Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich - Siebzehnte Ausgabe mit Berichten aus den Bundesländern
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AUSGABE Siebzehnte Ausgabe mit Berichten aus den Bundesländern: 17 Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, JULI 2020 Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich
3 | INHALT Inhalt Salzburg Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung durch Berufsjäger 43 Wir gratulieren 43 Editorial 4 Friedrich Mayr-Melnhof im Alter Naturvermittlung – Pädagogik 5 von 95 Jahren verstorben 44 Waldwissen von Kindern 11 Tularämie – Hasenpest 45 Nachgedacht 16 Ein Betrieb stellt sich vor 18 Kärnten Wissen Natur! 22 Haus der Steinböcke – der König und sein Thron 47 Saisonale Physiologie des Wildes 24 Wir gratulieren herzlich! 49 Leserbrief 29 Steiermark Vorarlberg Naturwelten Steiermark – Wie geht es dem Gams in Vorarlberg? 30 Eine Idee wird Wirklichkeit 50 Das neue Waldverjüngung- Wir gratulieren 52 Wildschaden-Kontrollsystem (WWKS) 37 Oberösterreich Tirol Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner 54 Berufsjägerlehrgang 2020 in Rotholz/Tirol 39 Neue Kollegen 40 Niederösterreich Berufsjägerprüfung Tirol 2020 42 Woher die Wurst am Lagerfeuer kommt... 56 © Heimo Kranzer IMPRESSUM: Herausgeber u.v.d.I.v.: Österreichische Berufsjägerverbände Redaktion: Heimo Kranzer, Schwaighof 203, 8913 Weng im Gesäuse, Tel.: 0664/2113174, Mail: kranzer@landesforste.at Titelbild: Christian Mayer Redaktionsteam: Mag. Franz Naschberger, Birgit Kluibenschädl (Tirol); Josef Hörl, Christoph Burgstaller, Georg Rieger (Salzburg); Walter Pucher (Kärnten); Corinna Gertenbach (Oberösterreich); Christoph Rogge (Niederösterreich); Jonathan Pucher (Steiermark); Manfred Vonbank (Vorarlberg); Fotos: Namentlich nicht gekennzeichnete Motive wurden vom jeweiligen Landesverband und der Redaktion zur Verfügung gestellt. © Medien Manufaktur Admont/Druckerei Wallig, Gröbming
VORWORT | 4 Werte Leserinnen und Leser! COVID 19 (coronavirus disease 2019) und die seit weniger von Naturnutzern gestört und konnten Jänner 2020 sich global ausbreitende Viruskrank- sich freier in ihrem Lebensraum bewegen, auf- heit hat weite Bereiche des gewohnten Lebens grund des geringeren Verkehrsaufkommens hat für uns Menschen über Monate lahmgelegt. Die sich die Luftqualität nachweislich verbessert. Pandemie hat auch vor uns nicht Halt gemacht: Die Corona-Krise hat eine erhöhte Nachfrage der Jägerschaft und den Mitwirkenden des „ös- nach regionalen Lebensmitteln ausgelöst, was terreichischen Berufsjägers“. Leider waren wir in sich in Zukunft dahin gehend auswirken könnte, der Redaktion gezwungen, viele Beiträge auf eine dass sich womöglich auch die Absätze unseres spätere Ausgabe unserer Zeitung zu verschieben. Wildfleisches steigern lassen. So sind große Teile der Länderberichte entfallen, da Nicht zu vergessen ist, dass trotz all der Unbilden aufgrund des behördlich angeordneten Veranstal- die Arbeiten in den Revieren unbeirrt fortgesetzt tungsverbotes zur Eindämmung der Viruskrankheit wurden und werden: Reviergänge und Einzelan- bis auf weiteres keine jagdlichen Veranstaltungen sitze, verschiedene Arbeiten im Revier, wie Beschi- stattfinden dürfen. Bedauerlicherweise mussten ckung von Salzlecken, Fütterungen, Instandhaltung Trophäenschauen abgesagt werden, Jahreshaupt- und Bau von Reviereinrichtungen, Bewirtschaf- versammlungen konnten nicht stattfinden, Jung- tung von Wildwiesen usw. Auch wurden Forst- jägerkurse mussten für unbestimmte Zeit unter- schutzmaßnahmen und die Jagdaufsicht laufend brochen werden und verschiedene Fortbildungen wahrgenommen, um nur einige der wichtigsten wurden entweder ersatzlos gestrichen oder aber Arbeitsbereiche zu nennen. Natürlich wurden all auf unbestimmte Zeit verschoben. diese Tätigkeiten von uns Berufsjägern unter den Das in diesen Tagen so oft gebrauchte Wort „Krise“ gegebenen Vorschriften erledigt: entweder allein, hat einen doppelten Sinn: Bezeichnet es einer- mit Menschen im eigenen Wohnungsverband oder seits den Höhepunkt einer schwierigen Situation, mit anderen Personen mindestens im „Baby- so liegt darin andrerseits auch die Bedeutung der Elefanten-Abstand“. Selbstverständlich gab und Wende. Aber wohin wird sich diese schwierige gibt es für uns Berufsjäger kein Home-Office und Lage wenden? auch keine Kurzarbeit – unser „Büro“ ist die Natur Der österreichische Dichter Hugo von Hofmannsthal und unser Job kommt nie zu kurz! schrieb einmal: „Das ganze Leben ist ein ewiges Ein Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist die Wiederanfangen“. Wir wollen in diesen schwierigen Wissensvermittlung und wie wir Jäger mit den Zeiten nach vorne blicken, den zitierten Neuanfang didaktischen Herausforderungen am besten um- durch konstruktives Denken und Handeln fördern gehen – ein Bereich mit Potenzial und viel „Luft und beginnen! Ein symbolischer Ausdruck dessen nach oben“, dem wir uns in Zukunft unbedingt soll auch die Wahl unseres Titelbildes sein, das vermehrt widmen sollten. die Aufbruchsstimmung versinnbildlicht: Jeder noch so bedrückende Wolkenhimmel löst sich Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen irgendwann und lässt die Sonne wieder scheinen! unserer Zeitung – und bleiben Sie gesund! Bedenken wir aber auch, dass diese Krise durch- aus positive Aspekte für die Natur hatte: Durch RJ Heimo Kranzer die Ausgangsbeschränkungen wurden Wildtiere Redaktion
5 | NATURVERMITTLUING PÄDAGOGIK FOTOS: Andreas Holzinger, Wildpark Feldkirch, Hans Putz Naturvermittlung – Pädagogik Es ist heute wichtiger denn je, Kindern und Er- dem Motto: „Nur was man kennt, kann man auch wachsenen die Wertschätzung für die Natur zu schützen.“ Die österreichische Berufsjägerzei- vermitteln. Leider gehören echte Begegnungen tung hat sich dieses Themas angenommen und in und mit der Natur für viele Menschen heu- nachgefragt, welchen Beitrag die Jagd bzw. die te nicht mehr zum selbstverständlichen Alltag. Berufsjäger leisten können, um Naturwissen an Das Nicht-mehr-Erleben natürlicher Rhythmen die Bevölkerung weiterzugeben. Dazu konnten wir und Erscheinungen hat große Folgen für unsere einem Salzburger Berufsjäger bei der praktischen Gesellschaft. Auch die Jagd ist hier stark gefor- Umsetzung über die Schulter schauen, haben in dert, auf dass grundlegendes Wissen erst gar Vorarlberg im Wildpark Feldkirch tolle Ansätze nicht verloren geht und dass ein Naturverständ- für ein pädagogisches Miteinander gefunden nis vermittelt wird, welches in weiterer Folge zu und uns auch vom Präsidenten des Vereins der ökologisch sinnvollem Handeln für uns und für Waldpädagogen Österreichs die Notwendigkeit die nachfolgenden Generationen führt. Ganz nach von Jagd- und Waldpädagogik erklären lassen. Über die Notwendigkeit, sich als Jagd- und Forstpersonal für dieses Thema zu engagieren Ein Beitrag von Andreas Holzinger, Wirtschaftsführer der Steiermärkischen Landesforste und Präsident des Vereins der Waldpädagogen Österreichs In diesen – von der Corona-Pandemie überprägten Wald als Sehnsuchtsort vieler Menschen – Zeiten mit Quarantäne, Homeoffice, Isolation und – nach Erwin Ringel – auch Teil der österreichi- und Empfinden von „Eingesperrt sein“ – steigt schen Seele, gleichsam Heimat und Verwurzelung, die Sehnsucht nach Freiheit, nach Natur, frischer ist wieder „in“ und wird von Erholungssuchenden, Luft, Sonne und Blätterrauschen im Wind – kurz, Naturliebhabern, Gästen, aber auch Freizeitsport- die Natur, den Wald wieder mit allen Sinnen lern wieder verstärkt aufgesucht. Wald ist aber erleben zu können. andererseits nicht nur Arbeits- und Wirkungsstätte
