Autosomal dominante nicht syndromale Hörstörungen

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Autosomal dominante nicht syndromale Hörstörungen
Genetik der HNO Krankheiten
                              Autosomal dominante nicht syndromale Hörstörungen

                              Christian Kubisch

                              Institut für Humangenetik
                              Universitätsklinikum Bonn

                              Zusammenfassung                           Summary                                     Einleitung
                              Im Gegensatz zu den autosomal re         Autosomal dominant hearing                  Bei den genetisch bedingten Hör
                              zessiven nichtsyndromalen Hör           impairment is not as frequent as            störungen handelt es sich um eine
                              störungen sind die autosomal domi        autosomal recessive hearing loss and        Gruppe von z.T. sehr unterschiedli
                              nanten Formen seltener und meist          is most often characterized by a later      chen Erkrankungen, die z.B. nach
                              durch einen späteren Krankheitsbe        age of onset and a progressive              dem Beginn des Auftretens, der mög
                              ginn und einen fortschreitenden Cha      course of the disease. So far, more         lichen Progredienz, dem Schweregrad
                              rakter gekennzeichnet. Bisher sind        than 35 independent loci have been          des Hörverlusts, dem Vorliegen weite
                              für die autosomal dominanten For         mapped for autosomal dominant               rer Symptome im Sinne eines defi
                              men mehr als 35 unabhängige Loci          forms and 15 genes have been                nierten Syndroms oder aber dem Ver
                              kartiert und 15 Gene identifiziert wor   identified, yet, in most cases              erbungsmodus klassifiziert werden
                              den, wobei Mutationen meist in nur        mutations have been found in just a         können. Dieser Artikel beschäftigt sich
                              wenigen Familien gefunden werden          few families. Some of the identified        mit den autosomal dominanten nicht
                              konnten. Einige dieser Gene sind          genes are also responsible for              syndromalen Hörstörungen (ADNSHL)
                              auch für autosomal rezessive Formen       autosomal recessive forms or                und versucht einen allgemeinen Über
                              bzw. syndromale Hörstörungen ver         syndromic hearing loss. The function        blick über diese heterogene Gruppe
                              antwortlich. Die Funktion der betrof     of the responsible genes is                 von Erkrankungen zu geben.
                              fenen Gene ist außerordentlich viel      extraordinary diverse and reflects the
                              fältig und reflektiert die Komplexität    complexity of the structure and             Häufigkeit
                              des Aufbaus und der Funktion des          function of the inner ear. In particular,   Bei den prälingualen Formen der erb
                              Innenohrs. Insbesondere sind dabei        genes encoding for proteins of the          lichen Hörstörungen werden ca. 80 –
                              Gene identifiziert worden, die für        cytoskeleton and extracellular matrix       85% autosomal rezessiv und ca. 15%
                              Proteine des Zytoskeletts und der         as well as transcription factors and        autosomal dominant vererbt. Bei den
                              Extrazellulärmatrix sowie für Trans      ion transport proteins have been            später manifesten Formen liegen kei
                              kriptionsfaktoren und Ionentransport     found. The results of the genetic           ne genaueren Einschätzungen hin
                              proteine kodieren. Durch die geneti      studies have improved our                   sichtlich der Häufigkeit der verschie
                              schen Befunde konnte das Verständ        understanding about the                     denen Vererbungsmodi vor, dennoch
                              nis über die Entwicklung des Ohres        development of the ear and the              ist anzunehmen, dass hier der Anteil
                              und die Physiologie des Hörens er        physiology of hearing.                      der autosomal dominanten Formen
                              weitert werden.                                                                       höher ist. Insgesamt kann vereinfa
                                                                                                                    chend gesagt werden, dass die auto
                              Schlüsselwörter                           Keywords                                    somal rezessiven Formen meist
                              Schwerhörigkeit, autosomal domi          Hearing loss, autosomal dominant            schwerer in ihrer klinischen Sympto
                              nanter Erbgang                            mode of inheritance                         matik sind und einen Großteil der kon
                                                                                                                    genitalen Fälle der Taubheit ausma
                                                                                                                    chen. Die Häufigkeit einer kongenita
                                                                                                                    len Taubheit wird mit ca. 1:1 000 an
                                                                                                                    gegeben (Marazita, 1993). Demge
                                                                                                                    genüber sind die meisten autosomal
                                                                                                                    dominanten Formen durch eine spä
                                                                                                                    tere Manifestation (oft im frühen Er
                                                                                                                    wachsenenalter) und einen progre
                                                                                                                    dienten Charakter gekennzeichnet,

30                            medgen 14 (2002)
Genetik der HNO Krankheiten
                                                                                    Abb 1
                                                                                    Publizierte Genloci für die autosomal domi
                                                                                    nanten nicht syndromalen Hörstörungen,
                                                                                    dargestellt anhand von Ideogrammen
                                                                                    menschlicher Chromosomen.

                                                                                    Die roten Balken neben den Ideogrammen re
                                                                                    präsentieren die ungefähre zytogenetische Lo
                                                                                    kalisation der DFNALoci. In grüner Schrift sind
                                                                                    die identifizierten Gene dargestellt, auf die im
                                                                                    Text detailliert eingegangen wird. In den Fällen,
                                                                                    in denen ein ADNSHLGen auch in rezessiven
                                                                                    Formen gefunden worden ist, ist dies in Klam
                                                                                    mern unter oder über dem Gen angegeben, wo
                                                                                    bei der entsprechende DFNBLokus benannt
                                                                                    worden ist. Xchromosomale Loci sind nicht ge
                                                                                    zeigt.

