Aus der Pandemie Hoffnung schöpfen: EINE NEUE STRATEGIE FÜR GESUNDHEIT UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Aus der Pandemie Hoffnung schöpfen: EINE NEUE STRATEGIE FÜR GESUNDHEIT UND NACHHALTIGE ENTWICKLUNG BERICHT DER Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung September 2021
Paneuropäische Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung Eine unabhängige Kommission einberufen von Hans Henri P. Kluge WHO-Regionaldirektor für Europa unter dem Vorsitz von Mario Monti Präsident der Bocconi-Universität und ehemaliger Ministerpräsident Italiens Auftrag: Überdenken der politischen Prioritäten vor dem Hintergrund von Pandemien Dies ist der Abschlussbericht der Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung. Er folgt auf den Handlungsappell vom März 2021. Die Empfehlungen, die aus der Arbeit der Kommission hervorgingen, beruhen auf einer Bestandsaufnahme der Evidenz, die in Verbindung mit dem Hauptbericht veröffentlicht wird. Kopenhagen September 2021 https://www.euro.who.int/de/health-topics/health-policy/european-programme-of-work/pan-european-commission-on- health-and-sustainable-development ii
I N H A LT Zusammenfassung 1 Ziel 5: Ein förderliches Umfeld für Investitionen in die Gesundheit schaffen 26 Die Folgen der COVID-19-Pandemie und die Zwischen Ausgaben für konsumierte Lehren daraus Gesundheitsleistungen und zukunftsorientierten Vorbereitung auf die Zukunft 6 Investitionen unterscheiden 26 Werdegang der Pandemie 6 Öffentliche Investitionen in Präventions-, Auswirkungen der Pandemie 7 Vorsorge- und Gegenmaßnahmen erhöhen 27 Lehren aus der Pandemie 8 Die Überwachung der Gesundheitssysteme Die Arbeit der Kommission 9 stärken 28 G esundheitsbezogene Überlegungen in Ziel 1: Den einheitlichen Gesundheitsansatz Wirtschaftsprognosen einbeziehen 29 auf allen Ebenen operationalisieren 13 Die biologische Vielfalt und das Klima schützen Ziel 6: Die Politiksteuerung im Gesundheitsbereich – eine Absicherung auf allen Ebenen 14 auf globaler Ebene verbessern 31 Verpflichtungen auf nationaler Ebene 15 Einen globalen Gesundheitsrat unter dem Dach der G20 einsetzen 32 Verstärkte Zusammenarbeit auf internationaler Ebene 15 Einen Pandemievertrag vereinbaren 33 Eine globale Regelung für Pandemieimpfstoffe Ziel 2: Auf allen Ebenen der Gesellschaft erarbeiten 33 Maßnahmen zur Überwindung der Spaltungen treffen, die durch die Pandemie noch verschärft Ziel 7: Die Politiksteuerung im Gesundheitsbereich wurden 17 in der paneuropäischen Region verbessern 35 Den Unsichtbaren Sichtbarkeit verleihen 17 Ein paneuropäisches Netzwerk für Ungleichheiten abbauen 18 Krankheitsbekämpfung einrichten 36 Das Vertrauen stärken 18 Einen Paneuropäischen Rat für Gesundheitsgefahren 36 ie Teilhabe von Frauen an Führungspositionen D und darüber hinaus sicherstellen 19 Prioritär in Plattformen für den Datenaustausch und die Dateninteroperabilität investieren 37 Ziel 3: Innovationen zugunsten der Verbesserung Die notwendige Finanzierung sichern, damit des einheitlichen Gesundheitsansatzes die WHO ihren Auftrag erfüllen kann 37 unterstützen 20 Eine strategische Überprüfung von Bereichen Absichten in die Tat umsetzen 38 mit ungedecktem Bedarf vornehmen 20 Tabelle: Umsetzung im Überblick: Was ist Innovationspartnerschaften aufbauen 21 zu tun, wie, von wem und wann 41 Lernende Gesundheitssysteme unterstützen 21 Anhang: Zusammenarbeit der Paneuropäischen Kommission mit der G20 im Hinblick auf die Ziel 4: In leistungsstarke, widerstandsfähige und Einsetzung eines Gesundheitsrats 52 inklusive Gesundheitssysteme investieren 22 Die Infrastruktur der Gesundheitssysteme stärken 23 Gesundheitspersonal gewinnen, schulen und binden 24 Gesundheits- und Sozialwesen verschmelzen 25 iii
G E L E I T WO R T „Die Länder können diese Empfehlungen nun für einen Wiederaufbau zum Besseren verwenden. Ich hoffe sehr, dass die nationalen Regierungen sorgfältig prüfen werden, wie sie die Empfehlungen annehmen und umsetzen können.“ Als ich beschloss, im September 2020 die Paneuropäische Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung einzuberufen, war ich von dem Wunsch getragen, dem Gesundheits- und Sozialwesen einen hohen Stellenwert auf der politischen Tagesordnung zu verschaffen. Ziel war es, eine Bestandsaufnahme der Lehren aus der COVID-19-Pandemie vorzunehmen und hochrangige Entscheidungsträger zu Maßnahmen zu bewegen, die uns vor künftigen gesundheitlichen Bedrohungen schützen und Fortschritte in Bezug auf Gesundheit und nachhaltige Entwicklung in der gesamten paneuropäischen Region ermöglichen würden. Neu an dieser unabhängigen Kommission sind ihr multidisziplinärer Charakter und ihre Zusammensetzung aus herausragenden Persönlichkeiten aus dem Gesundheitsbereich und darüber hinaus mit reichhaltigen Erfahrungen in Politik, Verwaltung und Management. Mein herzlicher Dank gilt Prof. Mario Monti, dem ehemaligen Ministerpräsidenten und Finanzminister Italiens und früheren Mitglied der Europäischen Kommission, für seine Führungsrolle bei der Übernahme einer so ehrgeizigen und anspruchsvollen Aufgabe sowie allen Kommissionsmitgliedern für die Tatkraft, Zeit und Erfahrung, die sie diesem wichtigen Anliegen gewidmet haben. Ganz besonders möchte ich dem wissenschaftlichen Koordinator, Prof. Elias Mossialos von der London School of Economics and Political Science, und dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats, Prof. Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, und seinen Ko-Vorsitzenden Dr. Natasha Azzopardi Muscat und Dr. Josep Figueras sowie der Beraterin des Kommissionsvorsitzenden, Prof. Aleksandra Torbica, danken. Dieser Bericht, der den Mitgliedstaaten auf der 71. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa vorgelegt wird, liefert uns umsetzbare Handlungsempfehlungen, die sich auf fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse stützen und uns erneut die zentrale Rolle der Wissenschaft und wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der Bestimmung der tieferen Ursachen gesellschaftlicher Probleme und der Ermittlung nachhaltiger und anpassungsfähiger Lösungskonzepte bewusst machen. Die Länder können diese Empfehlungen nun für den Wiederaufbau zum Besseren nutzen. Ich hoffe sehr, dass die nationalen Regierungen, insbesondere die Regierungschefs, die Minister für Gesundheit und Soziales und die Finanzminister, sowie die internationalen und multilateralen Organisationen, darunter die WHO und der G20, sorgfältig prüfen werden, wie sie die in diesem Bericht enthaltenen Empfehlungen übernehmen und umsetzen können. Das WHO-Regionalbüro für Europa ist bereit, mit den Mitgliedstaaten zusammenzuarbeiten und sie auf diesem Weg zu unterstützen, um das Gesundheits- und Sozialwesen in der Europäischen Region zu stärken und so die gesundheitsbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung im Rahmen des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ zu erreichen. Dr. Hans Henri P. Kluge WHO-Regionaldirektor für Europa iv
