nur eine Seite gewinnen. Leemann geht es bei man alles für mich ändern muss.» Wenn sie für Menschen ohne Behinderung schwer zu dieser Treppe weniger um das Repräsentative, jedoch mit der AMB, der Arbeitsgruppe Men- öffnen sind. «Solche Orte meide ich ganz als um das Ausschliessende – denn oft werde schen mit Behinderung, Ideen für Verbesse- einfach», sagt Leemann pragmatisch. Ha- nach den Kantonsratssitzungen noch auf der rungen einbringe, würden diese schnell in rald Klein tippt derweil die Treppenstufe vor Treppe weiter über die politischen Anliegen Angriff genommen. So verbessere sich die einem Wohnhaus mit der Fussspitze an, als geplaudert. Diese Gespräche verpasst Lee- Barrierefreiheit im öffentlichen Raum Schritt teste er die Stabilität des Steins. «Barriere- mann. «Man kann nicht jedes Haus rollstuhl- für Schritt. «Das Ziel für Zug ist ein durchge- freiheit ist leider nicht gelöst, wenn nur Stadt gängig machen, das ist mir klar», so die Kan- hendes Fusswegnetz, welches überall diesel- und Kanton ihre Gebäude zugänglich machen. tonsrätin. Doch sie wünsche sich etwas mehr be Qualität hat.» Bei uns in der Raumplanung, Vieles ist von uns kaum beeinflussbar», sagt er. Offenheit und Kreativität.
Seite 10 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Stadtpolitik Stadtpolitik TREPPENAUFGANG STADTMAUER KINDERFREUNDLICH ENERGIE FÖRDERN Rekonstruktion notwendig Jährlicher Aktionsplan Sparen lohnt sich Am 20. November erhielt die Stadt Das städtische Energieförderpro- Zug erneut die UNICEF-Auszeich- gramm 2020 bietet finanzielle Anrei- nung «Kinderfreundliche Gemein- ze für Massnahmen, die einen scho- de» für die Jahre 2020 bis 2023. Die nungsvollen und effizienten Umgang Fachjury attestierte Zug gute Noten. mit Energie ermöglichen, dies in den Die Rezertifizierung zeigte auch Bereichen Beratung, Bildung, Wär- Verbesserungsmöglichkeiten auf: me, Elektrizität und Mobilität. Im Be- Das Thema Kinderfreundlichkeit sei reich Wärme unterstützt die Stadt immer noch in einer Sensibilisie- Zug erhöhte Baustandards bei rungsphase, und es sei weiterhin Neubauten und Sanierungen, den Die Stadtmauer entlang der Schanz gilt als nötig, Energie und Ressourcen in Einsatz von erneuerbaren Energie Informationen zum Thema zu inves- quellen und Fernwärme für die eine der wenigen Stadtmauern in der tieren, insbesondere im Bereich Wärmeerzeugung. Thermische Son- Schweiz, die noch über weite Bereiche er einer verbindlichen Verankerung der Kinder- und Jugendpartizipation. nenkollektoren erhalten ab drei Quadratmetern Unterstützungsbei- halten ist. Der grösste Teil der Mauer wurde träge, sofern das Gebäude mindes- In ihrem Aktionsplan für die Jahre tens zehn Jahre alt ist. Es werden im Jahr 2017 instand gesetzt. Anschliessend 2020 bis 2023 will die Stadt Zug maximal 20 Prozent der Planungs-, zeigte sich, dass die Sanierung des Treppen- diesem Anliegen eine grössere Auf- merksamkeit schenken. Als Grund- Installations- bzw. Baukosten ausge- richtet, dies bis zu einem Betrag von aufgangs zum Löberensteig in der geplanten lage für die jährliche Erarbeitung 40 000 Franken pro Anlage. Für und Umsetzung von Massnahmen den Minergiestandard werden die Art nicht machbar war. Die Mauer war der Begleitgruppe Kinderfreundli- ordentlichen Gebühren für die Nut- b esonders im Bereich der Treppe in einem che Stadt wurden neun Ziele und sieben Handlungsfelder formuliert. zung der Marke nach Vorlegen des Zertifikats übernommen. Für andere schlechteren Zustand, als die ersten Unter Dabei geht es unter anderem um erhöhte Baustandards wird ein Bei- Themen wie: Öffentliche Räume, trag von 50 Prozent bis max. 10 000 suchungen ergeben hatten. Aus diesem Grund Freizeitorte, Ressourcen, Schulraum, Franken an die Bestätigungs- und wurde entschieden, den Abschluss der Schulwegsicherheit, Kinder- und Jugendschutz, Chancengleichheit, Nachweiskosten ausgerichtet. Der Ersatz einer Ölheizung durch einen Stützmauer mit einer Rekonstruktion grund- Integration, Einbezug von Kindern Wärmeerzeuger mit erneuerbarem und Jugendlichen, Identifikation mit legend zu erneuern. Die Arbeiten dauern der Stadt oder Herausforderungen Energieträger oder Fernwärme wird mit einem Sonderbeitrag von 5000 voraussichtlich bis Mai 2020. Als Zugang zur der Zukunft. Franken unterstützt. Im Bereich Elekt- rizität profitieren auch Mieterinnen Minigolfanlage und zum Löberensteig und Mieter, sofern sie neue Haus- dient eine Nottreppe. Der Lagerraum unter haltgeräte mit A+++ Standard an- schaffen: Kühl- und Gefriergeräte so- der Treppe für die Minigolfanlage und die wie Geschirrspüler erhalten einen Kostenbeitrag von 100 Franken, Rosenfreunde steht nach dem Abschluss der Waschmaschinen und Tumbler einen Bauarbeiten wieder zur Verfügung. solchen von je 200 Franken. Infos zu allen Förderbeiträgen: stadtzug.ch/energie
