AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung

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AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
AUF DEN WEG
 GEBRACHT
  Tätigkeitsbericht
   2018 bis 2020
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
IKEA
STIFTUNG
TÄTIGKEITSBERICHT 2018 BIS 2020
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
04    VORWORT
                                                      06	DIE IKEA STIFTUNG UND
                                                            IHR AUFTRAG
                                                      07    FÖRDERUNGSTÄTIGKEIT

                                                      08
                                                      WOHNEN

                                                                                  30
                                                      UND
                                                      DESIGN

                                                      44
                                                      NACHWUCHS-
                                                                                  ARCHITEKTUR
                                                                                  UND
                                                                                  WOHNKULTUR

                                                                                  58
                                                      FÖRDERUNG

                                                      74
                                                      KINDERGÄRTEN
                                                                                  KINDER
                                                                                  UND
                                                                                  JUGENDLICHE

         „DEN VIELEN MENSCHEN EINEN                   UND
                                                      SCHULEN
                                                                                  92   PREIS DER IKEA STIFTUNG
         BESSEREN ALLTAG SCHAFFEN, … KEINE METHODE                                95   ANHANG
                                                                                       96	HINWEISE FÜR
         IST WIRKUNGSVOLLER ALS DAS GUTE BEISPIEL.“                                         ANTRAGSTELLER
                                                                                       99   BEWILLIGUNGS­
         Ingvar Kamprad (1926 - 2018)

                                                                                                                 INHALT
VISION

                                                                                            MODALITÄTEN
                                                                                       100	ORGANE DER IKEA
                                                                                            STIFTUNG

                                                                                                                 // 03
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AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
MIT
                      Auf den ersten Blick ist der Tätigkeitsbericht, den Sie   raums aufzeigten. Heute, knapp 40 Jahre später, ist
                      gerade in Händen halten, nur eine Art Sammlung            das ­Thema relevanter als je zuvor. In dieser Erfolgs­
                      vieler verschiedenartiger Projekte – doch das wirk-       reihe stehen auch die 2005 vorgestellte Ausstellung
                      lich Großartige verbirgt sich meistens außerhalb der      des Architekturbüros Philipp Oswalt „Schrumpfende

          VEREINTEN
                      hier abgebildeten Momentaufnahmen. Es sind die            Städte“ in Leipzig, die Buchpublikation „Co Housing
                      eindrucksvollen Leistungen der Menschen hinter den        Cultures“ von id22, Institut für kreative Nachhaltigkeit,
                      Zeilen und Bildern, die in der vorliegenden Darstel-      aus dem Jahr 2012 sowie die DAM-Ausstellung „Bauen
                      lung doch nur eher unvollständig übermittelt werden       und ­Wohnen in Gemeinschaft“ 2015. Die in diesem Be-

          KRÄFTEN
                      können. Die Förderung der Projekte durch die IKEA         richt vorgestellte Förderung der Ausstellung „Einfach
                      Stiftung ist häufig der Anfang und damit eine wichtige    grün“, ebenfalls im Deutschen Architektur­museum in
                      Hilfe, die Dinge auf den Weg zu bringen.                  ­Frankfurt, setzt diese Reihe fort.

                      Wie ein roter Faden ziehen sich seit der Gründung der     Im dreijährigen Berichtszeitraum (1. September 2017
                      IKEA Stiftung im Jahre 1981 aktuelle Problemlagen im      bis 31. August 2020) wurden mehr als 5,7 Millionen Euro
                      Wohnumfeld und die dazu passenden nachhaltigen            für die in der Stiftungssatzung beschriebenen Förder­
                      Lösungen durch unsere Fördertätigkeit. Seit der ersten    zwecke eingesetzt. Damit wuchs im Laufe der letzten
                      Stunde ist die Vision des Stifters Ingvar Kamprad, den    Jahrzehnte nicht nur der Mittelzufluss, auch die Zahl
                      vielen Menschen einen besseren Alltag zu schaffen,        der geförderten großen und kleinen Projekte und
                      unser Leitspruch. Bei unserer Arbeit begegnet uns das     Stipendien nahm in der Summe deutlich zu. Das Spek-
                      Thema in ganz unterschiedlichen Formen – gebündelt        trum dieser Projekte ist auch ein Spiegel gesellschaft-
                      wird es in den geförderten Kategorien. Die Verbesse-      licher Entwicklungen. So gibt es derzeit kaum einen
                      rung der Wohn- und Lebenssituation von Kindern und        Lebensbereich, den das Thema Umwelt und Nachhaltig-
                      Jugendlichen gehört fest dazu. Auf gleicher Stufe steht   keit nicht elementar betrifft. Eine umweltverträgliche
                      die Förderung von Wissenschaft und Forschung, von         Lebensweise heute bedeutet ein lebenswertes Morgen.
                      Ausstellungen, Symposien und Workshops, die the-          Motiviert durch diesen Denkansatz setzt sich auch die
                      matisch rund um alternative Wohnformen und öko-           IKEA Stiftung immer stärker in diesem Bereich ein.
                      logisches Bauen angesiedelt sind. Traditionell wird das
                      gesamte Engagement durch die Nachwuchsförderung           Ein abschließendes Wort noch in eigener Sache: Alle
                      abgerundet – denn die Absolventinnen und Absol-           Stiftungsmittel fließen zu 100 Prozent in die geförder-
                      venten der Hochschulen sind dazu berufen, unseren         ten Projekte. All unsere Verwaltungsaufwendungen
                      zukünftigen Alltag aktiv mitzugestalten.                  werden in vollem Umfang von den Stiftergesellschaf-
                                                                                ten übernommen. Damit können wir sämtliche Mittel,
                      Einige Beispiele aus den vergangenen Jahren und           die wir für unsere satzungsgemäßen Aufgaben zur
                      Jahrzehnten demonstrieren den wegweisenden Cha-           Verfügung haben, dort einsetzen, wo Hilfe nachge-
                      rakter der geförderten Projekte. Dazu gehört etwa der     fragt und gebraucht wird.
                      Wettbewerb von 1982 unter dem Titel „Leben unterm
                      Dach“. Daraus gingen eine Ausstellung sowie eine viel
                      beachtete Buchpublikation hervor, die Lösungen                                                         Klaus Kelwing
                      zum Problem des immer teurer werdenden Wohn-                                               Vorstand der IKEA Stiftung
VORWORT

                                                                                                                                              VORWORT
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                                                                                                                                              // 05
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
GEMEINSAM GESTALTEN                                                                               FÖRDERUNGSTÄTIGKEIT
              WIR ZUKUNFT                                                                                               1. SEPTEMBER 2017
              DIE IKEA STIFTUNG UND IHR AUFTRAG                                                                        BIS 31. AUGUST 2020

              Die deutsche IKEA Stiftung ist eine rechts-     (Tages-)Betreuungsangebote       wie     unter            Seit 1981 wurde das anfängliche Grund-
              fähige öffentliche Stiftung des bürger-         anderem     Krippen,    Kindergärten      oder            stockvermögen der IKEA Stiftung durch
              lichen Rechts mit Sitz in München und           Schulen und Jugendzentren sowie Projek-                   Nachstiftungen sukzessive auf derzeit
              Geschäftsstelle in Hofheim-Wallau. Sie          te für sozial benachteiligte Kinder.                      20 Millionen Euro erhöht. Zweckgebun­
              wurde 1981 von den deutschen IKEA                                                                         dene Zuwendungen und die Zinsen, die
              Gesellschaften gegründet. Die Stiftung ist                                                                das Stiftungskapital erwirtschaftet, fließen
                                                              3. Verbraucherberatung
              unabhängig und gemeinnützig. Sie unter-                                                                   zu 100 Prozent in die Projektförderung.
              liegt   der   staatlichen   Stiftungsaufsicht                                                             Alle Betriebsausgaben und administrati-
              durch die Regierung von Oberbayern.             Gefördert werden Veranstaltungen und                      ven Kosten der IKEA Stiftung werden in
                                                              die Herausgabe von Schriften sowie Maß­                   vollem Umfang von IKEA Deutschland
              Die IKEA Stiftung hat drei satzungs­            nahmen aller Art, die Verbraucher im Zu-                  getragen. Die Einnahmen betrugen in den
              gemäße Schwerpunkte für ihre Förder-            sammenhang mit dem Themenbereich                          einzelnen Geschäftsjahren (jeweils vom
              maßnahmen:                                      Wohnen aufklären und beraten.                             1. September bis 31. August) variierend
                                                                                                                        durch jährlich unterschiedliche zweckge-
                                                              Die IKEA Stiftung unterstützt in vorge-                   bundene Spenden:
              1. Wohnen und Wohnkultur                        nannten     Schwerpunktbereichen        bevor-
                                                              zugt solche Projekte, deren Initiatoren mit               2017/2018        EUR 1.863.000
              Unterstützt werden Projekte aus dem Be-         vergleichsweise    bescheidenen        Mitteln,           2018/2019        EUR 1.838.000
              reich des Wohnens und der Wohnkultur im         aber mit umso größerem Engagement                         2019/2020        EUR 2.035.000
              weitesten Sinne: Ausstellungen, Publika-        kreativ etwas erreichen wollen. Jedes Pro-
              tionen, wissenschaftliche Untersuchungen        jekt sollte allerdings die Erwartung recht-               Im   Berichtszeitraum      standen    mithin
              und Forschungsarbeiten, soweit deren            fertigen, dass mit der Förderung eine                     5.736.000 Euro für die Stiftungsarbeit zur
              Ergebnisse für eine breite Öffentlichkeit       nachhaltige Wirkung erzielt wird, die über                Verfügung. Dabei konzentrierte sich die
              interessant sind. Dabei liegt der aktuel-       die bloße Zuwendung eines Geldbetrages                    ­Tätigkeit der IKEA Stiftung auf
              le Schwerpunkt auf dem Thema „Nach-             hinausgeht.                                               • die Förderung von 182 größeren
              haltiges Leben zu Hause“. Die Ergebnisse                                                                   Projekten externer Antragsteller,
              stehen immer der Allgemeinheit zur Ver-                                                                   • die Vergabe von 36 Stipendien und
                                                              4. Förderrichtlinien
              fügung. Dem wichtigen Aspekt der Nach-                                                                     Forschungsbeihilfen,
              wuchsförderung wird unter anderem auch                                                                    • die Unterstützung von über 200
              durch die Vergabe von Stipendien Rech-          Gefördert werden Projekte von Einzel-                      kleineren Projekten.
              nung getragen.                                  personen,     Gruppen    und   Institutionen
                                                              (zum Beispiel Vereine, Initiativen). Eine                 Von den vielen kleinen und großen Projek-
                                                              Förderung ist schriftlich zu beantragen.                  ten, die die Stiftung im Berichtszeitraum
              2. Förderung von Projekten
                                                              Formulare verwendet die Stiftung nicht,                   unterstützte, stellt dieser Tätigkeitsbericht
              für Kinder                                      um   jedem    Antragsteller    die   Möglich-             einen repräsentativen Querschnitt dar.

