Aus dem Inhalt Landesmusikfest Mannheim 2020 Maren Trekel Alfred Woll Teil 2 - BDZ Baden-Württemberg
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Inhalt Aus dem Verband ..................................................................................................................................................................................................................................................................... 1 BDZ Landesmusikfest 26.–28.06.2020 .................................................................................................................................................................. 1 Das BZO auf dem Weg nach Mannheim .......................................................................................................................................................... 3 Berichte ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................ 5 WZO: „Gratias agimus tibi – Wir sagen Dir Dank“ .................................................................................................................... 5 Tremolierend ins Glück ................................................................................................................................................................................................................................ 7 90 Jahre 1. Weinheimer Mandolinenorchester .................................................................................................................................... 9 Herbstlehrgang 2019 in Rottenburg ............................................................................................................................................................................... 12 Mandoline ................................................................................................................................................................................................................................................................................................. 14 Maren Trekel ........................................................................................................................................................................................................................................................................... 14 Alfred Woll – Der Mandolinenbauer – Teil 2 ......................................................................................................................................... 19 Zupfmusiker aus aller Welt: Italien – Victorya Trio ...................................................................................................................... 27 Ankündigungen ....................................................................................................................................................................................................................................................................... 32 Kurzlehrgang für Erwachsene 13.–15. März 2020 ...................................................................................................................... 32 Osterlehrgang 13.–19. April 2020 ..................................................................................................................................................................................... 33 Berzirkslehrgang Mittelbaden ....................................................................................................................................................................................................... 34 Landes-Musik-Festival Überlingen ..................................................................................................................................................................................... 34 kurz notiert ..................................................................................................................................................................................................................................................................................... 35 Rätsel .............................................................................................................................................................................................................................................................................................................. 36 Termine ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 37 Impressum: Herausgeber: Bund Deutscher Zupfmusiker, Landesverband Baden-Württemberg e. V. Redaktion: Peter Boegler, Amalienstraße 16, 69168 Wiesloch, Tel.: 06222 - 38 78 34, Fax: 06222 - 38 78 35, E-Mail: Redaktion@Zupfer-Kurier.de Layout: Karin Rische, Berlin; Satz: Agnes Kalla Druck: Wir machen Druck, Welzheim; Auflage: 1 000 Erscheinungsweise: Der Zupfer-Kurier erscheint mehrmals jährlich. Alle nicht namentlich gekennzeichneten Artikel stammen aus der Redaktion. Termine und Artikel die zu Redaktionsschluss vorliegen werden veröffentlicht. Bitte Beiträge und Termine in elektronischer Form per E-Mail an die Redaktion senden. Rätselauflösung: Leo Brouwer (*1939) Titelbild: Maren Trekel, Foto Thilo Fitzner
Aus dem Verband BDZ Landesmusikfest 26.–28.06.2020 in Mannheim Die Vorbereitungen für das Landesmu- Das Festival wird in den Räumen der sikfest 2020, welches wir im Zupfer- Musikschule, dem TIG 7, der Pop- Kurier 1 / 2019 erstmals angekündigt akademie und der Orientalischen Aka- und bei der Mitgliederversammlung im demie stattfinden. Die gewählten Loca- April diesen Jahres konkretisiert haben, tions sind innerhalb der Stadt in laufen auf Hochtouren und das Pro- räumlicher Nähe, eine „Saitenstraße“ gramm nimmt Gestalt an. wird sie für das Festivalwochenende Das Landesmusikfest 2020 in Mann- miteinander verbinden. Die Konzerte heim wird bunt und vielfältig sein. Am finden alle in der Musikschule der Stadt Ende sollte für jeden und jede etwas Mannheim statt. Den Auftakt werden dabei sein. Wir haben im Programm- unsere jungen Talente am Freitagabend konzept junge Talente, routinierte machen. Für Samstag und Sonntag Amateure, hochqualifizierte Dozenten wünschen wir uns eine rege Beteili- in verschiedenen Stilrichtungen und gung unserer Vereinsorchester, die da- zuletzt auch den derzeit populärsten bei unterschiedliche Rollen einnehmen Mandolinenvirtuosen Avi Avital zu- können. Es besteht die Möglichkeit an sammengebracht. Workshops teilzunehmen, Konzerte zu besuchen oder selbst in Konzerten mit- zuwirken und nebenbei sein eigenes Netzwerk zu pflegen und sich rund um die Zupfmusik zu informieren. Für die Mitwirkung von Vereinen eig- net sich das Vereinskonzert „Szene“ am Samstagnachmittag am besten, auch am Sonntagvormittag gibt es beim Ma- tinee die Möglichkeit der Mitwirkung. Ein Höhepunkt, vor allem für das Jubi- Von Freitagabend bis Sonntagnachmit- läumsorchester der Mandolinata Mann- tag kann man beim Landesmusikfest heim, das seinen 100. Geburtstag feiern 2020 neues ausprobieren, zuhören, ex- kann, wird das Festkonzert am Abend perimentieren, mitmachen, chillen, ge- des 27. Juni sein. Unter dem Titel nießen, kontakten, sich austauschen, „3-2-1“ konzertieren drei Orchester aus feiern, etc. etc. zwei Ländern mit dem einen (1) Na- men Mandolinata! 1
