Bernhard Ludwig Programme - kabarett.at
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Programme Bernhard Ludwig Anleitung zum Herzinfarkt Überlassen Sie Ihr Herz nicht dem Zufall - organisieren Sie Ihr persönliches Infarktprogramm. Sie lernen lachen über sich und: Die Vorteile der Zigarette / Emanzipation der Koronargefäße / Mit Hochdruck schneller leben / Autofahren für A-Typen / Frei fließende Ärgerbereitschaft / Sexualgolf / Rhetorik für Herzkasperl / Ob Joggen wirklich verblödet. Anleitung zum Diätwahnsinn Ein Programm, wie Sie nach mühsamer Gewichtsabnahme garantiert wieder übergewichtig werden. Mollig sein kann jeder, wenn Sie richtig fett werden wollen, brauchen Sie einen Therapeuten. Sie lernen lachen über sich und: Wie man Diätopfer züchtet / Wie Sie Ihrem Partner Sexfallen stellen / Wie Sie sexuelle Zufriedenheit verhindern und damit Streichelfett fördern / Killerdiäten, die sich bewährt haben. Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit Das neue Programm ist aus der „overworked and underfucked“ Forschung des Herzkabaretts entstanden. Sexuelle Unlust ist trainierbar ! Im Sexual- healing-Teil werden auch anonym abgegebene Sexualfragen mit der Technik der provokativen Therapie beantwortet. Das Thema Sexualität wird explizit und für Kinder ungeeignet abgehandelt. Sie lernen lachen über sich und: Die Qual der Partnerwahl / Re-Ejaculation / Ersummen der Kuckucksquote / Heilung von Kleinschwänzigkeit / Zupacken mit dem PC / Was alle Frauen wollen / Genderlektion: Mars vs. Venus / Länger leben - besser bumsen. Best of... Das Beste aus den drei Programmen.
Leo Lukas meint:“... es ist ein Kabarett ...“ Es soll Kollegen geben, die mit Bernhard Ludwig keine rechte Freude haben. Manchmal kann man so einen beobachten, wie er, leicht angegilbt vor Neid, in eine brechend volle Ludwig-Vorstellung linst, um wenige Minuten später von dannen zu eilen, kopfschüttelnd und immer wieder denselben Satz lamentierend: „Das ist ja kein Kabarett ... Das ist ja kein Kabarett ...“ Ist es aber doch, meine Lieben. Wenn manche Künstler und gewisse Kritiker die sehr schöne, sehr zeitgenössische und sehr erfrischend offene Kunstform des Kabaretts auf Gesichterschneiden und Viele-verschiedene-Stimmen-nachmachen reduzieren wollen, ist das nicht nur schade, sondern auch historisch falsch. Der Ahnvater aller Kabarettisten, Aristide Bruant, war ein Wirt, der nicht viel anderes tat als seine Gäste pointiert zu beflegeln. In Bruants „chat noir“ und den anderen ersten „Cabarets“ traten alle möglichen seltsamen Vögel auf, Literaten und Chansonniers, frühe Aktionisten und Performance-Artisten, Kunstpfeifer, Ausdruckstänzerinnen ... Das französische Wort cabaret bezeichnet ja ursprünglich diese großen Schüsseln mit den verschiedenen Unterteilungen, für Salate, Mixed Pickles und andere kleine Gustostückerln - Sie kennen das sicher, und sei es in der Plastikvariante als „Knabberbox“ vom Hofer (Goldfischli, Brezeln und diese runden Kümmeldinger, die immer übrig bleiben). Da haben Bernhard Ludwig und seine Flipchart allemal Platz. Gutes Kabarett sollte, wenn Sie mich fragen, unterhaltsam, geistreich, mehrschichtig und originell sein und von einer oder mehreren Personen mit einer eigenen, eigenständigen, persönlichen Art von Charisma über die Bühne gebracht werden. Bernhard Ludwigs Vorträge sind gutes Kabarett. Und zugleich etwas radikal Neues. Nicht nur, weil er Elemente aus einem (scheinbar?) ganz anderen Genre, der Verhaltenstherapie, eingebracht hat, Methoden und Techniken vom Tortendiagramm bis hin zur Massenhypnose, sondern auch, weil er ein Tabu gebrochen hat, das in den letzten beiden Jahrzehnten entscheidend stilbildend war: Er hat den Zeigefinger wieder salonfähig gemacht. Denn der Zeigefinger war verpönt. Fast jede Art von Kritik war erlaubt, gewitzelt werden durfte über alles und jeden, auf jedem beliebigen Niveau (und immer noch eine Lade darunter). Nicht so Bernhard Ludwig. Der kennt da nix. Ungeniert erklärt er, den Zeigefinger oder den Filzschreiber sowie die Stimme hoch erhoben, wie man/frau ein bisschen besser essen, sich gesund erhalten, ja sogar bumsen könnte. Und das Publikum frisst ihm aus der Hand, stürmt
Vorstellungen, die vier Stunden (!) dauern, zu den unmöglichsten Terminen stattfinden und fast nur durch Mundpropaganda beworben werden. Warum? Weil die Leute, glaube ich, des ständigen „Wos soll ma denn tuan, is eh ollas fia di Fisch“-Gejammers langsam überdrüssig werden. Weil sie dankbar sind für einen, der, zumindest was eine Handvoll zentraler Lebensbereiche betrifft, sich traut, Dinge geradeheraus beim Namen zu nennen und zumindest einige Punkte aufzuzeigen, wo man/frau sehr wohl etwas tun kann, wo nicht alles sinn- und nutzlos ist. Immer und immer wieder legen wir Kabarettisten, beispielsweise in Interviews, großen Wert darauf, nur ja keine Gurus sein zu wollen. Bei Bernhard Ludwig bin ich mir da nicht so sicher. Und? Schlecht? Der Mann mit dem Zeigefinger ist vielleicht einfach einen Schritt weiter. Er stellt sich dieser Gefahr und geht damit, wie ich finde, sehr bewusst und recht verantwortungsvoll um. Momentan sieht's jedenfalls nicht so aus, als würde er in die Fußstapfen eines anderen Unterhaltungskünstlers, des Sience Fiction-Autors L. Ron Hubbard, treten und eine eigene Religion gründen wollen. Und gegen eine zukünftige „Ludwig-Schule des Angewandten Kabaretts“ ist ja wohl nichts einzuwenden. (Autor: Leo Lukas, Titel „Der Mann mit dem Zeigefinger“) Mag. Stefan Geyerhofer meint „... es ist eine Großgruppen - Kurzzeittherapie ...