                                                                                                                                                                        FÖRDERUNGSTÄTIGKEIT
                                                              keit zu geben, sich nach eigenem Ermes-                   Dabei sind die jeweiligen Darstellungen
              Ein besonderer Schwerpunkt der Stif-            sen darzustellen. Ausführliche Hinweise                   fünf Bereichen zugeordnet, die sich als
              tungsarbeit ist die Förderung von Initia-       für Antragsteller finden sich ab Seite 96.                Themenfelder im Laufe der Berichtszeit
              tiven, die die Wohn- und Lebenssituation        Über die Projektförderungen entscheiden                   herauskristallisiert haben. Die Einteilung
DER AUFTRAG

              von Kindern und Jugendlichen verbessern         Stiftungsvorstand und -beirat in gemein­                  entspricht keineswegs feststehenden Ka-
              helfen. Unterstützt werden zum Beispiel         samen halbjährlichen Beratungen.                          tegorien, sondern spiegelt die Situation
                                                                                                                        innerhalb der letzten Jahre wider.
// 06

                                                                                                                                                                        // 07
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
WOHNEN                         Als Stiftung, die von einem bedeutenden Ein-
                                                   richtungsunternehmen gegründet wurde,
                                                                                                  Dazu gehören Ausstellungen, die Entwick-
                                                                                                  lungen auf diesem Gebiet dokumentieren,

                    UND DESIGN
                                                   liegt uns das Thema Wohnen und Wohn-           Konzepte, die Ressourcen dort erkennen,
                                                   kultur ganz besonders am Herzen. Aus           wo andere nur Ausrangiertes sehen, und
                                                   diesem Grund ist es für uns selbstver­         Zukunftsmodelle, die auf dem Boden der
                                                   ständlich, dass wir die Entwicklungen auf      heutigen Bedürfnisse keimen.
                                                   diesem Gebiet mit großem Interesse
                                                   verfolgen. Das Themenfeld „Wohnen und          Den oft noch sehr jungen Designschaffen-

                    // ENTWÜRFE UND KONZEPTE FÜR
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                              WOHNEN UND DESIGN
                                                   Design“ begeistert mit seiner Dynamik,         den bietet die Unterstützung der IKEA
                                                   denn es kann immer auch als Spiegel der        Stiftung eine Möglichkeit, ihre Arbeiten
                                                                                                  ­
                    EINEN BESSEREN ALLTAG          Gesellschaft in einer bestimmten Periode       der Öffentlichkeit zu präsentieren und so
                                                   der G
                                                       ­ eschichte betrachtet werden.             mit ihren Ideen noch viel mehr Menschen
                                                                                                  begeistern zu können. Für viele von ihnen
                                                   Deshalb fördern wir Ideen und Projekte,        bietet diese Förderung eine Gelegenheit,
                                                   die heute eine Grundlage für ein besseres      unser Leben in der Zukunft nachhaltig zum
                                                   Wohnen und Leben von morgen schaffen.          Positiven zu verändern.
// 08

                                                                                                                                              // 09
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
Lina Bo Bardi, Casa de Vidro, São Paulo,
                                                                                                                                                                                                Brasilien, 1951. © Nelson Kon, 2002

                                                                                                             1989 wurde das Vitra Design Museum zunächst für           die nahezu 70 Titel der IKEA Kataloge, die nun auch
                                                                                                             die private Sammlung von Rolf Fehlbaum gegründet.         zur Geschichte gehören. Beliebt waren diese schon
                                                                                                             Doch das Haus machte sich schnell einen Namen:            in den 60er- bis 80er-Jahren, die als herausragende
                                                                                                             Heute gilt es als eine der international bedeutends-      Dekaden des I­nterieur Designs gelten. Zu dieser Zeit
                                                                                                             ten Adressen für Design und Architektur. Bereits          entstand ein Bruch mit den existierenden Konven-
                                                                                                             1999 hatte IKEA die erste eigene Ausstellung mit dem      tionen. Menschen in der westlichen Welt wurden
                                                                                                             Namen „Democratic Design“ im Vitra Museum kura-           wohlhabender, mobile Wohnstrukturen kamen in
                                                                                                             tieren lassen. Heute ist es ein Ort für Retrospektiven    Mode. Im Bereich Design wurde viel mit Kunst­­­­­­­­stoffen
                                                                                                             und Workshops, wo ­Design nicht nur gezeigt, sondern      ­experimentiert. Es entstanden Ideen von vorgefertig-
                                                                                                             auch erforscht und vermittelt wird. Doch viel bekann-     ten Häusern – beispielhaft dafür steht das Hexacube
                                                                                                             ter ist das Museum als die Heimatstätte wegweisender      von Candilis, das ebenfalls Teil der Ausstellung ist.
                                                                                                             ­Wanderausstellungen aus den Bereichen Architektur
                                                                                                             und Design, die anschließend rund um die Welt ge-         Eine Etappe früher, in den Anfängen der 1960er,
                                                                                                             feiert werden.                                            verbreiteten sich loftartige Wohnkonzepte. Ihren Ur-
                                  Verner Panton, Phantasy Landscape im Rahmen der Ausstellung Visiona 2,                                                               sprung hatten diese in New York, als die Fabriken
                                                 Köln, Deutschland, 1970. © Verner Panton Design AG, Basel
                                                                                                             In die Reihe dieser hochkarätigen Schauen gliedert        das Stadtgebiet verließen und Künstler in die leer
                                                                                                             sich auch „Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre          ­s tehenden Fabrikhallen einzogen. Die Silver Factory
                                                                                                             Interieurs“ ein. Angefangen in der heutigen Zeit, führt   von Andy Warhol steht symbolisch für diesen Trend

                    MEILENSTEINE AUS 100 JAHREN
                                                                                                             die A
                                                                                                                 ­ usstellung ihre Besucherinnen und Besucher          des Lofts als Arbeits- und Wohnraum.
                                                                                                             ­etappenweise durch die Geschichte der Inneneinrich-
                                                                                                             tung zurück bis in die 20er-Jahre des vergangenen         Ein Jahrzehnt zuvor, in den 1950er-Jahren, wurde der

                    WOHNGESCHICHTE                                                                           Jahrhunderts. Beispielhaft für die einzelnen Stationen
                                                                                                             stehen 20 ausgewählte Wohnräume zur Ansicht, die
                                                                                                                                                                       Wohnraum politisiert. Die Frage nach dem Lebens-
                                                                                                                                                                       standard wurde in der Gesellschaft großgeschrieben.

                    20 INTERIEURS FÜHRENDER DESIGN-GRÖSSEN                                                   zu den besten und wegweisenden Beispielen aus 100
                                                                                                             Jahren Interieur Design zählen.
                                                                                                                                                                       Befeuert wurde diese Tendenz durch die Lager der
                                                                                                                                                                       Kommunisten und Kapitalisten, die Spannung zwi-
                                                                                                                                                                       schen den USA und Russland. Die „Kitchen Debate“
                                                                                                                                                                       zwischen Richard Nixon und Nikita Chruschtschow
                    // JEDES JAHRZEHNT BRINGT VERÄNDERUNGEN                                                  70 Jahre IKEA Katalog                                     ging in dieser Zeit in die Geschichte ein.

                    MIT SICH. DIE ART UND WEISE, WIE WIR
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                                                                                                      WOHNEN UND DESIGN
                                                                                                             Wenn wir auf die Geschichte des modernen Wohn-            Die 1920er-Jahre als Startpunkt des
                    WOHNEN, IST MITUNTER AUCH EIN SPIEGEL                                                    interieurs blicken, so sehen wir, wie in den letzten      Interieur Designs
                                                                                                             40 Jahren Möbel von IKEA das Wohnen in Deutsch-
                    DER GESELL­SCHAFTLICHEN ENTWICKLUNGEN –                                                  land maßgeblich beeinflusst und verändert haben           Zwischen den 50ern und 60ern begann ein konstan-

                    IHRE ESSENZ HAT DAS VITRA DESIGN MUSEUM                                                  – auch „Home Stories“ kommt nicht ohne das BILLY
                                                                                                             Regal, eine der von IKEA meistverkauften Ikonen, aus.
                                                                                                                                                                       ter Austausch zwischen dem Innen- und dem Außen-
                                                                                                                                                                       bereich. Lina Bo Bardis Casa de Vidro in Brasilien ist

                    IN EINER AUSSTELLUNG FESTGEHALTEN.                                                       Schon fast eine Ausstellung in der Ausstellung sind       dafür ein glänzendes Beispiel: Großflächige Fenster
// 010

                                                                                                                                                                                                                                      // 011
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
eröffneten den Blick in die Natur – auf diese Weise       Themen sind dabei etwa die effiziente Nutzung des
                    wurde diese zum Teil des Interieurs. Das Draußen          Wohnraums, Nachhaltigkeit und Energiekonzepte –
                    wurde zum Teil des Drinnen – auch diesen Aspekt           allesamt Komponenten von „Home Stories“.
                    veranschaulicht die Ausstellung.
                                                                              Nach der Erstpräsentation in Weil am Rhein geht die
                    Die letzte Etappe, die 20er-Jahre des vergangenen         Designschau auf Tournee: Die nächsten geplanten
                    Jahrhunderts, steht für einen Wendepunkt in der           Stationen sind etwa das Design Museum Holon in
                    Wohngeschichte: Nach der Revolution in Russland und       Israel, das Design Museum Gent, die Kunsthal Rotter-
                    dem Ersten Weltkrieg gewinnt das Thema Interieur          dam und das Trapholt Museum of Modern Art and
                    Design rasant an Relevanz.                                ­Design in Dänemark. Ein 300-seitiger Katalog doku-
                                                                              mentiert die Ausstellung.
                    Die anschaulichen Beispiele von „Home Stories“
                    sollen nicht nur eine Entwicklungsgeschichte porträtie-
                    ren, sondern vielmehr zu einem öffentlichen Diskurs                  „Nach der Revolution
                    über die Bedeutung unseres Wohninterieurs anregen.
                    Schließlich ist Interieur Design mehr als Möbel in                    in Russland und nach
                    einem Raum – vielmehr steht es für die Persönlichkeit
                                                                                          dem Ersten Weltkrieg
                    der Bewohner und im Großen betrachtet auch für eine
                    ganze Gesellschaft und ihre Entwicklung samt ihren                    gewinnt das Thema
                    politischen und technischen Umbrüchen. Diese haben
                    unser Zuhause in den letzten 100 Jahren revolutioniert
                                                                                          Interieur Design schnell
                    und werden es auch weiter tun. Zukunftsweisende                       an Bedeutung.“

