BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21
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BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 voestalpine AG www.voestalpine.com
voestalpine-KONZERN IN ZAHLEN 1 Q 2020/21 VS. 2 Q 2020/21 Mio. EUR 1 Q 2020/21 2 Q 2020/21 Veränderung 01.04.–30.06.2020 01.07.–30.09.2020 in % Gewinn- und Verlustrechnung Umsatzerlöse 2.397,3 2.712,8 13,2 EBITDA 157,8 237,2 50,3 Abschreibungen 206,5 403,5 95,4 EBIT –48,7 –166,3 Ergebnis vor Steuern –74,4 –193,1 Ergebnis nach Steuern1 –69,7 –206,1 Bilanz Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und Beteiligungen 135,4 109,5 –19,1 Eigenkapital 5.517,1 5.270,6 –4,5 Nettofinanzverschuldung 3.956,1 3.491,0 –11,8 Nettofinanzverschuldung in % des Eigenkapitals (Gearing) 71,7 % 66,2 % Finanzkennzahlen EBITDA-Marge 6,6 % 8,7 % EBIT-Marge –2,0 % –6,1 % Cashflow aus der Betriebstätigkeit –33,6 596,4 Aktienkennzahlen Aktienkurs Ende der Periode (EUR) 19,15 22,50 17,5 Börsenkapitalisierung Ende der Periode 3.417,8 4.016,7 17,5 Anzahl der ausstehenden Aktien Ende der Periode 178.520.566 178.520.616 0,0 Ergebnis je Aktie (EUR) –0,40 –1,13 Personal Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 47.894 47.917 0,0 1 Vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen.
1 H 2019/20 VS. 1 H 2020/21 Mio. EUR 1 H 2019/20 1 H 2020/21 Veränderung 01.04.–30.09.2019 01.04.–30.09.2020 in % Gewinn- und Verlustrechnung Umsatzerlöse 6.541,6 5.110,1 –21,9 EBITDA 665,5 395,0 –40,6 Abschreibungen 436,0 610,0 39,9 EBIT 229,6 –215,0 –193,6 Ergebnis vor Steuern 162,5 –267,5 –264,6 Ergebnis nach Steuern1 115,2 –275,8 –339,4 Bilanz Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und Beteiligungen 337,5 244,9 –27,4 Eigenkapital 5.994,7 5.270,6 –12,1 Nettofinanzverschuldung 4.503,1 3.491,0 –22,5 Nettofinanzverschuldung in % des Eigenkapitals (Gearing) 75,1 % 66,2 % Finanzkennzahlen EBITDA-Marge 10,2 % 7,7 % EBIT-Marge 3,5 % –4,2 % Cashflow aus der Betriebstätigkeit 202,0 562,8 178,6 Aktienkennzahlen Aktienkurs Ende der Periode (EUR) 21,08 22,50 6,7 Börsenkapitalisierung Ende der Periode 3.763,2 4.016,7 6,7 Anzahl der ausstehenden Aktien Ende der Periode 178.520.566 178.520.616 0,0 Ergebnis je Aktie (EUR) 0,54 –1,53 –383,3 Personal Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 51.275 47.917 –6,5 1 Vor Abzug von Hybridkapitalzinsen (sofern relevant) und nicht beherrschenden Anteilen.
INHALTS- VERZEICHNIS ZWISCHEN- VERKÜRZTER KONZERN- LAGEBERICHT ZWISCHENABSCHLUSS 3 Wirtschaftliches Umfeld 24 Konzernbilanz und Geschäftsverlauf 26 Konzern-Kapitalflussrechnung 5 Bericht über die finanziellen 27 Konzern-Gesamtergebnisrechnung Leistungsindikatoren des voestalpine-Konzerns 29 Konzern-Eigenkapital- veränderungsrechnung 7 Steel Division 30 Erläuternde Anhangangaben 9 High Performance Metals Division 50 Erklärung des Vorstandes 12 Metal Engineering Division gemäß § 125 (1) BörseG 2018 14 Metal Forming Division 17 Investitionen 18 Geschäftsbeziehungen mit nahestehenden Unternehmen und Personen 18 Risikomanagement 20 Ausblick 21 Investor Relations
ZWISCHEN- LAGEBERICHT WIRTSCHAFTLICHES UMFELD Aufgrund der Unsicherheiten hinsichtlich nach- UND GESCHÄFTSVERLAUF haltiger Schäden sowie der weiteren wirtschaftli- chen Entwicklung blieben die Investitionen über Weltweit stand die Wirtschaft des 1. Halbjahres das gesamte 1. Halbjahr 2020/21 verhalten. Die 2020/21 im Zeichen der COVID-19-Pandemie. Investitionsneigung sollte jedoch mittelfristig vom Während es im 1. Quartal 2020/21 in den maß- europäischen „Recovery Fund“ im Volumen von geblichen Volkswirtschaften zu starken ökonomi- 750 Mrd. EUR profitieren, der auf europäischer schen Einbrüchen kam, stand das 2. Quartal ganz Ebene installiert wurde. im Zeichen einer raschen wirtschaftlichen Erholung. Auch die europäische Zentralbank reagierte rasch Global gesehen zeigten sich dabei durchaus und legte unter anderem neu ein Pandemie Asset unterschiedliche Verläufe. Purchase Program (PEPP) auf, um für die Natio- nalstaaten trotz steigender Verschuldung finan- EUROPA ziellen Spielraum zu schaffen. Das 1. Quartal 2020/21 brachte einen wirtschaft- Der Lockdown führte vielerorts zu Kürzungen oder lichen Schock, der Europa großflächig erfasste. – wie in der europäischen Automobilindustrie – Nahezu alle Staaten reagierten auf COVID-19 auch zu wochenlangen Stillständen der Produk- mit behördlich verordneten Lockdowns und tion. In diesem Umfeld musste der voestalpine- schränkten das öffentliche Leben ein, um die Konzern, der zirka zwei Drittel seines Umsatzes in Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Ange- Europa generiert, massive geschäftliche Einbußen sichts dieser „verordneten Wirtschaftskrise“ agier- hinnehmen. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen ten die Regierungen rasch und brachten unter- wurden in Anspruch genommen, unter denen sich stützende Programme zum Einsatz, um eine insbesondere das Modell der Kurzarbeit als sehr breite Insolvenzwelle zu verhindern. effektiv erwies. Der Aufhebung des Lockdowns gegen Ende des Zu Beginn des Sommers konsolidierte sich die 1. Geschäftsquartals folgte umgehend ein starker Wirtschaft: Im Verlauf des 2. Geschäftsquartals Rebound des privaten Konsums. Zeitlich nachge- belebten sich praktisch alle Märkte des voest lagert machte sich im 2. Geschäftsquartal auch alpine-Konzerns mit Ausnahme der Luftfahrt so- in der Industrieproduktion eine deutliche Erholung wie der Öl- und Gasindustrie. Die für den Konzern bemerkbar. primär relevante Automobilindustrie zeigte dabei Am stärksten von den Auswirkungen des Lock- einen unerwartet starken Rebound. downs betroffen war der Servicesektor. Hier ließen behördliche Einschränkungen bzw. die Angst NORDAMERIKA/USA vor COVID-19-Infektionen auch nach der Aufhe- Auch in Nordamerika/USA führte die COVID-19- bung des Lockdowns nur eine moderate Erholung Pandemie im 1. Geschäftsquartal 2020/21 zu zu. einer beispiellosen wirtschaftlichen Rezession. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 3
