Behinderung als Todesurteil - KU Linz

 
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Behinderung als Todesurteil - KU Linz
KAPUZINER-
                                                                                BRUDER
                                                                               CHRISTIAN
                                                                              GASSELSEDER
                                                                              Das Bild zeigt das Kapuzinerkloster
                                                                              Linz im Jahr 1942, aufgenommen also
                                                                              in zeitlicher Nähe zum Tod von Br.
                                                                              Christian Gasselseder.
                                                                              Foto: Pfarrarchiv St. Matthias, verwendet im
                                                                              Buch zum 200jährigen Pfarrjubiläum.

Behinderung als Todesurteil
Es ist nicht viel, was das Leben und den Tod des Ka-       ins Noviziat der Laienbrüder. Dort legte er ein Jahr
puzinerbruders Christian Gasselseder bezeugt:              später die einfache Profess ab und kehrte zurück ins
                                                           Linzer Kloster. Hier verrichtete er einfache Arbeiten,
Wenige Erinnerungen von Verwandten der nachfol-            war als Gast- und Kellerbruder tätig, arbeitete im Holz-
genden Generationen; ein Personalakt bei den Kapu-         und Kohlelager, im Garten, ..., wie P. Anton Wanner
zinern; sechs Seiten in einer Diplomarbeit; ein „Ärzt-     in seiner kirchengeschichtlichen Diplomarbeit „Das
licher Behandlungs- und Sterbeschein“, ausgestellt von     Kapuzinerkloster in Linz während der NS-Zeit [...]“
der „Landes-Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart“; der      notiert hat. Ein Gespräch mit Br. Christian, so Wanner,
Name Br. Christian Gasselseder samt Sterbedatum,           sei wegen seiner Behinderung nicht gut möglich gewe-
aufgelistet mit anderen Kapuzinern, auf einer Tafel        sen. Ein Kapuzinerpater hat sich der Persönlichkeits-
der Grabstätte des Linzer Kapuzinerklosters auf dem        und Glaubens-Entwicklung von Br. Christian angenom-
Barbara-Friedhof in Linz. Und vielleicht noch blasse Er-   men und ihn zur feierlichen Profess geführt, auch wenn
innerungen betagter Menschen in Hellmonsödt. Foto          einige Brüder Bedenken hatten. Zeitliche Profess feierte
gibt es keines, nur Gruppen-Fotos aus dem Orden, aber      Bruder Christian am 16. Februar 1930, die ewige 1933.
niemand mehr kann den Abgebildeten Namen geben.
                                                            November 1941. Bis 1941 sind zu Br. Christian kaum
Ein Hellmonsödter. Br. Christian, mit Taufnamen             weitere Informationen zu finden. Bei der Stellung 1938
Friedrich, Gasselseder wurde am 18. Dezember 1905           wurde er wegen seiner Beeinträchtigung für untauglich
in Hellmonsödt geboren. Von Kind an beeinträchtigt, erklärt. Mit der Errichtung der NS-Diktatur hat sich
wuchs er am heutigen Marktberg auf, ging in der Ge-         auch für das Klosterleben einiges verändert. Für die
meinde zur Schule und hatte 1929 Einkleidung bei den Bekleidungsorganisation der Polizei musste das Kloster
Kapuzinern in Linz. Von seinen dreizehn Jahren im           Räume freigeben. Ein Brand im Holzlager im Herbst
Orden vermerkt die Ordens-Chronik wenig, der Perso- 1941 führte zur Einweisung von Br. Christian in die
nalakt ein bisschen etwas. So viel ist gesichert, dass sich „Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart“. Br. Christian
seine Mitbrüder mehrmals für den Verbleib von Bru-          sollte das Holzlager sauber machen; dabei hatte er den
der Christian im Orden aussprachen, ihm so den Weg Kehrrichthaufen angezündet. Feuer brach im Gewölbe
zur Profess als Laienbruder ebneten. Der damalige           unter der Fidelis-Druckerei aus. Der dem Kapuziner-
Bischof Johannes Maria Gföllner bestätigte mit Unter- bruder gewogene Leiter der Bekleidungskammer, Insp.