Aus dem Verband Mit einem weiteren Höhepunkt wird Programmübersicht – Das Grob- das Festival am Sonntag enden, wir konzept der Veranstaltung: können Stargast Avi Avital sowohl solo als auch gemeinsam mit dem BZO Freitag, 26. Juni 2020 in einem Konzert erleben. 19:30 Uhr: Eröffnungskonzert „Junge Für das Workshopangebot, das am Talente“, Musikschule Mannheim Samstag im Zeitfenster von 10:00 bis ab 21:00 Uhr: Zupferclub 15:00 Uhr einen Schwerpunkt haben wird, werden die Konzepte gerade aus- Samstag, 27. Juni 2020 gearbeitet. Es wird Angebote geben 10:00–15:00 Uhr: Workshops in der für Kinder (Musical), Mandoline, Gi- Popakademie, der Musikschule tarren, Ukulele, Weltmusik, Percussion, Mannheim und mit Kindern im TIG 7 Rhythmik und Improvisation. Die Teil- 16:00 Uhr: „Szene“ Vereinskonzert, nahme an den Workshops ist kosten- Musikschule Mannheim pflichtig (30 Euro). Die Ausschreibung 18:00 Uhr: Empfang, Musikschule erfolgt über unsere Website. In der Mannheim nächsten Ausgabe des Zupferkuriers 20:00 Uhr: „3-2-1“ Festkonzert, stellen wir Ihnen die Inhalte und Do- Musikschule Mannheim zenten näher vor. ab 22:00 Uhr: Zupferclub, TIG 7 An den beiden Festivalabenden wird die Gemeinschaft gepflegt, wir möch- Sonntag, 28. Juni 2020 ten einen Rahmen schaffen der Party- 11:00 Uhr: Matinee, Musikschule stimmung, Kommunikation, Austausch, Mannheim Begegnung, Nostalgie und Ideen Raum 15:00 Uhr: Abschlusskonzert, gibt. Freuen Sie sich auf ein Fest der Musikschule Mannheim Zupfmusik! Info und Kontaktadressen: Bei Fragen und Anregungen zum Landesmusikfest 2020 wenden Sie sich bitte an Vizepräsidentin: Dr. Petra Schneide- wind (Vize@zupfmusik-bw.de) Musikleiterin: Birgit Wendel (Musik- leiter@zupfmusik-bw.de) 2
Aus dem Verband Das BZO auf dem Weg nach Mannheim Das letzte Projekt des Badischen Zupf- zahlreichen Publikums. Auch die bei- orchesters war im Frühling die Zu- den verantwortlichen Präsidenten Dr. sammenarbeit mit dem Karlsruher Jörg Schmidt (Schwäbischer Chorver- Vokalensemble Chorioso unter der Lei- band) und Freiherr Arnulf von Eyb tung von Matthias von Schierstaedt. (BDZ B.-W.) fanden sichtlich Gefallen Die beiden Konzerte in Rastatt und an unserer Darbietung. So soll es sein. Karlsruhe am 19. Mai fanden guten Unser nächstes Ziel ist nun das Landes- Zuspruch des Publikums, die Presse musikfest 2020 in Mannheim. Dafür befand: „Die beiden Ensembles harmo- haben wir einen Gastdirigenten gesucht nierten prächtig“ (Martina Holbein, (und gefunden), der hierzu schon von BNN, siehe Zupferkurier 2/2019) bzw. seinem Werdegang her einen Bezug hat. „Was eher nach einem Duell zwischen Jan-Paul Reinke ist gebürtiger „Monne- Stimmband und Saiten klingt, erwies mer“, hat an der Kölner Hochschule für sich als eine wunderbare Symbiose“ Musik und Tanz Orchester- und Opern- (Dagmar Uebel, BT). Viel Zuspruch dirigat studiert und ist Dirigent sowohl fanden dann auch die beiden Auftritte des Jugendsinfonieorchesters Mann- mit einem leicht gekürzten Programm heim (JSOM) als auch des Stamitz- auf der großen Sparkassenbühne der Orchesters (SOM). Darüber hinaus ist Bundesgartenschau in Heilbronn am er in diesem Jahr künstlerischer Leiter 30. Mai, und das nicht nur seitens des der European Youth Orchestra Acade- 3
Aus dem Verband my, die in Kooperation mit der Mann- gewinnbringend erwiesen hat. Je nach heimer Musikschule stattfindet. Gelegenheit umfasst unser Programm Auf dem Weg nach Mannheim werden voraussichtlich die Sinfonietta A-Dur wir uns im Frühjahr 2020 an zwei von Hans Gál, die Impressioni orientali Konzerten in Illkirch-Graffenstaden von Raffaele Calace und, wenn man (Elsass) und Ötigheim beteiligen – ein schon einen Fachmann an der Hand hat, Konzept, das sich in der Vergangenheit das Orchesterquartett C-Dur von Carl schon vielfach bewährt hat und das sich Stamitz. In Mannheim ist darüber sowohl für die gastgebenden Vereine hinaus als Bonbon ein gemeinsamer als auch für uns immer wieder als Auftritt mit Avi Avital geplant. Christopher Grafschmidt 4
Berichte WZO: „Gratias agimus tibi – Wir sagen Dir Dank“ So lautete der Titel eines Werkes der in Rechberghausen, das Konzert in „Missa di gloria“ von Gaetano Donizetti der Gedächtniskirche in Berlin und aus dem gelungen Konzert, mit dem das 50-jährige Dirigentenjubiläum von das Württembergische Zupforchester Wolfgang Bast 2016 in Lahr. Außerdem in Lahr den 70. Geburtstag seines Diri- unternahm das Orchester auch zahl- genten Wolfgang Bast feierte. Dies reiche Konzertreisen unter anderem kann musikalische Überschrift des nach Japan, Ungarn (Budapest) und Abends bezeichnet werden, denn es ist nach Österreich mit einem Auftritt im gleichzeitig der Abschied der zwanzig- goldenen Saal des Musikverein Wien. jährigen erfolgreichen Zusammen- An diesem Abend verwoben sich alte arbeit von Dirigent und Orchester. und neue Musik. Es begann mit dem Neben der regelmäßigen Teilnahme an Klassiker „Suite Nr. 6“ von Hermann den Landesmusikfestivals waren die Ambrosius mit dem mitreißendem wichtigsten Auftritte in dieser Zeit die rhythmischen Präludium, über mehrere Mitwirkung beim Festakt „50 Jahre Tänze bis hin zur abschließenden Badi- Baden-Württemberg“ im neuen Schloss nerie („Späßchen“), den das Orchester in Stuttgart, die musikalische Beglei- routiniert zum Besten g ab. tung der Vernissage „Pablo Picasso“ Das Konzert in F-Dur des Komponisten 5