ANDREAS HOLZINGER | 6 vieler Forstleute, Jäger und Waldbesitzer, sondern Von den jagdbaren Großen wie Hirsch, Reh und auch Wohn- und Aufenthaltsort („Habitat“, lat. Auerhahn bis zu den kleinen Unsichtbaren, zu – wohnen, aufhalten) vieler Wildtiere, die hier Igel, Dachs und Eichhörnchen, von der Amsel Äsungs- und Deckungsangebot in grüner Hülle bis zum Zaunkönig, vom Schmetterling bis zum und Fülle finden. Da scheinen wohl Konflikte und Kuckuck, dessen markanten Ruf jedes Kind kennt, Spannungen vorprogrammiert. Dass sich derartige aber (Hand aufs Herz) kaum jemand weiß, wie Spannungen durchaus störungsfrei und manchmal schön dieser Vogel eigentlich aussieht! sogar interessant lösen lassen (vielleicht kommt Der heute mündige und wissbegierige Wald- „spannend“ von „Spannung“?), beweisen viele besucher beschäftigt sich mit „Shinrin Joku“, haupt- und ehrenamtliche Jagd- und Waldpäda- Phytonziden und Terpenen – und das hat nichts gogen, die mit einer professionellen Ausbildung mit Esoterik zu tun! Wir gemütlichen Kaiserjäger in Didaktik, Rhetorik und Pädagogik den oft in der haben das aus Japan stammende Begriffspaar Materie eher waldfremden Personen den Zauber längst in ein für uns umgänglicher klingendes des Ökosystems Wald in all seinen Bedeutungen „Waldbaden“ übersetzt, bei dem diese gesunden und Funktionen auf verständliche und einfache Pflanzenstoffe der Bäume beim Waldaufenthalt Weise näherbringen. eine enorm positive Wirkung für den Menschen entfalten: gleichsam eine Aroma-Therapie aus Aber einmal der Reihe nach ätherischen Ölen, stressbefreienden Duftzellen Das Forstgesetz ´75 hat die Öffnung des Waldes und sauerstoffreicher Luft. Keine Sorge, das wird für Erholungssuchende gebracht, das heißt, dass hier kein Nachhilfeunterricht in Medizin oder sich der Mensch für Erholungszwecke im Wald Pflanzenchemie, sondern soll vielmehr Anreiz und aufhalten darf (auf manche Einschränkung und Hinweis sein, sich mit den aktuellen Themen der Verbote wird hier aus Platzgründen bewusst ver- Waldbesucher selbst zu beschäftigen und seine zichtet). Das aktuell zunehmende breite Wissen eigenen Kenntnisse zu vertiefen – ein probater um die Gesundheitswirkungen des Waldes steigert Weg zu positiver und niveauvoller Kommunikation, noch seine Anziehungskraft und diese durchaus denn: Kommunikation ist alles! egozentrische Sichtweise verstärkt das Problem Der wohl wesentlichste Pluspunkt im täglichen der Mehrfachnutzung des Ökosystems zur gleichen Umgang mit Waldbesuchern ist eine konfliktfreie, Zeit am gleichen Ort. freundliche Kommunikation. Was so einfach klingt, Hier wird der Wald zur Wohlfühlkulisse des Men- lässt sich trainieren, in Kursen erlernen und üben: schen. Zugleich aber ist er Heimstätte für alles, etwa im Waldcampus Traunkirchen/OÖ, in Ossiach, was da (nach Hermann LÖNS) kreucht und fleugt: Pichl i.d. Obersteiermark, bei den Landwirtschafts- kammern oder im Tiroler Rotholz – hier werden Kurse und Ausbildungslehrgänge angeboten. Die Waldpädagogik ist ja auch bereits ein fixer Be- standteil der profunden, 2-jährigen Ausbildung zum Forstwart, der wiederum die Voraussetzung zur Ausbildung für den Berufsjäger darstellt. Wald- und Jagdpädagogik ist Öffentlichkeitsarbeit in Reinkultur Der Zertifikatslehrgang des Bundesministeriums (siehe www.waldpädagogik.at) ermöglicht auch eine Inanspruchnahme von Förderungen pro orga- nisiertem Ausgang und laufender Weiterbildung. An die 1400 ausgebildete Waldpädagogen gibt es derzeit, gemeinsam mit „Jagd Österreich“ arbeitet man an der Gleichstellung und Etablierung des „Jagdpädagogen“. Dabei hat gerade der Berufsjäger, der in seinem
7 | NATURVERMITTLUNG – PÄDAGOGIK Berufsumfeld Wald wie kein anderer mitten in „Auerhahn“ aus Stainz, Oberförster Helmut Fla- der Materie steht, die besten Voraussetzungen: denhofer. Diesen Waldexperten zuzuhören ist ein fachlich prädestiniert, kommt im entsprechenden jagdlich-pädagogischer Hochgenuss. Berufsoutfit meistens auch „gut drüber“ und ist authentisch. Keine Imagepolitur – sondern einfach Vorbildfunktion Wenn er es dann noch versteht, seine Lebensauf- Laut Umfragen genießen Förster und Berufsjäger in gabe „Wald und Wild“ in spannende Geschichten der Gesellschaft hohe Anerkennung. Diesen Bonus zu verpacken, ist der Sache forstliche Öffent- gilt es zu halten und zu festigen: Mit fachlicher lichkeitsarbeit mehr geholfen als mit seitenlan- Kompetenz, korrektem Auftreten, lokaler Präsenz gen Rechtfertigungsschreiben in der einschlägi- – aber auch laufend neu angeeignetem Wissen – gen Fachpresse oder anonymen Kolumnen. Aus gebündelt mit Toleranz gegenüber anderen Wald- meinem beruflichen Kollegenkreis fallen mir da nutzern und ruhiger kompetenter Aufklärungsarbeit spontan drei aktive Plusvarianten ein, die diese über forstlich-jagdliche Zusammenhänge. Nur so Lebensaufgabe regelrecht verkörpern – wie etwa wird es gelingen, die Vorbildfunktion als umfassend die Urtirolerin Birgit Kluibenschädl, der Almta- kompetenter „Waldläufer“ zu behalten. ler Fritz Wolf oder der personifizierte steirische Ein Wildpark als öffentliche Plattform aller Naturnutzer Christian Ammann ist Betriebsleiter im Wildpark Feldkirch. Er ist leidenschaftlicher Jäger und nebenberufliches Jagdschutzorgan in einem Hoch- und Niederwildrevier, im Ausschuss der Hegege- meinschaft 1.2 Laternsertal, Frödischtal – Dünserberg, sowie im Bezirksausschuss der Vorarlberger Jägerschaft als Vertreter des Niederwild-Ausschusses und als Vertreter der Jagdschutzorgane des Bezirks Feldkirch tätig. Im Folgenden stellt uns Christian Ammann die ist es überaus wichtig, auch das Angebot von Wissensvermittlung und die Zusammenarbeit mit „Naturwissen“ an die Menschen heranzutragen. der Jagd im Wildpark Feldkirch vor. Aufklärungs- Das Wissen der Menschen wird zunehmend na- arbeiten über die Wildtiere und deren Lebens- turferner, denn das gesunde Fleisch kommt ja raum stehen täglich auf dem Programm, was sehr aus dem Supermarkt.“ mühsam sein kann. So erzählt Christian Amman: „An einem Tag können bis zu 40 Anrufe wegen eines Hirsches kommen, der gerade das Geweih abgeworfen hat, weil er an den Stirnzapfen noch blutet! Zugleich wird man beschuldigt, das Geweih nicht richtig entnommen zu haben!“ Öffentlichkeitsarbeit im Wildpark Im Wildpark Feldkirch gibt es gute Kooperationen im Zuge von unterschiedlichen Projekten mit Schulen, Studenten und der Inatura Dornbirn. Mit bis zu 300 Schülern pro Jahr findet außerdem jedes Jahr der Waldtag mit dem Land Vorarlberg und den Landesförstern im Wildpark statt. Zudem haben schon Projekte mit Imkern sowie Ornitho- logen stattgefunden. Ammann meint: „Gerade in einer Zeit der Ur- banisierung, Digitalisierung und Technisierung
