Quartalsheft 1 / 2019 März - Swiss National Bank
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Quartalsheft 1 / 2019 März
Quartalsheft 1 / 2019 März 37. Jahrgang
Inhalt Seite Bericht über die Geldpolitik 4 1 Geldpolitischer Entscheid vom 21. März 2019 5 Geldpolitisches Konzept der SNB 6 2 Weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen 7 3 Wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz 13 4 Preise und Inflationserwartungen 18 5 Monetäre Entwicklung 21 Konjunktursignale 28 Geld- und währungspolitische Chronik 34 Quartalsheft 1/2019 März 3
Bericht über die Geldpolitik Bericht für die vierteljährliche Lagebeurteilung des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank vom März 2019 Der Bericht beschreibt die wirtschaftliche und monetäre Entwicklung und erläutert die Inflationsprognose. Er zeigt, wie die SNB die Wirtschaftslage beurteilt und welche Konse- quenzen sie daraus für die Geldpolitik ableitet. Der erste Teil («Geldpolitischer Entscheid vom 21. März 2019») ist der im Anschluss an die Lagebeurteilung abgegebenen Medien- mitteilung entnommen. Dieser Bericht berücksichtigt Daten und Informationen, die bis zum 21. März 2019 bekannt wurden. Alle Veränderungsraten gegenüber der Vorperiode beruhen – falls nichts anderes ange- geben wird – auf saisonbereinigten Daten und sind auf ein Jahr hochgerechnet. Quartalsheft 1/2019 März
1 nostizierten 0,5% (Tabelle 1.1). Für 2020 sieht die SNB nun eine Inflation von 0,6% voraus, verglichen mit 1,0% im Geldpolitischer Entscheid Vorquartal. Für 2021 erwartet die SNB eine Inflationsrate von 1,2%. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der vom 21. März 2019 Annahme, dass der 3M-Libor über den gesamten Progno- sezeitraum bei – 0,75% bleibt. Die globale Wirtschaftsaktivität schwächte sich in den letzten Monaten stärker als erwartet ab. Teilweise brems- ten vorübergehende Faktoren das Wachstum. Darüber hinaus verlangsamte sich aber auch die zugrundeliegende Nationalbank behält expansive Geldpolitik Konjunkturdynamik in vielen Industrieländern. Insbe unverändert bei sondere die Produktion in der verarbeitenden Industrie Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihre entwickelte sich vielerorts nur schleppend. Geldpolitik unverändert expansiv. Dadurch stabilisiert sie die Preisentwicklung und unterstützt die Wirtschaftsakti- Konjunkturelle und politische Unsicherheiten erhöhten vität. Der Zins auf Sichteinlagen bei der SNB beträgt nach Ende 2018 die Volatilität und die Risikoprämien an wie vor – 0,75%, und das Zielband für den Dreimonats- den Finanzmärkten. Zudem fielen das Wachstum und die Libor (3M-Libor) liegt weiterhin zwischen – 1,25% und Teuerung in einigen Ländern erneut schwächer aus als – 0,25%. Die SNB bleibt bei Bedarf am Devisenmarkt allgemein erwartet. Beides führte zu tieferen Erwartungen aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation in Bezug auf die Leitzinsen in den wichtigsten berücksichtigt. Währungsräumen. Seit der Lagebeurteilung im Dezember 2018 hat sich der In diesem Umfeld hat die SNB in ihrem neuen Basis Franken handelsgewichtet leicht abgewertet. Insgesamt szenario für die Weltwirtschaft das Wachstum der Indust- ist der Franken jedoch immer noch hoch bewertet, und die rieländer für die erste Jahreshälfte 2019 nach unten Lage am Devisenmarkt bleibt fragil. Der Negativzins angepasst. Die Weltwirtschaft dürfte in den kommenden sowie die Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am Devisen- Quartalen aber immer noch im Rahmen ihres Potenzials markt zu intervenieren, sind damit unverändert notwendig. wachsen. Stützend wirken in den Industrieländern die Sie halten die Attraktivität von Anlagen in Franken tief expansive Geldpolitik und die robuste Lage am Arbeits- und reduzieren den Aufwertungsdruck auf die Währung. markt sowie in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik. Die Risiken bleiben jedoch nach unten gerichtet. Die neue bedingte Inflationsprognose liegt tiefer als im Dezember (Grafik 1.1). Der Hauptgrund sind gesunkene Nach einem starken Wachstum in den Vorquartalen stag- Wachstums- und Inflationsaussichten im Ausland und die nierte das Bruttoinlandprodukt (BIP) in der Schweiz damit verbundenen tieferen Erwartungen in Bezug auf in der zweiten Jahreshälfte 2018. Das Wachstum für das die zukünftigen Leitzinsen in den wichtigsten Währungs- Gesamtjahr fiel mit 2,5% aber insgesamt kräftig aus. räumen. Für das laufende Jahr liegt die Prognose mit Die Produktionskapazitäten der Unternehmen waren gut 0,3% geringfügig tiefer als die im letzten Quartal prog- ausgelastet, und die Arbeitsmarktlage verbesserte sich Grafik 1.1 bedingte inflationsprognose märz 2019 Veränderung des Landesindexes der Konsumentenpreise gegenüber Vorjahr in Prozent 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Inflation Prognose März 2019, Prognose Dezember 2018, mit Libor –0,75% mit Libor –0,75% Quellen: BFS, SNB Quartalsheft 1/2019 März 5
kontinuierlich. Die Zahl der Arbeitslosen ging weiter Am Hypothekar- und Immobilienmarkt bleiben die zurück, und die Arbeitslosenquote lag im Februar bei 2,4%. Ungleichgewichte bestehen. Sowohl die Hypothekarkredite als auch die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentums- Momentan deuten die Konjunkturindikatoren auf eine wohnungen stiegen in den letzten Quartalen weiter leicht moderat positive Dynamik hin. Das BIP-Wachstum dürfte an, während die Preise für Wohnrenditeliegenschaften nach der Stagnation im zweiten Halbjahr 2018 somit wieder etwas sanken. Trotzdem besteht besonders in diesem Seg- etwas an Fahrt aufnehmen. Für das gesamte Jahr 2019 ment aufgrund der starken Preiszunahme der vergangenen erwartet die SNB unverändert eine Zunahme des BIP von Jahre und der steigenden Leerstände die Gefahr einer rund 1,5%. Korrektur. Die SNB beobachtet die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam und prüft regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden muss. Geldpolitisches Konzept der SNB dass der LIK die effektive Teuerung leicht überzeichnet. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den gesetz- Gleichzeitig lässt sie zu, dass die Teuerung im Konjunk- lichen Auftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten turzyklus etwas schwankt. Zweitens fasst die SNB ihre und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung Beurteilung der Lage und des geldpolitischen Hand- zu tragen. lungsbedarfs vierteljährlich in einer Inflationsprognose zusammen. Diese Prognose zeigt unter der Annahme Die Umsetzung dieses Auftrags hat die SNB in einem eines konstanten kurzfristigen Zinssatzes die von der dreiteiligen geldpolitischen Konzept präzisiert. Erstens SNB erwartete LIK-Entwicklung über die nachfolgenden versteht die SNB unter Preisstabilität einen Anstieg des drei Jahre. Drittens legt die SNB ihr operationelles Landesindexes der Konsumentenpreise (LIK) von weniger Ziel in Form eines Zielbands für den Dreimonats-Libor als 2% pro Jahr. Damit berücksichtigt sie die Tatsache, (3M-Libor) des Schweizer Frankens fest. Tabelle 1.1 beobachtete inflation märz 2019 2015 2016 2017 2018 2016 2017 2018 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Inflation – 0,7 – 1,1 – 1,4 – 1,4 – 1,0 – 0,4 – 0,2 – 0,2 0,5 0,4 0,5 0,8 0,7 1,0 1,1 0,9 – 0,4 0,5 0,9 Quelle: BFS bedingte inflationsprognose märz 2019 2018 2019 2020 2021 2019 2020 2021 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Prognose Dezember 2018, mit Libor – 0,75% 0,9 0,5 0,4 0,4 0,6 0,7 0,9 1,0 1,2 1,4 1,7 1,9 0,5 1,0 Prognose März 2019, mit Libor – 0,75% 0,6 0,3 0,1 0,2 0,4 0,5 0,7 0,8 0,9 1,1 1,3 1,5 0,3 0,6 1,2 Quelle: SNB 6 Quartalsheft 1/2019 März
