Trauma - Psyche - Job: Ein Leitfaden für Aufsichtspersonen
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Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) Mittelstraße 51 10117 Berlin Telefon: 030 288763800 Fax: 030 288763808 E-Mail: info@dguv.de Internet: www.dguv.de Trauma – Psyche – Job: Ein Leitfaden für Aufsichtspersonen
Verfasser: Projekt Psyche und Trauma im Sachgebiet Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt des Fachbereichs Gesundheit im Betrieb Broschürenversand: bestellung@dguv.de Publikationsdatenbank: www.dguv.de/publikationen Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Mittelstraße 51, D – 10117 Berlin Telefon: 030 288763800 Telefax: 030 288763808 Internet: www.dguv.de E-Mail: info@dguv.de 2., aktualisierte Auflage März 2013 Satz und Layout: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Titelgrafik: Stefanie Schröder Druck: Medienhaus Plump, Rheinbreitbach ISBN print: 978-3-86423-072-1 ISBN online: 978-3-86423-073-8 2
Kurzfassung Abstract Trauma – Psyche – Job: Trauma – Psyche – Job: Ein Leitfaden für Aufsichtspersonen A guide for supervisors Traumatische Ereignisse sind selten und Those responsible seldom watch out for trau- oftmals nicht im Blick der Verantwort- matic events – and frequently, indeed, not at lichen – bis zu dem Zeitpunkt eines kon- all – until, that is, they are confronted with a kreten Vorfalls. concrete occurrence. Traumatische Ereignisse haben jedoch, When they do happen, however, the implica- wenn sie eintreten, erhebliche Konsequen- tions of traumatic events can be of major zen: für die direkt Betroffenen, für Zeugen, proportions: for those directly affected, for für den Betrieb. witnesses and for operations on the whole. Häufig stellt sich dann die Frage „Was hätte This then often raises the question “What man vorab tun können?“ oder „Wie geht man could we have done to prevent this happen- damit nun um?“. ing?” or “How do we deal with it now?” Wir haben daher diesen Leitfaden für Sie er- This has prompted us to prepare this guide stellt: Er soll Ihnen bei der Einstiegsberatung for you: It is intended to assist you in the in Unternehmen helfen. initial stages of advising companies. 3
Resumée Resumen Traumatisme – Psychologie – Emploi : Trauma – Psique – Trabajo: Guide pratique à destination des personnels Una guía de orientación para personal d’encadrement de supervisión Les événements traumatiques sont rares et Los eventos traumáticos son poco frecuentes se produisent souvent hors de la présence y, a menudo, no están en las mentes de los des personnes responsables – jusqu’au jour responsables. Hasta que ocurre un incidente d’un incident concret. concreto. Toutefois, lorsqu’ils surviennent, les événe- No obstante, los eventos traumáticos tienen ments traumatiques ont des conséquences consecuencias importantes, no sólo para los considérables : sur les personnes directe- afectados directos, sino también para los ment impliquées, les témoins, l’entreprise. testigos y la empresa. On se pose alors souvent la question Entonces, suelen plantearse preguntas, « Qu’aurions-nous pu faire en amont pour como «¿Qué se podría haber hecho de éviter ça ? » ou « Comment allons-nous gérer antemano?» o «¿Cómo lidiar con eso ça maintenant ? ». ahora?». C’est pourquoi nous avons élaboré ce guide Por este motivo hemos elaborado esta guía pratique à votre intention : il est destiné à de orientación para ustedes, con el fin de vous aider lors des premières étapes de la que les sea de ayuda en el asesoramiento prise en charge en entreprise. inicial a las empresas. 4
Inhalt Seite 1 Traumatische Ereignisse bei der Arbeit – ein Handlungsfeld für die Aufsichtsperson ............................................................................... 7 2 Argumentationshilfen für die Beratung ....................................................... 9 3 Rechtliche Grundlagen ................................................................................ 10 4 Traumatische Ergeignisse und deren Folgen ................................................ 11 4.1 Situation und Erleben Betroffener (Fallbeispiele) ......................................... 11 4.2 Ereignis und Verlauf .................................................................................... 12 4.3 Folgen ......................................................................................................... 13 5 Praktisches Vorgehen.................................................................................. 14 5.1 Sensibilisierung und Vermittlung von Informationen .................................... 14 5.2 Hilfe bei der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung ............................ 15 5.3 Unterstützung bei der Ausarbeitung eines betriebsspezifischen Konzeptes ......................................................... 15 5.3.1 Organisation im Unternehmen ..................................................................... 16 5.3.2 Notfallplan – Rettungskette ......................................................................... 17 5.3.3 Erstbetreuung ............................................................................................. 17 5.3.4 Folgebetreuung ........................................................................................... 20 5.3.5 Maßnahmen bei Rückkehr an den Arbeitsplatz ............................................ 20 5.3.6 Information der Mitarbeiter ......................................................................... 21 5.4 Dokumentation Ihrer Aktivitäten .................................................................. 21 6 Häufig gestellte Fragen ............................................................................... 22 6.1 Fragen zum Verfahren .................................................................................. 22 6.2 Fragen zu Berufen und Tätigkeiten ............................................................... 24 5