Seite 11 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Stadtpolitik Nicht vergessen Demenz Wenn alte Erinnerungen aufblühen und mor- gen mit gestern verwechselt wird. Jährlich erkranken in der Schweiz rund 29 500 Menschen an Demenz. Eine Diagnose, die für Betroffene und Angehörige häufig einen sozialen Rückzug in Gang setzt. Das muss aber nicht sein, denn Demenz ist eben auch normal, wenn man entsprechend mit ihr umgeht. Text und Illustration Beatriz Bütikofer «So stelle ich mir meine Urgrossmutter vor, mit ihren Erinnerungen, die von Neuem aufblühen.» Beatriz Bütikofer
Seite 12 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Stadtpolitik «Morgen werde ich in meine Heimat fahren. Ein Freund hat mir einen Platz im Anhänger «Vor allem Angehörige eines Lastwagens klargemacht. Und falls das von Menschen mit nicht klappt, gehe ich einfach zu Fuss », erzählt mir meine Urgrossmutter bei einem Besuch. Demenz, die an ihre Man behalte dabei im Hinterkopf, dass meine Grenzen kommen, Urgrossmutter stolze 98 Jahre auf dem Buckel hat, im Rollstuhl sitzt und ihre Heimat 600 suchen Rat und Unter Kilometer entfernt liegt. Meine Urgrossmutter stützung.» hat Demenz, eine der häufigsten Krankheiten gar absterben. Die Ursachen einer vaskulären Jasmin Blanc, Leiterin Fachstelle Alter im höheren Lebensalter. Aktuell leben in der Demenz sind unterschiedlich, als Risikofakto- und Gesundheit Schweiz rund 155 000 Menschen mit Demenz ren gelten unter anderem hoher Blutdruck und und laut Prognosen erkranken circa 15 % der Diabetes. Die häufigste Form von Demenz ist über 65-Jährigen im Verlauf ihres Lebens an Alzheimer, sie macht rund 60 % aller Erkran- einer Altersdemenz. Die Stadt Zug zählt aktu- kungen aus und fällt in die Kategorie der de- ell rund 5200 Menschen, die über 65 Jahre alt generativen Hirnveränderungen. Die genauen sind. Demzufolge werden 780 davon im Verlauf Ursachen sind bis heute nicht bekannt, aber ihres Lebens von einer Demenz betroffen sein. auch bei einer Alzheimer-Erkrankung wird Das Erkrankungsrisiko steigt dabei mit zuneh- mendem Alter. Dazu kommt die demografische Entwicklung, dank medizinischem Fortschritt die Funktionsleistung des Gehirns durch den Abbau und Verlust von Nervenzellen und deren Synapsen beeinträchtigt. Obwohl Vergesslich- 45,1 % und verbesserten sozialen Strukturen werden keit und Gedächtnisschwund die bekanntesten wir immer älter. Es wird daher erwartet, dass Anzeichen von Demenz sind, treten diese meis- sich die Demenzfälle nahezu verdoppeln. tens nicht alleine auf. Andere Anzeichen sind beispielsweise Mühe mit der Sprache, Desori- Vergesslich oder dement? entierung in Zeit und Raum oder ungewohntes Vergesslich sind wir alle ab und zu. Da betritt Verhalten. Allesamt Veränderungen, die das man einen Raum und vergisst plötzlich, was Leben einer betroffenen Person und von An- man eben noch tun wollte, oder man ver- gehörigen von Grund auf verändern können schwendet fünf Minuten damit, seine Brille zu und auch Politik und Gesellschaft vor Heraus- suchen, obwohl sie die ganze Zeit auf dem Kopf forderungen stellt. war. Das muss aber nicht gleich heissen, dass man dement ist. Demenz ist ein Oberbegriff für über 100 verschiedene Krankheitsformen, die unterschiedlichste Ursachen haben kön- nen. Grundsätzlich unterscheidet man dege- nerative Hirnveränderungen von vaskulärer Demenz. Bei der zweiten Kategorie wird die 30,1% Demenz gefässbedingt, sprich, durch Durch- blutungsstörungen im Gehirn ausgelöst. Die eingeschränkte Sauerstoffversorgung führt dazu, dass Gehirnzellen Schaden nehmen oder 10,9% 2,5% 0,2% Alter 30–64 65–74 75–84 85–94 95+ Krankheitsrisiko nach Alter (Prävalenz) Stand: 2019 / Quelle: Alzheimer Schweiz
Seite 13 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Stadtpolitik «Wir sind uns gewohnt, dass alles problemlos ablaufen muss. Das Aushalten von nicht konformem Verhalten ist dadurch für viele Massgeschneiderte Versorgungsmodelle «Zug bietet eine hohe Lebensqualität für alle nicht einfach.» Generationen. Wir tragen den Bedürfnissen Miriam Rittmann, Fachfrau Beratung der einzelnen Bevölkerungsgruppen unserer und Koordination im Alter Stadt Rechnung», so heisst eines der sechs Le- gislaturziele des Stadtrats 2019 bis 2022. Eine Massnahme dazu sieht vor, die vernetzte geri- atrische Versorgung zu fördern und die durch- gehende Betreuung im Alter sicherzustellen. Speziell Menschen mit einer demenziellen Entwicklung und deren Angehörige sind auf eine gute Vernetzung der Angebote