Ausführungen des Regionalverbandsdirektors Peter Gillo zum Haushalt 2022 16. Dezember 2021
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1 Ausführungen des Regionalverbandsdirektors Peter Gillo zum Haushalt 2022 16. Dezember 2021 Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch das Jahr 2021 war kein Jahr wie jedes andere. Die Corona-Pandemie hat uns weiter fest im Griff und beeinträchtigt nachhaltig unser aller Leben. Sie belastet uns im persönlichen Umfeld aber auch im gesellschaftlichen Kontext. Es ist schlimm und traurig, dass der direkte, menschliche Kontakt ein potentielles Gesundheitsrisiko darstellt und jeder Einzelne zum Wohle seiner Mitmenschen auf so vieles verzichten muss. Aber es muss eben sein. Die Pandemie wird voraussichtlich noch länger andauern und unser gesellschaftliches Zusammenleben auf die Probe stellen. Seien wir also miteinander nachsichtig. Ich möchte heute den Blick nach vorne richten und aufzeigen, in welcher Weise der Regionalverband Saarbrücken zum Guten miteinander leben, zur Autonomie, Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen beiträgt. Denn hierin liegt ein wichtiger Baustein zur letztlichen Bewältigung der Corona- Pandemie. Neben den gesellschaftlichen Herausforderungen, die folgend immer wieder zur Sprache kommen werden, schlägt sich die Pandemie aber auch durch handfeste Mehrbelastungen im zur Beschlussfassung vorliegenden Haushaltsentwurf 2022 nieder. Ich verweise an dieser Stelle grob auf Kosten für Schutzausrüstung und Tests, aber auch auf höhere Personal-, Miet-, Datenübertragungs-, Heiz- und Reinigungskosten. Die Umlage belastet die Städte und Gemeinden: Meine Damen und Herren, der Haushalt - und dies muss klar angesprochen und diskutiert werden - steht im besonderen Maße auch für eine hohe Belastung der kommunalen Ebene. Der Umlagebedarf für das Jahr 2022 beläuft sich auf 258,8 Millionen Euro. Somit ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 31,7 Millionen Euro zu verzeichnen. Dies entspricht einer Erhöhung um 14%. Der für die Städte und Gemeinden relevante Umlagesatz ist mit 51,8% zwar der zweitniedrigste seit 1995, aber gleichzeitig sind auch durch die Verpflichtungen im Zuge des Saarlandpaktes die Spielräume eben jener kleiner geworden. Trotz allem: Auch der Regionalverband hat wichtige Aufgaben zu erfüllen. Dies werde ich Ihnen an vielen Beispielen darlegen. Lassen Sie mich im Folgenden die Umlageentwicklung einordnen: Bekannt sind die enormen Kosten im Bereich der sozialen Sicherung. So entfallen von einem Gesamthaushaltsvolumen von 579 Millionen Euro 75% auf die drei größten Ausgabenposten: Das Jobcenter mit 161 Millionen Euro, die Jugendhilfe mit 159 Millionen Euro und das Sozialamt mit 122 Millionen Euro. Wie Sie natürlich wissen, sind große Anteile der Millionenbeträge dieser Pflichtaufgaben durchlaufende Bundesmittel. Aber die Sach-, Personal- und Verwaltungskosten für diese Bundesleistungen werden in großen Teilen auf die Kommunen abgewälzt. Ich möchte ein Beispiel aus dem Bereich des Sozialamtes nennen: Die
2 Aufwendungen für Grundsicherungsleistungen im Alter und bei Erwerbsminderung belaufen sich im Jahr 2021 auf etwa 53,3 Millionen Euro, wobei der Bund circa 50 Millionen Euro erstattet. Somit verbleiben allein an dieser Stelle 4 Millionen Euro beim Regionalverband. An diesem fraglichen Verfahren können wir erstmal nichts ändern. Es ist aber wichtig zur Einordnung der Umlageentwicklungen, da in fast allen Bereichen der sozialen Sicherung Fallzahlensteigerungen zu beobachten sind. Damit steigen nämlich auch Sach- und Personalkosten. Schauen wir uns einige umlagerelevante Kostenpunkte näher an: Zum Umlageanstieg 2022 tragen maßgeblich geringere Einnahmen im Bereich des Jobcenters bei, die zu zahlungswirksamen und damit umlageerhöhenden Veränderungen von 6,5 Millionen Euro führen. Verantwortlich hierfür ist vor allem der Wegfall der Leistungsbeteiligung des Bundes im Bereich der Kosten für geflüchtete Menschen in Höhe von 15,5 Millionen Euro. Die Menschen leben aber weiterhin im Regionalverband und konnten größtenteils noch nicht in eine langfristige Beschäftigung geführt werden. Der neue Bundeszuschuss zu den Kosten der Unterkunft in Höhe von knapp 9 Millionen Euro kompensiert den Wegfall leider nicht. Neben den Kosten der sozialen Sicherung sind auch die Personalkosten immer ein großer Posten im Haushalt des Regionalverbandes. Hier bilden sich häufig die angesprochenen Fallzahlsteigerungen aber auch die Ausweitung weiterer Aufgabenbereiche ab. Das Gesamtvolumen der umlagewirksamen Personal- und Versorgungsaufwendungen beträgt 2022 etwa 96 Millionen Euro. Davon werden 18 Millionen durch Erträge von dritter Seite gedeckt. Die Kostensteigerungen in diesem Bereich ergeben sich vor allem aus Personalisierungsbedarfen für die Bereitstellung digitaler Schülerendgeräte, für die Bearbeitung von Wohngeldfällen, für die Bearbeitung der Anträge im Bereich der Hilfen zur Erziehung beziehungsweise der Eingliederungshilfe sowie für die Digitalisierung der Verwaltung. Weitere Personalkosten, die die Umlage 2022 nach oben treiben, entstehen nicht im Personalkörper des Regionalverbandes, müssen an dieser Stelle aber genannt werden. Es handelt sich dabei um Personalkostenzuschüsse im Bereich der Kindertageseinrichtungen, die sich um 1,15 Millionen Euro erhöhen. Verantwortlich hierfür sind unter anderem tarifliche Steigerungen, zusätzliche Gruppen und die Kompensationen von Trägeranteilen. Ich möchte Sie noch auf zwei weitere Budgets hinweisen, die in relevanter Weise zum Anstieg der Umlage beitragen. Erstens unsere 75 Schulen an 48 Standorten, die mit 2,8 Millionen Euro zahlungswirksamer Veränderung zu Buche schlagen und das Gesundheitsamt mit 1,2 Millionen Euro. Im Falle der Schulen spielen vor allem allgemeine Preissteigerungen und höhere Wartungskosten für den allgemeinen Bauunterhalt eine Rolle. Kosten, die wir leider selbst nicht beeinflussen können. Die Kostensteigerung im Gesundheitsamt sind, wie oben beschrieben, zu einem großen Teil auf die Bewältigung der Pandemie zurückzuführen. Aber auch verstärkte Anstrengungen mit Blick auf die Seniorenarbeit, quartiersbezogene Hilfen und weitere sozialintegrative Leistungen im Bereich der Gesundheitsförderung tragen zu der Kostensteigerung bei. Gleichwohl können hierdurch Kosten für eine teure Pflege in einer Einrichtung vermieden werden. Meine Damen und Herren, einen letzten Faktor, der die Umlagesteigerung 2022 im besonderen Maße beeinflusst, ist auch die Reduzierung der Schlüsselzuweisungen des Landes um 11,9 Millionen Euro. Das ist richtig hart und auch darauf haben wir keinen Einfluss.