Seite Anhang Anlage 1 Risiko-Bewertung ........................................................................................ 29 Anlage 2 Beispiel für Kostenersparnisse durch Prävention ......................................... 30 Anlage 3 Prüfliste Psychotrauma der Unfallkasse des Bundes .................................... 31 Anlage 4 Übersicht zum Procedere der BG ETEM (BG Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse).............................................. 35 Anlage 5 Beispiel guter Praxis für Großbetriebe: Betreuungskonzept der Deutsche Bahn AG ................................................................................. 36 Anlage 6 Betreuungskonzepte der Branche ÖPNV/Bahnen der VBG ........................... 37 Anlage 7 Meldekette der BGHW (BG Handel und Warendistribution) ........................... 38 Literatur .................................................................................................................... 39 6
1 Traumatische Ereignisse bei der Arbeit – ein Handlungsfeld für die Aufsichtsperson Bitte schauen Sie sich die Beispiele • Was, wenn die Gefährdungsbeurteilung kurz an. darauf hinweist, dass es auftreten könnte? • Sind Sie darauf vorbereitet? • Was, wenn ein solches oder ähnliches • Können Sie dem Unternehmen geeignete Ereignis in Ihrem Aufsichtsbereich Maßnahmen empfehlen? passiert? Beispiel 1: Beispiel 4: Beispiel 6: Beim Einrichten einer Ein erfahrener nautischer Zwei Mitarbeiter werden Autobahnbaustelle muss Offizier muss trotz Notfall- vor den Augen ihrer Kolle- ein Mitarbeiter mit anse- maßnahmen und Aus- gen von herabfallenden hen, wie sein Kollege von weichmanöver miterleben, Gerüstteilen erschlagen. einem LKW erfasst und dass es zu einer Kollision überrollt wird. mit einem anderen Schiff kommt. Beispiel 7: Beispiel 2: Ein Kamerad der Freiwilli- Beispiel 5: gen Feuerwehr nimmt Die Kassiererin in einer während des Einsatzes Tankstelle wird mit Ein Ingenieur schaltet eine eine verbrannte Puppe in vorgehaltener Waffe zur Maschine ohne wieder einem Zimmer wahr. Dann Herausgabe von Bargeld angebrachte Sicherheits- wird ihm klar, dass es sich gezwungen. einrichtungen nach erfolg- um ein Kind handelt. ter Reparatur zum Probe- lauf ein. Ein Kollege wird Beispiel 3: eingezogen und verliert Beispiel 8: beide Arme. In der Straßenbahn wird Die Mitarbeiterin im ein Fahrausweisprüfer auf Sozialamt erhält aufgrund das Übelste beschimpft, einer Kürzung des Wohn- bespuckt und schließlich geldes eine massive geschlagen. Morddrohung. 7
Sie finden sich bei den Beispielen nicht Sicher: Sie sind kein Psychologe. Sie sind wieder? Mithilfe des Risiko-Checks (siehe aber auch kein Chemiker, Maschinenbauer, Anlage 1) können Sie feststellen, ob in den Biologe etc. in einer Person und beraten von Ihnen betreuten Unternehmen Hand- Ihre Unternehmen trotzdem zu Gefährdun- lungsbedarf besteht. gen aus all diesen Bereichen. In vielen Unternehmen kommen die be- Und sicher: Es handelt sich um seltene Ereig- schriebenen Arbeitsunfälle selten oder nie nisse. Wenn sie jedoch eintreten, bedeuten vor. In manchen treten sie häufiger auf. sie für den Betroffenen eine extreme Belas- Unabhängig von der Häufigkeit aber können tung und für das Unternehmen erheblichen sie seelische Verletzungen mit schweren und wirtschaftlichen Schaden. langwierigen Folgen hinterlassen. Ziel dieses Leitfadens ist es, Sie fit zu machen für eine erste orientierende Beratung des Unterneh- mers. 8
2 Argumentationshilfen für die Beratung Für sich selbst haben Sie jetzt den Hand- Möglicherweise stoßen Sie im Unternehmen lungsbedarf ausgelotet. auf Vorbehalte, weil das Thema als exotisch und „weit weg“ empfunden wird oder tabu- isiert ist. Deshalb finden Sie im Folgenden eine Zusammenstellung von Vorbehalten und geeigneten Argumentationen. Vorbehalt Antwort Wir haben wahrlich andere Das glaube ich Ihnen gern. Aber: Wenn Sie unvorbereitet in ein Sorgen. solches Ereignis geraten, bekommen Sie noch mehr Sorgen. Früher sind die Leute auch ohne Ja, das mag in Einzelfällen so gewesen sein. Sie kommen mit Hilfe zurechtgekommen. Hilfe aber nachweislich besser zurecht. Und das ist gut für den Betrieb wie auch für den Betroffenen. Unsere Mitarbeiter werden damit Nach außen hin mag das so aussehen. Aber es gibt leider auch schon fertig. die weniger offensichtlichen Auswirkungen, Fehlzeiten, Leis- tungseinbußen, Konzentrationsprobleme, zwischenmenschliche Probleme, Suchtgefährdung … Malen Sie mal den Teufel nicht an Keiner denkt gerne an solche Ereignisse. Aber wenn wir davor die Wand. die Augen verschließen, können wir ihnen auch nichts entgegen- setzen. Wir haben keine Zeit dafür. Ein hoher Zeitaufwand ist auch gar nicht notwendig. Und ich unterstütze Sie gern. Bei uns passiert so was nicht. Das wünsche ich Ihnen sehr, aber leider ist es nicht aus- geschlossen. Das kostet doch bloß wieder … Welche Kosten meinen Sie? Die Kosten für den langen Arbeits- ausfall des betroffenen Mitarbeiters oder andere betriebliche Folgekosten? (Beispiel siehe Anlage 2) Wenn es kommt, kommt es Richtig, man wird von solch einem Ereignis immer überrascht. sowieso anders, als man denkt. Gerade deshalb ist es so wichtig, dann schon einen Plan B in der Schublade zu haben und vorbereitet zu sein. Wir sind ein Betrieb und kein Das ist richtig. Deshalb sollten wir gemeinsam schauen, wie er Erholungsheim! auch nach solchen Ereignissen gesund am Laufen bleibt. Wo steht denn, dass der Betrieb Rechtliche Grundlage ist das Arbeitsschutzgesetz. Danach hat sich darum kümmern muss? der Unternehmer die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, mit denen Gefährdungen der Mitarbeiter vermieden oder möglichst gering gehalten werden. 9
3 Rechtliche Grundlagen Der Gesetzgeber hat in § 2 Arbeitsschutz- Naturgemäß lassen sich nicht alle Quellen gesetz [ArbSchG] festgelegt, dass durch den psychischer Traumatisierung technisch oder betrieblichen Arbeitsschutz auch arbeitsbe- organisatorisch vermeiden. In solchen Fällen dingte Gesundheitsgefahren abgewendet müssen Maßnahmen zur Unterstützung und oder mindestens minimiert werden müssen. Betreuung Betroffener ergriffen werden. Grundlage für betriebliche Maßnahmen ist die Gefährdungsbeurteilung (§ 5 ArbSchG), in der auch Gefährdungen durch trauma- tische Ereignisse zu erfassen sind. Leitet sich aus der Gefährdungsbeurteilung ein Handlungsbedarf ab, sind entsprechende präventive Maßnahmen zu treffen. 10