                          Home Stories                                                                                                                                                                                                                                                          // ANTRAGSTELLER
                          100 Years, 20 Visionary Interiors
                          08.02. – 23.08.2020
                                                                                     Pressebilder
                                                                                     Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Vitra Design Museum,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Weil am Rhein
                                                                                     08.02. – 23.08.2020
                                                                                     Vitra Design Museum, Weil am Rhein

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Projekt: Ausstellung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                „Home Stories. 100
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Jahre, 20 visionäre
                                                                                      01
                                                                                      Brandlhuber+ Emde, Burlon, Antivilla,
                                                                                                                              02
                                                                                                                              elii [oficina de arquitectura], Yojigen Poketto
                                                                                                                                                                                03
                                                                                                                                                                                Marie Jacotey, Granby N48, (Zeichnung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Interieurs“
                                                                                      Krampnitz, Deutschland, 2010–15         Apartment (Küchenzeile und Schlafbereich),        des Wohnbauprojekts Granby Four
                                                                                      © Future Documentation / Erica          Madrid, Spanien, 2017                             Streets von Assemble, Liverpool,
                                                                                      Overmeer / Mit freundlicher             © elii [oficina de arquitectura], Foto: Imagen    Großbritannien 2013-heute), 2016
                                                                                      Genehmigung von Brandlhuber+            Subliminal – Miguel de Guzmán + Rocío             Mit freundlicher Genehmigung der
                                                                                      Emde, Burlon                            Romero                                            Künstlerin und Hannah Barry Gallery,
                                                                                                                                                                                London

                                                                                      04                                      05                                                06
                                                                                      IKEA, Katalogcover, 1974                Nat Finkelstein, Factory Panorama mit Andy        Verner Panton, Phantasy Landscape im
                                                                                      © IKEA                                  Warhol, New York City, USA, ca. 1965              Rahmen der Ausstellung Visiona 2, Köln,
                                                                                                                              © Nat Finkelstein Nachlass / Alle Rechte          Deutschland, 1970
                                                                                                                              vorbehalten                                       © Panton Design, Basel
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             WOHNEN UND DESIGN
                                                                                      07                                      08                                                09
                                                                                      Michael Graves, Reinhold Apartment,     Karl Lagerfelds Monte Carlo Apartment (mit        Noritaka Minami, A504 I (Nagakin
                                                                                      New York, USA, 1979-81                  Entwürfen von Memphis), Monaco, 1982              Capsule Tower), Tokyo, Japan, 2012
                                                                                      © Peter Aaron/ OTTO                     © Jacques Schumacher                              © Noritaka Minami
                                                                                      (HiRes-Datei auf Nachfrage:
                                                                                      communications@design-museum.de)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Brandlhuber + Emde,
                                                                                     Vitra Design Museum, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein, Germany
                                                                                     T +49.7621.702.3200, F +49.7621.702.3590, info@design-museum.de, www.design-museum.de

                                                                                                                                                                                                                          Karl Lagerfelds Monte Carlo Apartment (mit Entwürfen von   Burlon, Antivilla, Krampnitz, Deutschland, 2010–2015.
                                                                                                                                                                                                                          Memphis), Monaco, ca. 1983 / © Jacques Schumacher                  Erica Overmeer / © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             // 013
// 012
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
MEHRWERTHOF:
                                                   ZIRKULARITÄT UND
                                                   BEGEGNUNG
                                                   // DAS MÜNCHNER SOCIAL DESIGN LAB
                                                   HEBT DIE IDEE DES HERKÖMMLICHEN
                                                   WERTSTOFFHOFES AUF EINE NEUE
                                                   STUFE. ES SCHAFFT ORTE, AN DENEN
                                                   NEUES AUS ALTEM ENTSTEHT UND SICH
                                                   MENSCHEN AUF AUGENHÖHE
                                                   BEGEGNEN.

                                                   Am Anfang stand die Idee der Lösung           gen. So entstehen durch das Zusammen-
                                                   gesellschaftlicher Herausforderungen. 2018    spiel   unterschiedlichster   Kompetenzen
                                                   entwickelte die Hans Sauer Stiftung mit       kreative, auf eine bessere Zukunft gerich-
                                                   Unterstützung der IKEA Stiftung auf d
                                                                                       ­ ieser   tete Lösungen.
                    // ANTRAGSTELLER
                                                   Idee basierend das Social Design Lab in
                    Hans Sauer Stiftung, München
                                                   München. Die Plattform fußt auf drei          Wenn es um eine bessere Zukunft geht,
                    Projekt: Social Design Lab,
                                                   ­S äulen: Integration, Stadtentwicklung und   kommt man am Stichwort Nachhaltigkeit
                    Mehrwerthof Markt² Schwaben
                                                   Nachhaltigkeit. In dem „Laboratorium“         nicht vorbei. Gleich das erste Projekt des
                                                   kommen Menschen aus unterschiedlichs-         neu gegründeten Social Design Labs trifft
                                                   ten Bereichen zusammen, die sich sonst        da genau ins Schwarze eines zukunfts-
                                                   womöglich nicht begegnet wären. Auf           weisenden     Trends:   Kreislaufwirtschaft
                                                   ­diese Weise entsteht ein Pool aus ­W issen   statt Wegwerfgesellschaft. Mit geballten
                                                   und Fähigkeiten, aus dem sich unterschied-    Kompetenzen von Studierenden der Archi-
                                                   liche Ideen formen. Diese werden Schritt      tektur, des Designs und der Sozialwissen-
                                                   für Schritt gemeinsam weiterentwickelt        schaften, zusammen mit Experten für
                                                   und schließlich in die Realität umgesetzt.    Kreislaufwirtschaft, Vertretern von Kom-
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                               WOHNEN UND DESIGN
                                                   Dabei setzt das Lab an der Stelle an, wo es   munen und Wohlfahrtsverbänden, hat das
                                                   gesellschaftliche Bedürfnisse gibt. Betrof-   Lab die Idee der Wertstoffhöfe zeitgemäß
                                                   fene Menschengruppen werden bei der           interpretiert: Was im klassischen Sinne
                                                   Umsetzung der Ideen gleich miteinbezo-        die Endstation für ausrangierte Möbel,
// 014

                                                                                                                                               // 015
AUF DEN WEG GEBRACHT Tätigkeitsbericht 2018 bis 2020 - IKEA Stiftung
Elektrogeräte und Co. war, wird durch das      Unter dem Titel „Mehrwerthof Markt²
                    Social Design Lab zu einem Ressourcen-         Schwaben“ werden heute wertvolle Res-
                    pool von Baumaterialien und Geräten,           sourcen, die sonst auf dem Müll l­anden
                    einem Ort des Wiederverwendens und             würden, wieder in den Kreislauf der Ver-
                    Weiterverwertens – dem Mehrwerthof.            wendung gebracht. Dabei werden neue
                                                                   Formen des gemeinschaftlichen Handelns
                    Ein kreativer Ort der                          entwickelt. Zentral ist der Mitmach­­­­­­­gedanke
                    Produktion                                     – das Projekt bezieht vor allem auch
                                                                   benachteiligte Menschen mit ein. Inbeson-
                    Die ersten Ansätze entstanden Ende 2018        dere die Integration von Geflüchteten spielt
                    in der Gemeinde Markt Schwaben in der          eine wichtige Rolle: Beim Werkeln – ob im
                    Nähe von München. Vom ersten Augen-            Wertstoffhof oder bei den dazugehöri-
                    blick an war das Projekt genau durchdacht      gen Repaircafé-Events – begegnen sich
                    und auf Wünsche und Bedürfnisse der            Menschen
                                                                   ­             auf   Augenhöhe,       üben    die
                    ­Bürgerinnen und Bürger abgestimmt. Diese      Sprache, tauschen sich aus und finden
                    Anforderungen wurden bei der Entwicklung       womöglich gemeinsame Interessen. Das
                    der Idee zum Mehrwerthof in Workshops          schafft eine Grundlage für weiteren Kon-
                    mit allen Beteiligten vor Ort ausgelotet.      takt und öffnet Menschen die Türen in eine
                    So entstand in Zusammenarbeit mit den          oft noch nicht erschlossene Gesellschaft.
                    Ortsansässigen, den Projektpartnern so-                                                            „Was im klassischen Sinne die
                    wie in Kooperation mit der Hochschule
                    München die Vision eines Ortes, der aus
                                                                                                                        Endstation für ausrangierte
                    verschiedenen Modulen und Komponenten                                                               Möbel, Elektrogeräte und Co. war,
                    zirkulären Handelns besteht. Es sollte also
                    ein Platz werden, an dem sich alles ums Re-
                                                                                                                        wird durch das Social Design Lab
                    parieren, Bilden, Tauschen und Teilen dreht,                                                        zu einem Ressourcenpool.“
                    eben ein kreativer Ort der Produktion.

