Die Seminare in der gymnasialen Oberstufe - www.isb.bayern.de

Die Seite wird erstellt Keno Dittrich
 
WEITER LESEN
Die Seminare in der gymnasialen Oberstufe - www.isb.bayern.de
Bayerisches Staatsministerium für
                                                                              Unterricht und Kultus

www.isb.bayern.de

                                                                      Die Seminare
                    Die Seminare in der gymnasialen Oberstufe
                                                                in der gymnasialen
                                                                          Oberstufe
Die Seminare in der gymnasialen Oberstufe - www.isb.bayern.de
Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom Arbeitskreis
„Schulversuch Seminare in der Oberstufe“ am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB).

Herausgeber:
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung
Schellingstraße 155, 80797 München

2. Auflage, 2008 (1. Auflage: 2007)

Mitglieder des Arbeitskreises:
Günter Manhardt, OStR (Leitung), Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung
Dr. Hans Werner Thum, OStD, Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung
Karl-Heinz Bruckner, OStD, Gymnasium Parsberg, seit 01.08.07: Neues Gymnasium Nürnberg
Heinz-Peter Kempf, OStD, Jakob-Brucker-Gymnasium Kaufbeuren, seit 01.03.07 StMUK
Achim Lebert, OStD, Gymnasium Ottobrunn
Richard Rühl, OStD, Gymnasium Kirchheim
Gert Weiß, OStD, Emmy-Noether-Gymnasium Erlangen

Redaktion:
Günter Manhardt, OStR
Hermann Ruch, StD
Staatsinstitut für Schulqualität
und Bildungsforschung

Gestaltung: Agentur2 GmbH, München

Fotos: Daniel Biskup, privat

Druck: Kastner AG, Wolnzach


Die Seminare in der gymnasialen Oberstufe - www.isb.bayern.de
Die Seminare
in der gymnasialen
          Oberstufe
Die Seminare in der gymnasialen Oberstufe - www.isb.bayern.de
Inhalt

Die Seminare in der
gymnasialen Oberstufe

Inhaltsverzeichnis

     Vorwort                                                                                                   5

     Die neue Oberstufe des bayerischen Gymnasiums                                                             6
1    Bildungsauftrag des Gymnasiums                                                                            6
2    Umsetzung zentraler Anliegen im neuen Lehrplan                                                            6
3    Pflichtfächer, Wahlpflichtfächer und individuelle Profilbildung                                           8

     Das Wissenschaftspropädeutische Seminar (W-Seminar)                                                      12
     Überblick                                                                                                12
1    Ziel: Kompetenz in wissenschaftlichem Arbeiten                                                           13
2    Leitfach, Lehrereinsatz und Rahmenthema                                                                  14
3    Methodik und Zeitplan                                                                                    15
4    Lernort Bibliothek                                                                                       17
5    Leistungserhebung                                                                                        19
6    Konzepterstellung durch die Lehrkraft                                                                    27
7    Wahlprozess zur Einrichtung der Seminarkurse                                                             28
8    Maßnahmen zur Qualitätssicherung                                                                         31
     Kompakt: Das Wichtigste zum W-Seminar                                                                    32

     Das Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung (P-Seminar)                                      33
     Überblick                                                                                                33
1    Ziel: Berufswahl- und Berufsweltkompetenz                                                                34
2    Modelle der Durchführung                                                                                 36
3    Allgemeine Studien- und Berufsorientierung                                                               37
4    Projektarbeit                                                                                            39
5    Neue Lehr- und Lernkultur                                                                                51
6    Leistungserhebung und Zertifikat                                                                         52
7    Konzepterstellung durch die Lehrkraft                                                                    62
8    Wahlprozess zur Einrichtung der Seminarkurse                                                             63
9    Maßnahmen zur Qualitätssicherung                                                                         66
     Kompakt: Das Wichtigste zum P-Seminar                                                                    67

     Anhang                                                                                                   69

Benutzerhinweis:
Zu Beginn der Abschnitte zum W-Seminar und zum P-Seminar und zu Beginn des Anhangs finden sich detaillierte
Inhaltsverzeichnisse, die eine rasche Orientierung in den entsprechenenden Abschnitten ermöglichen.

                                                                                                                   
Vorwort   Vorwort

              Vorwort

              Ein wesentliches Ziel der gymnasialen Oberstufe       prüfung. Dies eröffnet auch die Möglichkeit,
              ist die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler     aktuelle Entwicklungen im Unterricht aufzugreifen
              auf die Anforderungen in Hochschule und               und Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernpro-
              Arbeitswelt. Das Gymnasium soll sie befähigen,        zess individuell zu begleiten. Das kreative Poten-
              Verantwortung in der Gesellschaft von morgen zu       zial der ganzen Schulfamilie kann im Unterricht
              übernehmen. Veränderte Anforderungen machen           genutzt werden.
              eine Anpassung der Strukturen und Inhalte des
              Gymnasiums notwendig, die sich nicht zuletzt in       Die mit den Seminaren verbundene Freiheit
              den beiden neuen Seminaren zeigt.                     bringt für Gymnasien und Lehrkräfte eine größere
                                                                    Verantwortung mit sich und wirft viele Fragen bei
              Neben der Betonung der grundlegenden Fächer           der Umsetzung auf. Die in diesem Leitfaden be-
              Deutsch, Mathematik und Fremdsprache im               schriebenen Vorschläge greifen erprobte Ideen
              Fächerkanon der Oberstufe werden in den Semi-         aus den Versuchsschulen auf. Innerhalb des eben-
              naren vor allem überfachliche Kompetenzen der         falls dargestellten rechtlichen und pädagogischen
              Schülerinnen und Schüler gefördert und gefor-         Rahmens sind die Schulen aufgefordert, die Vor-
              dert: Methodenkompetenz, Sozial- und Selbst-          schläge ihren Bedürfnissen anzupassen, weiterzu-
              kompetenz. An exemplarisch vertieften Fachin-         entwickeln, mit eigenen Ideen zu bereichern und
              halten soll das wissenschaftliche Arbeiten erlernt    mit gymnasialem Qualitätsanspruch zu verwirkli-
              und die für eine erfolgreiche Tätigkeit in Hoch-      chen.
              schule und Arbeitswelt notwendige Berufswahl-
              und Berufsweltkompetenz entwickelt werden.            Bei allem Ringen um den besten Weg hilft die
                                                                    Orientierung an den Zielsetzungen des Gymnasi-
              In einem Schulversuch mit 25 Gymnasien wurden         ums: Schülerinnen und Schüler erhalten eine fun-
              im Schuljahr 2005 / 2006 in 70 Seminaren verschie-    dierte Allgemeinbildung und werden auf Studium
              dene Varianten entwickelt und erprobt. Im Schul-      und Beruf vorbereitet. Umfassende Kompetenzen
              jahr 2006 /  2007 nahmen 44 Schulen mit 91 Semi-      befähigen sie, ihrer Verantwortung für sich und
              naren am Schulversuch teil.                           andere gerecht zu werden.

              Ein am Staatsinstitut für Schulqualität und Bil-      In den Seminaren wird Bewährtes weiterentwi-
              dungsforschung (ISB) eingerichteter Arbeitskreis      ckelt und gleichzeitig Neuland betreten. Dieser
              koordinierte seither das Vorgehen und beriet über     Leitfaden dient als Wegweiser, neue Wege entste-
              die Struktur der Seminare und ihre Stellung inner-    hen aber erst beim Gehen. Dabei wünschen wir
              halb der neuen Oberstufe. In die Diskussion wur-      allen Lehrkräften viel Freude und Erfolg.
              den von Anfang an Vertreter von Schülerinnen
              und Schülern, von Lehrkräften, Eltern, Hochschu-
              len und der Arbeitswelt einbezogen. Allen Betei-
              ligten auch an dieser Stelle ein herzlicher Dank
              für ihren enormen Einsatz und den Mut, Neues zu
              wagen.