“ Bernhard Ludwigs Seminarkabaretts überschreiten sowohl die Grenzen des Seminars, als auch jene des Kabaretts. Eigentlich handelt es sich bei Ludwigs humoristischen Provokationen unserer persönlichen Unzulänglichkeiten und Merkwürdigkeiten um Psychotherapie: Großgruppen - Kurzzeittherapie! Gekonnt nützt er den Humor, um Abwehrmechanismen zu umgehen, macht es den TeilnehmerInnen (KlientInnen) scheinbar spielerisch leicht, zu den ältesten Tabus, den peinlichsten Schrammen und Defiziten ihres Denkens, Tuns und Fühlens vorzudringen, lässt sie ihre persönlichen „AHA's“ ausdrücken oder auf der eigenen Seife ausrutschen („Hoppala, ertappt“) und fängt sie gefühlvoll und gekonnt mit Empathie und einem neuerlichen Lacher auf. So lassen wir uns auch mit den ganz persönlichen Problemen gerne konfrontieren! Scheinbar nebenbei, und oft in Trance induzierten Botschaften, bietet Ludwig seinen KlientInnen (TeilnehmerInnen) Lösungen an und macht so Veränderungen nicht nur wahrscheinlich, sondern unvermeidlich....... Mag. Stefan Geyerhofer Ads. Prof. Institut f. Systemische Therapie Webster University, Vienna
Pressestimmen Der Standard, 18.07.2000, Peter Blau Eine Anleitung zur perfekten Vermarktung Die Strategien des Seminar-Kabarettisten Bernhard Ludwig „Eine Therapie, bei der nicht gelacht wird, ist mir suspekt“, sagt Bernhard Ludwig, der in konsequenter Ausübung seiner Überzeugungen vor sieben Jahren vom Verhaltenstherapeuten zum Seminar-Kabarettisten reifte. Hatte er bis dahin seine pointiert-provokativen Vorträge zu den Themenbereichen Übergewicht und Herzinfarkt vorwiegend als prophylaktische Fortbildungskurse an Führungskräfte und andere Risikogruppen verkauft, eröffnete ihm der Schritt auf die Kleinkunstbühnen ein sehr viel breiter gefächertes und nahezu unerschöpfliches Patientenfeld. Vor allem mit seinem jüngsten Programm Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit und seinem vierstündigen Best of ist er seit Jahren nicht nur ein Garant für ausverkaufte Kabarett-Lokale, sondern auch ein gern geladener Gast zu Ärztekongressen im In- und Ausland. „Wenn ein Sänger auch Bilder malt, dann sagen die Leute, der gehört entweder mehr zu den Malern oder mehr zu den Sängern. Bei mir ist das so, dass die Kabarettisten und die Psychotherapeuten sagen: Du gehörst zu uns. Ich werde von beiden Seiten voll akzeptiert. Das ist mir gelungen - und das ist geil.“ Dem 52-jährigen Vater von vier Töchtern, der nach Ansicht des Kabarettisten Leo Lukas „den im Kabarett verpönten Zeigefinger wieder salonfähig gemacht hat“, wurde unlängst die Wirksamkeit seiner Großgruppen-Kurzzeittherapien wissenschaftlich bestätigt: Eine von 20 Schweizer Medizinern durchgeführte Studie „Präventive Intervention durch Seminar-Kabarett?“ attestiert Ludwig, seine Programme seien ein „erfolgreiches und zukunftsversprechendes Projekt“, dessen „größtes Potenzial im Bereich der Sensibilisierung und Mobilisierung“ liege. Die große Nachfrage nach seinen interaktiven Programmen - „Therapeutische Einstiegsdrogen!“ - veranlasste Bernhard Ludwig vergangenes Jahr dazu, Mittel und Wege zu suchen, seinen kabarettistischen Kreuzzug wider die allgemeine Verklemmtheit auch ohne persönliche Anwesenheitspflicht voranzutreiben.
Erster Schritt: ein interaktiver Kinofilm. „Das klingt eigentlich wie ein Widerspruch in sich, aber das schön Skurrile an der Geschichte ist, dass der Film funktioniert, als wäre es live.“ Denn was auf den ersten Blick wie die simple Aufzeichnung seines Sexfrust-Programms daherkommt, entpuppt sich als ein - dank ausgeklügelter akustischer Täuschungen - raffiniertes Spiel mit dem Publikum: „Das Geheimnis ist, dass durch die Aufnahmetechnik 150 Gespenster im Saal sitzen. Das hat so noch niemand gemacht. 25 Prozent der Handlung spielt gewissermaßen im Saal. Das ist das Geile an der Geschichte.“ (Derzeit zu sehen in Linz, Salzburg, Innsbruck.) Münchner Merkur, 24.04.1998 Inge Beutler Franchise-System Auch auf dem Merchandising-Sektor hat Ludwig, dessen Programme selbstredend auf Video & CD erhältlich sind, mit eigenen Armbanduhr- Kreationen Hochpreis-Neuland erschlossen. Für Aufsehen in der Kabarettszene sorgt sein neuester Vorstoß: Er vergibt seine Programme in einer Art Franchisesystem an andere Vortragende. Interessenten dafür haben sich bereits in England, Holland und Deutschland gemeldet. Doch vorerst will Ludwig das von so manchen Kabarett-Kollegen mit Kopfschütteln quittierte Experiment im eigenen Land überwachen: Ab Herbst wird Genre-Altmeister I Stangl die Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit allwöchentlich im Wiener Kabarett Niedermair zum Besten geben. „Ich will meine Programme von meiner Person trennen“, erklärt Ludwig. „Mein Vorbild ist ja kein Kabarettist, sondern Dale Carnegie, der gewissermaßen auch 50 Jahre nach seinem Tod noch Bestseller schreibt oder seine Seminare führt. Ich möchte eine Firma haben, die mein Werk auch in Zukunft weiter vermarktet.“ Um seinen Lebensplan zu realisieren, konzentriert sich Bernhard bereits ganz auf seinen nächsten Coup - den Sprung in die USA: „Ich mache jetzt einen Crash-Kurs und spiel' das Programm dann auf Englisch, one-to-one gecoacht von der Berlitz-School. Mein Ziel ist es, im Jahr 2001 am Broadway oder in Las Vegas aufzutreten.“ Oder passenderweise vielleicht in der Carnegie-Hall...
