BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen

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BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
BayWa Protein
Zukunftsbericht 2022 –
sich alternativen
Proteinen öffnen

            BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   1
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Inhalt
Das Marktpotenzial alternativer Proteine
Eine Studie zum Wandel der Ernährungsbedürfnisse –
und ein Ausblick auf den Lebensmittelmarkt der Zukunft

     Vorwort zum BayWa Protein Zukunftsbericht 2022                4

     Management Summary                                            6

     Outside

     Markt 
     Der Proteinhunger der Welt im Wandel der Zeit                8
     Die pflanzliche Revolution ist gekommen, um zu bleiben      9
     Pro und Kontra: alternative Proteine                        10

     Kunden
     Neue Proteinquellen auf dem Weg zum Massenmarkt             12
     Veganer und Vegetarier – nicht mehr nur Hipster und Ökos    13
     Flexitarier – die Teilzeit-Vegetarier                       14
     Ein konservatives Zukunftsszenario                          16

     Produkte
     Plant-Based-Produkte – eine kulinarische Entdeckung         18
     Milchalternativen als Vorreiterkategorie                    20
     Fleischprodukte auf Pflanzenbasis sind auf dem Vormarsch    21
     Camembert und Bergkäse aus pflanzlichen Proteinquellen      22
     Veganer Fischersatz ist (noch) ein Nischenprodukt           23

     Technologien
     Die verschiedenen Arten von alternativen Proteinen          24

2    BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Inhalt

Inside BayWa

Die New Protein Solutions – das neue Schwungrad der BayWa                                 26
Damit die Rohstoffversorgung von morgen nachhaltig gesichert ist

Kundenzentrierter Proteinhandel                                                            27
Hochwertige, nachhaltige und regionale Versorgungsangebote

Technologiebasierte Protein-Start-ups                                                      31
Corporate Venture Capital Investor mit strategischen Assets

Partnerschaften zur Integration                                                           35
Wir kollaborieren, um zu integrieren!

Reflexion und Ausblick

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BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Vorwort

    Thema
    Der BayWa Protein Zukunftsbericht 2022 ist eine qualitative Studie, die das
    Marktpotenzial und den Kundenbedarf im Bereich der alternativen Proteinquellen
    beleuchtet. Wir analysieren und bewerten das Ausmaß des markt- und konsumen-
    tengetriebenen Wandels von tierischen Proteinquellen hin zu tierfreien Alternativen.

    Wir haben eine unvoreingenommene Analyse erstellt, die den Kunden in den Mittelpunkt stellt: Welche spezifischen
    Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche haben die neuen Kundenzielgruppen für alternative Proteine? Wie können
    die Erwartungen erfüllt und die sich verändernden Kundenbedürfnisse befriedigt werden? Der Zukunftsbericht enthält
    wichtige Informationen für Unternehmen, Investoren und Privatpersonen und ermöglicht eine datengestützte Beurtei-
    lung von Marktentwicklungen, Investitionsmöglichkeiten und Käufern.

    Der BayWa Protein Zukunftsbericht 2022 analysiert die Auswirkungen des Proteinwandels in der gesamten
    Lebensmittelwertschöpfungskette.

    Das Ziel dieses Zukunftsberichts 2022 ist es, den aktuellen Staus quo aufzuzeigen und zugleich einen Ausblick
    auf den Lebensmittelmarkt der Zukunft zu geben. Alternative Proteine werden nicht nur vom Markt, sondern auch
    von unseren Kunden verstärkt nachgefragt. Laut renommierter Prognosen und eigener Markteinschätzung stehen
    wir am Beginn einer pflanzlichen Revolution und vor einem fundamentalen Umbau unseres Ernährungssystems.
    Die BayWa stellt sich der Verantwortung und wird einen aktiven Beitrag leisten, um die Proteinversorgung von
    morgen nachhaltig zu sichern.

    Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Formulierungen und die formale Anzeige
    von Geschlechtsidentitäten verzichtet. Die gewählte Form gilt für alle Geschlechter (m/w/d).

    Alle Quellen sind am Ende des Dokuments aufgeführt und werden für eine bessere Lesbarkeit nicht im Text erwähnt.

    Definitionen

    • Proteine – Proteine sind wichtige Funktionsträger in unserer Ernährung, die umgangssprachlich Eiweiß genannt
      werden und aus Aminosäuren aufgebaut sind. Proteinquellen können verschiedenen tierischen und pflanzlichen
      Ursprungs sein.
    • Alternative Proteine – Unsere Nahrungsmittel und Ernährungsgewohnheiten basieren auf tierischen Proteinproduk-
      ten. Durch Technologie und innovative Erzeugnisse ist es möglich, Milch-, Fleisch- und weitere tierische Produkte
      auch unter Nutzung von nicht-tierischen, alternativen Quellen zu produzieren.
    • Pflanzenbasierte Protein-Alternativen: Im Folgenden Plant-Based- bzw. Veggie-Produkte genannt. Unter Plant-
      Based bzw. (synonym verwendet) Veggie-Produkten werden hier Nahrungsmittel verstanden, deren Produktgruppe
      üblicherweise auf tierischen Proteinquellen basiert, die aber alternativ auf pflanzliche Proteinquellen zurückgreifen.
    • Impact Investing berücksichtigt neben Risiko und Rendite auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen von
      Investitionen.
    • ESG steht für Environmental, Social and Governance bzw. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Es handelt
      sich um die Kriterien zur Evaluierung der unternehmerischen Sozialverantwortung.
    • Ökologischer Fußabdruck – Als ökologischer Fußabdruck wird die Fläche bezeichnet, die ein Mensch, ein Unter-
      nehmen oder sogar ein ganzes Land benötigt, um den täglichen Bedarf an Ressourcen abzudecken. Damit ist der
      ökologische Fußabdruck ein Indikator für Nachhaltigkeit.
    • Alternative Protein-Technologien sind Herstellungsverfahren zur Extraktion und Gewinnung pflanzenbasierter
      und mikroorganismenbasierter Proteine.

4   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Vorwort

Team

Dieser Bericht wäre nicht möglich gewesen ohne die große Unterstützung innerhalb der BayWa und einer Gruppe von
Einzelpersonen, die ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung gestellt hat. Mehr als 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der BayWa haben sich an den für diesen Zukunftsbericht zugrunde liegenden Observierungen, Umfragen und
Interviews beteiligt. Des Weiteren haben fünf externe Experteninterviews zu dieser Arbeit beigetragen und unsere
Annahmen und Entwürfe des Berichts validiert.

Unser Dank bedeutet keineswegs, dass Sie mit allen (oder manchen) unserer Annahmen und Erkenntnisse einver-
standen sind.

Alle Fehler sind unsere eigenen.

Autorin: Kristal Golan

Unterstützer: Daniel Kreutzer, Antonia Struve, Wolfgang Hering, Silke Schmidt

                                                                                Wolfgang Hering             Silke Schmidt
                                                                              Agrar Erzeugnisse       Corporate Marketing

         Kristal Golan         Daniel Kreutzer           Antonia Struve
    Head of New Protein            Junior Manager   Corporate Strategy &
              Solutions       Corporate Venture               Innovation

                                                                                        BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   5
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Management Summary
Wir müssen in den nächsten 40 Jahren mehr Nahrungsmittel
produzieren als in den letzten 8000.

     1. Unser Lebensmittelsystem steht unter enormem Druck, wir verbrauchen so viele Ressourcen wie noch nie.
        Der Klimawandel ist längst spürbar. Umweltkatastrophen und dringend nötiger Klimaschutz zwingen uns,
        die aktuelle Nahrungsmittelerzeugung und den Konsum vollständig zu hinterfragen und radikal zu ändern.
       • Die Viehhaltung allein verursacht etwa 15 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen.
       • 80 Prozent der weltweiten Abwässer fließen ungeklärt zurück in die Natur.
       • Stürme, Hochwasser und Dürren treten dreimal häufiger auf als noch vor 30 Jahren.