              Konsequente Kompetenzorientierung und die Zu-
              sammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern vor
              Ort erfordern einen großen Gestaltungsspielraum
                                                                    OStR Günter Manhardt          OStD Dr. Hans Werner Thum
              für die Lehrkräfte. So gibt es für die beiden Semi-   Leiter des Schulversuchs      Leiter der Abteilung
              nare keine Lehrpläne und keine zentrale Abitur-       Seminare in der Oberstufe     Gymnasium am ISB

                                                                                                                        
Die neue oberstufe   Die neue Oberstufe

Die neue Oberstufe des bayerischen Gymnasiums                                                                                                                  Kompetenzdimensionen

                                                                                                            Fachkompetenz                                                       Selbstkompetenz (auch Personalkompetenz)
Bedeutung und Geschwindigkeit des wissen-             ausgeprägte Methodenkompetenzen und der si-           bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, Auf-                     bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, eigene
schaftlichen und technologischen Fortschritts         chere Umgang mit traditionellen und modernen          gaben und Probleme mit Hilfe fachlicher Kennt-                      Begabungen und Fähigkeiten zu erkennen und zu
nehmen im Zuge der Globalisierung stetig zu und       Informationsmedien stellen hierfür unverzicht-        nisse und Fertigkeiten zielorientiert, sachgerecht                  entfalten, Identität und durchdachte Wertvorstel-
stellen eine verantwortliche Bildungspolitik vor      bare Voraussetzungen dar. Hinzu kommen Selbst-        und selbständig zu bewältigen sowie das Ergebnis                    lungen zu entwickeln sowie Lebenspläne zu fassen
große Herausforderungen. Das Bayerische Staats-       und Sozialkompetenzen, die für ein erfolgreiches      zu beurteilen.                                                      und zu verfolgen.
ministerium für Unterricht und Kultus hat des-        Studium und die Erfüllung anspruchsvoller beruf-
                                                                                                            Methodenkompetenz                                                   Sozialkompetenz
halb 2004 damit begonnen, die Inhalte und Struk-      licher Tätigkeiten unabdingbar sind.
                                                                                                            bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit zu ziel-                  bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, soziale
turen des bayerischen Gymnasiums den verän-
                                                                                                            gerichtetem, strukturiertem und effektivem Vor-                     Beziehungen aufzubauen und zu gestalten, Zu-
derten Anforderungen seitens Gesellschaft, Hoch-
                                                      2 Umsetzung zentraler Anliegen                        gehen bei der Bearbeitung von Aufgaben und                          wendungen und Spannungen zu erfassen und zu
schule und Arbeitswelt anzupassen. Ziel ist es,
                                                        im neuen Lehrplan                                   Problemen. Dazu gehört es, gelernte Denkmetho-                      verstehen sowie sich mit anderen rational und
die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die
                                                                                                            den, Arbeitsverfahren, Lösungsstrategien sowie                      verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen und
Welt von morgen vorzubereiten. Die Neugestal-         Die Neugestaltung der Oberstufe ist der Ab-
                                                                                                            Lernstrategien fachlicher und überfachlicher Na-                    zu verständigen. Hierzu gehört insbesondere auch
tung wird nun mit der Reform der Oberstufe ab-        schluss eines Reformprozesses, mit dem das
                                                                                                            tur zur Bewältigung von Aufgaben und Problemen                      die Entwicklung sozialer Verantwortung und Soli-
geschlossen.                                          bayerische Gymnasium auf die Anforderungen
                                                                                                            selbständig anwenden, reflektieren und weiterent-                   darität.
                                                      der Wissens- und Informationsgesellschaft rea-
                                                                                                            wickeln zu können. Methodisches Arbeiten um-
                                                      giert. Die zentralen Anliegen des Gymnasiums,
1 Bildungsauftrag des Gymnasiums                                                                            fasst auch selbständiges Gestalten, Darstellen und
                                                      die den Lehrplänen der Jahrgangsstufen 5 bis 12
                                                                                                            Bewerten.
Das bayerische Gymnasium baut auf einer langen        zugrunde liegen, sind:
und erfolgreichen Bildungstradition auf. Es ist                                                            ISB: Kompetenz – mehr als nur Wissen. Informationsblatt 2006
der Maxime Wilhelm von Humboldts verpflichtet,         Sicherung des Grundwissens
wonach der Mensch „so viel Welt als möglich zu        Angesichts der rasanten Entwicklung des For-           Handlungsorientierung                                                nen offene Unterrichtsformen und die Öffnung
ergreifen sucht“.                                     schungs- und Wissensstands lässt sich kaum pro-      Wenn der Wissens- und Kompetenzerwerb nach-                            der Schule nach außen zentrale Bestandteile sind.
                                                      gnostizieren, welches Detailwissen für die Schü-     haltig sein soll, muss Unterricht möglichst anwen-
Bildung und Erziehung am Gymnasium gehen              lerinnen und Schüler in Zukunft von Bedeutung        dungsbezogen und handlungsorientiert sein. Als
von einem Bildungsverständnis aus, das über           sein wird. Jedes Fach muss daher den überdau-        besonders wirksam erweisen sich hierfür „For-
                                                                                                                                                                                      Sicherung des                         Kompetenz-
bloße Wissensvermittlung hinausreicht und im          ernden Kernbestand seiner Inhalte herausarbeiten     men des situierten Lernens und didaktische Stra-
                                                                                                                                                                                      Grundwissens                          orientierung
Sinne der Persönlichkeitsbildung den ganzen           und nachhaltig vermitteln.                           tegien der Projektarbeit, des Gruppenunterrichts
Menschen im Blick hat. Neben einer vertieften                                                              und des kreativen Übens“.1
Allgemeinbildung gewinnen die Schülerinnen             Kompetenzorientierung
und Schüler kulturelle Identität. Sie erfahren eine   In einer sich beschleunigt wandelnden Welt wird        Fächerübergreifende Zusammenarbeit
                                                                                                                                                                                                  mehr Gestaltungsfreiheit
Werteerziehung, die sie zur eigenständigen            nicht nur danach gefragt, was und wie viel ein       Im Zuge einer fortschreitenden Arbeitsteilung
                                                                                                                                                                                                  und mehr Verantwortung
Urteilsbildung und zur Übernahme von Verant-          Mensch gelernt hat. Neben einer grundlegenden        und Spezialisierung muss eine allgemeinbildende
                                                                                                                                                                                                   für die einzelne Schule
wortung befähigt.                                     Fach- und Methodenkompetenz wird es insbeson-        Schule dazu anleiten, den Blick über den Teller-
                                                      dere auch auf soziale und kommunikative Kompe-       rand des einzelnen Faches zu richten und das in
Das Gymnasium vermittelt begabten und leis-           tenzen ankommen. In der Oberstufe werden diese       den Fächern erworbene Wissen zielgerichtet zu
tungsbereiten jungen Menschen die Bildung, die        Kompetenzen, die bereits den Unterricht in der       verknüpfen. Interdisziplinäres Denken, wie es in
                                                                                                                                                                                       Handlungs-                    fächerübergreifende
für ein lebenslanges Lernen nötig ist. Schüle-        Unter- und Mittelstufe prägen, gebündelt und an      der Hochschule und in der Arbeitswelt erwartet
                                                                                                                                                                                       orientierung                    Zusammenarbeit
rinnen und Schüler, die ein Gymnasium erfolg-         exemplarischen Inhalten systematisch gefördert.      wird, hilft fächerübergreifende Problemstellungen
reich abschließen, verfügen nicht nur über eine                                                            zu verstehen und zu bewältigen.
breite Wissensbasis, sondern auch über die Fä-
higkeit, ihr Wissen verantwortlich anzuwenden                                                              Für die Verwirklichung dieser Anliegen benötigen
und auf neue Fragestellungen zu übertragen. Sie                                                            die Einzelschulen mehr Gestaltungsfreiheit. Dies
sind in der Lage, sich selbständig in neue Be-                                                             und die damit verbundene höhere Verantwortung
reiche einzuarbeiten und Wissensgebiete mit-                                                               zeigen sich in der Oberstufe insbesondere bei Ein-
einander zu vernetzen. Ein solides Grundwissen,                                                            richtung und Durchführung der Seminare, in de-

                                                                                                           1 Vgl. Franz E. Weinert: Neue Unterrichtskonzepte zwischen gesellschaftlichen Notwendigkeiten, pädagogischen Visionen und
                                                                                                             psychologischen Möglichkeiten; in: Wissen und Werte für die Welt von morgen - Dokumentation zum Bildungskongress des
                                                                                                            Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, München 1998, S. 101–125.
                                                                                                                                                                                                                                           
