Bernhard Ludwig Programme - kabarett.at

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Programme
Bernhard Ludwig
Anleitung zum Herzinfarkt
Überlassen Sie Ihr Herz nicht dem Zufall - organisieren Sie Ihr
persönliches Infarktprogramm. Sie lernen lachen über sich und: Die
Vorteile der Zigarette / Emanzipation der Koronargefäße / Mit Hochdruck
schneller leben / Autofahren für A-Typen / Frei fließende Ärgerbereitschaft
/ Sexualgolf / Rhetorik für Herzkasperl / Ob Joggen wirklich verblödet.

Anleitung zum Diätwahnsinn
Ein Programm, wie Sie nach mühsamer Gewichtsabnahme garantiert
wieder übergewichtig werden. Mollig sein kann jeder, wenn Sie richtig fett
werden wollen, brauchen Sie einen Therapeuten. Sie lernen lachen über
sich und: Wie man Diätopfer züchtet / Wie Sie Ihrem Partner Sexfallen
stellen / Wie Sie sexuelle Zufriedenheit verhindern und damit Streichelfett
fördern / Killerdiäten, die sich bewährt haben.

Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit
Das neue Programm ist aus der „overworked and underfucked“ Forschung
des Herzkabaretts entstanden. Sexuelle Unlust ist trainierbar ! Im Sexual-
healing-Teil werden auch anonym abgegebene Sexualfragen mit der
Technik der provokativen Therapie beantwortet. Das Thema Sexualität
wird explizit und für Kinder ungeeignet abgehandelt. Sie lernen lachen
über sich und: Die Qual der Partnerwahl / Re-Ejaculation / Ersummen der
Kuckucksquote / Heilung von Kleinschwänzigkeit / Zupacken mit dem PC /
Was alle Frauen wollen / Genderlektion: Mars vs. Venus / Länger leben -
besser bumsen.

Best of...
Das Beste aus den drei Programmen.
Leo Lukas meint:“... es ist ein Kabarett ...“
Es soll Kollegen geben, die mit Bernhard Ludwig keine rechte Freude
haben. Manchmal kann man so einen beobachten, wie er, leicht angegilbt
vor Neid, in eine brechend volle Ludwig-Vorstellung linst, um wenige
Minuten später von dannen zu eilen, kopfschüttelnd und immer wieder
denselben Satz lamentierend: „Das ist ja kein Kabarett ... Das ist ja kein
Kabarett ...“
Ist es aber doch, meine Lieben.

Wenn manche Künstler und gewisse Kritiker die sehr schöne, sehr
zeitgenössische und sehr erfrischend offene Kunstform des Kabaretts auf
Gesichterschneiden und Viele-verschiedene-Stimmen-nachmachen
reduzieren wollen, ist das nicht nur schade, sondern auch historisch
falsch. Der Ahnvater aller Kabarettisten, Aristide Bruant, war ein Wirt, der
nicht viel anderes tat als seine Gäste pointiert zu beflegeln. In Bruants
„chat noir“ und den anderen ersten „Cabarets“ traten alle möglichen
seltsamen Vögel auf, Literaten und Chansonniers, frühe Aktionisten und
Performance-Artisten, Kunstpfeifer, Ausdruckstänzerinnen ... Das
französische Wort cabaret bezeichnet ja ursprünglich diese großen
Schüsseln mit den verschiedenen Unterteilungen, für Salate, Mixed Pickles
und andere kleine Gustostückerln - Sie kennen das sicher, und sei es in
der Plastikvariante als „Knabberbox“ vom Hofer (Goldfischli, Brezeln und
diese runden Kümmeldinger, die immer übrig bleiben). Da haben
Bernhard Ludwig und seine Flipchart allemal Platz.

Gutes Kabarett sollte, wenn Sie mich fragen, unterhaltsam, geistreich,
mehrschichtig und originell sein und von einer oder mehreren Personen
mit einer eigenen, eigenständigen, persönlichen Art von Charisma über die
Bühne gebracht werden.

Bernhard Ludwigs Vorträge sind gutes Kabarett.
Und zugleich etwas radikal Neues. Nicht nur, weil er Elemente aus einem
(scheinbar?) ganz anderen Genre, der Verhaltenstherapie, eingebracht
hat, Methoden und Techniken vom Tortendiagramm bis hin zur
Massenhypnose, sondern auch, weil er ein Tabu gebrochen hat, das in den
letzten beiden Jahrzehnten entscheidend stilbildend war: Er hat den
Zeigefinger wieder salonfähig gemacht.
Denn der Zeigefinger war verpönt. Fast jede Art von Kritik war erlaubt,
gewitzelt werden durfte über alles und jeden, auf jedem beliebigen Niveau
(und immer noch eine Lade darunter).

Nicht so Bernhard Ludwig. Der kennt da nix. Ungeniert erklärt er, den
Zeigefinger oder den Filzschreiber sowie die Stimme hoch erhoben, wie
man/frau ein bisschen besser essen, sich gesund erhalten, ja sogar
bumsen könnte. Und das Publikum frisst ihm aus der Hand, stürmt
Vorstellungen, die vier Stunden (!) dauern, zu den unmöglichsten
Terminen stattfinden und fast nur durch Mundpropaganda beworben
werden. Warum? Weil die Leute, glaube ich, des ständigen „Wos soll ma
denn tuan, is eh ollas fia di Fisch“-Gejammers langsam überdrüssig
werden. Weil sie dankbar sind für einen, der, zumindest was eine Handvoll
zentraler Lebensbereiche betrifft, sich traut, Dinge geradeheraus beim
Namen zu nennen und zumindest einige Punkte aufzuzeigen, wo man/frau
sehr wohl etwas tun kann, wo nicht alles sinn- und nutzlos ist.

Immer und immer wieder legen wir Kabarettisten, beispielsweise in
Interviews, großen Wert darauf, nur ja keine Gurus sein zu wollen. Bei
Bernhard Ludwig bin ich mir da nicht so sicher. Und? Schlecht? Der Mann
mit dem Zeigefinger ist vielleicht einfach einen Schritt weiter. Er stellt sich
dieser Gefahr und geht damit, wie ich finde, sehr bewusst und recht
verantwortungsvoll um.