Persönliches Infarktprogramm Bernhard Ludwig gastierte in der Klinik Höhenried Bernried - Ein einmaliges Experiment versprach Bernhard Ludwig den Zuhörern in der vollbesetzten Mehrzweckhalle der Klinik Höhenried. Er gab nicht nur Anleitung zum Herzinfarkt, sondern sprach auch über Diät- Wahnsinn und Sex-Frust. Mit seinem Seminar-Kabarett nahm der Psycho- loge, tätig auf dem Gebiet der Rehabilitation und Prophylaxe von koronaren Erkrankungen, auch sich selbst auf den Arm. Schwer fiel es den Zuschauern, sich „interaktiv“ zu verhalten und die Gesichtszüge weich und glatt zu lassen, wie Bernhard Ludwig eingangs forderte. Denn die Lachmuskeln wurden an diesem Abend arg strapaziert. „Überlassen Sie ihr Herz nicht dem Zufall, organisieren Sie Ihr persönliches Infarktprogramm“, riet Bernhard Ludwig den Zuhörern. Größtes Gewicht sei hier auf das Rauchen gelegt: eine Zigarette erspare 25 Minuten radeln, welch ein Zeitgewinn! Auch Frauen müssten heutzutage nicht nachstehen, denn durch die Kombination Rauchen und Pille hätten sie ihre Koronargefäße genügend emanzipiert. Auch geeignet für den frühzeitigen Infarkt: die „Deutschland-Diät“ (50 Prozent Fett, 20 Prozent Eiweiß und 30 Prozent Kohlehydrate). „Sexuelle Unlust ist trainierbar“, machte er den Zuhörern Mut. Urlaub müsse nicht gesund sein. Die Erwartungen an den Partner seien zu hoch und was dabei herauskommt, bringt Bernhard Ludwig auf einen Nenner: „Sex-Unzufriedenheit = Erwartetes dividiert durch Erreichtes“. Frauen stünden auf O(h)rgasmus. „Ich liebe Dich“, das schmeichele der weiblichen Seele. „Mollig kann jeder sein, doch wenn Sie richtig fett werden wollen, brauchen Sie einen Therapeuten“, riet der Psychologe. „Wollen Sie zehn Jahre länger leben und dabei zehn Jahre jünger aussehen? Dann zerstören Sie als erstes ihre Waage“, riet er dem amüsierten Publikum. Einen Tag essen, einen Tag fasten, das mache das Essen interessanter. „Und das noch kombiniert mit Sex, welch' ein Erfolg!“ Dass die Veranstalter von der Klinik, mit dem Kabarett-Seminar ins Schwarze trafen, bewies der nicht enden wollende Beifall der Besucher.
Obersteirische Nachrichten, 31.05.2002 Elfi Lukits Bernhard Ludwig im Knittelfelder Kulturhaus Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit Es müsste eigentlich richtiger heißen: Anleitung zur sexuellen Zufriedenheit. Ist es doch das Anliegen des „gelernten Mediziners“, Fehler hilfreich aufzuzeigen, die sich im ehelichen Zusammenleben ergeben - teils den Partnern bewusst, viel öfter aber unbewusst. Gut verpackt in heitere Wortspiele und Sketches ist sich der Zuschauer hinterher dann oft nicht ganz sicher, ob er einen Abend mit Seminarcharakter hat oder einen, bei dem das Kabarettistische im Vorder- grund stand. Angriffe auf die Lachmuskeln startet er jedenfalls pausenlos, der Herr Doktor. Auch wenn er gleich anfangs beteuert, dass er im ganzen Programm keinen einzigen Witz erzählen würde - es sei alles wahr und wissenschaftlich zu belegen. Was im Grunde genommen auch stimmt. Denn die Kommunikationsschwierigkeiten und zwischenmenschlichen Probleme, die da beleuchtet werden, sind ja nicht nur für so ziemlich alle Eheleute allbekannte Tatsachen, sie sind auch alles andere als lustig. Sie aber so an den Mann bzw. an die Frau zu bringen, wie es Bernhard Ludwig vermag, löst vordergründig erst einmal Lachsalven aus, bevor man sich dann auf den Kern der Aussagen besinnt und deren Ernst erkennt. Dabei geht es an diesem Abend ja nicht ausschließlich nur um Sex, sondern auch vor allem um die prinzipiellen Unterschiede zwischen Mann und Frau - sei es in psychischer, sei es in physischer Hinsicht. Denn sie sind es, die sowohl die Wurzel für ein gut oder schlecht funktionierendes Sexualleben, als auch überhaupt für das Zusammenleben darstellen. Ludwig wählt als Metapher zwei unterschiedliche Sterne, von denen die Menschen stammen - die Frauen von der Venus, die Männer vom Mars. Und da gibt es halt leider dann immer Verständnisschwierigkeiten, wenn die einen sich in der Venussprache ausdrücken, die anderen aber in der Marssprache. Hier einen gemeinsamen Nenner, sprich vernünftige Interpretationen für die Aussagen des anderen zu finden, würde zur Zufriedenheit aller wesentlich beitragen. In kluger Weise werden hier aber nicht nur die unterschiedlichsten Schwierigkeiten aufgezeigt, es werden unterschwellig auch spezifische Problemlösungen angeboten. Vor allem im zweiten Teil, in dem die Zuschauer nach Geschlechtern getrennt sitzen müssen und ihre Meinung zu den diversen Geschehnissen und Vorschlägen durch kollektives Summen äußern sollen.