     2. Der nachhaltige Umgang mit globalen Ressourcen ist eine der großen Herausforderungen der globalen
        Wirtschaftssysteme. Zukunftsfähiges Unternehmertum fußt neben Profit auch auf Nachhaltigkeit und
        sozialer Gerechtigkeit.
       • Es leben rund 7,89 Mrd. Menschen auf der Welt (Stand August 2021). Die Zahl der Erdenbewohner wird sich
          laut einer UN-Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,74 Mrd. erhöhen.
       • In weniger entwickelten Volkswirtschaften müssen die politischen Entscheidungsträger ein Gleichgewicht
          zwischen Ernährung, Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit finden.

     3. Ernährung ist deshalb auch in den Wohlstandsländern nicht nur eine Frage des Geschmacks, der Qualität
        und der Gewohnheit, sondern auch die der Nachhaltigkeit und vorhandener Alternativen. Um Ressourcen zu
        schonen, ist ein Wandel zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung nötig und durch Produktinnovationen
        auch möglich.
       • Ernährungsumstellungen könnten, wenn sie auf breiter Basis angenommen werden, ein Viertel der globalen
          Emissionen eliminieren.
       • Vieh- und Fischzucht samt Futter und Landnutzung sind laut „Fleischatlas“ für 14,5 Prozent der globalen
          Emissionen von Treibhausgas verantwortlich.

     4. Haupttreiber des Konsums sind Preis und Geschmack und deshalb auch die Kernanforderungen an
        alternative Produkte. Die wichtigsten Motive hinter der jeweiligen Kaufentscheidung der Konsumenten sind:
        gesteigertes Bewusstsein für die eigene Gesundheit, Nachhaltigkeitsansprüche und Tierwohl.
       • Der wichtigste Treiber von Konsumenten, alternative Proteinprodukte auszuprobieren, sind Gesundheit,
          Nachhaltigkeit und Tierwohl – sowie Neugier. Aber für 52 Prozent der Konsumenten entscheidet vor allem der
          Geschmack über den Wiederkauf, dicht gefolgt vom Preis!
       • 2021 wuchs in den USA der Gesamtmarkt mit 6 Prozent auf 7,4 Mrd. US-Dollar, davon mit 2,6 Mrd. US-Dollar
          in der Kategorie Milch- und 1,8 Mrd. US-Dollar in der Kategorie Fleischersatz.

     5. Die Lebensmittelbranche steht vor einem Kulturwandel. Pflanzenbasierte Proteinalternativen sind längst
        mehr als ein Trend oder eine Lifestyle-Erscheinung. Gesunde und nachhaltige Proteinernährung wird in
        Zukunft ein notwendiger Baustein der Ernährungsbedürfnisse eines wachsenden Konsumentenkreises sein.
        Die Entwicklung des Marktes hat in westlichen Ländern und unter umweltbewussten Konsumenten
        Schwung aufgenommen und wird sich bei verbessertem geschmacklichem Profil und höherer Qualität
        mit vielfältigen Produkten hin zu einem Massenmarkt entwickeln.
       • Im Jahr 2021 war in Deutschland jedes fünfte neu eingeführte Lebensmittel vegan.
       • Laut Schätzungen wird sich in Deutschland das Marktvolumen vegetarischer und veganer Ersatzprodukte
          auf rund 2 Mrd. Euro im Jahr 2021 belaufen.

6    BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Management Summary
     Wir benötigen Alternativen, die weit über die herkömmlichen
Proteinquellen hinausgehen, um die Weltbevölkerung zu ernähren

    6. Pflanzenbasierte Proteinalternativen haben in der Kategorie Milch in Europa und den USA mittlerweile
       einen festen Platz im Regal. Frischfleisch- und Wurstwarenersatz kann in den kommenden Jahren in
       bestimmten Produktgruppen eine vergleichbare Rolle einnehmen. In diesen und weiteren Kategorien
       wird das bereits breite Angebotsportfolio stetig wachsen und sich entwickeln.
      • 2020 wurden in der EU 214.000 Tonnen Fleischersatz- und 1,5 Mio. Tonnen Milchersatzprodukte produziert.
      • 2018 machen in den USA pflanzliche Milchalternativen 15 Prozent des gesamten Milchabsatzes aus; in Deutsch-
        land waren es 2019 circa 4 Prozent.

    7. Die Kundenzielgruppe für Fleisch-, Fisch- und Molkereialternativen sind längst nicht mehr nur Veganer und
       Vegetarier. Ganz im Gegenteil, vor allem die sogenannten Flexitarier sind Hauptkonsumentengruppe. Um
       den Ansprüchen und Gewohnheiten der Flexitarier dauerhaft gerecht zu werden und einen nachhaltigen
       Umschwung zu erreichen, sind weitere Innovationen notwendig.
      • 90 Prozent der Plant-Based-Kunden sind Flexitarier in Deutschland.
      • Circa 75 Prozent aller Deutschen haben schon einmal eine pflanzenbasierte Alternative probiert.

    8. Der technologische Fortschritt in der Verarbeitung pflanzlicher Eiweißträger und in der Erschließung neuer
       Proteinquellen entwickelt sich rasant. Alternative Proteine werden nicht nur von Markt- und Kundenseite
       nachgefragt, sondern mindestens genauso stark durch Technologien und Innovationen befeuert.
      • Die Investitionen in alternative Proteine bezifferten sich allein im Jahr 2021 global auf mehr als 5 Mrd. US-Dollar,
        die Hälfte davon entfiel dabei auf Europa mit 2,5 Milliarden, fünfmal mehr als noch im Jahr 2020.
      • Eier waren 2021 in den USA die am schnellsten wachsende pflanzenbasierte alternative Kategorie, mit einem
        Umsatzwachstum von 42 Prozent im Vergleich zu einem Rückgang der konventionellen Eierverkaufsumsätze
        um 4 Prozent.

    9. Ein nachhaltiger Umschwung findet dann statt, wenn Alternativprodukte in Preis und Geschmack dem
       tierischen Äquivalent gleichkommen. Wann genau das für welche Produkte der Fall sein wird, ist schwer
       vorherzusagen. Fakt ist, dass dieser Umschwung stattfinden muss.
      • Wären die Preise für Produkte tierischen oder alternativen Ursprungs gleich, so würden sich zwei Drittel der Kon-
        sumenten für ein nicht-tierisches Alternativprodukt entscheiden.
      • Renommierte Studien gehen davon aus, dass im Jahr 2035 mindestens 10 Prozent des globalen Fleischbedarfs
        aus nicht-tierischen Alternativen stammt – in einem konservativen Szenario!

    10. Die BayWa hat die Notwendigkeit und das Potenzial der fundamentalen Veränderung unseres Ernährungs-
        systems erkannt und wird ihren Beitrag leisten, um die Proteinversorgung von morgen nachhaltig zu
        sichern.
      • Mit einem nachhaltigen Wandel unserer Agrar- und Ernährungssysteme werden wir unseren Planeten und
        seine Bewohner gesünder machen und uns auch wirtschaftliche Vorteile erarbeiten.

                                                                                             BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   7
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Der Proteinhunger der Welt im Wandel der Zeit
Warum die Fleischversorgung von heute nicht die Ernährung
von morgen sein kann

     Weltweiter Fleisch und Proteinbedarf
     in Mio T.                                                                       Wusstest du ...
                                                                                     ... dass wir 2020 weltweit 339 Millionen Tonnen
                                                                                     Schlachtfleisch produziert haben?
     600
                                                           528
                                                                                     ... dass wir bei stagnierendem Konsum in den
     500
                                        3 % CAGR                                     Industrieländern und wachsendem Wohlstand
     400
                                 339
                                                                                     in manchen Entwicklungsländern in 2035 bereits
                                                                                     528 Millionen Tonnen Schlachtfleisch produzieren
     300
                                                                                     müssen?
     200                                                     13
                                           15 % CAGR
                                                                                     ... dass wir für diese Mengen eine zweite Erde
     100
                                  1                                                  benötigen würden und daher dringend auf
                                                           132
                                 85
     0                                                                               Alternativen angewiesen sind?
                             2020                      2035
     in Mio. T               339                       528

                                                              pflanzenbasierter
           Fleischhunger            Proteinbedarf             Proteinbedarf

     Erwartetes Wachstum des Fleisch- und Proteinbedarfs von 2020 bis 2035
     (eigene Darstellung auf Basis eigener Recherchen)