Anders als in Europa kam es jedoch nicht zu flä- brasilianische Regierung beim Management der chendeckenden Lockdowns. Ökonomische Stim- Pandemie bemüht war, auf tiefgreifende behörd- mung und Dynamik blieben in der Folge etwas liche Einschränkungen für die Wirtschaft zu ver- günstiger als in Europa. zichten. Unterstützungen von Regierungsseite für Gegen Ende des 1. Quartals 2020/21 erholte sich die Bevölkerung führten jedoch zu einer Abmil- der private Konsum relativ schnell und nachdrück- derung der Rezession und im Verlauf des 2. Ge- lich, zudem signalisierte auch der Arbeitsmarkt schäftsquartals zu einer Belebung der Wirtschaft. eine positive Entwicklung. Kapitalgüter dagegen Die brasilianischen Standorte des voestalpine- zeigten nur eine sehr leichte Erholung, die Indus- Konzerns waren von den Auswirkungen der Pan- trieproduktion blieb vorerst relativ schwach. demie unterschiedlich stark betroffen und mussten Im Verlauf des 2. Quartals 2020/21 nahm die zu Beginn die Produktion an die abgeschwächte Erholung deutlich Fahrt auf. Insbesondere der Nachfrage anpassen. Erst gegen Ende der Be- private Konsum entwickelte sich weiterhin sehr richtsperiode machten sich die Steigerungen im dynamisch, gestützt von einem sich schnell erho- Verlauf des 2. Geschäftsquartals bei den Auf- lenden Arbeitsmarkt. Auch die Bauindustrie und tragseingängen bemerkbar. die Investitionen überwanden zügig ihre Tiefst- stände vom April. ASIEN/CHINA Die direkte Unterstützung der Wirtschaft bewegte In Asien wurde China als erstes Land bereits sich in Nordamerika im Vergleich zu den europä- im vergangenen Geschäftsjahr 2019/20 von ischen Kriseninterventionsprogrammen im über- COVID-19 erfasst. Die politische Kultur des Landes schaubaren Rahmen. Jedoch reagierte die FED erlaubte es, die Pandemie mit rigorosen Maß (Federal Reserve, US-Zentralbank) mit einer nahmen relativ schnell unter Kontrolle zu bringen, massiven Lockerung der Geldpolitik, der Imple- dies auch um den Preis massiver Einschränkungen mentierung von Notfallkrediten und der Präsen- der persönlichen Rechte der Bürger. Nach einigen tation neuer Eckpfeiler ihrer Strategie. Neben Wochen kompletten Lockdowns in weiten Regio- Inflations- und Stabilitätszielen orientiert sich nen konnte noch im vergangenen Geschäftsjahr diese nun verstärkt auch an der Entwicklung des 2019/20 damit begonnen werden, die Wirtschaft Arbeitsmarktes. wieder koordiniert hochzufahren. Für die nordamerikanischen Standorte des voest Darüber hinaus verstärkte die chinesische Zentral alpine-Konzerns gestalteten sich die Auswirkun- regierung staatliche Investitionsprogramme im gen dieses Umfeldes nach Marktsegmenten unter Bereich Infrastruktur und Immobilienentwicklung schiedlich. und brachte damit die Wirtschaft rasch wieder Die amerikanische Automobilindustrie stellte wie auf Wachstumskurs. Dieser wurde auch von der in Europa die Produktion im 1. Geschäftsquartal chinesischen Industrie und von privaten Konsu- für einige Wochen komplett ein, fand allerdings menten umgehend aufgegriffen. im 2. Quartal schnell wieder ihre Dynamik. Keine In diesem Umfeld erreichten die chinesischen Erholungstendenzen im Verlauf der Berichtsperi- voestalpine-Standorte bereits im 1. Quartal ode zeigten die Bereiche Luftfahrt sowie Öl- und 2020/21 wieder Produktionsniveaus wie vor Gas. An Konsumgütern orientierte Standorte im dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie und voestalpine-Konzern waren von den wirtschaftli- konnten im weiteren Verlauf des 1. Halbjahres chen Turbulenzen über das gesamte 1. Halbjahr 2020/21 weiteres Wachstum generieren. 2020/21 insgesamt weniger betroffen. Ein Folgeeffekt des umfangreichen Bau- und In- frastrukturprogramms war eine Rekordproduktion SÜDAMERIKA/BRASILIEN an Rohstahl durch die chinesische Stahlindustrie. Brasilien als relevanteste Volkswirtschaft für den Dementsprechend hoch war die Nachfrage nach voestalpine-Konzern auf dem südamerikanischen Eisenerz am Weltmarkt. Als Folge stieg der Eisen Kontinent wurde zeitlich etwas nachgelagert von erzpreis in einer Situation weltweit starker Rezes- der COVID-19-Pandemie erfasst. Dementspre- sion weiter. Diesen Trend verstärkte noch die Angst, chend waren die Wirtschaftsentwicklung insgesamt dass es aufgrund der Pandemie zu Lieferausfällen und auch die Auslastung der brasilianischen in den Eisenerz produzierenden Regionen wie voestalpine-Standorte zu Beginn des Berichtszeit- beispielsweise Brasilien kommen könnte, was sich raums noch gut. Im Verlauf des 1. Quartals kam im Verlauf der Berichtsperiode jedoch nicht be- es dann auch hier zu einem Einbruch, obwohl die stätigte. Dementsprechend kam es gegen Ende 4
des 1. Halbjahres 2020/21 zu einer leichten Ent- Konzern im 1. Halbjahr 2020/21 ein deutlich spannung am globalen Markt für Eisenerz. positives EBITDA in Höhe von 395,0 Mio. EUR erwirtschaften. Die Voraussetzung dafür bildeten In Summe ergab die globale gesamtwirtschaftli- konsequente Maßnahmen im Hinblick auf Kosten che Entwicklung ein ausgesprochen schwieriges management und Ergebnisoptimierung. Zudem 1. Quartal mit Umsatzeinbrüchen in fast allen wurden nach Möglichkeit und Zweckmäßigkeit Regionen und Segmenten. Es war gefolgt von staatliche Förderungsprogramme, wie etwa Kurz- einem 2. Quartal, das stark im Zeichen des öko- arbeit, in Anspruch genommen. Auf diesem Weg nomischen Rebounds stand und in manchen Be- ließ sich in jenen Produktionseinheiten eine wir- reichen des Konzerns bereits wieder an normale kungsvolle Flexibilisierung der Kosten erreichen, Produktionsniveaus heranführte. wo eine verringerte Auslastung auf begrenzte Zeit Einmal mehr erwies sich die breite Aufstellung absehbar war. des Konzerns mit dem Fokus auf technologische Im Jahresvergleich war die Entwicklung des Nischenmärkten als Vorteil. So zeigte sich der EBITDA vor dem Hintergrund der schwierigen Bereich Eisenbahninfrastruktur in der Metal En- Marktbedingungen mit –40,6 % rückläufig (Vor- gineering Division ausgesprochen resilient. Die jahreswert: 665,5 Mio. EUR). Die EBITDA-Marge verringerte Frequenz der Züge während des Lock- reduzierte sich dementsprechend von 10,2 % im downs wurde von den Bahnbetreibern zu Instand- Vorjahr auf aktuell 7,7 %. haltungen genutzt. Auf der EBIT-Seite fiel der Rückgang deutlich Geradezu beflügelt hat der Lockdown den On- markanter als beim EBITDA aus, was neben der linekonsum. Das Segment Warehouse & Rack rein operativen Entwicklung auch auf Sonderab- Solutions, das schon bisher vom Trend zu E-Com- schreibungen in Höhe von 198,5 Mio. EUR auf merce profitieren konnte, erreichte neue Rekord- Vermögenswerte zurückzuführen ist. Diese vertei- werte beim Auftragseingang und produzierte mit len sich auf die Gesellschaften voestalpine Texas maximaler Auslastung. (167,6 Mio. EUR), voestalpine Tubulars (25,0 Mio. EUR) und voestalpine Special Wire (5,9 Mio. EUR) und ergaben sich aufgrund des erwarteten Er- BERICHT ÜBER DIE FINANZIELLEN gebnisses zum Ende des laufenden Geschäfts- LEISTUNGSINDIKATOREN DES jahres im Wesentlichen infolge globaler Dispari- voestalpine-KONZERNS täten, ausgelöst durch die COVID-19-Pandemie, sowie notwendiger Anpassungen der mittelfristi- Die Entwicklung der finanziellen Leistungsindika- gen Ergebniserwartungen. Weiterführende Details toren im 1. Halbjahr 2020/21 stand ganz im zu den Sondereffekten finden sich im Anhang auf Zeichen der COVID-19-Pandemie. Insbesondere Seite 31. zu Beginn der Berichtsperiode fiel der Einbruch In Summe drehte das EBIT in den negativen Bereich bei Umsatz und Ergebnis massiv aus. Obwohl sich und fiel von 229,6 Mio. EUR im Vorjahr auf –215,0 die Wirtschaft im 2. Geschäftsquartal 2020/21 Mio. EUR. schnell und nachdrücklich erholte, blieb auch das Das Ergebnis vor Steuern fiel von 162,5 