Berichte Johann Georg Albrechtsberger sorgte für eine festliche Stimmung mit mei- sterhaft gespielten Solostimmen des Flötisten Christoph Haarmann und der Gitarristin Birgit Zacharias. Christoph Haarmann ist langjähriger musika- lischer Weggefährte von Dirigent und Orchester. Das war die perfekte Überleitung zur dreisätzigen Sonate von Giuseppe den konzertierenden Künstler, früheren Zaneboni als Lautenmusik des Barock Lehrer, Dirigenten und Komponisten: mit dem ausdrucksstark und kunstfertig Er wird in Zukunft das Seniorenzupf- gespieltem Solopart des Konzertmei- orchester Baden-Württemberg leiten. sters und Mandolinisten Klaus Wuckelt. Das Württembergische Zupforchester Mit „Bast dirigiert Bast“ begann der wurde 1973 vom Landesverband zweite Teil des Konzertes. Mit seinem Württemberg mit dem Dirigenten Fred gleichzeitig heiteren und nachdenk- Witt zur Förderung von Spielern aus lichen „Divertimento Nr. 3“ kam Wolf- den regionalen Zupforchestern gegrün- gang Bast als Komponist auf die Bühne. det. Dieser Aufgabe wird das Orchester Die ganze stimmliche Bandbreite der weiterhin treu bleiben. Organisiert wird aus Göppingen stammenden Soprani- das Orchester zukünftig als Projekt- stin Ute Bidlingmaier kam am Ende orchester, d. h. es wird von wechseln- mit dem zynischem und etwas trau- den Dirigenten für eine Spielzeit von rigen „Alabama Song“ sowie dem ro- ca. zwei Jahren geleitet. Geprobt wird mantischen Tango Youkali von Kurt an drei bis vier Wochenenden im Jahr. Weill zum Ausdruck. Wir laden alle interessierten Spieler Die Moderation gestaltete der frühere anderer Zupforchester oder Lehrgänge Reichenbacher Schulleiter Peter ein mit uns diesen Neuanfang zu gestal- Leufke liebevoll mit humorvollen Ge- ten. schichten aus der langjährigen Zusam- Kontaktadresse und Organisation menarbeit mit dem Orchester. katrin@boegler.de Jetzt wartet eine neue Aufgabe auf Katrin Boegler 6
Berichte Tremolierend ins Glück Oberboihinger hatten saarländisches Ensemble zu Gast Freunde der gepflegten Zupfmusik ka- bekannte Komponist Karl Jenkins men am Samstag, 14.09., in der Ober- einem Architekten dieses Namens ge- boihinger Gemeindehalle auf ihre widmet hat, entwickelt sich alles aus Kosten: Die Mandolinen-und Gitarren- einem kleinen Motiv. Interessant, wie freunde des Ortes hatten wie bereits die kleine rhythmische Pause am An- 2015 den „Differter Saitenspielkreis“, fang des Selben große Bedeutung ein Zupforchester aus dem Saarland, gewinnt, ähnlich wie die „Null“ in der sowie das Esslinger Gitarrenquartett Mathematik. Eine Originalkomposition zu Gast. des Ensemblemitglieds Ender Vielma, Die barockig-moderne Konzertouver- die übersetzt „Spuren“ heißt, unterhält türe von Dieter Kreidler der Gäste be- gut mit tangoartigem Walzer und per- dient sich gleich eines Kunstgriffs, dem kussiver Straßenmusik im südamerika- man an diesem Abend öfter begegnet, nischen Stil. Im irischen Traditional nämlich dem Hinzunehmen anderer „Danny Boy“ lockern außer Querflöte Instrumente, um das Klangbild zu er- noch Mundharmonika und Akkordeon weitern. Hier ist es die Querflöte, die in den Klang, ehe sich die tremolierenden einem lieblichen Zwischenteil gefällt. Saiten des Themas breit annehmen. Im ersten Satz von „Palladio“, den der Filmmusik aus „Game of Thrones“ 7
Berichte deon, Günter Holz / Kontrabass und Erik Gebauer / Klarinette. Letzterer mit besonders schönem Ton! Nach tosen- dem Applaus sind die Gäste noch ein- mal dran. Analog zu dem Ausspruch, die Iren seien die Afrikaner Europas, könnte man nun vermuten, die Saarlän- der seien die Südamerikaner Deutsch- lands: Paso doble und Danca cubana schwankt im schweren Dreiertakt zwi- umrahmen den zweiten Set, der auch in schen Aufbruch und Schicksalsbestim- kleiner Besetzung immer wieder auf mung. Der „Czardas“ von Vittorio die Latino-Folklore Bezug nimmt. Ein Monti, den man in vielen Interpreta- Song aus dem bekannten Tabaluga- tionen kennt, kommt auf der Mandoli- Musical von Peter Maffay fällt da ne intimer daher als z. B. auf der Geige, heraus, zeigt aber die Bandbreite der bemerkenswert, wie er am Schluss fast Nachwuchsarbeit des „Differter Saiten- im Nichts verklingt. Nenas „Wunder spielkreises“ mit seiner Leiterin Moni- geschehen“ bezieht seine Klangfarben- ka Beuren. Für sie und den Leiter der erweiterung vom 20-köpfigen Spiele- Gastgeber Hans-Georg Kuch gibt es rinnen-Chor und erinnert – weil Geschenke aus den Händen des Vorsit- gleichalt – an das 30-jährige Vereins- zenden-Ehepaares, und Bürgermeister jubiläum der Saarländer. Nach der Pau- Thorsten Hooge hat bei der Zugabe gar se besticht das recht junge Esslinger keine Zeit darüber nachzudenken, ob er Gitarrenquartett mit Präzision und zu dem irisch / schottischen Reel nun Spielfreude in einer Boccherini-Kom- mit einer europäischen Afrikanerin position. Dann unterstützen die vier oder einer südamerikanischen Saar- Spieler den Gastverein bei seiner Dar- länderin tanzt. Monika Beuren und ihr bietung einer schönen Klezmer-Suite. familiäres Ensemble haben mal wieder Hier fallen besonders ins Auge die drei alle begeistert. Gastsolisten Elke Steinhauser / Akkor- Rainer Wendang 8
Berichte 90 Jahre 1. Weinheimer Mandolinenorchester Alt-Oberbürgermeister als Bariton-Solist Schon vor der Öffnung der Stadthalle Konzert wurde als Benefizkonzert zu- standen die ersten Besucher vor den gunsten des Deutschen Kinderschutz- Eingängen, um die besten Plätze zu er- bunden Weinheim veranstaltet, die gattern. Im Foyer wurden die Gäste Vorsitzende Frau Christina Eitenmüller von Jochen Pöhlert und den Bands der bedankte sich dafür in einem Grußwort. Musikschule Badische Bergstraße be- Der Auftritt der Mandolinata Mann- grüßt, die mit aktuellen Songs auf einen heim 1920 e.V. folgte unter der Leitung bunt gemischten Abend einstimmten. von Nikolaos Connor mit dem „Orche- Eröffnet wurde das Konzert zum sterquartett F-Dur“ von Carl Stamitz 90-jährigen Vereinsjubiläum unter der und einer spritzigen „Rumba Flamenca“ Leitung von Dirigentin Tanja Schmitt von Dieter Kreidler. Deren erster Vor- von den Weinheimer Zupfern gemein- sitzender, Christian Randl, ließ es sich sam mit den Gästen von der Mando- nicht nehmen, den Weinheimern für die linata Mannheim 1920 e.V. sowie Einladung und die Gastfreundschaft Schlagzeuger Nico Bickel mit dem mit einem großen Präsentkorb zu dan- Welthit „Music“ von John Miles. Man- ken. Im Anschluss betraten die Jubilare fred Maser vom Odenwälder Shanty selbst die Bühne mit ihrem Dirigenten Chor führte durch das Programm. Das Jürgen Hildenbrand und erzählten mit 9