     Fleisch ist (immer noch)                                                     Eine hochwertige tierische Ernährung setzen wir allge-
     ein Kennzeichen von Wohlstand                                                mein mit einem hohen Lebensstandard gleich. Fleisch ist
                                                                                  in fast allen Kulturen zum Kennzeichen von Wohlstand
     Unsere Ernährung hat sich im Laufe der Geschichte stark                      geworden. Das ist auch ein Grund, warum viele Entwick-
     verändert, immer angepasst an die Umstände und                               lungsländer diesem Ideal nacheifern und der Proteinbe-
     Möglichkeiten der Zivilisation. Vor zwei Millionen Jahren                    darf dort signifikant ansteigt. Liegt der weltweite Fleisch-
     ernährten sich unsere Vorfahren als Jäger und Sammler                        bedarf heute bei 339 Millionen Tonnen, könnte er nach
     von Nüssen, Pilzen, Honig und selbst erlegtem Wild und                       Schätzungen im Jahr 2035 bereits auf 538 Millionen
     Fisch. Erst mit der sesshaften Lebensweise kamen                             Tonnen ansteigen (siehe Grafik).
     Viehhaltung und der Anbau von Getreide hinzu. Der
     Speiseplan der Menschheit war lange Zeit durch die                           Doch das Wachstum hat Grenzen und die intensive
     äußeren Umstände limitiert. Lebensmittelknappheit und                        Nutzung natürlicher Ressourcen von Land und Tier ihren
     Hungersnöte prägten das Leben vieler Generationen.                           Preis. Alternativen sind dringend gefragt. Pflanzliche
     Erst der wachsende Wohlstand der Gegenwart führte zu                         Alternativen bieten in vielerlei Hinsicht die Chance, eine
     einer gesteigerten Fleischlust. Früher war der Sonntags-                     wachsende Weltbevölkerung zu versorgen und gesünder
     braten etwas Besonderes. Ein Beispiel: 1950 musste ein                       zu ernähren.
     Arbeiter für ein Kilogramm Schweinefleisch 1,6 Prozent
     seines monatlichen Nettolohns bezahlen. Damals lag der                       Neue Innovationen und Technologien ermöglichen
     Durchschnittslohn bei umgerechnet 150 Euro, heute bei                        bereits heute den Anbau gesunder und nachhaltiger
     knapp 2500 Euro. Heute kann sich jeder täglich Fleisch                       Proteinquellen pflanzlichen Ursprungs: hochwertig,
     leisten. Wir Deutschen essen 60 Kilo Fleisch pro Kopf im                     lecker und mit einem besseren ökologischen Fußabdruck
     Jahr – das ist doppelt so viel wie Ernährungswissen-                         als Fleisch. Das ist für die BayWa ein spannender neuer
     schaftler empfehlen.                                                         Markt mit viel Entwicklungspotenzial für die Zukunft.

8    BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Die pflanzliche Revolution ist gekommen, um zu bleiben
     Hafermilch und Sojaschnitzel haben sich im Alltag etabliert

Vegane Schnitzel im Kühlregal der Supermärkte, Veggie-
Burger bei bekannten Fast-Food-Ketten und Cappuccino
mit Hafermilchschaum beim Italiener. Fast jeder hatte
schon einmal Kontakt mit pflanzenbasierten Alternativ-
produkten.

Es ist ein klarer Trend erkennbar, der im Alltag spürbar
ist. Doch dieser Trend ist mehr als eine Lifestyle-Erschei-
nung. Es zeichnet sich ein tiefergreifender Wandel ab, der
unsere Ernährung für die kommenden Jahrzehnte prägen
wird.

Hinter diesem Wandel stehen notwendige Veränderun-
gen hin zu mehr Nachhaltigkeit, die auf Innovationsgeist
und Kreativität in der Produktentwicklung treffen. Wir
müssen unsere Ernährung ändern, um verantwortungs-
bewusst mit unseren Ressourcen umzugehen. Durch
eine neue und innovative Kategorie von Produkten
gewinnen wir mehr Vielfalt in der Auswahl, ohne uns           Exkurs Schwungrad und
einschränken zu müssen. Plant-Based-Produkte mögen            der Flywheel-Effekt:  
als Trend in die Regale kommen, aber bleiben als
Revolution erhalten.                                          Der Flywheel-Effekt wurde der Anekdote nach erstmals
                                                              von Amazon-Gründer Jeff Bezos auf eine Serviette
                                                              gekritzelt, um das neue Geschäftsmodell zu illustrieren.
                                                              Dabei ist Wachstum der entscheidende Treiber. Die Idee:
                                                              Immer mehr Kunden werden auf die Verkaufsplattform
                                                              gezogen, und ihnen folgen immer mehr Anbieter von Pro-
                                                              dukten. Die Wechselwirkung verstärkt sich gegenseitig,
                                                              und das Wachstum beschleunigt sich mehr und mehr
                                                              selbst. Hat das Rad erst einmal genügend Schwung
                                                              aufgenommen, ist es nicht mehr zu bremsen...

Vor wenigen Jahren waren solche Produkte noch ein
Nischenthema, und nur wenige Konsumenten haben sich
dafür interessiert. Häufig aus ethischen Überlegungen
und weniger wegen des Geschmacks. Doch die Nachfra-
ge stieg sukzessive und hat damit auch Anreize für die
Produktentwicklung und den Wettbewerb gesetzt. Ein
attraktiver Markt ist entstanden, der mit guten und
hochwertigen Produkten längst eine breite Basis an
Kunden anspricht. Mit Geschmack, Verfügbarkeit und
durch Skaleneffekte sinkenden Preisen.

Der Markt für Plant-Based-Produkte hat mittlerweile
schon so viel Schwung aufgenommen, dass das
Schwungrad, auch Flywheel-Effekt genannt, nicht mehr
zu bremsen ist und sich mehr und mehr in Richtung des
breiten Massenmarktes bewegt!

                                                                                    Skizze des Flywheel-Effekts (eigene Darstellung)

                                                                                         BayWa Protein Zukunftsbericht 2022            9
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022- sich alternativen Proteinen öffnen
Pro und Kontra: alternative Proteine
Welche Gründe sprechen für oder gegen
Fleischersatzprodukte und Milchalternativen?

     Ja                                                                              Nein
                                        75 %                                         danke!                              25 %

     Wer konsumiert eigentlich                                                       Was hält Kunden jetzt noch davon ab,
     tierfreie Alternativen zu Fleisch                                               pflanzenbasierte Alternativen zu
     und Milch?                                                                      kaufen?
     Die Plant-Based-Produkte haben sich mittlerweile schon                          Alternative Fleisch- und Milchprodukte stehen zwar
     so weit etabliert, dass sie eine breite und wachsende                           schon in jedem Supermarktregal, doch sie haben sich
     Basis ansprechen. Anders als erwartet, besteht die                              noch nicht im Massenmarkt etabliert und werden von
     Hauptzielgruppe nicht aus Vegetariern und Veganern.                             vielen Nicht-Konsumenten noch immer als ein bald
     Die Hauptkonsumentengruppe der pflanzenbasierten                                vorüberziehender Trend wahrgenommen. Eine der
     Ersatzprodukte sind die sogenannten Flexitarier, welche                         größten Hürden ist aus Kundensicht der Preis. Die
     bewusst ihren Konsum tierischer Produkte einschränken.                          Mehrheit ist etwa nicht bereit, einen höheren Preis für ein
     Circa 90 Prozent der Produkte werden von dieser Gruppe                          Sojaschnitzel als für ein „gewöhnliches“ Kalbsschnitzel
     konsumiert. Die Flexitarier geben als Kaufargumente                             zu zahlen. Außerdem spielen Vorurteile gegenüber den
     zahlreiche unterschiedliche Gründe und Motivationen an.                         Rohstoffen, den Verarbeitungsprozessen und Zusatzstof-
     Für die Studie der Konsumentengruppen auf den                                   fen eine große Rolle. Auch Konsumenten, welche von
     nächsten Seiten wurden Personas skizziert, die darstel-                         dem Konzept der pflanzlichen Alternativen überzeugt
     len, wer warum Alternativprodukte konsumiert. Diese                             sind und diese kaufen möchten, werden häufig durch eine
     archetypischen Skizzen sind bewusst grob und allgemein                          noch zu geringe Auswahl im Supermarkt vom Kauf
     gehalten, beziehen aber dennoch relevante Charakteristi-                        abgehalten. Neben dem Preis bleiben die wohl größten
     ka und Motivationen ein, um sich in die Personas hinein-                        Hürden der Geschmack und das sensorische Profil der
     versetzen zu können. ​                                                          Produkte, da die wenigsten Kunden Lebensmittel kaufen,
                                                                                     deren Geschmack sie nicht überzeugt.