3 Ich habe nun das Zustandekommen der diesjährigen Umlage erläutert. Dadurch ist gerade mit Blick auf die zukünftige Umlageentwicklung den Städten und Gemeinden noch keineswegs geholfen. Deshalb möchte ich in die Zukunft gerichtet noch einige Punkte anmerken: Wenn wir im Saarland künftig erneut über die notwendige Neuregelung des Finanzausgleichs sprechen, muss es auch um den vertikalen Finanzausgleich gehen. Wir brauchen mehr Geld im „System“ der Kommunen. Denn vor allem hier erleben die Bürger:innen den Staat, hier haben sie mit ihm den täglichen Kontakt. Die massiven Transformationsprozesse durch den Klimawandel und die Digitalisierung müssen die Kommunen gestalten können. Sie haben die enormen Beträge im Haushalt für die Bereiche der sozialen Sicherung gesehen. Deshalb fordere ich nachdrücklich, dass bei der Verteilung von Mitteln die Soziallasten angemessen berücksichtigt werden. Drittens greife ich eine alte Forderung auf. Alle hier im Raum wissen, dass die schwierige finanzielle Situation der Städte- und Gemeinden historisch begründet ist. Der Strukturwandel belastet bis heute die Kommunen. Der Bund muss eine Lösung für Altschulden finden und Unterstützungen des Bundes, beispielsweise durch den Zuschuss zu den Kosten der Unterkunft, dürfen nicht in den kommunalen Finanzausgleich einbezogen werden. Abschließend müssen auch wir als Vertreter und Vertreterinnen des Regionalverbandes uns Jahr für Jahr aufs Neue selbstkritisch fragen, welche Möglichkeiten wir haben, um Planungen und Entscheidungen effizienter zu gestalten, Ausgaben zu reduzieren und zusätzliche Einnahmen beispielsweise durch Förderungen zu generieren. Das können die Städte und Gemeinden von uns erwarten und ich weiß, dass tun wir auch. Kinder und Jugendliche Meine Damen und Herren, jeder von uns ist in seinem Leben durch die Corona-Pandemie betroffen. Mal kommen wir besser damit klar, mal weniger gut. Eine Gruppe, die stärker als viele andere von der Pandemie berührt ist, sind Kinder und Jugendliche. Im Frühjahr wird die Corona-Pandemie zwei volle Jahre lang vielerlei Bedürfnisse junger Menschen durchkreutzt haben. Da sind natürlich zum einen die offensichtlichen Einschnitte im Bereich der Einrichtungen, wie Kitas, Kindergärten und Schulen und damit der Wegfall von Strukturen und Routinen. Häufig übersehen werden aber die vielfältigen wichtigen Erfahrungen im alltäglichen Leben junger Menschen, die nur bedingt oder gar nicht erlebt werden konnten. Besonders hervorzuheben ist gerade beim Heranwachsen der Kontakt zu Personen außerhalb des Elternhauses, insbesondere zu Gleichaltrigen. Denn diese Kontakte sind von zentraler Bedeutung, um vertiefte Beziehungen aufzubauen, Selbstsicherheit im sozialen Kontext zu gewinnen und eine eigene Identität herauszubilden. Aber auch ganz grundsätzlich für das alltägliche Wohlbefinden. Es war zu erwarten und es ist inzwischen auch sichtbar, dass diese Einschnitte nicht folgenlos bleiben. Trotz der Schwierigkeit, die heterogene Gruppe der Kinder- und Jugendliche in ihrer Gesamtheit hinsichtlich der Auswirkungen von Corona zu erfassen, möchte ich einige Beobachtungen von Kolleginnen und Kollegen hervorheben: Unser Kinder- und Jugendärztliche Dienst stellt beispielsweise einen deutlich erhöhten Beratungsbedarf fest, da der unregelmäßige Schulbesuch bei vielen Schüler:innen zu einer hohen psychischen Belastung geführt hat. Daneben wird aus der Schulsozialarbeit berichtet, dass es vor allem an den
4 sozialindizierten Standorten zu rasanten Entwicklungsrückschritten von Kindern in den Eingangsklassen kommt. Dies deckt sich mit den Auffälligkeiten bei den Schuleingangsuntersuchungen. So ist die Zahl der Zurückstellungen deutlich angestiegen und jedes zweite Kind zeigt Förderbedarf in mindestens einem untersuchten Bereich. Diese Entwicklung ist direkt zurückzuführen auf die geringe Förderung vieler Kinder während der Pandemie. Die schwerwiegendsten Faktoren sind der unregelmäßige Kindergartenbesuch, der Wegfall des Kooperationsjahres zwischen Kindergärten und Schulen, der Wegfall der Sprachkurse und der alltäglichen Praxis der deutschen Sprache und das Fehlen von Frühfördermaßnahmen in Kindergärten. Und auch hier trifft es wieder diejenigen, die von ihrem sozialen Hintergrund sowieso schon eine schwierige Ausgangsposition haben. Hier erleben wir einen schwerwiegenden Rückschlag bei unseren Anstrengungen für die Bildungsgerechtigkeit von Kindern und Jugendlichen. Neben dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst und der Schulsozialarbeit, begegnet auch der Zahnärztliche Dienst vielen Kindern. Und auch hier zeigt sich ganz deutlich, dass durch die Aussetzung der Reihenuntersuchung und durch den Ausfall von Tagesstrukturen und der gesundheitspädagogischen Unterstützung in Einrichtungen, angelernte Verhaltensweisen der Zahnhygiene vernachlässigt wurden und dies schon jetzt nach den ersten wiederaufgenommenen Terminen zu teils desolaten Befunden führt. Diese wenigen Einblicke zeigen schon die enorme Bandbreite von Problemen, die sich durch die Pandemie verschärft haben und neu entstanden sind. Dem müssen wir mit unseren Mitteln im Sinne der einzelnen Kinder und Jugendlichen aber auch im Hinblick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt entgegenwirken. Aber was können wir tun? Operativ müssen wir schauen, dass Hilfs- und Unterstützungsangebote aber auch Kontrollinstanzen so gut es geht in den kritischen Phasen der Pandemie weiterbestehen und sobald es