Berichte „La Gomera“ von den Schönheiten die- schaftliches Verhältnis, sodass diese ser Insel, der Marlo Strauß zu Ehren mit ihrem 2. Orchester unter der Lei- dieses Stück komponierte. Rassig ging tung von Dirigent Marc Fischer gerne es danach weiter mit dem brasilia- beim Konzert mitwirkten. Das Werk nischen Kinderlied „Samba Lelé“, bei „2012“ wurde von Ian Watson anläss- dem Dirigentin Tanja Schmitt parallel lich der olympischen Spiele in London die Maracas schwang. Maser kündigte komponiert. Beginnend mit einer Fan- dann den lang ersehnten Auftritt von fare, erlebt man mit der Musik noch- Heiner Bernhard, Oberbürgermeister mals das Entzünden der olympischen a.D., an, der sich Stücke aus dem Be- Flamme, verfolgt zum Schluss gar reich Gospels und Spirituals gewünscht ein Rennen. Es folgte mit „Ballad of hatte. Mit „Swing Low“, „Nobody Dreams“ eine träumerische Ballade Knows the Trouble I´ve Seen“ und von Reinhold Michelis. Auch der Ak- „Sometimes I Feel“ begeisterte er mit kordeonclub brachte mit einem Welthit seiner klangvollen Baritonstimme die die Stadthalle zum Beben und sorgte Herzen der Zuschauer, begleitet vom mit dem „Summer of ´69“ von Bryan Weinheimer Mandolinenorchester. Alle Adams und Jim Vallance ordentlich für drei Lieder waren eigens für das Jubi- Schwung. Die erste Auslandsreise des läum von Christopher Grafschmidt vor zwei Jahren gegründeten Schweizer arrangiert worden. Zupfmusikorchesters „zupf.helvetica“ Seit langen Jahren schon pflegen die führte die besten Schweizer Musike- Weinheimer Zupfer mit dem Akkorde- rinnen und Musiker ins schöne Wein- onclub Weinheim 1951 e.V. ein freund- heim. Unter der Leitung von Sonja 10
Berichte Wiedemer gab es hier eine Urauffüh- hätte, wenn man es in Weinheim nicht rung des Stückes „Helvetica“ zu hören, so falsch mit „Alle Mann riwwer“ über- bei der die Komponistin Anina Keller setzen würde. Fast 70 Musiker aus nicht nur anwesend war, sondern auch allen teilnehmenden Orchestern er- selbst als Konzertmeisterin mitwirkte. stürmten die Stadthallenbühne. Ge- Sandra Tinner vom Schweizer Organi- meinsam spielten das erste Weinheimer sationsteam bedankte sich nach dem Mandolinen Orchester 1929 mit Ihren Applaus bei der Komponistin für dieses Gästen, der Mandolinata Mannheim Werk und bei den Weinheimer Gast- 1920 e.V., dem Akkordeonclub Wein- gebern für die Einladung zu diesem heim 1951 e.V. und dem Schweizer Konzert. Es folgten „Buenos Aires Zupfmusikorchester „zupf.helvetica“ Hora Cero“ von Astor Piazzolla, der den berühmten „Valse 2 aus der Suite erste Satz Allegro aus der „Sinfonia in Nr. 2“ von Dimitri Schostakovich unter A op. 1 Nr. 3 Franz Ignaz Beck und der Leitung von Dirigentin Tanja die „Milonga sin riendas“ von Marcelo Schmitt. Mit einem tosenden Applaus Pablo Ferraris. Die Schweizer wurden bedankte sich das Publikum nach ihrem Ruf als Landesorchester mehr als dem Schlussakkord für das fast drei- gerecht und zeigten auf, wie facetten- stündige, abwechslungsreiche Konzert- reich man anhand verschiedenster An- programm. Zur Zugabe wurden die schlagstechniken mit einem solchen Instrumente mit Schaumgummistücken Instrumentarium spielen kann. Selbst gedämpft. „Plink, Plank, Plunk“ von mit einem einfachen Wasserglas lässt Leroy Anderson im Pizzicato wurde sich auf der Mandoline ein toller Sound vom Publikum mit frenetischem Ap- erzeugen. Perfektion bis zum letzten plaus und Standing Ovations gefeiert. Ton, auch wenn die teils asymme- Dirigentin Tanja Schmitt bedankte sich trischen Klänge für das Weinheimer beim Publikum und merkte an, dass die Publikum ein wenig ungewohnt waren. Zugaben erstmalig in der Generalprobe In der Umbaupause gab der Moderator miteinander gespielt worden waren. Maser so manche Anekdote zum besten, Dieser schöne und kurzweilige Konzer- wie man es von ihm als Prof. Netwohr tabend wird nicht nur den Veranstaltern kennt. So verriet er, dass Heiner Bern- noch lange in Erinnerung bleiben. hard gerne „Ol‘ Man River“ gesungen Ulrich Mayer 11
Berichte Herbstlehrgang 2019 in Rottenburg S„Ich bekam dieses Jahr die ehrenvolle Aufgabe, einen Bericht über diesen wie immer außerordentlich lustigen, lehr- reichen und schönen Herbstlehrgang zu verfassen. Die Woche startete auch dieses Jahr mit der allgemeinen Be- grüßung der Teilnehmer und Dozen- ten, wobei der Ablauf der Woche und die Zimmerverteilung geklärt wurde. Nachdem dann alle zu Mittag gegessen Grimminger und Markus Klemke in die hatten und sich somit nicht mehr über Kunst des Gitarrespielens einführen. Es einen leeren Magen beklagen konnten, gab natürlich nicht nur Einzelunterricht begann auch schon der Unterricht bei als musikalische Betätigung, sondern unseren sehr freundlichen und gedul- eine große Bandbreite an musika- digen Dozenten (ja sie sind geduldig, lischen Aktivitäten, die stundenplan- ich weiß es denn ich spreche aus Erfah- gemäß über den ganzen Tag verteilt rung :-). So setzten sich nun die, die lagen. So hatte man morgens zum Bei- Unterricht hatten, mit ihren Lehrern spiel täglich Ensemble, in welchen man zusammen und probten ihre Stücke bis dann nochmal eigens für diesen Anlass die Köpfe rauchten. mitgebrachte Stücke einübte und vor- Für die Leute mit Mandoline / Mandola spielte. Man muss an dieser Stelle un- waren Denise Wambsganß und Thekla bedingt anmerken, dass die Dozenten Mattischeck zuständig und haben, wie sich unendlich viel Mühe geben, jeden man an den allabendlichen Vorspielen einzubinden und Stücke zu suchen, die unschwer erkennen konnte, ganze Ar- jeder spielen kann, oder diese gege- beit zusammen mit ihren Schülern ge- benenfalls nochmals umzuschreiben, leistet. Thekla unterrichtete neben damit alles passt. Ich hatte mich zum Mandolinen- auch Gitarrenschüler, mit Beispiel vor dem Lehrgang an der welchen sie ebenfalls sehr erfolgreich Hand verletzt, konnte aber trotz der Tat- Stücke erarbeitete und gegebenenfalls sache, dass ich nicht greife konnte, auch mal die Bünde einer Gitarre zähl- überall mitmachen, weil die Dozenten te. Andere der sehr zahlreich ver- (v. a. Utz) so überaus freundlich waren, tretenen Gitarrenschüler ließen sich mir für Orchester- / Ensembleproben von den beiden Gitarrendozenten Utz sämtliches eigens mitgebrachtes Schlag- 12