     Wer kauft eigentlich Plant-Based?                                               Personas der Flexitarier

                                                                                     • Explorer – Der Trendsucher

                                                                                     • Changemaker – Die Umweltschützer
                                                       90 % der Konsumenten
                                                                  sind Flexitarier   • Healthineers – Die Gesundheitsbewussten

                                                                                     • Happymaker – Zufriedenheit durch Geschmack

                                                              *omnivor: 46 %
                                                              flexitarisch: 44 %
                                                              vegetarisch: 8 %
                                                              vegan: 2 %

     Anteil verschiedener Konsumentengruppen an den Plant-Based-Käufen
     (eigene Darstellung)

     * Essen sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung.

10   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   11
Neue Proteinquellen auf dem Weg zum Massenmarkt
Kundengruppen und Produkte:
vom „Early Adopter“ bis zum Späteinsteiger

User Personas               Veganer                    Vegetarier                  Changemaker              Explorer            Nicht-Konsumen-     Nicht-Konsumen-
                                                                                   Healthineers             „Happymaker“        ten, die gewonnen   ten, die nicht
                                                                                                                                werden können       gewonnen werden
                                                                                                                                                    können
Kaufkriterien               Ethik & Gesundheit         Ethik & Gesundheit          Ethik & Gesundheit       Neugier             Geschmack & Preis   Preis
                                                                                                            Geschmack
Produktkategorien           Alle Produkte,             Fleisch-, Milch-,           Fleisch- und             Pflanzendrinks
                            aufgrund von               Fischalternativen,          Milchalternativen,
                            keiner Auswahl             kleine Auswahl              vor allem verarbeitete
                                                                                   Produkte
                                                                                   (Convenience, Käse,
                                                                                   Aufschnitt)

Grafik oben: Adaptionskurve für Plant-Based-Produkte (eigene Darstellung auf Basis eigener Recherche)

                Neue Technologien und Innovationen setzen sich nie auf                            se reduzieren und alternativ ersetzen wollen. Dabei ist
                einen Schlag durch, sondern verbreiten sich nach und                              aber je nach Aufgeschlossenheit für Änderungen der
                nach in der Bevölkerung nach einem Muster. Dieses                                 Gewohnheiten zwischen frühen Flexitariern und späteren
                Muster lässt sich in einer Adaptionskurve darstellen.                             Flexitariern zu unterscheiden. Denn Letztere öffnen den
                Zunächst sind es die Neugierigen, die „Early Adopters“,                           Weg zum Massenmarkt. Erst wenn es gelingt, ausrei-
                die neue technische Errungenschaften oder Produkte                                chend viele Konsumenten zu überzeugen, ist der Wende-
                ausprobieren, bevor es dann nach und nach so gut wie                              punkt gelungen: Dann ist das „Tal der Tränen“ überwun-
                alle tun.                                                                         den – und der „Umkipp-Punkt“ erreicht (siehe Grafik).

                Zu den frühzeitigen Käufern von alternativen Proteinen                            Dabei ist in Bezug auf alternative Proteine zu beachten,
                gehört eine kleine und konsumbewusste Bevölkerungs-                               dass dies kein homogenes Produktportfolio ist und sich
                gruppe: Dies sind vor allem Veganer und Vegetarier, die                           damit auch die Adaption und Verbreitung in der Bevölke-
                stark nach Innovationen suchen und sich sehr bewusst                              rung gegenüber einzelnen Produkten und Produktkate-
                ernähren.                                                                         gorien unterscheidet. Milchalternativen auf Haferbasis
                                                                                                  sind beispielsweise aus Supermärkten und aus dem
                Mit der Zeit greifen immer breitere Schichten zu den                              Konsum einer breiten Schicht nicht mehr wegzudenken.
                Produkten, deren Ansprüche weniger spezifisch, sondern                            Demgegenüber stehen Alternativen für Käse- oder
                eher üblichen und standardisierten Gewohnheiten                                   Fischprodukte, die noch um die ersten Konsumenten und
                entsprechen. Im Ernährungsbereich sind dies die                                   den Einstieg in die Kurve kämpfen. Und dazwischen
                sogenannten Flexitarier, die bewusst tierische Erzeugnis-                         liegen die Alternativen für Fleisch- und Wurstprodukte.

12              BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Veganer und Vegetarier –
                                                             nicht mehr nur Hipster und Ökos

Veganer –                                                       Vegetarier –
tierische Produkte brauche ich nicht                            für mich sollen keine Tiere sterben   ​
„Für meinen gesunden Lifestyle müssen keine Tiere leiden        „Nur weil ich mal Lust auf einen Burger habe,
und keine Ressourcen verschwendet werden.“                      muss dafür kein Tier sterben.“

   Preis    Geschmack   Gesundheit    Nachhaltig-    Marke      Preis    Geschmack   Gesundheit    Nachhaltig-    Marke
                                     keit/Tierwohl                                                keit/Tierwohl

Persönlichkeit                                               Persönlichkeit​
Junge Generation, überwiegend weiblich                       Jung, überzeugt, naturverbunden​

Ziele & Bedürfnisse​                                         ​ iele & Bedürfnisse​
                                                             Z
• Vollständiger Verzicht auf tierische Produkte​             • Großes Bewusstsein für Tierwohl und Nachhaltigkeit​
• Gesundheit und Wellness ​                                  • Hohe Qualität, Frische, gesunde Lebensmittel​
• Hohe Qualität, Transparenz, kurze Zutatenliste​            • Überzeugender Geschmack (kann auch sehr pflanzlich
• Plant-Based-Produkte als Fast Food ​                          schmecken) ​
                                                             ​
Anreiz für Erstkauf​                                         Anreiz für Erstkauf​
• Ethisch bestimmt                                           • Ethisch motiviert​
• Clean Label, Bio-Siegel​                                   • Offen für neuartige Inhaltsstoffe ​
• Empfehlungen aus der Community​                            • Einfluss aus dem Umfeld

​ as überzeugt zum Wiederkauf?​
W                                                            ​ as überzeugt zum Wiederkauf?​
                                                             W
• Nährwerte und Inhaltsstoffe, Akzeptanz im Umfeld           • Geschmack und Zubereitung

Das sagen die Veganer aus der BayWa Umfrage:                 Das sagen die Vegetarier aus der BayWa Umfrage:
„Ich ernähre mich aus ethischen, ökologischen und             „Plant-Based ist jedenfalls besser für die Tiere,
gesundheitlichen Gründen ausschließlich pflanzenbasiert,     die Umwelt, die Volkswirtschaft und das Klima.“​
jedoch versuche ich auf Fleischersatzprodukte zu             „Ich möchte kein Tier für meinen Hunger sterben lassen.“​
verzichten und hauptsächlich natürliche, vegane              „Verhältnismäßig einfache Verarbeitung (im Gegensatz zu
Lebensmittel zu verzehren.“                                  z. B. Hülsenfrüchten, Kichererbsen...)“
​„Sie sollten nicht als Ersatz für tierische Produkte        „Es muss und soll gar nicht unbedingt nach Fleisch
beworben werden, sondern ein neues Lebensmittel              schmecken. Sonst würde ich ja Fleisch essen.“
darstellen.“

                                                                                       BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   13
Flexitarier –
die Teilzeit-Vegetarier

      Flexitarier sind Menschen, die ein erhöhtes Bewusstsein für Ernährung haben und
      sich daher ganz bewusst damit auseinandersetzen, was sie zu sich nehmen. Hierbei
      stellen sie in erster Linie den Genuss am Essen in den Vordergrund. Fleisch oder
      andere tierische Produkte werden nicht mehr als zwingend notwendig für eine

      Changemaker –                                                  Healthineers –
      die Umweltschützer                                             die Gesundheitsbewussten
      „Ich möchte genussvoll in einen Burger beißen                  „Eine ausgewogene Ernährung mit optimaler
      und dabei die Welt retten.“                                    Proteinzufuhr ist wichtiger Bestandteil meines Lebens.“