4 Traumatische Ereignisse und deren Folgen 4.1 Situation und Erleben Betroffener (Fallbeispiele) Beispiel 1, Mitarbeiter: Beispiel 3, Fahrausweisprüfer: höre ich immer wieder und ich rieche den sauren Schwer- „Als der Kollege vom LKW er- „Nicht nur in der Bahn beim ölgestank, wenn ich die fasst wurde, war ich wie Kontrollieren war ich vorsich- Augen zumache. Ich geh‘ nie gelähmt, schockiert. Ich kann tig und sehr misstrauisch, ich wiedera an Bord, allein bei mich gar nicht mehr richtig erin- hatte das Gefühl, jeder will mir dem Gedanken bekomme ich nern, ich bin dann hingelaufen, wieder an den Kragen. Dabei schon schweißnasse Hände. er lebte und irgendwann kam hat mir der Job doch früher Ich weiß gar nicht, wie es mit dann endlich Hilfe. Auch um Spaß gemacht, ich war gern mir weitergehen soll. Vor- mich hatte sich dann jemand unter Leuten. Ich konnte übergehend hatte die gekümmert. Es hatte meinen nachts kaum noch schlafen Reederei einen Job in der engsten Kollegen getroffen. Ich und hatte schon Angst, wieder Inspektion, aber man will werde dieses Erlebnis einfach arbeitslos zu werden. Mein mich wieder auf einem Schiff nicht los! Immer wieder läuft Arbeitgeber hat mich dann auf einsetzen. Für mich steht es wie ein Film vor meinem ein Seminar geschickt. Da fest: Ich fahre nie wieder zur inneren Auge ab.“ habe ich viel über Kommu- See!“ nikation und Deeskalation gelernt. Brenzlige Situationen Beispiel 2, Kassiererin: kommen immer wieder mal Beispiel 5, Ingenieur: vor, aber ich kann besser „Seit dem Überfall war ich damit umgehen und die Arbeit „Ich gehe zwar wieder zur noch nicht wieder arbeiten, läuft wieder.“ Arbeit, aber irgendwie ist bin schon einige Wochen alles anders. Ich funktioniere krankgeschrieben. Jedes Mal, nur noch und mache das Nö- wenn eine automatische Tür Beispiel 4, Offizier: tigste, auch Fehler. Ich kann aufgeht, erschrecke ich und be- auch kein Maschinenöl mehr komme Herzrasen und die Luft „Ich hatte Wache. Das ande- riechen. Mein Chef hat mich bleibt mir weg. Dann habe ich re Schiff hatte seinen Kurs schon angezählt, hoffentlich furchtbare Angst, alles könnte einfach beibehalten, die verliere ich nicht die Arbeit. schon wieder passieren. Mein reagierten gar nicht auf Funk Ich fühle mich innerlich leer, Mann sagt zwar, der Überfall und Signalraketen und in dem wie tot und kann mich für sei vorbei, aber ich hatte solche engen Fahrwasser konnte ich nichts mehr interessieren. Todesangst, das möchte ich nie mit unserem großen Schiff Äußerlich lasse ich mir nichts wieder erleben.“ nicht ausweichen. Ich konnte anmerken. Ich weiß gar nicht, nichts machen! Den riesigen was los ist mit mir. Ob das mit Schlag, als er uns rammte und dem Unfall zu tun hat?“ den Backbordtank aufriss, 11
4.2 Ereignis und Verlauf Während und unmittelbar nach einem plötzlichen und unerwarteten traumatischen Ein traumatisches Ereignis wird charakteri- Ereignis erleben sich Betroffene in der siert als ein belastendes Ereignis oder eine Schockphase wie betäubt, desorientiert und Situation kürzerer oder längerer Dauer, haben ein Gefühl der emotionalen Taubheit. mit außergewöhnlicher Bedrohung oder Zunächst können sich fehlende emotionale katastrophenartigem Ausmaß. Reaktionsfähigkeit sowie Wahrnehmungs- und Bewusstseinsverengung zeigen. Auf der Einwirkungsseite für die betroffene Person steht Körperliche Reaktionen, vor allem durch • die Konfrontation mit Ereignissen, die den Ausschüttung von Stresshormonen, können tatsächlichen oder drohenden Tod, ernst- zu erhöhter Pulsfrequenz sowie schnellerer hafte Verletzung oder sonstige Gefahr für und flacherer Atmung führen. Es kann zu die Unversehrtheit der eigenen Person Schweißausbrüchen, Muskelspannungen, oder anderer Personen beinhalten. Muskelzittern, Schwindelanfällen und Übel- keit kommen. Auf der Auswirkungsseite stehen • das Erleben von starker Angst, Bedroht- Manche Betroffene können äußerlich ruhig sein, Hilflosigkeit, Entsetzen. und gefasst wirken. Abbildung 1: Mögliche Verarbeitungsverläufe nach einem traumatischen Ereignis (in Anlehnung an LUCAS, 2001) 12
Diese direkten und unmittelbaren körper- 4.3 Folgen lichen und psychischen Schockreaktionen klingen bei vielen der Betroffenen nach Werden länger anhaltende und über die einiger Zeit wieder ab. akute Schock- und Belastungsreaktion hin- aus bestehende Symptome und Beschwer- In der Einwirkphase ist es für die weitere den nicht wahrgenommen, kann dies für Verarbeitung des traumatischen Ereignisses Betroffene und den Betrieb schwerwiegende wichtig, die körperliche und emotionale Folgen haben, z. B. Belastungsreaktion als eine normale und verständliche Überforderungsreaktion zu • lange Ausfallzeiten verstehen. Soziale Unterstützung, wie ein • lange Behandlungszeiten offenes Gespräch mit vertrauten Personen, • Schwierigkeiten bei der Wiederaufnahme ist wichtig und wirkt entlastend. der Tätigkeit • Vermeidungsverhalten gegenüber Die weitere Verarbeitung ist auch davon bestimmten (Teil-)Tätigkeiten abhängig, wie Betroffene auf traumatische • Berufswechsel Ereignisse vorbereitet wurden und welche • Berufs-, Tätigkeitsaufgabe, Berufs- Möglichkeiten zur Einordnung und Bewälti- unfähigkeit gung bei der betroffenen Person vorhanden • Rückzugsverhalten gegenüber Kollegen sind bzw. welche ihr angeboten werden. sowie im privaten Umfeld • Verhaltensauffälligkeiten Sich bewusst zu werden, eine Extremsitua- (z. B. Suchtgefährdung) tion überstanden zu haben und sich daran zu erinnern, was eventuell zu deren Bewäl- Daher sollten Kollegen und Vorgesetzte nach tigung beigetragen hat, ist ein wichtiger einem traumatischen Ereignis dem Betrof- Aspekt in der Neuorientierung. In der kon- fenen gegenüber aufmerksam sein und ggf. struktiven Verarbeitung wird das trau- Unterstützung anbieten. matisch Erlebte ohne Selbstzweifel und Selbstvorwürfe akzeptiert. Die Erinnerung Der Betriebsarzt kann in einem ärztlichen daran ist nicht mehr emotional belastend Gespräch unterstützen und vermitteln. und tritt auch nicht mehr unkontrolliert auf. Das Erregungsniveau hat sich normalisiert und insgesamt ist die subjektiv empfundene Belastungsintensität abgeklungen. 13
