Bericht Abteilung LQ Test der Nubo-Mikrosensoren der Firma Sensirion AG im Rahmen des Projekts Smart Climate - Plug & Sense
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Lufthygieneamt beider Basel Rheinstrasse 29, 4410 Liestal, www.basler-luft.ch René Glanzmann, Leiter Luftqualität, rene.glanzmann@bl.ch, T +41 61 552 56 17 Bericht Abteilung LQ Test der Nubo-Mikrosensoren der Firma Sensirion AG im Rahmen des Projekts Smart Climate – Plug & Sense Sandra Andris-Ogorka vom 23. Juli 2021
1. Übersicht 1.1. Zusammenfassung Im Rahmen des Projekts «Smart Climate Plug & Sense» wurden elf Feinstaub-Sensoren in der Stadt Basel installiert. Seit April/Anfang Mai 2020 sind diese Sensoren in Betrieb und werden vom Lufthygieneamt (LHA) getestet. In diesem Bericht werden die Auswertungen der Feinstaub-Sensoren während des Testbetriebs vorgestellt und ein erstes Fazit gezogen. Verglichen mit den Referenzsystemen vom LHA sind die bestimmten linearen Korrelationen (r2) an den Standorten Feldbergstrasse und St.Johann in den meisten Monaten sehr hoch. Auffällig sind die niedrigen Korrelationen während der Frühlings-/Sommerzeit. Dieses Phänomen ist aber bekannt und erklärbar und tritt teilweise auch bei anderen Messgeräten, wie bei dem optischen kontinuierlichen Messverfahren - FIDAS, auf. In den Sommermonaten ist die Partikelverteilung anders, als im restlichen Jahr. Grosse bzw. schwerere Partikel werden vom Sensor sowie bei optischen Messverfahren unterschätzt. Im Vergleich der Jahresmittel (01.05.20 – 30.04.21), sind die Werte zwischen 2.1 und 3.7 µg/m3 geringer, als die Werte der PM2.5-Messungen an den permanent betriebenen Stationen, was von Seiten LHA als deutliche Abweichung beurteilt wird. Trotz der Wahl von unterschiedlichen Standorttypen (städtischer Hintergrund/ verkehrsexponierte Standorte mit unterschiedlichen Verkehrsintensitäten) ist die Spannbreite der Werte zwischen den Standorten relativ gering. Da die Verteilung von feineren PM2.5 viel homogener ist, als diese von grösseren PM10, ist dies erklärbar. Weiter ist die Bildung von sekundärem PM2.5, das einen grossen Anteil vom gesamten PM2.5 ausmacht, zeitversetzt und findet nicht direkt am Ort der Emissionen der Vorläuferverbindungen statt. Eine Weiterführung dieses Projekts wird als sinnvoll betrachtet, wenn man die Sensor- Werte mit einer vernünftigen Offset-/Faktor-Korrektur an das Referenzsystem angleichen könnte. Aufgrund der Erkenntnis, dass die PM2.5-Belastung in der Stadt relativ homogen ist, kann man das aufgebaute Messnetz auf fünf bis sechs Nubo-Sensoren reduzieren. 1.2. Inhaltsverzeichnis 1. Übersicht ....................................................................................................................2 1.1. Zusammenfassung 2 1.2. Inhaltsverzeichnis 2 2. Bericht ........................................................................................................................3 2.1. Ausgangslage 3 2.2. Messmethodik und Messnetz 4 2.3. Resultate 6 2.3.1. Vergleich Sensor «Nubo» vs. HighVolumeSampler 6 2.3.2. Vergleich Sensor «Nubo» vs. HVS & FIDAS im Verlauf 7 2.3.3. Vergleich Jahresmittel (JM) 01.05.20-30.04.21 8 2.4. Fazit 9 3. Literatur ....................................................................................................................11 4. Anhänge ...................................................................................................................12 23. Juli 2021 2/13