          Preis    Geschmack    Gesundheit    Nachhaltig-    Marke      Preis    Geschmack   Gesundheit    Nachhaltig-    Marke
                                             keit/Tierwohl                                                keit/Tierwohl

      Persönlichkeit​                                                Persönlichkeit​
      Wächst mit erhöhtem Bewusstsein und einer Menge                Diszipliniert, gesundheitsbewusst
      an Informationen bezüglich Ernährung auf
                                                                     Ziele & Bedürfnisse​
      Ziele & Bedürfnisse​                                           • Preissensibel, optimale Ernährung für eigenen
      • Umwelt schützen, Massentierhaltung nicht                       Nährstoffbedarf, Proteinbedarf decken​
        unterstützen​                                                • Leichte, schnelle Zubereitung​
      • Überzeugender und bereits bekannter Geschmack
        ohne Tierleid​                                               Anreiz für Erstkauf​
                                                                     • Zweifel an tierischen Proteinen
      Anreiz für Erstkauf​                                             (gesundheitsschädigend)​
      • Erhöhtes Bewusstsein für Tierwohl und Umweltschutz​          • Gute Nährwerte, hoher Proteingehalt,
      • Gezielter Einkauf​                                             geringe Kalorienanzahl​
      • Nachhaltige Verpackung (CO2-Fußabdruck) ​
                                                                     ​ as überzeugt zum Wiederkauf?​
                                                                     W
      ​ as überzeugt zum Wiederkauf?​
      W                                                              • Geschmack, Preis und Convenience
      • Geschmack ​
                                                                     Das sagen die Healthineers aus der BayWa Umfrage:
      Das sagen die Changemaker aus der BayWa Umfrage:                „Meistens vergleiche ich kcal und entscheide mich
      „Da die Kuh als Nutztier viel zu viel Fläche                   für das Produkt mit weniger Kalorien, egal ob Milcher-
      und Nahrungsmittel verbraucht.“​                               satz- oder Milchprodukt.“​
      „Um Tierleid zu verhindern und der Umwelt so                   „Ersatzprodukte bieten viele Vorteile, wie Proteine und
      wenig Schäden zuzufügen, wie es geht.“​                        Mineralstoffe. Außerdem sind sie besser verträglich.“​
                                                                     „Da Plant-Based-Produkte weniger Cholesterin und
                                                                     weniger ungesunde Fette enthalten.“

14    BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Flexitarier –
                                                                                     die Teilzeit-Vegetarier

ausgewogene Ernährung erachtet. Daher sind Flexitarier auch offen für alternative
Proteinquellen und greifen aus individuell unterschiedlichen Gründen wie beispiels-
weise Nachhaltigkeitsaspekten zu Plant-Based-Ersatzprodukten. Sie sind in diesem
Markt mit circa 90 Prozent mit Abstand die größte Kundengruppe.

Happymaker –                                                 Explorer –
Zufriedenheit durch Geschmack                                die Trendsucher
„Wenn ich mit leckerem Essen andere glücklich machen         „Ich halte mich immer auf dem Laufenden
kann, bin ich auch glücklich.“                               und verpasse keinen Trend.“

   Preis    Geschmack   Gesundheit    Nachhaltig-    Marke      Preis    Geschmack   Gesundheit    Nachhaltig-    Marke
                                     keit/Tierwohl                                                keit/Tierwohl

Persönlichkeit​                                              Persönlichkeit​
Fürsorge, mittleres Alter, offen für neue Rezepte​           Offenheit für Neues, trendbewusst, vernetzt, eher jung ​

Ziele & Bedürfnisse​                                         Ziele & Bedürfnisse​
• Hauptsache lecker​                                         • Neues probieren und Trends folgen, dazugehören​
• Gesunde und ausgewogene Ernährung für alle​                • Ansprechende Marken und einfache Verfügbarkeit​
• Einfache Zubereitung und guter Geschmack ​                 • Leckeres Essen mit gutem Geschmack​
​                                                            ​
Anreiz für Erstkauf​                                         Anreiz für Erstkauf​
• Offenheit für neue (leckere und gesunde) Produkte​         • Spontane Entscheidung oder Beeinflussung
• Motivation durch Dritte ​                                    durch Dritte ​

​ as überzeugt zum Wiederkauf?​
W                                                            ​ as überzeugt zum Wiederkauf?​
                                                             W
• Geschmack und Preis                                        Geschmack, Preis sowie Hype

Das sagen die Happymaker aus der BayWa Umfrage:              Das sagen die Explorer aus der BayWa Umfrage:
„Die Mischung macht's – eine ausgewogene Ernährung,          „Man muss etwas probieren, um mitreden zu können.“​
die sowohl Plant-Based als auch Fleisch beinhaltet.“​        „Ich kaufe aus Neugierde, ob dies wirklich gut schmeckt.“​
„Ein Grund ist die verlängerte Haltbarkeit, z. B. bei        „Seitdem ich zu Hafermilch und Sojajoghurt gewechselt
Pflanzenmilch.“​                                             bin, ist meine Haut besser.“
„Abwechslung in der Ernährung und unterschiedliche           „Ich folge einigen Plant-Base-Instagrammern und
Geschmäcker für unterschiedliche Gerichte.“                  probiere gerne selbst was Neues aus!“
„Ich kaufe Fleischersatzprodukte für meine Tochter,
damit auch sie genügend Proteine zu sich nimmt.“

                                                                                        BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   15
Ein konservatives Zukunftsszenario
Sind wir in Zukunft alle bald Flexitarier?

      Werden wir in Zukunft nun alle kein                          Textur, den sogenannten Off Taste, also unerwünschter
      Fleisch mehr essen (dürfen)?                                 Geschmack, und die fehlende Ähnlichkeit zu den tieri-
                                                                   schen Produkten, wobei je nach Produktkategorie
      Auch wenn sich der Anteil der Flexitarier sowie Vegetarier   deutliche Unterschiede zu beobachten sind. Auch beim
      und Veganer in der westlichen Gesellschaft weiter            Geschmack wird angenommen, dass durch anstehende
      steigern wird, bedeutet dies keinesfalls, dass Fleischkon-   Technologiesprünge und neue Rohstoffe noch viel
      sum vollständig ausbleiben wird.                             Verbesserung stattfinden wird. Objektiv werden die
                                                                   Produkte also besser, aber auch subjektiv gewöhnt sich
      Um aktuelle Nicht-Konsumenten zu überzeugen, werden          der Konsument zunehmend an den etwas anderen
      Hersteller und Lebensmitteleinzelhändler neue Wege           Geschmack.
      finden. Dabei kommt es vor allem darauf an, die momen-
      tan noch bestehenden Hürden weiter abzubauen. Denn           Selbst wenn es den Herstellern der Produkte künftig
      abgesehen von Vorurteilen oder Bedenken, die viele           gelingt, das Angebot weiter zu optimieren, wird der
      Menschen gegenüber pflanzlichen Ersatzprodukten              Fleischkonsum dadurch nicht völlig „aussterben“. Denn
      haben, z. B. bezüglich Zusatzstoffe und Verarbeitungs-       die wachsende Gruppe der Flexitarier isst meist bewusst
      prozessen, spielen Preis und Geschmack weiterhin eine        sowohl tierische als auch pflanzliche Produkte und
      zentrale Rolle.                                              schließt keine Lebensmittel kategorisch aus. Es ist also
                                                                   zu erwarten, dass sich in den nächsten 10 bis 20 Jahren
      Viele der heute angebotenen Ersatzprodukte sind noch         das Verhältnis zwischen konsumierten Tier- und Pflan-
      um 50-100 Prozent (pro kg) teurer als die jeweiligen         zenprodukten in Richtung der pflanzlichen Alternativen
      tierischen Alternativen, und die Größen der angebotenen      verschieben wird, jedoch werden tierische Produkte nicht
      Einheiten sprechen eher kleinere und elitärere Käufer-       aus den Supermarktregalen verschwinden.
      schichten an. Hierdurch werden preissensible potenzielle
      Kunden (noch) abschreckt. Die aktuellen Nicht-Konsu-
      menten sind nicht bereit dazu, aus ethischen oder
      ökologischen Gründen einen höheren Preis zu zahlen.            Zitate von Nicht-Konsumenten
      Anbieter müssen es also künftig schaffen, ein gleiches         aus unserer Umfrage:
      oder niedrigeres Preisniveau im Vergleich zu tierischen
      Produkten zu erreichen, um auch diese Kunden anspre-           „Ich sehe auch gar keinen Grund dazu. Industriell
      chen zu können. Durch neue Produktionstechnologien             intensiv verarbeitete Lebensmittel kommen mir
      und höhere Absatzmengen wird dieses Ziel erreicht              nicht ins Haus.“
      werden.
                                                                     „Geschmack, Konsistenz müssen sich mit dem
      Eine weitere Hürde sind die Ansprüche der Kunden an            tierischen Produkt vergleichen können. Die Aus-
      Regionalität und verwendete Inhaltsstoffe der Ersatzpro-       gangsrohstoffe müssen in Europa, am besten in
      dukte. Häufig werden aufwendige Verarbeitungsprozesse,         Deutschland, produziert werden.“
      zu lange Zutatenlisten und zu viele Zusatzstoffe bemän-
      gelt. Neue Rezepturen und Rückverfolgbarkeit der               „Sie müssen gesunde Alternativen für die entspre-
      Rohstoffe machen diese Kundenwünsche in der Zukunft            chenden Fleischprodukte sein, und sie müssen für
      möglich.                                                       mich gleich oder ähnlich schmecken und dürften
                                                                     nicht das Dreifache kosten.“
      Neben dem Preis zählen der Geschmack und das
      sensorische Profil der Lebensmittel zu den häufigsten          „Durch die Evolution ist der menschliche Körper
      Kritikpunkten an pflanzenbasierten Ersatzprodukten.            darauf eingestellt, Fleisch zu essen.“
      Kunden vermissen noch das „Feeling“, welches sie mit
      Fleisch verbinden und bemängeln darüber hinaus die