2 Grafik 2.1 Weltwirtschaftliche globaler warenhandel Durchschnitt des abgebildeten Zeitraums = 100 Rahmenbedingungen Index 120 115 110 105 100 95 90 Die globale Wirtschaftsaktivität schwächte sich in den 85 letzten Monaten stärker als erwartet ab. Teilweise brems- 80 ten vorübergehende Faktoren das Wachstum. Darüber hin- aus verlangsamte sich aber auch die zugrundeliegende 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Konjunkturdynamik in vielen Industrieländern. Insbe Welt Aufstrebende Länder sondere die Produktion in der verarbeitenden Industrie Industrieländer entwickelte sich vielerorts nur schleppend. Quellen: CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB), Thomson Reuters Datastream Konjunkturelle und politische Unsicherheiten erhöhten Ende 2018 die Volatilität und die Risikoprämien an den Finanzmärkten. Zudem fielen das Wachstum und die Teuerung in einigen Ländern, insbesondere in der Euro- zone und in Japan, erneut schwächer aus als allgemein erwartet. Beides führte zu tieferen Erwartungen in Bezug auf die Leitzinsen in den wichtigsten Währungsräumen. Am Arbeitsmarkt blieben die Signale insgesamt positiv. Die Zahl der Beschäftigten in den Industrieländern nahm erneut zu, und die Arbeitslosigkeit bildete sich mehr heitlich weiter zurück. In ihrem neuen Basisszenario für die Weltwirtschaft hat die SNB das Wachstum der Industrieländer für die erste Jahreshälfte 2019 nach unten angepasst. Gleichwohl rech- net die SNB für die kommenden Quartale weiterhin mit einem Wachstum um das Potenzial. Stützend wirken in den Industrieländern die expansive Geldpolitik und die robuste Lage am Arbeitsmarkt sowie in einigen Ländern auch die Fiskalpolitik. Tabelle 2.1 weltwirtschaftliches basisszenario Szenario 2015 2016 2017 2018 2019 2020 BIP, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent Global 1 3,5 3,3 3,8 3,9 3,6 3,7 USA 2,9 1,6 2,2 2,9 2,3 2,0 Eurozone 2,0 1,9 2,5 1,8 1,1 1,4 Japan 1,3 0,6 1,9 0,8 0,6 0,5 Erdölpreis in USD pro Fass 52,5 43,8 54,3 71,0 61,7 62,0 1 Gewichtet gemäss Kaufkraftparitäten (USA, Eurozone, Grossbritannien, Japan, China, Südkorea, Indien, Brasilien und Russland). Quellen: SNB, Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 1/2019 März 7
Grafik 2.2 Die Risiken bleiben jedoch nach unten gerichtet. Im Vordergrund stehen dabei politische Unsicherheiten sowie aktienmärkte protektionistische Tendenzen, die zu weiteren Turbulenzen Index Index an den Finanzmärkten führen und das weltwirtschaftliche 140 45 Wachstum gefährden können. 130 40 120 35 Den Prognosen der Nationalbank für die Weltwirtschaft liegen Annahmen zum Erdölpreis und zum Euro-Dollar- 110 30 Wechselkurs zugrunde. Für Erdöl der Sorte Brent unter- 100 25 stellt die SNB einen Preis von 62 US-Dollar pro Fass, was 90 20 12 US-Dollar unter dem Niveau im Basisszenario vom 80 15 Dezember liegt. Für den Eurokurs in US-Dollar unterstellt 70 10 die SNB wie im Dezember einen Wert von 1.14. Beides 60 5 entspricht einem 20-Tage-Durchschnitt zum Erstellungs- 2015 2016 2017 2018 2019 zeitpunkt des aktuellen Basisszenarios. MSCI World (linke Skala; Periodenbeginn = 100) INTERNATIONALE FINANZ- UND ROHWARENMÄRKTE Implizite Volatilität (VIX) (rechte Skala) Quelle: Thomson Reuters Datastream Die letzten Wochen des Jahres 2018 waren durch eine starke Zunahme der Volatilität an den internationalen Finanzmärkten geprägt. Zu Beginn des neuen Jahres bil- Grafik 2.3 dete sich die Unsicherheit an den Finanzmärkten wieder internationale langfristzinsen zurück. Dies widerspiegelte sich in der an Optionen 10-jährige Staatspapiere gemessenen Volatilität von US-Aktien (VIX), die sich nach einem sprunghaften Anstieg im Dezember weit % gehend normalisierte (Grafik 2.2). Für Beruhigung sorgte 3,5 insbesondere eine Veränderung in der Kommunikation 3,0 der US-Notenbank, die signalisierte, dass sie sich in 2,5 Bezug auf weitere Zinserhöhungen gedulden werde. Aber 2,0 auch die Fortsetzung der Handelsgespräche zwischen 1,5 den USA und China im Januar trug zu einer gewissen Ent- 1,0 spannung an den Finanzmärkten bei. 0,5 Die Aktienmärkte holten die Verluste vom November und 0,0 Dezember wieder auf, lagen aber weiterhin unter dem –0,5 Ende September erreichten Stand. Belastend wirkten nach 2015 2016 2017 2018 2019 wie vor die Unsicherheit bezüglich des Brexits und die USA Japan Deutschland fortwährenden handelspolitischen Spannungen. Quelle: Thomson Reuters Datastream Die Signale der US-Notenbank und der EZB, bei der geld- politischen Straffung langsamer vorzugehen, trugen Grafik 2.4 dazu bei, dass die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den Industrieländern zurückgingen (Grafik 2.3). Auch die europäische langfristzinsen italienischen Renditen liessen nach, wobei die Rendite 10-jährige Staatspapiere differenz zu anderen EU-Staaten aufgrund der politischen % Unsicherheit erhöht blieb (Grafik 2.4). 5 4 3 2 1 0 –1 2015 2016 2017 2018 2019 Deutschland Italien Portugal Frankreich Spanien Quelle: Thomson Reuters Datastream 8 Quartalsheft 1/2019 März