2. Bericht 2.1. Ausgangslage In Basel-Stadt und 21 umliegenden Gemeinden in Deutschland, Frankreich und der Schweiz wurde, im Rahmen des Projekts «Smart Climate Plug & Sense», ein Netzwerk aus ca. 200 Klimasensoren aufgebaut. Die von den Sensoren erfassten Wetterdaten (Temperatur und teilweise Niederschlag) werden per LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) der IWB an den ebenfalls am Projekt beteiligten Basler Wetterdienstleister meteoblue gesendet, dort ausgewertet und auf der firmeneigenen Website sowie über das Open-Government-Data (OGD) Portal des Kantons Basel-Stadt zur Verfügung gestellt (Link: https://data.bs.ch/explore/?q=Smart+Climate&sort=modified). Ergänzt wird das Klimasensornetzwerk durch Feinstaubsensoren der Firma Sensirion AG, die das Lufthygieneamt beider Basel (LHA) im Rahmen des Projekts testet, sowie durch Schallsensoren, die im Auftrag des AUE Basel-Stadt an diversen zentralen Messpunkten im Kanton installiert wurden. Der Feinstaubsensor «Nubo» von der Sensirion AG misst die Feinstäube mit einem aerodynamischen Durchmesser kleiner als 2.5 µg/m3 (PM2.5). Für das Testen dieser Sensoren wurden elf Sensoren in der Stadt Basel installiert. Da der Nubo-Sensor zum Zeitpunkt des Testbeginns noch nicht LoRa-fähig war, wurden die Daten über die vorhandene 4G- Mobilfunkschnittstelle zu Sensirion und daraufhin per FTP in die Luftdatenbank «Airmo» übertragen. Seit April/Anfang Mai 2020 sind diese Sensoren in Betrieb. In diesem Bericht werden die Auswertungen der Feinstaub-Sensoren während des Testbetriebs vorgestellt und ein erstes Fazit gezogen. Langfristiges Ziel des Projekts «Smart Climate - Plug & Sense» ist es, die technologischen und organisatorischen Infrastrukturen bereitzustellen, um ein mit unterschiedlicher Sensorik flexibel bestückbares Sensornetzwerk in der Region zu etablieren und dessen langfristigen Betrieb zu sichern. 23. Juli 2021 3/13
2.2. Messmethodik und Messnetz Gesamthaft wurden elf Sensoren an unterschiedlichen Standorten in der Stadt Basel installiert. Um die Messqualität der Sensoren zu vergleichen, wurden an den permanentbetriebenen Multikomponentenmessstationen des LHA Feldbergstrasse und St.Johann, sowie an der Station Binningen (NABEL) jeweils ein Sensor angebracht. Standort Standorttyp Bemerkung Feldbergstrasse Verkehrsexponiert An der permanent betriebenen Station St.Johann Städtischer Hintergrund An der permanent betriebenen Station Laufenstrasse 67 Städtischer Hintergrund Wohnquartier im Gundeli Grenzacherstrasse 103 Verkehrsexponiert Hochbergerstrasse 162 Städtischer Hintergrund Hafenareal Rennweg 89 Städtischer Hintergrund Wohnquartier Zürcherstrasse 148 Verkehrsexponiert Erlenparkweg 55 Städtischer Hintergrund Goldbachweg Städtischer Hintergrund Binningen (NABEL) Agglomeration An der permanent betriebenen Station Augustinergasse 2 Städtischer Hintergrund Auf dem Dach des Naturkundemuseum im Rahmen der Ausstellung «Erde am Limit» 23. Juli 2021 4/13
Abbildung 1: Karte der Standorte des Feinstaubsensors "Nubo"; Quelle: Firma Sensirion 23. Juli 2021 5/13
2.3. Resultate 2.3.1. Vergleich Sensor «Nubo» vs. HighVolumeSampler Beim Vergleich der Nubo Tagesmittelwerte mit den gravimetrischen Tages-Daten (erhoben mit dem High-Volume-Sampler / HVS) an den permanent betriebenen Stationen Feldbergstrasse und St.Johann, ist zu sehen dass die lineare Korrelation (r2) in den meisten Monaten sehr hoch ist. Auffällig sind die niedrigen Korrelationen während der Frühlings- /Sommerzeit. Feldbergstrasse Achsenabschnitt Steigung Korrelation Januar'20 -10.60 1.55 0.98 Februar'20 1.35 0.37 0.90 März'20 -1.33 0.88 0.96 April'20 5.17 0.08 0.35 Mai'20 -1.67 0.72 0.53 Juni '20 1.46 0.29 0.42 Juli'20 1.57 0.21 0.55 August'20 -3.64 0.77 0.96 September'20 -3.31 0.68 0.94 Oktober'20 -1.62 0.93 0.85 November -0.93 0.96 0.87 Dezember'20 -0.87 0.91 0.95 Januar'21 -5.53 1.50 0.94 Februar'21 3.70 0.35 0.87 März'21 -1.77 0.76 0.85 23. Juli 2021 6/13