16    BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Alles Banane?
                                                                        Alternative Proteine:
                                                            Hype, Revolution oder Evolution?

Ein Blick zurück in die Geschichte von Lebensmittelevo-     Ein vergleichbares Szenario ist auch bei den alternativen
lutionen lehrt vor allem eins: Entspannung. Als die         Proteinen denkbar: In Zukunft wird es eher ein vielfältige-
Banane in den 1920er-Jahren ihren Weg nach Europa           res Angebot an verschiedensten proteinreichen Lebens-
fand, war sie zunächst ein Luxusgut. Bald schon umgab       mitteln aus zahlreichen Proteinquellen geben. Gemein-
die tropische Frucht ein extremer Hype. Kritische           sam machen sie das Sortiment breiter und helfen, den
Stimmen warnten davor, Bananen könnten zum Haupt-           steigenden Proteinbedarf der Konsumenten zu decken,
nahrungsmittel werden, und schon bald würde niemand         ohne sich gegenseitig zu verdrängen. Tierische und
mehr die gewohnten Äpfel oder Birnen kaufen. Blicken        pflanzenbasierte Produkte werden ihren Platz haben.
wir heute zurück, zeigt sich: Die Banane hat zwar ihren
festen Platz im Sortiment gefunden und ist nach dem
Apfel das zweitbeliebteste Obst in Deutschland, aber die
anderen Obstsorten wurden nicht verdrängt. Stattdessen
folgten auf die Banane viele weitere Exoten, wie die
Mango oder die Papaya. Sie alle tragen dazu bei, dass das
Sortiment an Früchten vielfältig ist, und dennoch gibt es
Konsumenten, die trotz der großen Auswahl ausschließ-
lich heimische Früchte kaufen.

                                                                                       BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   17
Plant-Based-Produkte – eine kulinarische Entdeckung
80 Produkte im Test: Wie kommen neue Produkte wie
Veggie-Burger, Pflanzenkäse, Soja-Chicken und Mandelmilch an?
Von Geschmack bis Wiederkaufbereitschaft

Collage der getesteten Produkte (eigene Bilder)

                • Deutschland ist europaweit Spitzenreiter, was vegane       • Die Produkte wurden dabei u. a. nach Geschmack,
                  Neueinführungen angeht, so waren 2017 bis 2018               Textur, Handhabung und Zufriedenheit bzw. Wunsch
                  15 Prozent der Lebensmittel- und Getränkeneuein-             nach Wiederkauf bewertet. Ein wichtiges Kriterium war
                  führungen als vegan gekennzeichnet.                          auch der errechnete Net Promoter Score (NPS).
                • Im Rahmen dieser Studie wurden 1700 Datenpunkte              Die Produkte kamen aus dem gesamten Portfolio der
                  erhoben, wir sind selbst zu Konsumenten geworden             Alternativprodukte, das aktuell in den Supermärkten
                  und haben mehr als 80 Produkte getestet, was                 erhältlich ist – von Milchalternativen über Fleisch-
                  heute nur einen kleinen Anteil des Gesamtmarktes             produkte bis hin zu Fisch- oder Käsevarianten.
                  ausmacht.

                    Gut zu wissen: Im Rahmen dieser Studie verwenden wir den Net Promoter Score als eine Kernkennzahl. Die
                    Kennzahl beschreibt die Antwort auf eine spezifische Frage im Rahmen einer 10-Punkte-Skala 0 (unwahrschein-
                    lich) bis 10 (äußerst wahrscheinlich), in unserem Fall: „Wie bewerten Sie eine bestimmte Kategorie/Spezifika von
                    alternativen Proteinen?“ Die Berechnung der Kennzahl erfolgt aus der Differenz des Anteils der Teilnehmer, die
                    mit 9 oder 10 antworten („Promotoren“) abzüglich der Teilnehmer, die mit 0 bis 6 antworten („Detraktoren“).
                    Der Wert des NPS kann dabei zwischen -100 und +100 liegen. Ein positiver Wert bedeutet, dass die Mehrheit von
                    dem Produkt überzeugt ist bzw. es weiterempfehlen würde.

18              BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   19
Haferdrinks & Co. boomen
Milchalternativen als Vorreiterkategorie

     Proteinquellen                                              Wie populär sind
     • Aktuelle Verschiebung des Rohstoffschwerpunktes           Milchersatzprodukte?
       hin zu Hafer
     • Hafer, Mandel, Soja, Kokos,
     • Hafermilch ist am beliebtesten, gefolgt von
       Mandelmilch                                                                                 Insight: 77 % der
                                                                                             Befragten haben schon
     Aktuell                                                                               mal eine Milchalternative
     • 1/3 der angebotenen Biomilchprodukte ist                                                         konsumiert
       pflanzenbasiert
     • Milchalternativen sind die umsatzstärkste Produkt-
       kategorie für Alternativprodukte
     • 54 Prozent der Menschen in Europa konsumieren                                              ja: 192
       pflanzliche Milchalternativen                                                              nein: 57
     • Bereits etabliert und in der Mitte der Gesellschaft
       angekommen; meist keine genaue Nachahmung
                                                                 eigene Umfrage, Q1 2022
       im Geschmack, da sich die Konsumenten bereits an
       einen pflanzlichen Geschmack gewöhnt haben
     • Umsatz in Deutschland im Jahr 2020 lag bei 396 Mio.       Net Promoter Score
       Euro (42 % Zuwachs zum Vorjahr)
                                                                 für Milchalternativen
     Zukunft
     • Wachsende Vielfalt an verwendeten Rohstoffen
       (z. B. von Kartoffeln über Blends, das sind Kombinatio-
       nen verschiedener Rohstoffe bis hin zu neuen Roh-
       stoffen auf Fermentationsbasis)                                                             –100 bis –25
     • Präsenz im LEH: Platzierung direkt neben tierischen                                         –25 bis +25
       Produkten bis hin ins Frischeregal                                                          25 bis 100
                                                                              25 %

                                                                 eigene Umfrage, Q1 2022

20   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Weil’s nicht Wurst ist!
     Fleischprodukte auf Pflanzenbasis sind auf dem Vormarsch