Wer Bernhard Ludwig vor ziemlich genau einem Jahr in Knittelfeld auf der Bühne gesehen hat, der wird vielleicht gefunden haben, dass sich am Programm nicht all zuviel geändert hat. Fans des Alleinunterhalters in dieser Einmann-Show sind aber gerne wiedergekommen und haben sich manchen seiner schon bekannten wohlformulierten „Pointen mit erhobenen Zeigefinger“ nochmals erfreut. Und sie haben vielleicht festgestellt, dass er noch besser, noch spritziger, noch direkter geworden ist. Nach wie vor aber ist vieles in seinem Programm zwar nicht unbedingt für prüde Ohren geeignet, wirkt aber trotzdem nie ordinär. Viel Applaus nötigten dem „Sexualprofessor“ immer wieder kleine Zugaben ab, bevor man ihm nach anstrengenden 2 1/2 Stunden gestattete, sich endlich zu verschieden. Salzburger Nachrichten Gerhard Schwischei Das etwas andere Diätprogramm Sie haben schon unzählige Diätversuche hinter sich? Erfolglos? Aber Sie wollen es weiter versuchen? Bernhard Ludwigs „Anleitungen zum Diätwahnsinn“ beruhen auf Erfahrungen aus langjähriger Arbeit als Psychotherapeut mit Übergewichtigen. Und auf jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die er im ausverkauften SN-Saal mit viel Humor vermittelte. Die Muskeln gehen, das Teil kommt. Auf diese knappe Wahrheit lassen sich viele fehlgeschlagene Diätversuche bringen. Der Psychotherapeut und Kabarettist Bernhard Ludwig weiß, wovon er redet: „Ich habe selbst in meinem Leben schon mindestens 500 Kilogramm zu- und abgenommen.“ Ludwig hat sich umgehört, bei führenden Ernährungsexperten in Deutsch- land oder in den USA, er hat fast zwei Jahrzehnte lang in Bad Tatzmannsdorf mit Herzinfarktpatienten gearbeitet, von denen ein Großteil dazu gezwungen war abzunehmen. Sein komödiantisches Talent, seine Fähigkeit, komplizierte und fundierte Inhalte mit viel Witz und oft tiefsinniger Ironie so zu verpacken, dass sie ausgesprochen unterhaltsam transportiert werden können, machen ihn auf zahlreichen Bühnen quer durch Österreich zu einem vielgefragten Mann. Am Samstagabend räumte Ludwig im mit 300 Besuchern vollgepfropften SN-Saal mit vielen Irrmeinungen, Klischees und Halbwahrheiten im wilden Dickicht unzähliger Diätweisheiten gründlich auf. Und das ganz ohne Zeigefinger. Der wohl größte Fehler in den Diätbüchern (Ludwig: „Sie müssen alle umgeschrieben werden.“) ist, dass man lange den Kohle
hydraten den Schwarzen Peter zuschrieb. (Die SN haben im Schwerpunkt „ Wem die Waage schlägt“ bereits darauf hingewiesen, siehe auch die 10 „goldenen Regeln“ im Kasten unten.) „Man hat wissenschaftliche Untersuchungen aus der Schweinemast direkt auf den Menschen umge- legt. Nun können aber Schweine ganz hervorragend Kohlehydrate in Fett umwandeln. Nur beim Menschen funktioniert das erst über einer Tagesration von 500 Gramm“, erklärt Ludwig. Und die sei kaum zu schaf- fen. Im Gegensatz dazu wird Fett direkt in Fett umgewandelt. Was heißt das aber für die Praxis, wenn man, wie von Ernährungsexperten empfohlen, jetzt seine Nahrung nicht wie bisher aus 40-50% Fett, 20% Eiweiß und 30% Kohlehydraten zusammensetzen soll, sondern nur aus 30% Fett, 20% Eiweiß und mindestens 50% Kohlehydraten? Wie muss man ein- kaufen, kochen, essen? Was heißt zum Beispiel 3,6% Fett i. Tr. in den Angaben auf einem Liter Milch? 3,6% entsprechen 36 Gramm Fett. Ein Gramm Fett hat 9 Kalorien, sind 324 Fettkalorien in einem Liter Milch, der insgesamt 650 Kalorien aufweist. Milch liefert also zu rund 50% Fett- kalorien. Und Ludwig bringt ein weiteres anschauliches Beispiel: Wieviel Semmeln müssen Sie zu einer Burenwurst essen, damit das angestrebte Fett- Kohlehydrat-Verhältnis stimmt? Die verblüffende Antwort: mindestens 12! Für den einzelnen heißt das, er kann oft gar nicht das „versteckte Fett“ in vielen Nahrungsmitteln identifizieren. Ergo verlasse man sich in erster Linie auf ganz einfache Grundregeln, wie Brote wieder dicker, Auflagen dünner, und vor allem mehr Beilagen auf den Teller. Ludwig: „Fett hat keine Sättigungspower. Eine Burenwurst schafft man leicht, eine zweite auch. Aber wieviel Semmeln?“ Und der Seminar-Kabarettist verrät noch ein Diätgeheimnis: Stichwort „flexible Kontrolle“. „Der Nachteil strenger Kontrollen ist, dass man dabei sein Selbstwertgefühl zerstört. Weil niemand in der Lage ist, strikte Vorgaben einzuhalten“, sagt Ludwig. Wenn man jemandem Schokolade verbiete, denke er nur noch an Schokolade. „Und wer einmal die Diät- grenze in seinem Programm überschritten hat, ist frustriert und frisst dann nur umso hemmungsloser.“ Ludwig empfiehlt: „Die Formel ,nie mehr, ich darf nicht' am besten vergessen.“ In der Praxis: Wenn jemand in einer Woche 15 „Halbe“ als Durchschnittswert hat, könnte man „die Woche darauf ja versuchen, nur 15 Seidel zu trinken, vielleicht in einem Riedelglas, mit mehr Genuss“. Sich lösen von fremdgesteuerten Zwängen, einfache, aber umso wirk- samere Kontrolle und vor allem: den Spaß am Essen nicht verlieren. Lud- wigs Diät-Rezepte machen Lust.