Mio. EUR 2. Quartal 2020/21 bei Umsatz und Ergebnis im Vorjahr auf –267,5 Mio. EUR in der aktuellen deutlich unter den Vergleichswerten des Vorjahres Berichtsperiode. zurück. Das Ergebnis nach Steuern verringerte sich dem- Somit sanken im 1. Halbjahr 2020/21 die Umsatz nach von 115,2 Mio. EUR im Vorjahr auf –275,8 erlöse in Summe auf 5.110,1 Mio. EUR. Dies ent- Mio. EUR im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres spricht einem Rückgang um 21,9 % im Vergleich 2020/21. zum Vorjahreswert von 6.541,6 Mio. EUR. Die intensivierten Anstrengungen zur Kosten- und Vom Umsatzrückgang waren in unterschiedlichem Ergebnisoptimierung sowie reduzierte Investitio- Ausmaß alle vier Divisionen des voestalpine- nen zeigten ihren Erfolg in der deutlich positiven Konzerns betroffen. Eine Reihe von Geschäftsseg- Cashflow-Entwicklung. menten war dabei nicht nur mit gesunkenen Aus- lieferungsmengen konfrontiert, sondern musste Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Netto auch auf der Preisseite Einbußen hinnehmen. finanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) Trotz der hochgradig ungünstigen Entwicklung lag per 30. September 2020 bei 66,2 % und hat auf den Absatzmärkten konnte der voestalpine- sich damit im Vergleich zum 30. September 2019 BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 5
(75,1 %) um 8,9 Prozentpunkte verbessert. Das Gegenüber dem Bilanzstichtag 31. März 2020 Eigenkapital, belastet neben der operativen Ent- hat sich die Gearing Ratio von 67,2 % auf aktuell wicklung insbesondere durch Sonderabschrei- 66,2 % leicht verbessert. bungen, ist im Jahresvergleich von 5.994,7 Mio. EUR per September 2019 auf aktuell 5.270,6 Mio. Die Anzahl der Beschäftigten (FTE, Fulltime-Equi- EUR gefallen. Allerdings konnte die Nettofinanz- valent) im voestalpine-Konzern verminderte sich verschuldung aufgrund der guten Cashflow-Ent- im Jahresvergleich per 30. September 2020 um wicklung von 4.503,1 Mio. EUR per 30. September 6,5 % auf 47.917 (30. September 2019: 51.275). 2019 auf 3.491,0 Mio. EUR per 30. September 2020 verringert werden. QUARTALS- UND HALBJAHRESENTWICKLUNG DES voestalpine-KONZERNS Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 Verände- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– rung in % 30.06.2019 30.06.2020 30.09.2019 30.09.2020 30.09.2019 30.09.2020 Umsatzerlöse 3.336,1 2.397,3 3.205,5 2.712,8 6.541,6 5.110,1 –21,9 EBITDA 370,9 157,8 294,6 237,2 665,5 395,0 –40,6 EBITDA-Marge 11,1 % 6,6 % 9,2 % 8,7 % 10,2 % 7,7 % EBIT 156,7 –48,7 72,9 –166,3 229,6 –215,0 –193,6 EBIT-Marge 4,7 % –2,0 % 2,3 % –6,1 % 3,5 % –4,2 % Ergebnis vor Steuern 124,4 –74,4 38,1 –193,1 162,5 –267,5 –264,6 Ergebnis nach Steuern1 90,4 –69,7 24,8 –206,1 115,2 –275,8 –339,4 Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 51.670 47.894 51.275 47.917 51.275 47.917 –6,5 1 Vor Abzug von Hybridkapitalzinsen (sofern relevant) und nicht beherrschenden Anteilen. Die Nettofinanzverschuldung lässt sich wie folgt überleiten: NETTOFINANZVERSCHULDUNG Mio. EUR 30.09.2019 30.09.2020 Finanzielle Verbindlichkeiten langfristig 3.584,6 3.810,2 Finanzielle Verbindlichkeiten kurzfristig 1.689,1 824,2 Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente –312,5 –1.060,0 Andere Finanzanlagen –442,5 –62,6 Ausleihungen und sonstige Forderungen Finanzierung –15,6 –20,8 Nettofinanzverschuldung 4.503,1 3.491,0 6
STEEL DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER STEEL DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2019 30.06.2020 30.09.2019 30.09.2020 30.09.2019 30.09.2020 in % Umsatzerlöse 1.182,1 834,9 1.139,0 995,6 2.321,1 1.830,5 –21,1 EBITDA 150,6 68,2 109,9 93,4 260,5 161,6 –38,0 EBITDA-Marge 12,7 % 8,2 % 9,6 % 9,4 % 11,2 % 8,8 % EBIT 60,8 –13,5 20,2 –155,2 81,0 –168,7 –308,3 EBIT-Marge 5,1 % –1,6 % 1,8 % –15,6 % 3,5 % –9,2 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 10.730 10.181 10.682 10.321 10.682 10.321 –3,4 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF der COVID-19-Pandemie auf. Dieser doch über- Der Beginn des Geschäftsjahres war maßgeblich raschend starke Rebound ist neben der Belebung vom COVID-19-Lockdown geprägt. Dieser be- des Marktes auch auf die Wiederauffüllung der stimmte vor allem das 1. Quartal und führte zu Lieferkette zurückzuführen. Die Lagerstände in einem Einbruch in nahezu allen Kundensegmen- der Supply Chain waren im Lockdown sowie über ten. Nach der Beendigung des Lockdowns in die Sommerstillstände stark zurückgefahren wor- vielen Ländern Europas kam die Nachfrage im den. weiteren Verlauf des 1. Halbjahres jedoch wieder zurück. Der Maschinenbausektor zeigte sich neben der abreißenden Nachfrage in Europa auch von den Die Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie konn- Reisebeschränkungen in die traditionellen Export- te sich gemessen an den Umständen selbst im märkte schwer getroffen und reagierte über den schwierigen 1. Quartal gut behaupten und fand Verlauf des 1. Halbjahres mit stark reduzierter nach Ende des Lockdowns relativ schnell zu einer Nachfrage. Erst gegen Ende der Berichtsperiode stabilen Nachfrage zurück. Ebenso konnte die verbesserte sich die Dynamik etwas. Bauindustrie, die während des Lockdowns von Baustellenschließungen betroffen war, rasch Der Energiebereich als ein wesentlicher Markt für wieder an die solide Entwicklung vor COVID-19 das Produktsegment Grobblech ist insgesamt anschließen. schwer unter Druck geraten. Neben der Schwä- chung der Nachfrage durch COVID-19 liegt die Die Automobilindustrie in Europa legte im April Ursache primär in der Überproduktion von Öl und die Produktion weitestgehend still und begann Gas. Zwischenzeitlich drückten Kontrakte auf sukzessive im Laufe des Mai und Juni wieder zu zukünftige Öllieferungen (futures) auf dem Kapital produzieren. Die zunächst langsame Erholung markt den Ölpreis sogar in den negativen Bereich. gewann über den Sommer zunehmend an Dyna- Das Produktsegment Grobblech kann sich dieser mik. In der Folge wies das Automobilsegment Entwicklung nicht zur Gänze entziehen, hat aber gegen Ende des 1. Halbjahres wieder eine Nach- durch den Fokus auf Spezialanwendungen selbst frage annähernd auf dem Niveau vor Ausbruch in dieser Marktphase verhältnismäßig gut performt. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 7