Proteinquellen
• Weizen, Soja, Erbsen, Ackerbohne, Hühnerei,              Alternatives oder tierisches Produkt?
  Sonnenblume, Kartoffel
• Aktuell vor allem Pflanzen, vereinzelt Mikroorganis-
  men, aber noch nicht zellbasiert
                                                                                            Insight: 87 % der Befragten
Aktuell                                                                                        würden Alternativen auf
• Nach den Milchalternativen die zweitbeliebteste                                          Pflanzenbasis den tierischen
  Produktkategorie                                                                          Produkten vorziehen, wenn
• Produktion stieg 2019 bis 2020 um 39 % in Deutsch-                                             Preis und Geschmack
  land                                                                                                 identisch wären
• Produktionswert der Fleischersatzprodukte in
  Deutschland lag 2020 bei 374,9 Mio. Euro                                                            plant based: 151
• Mehr als die Hälfte der Deutschen hat bereits                                                       tierisch: 23
  Fleischersatzprodukte konsumiert
• Häufig haben die Produkte lange Zutatenlisten
                                                           eigene Umfrage, Q1 2022
  und zahlreiche Zusatzstoffe, dies wird von 33 %
  der Kunden bemängelt
• Die beliebtesten Produkte: Wurst, Burger Patties,
                                                           Net Promoter Score
  vegane Nuggets und Hack
                                                           für Fleischalternativen
Zukunft
• 2035 werden mindestens 10 % des globalen Fleisch-
  konsums durch Alternativen gedeckt sein
• Engpässe in der Verarbeitung werden schon zeitnah
  in der Texturierung (spätestens 2025) und in der                                                    –100 bis –25
  Proteinextraktion von pflanzlichen Rohstoffen (spätes-                                              –25 bis +25
  tens 2030) für den europäischen Markt erwartet                                                      25 bis 100
                                                                       3,5 %
• Preisparität könnte bereits 2023 erreicht werden
• Durch neue Rohstoffe und Verarbeitungsmethoden
  können Geschmack und Textur optimiert werden,            eigene Umfrage, Q1 2022
  diese müssen noch originalgetreuer werden, bevor
  sich Konsumenten an neue Profile gewöhnen
                                                                                     BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   21
Camembert und Bergkäse
aus pflanzlichen Proteinquellen
Bald normal? Das ist doch alles Käse!

     Proteinquellen                                              Käse auf tierischer
     • Nüsse, Hefe, Soja, Blumenkohl, Sonnenblume,               oder alternativer Basis?
       Kartoffel

     Aktuell
     • Kategorie ist noch in einer frühen Phase der Entwick-                                     Insight: Nur 30% der
       lung, es finden erste Produkteinführungen statt                                     Befragten haben schon mal
     • 44 Mio. Euro Umsatz in 2020 (Wachstum zum                                                 eine Käsealternative
       Vorjahr um 77 %)                                                                                         probiert
     • Am beliebtesten ist Scheibenkäse, gefolgt von
       Frischkäse und geriebenem Käse
     • Je nach Käsesorte sind unterschiedlich komplexe
       Herstellungsprozesse/Fermentationsprozesse                                                   Käse: 177
       notwendig                                                                                    Käsealternative: 76
     • Aktuell sind die größten Hürden, den Geschmack,
       die Textur und die Funktionalität möglichst nah am
                                                                 eigene Umfrage, Q1 2022
       Original herzustellen

     Zukunft                                                     Net Promoter Score
     • Präzisions-Fermentationstechnologien, um sich dem
       tierischen Produktprofil immer weiter anzunähern  
                                                                 für Käsealternativen
     • Einsatz in einer kontrollierten und weniger preissensi-
       blen Umgebung (Gastronomie, Reformhäuser,
       b2c Direktvertrieb)

                                                                                                    –100 bis –25
                                                                                                    –25 bis +25
                                                                                                    25 bis 100
                                                                            -27,5 %

                                                                 eigene Umfrage, Q1 2022

22   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Flossen weg oder das Sushi der Zukunft?
                       Veganer Fischersatz ist (noch) ein Nischenprodukt

Proteinquellen                                             Was wollen Kunden, die alternative
• Weizen, Erbsen, Soja, Algen                              Fischprodukte probieren?
Aktuell
• 2020 erstmals im Discounter erhältlich und
  in Deutschland 1,9 Mio. Euro Umsatz erzielt                                               Insight: 51 % der Befragten
• Über die letzten zwei Jahre ist der Absatz um                                               Konsumenten wünschen
  mehr als 600 % gestiegen                                                                        sich eine Sushi- oder
• Noch eine kleine Nische mit einem überschaubaren                                                Fischfilet-Alternative​
  Sortiment
• Fischstäbchen-, Lachs- und Thunfischalternativen
  sind bereits im Markt zu finden
• Vor allem die sehr helle Farbe und die lamellenartige                                              ja: 86
  Struktur von Fisch stellt aktuelle Herstellungstechno-                                             nein: 89
  logien vor sehr hohe Herausforderungen

                                                           eigene Umfrage, Q1 2022
Zukunft
• Technologischer Fortschritt und neue Produktions-
  prozesse öffnen die Schlagrichtung in der Produkt-       Net Promoter Score
  entwicklung
• Vor allem Seafood-Alternativen, wie Shrimps oder
                                                           für Fischalternativen
  Muscheln, als kurzfristig vorrangige Produktfelder

                                                                                                      –100 bis –25
                                                                                                      –25 bis +25
                                                                                                      25 bis 100
                                                                       -15 %

                                                           eigene Umfrage, Q1 2022

                                                                                     BayWa Protein Zukunftsbericht 2022     23
Die verschiedenen Arten von alternativen Proteinen
Ein kurzer Überblick über Technik und Herausforderungen

     Alternative Proteinquellen umfassen alles, von Algen über Pflanzen bis hin zu Insekten.
     Zur Gewinnung lebensmitteltauglicher Proteine für den menschlichen oder tierischen
     Verzehr werden vier verschiedene Technologien angewendet. Man unterscheidet
     pflanzenbasierte, mikroorganismenbasierte, insektenbasierte oder zellbasierte
     Proteine.

        Pflanzenbasierte Proteine                          Mikroorganismenbasierte Proteine ​

        Technologie:​                                      Technologie:​
        • Verarbeitung und Aufbereitung von pflanzlichen   • Präzise Produktion bestimmter Proteinerzeug-
          Rohwaren zu Erzeugnissen mit hohem Protein-        nisse in Bioreaktoren mithilfe von speziellen
          anteil                                             Mikroorganismen (Algen, Hefepilze etc.)

        Status quo und Ausblick:                           Status quo und Ausblick:
        • Aktuell bereits Erzeugung für den breiten        • Aktuell skalierende Erzeugung und Aufbau
          Massenmarkt                                        erster industrieller Anlagen
        • Starkes Wachstum abzusehen und weiterhin tra-    • Starkes Wachstum abzusehen als tragende
          gende Säule für Alternativprodukte                 Säule für Spezialfunktionalitäten

        Funktionalitäten und Chancen:                      Funktionalitäten und Chancen:
        • Kostengünstige und weit verbreitete Rohwaren     • Kostengünstige und einfach skalierbare
        • Hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern                Produktion
        • Breites Anwendungsspektrum                       • Hohe Funktionalität und präzise Produktion
                                                           • Unabhängigkeit von Anbauzyklen
        Herausforderungen:
        • Abhängigkeit von Anbauzyklen und -risiken        Herausforderungen:
        • Aufbau von Verarbeitungskapazitäten              • Akzeptanz bei den Verbrauchern
        • Innovationsbedarf für bestimmte Funktionalitä-   • Aufbau der Produktionskapazitäten
          ten (z. B. in der Saatzucht)

24   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Die verschiedenen Arten von alternativen Proteinen         ergänzt durch hochwertige Fette, die durch Fermentation
werden alle ihre Anwendung und ihren Markt finden – je     gewonnen werden, um eine verbesserte Textur zu
nach benötigter Anforderung und gebotener Funktionali-     erreichen.
tät. Keins wird auf absehbare Zeit die anderen Verfahren
verdrängen.                                                Fazit: Kurz- und mittelfristig werden vor allem pflanzen-
                                                           basierte und mikroorganismenbasierte Proteine eine
Ganz im Gegenteil: Die verschiedenen Alternativen          wichtige Quelle für die Produktion von alternativen
haben großes Potenzial, sich gegenseitig zu ergänzen       Fleisch-, Milch- oder Spezialprodukten sein. Daher legen
und ihre Vorteile in hybriden Kombinationen zu verbinden   wir im Rahmen der BayWa New Protein Solutions hierauf
– zum Beispiel eine Wurst aus pflanzlichen Rohstoffen,     unseren Schwerpunkt.