angewie- sen. Die Fachstelle Alter und Gesundheit der Stadt Zug bietet der Bevölkerung Information, Beratung und Begleitung an. Letztes Jahr zähl- te die Fachstelle 820 Kontakte, dazu gehören gänzend auch die Fachstelle Alter und Gesund- beispielsweise die Vermittlung von Alterswoh heit Strukturen schaffen, die es erlauben, dass nungen, Kostengutsprachen, aber auch Famili- jemand so lang wie möglich zu Hause leben engespräche. Bei den Kontakten spielt Demenz kann. Das hat zur Folge, dass sich heute Men- häufig eine Rolle. «Vor allem Angehörige von schen mit Demenz frei und selbstständig im Menschen mit Demenz, die an ihre Grenzen öffentlichen Raum bewegen. Wenn jemand mit kommen, suchen Rat und Unterstützung», sagt Demenz alleine lebt, kann es durchaus sein, Selbstbestimmung beraubt werden. So sollte Jasmin Blanc, Leiterin der Fachstelle. Der Pro- dass diese Person auffällt, weil sie sich anders man immer versuchen, sich in die Situation sei- zess einer Demenz kann sehr lange sein und kleidet oder verwirrt ist. Demenz geht uns alle nes Gegenübers hineinzuversetzen. Nehmen schleichend beginnen, so wie es bei Alzheimer an. Es ist nicht allein eine individuelle, sondern wir das Beispiel meiner Urgrossmutter. Beim der Fall ist. «Es kann daher vorkommen, dass auch eine gesellschaftliche Herausforderung: nächsten Besuch erzählte sie mir von ihrer Rei- die Versorgung im Laufe der Zeit angepasst privat als Angehörige, Nachbar oder Freundin, se in die Heimat. Zu Fuss sei sie gegangen und werden muss», so Jasmin Blanc. Die Selbst- im beruflichen Umfeld, im Supermarkt, in der habe mit alten Bekannten köstlichen Kaffee ge- bestimmung und der mutmassliche Wille der Bank, im Bus oder auf der Strasse. «Wir sind trunken. «Es war ein Genuss, einfach wunder- Betroffenen stehen dabei im Vordergrund, aber uns gewohnt, dass alles problemlos ablaufen bar», sagte sie mit einer Zufriedenheit, die zu man sollte nicht vergessen, dass auch Angehö- muss. Das Aushalten von nicht konformem Ver- beneiden war. Dass sie zu Fuss 600 Kilometer rige indirekt von einer Demenzerkrankung halten ist dadurch für viele nicht einfach», so zurückgelegt hat, ist schlicht unmöglich, aber betroffen sind. Die Betreuung einer demenz Miriam Rittmann. Alle die nicht in die Norm für sie ist das wirklich geschehen. Wie fände erkrankten Person kann sehr herausfordernd oder das Konzept passen, werden in der Kate- ich es, wenn mir jemand unterstellen würde, und aufwendig sein. 30 % der Angehörigen gorie «anders» verstaut. «Das konnte man frü- dass ich lüge und Unsinn erzähle, obwohl ich werden selbst krank, weil es sehr anspruchsvoll her gut sehen, in den Schulen zum Beispiel. Da davon überzeugt bin, dass ich es so erlebt habe? ist, sich abzugrenzen. Es gilt also ein massge- gab es die Normalen und die Anderen. In den Ich wäre stark verunsichert, verwirrt und wo- schneidertes Helfernetz zusammenzustellen letzten Jahren konnte man im Bereich der in- möglich sogar verärgert. Diese Gefühle möchte und die richtigen Betreuungs- und Entlas- tegrativen Pädagogik schon viele Fortschritte ich meiner Urgrossmutter selbstverständlich tungsangebote zu koordinieren. So, dass es Be- beobachten, man versucht heutzutage alle im ersparen. In Situationen, in welchen eine Per- troffenen wie auch Angehörigen der Situation Regelablauf einzubetten.» son in Gefahr geraten könnte, gilt es natürlich entsprechend gut geht. einzuschreiten. Unser Bauchgefühl leistet uns Einfühlungsvermögen dabei grosse Hilfe. Erkennt man eine heikle Wandel in der Haltung Was können wir als Individuen unternehmen, Situation, kann es nicht schaden, mal nach- Menschen mit einer demenziellen Entwick- um den Umgang mit Demenz in der Gesell- zufragen, ob alles in Ordnung ist. Schlussend- lung schätzen es meistens sehr, wenn sie zu schaft zu verbessern? An erster Stelle müssen lich leben Menschen mit Demenz nicht in einer Hause leben können. Rund zwei Drittel der wir akzeptieren, dass Menschen mit Demenz Parallelwelt, sie sind mittendrin. Vielleicht Betroffenen leben alleine oder mit Partner ein Teil unserer Gesellschaft sind und nicht erweitern sie die Realität mit ihrer blühenden oder Partnerin in ihrer eigenen Wohnung. anders behandelt werden wollen. Das ist eine Fantasie und vergessen öfters Dinge, aber das Miriam Rittmann, Fachfrau Beratung und allgemeine Haltung, die wir als Gesellschaft macht sie auch nur menschlich! Das Einzige, Koordination im Alter, erzählt, dass ver- einzunehmen haben. Jede Person hat ihren was wir Menschen alle gemeinsam haben, ist, schiedene Organisationen und bei Bedarf er- freien Willen, und niemand möchte seiner dass wir alle anders sind.