Wem die Waage schlägt 10 „goldene Regeln“, die beim Abnehmen Erfolg versprechen 1. Waage wegwerfen Der Bauchumfang (Nabelhöhe) als Maßstab reicht vollkommen aus (Durchschnitts-Soll bei Frauen: unter 90 cm: bei Männern: unter 95 cm). Wer unter Bluthochdruck, leidet, kann als Erfolgskriterium auch sinkende Werte nehmen. Wichtig: Fett abnehmen, Muskeln zunehmen — und das erkennt die „Waage nicht. 2. Ersatz für Kochkurs Als „hypnotische Metapher“ lässt Bernhard Ludwig sein Publikum einen Daumen nach rechts und links bewegen. Der Daumen soll, daran erinnern, zum Beispiel die Brotschneidemaschine wieder dicker zu stellen. Grundregel: Wieder mehr Kohlenhydrate und weniger Fett, sprich weniger Auflagen auf das Brot und wieder größere Beilagen. 3. Auf einem Bein stehen Auf einem Bein zu stehen, verbraucht doppelt so viele Kalorien, weil viel mehr Muskeln beansprucht werden, als auf beiden Beinen. Was Ludwig aber damit sagen will: Ein Minimum-Bewegungsprogramm lässt sich auch verwirklichen, ohne sich zu „verkleiden“ — Beispiel Stiege statt Lift etc. Das wichtigste beim Sport: Spaß, egal ob man laufen, schwimmen, tanzen oder ins Fitnesscenter geht. 4. So trennen Sie richtig Trennkost, wie sie in den Büchern steht, lässt sich wissenschaftlich nicht aufrechterhalten (die meisten Nahrungsmittel enthalten Fett, Kohlen- hydrate „und“ Eiweiß), auch wenn man laut Ludwig mit dieser Methode keine Fehler macht („man isst insgesamt weniger“). Was sollte man aber sinnvoll trennen? Ganz wichtig: Die Flüssigkeit von den Kalorien. Das heißt, decken Sie Ihren Tagesbedarf an Flüssigkeit (2 l im Winter, 3 l im Sommer) mit kalorienfreien Getränken, (Tee, Wasser etc.). Also nicht Alkohol gegen den Durst zum Beispiel. Und Alkohol vom Fett trennen: Alkohol-Kalorien werden sofort im Körper abgebaut, in dieser Zeit wandert das Fett auf direktem Weg in die Speicher. 5. Muskelcoaching Die meiste Bewegung hilft nicht beim Abnehmen, weil nur Zucker aus den Muskelspeichern verbrannt wird. Die Zellen sind nicht auf Fettverbrennung trainiert. Wie können Sie das fördern? Die aufwendige Methode: Marathonlauf, ab dem 6. Kilometer setzt der Fettstoffwechsel ein. Etwas einfacher: An drei aufeinanderfolgenden Abenden das Essen auslassen und am darauffolgenden Morgen, noch
hungrig, ein mildes Bewegungsprogramm starten. Am besten 40 Minuten lang, ganz locker. Schnelles Gehen genügt. Wissenschaftlich noch nicht abgesichert, aber im Tierversuch erfolgreich: Fasttage einschalten, aber nicht mehr als einen, weil ansonsten der Körper auf Sparflamme schaltet. Und wenn man dann wieder isst, legt man nur umso mehr zu. Am besten für die Forcierung des Fettstoffwechsels: eine Zeitlang (zum Beispiel in der Fastenzeit) einen Tag essen, einen Tag fasten, einen Tag essen ... Damit sollen auch Wachstumshormone im Körper stimuliert werden, die lebensverlängernd wirken. 6. Feste Speisen „trinken“ Wie schaut man, dass der Hunger-Sättigungsmechanismus wieder funktioniert? Gandhi sagte, man solle „feste Speisen trinken und flüssige Speisen essen“. Was soviel heißt: Die Verdauung schon im Mund beginnen lassen, keine festen Brocken hinunterschlucken. 7. Neue Tagesroutine Hektik vor allem schon in der Früh vermeiden, lieber fünf Minuten früher Aufstehen, und das in drei Etappen. Mental mit einem positiven Satz (zum Beispiel „Ich freue mich auf...“) Aktiv mit ersten Bewegungen im Bett, mit Strecken, damit der Blutkreislauf in Schwung kommt und beim Aufstehen nicht alles in die Beine sackt Ein langsames Frühstück, also nicht schnell den Zuckerspiegel mit Süßem pushen, sondern sich vielleicht auch an die „gefährliche Übung Müsli“ heranwagen. 8. Streichhölzer für das Ego Training zur Selbstbehauptung, gegen Fremdsteuerung. Motto; Wir essen, was wir wollen. Fünf Streichhölzer einstecken, jedesmal, wenn man ein Essen stehen lässt, ein Streichholz weggeben. Nach fünfmaligem Verzicht sich eine Belohnung gönnen. 9. Schultern schwer Wenn Stress Auslöser für Heißhunger ist, sollte man ein Stressbewälti- gungsprogramm starten. Eine einfache Methode: Einen Punkt auf die Uhr kleben. Jedesmal, wenn man auf die Uhr schaut und den Punkt sieht, eine Kurzentspannung folgen lassen. Etwa so: Formel „Schultern ganz schwer“, ruhig ausatmen und sich sagen: „Ich bin ganz ruhig.“ 10. Orgasmustorte genießen „Schon die Kinder bekommen ständig etwas zu essen, wenn sie schreien.“ Als Erwachsener „belohnt“ man sich dann auch mit Essen, wenn man das