Aufgrund des starken Rückganges der Nachfra- FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN ge mussten in den ersten Monaten des 1. Halb- Die finanziellen Leistungsindikatoren der Steel jahres die Produktionskapazitäten des Werkes in Division im 1. Halbjahr 2020/21 waren durch die Linz angepasst und ein kleiner Hochofen außer wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 Betrieb genommen werden. Nach der Erholung geprägt. So gingen die Umsatzerlöse im Jahres- der Nachfrage im Halbjahresverlauf wurde dieser vergleich signifikant um 21,1 % auf 1.830,5 Mio. im September wieder hochgefahren und stand EUR zurück (1. Halbjahr 2019/20: 2.321,1 Mio. zu Ende des 1. Halbjahres wieder voll in Betrieb. EUR). Verursacht wurde diese Entwicklung zu etwa zwei Dritteln durch das verringerte Versand- Trotz global tiefgreifender Marktverwerfungen volumen bei Flachstahlprodukten. Zusätzlich hat unter dem Einfluss von COVID-19 stieg auf der sich auch das Preisniveau für diese Produkte im Rohstoffseite der Preis für Eisenerz im Verlauf des aktuellen Berichtszeitraum markant abgeschwächt. 1. Halbjahres weiter an und entspannte sich erst Diese Effekte kamen naturgemäß auch auf der gegen Ende der Berichtsperiode. Dies ist auf die Ergebnisseite zum Tragen. Gegensteuernde Maß- Entwicklung Chinas zum weltweit größten Ver- nahmen im Sinne kostensenkender und effizienz- braucher zurückzuführen. China gelang es, die steigernder Instrumente wirkten sich auf die Er- Pandemie relativ rasch einzudämmen und mit gebnisentwicklung ebenso stärkend aus wie staatlichen Investitionsprojekten die chinesische staatliche Unterstützungen im Rahmen von Kurz- Rohstahlproduktion auf neue Rekordwerte zu arbeitsmodellen. Eine deutlich rückläufige opera treiben. Die übrigen für die Stahlherstellung we- tive Performance zeigte im 1. Halbjahr 2020/21 sentlichen Rohstoffe, insbesondere Kohle und die Direktreduktionsanlage in Texas, USA. Hier Energie, reagierten auf die gedrosselte Produk- belasteten hohe Einsatzkosten bei vergleichsweise tion außerhalb Chinas mit sinkenden Preisen. Die moderaten Verkaufserlösen die Ergebnisse. Ins- Kostensteigerungen bei Eisenerz konnten damit gesamt fiel dadurch in der aktuellen Berichts in etwa kompensiert werden. periode das EBITDA in der Steel Division um Die Stahlpreise entwickelten sich auf dem euro- 38,0 % auf 161,6 Mio. EUR (1. Halbjahr 2019/20: päischen Spotmarkt zu Beginn des Geschäftsjah- 260,5 Mio. EUR). Die EBITDA-Marge sank damit res entsprechend der reduzierten Nachfrage von 11,2 % auf 8,8 %. Das EBIT liegt im 1. Halb- rückläufig. Sie stabilisierten sich aber nach Been- jahr 2020/21 mit –168,7 Mio. EUR (Marge digung des Lockdowns und drehten gegen Ende –9,2 %) deutlich im negativen Bereich. Darin in- des Sommers bereits wieder nach oben. Im kurz- kludiert sind jedoch negative Einmaleffekte von und mittelfristigen Geschäft musste die Steel 167,6 Mio. EUR, die aus außerordentlichen Ab- Division ebenfalls Preisrückgänge hinnehmen. schreibungen am Standort in Texas, USA (Direkt Aufgrund der Kontraktstruktur fielen diese jedoch reduktionsanlage), resultieren. Im entsprechenden geringer aus als auf den Spotmärkten. Insgesamt Vorjahreszeitraum erwirtschaftete die Steel Divi- führt die Struktur der Kontrakte dazu, dass Preis sion ein EBIT von 81,0 Mio. EUR (Marge 3,5 %). erhöhungen etwas zeitverzögert zum Tragen Im direkten Quartalsvergleich vom 1. auf das kommen. 2. Quartal 2020/21 spiegeln sich der konjunktu- Aufgrund der gedrosselten Stahlproduktion in relle Einbruch zu Geschäftsbeginn sowie die da- Nordamerika und Europa war die Direktreduk rauffolgenden Erholungstendenzen wider. Nach- tionsanlage in Texas, USA, über weite Strecken dem die Umsatzerlöse im 1. Quartal mit 834,9 des 1. Halbjahres mit stark reduzierter Nachfrage Mio. EUR auf einem sehr niedrigen Niveau lagen, seitens der bestehenden Kunden konfrontiert. Die stiegen diese im 2. Quartal um 19,2 % auf 995,6 Akquisition neuer Kunden in Fernost konnte diese Mio. EUR. Während das Preisniveau im Kurzfrist- Marktschwäche nur annähernd ausgleichen. geschäft leicht nachgab, konnte die Steel Division 8
die Versandmengen im Flachstahlbereich sehr bereits angeführten außerordentlichen Abschrei- deutlich anheben. Der Anstieg auf der Mengen- bungen von 167,6 Mio. EUR. seite war damit auch der Haupttreiber für die Zum 30. September 2020 waren in der Steel Divi Verbesserung des operativen Ergebnisses (EBITDA) sion 10.321 Mitarbeiter (FTE) beschäftigt, womit um mehr als ein Drittel zum Vorquartal auf 93,4 sich der Mitarbeiterstand im Vergleich zum ent- Mio. EUR (1. Quartal 2020/21: 68,2 Mio. EUR), sprechenden Stichtag des Vorjahres (10.682) um womit die EBITDA-Marge von 8,2 % auf 9,4 % 3,4 % verringerte. Gegenüber dem Bilanzstichtag zunahm. Das Minus beim EBIT weitete sich hin 31. März 2020 (10.419) ergibt sich ein Rückgang gegen von –13,5 Mio. EUR (Marge –1,6 %) auf um 0,9 %. Die Anpassung der personellen Res- –155,2 Mio. EUR (Marge –15,6 %) aus. Belastet sourcen wurde aufgrund des ausnehmend schwie- wurde das EBIT im 2. Quartal 2020/21 durch die rigen Marktumfeldes notwendig. HIGH PERFORMANCE METALS DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER HIGH PERFORMANCE METALS DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2019 30.06.2020 30.09.2019 30.09.2020 30.09.2019 30.09.2020 in % Umsatzerlöse 777,6 527,3 723,3 534,4 1.500,9 1.061,7 –29,3 EBITDA 99,2 40,4 78,2 36,4 177,4 76,8 –56,7 EBITDA-Marge 12,8 % 7,7 % 10,8 % 6,8 % 11,8 % 7,2 % EBIT 57,1 –1,5 35,3 –4,7 92,4 –6,2 –106,7 EBIT-Marge 7,3 % –0,3 % 4,9 % –0,9 % 6,2 % –0,6 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 14.302 12.902 13.837 12.381 13.837 12.381 –10,5 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF kamen neben dem weiter herausfordernden Markt Das 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2020/21 war umfeld auch die typischen saisonalen Effekte zum von der COVID-19-Pandemie geprägt. Deren Tragen. Gleichzeitig hat die erhöhte Wettbewerbs Auswirkungen dämpften die Nachfrage nach intensität zu verstärktem Preisdruck geführt. Werkzeugstahl und Sonderwerkstoffen über alle Regionen und Branchen stark. Zusätzlich zu den Im aktuellen Geschäftsjahr hat sich der Bereich einbrechenden Auftragseingängen belasteten im Werkzeugstahl durch die zuletzt bereits rückläu- 1. Quartal 2020/21 innerbetriebliche Maßnahmen fige Dynamik der Automobilindustrie weiter ab- zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter sowie geschwächt. Indem Kunden die Freigabe neuer behördlich veranlasste Lockdowns die Auslastung Projekte und Modelle verzögerten, reduzierte sich der Werksstandorte. Ungeachtet der schwierigen die Nachfrage. Im 2. Geschäftsquartal zeigte sich Umstände konnten die Kundenaufträge fristge- gegenüber dem unmittelbaren Vorquartal vor recht abgewickelt werden. Im 2. Quartal 2020/21 allem in China eine leichte Erholung. Auch die BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 9