Momentan sieht's jedenfalls nicht so aus, als würde er in die Fußstapfen
eines anderen Unterhaltungskünstlers, des Sience Fiction-Autors L. Ron
Hubbard, treten und eine eigene Religion gründen wollen. Und gegen eine
zukünftige „Ludwig-Schule des Angewandten Kabaretts“ ist ja wohl nichts
einzuwenden.
(Autor: Leo Lukas, Titel „Der Mann mit dem Zeigefinger“)

Mag. Stefan Geyerhofer meint
„... es ist eine Großgruppen - Kurzzeittherapie ...“

Bernhard Ludwigs Seminarkabaretts überschreiten sowohl die Grenzen
des Seminars, als auch jene des Kabaretts. Eigentlich handelt es sich bei
Ludwigs humoristischen Provokationen unserer persönlichen
Unzulänglichkeiten und Merkwürdigkeiten um Psychotherapie:
Großgruppen - Kurzzeittherapie!

Gekonnt nützt er den Humor, um Abwehrmechanismen zu umgehen,
macht es den TeilnehmerInnen (KlientInnen) scheinbar spielerisch leicht,
zu den ältesten Tabus, den peinlichsten Schrammen und Defiziten ihres
Denkens, Tuns und Fühlens vorzudringen, lässt sie ihre persönlichen
„AHA's“ ausdrücken oder auf der eigenen Seife ausrutschen („Hoppala,
ertappt“) und fängt sie gefühlvoll und gekonnt mit Empathie und einem
neuerlichen Lacher auf. So lassen wir uns auch mit den ganz persönlichen
Problemen gerne konfrontieren! Scheinbar nebenbei, und oft in Trance
induzierten Botschaften, bietet Ludwig seinen KlientInnen
(TeilnehmerInnen) Lösungen an und macht so Veränderungen nicht nur
wahrscheinlich, sondern unvermeidlich.......

                                                              Mag. Stefan Geyerhofer
                                          Ads. Prof. Institut f. Systemische Therapie
                                                          Webster University, Vienna
Pressestimmen

Der Standard, 18.07.2000,
Peter Blau

Eine Anleitung zur perfekten Vermarktung
Die Strategien des Seminar-Kabarettisten Bernhard Ludwig
„Eine Therapie, bei der nicht gelacht wird, ist mir suspekt“, sagt Bernhard
Ludwig, der in konsequenter Ausübung seiner Überzeugungen vor sieben
Jahren vom Verhaltenstherapeuten zum Seminar-Kabarettisten reifte.
Hatte er bis dahin seine pointiert-provokativen Vorträge zu den
Themenbereichen Übergewicht und Herzinfarkt vorwiegend als
prophylaktische Fortbildungskurse an Führungskräfte und andere
Risikogruppen verkauft, eröffnete ihm der Schritt auf die
Kleinkunstbühnen ein sehr viel breiter gefächertes und nahezu
unerschöpfliches Patientenfeld.

Vor allem mit seinem jüngsten Programm Anleitung zur sexuellen
Unzufriedenheit und seinem vierstündigen Best of ist er seit Jahren nicht
nur ein Garant für ausverkaufte Kabarett-Lokale, sondern auch ein gern
geladener Gast zu Ärztekongressen im In- und Ausland. „Wenn ein Sänger
auch Bilder malt, dann sagen die Leute, der gehört entweder mehr zu den
Malern oder mehr zu den Sängern. Bei mir ist das so, dass die
Kabarettisten und die Psychotherapeuten sagen: Du gehörst zu uns. Ich
werde von beiden Seiten voll akzeptiert. Das ist mir gelungen - und das ist
geil.“

Dem 52-jährigen Vater von vier Töchtern, der nach Ansicht des
Kabarettisten Leo Lukas „den im Kabarett verpönten Zeigefinger wieder
salonfähig gemacht hat“, wurde unlängst die Wirksamkeit seiner
Großgruppen-Kurzzeittherapien wissenschaftlich bestätigt: Eine von 20

Schweizer Medizinern durchgeführte Studie „Präventive Intervention durch
Seminar-Kabarett?“ attestiert Ludwig, seine Programme seien ein
„erfolgreiches und zukunftsversprechendes Projekt“, dessen „größtes
Potenzial im Bereich der Sensibilisierung und Mobilisierung“ liege.

Die große Nachfrage nach seinen interaktiven Programmen -
„Therapeutische Einstiegsdrogen!“ - veranlasste Bernhard Ludwig
vergangenes Jahr dazu, Mittel und Wege zu suchen, seinen
kabarettistischen Kreuzzug wider die allgemeine Verklemmtheit auch ohne
persönliche Anwesenheitspflicht voranzutreiben.
Erster Schritt: ein interaktiver Kinofilm. „Das klingt eigentlich wie ein
Widerspruch in sich, aber das schön Skurrile an der Geschichte ist, dass
der Film funktioniert, als wäre es live.“ Denn was auf den ersten Blick wie
die simple Aufzeichnung seines Sexfrust-Programms daherkommt,
entpuppt sich als ein - dank ausgeklügelter akustischer Täuschungen -
raffiniertes Spiel mit dem Publikum:

„Das Geheimnis ist, dass durch die Aufnahmetechnik 150 Gespenster im
Saal sitzen. Das hat so noch niemand gemacht. 25 Prozent der Handlung
spielt gewissermaßen im Saal. Das ist das Geile an der Geschichte.“
(Derzeit zu sehen in Linz, Salzburg, Innsbruck.)

Münchner Merkur, 24.04.1998
Inge Beutler

Franchise-System
Auch auf dem Merchandising-Sektor hat Ludwig, dessen Programme
selbstredend auf Video & CD erhältlich sind, mit eigenen Armbanduhr-
Kreationen Hochpreis-Neuland erschlossen. Für Aufsehen in der
Kabarettszene sorgt sein neuester Vorstoß: Er vergibt seine Programme in
einer Art Franchisesystem an andere Vortragende. Interessenten dafür
haben sich bereits in England, Holland und Deutschland gemeldet.