Seite 14 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Stadtpolitik An wen kann ich mich wenden? LINKS In einer demenzfreundlichen Stadt Alzheimervereinigung Zug sind Menschen mit Demenz Teil alzheimer-schweiz.ch/de/zug/home des gesellschaftlichen Lebens: Sie AMNESIA Zug Anlaufstelle für alle, die sich um Menschen werden verstanden, respektiert mit Demenz kümmern amnesia-zug.ch und unterstützt, damit sie ihr Leben Benevol Begleitdienst und Kurse selbst bestimmen und so lang benevolzug.ch/aktivitaeten/weiterbildung Curaviva Bildungsangebot wie möglich selbstständig in ihrer weiterbildung.curaviva.ch gewohnten Umgebung leben Fachstelle Alter und Gesundheit können. Dafür braucht es Wissen, stadtzug.ch/altergesundheitneu welches das Verständnis und die KISS Zug Begleitete Nachbarschaftshilfe kiss-zug.ch Sensibilisierung gegenüber De- Memory Klinik Zentralschweiz menzbetroffenen und ihren Ange- luks.ch/standorte/standort-luzern/klinik-fuer- neurologie-und-neurorehabilitation/leistungs- hörigen fördert. Hier finden Sie angebot/memory-clinic-zentralschweiz eine Auflistung von Anlaufstellen Psychische Gesundheit Zug psgz.ch und Organisationen, die Sie im Schweizerisches Rotes Kreuz Umgang mit Demenz unterstützen. Entlastungsdienst srk-zug.ch Sei es für Betroffene, Angehörige SPITEX Zug oder Interessierte. Fachbereich Demenz spitexzug.ch/Dienstleistungen/ Fachb ereich-Demenz/PjK8T Tagesheim Pflegezentrum Baar pflegezentrum-baar.ch/tagesheim Zug für Angehörige zug-fuer-angehoerige.ch/demenz
Seite 15 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Stadtpolitik Beruflich und politisch durchgestartet GGR-Porträt Maria Hügin leitet seit Oktober die GGZ und vertritt seit Januar 2019 die FDP im GGR. Text und Foto Thomas Gretener Das Podium 41 an einem strahlenden Winter- tag: Die Küche bereitet Menus zu, die Gäste sitzen drinnen wie draussen, und es herrscht eine gelöste Stimmung. Maria Hügin, Geschäfts- führerin der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug (GGZ), bewegt sich fast unerkannt durch den Betrieb und freut sich über das gute Ambien- te. Wer ist die Frau mit einem Abschluss in Betriebswirtschaft der Hochschule St. Gallen, geboren 1980, in Zug aufgewachsen und bis- her beruflich im Ausland und in Zürich tätig? Und die 2019 fast unbemerkt politisch wie be- ruflich nach Zug zurückkehrte: als Gemein- derätin im städtischen Parlament und gleich auch Mitglied der wichtigen Geschäftsprü- fungskommission sowie als Geschäftsführe- rin der GGZ, eines der zehn Zuger Unterneh- men mit den meisten Mitarbeitenden (rund Maria Hügin, Geschäftsleiterin der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug (GGZ), 450). Während des Gesprächs im Podium 41 vor dem Podium 41, einem der vielen sozialen Projekte der GGZ. wird deutlich: Der berufliche und politische Weg von Maria Hügin ist eigentlich folge- richtig – und gründet in einer guten Porti- on Neugier. Die Neugier verschlug sie nach der Matura nicht nach Zürich, sondern nach St. Gallen. Sie wollte nicht Pendlerin sein, «Ich habe als Managerin weitergemacht – als schaft Zug: «Mich fasziniert dieses vielfältige sondern das Leben einer Studentin erfahren, Kontraktmanagerin.» Sie übernimmt die Auf- Aufgabenspektrum. Die GGZ setzt sich mit mit allen Vor- und Nachteilen. Als Studien- gabe, mit externen sozialen Organisationen ihren Institutionen in den Bereichen Gesund- fach liebäugelte sie zu Beginn mit der eher und Institutionen Leistungsvereinbarungen heit, Soziales, Bildung, Kultur und Jugend für theoretischen Volkswirtschaftslehre, entschied und für die Stadt Zürich und deren Bevölke- Menschen im Kanton Zug ein. Ich freue mich, sich dann für Betriebswirtschaft. «Ich wollte rung vorteilhafte Lösungen auszuhandeln. zusammen mit dem Vorstand und den Mitar- wissen, wie erfolgreiche Unternehmen orga- Beispielsweise für Kindertagesstätten, von beitenden die GGZ weiterzuentwickeln.» nisiert und geführt sind», erzählt sie. In ihrer denen es in Zürich rund 320 gibt. «Ich war für Diplomarbeit befasste sie sich mit Finanzie- die Arbeit sehr motiviert: Als frischgebackene Neben einer neuen Arbeitsstelle gelingt ihr rungsmodellen von Kindertagesstätten (Kita) Mutter haben mich Angebote für Familien na- auch der Sprung in die Politik. Sie ist sozu- – ein Wink für die Zukunft. türlich interessiert.» Maria Hügin kann in die- sagen eine Quereinsteigerin: Neugierig en sem Arbeitsfeld ihre liberale Grundhaltung gag iert sie sich seit 2018 bei der städtischen Vorerst aber wollte die Tochter einer Spani- einbringen, indem sie im links geprägten Zü- FDP, wirkt bei den kantonalen FDP-Frauen erin und eines Schweizers das internationale rich Aufgaben an Organisationen ausserhalb im Vorstand mit, stellt sich als Kandidatin Umfeld ausloten, aber auch