stark in Asien belieferte Konsumgüterindustrie zeigte sich nur eine leichte Erholung. Noch deut- wies im 2. Quartal 2020/21 eine Erholung der licher fiel die Abschwächung im Luftfahrtsektor Nachfrage auf. der Region aus. In Nordamerika war die Division aufgrund der Anders verlief die Entwicklung im Bereich der Ausrichtung des Produktmix an den Sektoren Sonderwerkstoffe. Die massiven Einschnitte in der Luftfahrt sowie Öl und Gas besonders stark von Luftfahrtindustrie hatten signifikante Auswirkungen den negativen wirtschaftlichen Effekten der Pan- auf die Bauraten der international führenden demie betroffen. Erschwerend wirken nach wie Flugzeugproduzenten. Die deutlich zurückgegan- vor die Handelshemmnisse in Form von Schutz- genen Passagierzahlen und Flugreisen wirkten zöllen (Section 232) sowie Anti-Dumping-Sank sich drastisch auf die finanzielle Situation der tionen bei der Einfuhr von Stahlprodukten in die Fluggesellschaften sowie den Bedarf an neuen USA. Auch in Südamerika war die High Perfor- Flugzeugen aus. Dies führte zu einem Bestands mance Metals Division mit der Ausbreitung von abbau innerhalb der Supply Chains und damit zu COVID-19 und deren negativen Auswirkungen Einbrüchen bei kurzfristigen Abrufen sowie zu konfrontiert. Verschiebungen von Langfristaufträgen. Von einer Eine vergleichsweise positive Entwicklung im Erholung des Bedarfs kann erst mittelfristig aus- 1. Halbjahr 2020/21 weist die Auftragslage in gegangen werden. China auf. Während die Nachfrage in anderen asiatischen Ländern deutlich unter dem Vorjah- Im Öl- und Gassektor war die High Performance resniveau lag, verbesserte sich die Situation in Metals Division ebenfalls mit sehr herausfordern- China zusehends. Insbesondere das 2. Quartal den Bedingungen konfrontiert. Neuprojekte in 2020/21 zeigte eine markante Erholung. der Exploration, speziell im Fracking-Markt in den Die wesentlichen Werksstandorte des Geschäfts- USA, sind vom Rückgang besonders betroffen. bereiches High Performance Metals Production Bereits laufende komplexe Langfristprojekte etwa konnten die Produktion mit einer zum Teil stark in Brasilien wurden fortgesetzt. Insgesamt und mit verringerten Auslastung über die gesamte dem Fokus auf hochwertige Werkstoffe wie z. B. Berichtsperiode aufrechterhalten. Mit den gra- Nickelbasislegierungen konnte die High Perfor- vierendsten Einbrüchen konfrontiert waren Ge- mance Metals Division ihre internationale Wett- sellschaften, deren Produktion stark an der Luft- bewerbsposition auch in diesem schwierigen fahrtindustrie sowie auf dem Öl- und Gassektor Umfeld behaupten. orientiert ist. Umfangreiche Kostenprogramme zur Stabilisierung der Ergebnisse wurden an den Wachsende Aktivitäten bei ungünstigen Markt- Standorten ebenso implementiert wie Investi bedingungen verzeichnete auch der Bereich Bau- tionsprojekte verschoben, um die finanzielle B asis teile und Komponenten auf Basis additiver Ferti zu stärken. gungsverfahren (3D-Druck). Die Division verfügt inzwischen über ein globales Netz an Druckstand- Der Geschäftsbereich Value Added Services war orten und zwei voll ausgestattete Pulverver- in Europa und insbesondere in Deutschland stark düsungszentren in Österreich und Schweden. vom Rückgang der Nachfrage betroffen, während sich das Absatzvolumen in China kontinuierlich Regional betrachtet verlief die Entwicklung für die erholte. Neben kostensenkenden Maßnahmen High Performance Metals Division der voestalpine reagierte der Bereich auf das widrige Umfeld auch im 1. Halbjahr 2020/21 uneinheitlich. In Europa mit Bestandsreduktionen. Virtuelle Meetings er- führten die Werksschließungen in der Autoindus- laubten es, den Fokus auf eine aktive Kunden trie zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage betreuung trotz der eingeschränkten Reiseaktivi- im Segment Werkzeugstahl. Im 2. Quartal 2020/21 täten im 1. Halbjahr 2020/21 weiter zu pflegen. 10
FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN (Marge –0,6 %) im negativen Bereich, nachdem Die Umsatzerlöse der High Performance Metals im 1. Halbjahr 2019/20 noch 92,4 Mio. EUR Division bewegten sich im 1. Halbjahr des Ge- (Marge 6,2 %) zu Buche standen. schäftsjahres 2020/21 mit 1.061,7 Mio. EUR um Im Vergleich vom 1. zum 2. Quartal 2020/21 zeigt –29,3 % unter dem Vorjahresniveau (1.500,9 Mio. sich eine Stabilisierung bei den Umsatzerlösen. EUR). Maßgeblich für den Rückgang war eine Während diese im 1. Quartal bei 527,3 Mio. EUR Verringerung der Auslieferungen im Jahresver- lagen, erhöhten sie sich im Folgequartal gering- gleich um über 20 %. Zusätzlich fließen in die fügig auf 534,4 Mio. EUR. Dabei konnten tenden- Abnahme der Umsatzerlöse auch ein etwas ziell höhere Versandmengen ein leicht schwäche- niedrigeres Preisniveau sowie ein ungünstigerer res Preisniveau kompensieren. Die Aufwendungen Produktmix ein. So waren höherpreisige Sonder- für die traditionell umfangreicheren Instandhal- werkstoffe und Schmiedeprodukte für die Flug- tungen der Anlagen über den Sommer führten zeugindustrie sowie den Öl- und Gassektor über- jedoch zu einer Verringerung des EBITDA um proportional vom wirtschaftlichen Abschwung 9,9 % auf 36,4 Mio. EUR im 2. Quartal 2020/21 infolge der COVID-19-Pandemie betroffen. Die (1. Quartal: 40,4 Mio. EUR). Die EBITDA-Marge Kombination aus stark rückläufigen Produktions- veränderte sich dadurch von 7,7 % auf 6,8 %. und Versandmengen mit negativen Trends bei Im gleichen Zeitraum fiel das EBIT von –1,5 Mio. Preisen und Produktmix prägten auch die Ent- EUR (Marge –0,3 %) auf –4,7 Mio. EUR (Marge wicklung auf der Ergebnisseite. Begrenzt werden –0,9 %). konnte die Abnahme des operativen Ergebnisses Die Anzahl der Beschäftigten (FTE) der High Per- (EBITDA) über fundamentale Einschnitte in den formance Metals Division lag zum 30. September Kostenbereichen. Dazu zählten auch strukturelle 2020 bei 12.381. Das bedeutet eine signifikante Anpassungen der personellen Kapazitäten an Reduktion des Beschäftigtenstandes um 10,5 % jenen Standorten, die nachhaltig vom Einbruch gegenüber dem Vergleichsstichtag des letzten der Nachfrage berührt sind. Dennoch liegt das Geschäftsjahres (13.837). Gegenüber dem Bilanz- EBITDA mit 76,8 Mio. EUR im 1. Halbjahr 2020/21 stichtag 31. März 2020 (13.404) ergibt sich eine um 56,7 % unter dem Wert der Vergleichsperiode Verminderung um 7,6 %. Der Rückgang des Be- des Vorjahres (177,4 Mio. EUR). Die EBITDA- schäftigtenstandes ist die Konsequenz eines Marge verminderte sich damit von 11,8 % auf personellen Anpassungsbedarfes, der sich aus 7,2 %. Das Betriebsergebnis (EBIT) befindet sich strukturell veränderten Rahmenbedingungen in im aktuellen Berichtszeitraum mit –6,2 Mio. EUR wesentlichen Kundensegmenten ergibt. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 11