Der US-Dollar und der Euro tendierten auf handelsgewich- Grafik 2.5 teter Basis leicht schwächer. Das britische Pfund wertete sich auf, während der japanische Yen seitwärts tendierte wechselkurse Handelsgewichtet (Grafik 2.5). Der Renminbi wertete sich gegenüber dem US-Dollar seit Jahresbeginn auf. Index, Periodenbeginn = 100 130 Der Erdölpreis erholte sich seit Jahresbeginn leicht, nach- dem er Ende Dezember einen Tiefpunkt erreicht hatte 120 (Grafik 2.6). Stützend wirkte zum einen ein Rückgang in 110 der Erdölproduktion der OPEC. Zum anderen liessen die Sorgen vor einer merklichen weltweiten Konjunktur- 100 abkühlung und demzufolge eines Erdöl-Überangebots etwas nach. Auch die Preise für Edelmetalle erholten sich 90 zu Jahresbeginn. 80 USA 2015 2016 2017 2018 2019 USD JPY EUR GBP In den USA blieb das Wirtschaftswachstum mit 2,6% im vierten Quartal solide, wenn auch nicht mehr so kräftig Quelle: Thomson Reuters Datastream wie im Vorquartal (Grafik 2.7). Der private Konsum blieb eine treibende Kraft. Für das Gesamtjahr resultierte ein Grafik 2.6 BIP-Wachstum von 2,9%. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich in den letzten Monaten erneut kräftig. Da die rohwarenpreise Partizipationsquote leicht zunahm, verharrte die Arbeits losenquote im Februar jedoch bei 3,8% (Grafik 2.10). Index, Periodenbeginn = 100 USD/Fass 130 90 Der Wachstumsausblick bleibt günstig. Die im Dezember 120 80 vorübergehend erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten, 110 70 die mit dem Budgetstreit von Dezember und Januar ver- 100 60 bundene Unsicherheit sowie Sorgen vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft dürften die US-Konjunktur zwar im 90 50 ersten Quartal 2019 etwas gedämpft haben. Umfragen in 80 40 der Industrie und im Dienstleistungssektor deuten aber auf 70 30 ein weiterhin solides Wachstum hin (Grafik 2.9). Vor die- sem Hintergrund hat die Nationalbank ihre BIP-Prognose 60 20 für die USA für 2019 leicht auf 2,3% reduziert. Für 2020 2015 2016 2017 2018 2019 rechnet sie mit einem Wachstum von 2,0% (Tabelle 2.1). Rohwaren Erdöl: Brent (rechte Skala) Industriemetalle Die am Konsumentenpreisindex gemessene Jahresteue- Quelle: Thomson Reuters Datastream rung liess in den letzten Monaten deutlich nach und betrug im Februar 1,5% (Grafik 2.11). Grund dafür waren die tie- feren Energiepreise. Die Kernteuerung verharrte bei leicht Grafik 2.7 über 2% (Grafik 2.12). Die am Konsumdeflator gemessene Jahresteuerung lag – unter Ausschluss der volatilen Preise reales bip: industrieländer für Nahrungsmittel und Energie – mit 1,9% im Dezember Veränderung gegenüber Vorperiode leicht unter dem Zielwert der Federal Reserve (Fed). % 6 Die Fed erhöhte ihr Zielband für den Leitzins im Dezember 5 auf 2,25% – 2,5% (Grafik 2.13). Im Januar signalisierte 4 sie aber mit einem starken Bekenntnis zur Geduld eine 3 längere Pause bei den Leitzinsanpassungen. Die Fed 2 führte in diesem Zusammenhang an, dass die Inflations 1 gefahr gedämpft sei, während die Wachstumsaussichten 0 unsicherer geworden seien. Sie signalisierte ausserdem, –1 dass sie ihre Bilanz nicht bis auf das Vorkrisenniveau –2 reduzieren möchte und der Bilanzabbau noch in diesem –3 Jahr beendet werden soll. Im März bestätigte sie ihre bis- 2015 2016 2017 2018 2019 herigen Entscheidungen, wobei sie nun ein Ende des Bilanzabbaus bereits bis Ende September anstrebt. USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream Quartalsheft 1/2019 März 9
Grafik 2.8 EUROZONE reales bip: aufstrebende länder In der Eurozone expandierte das BIP im vierten Quartal Veränderung gegenüber Vorperiode mit 0,9% weiterhin moderat (Grafik 2.7). Wiederum laste- % % ten eine Reihe von Sonderfaktoren auf dem Wachstum. 15 7,5 So führte u.a. das Niedrigwasser am Rhein zu Transport- 10 7,0 problemen und Produktionsausfällen in der deutschen Industrie. In Frankreich belasteten Proteste in vielen Städ- 5 6,5 ten vorübergehend den Tourismus und den Einzelhandel. Darüber hinaus trübte sich die Unternehmensstimmung 0 6,0 in der Eurozone in den letzten Monaten ein, was auf eine –5 5,5 generelle Konjunkturabkühlung hindeutet. In Italien schrumpfte die Wirtschaftsleistung erneut. Die Arbeits- –10 5,0 marktsituation in der Eurozone verbesserte sich indessen 2015 2016 2017 2018 2019 weiter; die Beschäftigung nahm nochmals zu. Indien 1 Russland Brasilien China 1 (rechte Skala) Nach einer schwachen Entwicklung im zweiten Halbjahr 1 Saisonbereinigung: SNB. dürfte sich das Wachstum im laufenden Jahr allmählich Quellen: CEIC, Thomson Reuters Datastream erholen. Die Binnennachfrage dürfte von günstigen Finan- zierungsbedingungen und einer robusten Entwicklung der Haushaltseinkommen profitieren. Die SNB hat ihre Grafik 2.9 Wachstumserwartungen für die Eurozone angesichts der einkaufsmanager-indizes industrie schwächeren Dynamik nach unten angepasst. Für 2019 liegt die Prognose bei 1,1% und für 2020 bei 1,4% Index (Tabelle 2.1). Der Wachstumsausblick wird nach wie vor 62 von Risiken begleitet. Dazu zählen politische Unwäg 60 barkeiten in Italien, Unsicherheiten im Zusammenhang 58 mit internationalen Handelskonflikten sowie die Aus gestaltung der zukünftigen Beziehungen zwischen der EU 56 und Grossbritannien. 54 52 Die Konsumentenpreisinflation bildete sich in den letzten 50 Monaten zurück und lag im Februar bei 1,5% (Grafik 2.11). Der Rückgang war hauptsächlich auf die tieferen Energie- 48 preise zurückzuführen. Aber auch die Kernteuerung ent- 46 wickelte sich schwächer als erwartet; sie veränderte sich 2015 2016 2017 2018 2019 wenig und schwankte – wie schon seit einigen Jahren – USA Japan Eurozone China um 1,0% (Grafik 2.12). Die aus Finanzmarktindikatoren Quellen: Institute for Supply Management (ISM), Markit Economics Limited abgeleiteten mittelfristigen Inflationserwartungen ten dierten schwächer. Grafik 2.10 Die EZB beliess die Leitzinsen im März unverändert. Sie beabsichtigt jedoch nun, diese bis mindestens Ende 2019, arbeitslosenquoten statt wie bisher bis mindestens über den Sommer 2019, auf % ihrem aktuellen Niveau zu belassen. Die EZB will zudem 14 den Banken ab September erneut längerfristige Sonder kredite (TLTRO) gewähren, um deren Kreditvergabe an 12 den Privatsektor zu fördern. Die im Rahmen des Wert- schriftenkaufprogramms erworbenen Wertschriften will 10 sie für längere Zeit bei Fälligkeit reinvestieren. 8 6 4 2 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 USA Japan Eurozone Quelle: Thomson Reuters Datastream 10 Quartalsheft 1/2019 März