Doch vorerst will Ludwig das von so manchen Kabarett-Kollegen mit
Kopfschütteln quittierte Experiment im eigenen Land überwachen: Ab
Herbst wird Genre-Altmeister I Stangl die Anleitung zur sexuellen
Unzufriedenheit allwöchentlich im Wiener Kabarett Niedermair zum Besten
geben. „Ich will meine Programme von meiner Person trennen“, erklärt
Ludwig. „Mein Vorbild ist ja kein Kabarettist, sondern Dale Carnegie, der
gewissermaßen auch 50 Jahre nach seinem Tod noch Bestseller schreibt
oder seine Seminare führt. Ich möchte eine Firma haben, die mein Werk
auch in Zukunft weiter vermarktet.“

Um seinen Lebensplan zu realisieren, konzentriert sich Bernhard bereits
ganz auf seinen nächsten Coup - den Sprung in die USA: „Ich mache jetzt
einen Crash-Kurs und spiel' das Programm dann auf Englisch, one-to-one
gecoacht von der Berlitz-School. Mein Ziel ist es, im Jahr 2001 am
Broadway oder in Las Vegas aufzutreten.“ Oder passenderweise vielleicht
in der Carnegie-Hall...
Persönliches Infarktprogramm
Bernhard Ludwig gastierte in der Klinik Höhenried
Bernried - Ein einmaliges Experiment versprach Bernhard Ludwig den
Zuhörern in der vollbesetzten Mehrzweckhalle der Klinik Höhenried. Er gab
nicht nur Anleitung zum Herzinfarkt, sondern sprach auch über Diät-
Wahnsinn und Sex-Frust. Mit seinem Seminar-Kabarett nahm der Psycho-
loge, tätig auf dem Gebiet der Rehabilitation und Prophylaxe von
koronaren Erkrankungen, auch sich selbst auf den Arm. Schwer fiel es den
Zuschauern, sich „interaktiv“ zu verhalten und die Gesichtszüge weich und
glatt zu lassen, wie Bernhard Ludwig eingangs forderte. Denn die
Lachmuskeln wurden an diesem Abend arg strapaziert.

„Überlassen Sie ihr Herz nicht dem Zufall, organisieren Sie Ihr
persönliches Infarktprogramm“, riet Bernhard Ludwig den Zuhörern.
Größtes Gewicht sei hier auf das Rauchen gelegt: eine Zigarette erspare
25 Minuten radeln, welch ein Zeitgewinn! Auch Frauen müssten
heutzutage nicht nachstehen, denn durch die Kombination Rauchen und
Pille hätten sie ihre Koronargefäße genügend emanzipiert. Auch geeignet
für den frühzeitigen Infarkt: die „Deutschland-Diät“ (50 Prozent Fett, 20
Prozent Eiweiß und 30 Prozent Kohlehydrate).

„Sexuelle Unlust ist trainierbar“, machte er den Zuhörern Mut. Urlaub
müsse nicht gesund sein. Die Erwartungen an den Partner seien zu hoch
und was dabei herauskommt, bringt Bernhard Ludwig auf einen Nenner:
„Sex-Unzufriedenheit = Erwartetes dividiert durch Erreichtes“. Frauen
stünden auf O(h)rgasmus. „Ich liebe Dich“, das schmeichele der
weiblichen Seele.

„Mollig kann jeder sein, doch wenn Sie richtig fett werden wollen,
brauchen Sie einen Therapeuten“, riet der Psychologe. „Wollen Sie zehn
Jahre länger leben und dabei zehn Jahre jünger aussehen? Dann zerstören
Sie als erstes ihre Waage“, riet er dem amüsierten Publikum. Einen Tag
essen, einen Tag fasten, das mache das Essen interessanter. „Und das
noch kombiniert mit Sex, welch' ein Erfolg!“

Dass die Veranstalter von der Klinik, mit dem Kabarett-Seminar ins
Schwarze trafen, bewies der nicht enden wollende Beifall der Besucher.
Obersteirische Nachrichten, 31.05.2002
Elfi Lukits

Bernhard Ludwig im Knittelfelder Kulturhaus
Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit
Es müsste eigentlich richtiger heißen: Anleitung zur sexuellen
Zufriedenheit. Ist es doch das Anliegen des „gelernten Mediziners“, Fehler
hilfreich aufzuzeigen, die sich im ehelichen Zusammenleben ergeben -
teils den Partnern bewusst, viel öfter aber unbewusst.

Gut verpackt in heitere Wortspiele und Sketches ist sich der Zuschauer
hinterher dann oft nicht ganz sicher, ob er einen Abend mit
Seminarcharakter hat oder einen, bei dem das Kabarettistische im Vorder-
grund stand.

Angriffe auf die Lachmuskeln startet er jedenfalls pausenlos, der Herr
Doktor. Auch wenn er gleich anfangs beteuert, dass er im ganzen
Programm keinen einzigen Witz erzählen würde - es sei alles wahr und
wissenschaftlich zu belegen. Was im Grunde genommen auch stimmt.
Denn die Kommunikationsschwierigkeiten und zwischenmenschlichen
Probleme, die da beleuchtet werden, sind ja nicht nur für so ziemlich alle
Eheleute allbekannte Tatsachen, sie sind auch alles andere als lustig.

Sie aber so an den Mann bzw. an die Frau zu bringen, wie es Bernhard
Ludwig vermag, löst vordergründig erst einmal Lachsalven aus, bevor man
sich dann auf den Kern der Aussagen besinnt und deren Ernst erkennt.
Dabei geht es an diesem Abend ja nicht ausschließlich nur um Sex,
sondern auch vor allem um die prinzipiellen Unterschiede zwischen Mann
und Frau - sei es in psychischer, sei es in physischer Hinsicht. Denn sie
sind es, die sowohl die Wurzel für ein gut oder schlecht funktionierendes
Sexualleben, als auch überhaupt für das Zusammenleben darstellen.
Ludwig wählt als Metapher zwei unterschiedliche Sterne, von denen die
Menschen stammen - die Frauen von der Venus, die Männer vom Mars.

Und da gibt es halt leider dann immer Verständnisschwierigkeiten, wenn
die einen sich in der Venussprache ausdrücken, die anderen aber in der
Marssprache. Hier einen gemeinsamen Nenner, sprich vernünftige
Interpretationen für die Aussagen des anderen zu finden, würde zur
Zufriedenheit aller wesentlich beitragen.

In kluger Weise werden hier aber nicht nur die unterschiedlichsten
Schwierigkeiten aufgezeigt, es werden unterschwellig auch spezifische
Problemlösungen angeboten. Vor allem im zweiten Teil, in dem die
Zuschauer nach Geschlechtern getrennt sitzen müssen und ihre Meinung
zu den diversen Geschehnissen und Vorschlägen durch kollektives
Summen äußern sollen.
Wer Bernhard Ludwig vor ziemlich genau einem Jahr in Knittelfeld auf der
Bühne gesehen hat, der wird vielleicht gefunden haben, dass sich am
Programm nicht all zuviel geändert hat. Fans des Alleinunterhalters in
dieser Einmann-Show sind aber gerne wiedergekommen und haben sich
manchen seiner schon bekannten wohlformulierten „Pointen mit
erhobenen Zeigefinger“ nochmals erfreut. Und sie haben vielleicht
festgestellt, dass er noch besser, noch spritziger, noch direkter geworden
ist.

