Aus dem Inhalt Landesmusikfest Mannheim 2020 Maren Trekel Alfred Woll Teil 2 - BDZ Baden-Württemberg

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Aus dem Inhalt Landesmusikfest Mannheim 2020 Maren Trekel Alfred Woll Teil 2 - BDZ Baden-Württemberg
Nr. 3 / 2019

                           Aus dem Inhalt
               Landesmusikfest Mannheim 2020 ·
                 Maren Trekel · Alfred Woll Teil 2
Aus dem Inhalt Landesmusikfest Mannheim 2020 Maren Trekel Alfred Woll Teil 2 - BDZ Baden-Württemberg
Inhalt

Aus dem Verband                                    .....................................................................................................................................................................................................................................................................    1
   BDZ Landesmusikfest 26.–28.06.2020                                                                                                                ..................................................................................................................................................................     1
   Das BZO auf dem Weg nach Mannheim                                                                                                                         ..........................................................................................................................................................     3

Berichte       ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................     5
   WZO: „Gratias agimus tibi – Wir sagen Dir Dank“                                                                                                                                                  ....................................................................................................................    5
   Tremolierend ins Glück                                                               ................................................................................................................................................................................................................................    7
   90 Jahre 1. Weinheimer Mandolinenorchester                                                                                                                                       ....................................................................................................................................    9
   Herbstlehrgang 2019 in Rottenburg                                                                                                     ...............................................................................................................................................................................   12

Mandoline             .................................................................................................................................................................................................................................................................................................    14
  Maren Trekel                               ...........................................................................................................................................................................................................................................................................   14
  Alfred Woll – Der Mandolinenbauer – Teil 2                                                                                                                                   .........................................................................................................................................   19
  Zupfmusiker aus aller Welt: Italien – Victorya Trio                                                                                                                                             ......................................................................................................................   27

Ankündigungen                                    .......................................................................................................................................................................................................................................................................   32
   Kurzlehrgang für Erwachsene 13.–15. März 2020                                                                                                                                                 ......................................................................................................................    32
   Osterlehrgang 13.–19. April 2020                                                                                               .....................................................................................................................................................................................    33
   Berzirkslehrgang Mittelbaden                                                                                 .......................................................................................................................................................................................................    34
   Landes-Musik-Festival Überlingen                                                                                                .....................................................................................................................................................................................   34

kurz notiert                      .....................................................................................................................................................................................................................................................................................    35

Rätsel    ..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................   36

Termine           .....................................................................................................................................................................................................................................................................................................    37

  Impressum:
  Herausgeber: Bund Deutscher Zupfmusiker, Landesverband Baden-Württemberg e. V.
  Redaktion: Peter Boegler, Amalienstraße 16, 69168 Wiesloch,
  Tel.: 06222 - 38 78 34, Fax: 06222 - 38 78 35, E-Mail: Redaktion@Zupfer-Kurier.de
  Layout: Karin Rische, Berlin; Satz: Agnes Kalla
  Druck: Wir machen Druck, Welzheim; Auflage: 1 000
  Erscheinungsweise: Der Zupfer-Kurier erscheint mehrmals jährlich.
  Alle nicht namentlich gekennzeichneten Artikel stammen aus der Redaktion. Termine und Artikel die
  zu Redaktionsschluss vorliegen werden veröffentlicht. Bitte Beiträge und Termine in elektronischer Form
  per E-Mail an die Redaktion senden.
  Rätselauflösung: Leo Brouwer (*1939)
  Titelbild: Maren Trekel, Foto Thilo Fitzner
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Aus dem Verband

BDZ Landesmusikfest 26.–28.06.2020
in Mannheim

Die Vorbereitungen für das Landesmu-        Das Festival wird in den Räumen der
sikfest 2020, welches wir im Zupfer-        Musikschule, dem TIG 7, der Pop-
Kurier 1 / 2019 erstmals angekündigt        akademie und der Orientalischen Aka-
und bei der Mitgliederversammlung im        demie stattfinden. Die gewählten Loca-
April diesen Jahres konkretisiert haben,    tions sind innerhalb der Stadt in
laufen auf Hochtouren und das Pro-          räumlicher Nähe, eine „Saitenstraße“
gramm nimmt Gestalt an.                     wird sie für das Festivalwochenende
Das Landesmusikfest 2020 in Mann-           miteinander verbinden. Die Konzerte
heim wird bunt und vielfältig sein. Am      finden alle in der Musikschule der Stadt
Ende sollte für jeden und jede etwas        Mannheim statt. Den Auftakt werden
dabei sein. Wir haben im Programm-          unsere jungen Talente am Freitagabend
konzept junge Talente, routinierte          machen. Für Samstag und Sonntag
Amateure, hochqualifizierte Dozenten        wünschen wir uns eine rege Beteili-
in verschiedenen Stilrichtungen und         gung unserer Vereinsorchester, die da-
zuletzt auch den derzeit populärsten        bei unterschiedliche Rollen einnehmen
Mandolinenvirtuosen Avi Avital zu-          können. Es besteht die Möglichkeit an
sammengebracht.                            Workshops teilzunehmen, Konzerte zu
                                            besuchen oder selbst in Konzerten mit-
                                            zuwirken und nebenbei sein eigenes
                                            Netzwerk zu pflegen und sich rund um
                                            die Zupfmusik zu informieren.
                                            Für die Mitwirkung von Vereinen eig-
                                            net sich das Vereinskonzert „Szene“ am
                                            Samstagnachmittag am besten, auch
                                            am Sonntagvormittag gibt es beim Ma-
                                            tinee die Möglichkeit der Mitwirkung.
                                            Ein Höhepunkt, vor allem für das Jubi-
Von Freitagabend bis Sonntagnachmit-        läumsorchester der Mandolinata Mann-
tag kann man beim Landesmusikfest           heim, das seinen 100. Geburtstag feiern
2020 neues ausprobieren, zuhören, ex-       kann, wird das Festkonzert am Abend
perimentieren, mitmachen, chillen, ge-      des 27. Juni sein. Unter dem Titel
nießen, kontakten, sich austauschen,       „3-2-1“ konzertieren drei Orchester aus
feiern, etc. etc.                           zwei Ländern mit dem einen (1) Na-
                                            men Mandolinata!

                                                                               1
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Mit einem weiteren Höhepunkt wird         Programmübersicht – Das Grob-
das Festival am Sonntag enden, wir        konzept der Veranstaltung:
können Stargast Avi Avital sowohl
solo als auch gemeinsam mit dem BZO       Freitag, 26. Juni 2020
in einem Konzert erleben.                 19:30 Uhr: Eröffnungskonzert „Junge
Für das Workshopangebot, das am           Talente“, Musikschule Mannheim
Samstag im Zeitfenster von 10:00 bis      ab 21:00 Uhr: Zupferclub
15:00 Uhr einen Schwerpunkt haben
wird, werden die Konzepte gerade aus-     Samstag, 27. Juni 2020
gearbeitet. Es wird Angebote geben        10:00–15:00 Uhr: Workshops in der
für Kinder (Musical), Mandoline, Gi-      Popakademie, der Musikschule
tarren, Ukulele, Weltmusik, Percussion,   Mannheim und mit Kindern im TIG 7
Rhythmik und Improvisation. Die Teil-     16:00 Uhr: „Szene“ Vereinskonzert,
nahme an den Workshops ist kosten-        Musikschule Mannheim
pflichtig (30 Euro). Die Ausschreibung    18:00 Uhr: Empfang, Musikschule
erfolgt über unsere Website. In der       Mannheim
nächsten Ausgabe des Zupferkuriers        20:00 Uhr: „3-2-1“ Festkonzert,
stellen wir Ihnen die Inhalte und Do-     Musikschule Mannheim
zenten näher vor.                         ab 22:00 Uhr: Zupferclub, TIG 7
An den beiden Festivalabenden wird
die Gemeinschaft gepflegt, wir möch-      Sonntag, 28. Juni 2020
ten einen Rahmen schaffen der Party-      11:00 Uhr: Matinee, Musikschule
stimmung, Kommunikation, Austausch,       Mannheim
Begegnung, Nostalgie und Ideen Raum       15:00 Uhr: Abschlusskonzert,
gibt. Freuen Sie sich auf ein Fest der    Musikschule Mannheim
Zupfmusik!
                                          Info und Kontaktadressen:
                                          Bei Fragen und Anregungen zum
                                          Landesmusikfest 2020 wenden Sie sich
                                          bitte an
                                          Vizepräsidentin: Dr. Petra Schneide-
                                          wind (Vize@zupfmusik-bw.de)
                                          Musikleiterin: Birgit Wendel (Musik-
                                          leiter@zupfmusik-bw.de)