schrift und Siegel Bruder Christians Tauglichkeit zum Dubak, musste der Polizei als Feuerursache „Brandstif-
Ordensbruder und erwähnte unter anderem, dass sich tung“ angeben. Ein Strafakt dazu ist in den Archiven
der künftige Kapuzinerbruder eines guten Ansehens in nicht auffindbar, wahrscheinlich gibt es keinen.
der Öffentlichkeit erfreut, und dem Ordensbeitritt kein Br. Christian kostete die von der Wissenschaft heute
Hindernis entgegensteht.                                    als „dezentrale Euthanasie“ oder „regionaler Kranken-
                                                            mord“ bezeichneten Tötungen am 30. Dezember 1941
Irdning-Linz-Irdning-Linz. Friedrich wurde als Pos- das Leben. Die dezentralen Morde sind zu unterschei-
tulant im August 1928 im Kapuzinerkloster Irdning           den vom systematischen Gasmord auf dem Gebiet des
aufgenommen, nahm den Ordensnamen Christian an, Deutschen Reiches an mehr als 70.000 Menschen mit
wurde am 15. Februar 1929 im Kloster Linz eingeklei- körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen
det. Bald darauf übersiedelte er wieder nach Irdning        oder Krankheiten.
Behinderung als Todesurteil - KU Linz
Die NS-Ideologie zum „Gnadentod“
         In Niedernhart wurde gemordet, in Hartheim systematisch umgebracht

„Unnatürlicher Tod“. Am 29. September 1947 gibt                 beigetragen haben, so Rachbauer. Er wiest auch darauf
der einstige Portier der „Heil- und Pflegeanstalt“ Nie-         hin, dass in der Zeit, als Lonauer nicht Leiter von Nie-
dernhart, Johann T., als Zeuge bei Gericht in einem             dernhart war, die Todeszahlen rapide gesunken sind.
Euthanasieverfahren zu Protokoll: „Ich bin seit 1905            „Nach seiner Rückkehr kamen im Frühjahr 1945 wie-
in der Landesheil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke          der PatientInnen auf unnatürliche Weise um.“
angestellt.“ Ab 1911 war er Portier. „Direktor dieser
Anstalt war seit 1938 Dr. Lonauer. Im Laufe der Zeit ist Sechs Tötungsanstalten im deutschen Reichsgebiet.
mir bekannt geworden, dass Insassen der Anstalt eines    In den zentralen Tötungsanstalten wurden zwischen
unnatürlichen Todes gestorben sind. [...]“ Die Vermu-    1940 und 1941 durch die „Aktion T4“ (benannt nach
tung, dass sie ermordet wurden, „lag deshalb nahe, weil  der Adresse der Dienststelle: Tiergartenstraße 4) mehr
in kurzer Zeit sehr viele von ihnen verschieden sind.    als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und
[...]“. (Die Zeugenaussage ist dokumentiert in „Niedern- seelischen Behinderungen bzw. Erkrankungen „me-
hart. Juni 1946. Ein Bericht“ )                          dizinisch“ ermordet. Sie galten in der NS-Ideologie als
                                                         „Ballastexistenzen“. Weitere zehntausende Menschen
Morde in Niedernhart. Der Stand der Forschung ist,       kamen in Psychiatrien, auch auf österreichischem
dass von 1940 bis 1943 bis zu 700 Patientinnen und Pa- Gebiet, ums Leben. Schloss Hartheim in „Oberdonau“
tienten in Niedernhart durch einen ärztlichen Eingriff war eine der Tötungsanstalten. 18.269 Menschen wur-
ermordet worden sind, auch Bruder Christian Gassel- den dort im Rahmen der „Aktion T4“ umgebracht.
seder. Wie bei vielen wurde auch bei ihm als Todesur- Darunter etwa 600, die nach kurzem Aufenthalt in der
sache „Lungenentzündung“ angegeben. Pater Anton          Anstalt Niedernhart nach Hartheim überstellt wurden.