wenngleich auch hier schwere, nicht      Kopplungsanalysen und Loci für            2002). Die exakte Anzahl an Loci kann
progrediente und kongenitale Formen       die ADNSHL                                nicht genannt werden, da
vorkommen. Dies ist z.B. bei den For     Schon vor der ersten erfolgreichen
men DFNA3 und DFNA8/12 bekannt,           Identifizierung eines „Taubheitsgens“     (1) in einigen Fällen Loci als unabhän
wobei DFNA die Bezeichnung für ei        war bekannt, dass sowohl autosomal            gig beschrieben wurden, sich aber
nen autosomal dominanten Lokus ei        dominante als auch autosomal rezes           nach der Genidentifizierung her
ner nichtsyndromalen Hörstörung ist      sive nichtsyndromale Hörstörungen            ausstellte, dass dasselbe Gen zu
und die nachfolgende Zahl einen spe      insofern außergewöhnlich sind, als für        grunde lag (z.B. DFNA8/12 und
zifischen Lokus beschreibt. Die Lo       diese Erkrankungen eine extreme He           DFNA 6/14),
kusnummern werden chronologisch           terogenie vorausgesagt worden war.
nach der Erstbeschreibung vergeben.       Konkret wurde geschätzt, dass Verän      (2) auch weitere Loci, für die das Gen
                                          derungen in bis zu 100 verschiedenen          noch nicht bekannt ist, überlappen,
Betrachtet man weiterhin die Präva       Genen für eine monogene, nichtsyn           und somit z. Zt. nicht klar ist, ob
lenz von Hörstörungen im fortge          dromale Hörstörung verantwortlich             zwei unterschiedliche Gene betrof
schrittenen Erwachsenenalter, so zei     sein können (Morton, 1991).                   fen sein könnten,
gen zwischen dem 40. und 50. Le
bensjahr bzw. zwischen dem 60. und        Eine Genidentifizierung bei der ADNS     (3) in einigen Fällen an einem Lokus
70. Lebensjahr 0,3% bzw. 2,3% der         HL setzt voraus, dass Familien identi        mehr als ein ursächliches Gen in
Menschen eine hochgradige Schwer         fiziert und analysiert werden, in denen       unterschiedlichen Familien gefun
hörigkeit (d.h. ein Hörverlust größer     ein Hörverlust autosomal dominant             den worden ist (z.B. DFNA2) und
65 dB), wobei die Hörleistung im we      vererbt wird und die groß genug sind,
niger stark betroffenen Ohr zugrunde      um eine genomweite Kopplungsana          (4) einige reservierte Loci bisher nicht
gelegt wird. Schließlich liegt zwischen   lyse mit ausreichender statistischer          publiziert worden sind und somit
dem 70. und 80. Lebensjahr bei mehr       Aussagekraft durchführen zu können.           eine mögliche Parallelbeschrei
als 60% der Bevölkerung eine Hör         Nach der Identifizierung des genomi          bung oder Überlappung mit be
minderung von >25 dB vor (Davis,          schen Lokus werden dann Gene aus              kannten Loci nicht letztlich auszu
1989). Die Altersschwerhörigkeit ist im   dieser Region auf das Vorliegen von           schließen ist.
überwiegenden Teil der Fälle nicht        Mutationen untersucht, um somit das
monogen, sondern multifaktoriell be      ursächliche Gen für die ADNSHL zu         Die bisher publizierten Loci der AD
dingt. Neben Umweltfaktoren wie z.B.      finden. Dieses Vorgehen der sog. „Po     NSHL sind in Abbildung 1 schema
Lärm und ototoxischen Medikamenten        sitionellen Klonierung“, bei dem a pri   tisch gezeigt, wobei bereits identifi
spielen jedoch auch hier genetische       ori nichts über die Funktion des ver     zierte Gene ebenfalls dargestellt sind.
Faktoren eine bedeutende Rolle. Hin      antwortlichen Gens bekannt ist, war in    Insgesamt handelt es sich bei den
sichtlich der Aufklärung dieser bis       den letzten Jahren bei der Aufklärung     ADNSHL meist um später manifeste
jetzt nicht bekannten genetischen Prä    von genetischen Loci bzw. Genen der       Erkrankungen (Ausnahme DFNA3 und
dispositionsfaktoren spekuliert man,      ADNSHL sehr erfolgreich. Bisher sind      DFNA8/12 mit kongenitalem Beginn),
dass insbesondere die Gene der AD        mehr als 35 unabhängige Loci für die      wobei die hauptsächlich betroffenen
NSHL und der mitochondrialen Hör         ADNSHL beschrieben (s. a. die stän       Frequenzen in den Familien unter
störungen gute Kandidatengene für         dig aktualisierten Tabellen auf der       schiedlich sind, worauf hier jedoch
die Presbyakusis sind.                    „Hereditary Hearing Loss Homepage“        nicht eingegangen werden kann.
                                          unter http://dnalabwww.uia.ac.be/
                                          dna lab/hhh) (Van Camp and Smith,

                                                                                                             medgen 14 (2002)           31
Genetik der HNO Krankheiten   Tab 1 Tabellarischer Überblick über die bekannten ADNSHL Gene und ihre Funktion,
                              die vermutete Häufigkeit von Mutationen dieser Gene und mögliche allelische Erkrankungen

                              Loci und bekannte Gene für die ADNSHL      Häufigkeit              Besonderheiten                      Funktion

                              DFNA1: HDIA1                               selten                                                      Aktinorganisation

                              DFNA2: Connexin 31                         selten                  Allelie mit ARNSHL und              Kaliumrecycling?
                                                                                                 Erythrokeratodermia variabilis
                                                                                                 (ohne Hörstörung)

                              DFNA2: KCNQ4                               wahrscheinlich                                              Kaliumrecycling? Modulation der
                                                                         etwas häufiger                                              Erregbarkeit der Haarzellen?

                              DFNA3: Connexin 26                         selten                  Allelie mit ARNSHL (DFNB1)          Kaliumrecycling

                              DFNA3: Connexin 30                         selten                  Allelie mit ARNSHL und der hidro   Kaliumrecycling?
                                                                                                 tischen ektodermalen Dysplasie
                                                                                                 (ohne Hörstörung)

                              DFNA5: DFNA5                               selten                                                      unbekannt

                              DFNA6/14/38: Wolframin                     wahrscheinlich häufig   Allelie mit WolframSyndrom         unbekannt
                                                                         bei Tieftonschwer      (autosomal rezessiv)
                                                                         hörigkeit

                              DFNA8/12: TECTA                            selten                  kongenital und nichtprogrediente   Aufbau der Tektorialmembran
                                                                                                 Hörstörung

                              DFNA9: COCH                                nicht bekannt           Assoziation mit M. Menière          ExtrazellulärmatrixProtein?