Nach wie vor aber ist vieles in seinem Programm zwar nicht unbedingt für
prüde Ohren geeignet, wirkt aber trotzdem nie ordinär.

Viel Applaus nötigten dem „Sexualprofessor“ immer wieder kleine
Zugaben ab, bevor man ihm nach anstrengenden 2 1/2 Stunden
gestattete, sich endlich zu verschieden.

Salzburger Nachrichten
Gerhard Schwischei

Das etwas andere Diätprogramm
Sie haben schon unzählige Diätversuche hinter sich? Erfolglos? Aber Sie
wollen es weiter versuchen? Bernhard Ludwigs „Anleitungen zum
Diätwahnsinn“ beruhen auf Erfahrungen aus langjähriger Arbeit als
Psychotherapeut mit Übergewichtigen.

Und auf jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die er im
ausverkauften SN-Saal mit viel Humor vermittelte.

Die Muskeln gehen, das Teil kommt. Auf diese knappe Wahrheit lassen
sich viele fehlgeschlagene Diätversuche bringen. Der Psychotherapeut und
Kabarettist Bernhard Ludwig weiß, wovon er redet: „Ich habe selbst in
meinem Leben schon mindestens 500 Kilogramm zu- und abgenommen.“
Ludwig hat sich umgehört, bei führenden Ernährungsexperten in Deutsch-
land oder in den USA, er hat fast zwei Jahrzehnte lang in Bad
Tatzmannsdorf mit Herzinfarktpatienten gearbeitet, von denen ein Großteil
dazu gezwungen war abzunehmen. Sein komödiantisches Talent, seine
Fähigkeit, komplizierte und fundierte Inhalte mit viel Witz und oft
tiefsinniger Ironie so zu verpacken, dass sie ausgesprochen unterhaltsam
transportiert werden können, machen ihn auf zahlreichen Bühnen quer
durch Österreich zu einem vielgefragten Mann.

Am Samstagabend räumte Ludwig im mit 300 Besuchern vollgepfropften
SN-Saal mit vielen Irrmeinungen, Klischees und Halbwahrheiten im wilden
Dickicht unzähliger Diätweisheiten gründlich auf. Und das ganz ohne
Zeigefinger. Der wohl größte Fehler in den Diätbüchern (Ludwig: „Sie
müssen alle umgeschrieben werden.“) ist, dass man lange den Kohle
hydraten den Schwarzen Peter zuschrieb. (Die SN haben im Schwerpunkt
„ Wem die Waage schlägt“ bereits darauf hingewiesen, siehe auch die 10
„goldenen Regeln“ im Kasten unten.) „Man hat wissenschaftliche
Untersuchungen aus der Schweinemast direkt auf den Menschen umge-
legt. Nun können aber Schweine ganz hervorragend Kohlehydrate in Fett
umwandeln. Nur beim Menschen funktioniert das erst über einer
Tagesration von 500 Gramm“, erklärt Ludwig. Und die sei kaum zu schaf-
fen.

Im Gegensatz dazu wird Fett direkt in Fett umgewandelt. Was heißt das
aber für die Praxis, wenn man, wie von Ernährungsexperten empfohlen,
jetzt seine Nahrung nicht wie bisher aus 40-50% Fett, 20% Eiweiß und
30% Kohlehydraten zusammensetzen soll, sondern nur aus 30% Fett,
20% Eiweiß und mindestens 50% Kohlehydraten? Wie muss man ein-
kaufen, kochen, essen? Was heißt zum Beispiel 3,6% Fett i. Tr. in den
Angaben auf einem Liter Milch? 3,6% entsprechen 36 Gramm Fett. Ein
Gramm Fett hat 9 Kalorien, sind 324 Fettkalorien in einem Liter Milch, der
insgesamt 650 Kalorien aufweist. Milch liefert also zu rund 50% Fett-
kalorien.

Und Ludwig bringt ein weiteres anschauliches Beispiel: Wieviel Semmeln
müssen Sie zu einer Burenwurst essen, damit das angestrebte Fett-
Kohlehydrat-Verhältnis stimmt? Die verblüffende Antwort: mindestens 12!
Für den einzelnen heißt das, er kann oft gar nicht das „versteckte Fett“ in
vielen Nahrungsmitteln identifizieren. Ergo verlasse man sich in erster
Linie auf ganz einfache Grundregeln, wie Brote wieder dicker, Auflagen
dünner, und vor allem mehr Beilagen auf den Teller. Ludwig: „Fett hat
keine Sättigungspower. Eine Burenwurst schafft man leicht, eine zweite
auch. Aber wieviel Semmeln?“

Und der Seminar-Kabarettist verrät noch ein Diätgeheimnis: Stichwort
„flexible Kontrolle“. „Der Nachteil strenger Kontrollen ist, dass man dabei
sein Selbstwertgefühl zerstört. Weil niemand in der Lage ist, strikte
Vorgaben einzuhalten“, sagt Ludwig. Wenn man jemandem Schokolade
verbiete, denke er nur noch an Schokolade. „Und wer einmal die Diät-
grenze in seinem Programm überschritten hat, ist frustriert und frisst
dann nur umso hemmungsloser.“ Ludwig empfiehlt: „Die Formel ,nie
mehr, ich darf nicht' am besten vergessen.“ In der Praxis: Wenn jemand
in einer Woche 15 „Halbe“ als Durchschnittswert hat, könnte man „die
Woche darauf ja versuchen, nur 15 Seidel zu trinken, vielleicht in einem
Riedelglas, mit mehr Genuss“.

Sich lösen von fremdgesteuerten Zwängen, einfache, aber umso wirk-
samere Kontrolle und vor allem: den Spaß am Essen nicht verlieren. Lud-
wigs Diät-Rezepte machen Lust.
Wem die Waage schlägt
10 „goldene Regeln“, die beim Abnehmen Erfolg versprechen

1. Waage wegwerfen
Der Bauchumfang (Nabelhöhe) als Maßstab reicht vollkommen aus
(Durchschnitts-Soll bei Frauen: unter 90 cm: bei Männern: unter 95 cm).
Wer unter Bluthochdruck, leidet, kann als Erfolgskriterium auch sinkende
Werte nehmen. Wichtig: Fett abnehmen, Muskeln zunehmen — und das
erkennt die „Waage nicht.