Wanner schreibt in seiner Diplomarbeit, dass pflegebe-
dürftige Insassen durch „nationalsozialistische Wech-    30.000 Morde in Hartheim. Niedernhart, darauf weist
selbäder“ (Aufenthalt in überhitzten Zimmern, dann       Rachbauer hin, war auch Zwischenstation für wahr-
wieder in eiskalten Räumen) gesundheitlich schwer ge- scheinlich tausende PatientInnen aus anderen psy-
schädigt wurden. Ende 1941 sei der Kapuzinerbruder       chiatrischen Anstalten auf dem Weg nach Hartheim.
Christian wie viele einer „Sonderbehandlung“ ausge-      Im Anschluss an die Aktion T4 wurden in Hartheim
setzt und durch eine Injektion ermordet worden.          tausende KZ-Häftlinge sowie zivile Zwangsarbeite-
Dass eine Injektion seinen Tod verursacht hat, ist       rInnen ebenso mit Kohlenmonoxid ermordet. So sind
nicht belegt. Mag. Markus Rachbauer vom Lern- und        insgesamt in Hartheim 30.000 Mordopfer zu beklagen.
Gedenkort Hartheim, der in einem noch nicht veröf-
fentlichten wissenschaftlichen Artikel über die Anstalt Ein Arzt als Mörder. Bruder Christian Gasselseder
Niedernhart schreibt, zitiert die Schätzung von Brigitte wurde wahrscheinlich am 13. November 1941 in die
Kepplinger: In Niedernhart sind zwischen 1940 und        Anstalt Niedernhart gebracht. Dort starb er am 30. De-
1943 (da wurde Lonauer eingezogen und kehrte 1945        zember 1941. Leiter und Haupttäter der Anstalten Nie-
wieder zurück) ca. 700 Patientinnen bzw. Patienten       dernhart und Hartheim war Dr. Rudolf Lonauer. In den
ermordet worden, etwa 200 von ihnen durch tödliche       Gerichtsakten aus der Zeit kurz nach dem Kriegsende
Injektionen. Rachbauer: Es wurden auch „tödliche         ist die Aussage des Pflegers Leopold Lang über Lo-
Medikamente in Form von Pulver, Tabletten oder           nauers Rolle vermerkt: „Dir. Lonauer kam öfters und
Flüssigkeit verabreicht.“ Zum Massensterben in der       verabreichte den Kranken Injektionen, die nach einer
Anstalt dürften auch schlechte Lebensbedingungen         Viertelstunde den Tod der Patienten herbeiführten.

Die „Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart“, 1910, Kupferstich.               Foto: OÖ Landesarchiv, Wagner Jauregg Krankenhaus
Behinderung als Todesurteil - KU Linz
„Wenn man die unpro-
                                                                                          duktiven Mitmenschen
                                                                                        gewaltsam beseitigen darf,
                                                                                        dann wehe unseren braven
                                                                                         Soldaten, die als Schwer-
                                                                                         kriegsverletzte, als Krüp-
                                                                                          pel, als Invaliden in die
                                                                                          Heimat zurückkehren.“
                                                                                        Bischof Clemens August Graf von Ga-
                                                                                        len, ein zwar national denkender und
                                                                                        den Krieg als Kampf gegen den Kom-
                                                                                        munismus befürwortender Bischof, in
                                                                                        seiner Predigt am 3. August 1941. Drei
                                                                                        Wochen später wurde die „Aktion T4“
                                                                                        - u.a. wegen dieses Protests - gestoppt.
Die Kapuzinergrabstätte am Linzer Barbara-Friedhof. Br. Christian Gasselseder           Das Morden wurde aber „dezentral“
                                                                                        in psychiatrischen Anstalten, u.a. in
ist der fünfte Name von oben. Das Foto ist bearbeitet, die Fläche mit den Namen
                                                                                        Niedernhart, fortgesetzt.