  Insektenbasierte Proteine                                  Zellbasierte Proteine

  Technologie:​                                              Technologie:​
  • Zucht und Verarbeitung bestimmter Insekten               • Bestimmte tierische Proteinerzeugnisse mithilfe
    zu Proteinerzeugnissen                                     von spezifischen Zellkulturen

  Status quo und Ausblick:                                   Status quo und Ausblick:
  • Aktuell skalierende Erzeugung und Aufbau                 • Aktuell erste Produktionserfolge im Experiment-
    erster industrieller Anlagen                               maßstab
  • Starkes Wachstum abzusehen als wichtiger                 • Zeit und Entwicklung nötig, um für den Massen-
    Baustein für Futtermittel                                  markt relevant zu werden

  Funktionalitäten und Chancen:                              Funktionalitäten und Chancen:
  • Natürliche Proteinquellen                                • Skalierbare Produktion
  • Unabhängigkeit von Anbauzyklen                           • Funktionalität nah am tierischen Protein
                                                             • Unabhängigkeit von Anbauzyklen
  Herausforderungen:
  • Akzeptanz bei den Verbrauchern                           Herausforderungen:
  • Aufbau kostengünstiger und groß skalierter               • Akzeptanz bei den Verbrauchern
    Produktionskapazitäten                                   • Lange Zeit für Entwicklung und Skalierung
  • Erreichung spezifischer Funktionalitäten                   benötigt
                                                             • Regulatorische Fragestellungen

                                                                                     BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   25
Die New Protein Solutions – das neue Schwungrad der BayWa
Damit die Proteinversorgung von morgen nachhaltig gesichert ist!

                                                       Technologiebasierte Protein-
                                                       Start-ups

                                                       • Nachhaltige Verarbeitungsketten
                                                       • Innovative Inhaltsstoffe

                                                       Kundenzentrierter Proteinhandel
                                                       • Regionaler Vertragsanbau
                                                       • Innovative Futterkonzepte
                                                       • Nachhaltige Ernährungslösungen

                                                       Partnerschaften zur Integration
                                                       • Protein-Isolate
                                                       • Protein-Konzentrate

     Im rasant wachsenden Markt für vegetarische und vegane Produkte
     ist die BayWa mit der New Protein Solutions aktiv.
     In dieser neuen Geschäftseinheit verbinden wir agrarische Erzeugung mit technolo-
     gischer Lebensmittelverarbeitung. Der Mensch steht dabei immer im Mittelpunkt.

     So entsteht aus den drei Gliedern:

     •   Kundenzentrierter Proteinhandel von pflanzenbasierten Rohstoffen
     •   Investitionen in technologiebasierte Protein-Start-ups
     •   Strategische Partnerschaften zur Integration in neue Verarbeitungsketten
     •   Das neue Schwungrad der BayWa für die nachhaltige Proteinerzeugung
         der Zukunft

26   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Kundenzentrierter Proteinhandel
Hochwertige, nachhaltige und regionale Versorgungsangebote
                                            von Farm to Fork

                                • Regionale Erzeugung
                                • Nachhaltiger Anbau
                                • Verbunden mit der
                                  Landwirtschaft

                                        BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   27
Wir lösen Rohstoff- und Lieferkettenprobleme
mit regionalen, nachhaltigen und verlässlichen
Versorgungsangeboten

     Die zunehmende Konsumentennachfrage nach
     Tierwohl, regionaler und damit leicht rückverfolg-
                                                                                                     Kunden-
     barer Rohstoffe sowie die Einhaltung von Nach-
                                                                                                       Pull
     haltigkeitskriterien wird die gesamte Lebensmittel-
     versorgungskette nachhaltig transformieren.
     Die BayWa ist der Partner der Landwirte und das
     Bindeglied zwischen Erzeugung im Stall sowie auf
     dem Feld und der Lebensmittelverarbeitung bis
     hin zum Lebensmitteleinzelhandel.

     Discounter Aldi steigt bei Frischfleisch
     um auf höchstes Tierwohl
     Fleischregal bei Aldi: Bis 2030 wollen Aldi Nord und Süd komplett auf Frischfleisch aus den Haltungsstufen 1 und 2
     von Rind, Schwein, Hähnchen und Pute verzichten. Schon 2025 will der Discounter Frischfleisch der Haltungsstufe 1
     vollständig auslisten.

     www.agrarheute.com, 25.06.2021

                                     „Geprüfte Qualität – Bayern“
                      macht Futtermittel aus der Region zur Pflicht
                                           Seit 1. Januar 2022 müssen Teilnehmer des Labels „Geprüfte Qualität – Bayern“
                                                mindestens 50 Prozent der eingesetzten Futtermittel aus Bayern beziehen.

                                                                                        topagrar online, 15.12.2021

     Iss mal was fürs Klima!
     Gut für dich, besser für alle
     Veganz

28   BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
Wir lösen Rohstoff- und Lieferkettenprobleme

          Bremst der Rohstoffmangel den Veggie-Boom?
                „Was gerade passiert, ist der Wahnsinn“
                               In den nächsten zwei, drei Jahren könnten alle Hersteller Lieferprobleme bekommen,
                                                            warnt der Chef der Rügenwalder Mühle, Michael Hähnel.

                                                                               Der Tagesspiegel, 28.06.2021

Der Fleischkonsum schrumpfte 2020
um 4 Prozent
Die Produktion von Fleischersatzprodukten stieg um 39 Prozent auf 84.000 Tonnen.

Statistisches Bundesamt, Mai 2021

                                    Entwaldungsfreie Lieferketten:
                             Agrarproduktion ohne Waldzerstörung
                    Einer der größten Treiber von Waldzerstörungen weltweit ist die legale und illegale Umwandlung
                        von Naturwäldern zu Agrarflächen. Betroffen sind vor allem Wälder in den Tropen. Für einen
                              erfolgreichen internationalen Waldschutz müssen Agrarrohstoffe möglichst nachhaltig
                                                  produziert werden. Das heißt auch: ohne Waldflächen zu zerstören.

                                                                                           bmel.de, 12.01.2021

Marktführer
Rügenwalder Mühle verkauft erstmals
mehr Fleischersatz als klassische Wurst
Der sehr frühe Einstieg von Rügenwalder Mühle in das Geschäft mit vegetarischen
Fleischersatzprodukten zahlt sich aus. Erstmals verkauft das Unternehmen mehr davon
als klassische Fleischwaren.

topagrar online, 03.09.2020

                                                                                    BayWa Protein Zukunftsbericht 2022   29
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und erstellen aus individuellen Kundenanforderungen
maßgeschneiderte Produkte für Sie

Sie möchten…
• Transparenz bis aufs Feld für Ihre            • regionale Eiweißträger, Non GMO    • eine regionale, nachhaltige und effiziente
  Rohstoffe                                       und entwaldungsfrei fördern          Vorverarbeitung
• ein Gesicht zur Erzeugung                     • den Fußabdruck von Futter in der   • Versorgungsengpässen im Proteinbezug
• Regionalität und nachhaltige Fruchtfolgen       Erzeugung kennen und verbessern      zuvorkommen
  stärken

•

Vertragsanbau                                   Futterkonzept                        Ernährungslösungen
Gemeinsam passgenau                             Gemeinsam nachhaltige und            Entwicklung von funktionalen,
und transparent Kundenanfor-                    unabhängige Lösungen in der          nachhaltigen und spezifischen
derungen umsetzen                               Fütterung schaffen                   Produktlösungen

            Landwirte-Pool                                  Klimafreundliche                      Nachhaltige Getreide-
            für den Spezialanbau                            Futterprojekte                        qualitäten

            Soja Supply                                     Neue Futterkreislauf-                 Funktionelle Soja-
            Chain DE                                        ströme                                Konzentrate
                                                                                                  & Erbsen-Isolate

30         BayWa Protein Zukunftsbericht 2022
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