2. Ersatz für Kochkurs
Als „hypnotische Metapher“ lässt Bernhard Ludwig sein Publikum einen
Daumen nach rechts und links bewegen. Der Daumen soll, daran erinnern,
zum Beispiel die Brotschneidemaschine wieder dicker zu stellen.
Grundregel: Wieder mehr Kohlenhydrate und weniger Fett, sprich weniger
Auflagen auf das Brot und wieder größere Beilagen.

3. Auf einem Bein stehen
Auf einem Bein zu stehen, verbraucht doppelt so viele Kalorien, weil viel
mehr Muskeln beansprucht werden, als auf beiden Beinen. Was Ludwig
aber damit sagen will: Ein Minimum-Bewegungsprogramm lässt sich auch
verwirklichen, ohne sich zu „verkleiden“ — Beispiel Stiege statt Lift etc.
Das wichtigste beim Sport: Spaß, egal ob man laufen, schwimmen, tanzen
oder ins Fitnesscenter geht.

4. So trennen Sie richtig
Trennkost, wie sie in den Büchern steht, lässt sich wissenschaftlich nicht
aufrechterhalten (die meisten Nahrungsmittel enthalten Fett, Kohlen-
hydrate „und“ Eiweiß), auch wenn man laut Ludwig mit dieser Methode
keine Fehler macht („man isst insgesamt weniger“).

Was sollte man aber sinnvoll trennen? Ganz wichtig: Die Flüssigkeit von
den Kalorien. Das heißt, decken Sie Ihren Tagesbedarf an Flüssigkeit (2 l
im Winter, 3 l im Sommer) mit kalorienfreien Getränken, (Tee, Wasser
etc.). Also nicht Alkohol gegen den Durst zum Beispiel. Und Alkohol vom
Fett trennen: Alkohol-Kalorien werden sofort im Körper abgebaut, in
dieser Zeit wandert das Fett auf direktem Weg in die Speicher.

5. Muskelcoaching
Die meiste Bewegung hilft nicht beim Abnehmen, weil nur Zucker aus den
Muskelspeichern verbrannt wird. Die Zellen sind nicht auf Fettverbrennung
trainiert. Wie können Sie das fördern?

Die aufwendige Methode: Marathonlauf, ab dem 6. Kilometer setzt der
Fettstoffwechsel ein. Etwas einfacher: An drei aufeinanderfolgenden
Abenden das Essen auslassen und am darauffolgenden Morgen, noch
hungrig, ein mildes Bewegungsprogramm starten. Am besten 40 Minuten
lang, ganz locker. Schnelles Gehen genügt.

Wissenschaftlich noch nicht abgesichert, aber im Tierversuch erfolgreich:
Fasttage einschalten, aber nicht mehr als einen, weil ansonsten der Körper
auf Sparflamme schaltet. Und wenn man dann wieder isst, legt man nur
umso mehr zu. Am besten für die Forcierung des Fettstoffwechsels: eine
Zeitlang (zum Beispiel in der Fastenzeit) einen Tag essen, einen Tag
fasten, einen Tag essen ... Damit sollen auch Wachstumshormone im
Körper stimuliert werden, die lebensverlängernd wirken.

6. Feste Speisen „trinken“
Wie schaut man, dass der Hunger-Sättigungsmechanismus wieder
funktioniert? Gandhi sagte, man solle „feste Speisen trinken und flüssige
Speisen essen“. Was soviel heißt: Die Verdauung schon im Mund beginnen
lassen, keine festen Brocken hinunterschlucken.

7. Neue Tagesroutine
Hektik vor allem schon in der Früh vermeiden, lieber fünf Minuten früher
Aufstehen, und das in drei Etappen.

Mental mit einem positiven Satz (zum Beispiel „Ich freue mich auf...“)

Aktiv mit ersten Bewegungen im Bett, mit Strecken, damit der
Blutkreislauf in Schwung kommt und beim Aufstehen nicht alles in die
Beine sackt

Ein langsames Frühstück, also nicht schnell den Zuckerspiegel mit Süßem
pushen, sondern sich vielleicht auch an die „gefährliche Übung Müsli“
heranwagen.

8. Streichhölzer für das Ego
Training zur Selbstbehauptung, gegen Fremdsteuerung. Motto; Wir essen,
was wir wollen. Fünf Streichhölzer einstecken, jedesmal, wenn man ein
Essen stehen lässt, ein Streichholz weggeben. Nach fünfmaligem Verzicht
sich eine Belohnung gönnen.

9. Schultern schwer
Wenn Stress Auslöser für Heißhunger ist, sollte man ein Stressbewälti-
gungsprogramm starten. Eine einfache Methode: Einen Punkt auf die Uhr
kleben. Jedesmal, wenn man auf die Uhr schaut und den Punkt sieht, eine
Kurzentspannung folgen lassen. Etwa so: Formel „Schultern ganz schwer“,
ruhig ausatmen und sich sagen: „Ich bin ganz ruhig.“

10. Orgasmustorte genießen
„Schon die Kinder bekommen ständig etwas zu essen, wenn sie schreien.“
Als Erwachsener „belohnt“ man sich dann auch mit Essen, wenn man das
Gefühl hat, zu wenig geliebt zu werden. Ein Rezept für Erwachsene:
Unrealistische „Erwartungen“ herunterschrauben, damit es sich mit dem
„Erreichten“ einigermaßen deckt. Zum Thema Sex aber bietet Ludwig
ohnehin ein eigenes Seminar-Kabarett.

Salzburger Nachrichten, 29.07.2002
Gerhard Schwischei

Ein Künstler als Therapeut
Sexprobleme, Herzinfarktgefahr, Übergewicht
Bernhard Ludwig weiß Abhilfe
Ein Kabarettist als Therapeut auf der Erfolgsspur.
Menschen, denen es immer besser geht, fühlen sich immer schlechter.
Derzeit werden in Österreich so viele Psychopharmaka verschrieben wie
noch nie zuvor. Womit das zu tun hat? Ganz sicher auch mit den Er-
wartungshaltungen in unserer Gesellschaft. Immer schöner, immer toller,
immer ausgefallener — was uns Werbung, Fernsehen, Internet oder
Zeitgeistmagazine vorgaukeln, hat meist mit der Realität nicht wirklich viel
zu tun. Fit ist gut, aber muss es gleich ein Waschbrettbauch sein? Zu viel
Gewicht ist schlecht, aber magersüchtige Models auch. Überdrübersex in
Film und Pornos mag ja Appetit machen, aber Vorsicht, dass dann auch
noch Hausmannskost schmeckt.