5 Praktisches Vorgehen Sie als Aufsichtsperson können sowohl auf und Unterstützung wirken, um möglichst Anfrage des Betriebes als auch in Eigeniniti- unbeschadet mit einem solchen Ereignis ative eine Beratung zur Prävention und Ver- umgehen zu können. meidung von chronischen Störungen nach traumatischen Ereignissen (z. B. Depres- • Durch Information und die Organisation sion, posttraumatische Belastungsstörung) betrieblicher Strukturen können materiel- durchführen. ler Schaden und Ausfallzeiten des Mitar- beiters erspart bleiben. Bei dem Mitarbei- Folgende wesentliche Punkte sollten Ihnen ter kann psychischem Leid und der Gefahr dabei als Handlungshilfe dienen: einer Chronifizierung vorgebeugt werden. • Sensibilisierung und Vermittlung von • Werden besondere psychische Folgen Informationen (z. B. Posttraumatische Belastungsstö- • Hilfe bei der Durchführung einer Gefähr- rung, Entwicklung von Suchterkrankung) dungsbeurteilung nicht beachtet, kann dies bei dem • Unterstützung bei der Ausarbeitung betroffenen Mitarbeiter sogar zur Berufs- eines betriebsspezifischen Konzepts unfähigkeit führen. • Dokumentation Ihrer Aktivitäten • Psychische Gesundheitsstörungen nach 5.1 Sensibilisierung und Vermittlung Belastungen am Arbeitsplatz und nach von Informationen Arbeitsunfällen sind in den letzten Jahren mehr und mehr in das Blickfeld der Achten Sie darauf, dass bei einer Beratung Unfallversicherungsträger gerückt. Die im Unternehmen alle betroffenen Arbeits- Unfallversicherungsträger verfügen über schutzakteure hinzugezogen werden. Dies erprobte Instrumente und Verfahren, um sind insbesondere die Unternehmenslei- die Unternehmen und deren Mitarbeiter zu tung, die Führungskräfte der betreffenden unterstützen. Bereiche, der Betriebsarzt, die Arbeitneh- mervertretung, die Fachkraft für Arbeitssi- Übergeben Sie bei Ihrer Beratung entspre- cherheit. chendes Informationsmaterial oder vermit- teln Sie, wo Informationen abrufbar sind Bei Ihrer Beratung können Sie folgenderma- (z. B. Flyer Ihres UVTs, Erfahrungsberichte, ßen argumentieren: Statistiken und andere Veröffentlichungen. Eine Mediensammlung zum Thema finden • Je besser ein Betrieb und seine Mitar- Sie auf der Internetseite der DGUV (Web- beiter über unvorhergesehene schwere code: d139911). Ereignisse informiert sind, umso konkreter können Präventionsmaßnahmen, Hilfe 14
5.2 Hilfe bei der Durchführung einer 5.3 Unterstützung bei der Ausarbeitung Gefährdungsbeurteilung eines betriebsspezifischen Konzeptes Vermitteln Sie Informationen über die Können Ereignisse und Unfälle bei den Durchführung der Gefährdungsbeurteilung Mitarbeitern zu einer seelischen Verletzung hinsichtlich der Ermittlung von Gefährdun- führen, dann brauchen diese Unternehmen gen durch traumatische Ereignisse. ein betriebsspezifisch ausgerichtetes Be- treuungskonzept. Das Ziel dieses Konzeptes Ein gutes Beispiel für die zielgerichtete Ge- muss es sein, die psychischen Folgen eines fährdungsbeurteilung zur Thematik ist die traumatischen Ereignisses so gering wie „Prüfliste Psychotrauma“ der Unfallkasse möglich zu halten und einer Chronifizierung des Bundes, die Sie in der Anlage 3 finden. vorzubeugen. Die Liste enthält 17 Fragen in den Schnelle und professionelle Hilfe am 4 Kategorien: Unfallort und intensive Zuwendung zum Betroffenen sind dabei ebenso wichtig wie • Gefährdende Tätigkeiten, Arbeitsbereiche, die Steuerung der weiteren Behandlung und Arbeitssituationen die Nachsorge im Unternehmen bis hin zur • Organisatorische Rahmenbedingungen Wiederaufnahme der Tätigkeit. zum Umgang mit traumatischen Ereig- nissen Bei der Beratung der Mitgliedsunternehmen • Prävention sollten Sie die folgenden Punkte ansprechen • Betreuung nach einem Ereignis bzw. berücksichtigen. • Organisation im Unternehmen Der Risiko-Check (siehe Anlage 1) zeigt dem • Notfallplan – Rettungskette Unternehmer das Ausmaß des Risikos und • Erstbetreuung den Handlungsbedarf. • Folgebetreuung • Betriebliche Maßnahmen zur Wieder- Leitet sich aus der Gefährdungsbeurteilung eingliederung kein Handlungsbedarf ab, so brauchen keine • Information der Mitarbeiter weiteren Maßnahmen getroffen werden. Beispiele für Konzepte finden Sie in den In jedem Falle sollte der Unternehmer aber, Anlagen 4 bis 6. wie in § 6 Abs. 1 Arbeitsschutzgesetz gefor- dert, das Ergebnis der Gefährdungsbeurtei- lung entsprechend dokumentieren. 15
5.3.1 Organisation im Unternehmen Unternehmen. Weisen Sie darauf hin, dass ein abgestimmtes Vorgehen notwendig ist, Eine optimale Betreuung der Betroffenen um die Folgen eines traumatischen Ereig- nach traumatischen Ereignissen erfordert nisses sowohl für den Mitarbeiter als auch ein betriebsspezifisch festgelegtes Vorge- für das Unternehmen so gering wie möglich hen. Dabei sind die handelnden Personen, zu halten. Je nach Unternehmensgröße und das Vorgehen nach einem Ereignis sowie -struktur kann die Koordination durch den die im Bedarfsfall erforderlichen weiterge- Arbeitsmedizinischen Dienst, die Sozialbera- henden ärztlichen oder psychologischen tung, die Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Betreuungsmaßnahmen in die betriebliche betriebliche Führungskräfte übernommen Organisation einzubeziehen. werden. Bei der Auswahl sollte sicherge- stellt werden, dass der Koordinator, besser Beraten Sie den Unternehmer dahin gehend, „Kümmerer“, mit den Abläufen im Unterneh- dass das betriebliche Betreuungskonzept men vertraut und im Unternehmen präsent mit dem Betriebs- oder Personalrat abge- ist. In größeren Unternehmen mit eigenem stimmt werden muss. In der Praxis hat es Betriebsarzt hat es sich bewährt, diesen als sich bewährt, eine Betriebsvereinbarung „Kümmerer“ einzusetzen. über die Betreuung von Mitarbeitern nach traumatischen Ereignissen abzuschließen. In Die Aufgaben des „Kümmerers“ liegen ins- jedem Fall sollte das Konzept aber in schrift- besondere darin, licher Form vorliegen. • alle Informationen zusammenzuführen, Inhalte des Konzeptes sind: • einen Überblick über das Verfahren zu haben, • die innerbetriebliche Organisation, • Kontakt zum Unfallversicherungsträger • die Festlegung von Verantwortlichkeiten, aufzunehmen, insbesondere des Koordinators, • das Verfahren mit dem behandelnden Arzt • der Einsatz von Erstbetreuern am abzustimmen Ereignisort, • das Verfahren zu dokumentieren, • Vereinbarungen mit dem Unfallversiche- • Ansprechpartner sowohl innerbetrieblich rungsträger (z. B. Kostenübernahme) als auch extern zu sein. und anderen Institutionen (z. B. Hilfs- organisationen), Machen Sie dem Unternehmer klar, dass • Maßnahmen der Nachsorge im Unter- der Erfolg wesentlich von der Kompetenz nehmen, und dem Engagement des „Kümmerers“ • Festlegungen zur Tauglichkeit, insbe- abhängt. sondere der Fahrdiensttauglichkeit bei Fahrpersonalen, Bei der konkreten Beratung zum Aufbau • innerbetriebliche und externe Meldewege. eines Präventionskonzeptes im Betrieb ist es empfehlenswert, auch einen Vertreter Ein wichtiges Element des Betreuungskon- der Rehabilitationsabteilung zu beteiligen. zeptes ist die Koordinierung der Abläufe im Dieser kann konkrete und rechtlich fundierte 16