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Das BZO auf dem Weg nach Mannheim

 Das letzte Projekt des Badischen Zupf-   zahlreichen Publikums. Auch die bei-
 orchesters war im Frühling die Zu-       den verantwortlichen Präsidenten Dr.
 sammenarbeit mit dem Karlsruher          Jörg Schmidt (Schwäbischer Chorver-
Vokalensemble Chorioso unter der Lei-     band) und Freiherr Arnulf von Eyb
 tung von Matthias von Schierstaedt.      (BDZ B.-W.) fanden sichtlich Gefallen
 Die beiden Konzerte in Rastatt und       an unserer Darbietung. So soll es sein.
 Karlsruhe am 19. Mai fanden guten        Unser nächstes Ziel ist nun das Landes-
 Zuspruch des Publikums, die Presse       musikfest 2020 in Mannheim. Dafür
 befand: „Die beiden Ensembles harmo-     haben wir einen Gastdirigenten gesucht
 nierten prächtig“ (Martina Holbein,      (und gefunden), der hierzu schon von
 BNN, siehe Zupferkurier 2/2019) bzw.     seinem Werdegang her einen Bezug hat.
„Was eher nach einem Duell zwischen       Jan-Paul Reinke ist gebürtiger „Monne-
 Stimmband und Saiten klingt, erwies      mer“, hat an der Kölner Hochschule für
 sich als eine wunderbare Symbiose“       Musik und Tanz Orchester- und Opern-
 (Dagmar Uebel, BT). Viel Zuspruch        dirigat studiert und ist Dirigent sowohl
 fanden dann auch die beiden Auftritte    des Jugendsinfonieorchesters Mann-
 mit einem leicht gekürzten Programm      heim (JSOM) als auch des Stamitz-
 auf der großen Sparkassenbühne der       Orchesters (SOM). Darüber hinaus ist
 Bundesgartenschau in Heilbronn am        er in diesem Jahr künstlerischer Leiter
30. Mai, und das nicht nur seitens des    der European Youth Orchestra Acade-

                                                                              3
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my, die in Kooperation mit der Mann-      gewinnbringend erwiesen hat. Je nach
heimer Musikschule stattfindet.           Gelegenheit umfasst unser Programm
Auf dem Weg nach Mannheim werden          voraussichtlich die Sinfonietta A-Dur
wir uns im Frühjahr 2020 an zwei          von Hans Gál, die Impressioni orientali
Konzerten in Illkirch-Graffenstaden       von Raffaele Calace und, wenn man
(Elsass) und Ötigheim beteiligen – ein    schon einen Fachmann an der Hand hat,
Konzept, das sich in der Vergangenheit    das Orchesterquartett C-Dur von Carl
schon vielfach bewährt hat und das sich   Stamitz. In Mannheim ist darüber
sowohl für die gastgebenden Vereine       hinaus als Bonbon ein gemeinsamer
als auch für uns immer wieder als         Auftritt mit Avi Avital geplant.
                                                         Christopher Grafschmidt

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Berichte

WZO: „Gratias agimus tibi – Wir sagen Dir Dank“

 So lautete der Titel eines Werkes der      in Rechberghausen, das Konzert in
„Missa di gloria“ von Gaetano Donizetti     der Gedächtniskirche in Berlin und
 aus dem gelungen Konzert, mit dem          das 50-jährige Dirigentenjubiläum von
 das Württembergische Zupforchester         Wolfgang Bast 2016 in Lahr. Außerdem
 in Lahr den 70. Geburtstag seines Diri-    unternahm das Orchester auch zahl-
 genten Wolfgang Bast feierte. Dies         reiche Konzertreisen unter anderem
 kann musikalische Überschrift des          nach Japan, Ungarn (Budapest) und
Abends bezeichnet werden, denn es ist       nach Österreich mit einem Auftritt im
 gleichzeitig der Abschied der zwanzig-     goldenen Saal des Musikverein Wien.
 jährigen erfolgreichen Zusammen-           An diesem Abend verwoben sich alte
 arbeit von Dirigent und Orchester.         und neue Musik. Es begann mit dem
 Neben der regelmäßigen Teilnahme an        Klassiker „Suite Nr. 6“ von Hermann
 den Landesmusikfestivals waren die         Ambrosius mit dem mitreißendem
 wichtigsten Auftritte in dieser Zeit die   rhythmischen Präludium, über mehrere
 Mitwirkung beim Festakt „50 Jahre          Tänze bis hin zur abschließenden Badi-
 Baden-Württemberg“ im neuen Schloss        nerie („Späßchen“), den das Orchester
 in Stuttgart, die musikalische Beglei-     routiniert zum Besten g­ ab.
 tung der Vernissage „Pablo Picasso“        Das Konzert in F-Dur des Komponisten

                                                                              5
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Berichte

Johann Georg Albrechtsberger sorgte
für eine festliche Stimmung mit mei-
sterhaft gespielten Solostimmen des
Flötisten Christoph Haarmann und der
Gitarristin Birgit Zacharias. Christoph
Haarmann ist langjähriger musika-
lischer Weggefährte von Dirigent und
Orchester.
Das war die perfekte Überleitung zur
dreisätzigen Sonate von Giuseppe          den konzertierenden Künstler, früheren
Zaneboni als Lautenmusik des Barock       Lehrer, Dirigenten und Komponisten:
mit dem ausdrucksstark und kunstfertig    Er wird in Zukunft das Seniorenzupf-
gespieltem Solopart des Konzertmei-       orchester Baden-Württemberg leiten.
sters und Mandolinisten Klaus Wuckelt.    Das Württembergische Zupforchester
Mit „Bast dirigiert Bast“ begann der      wurde 1973 vom Landesverband
zweite Teil des Konzertes. Mit seinem     Württemberg mit dem Dirigenten Fred
gleichzeitig heiteren und nachdenk-       Witt zur Förderung von Spielern aus
lichen „Divertimento Nr. 3“ kam Wolf-     den regionalen Zupforchestern gegrün-
gang Bast als Komponist auf die Bühne.    det. Dieser Aufgabe wird das Orchester
Die ganze stimmliche Bandbreite der       weiterhin treu bleiben. Organisiert wird
aus Göppingen stammenden Soprani-         das Orchester zukünftig als Projekt-
stin Ute Bidlingmaier kam am Ende         orchester, d. h. es wird von wechseln-
mit dem zynischem und etwas trau-         den Dirigenten für eine Spielzeit von
rigen „Alabama Song“ sowie dem ro-        ca. zwei Jahren geleitet. Geprobt wird
mantischen Tango Youkali von Kurt         an drei bis vier Wochenenden im Jahr.
Weill zum Ausdruck.                       Wir laden alle interessierten Spieler
Die Moderation gestaltete der frühere     anderer Zupforchester oder Lehrgänge
Reichenbacher       Schulleiter   Peter   ein mit uns diesen Neuanfang zu gestal-
Leufke liebevoll mit humorvollen Ge-      ten.
schichten aus der langjährigen Zusam-     Kontaktadresse und Organisation
menarbeit mit dem Orchester.              katrin@boegler.de
Jetzt wartet eine neue Aufgabe auf                                 Katrin Boegler

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Tremolierend ins Glück
Oberboihinger hatten saarländisches Ensemble zu Gast