Die neue oberstufe         Die neue Oberstufe

3 Pflichtfächer, Wahlpflichtfächer                                     gangsstufen 11 und 12) künftig mit jeweils vier                      Die Seminare                                                          Im Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsori-
  und individuelle Profilbildung                                       Wochenstunden zu belegen. Sie sind verpflich-                        Die beiden Seminare orientieren sich an den in-                       entierung (P-Seminar) können durch die Zusam-
                                                                       tende Abiturprüfungsfächer. Zusammen mit wei-                        haltlichen, methodischen, sozialen und personalen                     menarbeit mit außerschulischen Partnern schon
Über eine Reform des bisherigen Systems aus                            teren Pflichtfächern wird eine breite Allgemein-                     Kompetenzanforderungen von Hochschule und                             während der Schulzeit praxisnahe Erfahrungen
Leistungs- und Grundkursen wurde seit Mitte der                        bildung sichergestellt. Indem sich der Unterricht                    Arbeitswelt. Für die Inhalte beider Seminare gibt                     gesammelt werden. Das bayerische Gymnasium
90er-Jahre auch auf der Ebene der Kultusminister-                      auf wesentliche Inhalte konzentriert, wird eine                      es keine Lehrpläne. Der entstehende Gestaltungs-                      bietet seinen Schülerinnen und Schülern die
konferenz diskutiert. Die Beratungen wurden im                         allzu frühe Spezialisierung und Belastung mit                        spielraum erlaubt es, das jeweilige Schulprofil zu                    Möglichkeit, sich über drei Ausbildungsabschnitte
Juni 2006 mit einer neuen „Vereinbarung zur Ge-                        Detailwissen vermieden.                                              schärfen sowie spezifische Angebote am Schul-                         hinweg intensiv mit der eigenen beruflichen
staltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekun-                                                                                            standort eigenverantwortlich wahrzunehmen.3                           Zukunft auseinanderzusetzen und das für eine
darstufe II“ erfolgreich abgeschlossen.2 An die                        Das Angebot an Wahlpflichtfächern und Fächern                                                                                              verantwortliche Studien- und Berufswahl notwen-
Stelle der Grund- und Leistungskurse treten in                         zur individuellen Profilbildung (zwei Seminare                       Das Wissenschaftspropädeutische Seminar                               dige Orientierungswissen zu erwerben. Im
Bayern nunmehr Pflicht- und Wahlpflichtfächer                          und Fächer des Zusatzangebots) bietet den Ju-                        (W-Seminar, Propädeutikum) ermöglicht for-                            Rahmen einer ca. einjährigen Projektarbeit in
sowie Fächer zur individuellen Profilbildung,                          gendlichen die Möglichkeit, Schwerpunkte gemäß                       schendes Lernen und leitet im Kontext eines über-                     Kooperation mit Partnern aus der Arbeitswelt
die alle zwei-, drei- und vierstündig unterrichtet                     ihrer Begabung und ihren Neigungen zu setzen.                        greifenden Seminarthemas zu selbständigem wis-                        werden insbesondere die Selbst- und Sozialkom-
werden.                                                                Der Wahlpflichtbereich sichert, vertieft und er-                     senschaftlichen Arbeiten an. Die Schülerinnen                         petenzen der jungen Erwachsenen gefördert.
                                                                       gänzt die im Pflichtbereich angelegte umfassende                     und Schüler erstellen eine individuelle schrift-                      Die Projektarbeit im P-Seminar baut unter ande-
Die Pflichtfächer unterstreichen die Notwendig-                        Allgemeinbildung.                                                    liche Seminararbeit zu einem Teilaspekt des Rah-                      rem auf den fachlichen und methodischen Kennt-
keit soliden Grundwissens und festigen zentrale                                                                                             menthemas und präsentieren ihre Ergebnisse.                           nissen auf, die die Schülerinnen und Schüler mit
Kernkompetenzen. In Bayern sind Deutsch,                               Die folgende Stundentafel gibt Auskunft über                         Der Arbeitsprozess kann während der vorgese-                          fächerverbindenden und fächerübergreifenden
Mathematik und eine fortgeführte Fremdsprache                          Belegungsmöglichkeiten und Wochenstunden in                          henen Unterrichtszeit von der Lehrkraft individu-                     Unterrichtsvorhaben bereits in der Unter- und
in der Qualifikationsphase der Oberstufe (Jahr-                        den Jahrgangsstufen 11 und 12:                                       ell betreut werden. Zwischenberichte der Schüle-                      Mittelstufe erworben haben.
                                                                                                                                            rinnen und Schüler zu ihrem jeweiligen Arbeits-
                                                                                                                                            stand signalisieren den Beratungsbedarf.
    Pflichtfächer                                                                                  Jgst. 11             12-1/12-2

    Deutsch                                                                                            4                     4                                                     Inhalte und Ziele der beiden Seminare
    Mathematik                                                                                         4                     4

    Geschichte und Sozialkunde                                                                        2+1                   2+1
                                                                                                                                                                        Wissenschafts-                                            Projekt-Seminar zur
    Religion bzw. Ethik                                                                                2                     2                                         propädeutisches                                            Studien- und Berufs-
    Sport                                                                                              2                     2                                              Seminar                                                    orientierung

    Wahlpflichtfächer                                                                              Jgst. 11             12-1/12-2

    Fremdsprache 1 (Englisch, Französisch, Latein oder andere)                                         4                     4                                          Wissenschafts-                                              Praxisorientiertes
                                                                                                                                                                          orientiertes                                                   Arbeiten
    Naturwissenschaft 1 (Physik, Chemie oder Biologie)                                                 3                     3
                                                                                                                                                                            Arbeiten
    Naturwissenschaft 2 oder Fremdsprache 2 oder Informatik                                          3 / 4*                 **

    Wirtschaft und Recht oder Geographie                                                               2                     2

    Musik oder Kunst                                                                                   2                     2                      Fach- und Methoden-                   Seminararbeit                  Berufswelt-                   Projekt in
                                                                                                                                                    kompetenzen für ein                                               und Berufswahl-                Kontakt mit der
    fächer zur individuellen Profilbildung                                                         Jgst. 11             12-1/12-2                     Hochschulstudium                                                   kompetenz                    Arbeitswelt

    Wissenschaftspropädeutisches Seminar                                                               2                    2/0

    Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung                                                2                    2/0

    Weitere freie Wahlmöglichkeiten aus dem Fächerangebot der Schule                                            5 /4*

* Die Stundenzahl ist abhängig von der Fächerwahl. ** Das hier gewählte Fach kann auch in der Jahrgangsstufe 12 im Rahmen
des Profilbereichs gewählt werden.

                                                     2 Vgl. Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II   3 Die Arbeit in den Seminaren wird durch wenige Bestimmungen in der GSO (Inkrafttreten zum 01.08.2008)
                                                           (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.07.1972 i. d. F. vom 02.06.2006)     und durch eine ergänzende KMBek geregelt.
                                                                                                                                                                                                                                                                      