wurde zur Darstellung hier aufgehellt.     		                   Foto: Ernst Gansinger

Als in der Bevölkerung das Morden ruchbar wurde
Injektionen, Medikamente und Unterversorgung.                     denn nur zu oft langt kurz nach ihrer Überführung die
Der vorhin zitierte Pfleger Leopold Lang schilderte               Todesnachricht vieler derselben ein“, antwortete sie im
vor Gericht, dass er öfters bei den Todeshandlungen               August 1940 auf ein Schreiben der Reichsstatthalterei
Dr. Lonauer assistieren musste. Er habe aber nie eine             Salzburg, in dem die Verlegung von Kranken aus der
Injektion verabreicht. Anderen Kranken wurden tod-                Anstalt Schernberg angekündigt worden ist.
bringende Medikamente gegeben. „Solch behandelte                  Sie ersuchte Gauleiter Rainer eindringlich, davon
Kranke starben meist erst in einigen Tagen.“ („Nie-               Abstand zu nehmen. Aber das Schreiben half nicht,
dernhart. Juni 1946. Ein Bericht“, eine Arbeit, die sich          nicht einmal ihr Angebot, auf staatliche Beiträge bis
auf Akten des Volksgerichts Linz stützt.)                         zum Ende des Krieges für die Pflegeanstalt verzichten
Dr. Lonauer konnte nicht mehr strafrechtlich verfolgt             zu wollen. Anna Bertha Königsegg, die jede Mithilfe
werden. Er hat mit seiner Frau am 5. Mai 1945 „Selbst-            ablehnte, wurde verhaftet und blieb elf Tage im Ge-
mord durch Vergiften“ begangen und ihre beiden Kin-               fängnis, weil sie nicht preisgeben wollte, woher sie ihre
der in den Tod mitgenommen.                                       Informationen über die NS-„Euthanasie“ hatte.
                                                                  Wenige Monate später legte sie sich wieder mit Gau-
Der Widerstand wächst. Was Lang hier schilderte,                  leiter Rainer wegen der bevorstehenden Verlegung von
blieb Verwandten und Freunden der Betroffenen nicht               Pfleglingen an. Am 16. April 1941 wurde sie erneut ver-
verborgen. Die „Euthanasie“-Aktion war zwar unter                 haftet, vier Monaten danach aus der Gestapo-Haft ent-
strengster Geheimhaltung durchzuführen, doch mehr-                lassen, musste aber den Reichsgau Salzburg verlassen.
ten sich die Gerüchte dazu. In der Bevölkerung wuchs
die Verunsicherung. Manche Pflegerinnen und Pfleger               Ein Bischof predigt. „Der massivste Widerstand gegen
übten Widerstand. So hat Wolfgang Neugebauer vom                  die Euthanasie im gesamten Deutschen Reich wurde
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Wider-                  von den Kirchen bzw. den Christen geleistet“, heißt es
stands das Wirken der Barmherzigen Schwester Anna                 in der verschriftlichten Gedenkrede Neugebauers. Aus
Bertha Königsegg von der Salzburger Ordensprovinz                 allen Zeugnissen dieses Widerstands sticht die Predigt
gewürdigt: Bei einem Vortrag in einer Gedenkveran-                des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von
staltung für die Schwester (1988, anlässlich ihres 40.            Galen vom 3. August 1941 hervor. Sie trug wesentlich
Todestages) sprach er über die resolute Haltung der               dazu bei, dass am 24. August 1941 die „T4-Aktion“
Schwester, die unter anderem gegen die Zwangssterili-             abgebrochen wurde, wenn sie auch nicht das Morden
sierung von Menschen mit Behinderungen aufgetreten                gestoppt hat. Bischof von Galen hat schon davor die
ist und ihre Untergebenen angewiesen hat, dabei nicht             NS-Machthaber kritisiert. Als er vom Geheimerlass
mitzuhelfen. Sie habe zudem „den offenbar schwanken-              „Klostersturm“ erfuhr, predigte er im Juli 1941 gegen
den Fürsterzbischof Dr. Sigismund Waitz zu einer festen           die NS-Pläne, Klöster in NS-Einrichtungen umzuwan-
Haltung“ ermutigt. - Weitere Beispiele des Wider-                 deln sowie Mönche und Nonnen zu vertreiben. Als
stands der Ordensschwester aus Neugebauers Rede:                  er informiert wurde, dass bis zu 100.000 behinderte
                                                                  Menschen bereits vergast worden sind, erstattete der
Das Beispiel einer Nonne. Sr. Anna Bertha setzte sich             Bischof Anzeige wegen Mordes. „Nie, unter keinen
auch gegen die NS-„Euthanasie“-Maßnahmen zur                      Umständen darf der Mensch außerhalb des Krieges
Wehr: „Es ist nunmehr ein offenes Geheimnis, wel-                 und der gerechten Notwehr einen Unschuldigen töten“,
ches Los diese abtransportierten Kranken erwartet,                sagte von Galen in seiner bekanntesten Predigt.