Gefühl hat, zu wenig geliebt zu werden. Ein Rezept für Erwachsene: Unrealistische „Erwartungen“ herunterschrauben, damit es sich mit dem „Erreichten“ einigermaßen deckt. Zum Thema Sex aber bietet Ludwig ohnehin ein eigenes Seminar-Kabarett. Salzburger Nachrichten, 29.07.2002 Gerhard Schwischei Ein Künstler als Therapeut Sexprobleme, Herzinfarktgefahr, Übergewicht Bernhard Ludwig weiß Abhilfe Ein Kabarettist als Therapeut auf der Erfolgsspur. Menschen, denen es immer besser geht, fühlen sich immer schlechter. Derzeit werden in Österreich so viele Psychopharmaka verschrieben wie noch nie zuvor. Womit das zu tun hat? Ganz sicher auch mit den Er- wartungshaltungen in unserer Gesellschaft. Immer schöner, immer toller, immer ausgefallener — was uns Werbung, Fernsehen, Internet oder Zeitgeistmagazine vorgaukeln, hat meist mit der Realität nicht wirklich viel zu tun. Fit ist gut, aber muss es gleich ein Waschbrettbauch sein? Zu viel Gewicht ist schlecht, aber magersüchtige Models auch. Überdrübersex in Film und Pornos mag ja Appetit machen, aber Vorsicht, dass dann auch noch Hausmannskost schmeckt. Bernhard Ludwig, 1999 mit dem österreichischen Kabarettpreis aus- gezeichnet, ist in seinem Selbstverständnis eigentlich gar kein Kabarettist, sondern vielmehr Therapeut. Seit Anfang der neunziger Jahre legt er die Schwachstellen der Österreicher beim Sex und beim Essen bloß. Mit unheimlich viel Humor - denn Lachen löst Verkrampfungen, hilft über die eigenen Unzulänglichkeiten hinweg. Doch Vorsicht: In Ludwigs Semi- narkabaretts bleibt einem das Lachen auch schon einmal im Hals stecken, und man fragt sich: „Sitze ich jetzt in einem Kabarett oder unterziehe ich mich gerade einer Gruppentherapie?“ Ludwig, der mittlerweile Säle und Hallen für 1000 Leute und mehr füllt, trennt seine Zuschauer nach Geschlecht und Beziehungen. Frauen in der einen Saalhälfte, Männer in der anderen, und auch Freundinnen und Freunde dürfen nicht nebeneinander sitzen. Denn nur so funktionieren die interaktiven Spielchen des Kabarett-Therapeuten perfekt Die Zuschauer dürfen nicht klatschen, dafür aber summen. Wenn Bernhard Ludwig dann die Frauen fragt, ob sie beim Sex mit ihrem Partner häufig einen Orgasmus vortäuschen, und es summt wie in einem wild gewordenen Bienenschwarm, dann wird viel gelacht, von der einen Hälfte des begeisterten Publikums herzlich, von der anderen etwas gequält. Für die Frauen ist es ein befreiendes Lachen, und die „tollen Hengste“ werden sanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Bernhard Ludwig kennt
keine Tabus und er reizt den Spielraum in Sachen Sex mit jedem Jahr mehr aus, ohne jedoch jemals schlüpfrig oder geschmacklos zu werden. Nicht zuletzt auch das macht seine „Gruppentherapie“ zur Kunst. Im Herbst wird er im Gasometer in Wien mit einem adaptierten Sexprogramm auftreten, das dann nicht mehr „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“ heißen, sondern frontaler formuliert „Sex -länger, besser, härter“ läuten wird. Die Erwartungen, die in Fernsehen, Medien, in Pornokanälen, von Exhibitionisten in Talk-Shows oder im Internet erzeugt würden, seien die größte Quelle für hohe Unzufriedenheit, sagt Ludwig. „Alle glauben, die Freunde und Bekannten hätten die viel größere Gaudi als sie selbst.“ Lustlosigkeit mache sich vor allem in langfristigen Partnerschaften breit. Jeder Mensch habe seinen eigenen sexuellen Fingerabdruck, der durch Veranlagung, Erziehung und Spuren, die Partner hinterlassen, bestimmt werde. Und der männliche Fingerabdruck sei wieder anders als der weibliche. „Die Kreise zwischen Mann und Frau überschneiden sich“, erklärt Ludwig, „und was bleibt, ist der kleinste gemeinsame Nenner.“ Doch während man am Anfang einer Beziehung noch versuche, sich auch darüber hinaus zu treffen, konzentriere man sich auf längere Sicht gese- hen nur noch auf dieses kleinste Gemeinsame. Sein Ziel sei es nun, diesen gemeinsamen Nenner, wieder auszubauen, die sexuelle Fantasie der Zuschauer anzuregen. „Nach meinem Kabarett verschwinden die Leute so schnell wie nirgendwo sonst“, meint der Massentherapeut amüsiert. Der ausgebildete Psychotherapeut erstellt sein Programm nicht einfach aus dem Bauch heraus, sondern jeder Gag hat meist einen wissenschaftlich abgesicherten Hintergrund. Das macht ihn inhaltlich auch von Psychologen, Psychiatern und Therapeuten nicht angreifbar, im Gegenteil man gesteht ihm große Fachkompetenz zu. Experten bewerten sein Programm zu 80 Prozent als Therapie und zu 20 Prozent als Kabarett. Wenn er gemischtes Publikum am Ende einer Vor- stellung fragt, heißt es meistens 50:50. Er selbst sagt „100 Prozent Therapie.“ Bernhard Ludwig wird es vielleicht schon bald in einer; Fernsehreihe geben, auf CD, Film und im Internet (www.seminarkabarett.com) gibt es ihn ohnehin schon. Wobei er auf seiner Homepage auch individuelle Diätbetreuung anbietet. In Zukunft will er die therapeutische Nach- betreuung im Internet noch weiter ausbauen. Wenn Psychotherapie tatsächlich so lustig sein kann wie beim Wiener Mittfünziger, wäre das womöglich auch ein brauchbares Modell, um insgesamt die anhaltende Scheu der Österreicher vor psychologischer Hilfe zu verringern. In der Schweiz und in Schweden wird Ludwig jedenfalls bereits kopiert.