Auskünfte hinsichtlich der Gestaltung und • der Betriebsarzt Organisation der Rehabilitation eines Betrof- • die Sozialberatung fenen nach Eintritt eines Schadensereignis- • der Unfallversicherungsträger ses geben. Unabhängig von der betrieblichen Hilfeleis- 5.3.2 Notfallplan – Rettungskette tung sollte schnellstmöglich die Anzeige des Unfalls beim Unfallversicherungsträger Die psychologische Erste Hilfe unterscheidet erfolgen, da dieser für notwendige, über die sich zwar inhaltlich von der medizinischen Erstbetreuung hinausgehende, stabilisie- Ersten Hilfe, trotzdem können sich die Un- rende Maßnahmen und ggf. weitergehende ternehmen an den jeweiligen betrieblichen Behandlungen zuständig ist. So kann der Strukturen (Rettungskette) orientieren. Diese zuständige Reha-Sachbearbeiter frühzeitig sollten aber auf ihre Anwendbarkeit für die die weitere Rehabilitation verantwortlich psychologische Hilfeleistung überprüft wer- koordinieren und betreuen. den. Dabei sollten folgende Fragen geklärt und schriftlich festgehalten werden: 5.3.3 Erstbetreuung • Wo und wie wird der Unfall gemeldet Eine Betreuung des Mitarbeiters sollte direkt (innerbetriebliches Telefon, Handy)? nach dem Eintreten eines traumatischen • Wer wird von wem, wann und wie über Ereignisses einsetzen. Die optimale Betreu- das Ereignis und den Zustand des ung, z. B. nach einem schweren Unfall, Betroffenen informiert? erfolgt durch geschulte Mitarbeiter – so • Wer übernimmt die Erstbetreuung, wie genannte Erstbetreuer oder psychologische werden die Erstbetreuer alarmiert? Ersthelfer. Diese werden unmittelbar nach • Wie wird mit dem Betroffenen Kontakt einem Unfall benachrichtigt und leisten dem aufgenommen? Betroffenen möglichst noch am Unfallort • Wer nimmt bei Bedarf Kontakt zu Angehö- Hilfe, ohne gleichzeitig andere Aufgaben rigen auf (z. B. Notfallseelsorger, Krisen- übernehmen zu müssen. Ziel ist es, den intervention, Führungskraft, Erstbetreuer)? Betroffenen merken zu lassen, dass er nicht • Welche Aufgaben hat der Erstbetreuer, alleine gelassen wird. Bei der Erstbetreuung welche Hilfsmittel stehen ihm zur kommt es auf ein möglichst zeitnahes „Sich- Verfügung? Kümmern“ und „Nicht-alleine-Lassen“ an und nicht auf eine professionelle psycho- Anschriften und Telefonnummern der im logische Betreuung. Bei der Auswahl der Bedarfsfall zu informierenden Personen Erstbetreuer ist zu berücksichtigen, dass sie sind im Betreuungskonzept festzuschreiben während der Betriebszeiten jederzeit erreicht und den Mitarbeitern mitzuteilen. Dies sind werden können, zeitnah am Unfallort sein insbesondere: können und jederzeit vom eigenen Arbeits- platz abkömmlich sind. Das heißt in der • die betrieblichen Akteure („Kümmerer“, Praxis, dass unter Umständen ein Bereit- Führungskräfte, …) schaftsdienst eingerichtet werden muss, der • die Erstbetreuer die gesamte Betriebszeit des Unternehmens 17
berücksichtigt. Nur so kann sichergestellt Informieren Sie das Unternehmen über be- werden, dass jeder durch ein traumatisches stehende Regelungen Ihres Unfallversiche- Ereignis Betroffener die Unterstützung durch rungsträgers zum Einsatz von Erstbetreuern. einen Erstbetreuer erhält. Grundsätzlich gibt es für den Einsatz von Beraten Sie den Unternehmer über die wich- Erstbetreuern verschiedene Modelle. Die tigsten Aufgaben der Erstbetreuer: Erstbetreuung kann sowohl intern als auch als externe Dienstleistung sichergestellt wer- • schnellstmögliche Kontaktaufnahme den. Die Gegenüberstellung in Abbildung 2 mit dem Betroffenen, liefert eine Entscheidungshilfe für eine inner- • bei Bedarf Anforderung ärztlicher Hilfe, oder außerbetriebliche Erstbetreuung. • Gewährleisten von emotionalem Beistand (z. B. beruhigen), Überlassen Sie dem Unternehmer die Ent- • Abschirmung gegenüber Einwirkungen von scheidung für interne oder externe Erstbe- außen (z. B. Passanten, Journalisten), treuung. Diese trifft er in Abhängigkeit von • Schutz vor unbedachten Aussagen gegen- der Struktur seines Unternehmens und in über der Polizei/Staatsanwaltschaft Absprache mit der Arbeitnehmervertretung. (siehe 6.1), Entscheidend sind die Anzahl der Mitarbei- • Begleitung zum Arzt, zum Betriebsarzt, ter, die als Erstbetreuer in Frage kommen, zum Betrieb oder nach Hause, die Möglichkeiten, eine Betreuung während • in Absprache mit dem Betroffenen: der gesamten Betriebszeit sicherzustellen Information Angehöriger, sowie die Anzahl potentieller Hilfefälle. • Aufklärung über betriebliche Vorgehens- weise. Entscheidet sich ein Unternehmen für eine externe Erstbetreuung, so muss ein entspre- Kann eine Betreuung am Unfallort nicht chender Vertrag mit dem Dienstleister gewährleistet werden, sollte ein Erstkontakt (z. B. einer der Hilfsorganisationen) abge- in den ersten Stunden bis Tagen erfolgen. schlossen werden. Dies sollte aber nicht der Initiative des Be- troffenen überlassen werden. Hier muss das In Einzelfällen kann bei der Alarmierung des Unternehmen aktiv werden und den Kontakt Rettungsdienstes ein Notfallseelsorger mit zum Betroffenen herstellen. angefordert werden. Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr können auf professionelle Wird dennoch vom Betroffenen erwartet, Notfallseelsorger, z. B. der Hilfsorganisatio- dass dieser den Kontakt aufnimmt, muss nen, zugreifen. dies im Betreuungskonzept festgeschrieben werden und allen Mitarbeitern bekannt sein. Dies kann aber nicht als Bestandteil eines In diesem Fall sind ein Ansprechpartner und innerbetrieblichen Betreuungskonzeptes eine feste Rufnummer für den telefonischen vorgesehen werden, da dadurch die Kapa- Erstkontakt am gleichen Tag oder am Folge- zitäten ehrenamtlich tätiger Organisationen tag festzulegen. und Personen gesprengt würden. 18
Abbildung 2: Argumente für die Auswahl von Erstbetreuern Werden in einem Unternehmen betriebsin- Die Ausbildung umfasst idealerweise terne Erstbetreuer eingesetzt, müssen diese 16 Stunden*, diese kann für Erstbetreuer aus- und fortgebildet sein. Die Aus- und mit einschlägigen Vorkenntnissen verkürzt Fortbilder müssen über einschlägige Erfah- werden. Alle zwei Jahre ist eine Fortbildung rungen aus dem Einsatzbereich verfügen erforderlich. Die Notwendigkeit ergibt sich und eine fachbezogene medizinische oder daraus, dass viele ausgebildete Erstbetreuer psychologische Ausbildung haben. über Jahre nicht zum Einsatz kommen. Dadurch gerät das in der Ausbildung Erlern- Vor der Beratung informieren Sie sich bitte, te in Vergessenheit und eine gute Qualität ob Ihr Unfallversicherungsträger entspre- der Erstbetreuung ist nicht mehr sicherge- chende Adressen vorhält oder über das stellt. Qualifizierungsangebot Erstbetreuer ausbil- det. Auch sollten Sie dem Unternehmer über Inhalte der Aus- und Fortbildung der Erst- Regelungen Ihres Unfallversicherungsträgers betreuer sind: über die Kostenerstattung oder -beteiligung Auskunft geben können. • Potentielle Hilfsangebote • Typische Reaktionen Betroffener • Einordnen in die Rettungskette • Vorrang medizinischer vor psychologi- scher Betreuung * entsprechend den Empfehlungen der Bundespsychotherapeutenkammer und der Unfall- versicherungsträger 19