Die neue oberstufe   Die neue Oberstufe

Schulversuch „Seminare in der Oberstufe“               Die folgenden Ausschnitte aus den abschließen-
Die Konzepte für die beiden Seminarformen wur-         den Bewertungen der beteiligten Lehrkräfte zei-         Standardliteratur, die bearbeitet werden muss,      Sowohl der Wissens- als auch der Kompetenz-
den in einem Schulversuch in den Schuljahren           gen, dass das bayerische Gymnasium mit dieser           Termine für Gliederungen und andere Zwi-            zuwachs der Schülerinnen und Schüler ist
2005 / 2006 und 2006 / 2007 an 48 Gymnasien in ca.     Form des Unterrichts einen zukunftsweisenden            schenschritte werden von einigen als Gänge-         enorm. … Besonders erfreulich fand ich, dass
160 Kursen entwickelt und erprobt. Die teilneh-        Weg eingeschlagen hat. Gleichzeitig wird schlag-        lei empfunden. Dennoch sind sie sinnvoll und        gerade die Schülerinnen und Schüler, bei de-
menden Gymnasien und die Seminarthemen sind            lichtartig deutlich, worauf bei der Umsetzung           können durch den Hinweis auf Benotung ver-          nen man dies nicht erwartet hätte, sich un-
im Anhang ( M 14) aufgelistet.                         geachtet werden muss:                                   bindlich gemacht werden.                            glaublich gesteigert haben. Ich denke, dass
                                                                                                               (Gymnasium Oberhaching)                             dies ein Verdienst der nicht so an Schule
                                                                                                                                                                   gebundenen Arbeitsweise ist. … Die Schüle-
     Die Schülerinnen und Schüler lernen bei dieser    Um einen noch größeren Zusammenhang zwi-                Exemplarisches Arbeiten an einem Einzel-            rinnen und Schüler brauchen viele Freiheiten,
     Art des Unterrichts … sehr gut, sich selbst zu    schen den einzelnen Seminararbeitsthemen zu             thema bringt letztlich mehr fachlichen Wis-         um sich entwickeln zu können, bei allen
     organisieren, Kontakte mit Partnern außerhalb     ermöglichen, müsste man u. U. bei der The-              senszuwachs als die breite Stofffülle des Lehr-     Risiken, die nicht geleugnet werden sollen.
     der Schule zu knüpfen, unterschiedliche Mög-      menwahl der Schülerinnen und Schüler noch               plans im einzelnen Schuljahr. Insgesamt ist         Es gibt leider auch Teilnehmerinnen und Teil-
     lichkeiten, sich zu präsentieren, ihr Interesse   bestimmter eingreifen und dafür die individu-           festzustellen, dass eine 11. Klasse einfach nicht   nehmer, die mit diesem Freiraum nicht um-
     auf Institutionen außerhalb der Schule zu len-    ellen Interessen zurückstellen. Andererseits            mit einer 13. Klasse im Niveau zu vergleichen       gehen können.
     ken, sich mit Möglichkeiten ihrer weiteren Aus-   war gerade aufgrund der weitgehend selbstbe-            ist. Schülerinnen und Schüler dieses Alters ha-     (Karls-Gymnasium München)
     bildung nach dem Abitur zu beschäftigen.          stimmten Themenwahl die Motivation größer.              ben noch einen wesentlich höheren Grad an
     (Emmy-Noether-Gymnasium Erlangen)                 (Gymnasium München-Moosach)                             Unselbständigkeit, was bei der Begleitung der       Kontakte mit externen Partnern findet man
                                                                                                               Arbeit zu berücksichtigen ist. Tipp: Einfach Mut    eher, wenn man auf konkrete Partner mit
     Die Schülerinnen und Schüler sind ein Stück       Kompetenzzuwachs ergab sich vor allem bei               haben zu neuen Erfahrungen mit neuen For-           konkreten Wünschen zugeht, allgemeine An-
     weit erwachsener geworden und haben – z. T.       der Fähigkeit, eine komplexe Arbeit zu opera-           men des Arbeitens.                                  fragen nach Zusammenarbeit werden eher
     erstmals – selbst Verantwortung für ihr Lernen    tionalisieren. Dabei ist nach unserer Ansicht           (Gymnasium Ottobrunn)                               abgelehnt. Der Lehrer muss sich seiner Bera-
     und Arbeiten übernommen. Manche brauchten         eine enge Führung z. B. durch von außen                                                                     terrolle sehr bewusst sein und darf keinesfalls
     sehr lange, um zu erkennen, dass die Lehrkraft    vorgegebene Meilensteine der Arbeit sinnvoll,           Schüler können unglaublich viel „fürs Leben         zu früh eingreifen. Scheitern muss für Lehr-
     wirklich nicht mehr ist als Coach, Berater und    die Schülerinnen und Schüler haben auch mit             lernen“: Planung und Durchführung eines             kräfte, Schülerinnen und Schüler gerade im
     Impulsgeber. … Die Vorstellung, über ihr selbst   der Bewältigung der Arbeitsportionen noch               größeren Vorhabens, Bedeutung von Zuver-            P-Seminar erlaubt sein! Nachbereitung und
     gewähltes Thema vor einer nichtschulischen        genug zu tun. … Motivationsgrad und die                 lässigkeit und Pünktlichkeit, wie gelingt Kom-      Reflexion nicht vergessen, nur so können
     Öffentlichkeit zu sprechen, ist für meine Schü-   Fähigkeit, eigenverantwortlich und eigenstän-           munikation, welche Stärken und Schwächen            Sozialkompetenz- und Selbstkompetenz erwei-
     lerinnen und Schüler von Anfang an mindes-        dig zu handeln, sind bei den Schülerinnen und           bringe ich in ein Team ein. All das kann un-        tert werden. Die Motivation der Schülerinnen
     tens so aufregend gewesen wie die Erstellung      Schülern sehr unterschiedlich ausgeprägt.               glaublich schwierig und nervenaufreibend            und Schüler steigt durch die hohe Verantwor-
     einer Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch.     Motivieren durch Teilnahme an Wettbewerben              oder unglaublich produktiv sein. … Es treten        tung für ihr Projekt sehr.
     (Helene-Lange-Gymnasium Fürth)                    funktioniert insgesamt gut, da hier Team-               ganz andere Probleme auf als im                     (Peutinger-Gymnasium Augsburg)
                                                       leistung zählt und Schwächere von ihren Mit-            herkömmlichen Unterricht.
     Die Seminarform stellt für einige Schülerinnen    schülerinnen und Mitschülern mitgezogen                 (Klenze-Gymnasium München)                          Der Schulversuch ist uneingeschränkt zu emp-
     und Schüler ungewohnte Anforderungen in           werden können. Betreuungsangebote durch                                                                     fehlen. … Auch die Atmosphäre beim „Unter-
     Bezug auf selbständiges Arbeiten (Literaturre-    schulexterne Experten (hier: Studierende und            Eltern können über den Elternbeirat frühzei-        richten“ war äußerst angenehm, ich habe
     cherche, Präsentationstechnik, Erfassen we-       Tutoren aus der Anglistik) wurden nur von               tig in die Suche nach externen Partnern einge-      mich auf jede Exkursion bzw. jede Sitzung ge-
     sentlicher Aussagen wissenschaftlicher Texte).    den engagierten und selbstbewussten Schüle-             bunden werden.                                      freut. Der menschliche Zusammenhalt in der
     Deshalb scheint ein langsames Herangehen an       rinnen und Schülern angenommen – für                    (Gymnasium Eckental)                                Gruppe einschließlich der Lehrkräfte ist unge-
     die Form des Seminars sinnvoll zu sein … Die      andere war die Hemmschwelle und der                                                                         mein gewachsen.
     Seminarform ermöglicht es den Schülerinnen        (vermeintlich) damit verbundene Aufwand                 Nicht nur die Schülerinnen und Schüler sind         (Justus-von-Liebig-Gymnasium Neusäß)
     und Schülern, ihre Neigungen und Interessen       vielleicht zu groß.                                     an der Projektarbeit gewachsen, sondern
     zur Geltung zu bringen. Dies steigert die Moti-   (Ohm-Gymnasium Erlangen)                                auch ich als Lehrerin habe viel dazugelernt und
     vation deutlich. … Leider ist die erforderliche                                                           zwar gerade durch den Kontakt mit den
     Einsatzfreude nicht selbstverständlich und                                                                Projekt-Partnern.
     muss entwickelt werden.                                                                                   (Franz-Ludwig-Gymnasium Bamberg)
     (Gymnasium Kirchheim)

10                                                                                                                                                                                                                   11
Das wissenschaftspropädeutische Seminar   Das wissenschaftspropädeutische Seminar

Das wissenschaftspropädeutische Seminar (W-Seminar)                                                    1 Ziel: Kompetenz in wissen-                                          Die bisher übliche mündliche Prüfung wird durch
                                                                                                         schaftlichem Arbeiten                                               eine Abschlusspräsentation ersetzt, in der die
                                                                                                                                                                             Ergebnisse der Arbeit vorgestellt und „verteidigt“
Überblick                                                                                   Seite      Selbständiges wissenschaftliches Arbeiten ist                         werden. Der gesamte Prozess der Erstellung der
1     Ziel: Kompetenz in wissenschaftlichem Arbeiten                                         13        eine Anforderung in jedem Studiengang. Die                            Seminararbeit, die schriftliche Arbeit und die ab-
2     Leitfach, Lehrereinsatz und Rahmenthema                                                14        Gewinnung und Verarbeitung von Informationen                          schließende Präsentation gehen mit bis zu 60
       Leitfach und fächerverbindende Themenstellungen                                                 zu komplexen Zusammenhängen und ihre kom-                             Punkten in die Gesamtqualifikation ein.
                                                                                                       petente Strukturierung und Darstellung ist eine
       Beispiele für Rahmenthemen
                                                                                                       unverzichtbare Fähigkeit in jedem anspruchs-                          Der Unterricht in der Unter-, Mittel- und Oberstufe
3     Methodik und Zeitplan                                                                  15
                                                                                                       vollen Beruf.                                                         des Gymnasiums zeichnet sich durch eine zuneh-
       Eigenständiges Arbeiten
                                                                                                                                                                             mend an der Wissenschaft orientierte Auseinan-
       Stundenplan und flexible Zeiteinteilung                                                                                                                               dersetzung mit den Fachinhalten aus. Im W-Semi-
       Besprechung von Zwischenresultaten                                                                           Wissenschaftlich arbeiten
                                                                                                                                                                             nar erfolgt eine exemplarische Vertiefung und
       Zeitplan                                                                                                      fachwissenschaftliche Informationen                     Erweiterung der Kenntnisse aus den Jahrgangs-
4     Lernort Bibliothek                                                                     17                     - recherchieren                                          stufen 5 bis 12.

                                                                                                                                                            Wahrhaftigkeit
       Schulbibliotheken                                                                                            - analysieren und abstrahieren

                                                                                                        Präzision
                                                                                                                    - auf Wesentliches reduzieren                            Darüber hinaus sind wichtige Kompetenzen,
       Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken
                                                                                                                    - strukturieren und argumentieren                        die die Schülerinnen und Schüler im W-Seminar
5     Leistungserhebung                                                                      19
                                                                                                                    - korrekt und vielfältig präsentieren                    erwerben, fächerübergreifender Art:
5.1   Leistungserhebungen in 11 / 1 und 11 / 2                                               19
                                                                                                                     kreative Wege und Lösungen finden
       Anzahl                                                                                                        Formalia und Zeitrahmen beachten                         zu einem Thema Informationen recherchieren
       Formen und Bewertungskriterien                                                                                                                                        und sammeln (z. B. Recherche mit digitalen und
       Beispiele                                                                                                                                                             analogen Medien, Quellenstudium, fachspezi-
5.2   Abgabe der Seminararbeit und Abschlusspräsentation in 12 / 1                           22        Seit den 1970er-Jahren schreiben alle bayerischen                     fische Verfahren wie vertiefte Text- und Werker-
       Betreuung und Bewertung                                                                         Abiturientinnen und Abiturienten in einem der                         schließung, experimentelles und empirisches Ar-
       Transparenz von Bewertungskriterien                                                             beiden Leistungskurse eine Facharbeit. Eine Be-                       beiten, Werkentwicklung)
                                                                                                       fragung der ersten Jahrgänge der Kollegstufe                           Informationen strukturieren und aufbereiten
      - Inhalt
                                                                                                       durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bil-                   (z. B. beschreiben, selektieren, analysieren, ver-
      - Darstellung
                                                                                                       dungsforschung (ISB) ergab, dass sie nach Eintritt                    gleichen, bewerten, zusammenfassen, in fachspe-
      - Formalia
                                                                                                       ins Studium insbesondere die Facharbeit als eine                      zifische Modelle und fächerübergreifende Zusam-
       Gewichtung                                                                                      wichtige Vorbereitung auf die Anforderungen der                       menhänge einordnen)
       Bewertungsbogen zur Seminararbeit                                                               Hochschule empfanden. Für die individuelle                             sich mit der Meinung anderer argumentativ
       Abschlusspräsentation                                                                           Betreuung blieb allerdings im Rahmen der Leis-                        auseinandersetzen und den eigenen Standpunkt
       Gesamturteil                                                                                    tungskurse häufig nicht die erforderliche Zeit, da                    überprüfen sowie logisch begründen
       Bewertungsbogen zu einer Präsentation                                                           dafür kein Raum im Stundenplan vorgesehen war.                         Erkenntnisse themen- und adressatengerecht,
                                                                                                       Außerdem war der Stellenwert der Facharbeit in                        übersichtlich und sprachlich wie argumentativ
6     Konzepterstellung durch die Lehrkraft                                                  27
                                                                                                       der Gesamtqualifikation mit maximal 30 Punkten                        überzeugend darstellen (Einsatz von Visualisie-
       Beantragung eines W-Seminars
                                                                                                       relativ gering.                                                       rungstechniken: Tabellen, Graphiken usw.)
       Integration von Wettbewerbsbeiträgen
                                                                                                                                                                              ggf. kreative Wege und innovative Lösungen
       Entscheidung über das Angebot der Schule                                                        Mit dem W-Seminar steht nun Unterrichtszeit                           finden
7     Wahlprozess zur Einrichtung der Seminarkurse                                           28        für die Förderung der oben genannten Kernkom-                          dabei präzise und fachlich korrekt arbeiten
       Kurzbeschreibung zur Information der Schülerinnen und Schüler                                   petenzen zur Verfügung. Die Schülerinnen und                           die Arbeitsweisen an den Hochschulen und bei
       Ablauf des Wahlprozesses                                                                        Schüler werden dabei von einer Lehrkraft betreut                      der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit be-
8     Maßnahmen zur Qualitätssicherung                                                       31        und haben die Möglichkeit, auch aus ihren eige-                       achten (z. B. Umgehen mit Quellen und wissen-
                                                                                                       nen Fehlern und von anderen Seminarteilneh-                           schaftlicher Literatur)
       Vor Beginn des Seminars
                                                                                                       merinnen und -teilnehmern zu lernen. Im Schul-                         den eigenen Arbeitsprozess in einem vorge-
       Im Verlauf des Seminars
                                                                                                       versuch hat sich eine Kursgröße von ca. 15 Schü-                      gebenen Zeitrahmen organisieren
       Bei Abschluss des Seminars
                                                                                                       lern bewährt.
Kompakt: Das Wichtigste zum W-Seminar                                                        32