VO R WO R T „Die Welt braucht eine neue und kühne Strategie für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung vor dem Hintergrund von Pandemien.“ Als ich Dr. Kluges E-Mail erhielt, in der er diese gewaltige Aufgabe vorschlug, nämlich welche Lehren aus COVID-19 für die Gesundheits- und Sozialpolitik gezogen werden könnten – nicht gerade mein Spezialgebiet –, war ich höchst erstaunt, aber nur für einen kurzen Augenblick. Ganz offensichtlich hatte er nicht mich gemeint. Nach einem Seufzer der Erleichterung rief ich Dr. Kluge an – wir hatten bis dahin nie miteinander gesprochen – und informierte ihn höflich darüber, dass sich sein Büro in der Person geirrt hatte. Wie sich herausstellte, lag der Irrtum bei mir. Tatsächlich hatte der WHO-Regionaldirektor für Europa die Idee, einen ehemaligen Regierungschef zu bitten, ihm bei der Einsetzung einer unabhängigen Kommission behilflich zu sein, der nicht nur Biowissenschaftler und Leiter von gesundheitlichen und sozialen Einrichtungen, sondern auch Ökonomen, führende Vertreter aus der Privatwirtschaft und von Finanzinstitutionen sowie einige weitere ehemalige Staats- und Regierungschefs angehören würden, und in dieser Kommission den Vorsitz zu übernehmen. Zwei im Bereich öffentliche Gesundheit fachlich wie politisch sehr angesehene Persönlichkeiten, Prof. Martin McKee und Prof. Elias Mossialos, drängten mich, dieses unkonventionelle Anliegen zumindest in Betracht zu ziehen. Als sie zudem ihre Bereitschaft bekundeten, mir bei der Lenkung der Arbeit als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats bzw. als wissenschaftlicher Koordinator zur Seite zu stehen, war ich mir sicher, dass dieses Unterfangen in zuverlässigen Händen liegen würde. Darüber hinaus sollte ich beim Herangehen an diese eher mysteriöse Aufgabe durch eine eigene Sonderberaterin, Prof. Aleksandra Torbica, unterstützt werden, die mit dem Dialog zwischen Gesundheitsexperten und Ökonomen hervorragend vertraut ist. Würde es uns allerdings gelingen, als Kommissionsmitglieder hochrangige Persönlichkeiten mit einer angemessenen geografischen, beruflichen und politischen Bandbreite und einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis zu gewinnen? Das war, so muss ich zugeben, einfacher als erwartet. Ich hatte also keine Ausrede und nahm den Vorschlag von Dr. Kluge an. Rückblickend möchte ich seinen Weitblick anerkennen und ihm für die doch ziemlich einzigartige Gelegenheit danken, die der Kommission unter voller Wahrung ihrer Unabhängigkeit zuteilwurde. Uneingeschränkten Rückhalt fand die Initiative auch beim Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Meine tiefe Dankbarkeit gilt den 18 anderen Kommissionsmitgliedern für ihre Bereitschaft, sich auf eine Reise durch unbekanntes Terrain einzulassen, die einen ungewöhnlich stark interdisziplinär geprägten Dialog voraussetzte. Es war ein Privileg, ein Jahr lang eng mit ihnen zusammenzuarbeiten, auch wenn wir leider kein einziges Mal persönlich zusammenkamen. Das herausragende Engagement aller meiner Kollegen, das durch das Geschick der Ko-Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats, Dr. Natasha Azzopardi-Muscat und Dr. Josep Figueras, als Kulturmittlern und durch die unermüdliche Unterstützung von Gabriele Pastorino erleichtert wurde, hat uns einen intensiven Austausch ermöglicht. Aus ursprünglich sehr unterschiedlichen, auch durch die Ungleichheiten zwischen den 53 Mitgliedstaaten in der paneuropäischen Region der WHO bedingten Perspektiven heraus konnten wir unsere Denkweisen allmählich einander annähern. Letztlich wurden der Bericht und die darin enthaltenen Empfehlungen einstimmig angenommen. Die Welt braucht nach unserer Auffassung eine neue und kühne Strategie für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung vor dem Hintergrund von Pandemien; eine Strategie, die eine Kombination zweier neuartiger Ansätze erfordert. Erstens müssen wir die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit der Menschen, der Tiere, der Pflanzen und des Planeten – vor allem in Bezug auf Umwelt, biologische Vielfalt und Klima – in vollem Umfang anerkennen. Zweitens aber muss der sich daraus ergebende einheitliche Gesundheitsansatz („One Health“) nicht nur operativ umgesetzt, sondern auch nahtlos in einen breiteren und kohärenten Politikrahmen integriert werden, der insbesondere die Wirtschafts- und Finanz-, Technologie-, Sozial- und internationale Politik umfasst. Anschließend gliedern wir die vorgeschlagene neue Strategie in eine Reihe empfohlener Maßnahmen auf nationaler, paneuropäischer und globaler Ebene. Die Pandemie hat unseren Erdball einer wahren, nicht simulierten Belastungsprobe ausgesetzt, die mit beispielloser Klarheit eine schwere chronische Krankheit der Politikgestaltung ans Licht gebracht hat: Kurzsichtigkeit. Sie weist zwei Dimensionen auf: eine zeitliche, nämlich wenn politische Entscheidungsträger versuchen, heute einen Konsens zu erreichen, indem sie die Lasten auf die kommenden Generationen abwälzen, und eine räumliche, nämlich wenn sie versuchen, auf nationaler Ebene Probleme zu lösen, die von Natur aus länderübergreifend sind. Weder Gesundheit noch eine nachhaltige Entwicklung lassen sich herbeiführen, wenn diese in der aktuellen Politik endemische Doppelerkrankung nicht ausgerottet wird. Die Pandemie hat eine Tragödie verursacht, uns aber auch Hoffnung gebracht. Möglicherweise wollen wir die derzeitige Wirklichkeit nicht wahrhaben. Doch dann müssen wir die Schuld für künftige Tragödien bei uns selbst suchen. Vielleicht schon bald. Mario Monti Vorsitzender der Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung v