                                                                                                                                     Innenohrentwicklung ?
                              DFNA10: EYA4                               selten

                              DFNA11: MYO7A                              selten                  Allelie mit ARNSHL (DFNB2) und      Zytoskelett
                                                                                                 UsherSyndrom (USH1B)

                              DFNA13: COL11A2                            selten                  Allelie mit SticklerSyndrom        Aufbau der Tektorialmembran

                              DFNA15: POU4F3                             selten                                                      Haarzellentwicklung ?

                              DFNA17: MYH9                               selten                  Allelie mit MayHegglinAnomalie,   Zytoskelett
                                                                                                 FechtnerSyndrom, Sebastian
                                                                                                 Syndrom, EpsteinSyndrom und
                                                                                                 AlportSyndrom mit Makrothrom
                                                                                                 bozytopenie

                              DFNA22: MYO6                               selten                                                      Zytoskelett

                              Überschneidung mit autosomal               Bisher konnten 15 Gene für die AD                laubte, einen systematischen, geno
                              rezessiven und syndromalen                 NSHL identifiziert werden, die hier               mischen Sequenzierungsansatz zu
                              Hörstörungen                               kurz vorgestellt werden. Insgesamt                verfolgen. In diesem Fall konnte 1997
                              Neben der ausgeprägten Heterogenie         kann aufgrund der Platzlimitierung je            ein kochleär exprimiertes Gen identi
                              zeigte sich schon bald nach der Be        doch nur ein allgemeiner Überblick                fiziert werden, das eine signifikante
                              schreibung der ersten Loci und Gene        über die komplexen genetischen Be                Homologie zu bekannten Genen aus
                              ein weiterer, zusätzlich komplizieren     funde gegeben werden, auch hin                   anderen Spezies aufwies, nämlich
                              der Aspekt hinsichtlich der geneti        sichtlich der Quellen der beschriebe             dem diaphanousGen aus der Frucht
                              schen und klinischen Klassifikation        nen Ergebnisse soll nochmals auf die              fliege Drosophila melanogaster und
                              von Hörstörungen. So fand sich, dass       „Hereditary Hearing Loss Homepage“                dem Gen p140mDia aus der Maus.
                              Gene, die bei der ADNSHL mutiert           verwiesen werden.                                 Das humane Ortholog wurde als diap
                              sind, auch ursächliche Veränderungen                                                         hanous 1 (HDIA1) bezeichnet und
                              in autosomal rezessiven Formen             Bisher bekannte Gene                              tatsächlich konnte in der untersuchten
                              und/oder syndromalen Formen der            für die ADNSHL                                    Familie eine Mutation entdeckt wer
                              Hörstörungen (bzw. sogar Syndromen                                                           den, die mit der Krankheit kosegre
                              ohne Hörstörungen) aufwiesen, d.h.         DFNA1:                                            gierte und zu einer Proteintrunkation
                              es liegt zumindest in einem Teil der       HDIA1 und Aktinpolymerisation                     führt (Lynch, 1997). Dieses Protein
                              Fälle eine Allelie von klinisch bzw. ge   Der erste autosomal dominante Taub               gehört zur sog. FH (Formin Homolo
                              netisch unterschiedlichen Erkrankun       heitslokus, DFNA1, konnte 1992 in ei             gie) Protein Familie, deren Mitglieder
                              gen vor. Auf diese Überschneidungen        ner großen Familie aus Costa Rica auf             eine zentrale Rolle in der Regulation
                              und mögliche pathophysiologische Er       Chromosom 5q31 kartiert werden. In                der Aktinorganisation einnehmen. Man
                              klärungsansätze hierfür wird im fol       nachfolgenden Arbeiten gelang es, die             nimmt heute an, dass das humane
                              genden bei der Beschreibung der be        chromosomale Region, in der das ver              HDIA1 wahrscheinlich an der Aktinor
                              reits identifizierten Gene kurz einge     antwortliche Gen liegen musste, auf               ganisation innerhalb der Stereozilien
                              gangen.                                    ca. 800 kb einzugrenzen. Somit war                oder in der Kutikularplatte, die beson
                                                                         eine Größe erreicht worden, die es er            ders reich an Aktinpolymeren ist, be