CHRISTIAN AMMAN | 8 Christian Ammann sieht es zukünftig als eine der und Jäger statt – wie z.B. das Anschuss-Seminar; wichtigsten Aufgaben der Jagdschutzorgane und Aufbrechen am erlegten Stück – Wildbret Hygiene Jäger, die Bevölkerung über die Aufgaben der Jagd und das Abbalgen eines Fuchses. Die angehenden zu informieren: „Nur so sehe ich, dass das Image Jungjäger sowie Ausbildungsjäger, die infolge ihrer der Jagd verbessert werden kann! Leider gibt es zweijährigen Ausbildung öfters im Wildpark sind, immer noch zu viele Neider unter den Jägern, die können die Infrastruktur für ihre praktische Arbeit sich über ein erlegtes Stück des Nachbarn nicht nutzen. Der Wildpark Feldkirch bietet zudem freuen können!“ jedes Jahr dem Land Vorarlberg die Möglichkeit, Der Wildpark trägt hier sehr viel zur Wissensver- den praktischen Teil der Jagdschutzprüfung im mittlung bei, bestätigt Ammann: „Bei uns wurden Wildpark abzuhalten. Seit kurzem beteiligt sich die Informationen aller Tiere auf den Lebensraum der Landesjagdverband der Jägerschaft auch mit Vorarlberg abgestimmt. Dabei stellt für mich ge- einem jährlichen Unterstützungsbeitrag am Erhalt rade der immer kleiner werdende Lebensraum für des Wildparks.“ Mensch und Tier die Hauptaufgabe dar. Wie soll- ten wir uns in der Natur bewegen oder verhalten, Welche Naturthemen kann ein Wildpark seinen dass auch in Zukunft ein Miteinander möglich ist. Besuchern vermitteln? Und dass die zukünftige Generation die Tier- und Im Wildpark Feldkirch ist es wichtig, dass die Pflanzenwelt noch bewundern kann.“ Besucher gute Informationen zu den heimischen Wildtieren vermittelt bekommen. Die Tierbeschrei- Zusammenarbeit mit der Jagd bungen der Wildtiere im Wildpark Feldkirch wurden Die Zusammenarbeit mit der Jagd ist für Christian gemeinsam mit Mag. Monika Dönz-Breuß erstellt. Ammann im Wildpark besonders wichtig: „Bei Sie sind abgestimmt auf das Bundesland Vorarlberg uns im Land Vorarlberg ist die Zusammenarbeit und so geschrieben, dass sie für jeden verständ- mit der Jagd sehr gut! Wir beschreiben gemein- lich sein sollten. Schulen und Lehrer nützen den sam mit der Jägerschaft im Wildpark auch das Wildpark selbständig - er ist 24 Stunden rund um kritische Thema Rotwildfütterung, es werden die Uhr geöffnet und der Eintritt ist kostenlos. Pressekonferenzen der Jägerschaft im Wildpark Zusätzlich werden mit zertifizierten Wald- und abgehalten, es gibt gemeinsame Aufklärungs- Jagdpädagogen Führungen für Schulklassen und arbeiten zum Thema Fuchs (Fuchsbandwurm), Gruppen angeboten. Information der Besucher/Bevölkerung gerade Christian Ammann weiß aus eigener Erfahrung, jetzt im Frühjahr über Jungtiere; wer ist die rich- dass das Thema Wald- bzw. Jagdpädagogik bei tige Ansprechperson beim Auffinden von Tieren Jung und Alt sehr beliebt ist. Er ergänzt dazu aber: und wie ist das richtige Verhalten (Rehkitze oder „Leider haben wir zu wenig geschultes Personal, Jungfüchse nicht mitnehmen). Im Wildpark fin- um alle Anfragen bzw. Führungen durchführen den seit Jahrzehnten die Vorbereitungskurse im zu können. Ich sehe gerade in diesem Bereich Rahmen der Vorarlberger Jägerschule für jeweils in Zukunft eine große Chance, um das Image der zwischen 90 und 100 angehende Jägerinnen Jäger zu verbessern! Leider kennen viele Menschen die Zusammenhänge der Jagd und der Natur zu wenig. Der Jäger ist vielfach immer noch der Böse mit dem Schießgewehr! Sobald die Leute aber ausreichend informiert werden und ihnen erklärt wird, wodurch Schäden entstehen können und weshalb wir auch behördlich gefordert werden zu schießen, werden die Zuhörer hellhörig. Ich denke, es sollte neben dem Tierwohl die Haupt- aufgabe des Wildparks sein, Aufklärungsarbeit zu leisten, um auch zukünftig einen artgerechten und dem Lebensraum entsprechenden, gesunden Wildtierbestand in unserer schönen Natur erhalten zu können!“
9 | NATURVERMITTLUNG – PÄDAGOGIK einem solchen Projekt mitzuarbeiten.“ Das Infobox dürfte wohl auch für die zahlreichen Vertreter der Jägerschaft gelten, die seither immer wieder Wildpark maßgeblichen Anteil am Erfolg dieser belieb- Feldkirch testen Freizeiteinrichtung von Vorarlberg und Umgebung haben. Etwa durch die Mitarbeit im Vorstand. Im amtierenden Vorstand sind Der Wildpark Feldkirch und die heimische Jä- mit Alt-Landesjägermeister Michi Manhart und gerschaft ist die Geschichte einer erfolgreichen Hotelierin Christl Moosbrugger (beide sind auch Zusammenarbeit von Anfang an. Am Beginn Ehrenmitglieder) Jäger vertreten. Selbst das des Wildparks 1963 standen mit Bezirks- von der Stadt nominierte Vorstandsmitglied, jägermeister Karl Lampert und Stadtförster der nunmehrige Bürgermeister Wolfgang Matt, Rudolf Scherrer zwei prominente Jäger, ohne ist Absolvent der Vorarlberger Jägerschule. deren großes Engagement es den Wildpark Folgende Tierarten werden im Wildpark Feldkirch heute nicht geben würde. Sie wollten einen betreut: Rotwild, Rehwild, Steinwild, Gamswild, Ort schaffen, an dem die Mitmenschen Be- Fuchs, Luchs, Wolf, Wildkatze, Wildschwein, kanntschaft mit unserer heimischen Tierwelt, Murmeltiere, Auerhühner, Birkhühner, Stein- machen können – einer Tierwelt die viele nur hühner, Schneehase, Muffel, Sika, Damwild aus Büchern kennen. Das war die Geburts- und natürliche auch vom Aussterben bedrohte stunde des Wildparks Feldkirch. Über seine Haustierarten wie z.B. der Monarchie Esel. Motive zur Gründung des Wildparks sagte Kontaktadresse Gründungsmitglied Ing. Rudolf Scherrer einmal Wildpark Feldkirch in einem Interview: „Als Jäger war und ist es Betriebsleiter Christian Ammann die Vertrautheit mit dem Wild, der Kontakt zum Tel: +43 5522 74105 Tier, die Aufmerksamkeit für diese Lebewesen Email: info@wildpark-feldkirch.at und die Tierliebe, die mich anspornten, in www.wildpark-feldkirch.at AUS DER PRAXIS mit einem Berufsjäger Hans Putz, Wildmeister im Revier Abtenau im Salzburger Tennengau. Für ihn ist es immer wieder erschreckend, wie wenig Wissen über die Natur bei den Lehrern vorhanden ist. Es wäre sehr wichtig, bereits in der pädagogischen Ausbildung das Thema „unsere Natur“ zu erwähnen. Aus diesem Grund gibt Berufsjäger Hans Putz allen Interessierten (auch Kindern) bei verschiedenen Veranstaltungen Auskunft über das richtige Verhalten gegenüber Umwelt und Tieren in der freien Natur. Er erzählt dabei von den Wildtieren und von seiner Arbeit als Berufsjäger. In seinem Revier hat Hans Putz drei Möglichkeiten, Reviergänge mit Schulklassen zu unternehmen, die er uns gerne hier vorstellen möchte. Winter: Treffpunkt Talstation Karkogel Bergbahnen Fährten führen in den Wald, die Wohnung der Abtenau Wildtiere, wir erklären das Verhalten im Wald, Die Exkursion beginnt mit dem Verteilen von Fut- dann wird das Wild gefüttert. Bei der Rückkehr tersäcken und Tragetaschen, wir gehen zuerst über zum Parkplatz zeigen wir den Kindern verschiedene eine Langlaufloipe, dann nach 500 m auf einer Federn, Abwurfstangen und Felle sowie verschie- eigenen Spur in den Wald zur Rehwildfütterung. dene Präparate, das Interesse ist immer sehr groß. Bereits am Weg dorthin sehen wir die verschie- Zum Schluss bekommen die Kinder Infomaterial densten Fährten von Rehwild, Hase, Fuchs und in ihre Futtersäcke, welche sie behalten dürfen. Marder, welche den Kindern erklärt werden. Die Die Rückmeldungen der Eltern sind sehr positiv.