Neue Vorarlberger Tageszeitung, 05.05.2002 güb Was Sie schon immer über Sex wissen wollten... ......aber nicht zu fragen wagten. Der Kabarettist und Psychoanalytiker Bernhard Ludwig ordinierte am Freitag im Zirkuszelt auf der Rankler Gastra. Die Diskussion in der Redaktion war heftig. Welcher Mitarbeiter ist moralisch derart gefestigt, über Bernhard Ludwigs Auftritt im Rahmen der Festivitäten zum fünfzehnten Geburtstag des Vereins „Altes Kino Rankweil“ zu berichten? Wie nicht anders zu ewarten, fiel die Wahl auf Ihren gutaussehenden Berichterstatter, zweiunddreißig, ledig, ungebun- den, und somit nicht unbedingt Zielgruppe des Psychotherapeuten und Kabarettisten. Dass das wunderschöne und wetterbedingt geprüft wasserdichte Zirkuszelt auf der Rankweiler Gastra ohne größere Werbemaßnahmen schon vor drei Wochen ausverkauft war, ist kein Zufall. Unter Vorarlbergs (weiblicher) Bevölkerung dürfte sich schon herumgesprochen haben, dass Ludwigs „Kabarette“ eine wohltuende Wirkung bis hinein ins Ehegemach entfalten. Der vierundfünfzigjährige Wohlstandsbäuchleinträger betreibt unter dem Deckmantel des Humors nichts anderes als Kurzeit-Massen-Paartherapie. Die durchschnittlichen, somit langjährig verheirateten (oder bereits geschiedenen) und sexuell in der Sackgasse gelandeten Alemannen zur Eheberatung zu überreden, mag wohl ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Das Watzlawik-inspirierte kabarettistische Herantasten über Ausschnitte aus den Programmen Anleitung zum Herzinfarkt“, und die darauf folgende .Anleitung zum Diätwahnsinn“ scheint jedoch die Abwehrmechanismen von Herrn und Frau Vorarlberger außer Kraft zu setzen. Denn im per Summ-Abstimmung demokratisch gewählten zweiten Teil der Vorstellung greift der Karls-Preis-gekrönte Vortragende durchs Hintertürchen die deli- katesten Themen auf. In „Anleitung zum Sex-Frust“ erleben Männlein und Weiblein, durch Weisung des Meisters örtlich streng voneinander getrennt, einen Abend der blauen Wunder. Die Trennung ermöglicht schonungslose Offenheit. Masturbation, vorgetäuschte Orgasmen, Größen- und Zeitprobleme, nichts bleibt ausgespart. Mit Hilfe mathematischer Analysen am Flip-Chart erläutert der Steyrer die moderne Topf-Deckel-Findungs-Problematik. Tabu-Themen Durch die anonyme Summ-Meinungsäußerung in der Menge erfahren Mann und Frau Überraschendes über Tabu-Themen, die im eigenen
Haushalt aus Rücksicht auf „das zarte Pflänzchen der Unschuld“ (Kom- mentar eines Vorarlberger Noch-Nicht-Ehemanns) nicht angesprochen werden. Sie hätten den fünfzigjährigen Herrn neben mir erleben sollen, dessen euphorisches Summen sogar die Biene Maja vor Neid erblassen lassen hätte! Ludwigs Thesen sind allesamt wissenschaftlich fundiert („Im ganzen Programm kommt kein einziger Witz vor“, nachzulesen auf www.seminarkabarett.com), großartig präsentiert und im Vergleich zu gewissen Schalatanen („Tschaka, du kannst es“) ökonomisch erschwinglich. Das begeisterte Publikum war sich am Ende nicht sicher: War es Kabarett oder Therapie? Meine Forderung: Ab sofort auf Krankenschein. Profil, 26.03.2001 Helmut A. Gansterer Ludwig XIX. Über den Kabarettisten Bernhard Ludwig. „Ich weiß es nicht.“ (Bernhard Ludwig) Ich weiß es nicht, wie ich mit dem Kabarettisten Bernhard Ludwig zusammenkam. Das ist seltsam, da ich ihn heute so mag. Es war wohl keine Liebe auf den ersten Blick. Es könnte sein, dass es in jener Zirkustruppe war, die der Vorarlberger Unternehmensberater und Vortrags-Manager Michael Ortner auf Tournee durch Österreich schickte, eine absurde Mischung aus Gauklern, Gecken und ein bis zwei Genies. Hera Lind plagte sich ein bissl, den Superweib-Gedanken auch in Österreich über die Rampe zu swingen. Thomas Bubendorfer war als Extremkletterer und Denker wie immer glaubwürdig mit seiner „Qualität des nächsten Schrittes“. Und ein Vertreter von trend & profil war bestellt, die Natur der Sieger und Verlierer in Richtung Erfolg und Kohle auszuloten. Es war eine fröhliche Truppe. Die Stimmung war gut, über alle sechs Veranstaltungen hinweg. Es gab Cross-over-Fantasie und exotische, neue Freundschaften. Ein bissl peinlich war vielleicht, dass Herr Bernhard Ludwig mit seinem Grenadiermarsch aus Medizin, Psychologie und Übermut zirka den dreizehnfachen Applaus aller anderen erntete. Mit besonderem Grimm erinnere ich mich an Graz. Eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen Österreichs, Angelika Kresch (Firma Remus), die neben mir saß, winselte glücklich und haltlos, als B. Ludwig einen Teil seiner „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“ vortrug. Ich fand ihre Reaktion übertrieben. Sooo gut war er auch wieder nicht.
Es gibt Österreicher, die im Wege des Gewohnheitsrechts davon ausgehen, dass wir logisch und ab ovo so viele großartige Kabarettisten haben - eine Art geokultureller Entgleisung. Tatsächlich haben wir darin die spezifische Dichte eines Urankerns. Kein Land hat nach der EU-Norm- Kennzahl GKPK (Große Kabarettisten pro Kopf) die geringste Chance, uns nahe zu kommen. Da unsere Kabarett-Helden einander nicht überschneiden, ja völlig inkompatibel sind, ist jeder Versuch, eine Rangfolge aufzustellen, sinnlos. Wie soll man z. B. Thomas Maurer und Florian Scheuba, die kürzlich den deutschen Kleinkunst-Preis erhielten, mit Steinhauer und Hader vergleichen? Dies gliche der Frage, ob Stephanie Graf schneller läuft als Franziska van Almsick schwimmt. Der Grund, warum ich Bernhard Ludwig herausstelle, ist die Nützlichkeit seiner Performance. Und das schlechte Gewissen, weil ich ihn lange Zeit für einen Luftikus hielt. Vor Jaren schon erreichte er mit seinem Buch „Anleitung zum Herzinfarkt“ irrwitzige Auflagen. Ich hielt dieses Werk für einen der üblichen infamen Anschläge auf unsere Brieftasche, wie fast alle anderen Sachbücher auch. Eine erste Korrektur musste ich vornehmen, als ich von Ludwig erfuhr, dass er auf der ratlosen Suche nach dem Idealberuf in Bad Tatzmannsdorf tatsächlich der Heilung diente. Eine zweite Korrektur musste ich vornehmen, als ich in der aufregend schönen Weingegend Eisenberg unweit von Oberwart einen deutschen Milliardär traf, der von Bernhard Ludwig ziemlich unkonventionell von einer Klaustrophobie oder Agoraphobie geheilt wurde. Die Unschärfe hat mit der Winzerfamilie Polczer zu tun, die darin Zeuge ist und über den Namen so schweigt wie ich. Was macht man mit einem, der so gut Bescheid weiß über das, was er mit leichter Hand und leichter Gebärde und guter Stimme auf der Bühne bietet? Zunächst beobachtet man ihn noch genauer. Registriert seinen steilen Erfolg. Zuletzt stieg alles progressiv. Die Veranstaltungen sind heute ausnahmslos überbucht. Ludwig hat Plakatierungen verboten, um möglichst wenige zu frustrieren. Unternehmer ordern ihn für Sonderveranstaltungen, um ihren Mitarbeitern Witz und Geist zu bieten. Der ORF entdeckte seine federleichte Art für die „Diät-Serie“. Unvergesslich sein Hinweis, dass Männer mit eingezogenem Bauch weniger wiegen. Dann begreift man beim Wiederhören seiner CDs, dass - wie auch bei anderen guten Kabarettisten - viel vom Text nicht herüberkam, weil schon die Körpersprache so gut war. Auf die Frage, ob er als Sigmund Freud die Frauen verstanden habe, lässt Ludwig mit vollendeter Kraftlosigkeit das Haupt fallen und sagt: „Ich weiß es nicht.“ Ali, wann hat der letzte Österreicher so glaubwürdig gesagt, er wisse etwas nicht.