Bernhard Ludwig, 1999 mit dem österreichischen Kabarettpreis aus-
gezeichnet, ist in seinem Selbstverständnis eigentlich gar kein Kabarettist,
sondern vielmehr Therapeut. Seit Anfang der neunziger Jahre legt er die
Schwachstellen der Österreicher beim Sex und beim Essen bloß. Mit
unheimlich viel Humor - denn Lachen löst Verkrampfungen, hilft über die
eigenen Unzulänglichkeiten hinweg. Doch Vorsicht: In Ludwigs Semi-
narkabaretts bleibt einem das Lachen auch schon einmal im Hals stecken,
und man fragt sich: „Sitze ich jetzt in einem Kabarett oder unterziehe ich
mich gerade einer Gruppentherapie?“

Ludwig, der mittlerweile Säle und Hallen für 1000 Leute und mehr füllt,
trennt seine Zuschauer nach Geschlecht und Beziehungen. Frauen in der
einen Saalhälfte, Männer in der anderen, und auch Freundinnen und
Freunde dürfen nicht nebeneinander sitzen. Denn nur so funktionieren die
interaktiven Spielchen des Kabarett-Therapeuten perfekt Die Zuschauer
dürfen nicht klatschen, dafür aber summen. Wenn Bernhard Ludwig dann
die Frauen fragt, ob sie beim Sex mit ihrem Partner häufig einen
Orgasmus vortäuschen, und es summt wie in einem wild gewordenen
Bienenschwarm, dann wird viel gelacht, von der einen Hälfte des
begeisterten Publikums herzlich, von der anderen etwas gequält. Für die
Frauen ist es ein befreiendes Lachen, und die „tollen Hengste“ werden
sanft auf den Boden der Realität zurückgeholt. Bernhard Ludwig kennt
keine Tabus und er reizt den Spielraum in Sachen Sex mit jedem Jahr
mehr aus, ohne jedoch jemals schlüpfrig oder geschmacklos zu werden.
Nicht zuletzt auch das macht seine „Gruppentherapie“ zur Kunst. Im
Herbst wird er im Gasometer in Wien mit einem adaptierten Sexprogramm
auftreten, das dann nicht mehr „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“
heißen, sondern frontaler formuliert „Sex -länger, besser, härter“ läuten
wird.

Die Erwartungen, die in Fernsehen, Medien, in Pornokanälen, von
Exhibitionisten in Talk-Shows oder im Internet erzeugt würden, seien die
größte Quelle für hohe Unzufriedenheit, sagt Ludwig. „Alle glauben, die
Freunde und Bekannten hätten die viel größere Gaudi als sie selbst.“
Lustlosigkeit mache sich vor allem in langfristigen Partnerschaften breit.
Jeder Mensch habe seinen eigenen sexuellen Fingerabdruck, der durch
Veranlagung, Erziehung und Spuren, die Partner hinterlassen, bestimmt
werde. Und der männliche Fingerabdruck sei wieder anders als der
weibliche. „Die Kreise zwischen Mann und Frau überschneiden sich“,
erklärt Ludwig, „und was bleibt, ist der kleinste gemeinsame Nenner.“
Doch während man am Anfang einer Beziehung noch versuche, sich auch
darüber hinaus zu treffen, konzentriere man sich auf längere Sicht gese-
hen nur noch auf dieses kleinste Gemeinsame. Sein Ziel sei es nun, diesen
gemeinsamen Nenner, wieder auszubauen, die sexuelle Fantasie der
Zuschauer anzuregen. „Nach meinem Kabarett verschwinden die Leute so
schnell wie nirgendwo sonst“, meint der Massentherapeut amüsiert.

Der ausgebildete Psychotherapeut erstellt sein Programm nicht einfach
aus dem Bauch heraus, sondern jeder Gag hat meist einen
wissenschaftlich abgesicherten Hintergrund. Das macht ihn inhaltlich auch
von Psychologen, Psychiatern und Therapeuten nicht angreifbar, im
Gegenteil man gesteht ihm große Fachkompetenz zu.

Experten bewerten sein Programm zu 80 Prozent als Therapie und zu 20
Prozent als Kabarett. Wenn er gemischtes Publikum am Ende einer Vor-
stellung fragt, heißt es meistens 50:50. Er selbst sagt „100 Prozent
Therapie.“

Bernhard Ludwig wird es vielleicht schon bald in einer; Fernsehreihe
geben, auf CD, Film und im Internet (www.seminarkabarett.com) gibt es
ihn ohnehin schon. Wobei er auf seiner Homepage auch individuelle
Diätbetreuung anbietet. In Zukunft will er die therapeutische Nach-
betreuung im Internet noch weiter ausbauen.
Wenn Psychotherapie tatsächlich so lustig sein kann wie beim Wiener
Mittfünziger, wäre das womöglich auch ein brauchbares Modell, um
insgesamt die anhaltende Scheu der Österreicher vor psychologischer Hilfe
zu verringern. In der Schweiz und in Schweden wird Ludwig jedenfalls
bereits kopiert.
Neue Vorarlberger Tageszeitung, 05.05.2002
güb

Was Sie schon immer über Sex wissen wollten...
......aber nicht zu fragen wagten. Der Kabarettist und Psychoanalytiker
Bernhard Ludwig ordinierte am Freitag im Zirkuszelt auf der Rankler
Gastra.

Die Diskussion in der Redaktion war heftig. Welcher Mitarbeiter ist
moralisch derart gefestigt, über Bernhard Ludwigs Auftritt im Rahmen der
Festivitäten zum fünfzehnten Geburtstag des Vereins „Altes Kino
Rankweil“ zu berichten? Wie nicht anders zu ewarten, fiel die Wahl auf
Ihren gutaussehenden Berichterstatter, zweiunddreißig, ledig, ungebun-
den, und somit nicht unbedingt Zielgruppe des Psychotherapeuten und
Kabarettisten. Dass das wunderschöne und wetterbedingt geprüft
wasserdichte Zirkuszelt auf der Rankweiler Gastra ohne größere
Werbemaßnahmen schon vor drei Wochen ausverkauft war, ist kein Zufall.

Unter Vorarlbergs (weiblicher) Bevölkerung dürfte sich schon
herumgesprochen haben, dass Ludwigs „Kabarette“ eine wohltuende
Wirkung bis hinein ins Ehegemach entfalten. Der vierundfünfzigjährige
Wohlstandsbäuchleinträger betreibt unter dem Deckmantel des Humors
nichts anderes als Kurzeit-Massen-Paartherapie.

