Erblichkeit von Krebserkrankungen - Was ist für den Hausarzt wichtig ? - Einführung Warum dieses Thema ?

Die Seite wird erstellt Monika Kruse
 
WEITER LESEN
Erblichkeit von Krebserkrankungen –
  Was ist für den Hausarzt wichtig ?

             Jochen Heymanns

             Koblenz 28.08.2013

Einführung

Warum dieses Thema ?
Einführung

… da heutige Familien klein sind,

Familienmitglieder über die
Erkrankungen ihrer Angehörigen oft
schlecht informiert sind…,

haben Hausärzten die wichtige
Aufgabe, Betroffene mit familiären
Krebssyndromen herauszufiltern.

Einführung

… da heutige Familien klein sind,

Familienmitglieder über die
Erkrankungen ihrer Angehörigen oft
schlecht informiert sind…,

haben wir Ärzte die wichtige Aufgabe,
Betroffene mit familiären
Krebssyndromen herauszufiltern.
1.Begriffsklärung
2.Beispiele von familiären Krebs-
Syndromen
3.Grundzüge der Pathophysiologie
4.Merkmale von familiären Krebs-
Syndromen
5.Vorgehen bei Verdacht auf ein
familiäres Krebs-Syndrom
6.Betreuung von „Gesunden
Betroffenen“

Terminologie

„Erbliche Tumorerkrankungen“

besser :
familiäre Krebssyndrome

Hereditäre Tumordispositions-
Syndrome
Wie alles anfing …

                                                     Henry T. Lynch, MD

                                                     1928 –

            Wie alles anfing …

Henry T. Lynch 1964 : 1. Präsentation eines Falles familiärer Häufung von Darmkrebs
Verdachtsmomente für ein familiäres –
Krebssyndrom

Krebsdiagnose vor dem 50. Lebensjahr
Untypische Krebserkrankung
(Beispiel Brustkrebs beim Mann)
gleiche Krebserkrankung bei mehreren
Verwandten
Kombination von Krebserkrankungen
(Beispiel Darm- und Endometriumkarzinom)

Häufigkeit

ca. 5 - 10 % aller Krebserkrankungen
haben einen hereditären Hintergrund
469.800 Krebsneuerkrankungen in 2008

Beispiele für erbliche Krebssyndrome
(über 50 Syndrome sind beschrieben)

Hereditäres Brust – Eierstockkrebs Syndrom
HNPCC – Hereditäres Nicht-Polypöses Colorectales
Carcinom (Lynch-Syndrom I und II)

FAP-Familiäre Adenomatöse Polyposis
LiFraumeni Syndrom
Von-Hippel-Lindau Syndrom
MEN - Multiple endokrine Neoplasie – Typ 1 und Typ 2
Neurofibromatose Typ 1 und Typ 2
Retinoblastom
…
Molekulargenetische Grundlagen
 der Krebsentstehung

Krebserkrankung sind Störungen der
Zellregulation, entstanden durch genetische
Mutationen – vererbt oder erworben
Molekulargenetische Grundlagen
erblicher Krebssyndrome

Keimbahnmutation eines relevanten
Gens wie eines

- protektiven Tumorsuppressor – Gens
- proto-Oncogens
- DNA – Reparatur-Gens
- angiogenetischen Gens

Entstehung von Krebs bei erblichen Krebssyndromen
Molekulargenetische Grundlagen
 erblicher Krebssyndrome

 Keimbahnmutation von
 DNA – Reparatur-Genen
 am Beispiel des Lynch-Syndroms

Normale Funktion des DNA-Mismatch-Repair– Systems
Mutationen in einem MisMatchRepair - Gen
führen zu Verlängerung kurzer DNA-
Sequenzen, der sog. Mikrosatelliten –
Instabilität (MSI)
Lynch – Syndrom (HNPCC)

Klinik

Autosomal-dominanter Erbgang

mittleres Alter bei Diagnose Darmkrebs 45 Jahre
(mittleres Erkrankungsalter BRD: w 75, m 71 Jahre)

Lokalisation in 70% Kolon proximal der linken
Flexur

auffällige lymphozytäre Infiltrate im
Tumorgewebe

erhöhtes Risiko für ein 2. Kolonkarziom
und für andere Krebserkrankungen
Darmkrebs –
ein erbliches Krebssyndrom ?