12                                                                                                                                                                                                                                13
Das wissenschaftspropädeutische Seminar       Das wissenschaftspropädeutische Seminar

Je nach Fach und Thema können diese Kompe-                die Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung
                                                                                                                 Ethik                          Anthropologie und Menschenbilder
tenzen auch noch detaillierter aufgeschlüsselt            ihrer Themen Möglichkeiten zur Kooperation
und ergänzt werden. Präzisierungen sollten in den         (z. B. bei der Literaturrecherche) und Diskussion      Geschichte                     „Kampf dem Korsett“
Fachschaften diskutiert und schriftlich festgelegt        finden und die Ergebnisse in einen Gesamtzusam-        Sozialkunde                    Wege zur Demokratie
werden. Solche Kompetenzkataloge stellen die              menhang einordnen können.
                                                                                                                 Wirtschaft und Recht           Geldordnung in der Marktwirtschaft
Maßstäbe bzw. Kriterien dar, an denen der
Erfolg einer Arbeit gemessen wird ( Kapitel 8:            Das Rahmenthema kann auf den Themen der vor-           Kunst                          Das Bild vom Menschen in verschiedenen kulturellen
Qualitätssicherung).                                      angegangenen Jahrgangsstufen des Fachs auf-                                           Zusammenhängen
                                                          bauen, aber auch Themengebiete der Jahrgangs-          Musik                           Filmmusik
                                                          stufen 11 und 12 vertiefen bzw. erweitern. Außer-
2 Leitfach, Lehrereinsatz und                                                                                    Sport                           Aspekte des Ausdauertrainings
                                                          dem sind Themen möglich, die vom Fachlehrplan
  Rahmenthema
                                                          losgelöst sind, an denen sich jedoch charakteristi-
Jedes W-Seminar ist einem Leitfach zugeordnet             sche Methoden des Fachs erlernen lassen.
                                                                                                                3 Methodik und Zeitplan                                               Ablauf des W-Seminars
und wird von einer verantwortlichen Lehrkraft
betreut. Es ist aber auch möglich, dass sie insbe-        Bei der Festlegung des Rahmenthemas muss              Im Zentrum des W-Seminars stehen Unterrichts-
sondere bei fächerverbindenden und fächerüber-            bedacht werden, dass in der Regel nicht alle Teil-    methoden und Studientechniken, die eigenstän-                                   10 – 2: Wahl durch die Schüler aus dem
greifenden Themenstellungen weitere Lehrkräfte            nehmerinnen und Teilnehmer des W-Seminars             diges Arbeiten bzw. forschendes Lernen fördern                                 Angebot der Schule

                                                                                                                                                                       Arbeit am Rahmenthema
der Schule zur Betreuung hinzuzieht.                      gleichzeitig den entsprechenden Fachunterricht        und fordern, z. B.:                                                             11 – 1: Input, Einführung ins wissenschaft-
                                                          besuchen und umgekehrt. Die Ziele des Fach-            Quellenarbeit, Textarbeit und Werkanalyse                                     liche Arbeiten, Themenfindung, erste
Das Rahmenthema des Seminars                              unterrichts und der Seminare müssen also un-           empirisches Arbeiten                                                          Recherchen
 muss einerseits so weit gefasst sein, dass sich          abhängig voneinander erreicht werden können.           Versuch und Experiment                                                         11 – 2: Eigentätigkeit der Schüler, Vor-
daraus ausreichend viele Themen für die individu-         Eine zu enge Anlehnung des Rahmenthemas an             Werkerstellung                                                                lage von Zwischenergebnissen und Bespre-
ellen Seminararbeiten aller Teilnehmerinnen und           die Lehrplaninhalte des Fachunterrichts verbietet      Referat / Präsentation und Diskussion                                         chungen in der Gruppe, Beratung durch die
Teilnehmer entwickeln lassen;                             sich daher.                                            Exkursionen und Erkundungen                                                   Lehrkraft
 andererseits muss es so eng gefasst sein, dass                                                                  Expertenreferate                                                               12 – 1: Anfang Nov.: Abgabe der Seminar-
                                                                                                                 individuelles Arbeiten und Arbeiten im Team                                   arbeiten; Nov., Dez., Jan.: Präsentationen

                                                                                                                Es bietet sich an, im Stundenplan für alle            Zu Beginn erfolgt eine gründliche Einführung in
                        Beispiele für Rahmenthemen in den verschiedenen Fächern                                 W-Seminare gemeinsame Randstunden vorzuse-            das Rahmenthema. Die Schülerinnen und Schü-
                                                                                                                hen. So kann gewährleistet werden, dass z. B. Ex-     ler erwerben dabei fachliche und methodische
 Leitfach                       Beispiele für Rahmenthemen                                                      kursionen, die über die Unterrichtszeit hinausge-     Grundkompetenzen und die für eine selbständige
 Deutsch                        „Gute Seiten, schlechte Seiten“                                                 hen, nicht den Fachunterricht beeinträchtigen. Die    Erarbeitung ihrer individuellen Seminararbeits-
                                Kritik und Wertung literarischer Texte                                          tatsächliche Unterrichtszeit kann flexibel den        themen nötigen Kenntnisse zum Rahmenthema.
                                                                                                                jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. Bei
 Mathematik                     Magie der Zahlen
                                                                                                                der Planung von Veranstaltungen des Seminars          Außerdem erfolgt im ersten Ausbildungsabschnitt
 Englisch                       Immigration                                                                     außerhalb der im Stundenplan vorgesehenen             eine Einführung in das wissenschaftliche Arbei-
                                                                                                                Unterrichtszeit sollte die zeitliche Gesamtbelas-     ten. Die hierfür erforderlichen fachspezifischen
 Französisch                    Les jeunes en France
                                                                                                                tung der Schülerinnen und Schüler Berücksichti-       und allgemeinen Methodenkompetenzen werden
 Latein                         Die Römer in Bayern                                                             gung finden.                                          eingeübt. Nach Möglichkeit erfolgen Exkursionen
 Physik                         Physik in Wald und Flur                                                                                                               zu wissenschaftlichen Einrichtungen, z. B. zu einer
                                                                                                                Ein grober Zeitplan für den Ablauf eines              Universitätsbibliothek. Externe Experten können
 Chemie                         Zu Risiken und Nebenwirkungen …
                                                                                                                W-Seminars ist in der folgenden Übersicht dar-        in den Unterricht einbezogen werden.
                                Arzneimittel – Chemie die gesund macht
                                                                                                                gestellt:
 Biologie                       Aquatische Ökosysteme im Umfeld der Schule                                                                                            Zum Ende des Ausbildungsabschnitts 11 / 1 wählt
 Kath. Religionslehre           Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung und das                                                                                     jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer in Ab-
                                christliche Menschenbild                                                                                                              sprache mit der Lehrkraft ihr bzw. sein individu-