Freunde der gepflegten Zupfmusik ka-          bekannte Komponist Karl Jenkins
men am Samstag, 14.09., in der Ober-          einem Architekten dieses Namens ge-
boihinger Gemeindehalle auf ihre              widmet hat, entwickelt sich alles aus
Kosten: Die Mandolinen-und Gitarren-          einem kleinen Motiv. Interessant, wie
freunde des Ortes hatten wie bereits          die kleine rhythmische Pause am An-
2015 den „Differter Saitenspielkreis“,        fang des Selben große Bedeutung
ein Zupforchester aus dem Saarland,           gewinnt, ähnlich wie die „Null“ in der
sowie das Esslinger Gitarrenquartett          Mathematik. Eine Originalkomposition
zu Gast.                                      des Ensemblemitglieds Ender Vielma,
Die barockig-moderne Konzertouver-            die übersetzt „Spuren“ heißt, unterhält
türe von Dieter Kreidler der Gäste be-        gut mit tangoartigem Walzer und per-
dient sich gleich eines Kunstgriffs, dem      kussiver Straßenmusik im südamerika-
man an diesem Abend öfter begegnet,           nischen Stil. Im irischen Traditional
nämlich dem Hinzunehmen anderer              „Danny Boy“ lockern außer Querflöte
Instrumente, um das Klangbild zu er-          noch Mundharmonika und Akkordeon
weitern. Hier ist es die Querflöte, die in    den Klang, ehe sich die tremolierenden
einem lieblichen Zwischenteil gefällt.        Saiten des Themas breit annehmen.
Im ersten Satz von „Palladio“, den der        Filmmusik aus „Game of Thrones“

                                                                                 7
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Berichte

                                            deon, Günter Holz / Kontrabass und
                                            Erik Gebauer / Klarinette. Letzterer mit
                                            besonders schönem Ton! Nach tosen-
                                            dem Applaus sind die Gäste noch ein-
                                            mal dran. Analog zu dem Ausspruch,
                                            die Iren seien die Afrikaner Europas,
                                            könnte man nun vermuten, die Saarlän-
                                            der seien die Südamerikaner Deutsch-
                                            lands: Paso doble und Danca cubana
schwankt im schweren Dreiertakt zwi-        umrahmen den zweiten Set, der auch in
schen Aufbruch und Schicksalsbestim-        kleiner Besetzung immer wieder auf
mung. Der „Czardas“ von Vittorio            die Latino-Folklore Bezug nimmt. Ein
Monti, den man in vielen Interpreta-        Song aus dem bekannten Tabaluga-
tionen kennt, kommt auf der Mandoli-        Musical von Peter Maffay fällt da
ne intimer daher als z. B. auf der Geige,   heraus, zeigt aber die Bandbreite der
bemerkenswert, wie er am Schluss fast       Nachwuchsarbeit des „Differter Saiten-
im Nichts verklingt. Nenas „Wunder          spielkreises“ mit seiner Leiterin Moni-
geschehen“ bezieht seine Klangfarben-       ka Beuren. Für sie und den Leiter der
erweiterung vom 20-köpfigen Spiele-         Gastgeber Hans-Georg Kuch gibt es
rinnen-Chor und erinnert – weil             Geschenke aus den Händen des Vorsit-
gleichalt – an das 30-jährige Vereins-      zenden-Ehepaares, und Bürgermeister
jubiläum der Saarländer. Nach der Pau-      Thorsten Hooge hat bei der Zugabe gar
se besticht das recht junge Esslinger       keine Zeit darüber nachzudenken, ob er
Gitarrenquartett mit Präzision und          zu dem irisch / schottischen Reel nun
Spielfreude in einer Boccherini-Kom-        mit einer europäischen Afrikanerin
position. Dann unterstützen die vier        oder einer südamerikanischen Saar-
Spieler den Gastverein bei seiner Dar-      länderin tanzt. Monika Beuren und ihr
bietung einer schönen Klezmer-Suite.        familiäres Ensemble haben mal wieder
Hier fallen besonders ins Auge die drei     alle begeistert.
Gastsolisten Elke Steinhauser / Akkor-                             Rainer Wendang

 8
Berichte

90 Jahre 1. Weinheimer Mandolinenorchester
Alt-Oberbürgermeister als Bariton-Solist

Schon vor der Öffnung der Stadthalle       Konzert wurde als Benefizkonzert zu-
standen die ersten Besucher vor den        gunsten des Deutschen Kinderschutz-
Eingängen, um die besten Plätze zu er-     bunden Weinheim veranstaltet, die
gattern. Im Foyer wurden die Gäste         Vorsitzende Frau Christina Eitenmüller
von Jochen Pöhlert und den Bands der       bedankte sich dafür in einem Grußwort.
Musikschule Badische Bergstraße be-        Der Auftritt der Mandolinata Mann-
grüßt, die mit aktuellen Songs auf einen   heim 1920 e.V. folgte unter der Leitung
bunt gemischten Abend einstimmten.         von Nikolaos Connor mit dem „Orche-
Eröffnet wurde das Konzert zum             sterquartett F-Dur“ von Carl Stamitz
90-jährigen Vereinsjubiläum unter der      und einer spritzigen „Rumba Flamenca“
Leitung von Dirigentin Tanja Schmitt       von Dieter Kreidler. Deren erster Vor-
von den Weinheimer Zupfern gemein-         sitzender, Christian Randl, ließ es sich
sam mit den Gästen von der Mando-          nicht nehmen, den Weinheimern für die
linata Mannheim 1920 e.V. sowie            Einladung und die Gastfreundschaft
Schlagzeuger Nico Bickel mit dem           mit einem großen Präsentkorb zu dan-
Welthit „Music“ von John Miles. Man-       ken. Im Anschluss betraten die Jubilare
fred Maser vom Odenwälder Shanty           selbst die Bühne mit ihrem Dirigenten
Chor führte durch das Programm. Das        Jürgen Hildenbrand und erzählten mit

                                                                               9
Berichte

„La Gomera“ von den Schönheiten die-       schaftliches Verhältnis, sodass diese
 ser Insel, der Marlo Strauß zu Ehren      mit ihrem 2. Orchester unter der Lei-
 dieses Stück komponierte. Rassig ging     tung von Dirigent Marc Fischer gerne
 es danach weiter mit dem brasilia-        beim Konzert mitwirkten. Das Werk
 nischen Kinderlied „Samba Lelé“, bei     „2012“ wurde von Ian Watson anläss-
 dem Dirigentin Tanja Schmitt parallel     lich der olympischen Spiele in London
 die Maracas schwang. Maser kündigte       komponiert. Beginnend mit einer Fan-
 dann den lang ersehnten Auftritt von      fare, erlebt man mit der Musik noch-
 Heiner Bernhard, Oberbürgermeister        mals das Entzünden der olympischen
 a.D., an, der sich Stücke aus dem Be-     Flamme, verfolgt zum Schluss gar
 reich Gospels und Spirituals gewünscht    ein Rennen. Es folgte mit „Ballad of
 hatte. Mit „Swing Low“, „Nobody           Dreams“ eine träumerische Ballade
 Knows the Trouble I´ve Seen“ und         von Reinhold Michelis. Auch der Ak-
„Sometimes I Feel“ begeisterte er mit      kordeonclub brachte mit einem Welthit
 seiner klangvollen Baritonstimme die      die Stadthalle zum Beben und sorgte
 Herzen der Zuschauer, begleitet vom       mit dem „Summer of ´69“ von Bryan
Weinheimer Mandolinenorchester. Alle      Adams und Jim Vallance ordentlich für
 drei Lieder waren eigens für das Jubi-    Schwung. Die erste Auslandsreise des
 läum von Christopher Grafschmidt         vor zwei Jahren gegründeten Schweizer
 arrangiert worden.                        Zupfmusikorchesters „zupf.helvetica“
 Seit langen Jahren schon pflegen die      führte die besten Schweizer Musike-
Weinheimer Zupfer mit dem Akkorde-         rinnen und Musiker ins schöne Wein-
 onclub Weinheim 1951 e.V. ein freund-     heim. Unter der Leitung von Sonja