Jetzt, von der Presse lange Zeit übersehen, fiel er schwerelos nach oben in das Stadium höchster Nachfrage. Nun ist er wahrscheinlich selbst in höchster Gefahr. Vielleicht sollte man ihm zurückgeben, was er positiv gegeben hat, eine Art lässiger Mütterlichkeit. Beispielsweise mit folgenden Ratschlägen: Denk an die Engländer und ihren schönsten Satz: „What's seldom is beautiful.“ Mach dich rarer. Das Gute sollte nie inflationär werden. Denk an Jim Fixx. Er war der Hero der Jogger und ging mitten im Laufen zugrunde. Mach, was dir angenehm ist. Mach, was du spürst und willst. Denk an deine eigenen Theorien und Therapien. Wir haben zwar mehr glänzende Kabarettisten als die ganze Welt zwischen Athen und Zululand, wollen aber trotzdem auf keinen einzigen verzichten. PS: Für Ungebildete und Nichtreisende: Zululand ist korrekt. Die Zulus halten jeden, der ihren stolzen Stammesnamen nennt, für einen Bruder. Umgekehrt halten sie jeden, der Zulu für eine Verletzung hält, für einen Zulu im Sinne der Ungebildeten. Süddeutsche Zeitung, 24.04.1998 Thomas Lochte Overworked and underfucked Anleitung zum Herzinfarkt, Diätwahnsinn & Sexfrust von Bernhard Ludwig Der Mann müsste Kanzlerberater werden, dann sähe es in diesem unserem Lande anders aus: Es gäbe weniger Stressfaktoren und die richtige Menge an Kohlehydraten, selbst unsere Libido käme wieder ins Lot. Der Burgenländer Psychologe mit den Entertainerqualitäten heißt Bernhard Ludwig und hat sich vor fünf Jahren aufgemacht, etwas gegen die allgemeine Verfettung von Körper und Geist auszurichten. „Anleitung zum Herzifarkt, Diätwahnsinn & Sexfrust“ ist das Programm über- schrieben, das er am Mittwoch in der Klinik Höhenried vom Stapel ließ - eine fulminante Mischung aus Seminar, Therapie und Kabarett. Für das schlanke Gedankengut, das Ludwig den restlos begeisterten Zuhörern im wienerischen Sigmund-Freud- Tonfall zu vermitteln versuchte, müsste man normalerweise teures Geld bezahlen - beim Diät- arzt, beim Psychologen, beim Familientherapeuten, oder im Fitness- Center: „Ich bin ein eher wissenschaftlicher Typ“ , sagt der Endfünfziger in aller Unschuld, ehe er daran geht, mit schlüssigen Beweisführungen das Leben seiner Zuhörer auseinander zunehmen. So ein Herzinfarkt sei ja im Grunde nichts anderes als ein echter „Leistungsbeweis“, lästert Ludwig einleitend - auch die statistisch weniger gefährdete Frau könne mit Pille plus Rauchen durchaus „daran arbeiten“,
bei diesem Männerspiel dabei zu sein: „Emanzipation der Koronargefäße“ tauft Ludwig diesen modernen weiblichen Weg. Die Männer haben ihr Fett ohnehin schon weg, von wegen „Friss die Hälfte“ und so: Schwere Störungen im Gehirn sind die Ursache, wenn einer plötzlich radikal zu fasten beginnt oder von heute auf morgen das Rauchen sein lässt und dann erst recht aufgeht wie ein Hefeteig. Die Beobachtungen und psychologischen Schlussfolgerungen, die der Paul- Watzlawik-Epigone da aus 3Ojähriger Praxis zusammengetragen hat, würden jedem Management-Seminar zur Zierde gereichen: „In einer Weight Watcher-Klasse geht's hocherotisch zu,“ weiß Ludwig, „da erscheinen die Leut' irgendwann ohne Ohrringe und ohne Unterwäsche zum Nachwiegen.“ Dass männliche Infarkt-Kandidaten „Ich“ sagen, wenn Sie ihr Auto meinen („Ich parke beim Schloss“), sei nicht nur eine Randnotiz, denn die gleichen Typen sprechen über ihr Sexuaorgan ganz anders: „Er“ heißt es dann, als sei das Teil ein lästiger Untermieter, der morgens auch noch früher aufsteht. Apropos Sexual-Frust: „Overworked und underfucked“ sei der moderne Mensch, so Ludwigs Feststellung. Entweder er ist eine bewegungsarme „Couch Potatoe“ oder von der Sorte, die beim Joggen den Blitz-Infarkt riskiert: „Die san scho tot, bevors’ am Asphalt aufklatsch'n,“ lautet die herzliche Diagnose. Damit's auch wirklich klappt mit dem Herzkasperl, brauche es aber auch noch eine gewisse „Ärgerbereitschaft“: Von der nicht zugeschraubten Zahnpastatube des Partners bis zum bloßen Anblick des Autos(!) eines Menschen, den man partout nicht ausstehen kann, reiche die Angebotspalette. Und dann wäre da noch die „Zeitkrankheit“, jenes Gefühl, immer mehr Dinge in immer kürzerer Zeit erledigen zu müssen: „Stellen Sie sich an der Kassa absichtlich in die langsamere Schlange“, rät Ludwig gelassen, „Sie werden sehen, wie sich ihr subjektives Zeitempfinden verändert.“ Machen wir - wenn wir Zeit haben.
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