2.3.2. Vergleich Sensor «Nubo» vs. HVS & FIDAS im Verlauf (vergrösserte Grafiken im Anhang) Erklärung Abbildung: durchgezogene Linie xxxx_grav sind die gravimetrischen Tages-Werte; gestrichelte xxxx_F Linie sind die Tagesmittelwerte des Messgeräts FIDAS; durchgezogene Linie xxxx_Nubo sind die Tagesmittelwerte des Sensors Nubo. An der Station Binningen (NABEL) wird jeden vierten Tag ein PM2.5 Tageswert gravimetrisch bestimmt (rote Punkte). Visuell im Jahresverlauf ist zu sehen, dass der Sensor «Nubo» im Vergleich zu den gravimetrischen Daten wie auch zum Messgerät FIDAS (optisches Feinstaubmessgerät zur kontinuierlichen und gleichzeitigen Erfassung der Massenkonzentration) geringere Werte misst, aber den gleichen Verlauf hat. Vor allem in den Sommermonaten 2020 ist ein grosser Offset deutlich zu beobachten. 23. Juli 2021 7/13
2.3.3. Vergleich Jahresmittel (JM) 01.05.20-30.04.21 Die Jahresmittel von allen elf Standorten in Basel im Zeitraum von Mai 2020 bis Mai 2021 liegen zwischen 7.3 µg/m3 und 9.1 µg/m3 (der Standort an der Augustinergasse sogar bei 9.3, ist aber erst seit 9.7.20 in Betrieb, bzw. das Jahresmittel 10.7.20-9.7.21: 8.9 µg/m3). Die Differenz zwischen höchsten und niedrigsten Wert liegt somit bei 1.8 µg/m3 PM2.5 Nubo Jahresmittel (JM) 01.05.20-30.04.21 µg/m3 Feldbergstrasse 9.1 St.Johann 8.4 Laufenstrasse 67 8.7 Grenzacherstrasse 103 7.6 Hochbergerstrasse 162 7.3 Rennweg 89 8.7 Zürcherstrasse 148 9.1 Erlenparkweg 55 8.6 Goldbachweg 8.3 Binningen 8.7 Augustinergasse 2 9.3* *Sensor an der Augustinergasse 2 seit 9.7.2020 in Betrieb; JM 10.7.20-9.7.21: 8.9 µg/m3 Verglichen mit den PM2.5-Messungen an den permanent betriebenen Stationen (siehe untere Tabelle) resultierend aus den gravimetrisch korrigierten FIDAS-Werten sind die Werte der Nubo Sensoren zwischen 2.1 und 3.7 µg/m3 geringer. PM2.5 Nubo Feldbergstrasse St.Johann Grenzacherstrasse Binningen µg/m3 µg/m3 µg/m3 µg/m3 JM 9.1 8.4 7.6 8.7 01.05.20- 30.04.21 PM2.5 FIDAS (korr) FIDAS (korr) FIDAS FIDAS/Grav JM 12.8 10.7 10.8 01.05.20- 30.04.21 PM10 FIDAS (korr) FIDAS Grav FIDAS FIDAS/Grav (korr) JM 18.4 15.4 16.7 13.5 01.05.20- 30.04.21 Auffällig ist der niedrige Wert für PM2.5, gemessen durch den Nubo Sensor, am verkehrsexponierten Standort Grenzacherstrasse mit 7.6 µg/m3. Aufgrund der PM10-Werte, die an 23. Juli 2021 8/13
diesem Standort vorliegen, hätte man einen PM2.5- Wert im Bereich zwischen Feldbergstrasse und St.Johann erwartet. NO2 Jahresmittel NO2 PM2.5 Nubo Jahresmittel PM2.5 (µg/m3) (µg/m3) 01.05.20-30.04.21 01.05.20-30.04.21 BS Auffahrt 41.7 Goldbachweg 8.3 Schwarzwaldallee BS Breite 36.5 Zürcherstrasse 148 9.1 BS Grenzacherstrasse 30.1 BS Grenzacherstrasse 103 7.6 103 BS Lange Erlen 15.8 Erlenparkweg 55 8.6 Feldbergstrasse 37.8 Feldbergstrasse 9.1 St.Johann 18.7 St.Johann 8.4 Binningen 15.4 Binningen 8.7 An sieben Sensoren-Standorten werden auch (oder in der Nähe) NO2-Passivsammler-Messungen (Trendstationen) durch das LHA durchgeführt. Es konnte festgestellt werden, dass die gemessenen PM2.5 – Werte keinen Zusammenhang mit der NO2-Belastung auf weisen. 2.4. Fazit Die elf Mikrosensoren «Nubo» sind seit über einem Jahr in Basel in Betrieb. Der Betrieb ist relativ stabil- es gab vereinzelt ein paar Ausfälle, die teils der Stromversorgung aber auch dem eigentlichen Sensor geschuldet waren. Weiter ist auch die Datenqualität hoch geblieben. Ein «abdriften» der Daten ist bis jetzt nicht erkennbar. Verglichen mit den Referenzsystemen vom LHA sind die bestimmten linearen Korrelationen (r2) an den Standorten Feldbergstrasse und St.Johann in den meisten Monaten sehr hoch. Auffällig sind die niedrigen Korrelationen während der Sommerzeit. Dieses Phänomen ist aber