 10
Berichte

Wiedemer gab es hier eine Urauffüh-       hätte, wenn man es in Weinheim nicht
rung des Stückes „Helvetica“ zu hören,    so falsch mit „Alle Mann riwwer“ über-
bei der die Komponistin Anina Keller      setzen würde. Fast 70 Musiker aus
nicht nur anwesend war, sondern auch      allen teilnehmenden Orchestern er-
selbst als Konzertmeisterin mitwirkte.    stürmten die Stadthallenbühne. Ge-
Sandra Tinner vom Schweizer Organi-       meinsam spielten das erste Weinheimer
sationsteam bedankte sich nach dem        Mandolinen Orchester 1929 mit Ihren
Applaus bei der Komponistin für dieses    Gästen, der Mandolinata Mannheim
Werk und bei den Weinheimer Gast-         1920 e.V., dem Akkordeonclub Wein-
gebern für die Einladung zu diesem        heim 1951 e.V. und dem Schweizer
Konzert. Es folgten „Buenos Aires         Zupfmusikorchester „zupf.helvetica“
Hora Cero“ von Astor Piazzolla, der       den berühmten „Valse 2 aus der Suite
erste Satz Allegro aus der „Sinfonia in   Nr. 2“ von Dimitri Schostakovich unter
A op. 1 Nr. 3 Franz Ignaz Beck und        der Leitung von Dirigentin Tanja
die „Milonga sin riendas“ von Marcelo     Schmitt. Mit einem tosenden Applaus
Pablo Ferraris. Die Schweizer wurden      bedankte sich das Publikum nach
ihrem Ruf als Landesorchester mehr als    dem Schlussakkord für das fast drei-
gerecht und zeigten auf, wie facetten-    stündige, abwechslungsreiche Konzert-
reich man anhand verschiedenster An-      programm. Zur Zugabe wurden die
schlagstechniken mit einem solchen        Instrumente mit Schaumgummistücken
Instrumentarium spielen kann. Selbst      gedämpft. „Plink, Plank, Plunk“ von
mit einem einfachen Wasserglas lässt      Leroy Anderson im Pizzicato wurde
sich auf der Mandoline ein toller Sound   vom Publikum mit frenetischem Ap-
erzeugen. Perfektion bis zum letzten      plaus und Standing Ovations gefeiert.
Ton, auch wenn die teils asymme-          Dirigentin Tanja Schmitt bedankte sich
trischen Klänge für das Weinheimer        beim Publikum und merkte an, dass die
Publikum ein wenig ungewohnt waren.       Zugaben erstmalig in der Generalprobe
In der Umbaupause gab der Moderator       miteinander gespielt worden waren.
Maser so manche Anekdote zum besten,      Dieser schöne und kurzweilige Konzer-
wie man es von ihm als Prof. Netwohr      tabend wird nicht nur den Veranstaltern
kennt. So verriet er, dass Heiner Bern-   noch lange in Erinnerung bleiben.
hard gerne „Ol‘ Man River“ gesungen                                Ulrich Mayer

                                                                            11
Berichte

Herbstlehrgang 2019 in Rottenburg

S„Ich bekam dieses Jahr die ehrenvolle
Aufgabe, einen Bericht über diesen wie
immer außerordentlich lustigen, lehr-
reichen und schönen Herbstlehrgang
zu verfassen. Die Woche startete auch
dieses Jahr mit der allgemeinen Be-
grüßung der Teilnehmer und Dozen-
ten, wobei der Ablauf der Woche und
die Zimmerverteilung geklärt wurde.
Nachdem dann alle zu Mittag gegessen      Grimminger und Markus Klemke in die
hatten und sich somit nicht mehr über     Kunst des Gitarrespielens einführen. Es
einen leeren Magen beklagen konnten,      gab natürlich nicht nur Einzelunterricht
begann auch schon der Unterricht bei      als musikalische Betätigung, sondern
unseren sehr freundlichen und gedul-      eine große Bandbreite an musika-
digen Dozenten (ja sie sind geduldig,     lischen Aktivitäten, die stundenplan-
ich weiß es denn ich spreche aus Erfah-   gemäß über den ganzen Tag verteilt
rung :-). So setzten sich nun die, die    lagen. So hatte man morgens zum Bei-
Unterricht hatten, mit ihren Lehrern      spiel täglich Ensemble, in welchen man
zusammen und probten ihre Stücke bis      dann nochmal eigens für diesen Anlass
die Köpfe rauchten.                       mitgebrachte Stücke einübte und vor-
Für die Leute mit Mandoline / Mandola     spielte. Man muss an dieser Stelle un-
waren Denise Wambsganß und Thekla         bedingt anmerken, dass die Dozenten
Mattischeck zuständig und haben, wie      sich unendlich viel Mühe geben, jeden
man an den allabendlichen Vorspielen      einzubinden und Stücke zu suchen, die
unschwer erkennen konnte, ganze Ar-       jeder spielen kann, oder diese gege-
beit zusammen mit ihren Schülern ge-      benenfalls nochmals umzuschreiben,
leistet. Thekla unterrichtete neben       damit alles passt. Ich hatte mich zum
Mandolinen- auch Gitarrenschüler, mit     Beispiel vor dem Lehrgang an der
welchen sie ebenfalls sehr erfolgreich    Hand verletzt, konnte aber trotz der Tat-
Stücke erarbeitete und gegebenenfalls     sache, dass ich nicht greife konnte,
auch mal die Bünde einer Gitarre zähl-    überall mitmachen, weil die Dozenten
te. Andere der sehr zahlreich ver-        (v. a. Utz) so überaus freundlich waren,
tretenen Gitarrenschüler ließen sich      mir für Orchester- / Ensembleproben
von den beiden Gitarrendozenten Utz       sämtliches eigens mitgebrachtes Schlag-

 12
Berichte

werk zur Verfügung zu stellen, sodass      ganz meine Stärke...). Wobei Markus
ich trotzdem in vollem Umfang an Or-       immer sehr gut darauf achtete, dass alle
chester- und Ensembleproben teilneh-       mit dem Stoff mit kommen.
men konnte.                                Nach der ganzen Erzählung von Lernen
Die jeden Nachmittag stattfindenden        und Üben könnte man meinen es gebe
Orchesterproben bestanden nicht nur        absolut keine Freizeit, doch da liegt
aus viel Spaß und Freude. Der Dirigent     man falsch. Man hat tagsüber immer
Utz Grimminger versteht sich gut da-       wieder Pausen, in denen man z. B. üben
rauf, dir auf sehr unterhaltsame Weise     oder hinausgehen oder lesen etc. kann
mitzuteilen, was du falsch bzw. richtig    (man kann machen was man will in den
gemacht hast, sodass du ihm sein Ge-       Pausen), und abends gibt es immer die
mecker nicht mal übel nehmen kannst.       Möglichkeit, sich mit allen nochmals
Wenn man dann auch noch Leute im           zusammen zu setzen und den Tag fröh-
Orchester zu sitzen hat, die das Geme-     lich und entspannt ausklingen zu lassen.
cker dann auch noch auf lustige Art und    Es wird z. B. gesungen oder gespielt,
Weise kontern können, hat man eine         man kann sich allerdings natürlich auch
sehr fröhliche Stimmung, schafft es        mit den Anderen über alles Mögliche
aber trotzdem sehr gut die Stücke          und Unmögliche unterhalten. Also
zu lernen.                                 kann man eigentlich nicht anders als
Natürlich hat man auch noch die            den Tag und die Woche toll zu finden.
Möglichkeit eine Prüfung abzulegen,        Es steckt viel Arbeit in der Woche, aber
genauer gesagt hat man drei zur Aus-       mindestens ebenso viel Spaß und Freu-
wahl (D1; D2; D3), wobei der eine Teil     de. Deshalb geht man gern jedes Jahr
aus praktischem Vorspiel und der ande-     wieder hin.“
re aus Theorie besteht. Der Theorie-
Unterricht wird ebenfalls von Utz          Folgende Teilnehmerinnen und Teil-
geleitet und man lernt, mit viel Lachen,   nehmer haben eine Prüfung absolviert
solche Sachen wie Tonleitern bilden        und bestanden:
oder Dreiklänge zu bestimmen. Der          D1: Sebastian Huber
zweite Teil der theoretischen Prüfung      D2 Theorie: Marianna Kämpfe
besteht aus dem sogenannten Rhyth-         D2: Romy Blumstengel, Marianne
mus & Gehör, welches dieses Jahr sehr      Pletsch, Frieder Uhlenbruck
gut von Markus geleitet wurde. Dort        D3 Theorie: Frieder Uhlenbruck
lernt man solche Sachen wie Intervalle     D3: Franz-Josef Klein
hören, Dur- und moll-Akkorde zu            Herzlichen Glückwunsch!
unterscheiden und Rhythmusdiktate                     Marianna Kämpfe (15 Jahre)
korrekt aufs Papier zu bringen (nicht so            berichtete vom Herbstlehrgang

                                                                              13
Mandoline

Maren Trekel
Ein Portrait und eine Abschiedsgeschichte

                                            unser Unternehmen ausmacht, ist unter
                                            den gegebenen Umständen nicht auf-
                                            recht zu erhalten.“ – So Maren Trekel,
                                            die Geschäftsführerin, im Sommer
                                            2019.
                                            Ihr Vater, Joachim Trekel, hatte 1962
                                            das weltweit renommierte Musik-
                                            geschäft, das Haus der Musik Joachim
                                            Trekel, als Laden- und Versandgeschäft
                                            gegründet, anfangs mit Musikschule
                                            und Verlag unter einem Dach.