JAPAN Grafik 2.11 konsumentenpreise In Japan wuchs das BIP im vierten Quartal um 1,9%, Veränderung gegenüber Vorjahr nachdem die Aktivität im Vorquartal durch eine Reihe von Naturkatastrophen beeinträchtigt worden war % (Grafik 2.7). Die Wirtschaft erholte sich auf breiter Basis, 3,0 allerdings vermochten die Exporte den Rückgang des 2,5 Vorquartals nicht aufzuholen. Im Jahresdurchschnitt 2018 2,0 wuchs das BIP mit 0,8% im Rahmen seines Potenzials, 1,5 nach einem kräftigen Wachstum im Vorjahr (1,9%). 1,0 0,5 Günstige Finanzierungsbedingungen, eine solide Einkom- mensentwicklung sowie Investitionen in Infrastruktur 0,0 und Tourismus im Hinblick auf die Olympischen Spiele in –0,5 Tokio im Jahr 2020 werden die japanische Wirtschaft –1,0 weiterhin stützen. Konjunkturmassnahmen sollen zudem 2015 2016 2017 2018 2019 die negativen Auswirkungen der für Oktober 2019 USA Japan Eurozone China geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer abfedern. Die Quelle: Thomson Reuters Datastream Industrieaktivität verlor allerdings zuletzt etwas an Schwung, und die Aussichten für das laufende Jahr sind angesichts gemischter Signale aus der Exportindustrie Grafik 2.12 unsicherer geworden. Vor diesem Hintergrund hat die SNB ihre Wachstumsprognose leicht nach unten ange- kerninflation 1 passt. Sie rechnet mit einem BIP-Wachstum von 0,6% Veränderung gegenüber Vorjahr für 2019 und von 0,5% für 2020 (Tabelle 2.1). % 4 Im Zuge rückläufiger Energie- und Nahrungsmittelpreise bildete sich die Konsumentenpreisinflation in den letzten 3 Monaten zurück und lag im Januar bei 0,2% (Grafik 2.11). 2 Die Kernteuerung erhöhte sich nur leicht auf 0,3% (Grafik 2.12). Die aus den Unternehmensumfragen ermit- 1 telten längerfristigen Inflationserwartungen tendierten 0 seitwärts und blieben deutlich unterhalb des Inflationsziels –1 der japanischen Zentralbank von 2%. Der tiefere Erdöl- preis, Preissenkungen im Bereich Mobilkommunikation –2 sowie das von der Regierung geplante Programm für 2015 2016 2017 2018 2019 kostenfreie Ausbildung werden die Teuerung vorüberge- USA Japan Eurozone China hend dämpfen. Angesichts der schwachen Teuerungs 1 Ohne Nahrungsmittel und Energie. dynamik beabsichtigt die Bank of Japan, das niedrige Quelle: Thomson Reuters Datastream Zinsniveau für eine ausgedehnte Zeit beizubehalten. CHINA In China stabilisierte sich das BIP-Wachstum im vierten Quartal bei 6,1%, nachdem es sich im Jahresverlauf kontinuierlich abgeschwächt hatte (Grafik 2.8). Sowohl in der Industrie wie auch im Bausektor wuchs die Wertschöp- fung kräftiger als im Vorquartal. Im Jahresdurchschnitt wuchs das BIP um 6,6%, nach 6,8% im Vorjahr. Quartalsheft 1/2019 März 11
Grafik 2.13 Das Wirtschaftswachstum dürfte sich im laufenden Jahr weiter leicht verlangsamen. Dies widerspiegelt zum einen offizielle zinssätze die graduelle Abschwächung des Potenzialwachstums, % % zum anderen die seit Ende 2016 schrittweise verschärfte 2,5 6,0 Finanzmarktregulierung. Infolgedessen hat sich das Kreditwachstum weiter verlangsamt, was vor allem die 2,0 5,5 Aktivität im Immobilien- und Baugewerbe dämpfen 1,5 5,0 dürfte. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen der 1,0 4,5 ungelösten handelspolitischen Spannungen mit den USA. 0,5 4,0 Um eine abrupte Wachstumsabschwächung zu vermeiden, 0,0 3,5 ergriff die Regierung bereits im Laufe des vergangenen –0,5 3,0 Jahres wirtschaftspolitische Massnahmen. Dazu zählen ein 2015 2016 2017 2018 2019 Ausbau der Infrastruktur sowie Steuersenkungen für USA 1 Eurozone 3 Unternehmen und Privatpersonen. Zudem wurde die Geld- Japan 2 China 4 (rechte Skala) politik leicht gelockert. Die SNB rechnet mit einem 1 Federal Funds Rate (Obergrenze des Zielbands). 3 Zinssatz der Einlagefazilität. BIP-Wachstum in China von 6,2% für 2019 und von 6,0% 2 Tagesgeldzielsatz. 4 Einjähriger Ausleihsatz. für 2020. Quelle: Thomson Reuters Datastream BRASILIEN, INDIEN UND RUSSLAND Grafik 2.14 In den übrigen grossen aufstrebenden Ländern entwickelte monetäre basis sich die Konjunktur weiterhin uneinheitlich. In Indien Relativ zum BIP wuchs das BIP im vierten Quartal mit 6,7% im Rahmen des Potenzials. Auch in Russland dürfte das Wachstum % gemäss den verfügbaren Indikatoren solide gewesen sein. 100 In Brasilien hingegen blieb das Wachstum verhalten 90 (Grafik 2.8). 80 70 Der Ausblick für diese Länder ist günstig. In Indien dürfte 60 die Auslastung der Produktionskapazitäten im Jahr 2019 50 weiter zunehmen. Von den PMI-Umfragen gehen für das 40 verarbeitende Gewerbe wie auch für den Dienstleistungs- 30 sektor sehr positive Signale aus. Die Investitionstätigkeit 20 sollte weiterhin von einer robusten Kreditvergabe profitie- 10 ren. Zudem werden von der Rekapitalisierung staatsnaher 2015 2016 2017 2018 2019 Kreditinstitute sowie von öffentlichen Infrastrukturaus USA Japan Eurozone gaben weiterhin Impulse ausgehen. In Brasilien dürften Quelle: Thomson Reuters Datastream die lockere Geldpolitik, eine tiefe Teuerung und eine verbesserte Unternehmensstimmung die Erholung unter- stützen. In Russland werden tiefere Erdölpreise die Konjunktur in diesem Jahr zwar dämpfen; das Wachstum dürfte aber weiterhin leicht über Potenzial liegen. 12 Quartalsheft 1/2019 März
3 Grafik 3.1 Wirtschaftliche Entwicklung reales bip in der Schweiz % Index Q1 2010 = 100 6 117 5 116 4 115 3 114 2 113 1 112 In der Schweiz nahm das BIP im vierten Quartal gemäss 0 111 erster Schätzung um 0,7% zu. Insgesamt stagnierte somit –1 110 das BIP in der zweiten Jahreshälfte 2018, nachdem es bis –2 109 Mitte letzten Jahres stark gewachsen war. 2015 2016 2017 2018 2019 Veränderung gegenüber Vorperiode Frühindikatoren und Umfragen für die Schweiz deuten Niveau (rechte Skala) zu Jahresbeginn auf eine moderat positive Dynamik hin. Die SNB geht zudem in ihrem Basisszenario davon aus, Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) dass sich die Auslandkonjunktur im Jahresverlauf wieder festigt. Grafik 3.2 Vor diesem Hintergrund rechnet die SNB für die Schweiz snb business cycle index mit einer Wiederbelebung des BIP-Wachstums ab dem ersten Quartal. Für 2019 rechnet sie unverändert mit einem Standardisiert Wachstum von rund 1,5%. Die Schweizer Wirtschaft dürfte 1,5 gut ausgelastet bleiben. 1,0 0,5 PRODUKTION UND NACHFRAGE 0,0 Zur Beurteilung der Wirtschaftslage berücksichtigt die –0,5 Nationalbank eine breite Palette an Informationen. Obwohl –1,0 das BIP im vierten Quartal 2018 wieder leicht wuchs, fiel die zweite Jahreshälfte insgesamt sehr schwach aus. Im –1,5 Vergleich dazu deuteten die meisten Konjunkturindikatoren –2,0 bis Ende 2018 auf eine positivere Entwicklung hin. –2,5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Schwache BIP-Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2018 Quelle: SNB Nach der bis zur Jahresmitte starken Entwicklung verlang- samte sich das BIP-Wachstum deutlich. Gemäss erster Schätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) Grafik 3.3 nahm das BIP im vierten Quartal um 0,7% zu, nachdem es im dritten Quartal um 1,0% geschrumpft war (Grafik 3.1). pmi industrie und kof konjunkturbarometer Die Industrie profitierte im vierten Quartal von einem Index Index starken Exportwachstum. In vielen Dienstleistungsbran- 67,5 120 chen blieb die Entwicklung dagegen schwach. 65,0 115 Mit der Schätzung für das vierte Quartal liegen auch erste, 62,5 110 provisorische Jahreszahlen für 2018 vor. Demnach wuchs 60,0 105 das BIP im Jahresdurchschnitt um 2,5%. Dies entspricht 57,5 100 dem stärksten Wachstum seit 2010 und war deutlich höher 55,0 95 als im Vorjahr (1,6%). Haupttreiber war die verarbeitende 52,5 90 Industrie, deren Wertschöpfung das zweite Jahr in Folge 50,0 85 kräftig zunahm. Aber auch in den meisten anderen 47,5 80 Branchen legte die Wertschöpfung zu. Nur im Detail- und 45,0 75 Grosshandel blieb die Entwicklung schwunglos. Verwen- 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 dungsseitig war das Jahreswachstum ebenfalls breit abge- stützt. Dabei legte der Warenhandel besonders deutlich zu. PMI KOF Konjunkturbarometer (rechte Skala) Quellen: Credit Suisse, KOF/ETH Quartalsheft 1/2019 März 13