 Ev. Religionslehre             Evangelisches Leben in der Region ab 1945

14                                                                                                                                                                                                                                            15
Das wissenschaftspropädeutische Seminar        Das wissenschaftspropädeutische Seminar

elles Seminararbeitsthema. Der endgültige              fährt. Die dabei gezeigten Leistungen können be-
                                                                                                                           Mai – Juli       Zwischenpräsentationen, Kurzreferate,                           weitere Recherchen und selb-
Titel wird während des Ausbildungsabschnitts           wertet werden ( Kapitel 5: Leistungserhebung).
                                                                                                                                          z. B. über die Recherche-Ergebnisse, die                       ständiges Arbeiten
11 / 2 festgelegt.
                                                                                                                                          grundlegenden Fragestellungen der Arbeiten                        Erstellen eines Exposés
                                                       Eine wesentliche Aufgabe der Lehrkräfte im
                                                                                                                                          und die angewendeten Methoden; Aufzeigen                          Ausarbeiten der Gliederung;
Nach der Themenvergabe arbeiten die Schüle-            W-Seminar ist es, die Schülerinnen und Schüler
                                                                                                                                          von Zusammenhängen zwischen den einzel-                        Beginn des selbständige Verfas-
rinnen und Schüler eigenständig und legen zu           in ihrem Lern- und Arbeitsprozess zu begleiten
                                                                                                                                          nen Arbeiten                                                   sens der Seminararbeiten
bestimmten Terminen Zwischenergebnisse vor,            und zu beraten. Hierbei spielen auch Einzel-
                                                                                                                                            Abgabe von ausgearbeiteten Gliederungs-
z. B. Arbeitsplan, Gliederungsentwurf, Darstel-        gespräche eine wichtige Rolle, in denen etwaige
                                                                                                                                          entwürfen oder eines Exposés im Juni;
lung der Quellenlage, zentrale Hypothesen und          individuelle Schwierigkeiten thematisiert und
                                                                                                                                          Bespre­chung und Rückgabe Anfang Juli
Fragestellungen. Diese Zwischenberichte werden         Lösungsmöglichkeiten im Dialog entwickelt wer-
in der Seminargruppe erörtert, wodurch das Rah-        den. Ein detaillierter Zeitplan weist folgende Ein-      12/1       Sept. –          Fortführung der Arbeit am Rahmenthema                           redaktionelle Abfassung der
menthema eine Erweiterung und Vertiefung er-           zelschritte auf:                                                    Okt.           und der Methodenreflexion                                      Seminararbeiten
                                                                                                                                            Begleitung und Beratung durch die Lehr-
                         Möglicher Zeitplan für den Ablauf eines W-Seminars                                                               kraft; gemeinsame und/oder individuelle
                                                                                                                                          Klärung von Problemfällen (z. B. Zitierweisen,
 Halb-     Monate    Seminarablauf                                    eigenständiges Arbeiten der                                         formelle Gestaltung)
 jahre                                                                Schülerinnen und Schüler                             Nov. –           in der ersten Woche nach den Herbstferien:                      Vorbereitung der Abschluss-

 11/1      Sept. –     einführender Unterricht mit fachlichen wie         Vertiefung der fachlichen und                    Jan.           Abgabe der Seminararbeiten                                     präsentationen

           Dez.      me­tho­dischen Inhalten (Möglichkeit der Ein­    methodischen Grundkompetenzen                                         ggf. Gelegenheit zur Übung der Präsentati-

                     be­zie­hung externer Referenten und Durchfüh-    und der Kenntnisse zum Rah-                                         onen; eine Vorbesprechung mit jeder Schüle-

                     rung von Exkursionen), insbesondere Erwerb       menthema in häuslicher Arbeit                                       rin und jedem Schüler

                     von Kenntnissen zum Rahmenthema des                  Einübung der für das wissen-                                      individuelle, mündliche Abschlusspräsenta-

                     Seminars                                         schaftliche Arbeiten notwendigen                                    tionen mit Aussprache, Einordnen der Ergeb-

                       Einführung in das wissenschaftliche            fachspezifischen und allgemeinen                                    nisse in das Rahmenthema

                     Arbeiten                                         Methodenkompetenzen
                                                                                                               Ein konkretes Beispiel steht im Anhang (M2 und M3). Weitere Beispiele zu den verschiedenen Fächern finden sich unter
                       November: Vorstellung möglicher Seminar-                                                www.gymnasiale-oberstufe-bayern.de, zur Konzepterstelllung siehe Kapitel 6.
                     arbeitsthemen; Entscheidungsprozess bei den
                     Schülerinnen und Schülern für ein Thema
                                                                                                                                                                                       digitalisierte Medien (CD-ROM, DVD) bereit und
                                                                                                               4 Lernort Bibliothek
           Jan. –      Weiterarbeit am Rahmenthema unter Einbe-           Aufstellung individueller Arbeits-                                                                           kann dadurch auch die Bedürfnisse unterschied-
           Feb.      ziehung der ersten Zwischenberichte              pläne für die Seminararbeiten            Dem Lern- und Arbeitsort „Bibliothek“ kann und                          licher Lerntypen berücksichtigen. Schülerinnen
                     (Erörterung der Zwischenergebnisse, Einbin-          selbständige Recherchen              sollte im Rahmen des W-Seminars eine bedeu-                             und Schülern ohne privaten Internetanschluss
                     dung in das Rahmenthema, methodische Hin-            Dokumentation erster Ergeb-          tende Funktion zukommen. Dabei bietet sich die                          und ohne private Flatrate stehen ggf. hinreichend
                     weise für die berichtenden Schüler, wenn nö-     nisse, z. B. Arbeitspläne, Recher-       Zusammenarbeit mit verschiedenen Arten von                              PC-Stationen zur Verfügung, die den Zugang zum
                     tig ergänzt durch Einzelgespräche)               cheergebnisse, Besprechungspro-          Bibliotheken an.                                                        Internet ermöglichen.
                       Formulierung der Themen der individuellen      tokolle, Themenfindung
                     Seminararbeiten durch die Lehrkraft und die                                               Schulbibliotheken                                                       Eine moderne Schulbibliothek ermöglicht im Ver-
                     Teilnehmerinnen und Teilnehmer                                                            Idealer Ort zur Förderung wissenschaftspropä-                           lauf des W-Seminars eine Vielzahl von Arbeits-
 11/2      Feb. –      Weiterarbeit am Rahmenthema unter Einbe-           weitere Recherchen und selb-         deutischer Kompetenzen und zur Erstellung einer                         formen. Entdeckendes, handlungsorientiertes,
           April     ziehung der ersten Zwischenberichte              ständiges Arbeiten                       Seminararbeit ist eine zeitgemäß ausgestattete                          fächerübergreifendes, soziales und multimediales
                       Gruppe: Beratung und Begleitung der Teil-          erster Gliederungsentwurf oder       Schulbibliothek. Sie erweitert das Lernumfeld der                       Arbeiten lässt sich hier optimal mit dem wissen-
                     nehmerinnen und Teilnehmer bei der Erarbei-      Themenskizze                             Schülerinnen und Schüler in der vom Konzept des                         schaftspropädeutischen Anliegen des W-Semi-
                     tung ihrer Themen durch die Lehrkraft (z. B.         Dokumentation des Arbeitspro-        W-Seminars erwünschten Weise und tritt gleich-                          nars verbinden. Der Lehrkraft bieten sich vielfäl-
                     Besprechung von Gliederungsentwürfen, Ver-       zesses, z. B. Zwischenbericht über       wertig neben Klassen-, Gruppen- und Fachraum.                           tige Gelegenheiten, die Seminargruppe und  /  oder
                     suchsanordnungen o. a.)                          die geplante Arbeit, Tagebuch,           Eine moderne Schulbibliothek – ausgestattet mit                         einzelne Seminarmitglieder intensiv und vor Ort
                       mindestens ein individuelles Beratungsge-      Darstellung der Arbeits- und Vor-        enzyklopädischer Literatur, Fachlexika und the-                         zu betreuen – in arbeitstechnischer wie auch in
                     spräch mit jeder Schülerin und jedem Schüler     gehensweise                              menbezogener Sekundärliteratur – hält neben den                         inhaltlicher Hinsicht.
                                                                                                               traditionellen Printmedien audiovisuelle und

16                                                                                                                                                                                                                                         17
Das wissenschaftspropädeutische Seminar      Das wissenschaftspropädeutische Seminar