Berichte werk zur Verfügung zu stellen, sodass ganz meine Stärke...). Wobei Markus ich trotzdem in vollem Umfang an Or- immer sehr gut darauf achtete, dass alle chester- und Ensembleproben teilneh- mit dem Stoff mit kommen. men konnte. Nach der ganzen Erzählung von Lernen Die jeden Nachmittag stattfindenden und Üben könnte man meinen es gebe Orchesterproben bestanden nicht nur absolut keine Freizeit, doch da liegt aus viel Spaß und Freude. Der Dirigent man falsch. Man hat tagsüber immer Utz Grimminger versteht sich gut da- wieder Pausen, in denen man z. B. üben rauf, dir auf sehr unterhaltsame Weise oder hinausgehen oder lesen etc. kann mitzuteilen, was du falsch bzw. richtig (man kann machen was man will in den gemacht hast, sodass du ihm sein Ge- Pausen), und abends gibt es immer die mecker nicht mal übel nehmen kannst. Möglichkeit, sich mit allen nochmals Wenn man dann auch noch Leute im zusammen zu setzen und den Tag fröh- Orchester zu sitzen hat, die das Geme- lich und entspannt ausklingen zu lassen. cker dann auch noch auf lustige Art und Es wird z. B. gesungen oder gespielt, Weise kontern können, hat man eine man kann sich allerdings natürlich auch sehr fröhliche Stimmung, schafft es mit den Anderen über alles Mögliche aber trotzdem sehr gut die Stücke und Unmögliche unterhalten. Also zu lernen. kann man eigentlich nicht anders als Natürlich hat man auch noch die den Tag und die Woche toll zu finden. Möglichkeit eine Prüfung abzulegen, Es steckt viel Arbeit in der Woche, aber genauer gesagt hat man drei zur Aus- mindestens ebenso viel Spaß und Freu- wahl (D1; D2; D3), wobei der eine Teil de. Deshalb geht man gern jedes Jahr aus praktischem Vorspiel und der ande- wieder hin.“ re aus Theorie besteht. Der Theorie- Unterricht wird ebenfalls von Utz Folgende Teilnehmerinnen und Teil- geleitet und man lernt, mit viel Lachen, nehmer haben eine Prüfung absolviert solche Sachen wie Tonleitern bilden und bestanden: oder Dreiklänge zu bestimmen. Der D1: Sebastian Huber zweite Teil der theoretischen Prüfung D2 Theorie: Marianna Kämpfe besteht aus dem sogenannten Rhyth- D2: Romy Blumstengel, Marianne mus & Gehör, welches dieses Jahr sehr Pletsch, Frieder Uhlenbruck gut von Markus geleitet wurde. Dort D3 Theorie: Frieder Uhlenbruck lernt man solche Sachen wie Intervalle D3: Franz-Josef Klein hören, Dur- und moll-Akkorde zu Herzlichen Glückwunsch! unterscheiden und Rhythmusdiktate Marianna Kämpfe (15 Jahre) korrekt aufs Papier zu bringen (nicht so berichtete vom Herbstlehrgang 13
Mandoline Maren Trekel Ein Portrait und eine Abschiedsgeschichte unser Unternehmen ausmacht, ist unter den gegebenen Umständen nicht auf- recht zu erhalten.“ – So Maren Trekel, die Geschäftsführerin, im Sommer 2019. Ihr Vater, Joachim Trekel, hatte 1962 das weltweit renommierte Musik- geschäft, das Haus der Musik Joachim Trekel, als Laden- und Versandgeschäft gegründet, anfangs mit Musikschule und Verlag unter einem Dach. Ich wollte schon länger über Maren Trekel einen Bericht verfassen und traf mich mit ihr, um diesen vorzubereiten. Was ich aber als Erstes erfuhr, wollte so gar nicht in das ursprüngliche Konzept passen: „Dieses Unternehmen – das Haus der Musik Trekel - ist unser Leben, aber wir können davon nicht leben. Eine Fortsetzung hat keinen Sinn: Das, was Joachim Trekel Die Mutter leitete die Musikschule. Maren Trekel: „Ich bin in dem Gebäu- de von Musikschule und Verlag groß 14
Mandoline geworden. Dort habe ich zwischen den Nun wurde es ernst und sie brachte es Notenschränken Fußball gespielt und bis zur Aufnahmeprüfung bei Professo- im Unterricht auf einer Decke mit rin Marga Wilden-Hüsgen in Wupper- der Ukulele in der Hand gesessen. In tal und studierte Mandoline. Dort lernte der Zeit erlernte ich jede Menge Instru- sie ihren Mann, Steffen Trekel, kennen mente, sie waren ja immer verfügbar. und beendete das Studium mit drei Das Leben dort hat mir gefallen.“ Und Abschlüssen: Diplommusikpädagogin, später durfte sie mit auf Ausstellungen Musikalische Früherziehung und der zu Landesmusikfesten, zur Musik- Künstlerischen Reifeprüfung. messe usw. „Mich hat die Atmosphäre Ihr Mann hatte von Kind auf Mandoli- fasziniert, die Menschen, die sich so ne gelernt und war naturgemäß deutlich für etwas begeistern können und das besser und in der Szene auch bekannter. damals schon so umfassende Netzwerk „Ich bin sehr perfektionistisch und nicht meines Vaters!“ dafür gemacht, immer die Nummer Die Mutter riet ihr ab, in den Betrieb zwei zu sein.“ Diese Erkenntnis war einzusteigen: „Lerne etwas Vernünf- die Basis für die Entscheidung, zusam- tiges!“ Und dennoch begann Maren men mit Steffen nach Hamburg zu Trekel die Ausbildung zur Musikalien- ziehen, um in das Haus der Musik und händlerin in einem Großhandel in den Joachim-Trekel-Musikverlag ein- Frankfurt. „Das war stupide: Ins Lager zusteigen. gehen, Noten aus Regalen ziehen, Es war eine gelungene Symbiose aus fakturieren und ab in die Post.“ Geschäft, Verlag, das Norddeutsche Also wollte sie dem Berufsweg den Rü- Zupforchester und das Landeszupfor- cken kehren und Musikwissenschaft chester Nord, dessen Leitung sie 1999 studieren, oder Querflöte, denn bzw. 1996 übernahm, sowie die Ehe ursprünglich war sie Flötistin und mit dem Mandolinisten Steffen Trekel. kam durch Zufall an die Mandoline. „Eigentlich habe ich mit elf Jahren Gei- ge gelernt. Da saß ich eines Tages im Verein meines Vaters (des Norddeut- schen Zupforchesters) während einer Probe und habe mich gelangweilt. Papa drückte mir eine Mandoline in die Hand und forderte mich auf, Mandoline zu spielen.“ Maren Trekel als Dirigentin des Nord- deutschen Zupforchesters 15
Mandoline Maren Trekel als Dirigentin des Nord- Erkrankung meiner Mutter, auf einen deutschen Zupforchesters Schlag knapp 30 Schüler unterrichten Durch die künstlerische und päda- zu dürfen. Es war gut, rund 20 Jahre gogische Ausbildung und auch die Tä- nach Ende des Studiums diese Ent- tigkeit während des Studiums als Man- scheidung überprüfen zu können. Mein dolinenlehrerin hatte Maren Trekel die Herz schlägt einfach an anderer Stelle andere Seite des Tresens am eigenen als an der pädagogischen.“ Was natür- Leib erfahren und konnte damit ganz lich nur halb stimmt, denn die Leitung anders beraten als sie es während ihrer von Laienorchestern erfordert gleicher- Ausbildung kennengelernt hatte. Wie maßen pädagogisches Vorgehen und in schon ihr Vater, der ja auch mit Leib diesem Kontext schlägt das Herz ganz und Seele unterrichtete und z. B. das offensichtlich am rechten Fleck! Und Angebot der Ansichtslieferungen oder wenn man mal bei Mitspielern in den die regelmäßigen Neuheiteninforma- Ensembles nachfragt, sind sie (und tionen ins Leben rief, hatte sie immer offensichtlich auch das Publikum) ganz das Bedürfnis der Kunden im Blick. begeistert von ihrer Arbeit. (Notfalls gab es da ja noch den häus- lichen Berater…) Die Entscheidung für die Unternehmen war gleichzeitig auch eine Entschei- dung gegen die Mandoline und damit gegen die eigene aktive künstlerische Betätigung. Umso mehr genießt Maren Trekel bis heute ihre Tätigkeit als Diri- gentin in den beiden vorgenannten Or- chestern. Sie selbst sagt dazu: „Als ich Bruchsal: Verleihung der Verdienst- medaille des BDZ in Silber an Maren das Studium mit der Künstlerischen Trekel Reifeprüfung beendete war ich auf der Mandoline sehr gut. Dieses Niveau Die komplexen Entwicklungen auf wäre natürlich nur zu halten gewesen dem Markt und in der Gesellschaft durch regelmäßiges Üben und Konzer- erschwerten über die Jahre die Tätig- tieren, aber die Entscheidung war keit im Unternehmen. „Nicht umsonst gefallen und sie war und ist richtig! schließen immer mehr kleine Unter- Und natürlich wäre das Leben eine Mi- nehmen oder werden von größeren schung aus Pädagogik und Musizieren aufgekauft. Das serviceorientierte, am gewesen. Im vergangenen Jahr hatte Kunden orientierte Geschäft funktio- ich die Gelegenheit durch die schwere niert nur, wenn man im hochexklusiven 16