HANS PUTZ | 10 Sommer 1: Treffpunkt Karkogel Bergbahnen Abtenau benötigt. Bei einem Aussichtspunkt werden die Die Exkursion startet mit der Gondelfahrt auf den Salzsteine eingesammelt und in ein wasserfestes Karkogel, von dort aus beginnt die Wanderung Fass gegeben. Von hier aus sind 5 Salzlecken zum Beschneiungsteich. Während der 20-minü- zu sehen und die Kinder können die Gams mit tigen Wanderung erklären wir den Kindern die dem Spektiv beobachten. Nach dem Abstieg zur verschiedenen Pflanzen. Um den Teich haben Gsengalm fahren wir zu einer Holzknechthütte, wo wir Stationen aufgebaut: Reh, Gams und Hirsch. die Kinder mit einem Luftdruckgewehr schießen Wir zeigen den Kindern die verschiedenen Ab- dürfen. Ein gemütlicher Ausklang ist das Grillen wurfstangen und Felle, sowie einige Präparate. gemeinsam mit den Eltern vor der Hütte. Mit dem Spektiv können die Kinder die Gams am gegenüber liegenden Hang beobachten. Die Zum Abschluss dürfen wir noch den Naturphilo- Tour endet wieder bei der Bergstation und wir sophen Hans Jonas zitieren: „Die Ausrichtung des kehren ins Tal mit der Sommerrodelbahn zurück. menschlichen Handelns muss also an der Natur orientiert sein, mit dem Ziel, das Leben der Natur Sommer 2: Treffpunkt an der Reviergrenze, Fahr- und damit seine eigene Lebensmöglichkeit, auf gemeinschaft über die Forststraße zur Gsengalm Dauer zu sichern.“ Das erfordert natürlich sehr Für diese Exkursion benötigen die Kinder eine viel Aufklärungsarbeit von Fachleuten. Gerade bergtaugliche Ausrüstung. Am Beginn des Re- die Berufsjäger können alle ihren Beitrag dazu viergangs bekommt jedes Kind einen kleinen leisten. Und noch etwas sehr Treffendes hat Salzstein in den Rucksack, dann starten wir Jonas von sich gegeben: eine kleine Tour von ca. 45 Minuten zur Berli- ner Höhe. Wir erklären den Kindern, warum es wichtig ist, beim Wandern nur die markierten „Wie wir mit den Kindern Steige zu benützen. Mit jagdlichen Aufgaben heute umgehen, betraut, verlassen wir dann den Steig und begehen einen Bergrücken. Die Kinder werden natürlich das wird die Welt von auch darüber aufgeklärt, wozu das Wild das Salz morgen prägen.“
11 | WALDWISSEN VON KINDERN Waldwissen von Kindern Auf der Universität für Bodenkultur wurde eine Studie durchgeführt, die sich mit dem Waldwissen von Schülern auseinandergesetzt hat. Wir dürfen diese hier auszugsweise präsentieren. In den letzten Jahrzehnten kann eine zunehmende Studie verdeutlicht weiterhin, dass mit Hilfe von Entfremdung von der Natur beobachtet werden, Waldführungen das Waldwissen, hier die Anzahl vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Die der korrekten Antworten, deutlich erhöht werden vorliegende Arbeit hat zum Ziel, das aktuelle kann. Waldwissen österreichischer Volksschüler der dritten und vierten Jahrgangsstufen zu eruieren, Eine Erhebung des Waldwissens von Schülern der sowohl in einem ländlichen Gebiet als auch in dritten und vierten Stufe der Volksschule einer Stadt, um die Ergebnisse miteinander ver- gleichen zu können. Die Einflussfaktoren, wie Die Untersuchung wurde in 22 Klassen in Volks- Waldbesuche, Behandlung des Themas Wald in schulen in der dritten und vierten Schulstufe im der Schule und das grundsätzliche Interesse am Raum Pongau (Landkinder) und in Innsbruck Wald, werden ebenso behandelt. Die zugrunde (Stadtkinder) durchgeführt. Insgesamt wurden liegenden Fragestellungen sind, ob das Waldwis- 381 Schüler befragt, in der dritten Jahrgangsstufe sen von einer geringeren Wohndistanz zum Wald waren 224 Kinder und in der vierten Stufe 157 beeinflusst wird und ob das Wissen der Kinder Kinder beteiligt. größer ist, je größer das Angebot an waldpädago- An der Befragung teilgenommen haben Klassen, gischen Führungen und dergleichen ist. die das Thema Wald nicht behandelt haben, Klas- Grundsätzlich kann aufgrund der Befragung und sen die das Thema bereits vor längerer Zeit oder der Auswertung der Ergebnisse bestätigt werden, auch erst vor kurzem behandelt haben, Klassen, dass die Kinder aus dem ländlichen Raum bessere die das Thema nur im Klassenzimmer behandelt Werte erzielten als die Kinder aus der Stadt. Die haben und auch Klassen, die an eine Waldbe-
WALDWISSEN VON KINDERN | 12 gehung in Begleitung von Lehrern, Förstern, Tiernamen Jägern oder Nationalparkbetreuern teilgenommen Der Eifer, mit dem an diese Frage herangegangen haben. Der Zeitpunkt der Befragung von Anfang wurde, war auch in der phantasievollen Namens- bis Ende Juni 2011 sollte sicherstellen, dass gebung der Tiere bemerkbar. Der Luchs wurde sich bereits alle Klassen mit dem Thema Wald fälschlicherweise als Tiger (2,4 % der Kinder), auseinandergesetzt haben. Für diese Erhebung Schneeleopard (5,8 %), Leopard (2,6 %) und wurde die Befragung mittels Fragebogen gewählt. Wildkatze (4,5 %) bezeichnet. Auch beim Dachs Das war eine schriftliche, quantitative Befragung wurden die unterschiedlichsten Namen angege- im Klassenzimmer, wobei der Wissensstand zum ben. Ameisenbär (4,2 %), Waschbär (3,9 %), Zeitpunkt der Erhebung ermittelt wurde. Wir haben Nasenbär (1,3 %), Maulwurf, Stachelschwein, nun fünf Fragestellungen aus dem verwendeten Igel, Faultier, Marder und Siebenschläfer wurden Fragebogen rausgenommen und dürfen die durch- hier genannt. Der Borkenkäfer war für die Kinder aus interessanten Ergebnisse hier vorstellen. schwierig zu bestimmen, einfallsreich wurde er als Käfer (24,1 %), Larve (5 %), Holzwurm (4,7 %), Baumnamen Termite (2,6 %), Spinne (3,1 %), Ameise (2,6 %), Zecke, Bei dieser Untersuchung hatten die Kinder zur Kakerlake, Fliege, Floh oder Biene bezeichnet. Bestimmung der jeweiligen Bäume die Zweige mit Durchschnittlich erkannten die befragten Schüler Blättern bzw. Nadeln und ein A4 Foto mit einer und Schülerinnen in Österreich 5,7 der 9 abge- Gesamtaufnahme des Baumes vorliegen. fragten Tiere. Die Kinder im Pongau bezeichneten Ein wichtiger Bestandteil dieser Untersuchung sogar 6,0 Tiere korrekt, die befragten Schüler in ist es herauszufinden, ob sich der Waldbegang Innsbruck erreichten den Wert von 4,8 erkannten mit den Schülern und Schülerinnen positiv oder Tieren. Das Wildschwein (97 %), das Reh (96 %) negativ auf deren Wissen auswirkt oder ob es und der Hirsch (95 %) schnitten im Pongau keinen Einfluss auf ihr Waldwissen gibt. deutlich am besten ab. Gefolgt von Specht (86 Bei dieser Frage haben die Kinder, die an einer %), Hirschkäfer (78 %) und Dachs (75 %). Bor- Waldführung teilgenommen haben, besser abge- kenkäfer (9 %) und Eichelhäher (3 %) erwiesen schnitten, als diejenigen, die ohne Waldführung sich als Herausforderung. an dieser Befragung teilgenommen haben. Den Ergebnissen kann man entnehmen, dass Mit Ausnahme von Kiefer (12 % zu 14 %), Fichte die Landkinder bei der Frage nach der korrekten (17 % zu 22 %) und Eibe (0 % zu 1 %) konnten Bezeichnung der gezeigten Tiere immer besser sie die Bäume häufiger richtig benennen. Die abschnitten als die Stadtkinder. Wobei die Wald- größten Unterschiede lagen bei Vogelbeere (45 % führungen in beiden Gebieten zu einer Verbes- zu 36 %), Ahorn (45 % zU 37 %) und Eiche serung der Tierkenntnis führten. Eine deutliche (31 % zu 16 %). Kaum eine Verbesserung durch Steigerung ist in Innsbruck beim Hirschkäfer Waldführungen war bei Birke (27 % zu 27 %), erkennbar - ohne Waldführung wurde er von 46 % Douglasie (0 % zu 0 %) und Eibe (0 % zu 1 %) der Kinder erkannt, hingegen von 60 % der Kin- zu erkennen. der, die an Waldführungen teilgenommen haben. Durchschnittlich erkannten die befragten Dritt- klässler 2,5 Baumarten von zwölf abgefragten Bäu- Das Interesse am Thema Wald men. Im Pongau waren es sogar drei Baumarten, Die dritte Frage dieses Fragebogens beschäftigte während die Stadtkinder nur 1,4 Bäume richtig sich mit dem grundsätzlichen Interesse am Thema benennen konnten. 