 Ich wollte schon länger über Maren
Trekel einen Bericht verfassen und traf
 mich mit ihr, um diesen vorzubereiten.
Was ich aber als Erstes erfuhr, wollte so
 gar nicht in das ursprüngliche Konzept
 passen:
„Dieses Unternehmen – das Haus der
 Musik Trekel - ist unser Leben, aber
 wir können davon nicht leben. Eine
 Fortsetzung hat keinen Sinn: Das, was

                                            Joachim Trekel

                                            Die Mutter leitete die Musikschule.
                                            Maren Trekel: „Ich bin in dem Gebäu-
                                            de von Musikschule und Verlag groß

 14
Mandoline

 geworden. Dort habe ich zwischen den        Nun wurde es ernst und sie brachte es
 Notenschränken Fußball gespielt und         bis zur Aufnahmeprüfung bei Professo-
 im Unterricht auf einer Decke mit           rin Marga Wilden-Hüsgen in Wupper-
 der Ukulele in der Hand gesessen. In        tal und studierte Mandoline. Dort lernte
 der Zeit erlernte ich jede Menge Instru-    sie ihren Mann, Steffen Trekel, kennen
 mente, sie waren ja immer verfügbar.        und beendete das Studium mit drei
 Das Leben dort hat mir gefallen.“ Und      Abschlüssen: Diplommusikpädagogin,
 später durfte sie mit auf Ausstellungen     Musikalische Früherziehung und der
 zu Landesmusikfesten, zur Musik-            Künstlerischen Reifeprüfung.
 messe usw. „Mich hat die Atmosphäre         Ihr Mann hatte von Kind auf Mandoli-
 fasziniert, die Menschen, die sich so       ne gelernt und war naturgemäß deutlich
 für etwas begeistern können und das         besser und in der Szene auch bekannter.
 damals schon so umfassende Netzwerk        „Ich bin sehr perfektionistisch und nicht
 meines Vaters!“                             dafür gemacht, immer die Nummer
 Die Mutter riet ihr ab, in den Betrieb      zwei zu sein.“ Diese Erkenntnis war
 einzusteigen: „Lerne etwas Vernünf-         die Basis für die Entscheidung, zusam-
 tiges!“ Und dennoch begann Maren            men mit Steffen nach Hamburg zu
Trekel die Ausbildung zur Musikalien-        ziehen, um in das Haus der Musik und
 händlerin in einem Großhandel in            den Joachim-Trekel-Musikverlag ein-
 Frankfurt. „Das war stupide: Ins Lager      zusteigen.
 gehen, Noten aus Regalen ziehen,            Es war eine gelungene Symbiose aus
 fakturieren und ab in die Post.“            Geschäft, Verlag, das Norddeutsche
Also wollte sie dem Berufsweg den Rü-        Zupforchester und das Landeszupfor-
 cken kehren und Musikwissenschaft           chester Nord, dessen Leitung sie 1999
 studieren, oder Querflöte, denn             bzw. 1996 übernahm, sowie die Ehe
 ursprünglich war sie Flötistin und          mit dem Mandolinisten Steffen Trekel.
 kam durch Zufall an die Mandoline.
„Eigentlich habe ich mit elf Jahren Gei-
 ge gelernt. Da saß ich eines Tages im
Verein meines Vaters (des Norddeut-
 schen Zupforchesters) während einer
 Probe und habe mich gelangweilt.
 Papa drückte mir eine Mandoline in die
 Hand und forderte mich auf, Mandoline
 zu spielen.“
                                            Maren Trekel als Dirigentin des Nord-
                                            deutschen Zupforchesters

                                                                                15
Mandoline

Maren Trekel als Dirigentin des Nord-       Erkrankung meiner Mutter, auf einen
deutschen Zupforchesters                    Schlag knapp 30 Schüler unterrichten
Durch die künstlerische und päda-           zu dürfen. Es war gut, rund 20 Jahre
gogische Ausbildung und auch die Tä-        nach Ende des Studiums diese Ent-
tigkeit während des Studiums als Man-       scheidung überprüfen zu können. Mein
dolinenlehrerin hatte Maren Trekel die      Herz schlägt einfach an anderer Stelle
andere Seite des Tresens am eigenen         als an der pädagogischen.“ Was natür-
Leib erfahren und konnte damit ganz         lich nur halb stimmt, denn die Leitung
anders beraten als sie es während ihrer     von Laienorchestern erfordert gleicher-
Ausbildung kennengelernt hatte. Wie         maßen pädagogisches Vorgehen und in
schon ihr Vater, der ja auch mit Leib       diesem Kontext schlägt das Herz ganz
und Seele unterrichtete und z. B. das       offensichtlich am rechten Fleck! Und
Angebot der Ansichtslieferungen oder        wenn man mal bei Mitspielern in den
die regelmäßigen Neuheiteninforma-          Ensembles nachfragt, sind sie (und
tionen ins Leben rief, hatte sie immer      offensichtlich auch das Publikum) ganz
das Bedürfnis der Kunden im Blick.          begeistert von ihrer Arbeit.
(Notfalls gab es da ja noch den häus-
lichen Berater…)
Die Entscheidung für die Unternehmen
war gleichzeitig auch eine Entschei-
dung gegen die Mandoline und damit
gegen die eigene aktive künstlerische
Betätigung. Umso mehr genießt Maren
Trekel bis heute ihre Tätigkeit als Diri-
gentin in den beiden vorgenannten Or-
chestern. Sie selbst sagt dazu: „Als ich    Bruchsal: Verleihung der Verdienst-
                                            medaille des BDZ in Silber an Maren
das Studium mit der Künstlerischen
                                            Trekel
Reifeprüfung beendete war ich auf der
Mandoline sehr gut. Dieses Niveau           Die komplexen Entwicklungen auf
wäre natürlich nur zu halten gewesen        dem Markt und in der Gesellschaft
durch regelmäßiges Üben und Konzer-         erschwerten über die Jahre die Tätig-
tieren, aber die Entscheidung war           keit im Unternehmen. „Nicht umsonst
gefallen und sie war und ist richtig!       schließen immer mehr kleine Unter-
Und natürlich wäre das Leben eine Mi-       nehmen oder werden von größeren
schung aus Pädagogik und Musizieren         aufgekauft. Das serviceorientierte, am
gewesen. Im vergangenen Jahr hatte          Kunden orientierte Geschäft funktio-
ich die Gelegenheit durch die schwere       niert nur, wenn man im hochexklusiven