die Welt erleben. der Verwaltung überträgt. Später übernimmt für den Grossen Gemeinderat zur Verfügung Sie erhielt beim renommierten Basler Dental- sie die Leitung des Kontraktmanagements – und wird gewählt. «Ich bin bereit, auch in implantat-Unternehmen Straumann die Stelle und wird Mitglied der Geschäftsleitung des meiner Heimatstadt Verantwortung zu über- einer «Globalen Produktemanagerin». Fünf Sozialdepartements. nehmen», betont sie. Ganz so neu sind ihr die Jahre später, in Erwartung eines Kindes, sucht parlamentarischen Abläufe denn doch nicht: Maria Hügin eine neue Herausforderung. Für 2019 schliesslich ist das Jahr des Umbruchs. Im Zürcher Sozialdepartement befasste sie Aussenstehende etwas überraschend nimmt «Die Erfahrungen in Zürich haben mich mo- sich oft mit parlamentarischen Themen – sie eine Stelle beim Sozialdepartement der tiviert, die Geschäftsleitung einer sozialen eben von der anderen Seite des Parlaments- Stadt Zürich an. Sie, die Managerin mit inter- Organisation zu übernehmen», schildert sie. betriebs, der Verwaltung, aus, was ihr jetzt nationaler Erfahrung? Maria Hügin schmunzelt. Die findet sie bei der Gemeinnützigen Gesell- zugute kommt.
Seite 16 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Wirtschaft Wirtschaft ZUGER WIRTSCHAFTSZMITTAG HOFLÄDELI PREIS Lunch im Zephyr Hangar Vom Feld auf den Teller Kreative Köpfe gefragt Keine Frage, die knackigsten Rüebli Zuger Unternehmen, die nach dem und die saftigsten Äpfel bekommt 1. Januar 2016 im Kanton Zug ge- man beim Bauer. Ein Einkauf im Hof- gründet wurden, können sich noch lädeli lässt sich nicht mit einem im bis am 21. Februar 2020 für den Supermarkt vergleichen. Im Hof Zuger Jungunternehmerpreis bewer- lädeli nimmt man sich Zeit, tauscht ben. Es warten attraktive Preisgel- sich mit anderen Kunden aus und der von 5000, 2000 und 1000 Fran- informiert sich bei Fragen über die ken für die ersten drei Plätze. Unter Lebensmittel direkt beim Bauern. den teilnehmenden Unternehmen Der nächste Zuger Wirtschaftszmittag findet Wer seine Lebensmittel direkt ab wird zudem ein Förderpreis verlost. Hof kauft, weiss, woher sein Essen Für die Preisverleihung vom 7. April am 1. Mai um 12 Uhr bei der V-Zug im neuen stammt. Ausserdem fällt der Trans- werden in einer qualifizierten Vor- Zephyr Hangar Speedy statt. Herzstück der portweg zum Grosshändler oder auswahl maximal acht Zuger Jung- Supermarkt weg, weshalb Gemüse unternehmen ausgewählt, die ihre mehrgeschossigen Produktionshalle mit einer und Früchte zum optimalen Reife- Geschäftsidee dem Publikum prä- Grundfläche von rund 3500 Quadratmetern zeitpunkt geerntet werden und dadurch besser schmecken. Neben sentieren und es von der Unterneh- mensidee überzeugen müssen. sind die grossen Servo-Transferpressen und unseren Geschmacksknospen er- Ausserdem erhalten die Unterneh- freut sich aber auch die Umwelt merinnen und Unternehmer ein das automatische Lager der Presswerkzeuge. über den lokalen Einkauf im Hoflä- qualifiziertes Feedback von der Als Teil der vertikalen Fabrik der V-Zug wird deli. Denn je kürzer der Transport- weg, desto geringer der CO2 - Aus- Expertenrunde. der Zephyr Hangar mit seinem Sheddach nach stoss. Schlussendlich ist es auch Der Zuger Jungunternehmerpreis für den Bauern eine Freude, seine wird seit 2005 jährlich verliehen. der Fertigstellung eine Höhe von rund 24 Produkte auf direkten Weg an den Hauptveranstalter des Zuger Events Metern aufweisen. Der Aufbau ab dem zwei- Konsumenten zu bringen. Der Land- wirtschaftsbetrieb vor Ort wird für junge Unternehmen ist der Verein Technologie Forum Zug. Der Verein ten Obergeschoss und die Fassade sind in unterstützt und die regionale Wert- vernetzt seit 15 Jahren technologisch schöpfungskette gesichert. führende, innovative Unternehmen Holz ausgeführt. Am Wirtschaftszmittag in- des zweiten Sektors im Kanton Zug formiert Beat Weiss, Geschäftsführer der Doch wo befindet sich das nächste Hoflädeli? Unter www.hofladen- und der Region. V-Zug Immobilien, über das Gebäude und die zug.ch finden Sie eine Karte mit Unternehmen sowie Zuschauerinnen allen Hofläden in der Stadt und im und Zuschauer können sich unter weiteren Ausbauschritte des Technologie Kanton Zug. Neben Hoflädeli sind dem nachfolgenden Link für die cluster Zug. auch Milchautomaten, Christbaum- verkäufe ab Hof und Blumenfelder Preisverleihung anmelden: zugerjup.ch Infos: zum Selberpflücken eingezeichnet. technologiecluster-zug.ch Kennen Sie weitere Hoflädeli, Blu- menfelder oder Milchautomaten, Anmeldung: die noch nicht auf der Karte sind? stadtzug.ch/wirtschaftszmittag Dann füllen Sie auf der Webseite das Kontaktformular mit den ent- sprechenden Angaben aus. Infos: hofladen-zug.ch