32                            medgen 14 (2002)
Genetik der HNO Krankheiten
teiligt ist. Störungen dieser Funktion     Das andere DFNA2Gen ist der span         scheinlich relativ begrenzt. Dominan
führen wahrscheinlich zum Verlust der      nungsabhängige Kaliumkanal KCNQ4,          te Mutationen zeigen in der elektro
Haarzellstruktur und somit der Fähig      der ein Homolog des KCNQ1Gens             physiologischen Untersuchung einen
keit zur mechanoelektrischen Signal       ist, welches u. a. bei der syndromalen     dominantnegativen Effekt im Gegen
transduktion.                              Hörstörung des JervellLangeNiel         satz zu der Haploinsuffizienz rezessi
                                           senSyndroms mutiert ist (Taubheit         ver Mutationen, was die unterschied
DFNA2:                                     und Herzrhythmusstörung im Sinne ei       lichen Erbgänge in Abhängigkeit von
KCNQ4, Connexin 31 und mehr?               nes „Long QTSyndroms“). Nach der          der zugrunde liegenden Mutation er
Bei der Kartierung des DFNA2Lokus         Klonierung und chromosomalen Kar          klären kann.
auf Chromosom 1p34 wurden 1994             tierung von KCNQ4 auf dem kurzen
positive Kopplungsergebnisse für           Arm von Chromosom 1 konnte durch           Da einige zum DFNA3Lokus kartierte
mehrere Familien gefunden, die so in      eine in situHybridisierung gezeigt        Familien keine Mutation im GJB2Gen
terpretiert wurden, dass alle Familien     werden, dass KCNQ4 im Innenohr             zeigten und da das GJB6Gen sich
Mutationen im selben Gen haben.            spezifisch in den äußeren Haarzellen       ebenfalls auf Chromosom 13q12 be
Aufgrund der Heterogenie der nicht        lokalisiert ist. Die chromosomalen und     findet, wurde auch dieses Connexin
syndromalen Hörstörungen war dies          histologischen Befunde machten den         gen für die ADNSHL untersucht und
jedoch eine unzulässige Schluss           Kaliumkanal zu einem attraktiven Kan      tatsächlich fand sich auch im GJB6
folgerung, wie sich 1999 zeigte. So        didaten für DFNA2. Tatsächlich konn       Gen in einer Familie eine Mutation
wurden in verschiedenen Familien           te in einer Familie mit autosomal do      (Grifa, 1999). Auch diese Mutation
Mutationen in zwei verschiedenen Ge       minanter Hörstörung eine Mutation in       zeigte in der elektrophysiologischen
nen innerhalb des DFNA2Lokus ge          der hochkonservierten Porenregion          Untersuchung einen dominantnegati
funden. In einer Familie, die ebenfalls    des Kanals identifiziert werden (Ku       ven Effekt, der die Pathogenität be
auf diesen Lokus kartiert, konnte kei     bisch, 1999). Elektrophysiologische        weist. In Analogie zum GJB3 fanden
ne Mutation in den beiden Genen            Analysen zeigten einen dominant ne        sich auch für dieses Connexingen
identifiziert werden, so dass davon        gativen Effekt der Mutante auf den         weitere Mutationen in Familien mit
ausgegangen wird, dass noch minde         Wildtypkanal, so dass die Funktion         ARNSHL (del Castillo, 2002) und bei
stens ein weiteres „Taubheitsgen“ auf      des Kaliumkanals, der wahrscheinlich       einer dermatologischen Erkrankung,
1p34 lokalisiert ist (Van Hauwe, 1999).    als Tetramer aufgebaut ist, um fast        der hidrotischen ektodermalen Dys
                                           90% reduziert wurde. Nachfolgend           plasie (Lamartine, 2000).
Das eine bekannte DFNA2Gen wurde          konnten auch unabhängige Arbeits
in einem Kandidatengenansatz auf          gruppen mehrere Familien identifizie      DFNA5 – Funktion unbekannt
grund der zentralen Bedeutung von          ren, in denen KCNQ4Mutationen vor        Ein Großteil der bekannten „Taub
Gap Junctions im Innenohr gefunden,        lagen. Die Funktion dieses Kanals ist      heitsgene“ ist durch eine positionelle
wobei es sich um das sog. Connexin         z. Zt. unklar. Aufgrund seiner Expres     Klonierungsstrategie gefunden wor
31 (GJB3 oder auch CX31) handelte.         sion in den sensorischen äußeren           den. Wenngleich die Funktion der mei
Tatsächlich gelang es, Mutationen im       Haarzellen kann spekuliert werden,         sten Gene durch funktionelle Studien
GJB3, das im Innenohr exprimiert ist,      dass er an der basolateralen Kalium       (z.B. Connexine und Kaliumkanäle)
in zwei Familien aus China mit auto       leitfähigkeit der Haarzellen beteiligt     oder Sequenzvergleiche mit bereits
somal dominant vererbter Hörstörung        sein könnte, die sowohl für die Modu      bekannten Genen (z.B. Myosine,
nachzuweisen (Xia, 1998). Einige der       lation der elektrischen Erregbarkeit als   HDIA1 und Tektorine) mit großer
Trägerinnen der Mutationen sind nur        auch für die Entfernung des apikal         Wahrscheinlichkeit vorhergesagt wer
subklinisch oder gar nicht von einem       aufgenommenen Kaliums wichtig ist.         den kann, ist ein immanentes Problem
Hörverlust betroffen, so dass von ei                                                 der positionellen Klonierung, dass un
ner inkompletten Penetranz oder (ge       DFNA3:                                     ter Umständen Gene gefunden wer
schlechtsspezifisch) modifizierenden       Ein Lokus und zwei Connexin Gene           den, über deren Funktion nichts be
Faktoren ausgegangen werden kann.          Auch am DFNA3Lokus konnten zwei           kannt ist. Bei diesen Genen kann le
Mutationen im GJB3 finden sich auch        „Taubheitsgene“ gefunden werden,           diglich aus Mutationsanalysen in
in Familien mit autosomal rezessiven       wobei es sich um zwei weitere Con         „Taubheitsfamilien“ und der Lokalisa
nichtsyndromalen Hörstörungen (Liu,       nexinGene handelt, das Connexin 26        tion des Gens im Innenohr geschlos
2000). Eine weitere Studie konnte zei     (GJB2 oder CX26) und das Connexin          sen werden, dass es für eine familiäre
gen, dass andere Mutationen im GJB3        30 (GJB6 oder CX30). Eine detaillierte     Hörstörung verantwortlich ist. In die
zu einer autosomal dominanten Haut        Beschreibung des GJB2Gens und             se Kategorie fällt z.B. das DFNA5
erkrankung, der Erythrokeratodermia        seiner großen Bedeutung für die auto      Gen, das nach seinem Lokus benannt
variabilis, führen (Richard, 1998). Wei   somal rezessiven nichtsyndromalen         worden ist. Für diesen ADNSHLLo
tere Studien werden zeigen, ob und         Hörstörungen findet sich in dem ent       kus auf dem kurzen Arm von Chromo
inwieweit Patienten mit GJB3 beding       sprechenden Beitrag dieser Ausgabe.        som 7 konnte 1998 ein Gen identifi
ter Hörstörung bzw. Hauterkrankung         Die Bedeutung des GJB2 für die AD         ziert werden, dessen Mutation perfekt
auch subklinische Zeichen der ent         NSHL (Denoyelle, 1998) ist nach an        mit der Krankheit in einer Familie ko
sprechend anderen Erkrankung auf          fänglichen Zweifeln unbestritten, je      segregierte (Van Laer, 1998). Da keine
weisen.                                    doch hinsichtlich der Häufigkeit wahr     signifikante Homologie zu bekannten