Die durchschnittlichen, somit langjährig verheirateten (oder bereits
geschiedenen) und sexuell in der Sackgasse gelandeten Alemannen zur
Eheberatung zu überreden, mag wohl ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Das Watzlawik-inspirierte kabarettistische Herantasten über Ausschnitte

aus den Programmen Anleitung zum Herzinfarkt“, und die darauf folgende
.Anleitung zum Diätwahnsinn“ scheint jedoch die Abwehrmechanismen
von Herrn und Frau Vorarlberger außer Kraft zu setzen. Denn im per
Summ-Abstimmung demokratisch gewählten zweiten Teil der Vorstellung
greift der Karls-Preis-gekrönte Vortragende durchs Hintertürchen die deli-
katesten Themen auf.

In „Anleitung zum Sex-Frust“ erleben Männlein und Weiblein, durch
Weisung des Meisters örtlich streng voneinander getrennt, einen Abend
der blauen Wunder. Die Trennung ermöglicht schonungslose Offenheit.
Masturbation, vorgetäuschte Orgasmen, Größen- und Zeitprobleme, nichts
bleibt ausgespart. Mit Hilfe mathematischer Analysen am Flip-Chart
erläutert der Steyrer die moderne Topf-Deckel-Findungs-Problematik.

Tabu-Themen
Durch die anonyme Summ-Meinungsäußerung in der Menge erfahren
Mann und Frau Überraschendes über Tabu-Themen, die im eigenen
Haushalt aus Rücksicht auf „das zarte Pflänzchen der Unschuld“ (Kom-
mentar eines Vorarlberger Noch-Nicht-Ehemanns) nicht angesprochen
werden. Sie hätten den fünfzigjährigen Herrn neben mir erleben sollen,
dessen euphorisches Summen sogar die Biene Maja vor Neid erblassen
lassen hätte! Ludwigs Thesen sind allesamt wissenschaftlich fundiert („Im
ganzen Programm kommt kein einziger Witz vor“, nachzulesen auf
www.seminarkabarett.com), großartig präsentiert und im Vergleich zu
gewissen Schalatanen („Tschaka, du kannst es“) ökonomisch
erschwinglich. Das begeisterte Publikum war sich am Ende nicht sicher:
War es Kabarett oder Therapie?

Meine Forderung: Ab sofort auf Krankenschein.

Profil, 26.03.2001
Helmut A. Gansterer

Ludwig XIX.
Über den Kabarettisten Bernhard Ludwig.
„Ich weiß es nicht.“ (Bernhard Ludwig)

Ich weiß es nicht, wie ich mit dem Kabarettisten Bernhard Ludwig
zusammenkam. Das ist seltsam, da ich ihn heute so mag. Es war wohl
keine Liebe auf den ersten Blick. Es könnte sein, dass es in jener
Zirkustruppe war, die der Vorarlberger Unternehmensberater und
Vortrags-Manager Michael Ortner auf Tournee durch Österreich schickte,
eine absurde Mischung aus Gauklern, Gecken und ein bis zwei Genies.

Hera Lind plagte sich ein bissl, den Superweib-Gedanken auch in
Österreich über die Rampe zu swingen. Thomas Bubendorfer war als
Extremkletterer und Denker wie immer glaubwürdig mit seiner „Qualität
des nächsten Schrittes“. Und ein Vertreter von trend & profil war bestellt,
die Natur der Sieger und Verlierer in Richtung Erfolg und Kohle
auszuloten.

Es war eine fröhliche Truppe. Die Stimmung war gut, über alle sechs
Veranstaltungen hinweg. Es gab Cross-over-Fantasie und exotische, neue
Freundschaften. Ein bissl peinlich war vielleicht, dass Herr Bernhard
Ludwig mit seinem Grenadiermarsch aus Medizin, Psychologie und
Übermut zirka den dreizehnfachen Applaus aller anderen erntete. Mit
besonderem Grimm erinnere ich mich an Graz. Eine der erfolgreichsten
Unternehmerinnen Österreichs, Angelika Kresch (Firma Remus), die neben
mir saß, winselte glücklich und haltlos, als B. Ludwig einen Teil seiner
„Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“ vortrug. Ich fand ihre Reaktion
übertrieben. Sooo gut war er auch wieder nicht.
Es gibt Österreicher, die im Wege des Gewohnheitsrechts davon
ausgehen, dass wir logisch und ab ovo so viele großartige Kabarettisten
haben - eine Art geokultureller Entgleisung. Tatsächlich haben wir darin
die spezifische Dichte eines Urankerns. Kein Land hat nach der EU-Norm-
Kennzahl GKPK (Große Kabarettisten pro Kopf) die geringste Chance, uns
nahe zu kommen.

Da unsere Kabarett-Helden einander nicht überschneiden, ja völlig
inkompatibel sind, ist jeder Versuch, eine Rangfolge aufzustellen, sinnlos.
Wie soll man z. B. Thomas Maurer und Florian Scheuba, die kürzlich den
deutschen Kleinkunst-Preis erhielten, mit Steinhauer und Hader
vergleichen? Dies gliche der Frage, ob Stephanie Graf schneller läuft als
Franziska van Almsick schwimmt.

Der Grund, warum ich Bernhard Ludwig herausstelle, ist die Nützlichkeit
seiner Performance. Und das schlechte Gewissen, weil ich ihn lange Zeit
für einen Luftikus hielt. Vor Jaren schon erreichte er mit seinem Buch
„Anleitung zum Herzinfarkt“ irrwitzige Auflagen. Ich hielt dieses Werk für
einen der üblichen infamen Anschläge auf unsere Brieftasche, wie fast alle
anderen Sachbücher auch. Eine erste Korrektur musste ich vornehmen,
als ich von Ludwig erfuhr, dass er auf der ratlosen Suche nach dem
Idealberuf in Bad Tatzmannsdorf tatsächlich der Heilung diente. Eine
zweite Korrektur musste ich vornehmen, als ich in der aufregend schönen
Weingegend Eisenberg unweit von Oberwart einen deutschen Milliardär
traf, der von Bernhard Ludwig ziemlich unkonventionell von einer
Klaustrophobie oder Agoraphobie geheilt wurde. Die Unschärfe hat mit der
Winzerfamilie Polczer zu tun, die darin Zeuge ist und über den Namen so
schweigt wie ich.