Mandoline Markt aktiv ist, wo gern viel Geld kel eine Rezension der aktuellen für Besonderes ausgegeben wird. Der Opernaufführung von „Don Giovanni“ Musikalienmarkt wird jedoch bestimmt in Lübeck aus der Tageszeitung. Stef- von den Rahmenbedingungen, die von fen Trekel spielt dort die berühmte “Geiz ist geil“ bzw. „Noten kostenlos“ Canzonetta für Mandoline. Und wie geprägt sind; vom Unverständnis, dass wird berichtet? „Man lauscht den zarten kostenloser Download und Kopie Klängen der Gitarre aus dem Orche- Diebstahl sind; vom Unverständnis, stergraben.“ Schlussfolgerung: Man dass die Instrumente des eigenen kennt die Mandoline nicht – dabei war Kindes eines Mindestwertes bedürfen; Avi Avital 2017 „Portraitkünstler“ des vom Unverständnis, dass Service nicht Schleswig-Holstein Musik Festivals. zum Nulltarif zu bekommen ist. Aber „Nein, auch Avi und sein Erfolg können auch die gesellschaftlichen Entwick- nicht darüber hinwegtäuschen, dass lungen, die das ambitionierte Beschäf- es Entwicklungen in der Gesellschaft tigen mit einem Sujet (und das muss nicht allein in Deutschland gibt, die nicht unbedingt Musik sein) aus der nicht nur unmittelbar kleine und mittel- Mode kommen lassen, schränken den ständische Unternehmen in Gefahr Kundenkreis ein.“ bringen. Wertmaßstäbe verschieben Täglich hört sie am Telefon: „Die Schü- sich, ehrenamtliches Engagement, ler wollen nur noch Pop spielen und Freizeitgestaltung, Persönlichkeitsent- laden sich da was runter.“ „Wollen Sie faltung unterliegen so großem Wandel, unsere Noten? Mein Orchester hat nur dass sich die meisten damit beschäf- noch acht Spieler. Wir hören auf.“ tigten Berufsgruppen genauso damit auseinandersetzen müssen wie unsere Branche. Je weiter man vom Main- stream entfernt agiert, desto kleiner ist die Lobby und desto größer die Gefahr, vom Wandel verschluckt zu werden.“ Die Trekels haben es geschafft, das Un- ternehmen durch die Spezialisierung, durch einen umfangreichen Internet- shop, ein umfassendes Serviceangebot (Newsletter, Noten zur Ansicht), die Aus der Sicht der Mandoline frage ich: vielen Ausstellungen in Deutschland Helfen dann vielleicht Stars, wie Avi und Europa usw. bis jetzt aufrecht zu Avital, die Mandolinen-Szene populär erhalten und haben damit schon viele zu machen? Darauf zitiert Maren Tre- ihrer ehemaligen Kollegen überdauert. 17
Mandoline So ganz wird sie nicht darum herum- kommen, da sie doch mit ihrem Bruder Uwe Trekel den bekannten Joachim- Trekel-Musikverlag weiterführen wird. „Mein Ziel ist, mit einer sozialver- sicherungspflichtigen Anstellung mein Leben zu finanzieren. So kann der Verlag sich weiter für die Zupfmusik einsetzen, ohne zwingend wenigstens Bruchsal: Liebevolle Betreuung des zwei Existenzen sichern zu müssen. Notenladens für Mandolinisten Wir werden sehen, ob sich diese Idee so umsetzen lässt.“ Aber am Ende ist zu konstatieren: kein Kunde wird den Trekels die Kranken- versicherung zahlen, wenn diese in den nächsten Jahren nicht mehr zu finanzie- ren ist bzw. die Rente, wenn sie viel- leicht mit 70 aufhören möchten... Man kann Maren Trekel verstehen, wenn sie sagt, sie möchte gern auch einmal frei von Existenzsorgen sein. Und wie geht es weiter? Sie sagt, sie möchte nicht mehr den Blick auf die kranke Branche haben. „Es ist schade, die Kompetenz so an den Nagel zu hängen, aber wie schon andere Berufe vor uns, braucht bzw. will die Masse uns nicht mehr. Insofern ist es wenig naheliegend, einen Arbeitgeber zu suchen, der im gleichen Segment tätig ist. Dann muss ich mir das ungesunde Gefüge ja weiterhin ansehen.“ 18
Mandoline Alfred Woll Der Mandolinenbauer – Teil 2 eingeübt haben. Da habe ich ziemlich viel gelernt. Später wollte ich Heilpäda- gogik machen und bin wieder zur Schu- le gegangen bis zur Fachhochschulreife. Doch irgendwann hatte ich wieder Inte- resse an handwerklicher Arbeit und wollte eine Gitarre bauen. Da ich mit Holzverarbeitung noch keine Erfah- rung hatte, habe ich ein halbjähriges Praktikum in einer Schreinerei gemacht und gelernt, mit holzbearbeitenden Werkzeugen und Maschinen umzuge- hen und mit einem Freund zusammen eine Werkstatt gegründet. Da war ich Zupferkurier (ZK): Könnte es sein, dass 24. Damals war es Mode, alternativ zu Ihre Erfahrung auch durch die Repara- leben, was hieß, dass man sich selbst tur von Instrumenten kommt? Dass ernähren wollte. Da haben wir Kartof- Ihnen dies viel Einsicht gewährt hat? feln angepflanzt und ein altes Haus gemietet. Außerdem habe ich Musik in Woll: Das war die Hauptquelle, aus der verschiedenen Bands gespielt. Musik ich gelernt habe, denn ich habe ja nie war ein Lebensinhalt. eine Lehre im Instrumentenbau (Aus- Ich habe Mandoline gespielt und mir bildung) gemacht. eine Mandoline zurechtgeflickt, eine Flachmandoline – die spiele ich übri- (ZK): Aber Sie haben doch die Meister- gens heute noch. Das ist meine Feld-, prüfung. Wald- und Wiesenmandoline. Die habe ich tatsächlich im Freien mit dabei. Woll: Ich habe mit 15 Jahren eine Leh- Es ist eine Mandriola, von der ich die re als Fernmeldemonteur gemacht. Ein tiefen Saiten heruntergemacht habe und Bestandteil davon war ein Jahr lang sie nun achtsaitig spiele. mechanische Grundausbildung, in der wir gefeilt, gebohrt und ganz präzises (ZK): Wie haben Sie denn finanziell Arbeiten auf 100stel Millimeter genau überlebt? 19