PA N E U R O PÄ I S C H E KO M M I SS I O N F Ü R G E S U N D H E I T U N D N AC H H A LT I G E E N T W I C K LU N G Vorsitz Wissenschaftlicher Koordinator Vorsitzender des Mario Monti, italienischer Senator Elias Mossialos, Leiter der wissenschaftlichen Beirats auf Lebenszeit, Präsident der Fakultät für Gesundheitspolitik Martin McKee, Professor für Bocconi-Universität, ehemaliger an der London School of öffentliches Gesundheitswesen in Ministerpräsident Italiens und Economics and Political Science Europa an der London School of ehemaliger EU-Kommissar und ehemaliger Staatsminister Hygiene & Tropical Medicine und Griechenlands ehemaliger Präsident der European Public Health Association sowie Forschungsleiter am Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik Mitglieder der Kommission Beata Javorcik, Chefökonomin Sonderberaterin des Rafael Bengoa, ehemaliger der EBWE Vorsitzenden der Kommission Minister für Gesundheit und Aleksandra Torbica, Leiterin Verbraucherschutz in der Jim O’Neill, Vorsitzender von des Forschungszentrums Regierung der spanischen Region Chatham House und ehemaliger für Gesundheits- und Baskenland, Ko-Direktor des Handelsminister des Vereinigten Sozialmanagement an der Instituts für Gesundheit und Königreichs Bocconi-Universität (CERGAS) Strategie (SI-Health) Roza Otunbayeva, ehemalige Ko-Vorsitzende des Suma Chakrabarti, Vorsitzender Präsidentin der Kirgisischen wissenschaftlichen Beirats des Overseas Development Republik Natasha Azzopardi Muscat, Institute (ODI) und ehemaliger Igor Shuvalov, Leiterin der Abteilung Präsident der Europäischen Bank Vorsitzender der VEB.RF Gesundheitspolitik und für Wiederaufbau und Entwicklung (Landesentwicklungsgesellschaft) Gesundheitssysteme der Länder, (EBWE) und ehemaliger Erster WHO-Regionalbüro für Europa Maggie De Block, ehemalige Stellvertretender Ministerpräsident Josep Figueras, Leiter des belgische Ministerin für Soziales der Russischen Föderation Europäischen Observatoriums und Gesundheit, ehemalige Anna Stavdal, designierte für Gesundheitssysteme und Ministerin für Asylfragen Präsidentin der World Organization Gesundheitspolitik und Migration, Mitglied der of Family Doctors (WONCA) Abgeordnetenkammer Sekretariat Helle Thorning-Schmidt, Robb Butler, Exekutivdirektor im Louise Fresco, ehemalige Ministerpräsidentin Büro des Regionaldirektors, WHO- Vorstandsvorsitzende der Dänemarks und ehemalige Regionalbüro für Europa Wageningen University & Geschäftsführerin von Save the Research Gabriele Pastorino, Fachreferent, Children Abteilung Gesundheitspolitik und Sylvie Goulard, Stellvertretende Willem Van Lerberghe, Gesundheitssysteme der Länder, Präsidentin der Banque de France, ehemaliger Leiter der WHO-Regionalbüro für Europa ehemalige Verteidigungsministerin Abteilung Gesundheitssysteme, und ehemaliges Mitglied des Frederic Simard, Gesundheitspolitik und Programmassistent, Büro Europäischen Parlaments Gesundheitspersonal beim WHO- des Regionaldirektors, WHO- Tarja Halonen, ehemalige Hauptbüro Regionalbüro für Europa Präsidentin der Republik Finnland Beatrice Weder di Mauro, Naomi Limaro Nathan, Luise Hölscher, Geschäftsführerin Präsidentin des Centre for Fachreferentin, Abteilung der Robert Bosch Gesellschaft Economic Policy Research (CEPR), Gesundheitspolitik und für medizinische Forschung und Professorin für Internationale Gesundheitssysteme der Länder, ehemalige Vizepräsidentin der Wirtschaftswissenschaften am WHO-Regionalbüro für Europa EBWE Graduate Institute of International and Development Studies, Rebecca Forman, Leitende Toomas Hendrik Ilves, ehemaliger Forschungsprofessorin und Beraterin für Gesundheitspolitik, Präsident der Republik Estland ausgezeichnete Stipendiatin des London School of Economics and INSEAD Political Science (LSE) –Health vi
W I SS E N SC H A F T L I C H E R B E I R AT Mitglieder Orly Manor, Professorin Camilla Stoltenberg, Clemens Auer, Präsident des für Biostatistik, Hebräische Generaldirektorin, Nationales European Health Forum Gastein Universität Jerusalem, Israel Institut für öffentliche Gesundheit, und Sonderbeauftragter für Norwegen Gesundheit beim österreichischen Charles Normand, Emeritierter Bundesministerium für Arbeit, Professor für Gesundheitspolitik Dr. Miklós Szócska, Direktor, Soziales, Gesundheit und und Gesundheitsmanagement, Schulungszentrum für Konsumentenschutz,Österreich Zentrum für Gesundheitspolitik Gesundheitsleistungen, und und Gesundheitsmanagement, Dekan der Fakultät für Gesundheit Reinhard Busse, Leiter des Trinity College Dublin, Universität und staatliche Verwaltung, Fachgebiets Management im Dublin, Irland Semmelweis-Universität, Ungarn Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin, Deutschland Oresta Piniazhko, Sekretariat Leiterin, Abteilung Lucia Dell’Amura, Kairat Davletov, Gesundheitstechnologiebewertung, Verwaltungsassistentin, Direktor des Instituts für Staatliches Fachzentrum Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitsforschung, Nationale des ukrainischen Gesundheitssysteme der Länder, Kasachische Universität Al- Gesundheitsministeriums, Ukraine WHO-Regionalbüro für Europa Farabi Almaty, Kasachstan Walter Ricciardi, Leiter der Isabel de la Mata, Fakultät für öffentliche Gesundheit Hauptberaterin für Gesundheit und Stellvertretender Leiter und Krisenmanagement bei der der medizinischen Fakultät, Europäischen Kommission Katholische Universität vom Heiligen Herzen, Rom, Italien George Gotsadze, Präsident der Stiftung Curatio International, Jorge Simões, Professor Georgien für Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme, Institut Patrick Jeurissen, Professor für Hygiene und Tropenmedizin, am Medizinischen Zentrum NOVA-Universität Lissabon, der Universität Radboud und Portugal Wissenschaftlicher Referent beim niederländischen Ministerium für Mark Pearson, Stellvertretender Gesundheit, Wohlfahrt und Sport, Direktor für Beschäftigung, Arbeit Niederlande und Soziales, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit Anna V. Kontsevaya, und Entwicklung Stellvertretende Direktorin für wissenschaftliche und analytische Peter Smith, Emeritierter Arbeit und Leiterin der Abteilung Professor für Gesundheitspolitik, Öffentliche Gesundheit am Imperial College London, Staatlichen medizinischen und Professor für Globale Zentrum für Therapeutik und Gesundheitsökonomie, Universität Präventivmedizin beim russischen York, Vereinigtes Königreich Gesundheitsministerium, vii Russische Föderation
Wir können die Konsequenzen unseres Versagens während dieser Pandemie nicht einfach hinnehmen, ohne zu versuchen, ihre Ursachen zu ermitteln und dagegen anzugehen. viii