                                                                                                         medgen 14 (2002)      33
Genetik der HNO Krankheiten

                              Genen gefunden werden konnte, ist         bindungen, d.h. es wird vermutlich ein    le mit M. Menière verantwortlich sind,
                              die Funktion des Gens, das im Inne       dominant negativer Effekt auftreten,      ist nicht bekannt.
                              nohr exprimiert ist, unklar.              der auch den dominanten Erbgang er
                                                                        klären kann. Auffälligerweise und un     DFNA10 – EYA4, ein Homolog des
                              DFNA6/14/38 – ADNSHL und das              typisch früh für eine dominante Taub     „Eyes absent“ Gens
                              Wolfram Syndrom                           heitsform ist der prälinguale Beginn      Die EYAGene gehören zu einer Fami
                              Drei Loci, DFNA6, DFNA14 und              der Erkrankung in beiden Familien. Als    lie von transkriptionellen Aktivatoren
                              DFNA38, wurden auf den kurzen Arm         mögliche Erklärung hierfür ist jedoch     in Vertebraten und das EYA1Gen ist
                              von Chromosom 4 kartiert, wobei zu       die Tatsache geeignet, dass sich die      in einer syndromalen Taubheitsform,
                              erst von sich nicht überlappenden Re     Tektorialmembran schon zwischen der       dem BranchioOtoRenalenSyndrom,
                              gionen ausgegangen worden ist. Es         zwölften und zwanzigsten Woche der        mutiert. EYA4 kartiert in den DFNA10
                              handelte sich in allen Familien um eine   Embryonalentwicklung ausbildet. Eine      Lokus und war deshalb ein gutes Kan
                              Tieftonschwerhörigkeit. Mutationen        Störung der Entwicklung der Tekto        didatengen für diese Form der ADNS
                              konnten erst kürzlich im sog. Wolfra     rialmembran, wie sie z.B. durch die       HL, zumal es im sich entwickelnden
                              minGen (WFS1) gefunden werden            beschriebenen Mutationen zu erwar        Ohr exprimiert ist. Tatsächlich fanden
                              (Bespalova, 2001; Young, 2001), wel      ten ist, würde somit schon zu einem       sich in den DFNA10Familien Mutatio
                              ches auch im autosomal rezessiven         sehr frühen Zeitpunkt die Hörfähigkeit    nen im EYA4Gen, die zu einem Pro
                              WolframSyndrom mutiert ist (Strom,       stark beeinträchtigen und zu einem        teinabbruch führen (Wayne, 2001). Da
                              1998). Dieses Syndrom ist durch das       prälingualen Auftreten der Hörstörung     die Hörstörung in diesen Familien spät
                              Vorliegen eines Diabetes insipidus,       führen.                                   manifest ist, scheint dieser transkrip
                              Diabetes mellitus, einer Optikusatro                                               tionelle Aktivator nicht nur für die Ent
                              phie und Hörstörungen (deshalb auch       DFNA9 – ADNSHL und die                    wicklung des Innenohrs, sondern
                              als DIDMOAD bezeichnet) charakteri       Menièrsche Erkrankung?                    auch für die Aufrechterhaltung der
                              siert, zusätzlich kann es zu weiteren,    Durch die Analyse innenohrspezifi        Innenohrstrukturen im späteren Leben
                              oft neuropsychiatrischen Symptomen       scher Gene konnte ein neues,              verantwortlich zu sein.
                              kommen. Bis jetzt ist nicht bekannt,      kochleär exprimiertes Gen identifiziert
                              dass Anlageträger für das Wolfram        werden, das COCH genannt wurde.           DFNA11 – NSHL und das Usher
                              Syndrom ein erhöhtes Risiko für das       Dem Protein konnte durch Sequenz         Syndrom
                              Auftreten einer Hörstörung haben. In     vergleiche keine Funktion zugeordnet      Unkonventionelle Myosine (d.h. Nicht
                              teressanterweise liegen alle Mutatio     werden, wenngleich Domänen im Pro        Muskel Myosine) sind im Innenohr ex
                              nen bei der ADNSHL im Cterminalen        tein zu finden sind, die auch in schon    primiert und wahrscheinlich an einer
                              Bereich des Gens, wenngleich es für       bekannten Proteinen vorkommen. In         Vielzahl von Funktionen, wie z.B. der
                              eine GenotypPhänotyp Korrelation si     drei miteinander nicht verwandten         Strukturbildung im Bereich der Ste
                              cherlich noch zu früh ist.                DFNA9Familien wurden Mutationen          reozilien oder dem Vesikeltransport in
                                                                        im COCH gefunden (Robertson,              Haarzellen, beteiligt, so dass es nicht
                              DFNA8/12 – Eine Störung im                1998). In allen drei Familien waren       erstaunlich war, dass Mitglieder dieser
                              Aufbau der Tektorialmembran               schon vorher histopathologische Ver      Genfamilie bei Hörstörungen mutiert
                              Die Tektorialmembran ist eine azel       änderungen mit Ablagerung einer azi      sind. Das erste für eine Hörstörung
                              luläre Membran, die die Haarzellen        dophilen Grundsubstanz im Innenohr        identifizierte Myosin war das MYO7A,
                              des Innenohrs bedeckt und für die         beschrieben worden. Die Expression        welches auch im UsherSyndrom
                              mechanoelektrische Signaltransdukti      von COCH lokalisierte dabei genau in      (Taubheit und Retinitis pigmentosa)
                              on notwendig ist. Die Membran be         den Regionen, in denen diese Ablage      und bei der autosomal rezessiven
                              steht aus verschiedenen Kollagenen        rungen gefunden werden konnten, so        Taubheit mutiert ist (s. a. entspre
                              und den Tektorinen. Da das humane         dass ein ursächlicher Zusammenhang        chende Beiträge in diesem Schwer
                              αTektorin (TECTA) in einer Region        zwischen Ablagerung von Mukopoly         punkt). Bei der ADNSHL fand sich
                              von Chromosom 11 liegt, in die auch       sacchariden und einem Funktionsaus       eine dominante Mutation im Bereich
                              zwei ADNSHLLoci (DFNA8 und               fall von COCH wahrscheinlich ist. So     des MYO7AProteins, der zwischen
                              DFNA12) kartiert wurden, war es ein       mit scheint COCH für die strukurelle      Kopf und Schwanzdomäne liegt und
                              perfektes Kandidatengen für die AD       Integrität des Innenohrs von Bedeu       dem eine Dimerisierungsfunktion zu
                              NSHL. Tatsächlich konnten Mutatio        tung zu sein und eventuell mit Protei    geschrieben wird (Liu, 1997). Kann es
                              nen in beiden Familien gefunden wer      nen der Extrazellulärmatrix zu inter     durch die Veränderung zu keiner ef
                              den (Verhoeven, 1998). Beide Muta        agieren. Interessanterweise scheinen      fektiven Zusammenlagerung von zwei
                              tionen befinden sich in einem Protein    Träger der Mutation im COCHGen ein       Myosinen mehr kommen, werden
                              abschnitt, der sog. „Zona pellucida“     erhöhtes Risiko für das Auftreten der     durch die Mutation auch nicht mutier
                              Domäne, der an ProteinProteinInter     Menièrschen Erkrankung zu besitzen        te Myosine in ihrer Funktion behindert,
                              aktionen beteiligt und evolutionär        (Fransen, 1999), in der es neben dem      d.h. es liegt ein dominantnegativer
                              hoch konserviert ist. Durch die Verän    Hörverlust noch zu Schwindel und          Effekt vor. Ähnlich wie bei Mutationen
                              derungen in diesem funktionell wich      Tinnitus kommt. Ob Mutationen im          in Connexinen oder Kaliumkanälen
                              tigen Proteinbereich kommt es wahr       COCHGen auch für sporadische Fäl        führt dieser dominantnegative Effekt
                              scheinlich zu Störungen der Protein                                                zum Funktionsverlust von weit über