Positiveres Bild gemäss Konjunkturindikatoren dynamik in der Grössenordnung des Potenzialwachstums. Die Betrachtung einer breiten Informationspalette deutet Auch die von den SNB-Delegierten für regionale Wirt- zwar darauf hin, dass die Wirtschaftsdynamik im Verlauf schaftskontakte geführten Unternehmensgespräche deuten des Jahres abgenommen hat. Sie liefert aber ein positiveres auf eine positive Entwicklung im ersten Quartal hin (siehe Bild der zweiten Jahreshälfte 2018 als die BIP-Quartals- Konjunktursignale ab Seite 28). Eine Ausnahme bildet das schätzungen. Weder der von der SNB berechnete Business KOF-Barometer, das im Februar nochmals deutlich Cycle Index noch das Konjunkturbarometer der KOF oder zurückging. Damit zeigt das Barometer eine ausgeprägtere der PMI in der verarbeitenden Industrie deuten auf eine Wachstumsabschwächung als die anderen Indikatoren an. stagnierende Wirtschaftsaktivität in der zweiten Jahres- hälfte hin (Grafiken 3.2 und 3.3). Zur Entwicklung in den ersten Monaten des neuen Jahres liefern Frühindikatoren und Umfragen ein uneinheitliches Bild. Der Business Cycle Index der SNB lag bis Februar nahe bei null, was definitionsgemäss einem Wachstum im historischen Durchschnitt entspricht. Der Index deutete damit in den vergangenen Monaten auf eine Wirtschafts- Tabelle 3.1 reales bip und komponenten Wachstumsraten gegenüber Vorperiode in Prozent, annualisiert 2015 2016 2017 2018 2017 2018 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Privater Konsum 1,7 1,5 1,1 1,0 0,0 0,4 2,0 0,6 1,5 0,8 0,2 1,1 Staatlicher Konsum 1,1 1,2 0,9 1,0 0,2 0,7 2,0 2,5 0,5 0,7 – 0,4 0,2 Anlageinvestitionen 2,3 3,4 3,3 1,8 8,2 0,6 4,2 4,5 3,9 1,2 – 5,0 – 3,2 Bau 1,6 0,5 1,4 0,7 2,7 0,8 2,1 3,6 – 0,9 1,5 – 0,9 – 1,5 Ausrüstungen 2,7 5,4 4,5 2,4 11,7 0,6 5,5 5,1 6,9 1,0 – 7,3 – 4,3 Inländische Endnachfrage 1,8 2,0 1,7 1,2 2,2 0,5 2,6 1,9 2,0 0,9 – 1,3 – 0,2 Lagerveränderung 1 – 0,4 – 1,9 – 0,1 0,0 – 2,3 7,7 – 10,2 10,8 – 4,7 0,0 1,9 – 6,4 Exporte total 2 2,6 7,0 3,6 3,4 – 1,1 1,8 19,3 – 6,2 12,4 – 0,3 – 10,5 11,8 Waren 2 2,6 6,7 5,1 5,3 17,0 6,4 21,6 – 8,5 21,7 – 1,4 – 15,4 24,4 Waren ohne Transithandel 2 0,7 6,6 6,0 5,0 15,9 8,2 10,1 4,1 7,7 3,4 – 12,5 27,1 Dienstleistungen 2,4 7,6 0,7 – 0,3 – 26,9 – 6,4 14,9 – 1,4 – 4,1 2,2 0,1 – 10,1 Importe total 2 3,0 4,7 4,1 1,0 – 5,5 15,2 – 1,7 13,7 0,6 – 4,4 – 9,2 – 1,9 Waren 2 0,0 4,4 5,5 5,0 – 2,0 24,6 – 1,4 24,2 7,9 – 5,1 – 10,6 2,4 Dienstleistungen 8,8 5,3 1,6 – 6,4 – 11,4 – 0,1 – 2,2 – 4,2 – 12,5 – 3,0 – 6,4 – 10,3 Aussenbeitrag 3 0,1 1,7 0,2 1,4 1,7 – 5,3 11,0 – 9,4 6,5 1,9 – 1,8 7,3 BIP 1,3 1,6 1,6 2,5 1,5 2,8 3,1 3,2 3,7 2,7 – 1,0 0,7 1 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten (inkl. statistischer Diskrepanz). 2 Ohne Wertsachen (nicht-monetäres Gold und andere Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten). 3 Wachstumsbeitrag in Prozentpunkten. Quelle: SECO 14 Quartalsheft 1/2019 März
ARBEITSMARKT Grafik 3.4 arbeitslosenquote Der Arbeitsmarkt entwickelte sich weiterhin positiv. Allerdings verlor das Beschäftigungswachstum etwas % an Schwung. 6 Fortgesetzter Rückgang der Arbeitslosigkeit 5 Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszent- 4 ren (RAV) registrierten Arbeitslosen ging in den letzten Monaten weiter zurück. Ende Februar waren unter Aus- 3 schluss saisonaler Schwankungen 106 600 Personen als 2 arbeitslos gemeldet. Die vom SECO berechnete saisonbe- 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 reinigte Arbeitslosenquote betrug Ende Februar 2,4% (Grafik 3.4). Sie lag damit ähnlich tief wie vor der Finanz- SECO, saisonbereinigt SECO und Wirtschaftskrise 2008. ILO, saisonbereinigt ILO SECO: Bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren registrierte Arbeitslose in % der Erwerbspersonen gemäss Volkszählungen 2000, 2010 und Strukturerhebungen Zusätzlich ermittelt das Bundesamt für Statistik (BFS) eine 2012 bis 2014. Erwerbslosenquote gemäss Definition der Internationalen ILO: Erwerbslosenquote nach Definition der International Labour Organization. Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), SECO Arbeitsorganisation (ILO). Die Datengrundlage hierfür bildet die vierteljährliche Haushaltsbefragung der Schwei- zerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Bei dieser Grafik 3.5 Befragung werden auch arbeitssuchende Personen erfasst, die nicht oder nicht mehr bei einem RAV als arbeitslos erwerbstätige registriert sind. Die vom BFS gemäss ILO-Definition berechnete Erwerbslosenquote liegt daher über der Arbeits- % In 1000 Personen losenquote des SECO. Im vierten Quartal 2018 stieg die 3,0 5 300 Erwerbslosenquote saisonbereinigt auf 4,9% an, nachdem 2,5 5 200 sie im dritten Quartal auf 4,3% gefallen war. Die beiden 2,0 5 100 Statistiken zur Arbeits- bzw. Erwerbslosigkeit bewegen 1,5 5 000 sich nicht immer gleichläufig. Auch in den letzten Quarta- 1,0 4 900 len entwickelten sie sich sehr unterschiedlich. Im Allge- 0,5 4 800 meinen lässt sich die kurzfristige Dynamik der Arbeitslo- 0,0 4 700 sigkeit mit der Arbeitslosenquote des SECO verlässlicher –0,5 4 600 abschätzen als mit der Erwerbslosenquote. –1,0 4 500 –1,5 4 400 Leicht unterdurchschnittliches Wachstum 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 der Erwerbstätigkeit Veränderung gegenüber Vorperiode Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen wuchs im Niveau (rechte Skala) vierten Quartal etwas schwächer als im langjährigen Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB Durchschnitt (Grafik 3.5). Die Erwerbstätigenstatistik (ETS) misst die Erwerbstätigkeit bei den Haushalten und beruht hauptsächlich auf der SAKE. Grafik 3.6 Die Beschäftigungsstatistik (BESTA) hingegen misst die beschäftigung in vollzeitäquivalenten Beschäftigung bei den Firmen und resultiert aus einer Index, Periodenbeginn = 100 Unternehmensumfrage. Gemäss BESTA nahm auch die 115,0 Anzahl vollzeitäquivalenter Stellen im vierten Quartal nur 112,5 moderat zu (Grafik 3.6). In den Dienstleistungsbranchen und in der verarbeitenden Industrie wurden zusätzliche 110,0 Stellen geschaffen. Im Baugewerbe dagegen verringerte 107,5 sich die Beschäftigung. 105,0 102,5 100,0 97,5 95,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Total Bau Industrie Dienstleistungen Quelle: BFS, Saisonbereinigung: SNB Quartalsheft 1/2019 März 15