Z U SA M M E N FA SS U N G Derzeit sind wir weit davon entfernt, die 17 Ziele Im Laufe des vergangenen Jahres haben die der Vereinten Nationen für eine nachhaltigere Mitglieder der Kommission darüber nachgedacht, Entwicklung bis 2030 zu erreichen. Nach wie vor was bei der Bekämpfung von COVID-19 und bei beuten wir die Meere und die Erde aus, zerstören früheren Krisen funktioniert hat und was eher Wälder und die natürliche Umwelt, dulden nicht. In unserem Handlungsappell vom März Ungleichheit und Diskriminierung und erzeugen CO2, 2021 und in diesem Abschlussbericht haben wir als ob all das keine Auswirkungen auf die Gesundheit eine Reihe von Empfehlungen zur Verwirklichung von Menschen und anderen Lebewesen hätte. von sieben Kernzielen ausgesprochen, die Wenn wir die zahlreichen Risiken für die menschliche eine erneute Katastrophe dieses Ausmaßes Gesundheit verringern wollen, müssen wir zuerst verhindern sollen. Bei der Formulierung unserer diese selbstverschuldeten Missstände in Angriff Empfehlungen haben wir uns auf die umfangreiche nehmen. Arbeit anderer Kommissionen und Gremien gestützt, die zur Bewältigung von COVID-19 und So lautet die erste Botschaft dieses Berichts: seiner Folgen eingesetzt wurden, und zugleich Gesundheit setzt eine nachhaltige Entwicklung wichtige Alleinstellungsmerkmale unserer vom im Einklang mit den Zielen der UN für nachhaltige WHO-Regionalbüro für Europa einberufenen Entwicklung (SDG) voraus. Wenn wir die Paneuropäischen Kommission für Gesundheit Verpflichtungen, die wir über unsere Regierungen und nachhaltige Entwicklung – Überdenken der eingegangen sind, einhalten wollen, müssen wir politischen Prioritäten vor dem Hintergrund von unsere Lebensweise ändern. Unsere politischen Pandemien – berücksichtigt. Entscheidungsträger müssen ihr übliches Silodenken überwinden und über Fächer, Ministerien, Das, was unsere Kommission insbesondere Gemeinschaften und Nationen hinweg Beziehungen ausmacht, geht aus unserem vollen Titel und aufbauen. Und wir müssen uns von denjenigen Mandat hervor: a) Gesundheit nicht nur aus dem inspirieren lassen, die sich mit Umweltproblemen Blickwinkel von Pandemien, sondern in ihrer wie dem Klimawandel und dem Verlust der Gesamtheit zu betrachten, b) Wechselwirkungen biologischen Vielfalt auseinandersetzen, und zwischen Gesundheit und nachhaltiger Verbindungen zu ihnen erkunden, wie dies in der auf Entwicklung aufzuzeigen und c) den Stellenwert dem Weltgesundheitsgipfel 2021 angenommenen der Gesundheitspolitik im Verhältnis zu anderen Erklärung von Rom betont wird. Prioritäten und Politikbereichen zu überdenken. Geografisch liegt unser Schwerpunkt auf den Wir tun dies alles, weil die Weltgemeinschaft trotz 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der jahrzehntelanger Warnungen vor einer Pandemie WHO und dem allgemeinen globalen Kontext, in dem in der Größenordnung von COVID-19 und trotz die WHO agiert. Forderungen, die Entwicklungen an der Schnittstelle zwischen Human-, Veterinär- und Umweltmedizin Unsere Empfehlungen tragen dieser besonderen aufmerksam zu verfolgen, nicht ausreichend Aufgabe umfassend Rechnung und geben vorbereitet war, als das Virus SARS-CoV-2-Ende Orientierungshilfe in der Frage, welche Priorität die 2019 erstmals auftrat. Die politischen Reaktionen Länder nun der Gesundheit und der nachhaltigen waren unterschiedlich und allzu oft fehlgeleitet. Entwicklung einräumen sollten, um die Systeme und Infolgedessen waren und sind die Auswirkungen Gesellschaften auf den richtigen Kurs für künftige von COVID-19 katastrophal – nicht nur für die Generationen zu bringen. Gesundheit und das Wohlbefinden, sondern auch für die Wirtschaft, den sozialen Zusammenhalt, die Bildung und vieles mehr. Diese Auswirkungen treffen unverhältnismäßig stark diejenigen, die ohnehin schon benachteiligt waren. Jetzt bietet sich uns die Chance, günstige Voraussetzungen für Investitionen in eine gesunde Bevölkerung und einen gesunden Planeten zu schaffen, und zwar mit ausreichend ausgestatteten, bedarfsgerechten und innovativen Systemen für Gesundheit und Soziales sowie Umweltschutz. Wir dürfen diese Chance nicht verspielen. �
Wichtigste Ziele und Empfehlungen ZIEL 1 ZIEL 2 Den einheitlichen Gesundheitsansatz auf allen Auf allen Ebenen der Gesellschaft Maßnahmen Ebenen operationalisieren zur Überwindung der Spaltungen treffen, die Der einheitliche Gesundheitsansatz („One Health“), durch die Pandemie noch verschärft wurden der die Verknüpfungen zwischen Menschen, Tieren, Infolge von COVID-19 treten die Ungleichheiten Pflanzen und ihrer gemeinsamen Umwelt anerkennt, und Ungleichgewichte in unseren Gesellschaften ist als Konzept nicht neu, wurde jedoch in seiner nicht nur zutage, sondern werden auch ausgenutzt Anwendung bislang durch eine bruchstückhafte und verschärft. Die am stärksten benachteiligten Politikgestaltung und Finanzierung sowie und am häufigsten übersehenen Menschen in den siloähnliche Organisationsstrukturen gehemmt. Wie Gesellschaften haben oft am meisten unter den COVID-19 gezeigt hat, sind bei einer Gefährdung Folgen der Pandemie und den Politikmaßnahmen eines dieser Teilbereiche auch die anderen zu ihrer Bewältigung gelitten. Diese Auswirkungen gefährdet. Jetzt mehr denn je müssen wir dringend sind nicht aus heiterem Himmel entstanden, sondern einen einheitlichen Gesundheitsansatz verfolgen, um die Folge einer langjährigen Politik, die zu einer auf die Bedrohungen für die menschliche Gesundheit hohen Einkommens- und Vermögensungleichheit, zu und die weitere Verwirklichung einer nachhaltigen Unterinvestitionen in den Sozialschutz, zu ungleichen Entwicklung zu reagieren. Chancen für bestimmte Gruppen, zu zunehmender Unsicherheit bei Arbeitsplätzen, Löhnen, Wohnraum Wir geben folgende Empfehlungen ab: und sogar bei der Lebensmittelversorgung, zu • Die Regierungen schaffen Strukturen, Anreize Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung und ein förderliches Umfeld für die Entwicklung sowie zur Vorrangstellung des Einzelnen vor der kohärenter, ressortübergreifender Strategien im Gesellschaft beigetragen hat. Wir müssen diese Sinne des einheitlichen Gesundheitsansatzes, Lücken jetzt schließen, nicht nur der Fairness die auf dem Konzept „Gesundheit in allen halber, sondern auch, um Risse in der Gesellschaft Politikbereichen“ und den SDG aufbauen. auszubessern, Polarisierung abzubauen und das Vertrauen in die öffentlichen Einrichtungen • Die Mechanismen für die Koordination und wiederherzustellen. Dabei müssen wir uns im Zusammenarbeit zwischen maßgeblichen Einklang mit den SDG stets auf einen nachhaltigen internationalen Organisationen wie der WHO, der Wandel zum Wohle aller konzentrieren. Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der Wir geben folgende Empfehlungen ab: Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) • Die zahlreichen Ungleichheiten in Bezug und dem Umweltprogramm der Vereinten auf Gesundheit und Zugang zur Versorgung Nationen (UNEP) werden gestärkt, um die innerhalb von Bevölkerungsgruppen werden durch Bemühungen im Hinblick auf ein gemeinsames Informationssysteme erfasst, um Politikkonzepte Verständnis, eine einheitliche Terminologie und und Interventionen gestalten zu können, die an den eine geeignete internationale Architektur für die tieferen Ursachen dieser Ungleichheiten ansetzen. Festlegung von Prioritäten, die Vereinbarung von Zuständigkeitsbereichen und die Ermittlung • Die Menschen in der Gesellschaft, die in Armut des Potenzials für gemeinsame Aktivitäten zur oder unter prekären Umständen leben, werden Förderung der Gesundheit von Menschen, Tieren bestimmt, und Politikmaßnahmen werden und der natürlichen Umwelt zu unterstützen. erarbeitet und umgesetzt, um ihnen die für eine gute Gesundheit benötigte Sicherheit zu vermitteln. • Auf allen Ebenen werden koordinierte Maßnahmen mit dem Ziel getroffen, • Explizite Quoten werden für die Vertretung umweltbedingte Gesundheitsrisiken, darunter von Frauen in öffentlichen Gremien festgelegt, biodiversitäts- und klimabezogene Risiken, zu die an der Formulierung und Umsetzung der mindern und die Berichterstattung im Rahmen des Gesundheitspolitik beteiligt sind. einheitlichen Gesundheitsansatzes zu verbessern. �
ZIEL 3 ZIEL 4 Innovationen zugunsten der Verbesserung des In leistungsstarke, widerstandsfähige und einheitlichen Gesundheitsansatzes unterstützen inklusive nationale Gesundheitssysteme Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass das investieren bestehende Innovationsmodell, bei dem der Die Belastung des Gesundheitssystems im öffentliche Sektor den größten Teil des Risikos Gefolge von COVID-19 hat ein Schlaglicht auf das übernimmt und die Erträge zumeist an private Versäumnis zahlreicher Länder geworfen, flexibel in Unternehmen fließen, mit schweren Mängeln Krankenhäuser, die primäre Gesundheitsversorgung behaftet ist und falsche Anreize setzt. Das und das Sozialwesen zu investieren, um auf die Ausmaß der Pandemie und die Fortschritte bei Krise reagieren zu können, vor der so viele seit der Entwicklung von Impfstoffen haben zudem Jahrzehnten gewarnt hatten. Die Politikmaßnahmen klar erkennen lassen, wie wichtig zielgerichtete zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit der Forschung ist und dass wir innovationsbezogene Gesundheitssysteme sollten sich vor allem an der Herausforderungen bewältigen und erfolgreich sein so wichtigen Infrastruktur der Gesundheitssysteme können, wenn wir als Partner – über geopolitische orientieren, wozu die Gestaltung der Grenzen, Branchen und Institutionen hinweg – Gesundheitseinrichtungen, das Gesundheitspersonal zusammenarbeiten. und die Beziehung zwischen Gesundheits- und Sozialwesen gehören. Wir geben folgende Empfehlungen ab: Wir geben folgende Empfehlungen ab: •E s wird eine strategische Überprüfung der Bereiche vorgenommen, in denen ein • Alle Investitionen in die Gesundheitssysteme ungedeckter Bedarf an Innovationen besteht, werden erhöht, insbesondere in den Bereichen, die zur Verbesserung des einheitlichen für die traditionell weniger Mittel bereitgestellt Gesundheitsansatzes in Europa notwendig sind. werden, etwa die primäre und die psychische Gesundheitsversorgung, wobei diese Investitionen • Es werden Mechanismen für die Abstimmung so gelenkt werden sollten, dass sie die Fähigkeit zwischen der Forschung sowie der Entwicklung der Gesundheitssysteme optimieren, ihren Nutzern und Umsetzung von Politikmaßnahmen die bestmögliche Gesundheit zu bieten. und Interventionen zur Verbesserung des einheitlichen Gesundheitsansatzes eingerichtet, • Vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen die auf einer echten Partnerschaft zwischen dem wird in das Gesundheitspersonal investiert öffentlichen und dem privaten Sektor mit einer und seine Stellung gestärkt. Dabei sollte der gleichmäßigen Verteilung von Risiken wie Erträgen Schwerpunkt auf Möglichkeiten liegen, Gesundheit- beruhen. und Pflegepersonal zu gewinnen, zu binden und während seines gesamten Berufslebens zu • Mit Unterstützung des WHO-Regionalbüros für unterstützen, und zugleich untersucht werden, Europa werden weiterhin Anstrengungen zur wie sich die Aufgaben des Gesundheitspersonals Entwicklung eines Mechanismus für ständige angesichts des raschen Wandels in Medizin und Wissensgewinnung, stetiges Lernen und Technologie verändern können. laufende Verbesserungen auf der Grundlage von Innovationen in der paneuropäischen Region • Die Verknüpfungen zwischen dem Gesundheits- unternommen. und dem Sozialwesen werden vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen neu bewertet und gestärkt, um diese Bereiche enger miteinander zu verzahnen. • Der Prävention übertragbarer und nichtübertragbarer Krankheiten wird Priorität eingeräumt, und die Investitionen in die Kapazitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit werden ausgeweitet. 3
Wichtigste Ziele und Empfehlungen ZIEL 5 • Der Anteil der Entwicklungsfinanzierung, der Ein förderliches Umfeld für Investitionen in die auf globale öffentliche Güter, anhaltende grenzüberschreitende externe Effekte und Gesundheit schaffen allgemein auf die Gesundheit entfällt, wird erhöht. Einige der für das Ausbleiben von Investitionen in die Gesundheit verantwortlichen Faktoren sind • Gesundheitsbezogene Überlegungen werden in Kurzsichtigkeit und negative externe Effekte (etwa Wirtschaftsprognosen, Unternehmensstrategien die Nichtbeachtung der grenzüberschreitenden und Rahmenkonzepte für das Risikomanagement Wirkung nationaler Gesundheitssysteme) im auf allen Ebenen einbezogen. Zusammenspiel mit dem Umstand, dass der umfassendere Nutzen der Gesundheitssysteme ZIEL 6 für die Gesellschaft nicht erkannt wird. Um Die Politiksteuerung im Gesundheitsbereich auf diesen Schieflagen entgegenzuwirken, müssen sich die Informationen, Anreize und Normen globaler Ebene verbessern ändern, die die Mittelvergabe sowohl durch die Mit der Annahme der Internationalen nationalen Regierungen als auch seitens des Gesundheitsvorschriften (IGV) (2005) haben sich die Privatsektors betreffen. Darüber hinaus gilt es, dem Länder der Welt mehrheitlich zum Grundsatz des grenzüberschreitenden Charakter gesundheitlicher gemeinsamen Vorgehens gegen gesundheitliche Bedrohungen und ihren Auswirkungen auf globale Bedrohungen bekannt. COVID-19 