möglich ist, ihre eigentliche Aufgabe nochmals im vollen Umfang ohne Einschränkungen wahrnehmen. Dies gilt natürlich insbesondere für die ärztlichen Dienste im Gesundheitsamt, die immer wieder zur unmittelbaren Bekämpfung der Pandemie herangezogen werden. Es gilt aber auch für die Schulsozialarbeit und auch den Sozialen Dienst des Jugendamtes, deren Arbeit in der Pandemie unter erschwerten und ungewöhnlichen Bedingungen stattfindet. Um gerade auch in den Schulen zu unterstützen und den Wiedereinstieg in den schulischen Präsenzbetrieb zu erleichtern, werden wir gezielt mit Hilfe des bundesweiten Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ Angebote der Schulsozialarbeit stärken. Dabei zielen wir vor allem auf diejenigen ab, bei denen die Pandemie zu einer generellen Schulabstinenz geführt hat. Auch aufsuchende soziale Arbeit kann hier eine Methode darstellen. Für das Schuljahr 2022/2023 wird es in diesem Zusammenhang insgesamt 10 zusätzliche Vollzeitstellen an den Schulen des Regionalverbandes geben. Wie oben angesprochen, hat auch im Sozialen Dienst des Jugendamtes die Arbeit unter Pandemiebedingungen unter erschwerten Rahmenbedingungen stattgefunden. Hier zahlt sich aus, dass wir zu Beginn des Jahres das Kinderschutzteam etabliert haben, das durch seinen spezifizierten Zuschnitt schnell reagieren und passgenaue Hilfen einleiten kann. Wo es nötig ist, gibt es immer den Kontakt zu den Familien. Ebenfalls profitieren wir davon, dass wir schon seit einigen Jahren ganz gezielt den präventiven Bereich stärken und ebenfalls Anfang 2021 die sozialräumliche Erziehungsberatung eingerichtet haben, die gut angenommen wird. Hier wollen wir uns mit
5 weiteren Angeboten in Zukunft noch besser aufstellen. Darüber hinaus haben wir für das kommende Jahr erneut einen Gesamtantrag für sieben Kinderhauseinrichtungen gestellt. Diese fokussieren sich in ihren Projekten auf Themenfelder wie digitale Bildung, Spracherwerb und Motorik und leisten somit auch einen konkreten Beitrag zur Abmilderung der Folgen von Corona. Beantragt wurden für diese Projekte Landesmittel in Höhe von 45 000 Euro. Der Regionalverband wird sich mit weiteren 10 000 Euro beteiligen. Hervorheben möchte ich auch, dass im Sommer 2021 über 30 Vhs- Kursangebote in Kinderhäusern und GWAs umgesetzt wurden und dies auch 2022 weitergeführt wird. Gleichzeitig ist die Vhs aber auch in das bereits genannte Corona-Aufholprogramm eingebunden. Wir konnten über unsere Agentur für Lernförderung und die etablierten Strukturen die Anzahl der Nachhilfekurse verdoppeln. Um es plastischer zu machen: Waren es vor den Sommerferien noch rund 150 Kurse an 16 Schulen, sind es aktuell rund 300 Kurse an 40 Schulen. Aktuell können dadurch 2400 Schülerinnen und Schüler zusätzliche Unterstützung in den Kernfächern erhalten. Auch die Kinder- und Jugendarbeit des Regionalverbandes ist Teil der oben angesprochenen präventiven Strategie. Im kommenden Jahr wird sie ihren Schwerpunkt darauflegen, bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit junge Menschen in Begegnungs- und Freiräumen, wie beispielsweise den Jugendzentren, Gemeinschaftserfahrungen sammeln können. Besonders im Fokus werden auch die Ferien- und Reiseangebote stehen, die durch Gelder aus dem Aufholpaket Corona die Teilnahme ohne oder mit nur sehr geringen Teilnahmegebühren ermöglicht. Dadurch können auch junge Menschen, für die die Corona-Zeit auf Grund schwieriger Wirtschaftsverhältnisse der Familie und häufig beengter Wohnungen besonders anstrengend war, an Angeboten der Erholung teilhaben. Die Kolleginnen und Kollegen aus der Kinder und Jugendarbeit haben während der Pandemie zurecht immer wieder darauf hingewiesen, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen bei der Entscheidungsfindung mitzudenken. Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass viele junge Menschen in der Pandemie das Gefühl haben, dass die Politik sie nicht sieht und hört. Die Vor- und Nachteile von Beteiligung an sich und Jugendbeteiligung im Besonderen haben wir schon des Öfteren diskutiert. Abgesehen davon, unterstütze ich ausdrücklich die Absicht unserer Kinder- und Jugendarbeit junge Menschen zu ermutigen, sich mit ihren Belangen zu artikulieren und in politische Entscheidungen wortstark einzubringen. Meine Damen und Herren, die vorangegangenen Ausführungen haben aufgezeigt, wie wichtig Kindertageseinrichtungen mit Blick auf Tagesstrukturen, Routinen und Förderung sind. Der Ausbau des Platzangebotes ist und war es auch schon in der Vergangenheit, eine enorm wichtige, und herausfordernde Aufgabe. Der Ausbau schreitet voran. Wir sind jedoch nicht so schnell, wie wir es gerne wären oder auch sein müssten. Und die laufenden Planungen lassen einen deutlich höheren Zuwachs auch erst im Jahr 2023 erwarten. Das ist nicht gut. Ich möchte an dieser Stelle aber auch kritisch konstatieren, dass die Schaffung neuer Plätze fast ausschließlich auf den Schultern der Regionalverbandskommunen lastet. Freie und kirchliche Träger sind zunehmen nicht mehr willens und manchmal auch nicht mehr in der Lage, ihren Beitrag für zusätzliche Kinderbetreuungsplätze zu leisten. Die Lücken in der Versorgungsstruktur versuchen wir aufzufangen. Beispielsweise stellen wir Haushaltsmittel für frühkindliche Bildungsangebote, wie die Brückenangebote, den Kita-Einstieg und die integrationskursbegleitende Kinderbetreuung zur Verfügung. Damit konnten in 2021 insgesamt 180 temporäre Betreuungsplätze angeboten werden.