Grafik 3.7 KAPAZITÄTSAUSLASTUNG produktionslücke Geschlossene Produktionslücke % Wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft 1,5 ausgelastet sind, zeigt die Produktionslücke, die als pro- 1,0 zentuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus vom 0,5 geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzial 0,0 berechnet wird. Basierend auf den Quartalszahlen zum BIP deuten die Schätzungen auf eine geschlossene Lücke hin. –0,5 Das mittels einer Produktionsfunktion geschätzte Produk- –1,0 tionspotenzial ergibt für das vierte Quartal 2018 eine –1,5 Produktionslücke von 0,1%, gegenüber 0,3% im Vorquartal. –2,0 Andere Methoden zur Schätzung des Produktionspotenzials (Hodrick-Prescott-Filter und multivariater Filter) bestäti- –2,5 gen, dass die Lücke momentan geschlossen ist (Grafik 3.7). 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Produktionsfunktion HP-Filter MV-Filter Gute Auslastung gemäss Umfragen Quelle: SNB Auch Umfragen deuten auf eine gute Auslastung der Pro- duktionsfaktoren hin. In der verarbeitenden Industrie stieg die Auslastung der technischen Kapazitäten gemäss KOF-Umfrage im vierten Quartal geringfügig an und lag Grafik 3.8 mit 84,1% im langfristigen Durchschnitt (Grafik 3.8). kapazitätsauslastung industrie Im Bausektor blieb der Nutzungsgrad der Maschinen etwas über seinem langjährigen Durchschnitt (Grafik 3.9). In % den Dienstleistungsbranchen deuten die Umfragen auf eine 85 leicht überdurchschnittliche Auslastung der technischen 84 Kapazitäten hin. 83 82 Beim Personal zeigt sich eine zunehmende Knappheit. 81 Die in den verschiedenen Branchen durchgeführten Umfra- 80 gen zur Arbeitskräftesituation weisen darauf hin, dass es 79 für Unternehmen zunehmend schwieriger wird, Stellen zu besetzen. Insgesamt zeichnen die verschiedenen Umfragen 78 zur Auslastung der Produktionsfaktoren ein etwas positive- 77 res Bild als die BIP-basierten Masse zur Produktionslücke. 76 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Quelle: KOF/ETH Grafik 3.9 kapazitätsauslastung bau % 80 79 78 77 76 75 74 73 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Kapazitätsauslastung Langfrist-Mittelwert Quelle: KOF/ETH 16 Quartalsheft 1/2019 März
Grafik 3.10 AUSBLICK pmi industrie im ausland Der Ausblick für die Schweizer Wirtschaft bleibt trotz der 27 Länder, exportgewichtet jüngsten Abkühlung insgesamt positiv. Viele Indikatoren Index im In- und Ausland haben sich zwar zu Jahresbeginn weiter 60 abgeschwächt (Grafik 3.10). Die meisten Frühindikatoren für die Schweiz deuten aber weiterhin auf eine zumindest 58 durchschnittliche Dynamik hin. In der Industrie wird eine 56 weitere Verbesserung der Geschäftslage erwartet, und 54 die Beschäftigungsaussichten bleiben positiv (Grafiken 3.11 52 und 3.12). 50 Die SNB rechnet für die mittlere Frist nach wie vor mit 48 einem soliden Wirtschaftswachstum. Erstens gehen von der 46 Weltkonjunktur gemäss Basisszenario (siehe Kapitel 2) weiterhin positive Nachfrageimpulse für die Schweiz aus. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Zweitens dürfte das Bevölkerungswachstum die Nachfrage Quellen: Internationaler Währungsfonds – Direction of Trade Statistics (IWF – DOTS), stimulieren. Drittens wirken die tiefen Zinsen weiterhin SNB, Thomson Reuters Datastream stützend. Nach der vorübergehenden Schwäche in den beiden Vor- Grafik 3.11 quartalen dürfte das BIP-Wachstum im ersten Quartal wieder zulegen. Für 2019 rechnet die SNB weiterhin mit erwartete geschäftslage in der industrie einem Wachstum von rund 1,5%. Die Arbeitslosigkeit Veränderung, nächste 6 Monate dürfte nur noch leicht zurückgehen, und die Produktions Index lücke dürfte geschlossen bleiben. 25 20 Wie für die Weltwirtschaft bleiben die Risiken auch für die Schweiz nach unten gerichtet. Eine unerwartet starke 15 Abschwächung der Auslandkonjunktur würde sich rasch 10 auf die Schweiz übertragen. 5 0 –5 –10 –15 –20 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: KOF/ETH Grafik 3.12 vorlaufende indikatoren der beschäftigung Standardisiert 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 –0,5 –1,0 –1,5 –2,0 2015 2016 2017 2018 2019 PMI 1 KOF BFS 2 1 Monatswerte. 2 Saisonbereinigung: SNB. Quellen: BFS, Credit Suisse, KOF/ETH Quartalsheft 1/2019 März 17
4 KONSUMENTENPREISE Preise und Inflations- Rückgang der Jahresteuerungsrate Die LIK-Jahresteuerungsrate ist seit dem Sommer 2018 erwartungen deutlich gefallen und betrug im Januar und Februar 2019 noch 0,6% (Tabelle 4.1). In diesem Rückgang widerspiegelt sich vor allem der abnehmende Teuerungsbeitrag der importierten Produkte. Der Teuerungsbeitrag der inländi- schen Waren und Dienstleistungen blieb dagegen weitge- hend stabil (Grafik 4.1). Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemes- Niedrigere Teuerung der importierten Produkte sene Teuerung ist seit dem Sommer 2018 um gut einen Die jährliche Teuerung der importierten Waren und Dienst- halben Prozentpunkt gesunken, hauptsächlich aufgrund der leistungen schwächte sich in den letzten Monaten deutlich Preisentwicklung bei den Erdölprodukten. Dennoch liegen ab. Ausschlaggebend war die Preisentwicklung bei den die Kerninflationsraten nach wie vor etwas tiefer als die Erdölprodukten. Die Preise der Erdölprodukte stiegen zwi- LIK-Jahresteuerungsrate. schen Mitte 2017 und November 2018 deutlich an und sind seither wieder gesunken, so dass sie im Januar und Februar Die Inflationserwartungen gaben in den letzten Monaten 2019 praktisch auf dem gleichen Niveau wie vor Jahresfrist leicht nach. Gleich wie die Jahresteuerungsrate und die notierten. Kerninflationsraten bewegen sie sich weiterhin im Bereich der Preisstabilität, den die SNB mit einem jährlichen Stabile Teuerung der inländischen Produkte Anstieg des LIK von weniger als 2% gleichsetzt. Die Teuerung der inländischen Waren und Dienstleistun- gen blieb in den letzten Monaten weitgehend stabil. Im Februar 2019 betrug sie wie die LIK-Jahresteuerungsrate 0,6%. Die inländischen Waren verteuerten sich zwar stär- ker als die inländischen Dienstleistungen, doch fiel ihr Teuerungsbeitrag aufgrund des kleineren Indexgewichts etwas geringer aus (Grafik 4.2). Tabelle 4.1 landesindex der konsumentenpreise und komponenten Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 2018 2018 2018 2019 1. Q. 2. Q. 3. Q. 4. Q. Dezember Januar Februar LIK total 0,9 0,7 1,0 1,1 0,9 0,7 0,6 0,6 Inländische Waren und Dienstleistungen 0,4 0,3 0,4 0,5 0,5 0,5 0,6 0,6 Waren 0,8 0,3 0,8 1,0 1,2 1,1 0,7 1,0 Dienstleistungen 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,6 0,5 private Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten 0,7 0,6 0,6 0,9 0,7 0,6 0,8 0,6 Wohnungsmieten 0,4 0,6 0,4 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 öffentliche Dienstleistungen – 0,8 – 0,9 – 0,9 – 0,8 – 0,7 – 0,7 0,1 0,0 Ausländische Waren und Dienstleistungen 2,4 1,9 2,7 3,0 2,1 1,3 0,5 0,6 ohne Erdölprodukte 1,1 1,5 1,2 1,1 0,6 0,6 0,7 0,6 Erdölprodukte 11,9 4,9 13,9 16,6 12,5 6,1 – 1,2 0,8 Quellen: BFS, SNB 18 Quartalsheft 1/2019 März