• Kennenlernen der Grundregeln: In jedem Fall ist eine unverzügliche Unfall- – Sicherung (Selbstschutz) anzeige an den Unfallversicherungsträger – Sprechen (Kontaktaufnahme mit notwendig. dem Betroffenen) – Schützen (vor weiteren Belastungen 5.3.5 Maßnahmen bei Rückkehr an den und Gefahren) Arbeitsplatz – Stützen (emotionale Unterstützung für Betroffene) Mit zunehmender Dauer der Arbeitsunfähig- • Darstellung der betrieblichen Struktur keit wird die Integration ins Arbeitsleben und Umsetzung des Konzeptes schwieriger. Die berufliche Tätigkeit sollte daher so früh wie möglich wieder aufgenom- 5.3.4 Folgebetreuung men werden, weil die Ängste, die mit einer Wiederaufnahme der Tätigkeit verbunden Es ist wichtig, frühzeitig zu erkennen, ob sich sind, mit längeren Arbeitsunterbrechungen bei Betroffenen nach einem traumatischen oftmals ansteigen. Ereignis psychische Störungen entwickeln. Nicht jeder benötigt eine professionelle In Abstimmung mit dem Betroffenen, dem Betreuung oder Behandlung. In der Mehrzahl Betriebsarzt, dem Unfallversicherungsträ- der Fälle klingen die Beschwerden von selbst ger und weiteren Beteiligten („Kümmerer“, wieder ab. Ist dies nicht der Fall, müssen die D-Arzt, Psychotherapeut) sollte der Betrieb Maßnahmen der Stabilisierung möglichst unter Einhaltung einer zielgerichteten Abfol- schnell einsetzen, um eine Chronifizierung ge von Maßnahmen dafür Sorge tragen, dass zu vermeiden. Stabilisierende (probato- der Mitarbeiter wieder an seinem ursprüngli- rische) psychotherapeutische Sitzungen chen Arbeitsplatz eingesetzt werden kann. sollten deshalb bei Bedarf, spätestens vier Wochen nach dem Ereignis eingeleitet Weitere Informationen finden Sie in der werden. Dies kann auch durch das Unterneh- DGUV Broschüre „Leitfaden für Betriebsärzte men in Absprache mit dem Betriebsarzt an- zum Betrieblichen Eingliederungsmanage- geregt werden. Veranlasst wird die Behand- ment“. lung durch den Unfallversicherungsträger oder den Arzt (i.d.R. der D-Arzt). In großen Folgende Aspekte bzw. Integrationsschritte Unternehmen, in denen der Betriebsarzt sind bei Wiederaufnahme der Tätigkeit in als „Kümmerer“ im Rahmen des Betreu- Betracht zu ziehen: ungskonzeptes tätig ist, kann auch dieser die Behandlung durch z. B. einen Psycho- • falls erforderlich, zunächst Angebot einer therapeuten veranlassen. In diesen Fällen vorübergehend anderen Tätigkeit muss aber das Betreuungskonzept mit dem • Heranführen an den angestammten Unfallversicherungsträger abgestimmt sein Arbeitsplatz, ggf. nach abschließender und vorab die Kostenzusage des Unfallversi- Beurteilung der Tauglichkeit auf Grundlage cherungsträgers eingeholt werden. einer arbeitsmedizinischen Untersuchung, z. B. durch den Betriebsarzt 20
• soziale/fachliche Unterstützung am 5.4. Dokumentation Ihrer Aktivitäten Arbeitsplatz • bei Wiederaufnahme der Tätigkeit ist die Dokumentieren Sie in der Betriebsakte ihre Begleitung durch Kollegen und/oder Füh- Beratungsaktivitäten hinsichtlich: rungskräfte hilfreich. • der Ermittlung von Gefährdungen durch Eine wichtige Voraussetzung für das Gelin- traumatische Ereignisse gen der Integration ist eine Unternehmens- • der Grundlagen eines betriebsspezifi- kultur, deren Charakter sich durch einen schen Konzepts wertschätzenden Umgang auszeichnet. Die • der Inhalte eines Betreuungskonzepts Mitarbeiter können den Integrationsprozess • der konkreten Absprachen mit dem Unfall- fördern, wenn sie kollegial aufeinander ach- versicherungsträger ten und sich gegenseitig unterstützen. Dabei geht es um Hilfe bei der Rückkehr an den Hilfreich ist es, Ihre Rehabilitationsabteilung Arbeitsplatz und keine Überwachung oder über die Inhalte der Konzepte der Betriebe Bevormundung. zu informieren. 5.3.6 Information der Mitarbeiter Im Rahmen der betrieblichen Unterweisung oder spezieller Schulungsmaßnahmen soll über die Gefährdung durch traumatische Ereignisse und über das Betreuungskonzept informiert werden. Dies kann Teil der Unter- weisung zum Thema Erste Hilfe sein. Die Vorstellung des Notfallplans sowie der Rettungskette sollte im Wesentlichen den Inhalt der Unterweisung bilden. (Vergleiche dazu auch Abschnitt 5.3.2.) 21
6 Häufig gestellte Fragen 6.1 Fragen zum Verfahren Muss auf jeden Fall nach einem traumati- schen Ereignis ohne körperlichen Schaden Ist es erlaubt, dass Betroffene am Unfallort ein Durchgangsarzt aufgesucht werden? gegenüber der Polizei oder Staatsanwalt- schaft keine Angaben zum Unfallhergang Stimmen Sie sich zu dieser Frage mit Ihren machen? Kollegen der Rehabilitationsabteilung ab. Ja. Der Polizei und Staatsanwaltschaft Entwickelt sich nach einem traumatischen gegenüber sind Betroffene höchstens zu An- Ereignis auf jeden Fall eine psychische gaben bezüglich Ihrer Person, Dienststelle, Erkrankung? Anschrift verpflichtet. Weitere Informationen sollten sie erst zu einem späteren Zeitpunkt Ein eindeutiges NEIN. Sehr viele Menschen geben. erleben traumatische Ereignisse, ohne psy- chisch zu erkranken. Die Selbstheilungs- Darf die Polizei – ohne Verdachtsmomente – kräfte sind von Mensch zu Mensch unter- einen Alkoholtest durchführen? schiedlich. Da es für einen Betroffenen schwer ist, selbst einzuschätzen ob eine Ja, das ist erlaubt. Dies dient auch der psychische Erkrankung vorliegt, gehört die eigenen Sicherheit der Mitarbeiter. Sollte zu Diagnose in die Hände von Fachleuten. einem späteren Zeitpunkt irgendein Zeuge behaupten, der Beteiligte habe eine „Fahne“ Ist es sinnvoll, ein Unfallopfer auf eigene gehabt, wird es schwer, das Gegenteil zu Initiative – z. B. im Krankenhaus – zu beweisen. besuchen? Darf ein Mitarbeiter der Betriebsaufsicht Das ist eher nicht sinnvoll, weil niemand entscheiden, dass Mitarbeiter nach einem vorher sagen kann, welche Reaktionen durch schweren Unfall am selben Tag nicht mehr solch einen Besuch ausgelöst werden. Wenn fahren, auch wenn sie sich selbst noch ein großes Bedürfnis zur Kontaktaufnahme absolut fahrtauglich fühlen? besteht, sollte dies vorher durch weitestge- hend neutrale Personen, wie z. B. Betriebs- Ja. Insbesondere in den Verkehrsbetrieben arzt, Sozialberatung, behandelnder Thera- besteht meist eine solche Anordnung. Es hat peut oder Betriebsleitung geklärt werden. sich gezeigt, dass die Auswirkungen eines traumatischen Ereignisses zeitverzögert auf- treten. Ein Mitarbeiter der Betriebsaufsicht, der solch eine Anweisung gibt, handelt für- sorglich und in keinem Fall diskriminierend. 22