Seite 17 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Wirtschaft Von Sprungbrettern und Brückenbauern Arbeiten Menschen mit körperlichen, psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen haben es auf dem Arbeits- markt nicht einfach. Das ist auch in der Stadt Zug nicht anders. Aber zahlreiche Hilfsangebote unterstützen die berufliche Integration — sei es im geschützten Rahmen oder auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die Arbeitgeber stehen dem Anliegen offen gegenüber. Text Claudia Wirz, Fotos André Springer Michael Steiner, Administration und IT-Support Bibliothek Zug.
Seite 18 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Wirtschaft Was heisst eigentlich «normal»? «Einer Norm entsprechend», erklärt der Duden, und schon bekommt das so leicht dahingesagte Wörtchen einen schalen Beigeschmack. Wer möchte sich schon damit brüsten, irgendwelchen Normen zu gehorchen? Bei Industrienormen für Dinge mag das ja angebracht sein – aber bei Men- schen? Ist nicht jeder sowieso anders als der andere und ist die Einteilung von Menschen in «normal» und «nicht normal» beziehungswei- se «behindert» oder «beeinträchtigt» deshalb nicht von Anfang an falsch? «Nicht normal» Wie auch immer – bei Michael Steiner ist auf den ersten Blick alles normal. Nach der Schule machte der heute 37-Jährige eine kaufmänni- sche Lehre, absolvierte die Berufsmatura, ar- beitete für zwei Jahre bei einer Versicherung und ging auf Weltreise. Ballsport und Com- puter waren schon immer seine Leidenschaft. Nach verschiedenen beruflichen Stationen ar- beitet Michael Steiner heute bei der Bibliothek Zug in der Administration und im IT-Support. Also alles so weit ganz normal. «Diese auf mich angepasste Stelle und das tolle Bibliotheksteam sind für Aber Normalität ist immer eine Frage der Perspektive. Michael Steiner bezeichnet sich mich ein Glücksfall.» selber als «nicht normal». Vielmehr versteht Michael Steiner, Administration und IT-Support Bibliothek Zug er sich als Brückenbauer zwischen zwei Wel- ten – derjenigen der sogenannt Normalen und technikunternehmen Medela AG oder die Betrieb des Vereins «zuwebe», der im Kanton derjenigen der Hörgeschädigten. Deshalb be- Stelle im Kundendienst des IT-Händlers ARP Zug Arbeits- und Wohnplätze sowie Ausbil- herrscht er neben Englisch, Französisch und Schweiz AG in Rotkreuz. Andere wiederum dungen für Personen mit einem geistigen Spanisch auch noch die Gebärdensprache. waren ein Reinfall. Mit seiner ab März auf ein oder psychischen Handicap oder eben einer Seit er als Kleinkind an einer Hirnhautent- 50-Prozent-Pensum aufgestockten Anstellung Lernschwäche anbietet, hat sich seit seiner Er- zündung erkrankte, hört er auf einem Ohr gar bei der Bibliothek Zug scheint er nun ange- öffnung im Jahr 2014 zu einem Flaggschiff der nichts mehr und auf dem anderen nur noch kommen. «Diese auf mich angepasste Stelle «zuwebe»-Betriebe entwickelt. rund 50 Prozent. In der Welt der «Normalen» und das tolle Bibliotheksteam sind für mich erweist sich dies zuweilen als einschneidende ein Glücksfall», betont er. Die Arbeitgeberin, Eigentlich ist das Bistro ganz normal und die Beeinträchtigung. die Stadt Zug, unterstütze ihn und schätze Kritiken auf der Plattform «Tripadvisor» spre- seine Arbeit. Mit Michael Steiner erhalten chen für sich. Trotzdem ist das Lokal «einfach Das Telefonieren zum Beispiel ist für Michael die Grundwerte seiner Arbeitgeberin ein kon- anders», wie Sprecherin Jeannine Lütolf sagt. Steiner zwar nicht unmöglich, aber sehr an- kretes Gesicht; es geht um «Wertschätzung», «Einfach anders» ist sozusagen das Motto des strengend. Ein Gespräch ohne Blickkontakt «Mut» oder «Weitsicht». Betriebs, der fünf geschützte Arbeitsplätze oder in lärmiger Umgebung funktioniert für Angestellte mit einem Handicap bietet. schlecht. Häufen sich solche Situationen im «Einfach anders» Das restliche Personal ist agogisch geschult. Arbeitsalltag, ist er bereits am Nachmittag fix Für Sumana Huber ist der erste Arbeitsmarkt Seit zwei Jahren arbeitet Sumana Huber hier, und fertig. «Es ist keine Frage der Intelligenz», noch nicht ganz in Griffweite, aber das erklär- und sie wirkt auch nach dem Mittagsservice sagt er, «sondern der Verständigung.» Etliche te Ziel. Wegen einer Lernschwäche bezieht so munter, als hätte sie eben erst ihre Schicht Anstellungen hat Michael Steiner in seinem die junge Frau eine IV-Rente und arbeitet seit angefangen. Dabei ist sie schon seit fünf Uhr bisherigen Berufsleben schon hinter sich. zwei Jahren Vollzeit im Service des über die morgens auf den Beinen, was ihrem langen Manche Stellen haben ihn weitergebracht, Stadt- und Kantonsgrenzen hinaus bekannten Arbeitsweg geschuldet ist. Jeden Tag pendelt etwa seine Lehrstelle beim Baarer Medizin- «Intermezzo» in der Altstadt. Das Bistro, ein sie zwischen dem Entlebuch und Zug.