Mandoline Woll: Damals hat man von fast nichts da gesehen habe, habe ich umgesetzt gelebt. Ein paar hundert Mark für die bei eigenen Instrumenten. Miete des Hauses am Kaiserstuhl – das Das war Anfang der 80er Jahre. Dann waren die Ausgaben. Etwas angebaut, ging ich auf eine längere Reise. Erst Straßenmusik gemacht und auf diese danach habe ich mich richtig auf den Weise etwas verdient. Der Bau meiner Instrumentenbau ausgerichtet. ersten Gitarren hat etwa ein Jahr gedau- ert. Zwischendurch musste ich jobben (ZK): Darf ich fragen, wo die längere gehen. Nach dem ersten Jahr fing ich Reise hinging? Denn das Ziel hat ja an, Reparaturen für Musikgeschäfte etwas mit dem Menschen und seiner zu machen. Entwicklung zu tun. (ZK): Das haben Sie sich zugetraut. Woll: Das war aus einem Impuls Das finde ich stark. heraus, allein in der Welt klar zu kom- men. Rucksack gepackt, losgefahren – Woll: Meine erste Gitarre war richtig und per Zufall kam ich nach Asien, wo gut. Ich habe mich geschickt ange- ich viel unterwegs war und mit extrem stellt… (lacht). Mir war noch nicht klar, wenig Geld auskam. Danach ging ich dass ich beruflich mit dem Gitarrenbau nach Australien. Dort habe ich gut Geld etwas zu tun haben würde. Ich wollte verdient als Möbelrestaurator. Insge- einfach eine Gitarre bauen. Da ich in samt war ich fünf Jahre unterwegs. der Musikerszene gut drin war, hatte ich Freunde, die ein Instrument wollten. (ZK): Was war der eindrucksvollste Und für die habe ich Gitarren gebaut: Aufenthalt? Westerngitarren, Konzertgitarren, eine Bassgitarre, verschiedenen Mandolinen Woll: Der Himalaja. Die alte indische und einen Dulcimer. Klassik, die Philosophie. Dort habe ich Ein Freund und ich haben unsere viel meditiert. Es wurde vom Abenteuer Kenntnisse zusammengeworfen. Er zu einer spirituellen Lebensreise. Ich hatte einmal ein Praktikum bei einem habe mich viel mit mir selbst ausein- Gitarrenbauer gemacht und ich hatte ja andergesetzt. in der Schreinerei gearbeitet. Learning Als ich wieder zurück nach Deutsch- by doing. Und nach drei Jahren habe land kam, entstand die Frage: „Womit ich das Handwerk beherrscht. Das verdiene ich mein Geld?“ Das Instru- meiste hatte ich durch Reparaturen ge- mentenbauen hat mir damals sehr ge- lernt, durch Instrumente von namhaften fallen und folglich habe ich es wieder Meistern, wie Calace oder Vinaccia, die aufgegriffen. ich mir genau angeschaut habe. Was ich 20
Mandoline (ZK): Wenn Sie sagen: „Spirituell.“ Als ich wieder von Asien zurückkam, Und: „Ich habe mich mit mir auseinan- hatte ich die westliche Gesellschaft mit dergesetzt.“ Kann man das in Worte anderen Augen gesehen, als zuvor, und fassen? mich gefragt, wie es hier für mich wei- ter gehen soll. Ich musste mich wieder Woll: Ja, was soll ich im Leben tun? eingewöhnen und dazu gehört auch ein Wo soll es hingehen? Was ist sinnvoll? geregeltes Einkommen. Was sind nützliche Werte? Einfach mei- ne eigenen Wahrheiten finden. (ZK): Was hatten Sie gesehen? (ZK): Sie sagen „einfach“. Das finde Woll: Na ja, zum Beispiel die Konsu- ich keineswegs einfach. Haben Sie morientierung und Wegwerfmentalität auch überlegt, ob Sie tibetanischer im Westen. Wenn man ein paar Jahre Mönch werden? aus dem Rucksack lebt, sieht man: Mehr brauche ich eigentlich nicht. Woll: Ich habe einige Zeit in Klöstern Als ich dann den Instrumentenbau wie- gelebt. Denn nur von außen hingucken der aufnahm, entschied ich mich, nur nützt nichts. Darum bin ich auch tiefer noch Instrumente aus der Mandolinen- eingetaucht. Um Resultate zu sehen familie zu bauen. Denn will man eine muss man sich auch auf etwas tiefer Sache richtig gut machen, sollte man einlassen. sich ihr auch ganz zuwenden. Einer meiner Vorzüge ist, dass ich an (ZK): Ich glaube, Sie haben mir gerade einer Sache richtig dranbleiben kann, etwas ganz Wichtiges gesagt mit Ihrer und diese dann auch gut und tiefgehend Geschichte des Wanderns. Sie sind mache. Und wenn ich fünfmal an einer richtig tief eingetaucht. Genauso sind Sache gescheitert bin, dann mache ich Sie in den Instrumentenbau tief einge- trotzdem weiter. Ich glaube, deshalb taucht. Und darum ist etwas richtig baue ich gute Mandolinen. Gutes dabei herausgekommen. Wenn Bei meinem Neueinstieg habe ich mit Sie an der Spitze des Mandolinenbaus Carmen Thiergärtner, einer Studentin tätig sind, dann muss dies ja Wurzeln von Marga Wilden-Hüsgen, zusam- haben. mengearbeitet. Sie teilte mir mit, welcher Klang heute erwartet wird. Woll: Einerseits ja, darüber hinaus liegt Das Seiffert-Modell diente mir dabei es ein Stück weit an dem Geschick, als Vorbild. welches mir mitgegeben wurde. An der Autodidaktisch habe ich mir später alle Gabe. Themen für die Meisterprüfung ange- 21
Mandoline eignet. Diese habe ich bestanden und wickelt. Viele neue Instrumentenbauer mir damit ein Gütesiegel für die Kund- versteigen sich darin, etwas ganz Neues schaft erarbeitet. machen zu wollen. Aber wenn man Marga Wilden-Hüsgen habe ich meine ein guter Instrumentenbauer sein will, Instrumente gezeigt. dann geht es in erster Linie nicht darum, dass man etwas Neues machen kann, (ZK): Marga Wilden-Hüsgen hatte das sondern dass man so gut sein kann, wie Seiffertsche Ideal? auch die Alten waren – dann erst gilt es darauf aufzubauen und weiter zu Woll: Ich habe ihr ein Instrument nach machen. dem anderen vorgeführt und mich so langsam an den Ton herangetastet. Das (ZK): Das gefällt mir gar nicht. Calace war ganz klar das Ideal der Mandoline oder Vinaccia haben zum Beispiel in der heutigen Klassikszene. Als ich pausenlos etwas Neues entwickelt. zur Anmeldung der Meisterprüfung drei Instrumente einreichte, die ich alle Woll: Ja, aber die haben das Alte be- aufs Feinste bearbeitet hatte, schauten herrscht und darauf aufgebaut. Wenn sich die Meister sie an, waren sehr zu- man gleich loslegt und etwas Neues frieden und legten sie in ihre Kästen kreieren will und nicht in der Lage ist, zurück. In Wuppertal war man erst mal das Bisherige zu beherrschen, dann nicht an deren Aussehen interessiert fehlt etwas. Wenn ich einem Lehrling und hat nur alle drei gespielt. Daraus beibringe, eine Gitarre oder Mandoline habe ich gelernt, dass es dem Spieler zu bauen, dann möchte ich, dass er primär auf die Akustik ankommt – das, was der Zeitgeist gerade als gut nicht auf handwerkliche Feinheiten. und richtig empfindet, nachbauen kann. Ich muss verstehen, was die Leute wol- Denn der Geschmack ist Zeitgeist. len. Es geht nicht darum, dass ich ein Wenn er dies kann, dann beherrscht tolles Instrument entwickle, welches er sein Handwerk – und dann kann er mir gefällt. weiterentwickeln. (ZK): Aber so können Sie ja nie ein In- (ZK): Haben Sie Lehrlinge? strument weiterentwickeln oder ein be- sonders schönes Instrument herstellen! Woll: Nein, denn meine Werkstatt ist zu klein für einen zweiten Arbeitsplatz. Woll: Am Anfang dachte ich auch so. Dennoch bin ich dabei, mein Wissen Ich hatte zum Beispiel ein modernes weiterzugeben. Design mit dreieckigem Schallloch ent- 22