                                                                                                                                                                                  Fersen: Unter dem Titel ­
                                                                                                                                                                                                          „Kreisläufe im
                                                                                                                                                                                  Quartier schließen“ soll das Konzept des
                                                                                                                                                                                  „Mehrwerthofs Markt² Schwaben“ nun
                                                                                                                                                                                  2021 wieder mit Unterstützung der IKEA
                                                                                                                                    Ein Mehrwerthof für                           Stiftung auf einen Münchner Stadtteil
                                                                                                                                    München                                       übertragen werden. Neben der Landes-
                                                                                                                                                                                  hauptstadt München und der Hochschule
                                                                                                                                    Und die Ergebnisse können sich sehen          München werden dafür, wie bei dem
                                                                                                                                    lassen: So wurden im Rahmen eines
                                                                                                                                    ­                                             Vorbild, auch wieder Bürgerinnen und
                                                                                                                                                                                  ­
                                                                                                                                    Mehrwerthof-Projekts     bereits   gemein-    Bürger einbezogen.
                                                                                                                                    sam mit der TU München im Sommer und
                                                                                                                                    Herbst 2019 Stadtmöbel unter Verwen-          Das Social Design Lab behält stets den
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                                                                                              WOHNEN UND DESIGN
                                                                                                                                    dung von recyceltem Material gebaut.          gesellschaftlichen Wandel im Blick. Die
                                                                                                                                    Und das soll gerade erst der Anfang sein.     Umsetzung des Mehrwerthofs ist eine
                                                                                                                                    Fest steht, dass das Projekt großes Inter-    praktische Reaktion auf diesen Wandel.
                                                                                                                                    esse weckt. In Vorträgen und Workshops        Materialverbrauch    und    Ressourcen­­
                                                                                                                                    wurde die Idee des Mehrwerthofes be-          schon­
                                                                                                                                                                                       ung werden zu immer wichtigeren
                                                                                                                                    reits überregional vorgestellt, weitere Ge-   Themen – auch bei der Produktentwicklung.
                                                                                                                                    meinden sind an dem Konzept interessiert.     Nicht zuletzt das macht die Mehrwerthöfe
                                                                                                                                    Auch München ist dem Trend dicht auf den      zu zukunftsweisenden Hoffnungsträgern.
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                                                                                                                                                                                                                              // 017
© Fotos S. 18 bis 21: Lea Franke

                                                                   Erwachsene Menschen richten ihren Wohnraum in              überzeugte    mit   ihrer   Idee   unter   dem   Titel
                                                                   der Regel nach ihren Idealvorstellungen ein. Viele         „Memories“, indem sie das Zimmer als eine Lein-
                                                                   Komponenten haben sich dabei historisch in der             wand ­betrachtete. Besucher, große und kleine Kinder,
                                                                   Gesellschaft etabliert und entsprechen den Bedürf-         sollten dafür einen blanken Ausstellungsraum des
                                                                   nissen der Bewohner. Spätestens bei dekorativen Ele-       Museums mit ihren Erinnerungen und Wunschsym-
                                                                   menten lässt jeder der eigenen Fantasie freien Lauf,       bolen in Bildern dekorieren. Sie malten und zeichne-
                                                                   wenn der- oder diejenige das möchte. Doch wie sieht        ten diese auf übergroße magnetische Puzzlestücke,
                                                                   das bei einem Kinderzimmer aus? Erwachsene mögen           die anschließend an die Wände des Raumes gebracht
                                                                   bestimmte Vorstellungen davon haben, wie dieser            wurden. Durch Umplatzieren der Puzzlestücke ent-
                                                                   Raum auszusehen hat und welche Funktionen er               standen immer wieder neue Bilder und füllten den
                                                                   erfüllen soll. Doch decken sich diese mit den Wün-         Raum mit spielerischer Dynamik. „Das eine ideale
                                                                   schen und Bedürfnissen der Kleinen und insbesonde-         Kinderzimmer existiert nicht, da Kinder unterschied­
                                                                   re auch der Kleinsten, wenn sie nicht in die Einrichtung   liche Vorstellungen davon haben“, sagt Laura Stöcking.
                                                                   und Gestaltung ihres wichtigsten Raumes einbezogen
                                                                   werden? Dieser Frage sind Prof. Nora Fuchs und
                                                                   ­Monika Lahme-Schlenger auf den Grund gegangen.
                                                                   Fuchs ist Professorin für Plastisches Gestalten und
                                                                   Angewandte Formgebung an der FH Dortmund und

                    EIN RAUM VOLLER                                L ahme-Schlenger ist Leiterin des Kindermuseums
                                                                   ­
                                                                   mondo mio! e.V. – gemeinsam entwickelten die Frau-

                    ERINNERUNGEN                                   en einen Wettbewerb, um mithilfe von Studierenden
                                                                   Antworten auf die Frage „Wie sieht ein idealer Erleb-
                                                                   nisraum eines Kindes, das ideale Kinderzimmer aus?“
                                                                   zu finden. Anschließend wurde die beste Ausarbei-
                    // WIE SIEHT EIN IDEALES KINDER­­ZIMMER AUS?
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                                                       WOHNEN UND DESIGN
                                                                   tung im mondo mio! Kindermuseum ausgestellt und
                                                                   spielerisch erlebbar gemacht.
                    KREATIVE ANTWORTANSÄTZE AUF DIESE FRAGE
                    LIEFERTE DIE FACHHOCHSCHULE DORTMUND           Das Kinderzimmer als weiße
                                                                   Leinwand
                    IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM DORTMUNDER
                                                                   Den ersten Platz belegte Laura Stöcking, Objekt-
                    KINDERMUSEUM MONDO MIO.                        und Raumdesign-Studentin an der FH Dortmund. Sie
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                                                                                                                                                                                       // 019
Die Wände verwandelten sich in eine bunte Fantasie-      Das Buch soll Leserinnen und Leser inspirieren, aber
                    welt voller Schmetterlinge, Haustiere, Regenbögen        auch zu neuen Ansätzen anregen, die der Gestaltung
                    und allem, was der Vorstellungs- und Erinnerungskraft    des Kinderzimmers dienen. Schließlich ist jenes der
                    der Besucher entsprang. Zeichnungen von Pflanzen         wichtigste Rückzugs- und Erholungsort und eine
                    und freundlich lächelnde Gesichter füllten immer mehr    ganz zauberhafte, verspielte Welt in einer der wun-
                    weiße Stellen in dem experimentellen Raum, der die       derbarsten Phasen unseres Lebens.
                    Kinder zum Toben und Spielen lockte.

                    Ein Buch: die Erinnerungen bleiben

                    Die interaktive Ausstellung konnte von Februar bis
                    Mitte März 2020 im mondo mio!, dem Kindermuseum
                                                                                 „Das eine ideale
                    im Dortmunder Westfalenpark, erlebt werden. Corona­­
                    bedingt musste die Dauer der Ausstellung verkürzt             Kinderzimmer existiert
                    werden. Mitte Mai folgte ein zweiter Anlauf der Eröff-
                    nung unter Einhaltung strenger Pandemie-Regeln.
                                                                                  nicht, da Kinder
                    Doch die Ausstellung hinterlässt Bleibendes: Im Buch          unterschiedliche
                    mit dem Titel des Projektes „Freiraum Kinderzimmer“
                    werden die kreativen Ansätze festgehalten. Zudem
                                                                                  Vorstellungen davon
                    zeigt es die Lebenswelt der Kinder in ihren eige-             haben.“
                    nen Räumen aus verschiedenen Perspektiven. Ein
                    wichtiger Bestandteil des Buches sind Erinnerun-
                                                                                   – Laura Stöcking, Designerin
                    gen an das eigene Kinderzimmer und persönliche
                    Geschichten Erwachsener. Ergänzt werden diese durch
                    fotografische Fundstücke und Interviews mit Kindern.
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                    WOHNEN UND DESIGN
                           // ANTRAGSTELLER
                           Fachhochschule Dortmund
                           Projekt: Freiraum Kinderzimmer
// 020

                                                                                                                                    // 021
WIE WOLLEN WIR
                    MORGEN LEBEN?
                    // DIE AUSSTELLUNG „#RESOLUTION!
                    2019“ SCHUF INTERNATIONALEN
                    NACHWUCHSTALENTEN AUS DEM
                    BEREICH DESIGN EINE PLATTFORM IM
                    RAHMEN DER BERLIN DESIGN WEEK.
                    IM FOKUS STAND DIE SUCHE NACH
                    ANTWORTEN AUF AKTUELLE
                    GESELLSCHAFTLICHE FRAGEN.

                    Wie sieht der Alltag der Zukunft aus?        Lösungsansätze etablierter Studios und
                    Welche Dinge werden uns umgeben? Aus         Unternehmen aus der Designwelt. Die weg-
                    welchen Materialien werden sie gefertigt     weisenden Konzepte stellten das Design für
                    sein? Und wie wird Design die Gesellschaft   Menschen und Design als Kulturgut in den
                    verändern? Diese Fragen standen im           Mittelpunkt. Dabei kamen Gleichgesinnte
                    Zentrum der Ausstellung „#Resolution!“       aus aller Welt zusammen: So wurden unter
                    im Kunstgewerbemuseum in Berlin. Stu-        anderem Arbeiten der Bezalel A
                                                                                              ­kademie
                    denten und Absolventen aus aller Welt be-    für Kunst und Design in ­
                                                                                         Jerusalem, der
                    kamen mit der Ausstellung eine Plattform,    Hochschule Anhalt in Dessau sowie Ab-
                    auf der sie ihre Arbeiten mit Ideen und      schlussarbeiten der Klasse Stefan Diez der
                    Antwort­ansätzen rund um aktuelle gesell-    Universität für angewandte Kunst in Wien
                    schaftliche Fragen präsentieren konnten.     gezeigt. Die Veranstaltung bot auf diese
                                                                 Weise den Nachwuchstalenten die Möglich-
                    Initiiert wurde „#Resolution!“ vom State     keit, sich bei dem Publikum aus Besuchern,
                    of DESIGN – Direktorin Alexandra Klatt       Besucherinnen und Fachleuten der Berlin
                    hat die Ausstellung konzipiert. Durch        Design Week 2019 einen Namen zu machen.
                    die strategisch günstige Eröffnung wäh-
                    rend der Berlin Design Week konnten die      Vertikalgärten für neue
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                      WOHNEN UND DESIGN
                    Arbeiten ein noch breiteres Publikum er-     Lebensmittelkonzepte
                    reichen – was insbesondere den jungen
                    Menschen hinter den gezeigten Projek-        Unter den gezeigten Konzepten waren
                    ten neue ­Chancen bot. Die Exponate und      Lösungsansätze    für   die   Lebensmittel­
                    Konzepte von angehenden Designern,           industrie   der   Zukunft.    Das   Projekt
                    Architekten und Künstlern sind in Semes-     „­Mikrouprawa: Rethink your food“ ist eine
                    terarbeiten und Abschluss­
                                             arbeiten ent-       mögliche Antwort auf die P
                                                                                          ­ roblemfelder       © Fotos S. 23 bis 25: Mirja Zentgraf

                    standen. Ergänzt wurde die Schau durch       Ressourcenknappheit, Klimawandel und