Entsprechende Öffnungszeiten vorausgesetzt,        schaftlichen Bibliotheken als Lernorte an. Vieler-   5 Leistungserhebung                                    recht, die Lernenden mit zu häufigen Prüfungssi-
kommt einer modernen Schulbibliothek auch          orts werden bereits Workshops zum wissenschaft-                                                             tuationen zu konfrontieren. Lernorientierung und
außerhalb der Seminarstunden eine zentrale         lichen Arbeiten für Schülerinnen und Schülern an-    Die Sicherung des Lernerfolgs der Schülerinnen         die Entwicklung einer „Kultur der helfenden Rück-
Rolle im W-Seminar zu. Sie ist Fundort und         geboten. Hierbei stehen u. a. folgende Inhalte im    und Schüler erfolgt auch durch die Formen der          meldung“ stehen im Vordergrund. Es empfiehlt
„Tatort“, Ausgangsbasis und Rückzugsraum           Vordergrund:                                         Leistungserhebung und die dabei angelegten Kri-        sich, die Zahl der Leistungserhebungen im Ausbil-
für                                                                                                     terien. Da es für die Seminare keine Lehrpläne         dungsabschnitt 11 / 1 gering zu halten.
 affektives und analytisches,                       Literaturrecherche mit Hilfe von OPAC (Online       und nur sehr wenige einheitliche Vorgaben gibt,
 eigenständiges und betreutes,                     Public Access Catalogue, öffentlich zugänglicher     kommt den Fachschaften und Schulleitungen              Formen und Bewertungskriterien
 punktuelles und sequentielles,                    Katalog einer großen Bibliothek) und ausgewähl-      eine große Verantwortung bei der Qualitätssiche-       Je nach Vorwissen der Schülerinnen und Schüler
 fachbezogenes und fächerübergreifendes,           ten Datenbanken                                      rung zu, die sie z. B. durch Beschlüsse für schulin-   kann es angebracht sein, in 11 / 1 „herkömmliche“
 individuelles und soziales Lernen,                 professionelle Internet-Recherche                   terne Regelungen zu den Leistungserhebungen in         Formen der Leistungserhebung, wie z. B. Steg-
Kommunizieren und Arbeiten.                                                                             den Seminaren wahrnehmen können ( Kapitel 8:           reifaufgaben, Rechenschaftsablagen und Kurzar-
                                                   Unter der Internetadresse www.informations-          Qualitätssicherung).                                   beiten, einzusetzen. Dafür stehen die üblichen
Das Internetportal www.schulmediothek.de der       kompetenz.de/regionen/bayern/bibliotheksland-                                                               Bewertungskriterien zur Verfügung. Für andere
Expertengruppe „Bibliothek und Schule“ im          karte/ hat die Arbeitsgemeinschaft Informations-                                                            Arten der Leistungserhebung sind in der Tabelle
                                                                                                        5.1 Leistungserhebungen in 11/1
Deutschen Bibliotheksverband bietet wertvolle      kompetenz des Bibliotheksverbunds Bayern (AGIK                                                              auf der nächsten Seite Beispiele angegeben.
                                                                                                            und 11/2
Informationen zur pädagogisch-didaktischen         Bay) Informationsangebote für die Gymnasien
Nutzung der Schulbibliotheken. Hierbei geht es     zusammengestellt. Ein Klick auf die Bayernkarte      Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in         Die hier genannten Formen und Kriterien zur
nicht zuletzt um die Vermittlung von Medien- und   zeigt das Informationsangebot der jeweils nächst-    den Ausbildungsabschnitten 11 / 1 und 11 / 2 ge-       Leistungsbewertung haben sich bewährt; die
Informationskompetenz und damit die Einführung     gelegenen wissenschaftlichen Bibliothek und eine     hen als Halbjahresleistungen in das Abiturzeugnis      Schulen können mit Blick auf die angebotenen
in das moderne wissenschaftspropädeutische         Kontaktadresse. Ein entsprechendes Angebot der       ein. Die Seminararbeit und die Abschlusspräsen-        Rahmenthemen in geeigneten Fällen weitere For-
Arbeiten.                                          öffentlichen Bibliotheken ist in Vorbereitung. Die   tation, die während des Ausbildungsabschnitts          men der Leistungserhebung entwickeln. Dabei
                                                   Seite www.informationskompetenz.de liefert dar-      12 / 1 erbracht werden, werden nicht als Halbjah-      gilt stets der Grundsatz, dass nur geprüft werden
Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken     über hinaus eine Materialdatenbank zur Litera-       resleistung, sondern als eigenständige Leistung        kann, was mit den Schülerinnen und Schülern
Ergänzend zur Schulbibliothek und weiterfüh-       turrecherche sowie verschiedene Schulungs- und       im Abiturzeugnis ausgewiesen.                          vorbereitet wurde.
rend bieten sich die öffentlichen und wissen-      Kursangebote.
                                                                                                        Anzahl                                                 Hinweis: Es dürfen auch Leistungen bewertet
                                                                                                        In den Ausbildungsabschnitten 11 / 1 und 11 / 2        werden, die im Rahmen von Arbeitsaufträgen
                                                                                                        erfolgen jeweils mindestens zwei kleine Leis-          z. B. in häuslicher Arbeit erbracht werden. § 52
                                                                                                        tungsnachweise pro Schülerin und Schüler               Satz 2 der GSO bezieht sich nur auf die übliche
                                                                                                        (vgl. § 53 (4) GSO und KM-Bek. zu den Semi-            Form der Hausaufgaben, die zur Einübung des
                                                                                                        naren); in jedem dieser Ausbildungsabschnitte          Stoffes gegeben werden.
                                                                                                        wird eine Halbjahresleistung (max. 15 Punkte)
                                                                                                        gebildet (vgl. § 61 (2) GSO).                          Die Lehrkraft muss die Leistungen der Schüle-
                                                                                                                                                               rinnen und Schüler in geeigneter Form dokumen-
                                                                                                        Die Lehrkraft legt vor Beginn des Seminars mit         tieren und bewerten. Dies ist z. B. anhand von
                                                                                                        Genehmigung der Schulleitung fest ( Kapitel 6:         Beobachtungs- und Bewertungsbögen möglich.
                                                                                                        Konzepterstellung durch die Lehrkraft), in welcher     Beispiele sind im folgenden Kapitel und im
                                                                                                        Form und Anzahl Leistungserhebungen durch-             Anhang abgedruckt. Weitere fachspezifische
                                                                                                        geführt werden, welche Bewertungskriterien zu          Beispiele finden sich unter www.gymnasiale-
                                                                                                        Grunde gelegt werden und wie die Gewichtung            oberstufe-bayern.de.
                                                                                                        erfolgt. Dies wird den Teilnehmerinnen und Teil-
                                                                                                        nehmern zu Beginn des Seminars erläutert.

                                                                                                        Es ist dabei zu beachten, dass die Schülerinnen
                                                                                                        und Schüler im Ausbildungsabschnitt 11 / 1 fach-
                                                                                                        liche und methodische Grundkompetenzen zum
                                                                                                        Teil neu erwerben. Deshalb ist es nicht sachge-

18                                                                                                                                                                                                                19
Das wissenschaftspropädeutische Seminar   Das wissenschaftspropädeutische Seminar

                  Beispiele für Formen der Leistungserhebung und Bewertungskriterien
                                                                                                            Zwischenbericht oder Exposé zur            Inhalt – Darstellung – Formalia
                                                                                                            Seminararbeit                              fachliche Auswahl, fachliche Richtigkeit, Vollständigkeit,
 Formen der Leistungserhebung in           Beispiele für Bewertungskriterien
                                                                                                            zentrale Thesen und Fragestellungen        Termintreue, Plausibilität, Kriterien für einzelne Bestandteile
 Jahrgangsstufe 11 des W-Seminars
                                                                                                            der Arbeit, Darstellung der Quellenlage,   (Themeneingrenzung, Fragestellungen, methodische Her-
 Analyse oder                              Inhalt (inhaltliche Richtigkeit und Ideenreichtum) –             Gliederungsentwurf, methodisches Vor-      angehensweise, Eigenleistung, Gliederung)
 Interpretation einer Quelle               Darstellung – Formalia                                           gehen
 Arbeitspläne                              Inhalt – Darstellung – Formalia                                  Zwischenpräsentationen                     Erkennbarkeit von Arbeitsfortschritten, Fähigkeit auf Fra-
 zur Anfertigung der Seminararbeit         Aussagekraft, Realisierbarkeit                                   z. B. unter bestimmten Aspekten            gen einzugehen, Formulieren und Vertreten eines eigenen
 Experimente                               Vorbereitung (fachliche Voraussetzungen), Versuchs-              (methodisches Vorgehen, Strukturierung     Standpunktes, ggf. Einblick in die Forschungslage und
                                           beschreibung, Versuchsdurchführung: Aufbau, richtige             der Arbeit, Auswahl der Quellen, erste     Umgang mit Schwierigkeiten
                                           Auswahl und Beherrschung der Geräte, klarer Ablauf, Wahl         Zwischenergebnisse)                        siehe Bewertungsbögen bei Abschlusspräsentation
                                           der Messgrößen, Sicherheit, Flexibilität; Aufbereitung der                                                  ( Kapitel 5.2 und Anhang)
                                           Messergebnisse, Auswertung, Interpretation der Ergeb-
                                           nisse; siehe auch Bewertungsbogen zu Präsentation mit
                                           Experiment ( Anhang M 10)

 Exzerpte                                  Inhalt – Darstellung – Formalia
 z. B. zu wissenschaftlichen Aufsätzen     Erkennen von Schwerpunkten, Erfassen des logischen Auf-
                                           baus und des Argumentationsziels, sprachliche Richtigkeit

 Gliederungsentwurf                        Inhalt – Darstellung – Formalia
 zur Seminararbeit                         logischer Aufbau, ausreichende Differenzierung, stilistische
                                           Einheitlichkeit, Vollständigkeit, sinnvolle Schwerpunktset-
                                           zungen (ungefähre Seitenangaben), aussagekräftige Über-
                                           schriften, formale Korrektheit, Übersichtlichkeit