Wie geht man vor ?
Kasuistik H.K. * 10.12.70

    Kolon-Karzinom ED 09/2009
    Lokalisation: Colon transversum
    Adeno-Ca G2
    Stadium pT3, pN0(0/37),cM0
    Z. n. C. transversum Resektion (R0) 3.9.2009

Verdachtsmomente für ein familiäres –
Krebssyndrom

Krebsdiagnose vor dem 50. Lebensjahr
Untypische Krebserkrankung
(Beispiel Brustkrebs beim Mann)
gleiche Krebserkrankung bei mehreren
Verwandten
Kombination von Krebserkrankungen
(Beispiel Darm- und Endometriumkarzinom)
Bethesda-Richtlinien (Rodriguez-Bigas et al., 1997)
● Mindestens eines der genannten Kriterien muss erfüllt sein
– Patienten mit positiver Familienanamnese entsprechend den Amsterdam-Kriterien
– Patienten mit synchronen oder metachronen kolorektalen Karzinomen oder HNPCC-
assoziierten Tumor-Erkrankungen
(Endometrium, Ovarien, Magen, Gallengang, Dünndarm, Karzinom des Ureters oder
Nierenbeckens)
– Patienten mit kolorektalem Karzinom und einem erstgradig Verwandten mit kolorektalem
Karzinom und/oder
HNPCC-assoziierter Tumorerkrankung (einer davon diagnostiziert vor dem Alter von 45
Jahren) und/oder kolorektalem
Adenom diagnostiziert vor dem Alter von 40 Jahren
– Patienten mit Kolon- oder Endometriumkarzinom diagnostiziert vor dem Alter von 45 Jahren
– Patienten mit rechtsseitigem, histologisch undifferenziertem kolorektalem Karzinom
diagnostiziert vor dem Alter
von 45 Jahren
– Patienten mit kolorektalem Karzinom vom Siegelring-Zell-Typ diagnostiziert vor dem Alter
von 45 Jahren
– Patienten mit Adenom diagnostiziert vor dem Alter von 40 Jahren

                                       Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 3 | 18. Januar 2013

     (Familien) - Anamnese
Kasuistik H.K. * 10.12.70

 Kolon-Karzinom ED 09/2009
 Lokalisation: Colon transversum
 Adeno-Ca G2
 Stadium pT3, pN0(0/37),cM0
 Z. n. C. transversum Resektion (R0) 3.9.2009

 Familienanamnese:
 Vater: Pankreaskarzinom mit 56 J.
 Großvater väterlicherseits:Darmkrebs, mit 62 J.
 verstorben
 Tante väterlicherseits: Kolonpolypen (Krebsvorstufen)

(Familien) - Anamnese
Veranlassung weiterer Schritte:

  Untersuchung des Tumorgewebes auf
  MSI / MMR Gen-Mutationen

  Humangenetische Beratung Patient
  (Vermittlung an ein Zentrum)

Zentren für erbliche Tumorerkrankungen des
Magen- Darm- Traktes

Uniklinik Bonn , Prof. Dr. St. Aretz
www.ukb.uni-bonn.de/ZeT
Kasuistik H.K. * 10.12.70

  Kolon-Karzinom ED 09/2009
  Lokalisation: Colon transversum
  Adeno-Ca G2
  Stadium pT3, pN0(0/37),cM0
  Z. n. C. transversum Resektion (R0) 3.9.2009

  Untersuchung des Tumormaterials auf MSI: unauffällig
  Vorstellung Uni Bonn
  dort Untersuchung Tumormaterial auf DNA-MMR-
  Reparaturdefekt: unauffällig
  Bewertung Amsterdam-Kriterien:nicht erfüllt
  Fazit: kein HNPCC beweisbar

Veranlassung weiterer Schritte:

bei Bestätigung:

intensivierte Früherkennung für
mögliche 2. Karzinomerkrankung

Unterstützung der Information aller
Verwandten 1. Grades
(Geschwister,Kinder)
Fragen von „Gesunden“:
Kann ich einen Gentest machen ?

Wie hoch ist mein eigenes Risiko, an
Krebs zu erkranken ?

Welche Vorsorge- und
Früherkennungsmaßnahmen gibt es ?

Kann ich verhindern, dass Krebs
ausbricht ?
www.mammamia-online.de/
                         wordpress-mu/magazin-22011/
                         Sonderhefte/mamma-mia-spezial/

Zentren für Familiären Brust – und
Eierstockkrebs

Uni-Frauenklinik Köln, Prof. Dr. R. Schmutzler
www.familiaerer-brust-und-eierstockkrebs.uk-
koeln.de
Informationsmaterial für Ärzte / Patienten

DKFZ – Krebsinformationsdienst
www.krebsinformationsdienst.de
Sie können auch lesen