Mandoline (ZK): Wie geben Sie es dann weiter? (ZK): Also für die Seiffert-Modelle? Woll: Ich schreibe gerade ein Buch. Woll: Für die moderne klassische Man- Alles das, was ich einem Lehrling mit- doline: Uli Albert, Klaus Knorr, geben möchte, beschreibe ich in dem Reinhold Seiffert oder meine Mando- Buch. Ich möchte meine Werkstatt linen sind ja nicht völlig identisch, aber nicht vergrößern, denn meine Freiheit über diese möchte ich eine „Schritt- bedeutet mir viel. Auch ziehe ich es vor, für-Schritt-Bauanleitung“ schreiben. ein Instrument völlig eigenständig zu Gleichzeitig wollte ich einen histo- bauen und möchte nicht, dass ein ande- rischen Abriss zur Entwicklung des rer die Hälfte davon baut. Der Vorteil Instruments schreiben und habe dafür eines Mitarbeiters wäre, dass meine als Einstieg die Entwicklung der Stahl- Kundschaft nicht so lange warten saitenmandoline genommen, also um müsste. 1850. Wenn nämlich jemand eine Alles das, was ich einem Lehrling mit- moderne Mandoline bauen möchte, so geben möchte, beschreibe ich in dem muss er verstehen können, wie es zu Buch. dieser kam. Diese Entwicklungsschritte zu erkennen ist wichtig, um zu sehen, (ZK): Im Augenblick 7 Jahre? warum die heutige Mandoline so ge- baut wird, wie sie gebaut wird. Dazu Woll: Ja, das ist ein Dilemma. Aber musste ich viel recherchieren, um die sonst könnte ich nicht mehr so arbeiten, Fakten zusammen zu tragen, da es wie ich es jetzt tue. Ich möchte meine wenig bis gar keine Fachliteratur und Lieferzeit auch nicht nur über Preise geeignetes Bildmaterial gibt. regulieren, indem ich die Preise so Beim Recherchieren erkannte ich, dass hoch setzen würde, dass nur wohl- es ganz viel Wissenswertes zur Ent- habende Menschen sich meine Mando- wicklungsgeschichte der Mandoline linen leisten könnten. Das möchte ich gibt, das überhaupt nicht bekannt ist. nicht. Die Mandolinenszene besteht So kam es, dass die ursprüngliche Idee nicht aus den wirklich Reichen. So kam einer Bauanleitung nur noch den ich auf die Idee mit dem Buch. kleineren Teil des Buches ausmacht Ich habe das Glück, dass ich schreiben und ich viel über die historische Ent- und ein Buch gestalten kann. Die wicklung, über die Mandolinen der Vi- ursprüngliche Idee war, ein Buch zu naccias, über Embergher und Calace schreiben, in welchem der Bau einer berichte, und wie sich die Mandoline in modernen, klassischen Mandoline be- Deutschland entwickelt und verbreitet schrieben wird. hat. Das Buch ist ein ideelles Unterneh- 23
Mandoline men, mit welchem sich kein Geld ver- Woll: Ich bin froh vielfältige Arbeit zu dienen lässt. Die Mandolinenszene ist haben, dass ich viele verschiedene relativ klein, verspricht also keine Mandolinenmodelle baue, auch histo- hohen Absätze. rische Nachbauten mit edlen und kunst- Gestaltende Kunst liegt mir, ich mache vollen Einlegearbeiten. Das erfordert das Layout und die Bildgestaltung schon richtig hohe Handwerkskunst. selbst, auch die meisten Fotografien Außerdem mache ich sehr gerne Re- und alle Zeichnungen. Darum liebe ich staurierungen! Und wenn jemand aus das Gestalten des Buches. Ich zeichne der Region anruft und ein Problem mit auch viele Baupläne, was ich ja im seiner Mandoline hat, dann ist es auch Fachzeichnen als Fernmeldemonteur schön, wenn ich das bedienen kann. So gelernt habe. habe ich eine breite Palette. Das passt zu mir. (ZK): Ist das Kunstwerk hinter Ihnen auch von Ihnen? Woll: Das ist von mir fotografiert und war ein Geschenk an meine Frau, den Rahmen machte ich aus Mahagoni. (ZK): Dann ist es ja richtig wichtig für Sie. Sie bewegen sich also in mehreren Kunstsujets. Können wir einmal in Ihre Werkstatt gehen? Beim Großvater machte Alfred Woll erste Werkstatterfahrungen. „Mein Werkzeug hat alles seinen genauen Platz, so dass ich blind hinfassen kann und es finde.“ 24
Mandoline (ZK): Warum machen Sie so wenig Spä- ne? Meine Calace Mandolinen haben ja alle bis zu 36 Späne. Woll: Weil es nicht so viele braucht. Es hat akustisch gesehen für dieses Modell keinen Vorteil. Was hinsichtlich des Körpers der Mandoline gewünscht wird, ist eine stabile, steife Schale, die ohne selber mitzuschwingen gewähr- leistet, dass der Klang aus dem Schall- loch herauskommt. Keine Frage: Ein Instrument, welches viele gekehlte Späne hat, ist einfach schön, es gefällt mir handwerklich und künstlerisch. (ZK): Sie schreiben verschiedentlich Nur akustisch ist es für die moderne auf Ihrer Internetseite, ein Instrument Mandoline kein Gewinn. sei „nach dem italienischen Klangi- Früher bei Embergher oder Calace hat deal“ gebaut. Nur bauen Sie doch gar der Meister hauptsächlich die Ober- nicht wie die Italiener! Ihre Mandoli- aufsicht gehabt und selbst kaum an nen klingen weich und grundtönig, den Instrumenten gearbeitet. Große während die Italiener dagegen oberton- Werkstätten hatten bis zu fünfzehn reich sind. Facharbeiter, die haben nur ganz be- stimmte Tätigkeiten durchgeführt, auf Woll: Meine Modelle „Classico“ und die sie spezialisiert waren und die sie „Roma“ orientieren sich etwa in Rich- richtig gut gemacht haben. Die Güte tung Italiener. Äußerlich gleichen die eines Instruments muss nicht leiden beiden dem Modell „Seiffert“, aber sie unter einer großen Werkstatt, wie sie sind anders beleistet. Den Unterschied Calace heute noch führt. hören Sie, wenn sie einen direkten (Zu Raffaele Calace ist ein Artikel in Vergleich mit einem Modell „Seiffert“ Vorbereitung. d.R.) (der Solista) anstellen. Dann hört ein geschultes Ohr eine Tendenz bei der „Classico“ in Richtung Calace und bei der „Roma“ in Richtung Embergher. Diese Unterschiede werden erreicht durch die unterschiedlichen Belei- stungen. 25
Mandoline (ZK): Wie machen Sie die Beleistung können. In München musste ich aller- und wie bewirkt diese Beleistung den dings einen Stundenlohn für einen be- unterschiedlichen Klang? gleitenden Kurator bezahlen. Woll: Das werde ich alles in meinem (ZK): Gestatten Sie eine letzte Frage: Buch schreiben! (lacht). Dort zeige Besitzen Sie eine elektrische Mandoli- ich anhand von Zeichnungen die Unter- ne? schiede. Das wird ein sehr spannendes Buch werden. Woll: Ja, ich habe eine E-Mandoline in Für die Recherchen zur Entwicklungs- der Stimmung einer Alt-Mandoline, um geschichte in meinem Buch habe ich in lauten Sessions mithalten zu können, auch einige Museen besucht, war auch und mit einer zur Mandola umgebauten in Italien in der Calace-Werkstatt und Böhm-Waldzither mit Tonabnehmer dem Embergher-Museum in Arpino. spiele ich gerne indische Ragas. In Markneukirchen konnte ich über 60 deutsche Mandolinen vermessen. Dort (ZK): Vielen herzlichen Dank, lieber war man äußerst hilfsbereit. So auch in Herr Woll! Paris. So ein Museum hat ja ein öffent- liches Interesse, dass Leute mit den Zuperkurier: Dr. Thilo Fitzner Ausstellungsstücken etwas anfangen 26
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