29 Teilnehmer benannten bei Wald. Die Frage war, wie spannend die Kinder dieser Frage keinen Baum korrekt, das sind 13 % das Thema Wald finden. Als Antworten standen der gesamten befragten Schüler. zur Auswahl „sehr spannend“, „spannend“, Den höchsten Erkennungsgrad in der dritten Schul- „weniger spannend“ und „langweilig“. stufe hat der Ahorn mit 44 %, gefolgt von Tanne mit Insgesamt haben in beiden Untersuchungsge- 41 % und Vogelbeere mit 38 %. Die Fichte als die bieten 43,3 % der Kinder „sehr spannend“ am häufigsten vertretene Baumart in Österreich be- angekreuzt und 46,5 % „spannend“. findet sich mit 17 % Erkennungswert im mittleren Das lässt auf ein grundsätzliches Interesse der Bereich. Douglasie und Eibe wurden nicht erkannt. Teilnehmer am Thema Wald schließen, auch auf
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WALDWISSEN VON KINDERN | 14 die Bereitschaft, mehr darüber zu erfahren und in Österreich gejagt werden dürfen, haben 236 an mehr Waldbesuchen teilzunehmen. Immerhin Teilnehmer (61,9 %) mit „Ja“ beantwortet. 131 kreuzten 7,2 % der Befragten „weniger spannend“ der befragten Schüler (34,4 %) haben als Antwort an und nur 2,9 % der Schüler „langweilig“. „Nein“ angegeben und bei 14 Kindern (3,7 %) gab es auf dem Fragebogen hier kein Kreuz. Waldberufe Die Antworten auf die Frage nach der Erlaubnis Hier galt es herauszufinden, welche Berufe, der Jagd von Wildtieren umfassten 219 Begrün- die im Wald ausgeführt werden, den Kindern dungen. Eine große Anzahl der Kinder (68 Kin- geläufig sind. Am weitaus häufigsten wurden der/40,5 %), die diese Frage mit „Ja, sie dürfen Waldarbeiter (33 %), Jäger (30 %) und Förster gejagt werden“beantworteten, begründeten ihre (29 %) genannt. Sonstige genannte Berufe wur- Antwort damit, dass zu viele Tiere den Wald be- den zusammengefasst und haben einen Anteil schädigen, die Bäume aufessen und den Wald von 8 % erreicht. vernichten. Aber auch damit, dass es einfach zu Die Falschnennungen bei dieser Frage sind durch- viele Tiere gibt und sie der Natur schaden. Auch aus als kreativ zu bezeichnen. Blumenpolizei, gaben viele der befragten Schüler (41 Kinder/24,4 Tierbeobachter, Wilderer, Tierfütterer, Tierpfleger %) an, dass Tiere uns Fleisch geben und wir oder Tierfänger waren nur einige davon. 51 Kinder brauchen etwas zu essen, aber auch einfach, dass (13,4 %) konnten keinen Beruf bei dieser Frage wir sie essen wollen. Eine der Begründungen war: anführen. Vier Schüler haben vier Berufe bei „sonst gäbe es kein Hirschfleisch“. dieser Frage genannt. Die Kinder, die an einer Waldführung teilgenommen haben, nannten 1,7 Erlaubt ist das Jagen von Tieren nach Meinung Berufe im Schnitt. Kinder ohne Waldführung von 39 Kindern (23,2 %) schon, aber nur wenn gaben durchschnittlich 1,6 Berufe an. sie alt, krank oder geschwächt sind, sie Tollwut Wildtiere und die Jagd haben und auch damit sie andere Tiere nicht Die Frage, ob Wildtiere, wie zum Beispiel Rehe, anstecken. Da die Tiere Jagdtiere sind (fünf
15 | WALDWISSEN VON KINDERN Kinder) dürfen sie gejagt werden, aber nicht zu erzielt. Das Interesse an Waldführungen jeglicher viel. Erlaubt ist dies auch nur, wenn man eine Art kann als mittel bis hoch bezeichnet werden. Genehmigung, Erlaubnis des Waldbesitzers oder Das höchste Interesse galt den Waldführungen einen Jagdschein hat. Jäger und Förster spielten mit dem Schwerpunkt Tiere (100 % in Tirol, 88 bei der Begründung auch eine Rolle. Fünf Kinder % in Salzburg), gefolgt von den traditionellen antworteten, dass Jäger jagen dürfen, weil es Waldführungen (67 % und 75 %). Aufgrund der ihr Beruf ist und der Jäger die Tiere zum Essen vorliegenden Ergebnisse dieser Studie kann fest- braucht und uns das Fleisch bringt. Zwei Kinder gestellt werden, dass Schüler und Schülerinnen, waren der Meinung, dass der Jäger nur alte Tiere die an Waldführungen teilnehmen, ein größeres jagt. Zwei weitere Teilnehmer gaben an, dass Wissen über den Wald haben und dieses Wissen die Tiere nur von Förstern gejagt werden dürfen, auch verinnerlichen und wiedergeben können. und auch nur dann, wenn es zu viele Tiere gibt. Die gesamte Masterarbeit von Theresa Linke Drei Schüler erklärten ihr „Ja“ damit, dass die kann unter http://epub.boku.ac.at/urn:nbn:at:at- Tiere nicht unter Schutz stehen, einer schrieb, ubbw:1-12891 heruntergeladen und eingesehen man darf sie jagen, aber nicht immer, und ein werden. Kind antwortete, dass die Tiere außerhalb eines Schutzgebietes gejagt werden dürfen. Danke an das Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung auf der Uni- Fazit versität für Bodenkultur, dass wir die Ergebnisse Grundsätzlich kann aufgrund der Ergebnisse aus der Studie über das „Waldwissen von Kin- der Befragung gesagt werden, dass durch Wald- dern“ in der österreichischen Berufsjägerzeitung führungen und Waldbegehung das Wissen der präsentieren dürfen. Kinder über den Wald, Bäume, Pflanzen und Tiere verbessert werden kann. Auch wurden ins- Fotonachweis: Birgit Kluibenschädl gesamt bessere Resultate bei den Kindern aus dem Pongau als bei den Kindern aus Innsbruck
NACHGEDACHT | 16 Nachgedacht Jagd ist eine sehr ursprüngliche Tätigkeit des Menschen. Seit jeher löst sie Emotionen aus und pola- risiert zudem stärker, als die meisten anderen Tätigkeitsfelder unserer Gesellschaft. Dies gilt sowohl für die Beziehung zwischen JägerInnen und ihren Haltungen, als auch zwischen JägerInnen und der nicht-jagenden Bevölkerung. Auffassungsunterschiede, Missverständnisse und Diskussionen über Werthaltungen zu verschiedenen Maßnahmen der Wildbewirtschaftung sind an der Tagesordnung. Dies war schon früher so und hat sich bis heute nicht geändert. Denn das Thema Jagd polarisiert schon seit Ge- letzten Jahren gesunken. Daher ist es unsere nerationen. Doch was verbirgt sich hinter dem Pflicht, einen Schwerpunkt auf die jagdliche Phänomen Jagd? Wie ist der Fortbestand dieser Bildung und hier vor allem im Bereich von Kin- Tradition zu erklären? Warum gehen Menschen dern zu setzten. Wir wollen dabei das Wissen zu jagen? Um diese Fragen zu beantworten und das den heimischen Wildtieren, zu den Aufgaben der Thema Jagd besser verstehen zu können, ist es Jägerinnen und Jäger und die Zusammenhänge notwendig, die Geschichte und die Entwicklung in der Natur stärken und damit das Interesse an dazu zu kennen. der Natur wecken.“ So klingt es unisono von allen Das Handwerk Jagd ist ein umfassender und Jagdverbänden Land auf und Land ab. vielfältiger Aufgaben- und Verantwortungsbereich. Es stellt sich nur die Frage: Kennen es unsere Vieles davon ist den Menschen jedoch nicht mehr Jäger eigentlich noch, oder beherrschen es un- bewusst, wie Umfragen zeigen. „Das Wissen über sere Berufsjäger wirklich, dass viel umschriebene die Jagd und ihre Aufgabenbereiche ist in den „Jagdliche Handwerk“?