METAL ENGINEERING DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER METAL ENGINEERING DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2019 30.06.2020 30.09.2019 30.09.2020 30.09.2019 30.09.2020 in % Umsatzerlöse 778,8 669,2 758,7 666,7 1.537,5 1.335,9 –13,1 EBITDA 90,0 54,6 82,3 55,7 172,3 110,3 –36,0 EBITDA-Marge 11,6 % 8,2 % 10,8 % 8,3 % 11,2 % 8,3 % EBIT 44,9 10,3 31,4 –19,9 76,3 –9,6 –112,6 EBIT-Marge 5,8 % 1,5 % 4,1 % –3,0 % 5,0 % –0,7 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 13.371 13.061 13.369 12.878 13.369 12.878 –3,7 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF ruar 2020 die Aktivitäten in den Bau und die In- Zweigeteilt wie bereits in den vergangenen bei standhaltung von Hochgeschwindigkeitsstrecken den Jahren verlief die Entwicklung in der Metal weiter vorangetrieben. Einzig in Nordamerika kam Engineering Division. Der global aufgestellte Ge- es in der Eisenbahninfrastruktur aufgrund von schäftsbereich Railway Systems konnte den posi deutlich rückläufigen Warentransporten zu ge- tiven Trend der letzten Jahre fortsetzen und war ringeren Aktivitäten in der Instandhaltung. Im dort nur temporär bzw. regional von der Ausbreitung privat organisierten Güterverkehr hängt diese der COVID-19-Pandemie betroffen. Mit deutlich stark vom konjunkturellen Verlauf ab. Eine im schwierigeren Bedingungen war im gleichen Vorjahresvergleich stabile Tendenz weist das Zeitraum der Bereich Industrial Systems konfron- stärker auf Europa ausgerichtete Segment Rails tiert. Nachdem sich die Dynamik in den Kunden- (Schienen) bei den Auslieferungen von Premium- segmenten Automobilindustrie sowie Öl- und schienen auf. Die Folge war eine gute Auslastung Gassektor bereits im Laufe des vergangenen der Produktion am Schienenstandort Donawitz, Geschäftsjahres abgeschwächt hatte, wirkte sich Österreich. COVID-19 zusätzlich negativ auf die Nachfrage aus. Als Folge dieser Entwicklungen wurde die Im Geschäftsbereich Industrial Systems zeigte geplante Instandhaltung eines der beiden Hoch- sich das Umfeld im 1. Halbjahr 2020/21 wie ein- öfen am Standort Donawitz, Österreich, um einige leitend beschrieben besonders herausfordernd. Wochen vorgezogen. Die Inanspruchnahme staatlicher Kurzarbeits modelle konnte die negative Entwicklung etwas Innerhalb des Geschäftsbereiches Railway Systems bremsen. Kostensenkende Maßnahmen wurden entwickelte sich insbesondere das Produktsegment ebenso intensiviert wie umfangreiche Programme Turnout Systems (Weichensysteme) sehr zufrieden zur Steigerung der Effizienz. Zu den besonders stellend. Wenn auch nicht gänzlich unberührt von massiv von der COVID-19-Pandemie betroffenen COVID-19, zeigten sich die Projektaktivitäten in Produktsegmenten zählte Wire Technology (Draht). Europa, Asien, Australien und Südamerika doch Die Auslastungsniveaus an den Produktionsstand- auf gutem Niveau. So wurden in China nach den orten in Europa waren für dieses Segment im pandemiebedingten Projektstillständen im Feb- 1. Halbjahr 2020/21 gering. Aufgrund der starken 12
Ausrichtung auf die Autozulieferindustrie wirkten Geschäftsbereich Industrial Systems fielen die sich hier die mehrwöchigen Produktionsschließun- Umsatzerlöse im Jahresvergleich im 1. Halbjahr gen der OEMs (Original Equipment Manufacturer) 2020/21 dennoch um 13,1 % auf 1.335,9 Mio. verstärkt aus. Da die Kunden Bestände innerhalb EUR (1. Halbjahr 2019/20: 1.537,5 Mio. EUR). der Wertschöpfungsketten abbauten, profitierte Vor allem jene Produktsegmente innerhalb von Wire Technology erst verspätet von der schrittwei- Industrial Systems, die stark auf die Automobil- sen Erholung der Autoindustrie. sowie die Öl- und Gasindustrie ausgerichtet sind, Einem ähnlich schwierigen Marktumfeld war das waren von massiv rückläufigen Versandvolumina Produktsegment Tubulars (Nahtlosrohre) ausge- betroffen. Die Auslastung im Segment Tubulars setzt. Die geringe weltweite Explorationstätigkeit hat bereits im Vorjahr signifikant nachgegeben. infolge des niedrigen Ölpreises ließ die Nachfrage Mit den einbrechenden Bohraktivitäten im Öl- und nach hochwertigen Nahtlosrohren stark zurück- Gassektor hat sich die Situation heuer nochmals gehen. Im Hauptmarkt USA belasten neben der verschärft. Das stark von der Autozulieferindustrie nachlassenden Marktdynamik auch Schutzzölle abhängige Segment Wire Technology hingegen der Regierung (Section 232) die Wettbewerbs zeigte nach einem Verfall der Nachfrage zu Beginn fähigkeit des Segments. Der im März 2020 ein- des Geschäftsjahres eine zunehmende Belebung. brechende Ölpreis hat sich zwar in den letzten Die Anpassung der Kostenstrukturen auf den ver Monaten tendenziell erholt, dennoch werden die minderten Bedarf konnte den Abschwung auf Bohraktivitäten der globalen Ölfirmen im Verlauf der Ergebnisseite bei Industrial Systems bremsen, des Geschäftsjahres weiter niedrig bleiben. Vor ebenso wie staatliche Unterstützungsprogramme diesem Hintergrund hat die Metal Engineering zur Dämpfung der Auswirkungen der COVID-19- Division der voestalpine Kurzarbeitsmodelle ge- Pandemie. Zusammen mit einer auch bei den nutzt und notwendige, strukturelle Einschnitte auf folgenden Kennziffern sehr robusten Entwicklung der Kostenseite vorgenommen. bei Railway Systems verminderte sich das Auch die Auslastung der Werksstandorte im Pro- EBITDA im 1. Halbjahr 2020/21 um etwas mehr duktsegment Welding (Schweißtechnik) hat sich als ein Drittel auf aktuell 110,3 Mio. EUR (1. Halb- im 1. Halbjahr 2020/21 etwas abgeschwächt. Im jahr 2019/20: 172,3 Mio. EUR). Entsprechend fiel Vergleich zu Wire Technology und Tubulars hat die EBITDA-Marge von 11,2 % auf 8,3 %. Beim sich die konjunkturelle Eintrübung jedoch weniger EBIT weist die Metal Engineering Division im stark bemerkbar gemacht. Während sich die aktuellen Berichtszeitraum ein Minus von 9,6 Mio. Nachfrage in China insgesamt sehr gut entwickelte, EUR (Marge –0,7 %) aus. Im Geschäftsbereich blieb die Dynamik in Nordamerika auf einem sehr Industrial Systems kamen neben der einbrechen- niedrigen Niveau. Hingegen gestaltete sich das den Nachfrage auch negative Sondereffekte zum Umfeld in Südamerika trotz der hohen Infektions- Tragen. Insgesamt wurden 30,9 Mio. EUR außer- raten im wichtigsten Markt Brasilien einigermaßen planmäßige Abschreibungen vorgenommen, die zufriedenstellend. überwiegend dem Produktsegment Tubulars zu- zurechnen sind. Im Vorjahr erwirtschaftete die FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN Division noch ein EBIT von 76,3 Mio. EUR (Marge Die Metal Engineering Division war im Berichts- 5,0 %). zeitraum innerhalb des voestalpine-Konzerns mit Im Quartalsvergleich vom 1. zum 2. Quartal den vergleichsweise geringsten Einbußen auf der 2020/21 zeigt die Metal Engineering Division eine Umsatzseite konfrontiert. Das hat die Division der durchwegs stabile Tendenz auf der Umsatz- wie sehr stabilen Entwicklung ihres Geschäftsbereiches auf der Ergebnisseite. Lediglich innerhalb des Railway Systems zu verdanken, der in etwa die Geschäftsbereiches Industrial Systems wurden Hälfte des Umsatzvolumens generiert. Aufgrund gegengleiche Tendenzen sichtbar. Während sich der überaus ungünstigen Bedingungen im zweiten die Bedingungen bei Tubulars im 2. Geschäfts- BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 13