Seite 19 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Wirtschaft «Das «Intermezzo» muss nicht, kann aber eine Art Sprungbrett für das Arbeitsleben jenseits des geschützten Rahmens sein.» Jeannine Lütolf, Sprecherin «zuwebe» ausforderung. Alles Unberechenbare sei für die Arbeitgeber schwierig. Hier bietet sich die Stiftung als Beraterin und helfende Hand an – in einem Trialog zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und der Sozialberatung, wie Tobias Hasler sagt. Insbesondere psychische Beeinträchtigungen hätten in letzter Zeit deutlich zugenommen, sagt er, und sie beträ- fen den Arzt oder die Buchhalterin genauso wie die Angelernte oder den Hilfsarbeiter. «Arbeit ist ein wichtiger Stabilisator», sagt Tobias Hasler, und der erste Arbeitsmarkt sei für viele Betroffene erstrebenswerter als der geschützte Bereich. Aber nicht für alle ist der erste Arbeitsmarkt auch das Richtige. Urs Christen ist gelernter Koch und arbeitet gegenwärtig drei Tage in der Woche in der «Papieri» der Institution «Consol». Ein höheres Pensum wäre für ihn gesundheit- Sumana Huber, Servicemitarbeiterin «Intermezzo». lich nicht möglich. Hier entstehen aus Altpapier handgeschöpfte Couverts und Karten. «Die Be- dingungen hier sind 1A», sagt er. Seit einem schweren Motorradunfall vor rund 30 Jahren muss der Mittfünfziger mit den Fol- gen eines Schädel-Hirn-Traumas leben. Leicht ist diese Aufgabe nicht, aber in der «Philoso- Ein Leben ohne IV-Rente und auf dem ganz Ausbildung (PrA), Berufsattest (EBA) und phie des Buddhismus», sagt Urs Christen, habe normalen Arbeitsmarkt – das ist der Traum Fähigkeitszeugnis (EFZ) an. Immer wieder er eine Richtschnur für sein Leben gefunden. der jungen Servicemitarbeiterin. Sie selbst gibt es Erfolgsgeschichten, etwa jene der jun- Das Leben zeigt sich ihm als Wechselspiel von traut es sich zu − nicht gerade heute, aber gen Frau, die nun den Einstieg in den Coif- Yin und Yang oder – profaner ausgedrückt – vielleicht morgen. Das «Intermezzo» muss feurberuf geschafft hat. Die Wirtschaft zeige von Hell und Dunkel, Gedanken, die er in sei- nicht, kann aber eine Art Sprungbrett für das sich offen für die berufliche Integration, sagt nem Gedichtbändchen «Licht im Schwarzen Arbeitsleben jenseits des geschützten Rah- Facchin, deutlich offener als früher. Seine Marmor» wiedergibt. Seit 17 Jahren ist er nun mens sein, sagt Jeannine Lütolf. Fachstelle kann im Kanton Zug auf ein Netz- schon in der «Papieri» tätig und damit einer werk von rund 50 Arbeitgebern zurückgrei- der Dienstältesten. Er komme nicht hierher, Angestrebt wird dieses Ziel auf verschiedenen fen. Einen glatten Fünfer würde Facchin der um beschützt und umsorgt zu werden, sagt er, Wegen. So ist der Verein «zuwebe» auch im Wirtschaft geben, müsste er ihre Mitarbeit bei sondern um zu arbeiten und seinen Beitrag Personalverleih und im Job-Coaching tätig der beruflichen Integration benoten. Würden zu leisten. «Wäre ich nicht zufrieden mit dem und ermöglicht seinen Angestellten Arbeits- die Betriebe etwas öfter auch Leute offiziell Arbeitsplatz, wäre ich bestimmt nie so lange einsätze in namhaften und international anstellen, könnte vielleicht ein Sechser dar- geblieben.» tätigen Unternehmen. «Bei diesen Einsät- aus werden. zen bleiben sie aber bei uns angestellt», sagt Gianni Facchin, der bei der «zuwebe» die Fach- Eine reguläre Anstellung im ersten Arbeits- stelle Berufliche Integration leitet. markt, das ist auch das Ziel der eng mit «Pro LINKS Infirmis» verbundenen Stiftung «Profil – Ar- bibliothekzug.ch Ein zweiter Weg in den ersten Arbeitsmarkt beit & Handicap». Die Wirtschaft sei diesem zuwebe.ch führt über die unterstützte Ausbildung. Die Anliegen durchaus zugetan, bestätigt auch proinfirmis.ch «zuwebe» bietet im Auftrag der IV Grund- Tobias Hasler, Leiter der Regionalstelle Zen- profil.ch ausbildungen auf den Niveaus Praktische tralschweiz, allein die Passung sei eine Her- consol.ch