 Glossar                                   Umfang, fachliche Auswahl, fachliche Richtigkeit
 zum Rahmenthema des Seminars,
 ggf. als digitales Lexikon

 Interview                                 Kommunikationsfähigkeit, Fragestellung, Dokumentation
 z. B. mit Experten oder Zeitzeugen

 Materialmappe                             Umfang, Inhalt, Sauberkeit, Strukturierung, sinnvolle Aus-
                                           wahl, Erkennen eigenständigen Arbeitens an der Mappe im
                                           Verlauf des Jahres

 Organisations- und Planungsleistungen     Zeitplanung, Kommunikationsfähigkeit, Zielerreichung,
 z. B. bei der Durchführung von            Effizienz, Flexibilität
 Exkursionen

 Protokolle                                Inhalt – Darstellung – Formalia
 z. B. über eine Seminarsitzung oder       fachliche Richtigkeit, Vollständigkeit, Aussagekraft
 zu einem wissenschaftlichen Vortrag

 Recherche-Ergebnisse                      Inhalt – Darstellung – Formalia
 zum Rahmenthema oder zum                  Richtigkeit und Genauigkeit, Aussagekraft, Interpretation
 Thema der individuellen Seminararbeit     der Ergebnisse

 Vorbesprechung einer Präsentation         Auswahl der Ergebnisse und Methoden der Arbeit, die
                                           präsentiert werden sollen; Zeitplanung für die Präsentation,
                                           Auswahl der Präsentationsmedien

20                                                                                                                                                                                                                  21
Das wissenschaftspropädeutische Seminar      Das wissenschaftspropädeutische Seminar

5.2 Abgabe der Seminararbeit und                     leitungen kommt somit bei der Planung und             Darstellung                                          Gewichtung
    Abschlusspräsentation in 12/1                    Durchführung der Leistungserhebungen im               Dieser Bereich wird oft auch mit dem Begriff         Eine angemessene Gewichtung könnte z. B. sein:
                                                     Seminar insbesondere unter dem Aspekt der             „Darbietung“ oder mit „Aufbau /  Struktur“ be-            Inhalt : Darstellung : Formalia = 3 : 2 : 1
Durch die intensive Betreuung und differenzierte     Qualitätssicherung eine bedeutende Rolle zu.          zeichnet. Bei der Bewertung spielen folgende         Letztlich bleibt die Entscheidung für eine Gewich-
Bewertung der Seminararbeit sowie der Ab-            Geltende Vorgaben – zentrale und lokale – müs-        Aspekte eine Rolle:                                  tung aber der einzelnen Lehrkraft vorbehalten.
schlusspräsentation werden bei den Schülerinnen      sen den Schülerinnen und Schülern sowie ihren          sinnvolle Gliederung (Reihenfolge, Auswahl          Dabei ist eine Gesamtwürdigung der Arbeit vor-
und Schüler zentrale Kompetenzen für den Erfolg      Eltern rechtzeitig bekannt gegeben werden.            und Gewichtung der einzelnen Teile, aussage-         zunehmen, die den Verfassern transparent ge-
in Studium und Beruf gefördert und gefordert.                                                              kräftige Überschriften)                              macht und begründet werden muss. An den Gym-
                                                     Aus der langen Tradition der Facharbeiten in den       Übersichtlichkeit und Anschaulichkeit der           nasien sollten dazu von den Fachschaften oder
Betreuung und Bewertung                              Leistungskursen und den Erfahrungen der Kolle-        Darstellung, Form und Aussagekraft der Skizzen,      der Lehrerkonferenz einheitliche Festlegungen be-
Eine gute Betreuung der Seminararbeiten stellt       ginnen und Kollegen an den Versuchsgymnasien          Diagramme, Tabellen, Graphiken, Illustrationen       schlossen werden, z. B. eine sog. Sperrklausel für
u. a. sicher, dass die Schülerinnen und Schüler      schälen sich für die Bewertung von Seminarar-          Klarheit im Ausdruck                                die Bewertung inhaltlich ungenügender Arbeiten.
mit den einzuhaltenden Vorgaben und mit den Er-      beiten letztlich drei Bereiche heraus: Inhalt, Dar-    Orthographie, Zeichensetzung, Grammatik
wartungen an Seminararbeiten vertraut gemacht        stellung und Formalia. Zwischen diesen drei Be-        korrekter Gebrauch der Fachterminologie             Das folgende Beispiel für einen Bewertungsbogen
werden. Daher wird in Betreuungsgesprächen zu        reichen gibt es Überschneidungen. Wiederum ist                                                             ist nicht als zentrale Vorgabe gedacht. Eine Ori-
Seminararbeiten rechtzeitig auf Fehlentwicklun-      die notwendige Transparenz nur im jeweiligen          Kriterien wie „schlüssige Argumentation“ oder        entierung daran macht es aber Schülerinnen und
gen hinzuweisen sein. Die Beratung darf jedoch       Seminar durch Absprache zwischen Lehrkraft und        „Verknüpfung der Gedankengänge“ können ent-          Schülern und den bewertenden Lehrkräften leich-
nicht so weit gehen, dass am Ende die eigenstän-     den Seminarmitgliedern zu erreichen.                  weder hier aufgeführt oder dem Inhalt zugeordnet     ter, die individuellen Leistungen zu vergleichen.
dige Leistung des Schülers nicht mehr erkennbar                                                            werden. Wichtig ist, dass sie in die Bewertung       Die drei großen Kategorien Inhalt – Darstellung –
und bewertbar ist. Diese pädagogische Herausfor-     Inhalt                                                einbezogen werden und zu einer entsprechenden        Formalia können schulintern noch weiter unter-
derung bestand auch bisher schon bei der Betreu-     Ausschlaggebend für die Bewertung einer Semi-         Gewichtung führen.                                   gliedert werden ( Anhang M 9).
ung der Facharbeiten.                                nararbeit ist ihre inhaltliche Qualität.
                                                                                                           Formalia
Wie bei den Facharbeiten an vielen Schulen           Hier sind v. a. folgende Aspekte relevant:            Zur Wissenschaftlichkeit gehört eine genaue und
üblich, könnten vorbildhafte Seminararbeiten          Analyse des Themas bzw. Grad der                     sorgfältige Arbeitsweise, die sich auch in der Be-
gesammelt und den Schülerinnen und Schülern          Themenerfassung                                       achtung formaler Aspekte zeigt. Im Studium, aber
zugänglich gemacht werden. Voraussetzung hier-        Urteilsfähigkeit                                     auch später im Beruf sind die Einhaltung von
für ist das Einverständnis der Verfasserinnen und     methodische Vorgehensweise                           Formalia und die dafür erforderliche Regelakzep-
Verfasser.                                            schlüssige Beweisführung                             tanz, Sorgfalt und Korrektheit wichtige Aspekte
                                                      Literatur- und Quellenanalyse                        zur Einschätzung der Arbeitshaltung und der per-
Transparenz von Bewertungskriterien                   sinnvolle Verwendung geeigneter Literatur            sonalen Kompetenzen einer Person.
Es ist nicht nur ein pädagogischer Grundsatz,         Begründung des eigenen Standpunkts
sondern auch rechtlich geboten, dass Lehrkräfte       Bewertung anderer Standpunkte                        Folgende formale Aspekte sind bei der Bewertung
von Anfang an festlegen, woran sie später die         ggf. selbst gefundene Ergebnisse, eigene             einer Seminararbeit insbesondere zu beachten:
Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler messen       Beiträge /  Wertungen                                  Inhaltsverzeichnis (einschließlich eines klaren
werden.                                               Vollständigkeit der Darlegungen                      Strukturierungssystems)
                                                                                                            Zitierweise
Einerseits bedürfen Seminararbeiten als Vorstu-      Von Schülerinnen und Schülern ist nicht zu erwar-      bibliographische Angaben in Fußnoten
fen wissenschaftlichen Arbeitens individueller       ten, dass sie neue wissenschaftliche Erkenntnisse     im Literaturverzeichnis
Bewertungskriterien. Andererseits müssen die         erarbeiten. In guten und v. a. in sehr guten Semi-     ggf. ein Quellenverzeichnis für Abbildungen
Anforderungen an die Teilnehmerinnen und Teil-       nararbeiten sollte aber durchaus ein eigenständi-      Gestaltung des Titelblatts
nehmer der verschiedenen Seminare in der jewei-      ger Umgang mit der für die Arbeit verwendeten          Umfang (ca. 10 – 15 Textseiten ohne Graphiken,
ligen Schule und bayernweit möglichst gleichwer-     Literatur bzw. mit Versuchsergebnissen zu erken-      Anhang u. Ä.)
tig sein. Dazu ist es hilfreich, die Bestimmungen    nen sein.                                              vereinbarter Schriftsatz (Schrift, Ränder,
der Schulordnung (vgl. §§ 50 b, 53 (4), 56, 57 GSO                                                         Blocksatz u. Ä.)
und der ergänzenden KMBek) durch Beschlüsse                                                                 Erklärung über das selbständige Verfassen
der Fachschaften bzw. der Lehrerkonferenz zu er-                                                           der Arbeit
gänzen. Lehrkräften, Fachschaften und Schul-

22                                                                                                                                                                                                                  23
Sie können auch lesen