quartal weiter verschlechterten, hellte sich das den negativen Bereich. Nach 10,3 Mio. EUR Umfeld im Produktsegment Wire Technology suk- (Marge 1,5 %) im 1. Quartal 2020/21 zeigt die zessive auf. Vor diesem Hintergrund kamen die Division im Folgequartal ein EBIT von –19,9 Mio. Umsatzerlöse im 2. Quartal 2020/21 mit 666,7 EUR (Marge –3,0 %). Mio. EUR annähernd auf dem Niveau des Vor- Die Beschäftigtenzahl in der Metal Engineering quartals (669,2 Mio. EUR) zu liegen. Auch ergeb- Division liegt mit 12.878 Mitarbeitern (FTE) per nismäßig hielten die Ziffern der Metal Engineering 30. September 2020 um 3,7 % unter dem Vor Division ein konstantes Niveau. Das EBITDA er- jahreswert von 13.369. Gegenüber dem Bilanz- reichte im 2. Quartal 2020/21 einen Wert von stichtag 31. März 2020 (13.310 Mitarbeiter) 55,7 Mio. EUR (Marge 8,3 %) und damit fast exakt betrug die Abnahme 3,2 %. Die personelle Re- den Wert des direkten Vorquartals (54,6 Mio. EUR; duktion ist auf die herausfordernden Bedingungen Marge 8,2 %). Das EBIT drehte aufgrund der im Geschäftsbereich Industrial Systems zurück- zuvor beschriebenen Einmaleffekte jedoch in zuführen. METAL FORMING DIVISION QUARTALSENTWICKLUNG DER METAL FORMING DIVISION Mio. EUR 1Q 2Q 1H 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 2019/20 2020/21 Verän- 01.04.– 01.04.– 01.07.– 01.07.– 01.04.– 01.04.– derung 30.06.2019 30.06.2020 30.09.2019 30.09.2020 30.09.2019 30.09.2020 in % Umsatzerlöse 737,6 456,0 715,7 636,5 1.453,3 1.092,5 –24,8 EBITDA 58,4 14,6 48,7 65,5 107,1 80,1 –25,2 EBITDA-Marge 7,9 % 3,2 % 6,8 % 10,3 % 7,4 % 7,3 % EBIT 24,3 –20,7 13,8 30,6 38,1 9,9 –74,0 EBIT-Marge 3,3 % –4,5 % 1,9 % 4,8 % 2,6 % 0,9 % Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode 12.374 10.854 12.486 11.443 12.486 11.443 –8,4 MARKTUMFELD UND GESCHÄFTSVERLAUF widrigen wirtschaftlichen Voraussetzungen lag Die Metal Forming Division war im 1. Halbjahr der Fokus auf kostensenkenden sowie effizienz- 2020/21 mit einem volatilen Marktumfeld kon- steigernden Maßnahmen. frontiert. Nach hochgradig schwierigen Bedin- gungen zu Beginn des Geschäftsjahres 2020/21 Ausgelöst durch die umfassenden Lockdowns im als Resultat der Ausbreitung der COVID-19- Zuge der COVID-19-Pandemie kam es im Ge- Pandemie verbesserte sich das Nachfrageniveau schäftsbereich Automotive Components (Auto- in wesentlichen Kundensegmenten schrittweise. mobilkomponenten) zu gravierenden Absatzein- Mitarbeiter an vielen europäischen Standorten brüchen. Die Autohersteller in Europa legten ab wurden als Reaktion auf den Einbruch der Nach- Mitte März die Produktion für mehrere Wochen frage zur Kurzarbeit angemeldet. Angesichts der still. Ende April bis Mitte Mai wurden die Produk- 14
tionswerke wieder hochgefahren und die Auslas- standorte von Tubes & Sections auch von steigen- tungsraten kontinuierlich erhöht. Abgesehen von den Bestellungen aus der Solarindustrie. Über den saisonalen Sommerstillständen erhöhten sich den gesamten Berichtszeitraum hinweg positiv im 2. Quartal 2020/21 die Produktionsraten der zeigten sich die Auftragseingänge bei Profilen europäischen Autowerke und damit auch jene für Lagersysteme. In regionaler Hinsicht war Groß der Autozulieferindustrie weiter. Durch den Fokus britannien zu Beginn des Geschäftsjahres mit auf das Premiumsegment konnten die Produk einem starken Einbruch der Buchungen konfron- tionsstandorte des Geschäftsbereiches Automo- tiert. Mit zunehmendem Verlauf gestaltete sich tive Components von einer schnelleren Erholung das Umfeld jedoch günstiger. Ähnlich zeigte sich profitieren. auch die Entwicklung in Brasilien, wo sich die Be Einer ähnlichen Entwicklung wie in Europa waren dingungen trotz hoher Infektionszahlen im größ- die Autokomponentenwerke der voestalpine in ten südamerikanischen Land zunehmend aufhell- Nordamerika ausgesetzt. Auch hier kam es etwa ten. Das gute Auslastungsniveau der Standorte zeitgleich zu flächendeckenden Produktionsstopps in den USA stützte sich primär auf den Boom in auf Seiten der OEMs (Original Equipment Manu- der Lagertechnik. Damit konnten die markant facturer). Die Produktionsanlagen der Automobil reduzierten Abrufe aus der Flugzeugindustrie kunden standen etwas länger still, dafür waren kompensiert werden. die Hochlaufkurven zum Teil steiler. Mit ein Grund für die ausgedehnteren Stillstände der OEMs Der Geschäftsverlauf im Bereich Precision Strip waren Versorgungsschwierigkeiten innerhalb der (Präzisionsstahlbänder) erwies sich im 1. Halbjahr Lieferkette. In China hatte sich die COVID-19- 2020/21 zwar tendenziell flacher als in den ver- Pandemie bereits um einige Wochen früher aus- gangenen Jahren, dennoch verzeichnete der gebreitet. Dementsprechend war der Bereich Bereich insgesamt eine zufriedenstellende Per- Automotive Components bereits im 4. Quartal formance. Die Auftragseingänge in den ersten des vorangegangenen Geschäftsjahres vom sechs Monaten 2020/21 erreichten ein gutes Einbruch der Nachfrage betroffen. Allerdings Niveau. Gegen Ende der aktuellen Berichtsperi- belebte sich die Pkw-Nachfrage deutlich früher ode verbesserten sich auch die Orderaktivitäten wieder. In der Folge erreichte die Auslastung der aus der Verpackungsindustrie. In Nordamerika voestalpine-Werke in China zu Beginn des Ge- entwickelten sich die Abrufe in Summe positiv bei schäftsjahres schon wieder ein gutes Niveau. ebenfalls hoher Volatilität. In China setzte bereits im 1. Quartal 2020/21 eine leichte Erholung ein, Nicht weniger herausfordernd zeigte sich das wohingegen in Europa sich das Marktumfeld erst Marktumfeld im Geschäftsbereich Tubes & Sections im Folgequartal etwas aufhellte. (Rohre & Profile) zu Beginn des Geschäftsjahres. Jedoch verzeichnete auch dieser Bereich einen Der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions stetigen Aufschwung im Verlauf des 1. Halbjahres (Regalsysteme) konnte die sehr gute Performance 2020/21. Bei Lieferungen von sicherheitsrelevan- der vergangenen Jahre nicht nur mit ins neue ten Rohrkomponenten für die Automobilindustrie Geschäftsjahr nehmen, sondern verbuchte dar- gestaltete sich die Erholungskurve im Vergleich über hinaus im 1. Quartal 2020/21 Rekordauf- zu Automotive Components etwas flacher. Das träge. Damit sind die Auslastungen der Standorte liegt vor allem daran, dass diese Produkte an die des Geschäftsbereiches bis Ende des aktuellen globale Autozulieferindustrie versendet werden Geschäftsjahres gut abgesichert. Zusätzlich stehen und sich die Belebung durch Lagereffekte etwas weitere Projekte vor dem Abschluss. Neben dem verzögerte. Angezogen haben darüber hinaus Hauptmarkt Europa werden die Aktivitäten zu die Abrufe der Nutzfahrzeugindustrie im 1. Halb- nehmend auch auf den nordamerikanischen jahr 2020/21. Profitieren konnten die Produktions Markt ausgedehnt. Die globale Ausbreitung von BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 15