Behinderung als Todesurteil - KU Linz
Aus dem Leben von
                                                                                                          (Friedrich) Bruder
                                                                                                         Christian Gasselseder
                                                                                                       ▶ 18. Dezember 1905,
                                                                                                         Friedrich Gasselseder kommt
                                                                                                         in Hellmonsödt zur Welt. Er
                                                                                                         hat sieben Geschwister. 1928,
                                                                                                         als er Postulant bei den
                                                                                                         Kapuzinern wird, sind schon
                                                                             Hellmonsödt heute,          vier gestorben.
                                                                             Blick vom                 ▶ 1913 bis 1920 Besuch der
                                                                             Marktberg                   Volksschule
                                                                             (einst „Markt“)           ▶ Nach der Schulzeit Arbeit
                                                                             zum Kirchturm.
                                                                             Foto: Ernst Gansinger
                                                                                                         als Schuhmachergeselle.
                                                                                                         Lehre beim Vater;
Ein Bruder aus Hellmonsödt                                                                               weitere Berufsorte sind Linz,
                                                                                                         Garsten und Puchenau
                                                                                                       ▶ 15. August 1928, Aufnahme
So schaut heute die Wohnumge-                      zu seinem Begräbnis am Linzer                         als Postulant in die Wiener
bung aus (Bild oben), wo Friedrich                 Barbara-Friedhof am Samstag, 3.                       Kapuzinerprovinz, Kloster
Gasselseder aufgewachsen ist.                      Jänner 1942 eine Schwester von ihm                    Irdning. Für die Auf-
                                                   gekommen ist und noch ein oder                        nahme braucht er eine ärzt-
Im Ort ist der Name Gasselseder                    zwei Personen aus Hellmonsödt.                        liche Bestätigung. Der Ge-
nicht mehr zu finden. Aber es gibt                 (Als Tag des Begräbnisses weist das                   meindearzt von Hellmonsödt
noch eine Tante und Nachfahren                     offizielle Sterbedokument den 2.                      befindet Friedrich Gasselseder
aus der weiblichen Linie.                          Jänner 1942 aus).                                     „für vollkommen gesund“.
In der Verwandtschaft hat sich                     Auf welch tragische bzw. grausa-                    ▶ 15. Februar 1929, Einkleidung
zwar eine blasse Erinnerung an                     me Art ihr Verwandter ums Leben                       im Kloster Linz; dann Noviziat
ein Familienmitglied erhalten, das                 gekommen ist, darüber wurde keine                     im Kloster Irdning
früh Hellmonsödt verlassen hat,                    Erzählung in der Verwandtschaft                     ▶ 16. Februar 1930, Einfache
doch ist sonst von ihm nichts be-                  weitergegeben. Die vier Nachfahren                    Profess (Gelübde für eine
kannt. Nichts vom Kapuzinerbru-                    von Friedrich (Br. Christian) Gas-                    bestimmte Zeit) im Kloster
der Christian, nichts von seinem                   selseder, die ich für die Recherche                   Irdning, danach Rückkehr