hat jedoch deutlich öffentliche Güter durch verstärkte internationale gemacht, dass dies nicht ausreicht. Wir benötigen Unterstützung Rechnung zu tragen. In Zukunft Mechanismen, mit denen wir Mittel für globale sollten Finanzministerien, Zentralbanken, öffentliche Güter mobilisieren und von den Ländern Aufsichtsbehörden und staatliche Stellen Anreize Rechenschaft für ihre Beiträge einfordern können. für Investitionen zugunsten von Gesundheit und Wir geben folgende Empfehlungen ab: Wohlbefinden für alle schaffen. Alle erdenklichen Maßnahmen sollten getroffen werden, um die Folgen • Ein Globaler Gesundheitsrat wird unter dem Dach gesundheitsschädigender Aktivitäten zu verringern, der G20 eingesetzt, um eine bessere Bewertung indem die damit verbundenen Risiken gebührend der sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen berücksichtigt und die Kosten dieser Aktivitäten Folgen gesundheitsbezogener Risiken zu fördern, erhöht werden. wobei er sich auf Erkenntnisse aus der bisherigen Arbeit des Netzwerks für die Ökologisierung Wir geben folgende Empfehlungen ab: des Finanzsystems, des Finanzstabilitätsrats • Die Daten zu Gesundheitsausgaben werden und anderer Klima- und Biodiversitätsinitiativen anders erfasst, und zwar so, dass klarer stützt, und um den Anteil privater Finanzmittel für unterschieden wird zwischen Ausgaben für Gesundheit auszuweiten. konsumierte Gesundheitsleistungen einerseits • Ein Pandemievertrag wird vereinbart, der und zukunftsorientierten Investitionen in die wahrhaft global ist, eingehalten werden kann, Krankheitsprävention und die Steigerung der ausreichende Flexibilität bietet und innovative Effizienz der Leistungserbringung andererseits. Mechanismen vorsieht, die die Regierungen • Die Investitionen in Maßnahmen zur Verringerung dazu veranlassen, einen Teil ihrer hoheitlichen von Bedrohungen, zur Bereitstellung von Entscheidungsprozesse für bestimmte Frühwarnsystemen und zur Verbesserung der Politikbereiche zu bündeln. Krisenreaktion werden aufgestockt. • Eine globale Regelung für Pandemieimpfstoffe • Die Befugnisse der WHO zur Überwachung mit Festlegungen zu den Rechten und Pflichten aller der Gesundheitssysteme werden gestärkt Beteiligten wird erarbeitet, um die Verfügbarkeit und umfassen regelmäßige Bewertungen der und Verteilung von Impfstoffen zu gewährleisten. Bereitschaftsplanung, die in das Monitoring durch den Internationalen Währungsfonds, die Entwicklungsbanken und andere Fachinstitutionen einfließen. 4
ZIEL 7 • Multilaterale Entwicklungsbanken und Die Politiksteuerung im Gesundheitsbereich in Institutionen der Entwicklungsfinanzierung investieren vorrangig in Plattformen für den der paneuropäischen Region verbessern Datenaustausch und die Dateninteroperabilität. Unsere Welt und insbesondere unsere Europäische Region der WHO sind hochgradig vernetzt, • Die notwendige Finanzierung wird gesichert, was zahlreiche Vorteile mit sich bringt, aber damit die WHO ihren Auftrag in der Europäischen auch Risiken der Krankheitsübertragung birgt. Region erfüllen kann. Europa ist besonders anfällig für gesundheitliche Bedrohungen, und die Welt ist anfällig für in Europa entstehende Bedrohungen. Ebenso könnte ein Rückgang der Vernetzung drastische Konsequenzen für Europa und die Welt haben. Zudem ist die paneuropäische Region äußerst vielfältig und durch große Unterschiede in Bezug auf Wohlstand, Bevölkerungsgröße, Kultur, politisches System, Demografie und Bevölkerungsgesundheit gekennzeichnet, was verschiedenste Probleme hinsichtlich der Koordination und Politikgestaltung hervorrufen kann. COVID-19 hat ein Licht auf viele der Schwach- und Bruchstellen in unseren globalen Steuerungssystemen geworfen und besonders deutlich zutage treten lassen, dass mehr unternommen werden kann, um die Politiksteuerung im Gesundheitsbereich und die Rolle des WHO- Regionalbüros für Europa in der gesamten paneuropäischen Region zu stärken. Wir geben folgende Empfehlungen ab: • Ein paneuropäisches Netzwerk für Krankheitsbekämpfung wird unter der Leitung des WHO-Regionalbüros für Europa eingerichtet, das rasche und wirksame Antworten auf neu auftretende Bedrohungen bereitstellt, indem es die Frühwarnsysteme stärkt, unter anderem durch Erweiterung der epidemiologischen und labortechnischen Kapazitäten, und die Entwicklung eines interoperablen Netzwerks für Gesundheitsdaten unterstützt, das auf gemeinsamen, von der WHO entwickelten Standards beruht, in der Erkenntnis, dass die Regierungen unterschiedlich schnell agieren werden. • Ein Paneuropäischer Rat für Gesundheitsgefahren wird vom WHO-Regionalbüro für Europa einberufen, um das politische Engagement, die Komplementarität und Zusammenarbeit im gesamten multilateralen System, die Rechenschaftslegung und die Förderung der Kooperation und Koordination zwischen den Gesetzgebungs- und Exekutivorganen in der paneuropäischen Region zu stärken und aufrechtzuerhalten. 5
D I E FO LG E N D E R COV I D -19 - PA N D E M I E U N D D I E L E H R E N DA R AU S Vorbereitung auf die Zukunft 4. Politiker und die sie beratenden Wissenschaftler hatten Mühe, über die nächsten Schritte zu 1. Wir können die Konsequenzen unseres Versagens entscheiden. Einige Entwicklungen wirkten sich während dieser Pandemie nicht einfach hinnehmen, zu ihren Gunsten aus. Die genetische Struktur des ohne zu versuchen, ihre Ursachen zu ermitteln und Virus konnte schnell entschlüsselt werden, und dagegen anzugehen. Derzeit sind wir weit davon rasch waren Diagnosetests verfügbar, sodass die entfernt, die 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine Ausbreitung des Virus verfolgt werden konnte. nachhaltigere Entwicklung bis 2030 zu erreichen. Allerdings traten auch Probleme auf. Es bestand Nach wie vor beuten wir die Meere und die Erde aus, Unklarheit darüber, wie sich das Virus ausbreitete, zerstören Wälder und die natürliche Umwelt, dulden und es sollte viele Wochen dauern, bis die Ungleichheit und Diskriminierungen und erzeugen Bedeutung der Übertragung über die Luft erkannt CO2, als ob all das keine Auswirkungen auf die wurde, und noch länger, bis diese Erkenntnisse Gesundheit von Menschen und anderen Lebewesen allgemein akzeptiert wurden. Aufgrund dieser hätte. Wenn wir die zahlreichen Risiken für die Wissenslücke, gepaart mit der unvermeidlichen menschliche Gesundheit verringern wollen, müssen politischen Zögerlichkeit, durch rasche und wir zuerst diese selbstverschuldeten Missstände in beispiellose Maßnahmen große Teile der Wirtschaft Angriff