Stabile Mietteuerung Grafik 4.1 Die Teuerung der vierteljährlich erhobenen Wohnungsmie- lik: in- und ausländische güter ten betrug im Februar 2019 gleich wie drei Monate zuvor Veränderung des LIK gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der 0,4%. Der für Mietpreisänderungen aufgrund von Hypothe- Komponenten in Prozentpunkten. karzinsanpassungen relevante Referenzzinssatz beträgt 1,5 seit Juni 2017 unverändert 1,5% (Grafik 4.3). 1,0 Kerninflation leicht unter Jahresteuerungsrate 0,5 Die Kerninflationsraten liegen weiterhin unter der unberei- nigten Jahresteuerungsrate des LIK (Grafik 4.4). Sowohl 0,0 der von der SNB berechnete getrimmte Mittelwert (TM15) –0,5 als auch die vom BFS berechnete Kerninflationsrate 1 –1,0 (BFS1) beliefen sich im Februar 2019 auf 0,4%. Die Abnahme der Differenz zur LIK-Jahresteuerungsrate war –1,5 hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Teuerung der 2015 2016 2017 2018 2019 Erdölprodukte, welche die Kerninflationsraten nicht oder Total Ausland ohne Erdölprodukte kaum beeinflussten, zurückgegangen ist. Inland Erdölprodukte Quellen: BFS, SNB BFS1 und TM15 beruhen beide auf den Preisen eines redu- zierten Warenkorbs. Bei der Berechnung der BFS1 werden Energie und Treibstoffe sowie frische und saisonale Pro- Grafik 4.2 dukte nicht berücksichtigt. Beim TM15 werden jeden Monat die Produkte mit den extremsten Preisveränderungen lik: inländische waren und dienstleistungen ausgeschlossen (je 15% auf beiden Seiten der Verteilung Veränderung des LIK Inland gegenüber Vorjahr in Prozent. Beiträge der Jahresveränderungsraten der Produktpreise). der Komponenten in Prozentpunkten. 0,75 PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE 0,50 Rückgang der Teuerung des Gesamtangebots 0,25 Die jährliche Teuerungsrate des Gesamtangebots belief sich 0,00 im Februar 2019 auf – 0,7% (Grafik 4.5). Sowohl die Pro –0,25 duzenten- als auch die Importpreise lagen leicht tiefer als –0,50 vor einem Jahr. Unter dem Einfluss des Erdölpreises ist die Teuerungsrate der importierten Produkte seit dem Sommer –0,75 2018 deutlich stärker gesunken als jene der im Inland her 2015 2016 2017 2018 2019 gestellten Produkte. Total inländische Waren und Dienstleistungen Waren Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten Wohnungsmieten Quellen: BFS, SNB Grafik 4.3 wohnungsmieten % 2,00 1,75 1,50 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 2015 2016 2017 2018 2019 Wohnungsmieten (Veränderung gegenüber Vorjahr) Hypothekarischer Referenzzinssatz Quellen: BFS, Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) Quartalsheft 1/2019 März 19
Grafik 4.4 INFLATIONSERWARTUNGEN kerninflation Veränderung gegenüber Vorjahr Inflationserwartungen im Einklang mit Preisstabilität Die mittels Umfragen erhobenen kurzfristigen Inflationser- % wartungen sanken in den letzten Monaten leicht, stehen 1,5 aber weiterhin im Einklang mit dem Ziel der Preisstabilität, 1,0 das die SNB mit einem Anstieg des LIK von weniger als 2% pro Jahr gleichsetzt. 0,5 0,0 Niedrigere kurzfristige Inflationserwartungen Gemäss der monatlichen Finanzmarkt-Umfrage Schweiz –0,5 von Credit Suisse und CFA Society Switzerland erwartete –1,0 eine deutliche Mehrheit der im Februar 2019 befragten Analysten gleichbleibende Inflationsraten (Grafik 4.6). Der –1,5 Anteil der Befragten, die unveränderte Inflationsraten 2015 2016 2017 2018 2019 erwarten, ist somit in den letzten Monaten deutlich gestie- LIK TM15 BFS1 gen. Im November 2018, als die Teuerungsrate noch um gut Quellen: BFS, SNB einen halben Prozentpunkt höher lag als im Februar 2019, hatten sich die Anteile der Befragten, die mit gleichbleiben- den bzw. steigenden Inflationsraten rechneten, noch die Waage gehalten. Grafik 4.5 preise des gesamtangebots Auch die Gespräche der SNB-Delegierten für regionale Veränderung gegenüber Vorjahr Wirtschaftskontakte mit Unternehmen aus allen Teilen der Wirtschaft deuten auf leicht tiefere kurzfristige Infla % tionserwartungen hin. Im ersten Quartal 2019 erwarteten 7,5 die befragten Gesprächspartner eine Jahresteuerungsrate in 5,0 sechs bis zwölf Monaten von durchschnittlich 0,5%. Im 2,5 Vorquartal hatten sich die entsprechenden Inflationserwar- 0,0 tungen noch auf 0,8% belaufen. –2,5 –5,0 Die quartalsweise durchgeführte SECO-Haushaltsumfrage –7,5 zur erwarteten Preisentwicklung in den kommenden zwölf Monaten lieferte im Januar 2019 ähnliche Resultate wie –10,0 im Vorquartal. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten ging –12,5 von steigenden Preisen aus, während rund zwei Fünftel 2015 2016 2017 2018 2019 mit unveränderten Preisen und nur wenige mit fallenden Total Produzentenpreise Importpreise Preisen rechneten. Quelle: BFS Längerfristige Erwartungen leicht über den kurzfristigen Erwartungen Grafik 4.6 Die längerfristigen Inflationserwartungen liegen weiterhin leicht über den kurzfristigen Erwartungen. Die Gesprächs- cs-cfa-umfrage: erwartete entwicklung der partner der SNB-Delegierten rechneten im ersten Quartal inflationsrate über sechs monate mit einer Inflationsrate in drei bis fünf Jahren von 0,9%, Anteile der Befragten in % im Vergleich zu 1,1% im Vorquartal. 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2015 2016 2017 2018 2019 fällt bleibt unverändert steigt an Quellen: CFA Society Switzerland, Credit Suisse 20 Quartalsheft 1/2019 März
5 GELDPOLITISCHE MASSNAHMEN SEIT DER LETZTEN LAGEBEURTEILUNG Monetäre Entwicklung Unverändert expansiver geldpolitischer Kurs An der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 13. Dezember 2018 bestätigte die SNB ihren expansiven geldpolitischen Kurs. Sie beschloss, das Zielband für den 3M-Libor unver ändert bei – 1,25% bis – 0,25% zu belassen. Auch der Zins auf bei der SNB gehaltene, einen bestimmten Freibetrag über- An der Lagebeurteilung vom 13. Dezember 2018 liess die schreitende Sichtguthaben von Banken und anderen Finanz- SNB ihre Geldpolitik unverändert und bekräftigte ihren marktteilnehmern blieb unverändert bei – 0,75%. Weiter geldpolitischen Kurs. Die Geldpolitik beruhte damit weiter- bekräftigte die SNB, sie bleibe bei Bedarf am Devisenmarkt hin auf dem Negativzins auf Sichtguthaben der Banken aktiv, wobei sie die gesamte Währungssituation bei der SNB sowie der Bereitschaft der SNB, bei Bedarf am berücksichtige. Devisenmarkt zu intervenieren. Der Negativzins und die Bereitschaft der SNB, am Devisen- Die Geldmarktzinsen blieben in den letzten drei Monaten markt einzugreifen, dienen