bekannt und erklärbar und tritt teilweise auch bei anderen Messgeräten, wie bei dem optischen kontinuierlichen Messverfahren - FIDAS, auf. In den Sommermonaten ist die Partikelverteilung anders, als im restlichen Jahr. Grosse bzw. schwerere Partikel werden vom Sensor sowie bei optischen Messverfahren unterschätzt. Im Vergleich der Jahresmittel (01.05.20 – 30.04.21), sind die Werte zwischen 2.1 und 3.7 µg/m3 geringer, als die Werte der PM2.5-Messungen an den permanent betriebenen Stationen. Trotz der Wahl von unterschiedlichen Standorttypen (städtischer Hintergrund/ verkehrsexponierte Standorte mit unterschiedlichen Verkehrsintensitäten) ist die Spannbreite der Werte zwischen den Standorten relativ gering. Es ist denkbar, dass die Verteilung von feineren PM2.5 viel homogener ist, als diese von grösseren PM10. Dieses Phänomen ist auch in einem EMPA-Bericht beschrieben und wie folgt erklärt: Die Unterschiede zwischen ländlichem (Payerne), vorstädtischem (Basel-Binningen) und städtischem Standort (Zürich-Kaserne) auf der Alpennordseite sind jedoch relativ klein (…). Dies lässt sich dadurch erklären, dass ein sehr grosser Anteil von PM2.5 erst in der Atmosphäre durch chemische Umwandlung von gasförmigen Vorläuferverbindungen gebildet wird (sekundäres PM2.5). Die Bildung von sekundärem PM2.5 benötigt einige Zeit und findet nicht direkt am Ort der Emissionen der Vorläuferverbindungen statt. Dies führt auf regionaler 23. Juli 2021 9/13
Skala zu einer recht gleichmässigen räumlichen Verteilung von PM2.5 und entsprechend hohen Korrelationen zwischen den PM2.5-Tagesmittelwerten von den verschiedenen Messstationen. (Hüglin C., 2014) Auffällig ist dennoch der niedrige Wert für PM2.5, gemessen durch den Sensor, am verkehrsexponierten Standort Grenzacherstrasse mit 7.6 µg/m3. Aufgrund der PM10-Werte, die an diesem Standort vorliegen, hätte man einen PM2.5- Wert im Bereich zwischen Feldbergstrasse und St.Johann erwartet. Erklärbar ist dieses Resultat damit, dass die Hauptquellen von PM2.5 nicht primäre Partikel des Verkehrs sind, sondern dass die Quellen entkoppelt sind (Aussage Treffen Sensirion Mai 2021). In der Publikation von K.Juda-Rezler et al. 2020 und vom BAFU, 2019, wird aufgezeigt, dass der Verkehr einen relativ kleinen Anteil in der gesamten Quellengruppen ausmacht. Im Gegensatz dazu, ist auffällig, dass die Standorte Lange Erle und Binningen relativ hohe Werte zeigen und um 1 µg/m3 höher liegen als der Standort Grenzacherstrasse. Eine Weiterführung dieses Projekts wird als sinnvoll betrachtet, wenn man die Sensor- Werte mit einer vernünftigen Offset-/Faktor-Korrektur an das Referenzsystem angleichen könnte. Aufgrund der Erkenntnis, dass die PM2.5-Belastung in der Stadt relativ homogen ist, kann man das aufgebaute Messnetz auf fünf bis sechs Nubo-Sensoren reduzieren. 23. Juli 2021 10/13
3. Literatur - BAFU: 2019; Feinstaub PM2.5; Fragen und Antworten zu Eigenschaft, Emissionen, Immissionen, Auswirkungen und Massnahmen - Hüglin C.; 2014; EMPA: Chemische Zusammensetzung von PM2.5, Untersuchungen ausgewählten NABEL-Stationen - Juda-Rezler K., Reizer M., Maciejewska, K., Blaszczak, B.,Klejnowsky, K.; 2020: Chracterization of atmospheric PM2.5 sources at a Central European urban bacjground site 23. Juli 2021 11/13
4. Anhänge - Monatsweise Auswertung Sensor «Nubo» vs. HVS vs. FIDAS für die Feldbergstrasse: 2020-02-12 Auswertung PM2,5 Feldbergstrasse (Microsoft Excel-Arbeitsblatt) - Fabasoft eGov-Suite - Monatsweise Auswertung Sensor «Nubo» vs. HVS vs. FIDAS für die St.Johann: Dokument "2020-02-12 Auswertung PM2.5 an der Messstation St. Johanns-Platz" - Fabasoft eGov- Suite (bl.ch) 23. Juli 2021 12/13
23. Juli 2021 13/13
Sie können auch lesen