                                                                                                                                                      // 023
// 022
„Die vertikalen Gärten sind flexibel und können
                     auch auf kleinstem Raum und in schattigen
                     Plätzen angelegt werden.“

                                                                          Bühnen-Experimenten          konnten       Inter-
                                                                          essierte zur Musik der legendären Ber-
                                                                          liner    Band     Einstürzende       Neubauten
                                                                          in die virtuelle Welt von Mensch und
                                                                          Maschine     eintauchen.     Das      360-Grad-
                                                                          Video ist ein Projekt der Interactive M
                                                                                                                ­ edia
                                                                          Foundation       und   Filmtank,      c­
                                                                                                                 o-created
                                                                          mit Artificial Rome, in Kooperation mit
                          wachsende    Weltbevölkerung.     Kern   der    ZDF/Arte. „Nach unserer wissenschaftlich-
                          Idee ist es, eine moderne Beziehung zu          künstlerischen     Einschätzung       verbinden
                          unseren Lebensmitteln aufzubauen, die           sich in diesem Projekt auf einzigartige
                          gesund, nachhaltig und realistisch umsetz-      Weise das Experimentelle des histori-
                          bar ist. Präsentiert wurde diese in Form        schen Bauhauses mit künstlerischen Aus-
                          von vertikalen Gärten, die pflegeleicht         drucksmitteln des 21. Jahrhunderts“, sagt
                          sind und nahezu überall gedeihen – auch         Claudia Perren, D
                                                                                          ­ irektorin der Stiftung
                          ganz ohne Kontakt zum Mutterboden. Die          Bauhaus Dessau.
                          vertikalen Gärten sind flexibel und können
                          auch auf kleinstem Raum und in schatti-         #Resolution! wird zum
                          gen Plätzen angelegt werden. Sie ermög­         wiederkehrenden Event
                          lichen einen umweltfreundlichen Anbau
                          von Super-Food wie Sprossen, Kräuter und        Die spannenden Exponate waren zudem
                          Algen – Nahrungsmittel, die sich insbeson-      in eine Reihe von Talks, Vorträgen, Füh-             // ANTRAGSTELLER
                          dere in den letzten Jahren als wahre T
                                                               ­ itanen   rungen     und    Workshops         eingebettet.     Feld e.V., Berlin
                          in Sachen Proteine, Mineralien und Vita-        „#Resolution! 2019“, die erst durch die              Projekt: Berlin Design
                          mingehalt erwiesen haben. Das langfristi-       Anschubfinanzierung der IKEA Stiftung                Week 2019 / Ausstellung
                          ge Ziel des Konzeptes ist es, diese Anlagen     zustande kommen konnte, legte darüber                #Resolution! 2019
                          öffentlich für alle Menschen zugängig zu        hinaus einen Grundstein für die Zukunft:
                          machen – in Wohnbereichen, auf Gemein-          Das Kunstgewerbe­
                                                                                          museum hat ­
                                                                                                     Interesse
                          schaftsflächen, in Arbeitsräumen und auf        bekundet,    diese     Art   der     Aus­
                                                                                                                  s tellung
                          öffentlichen Plätzen.                           auf Grund der positiven Resonanz der
                                                                          Besucher zu einem jährlich wieder­
                                                                                                           kehr­
                          Die virtuelle Welt von                          enden Event zu machen und die Räume
                          Mensch und Maschine                             wieder dafür zur Verfügung zu stellen.
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                         WOHNEN UND DESIGN
                          Das Bauhaus diente anlässlich seines            Die Ergebnisse der ersten #Resolution!
                          100-jährigen Jubiläums in der Ausstel-          wurden in einem dazugehörigen ­Katalog
                          lung ebenfalls als Quelle der Inspiration:      festgehalten.     Doch   viel      wichtiger   ist
                          Die interaktive Virtual Reality Installation    die bleibende Erkenntnis: Genauso wie
                          „Das Totale Tanztheater 360“ entführte          zur Zeit der Bauhaus-Bewegung ist das
                          die ­Besucher auf eine zehnminütige Zeit-       Experimentieren wesentlich – denn das
                          reise zwischen heute und der Vergangen-         ist die unersetzliche Grundlage, aus der
                          heit. I­
                                 nspiriert von Oskar S
                                                     ­chlemmers           Innovationen hervorgehen.
// 024

                                                                                                                                                         // 025
IST BIO BESSER ALS
                    KUNSTSTOFF?
                    // PLASTIK IST EINFACH ÜBERALL –
                    DOCH ES GIBT AUCH ALTERNATIVEN.
                    DIESEM THEMA WIDMETE SICH DIE
                    ­AUSSTELLUNG MIT VORTRAGSREIHE
                     IN HALLE UNTER DEM TITEL BIO,
                     KUNSTSTOFF – ODER BEIDES?“

                                                                                                                    © Jana Isabella Luck
                    Im   Jahr   2018   wurden   weltweit   etwa     Kunststoff – oder beides? “ in der Material­
                    359 Millionen Tonnen Kunststoff produ-          sammlung der Burg G
                                                                                      ­ iebichenstein Kunst-
                    ziert. Etwa 19 Millionen Tonnen davon allein    hochschule in Halle. Von Mai bis Juli 2019
                    in Deutschland. Es gibt in unserem Leben        hatten Besucher und Besucherinnen die
                    nahezu keinen Bereich, der ohne Kunst-
                    ­                                               Möglichkeit, wertvolles Wissen zu Kunst-
                    stoffe auskommt, seien es Verpackungen,         stoffen und biologischen Alternativen zu
                    Take-away-Geschirr und -Besteck, Bauteile,      sammeln. Ergänzt wurden die Exponate,                                  // ANTRAGSTELLER
                    Spielzeug, Kleidung, medizinische Geräte        alles Gegenstände des täglichen Bedarfs,                               Burg Giebichenstein
                    oder Hygieneartikel.                            durch eine Reihe von Vorträgen. Studieren-                             Kunsthochschule, Halle
                                                                    de sowie Industrie­
                                                                                      designer und Material-                               Projekt: Ausstellung „Bio,
                    Dabei steht eines fest: Kunststoffe haben       forscher beleuchteten Themen rund um die                               Kunststoff – oder beides?“
                    einen schlechten Ruf. Sie belasten die Um-      Vor- und Nachteile von Kunststoffen und
                    welt, verschmutzen die Meere und stehen         ihren biologischen Pendants hinsichtlich
                    im Verdacht, nicht immer unbedenklich für       des Konsums, der Kurzlebigkeit, Recycling-
                    unsere Gesundheit zu sein. Dennoch ­haben       fähigkeit und Kreislaufwirtschaft von Bio-
                    sie sich nicht ohne Grund in den vielen         kunststoffen.
                    ­Bereichen unseres alltäglichen Lebens so
                    konsequent durchgesetzt, denn sie sind oft      Besonders       inspirierend   waren   dabei
                    praktisch und bieten auch Vorteile.             die ausgestellten Objekte von Kunststoff-
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                                        WOHNEN UND DESIGN
                                                                    Alternativen, die von den S
                                                                                              ­tudierenden
                    Vorträge von Industriedesig-                    entwickelt wurden, darunter etwa Ver-
                                                                    ­
                    nern und Materialforschern                      packungsmaterial aus der Membran des
                                                                    Hühnereis.
                    Es gilt, einen klugen Umgang mit diesem
                    Material zu pflegen und sich auch nach
                    Alternativen umzuschauen. Diesem The-                                                          © Jana Isabella Luck
                    ma widmete sich die Au­s­­­­­­s tellung „Bio,
// 026

                                                                                                                                                                        // 027
DER WEG ZUM                                                                                WENN DESIGNOBJEKTE
                    BAUHAUS                                                                                    ERKLINGEN
                    // DIE AUSSTELLUNG „VON ARTS AND                                                           // FÜR MANCHE SIND ES ERINNERUNGEN,
                    CRAFTS ZUM BAUHAUS. KUNST UND                                                              FÜR ANDERE VÖLLIG NEUE AKUSTISCHE
                    DESIGN – EINE NEUE EINHEIT!“ IM                                                            ERLEBNISSE: IN DER NEUEN SAMMLUNG
                    BERLINER BRÖHAN-MUSEUM FÜHRTE                                                              DER PINAKOTHEK DER MODERNE IN
                    2019 DURCH VERSCHIEDENE STATIONEN                                                          MÜNCHEN WERDEN SEIT 2019 EXPONATE
                    AUF DEM WEG ZUR MODERNE.                                                                   DURCH EINE APP ZUM LEBEN ERWECKT.