34                            medgen 14 (2002)
Genetik der HNO Krankheiten
50% und somit zum dominanten Erb           nismen letztlich verstanden sind. Ne        entwickeln zu können. Glücklicher
gang.                                       ben der wahrscheinlich selteneren Be        weise gibt es wirkungsvolle apparati
                                            teiligung an der ADNSHL (DFNA17,             ve Therapieoptionen bei der ADNSHL.
DFNA13 – ADNSHL und das                     (Lalwani, 2000)) sind Mutationen im          Dennoch liegt im besseren Verständ
Stickler Syndrom                            MYH9 außerdem bei der MayHegglin           nis der Embryologie, der Anatomie
Ein weiteres Beispiel für die Allelie von   Anomalie, dem FechtnerSyndrom,              und der Physiologie der Schlüssel zu
syndromalen und nichtsyndromalen           dem SebastianSyndrom, dem Ep               einer optimierten medizinischen Be
Hörstörungen zeigt sich bei Mutatio        steinSyndrom und dem AlportSyn            treuung und Versorgung. Dies gilt, ob
nen im Kollagen11A2Gen. Diese sind         drom mit Makrothrombozytopenie be           wohl die meisten Formen der ADNS
sowohl für DFNA13 (McGuirt, 1999)           schrieben (Heath, 2001), wobei diese         HL selten sind, insbesondere deswe
als auch für die nichtokuläre Form         Syndrome im wesentlichen durch cha          gen, weil die autosomal dominanten
des SticklerSyndroms verantwortlich        rakteristische Auffälligkeiten der           „Schwerhörigkeitsgene“ wahrschein
(Vikkula, 1995), welches durch das          Thrombozyten und z.T. Vorliegen von          lich auch für die Entwicklung häufiger
Vorliegen einer Hörstörung und einer        Nierenfunktionsstörungen und Hör            Hörstörungen wie den M. Menière und
Osteochondrodysplasie gekennzeich          störungen gekennzeichnet sind.               die Presbyakusis eine Rolle spielen.
net ist. Die DFNA13Mutationen be
finden sich dabei im Bereich der sog.       DFNA22 – „Snell’s Waltzer“ und
„TripleHelixDomäne“ des COL11A2.          noch ein Myosin
Ultrastrukturelle Untersuchungen an         Im Innenohr ist MYO6, ein weiteres
der Maus haben gezeigt, dass das            unkonventionelles Myosin, spezifisch         Literatur
                                                                                         Bespalova IN, Van Camp G, Bom SJ, Brown
COL11A2 im Innenohr in der Tekto           in den sensorischen Haarzellen lokali       DJ, Cryns K, DeWan AT, Erson AE, Flothmann
rialmembran vorkommt und dort eine          siert, wobei eine besonders hohe             K, Kunst HP, Kurnool P, Sivakumaran TA,
strukturgebende Aufgabe besitzt.            Konzentration in der Kutikularplatte zu      Cremers CW,      Leal SM,      Burmeister M,
                                                                                         Lesperance MM (2001) Mutations in the Wolfram
                                            finden ist. Somit scheint MYO6 funk         syndrome 1 gene (WFS1) are a common cause of
DFNA15 – Der Transkriptionsfaktor           tionell an der Verankerung der Stereo       low frequency sensorineural hearing loss. Hum
POU4F3                                      zilien in der Haarzelle beteiligt zu sein.   Mol Genet 10: 25018.

Eine spezielle Subklasse von Trans         Durch Mutationen des MYO6 in der             Davis AC (1989) The prevalence of hearing
kriptionsfaktoren sind die „POU            Maus (sog. Snell´s Waltzer) kommt es         impairment and reported hearing disability
Domäne“ Transkriptionsfaktoren, die         zur Störung der strukturellen Integrität     among adults in Great Britain. Int J Epidemiol 18:
                                                                                         9117.
evolutionär weit verbreitet und an ei      der Haarzellen und somit zur Taubheit.
ner Vielzahl unterschiedlicher Diffe       Erst kürzlich konnte eine Missense          del Castillo I Villamar M MorenoPelayo MA del
renzierungsvorgänge häufig neurona         Mutation in einer ADNSHLFamilie             Castillo FJ Alvarez A Telleria D Menendez I
                                                                                         Moreno F (2002) A deletion involving the
ler Zelltypen beteiligt sind. Ein Vertre   (DFNA22) im humanen MYO6 identifi           connexin 30 gene in nonsyndromic hearing
ter dieser Klasse ist der Typ IV POU       ziert werden (Melchionda, 2001), die         impairment. N Engl J Med 346 2439.
Transkriptionsfaktor3 (POU4F3), der        die Bedeutung dieses Myosins für die
                                                                                         Denoyelle F, LinaGranade G, Plauchu H,
sowohl in der Embryonalentwicklung          Struktur des Innenohres auch beim            Bruzzone R, Chaib H, LeviAcobas F, Weil D,
als auch im adulten Zustand stark in        Menschen unterstreicht.                      Petit C (1998) Connexin 26 gene linked to a
den Haarzellen des Innenohrs und des                                                     dominant deafness. Nature 393: 31920.