Aufenthalt in Irdning, nichts vom                  zum Artikel treffe, sind tief betrof-                 nach Linz
Leben im Linzer Kloster und nichts                 fen. Ein verschüttetes Wissen um                    ▶ 16. Februar 1933, Feierliche
von seinem tragischen Sterben.                     einen Vorfahren ist nun ein wenig                     (ewige) Profess im Kloster
                                                   freigegraben. Viele ähnliche Schick-                  Linz. „Ich, Bruder Christian
Friedrich kam schon jung aus Hell-                 sale von Menschen, die die NS-Tä-                     Gasselseder von Hellmonsödt,
monsödt weg, das weiß man, aber                    terInnen auf dem Gewissen haben,                      Sohn des Friedrich Gassels-
sonst sind keine Erinnerungen                      müssen erst freigelegt werden.                        eder und der Theresia Gassels
aufbewahrt. In Bruder Christians                                             Ernst Gansinger,            eder, (...) habe (....) aus freien
Personalakt des Ordens steht, dass                         ehem. Redakteur der KirchenZeitung            Stücken und mit freiem Wil-
                                                                                                         len die feierliche Profeß
Verwendete Unterlagen und Dank:                                                                          abgelegt (...).“
P. Anton Wanner; Diplomarbeit, Das Kapuzinerkloster in Linz während der NS-Zeit unter besonde-         ▶ Herbst 1941, „Feuerlegung“
rer Berücksichtigung der Ereignisse in der Wiener Kirchenprovinz, 1980
Ärztlicher Schein für Verstorbene, ausgestellt vom Leiter der Anstalt Niedernhart, Dr. Rudolf Lonau-   ▶ 13. November 1941 (?), Ein-
er, am 31. Dezember 1941 für Gasselseder Friedrich, Archiv der Stadt Linz, Bestand Gesundheitsamt        lieferung in die Heil- und Pfle-
Christina Altenstrasser, Peter Eigelsberger, Lydia Thanner, Konstantin Putz; Niedernhart, Juni 1946.
Ein Bericht; www.nachkriegsjustiz.at; erstveröffentlicht in JUSTIZ UND ERINNERUNG N. 8/2003
                                                                                                         geanstalt Niedernhart
Markus Rachbauer; Unveröffentlichtes Manuskript Zwischen Heilanstalt und Tötungsort - zum              ▶ 30. Dezember 1941, Tod. Br.
Massensterben von PatientInnen der psychiatrischen Anstalt Niedernhart in Linz während der bei-          Christians Personalakt hält die
den Weltkriege
Herwig Czech; Von der „Aktion T4“ zur „dezentralen Euthanasie“ , www.doew.at, Wien 2016                  Auskunft der Anstalt Niedern-
Wolfgang Neugebauer; Unser Gewissen verbietet uns, in dieser Aktion mitzuwirken. Der NS-Mas-             hart fest: Krankheit Grippe,
senmord an geistig und körperlich Behinderten und der Widerstand der Sr. Anna Bertha Königsegg;
Verschriftlichter, gekürzter Vortrag bei der Gedenkveranstaltung für Sr. Anna Bertha Königsegg, 1988
                                                                                                         Todesursache Lungenentzün-
Gespräche mit Markus Rachbauer, Peter Zuber, Konrad Rohrhofer; Zuber war Kapuziner in Linz;              dung. Der Sterbeschein gibt als
ihm danke ich für Latein-Übersetzungen und Infos zum Ordensleben. Rohrhofer ist Zeitzeuge aus            Grunderkrankung „Pfropf-
der damaligen Linzer Kap;zinerpfarre; ihm danke ich für die Hilfe bei der Beschaffung von Quellen.
Rachbauer danke ich für das fachkundige Korrekturlesen samt wertvollen Änderungs-Anregungen.             hebephrenie“ an (eine Form
Gespräche mit Verwandten von Br. Christian /Friedrich) Gasselseder aus der ersten und zweiten            der Schizophrenie).
Nachfolgegeneration, Hellmonsödt, 22. 2. 2022. Danke an Josefine Mülleder, die mich bei der Re-
cherche im Hellmonsödt unterstützt und Nachfahren von Br. Christian ausfindig gemacht hat.
                                                                                                         Ein medizinisch ausgelöster
Auskünfte vom OÖ Landesarchiv, dem Archiv der Stadt Linz und der Provinzbibliothek Österreich-           Tod ist sehr wahrscheinlich.
Südtirol der Kapuziner. Hier danke ich Manfred Massani für die freundliche Unterstützung.
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