nehmen. herunterzufahren, blieben die Maßnahmen, die 2. So lautet die erste Botschaft dieses Berichts: nach heutigem Kenntnisstand wirksam sind – Gesundheit setzt eine nachhaltige Entwicklung Verringerung von Menschenansammlungen in im Einklang mit den Zielen der UN für nachhaltige Umfeldern, in denen sich das Virus ausbreiten kann, Entwicklung (SDG) voraus. Wenn wir die und wirksame Ermittlung von Kontaktpersonen – Verpflichtungen, die wir über unsere Regierungen zunächst aus. Und unser Lernprozess ging weiter. eingegangen sind, einhalten wollen, müssen wir Wir hatten es nicht einfach mit einer weiteren unsere Lebensweise ändern. Unsere politischen viralen Lungenentzündung zu tun, sondern Entscheidungsträger müssen ihr übliches mit einer Erkrankung, die viele verschiedene Silodenken überwinden und über Fächer, Ministerien, Systeme des Körpers angriff, und einige unserer Gemeinschaften und Nationen hinweg Beziehungen Erstbehandlungen, etwa die verfrühte künstliche aufbauen. Und wir müssen uns von denjenigen Beatmung von Patienten, konnten die Lage noch inspirieren lassen, die sich mit Umweltproblemen verschlimmern. Wir alle durchliefen eine steile wie dem Klimawandel und dem Verlust der Lernkurve. biologischen Vielfalt auseinandersetzen, und 5. Angesichts dieser Ungewissheit gab es Verbindungen zu ihnen erkunden, wie dies in der auf unterschiedliche Vorstellungen über mögliche dem Weltgesundheitsgipfel 2021 angenommenen Reaktionsmaßnahmen. Einige Länder, vor Erklärung von Rom betont wird. allem in der Region Asien-Pazifik, die in den vergangenen Jahren Erfahrungen mit dem Werdegang der Pandemie Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom 3. Die Pandemie war nicht nur vorhersehbar, sondern (SARS) gemacht hatten, gingen rasch dazu über, die wurde auch vorhergesagt. In den vergangenen drei Übertragung durch Grenzschließungen und strenge Jahrzehnten haben Forscher und Kommentatoren Ausgangsbeschränkungen zu unterdrücken. Heute auf die Bedeutung der Entwicklungen an der sehen wir ein, dass dies der beste Weg war, die Schnittstelle zwischen Human-, Veterinär- Gesundheit und die Wirtschaft zu schützen, doch war und Umweltmedizin hingewiesen. Dieses diese Ansicht damals sehr umstritten. Andere, häufig Konzept bezeichnen wir heute als einheitlichen gestützt auf Pläne für die pandemische Influenza, Gesundheitsansatz („One Health“). Doch trotz der sahen eine weltweite Ausbreitung als unvermeidlich zahlreichen Warnungen war die internationale an und versuchten, die Folgen der Krankheit durch Gemeinschaft weitgehend unvorbereitet auf das gezielte Maßnahmen zur Verhinderung einer Auftreten eines neuen Infektionserregers, des Virus Überlastung der Gesundheitssysteme abzumildern. SARS-CoV-2-Virus, Ende 2019 in Wuhan (China). Als Einige hielten es sogar für am besten, die die ersten Fälle erkannt wurden, hatte sich das Virus Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung zuzulassen, bereits über die Grenzen Chinas hinaus ausgebreitet um eine natürliche Immunität zu erreichen, und und war innerhalb weniger Wochen in Europa dabei die am stärksten gefährdeten Personen angekommen. Bald sollte es in fast alle Teile der Welt zu schützen. Doch selbst dann, als Einvernehmen gelangen. über die notwendigen Schritte bestand, gingen die Meinungen über ihren Zeitpunkt auseinander. Es 6
ist eine normale menschliche Reaktion, zunächst 9. Eines der prägenden Merkmale der Pandemie abzuwarten, bevor man Einschränkungen in dem besteht darin, dass sie die bereits vorhandenen letztlich notwendigen Umfang beschließt, doch ist Ungleichheiten ans Licht gebracht hat. Die die Zeit nicht auf der Seite derer, die sich bei einer Menschen, die schon zuvor benachteiligt waren, sind Epidemie, in der sich die Zahl der Fälle alle zwei bis mit höherer Wahrscheinlichkeit infektionsgefährdet. drei Tage verdoppelt, zögerlich verhalten. Sie sind in Branchen mit Kundenkontakt wie dem Verkehrswesen oder in Bereichen tätig, Auswirkungen der Pandemie die die Ausbreitung begünstigen, etwa in der 6. Die Folgen der Pandemie sind gewaltig: In den Lebensmittelverarbeitung, und infizieren daher oft am schwersten betroffenen Ländern stehen der eher Familienangehörige, mit denen sie gemeinsam Einzelne, die Familie, die Gesellschaft und die in beengten Wohnverhältnissen leben. Sie weisen Volkswirtschaft vor verheerenden Auswirkungen, aufgrund von Vorerkrankungen ein höheres Risiko deren Ausmaß sich viele nicht hätten vorstellen für einen schweren Krankheitsverlauf und folglich können, als erstmals über das Virus berichtet für einen vorzeitigen Tod auf. Zudem sind sie am wurde. COVID-19 hat weltweit mittlerweile mehrere stärksten von den Politikmaßnahmen betroffen, Millionen vorzeitige Todesfälle verursacht und bei da sie als Selbstständige von Arbeitsplätzen in der vielen Menschen Folgewirkungen hervorgerufen, informellen Wirtschaft abhängen, die häufig nicht darunter das sogenannte „Long COVID“, eine von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen erfasst Kombination von Symptomen, die mehrere Systeme werden. Die gesellschaftlichen Veränderungen des Körpers betreffen und häufig mit starken der vergangenen Jahrzehnte haben diese Einschränkungen einhergehen. Bevölkerungsgruppen verwundbar gemacht. Immer mehr Menschen leben in prekären Verhältnissen, in 7. Anlass zur Sorge geben allerdings nicht denen die traditionellen sozialen Sicherheitsnetze nur die direkten Folgen von Infektionen. durchlässig geworden sind, und wissen nicht, ob Viele konnten während der Pandemie keine sie von einer Woche zur nächsten ein Einkommen, Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen, eine Beschäftigung, eine Wohnung oder selbst da die Gesundheitseinrichtungen ihre Angebote Nahrungsmittel haben werden. verstärkt auf den unmittelbaren Bedarf der Menschen mit COVID-19 ausrichteten. Die 10. Wie groß diese Ungleichheit ist und welche Behandlung von zeitkritischen Erkrankungen Bevölkerungsgruppen daher am stärksten gefährdet wie Krebs im Frühstadium verzögerte sich, und sind, ist in vielen Ländern nicht sichtbar. Daten Früherkennungsprogramme wurden ausgesetzt, zum sozioökonomischen Status, zur ethnischen weshalb viele Menschen keine Diagnose erhielten Zugehörigkeit und zu anderen Determinanten von und somit nicht frühzeitig therapiert werden konnten. Gesundheit sind nicht Gegenstand systematischer Viele Gesundheitssysteme werden künftig mit einem Erhebungen. Werden Daten so erhoben, dass diese massiven Rückstau an Fällen zu kämpfen haben, Ungleichheiten