                    1919 gründete Walter Gropius in Weimar                                                     Museen gehören zu jenen Institutionen, die
                    die   Kunstschule   „Bauhaus“.   Zum   100-                                                insbesondere bei der jungen Generation oft
                    jährigen Jubiläum der Bewegung kuratierte                                                  ein verstaubtes Image haben. Doch um auch
                    Dr. Tobias Hoffmann, Direktor des Bröhan-                                                  diese Zielgruppe abzuholen, müssen solche
                    Museums in Berlin, im eigenen Haus eine                                                    Institutionen die gleiche Sprache sprechen
                    Ausstellung, die sich der Designentwick-                                                   wie jene, die sie erreichen wollen. Und sie
                    lung zwischen 1850 und 1930 widmete.                                                       müssen auch über dieselben Kanäle kom-
                    Unter dem Titel „Von Arts and Crafts zum                                                   munizieren, um wahrgenommen zu werden.
                    Bauhaus. Kunst und Design – eine neue
                    Einheit!“ nahm die Schau ihre Besucher        Designklassiker von                          Eine App zur Ausstellung
                    mit auf eine Zeitreise zu den Ursprüngen      namhaften Künstlern                                                                        Es sind Elektrogeräte, Fahrzeuge sowie Din-    Illustration
                                                                                                                                                                                                            oben:
                    des Bauhauses. Auf dem Weg zur Moder-                                                      Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt    ge des täglichen Gebrauchs – darunter viele
                                                                                                                                                                                                            Elektroquirl
                    ne machte die Ausstellung Stationen in der    Rund 300 Exponate stellten einen Zeitraf-    die Neue Sammlung der Pinakothek der          Stücke, die symbolisch für das Wirtschafts-    HM/Q1/220/A1,
                    Glasgow School, dem Wiener Jugendstil,        fer der Designgeschichte dar, Stücke, die    Moderne in München. Dort sind nun Design-     wunder in Deutschland stehen. Besucherin-      Robert Bosch
                                                                                                                                                                                                            GmbH, Stuttgart,
                    dem Deutschen Werkbund und der Gruppe         die Wohnkultur in ganz Europa veränder-      exponate von den 1890er-Jahren bis heute      nen und Besucher hören das Rattern der         Deutschland,
                    De Stijl – allesamt ebneten sie den Weg zum   ten. Darunter Designklassiker von William    nicht nur visuell, sondern auch akustisch     Telefonwahlscheibe oder Klappern einer         Zeichnung:
                                                                                                                                                                                                            © Carla Nagel
                    Weimarer und Dessauer Bauhaus.                ­Morris, Charles R. Mackintosh, Adolf Loos   erlebbar. Um das zu ermöglichen, ließ die     mechanischen Schreibmaschine: Für einige
                                                                  sowie weniger bekannte Entwürfe. Nach        Pinakothek eine Applikation entwickeln,       hält diese moderne Aufbereitung Klänge
                                                                  dem Gang durch die Ausstellung wurde         die den Ausstellungsstücken ihre spezi-       der Vergangenheit wach, anderen, insbe-
                          // ANTRAGSTELLER                        deutlich: Im Bauhaus lag nicht der Beginn    fischen Klänge und Geräusche zuordnet.        sondere jüngeren Besuchern ermöglicht
                          Bröhan-Museum, Berlin                   der Design-Moderne. Vielmehr ist die                                                       die App eine Reise in vergangene Zeiten. Je-
                          Projekt: „Von Arts and
WOHNEN UND DESIGN

                                                                                                                                                                                                                               WOHNEN UND DESIGN
                                                                  Schule eine weitere Perle auf der Kette                                                    der kann die Anwendung auf dem eigenen
                          Crafts zum Bauhaus.                     verschiedener Strömungen, die erst im             // ANTRAGSTELLER                         Smartphone nutzen und sich so auf eine
                          Kunst und Design – eine                 Zusammenspiel einen Sinn ergeben und              Die Neue Sammlung,                       individuelle Erkundung der Ausstellung in
                          neue Einheit!“                          immer einen Platz für neue Entwicklun-            Pinakothek der                           thematisch arrangierten Räumlichkeiten
                                                                  gen bereithalten.   Zur Ausstellung, die          Moderne, München                         der Neuen Sammlung begeben. Gleicher-
                                                                  vom Hauptstadtkulturfonds und der IKEA            Projekt: „Design Experience“             maßen ermöglicht die App auch vom heimi-
                                                                  Stiftung gefördert wurde, erschien ein
                                                                  ­                                                                                          schen Sofa aus einen Ausflug in die Welt des
                                                                  Katalog im Wienand Verlag.                                                                 „Sound of Design“.
// 028

                                                                                                                                                                                                                               // 029
ARCHITEKTUR &                            Seit ihrer Gründung 1981 begleitet die Stif-    Zukunft ist unsere Wohnung flexibel,

                             WOHNKULTUR
                                                                      tung nun rund 40 Jahre lang die Entwick-        vielleicht auch mobil und in jedem Fall
                                                                      lung auf dem Gebiet der Architektur und         grün – denn es ist an der Zeit zu handeln.
                                                                      Wohnkultur. In dieser Zeit ist viel passiert:
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                   ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
                                                                      So sind die Menschen deutlich wähleri-          Vorreiter für neue Entwicklungen war vor
                                                                      scher geworden, wenn es um die Materia-         100 Jahren die Bauhaus-Bewegung. In
                                                                      lien der Dinge geht, von denen sie täglich      ihrem Jubiläumsjahr 2019 lohnte es sich

                             // VON DER BAUHAUS-BEWEGUNG INSPIRIERT   umgeben sind. Es wird immer intensiver
                                                                      nach Lebensweisen gesucht, die der Um-
                                                                                                                      also gleich doppelt, sich von ihrer Dyna-
                                                                                                                      mik anstecken zu lassen und intensiv an
                             UND FÜR DIE ZUKUNFT WEITERGEDACHT        welt dienen, anstatt ihr zu schaden. Vor        zukunfts­weisenden Konzepten zu arbeiten.
                                                                      dem Hintergrund der anhaltenden Urbani-         Diese sind für die IKEA Stiftung ein stets
                                                                      sierung haben wir gelernt, uns mit einem        gern gefördertes Feld.
                                                                      kleineren Wohnraum zufriedenzugeben,
                                                                      nur funktional muss er sein – an dieser
                                                                      Stelle setzt die Entwicklung an. In der
// 030

                                                                                                                                                                   // 031
WENN STÄDTE
                             ERGRÜNEN
                             // WIE DIE ARCHITEKTUR DER ZUKUNFT
                             IM DETAIL AUSSEHEN WIRD, IST UNGE-
                             WISS, DOCH EIN TREND ZEICHNET SICH
                             SCHON HEUTE DEUTLICH AB: OHNE
                             BEPFLANZTE DÄCHER UND FASSADEN
                             KOMMEN WIR WOHL KAUM AUS.

                             Immer mehr Grünflächen, insbesondere             das ­Wohlbefinden aller Stadtbewohner
                             in Städten, fallen Betonwüsten zum Opfer.        verbessern kann. Das Besondere dabei ist,
                             Das ist in vielerlei Hinsicht eine fatale Ent-   dass nicht nur ­professionelle Entwürfe ge-
                             wicklung. Zum einen wird so vielen Lebe-         zeigt werden, auch Ideen und Lösungen
                             wesen der Lebensraum genommen, zum               der Stadtbewohnerinnen und -bewohner
                             anderen erfüllen grüne Oasen in der Stadt        ­haben im Rahmen der Ausstellung ihren
                             eine wichtige Funktion hinsichtlich des          Platz bekommen.
                             Klimas – sie wirken wie natürliche Klima-
                             anlagen.   Betonfassaden      bewirken    ge-    Ein Platz in der Natur
                             nau das Gegenteil: Insbesondere in der
                             Sommersonne heizen sich diese stark              Doch nicht nur die fatale Erwärmung unse-
                             auf und geben diese Hitze auch an ihre           rer Erde macht das Thema einer grüneren
                             Umgebung ab. Die Folge: Die Städte               Umgebung so aktuell. Gerade mit dem Aus-
                             erwärmen sich an heißen Sommerta-                bruch der Corona-Pandemie 2020 zieht es
                             gen dadurch zusätzlich um drei bis fünf          die Menschen ins Grüne. Ob in Parks zum
                             Grad Celsius. Das Deutsche Architektur­          ­Joggen oder in Wälder, um mal so richtig
                             museum (DAM) in Frankfurt am Main                tief Luft zu holen – in diesem herausfor-
                             macht mit seiner Ausstellung „­
                                                           Einfach            dernden Jahr suchten sich so viele Men-
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                                          ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
                             Grün – Greening the City“ auf dieses             schen wie kaum jemals zuvor ihren Platz in
                             Problem aufmerksam und zeigt lösungs-            der ­Natur. Diese spielt eine entscheidende
                             orientierte Modelle.                             Rolle, wenn es um das psychische Wohl-
                                                                              ­
                                                                              befinden der Menschen in der schwierigen
                             Die zentrale Idee der Schau liegt darin,         Zeit geht. Nicht umsonst entdeckten viele
                             Architekten, Bauherren, Stadtplanerinnen,        das Gärtnern für sich. Das fing bereits im
                             aber auch jeden von uns zu inspirieren, die      Kleinen an, indem sich manche mehr Zim-
                             Zukunft grüner zu gestalten. Dazu beant-         merpflanzen zulegten. Doch es ging weiter:
                             wortet die Ausstellung die Frage danach,         Je nach Platz und Möglichkeit wurden Fens-
                             wie die Nachrüstung von Stadtlandschaf-          terbankkästen, Balkone oder ganze Terras-     Eden, Singapur, Heatherwick Studio, London, © Hufton + Crow
                             ten mit Vegetation die Gesundheit und            sen in Gärten verwandelt – eine Tendenz,

                                                                                                                                                                                          // 033
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© Deutsches Architektur Museum

                                                                                                                       Kö-Bogen II, Düsseldorf, Ingenhoven
                                                                                                                          Architects, Düsseldorf, © HG Esch