 16
Mandoline

 Markt aktiv ist, wo gern viel Geld        kel eine Rezension der aktuellen
 für Besonderes ausgegeben wird. Der       Opernaufführung von „Don Giovanni“
 Musikalienmarkt wird jedoch bestimmt      in Lübeck aus der Tageszeitung. Stef-
 von den Rahmenbedingungen, die von        fen Trekel spielt dort die berühmte
“Geiz ist geil“ bzw. „Noten kostenlos“     Canzonetta für Mandoline. Und wie
 geprägt sind; vom Unverständnis, dass     wird berichtet? „Man lauscht den zarten
 kostenloser Download und Kopie            Klängen der Gitarre aus dem Orche-
 Diebstahl sind; vom Unverständnis,        stergraben.“ Schlussfolgerung: Man
 dass die Instrumente des eigenen          kennt die Mandoline nicht – dabei war
 Kindes eines Mindestwertes bedürfen;     Avi Avital 2017 „Portraitkünstler“ des
 vom Unverständnis, dass Service nicht     Schleswig-Holstein Musik Festivals.
 zum Nulltarif zu bekommen ist. Aber      „Nein, auch Avi und sein Erfolg können
 auch die gesellschaftlichen Entwick-      nicht darüber hinwegtäuschen, dass
 lungen, die das ambitionierte Beschäf-    es Entwicklungen in der Gesellschaft
 tigen mit einem Sujet (und das muss       nicht allein in Deutschland gibt, die
 nicht unbedingt Musik sein) aus der       nicht nur unmittelbar kleine und mittel-
 Mode kommen lassen, schränken den         ständische Unternehmen in Gefahr
 Kundenkreis ein.“                         bringen. Wertmaßstäbe verschieben
Täglich hört sie am Telefon: „Die Schü-    sich, ehrenamtliches Engagement,
 ler wollen nur noch Pop spielen und       Freizeitgestaltung, Persönlichkeitsent-
 laden sich da was runter.“ „Wollen Sie    faltung unterliegen so großem Wandel,
 unsere Noten? Mein Orchester hat nur      dass sich die meisten damit beschäf-
 noch acht Spieler. Wir hören auf.“        tigten Berufsgruppen genauso damit
                                           auseinandersetzen müssen wie unsere
                                           Branche. Je weiter man vom Main-
                                           stream entfernt agiert, desto kleiner ist
                                           die Lobby und desto größer die Gefahr,
                                          vom Wandel verschluckt zu werden.“
                                           Die Trekels haben es geschafft, das Un-
                                           ternehmen durch die Spezialisierung,
                                           durch einen umfangreichen Internet-
                                           shop, ein umfassendes Serviceangebot
                                           (Newsletter, Noten zur Ansicht), die
Aus der Sicht der Mandoline frage ich:    vielen Ausstellungen in Deutschland
Helfen dann vielleicht Stars, wie Avi      und Europa usw. bis jetzt aufrecht zu
Avital, die Mandolinen-Szene populär       erhalten und haben damit schon viele
zu machen? Darauf zitiert Maren Tre-       ihrer ehemaligen Kollegen überdauert.

                                                                               17
Mandoline

                                           So ganz wird sie nicht darum herum-
                                           kommen, da sie doch mit ihrem Bruder
                                           Uwe Trekel den bekannten Joachim-
                                          Trekel-Musikverlag weiterführen wird.
                                          „Mein Ziel ist, mit einer sozialver-
                                           sicherungspflichtigen Anstellung mein
                                           Leben zu finanzieren. So kann der
                                          Verlag sich weiter für die Zupfmusik
                                           einsetzen, ohne zwingend wenigstens
Bruchsal: Liebevolle Betreuung des
                                           zwei Existenzen sichern zu müssen.
Notenladens für Mandolinisten
                                          Wir werden sehen, ob sich diese Idee so
                                           umsetzen lässt.“
Aber am Ende ist zu konstatieren: kein
Kunde wird den Trekels die Kranken-
versicherung zahlen, wenn diese in den
nächsten Jahren nicht mehr zu finanzie-
ren ist bzw. die Rente, wenn sie viel-
leicht mit 70 aufhören möchten...
Man kann Maren Trekel verstehen,
wenn sie sagt, sie möchte gern auch
einmal frei von Existenzsorgen sein.
Und wie geht es weiter? Sie sagt, sie
möchte nicht mehr den Blick auf die
kranke Branche haben. „Es ist schade,
die Kompetenz so an den Nagel zu
hängen, aber wie schon andere Berufe
vor uns, braucht bzw. will die Masse
uns nicht mehr. Insofern ist es wenig
naheliegend, einen Arbeitgeber zu
suchen, der im gleichen Segment tätig
ist. Dann muss ich mir das ungesunde
Gefüge ja weiterhin ansehen.“

 18
Mandoline

Alfred Woll
Der Mandolinenbauer – Teil 2

                                          eingeübt haben. Da habe ich ziemlich
                                          viel gelernt. Später wollte ich Heilpäda-
                                          gogik machen und bin wieder zur Schu-
                                          le gegangen bis zur Fachhochschulreife.
                                          Doch irgendwann hatte ich wieder Inte-
                                          resse an handwerklicher Arbeit und
                                          wollte eine Gitarre bauen. Da ich mit
                                          Holzverarbeitung noch keine Erfah-
                                          rung hatte, habe ich ein halbjähriges
                                          Praktikum in einer Schreinerei gemacht
                                          und gelernt, mit holzbearbeitenden
                                          Werkzeugen und Maschinen umzuge-
                                          hen und mit einem Freund zusammen
                                          eine Werkstatt gegründet. Da war ich
Zupferkurier (ZK): Könnte es sein, dass   24. Damals war es Mode, alternativ zu
Ihre Erfahrung auch durch die Repara-     leben, was hieß, dass man sich selbst
tur von Instrumenten kommt? Dass          ernähren wollte. Da haben wir Kartof-
Ihnen dies viel Einsicht gewährt hat?     feln angepflanzt und ein altes Haus
                                          gemietet. Außerdem habe ich Musik in
Woll: Das war die Hauptquelle, aus der    verschiedenen Bands gespielt. Musik
ich gelernt habe, denn ich habe ja nie    war ein Lebensinhalt.
eine Lehre im Instrumentenbau (Aus-       Ich habe Mandoline gespielt und mir
bildung) gemacht.                         eine Mandoline zurechtgeflickt, eine
                                          Flachmandoline – die spiele ich übri-
(ZK): Aber Sie haben doch die Meister-    gens heute noch. Das ist meine Feld-,
prüfung.                                  Wald- und Wiesenmandoline. Die habe
                                          ich tatsächlich im Freien mit dabei.
Woll: Ich habe mit 15 Jahren eine Leh-    Es ist eine Mandriola, von der ich die
re als Fernmeldemonteur gemacht. Ein      tiefen Saiten heruntergemacht habe und
Bestandteil davon war ein Jahr lang       sie nun achtsaitig spiele.
mechanische Grundausbildung, in der
wir gefeilt, gebohrt und ganz präzises    (ZK): Wie haben Sie denn finanziell
Arbeiten auf 100stel Millimeter genau     überlebt?

                                                                              19
Mandoline

Woll: Damals hat man von fast nichts        da gesehen habe, habe ich umgesetzt
gelebt. Ein paar hundert Mark für die       bei eigenen Instrumenten.
Miete des Hauses am Kaiserstuhl – das       Das war Anfang der 80er Jahre. Dann
waren die Ausgaben. Etwas angebaut,         ging ich auf eine längere Reise. Erst
Straßenmusik gemacht und auf diese          danach habe ich mich richtig auf den
Weise etwas verdient. Der Bau meiner        Instrumentenbau ausgerichtet.
ersten Gitarren hat etwa ein Jahr gedau-
ert. Zwischendurch musste ich jobben        (ZK): Darf ich fragen, wo die längere
gehen. Nach dem ersten Jahr fing ich        Reise hinging? Denn das Ziel hat ja
an, Reparaturen für Musikgeschäfte          etwas mit dem Menschen und seiner
zu machen.                                  Entwicklung zu tun.