erkennbar sind, deuten sie häufig auf dessen Abbau mehrere Jahre in Anspruch nehmen Bevölkerungsgruppen hin, die in mehrfacher Hinsicht könnte. benachteiligt sind. Viele dieser Benachteiligungen sind die Folge einer staatlichen Politik (oder mitunter 8. Weitere indirekte Folgen sind der Verlust des Fehlens einer solchen Politik), die in Bereichen von Arbeitsplätzen, Einkommen und sozialer wie Gesundheit, Bildung und Beschäftigung Unterstützung. Frauen sind stark betroffen, keine Leistungen vorsieht. Andere sind Ausdruck vor allem dort, wo sie aufgrund traditioneller bestehender Spaltungen in der Gesellschaft, unter Geschlechterrollen die Verantwortung für die anderem aufgrund von Rassismus. Kinderbetreuung und -erziehung übernehmen mussten, wenn Schulen und Kindergärten 11. Über die gesundheitlichen und sozialen geschlossen wurden. Auch Kinder haben unter der Auswirkungen hinaus hat die Pandemie auch Pandemie gelitten. Viele wurden zu Waisen, mussten katastrophale wirtschaftliche Folgen. Schätzungen in einer entscheidenden Phase ihrer Entwicklung zufolge schrumpfte die Produktion im Jahr auf Bildung und soziale Beziehungen verzichten und 2020 weltweit um 3,3 %, ein Wert, der deutlich gerieten wegen des Verlusts von Familienbetrieben über dem während der globalen Finanzkrise in wirtschaftliche Not. Für viele werden die Folgen, von 2008 verzeichneten Rückgang von 1 % darunter entgangene Bildung und geringere liegt. Mittlerweile sind die Bewertungen einiger Verdienstmöglichkeiten, ein Leben lang andauern. Aktienmärkte, insbesondere derjenigen, die von Technologieunternehmen beherrscht werden, 7
D I E FO LG E N D E R COV I D -19 - PA N D E M I E U N D D I E L E H R E N DA R AU S in die Höhe geschnellt, was die Ungleichheiten Lehren aus der Pandemie weiter wachsen lässt. Einige der am schwersten 14. Heute wissen wir, dass bei der Reaktion auf getroffenen Länder sind auf Tourismus oder die Pandemie viele Fehler gemacht wurden. Wie Rohstoffexporte angewiesen oder nur begrenzt wir bereits erwähnten, waren die Regierungen mit in der Lage, angemessene Politikmaßnahmen einer sich rasch entwickelnden Krise konfrontiert, durchzuführen. sich jedoch kaum einig über das Wann und Wie 12. Es hätte allerdings noch viel schlimmer der Reaktion. Die Länder agierten unterschiedlich kommen können. Zum Glück waren die meisten schnell und mit unterschiedlichen Mitteln. Und sie Zentralbanken nach den Reformen im Gefolge lieferten sich bei der Beschaffung der notwendigen der globalen Finanzkrise gut vorbereitet und Güter weltweit einen fieberhaften Wettlauf, wobei sie brachten massive Hilfsprogramme (allein in der mitunter Opfer skrupelloser oder krimineller Akteure Eurozone im Umfang von 1,85 Billionen Euro) wurden, eine Situation, die in einigen Fällen noch auf den Weg. Mit diesen Interventionen wurden durch Korruption verschärft wurde. Maßnahmen unterstützt, die die Auswirkungen 15. Die verheerenden Folgen von COVID-19 haben auf die Beschäftigung abschwächten, darunter deutlich gemacht, wie überaus unvorbereitet viele umfassende arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen Länder in der Europäischen Region der WHO1 und Lohnsubventionen. Dennoch waren junge waren, auch wenn sich das erst nach Abschluss Menschen, Geringqualifizierte, Migranten, Frauen der Untersuchungen genauer herausstellen und Beschäftigte in kleinen Unternehmen sehr stark wird, die unerlässlich sein werden, damit wir betroffen. Lehren ableiten können. Allerdings wissen wir 13. Mit Blick auf die Zukunft gibt es Grund zu der bereits jetzt ziemlich viel. Ein offensichtlicher Annahme, dass sich viele Volkswirtschaften rasch Schwachpunkt war die Planung. Selbst wenn erholen werden. Der Internationale Währungsfonds die Länder über Pläne verfügten, wurden diese (IWF) geht in seinem Weltwirtschaftsausblick 2021 möglicherweise nicht aktualisiert oder erprobt, oder davon aus, dass die globale Wirtschaftsleistung es wurden nicht die notwendigen Vorkehrungen 2021 um 6 % und 2022 dann nur noch um 4,4 % getroffen. Die technischen Kapazitäten waren zulegen wird. Hinter diesen Zahlen verbergen häufig unzureichend, sodass die Systeme für die sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Überwachung und Bekämpfung nicht in der Lage Ländern und länderübergreifend, und der IWF waren, die Warnzeichen zu erkennen, geeignete weist warnend auf eine noch immer sehr unsichere Gegenmaßnahmen zu konzipieren oder sie weltweite Wirtschaftslage hin. Hintergrund umzusetzen. Und die politische Führung war – dafür sind die Möglichkeit des Auftretens selbst eingedenk der schwierigen Umstände – oft neuer Varianten, die Frage, inwieweit sich die mangelhaft oder schwach, wodurch sich die Lage in Unternehmen dank der während der Pandemie einigen Fällen noch verschlimmerte. beschlossenen Politikmaßnahmen erholen können, 16. Diese Versäumnisse waren unverzeihlich. Es gab und die Ausgabebereitschaft der Menschen mit zahlreiche Warnungen, zuletzt bei den Ausbrüchen Ersparnissen. Weitere Unwägbarkeiten sind die der Ebola- und Zika-Viruskrankheiten, SARS Stimmung der Anleger, insbesondere in Bezug auf und der Schweinegrippe. In Anbetracht all dieser die Anleihemärkte, und das Inflationsrisiko. Darüber Erfahrungen wurde deutlich, wie wichtig die Vorsorge hinaus zeichnen sich zahlreiche andere gravierende in Bezug auf Surveillance, Reaktionsfähigkeit und die und in vielen Fällen miteinander verknüpfte Beseitigung der Schwachstellen in der Gesellschaft Bedrohungen ab, etwa die fortschreitende ist, die so viele Menschen einem Risiko sowohl in Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen (AMR), Bezug auf eine Infektion als auch hinsichtlich der die globale Erwärmung, die Massenmigration, Reaktion darauf aussetzten. Zudem lassen andere Konflikte und Gefahren für die Demokratie, die Teile der Welt, insbesondere die Region Asien- allesamt erhebliche Risiken für die Gesundheit, Pazifik, erkennen, dass es Ländern, die vorbereitet das Wohlbefinden sowie die gesellschaftliche und waren, in öffentliche Gesundheitssysteme investiert wirtschaftliche Leistungsfähigkeit darstellen. hatten und Führungsstärke bewiesen, gelang, die gesundheitliche und wirtschaftliche Belastung durch frühzeitiges und entschlossenes Handeln zu verringern. 1 Die Europäische Region der WHO mit ihren 53 Mitgliedstaaten erstreckt sich über ein riesiges geografisches Gebiet, das vom Atlantik bis zum Pazifik reicht und von uns als paneuropäische Region bezeichnet wird. 8
Sie können auch lesen