Darf ein Erstbetreuer den Mitarbeiter mit Ist die Behandlung von posttraumatischen seinem privaten Pkw oder Dienstwagen in Störungen sinnvoll? ein Krankenhaus bringen? Ja. Und zwar eine möglichst zeitnahe Be- Diese Vorgehensweise muss in jedem Fall handlung. Ein unbehandeltes Leiden kann mit dem Unternehmen abgestimmt sein, – auch noch nach vielen Jahren – körper- d. h. der Erstbetreuer muss grundsätzlich liche oder seelische Erkrankungen zur Folge vom Unternehmen beauftragt sein (z. B. im haben. Betreuungskonzept festgelegt). Darf ein Betroffener, der seine Tätigkeit Ist es egal, welcher Therapeut einen Mitar- direkt nach einem Unfall nicht weiterführen beiter nach einem traumatischen Ereignis kann oder soll, mit seinem eigenen Pkw behandelt? nach Hause fahren? Nein. Bestimmte Berufsbezeichnungen Davon sollte ihm dringend abgeraten wer- sind rechtlich nicht geschützt (siehe auch den. Er selbst kann seine eigene körperliche 6.2), sodass nicht eindeutig aus ihnen und seelische Verfassung kaum einschät- hervorgeht, ob bzw. wie derjenige für eine zen. Der Betrieb sollte für diesen Fall vorab Behandlung in diesem speziellen Fachge- klären, inwiefern eine Heimfahrt organisiert biet ausgebildet ist. Wichtig ist, dass der wird. behandelnde Therapeut eine kassenärztli- che Zulassung hat bzw. in Trauma-Therapie Ist es in Verkehrsunternehmen aufgrund oder einem anerkannten Verfahren ausgebil- eigener Erfahrungen nicht sinnvoll, wenn det ist. Wichtigste Schnittstelle hier ist der die Erstbetreuung durch Mitarbeiter aus Unfallversicherungsträger. Im Zweifel immer dem Fahrdienst organisiert wird? erst dort nachfragen, ob die Kosten einer Therapie übernommen werden. Es stimmt, dass das Fahrpersonal sicher über einen sehr wichtigen Erfahrungsschatz Wird eine entsprechende Therapie vom verfügt. Trotzdem ist es für eine Erstbetreu- Unfallversicherungsträger bezahlt? ung eher nicht geeignet, da eine Abkömm- lichkeit vom eigenen Arbeitsplatz nicht Grundsätzlich ja, bei einem Arbeitsun- gewährleistet ist. fall. Die Kostenübernahme durch den Unfallversicherungsträger muss aber im Darf der Betriebsarzt die Arbeitsunfähigkeit Vorfeld abgeklärt sein. Das bedeutet, dass bescheinigen? grundsätzlich nach dem Ereignis ein D-Arzt aufgesucht werden muss. Wird nach dem Nein, bei gesetzlich krankenversicherten mit dem Unfallversicherungsträger abge- Personen (auch bei durch den Unfallversi- stimmten betrieblichen Betreuungskonzept cherungsträger versicherten Arbeitsunfäl- der Betriebsarzt als „Kümmerer“ tätig, klärt len); ja, bei privat versicherten Personen. dieser die Kostenübernahme. Nur in einzelnen größeren Unternehmen gibt es Vereinbarungen mit der jeweiligen 23
Betriebskrankenkasse, die dem Betriebsarzt 6.2 Fragen zu Berufen und Tätigkeiten erlauben, die Arbeitsunfähigkeit für maximal zwei Tage zu bescheinigen. Was ist Rettung? Darf der Betriebsarzt überprüfen, ob die Die Versorgung von Menschen, die sich in Arbeitsunfähigkeit zu Recht bescheinigt einer psychischen Notsituation befinden, in wurde? der vitale, lebenswichtige, körperliche und psychische Funktionen teilweise oder ganz Nein! Das ist ausschließlich Aufgabe des außer Kraft gesetzt sind oder drohen, außer Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Kraft gesetzt zu werden. Darf der Betriebsarzt betroffene Mitarbeiter Erstes Ziel ist die Rettung aus einer akuten, selbst behandeln? psychischen Gefahrensituation, von der für das Leben der Betroffenen eine subjektive Nein! Er darf lediglich im Rahmen der erlebte Bedrohung ausgeht, sowie eine Notfallversorgung tätig werden. Die weitere weitestgehende Verhinderung des Auftretens Behandlung ist Vertragsärzten vorbehalten. erneuter Bedrohungen. Es ist jedoch die Aufgabe des Betriebsarz- tes, im Rahmen seiner betriebsärztlichen Psychologische Erstbetreuung: Tätigkeit den Mitarbeiter zu untersuchen und zu beraten, um einer Erkrankung oder Erstbetreuer, Ersthelfer, psychosoziale Fach- Verschlimmerung oder einer Gefahr am kräfte (z. B. Notfallseelsorger, Notfallpsycho- Arbeitsplatz vorzubeugen. Auch bei der logen) stehen Betroffenen unmittelbar am Wiedereingliederung sollte der Betriebsarzt Schadensort bei. hinzugezogen werden. Er kann als Schnitt- stelle zwischen Sozialversicherungsträger, Psychotherapeutische Betroffenem und Betrieb agieren. Notfallversorgung: Zeitnahe professionelle Behandlung z. B. durch niedergelassene psychologische oder ärztliche Psychotherapeuten (Psychotrau- maambulanzen, stationäre Einrichtungen). Was ist ein Arbeitsmediziner (Facharzt für Arbeitsmedizin)? Mediziner, die den ärztlichen Beruf ausüben und die eine in der Weiterbildungsordnung der zuständigen Landesärztekammer fest- gelegte, mehrjährige Weiterbildung im Fach Arbeitsmedizin nach einer Prüfung erfolg- 24
reich abgeschlossen haben. Diese Mediziner Was ist ein Neurologe? dürfen die Gebietsbezeichnung „Facharzt für Arbeitsmedizin“ führen. Der Neurologe (Nervenarzt) ist ein Facharzt, der sich mit Erkrankungen des zentralen, Was ist ein Betriebsmediziner? peripheren und vegetativen Nervensystems mit nachweisbarer stofflicher Ursache Mediziner, die den ärztlichen Beruf aus- (Entzündungen, Tumor, Stoffwechselkrank- üben, eine Gebietsbezeichnung (Facharzt) heiten ...) beschäftigt. außerhalb der Arbeitsmedizin besitzen und die eine in der Weiterbildungsordnung der Was ist ein Psychiater? zuständigen Landesärztekammer festge- legte, zweijährige Weiterbildung im Fach Der Psychiater ist ein Facharzt für Erkran- Arbeitsmedizin abgeschlossen haben. Sie kungen der geistigen Funktionen und des dürfen die Zusatzbezeichnung „Betriebs- Gefühlslebens. Der Psychiater hat Medizin medizin“ führen. und der Psychologe Psychologie studiert. Im Gegensatz zum Psychologen darf der Was ist ein