17 | NACHGEDACHT Wenn wir etwas vermitteln wollen, sollten wir von 10 bis 100 Euro pro Hektar werden er- selbst davon überzeugt sein! Wie schaut es in zielt. Langfristige Planungssicherheit ohne auf Jägerkreisen insgesamt mit dem Interesse an Zuschüsse angewiesen zu sein, sind für den der Natur aus? Grundbesitzer garantiert. Um das Thema heimische Wildtiere, die Zu- sammenhänge in der Natur oder allgemein das „Ein Wert mit Bestand“ Interesse an der Natur im Gesamten vermitteln Die wirtschaftliche Komponente der Jagd hat für zu können, muss ich es selbst vorleben. die GrundbesitzerInnen deutlich an Wichtigkeit Nur mit Kindern in Jagdkleidung und mit Jagd- gewonnen. Die Verpachtung, oder der Verkauf hund in den Wald zu gehen, dort Wildwürstchen von Abschüssen sind eine willkommene Einkom- zu grillen und tote Tiere (Präparate) zu zeigen, menskomponente für die GrundeigentümerInnen anschließend ein tolles Foto in die Jagdzeitung geworden. Im Moment mit ziemlicher Sicherheit zu stellen, ist eindeutig zu wenig. die einzige wirkliche Ertragsmöglichkeit. Mit dem Dieses Thema wird nach wie vor in der jagd- einzigen wirklich zahlenden Partner sollte man lichen Ausbildung viel zu wenig berücksichtigt. jedoch auch eine wertschätzende Beziehung Hier hätte unser Dachverband „Jagd Österreich“ pflegen. Hier scheint es speziell bei unserem ein großes Pflichtaufgabenfeld abzuarbeiten. Staatswaldverantwortlichen noch einige Verbesse- Professionelle Jagdpädagogik zu verschlafen rungsmöglichkeiten zu geben. Unsere Topmanager oder anderen zu überlassen wird sich in Zukunft kennen unser Schalenwild leider nur als Staats- rächen. „Jagd Österreich“ ist hier in der Pflicht! feind Nummer 1. Es besteht allerdings auch der Ein weiteres Thema, welches stark an Bedeutung Verdacht, dass mit diesem „Schalenwild Thema“ gewinnen wird, ist der „Jagdwert“! Der wirt- von der eigenen Misswirtschaft abgelenkt wird. schaftliche Wert, das tatsächliche Einkommen Dabei wäre doch eine nachhaltige Jagdwirtschaft aus dem fixen Jagdpacht für den Grundbesitzer. für alle ein gutes und interessantes zusätzliches Die Forstwirtschaft befindet sich im Krisen- Geschäftsfeld. Und hier schließt sich der Kreis modus, die Liquidität des Waldes zeichnet ein zwischen Jagdpädagogik und Jagdwert wieder. ernüchterndes Bild. In einer Studie wurden von Die große Herausforderung der JägerInnen und 112 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben der EigentümerInnen ist es, die Anforderungen die Kosten, Erträge und Arbeitszeiten analysiert. der modernen Gesellschaft an Wild und Wald Das nüchterne Ergebnis lautet: Ohne Fonds zur unter einen Hut zu bekommen. Das soll nicht Rettung des Waldes ist die heimische Forst- heißen, WaldbesucherInnen aus dem Wald zu wirtschaft nicht mehr in der Lage, die eigene bekommen, sondern, ihm/ihr gewisse Spielregeln Einkommensnotwendigkeit und die gesellschaft- aufzuzeigen und beizubringen. Zum Wohle unserer lichen Anforderungen zu erfüllen. Wildtiere und nicht, wie uns sehr oft unterstellt Das bedeutet im Klartext, ohne Zuschüsse geht wird, nur zum Wohle der JägerInnen. Dies ist gar nichts mehr. Der materielle Wert deckt die ein wichtiger Punkt für die Zukunft, denn wir tatsächlichen Kosten nicht mehr ab! werden unsere jagdlichen Aktivitäten in Zukunft Hier ein Beispiel aus den bayrischen Landes- vermehrt in der Öffentlichkeit für ein besseres forsten. Verständnis erklären müssen. Ein Beharren der Im Geschäftsjahr 2019 verbuchte der Bayrische Rechte, die uns auch sicherlich zustehen, wird Landesforst auf einer Fläche von 550.000 Hektar nur zu kurz greifen, denn die Gesellschaft muss einen Gesamtumsatz von 329 Millionen Euro. den Nutzen der Jagd sowohl in ökologischer als Daraus wurde ein Gewinn von 1.2 Millionen auch ökonomischer Hinsicht für sich erkennen. Euro erzielt. Die Umsatzrendite betrug 0,36% . Privatwirtschaftlich gesehen eine Katastrophe! Pro Hektar Wald wurden ganze Euro 2.18 er- wirtschaftet. Einen schönen Sommer und xund bleiben Ganz anders schaut es mit dem Jagdpacht aus, wünscht das er ist fix definiert natürlich indexiert. Redaktionsteam Die Jagdpachterlöse sind im Höhenflug. Preise
EIN BETRIEB STELLT SICH VOR | 18 Benediktinerstift Melk Ort der Geschichte und Gegenwart Im deutschen Sprachraum leben heute ca. 1.500 Benediktinerinnen und Benediktiner. Ihre Lebens- ordnung richtet sich nach der Mönchsregel des hl. Benedikt, die im 6. Jahrhundert entstanden ist und dem europäisch-abendländischen Kulturbereich wesentliche Impulse vermittelt hat. Das Benediktinerstift Melk, als barockes Welterbe Spirituelle und profane Vielfalt am Beginn zur Wachau, gilt heute als eines der Aus den ursprünglich fünf Gründungspfarren schönsten und größten einheitlichen Barocken- sind heute 23 inkorporierte Pfarren geworden, sembles Europas. Stift Melk, die einstige Wiege die vom Kloster zu betreuen sind. Derzeit zählen Österreichs, ist seit der Besiedelung durch die 29 Benediktiner zum Konvent des Stiftes Melk. Babenberger bis heute ein wichtiger kultur- und Neben den historisch gewachsenen Aufgaben, bildungspolitischer Ort geblieben. Ein Kraftplatz wie Arbeit in Unterricht und Erziehung sowie mit vielen Aufgaben und Tätigkeitsbereichen - als Pfarrseelsorge, versuchen die Melker Mönche Kloster, als Bildungsstätte mit dem Stiftsgymnasi- in den letzten Jahren immer mehr, auch in der um, als Wirtschaftsbetrieb mit Tourismus-, Forst- außerordentlichen und kategorialen Seelsorge und Landwirtschaft, als kunsthistorisches Highlight mitzuarbeiten. Die Bildung, der Glaube, die und als Veranstaltungsort. Somit ist das Stift ein Kultur und die Kunst machen das Stift Melk zu bedeutender wirtschafts- und gesellschaftspoli- einem Ort der Begegnung von unterschiedlichsten tischer Ort in Niederösterreich und ein beachtetes Menschen, und dies alles gibt der Lokalität eine Top-Ausflugsziel von Menschen aus aller Welt. einmalige Atmosphäre.