6 Darüber hinaus unterstützen wir als Alternative auch die Kindertagespflege, bestehend aus Tagespflegepersonen und inzwischen 22 Großtagespflegestellen. Zur Absicherung dieser Plätze in der Pandemie, haben wir finanzielle Hilfen eingerichtet. Außerdem stellen wir kostenlose Corona-Tests und Masken zur Verfügung. Dass wir hinter der Arbeit der Kindertagespflegepersonen stehen, haben wir auch heute Abend bewiesen. Meine Damen und Herren, ich bedanke mich an dieser Stelle dafür, dass Sie unsere erfolgreiche Initiative, nach der das Tagespflegegeld auf 5 Euro erhöht wird, unterstützen. Wir zeigen Wertschätzung und es sichert die entstandenen Plätze in diesem Bereich ab. Gleichzeitig versuchen unsere Servicestelle Kinderbetreuung und Kindertagespflege stetig, die Qualität weiter zu erhalten und vor allem zu verbessern. Als Beispiel ist hier das Kinderschutzkonzept zu nennen, welches in Kürze fertiggestellt und Anfang des kommenden Jahres etabliert wird. Schulen: Entscheidend für ein erfolgreiches Lehren und Lernen sind die Lernorte und Lernumgebungen. Gerade durch die guten Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich der Lehre, die unter dem Schlagwort Differenzierung endlich mehr auf individuelle Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern eingeht, gewinnen diese noch mehr an Bedeutung. Auch die Ganztagsschulen als wichtiges Instrument zur Erhöhung der Bildungsgerechtigkeit, stellen ganz andere, höhere Anforderungen an die Gebäudestruktur. Kinder und Jugendliche verbringen heute den größten Teil ihrer Zeit in den Schulen. Somit werden die Schulen zu wichtigen Erfahrensräumen, die Möglichkeiten zum Lehren und Lernen und zur Freizeitgestaltung bieten müssen. Die Umgebung muss so gestaltet sein, dass man sich dort wohlfühlen kann. Meine Damen und Herren, wir haben uns deshalb in der Vergangenheit dazu entschieden, dass wir bei allen Neubaumaßnahmen vor allem auf die Qualität und Langlebigkeit achten. Ein paar Zahlen möchte ich an dieser Stelle nennen: Für das Jahr 2022 planen wir im Finanzhaushalt mit einem Investitionsvolumen von 28,6 Millionen Euro für Baumaßnahmen an Schulen und weiteren 680 000 Euro für Maßnahmen an den Außenanlagen. Angesichts dieser Anstrengungen, die wir Jahr für Jahr vollziehen, freue ich mich besonders über die positiven Rückmeldungen zu der Förderschule Emmersweiler und dem Übergangsstandort der Europäischen Schule, die wir in diesem Jahr eingeweiht haben. Darüber hinaus konnten wir den Neubau des Oberstufenzentrums in Völklingen fertigstellen und eröffnen. Das Oberstufenzentrum wird 300 Schülerinnen und Schüler aufnehmen und bietet mit seiner Mensa rund 250 Personen gleichzeitig Platz. Dabei kann die dortige Großküche 1000 Mahlzeiten am Tag frisch zubereiten und somit können auch die umliegenden Schulen versorgt werden. Diese Erfolgsbilanz möchte ich mit dem Verweis abschließen, dass auch die Schulen in Riegelsberg und Güdingen in diesem Jahr fertiggestellt wurden. Auch 2022 wird die Schullandschaft im Regionalverband in Bewegung bleiben. Neben vielen kleinen Sanierungsmaßnahmen werden auch weitere zukunftsweisende Großprojekte angepackt. Besonders hervorheben möchte ich das BBZ in Völklingen, das in zwei Bauabschnitten ab dem Sommer über circa fünf Jahre zu einem barrierefreien zusammenhängenden Gebäudekomplex umgebaut wird. Ebenfalls zu erwähnen ist aber auch das Projekt Bildungscampus Mügelsberg. Dabei geht es um das Zusammenwachsen der beiden Bildungszentren TGBBZ I und II mit neuen Lernkonzepten und offenen Lernlandschaften.