Was macht man mit einem, der so gut Bescheid weiß über das, was er mit
leichter Hand und leichter Gebärde und guter Stimme auf der Bühne
bietet? Zunächst beobachtet man ihn noch genauer. Registriert seinen
steilen Erfolg. Zuletzt stieg alles progressiv. Die Veranstaltungen sind
heute ausnahmslos überbucht. Ludwig hat Plakatierungen verboten, um
möglichst wenige zu frustrieren. Unternehmer ordern ihn für
Sonderveranstaltungen, um ihren Mitarbeitern Witz und Geist zu bieten.
Der ORF entdeckte seine federleichte Art für die „Diät-Serie“.
Unvergesslich sein Hinweis, dass Männer mit eingezogenem Bauch
weniger wiegen.

Dann begreift man beim Wiederhören seiner CDs, dass - wie auch bei
anderen guten Kabarettisten - viel vom Text nicht herüberkam, weil schon
die Körpersprache so gut war. Auf die Frage, ob er als Sigmund Freud die
Frauen verstanden habe, lässt Ludwig mit vollendeter Kraftlosigkeit das
Haupt fallen und sagt: „Ich weiß es nicht.“ Ali, wann hat der letzte
Österreicher so glaubwürdig gesagt, er wisse etwas nicht.
Jetzt, von der Presse lange Zeit übersehen, fiel er schwerelos nach oben in
das Stadium höchster Nachfrage. Nun ist er wahrscheinlich selbst in
höchster Gefahr. Vielleicht sollte man ihm zurückgeben, was er positiv
gegeben hat, eine Art lässiger Mütterlichkeit. Beispielsweise mit folgenden
Ratschlägen: Denk an die Engländer und ihren schönsten Satz: „What's
seldom is beautiful.“ Mach dich rarer. Das Gute sollte nie inflationär
werden. Denk an Jim Fixx. Er war der Hero der Jogger und ging mitten im
Laufen zugrunde. Mach, was dir angenehm ist. Mach, was du spürst und
willst. Denk an deine eigenen Theorien und Therapien. Wir haben zwar
mehr glänzende Kabarettisten als die ganze Welt zwischen Athen und
Zululand, wollen aber trotzdem auf keinen einzigen verzichten.

PS: Für Ungebildete und Nichtreisende: Zululand ist korrekt. Die Zulus
halten jeden, der ihren stolzen Stammesnamen nennt, für einen Bruder.
Umgekehrt halten sie jeden, der Zulu für eine Verletzung hält, für einen
Zulu im Sinne der Ungebildeten.

Süddeutsche Zeitung, 24.04.1998
Thomas Lochte

Overworked and underfucked
Anleitung zum Herzinfarkt, Diätwahnsinn & Sexfrust
von Bernhard Ludwig
Der Mann müsste Kanzlerberater werden, dann sähe es in diesem
unserem Lande anders aus: Es gäbe weniger Stressfaktoren und die
richtige Menge an Kohlehydraten, selbst unsere Libido käme wieder ins
Lot.

Der Burgenländer Psychologe mit den Entertainerqualitäten heißt
Bernhard Ludwig und hat sich vor fünf Jahren aufgemacht, etwas gegen
die allgemeine Verfettung von Körper und Geist auszurichten. „Anleitung
zum Herzifarkt, Diätwahnsinn & Sexfrust“ ist das Programm über-
schrieben, das er am Mittwoch in der Klinik Höhenried vom Stapel ließ -
eine fulminante Mischung aus Seminar, Therapie und Kabarett.

Für das schlanke Gedankengut, das Ludwig den restlos begeisterten
Zuhörern im wienerischen Sigmund-Freud- Tonfall zu vermitteln
versuchte, müsste man normalerweise teures Geld bezahlen - beim Diät-
arzt, beim Psychologen, beim Familientherapeuten, oder im Fitness-
Center: „Ich bin ein eher wissenschaftlicher Typ“ , sagt der Endfünfziger in
aller Unschuld, ehe er daran geht, mit schlüssigen Beweisführungen das
Leben seiner Zuhörer auseinander zunehmen.

So ein Herzinfarkt sei ja im Grunde nichts anderes als ein echter
„Leistungsbeweis“, lästert Ludwig einleitend - auch die statistisch weniger
gefährdete Frau könne mit Pille plus Rauchen durchaus „daran arbeiten“,
bei diesem Männerspiel dabei zu sein: „Emanzipation der Koronargefäße“
tauft Ludwig diesen modernen weiblichen Weg. Die Männer haben ihr Fett
ohnehin schon weg, von wegen „Friss die Hälfte“ und so: Schwere
Störungen im Gehirn sind die Ursache, wenn einer plötzlich radikal zu
fasten beginnt oder von heute auf morgen das Rauchen sein lässt und
dann erst recht aufgeht wie ein Hefeteig.

Die Beobachtungen und psychologischen Schlussfolgerungen, die der Paul-
Watzlawik-Epigone da aus 3Ojähriger Praxis zusammengetragen hat,
würden jedem Management-Seminar zur Zierde gereichen: „In einer
Weight Watcher-Klasse geht's hocherotisch zu,“ weiß Ludwig, „da
erscheinen die Leut' irgendwann ohne Ohrringe und ohne Unterwäsche
zum Nachwiegen.“ Dass männliche Infarkt-Kandidaten „Ich“ sagen, wenn
Sie ihr Auto meinen („Ich parke beim Schloss“), sei nicht nur eine
Randnotiz, denn die gleichen Typen sprechen über ihr Sexuaorgan ganz
anders: „Er“ heißt es dann, als sei das Teil ein lästiger Untermieter, der
morgens auch noch früher aufsteht.

Apropos Sexual-Frust: „Overworked und underfucked“ sei der moderne
Mensch, so Ludwigs Feststellung. Entweder er ist eine bewegungsarme
„Couch Potatoe“ oder von der Sorte, die beim Joggen den Blitz-Infarkt
riskiert: „Die san scho tot, bevors’ am Asphalt aufklatsch'n,“ lautet die
herzliche Diagnose. Damit's auch wirklich klappt mit dem Herzkasperl,
brauche es aber auch noch eine gewisse „Ärgerbereitschaft“: Von der
nicht zugeschraubten Zahnpastatube des Partners bis zum bloßen Anblick
des Autos(!) eines Menschen, den man partout nicht ausstehen kann,
reiche die Angebotspalette.

Und dann wäre da noch die „Zeitkrankheit“, jenes Gefühl, immer mehr
Dinge in immer kürzerer Zeit erledigen zu müssen: „Stellen Sie sich an
der Kassa absichtlich in die langsamere Schlange“, rät Ludwig gelassen,
„Sie werden sehen, wie sich ihr subjektives Zeitempfinden verändert.“
Machen wir - wenn wir Zeit haben.
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