19 | STIFT MELK Foto: Brigitte Kobler Das „LABORA“ wird vom Kloster nicht nur als Arbeit der Mönche selbst verstanden, sondern auch als Verantwortung in den eigenen Betrie- ben, Arbeit für andere Menschen zu schaffen. Dadurch wird in jahrhundertelanger Tradition auch außerhalb der Klostermauern Einkommen und Wohlstand für die Bevölkerung gesichert. Dieser Aspekt bringt das Stift gerade jetzt, in Zeiten der Corona-Pandemie, durch einen Totalausfall der Besucher aus dem Tourismus oder der nicht absehbaren Mindereinnahme in der Forstwirt- Foto: P. Martin Rotheneder schaft durch Sturm- und Borkenkäferkalamitäten, in eine angespannte wirtschaftliche Situation. Eine eigene Trinkwasserversorgungsanlage, die Wirtschaft stiftsinterne Bauabteilung mit Maurer, Tischler, In einer ähnlichen Vielfalt wie das Klosterle- Maler, Haustechniker sowie Stiftküche, Näherei ben selbst, sind auch die Betriebe des Stiftes und Wäscherei, sind interne Versorgungsbetriebe breitgefächert. Neben den „Ur-Betrieben“ der für den notwendigen Erhalt und den täglichen Land- und Forstwirtschaft stellen heutzutage die Ablauf des gesamten Klosterbetriebes in seinen Bereiche Tourismus und Immobilien die wich- vielfältigen Bereichen. In den eigenen Betrieben tigsten wirtschaftlichen Grundlagen dar. Daneben werden fix ca. 130 MitarbeiterInnen beschäftigt, sind noch die verpachteten Gastronomiebetriebe zu denen noch saisonal bis zu 70 Kulturvermitt- und das Gästehaus zu nennen. Im Bereich der lerInnen im Museumsbetrieb kommen. Zählt man Energiewirtschaft gibt es ein über 100 Jahre die Pachtbetriebe und das Gymnasium hinzu, für altes Kleinwasserkraftwerk, sowie eine moderne welche das Stift die wirtschaftlichen Grundlagen Photovoltaikanlage. sicherstellt, bietet das Stift Melk insgesamt ca. 400 Personen Beschäftigung und ist dadurch Verantwortung für die Region ein wichtiger Grundpfeiler in der heutigen regi- Das Grundprinzip der Wirtschaftsbetriebe ist nicht onalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen die Gewinnmaximierung, vielmehr die Gewinnopti- Entwicklung. mierung. Die notwendigen Mittel für die Arbeit in Die Pfarren befinden sich in einem Umkreis von Seelsorge, Bildung und Kultur können und müssen bis zu 120 km von Melk entfernt, aber auch die dadurch genauso sichergestellt werden, wie sie land- und forstwirtschaftlichen Flächen liegen für den Erhalt der Bausubstanz des Barockjuwels – zum Teil in Streuparzellen – in 9 Bezirken Nie- und Welterbes notwendig sind. derösterreichs verteilt.
EIN BETRIEB STELLT SICH VOR | 20 Das Wildpret ist die Trophäe Damit ist nicht nur die seelsorgerische Betreu- in den Bezirken Lilienfeld und Baden stellen ung der inkorporierten Pfarren durch die eigenen grundsätzlich mit einer Höhenlage zwischen 300 Mönche schwierig, auch die Bewirtschaftung dieser bis knapp über 1.000 m Seehöhe gute forstliche Land- und Forstwirtschaftsflächen ist im täglichen Bonitäten dar. Betrieb mitunter nicht einfach. Das Melker Revier ist aber speziell durch Tro- ckenheit (das jährliche Niederschlagsmittel lag Forst/Landwirtschaft und Jagd in den letzten Jahren bei nur knapp über 500 Die Forstbetriebe mit einer Gesamtgröße von ca. mm) auch zu einer der großen Problemzonen des 3.500 ha waren in der Vergangenheit, wie wohl Borkenkäferbefalls geworden. Durch den damit in fast allen Stiften und Klöstern, die wichtigste verbundenen Ausfall der Fichte als Hauptbaumart, finanzielle und wirtschaftliche Grundlage. Das wird die Forstwirtschaft vor große Probleme für Hauptrevier „Hiesberg“ im Raum Melk, sowie die Zukunft gestellt. Die kleineren Reviere und das Revier in Gaming (Bezirk Scheibbs) und jene Forstflächen verteilen sich vom Melker Au-Revier bis hin zu Ausschlagwäldern im Weinviertel und Marchfeld. Sowohl diese Dislozierung als auch die Standorte teilweise auf einer Seehöhe von nur 150 m, bringen entsprechende Herausforderungen für die Führung des gesamten Forstbetriebes mit sich. Die Landwirtschaft verteilt sich mit ihrer Gesamt- fläche von knapp über 1.000 ha auf zwei selbst geführte Betriebe sowie einen verpachteten Betrieb und die vom Stift mitverwalteten Pfarrflächen. Beide eigenbewirtschafteten Betriebe in Melk und am Raffelhof, Gem. Wullersdorf im Bezirk Hollabrunn, werden derzeit als konventionelle Ackerbaubetriebe geführt. Weinbauflächen in der
21 | STIFT MELK soll. Jährlich werden etwa 120 Stück Rehwild und etwa 20 Sauen auf diesem Weg vermarktet. Immer wieder besteht für einige JungjägerInnen der Umgebung, die nach erfolgter Ablegung der Jagdprüfung aus der Theorie in die jagdliche Praxis einsteigen wollen, die Chance, sich in einer drei- jährigen Eingliederung der jagdlichen Belange, in den Regiejagden zu beweisen. Sie erhalten hier durch das Revierpersonal die Möglichkeit, sich für den erwähnten Zeitraum ein praxisnahes, handwerkliches Jagdrüstzeug zuzulegen. Auch wald- und jagdpädagogische Ausgänge werden vom Forstamt des Stiftes durch eigene Mitarbei- ter angeboten und auch reichhaltig von Schulen, Kindergärten, Vereinen und Familien genutzt. Es wird sowohl seitens des Stiftes und auch seiner MitarbeiterInnen viel Wert auf Erledigung der täglichen Arbeit in einem sehr frei und offen gelebten und geführten Miteinander gelegt. Ein hohes Maß der MitarbeiterInnen an Motivation und Zufriedenheit gleichermaßen, soll die Grundlage schaffen, die auftretenden Aufgaben und He- rausforderungen durch den Zusammenhalt aller Melker Benediktiner und deren MitarbeiterInnen Praxisnahe Ausbildung der Jungjäger in Melk gemeinsam zu meistern. Wachau, bei Krems/Donau und im Raum Gum- Wirtschaftsdirektor Karl Edelhauser poldskirchen sind an örtliche Weinbaubetriebe und Einzelwinzer verpachtet. Die Besitzflächen des Stiftes sind in 18 Eigenjagd- gebiete unterteilt, welche jeweils an Abschuss- nehmer vergeben sind. In den verschiedenen Re- vieren wechseln Rot-, Gams-, Reh-, Schwarz- und Muffelwild. In den donaunahen Augebieten kann die Stockente nachhaltig bejagt werden. Auch die Bejagung von Feldhase und Fasan spielt in den stark landwirtschaftlich genutzten Stiftseigen- jagden eine Rolle. Besonders zu erwähnen ist die Tatsache, dass auch dass jagdlich ausgebildete Revierpersonal, von den geistlichen Verantwort- lichen noch die Möglichkeit bekommt, die Jagd auf einigen der stiftseigenen Flächen auszuüben. Dieses Privileg wird als ein, durchaus nicht selbst- verständliches Entgegenkommen, geschätzt und auch so vom Personal wahrgenommen. Dabei wird versucht, das gesamte anfallende Wildbret der Regiejagden in Direktvermarktung an Kunden in der Region abzugeben, was wiederum den Stel- lenwert von Forst- und Jagdbetrieb speziell in der nichtjagenden Bevölkerung positiv beeinflussen