7 Sie werden es den Medien entnommen haben, Kreidestaub und schwere Schulranzen wird es in naher Zukunft in saarländischen Schulen nicht mehr geben. Das Saarland wird mit der Landesweiten Systematischen Medienausleihe die Schulen digitalisieren. Das ist ein enormes Vorhaben, das uns große Anstrengungen abverlangt. Die Schülerinnen und Schüler der 6er-Klassen wurden als Pilot bereits mit Endgeräten ausgestattet. Nun werden Schritt für Schritt die weiteren Klassen folgen. Außerdem erhalten auch alle Lehrerinnen und Lehrer schulgebundene mobile Endgeräte. Unser Informations- und Medienzentrum (IMZ) wurde zu einem sogenannten KOMSA, Kompetenzzentrum für Medien- und Schulbuchausleihe sowie Administration weiterentwickelt. Hierdurch können wir nun auch die Städte und Gemeinden im Regionalverband in diesem Bereich unterstützen und haben bereits zahlreiche Vereinbarungen zur Interkommunalen Zusammenarbeit im Bereich der IT-Dienstleistungen geschlossen. Weitere sind in Vorbereitung. An dieser Stelle möchte ich auch den Kolleginnen und Kollegen danken, die aufgrund der Geschwindigkeit, mit der dieses Projekt umgesetzt wird, ein hohes Maß an Einsatz und Flexibilität zeigen müssen. Volkshochschule Im vergangenen Jahr habe ich Ihnen berichtet, dass die Pandemie die digitale Bildung auch in der Volkshochschule verstärkt und notwendig gemacht hat. Manches davon hat sich als gute Ergänzung zu bestehenden Formaten gezeigt und wird beibehalten. Derzeit und auch weiterhin geplant, sind beispielsweise „hybride Formate“, das heißt Vorträge und Veranstaltungen finden live statt und werden zusätzlich gestreamt, sodass eine Teilnahme aus dem heimischen Wohnzimmer möglich ist. Dies ist aber nur eine Ergänzung. Denn Bildung lebt von der Erfahrung und dem Austausch auch mit anderen Menschen im persönlichen unmittelbaren Kontakt. Und auch das Ambiente am Schlossplatz profitiert von den zahlreichen Kursteilnehmenden insbesondere in den Abendstunden. Leider beobachten wir auch, dass aufgrund des Aussetzens von Kursen gerade in den örtlichen Vhs eine gewisse Zurückhaltung und Entwöhnung von Bildungsangeboten stattgefunden hat. Die Leute kommen nicht mehr wie vorher. Da wir noch mitten in der Pandemie stecken, möchte ich hier kein abschließendes Urteil fällen. Klar ist allerdings: Auch hier werden wir zusätzliche Mühen aufbringen, um vor Ort attraktive Veranstaltungsformate zu entwickeln, die von einer starken Öffentlichkeitsarbeit flankiert werden und so die Menschen nochmal an ihre örtliche Vhs binden. Meine Damen und Herren, die Vhs des Regionalverbandes ist einer der größten Anbieter in Sachen Weiterbildung und eine zentrale Weiterbildungsinstitution in unserer Region. Gerade in der jetzigen Zeit mit all den bevorstehenden Transformationsprozessen von Klimawandel über Digitalisierung bis hin zum demographischen Wandel werden wir eine starke Weiterbildung zu sozialverträglichen Preisen brauchen. Deshalb das klare Signal: Ich stehe hinter unserer Volkshochschule. Unterstützung und Beratung: Das Leben ist nicht planbar, wie wir es uns wünschen. Diese Erfahrung haben Sie und diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Aber uns hier im Raum geht es gut. Viele Mitmenschen im Regionalverband befinden sich in belastenden Lebenssituation und sind mit diesen überfordert. Seien die Probleme gesundheitlicher oder finanzieller oder ganz anderer Art - Der
8 Regionalverband Saarbrücken unterstützt und berät Menschen aller Altersklassen und macht vielfältige Angebote, um solche Situationen abzuwenden und zu bewältigen. An dieser Stelle möchte ich nun noch einmal auf die Volkshochschule zurückkommen. Denn auch in diesem Bereich ist sie tätig. So fördert die Volkshochschule das Nachholen des Hauptschulabschlusses und ab dem kommenden Jahr auch das Nachholen des Mittleren Bildungsabschlusses. Dieses Angebot erfährt gerade in diesem Jahr eine ausgesprochen gute Resonanz und ermöglicht Menschen, die in der Lebensphase ihrer Jugend andere Prioritäten gesetzt haben, den Schulabschluss. Oftmals können Absolventen dadurch in ihrem jetzigen Job eine Ausbildung beginnen und schaffen es so, dauerhaft mit einem guten Gehalt auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. In diesem Jahr findet der angesprochene Kurs auch erstmals an der JVA Saarbrücken statt. Es entstehen dadurch Perspektiven und so werden die Insassen bei ihrem wichtigen Resozialisierungsprozess unterstützt. Daran anknüpfend möchte ich auch auf die neue gemeinsame Anlaufstelle der Jugendberufsagentur eingehen, die wir im Moment implementieren. Aus sozialer Verantwortung heraus aber auch mit Blick auf den Fachkräftemangel können wir es uns nicht leisten, dass Jugendliche und junge Erwachsene den Übergang von der Schule in die Ausbildung und das Berufsleben nicht schaffen. Gerade für die komplexen Fälle erwarten wir uns daher viel von der neuvernetzten Jugendberufsagentur. Denn durch die Bündelung der Beratungs- und Betreuungsleistungen der Mitarbeitenden aus dem U25- Team des Jobcenters, den Berufsberatenden aus der Bundesagentur für Arbeit und Mitarbeitenden des neuen Sachgebietes Jugendberufshilfe unter einem Dach können tatsächliche Bedürfnisse und Notlagen gezielter erkannt und gelöst werden. Um möglichst viele Jugendliche an der Schwelle zum Berufsleben zu erreichen, vor allem auch solche, die drohen durch das soziale Netz zu fallen, wird das Angebot außerdem ergänzt durch aufsuchende Arbeit der Jugendberater:innen beispielsweise in Schulen, Jugendzentren und Migrantenselbstorganisationen. Mit dieser Art der engen Verzahnung und dem niederschwelligen Ansatz sind wir optimistisch, viele junge Menschen auch mit multiplen Problemlagen wieder auf den Weg in Bildungsprozesse zu bringen. Diese Anstrengungen für die neuvernetzte Berufsagentur sind auch deshalb so wichtig, um „vererbten“ Leistungsbezug in Familienbiographien zu brechen. Ein zentrales Problem im Hinblick auf die Unterstützung von arbeitslosen Menschen sind weiterhin die Langzeitarbeitslosen. Etwa dreiviertel der Menschen im SGB II sind nämlich schon über ein Jahr im Leistungszug. Ein Fortschritt in