Vestibularorgans exprimiert ist und im      Ausblick                                     Fransen E, Verstreken M, Verhagen WI, Wuyts
KnockoutMausmodel zur Taubheit             Zusammenfassend, mit 15 bekannten            FL, Huygen PL, D'Haese P, Robertson NG,
führt. Tatsächlich konnte auch beim         Genen und mehr als 35 Loci, wissen           Morton CC, McGuirt WT, Smith RJ, Declau F,
                                                                                         Van de Heyning PH, Van Camp G (1999) High
Menschen eine 8bp Deletion im               wir heute unvergleichlich viel mehr als      prevalence of symptoms of Meniere's disease in
POU4F3Gen in einer DFNA15Fami            noch vor wenigen Jahren – der erste          three families with a mutation in the COCH gene.
lie entdeckt werden (Vahava, 1998).         Lokus für die ADNSHL wurde 1992              Hum Mol Genet 8: 14259.

Durch diese Deletion kommt es zu ei        kartiert und das erste ADNSHLGen            Grifa A, Wagner CA, D'Ambrosio L, Melchionda
ner Trunkation des Proteinprodukts.         1997 gefunden. Wir kennen z.B. die           S, Bernardi F, LopezBigas N, Rabionet R,
POU4F3 scheint nicht nur für die in        molekulare Identität von Transkripti        Arbones M, Monica MD, Estivill X, Zelante L,
                                                                                         Lang F, Gasparini P (1999) Mutations in GJB6
itiale Differenzierung der Haarzellen,      onsfaktoren, die für die Innenohrent        cause nonsyndromic autosomal dominant
sondern auch für die Aufrechterhal         wicklung notwendig sind, von Zyto           deafness at DFNA3 locus. Nat Genet 23: 168.
tung des ausdifferenzierten Zustands        skelettproteinen und Proteinen der Ex
                                                                                         Heath KE,      CamposBarros A,     Toren A,
der Haarzellen verantwortlich zu sein,      trazellulärmatrix, die für die strukturel   RozenfeldGranot G, Carlsson LE, Savige J,
was die späte Krankheitsmanifestati        le Integrität und Funktionstüchtigkeit       Denison JC, Gregory MC, White JG, Barker DF,
on zeigt (ähnlich wie EYA4).                der hochspezialisierten Innenohr            Greinacher A, Epstein CJ, Glucksman MJ,
                                                                                         Martignetti JA (2001) Nonmuscle myosin heavy
                                            strukturen verantwortlich sind, und          chain IIA mutations define a spectrum of
DFNA17 – Ein unkonventionelles              von Ionentransportproteinen, die für         autosomal dominant macrothrombocytopenias:
Myosin und diverse Phänotypen               die Aufrechterhaltung der fein regu         MayHegglin anomaly and Fechtner Sebastian
                                                                                         Epstein and Alportlike syndromes. Am J Hum
Das unkonventionelle Myosin MYH9            lierten Ionenhomöostase sorgen. Ver         Genet 69: 103345.
ist für eine Vielzahl von Phänotypen        stehen allerdings tun wir immer noch
verantwortlich, ohne dass die hierfür       relativ wenig – zu wenig, um eine spe       Kubisch C,    Schroeder BC,      Friedrich T,
                                                                                         Luetjohann B, ElAmraoui A, Marlin S, Petit C,
verantwortlichen molekularen Mecha         zifische Prophylaxe und/oder Therapie        Jentsch TJ (1999) KCNQ4 a novel potassium