GERALD ETTELMAYER | 22 Wissen Natur! Der Slogan „Wissen Natur“ wird von vielen Seiten verwendet, ja, ich würde sogar behaupten, dass er von einigen für Marketingzwecke fast schon missbraucht wird. Denn wenn wir uns ehrlich sind, gibt es nicht viele Naturnutzergruppen, die ein umfangreiches Wissen über diese Materie haben., Zweifelsohne zählen die Landwirte zu ihnen, und ren Ländern und Kulturen ein gewisses Verständnis in den Almgebieten besonders die Hirten, welche herrschen kann wenn man es mit eigenen Augen über viele Jahre im Einklang mit der Natur leben. gesehen hat. Ähnlich ist es auch in unserer Na- Sie gehören zu den „reichsten Menschen“ wenn tur, erst wenn man eine Auerhahnbalz erlebt hat, man den Reichtum mit dem Wissen über die versteht man, was diese Wildart braucht und erst Ökologie in Verbindung setzt. Die Landwirte sind wenn man die überdimensionalen Agrarfahrzeuge es, die über Generationen – meist nachhaltig – bei der Bewirtschaftung der Äcker in Niederöster- ihre Flächen bewirtschaften, sie wissen über die reich oder Burgenland gesehen hat, weiß man um Wildtiere und ihren Lebensraum sehr gut Bescheid. die Probleme des Niederwildes. In Österreich gibt es aber auch um die 125.000 Jäger, sie alle haben eine Prüfung absolviert, Wenn wir aber einen Blick in unsere Schulen ma- diese umfasst neben den jagdlichen auch wildö- chen, dann stellen sich schon so manche Fragen kologische und Naturschutz-Themen. Es wird von in Bezug auf das Naturverständnis. Beinahe jedes Vorarlberg bis ins Burgenland ein Grundwissen Kind kann die vor tausenden von Jahren ausge- vermittelt, so dass die Jungjäger in ihren Gebieten storbenen Dinosaurier aufzählen, meist erzählt dann ihre Erfahrungen sammeln können und so von Kindern, die mit funkelnden Augen von Säbel- zu Spezialisten auf ihrem Gebiet werden. zahntigern schwärmen. Oder mit Sammelsticker Auch jede Jagdreise – egal in welches Land – werden von Lebensmitteldiskontern Sammelalben erweitert das Wissen über die Natur, denn man über Wildtiere aus Afrika, Antarktis und anderen stellt einem Wildtier in seinem Lebensraum nach fernen Orten verteilt. Die Kinder saugen diese und damit muss man sich unmittelbar mit den Angebote geradezu auf. Aber ganz ehrlich, was Gegebenheiten vor Ort befassen. Wir wissen doch wissen unsere Kinder über heimische Wildtiere, alle samt selbst, wie uns Erfahrungen nach einem fragen wir in der örtlichen Volksschule, wie viele Urlaub oder Ausflug in einem fernen Ort fesseln, heimische Wildtiere sie aufzählen können und und dass erst nach einem Kennenlernen von ande- wie viele sie aus Afrika kennen …
23 | WISSEN NATUR Selbst in den vergangenen Monaten der angeord- Alleine das Beispiel Raufußhühner ist eines der neten Isolation, ist es den Jagdverbänden – und bestgeeignetsten. Jäger wissen beim Birkwild über somit uns Jägern – nicht gelungen, „Wissen die Lage und Orte der Schneehöhlen Bescheid – Natur“ in Form von Rätseln, Werbung, Kurzfilme nicht nur wo diese liegen und wie sie aussehen, oder sonstigen Angeboten über die sozialen auch die Dokumentation ist entscheidend und Medien weiter zu geben und somit unsere Ju- kann bei der Planung von Pisten oder Skitouren- gend nicht nur zu beschäftigen, sondern auch routen für den Lebensraum der Raufußhühner zu bilden. Ausreden gibt es genug, aber wenn von entscheidender Wichtigkeit sein – denn im beispielsweise ein Instagram-Account, der gefüllt Frühjahr bei der Schneeschmelze werden die mit gut gesichteten Film- und Fotobeiträgen, zu Mulden mit den großen Ansammlungen von teuer oder zu aufwendig ist, dann frage ich mich, Losung sichtbar. Das ist „Wissen Natur“ und was mit unseren Pflichtbeiträgen so passiert. dies werden auch in Zukunft keine Wildbiologen Denn bei 125.000 Jägern, gibt es genügend übernehmen können, einerseits weil das örtliche gute Fotografen und Hobbyfilmer, die gerne ihr Wissen fehlt und anderseits auch die finanziellen Material für solche Zwecke zur Verfügung stellen Mittel dafür nicht gegeben sind. würden, nur organisieren muss das schon einer Einige werden jetzt noch den Förster vermissen, unserer 9 Landesjagdverbände, und eine „Jagd dieser ist doch untrennbar mit dem „Wissen Österreich“ gibt es doch auch noch, oder? Natur“ verbunden, ja, sollte er auch, doch wenn Der größte Feind des Jägers, ist der Jäger selbst. ich zu einigen Großforstbetrieben blicke und vor Wie das gemeint ist, hören wir nur hinein in die allem die Größe der Verwaltungsbereiche in den zeitlich immer wieder kehrenden Fehltritte in Fokus rücke, fehlt jeglicher Zusammenhang, unseren Kreisen, diese müssen dann mit großen hier wird das Wissen über die Zusammenhänge Mühen auf den Schultern von uns allen ausge- der Natur, der Rationalisierung geopfert. Die tragen werden. Jedoch vermisst man positive meisten Förster sitzen die meiste Zeit hinter Beiträge, die mit der Jagd in Zusammenhang ihren Bildschirmen und schicken Adjutanten stehen. Beispiele dafür gibt es doch genug. In und Forstarbeiter für die praktischen Arbeiten vier Jahren haben wir 100-jähriges Jubiläum in den Wald. Nur mehr wenige jagen noch selbst der Steinwildansiedlung in Österreich, dies war aktiv und haben somit ein gesamtheitliches kein Nationalpark, oder WWF, und wie sie alle Verständnis. Bei einer Wildschadensverhandlung heißen, es waren wir Jäger, und dies dürfen hat mir einmal ein junger Förster seinen Kahl- wir auch ohne schlechtes Gewissen zu Marke- wildabschuss aufgelistet und die Schmalspießer tingzwecken „verkaufen“.Haben wir uns schon darin mitgezählt, mit der Begründung, dass diese einmal vor Augen geführt, wer zur Zeit in wild- ja zum Kahlwild gehören, noch Fragen … Wie ökologischen Fragen ernster genommen wird, der soll dann ein gelernter Forstmann in Zukunft ein Jäger oder doch beispielsweise Nationalparks. Es „Wissen Natur“ vermitteln können, wenn die – liegt auf der Hand, wenn Leute zu tausenden in jetzt verwenden wir mal Anglizismen – Basics die Nationalparks gelockt werden, dort von den nicht einmal beherrscht werden? Rangern in der Natur mit vorgegebenen Wissen Wissen Natur ist umfangreich und man lernt infiltriert werden, dürfen wir uns in Zukunft nicht niemals aus, doch wir Jäger verbringen unzählige wundern, wenn nicht nur im urbanen Raum die Stunden mit dem Beobachten der Zusammenhän- Bewirtschaftungsmaßnahmen der Nationalparks ge in der Natur. Unser Wissen darüber ist reich ernster genommen werden, als die der Landes- und dieses sollten wir in gut aufbereiteter Dosis jagdverbände. Die Uhr tickt bereits, denn in an unsere nächste Generation weitergeben, denn den meisten Nationalparks und auch in einigen nur so werden wir einerseits ernst genommen Gebieten der EU werden keine mehrjährigen und andererseits erlangen wir damit Respekt, Stücke in der Brunft oder Balz mehr erlegt, da Respekt gegenüber anderen Naturnutzern, wenn es den Zielsetzungen nicht entspricht. Wie lange wir zu Gunsten der Wildtiere wieder einmal eine ist dies generell noch notwendig, wie lange ist Diskussion austragen müssen. eine Brunftjagd noch erlaubt, wie lange ist eine Jagd auf Raufußhühner denn noch notwendig? Ing. Gerald Ettelmayer
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