(ZK): Das haben Sie sich zugetraut.         Woll: Das war aus einem Impuls
Das finde ich stark.                        heraus, allein in der Welt klar zu kom-
                                            men. Rucksack gepackt, losgefahren –
Woll: Meine erste Gitarre war richtig       und per Zufall kam ich nach Asien, wo
gut. Ich habe mich geschickt ange-          ich viel unterwegs war und mit extrem
stellt… (lacht). Mir war noch nicht klar,   wenig Geld auskam. Danach ging ich
dass ich beruflich mit dem Gitarrenbau      nach Australien. Dort habe ich gut Geld
etwas zu tun haben würde. Ich wollte        verdient als Möbelrestaurator. Insge-
einfach eine Gitarre bauen. Da ich in       samt war ich fünf Jahre unterwegs.
der Musikerszene gut drin war, hatte
ich Freunde, die ein Instrument wollten.    (ZK): Was war der eindrucksvollste
Und für die habe ich Gitarren gebaut:       Aufenthalt?
Westerngitarren, Konzertgitarren, eine
Bassgitarre, verschiedenen Mandolinen       Woll: Der Himalaja. Die alte indische
und einen Dulcimer.                         Klassik, die Philosophie. Dort habe ich
Ein Freund und ich haben unsere             viel meditiert. Es wurde vom Abenteuer
Kenntnisse zusammengeworfen. Er             zu einer spirituellen Lebensreise. Ich
hatte einmal ein Praktikum bei einem        habe mich viel mit mir selbst ausein-
Gitarrenbauer gemacht und ich hatte ja      andergesetzt.
in der Schreinerei gearbeitet. Learning     Als ich wieder zurück nach Deutsch-
by doing. Und nach drei Jahren habe         land kam, entstand die Frage: „Womit
ich das Handwerk beherrscht. Das            verdiene ich mein Geld?“ Das Instru-
meiste hatte ich durch Reparaturen ge-      mentenbauen hat mir damals sehr ge-
lernt, durch Instrumente von namhaften      fallen und folglich habe ich es wieder
Meistern, wie Calace oder Vinaccia, die     aufgegriffen.
ich mir genau angeschaut habe. Was ich

 20
Mandoline

(ZK): Wenn Sie sagen: „Spirituell.“         Als ich wieder von Asien zurückkam,
Und: „Ich habe mich mit mir auseinan-       hatte ich die westliche Gesellschaft mit
dergesetzt.“ Kann man das in Worte          anderen Augen gesehen, als zuvor, und
fassen?                                     mich gefragt, wie es hier für mich wei-
                                            ter gehen soll. Ich musste mich wieder
Woll: Ja, was soll ich im Leben tun?        eingewöhnen und dazu gehört auch ein
Wo soll es hingehen? Was ist sinnvoll?      geregeltes Einkommen.
Was sind nützliche Werte? Einfach mei-
ne eigenen Wahrheiten finden.               (ZK): Was hatten Sie gesehen?

(ZK): Sie sagen „einfach“. Das finde        Woll: Na ja, zum Beispiel die Konsu-
ich keineswegs einfach. Haben Sie           morientierung und Wegwerfmentalität
auch überlegt, ob Sie tibetanischer         im Westen. Wenn man ein paar Jahre
Mönch werden?                               aus dem Rucksack lebt, sieht man:
                                            Mehr brauche ich eigentlich nicht.
Woll: Ich habe einige Zeit in Klöstern      Als ich dann den Instrumentenbau wie-
gelebt. Denn nur von außen hingucken        der aufnahm, entschied ich mich, nur
nützt nichts. Darum bin ich auch tiefer     noch Instrumente aus der Mandolinen-
eingetaucht. Um Resultate zu sehen          familie zu bauen. Denn will man eine
muss man sich auch auf etwas tiefer         Sache richtig gut machen, sollte man
einlassen.                                  sich ihr auch ganz zuwenden.
                                            Einer meiner Vorzüge ist, dass ich an
(ZK): Ich glaube, Sie haben mir gerade      einer Sache richtig dranbleiben kann,
etwas ganz Wichtiges gesagt mit Ihrer       und diese dann auch gut und tiefgehend
Geschichte des Wanderns. Sie sind           mache. Und wenn ich fünfmal an einer
richtig tief eingetaucht. Genauso sind      Sache gescheitert bin, dann mache ich
Sie in den Instrumentenbau tief einge-      trotzdem weiter. Ich glaube, deshalb
taucht. Und darum ist etwas richtig         baue ich gute Mandolinen.
Gutes dabei herausgekommen. Wenn            Bei meinem Neueinstieg habe ich mit
Sie an der Spitze des Mandolinenbaus        Carmen Thiergärtner, einer Studentin
tätig sind, dann muss dies ja Wurzeln       von Marga Wilden-Hüsgen, zusam-
haben.                                      mengearbeitet. Sie teilte mir mit,
                                            welcher Klang heute erwartet wird.
Woll: Einerseits ja, darüber hinaus liegt   Das Seiffert-Modell diente mir dabei
es ein Stück weit an dem Geschick,          als Vorbild.
welches mir mitgegeben wurde. An der        Autodidaktisch habe ich mir später alle
Gabe.                                       Themen für die Meisterprüfung ange-

                                                                               21
Mandoline

eignet. Diese habe ich bestanden und        wickelt. Viele neue Instrumentenbauer
mir damit ein Gütesiegel für die Kund-      versteigen sich darin, etwas ganz Neues
schaft erarbeitet.                          machen zu wollen. Aber wenn man
Marga Wilden-Hüsgen habe ich meine          ein guter Instrumentenbauer sein will,
Instrumente gezeigt.                        dann geht es in erster Linie nicht darum,
                                            dass man etwas Neues machen kann,
(ZK): Marga Wilden-Hüsgen hatte das         sondern dass man so gut sein kann, wie
Seiffertsche Ideal?                         auch die Alten waren – dann erst gilt
                                            es darauf aufzubauen und weiter zu
Woll: Ich habe ihr ein Instrument nach      machen.
dem anderen vorgeführt und mich so
langsam an den Ton herangetastet. Das       (ZK): Das gefällt mir gar nicht. Calace
war ganz klar das Ideal der Mandoline       oder Vinaccia haben zum Beispiel
in der heutigen Klassikszene. Als ich       pausenlos etwas Neues entwickelt.
zur Anmeldung der Meisterprüfung
drei Instrumente einreichte, die ich alle   Woll: Ja, aber die haben das Alte be-
aufs Feinste bearbeitet hatte, schauten     herrscht und darauf aufgebaut. Wenn
sich die Meister sie an, waren sehr zu-     man gleich loslegt und etwas Neues
frieden und legten sie in ihre Kästen       kreieren will und nicht in der Lage ist,
zurück. In Wuppertal war man erst mal       das Bisherige zu beherrschen, dann
nicht an deren Aussehen interessiert        fehlt etwas. Wenn ich einem Lehrling
und hat nur alle drei gespielt. Daraus      beibringe, eine Gitarre oder Mandoline
habe ich gelernt, dass es dem Spieler       zu bauen, dann möchte ich, dass er
primär auf die Akustik ankommt –            das, was der Zeitgeist gerade als gut
nicht auf handwerkliche Feinheiten.         und richtig empfindet, nachbauen kann.
Ich muss verstehen, was die Leute wol-      Denn der Geschmack ist Zeitgeist.
len. Es geht nicht darum, dass ich ein      Wenn er dies kann, dann beherrscht
tolles Instrument entwickle, welches        er sein Handwerk – und dann kann er
mir gefällt.                                weiterentwickeln.

(ZK): Aber so können Sie ja nie ein In-     (ZK): Haben Sie Lehrlinge?
strument weiterentwickeln oder ein be-
sonders schönes Instrument herstellen!      Woll: Nein, denn meine Werkstatt ist
                                            zu klein für einen zweiten Arbeitsplatz.
Woll: Am Anfang dachte ich auch so.         Dennoch bin ich dabei, mein Wissen
Ich hatte zum Beispiel ein modernes         weiterzugeben.
Design mit dreieckigem Schallloch ent-

 22
Mandoline

(ZK): Wie geben Sie es dann weiter?         (ZK): Also für die Seiffert-Modelle?