diesem Feld war das Teilhabechancengesetz 2019. Mit diesem hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, dass durch längerfristige Förderung von Arbeitsverhältnissen Menschen wieder am Arbeitsleben teilhaben. Regelmäßige Strukturen und Routinen und das Gefühl eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden, geben häufig den notwendigen Anstoß, sich auch nochmals langfristig auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Während in diesem Jahr weitere 102 geförderte Beschäftigungen realisiert werden konnten, bestehen nun insgesamt 487 Arbeitsverhältnisse für Menschen, die sechs Jahre und länger im SGB II-Bezug waren. Diese gute Zahl ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, und darüber bin ich sehr froh, dass der Regionalverband die Attraktivität des Instruments für Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen durch eine Co-Finanzierung erhöht hat. Hierfür werden auch 2022 erneut 990 000 Euro zur Verfügung gestellt. Meine Damen und Herren, eine wichtige Beratungsstelle des Regionalverbandes Saarbrücken ist auch die Schuldner- und
9 Insolvenzberatungsstelle. Gerade viele Menschen mit geringen Einkommen haben mit Verschuldungsproblematiken zu kämpfen. Von den Menschen, die im ablaufenden Jahr die Beratungsstelle aufsuchten, beziehen mehr als ein Drittel Transferleistungen und ein knappes weiteres Drittel ist dem Niedriglohnsektor zu zuordnen. Neben unserer Beratungsstelle gibt es noch drei weitere, die der Regionalverband jährlich fördert. Mit den vier Beratungsstellen ist der Regionalverband sowohl in der Fläche als auch im Ballungsraum gut aufgestellt, um die Verschuldungsproblematik anzugehen. Dabei ist immer wieder zu beobachten, dass viele Menschen erst dann zur Beratung kommen, wenn es eigentlich schon zu spät ist. An dieser Stelle werden wir ansetzen und die Schuldnerberatungen auch im Hinblick auf Schuldenprävention stärken. Auch personell. Ich kann diesen Teil meines Berichts nicht abschließen, ohne auf eine Gruppe einzugehen, die bisher noch nicht zur Sprache kam: Seniorinnen und Senioren. Der demographische Wandel führt dazu, dass wir dieser wachsenden Gruppe mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Gerade den Menschen, die arm, alt und allein sind. Hier greifen häufig auch keine familiären Unterstützungsstrukturen. Damit wird es auch oft schwierig, die Menschen in der eigenen Häuslichkeit, die vertraut ist und nur ungern verlassen wird, zu halten. Wir als Regionalverband Saarbrücken fördern seit einigen Jahren auf vielfältige Weise Maßnahmen und Projekte im Bereich der Prävention und gesellschaftlichen Teilhabe von Seniorinnen und Senioren. Darunter auch die sogenannten „Quartiersbezogenen Alltagshilfen“. Uns geht es darum, die alten Menschen zu beraten. Wir wollen ihnen aber auch neue Netzwerke - ja vielleicht neue Freundschaften - durch den Kontakt zu anderen ermöglichen und damit auch aktiv Einsamkeit vorbeugen. Von anfänglich sieben geförderten Seniorenprojekten im Jahr 2016 wurde die Förderung mittlerweile auf insgesamt siebzehn Projekte im Jahr 2021 ausgebaut. Für das kommende Haushaltsjahr werden in diesem Bereich rund 750 000 Euro Fördermittel bereitstehen. Unser Netz wird also dichter und dies hat sich gerade auch in der Pandemie bewährt. Bauen und Wohnen: Zentral für alle anderen Lebensbereiche ist eine gute und sichere Wohnung. Sie ist der private Rückzugsort und Ankerpunkt. Seit einigen Jahren erleben wir aber, dass bestimmte Wohnungsgrößen knapp und im Innenstadtbereich manchmal gar nicht mehr zu haben sind. Ich erinnere mich eindrücklich an den Bericht einer jungen Einzelhandelsverkäuferin: Sie und ihr Mann, er Handwerker, finden keine bezahlbare Wohnung in der Stadt, die auch noch groß genug sei, wenn ein Kind dazu käme. Diese Schwierigkeit bei der Wohnungssuche erleben viele Menschen vor allem im Ballungsraum. Seit 2019 betreiben wir das erfolgreiche Projekt der „Wohnraum-Akquise“, das aber vor allem auf die Vermittlung von Wohnraum an Transferleistungsempfänger:innen abzielt und durch Renovierungs- und Sanierungszuschüsse die Schaffung von neuem Wohnraum für diese Personengruppe im Blick hat. Dabei wird sowohl den Vermietenden als auch den Mietern und Mieterinnen sozialarbeiterische Begleitung und eine konkrete Ansprechpartnerin bei Schwierigkeiten aller Art angeboten. Insgesamt konnten so bisher 82 Personen versorgt werden. Aktuell bestehen Belegungsrechte für 44 renovierte und kostengünstige Wohnungen. Um dieses erfolgreiche Projekt weiter ausbauen zu können, haben wir es mit einer weiteren Sozialarbeiterin verstärkt und bilden dies nun verstetigt auch im Stellenplan ab.
10 Solche Projekte zielen auf die Schwächsten am Markt. Wie mein Beispiel zeigt, haben aber auch viele normal Verdiener:innen Schwierigkeiten, gute, bezahlbare Wohnungen zu finden. Wir müssen folglich mehr Wohnraum mobilisieren. Es gibt zahlreiche Ansätze, dieses Ziel zu erreichen. Ein paar Beispiele: Anreize schaffen, damit Eigentümer:innen leerstehende Wohnungen an den Markt bringen; Unterstützung bieten, damit Wohnungen für die keine Nachfrage besteht entsprechend umgestaltet werden; das Aufstocken bestehender Gebäude fördern und natürlich Baulücken schließen und Bauen, Bauen, Bauen. Der Regionalverband selbst kann aufgrund seiner Aufgaben hier nur eine koordinierende Rolle einnehmen. Genau das tun wir. Wir haben Interviews mit relevanten Akteuren in diesem Bereich geführt und somit einen Austausch angestoßen, der in einem ersten Treffen der Wohnungsmarktakteure im Oktober mündete. Auf unsere Initiative wird aus dieser Auftaktveranstaltung ein Bündnis für bezahlbares Bauen und Wohnen hervorgehen, das als Plattform dabei helfen wird, Problemstellungen und Hürden zu identifizieren und möglichst zu beheben. Die nächste Veranstaltung der Reihe wird gleich zum Jahresbeginn stattfinden. Darüber hinaus ist es uns natürlich auch ein Anliegen, dass alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt werden, die der Gesetzgeber bereitstellt, um neuen Wohnraum zu schaffen. Diesbezüglich ist das am 14. Juni vom Bundestag verabschiedete Baulandmobilisierungsgesetz zu nennen, das unter bestimmten Bedingungen den Städten und Gemeinden verschiedene Instrumente, wie beispielsweise die Stärkung des kommunalen Vorkaufsrechts, Umwandlungsverbote von Miet- in Eigentumswohnungen oder auch die Erleichterung von Wohnnutzung im Außenbereich, zur Verfügung stellt. Hierfür muss durch das saarländische Innenministerium festgestellt werden, dass die Mietbelastung der Haushalte den bundeweiten Durchschnitt deutlich übersteigt und dann eine entsprechende Rechtsverordnung erlassen werden. Durch unseren Anstoß hat in der vergangenen Woche der Kooperationsrat eine entsprechende Resolution auf den Weg gebracht, die das Innenministerium auffordert, die entsprechende Prüfung und gegebenenfalls Rechtsverordnung auf den Weg zu bringen. Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung: Meine Damen und Herren, wenn wir die Wirtschaft im Regionalverband an Hand der Arbeitsmarktdaten bewerten, dann können wir trotz der weiterhin extrem schwierigen Lage einiger Branchen, etwas aufatmen. Die erwartete hohe Zahl an Übertritten von Kundinnen Kunden aus dem Rechtskreis der Arbeitslosenversicherung in den Bereich der Grundsicherung ist ausgeblieben. Außerdem ist die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Dennoch die Pandemie ist nicht vorbei. Der Staat stützt durch Kurzarbeitergeld und Wirtschaftshilfen weiterhin zahlreiche Unternehmen und Lieferschwierigkeiten sowie Materialengpässe belasten das gesamte Wirtschaftssystem. Lassen Sie mich kurz auf drei Bereiche eingehen, an denen wir sehr konkret Wirtschaft fördern: Erstens möchte ich den Verein „Wirtschaftsregion Saarbrücken e.V.“ hervorheben, der seit nun vier Jahren unter dem Dach des Regionalverbandes besteht. Auch während der Pandemie ist es gelungen, das programmatische Angebot trotz widriger Umstände weitgehend aufrecht zu erhalten. Der eigentliche Zweck des Vereins, dass Unternehmen in diesem Feld selbst die besten Ratgeber für die Verwaltung sind und in gemeinsamer Arbeit Ideen zur Profilierung der Region reifen, wurde auch während der
11 Pandemie verfolgt. Wichtig war in diesem Zusammenhang der regelmäßige Austausch unserer Wirtschaftsförderung mit den kommunalen Partnern. Vom Aufbau eines Lieferservice in den Hochzeiten der Pandemie mit anhaltenden Lockdown, über Passantenfrequenz-Zählung bis hin zur Begleitung erster Öffnungschritte durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit. All dies geschah in enger Abstimmung mit unserer kommunalen Wirtschaftsförderung. Auch in diesem schwierigen Winter stehen wir mit Rat und Tat bereit. Zweitens möchte ich den Bildungs- aber auch Wirtschaftsfaktor Kultur hervorheben. Wir im Regionalverband sind stolz auf unser breites kulturelles Angebot und es ist richtig bitter zu sehen, wie die Kulturschaffenden an den notwendigen Regeln verzweifeln. Mit der Beauftragung von Walking-Acts, die kleine kulturelle Darbietungen in die Städte und Gemeinden bringen und dem zur Verfügung stellen von Spielstätten, wie beispielsweise bei der nun zum zweiten Mal durchgeführten Reihe Schlossgarten Open Air, versuchen wir Veranstalter und Künstler zu unterstützen. Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang auch, dass wir mit unserer Bewerbung beim Kultursommer- Programm des Bundes 120 000 Euro akquirieren konnten, die wir durch unseren Eigenanteil auf insgesamt 150 000 Euro aufgestockt haben. In kürzester Zeit konnte so in Zusammenarbeit mit der Crew des Theaterschiffs Maria-Helena das Festival Encore auf die Beine gestellt werden, das an 13 Tagen mit 46 kostenfreien Veranstaltungen über 5000 Besucher vor Ort begeisterte. Das war eine tolle Leistung und ein deutliches Zeichen durchzuhalten. Drittens möchte ich noch auf den Bereich Tourismus eingehen. Hier investieren wir viel Arbeit und Energie. In enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt und der Tourismus Zentrale Saarland wurden Leitlinien entwickelt, an denen wir uns in den nächsten Jahren orientieren wollen. Unter anderem sind wir bei der wichtigen Etablierung eines Conventions Bureaus in der Region Saarbrücken sowohl konzeptionell als auch im Hinblick auf die Umsetzung weitergekommen. Das ist gut, denn gerade die Tourismusbranche muss ihre Kräfte sammeln und zielgerichtet und vernetzt handeln. Klima- und Umweltschutz: Meine Damen und Herren, die Katastrophe im Ahrtal hat uns erneut vor Augen geführt, dass auch wir in Deutschland vor den Folgen des Klimawandels nicht sicher sind. Wir müssen konsequent den Weg gehen und Treibhausgasemmissionen verhindern und vermeiden. Gleichzeitig müssen wir mit den Städten und Gemeinden Wege finden, wie wir die verschiedenen Bedürfnisse nach Arbeit, Wohnraum und Versorgung mit dem notwendigen Umwelt- und Klimaschutz vereinen. Wir werden deshalb auch Klima- und Umweltschutzaspekte viel stärker als bisher in unsere planerischen Aufgaben einbeziehen. Gerade in der vorbereitenden Bauleitplanung, in der Flächennutzungs- und in der Landschaftsplanung werden zukünftig weitere Aspekte eine Rolle spielen müssen. Ein umfangreiches Konzeptpapier ist hierfür bereits in Arbeit. Zielsetzung ist es beispielsweise, den Flächennutzungsplan zu ergänzen. Es sollen Schutzwirkungsbereiche definiert und relevanten Schutzmaßnahmen empfohlen werden. In der Summe wird der Flächennutzungsplan keine bloße Fortschreibung erfahren, sondern zum Teil völlig neue Elemente erhalten. Eine Mammutaufgabe, der wir uns stellen. Bereits geschafft ist die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes von 2012, das wir gemeinsam mit konkreten Maßnahmen verabschiedet haben. Die