dazu, den Aufwertungsdruck auf weiterhin unverändert, während die langfristigen Kapital- den Franken tief zu halten. Die Geldpolitik der SNB hilft marktzinsen unter dem Einfluss veränderter Erwartungen so, die Preisentwicklung zu stabilisieren und die Wirtschafts- zur Entwicklung der Leitzinsen in den wichtigsten aktivität zu unterstützen. Währungsräumen etwas nachgaben. Damit flachte sich auch die Renditekurve der Bundesobligationen wieder Nahezu unveränderte Sichtguthaben bei der SNB etwas ab. Renditen für Laufzeiten unter 16 Jahren waren Seit der Lagebeurteilung vom Dezember 2018 sind die im März 2019 negativ. gesamten bei der SNB gehaltenen Sichtguthaben nahezu unverändert geblieben. In der Woche zum 15. März 2019 Am Devisenmarkt wurde der Franken gegenüber den meis- (letzte Kalenderwoche vor der Lagebeurteilung im März ten Währungen etwas tiefer bewertet. Damit sank auch 2019) lagen sie mit 576,0 Mrd. Franken praktisch gleich der handelsgewichtete reale Aussenwert des Frankens leicht. hoch wie in der letzten Kalenderwoche vor der Lagebeurtei- Der Franken bleibt jedoch hoch bewertet. lung von Mitte Dezember 2018 (576,4 Mrd. Franken). Zwischen den Lagebeurteilungen vom Dezember 2018 und Die Wachstumsraten der Geldmenge M3 und der Bank März 2019 betrugen sie durchschnittlich 575,8 Mrd. Fran- kredite bewegten sich wie im Vorquartal im moderaten ken. Davon entfielen 484,9 Mrd. Franken auf Giroguthaben Bereich. inländischer Banken und die restlichen 90,9 Mrd. Franken auf übrige Guthaben auf Sicht. Hohe Überschussreserven der Banken Die gesetzlich erforderlichen Mindestreserven betrugen zwi- schen dem 20. November 2018 und dem 19. Februar 2019 durchschnittlich 17,0 Mrd. Franken. Insgesamt übertrafen die Banken das Mindestreserveerfordernis um 465,6 Mrd. Franken (Vorperiode: 459,2 Mrd. Franken). Die Überschuss- reserven der Banken sind somit weiterhin sehr gross. Quartalsheft 1/2019 März 21
Grafik 5.1 GELD- UND KAPITALMARKTZINSEN geldmarktsätze Geldmarktzinsen unverändert % Die Geldmarktzinsen lagen auch in den letzten drei Monaten 0,25 stets nah dem Zinssatz auf Sichteinlagen bei der SNB, der 0,00 seit Januar 2015 – 0,75% beträgt. Dies gilt sowohl für die Zin- –0,25 sen auf besicherten Geldmarktgeschäften wie den SARON als auch für die Zinsen auf unbesicherten Geldmarktgeschäf- –0,50 ten wie den 3M-Libor (Grafik 5.1). –0,75 –1,00 Kapitalmarktzinsen gesunken –1,25 Im Unterschied zu den Geldmarktzinsen gingen die lang fristigen Kapitalmarktzinsen zurück. Die Rendite zehnjähri- –1,50 ger Bundesanleihen fiel auf – 0,3%, nachdem sie sich –1,75 während fast zwei Jahren in einem Band zwischen – 0,2% 2015 2016 2017 2018 2019 und 0,2% bewegt hatte (Grafik 5.2). 3M-Libor Zielband SARON Quellen: Bloomberg, SIX Swiss Exchange AG, SNB Der Rückgang der Bundesobligationenrenditen ging mit einem Rückgang der Langfristzinsen in anderen Währungs- räumen einher. Ein wesentlicher Treiber waren Erklärungen der US-Zentralbank, welche die Marktteilnehmer veran Grafik 5.2 lassten, ihre Erwartungen zur Entwicklung des US-Leitzinses rendite zehnjähriger eidgenössischer nach unten zu korrigieren. Die revidierten Erwartungen anleihen zum US-Leitzins führten zu einer Korrektur der langfristi- gen amerikanischen Zinssätze. Die langfristigen Zinssätze % in anderen Währungsräumen folgten dieser Entwicklung. 0,4 0,2 Abgeflachte Renditekurve Der Rückgang der Langfristzinsen führte in Verbindung 0,0 mit den unveränderten kurzfristigen Zinssätzen zu einer Abflachung der Renditekurve eidgenössischer Anleihen –0,2 (Grafik 5.3). Renditen für Laufzeiten unter 16 Jahren –0,4 notierten Mitte März im negativen Bereich. –0,6 Tiefe Realzinsen –0,8 Realzinsen sind für Spar- und Investitionsentscheide von Unternehmen und Haushalten eine entscheidende Referenz- 2015 2016 2017 2018 2019 grösse. Die Entwicklung der Renditekurve eidgenössischer Quelle: SNB Anleihen in Kombination mit den aus Umfragen gewonne- nen Inflationserwartungen deuten darauf hin, dass sich die Realzinsen nach wie vor auf historisch tiefen Niveaus Grafik 5.3 bewegen. zinsstruktur eidgenössischer anleihen Laufzeit in Jahren (hor. Achse). Nelson-Siegel-Svensson-Methode. % 0,6 0,4 0,2 0,0 –0,2 –0,4 –0,6 –0,8 0 5 10 15 20 Mitte März 2019 Mitte September 2018 Mitte Dezember 2018 Quelle: SNB 22 Quartalsheft 1/2019 März
WECHSELKURSE Grafik 5.4 devisenkurse Franken wenig verändert gegenüber Euro und US-Dollar Zwischen der Lagebeurteilung im Dezember 2018 und 1.150 den ersten Tagen im Januar 2019 gewann der Franken zu- 1.125 nächst gegenüber den meisten Währungen etwas an Wert. Dies geschah vor dem Hintergrund zunehmender Unsicher- 1.100 heiten auf den globalen Finanzmärkten. Mit der Anfang Januar einsetzenden Entspannung schwächte sich der Fran- 1.075 ken wieder ab. 1.050 Die Bewegungen des Frankens gegenüber dem Euro und 1.025 dem US-Dollar fielen insgesamt bescheiden aus. Von der 1.000 Lagebeurteilung im Dezember bis zur Lagebeurteilung im März 2019 verlor der Franken 0,5% gegenüber dem Euro 0.975 und 0,7% gegenüber dem US-Dollar (Grafik 5.4). Okt. Nov. Dez. Jan. 19 Febr. März USD in CHF EUR in CHF Leichte Abschwächung des Frankens auf Quelle: SNB handelsgewichteter Basis Der nominale handelsgewichtete Aussenwert des Frankens sank in den drei Monaten zwischen den beiden Lagebeur Grafik 5.5 teilungen vom Dezember und März um insgesamt 1,5%. Dieser Rückgang widerspiegelt zum Teil die leichte Abwer- nominaler aussenwert des frankens tung gegenüber Euro und US-Dollar, die im Index zusammen ein Gewicht von 55% haben, aber auch die stärkeren Index, Dezember 2000 = 100 Abwertungen gegenüber dem britischen Pfund (5%, Index- 157,0 gewicht 9%) und dem Renminbi (3%, Indexgewicht 9%). 156,5 Mitte März bewegte sich der nominale Aussenwert des 156,0 Frankens ungefähr auf dem gleichen Niveau wie Anfang 155,5 November 2018 (Grafik 5.5). 155,0 154,5 Realer Aussenwert des Frankens weiterhin auf hohem Niveau 154,0 Die nominale Abschwächung des Frankens führte zu einem 153,5 Rückgang des realen handelsgewichteten Aussenwerts des 153,0 Frankens. Grafik 5.6 zeigt die Entwicklung von drei ver- 152,5 schiedenen Indizes. Alle drei bewegen sich zurzeit ungefähr Okt. Nov. Dez. Jan. 19 Febr. März auf dem gleichen Niveau wie zwischen 2012 und 2014, d.h. zur Zeit des Mindestkurses gegenüber dem Euro. Der Quelle: SNB Franken bleibt im längerfristigen Vergleich hoch bewertet. Grafik 5.6 realer aussenwert des frankens Index, Dezember 2000 = 100 135 130 125 120 115 110 105 100 95 90 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 SNB IWF BIZ (61 Länder) Quellen: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), IWF, SNB Quartalsheft 1/2019 März 23
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