                                                   „Durch flächendeckende Bebauung
                                                    erwärmen sich die Städte an
                                                    heißen Sommertagen zusätzlich                             mittlungsplattform zwischen Ergebnissen
                                                                                                              der Technikforschung, Gestaltung, Garten-
                                                    um drei bis fünf Grad Celsius.“                           bau und den Anwenderinnen und Anwen-                                                     1000 Trees, Shanghai, Heatherwick Studio, London, © Qinyan Zhu
                                                                                                              dern. Die Strahlkraft der grünen Ideen soll
                                                                                                              aber auch bis zur politischen Ebene durch­
                                                                                                              dringen: So sollen Stadtpolitikerinnen und      Stadthaus M1 Green City Hotel, Vauban
                                                                                                              -politiker angesprochen werden, bei di-         in Freiburg, Barkow Leibinger, Berlin,
                                                                                                                                                              © Stefan Müller
                                                                                                              versen Neubauprojekten auch den Aspekt
                                                                                                              der Begrünung zu berücksichtigen. Wie                                                              // ANTRAGSTELLER
                                                                                                              das aussehen könnte, zeigt Stuttgart: Die                                                          DAM Deutsches Architektur­
                                                                                                              Stadt fordert schon heute eine 30-prozen-                                                          museum, Frankfurt/M.
                                                                                                              tige Fassadenbegrünung für alle künftigen                                                          Projekt: „Einfach Grün / Greening
                                                               die ­
                                                                   insbesondere im städtischen Raum           Neubauten.                                                                                         the City“
                                                               zu beobachten ist. Gleichzeitig ist es ein
                                                               Trend, den die Ausstellung praktisch auf-      Als Inspiration dienen Modelle von bereits
                                                               greift und so zeigt sie, dass eine grünere     umgesetzten Begrünungsprojekten in der
                                                               Stadt schon mit ganz kleinen Beiträgen         Architektur von Düsseldorf über Mailand
                                                               beginnt – es ist ein Projekt, bei dem wirk-    bis Singapur. Für die Ausstellung bildet
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                                                                                                                        ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
                                                                                                                                                                                                                                                     Pocket Habitat,
                                                               lich jeder mitmachen kann.                     Frankfurt den Auftakt, anschließend zieht                                                                                      © Thomas Graham, Arup
                                                                                                              die inspirierende Schau weiter. Stuttgart,
                                                               „Einfach Grün – Greening the City“ ist der     Düsseldorf, aber auch London sind als Aus-
                                                               Ruf nach einer grünen Infrastruktur, da-       stellungsorte für „Einfach Grün – Greening
                                                               nach, die Architektur im Hinblick auf Grün-    the City“ bereits im Gespräch. Und auch
                                                               flächen zu entwickeln, Gebäudehüllen nach      wenn sich die Eröffnung der ursprünglich
                                                               den Möglichkeiten der vertikalen und/oder      für 2020 geplanten Ausstellung aufgrund
                                                               horizontalen Stadtbegrünung zu unter-          der Corona-Pandemie verzögert, wird sie
                                                               suchen. Ausgestellt wird beispielhaft, was     auch 2021 vielen Menschen wichtige Ein-
                                                               auf diesem Gebiet schon heute möglich          blicke und Denkanstöße geben, die rele-
                                                               ist. Gleichzeitig entsteht so auch eine Ver-   vanter sind denn je.
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                                                                                                                                                                                                                                                                        // 035
„Food Revolution 5.0 wollte Perspektiven
                                                                      aufzeigen und dafür sensibilisieren, dass die
                                                                      Zukunft des Menschen entscheidend von der
                                                                      Zukunft der Ernährung abhängt.“

                                                                      – Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

                                                                                                                              angekündigten Veranstaltungen sind jedes Mal schnell
                                                                                                                              ausgebucht. Inzwischen kommen Städte und Gemein-
                                                                                                                              den mit Flüchtlingsunterkünften selbst auf den Verein
                                                                                                                              zu, um sich für Kitchen on the Run zu bewerben, denn
                                                                                                                              eines steht fest: Nach der Pandemie geht es weiter!

                                                                                                                              Nachahmen gewünscht

                             NEXT STOP: HEIMAT
                                                                                                                              Als das Projekt 2016 an den Start ging, wurde die Kü-
                                                                      Der Verein „Über den Tellerrand“ reist mit seinem       che in einem großen Schiffscontainer installiert, der
                                                                      Projekt „Kitchen on the Run“ bereits seit 2016 von      nur mit größerem logistischen Aufwand an sein Ziel ge-

                             EINE MOBILE KÜCHE BRINGT MENSCHEN        Deutschland durch Europa. Bei multikulturellen Koch-
                                                                      veranstaltungen kommen Geflüchtete und Einheimi-
                                                                                                                              bracht werden konnte. Mit der Unterstützung der IKEA
                                                                                                                              Stiftung gewann das Konzept von Studierenden der

                             AN EINEN TISCH                           sche an einen Tisch. An diesem neutralen Ort lernen
                                                                      sich die Menschen auf Augenhöhe kennen, Menschen,
                                                                                                                              Architektur an der TU Berlin dann 2018 an Flexibilität:
                                                                                                                              Heute kommt Kitchen on the Run als leichter mobiler
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                                        ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
                                                                      die sich sonst in ihrem Alltag selten begegnen. Viele   Anhänger in Städte, Orte, Dörfer und Regionen, in de-

                             // WAS HAT EIN KÜCHENANHÄNGER MIT        Geflüchtete sehen sich bei den Veranstaltungen als
                                                                      Botschafter ihrer Herkunftsländer. Unter dem Titel
                                                                                                                              nen Geflüchtete leben und eine neue Heimat suchen.
                                                                                                                              Studierende der Technischen Universität Berlin aus
                             INTEGRATION ZU TUN? BEIM GEMEINSAMEN     „Next Stop: Heimat“ wird gemeinsam gekocht, ge-         den Fachbereichen Architektur, Landschaftsarchitek-
                                                                      lacht, gegessen und gesungen – das bringt nicht nur     tur, Stadtplanung und Stadtsoziologie waren an der
                             KOCHEN WERDEN VORURTEILE ABGEBAUT        Kulturen näher, sondern bildet eine Grundlage für       Konstruktion des Anhängers beteiligt: Um die Anfor-

                             UND TÜREN GEÖFFNET. WAS MIT EINEM        langfristige Freundschaften.                            derungen und Vorgänge besser nachvollziehen und
                                                                                                                              allen Bedürfnissen innerhalb des Projektes nachkom-

                             ESSEN BEGINNT, ENTWICKELT SICH OFT ZU    20 bis 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind bei den
                                                                      Kochevents durchschnittlich dabei. Doch auch Pick-
                                                                                                                              men zu können, besuchten die Studierenden zuvor
                                                                                                                              selbst Kochveranstaltungen und sprachen mit den
                             EINEM GROSSEN, LEBENDIGEN NETZWERK.      nicks mit 100 Menschen wurden bereits realisiert. Die   Menschen vor Ort.
// 036

                                                                                                                                                                                        // 037
Im Anschluss wurde die Küche auf zwei Rädern in uni- hin Begegnungsprojekte, bei denen Geflüchtete und
                             versitätseigenen Werkstätten gebaut. Die neue mobi- Einheimische gemeinsamen Aktivitäten nachgehen –
                             lere Küche erweitert die Möglichkeiten durch deutlich ganz egal, ob sie wieder zusammen kochen, gärtnern,
                             schnelleren Auf- und Abbau im Vergleich zu der ur- singen, Basketball spielen, imkern oder basteln. Auf
                             sprünglichen Container-Konstruktion. Während zuvor diese Weise können die Menschen auch in Zukunft ge-
                             mehrere Tage und viel Personal für die Installation vor meinsam das Zusammenleben in ihrer Stadt gestalten.
                             Ort gebraucht wurden, lässt sich der neue Anhänger
                             in maximal drei Stunden mit nur zwei bis drei Perso- Das Konzept hat sich bereits weit über Deutschland hi-
                             nen zu einer vollwertigen Küche transformieren. 10 bis naus bewährt: Nach dem Auftakt in Frankfurt am Main
                             20 Menschen können sich nun entspannt in diesem wurde bereits in Bari (Italien), Marseille (Frankreich),
                             Rahmen begegnen. Der leichte Küchenanhänger bie- Duisburg (Deutschland), Deventer (Niederlande) und
                             tet nun die Möglichkeit, Standorte auch für kürzere Göteborg (Schweden) gemeinsam gekocht und ge-
                             Zeit zu besuchen. Die kompaktere Größe ermöglicht lacht. So wurde aus dem Verein ein Netzwerk mit 40 Re-
                             Plätze, die mit dem ursprünglichen Container nicht gionalgruppen in 5 Ländern. Dafür wurde das Projekt
                             möglich gewesen wären, da dieser auch indoor ein- „Kitchen on the Run“ bereits mehrfach ausgezeichnet.
                             setzbar ist, etwa in Vereinsheimen oder im Museums-
                             foyer. Ein weiterer Pluspunkt: Der Anhänger lässt sich
                             leicht nachbauen. Bei der großen Nachfrage erfüllt es
                             somit ein zukunftsgerichtetes Kriterium und hat einen
                             gewünschten Nachahmcharakter.

                             Das Netzwerk: 40 Regionalgruppen
                             in 5 Ländern
                             Die Erfahrung von Kitchen on the Run zeigt: Der Be-
                             such einer Stadt ist oft der Beginn einer neuen Com-
                             munity. Die Kochveranstaltung öffnet eine Tür, doch
                             was bleibt, sind lebendige Kontakte. Dazu unterstützt
                             der Verein in den zuvor besuchten Städten weiter-

                                                                                                                                           // ANTRAGSTELLER
                                                                                                                                           Über den Tellerrand e.V.,
                                                                                                                                           Berlin
                                                                                                                                           Projekt: Kitchen on the Run
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                         ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
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                                                                                                                                                                         // 039
Der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel ist für die IKEA
                                                                             Stiftung kein Unbekannter. Er engagiert sich bereits seit
                                                                             Jahren für preiswertes Wohnen. Schon 2017 entstanden
                                                                             im Rahmen des ersten geförderten Projekts über ein
                                                                             Dutzend „Tiny Houses“ auf dem Gelände des Berliner
                                                                             Bauhaus-Archivs – alle mobil, denn als Basis für seine
                                                                             Mini-Bauwerke nutzt der Architekt Pkw-Anhänger. Bin-
                                                                             nen eines Jahres ist daraus eine wahre Tiny-House-Be-
                                                                             wegung entstanden: Die Community zählt bereits über
                                                                             7 000 Mitglieder. Stets im Fokus steht die Frage nach le-
                                                                                                                                                                         © SAVVY Contemporary
                                                                             benswertem, bezahlbarem Wohnraum in Städten.