Betriebsarzt (Werksarzt)? Psychiater Medikamente verschreiben. Die Zusatzbezeichnung „Psychotherapeut“ darf Arbeits- oder Betriebsmediziner, der vom ein Psychiater erst nach einer psychothera- Unternehmer nach § 3 ASiG in Verbindung peutischen Zusatzausbildung führen. Man mit der DGUV Vorschrift 2 „Betriebsärzte spricht hier im Gegensatz zum „psycholo- und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“ für die gischen Psychotherapeuten“ von einem arbeitsmedizinische Betreuung der Beschäf- „ärztlichen Psychotherapeuten“. Allerdings tigten schriftlich bestellt ist. müssen ärztliche Psychotherapeuten keine Psychiater sein; auch andere Fachärzte wie Was ist ein Durchgangsarzt (D-Arzt)? z. B. Internisten, Allgemeinmediziner oder Orthopäden können sich durch die psy- Durchgangsärzte werden von den Landes- chotherapeutische Zusatzausbildung zu verbänden der Deutschen Gesetzlichen Un- ärztlichen Psychotherapeuten weiter quali- fallversicherung bestellt. Es sind besonders fizieren. qualifizierte und speziell ausgestattete Fach- ärzte für Chirurgie. Sie werden zur Steuerung Was ist ein Psychologe und Überwachung der Heilverfahren nach (Diplom, Master, Bachelor)? Arbeitsunfällen von den Unfallversicherungs- trägern eingesetzt. Ein Psychologe ist jemand, der ein Hoch- schulstudium im Fach Psychologie – und nicht wie der Arzt im Fach Medizin – abge- schlossen hat. Die Wissenschaft der Psycho- logie befasst sich mit dem Seelischen des Menschen (z. B. Denken, Fühlen, Verhalten). Im Studienschwerpunkt Klinische Psycho- logie erwirbt der Psychologe umfassende 25
Kenntnisse über die seelische Gesundheit Was ist ein Sozialberater? und mögliche Störungen sowie die Grund- lagen wissenschaftlicher Psychotherapie. Sozialberater haben in der Regel ein Stu- Danach kann sich der Psychologe in einer dium der Sozialpädagogik oder der Psy- mehrjährigen psychotherapeutischen Wei- chologie absolviert. Sie unterstützen und terbildung zum psychologischen Psycho- beraten bei psychosozialen Konflikten therapeuten weiter qualifizieren und die (z. B. schweren Erkrankungen, Familien- und kassenärztliche Zulassung erhalten. Ehekrisen, Schulden usw.). Sie erschließen, vermitteln und organisieren die geeigneten Was ist ein Psychotherapeut? inner- und außerbetrieblichen Hilfen, die zu einer bestmöglichen Problemlösung führen Die Bezeichnung „Psychotherapeut“ ist sollen. Sozialberatung ist eine freiwillige eine Zusatzbezeichnung für einen Arzt soziale Dienstleistung des Unternehmens. oder Psychologen, die er nach einer psycho- In manchen Unternehmen werden Sozialbe- therapeutischen Zusatzausbildung führen rater auch „Sozialbetreuer“, „Mitarbeiter- darf. Entsprechend gibt es „psychologische berater“, „Betriebsfürsorger“ oder „Sozialer Psychotherapeuten“ und „ärztliche Psycho- Ansprechpartner“ genannt. In der Regel sind therapeuten“. Ein Psychotherapeut behan- Sozialberater bei größeren Unternehmen an- delt seelische Störungen und Leiden. Ärzt- gestellt. Regional gibt es auch freie Anbieter, liche Psychotherapeuten können, müssen die sich an kleine und mittlere Unternehmen aber nicht unbedingt Psychiater sein; auch richten. Bewährt hat sich auch die regionale andere Fachärzte wie Internisten oder Ortho- Kooperation zwischen größeren Unterneh- päden können sich durch die psychothera- men und ihren kleineren Nachbarn. peutische Zusatzausbildung zu ärztlichen Psychotherapeuten weiter qualifizieren. Was ist ein Therapeut? Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt. Praktisch kann sich jeder „Therapeut“ nennen, ohne dass damit eine Aussage über seine fachliche Qualifikation getroffen ist. 26
Anhang 27
28
Anlage 1 Risiko-Bewertung Wie stellen Sie fest, ob in einem von Ihnen c) Folgenschwere betreuten Unternehmen Handlungsbedarf Beziehen Sie in Ihre Beurteilung die mög- besteht? lichen körperlichen und psychischen Ge- sundheitsfolgen bei betroffenen Beschäf- Betrachten Sie dazu die Art der möglichen tigten und die Schäden für den Betrieb ein Ereignisse und schätzen Sie grob deren (z. B. Schaden durch Mitarbeiterausfall, Häufigkeit sowie Folgenschwere ab. Beschädigung von Betriebsanlagen, finanzieller Schaden durch Raub). Ordnen a) Art der möglichen Ereignisse: Sie Ihre persönliche Folgenabschätzung In Ihre Betrachtung einbeziehen müssen in die Kategorien „gering“, „mittel“ oder Sie schwere Unfälle, Gewalt und tätliche „hoch“ ein. Bedrohung sowie Suizid von Mitarbeitern. Zur Verknüpfung der Häufigkeit und b) Häufigkeit der Folgenschwere für die betrachteten Eine grobe Einteilung, die Sie nutzen Ereignisse können Sie das nachstehen- können, ist die folgende: de Raster nutzen. Die farblichen Felder selten unter 1x in 5 Jahren zeigen Ihnen den jeweiligen Handlungs- mittel 1 x in 1 – 5 Jahren bedarf auf. häufig über 1x in einem Jahr Folgenschwere hoch mittel gering selten mittel häufig Häufigkeit Risiko für seelische Verletzungen gering, aber nicht gleich Null. Es muss kein betriebsinternes Präventionssystem aufgebaut werden. Für den Fall der Fälle ist aber ein Kontakt zu externer Hilfe vorzuhalten. Risiko für seelische Verletzungen mittel. Grundlagen für die betriebsinterne Hilfe sollten vorhanden sein (z. B. Sensibilisierung der Führungskräfte, Information der Beschäftigten, ggf. betriebsinterne Erstbetreuer). Ein Kontakt zu externer Hilfe ist vorzuhalten. Risiko für seelische Verletzungen hoch. Es sollte eine handlungsfähige Hilfestruktur ins Unternehmen integriert werden (betriebsinterne Erstbetreuer, Präventionsmaßnahmen für Beschäftigte). Ein Kontakt zu externer Hilfe ist vorzuhalten. 29
Anlage 2 Beispiel für Kostenersparnisse durch Prävention Ausfallzeiten und dazugehörige Kosten sofort betreuter und nicht betreuter Mitarbeiter nach einem Überfall Ausfallverhalten der sofort betreuten Mitarbeiter/Innen Ausfalltage vor dem Überfall Ausfalltage nach dem Überfall (12 Monate) (12 Monate) Anzahl Tage Anzahl Tage 0 0 2 49 0 0 1 6 0 0 1 5 3 25 3 41 3 25 7 101 = 36 768,04 € Ausfallverhalten der nicht sofort betreuten Mitarbeiter/Innen Ausfalltage vor dem Überfall Ausfalltage nach dem Überfall (12 Monate) (12 Monate) Anzahl Tage Anzahl Tage 0 0 1 45 2 31 5 143 0 0 2 211 0 0 2 19 2 31 10 418 = 152 168,72 € Unterschied = 317 = 115 400,68 € 1 Ausfalltag lt. UKPT = 364,04 € Quelle: Notfallbereitschaft („Notfallteam“) der DP AG, Frankfurt am Main, 2000; bereitgestellt durch UKPT 30
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