                                                                                                                  medgen 14 (2002)            35
Genetik der HNO Krankheiten

                              channel expressed in sensory outer hair cells is   Scharfe C, Rabl W, Gerbitz KD, Meitinger T          Korrespondenzadresse
                              mutated in dominant deafness. Cell 96: 437446.    (1998) Diabetes insipidus diabetes mellitus optic   Dr. med. Christian Kubisch
                                                                                 atrophy and deafness (DIDMOAD) caused by            Institut für Humangenetik
                              Lalwani AK, Goldstein JA, Kelley MJ, Luxford       mutations in a novel gene (wolframin) coding for    Universitätsklinikum Bonn
                              W, Castelein CM, Mhatre AN (2000) Human            a predicted transmembrane protein. Hum Mol          Wilhelmstr. 31
                              nonsyndromic hereditary deafness DFNA17 is         Genet 7: 20218.                                    D53111 Bonn
                              due to a mutation in nonmuscle myosin MYH9.                                                            Tel. +49228287 2342
                              Am J Hum Genet 67: 11218.                         Vahava O, Morell R, Lynch ED, Weiss S, Kagan        Fax +49228287 2380
                                                                                 ME, Ahituv N, Morrow JE, Lee MK, Skvorak            Christian.Kubisch@ukb.unibonn.de
                              Lamartine J, Munhoz Essenfelder G, Kibar Z,        AB, Morton CC, Blumenfeld A, Frydman M,
                              Lanneluc I, Callouet E, Laoudj D, Lemaitre G,      Friedman TB, King MC, Avraham KB (1998)
                              Hand C, Hayflick SJ, Zonana J, Antonarakis S,      Mutation in transcription factor POU4F3
                              Radhakrishna U, Kelsell DP, Christianson AL,       associated with inherited progressive hearing
                              Pitaval A, Der Kaloustian V, Fraser C, Blanchet   loss in humans. Science 279: 19504.
                              Bardon C, Rouleau GA, Waksman G (2000)
                              Mutations in GJB6 cause hidrotic ectodermal        Van Camp G, Smith RJH (2002) Hereditary
                              dysplasia. Nat Genet 26: 1424.                    Hearing Loss Homepage http://dnalabwww.
                                                                                 uia.ac.be/dnalab/hhh
                              Liu XZ, Walsh J, Tamagawa Y, Kitamura K,
                              Nishizawa M, Steel KP, Brown SD (1997)             Van Hauwe P, Coucke PJ, Declau F, Kunst H,
                              Autosomal dominant nonsyndromic deafness          Ensink RJ, Marres HA, Cremers CW, Djelantik
                              caused by a mutation in the myosin VIIA gene.      B, Smith SD, Kelley P, Van de Heyning PH, Van
                              Nat Genet 17: 2689.                               Camp G (1999) Deafness linked to DFNA2: one
                                                                                 locus but how many genes? Nat Genet 21: 263.
                              Liu XZ, Xia XJ, Xu LR, Pandya A, Liang CY,
                              Blanton SH, Brown SD, Steel KP, Nance WE           Van Laer L, Huizing EH, Verstreken M, van
                              (2000) Mutations in connexin31 underlie            Zuijlen D, Wauters JG, Bossuyt PJ, Van de
                              recessive as well as dominant nonsyndromic        Heyning P, McGuirt WT, Smith RJ, Willems PJ,
                              hearing loss. Hum Mol Genet 9: 637.               Legan PK, Richardson GP, Van Camp G (1998)
                                                                                 Nonsyndromic hearing impairment is associated
                              Lynch ED, Lee MK, Morrow JE, Welcsh PL,            with a mutation in DFNA5. Nat Genet 20: 1947.
                              Leon PE,    King MC (1997) Nonsyndromic
                              deafness DFNA1 associated with mutation of a       Verhoeven K, Van Laer L, Kirschhofer K, Legan
                              human homolog of the Drosophila gene               PK, Hughes DC, Schatteman I, Verstreken M,
                              diaphanous. Science 278: 13158.                   Van Hauwe P, Coucke P, Chen A, Smith RJ,
                                                                                 Somers T, Offeciers FE, Van de Heyning P,
                              Marazita ML, Ploughman LM, Rawlings B,             Richardson GP, Wachtler F, Kimberling WJ,
                              Remington E, Arnos KS, Nance WE (1993)             Willems PJ, Govaerts PJ, Van Camp G (1998)
                              Genetic epidemiological studies of earlyonset     Mutations in the human alphatectorin gene
                              deafness in the U.S. schoolage population. Am     cause autosomal dominant non syndromic
                              J Med Genet 46: 48691.                            hearing impairment. Nat Genet 19: 602.

                              McGuirt WT, Prasad SD, Griffith AJ, Kunst HP,      Vikkula M, Mariman EC, Lui VC, Zhidkova NI,
                              Green GE, Shpargel KB, Runge C, Huybrechts         Tiller GE, Goldring MB, van Beersum SE, de
                              C, Mueller RF, Lynch E, King MC, Brunner HG,       Waal Malefijt MC, van den Hoogen FH, Ropers
                              Cremers CW, Takanosu M, Li SW, Arita M,            HH, und et al (1995) Autosomal dominant and
                              Mayne R, Prockop DJ, Van Camp G, Smith RJ          recessive osteochondrodysplasias associated
                              (1999) Mutations in COL11A2 cause non             with the COL11A2 locus. Cell 80: 4317.
                              syndromic hearing loss (DFNA13). Nat Genet 23:
                              4139.                                             Wayne S, Robertson NG, DeClau F, Chen N,
                                                                                 Verhoeven K, Prasad S, Tranebjarg L, Morton
                              Melchionda S, Ahituv N, Bisceglia L, Sobe T,       CC, Ryan AF, Van Camp G, Smith RJ (2001)
                              Glaser F, Rabionet R, Arbones ML, Notarangelo      Mutations in the transcriptional activator EYA4
                              A, Di Iorio E, Carella M, Zelante L, Estivill X,   cause lateonset deafness at the DFNA10 locus.
                              Avraham KB, Gasparini P (2001) MYO6 the            Hum Mol Genet 10: 195200.
                              human homologue of the gene responsible for
                              deafness in Snell's waltzer mice is mutated in     Xia JH, Liu CY, Tang BS, Pan Q, Huang L, Dai
                              autosomal dominant nonsyndromic hearing loss.      HP, Zhang BR, Xie W, Hu DX, Zheng D, Shi
                              Am J Hum Genet 69: 63540.                         XL, Wang DA, Xia K, Yu KP, Liao XD, Feng Y,
                                                                                 Yang YF, Xiao JY, Xie DH, Huang JZ (1998)
                              Morton NE (1991) Genetic epidemiology of           Mutations in the gene encoding gap junction pro
                              hearing impairment. Ann N Y Acad Sci 630: 16      tein beta3 associated with autosomal dominant
                              31.                                                hearing impairment. Nat Genet 20: 3703.

                              Richard G, Smith LE, Bailey RA, Itin P, Hohl D,    Young TL, Ives E, Lynch E, Person R, Snook S,
                              Epstein EH, Jr, DiGiovanna JJ, Compton JG,         MacLaren L, Cator T, Griffin A, Fernandez B,
                              Bale SJ (1998) Mutations in the human connexin     Lee MK,     King MC (2001) Nonsyndromic
                              gene GJB3 cause erythrokeratodermia variabilis.    progressive hearing loss DFNA38 is caused by
                              Nat Genet 20: 3669.                               heterozygous missense mutation in the Wolfram
                                                                                 syndrome gene WFS1. Hum Mol Genet 10: 2509
                              Robertson NG, Lu L, Heller S, Merchant SN,         14.
                              Eavey RD, McKenna M, Nadol JB, Jr,
                              Miyamoto RT, Linthicum FH, Jr, Lubianca Neto
                              JF, Hudspeth AJ, Seidman CE, Morton CC,
                              Seidman JG (1998) Mutations in a novel cochlear
                              gene cause DFNA9 a human nonsyndromic
                              deafness with vestibular dysfunction. Nat Genet
                              20: 299303.

                              Strom TM, Hörtnagel K, Hofmann S, Gekeler F,

36                            medgen 14 (2002)
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