OVID-19 hat den Trend zum Onlinehandel und C Mio. EUR). Da die spezifischen Rückgänge bei damit auch den Bedarf nach effizienten Lager- den Umsatzerlösen sowie beim EBITDA fast ident systemen weiter beschleunigt. sind, liegt die EBITDA-Marge in der aktuellen Berichtsperiode mit 7,3 % praktisch auf dem FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN Niveau des Vorjahres (7,4 %). Das Betriebsergeb- Die Metal Forming Division weist bei den finanzi- nis (EBIT) sank im Jahresvergleich um 74,0 % auf ellen Leistungsindikatoren im aktuellen Berichts- 9,9 Mio. EUR bei einer Marge von 0,9 % (1. Halb- zeitraum deutlich rückläufige Entwicklungen auf, jahr 2019/20: 38,1 Mio. EUR; Marge 2,6 %). die als Folge der wirtschaftlichen Eintrübung im Im direkten Quartalsvergleich vom 1. zum 2. Quar- Zusammenhang mit COVID-19 zu sehen sind. So tal 2020/21 erreichte die Metal Forming Division gingen die Umsatzerlöse im Jahresvergleich um massive Steigerungen bei ihren Kennziffern. Vor 24,8 % auf 1.092,5 Mio. EUR im 1. Halbjahr allem in den beiden größeren Geschäftsbereichen 2020/21 zurück (1. Halbjahr 2019/20: 1.453,3 Tubes & Sections sowie Automotive Components Mio. EUR). Das deutlichste Minus verzeichnete wurde die Erholung in wesentlichen Kundenseg- dabei der Bereich Automotive Components auf- menten deutlich sichtbar. Das manifestiert sich grund der mehrwöchigen Produktionsstillstände in einem Sprung bei den Umsatzerlösen um der Autoproduzenten in Europa und den USA. 39,6 % auf 636,5 Mio. EUR im 2. Quartal 2020/21 Ebenfalls mit markanten Umsatzrückgängen kon- (1. Quartal 2020/21: 456,0 Mio. EUR). Von einem frontiert waren die Bereiche Tubes & Sections niedrigen Niveau ausgehend, steigerte sich das sowie Precision Strip. Ergebnismäßig waren die EBITDA im gleichen Zeitraum von 14,6 Mio. EUR Entwicklungen in den einzelnen Geschäftsbe (Marge 3,2 %) auf 65,5 Mio. EUR (Marge 10,3 %). reichen der Division ähnlich. In einem extrem Lag das EBIT im 1. Quartal 2020/21 mit –20,7 herausfordernden Umfeld wirkten substanzielle Mio. EUR (Marge –4,5 %) noch im negativen Maßnahmen auf der Kostenseite sowie Z uschüsse Bereich, drehte es im Folgequartal deutlich ins im Rahmen der staatlichen Kurzarbeitsmodelle Plus und erreichte einen Wert von 30,6 Mio. EUR stabilisierend. So verminderten sich zwar die (Marge 4,8 %). operativen Ergebnisse der Geschäftsbereiche Die Maßnahmen, die auf der Personalseite im der Division, doch blieben die Einbußen in einem herausfordernden Umfeld zu treffen waren, spie- überschaubaren Rahmen. Eine Ausnahme im geln sich in der Entwicklung des Beschäftigten insgesamt vom Abschwung geprägten Bild standes der Metal Forming Division wider: Die machten Warehouse & Rack Solutions, die eine Anzahl der Beschäftigten (FTE) reduzierte sich per stabile EBITDA-Performance erreichten. Vor 30. September 2020 auf 11.443 und sank damit diesem Hintergrund fiel das Minus beim EBITDA um 8,4 % unter den Wert des Vorjahres (12.486). mit 25,2 % auf 80,1 Mio. EUR im 1. Halbjahr Gegenüber dem Bilanzstichtag 31. März 2020 2020/21 moderat aus (1. Halbjahr 2019/20: 107,1 (11.633) betrug die Personalreduktion 1,6 %. 16
INVESTITIONEN spektrums. Die ersten sechs Monate des aktuellen Geschäftsjahres standen im Zeichen von volu- Der voestalpine-Konzern konnte in den vergan- mensmäßig überschaubareren Vorhaben. Unter genen Jahren eine Reihe von strategisch relevan- anderem investiert die Steel Division aktuell in ein ten Investitionen erfolgreich umsetzen. Darunter Prüfzentrum zur Bestimmung der mechanischen Weichenstellungen zur Festigung der Qualitäts- Eigenschaften von kaltgewalzten Stahlbändern. und Technologieführerschaft, notwendige Ersatz Darüber hinaus ging im 1. Halbjahr 2020/21 im investitionen und nicht zuletzt ausgewählte Pro- Segment Grobblech eine neue Richtmaschine in jekte, um zu expandieren. Mit diesen Wachs- Betrieb. Beim Steel Service Center auf dem Werks- tumskonzepten in technologisch anspruchsvollen gelände in Linz, Österreich, steht eine Längsteil- Kundensegmenten ging eine verstärkte regionale anlage kurz vor der Inbetriebnahme. Diversifikation einher, womit der voestalpine- Konzern in globaler Hinsicht heute breiter aufge- Das Investitionsvolumen in der High Performance stellt ist. Das Geschäftsjahr 2019/20 hat eine Metals Division fiel mit 97,9 Mio. EUR im 1. Halb- Konsolidierungsphase eingeleitet. Sie dient zum jahr 2020/21 (Vorjahr 114,3 Mio. EUR) moderat einen der Optimierung der bestehenden Anlagen höher aus als in den anderen drei Divisionen. im täglichen Betrieb, zum anderen richtet sich Ungeachtet COVID-19 wurde die Errichtung des damit der Fokus auf die Cashflow-Generierung in neuen Edelstahlwerkes in Kapfenberg, Österreich, einem herausfordernden Umfeld. Es ist das er- vorangetrieben. Allerdings hat die Pandemie klärte Ziel, die Investitionshöhe im Geschäftsjahr zu gewissen zeitlichen Verzögerungen in der 2020/21 im Vorjahresvergleich nochmals deutlich Bauphase geführt. Nachdem im Geschäftsjahr zu senken. Dabei weicht der voestalpine-Konzern 2019/20 die Konstruktion der Stahlwerkshalle ab auch künftig nicht von der Kernstrategie ab, geschlossen werden konnte, konzentriert sich die seine technologische Vorreiterrolle zu behaupten. Projektleitung aktuell auf die Anlagenmontage Weitreichende und zukunftsweisende Maßnahmen für mechanische Komponenten, auf die Medien- kommen schon in naher Zukunft weiterhin zur versorgung wie Wasser, Gase etc. sowie die Elektrik. Realisierung. Vor diesem Hintergrund beläuft sich das Investitionsvolumen des voestalpine-Konzerns Die Investitionshöhe in der Metal Engineering im 1. Halbjahr 2020/21 auf 244,9 Mio. EUR. Da- Division lag im 1. Halbjahr 2020/21 mit 42,1 Mio. mit wurden um 27,4 % weniger Aktivierungen in EUR um 31,3 % unter dem Vorjahreswert von Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und 61,3 Mio. EUR. Infolge des verringerten Bedarfs Beteiligungen getätigt als im entsprechenden der Weiterverarbeitungsbetriebe vor dem Hinter- Vorjahreszeitraum (337,5 Mio. EUR). grund von COVID-19 wurden die geplanten In- standhaltungsaktivitäten bei einem der beiden Der Investitionsaufwand der Steel Division ver- Hochöfen am Standort Donawitz, Österreich, um minderte sich im Vorjahresvergleich um 17,6 % einige Wochen vorgezogen. Die Arbeiten wurden von 72,2 Mio. EUR im 1. Halbjahr 2019/20 auf routinemäßig über den Sommer erledigt. Am 59,5 Mio. EUR im aktuellen Berichtszeitraum. Das 22. September 2020 hat die Metal Engineering in der Relation zur laufenden Abschreibung ge- Division die weltweit modernste Stranggieß- ringe Investitionsniveau erklärt sich dadurch, dass anlage (CC4) am Standort Donawitz, Österreich, in den vergangenen Geschäftsjahren zahlreiche eröffnet. Mit der Inbetriebnahme des vollauto- bedeutende Anlagen erneuert und damit auch matisierten Aggregats wird künftig eine zusätz technologische Maßstäbe gesetzt wurden. Diese liche Qualitätssteigerung bei der Herstellung von Aggregate der neuesten Generation erlauben Stahlgüten für die weiterverarbeitenden Bereiche die Herstellung eines hochqualitativen Güten der Division erzielt. BERICHT ZUM 1. HALBJAHR 2020/21 17
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