                                                                             Für das Jubiläumsjahr des Bauhauses wurde die-              Pläne vergessen geglaubter Bauhaus-Utopien für den
                                                                             se Idee aufgegriffen und weitergedacht – denn Van­­­­       Wohnungsbau der Zukunft ausgestellt waren. Zudem
                                                                             Bo Le-Mentzel will noch mehr Menschen mit seiner Vi-        fanden auch Workshops und Talks in dem kleinen
                                                                             sion begeistern. Im Zuge dessen entstand die „Wohn-         Multifunktionswunder statt. Auf ihrer Reise quer durch
                                                                             maschine“: Ein detailgetreues Modell eines Flügels          das Land steuerte die Wohnmaschine gezielt Städte
                                                                             des weltberühmten Bauhaus-Gebäudes in Dessau                an, die kaum noch bezahlbare Wohnangebote haben.
                                                                             – auf Rädern, versteht sich, konzipiert, um es 2019         Die Reise begann in Dessau und führte unter anderem
                                                                             auf Deutschlandreise zu schicken. 7,6 Meter lang und        über München, Karlsruhe, Mainz und Hamburg zur
                                                                             2,5 Meter hoch beherbergt die Miniatur in ihrem In-         finalen Station nach Berlin.
                                                                             neren eine 12 m² große 2-Raum-Wohnung mit Bad
                                                                             und Küche und einem ausgeklügelten Stauraum-                Geht es nach Van Bo Le-Mentzel, so war die Deutsch-
                                                                             system: „Wir haben uns viele Tricks und Kniffe über-        landtour gerade erst der Anfang. Der Architekt
                                                                             legt, wie wir trotz der geringen Größe ein komfor-          will weltweit mit seinem Wohnkonzept begeistern.
                                                                             tables ­Raumgefühl schaffen können“, sagt Van Bo            Deshalb soll die Wohnmaschine auf Welttournee
                                                                             Le-Mentzel. So verbirgt sich etwa unter Treppen und         gehen: Angedachte Ziele sind etwa Stationen in China
                                                                             in Wänden praktischer Stauraum.                             oder im Kongo.
                             © Mirko Mielke

                                                                             Welttournee geplant

                                       BAUHAUS AUF
                                                                             Probewohnen war Teil des Projekts: Im Rahmen der                   // ANTRAGSTELLER
                                                                             Tournee konnten sich Menschen beim Tiny House                      Tinyhouse University e.V., Berlin
                                                                             University Verein bewerben, um die Mini-Wohnung                    Projekt: Bauhaus Wohnmaschine

                                       DEUTSCHLANDTOUR                       zu testen. In der Zwischenzeit wurde der Container
                                                                             aber auch zum Ausstellungsraum, in dem Skizzen und

                                       DIE „WOHNMASCHINE“ ALS
                                       ZUHAUSE DER ZUKUNFT
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                                                  ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
                                       // ALS MODELL DES BERÜHMTEN BAU­
                                       HAUS-­GEBÄUDES IN DESSAU GESTALTET,
                                       BRINGT DAS TINY HOUSE DES BERLINER
                                       ARCHITEKTEN VAN BO LE-MENTZEL
                                       MENSCHEN AUF DEN GESCHMACK DES
                                       MINIMALISTISCHEN WOHNENS.
// 040

                                                                                                                                                                                                  // 041
KUNSTMUSEEN KREFELD                                                                                                                                                                                                       STADTRÄUME FÜR ALLE
                                               ANDERS WOHNEN
                                                               Drei   Häuser   bilden   die   Kunstmuseen       Andreas Schmitten,
                                                               ­K refeld. Zwei von ihnen wurden vom Bau-        Fragile Konstruk-
                                                               haus-Architekten Mies van der Rohe erbaut.       tionen, 2019, Courtesy
                                                                                                                Andreas Schmitten                                                                                                                      GFZK ZUR NACHHALTIGEN
                                                               Das Ausstellungsprojekt „Anders Wohnen“
                                                               konzentrierte sich auf diese beiden Villen
                                                                                                                und König Galerie
                                                                                                                Berlin (Koproduktion),                                                                                                                 STADTPLANUNG
                                                                                                                Foto: Dirk Rose
                                                               samt ihren weitläufigen Gartenanlagen.           © Kunstmuseen
                                                               Der Architekt betrachtete den Garten als         Krefeld                                               © Wenzel Stählin                                                                 Die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (GfZK) ist eine etablierte Kunst-
                                                               Dialogpartner innerhalb seiner Architek-                                                                                                                                                institution, die immer wieder Themen aus Architektur und Design nach 1945
                                                               tur. Die großzügigen Fenster der Villen                                                                                                                                                 aufgreift. Lokale Themen als Spiegel globaler Entwicklungen sind der Galerie
                                                               bringen den Innen- und den Außenraum in                                                                                                                                                 ein besonderes Anliegen.
                                                               ständigen Dialog.
                                                                                                                                                                                                                                                       Mit der Ausstellung BAUGRUND präsentierte die GfZK von Juli bis Septem-
                                                               20 internationale Künstler, Architekten und                                                                                                                                             ber 2018 Nutzungskonzepte für den Garten der Galerie. Am eigenen Beispiel
                                                               Designer entwickelten 2019 neue Entwürfe                                                                                                                                                demonstrierte die Ausstellung lokale und überregionale Modelle einer
                                                               zum Thema Wohnen rund um die beiden                                                                                                                                                     gemeinschaftlichen Nutzung von privaten und öffentlichen Stadträumen.
                                                                                                                                                                      © Wenzel Stählin
                                                               Häuser und ihre Gärten. Die Aufgabe be-                                                                                                                                                 Zu den Besuchern der Ausstellung zählten internationale Touristen, Studie-
                                                               stand darin, die Ziele des Bauhauses neu zu                                                                                                                                             rende der Kunst und Architektur, Stadtplaner und Aktivistinnen.
                                                               formulieren. Im Mittelpunkt stand stets die                                                                            // ANTRAGSTELLER
                                                               Frage danach, welche Formen des Wohnens                                                                                Galerie für Zeitge­                                              Innerhalb des ausstellungsbegleitenden Rahmenprogramms, das durch die
                                                               und Zusammenlebens für eine Gesellschaft      // ANTRAGSTELLER                                                         nössische Kunst Leipzig                                          Unterstützung der IKEA Stiftung realisiert werden konnte, brachte die Galerie
                                                               heute und in naher Zukunft denkbar sind.      Kunstmuseen Krefeld                                                      Projekt: Rahmen­                                                 internationale Expertinnen und Experten zusammen, um Fragen einer nach-
                                                               Die IKEA Stiftung beteiligte sich mit einer   Projekt: Austellung „Anders                                              programm zur                                                     haltigen Stadtplanung zu erörtern. Die daraus gewonnenen Impulse sollen
                                                               Teilförderung an der Gestaltung der Gärten.   Wohnen“                                                                  Ausstellung „Baugrund“                                           anschließend bestimmte Leipziger Initiativen auf diesem Gebiet stärken.

                                 EIN GEBÄUDE ZIEHT UM

                                                                                                                                                                                ÖKOLOGISCH, FAIR, INKLUSIV
                                                                                                                                                                                                         EXPERIMENTDAYS FÜR BEZAHLBARE
                                                                                                                                                                                                                    STADTENTWICKLUNG
                                                                                                                                                                                                                                         Die „Experimentdays“ sind eine Traditions-           gelder.    Ohne   die   Unterstützung   der
                                                                                                                                                                                                                                         veranstaltung des Berliner Vereins „id22:            IKEA Stiftung wäre das nicht möglich
                                 EIN NEUER ANLAUF FÜR DAS „BAUHAUS REUSE“                                                                                                                                                                Institut für kreative Nachhaltigkeit“. Sie wer-      gewesen.
                                                                                                                                                                                                                                         den als ein wichtiger Termin für Vernetzung
                                                                                                     Von Anfang an steht das Projekt „bauhaus reuse“ für Nach-                                                                           und Austausch gemeinschaftlicher Wohn-
                                                                                                     haltigkeit: Das Gebäude wurde aus wiederverwendeten                                                                                 und Nachbarschaftsprojekte, Kiez­
                                                                                                                                                                                                                                                                         initiativen
                                                                                                     Fassadenelementen des originalen Bauhaus-Gebäudes in                                                                                und der Stadtpolitik von Interessierten wahr-
                                                                                                     Dessau konstruiert. 1976 wurden diese bei der Nachkriegs-                                                                           genommen. Im Fokus stehen die Themen
                                                                                                     sanierung am Original ausgetauscht, bevor sie Mitte 2014                                                                            bezahlbarer Wohnraum, ökologisches Bauen
                                                                                                     ein neues Leben bekamen.                                                                                                            und generationsübergreifendes Wohnen.

                                                                                   © Arnas Diemann
                                                                                                     Das bauhaus reuse wurde als temporärer Veranstaltungs-                                                                              Durchgeführt und entwickelt wurde das
                                                                                                     raum zunächst auf dem Areal des Bauhaus-Archivs in                                                                                  Programm in Kooperation mit der TU Berlin.
                                                                                                     Berlin-Tiergarten errichtet. 2018 war es an der Zeit                                                                                Es setzte sich zusammen aus Workshops,
ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            ARCHITEKTUR UND WOHNKULTUR
                                                                                                     weiterzuziehen. Grund dafür war die Erweiterung des                                                                                 Vorträgen, Stadtspaziergängen und Film-
                                                                                                     Bauhaus-Archivs, weshalb das gesamte Gelände zu einer                                                                               vorstellungen – doch genauso gehörten
                                                                                                     Baustelle wurde.                                                                                                                    auch Diskussionen dazu. Das Besondere an
                                                                                                                                                                                                                                         dem Programm war das Zusammenspiel
                                                                                                     Mit Unterstützung der IKEA Stiftung konnte das gläserne Ge-                                                                         der unterschiedlichen Akteure im Rahmen              // ANTRAGSTELLER
                                                                                   © Arnas Diemann
                                                                                                     bäude umziehen. Nun steht das bauhaus reuse auf der Mit-                                                                            der Quartiersentwicklung mit dem Ziel,               id22: Institut für kreative
                                                                                                     telinsel des Ernst-Reuter-Platzes in Berlin. Der Platz ist von                                                                      allen Berlinerinnen und Berlinern eine               Nachhaltigkeit e.V., Berlin
                                 // ANTRAGSTELLER                                                    verkehrsintensiven Straßen umgeben und wurde von den                                                                                be­
                                                                                                                                                                                                                                           zahl­
                                                                                                                                                                                                                                               bare    und      somit   sozial     inklusi-   Projekt: Experimentdays 18
                                 Zukunftsgeräusche GbR, Berlin                                       Menschen nicht mehr wahrgenommen. Das Gebäude hat                                                                                   ve Stadt­
                                                                                                                                                                                                                                                 entwicklung zu sichern. Um ein
                                 Projekt: „bauhaus reuse – outside                                   diesen Fleck wieder mit Leben gefüllt. Es steht als Beispiel                                                                        möglichst    breites    Publikum        erreichen
                                 the box“                                                            für nachhaltige Stadtentwicklung, als Ort für Diskussionen,                                                                         zu können, verzichtete
                                                                                                                                                                                                                                                    ­­          der Verein bei
                                                                                                     Workshops, Projekttage, Ausstellungen und neue Ideen.                                                                               den Experiment­
                                                                                                                                                                                                                                                       days 2018 auf Eintritts-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            // 043
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