Woll: Ich schreibe gerade ein Buch.         Woll: Für die moderne klassische Man-
Alles das, was ich einem Lehrling mit-      doline: Uli Albert, Klaus Knorr,
geben möchte, beschreibe ich in dem         Reinhold Seiffert oder meine Mando-
Buch. Ich möchte meine Werkstatt            linen sind ja nicht völlig identisch, aber
nicht vergrößern, denn meine Freiheit       über diese möchte ich eine „Schritt-
bedeutet mir viel. Auch ziehe ich es vor,   für-Schritt-Bauanleitung“       schreiben.
ein Instrument völlig eigenständig zu       Gleichzeitig wollte ich einen histo-
bauen und möchte nicht, dass ein ande-      rischen Abriss zur Entwicklung des
rer die Hälfte davon baut. Der Vorteil      Instruments schreiben und habe dafür
eines Mitarbeiters wäre, dass meine         als Einstieg die Entwicklung der Stahl-
Kundschaft nicht so lange warten            saitenmandoline genommen, also um
müsste.                                     1850. Wenn nämlich jemand eine
Alles das, was ich einem Lehrling mit-      moderne Mandoline bauen möchte, so
geben möchte, beschreibe ich in dem         muss er verstehen können, wie es zu
Buch.                                       dieser kam. Diese Entwicklungsschritte
                                            zu erkennen ist wichtig, um zu sehen,
(ZK): Im Augenblick 7 Jahre?                warum die heutige Mandoline so ge-
                                            baut wird, wie sie gebaut wird. Dazu
Woll: Ja, das ist ein Dilemma. Aber         musste ich viel recherchieren, um die
sonst könnte ich nicht mehr so arbeiten,    Fakten zusammen zu tragen, da es
wie ich es jetzt tue. Ich möchte meine      wenig bis gar keine Fachliteratur und
Lieferzeit auch nicht nur über Preise       geeignetes Bildmaterial gibt.
regulieren, indem ich die Preise so         Beim Recherchieren erkannte ich, dass
hoch setzen würde, dass nur wohl-           es ganz viel Wissenswertes zur Ent-
habende Menschen sich meine Mando-          wicklungsgeschichte der Mandoline
linen leisten könnten. Das möchte ich       gibt, das überhaupt nicht bekannt ist.
nicht. Die Mandolinenszene besteht          So kam es, dass die ursprüngliche Idee
nicht aus den wirklich Reichen. So kam      einer Bauanleitung nur noch den
ich auf die Idee mit dem Buch.              kleineren Teil des Buches ausmacht
Ich habe das Glück, dass ich schreiben      und ich viel über die historische Ent-
und ein Buch gestalten kann. Die            wicklung, über die Mandolinen der Vi-
ursprüngliche Idee war, ein Buch zu         naccias, über Embergher und Calace
schreiben, in welchem der Bau einer         berichte, und wie sich die Mandoline in
modernen, klassischen Mandoline be-         Deutschland entwickelt und verbreitet
schrieben wird.                             hat. Das Buch ist ein ideelles Unterneh-

                                                                                 23
Mandoline

men, mit welchem sich kein Geld ver-       Woll: Ich bin froh vielfältige Arbeit zu
dienen lässt. Die Mandolinenszene ist      haben, dass ich viele verschiedene
relativ klein, verspricht also keine       Mandolinenmodelle baue, auch histo-
hohen Absätze.                             rische Nachbauten mit edlen und kunst-
Gestaltende Kunst liegt mir, ich mache     vollen Einlegearbeiten. Das erfordert
das Layout und die Bildgestaltung          schon richtig hohe Handwerkskunst.
selbst, auch die meisten Fotografien       Außerdem mache ich sehr gerne Re-
und alle Zeichnungen. Darum liebe ich      staurierungen! Und wenn jemand aus
das Gestalten des Buches. Ich zeichne      der Region anruft und ein Problem mit
auch viele Baupläne, was ich ja im         seiner Mandoline hat, dann ist es auch
Fachzeichnen als Fernmeldemonteur          schön, wenn ich das bedienen kann. So
gelernt habe.                              habe ich eine breite Palette. Das passt
                                           zu mir.
(ZK): Ist das Kunstwerk hinter Ihnen
auch von Ihnen?

Woll: Das ist von mir fotografiert und
war ein Geschenk an meine Frau, den
Rahmen machte ich aus Mahagoni.

(ZK): Dann ist es ja richtig wichtig für
Sie. Sie bewegen sich also in mehreren
Kunstsujets. Können wir einmal in Ihre
Werkstatt gehen?                           Beim Großvater machte Alfred Woll erste
                                           Werkstatterfahrungen. „Mein Werkzeug
                                           hat alles seinen genauen Platz, so dass
                                           ich blind hinfassen kann und es finde.“

 24
Mandoline

(ZK): Warum machen Sie so wenig Spä-
ne? Meine Calace Mandolinen haben
ja alle bis zu 36 Späne.

Woll: Weil es nicht so viele braucht. Es
hat akustisch gesehen für dieses Modell
keinen Vorteil. Was hinsichtlich des
Körpers der Mandoline gewünscht
wird, ist eine stabile, steife Schale, die
ohne selber mitzuschwingen gewähr-
leistet, dass der Klang aus dem Schall-
loch herauskommt. Keine Frage: Ein
Instrument, welches viele gekehlte
Späne hat, ist einfach schön, es gefällt
mir handwerklich und künstlerisch.           (ZK): Sie schreiben verschiedentlich
Nur akustisch ist es für die moderne         auf Ihrer Internetseite, ein Instrument
Mandoline kein Gewinn.                       sei „nach dem italienischen Klangi-
Früher bei Embergher oder Calace hat         deal“ gebaut. Nur bauen Sie doch gar
der Meister hauptsächlich die Ober-          nicht wie die Italiener! Ihre Mandoli-
aufsicht gehabt und selbst kaum an           nen klingen weich und grundtönig,
den Instrumenten gearbeitet. Große           während die Italiener dagegen oberton-
Werkstätten hatten bis zu fünfzehn           reich sind.
Facharbeiter, die haben nur ganz be-
stimmte Tätigkeiten durchgeführt, auf        Woll: Meine Modelle „Classico“ und
die sie spezialisiert waren und die sie      „Roma“ orientieren sich etwa in Rich-
richtig gut gemacht haben. Die Güte           tung Italiener. Äußerlich gleichen die
eines Instruments muss nicht leiden           beiden dem Modell „Seiffert“, aber sie
unter einer großen Werkstatt, wie sie         sind anders beleistet. Den Unterschied
Calace heute noch führt.                      hören Sie, wenn sie einen direkten
(Zu Raffaele Calace ist ein Artikel in       Vergleich mit einem Modell „Seiffert“
Vorbereitung. d.R.)                           (der Solista) anstellen. Dann hört ein
                                              geschultes Ohr eine Tendenz bei der
                                             „Classico“ in Richtung Calace und
                                              bei der „Roma“ in Richtung Embergher.
                                              Diese Unterschiede werden erreicht
                                              durch die unterschiedlichen Belei-
                                              stungen.

                                                                               25
Mandoline

(ZK): Wie machen Sie die Beleistung       können. In München musste ich aller-
und wie bewirkt diese Beleistung den      dings einen Stundenlohn für einen be-
unterschiedlichen Klang?                  gleitenden Kurator bezahlen.

Woll: Das werde ich alles in meinem       (ZK): Gestatten Sie eine letzte Frage:
Buch schreiben! (lacht). Dort zeige       Besitzen Sie eine elektrische Mandoli-
ich anhand von Zeichnungen die Unter-     ne?
schiede. Das wird ein sehr spannendes
Buch werden.                              Woll: Ja, ich habe eine E-Mandoline in
Für die Recherchen zur Entwicklungs-      der Stimmung einer Alt-Mandoline, um
geschichte in meinem Buch habe ich        in lauten Sessions mithalten zu können,
auch einige Museen besucht, war auch      und mit einer zur Mandola umgebauten
in Italien in der Calace-Werkstatt und    Böhm-Waldzither mit Tonabnehmer
dem Embergher-Museum in Arpino.           spiele ich gerne indische Ragas.
In Markneukirchen konnte ich über 60
deutsche Mandolinen vermessen. Dort       (ZK): Vielen herzlichen Dank, lieber
war man äußerst hilfsbereit. So auch in   Herr Woll!
Paris. So ein Museum hat ja ein öffent-
liches Interesse, dass Leute mit den              Zuperkurier: Dr. Thilo Fitzner
Ausstellungsstücken etwas anfangen

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