12 Fortschreibung war auch die Voraussetzung für die Förderung eines Klimaschutzmanagers im Regionalverband. Die Bewerbungsphase ist abgeschlossen und die Auswahl läuft derzeit. Ich bin optimistisch, dass wir dadurch einen guten Schritt im Regionalverband vorankommen. Daneben haben wir natürlich auch ganz praktische Aufgaben und Herausforderungen im Regionalverband mit Blick auf eigene Immobilien. Vor allem sind dabei die Schulgebäude zu nennen. An dieser Stelle möchte ich aber deutlich hervorheben, dass wir auch unsere Verantwortung wahrnehmen. So sind alle Neubauten auf Fotovoltaikanlagen ausgelegt und wir planen inzwischen nach KfW 55 Anforderungen und werden selbstverständlich unsere Planungen, den sich weiterentwickelnden energetischen Standards anpassen. Für das Jahr 2022 haben wir im Finanzplan 4,3 Millionen Euro allein für Einzelmaßnahmen im Bereich der Energieefizienz vorgesehen. Dies betrifft vor allem die energetische Sanierung von Dächern und Fassaden sowie den Bereich der PV-Anlagen. Außerdem möchte ich auch an dieser Stelle auf unseren Plan zur Erneuerung und Aufbau von hochwertigen Fahrradabstellanlagen an unseren Schulen verweisen. Wir haben eine umfangreiche Bestandsaufnahme gemacht und werden nun jährlich 300 000 Euro in Fahrradabstellanlagen investieren. Denn für klimafreundliches Verhalten muss Politik und Verwaltung auch die entsprechenden Rahmenbedingungen bereitstellen. Zentrale Verwaltung: Unverzichtbar für das Funktionieren der Abläufe in der Regionalverbandsverwaltung ist die Zentrale Verwaltung mit dem Hauptamt, dem IT-Referat und dem Personalamt. Hier werden viele Voraussetzung dafür geschaffen, damit wir unser breitgefächertes Aufgabenspektrum erfüllen können. Eine besonders wichtige Aufgabe ist hierbei die Digitalisierung der Verwaltung nach außen und innen. Im Jahr 2021 bildetet der Aufbau des digitalen Posteingangs sowie des digitalen Postausgangs den Schwerpunkt. Wie auch schon bei der Einführung der E-Akte, deren Etablierung im Regionalverband weiter vorangetrieben wird, ist hierbei das Sozialamt unser Pilotfachdienst. In den folgenden Jahren wird es darum gehen, die dort etablierten Abläufe, entsprechend dem Vorgehen im Bereich der E-Akte, in alle Fachdienste des Regionalverbandes auszurollen. Beide Elemente spielen eine zentrale Rolle in der Digitalisierung und sind Grundvoraussetzung für medienbruchfreie Verwaltungsabläufe. Gleichzeitig muss auch das Geschäftsprozessmanagement in allen Verwaltungsbereichen deutlich stärker in den Blick genommen werden, da dieses für eine erfolgreiche Digitalisierung und eine zukunftsfähige, bürgernahe Verwaltung ebenfalls unverzichtbar ist. Digitalisierung endet nämlich nicht damit, dass man analoge Prozesse digital abbildet. Das wäre zu kurz gegriffen. Nach außen hin gibt es gemeinsam mit dem Land und den anderen Kreisen große Anstrengungen, die gesetzlichen Anforderungen im Hinblick auf das Onlinezugangsgesetz und das E-Government-Gesetz zu erfüllen. Dies wird im Jahr 2022 viele unserer Ressourcen benötigen. Anmerken möchte ich hier aber auch, dass wir durch vorausschauendes Handeln im Teilbereich digitaler Bauantrag Vorreiter sind und nun die Umsetzung im Saarland maßgeblich unterstützen. Zusätzlich zu dem Alltagsgeschäft, das laufen muss, wie beispielsweise die Bewirtschaftung der Gebäude, Mitarbeitendenbetreuung, Gehaltszahlungen
13 für den gesamten Personalkörper, Gesundheitsmanagement und vieles vieles mehr, haben die Zentrale Dienste auch durch die Corona-Pandemie zusätzliche Aufgaben erhalten. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz musste beispielsweise stetig für Nachschub bei der Schutzausrüstung, insbesondere Masken und Tests sogen. Hierfür mussten Mittel in Höhe von 150 000 Euro aufgewendet werden. Um ein vielfaches herausfordernder war und ist die Personalisierung des Gesundheitsamtes vor allem der Kontaktpersonennachverfolgung. Insgesamt sind im Gesundheitsamt durch zusätzliches externes Personal Kosten in Höhe von 680 000 Euro entstanden. Die größte Anstrengung hat aber wohl die nun doppelt durchgeführte Einrichtung des Impfzentrums gekostet. Vom Gebäudemanagement, über das IT-Referat bis hin zum Personalamt waren hier alle Teile der zentralen Verwaltung gefragt. Hinzugezogen wurden außerdem noch Kolleginnen und Kollegen aus dem Bauamt. Es ist wirklich beeindruckend mit welcher Professionalität diese Aufgaben durchgeführt wurde und wie professionell das Impfzentrum und die mobilen Teams gearbeitet haben und nun ab morgen weiter arbeiten werden. Dabei haben wir einen erheblichen Anteil zum Erfolg der saarländischen Impfkampagne beigetragen. Im Impfzentrum wurden bis zu seiner ersten Schließung im Oktober über 292 000 Corona-Schutzimpfungen durchgeführt. Hinzu kommen 1996 Erst- und teilweise Zweit-Impfungen durch mobile Teams, wie beispielsweise unseren Impfbus. Meine Damen und Herren, den Regionalverband für die Bürgerinnen und Bürger zu gestalten, voranzubringen und verlässlich durch die Krise zu bringen, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Daran arbeiten wir, indem wir Chancen eröffnen und zur Chancengerechtigkeit beitragen, indem wir für ein bestmögliches Lernumfeld in den Schulen sorgen, indem wir Bedürftige beraten und unterstützen kurz: indem wir uns um die Bürger und Bürgerinnen kümmern. Ich möchte mich abschließend nochmal bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken. Vielen Dank für Ihren Einsatz für den Regionalverband Saarbrücken. Mein ganz besonderer Dank und meine Anerkennung gilt dabei all denen, die durch die Mehrarbeit im Zuge der Corona-Pandemie wenig Zeit in ihrer Freizeitgestaltung hatten und weniger Zeit mit Freunden und Familien verbringen konnten und können. Ein Dank gilt auch den Familien und Freunden, die hierfür oft viel Verständnis aufbringen müssen. Bedanken möchte ich mich aber auch bei den Fraktionen und ihren Mitgliedern für hin und wieder harte aber immer faire Beratungen. Es ist gut, dass die Zusammenarbeit in den politischen Gremien von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Persönlich bedanken möchte ich mich auch bei meinen Dezernentinnen und meinem Dezernenten für die intensive Arbeit in diesem Jahr. Meine Damen und Herren, die Daten des Haushaltsentwurfes für das Jahr 2021 liegen ihnen schriftlich vor. Auf der Grundlage dieser Zahlen bitte ich Sie
14 die Haushaltssatzung mit Haushaltsplan, das Investitionsprogramm und den Stellenplan entsprechend zu beschließen. Vielen Dank und Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest im engen Kreise.
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