Anders? Normal! Mitarbeitende der Stadt Zug und ihre etwas anderen Hobbys, beobachtet von Alexandra Wey und Corinne Sélébam-Alt Daniel Hegglin, Feuerwehr-Materialwart Fotograf
Dominique Sélébam, Departementsassistentin Dressurreiterin
Peter Marty, Haus- und Saalwart Kasperlitheaterspieler
Walter Fassbind, Stadtökologe Bio-Bauer und Bierbrenner
Seite 24 Stadtmagazin Nr. 25 Februar 2020 Schule & Familie Schule & Familie SWCH SOMMERCAMPUS IN ZUG BILDUNG MUSIKSCHULE Gastfreundschaft gesucht Haus zum Lernen Good Practice Wettbewerb Wo früher das Baudepartement un- Der Verband Musikschulen Schweiz tergebracht war, befindet sich heute (VMS) organisierte im Rahmen des das «SO20 — Haus zum Lernen». Bis Forums Musikalische Bildung vom 17. Ende 2020 steht die Liegenschaft an und 18. Januar in Baden einen Good der St.-Oswalds-Gasse 22 auch der Practice Wettbewerb. 15 Musikschu- Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung, len aus der ganzen Schweiz hatten um Anlässe aller Art durchzuführen. dazu beispielhafte Projekte einge- Die verschiedenen Räume eignen reicht. Neun dieser Projekte schaff- sich beispielsweise für Workshops, ten es ins Finale, darunter auch die Kurse, Ausstellungen, kleinere kultu- Konzertplattform «Live Session» der Projektteam Sommercampus Zug v.l.n.r.: Anja Hartmann (Administration relle Veranstaltungen, Sitzungen Musikschule Zug. Die Plattform bie- u. Koordination), Nicolett Theiler (Lokale Co-Leitung u. Kommunikation), und mehr. tet den Schülerinnen und Schülern Karin Saturnino (Kursräume/-infrastruktur, ICT, Logistik, Signaletik u. der Musikschule Zug jeden Freitag Reservierungsanfragen über: die Möglichkeit, vor Publikum zu Sicherheit), Martin Himmelsbach (TreffBar, Unterkünfte u. Camping) stadtzug.ch/so20 musizieren. Vom 6. – 17. Juli findet in Zug der Sommercam- Erweiterung Schul- Musikfestival pus von Schule und Weiterbildung Schweiz anlage Riedmatt Vivace 2020 (swch) statt. An Lehrpersonen werden heute hohe Ansprüche gestellt. Im Sommercampus wird ihnen neben den praxisnahen Weiter bildungskursen auch ein vielfältiges Rahmen- programm geboten. Es werden rund 2000 Lehrpersonen aus der ganzen Schweiz erwar- tet. Die Unterbringung der Kursteilnehmen- Am 23. Oktober 2017 erfolgte der Spatenstich, und bereits am 29. Vom 27. bis 31. Mai findet das Vivace 2020 statt. An über 110 Veranstal- den findet zum Teil in Hotels und im campus- Januar 2020 war es so weit: Mit der tungen zeigt die Musikschule Zug Schlüsselübergabe durch Stadträtin von morgens bis abends, was sie zu eigenen Campingplatz statt – und bei Ihnen, Eliane Birchmeier an Stadträtin bieten hat. Zum Selber-Musizieren wenn Sie mögen. Haben Sie während dieser Vroni Straub wurde der Neubau dem oder Zuhören, vom Gesangswork- Bildungsdepartement übergeben. shop bis zum Late-Night-Konzert, für Zeit ein Zimmer, eine Ferien- oder sonst eine Der Aufnahme des Schulbetriebs in Junge und Junggebliebene — ein den neuen Gebäuden nach den Festival für alle. Am besten gleich Wohnung frei? Dann unterbreiten Sie Ihr An- Sportferien stand somit nichts mehr rot im Kalender anstreichen. gebot mit Preisvorstellung (Tarif pro Nacht) im Weg. Der Kreditrahmen von 16,5 Millionen Franken wird eingehalten. Weitere Infos: an Martin Himmelsbach, lodging@swch.ch. Im Schuljahr 2019/2020 werden in musikschulezug.ch der Schulanlage Riedmatt insgesamt Weitere Infos: vier Kindergarten- und zwölf Primar- swch.ch klassen geführt. 37 Lehrpersonen unterrichten rund 260 Schülerinnen und Schüler.
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